Chart und Tabellen zum Artikel

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Chart und Tabellen zum Artikel
21.11.2004
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Nachhaltige Verteuerung?
Der Ölpreis hat zuletzt historische Höchststände erreicht. Wie nachhaltig
ist der Preisanstieg – und wie soll man als Anlageberater reagieren?
W
as an den Zapfsäulen dieser Welt
für wenig Freude sorgte, bewirkte
bei den Besitzern von Energieaktien bzw. entsprechenden Fonds im laufendem
Jahr Jubelstimmung. Einen Ölpreis jenseits
der 50-US-Dollar-Marke hatte noch vor einem
Jahr kein Mensch für möglich gehalten. Ende
Oktober kam es zwar infolge der Nachricht,
dass die US-Öllagerbestände überraschend
deutlich um 3,9 Millionen Fass gestiegen waren, zu einer Korrektur, aber noch kurz davor
kursierten in den Medien Befürchtungen, dass
Spekulanten den Ölpreis auf 60 US-Dollar pro
Barrel und mehr treiben könnten.
Als Erklärung für die Ölpreis-Hausse mussten neben Hedgefonds, die in diesem Jahr tatsächlich am Ölmarkt auffällig aktiv waren, die
Nachfrage aus China, die sinkenden Produktionszahlen vieler alter Ölfelder sowie die zu
geringe Neuexplorationstätigkeit herhalten.
Und dabei kamen zuletzt immer mehr Kommentatoren zu dem Schluss, dass sich an diesen Faktoren in nächster Zukunft auch kaum
etwas ändern dürfte.
Etwa 40 Prozent des globalen Energiebedarfs werden durch Öl gedeckt. Die wirtschaftliche und strategische Bedeutung des
schwarzen Goldes ist gewaltig und nimmt
weiter zu – und gleichzeitig nehmen die noch
verfügbaren Ölreserven naturgemäß laufend
ab – jährlich werden derzeit nur noch etwa
drei Milliarden Barrel an neuen Ölvorkommen
entdeckt, bei einem Jahresverbrauch von weltweit mehr als 25 Milliarden Fass. In diesem
Licht ist auch der jüngste Irak-Krieg zu sehen
– immerhin werden unter irakischem Sand die
zweithöchsten Ölreserven der Welt vermutet.
Internationale Schätzungen gehen davon aus,
dass der Ölverbrauch weiterhin um etwa zwei
bis drei Prozent pro Jahr wachsen wird. Parallel dazu sinken einerseits die Reserven, und
andererseits nimmt auch die Qualität der
bestehenden Reserven ab. Schon in den 50er
Jahren hatte man feststellen müssen, dass es
mit zunehmendem Alter der Ölfelder schwieriger und damit teurer wird, das noch vorhandene Öl zu fördern.
Über die Gesamtmenge an Ölreserven kursieren stets unterschiedlichste Zahlen, wobei
jede Quelle aus anderen Gründen falsche bzw.
verzerrte Daten liefert. Als etwa die OPEC
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kurzfristig dramatische Preissprünge zur Folge. Wie der Markt auf derartige Botschaften
reagiert, konnte man Anfang dieses Jahres an
der Kursentwicklung der Royal Dutch/Shell
Group sehen, nachdem die Gesellschaft zugeben musste, dass sie ihre nachgewiesenen
Ölreserven um 20 Prozent bzw. 3,9 Milliarden
Barrel zu hoch angegeben hatte. Ihre potenziellen zukünftigen Einnahmen verringerten
sich dadurch um rund 70 Milliarden US-Dollar, der Kurs der Aktie fiel binnen Stunden um
deutlich mehr als zehn Prozent.
