Hexen, kleine Teufel, Schwererziehbare

Transcrição

Hexen, kleine Teufel, Schwererziehbare
Dieter Richter
Hexen, kleine Teufel, Schwererziehbare
Zur Kulturgeschichte des „bösen Kindes“
Der Herr auf seinem Rößly
Sagt zu der Frau im Schlößly:
„Sinds gute Kind, sinds böse Kind?
Ach liebe Frau, ach sagt geschwind.“
Die Frau, die sagt: „Sehr böse Kind,
Sie folgen Muttern nicht geschwind.“
Da sagt der Herr: „So reit ich heim,
Dergleichen Kinder brauch ich kein,“
Und reit auf seinem Rößly
Weit weit entweg vom Schlößly.
Aus: „Des Knaben Wunderhorn“,
Achim von Arnim/Clemens von Brentano
Der Begriff des bösen Kindes hat in den analytisch-therapeutischen
Wissenschaften der Gegenwart keinen Platz. Auch die aufgeklärte Alltagsrede über
Kinder
kennt
zwar
schwierige,
nervöse,
auffällige,
verhaltensgestörte,
schwererziehbare oder Problemkinder – aber längst keine bösen Kinder mehr.
Anthropologischer und pädagogischer Naivität mag dies als Fortschritt erscheinen
(„Die Geschichte der Kindheit ist ein Alptraum, aus dem wir gerade erst erwachen.“1)
– der Kultur- und Kindheitshistoriker, an die regelmäßig wiederkehrende
Proklamation anbrechender besserer Zeiten gewöhnt, darf Skepsis anmelden. Die
Geschichte der Kindheit ist der jahrhundertelange Versuch der Interpretation der
Erfahrung: Kinder sind anders. Der Prozeß der Kultur als Prozeß der Modellierung
bestimmter individueller und sozialer Standards stellt sich im Rückblick als ein
Prozeß der Ausscheidung dar: was fremd, störend, abweichend ist, muß abgetan
oder zumindest unter Kontrolle gebracht werden. Das exemplarisch Fremde aber ist
das Kind. Kindheit muß, wie Natur, verschwinden, wo Erwachsenheit und Kultur
entstehen sollen. Die Auseinandersetzung mit dem „fremden Kind“ ist daher
Konstitutionsmerkmal der Geschichte der Zivilisation. In den historisch wechselnden
Bildern vom bösen Kind bleibt die Erinnerung an diesen Prozeß lebendig, und es
scheint, als sei das „Problemkind“ von heute nichts anderes als eine neue Maske in
einem alten Spiel, in dem es um die Geschichte von Selbstbewußtwerdung ebenso
wie um Selbstverleugnung geht.
Das Kind als Erbsünde
Für die theologische Anthropologie des Mittelalters lastet schon auf dem
Neugeborenen der Fluch der Erbsünde, die mit Adams und Evas Fall in die Welt
gekommen ist. Auch wenn damit nicht eine besondere Sündhaftigkeit des Kindes,
sondern nur dessen Teilhabe an der allgemeinen Sündhaftigkeit der Menschen
dekretiert wurde, wirkte diese Auffassung jeder Idealisierung der kindlichen Natur
entgegen (wie sie in Bildkunst und Literatur der Spätantike durchaus verbreitet war).
Darüber hinaus muß die Vorstellung vom erbsündebhafteten Kind auch Einfluß
darauf haben, wie man bestimmte Verhaltensweisen von Kindern sah und wie man
Kinder glaubte behandeln zu müssen.
Der Kirchenvater Augustinus hat in seinen „Bekenntnissen“ den Grundstein
für diese Auffassung von der bösen, da sündebeladenen Natur des kleinen Kindes
gelegt und im Rückblick auf die eigene Kindheit zu erklären gesucht: „Wer macht der
Sünde meiner Kindheit mich gedenk? Ist vor Dir noch keiner rein von Sünde, auch
das Kind nicht, das nur einen Tag lang auf der Welt ist. Wer macht ihrer mich
gedenk? Nicht schon jedes kleine Kindlein, an dem ich sehe, was ich von mir selber
nicht mehr weiß?“ Schon der Säugling an der Mutterbrust – für spätere Generationen
Symbol der Harmonie – ist so für Augustinus Urbild der menschlichen Bosheit: „Ich
selber sah einen eifersüchtigen Kleinen und machte meine Erfahrungen an ihm:
noch konnte er nicht sprechen, aber bleich, mit bitterbösem Blick, schaute er auf
seinen Milchbruder hin. Wer kennt das nicht?“2
Um die Frage nach der moralischen Natur des Neugeborenen ging es im
Streit um die Kindertaufe, die die alte Kirche lange Zeit beschäftigte. Befürworter wie
Origenes wiesen darauf hin, daß auch dem Kind die Unreinheit der menschlichen
Abstammung anhafte, und daher schon die Kleinen des reinigenden Bades
bedürften, „damit durch das Sakrament der Taufe der Schmutz der Geburt abgetan
werde“3. Diese Auffassung setzte sich schließlich durch; die Vorstellung vom
„unschuldigen Kindesalter“ (Tertullian), die in den ersten christlichen Jahrhunderten
verbreitet war, wurde im 5. Jahrhundert als pelagianische Häresie verurteilt.4 Die
Amtskirche hatte sich jetzt grundsätzlich für die böse fleischliche Natur des
Neugeborenen entschieden; ungetauft gestorbene Kinder mußten später einen Platz
in der Vorhölle einnehmen.