Reserven schmelzen
Mitte der 80er Jahre beschloss, die erlaubten
Förderquoten an die jeweiligen Reserven zu
koppeln, stiegen plötzlich die Reserveschätzungen einzelner Staaten. Eine Schlüsselrolle
kommt hier der Nummer eins unter den Ölförderländern zu. Saudi-Arabien gibt zwar offiziell an, noch genug Öl für Jahrzehnte zu haben, daran werden aber immer häufiger Zweifel geäußert. Sollte sich herausstellen, dass die
Reserveschätzungen zu hoch angesetzt waren,
hätte das aufgrund der Marktpsychologie
UBS Equity Energy Fonds
Quelle: Software Systems
Energieaktienfonds wie der UBS Equity Energy
haben die breiten Indizes in den letzten fünf
Jahren weit hinter sich gelassen.
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FONDS
professionell
In den letzten 40 Jahren wurden weltweit
fast 1000 Milliarden Barrel Öl verbraucht, ungefähr dieselbe Menge soll nach derzeitigem
Wissensstand noch an Reserven verfügbar
sein. Dass diese aber noch einmal 40 Jahre
reichen werden, ist angesichts der Aufbruchstimmung in Ländern wie China oder Indien
wenig wahrscheinlich. Vor allem China erhöht
zusehends den Druck auf fossile Energievorräte. Allein in den ersten acht Monaten 2004
importierte das Land rund 71 Millionen Tonnen Rohöl. Das entspricht einem Zuwachs von
fast 40 Prozent im Jahresvergleich. Gemessen
am Gesamtenergieverbrauch ist China bereits
die Nummer 2 hinter den USA, Indien liegt
auf Platz 5. Was den Mineralölverbrauch betrifft, liegt nur noch Japan zwischen den USA
und China. Hinzu kommt, dass auch die westliche Welt weiterhin steigende Energiemengen
verbraucht. Pessimistische Schätzungen gehen
davon aus, dass es noch in diesem Jahrzehnt
zu echten Engpässen in der weltweiten Ölversorgung kommen könnte. Und es wird dann
keineswegs nur um Treibstoff gehen. Neben
Benzin und Diesel werden ja auch sämtliche
Kunststoffe, viele Pestizide und eine Reihe
anderer Produkte auf Erdölbasis erzeugt.
Gibt es auch Gegenstimmen? Natürlich:
Nach Einschätzung der 1974 gegründeten
Internationalen Energieagentur IEA mit Sitz in
Paris sollten die hohen Ölpreise demnächst
sinken, da die Preise ihrer Meinung nach nicht
mit den Fundamentaldaten übereinstimmen.
Deswegen geht die IEA bis zum Jahr 2030 von
einem durchschnittlichen Rohölpreis von 25
Dollar je Barrel aus, zudem sollen die Energieressourcen bis weit über 2030 ausreichend
sein, um die Nachfrage zu decken. Doch wie
kommt die Agentur zu solchen Werten? „Das
ist einfach zu optimistisch kalkuliert, da die
IEA bei ihren Berechnungen kontinuierlich
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Ölverbrauch in Mio. Tonnen 2003
Energieverbrauch in Mio. Tonnen SKE* 2003
* 1 SKE ist die Wärmeenergie, die in
einem durchschnittlichen Kilogramm
Steinkohle steckt = 7000 kcal.
Der zunehmende Energiehunger der Wachstumsländer China, Brasilien
oder Indien wird die Ölpreise weiter hoch halten.
Gemessen am Gesamtenergieverbrauch (Mio. Tonnen Steinkohleeinheiten) liegt China weltweit bereits an zweiter Stelle.
Überblick Energieaktienfonds (Quelle: FIAP, Stand 30. 10. 2004)
KAG
American Express
Capital Invest
Credit Suisse
DIT Deutscher Inv.Tr
DWS Investment
DWS Investment Lux
Fortis Investments
ING (L) Invest
Invesco GT
Merrill Lynch IM
Nordinvest
Pioneer Investments
Raiffeisen
State Street Banque
Swissca
UBS Fd.M.Switzerland
Fondsname
American Express Global Energy Equities
Capital Invest Energy Stock
Credit Suisse Equity Global Energy A
DIT Energiefonds
DWS-Energiefonds
DWS Invest Energy FC
Fortis L Fund Equ.Energy Europe
ING (L) Invest Energy Cap
Invesco GT Energy A
MLIIF World Energy A EUR
Nordinvest EuropPower
Pioneer Funds Global Energy A EUR
Raiffeisen Energie Aktien A
Balzac Energy Index
Swissca Energy
UBS (CH) Equity Fund Energy
WKN
550668
070657
970297
848185
847413
551811
723735
657661
658697
A0BMA5
979208
766583
068866
588759
930918
970728
Perf. 1 J.