Die christliche Vorstellung von der natürlichen Verdorbenheit der kindlichen
Natur – „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend
auf“ (1. Mose 8,21) – blieb eines der prägenden Momente abendländischer
Anthropologie und Erziehungstheorie. Sie entwickelte sich in Wechselwirkung und
unterschiedlicher Vermischung mit der anderen, ebenfalls christlichen Idee von der
Verehrung des Kindes, die alte mythologische Wurzeln hat und seit dem späten
Mittelalter eine immer größere Rolle spielte.5 Von einem tiefsitzenden Misstrauen
gegenüber der Kindesnatur waren auch protestantische Erziehungskonzepte der
frühen Neuzeit begleitet, in denen kindliche Eigenwertigkeit, wie bei Luther,
durchaus in den Blick kam.6
Im protestantischen Erbauungsschrifttum spielte dann der Gedanke vom
bösen Kind eine große Rolle – geradezu lustvoll malt Johann Arndt in seinen
vielgelesenen „Büchern vom wahren Christentum“ (1609) das, wie Arndt sagt,
„Satans-Bild“ vom Kind: „Sehet ein kleines Kind an, wie sich von Mutterliebe an die
böse Unart in ihm regt, sonderlich aber der eigene Wille und Ungehorsam; und wenn
es ein wenig erwächset, bricht hervor die angeborne eigene Liebe, eigene Ehre,
eigen Lob, eigene Rache, Lügen und dergleichen. Bald bricht hervor Hoffarth, Stolz,
Hochmuth, Gotteslästerung, Fluchen, Schwören, böses Wünschen, Lügen und
Trügen, Verachtung Gottes und seines Worts, Verachtung der Eltern und Obrigkeit.
Es bricht hervor Zorn, Zank, Haß, Neid, Feindschaft, Rachgierigkeit, Blutvergießen
und alle Greuel ... Wer hätte nun anfänglich gemeinet, daß in einem so kleinen,
schwachen und blöden Kinde ein solcher Wust aller Laster, ein so verzweifelt böses
Herz, ein solcher gräulicher Wurm und Basiliske verborgen gelegen wäre?“7
Die Pädagogik des Pietismus konnte hier anküpfen: Den Kindern muß der
Eigenwille gebrochen werden, heißt es bei August Hermann Francke.8 (Die
Vorstellung vom bösen Eigenwillen des Kindes wirkte in nicht-religiösen
Zusammenhängen weiter – man denke an das Grimmsche Märchen „Das
eigensinnige
Kind“!)
Und
selbst
Zinzendorf,
der
doch
vom
Ideal
der
„Kinderhaftigkeit“ schwärmte, war überzeugt: „Was die Unschuld unserer Kinder
anlangt, so dringe ich aus allen Kräften darauf, daß wir doch ja recht bedenken, daß
unsere Kinder, auch die besten, doch gefallene Menschen sind. Und wenn ihnen auch
niemand etwas Böses beybringt, so liegt doch das Böse in ihrer Natur.“9
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mehrten sich, im Zeichen von
Rousseau-Rezeption und Philantropismus die Stimmen der Kritik an diesem Bild
vom Kind auch in theologischen Kreisen. Lavater notiert 1772 nach dem Besuch
eines kleinen Mädchens („Die kleine Unschuld und Liebe!“) im Zürcher Pfarrhaus in
seinem Tagebuch: „Wer hat je ein Kind auf seinen Arm nehmen und den
Greuelgedanken, den ich einmal in einer Predigt!!! hörte, ertragen können: Die
kleinen Kinder sind eine Behausung des Teufels.“10 Und in Salzmanns
Erziehungsroman „Konrad Kiefer“: „Es gibt eine Erbsünde, eine Neigung zum Bösen
und Abneigung vom Guten, die die Kinder von ihren Eltern bekommen; sie wird ihnen
aber nicht sowohl angeboren als – anerzogen.“11Das böse Kind ist jetzt die Frucht
falscher Erziehung.
Teufelssohn und Wechselbalg
Kindheit, der Zustand des Fremden und des Unfertigen, war für die populäre
Religiosität
des
Mittelalters
ein
besonderer
Schauplatz
ebenso
göttlicher
Wunderwirkungen wie teuflischer Machenschaften. Vor allem hinter den ungetauften
Kindern, so glaubte man, ist der Teufel her: „So danne daz kint geborn wirt, dennoch
keret er allen sinen fliz dar an und alle sin sinne, wie daz kint an toufe (= ohne Taufe)
sterbe“, predigte der Franziskaner Berthold von Regensburg im 13. Jahrhundert,12
und lange Zeit spielten die Abwehrpraktiken zum Schutz des Neugeborenen im
Volksglauben eine große Rolle.13 Besonderen Einfluß hat der Teufel bei einem ihm
versprochenen oder gar mit ihm gezeugten Kind. Die mittelalterliche Legende von
„Robert dem Teufel“ 14 erzählt von der Frau, die kein Kind bekommt, daher die Hilfe
des Teufels in Anspruch nimmt und ihm das zu erwartende Kind verspricht (in
anderen Fassungen wird dem Teufel ein Kind versprochen, das trotz eines
Keuschheitsgelübdes empfangen wurde). Der „Teufelssohn“, kaum geboren, schreit
Tag und Nacht, zerbeißt der Amme die Brüste und zeichnet sich überhaupt schon als
Säugling durch unerklärliche Boshaftigkeit aus; nachdem er später das Geheimnis
seiner Zeugung erfahren hat, tut er bei einem Einsiedler Buße oder er wird durch
das Eingreifen der Gottesmutter gerettet. In anderen Erzählungen entbrennt der
Kampf zwischen dem Teufel und Maria schon an der Wiege des Kindes. ...15
Noch stärker in der populären Mentalität verhaftet war die Vorstellung vom
Wechselbalg, enfant changé. Es geht dabei darum, daß der Teufel heimlich ein
neugeborenes Kind aus der Wiege entführt und an seiner Stelle ein fremdes
Dämonenkind zurücklässt.16 (Maurice Sendak hat in seinem hintergründigen
Bilderbuch „Als Papa fort war“ das Thema wieder aufgegriffen.17) Der Wechselbalg
ist hässlich und böse, er schreit Tag und Nacht und läßt den Eltern keine Ruhe, er
trinkt gierig, ohne je satt zu werden oder zu wachsen (er „saugt die Mutter aus“, daß
sie nicht mehr stillen kann, heißt es), er kann missgestaltet oder verkrüppelt sein
oder andere körperliche oder geistige Defekte haben. Martin Luther hat ein solches
„Wechselkind“ in Dessau gesehen, „welches zwölf Jahr alt war, seine Augen und alle
Sinne hatte, daß man meinete, es wäre ein recht Kind. Dasselbige thät nichts, denn
daß es nur fraß, und zwar so viel als irgends vier Bauern oder Drescher. Es fraß
schiß und seichte, und wenn mans angriff, so schrie es. Wenns übel im Haus zuging,
daß Schade geschah, so lachete es und war fröhlich; gings aber wol zu, so weinete
es.“18
In der verbreiteten Angst vor dem Wechselbalg drückt sich in sehr naiver
Form ein sehr komplizierter Sachverhalt aus: daß Eltern Schwierigkeiten haben, das
Fremde am eigenen Kind als Eigenes zu akzeptieren. Die Bosheit, die Aggressivität,
die Körperfehler, kurz alle unerwünschten und ungeliebten Eigenschaften des
Kindes werden einem dämonischen fremden Erzeuger angelastet. Die Verzweiflung
des „Das kann doch nicht mein Kind sein!“ findet im Bild vom Wechselbalg ihren
frühen populären Ausdruck.
Zugleich geht es in den „Wechselbalg“-Geschichten um magische Versuche
der Wiederherstellung der „Eigenen“: Immer wieder ist von oft sehr grausamen
Praktiken die Rede, um den „Kindertausch“ rückgängig zu machen. Vermutete
Wechselbälger werden in kaltes Wasser getaucht, mit Nadeln gestochen oder
zeitweise im Wald ausgesetzt, um ihrer wahren Natur sicher zu werden oder die
Dämonen zur Rücknahme zu bewegen. Luther empfahl die Tötung des oben
erwähnten zwölfjährigen Dessauer Teufelskindes, da es nur eine massa carnis, ein
Stück Fleisch ohne Seele sei. ...
Hexenkinder
„Nach Ausweisung der Acten, ist hierauf den Gerichten die Untersuchung
anbefohlen, die Dirne ist zum Verhaft gebracht, hat geläugnet, ist gefoltert, hat
bekannt, und ist endlich am 27. April 1676, nachdem Pastor Polichius sie zum
seeligen Ende sattsam vorbereitet, zu Hagenow in Meklenburg in Gottes Namen
verbrannt worden, ihres Alters im 16ten Jahre.“19
„Hänschen ward auf die Folter gelegt, da er gutwillig nichts erklären wollte,
und da gestand er: Geister hätten ihn diese Künste gelehret. Man hieng ihn an den
Galgen, damit er durch seinen Umgang mit den Geistern keinen weiteren Schaden
anrichten möchte“ (Sundhausen in Thüringen, Anfang 16. Jahrhundert).20
Berichte über „Hexenkinder“ – Kinder, die sich der Zauberei verdächtig
gemacht hatten, angeklagt, gefoltert, verurteilt und nicht selten hingerichtet wurden
– finden sich verstreut in zahlreichen Prozessakten und Zeitungsberichten der
frühen Neuzeit. Auch in mündlicher Erzählüberlieferung scheint sich die Erinnerung
an solche Fälle gehalten zu haben. Aber während das Thema der (weiblichen) Hexe
seit einiger Zeit in der historischen und kulturwissenschaftlichen Diskussion eine
große Resonanz gefunden und zu zahlreichen Theorien geführt hat, ist das Material
zum Thema Hexenkind praktisch unerschlossen, von historischem Verstehen kann
noch keine Rede sein.21 Nach den mir bekannten Zeugnissen scheint eine
geschlechtsspezifische Deutung des Phänomens ... auszuscheiden: Hexenkinder sind
Mädchen ebenso wie Jungen. Das nötigt dazu, nach einer kindheitsspezifischen
Deutung zu suchen. Sieht man sich die gegen die Hexenkinder erhobenen Vorwürfe
an, so kommen dabei zwar zunächst Dinge in den Blick , die auch „erwachsene“
Angeklagte betreffen, so vor allem der immer wieder erhobene Vorwurf des
Schadenszaubers. Auch ist von Verführung der Kinder durch (erwachsene weibliche)
Hexen die Rede. Daneben gibt es aber Berichte, die von spezifischen Aktivitäten von
Kindergruppen oder Kinderbanden sprechen. Aufschlussreich ist etwa der Bericht,
den Dieffenbach22 über die Vorfälle im fränkischen Wertheim gibt, wo 1634 eine
regelrechte Hexenkinder-„Epidemie“ ausbrach, von der 22 Knaben und sechs
Mädchen im Alter von fünf bis zehn Jahren „angesteckt“ waren: Schulmeister und
„fromme ehrliche Eltern“ hatten Kunde davon bekommen, daß sich die Kinder
heimlich auf einem Dachboden versammelt, dort Hochzeit gespielt, getanzt und
andere unziemliche Dinge getrieben hätten; gewisse Geschichten sollen dort erzählt
und lästerliche Verse gesprochen worden sein, wie zum Beispiel der Teufelsvers „Ich
stehe allhier auf dem Mist! Und verschwöre den Herrn Jesus Christ.“23 Verhöre
durch Geistliche und Lehrer fanden daraufhin statt, es ging um die Frage, wer wohl
die Kinder „verführt“ habe; die Kinder gestanden, bei ihrem Treffen sei ein alter Hirte
dabei gewesen, sie beschuldigten sich gegenseitig, von diesem oder jenem anderen
Kind verführt worden zu sein und bekannten schließlich die altbekannten
Sachverhalte: daß sie Schnecken, Raupen und Mücken gemacht, eine Kindesleiche
ausgegraben und daraus Hexensalben hergestellt hätten, daß sie Ausfahrten
unternommen hätten und wie die „Bekenntnisse“ in einem zeitgenössisch
hexereischwangeren Milieu notwendigerweise lauten mussten.