41,62
19,31
39,09
27,87
27,30
29,57
40,54
40,38
47,41
42,86
29,85
25,27
30,90
38,91
25,56
37,44
Perf. 3 J. p. a.
–
-5,91
10,51
1,52
1,10
–
5,36
11,34
20,24
8,03
2,99
–
–
11,38
-0,43
11,05
Perf. 5 J. p. a.
–
–
5,80
4,49
2,65
–
–
5,16
–
–
0,78
–
–
–
–
5,52
Agio
6,00
5,00
5,00
5,00
4,00
–
5,00
5,00
5,25
5,00
1,00
5,00
5,00
5,50
5,00
5,00
Verw.g
1,25
–
1,60
1,35
1,45
0,75
1,50
1,20
1,50
1,75
1,20
1,50
2,00
1,00
1,80
1,80
(Quelle: FIAP, Stand 30. 10. 2004)
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einpendeln werde, und zwar im erwähnten
Bereich zwischen 25 auf 100 US-Dollar. Die
Höchstnotierungen von 100 US-Dollar wären
dabei nach Einschätzung der Credit Suisse
nicht die Regel, sondern die Reaktion auf
besondere Umstände wie politische Krisen
oder erneute Terroranschläge. Für Fondsmanager Burger steht jedenfalls fest, dass das
goldene Zeitalter des billigen Öls vorbei ist,
ein Ölpreis unter 30 US-Dollar sei langfristig
kaum zu realisieren.
Angesichts dieser Perspektiven ergeben
sich für die Investmentpraxis zwei Dinge: Erstens scheint eine Beimischung – möglichst in
einer Phase etwas tieferer Ölpreise – von
spezialisierten Fonds, die in den Energiesektor
investieren, äußerst sinnvoll und im Gegensatz zu anderen Brancheninvestments ver-
gleichsweise risikoarm, und zweitens bietet
sich auch eine Anlage in alternative Energiekonzepte an – letzteres ist jedoch deutlich
riskanter als ein klassisches Energiefondsinvestment. Wem das alles zu riskant ist, der
kann auch einen breiter aufgestellten Fonds,
wie den Global Basics Fund von M&G setzen,
dessen Manager Graham French Energieaktien derzeit übergewichtet.
FP
Alternative-Energie-Fonds im Aufwind
„Grüner Strom“ profitiert von teurem Öl
Bei Ölpreisen um 50 US-Dollar erscheinen die vergleichsweise ineffizienten Energiequellen Licht und Wind plötzlich deutlich attraktiver.
Die dramatischen Ölpreisanstiege helfen nicht
nur den Ölexporteuren, sondern auch den
Anbietern alternativer Energiekonzepte.
Finanzinvestoren sind heute ebenso wie große
Energiekonzerne erstmals bereit, Milliardenbeträge in neue Technologien zu investieren.
Denn mit den steigenden Gas- und Ölpreisen
wird auch Strom teurer, und damit schlägt die
Stunde der erneuerbaren Energiequellen.
Andreas Knörzer, Leiter Sustainable Investment bei der auf nachhaltige Kapitalanlagen
spezialisierten Bank Sarasin & Cie AG, in einem aktuellen Marktkommentar: „Das beschränkte Angebot bei steigender Nachfrage
wird in den kommenden Jahren zu weiter steigenden Rohstoffpreisen führen. Das erhöht die
Chancen und Konkurrenzfähigkeit erneuerbarer Energien.“ Ihren Durchbruch werden die
regenerativen Energien nach Einschätzung der
Sarasin-Analysten dort erleben, wo die erwar-
teten Renditen am höchsten sind. Aller Voraussicht nach wird dies nicht in den dicht be-
Die „Ölkrise“ macht Wind interessant.