Das Auftauchen von Lehrern, Geistlichen und „ehrlichen Eltern“ in diesem
Bericht ist bezeichnend. Vermutlich liegen dem inkriminierten Verhalten der Kinder
Praktiken
zugrunde,
wie
sie
für
traditionelle
Formen
der
popularen
Kinderöffentlichkeit typisch (wenngleich kaum historisch aufgearbeitet) sind:
Zusammenrottung von Kindern, Ausfahrten, erotische Spiele, Hochzeitsspiele,
religiöse Travestien, Imitationen von Erwachsenenritualen. An einem bestimmten
Punkt in der Zivilisationsgeschichte und des Erwachsenen-Kind-Verhältnisses
kommen – so scheint es – diese subkulturellen Formen von Kinderöffentlichkeit in
Verruf und werden dem Bereich des Hexenhaften zugeordnet.
Ein Wandel der Wahrnehmung des Hexenkindes kommt in neueren
literarischen Bearbeitungen des Stoffes zum Ausdruck. Hier ist vor allem die
Geschichte vom „Meretlein“ zu nennen, die Gottfried Keller in seinem Roman „Der
grüne Heinrich“ (I,5) erzählt. Das böse Kind, das am Ende einen grausamen, vom
Pfarrer an ihm exerzierten Erziehungsprozeß zum Opfer fällt, fasziniert hier duch
seine Nähe zu einer Natur, die als ursprünglich, unberechenbar und „heidnisch“
empfunden wird, stellt sie doch die Ordnung der Zivilisation und das Programm der
Persönlichkeitsbildung
in
Frage.
Kellers
Meretlein-Porträt
gehört
in
den
Zusammenhang des romantischen Kindheitsbildes vom faszinierend-bedrohlichen
„Natur-Kind“, wie es uns bereits in Goethes „Mignon“-Figur begegnet. Auch die
sensitiven Kinder der neuromantischen Literatur der Zeit um 1900 können sich durch
Affinität zu einer übersinnlichen, den Erwachsenen unheimlichen Realität
auszeichnen – wie Flora und Miles in Henry James’ Novelle „The Turn of the Screw“
(1898). Auch hier bleiben Kinder am Ende auf der Strecke, werden Opfer
erwachsener „Fürsorge“. ...
Das Kind – Inbegriff der Torheit
In die lange „Negativliste“ der Kindheitsbilder gehört auch die Auffassung vom Kind
als Inbegriff der Torheit – eine Auffassung, die vor allem im literarischen und
gelehrten Bereich der frühen Neuzeit ihre Spuren hinterlassen hat. Die Kindheit galt
als Zeit der Unreife – das Mittelhochdeutsch setzt alt und wis [=weise] ebenso in eins
wie junc und tump. In der barocken Emblematik kommen Kinder und kindliche
Tätigkeiten durch die Bank schlecht weg. „Kind, Tor und Narr vor einem Fürsten“ –
das Emblem lehrt: „Narren soll man nur Unwichtiges anvertrauen“.24 „Luna führt
einen Knaben an der Hand“ bedeutet: „Kinder sind unbeständig wie der Mond“.25 Und
„spielende Kinder“ symbolisieren „Menschliche Torheit in der Sorge um irdische
Dinge“.26 Vor allem das spielende Kind ist in der Lehrliteratur und der Ikonographie
der frühen Neuzeit negativ besetzt – es steht für eitles, unnützes, lächerliches Tun.
Vermutlich ist Brueghels berühmtes „Kinderspiele“-Bild in diesem Kontext zu
verstehen.
Handfestere Vorwürfe gegen Kinder finden sich im Bericht der „Lebensalter“Beschreibungen. Zu den geradezu stereotypen Bildern vom „Alter“ gehört, daß man
„der Kinder Spott“ geworden sei ...27 „Die Kinder spotten mein nun schier“ heißt es in
Oswald von Wolkensteins lyrischer Klage über die Gebrechen des Alters28 - und bis
zu dem Grimmschen Märchen „Die Lebenszeit“ taucht das Motiv immer wieder auf.
Die Kinder verspotten die alten Leute, sie verfolgen sie auf den Straßen, bewerfen sie
mit Steinen – schwer zu sagen, wie weit die Vorwürfe „realhistorisch“ zutrafen. Auf
jeden Fall gehören sie in die Topik des „Generationenhasses“ (dessen Geschichte
erst noch zu schreiben wäre).
Die widerspenstigen Kinder
Im Prozeß der Aufklärung tritt eine neue Spezies von bösen Kindern auf den Plan.
Eine Bewegung, die – wie der pädagogische Reformoptimismus des 18. und 19.
Jahrhunderts – davon überzeugt war, daß in der Menschenbrust die Keime des Guten
schlummern und daß es die Aufgabe von Erziehung sei, diese Keime zur Entfaltung
zu bringen, konnte selbstbewußt das böse Kind als das „noch nicht erzogene“ Kind
definieren und damit als tendenziell eliminierbar erklären. Das Paradox besteht
allerdings darin, daß als Konsequenz eines pädagogischen Programms, wonach das
„Experiment der Erziehung“ darin bestehe, „daß die Natur einen Schritt näher zur
Vollkommenheit tue“ (Immanuel Kant)29, der Katalog der Unvollkommenheiten der
„Zöglinge“ immer länger und immer differenzierter wird. Aus keiner Zeit gibt es so
viele und so farbige Darstellungen böser Kinder wie aus der Frühzeit der
pädagogischen Aufklärung.30 Neue Gattungen der Kinder- und Jugendliteratur – so
vor allem die moralische Beispielerzählung, aber auch Kindergedichte und
Bildgeschichten – gewinnen mit den Portraits böser Kinder Kontur. Wir hören von
den ungestümen Kindern, die sich Hals und Bein brechen; von den sorglosen, die mit
Feuer spielen und dann lichterloh brennen; von den waghalsigen, die aufs Eis gehen
und einbrechen; von den verstockten, die ihre Medizin nicht einnehmen und dann
sterben müssen; von den furchtsamen, denen der Schrecken die Glieder lähmt; von
den naschhaften, die sich an Tollkirschen vergiften; von den ungehorsamen, die
erhitzt trinken und krank werden; von den Nesträubern, die vom Baum stürzen; von
den Tierquälern, die von bösen Hunden gebissen werden und von vielen, vielen
anderen.
Die Strafen, die die bösen Kinder ereilen, sollen im Programm der
pädagogischen Aufklärung als Konsequenzen des eigenen Tuns erscheinen ...;
daneben spielen immer noch die alten „metaphysischen“ Kinderschreck-Figuren
(Kinderfresser, Kinderräuber, Krampus etc.) eine große Rolle. (In den bis heute
populären „Struwwelpeter“-Geschichten finden sich beide Formen der Bestrafung
des bösen Kindes nebeneinander.)
Nach dem Muster „Jung gewohnt, ist alt getan“ muß, wenn nicht vorgebeugt
wird, in diesen Geschichten aus dem bösen Kind der böse Erwachsene werden:
Als Knabe wühlt er seine Wuth
Nur in dem armen Thiere Blut.
Doch jung gewohnt, ist alt gethan
Blutdürstig war er noch als Mann.
Wie einstens Thiere, mordet er
Nun Menschen – Kinder, sehet her:
Dort glänzt beym falben Mondenlicht
Sein Schädel nun am Hochgericht.31
Dergestalt als abschreckendes Beispiel vorgestellt, sollen die bösen Kinder den
guten zur Lehre dienen (Vermutlich haben die guten mit den bösen sympathisiert,
wenn auch nur in ihren heimlichen Lektürephantasien.)
Erst später darf „sympathy for the (little) devil“ sich auch offen artikulieren.
Wilhelm Buschs böse Kinder erliegen zwar noch den grotesken Bestrafungsritualen
der Erwachsenengesellschaft; aber liebevoll und witzig porträtiert, halten sie doch
der Gesellschaft der Spießer einen Spiegel vor, in dem sich diese nur noch als
Karikatur erkennen kann. Im 20. Jahrhundert kündigt sich dann in den Gedichten von
Joachim Ringelnatz ... und bei Bertolt Brecht die Revolte der bösen Kleinen gegen
die guten Großen an. In der antiautoritären Bewegung der Zeit nach 1967 wurde
dann, zum vorläufig letzten Mal, das „böse“ Kind zum eigentlich „besseren“ Kind
erklärt: Freche, unsaubere, aggressive Kinder traten zum Sturm gegen das
Establishment der angepassten, verklemmten und autoritär fixierten Erwachsenen
an.
Kinder als geborene Verbrecher
Eine leidenschaftliche Debatte um böse Kinder – die erste, die sich des
Begriffsinstrumentariums des wissenschaftlichen Positivismus’ bediente – setzte
gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Anschluß an die Veröffentlichungen des
italienischen Kriminalanthropologen Cesare Lombroso ein.32 Lombroso, sozialdarwinistischen Gedankengängen verpflichtet, bemühte sich, in groß angelegten
empirischen Untersuchungen Merkmale sogenannter „geborener Verbrecher“
herauszuarbeiten, wobei er Faktoren wie Rasse, Klima, Erbanlagen, Schädelform,
Körperbau, Familie etc. in Korrelation zur Verbrechenshäufigkeit setzte. ...