Marktnische: Fonds, die in alternative Energien investieren
KNr. AA MG**
ADIG Fund NewPower P EUR
591978 4% 1,30%
Sarasin NewEnergy Fund EUR
581365 5% 1,75%
UBS (Lux) EF-Future Energy EUR (T)
676908 5% 2,04%
Merrill LIIF New Energy A EUR*
E30940 5% 1,75%
Vontobel GT New Power Tech A2 EUR
794740 k.A. 1,65%
SAM Sust. Smart Energy Fd. EUR
LU0175571735 5% 1,80%
* Fonds investiert im US-Dollar-Raum, es erfolgt kein Währungshedge!
Mind.-Inv.
Volumen
6 M.
1 J.
3 J.
500 EUR 14,3 Mio. EUR 4,60% 11,76% -27,82%
1000 EUR 4,6 Mio. EUR 8,74% 30,25% -28,04%
500 EUR
17 Mio. EUR 10,38% 7,91% -33,70%
5000 EUR
56 Mio. USD -5,13% 0,68% -47,46%
1000 EUR
6 Mio. EUR -0,90% 5,21% 7,03%
1000 EUR 5,65 Mio. EUR 0,02% 1,68%
–
**Managementgebühr
New-Energy-Fonds: keineswegs ungefährlich
New-Energy-Fonds wie die hier dargestellten Produkte von Merrill Lynch und
Sarasin konnten zuletzt zwar infolge der
Energiepreisanstiege überdurchschnittliche Zuwächse erzielen, wie ein Blick
auf das Jahr 2002 jedoch zeigt, sind
diese Fonds keineswegs risikoarm.
Eine überraschende Verbilligung des
Ölpreises – etwa infolge einer weltweiten Wirtschaftsflaute – bringt diese
Fonds rasch massiv unter Druck, weil
alternative Energiegewinnungsarten
dann schlagartig unattraktiv werden.
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siedelten, klimatisch eher ungünstigen nördlichen Industriestaaten sein. Als wesentlich effizienter erweisen sich hier Projekte in den
Wachstumsländern Asiens und in Ländern mit
mehr Sonneneinstrahlung, die in zunehmendem Maße auch als Nutzer dieser neuen Energiequellen auftreten. China will etwa den Anteil von alternativen Energien bis zum Jahr
2020 auf 17 Prozent seines Gesamtverbrauchs
steigern.
Auf den Einkaufslisten der Manager der
einschlägigen Fonds stehen Unternehmen aus
der gesamten Wertschöpfungskette im alternativen Energiebereich, angefangen von spezialisierten Ausrüstern bis hin zu konventionellen
Energiekonzernen, die im Bereich der erneuerbaren Energiequellen ausbauen.
Morgenluft wittern nicht nur die Anbieter
der „New-Energy-Fonds“, sondern auch jene
Gesellschaften, die Fonds anbieten, die sich
im schwer zu definierenden Bereich „nachhaltiges Wirtschaften“ tummeln. Nachhaltige
Anlagen bieten nach Einschätzung dieser
Fondsmanager einen strategischen „Hedge“
gegen steigende Rohstoffpreise, indem sie auf
Unternehmen setzen, die ihre Ressourcen effizienter nutzen als ihre Konkurrenten. Christoph Butz von Pictet Sustainable Investment
betont in einem Kommentar, dass man dabei
keineswegs einem reinen Umwelttechnologiefonds das Wort reden muss. Es sei nicht ratsam, ganze Industriezweige aufgrund ihres
grundsätzlich höheren direkten Ressourcenverbrauchs generell unterzugewichten. Besser
sei es, in jeder Branche die ressourceneffizientesten Unternehmen zu identifizieren und zu
kaufen. Dadurch ergibt sich im Idealfall ein
breit über alle europäischen Länder und Branchen diversifizierter „Hedge“ gegen steigende
Energie- und Rohstoffkosten. In den letzten
fünf Jahren konnten sich die „SustainableFonds“ allerdings nicht erkennbar gegenüber
den breiten Marktindizes absetzen.