Lombrosos Arbeiten hatten zur Folge, daß – auf der scheinbar festen Basis exakter
Wissenschaft – jetzt allerorten „geborene Verbrecher“ unter Kindern und
Jugendlichen diagnostiziert wurden. Zwischen 1890 und 1914 erschien eine Fülle von
Veröffentlichungen über „minderjährige Verbrecher“ – eine Art Schlüsselthema der
Kaiserzeit. „Negative wissenschaftliche Kindheitsbilder hielten auf diese Weise
Einzug in die Reform- bzw. Modernisierungspläne von Jugendfürsorge- und
Jugendgerichtsbewegung.“33
Eine besondere Brisanz erhielten diese negativen Kindheitsbilder noch
dadurch, daß Lambroso nicht nur angeregt hatte, ganz bestimmte Kinder als
„Verbrechernaturen“ zu diagnostizieren, sondern darüber hinaus eine generelle
Affinität zwischen dem Wesen des Kindes und dem Wesen des Verbrechers
behauptet hatte ... Lombroso fürht als gemeinsame Merkmale von Kindern und
Verbrechern die Neigung zur „Rottenbildung“, Freude an Tierquälerei, Unlust an
Beschäftigung oder den Hang zu Gewalttätigkeit an. Kindliche Verhaltensweisen, die
im Gegensatz zum Standard des sozial angepassten, Überichkontrollierten,
bürgerlichen Erwachsenen standen, also die ungezügelten, überschäumenden,
triebhaften, motorischen Regungen des Kindes, mussten damit als tendenziell
kriminell erscheinen.
VerführerVerführer-Kinder
Zum Schluß ist auf eine Facette des bösen Kindes hinzuweisen, in der kindliche
„Natur“ auf andere Weise als bedrohlich erlebt wird: das Verführer-Kind. Es ist kein
Zufall, daß in Goethes „Mignon“ dieser Typus zum ersten Mal Gestalt, seine
Urgestalt, angenommen hat: Goethes „Wilhelm Meister“ ist ja der klassische
Protagonist männlich-bürgerlicher Persönlichkeitsbildung, und diese Bildung
vollzieht sich als Auseinandersetzung mit jenen weiblichen und „infantilen“ Figuren
(Mariane, Philine, Mignon), die faszinieren und irritieren, bis sie am Schluß aus dem
Weg geräumt werden. Mignon, das „sonderbare Kind“ (Goethe), ist unter ihnen allen
die Fremdeste, die Schönste und die Schwierigste. Sie verkörpert eine dunkle,
unklare Vergangenheit, Sprachlosigkeit, die Welt des Populären, das Faszinosum
des Gesangs und des Tanzes, die verdrängte inzestuöse Erotik. Und Mignon muß
sterben, damit Wilhelm der Meister seiner selbst werden kann.34
Verführer-Kinder begegnen den Helden auch in der Literatur der Romantik,
meist
halbwüchsige
Mädchen
an
der
Grenze
von
Kind
und
Frau:
die
hermaphroditische Erwin-Erwine in Eichendorffs Roman „Ahnung und Gegenwart“,
die lebenslustige Rahel in Franz Grillparzers „Die Jüdin von Toledo“, das
Straßenmusikantenkind in Heinrich Heines „Reise von München nach Genua“ (Kap.
XVIII). In der Literatur der Jahrhundertwende scheinen dann die Männer den Kampf
der Selbstbehauptung gegen sie verloren zu haben. In Gerhart Hauptmanns „Die
versunkene Glocke“ schenkt das elfische Rautendelein („halb Kind, halb Jungfrau“ –
die „Teufelin“, wie der Pfarrer sagt) dem alternden Künstler noch einmal Leben und
Inspiration; doch am Ende bleibt er, verführt, auf der Strecke. Todesengel für den
alternden Künstler ist auch der „Knabe Tadzio“ in Thomas Manns Novelle „Der Tod
in Venedig“. Und in Oskar Wildes Märchen „Der Fischer“ schenkt die „kleine
Meermaid“ Liebe nur um den Preis der Menschenseele. In Frank Wedekinds
„Erdgeist“ schließlich zerstört dann das Kind-Weib Lulu, die „Teufelsschönheit“, gar
alle Bande der Ordnung der bürgerlichen Gesellschaft. ...
Das Bild vom Verführer-Kind hat schließlich in Nabokovs nymphet Lolita noch
einmal eine außerordentliche Gestalt gewonnen. Nabokov eröffnet seinen Roman
(1955) – knapp 30 Jahre vor der Deklaration des „Verschwindens der Kindheit“
(Postman 1982) – mit einer grandiosen modernen Mythologie der Kindheit. Es geht
um den unwiderstehlichen Zauber von Kindern, gewisser Kinder, jener Spezies von
„tödlichem kleinen Dämon unter den normalen Kindern“ – „und ich schlage vor,
diese auserwählten Geschöpfe als ‚Nymphchen’ zu bezeichnen.“ Sie finden sich
unter Mädchen „zwischen den Altersgrenzen von neun und vierzehn“, sind selten
anzutreffen und geben sich nur dem Künstler oder dem Wahnsinnigen zu erkennen –
vorausgesetzt „daß eine Kluft von mehreren Jahren, mindestens zehn, möchte ich
sagen, gewöhnlich dreißig oder vierzig, in einigen bekannten Fällen sogar neunzig
Jahre zwischen Mädchen und Mann liegen.“ Das wahre Wesen dieser Mädchen, so
der Erzähler weiter, „ist nicht menschlich, sondern nymphisch (das heißt
dämonisch)“; Nymphchen sind, für den Mann, der ihre Reize zu erkennen weiß, ein
„zweites“, anderes Geschlecht.35
Traditionelle Züge vom Dämonen- und vom Hexenkind sind ebenso in Nabokovs
„Nymphchen“-Bild eingegangen wie die literarische Motivik des verführerischen
kleinen Mädchens von Edgar Allen Poes „Annabel Lee“ bis zum modernen
Illustrierten-Roman. Nabokovs „Lolita“ ist nicht nur einer der schönsten erotischen
Romane, es ist auch eine der hintersinnigsten Geschichten über das Verhältnis von
Erwachsenen und Kindern. Denn das Buch erzählt ja nicht nur von der Bezauberung
des Alten durch das Kind, sondern auch von der Unmöglichkeit, es wirklich lieben zu
können: Lolita ist ja nicht nur „frühreif“, sondern auch unreif, ein „richtiges Kind“,
und Humberts Gefühle bleiben ihr ebenso fremd wie Lolitas Gefühle ihm selber. Und
das Buch erzählt von der Angst des Mannes, das geliebte kleine Wesen verlieren zu
müssen, wenn es älter wird, und von der Eifersucht zu wissen, daß es sich anderen
hingeben wird. In keinem Text der Moderne ist das fremde Wesen Kind und die
Spannung des Erwachsenen-Kind-Verhältnisses besser beschrieben worden als in
Nabokovs „Lolita“.
Sterben die bösen Kinder aus?
Ich habe an verschiedenen Stellen schon Verbindungslinien zur Gegenwart gezogen.
Insgesamt scheint – wenn ich die These wagen darf – das böse Kind heute zum
Therapiefall geworden zu sein.36 Es ist das „gestörte“ Kind, das heißt, das Kind, das
vom Muster des normalen „Kinderwachsenen“ – fröhlich, unbeschwert, sportlich,
leistungsbereit – abweicht und statt der Diskriminierung, der Bestrafung oder der
moralphilosophischen Reflexion jetzt der Therapie überantwortet wird. Glaubt man
einschlägigen Berichten (etwa zum aktuellen Thema „Borderline-Syndrom“) oder
den Klagen der Lehrer, dann nimmt die Zahl derartiger „Fälle“ zu, verschiebt sich
gleichzeitig die „Grenze“ zwischen Normalität und Störung. Mit anderen Worten: die
Zahl der – mit Verlaub gesagt – bösen Kinder nimmt zu.
In der Öffentlichkeit scheinen sie allerdings zu verschwinden. Berichte über
Kinder, die verschmutzt und verlümmelt auf den Straßen Unfug treiben, öffentliche
Einrichtungen attackieren oder sich mit Autoritätspersonen anlegen – früher an der
Tagesordnung – sind heute Rarität. Selbst von „Tierquälereien“, „Kinderstreichen“
oder „Schülerunfug“ hört man selten.
Und: böse Kinder sind heute keine „Botschaft“ mehr für die Gesellschaft. Ihr
Schicksal dient weder zur Warnung (wie im moralischen Exempel der Aufklärung),
noch ist es Signal der Weltverbesserung (wie, zum letzten Mal, in der antiautoritären
Revolte der späten 60er Jahre).
Wo böse Kinder in populären Bildsprachen auftauchen, haftet ihnen auch in
unserem Jahrhundert oft Metaphysisches an, sind sie unheimliche Agenten der
Zerstörung. In Felicitas Roses sentimentalem Roman „Heideschulmeister Uwe
Karstens“ (1933) treibt der kleine illegitime Sohn eines frömmelnden Sadisten sein
Unwesen, abgrundtief und sinnlos böses Kind. In Agata Kristofs Roman „Le grand
cahier“ (1990) sind die bösen Kinder-Helden Spiegelbilder einer abgrundtief bösen
Zeit. In dem Science-Fiction-Film „Das Dorf der Verdammten“ (Regie: Wolf Rilla,
1959 ...) entpuppen sich zwölf auf geheimnisvolle Weise geborene Kinder, denen es
an jeglichen Gefühlen mangelt, als Vortrupp außerirdischer Invasoren. Und auch in
dem Psycho-Thriller „Der geheimnisvolle Fremde“ (Regie: Serge Leroy 1977)
enthüllt sich unter der Maske der lieben Kleinen die Bosheit einer Gruppe von
Mörder-Kindern.
Am besten hat, denke ich, Doris Lessing in ihrem Roman „Das fünfte Kind“
(1988) das neue alte Bild vom bösen Kind gezeichnet. Dieses Kind ist nicht zu
belehren und es belehrt auch seine Umgebung nicht. Es zerstört die falsche
Familienidylle, ohne daß für sein Verhalten eine Ursache erkennbar wäre oder sich
daraus eine irgendwie dechiffrierbare moralische Botschaft ableiten ließe. Es ist
unbegreiflich anders. Vielleicht, wie Doris Lessing einmal andeutet, ein verirrtes Gen
aus der Frühzeit der Evolution des Menschen. Oder die Inkarnation jene fremden
Wesens Kind, dessen Bosheit jeden vernünftigen Menschen einfach immer wieder
zur Verzweiflung treiben muß.
1
Mause, L. de: Hört ihr die Kinder weinen. Eine psychogenetische Geschichte der Kindheit. Frankfurt/Main
1977, S. 12
2
Confessiones I,7 – Augustinus Bekenntnisse, übersetzt von Joseph Bernhart. Frankfurt/Main 1959, S. 12f.
3
Rauer, M.: Origenes Werke. Bd. 9, Berlin 1959, S. 87
4
Vgl. Aland, K.: Taufe und Kindertaufe. Gütersloh 1971, S. 28ff.
5
Richter, D.: Das fremde Kind. Zur Entstehung der Kindheitsbilder der bürgerlichen Gesellschaft. Frankfurt /
Main 1987, S. 18ff.
6
Petzold, K.: Die Grundlagen der Erziehungslehre im Spätmittelalter und bei Luther. Heidelberg 1969
7
Arndt, J.: Sechs Bücher vom wahren Christentum, nebst desselben Paradisgrätliein, Halle 1763, S. 8f.
8
Francke, A.H.: Schriften über Erziehung und Unterricht, hg. v. Karl Richter. Leipzig 1872, S. 52
9
Zinzendorf, N.L. von: Materialien und Dokumente, hg. v. Beyreuther, E. u.a., Reihe II, Bd. III. Hildesheim,
New York 1972, S. 670f.
10
Lavater, J.K.: Unveränderte Fragmente aus dem Tagebuche eine Beobachters seiner Selbst. Leipzig 1773,
Nachdruck Bern, Stuttgart 1978, S. 32
11
Salzmann, C.G.: Konrad Kiefer oder Anweisung zu einer vernünftigen Erziehung der Kinder, hg. v. Dietrich,
T. Bad Heilbrunn 1961, S. 37 (Kap. 13)
12
Pfeiffer, F./Strobl, J.: Berthold von Regensburg. Vollständige Ausgabe siener deutschen Predigten. Bd. 2.
Wien 1980, S. 57
13
Beitl, R.: Der Kinderbaum. Brauchtum und Glauben um Mutter und Kind. Berlin 1942, S. 113ff.
14
Kippenberg, A.: Die Sage von Robert dem Teufel. In: Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte 4, 1904,
S. 303-333
15
Levi, E.: I miracoli della Vergine nell’arte del medio evo. In: Bollettino d’arte 12. 1918, S. 1-32
16
Vgl. Z.B. Schmitt, J.-C.: Der heilige Windhund. Die Geschichte eines unheiligen Kults. Stuttgart 1982, S.
104f.
17
Sendak, M. : Als Papa fort war. Zürich 1984 (=Outside Over There, New York 1981)
18
Luther, M. : Werke, kritische Gesamtausgabe, Tischreden, Bd. 5. Weimar 1919, S. 9 (=Nr. 5207)
19
Schlözer, A.L. : Stats-Anzeigen, 3. Bd., H. 9-12 (1783), S. 481
20
Salzmann, C.G. : Reisen der Salzmannschen Zöglinge, Bd. 2. Leipzig 1786, S. 136
21
Aus kinderpsychiartischer Sicht vgl. Tramer, M.: Kinder im Hexenglauben und Hexenprozeß des Mittelalters.
In: Zeitschrift für Kinderpsychiatrie 11 (1944/45), S. 140ff. Vor kurzem ist erschienen: Weber, H.:
Kinderhexenprozesse. Frankfurt/Main 1991
22
Dieffenbach, J.: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland. Main 1886, Reprint
Leipzig 1978, S. 20ff.
23
Der Vers wird 1630 auch von einem erwachsenen Hexenmeister zitiert bzw. ihm von der Inquisition in den
Mund gelegt, vgl. Duerr, H.P.: Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation. Frankfurt/Main
1978, S. 17
24
Henke., A./Schöne, A.: Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des 16. und 17. Jahrhunderts. Stuttgart 1967,
S. 958f.
25
Ebd., S. 1745f.
26
Ebd., S. 961
27
Vgl. Zacher, J.: Die zehn Altersstufen des Menschen. In: Zeitschrift für deutsche Philologie H. 23, 1891, S.
385ff.
28
Wolkenstein, O. v.: Lieder, hg. v. Wachinger, B. Stuttgart 1964, S. 66
29
Kant, I.: Werke, hg. von Weichsedel, W. Bd. 10. Darmstadt 1968, S. 700
30
Vgl. dazu Richter, D.: Das fremde Kind. A.a.O., S. 41ff.
31
Armbruster, J.M.: Neue Erzählungen und Lieder für Kinder. Rosenblätter. Nürnberg 1791, S. 115 f.
32
Zum folgenden vgl. Malmede, H.: Vom „Genius des Bösen“ oder die „Entartung“ von Minderjährigen.
Negative Kindheitsbilder und defensive Modernisierung in der Epoche des Deutschen Kaiserreiches. In: Berg, C.
(Hg. Kinderwelten, Frankfurt/Main 1991, S. 187-214
33
Malmede, a.a.O., S. 188
34
Vgl. Richter, D.: Das Fremde Kind. A.a.O., S. 29ff.
35
Nabokov, V.: Lolita. Reinbek 1989, S. 25-27
36
Vgl. Wambach, M.M.: Kinder als Gefahr und Risiko. Zur Psychiatrisierung und Therapeutisierung von
Kindheit. In: Hengst, H. u.a.: Kindheit als Fiktion. Frankfurt/Main 1981, S. 191 ff.
Materialien zu: PLUMPSACK; Erscheinungsort: Internetseite Theater Ulm als PDF-Datei; Herausgeber: Theater Ulm, Spielzeit 2006 / 2007;
Intendant: Andreas von Studnitz; Redaktion: Daniel Heßler; Redaktionsschluß: 11/2006