Hexen, kleine Teufel, Schwererziehbare
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Hexen, kleine Teufel, Schwererziehbare
Dieter Richter Hexen, kleine Teufel, Schwererziehbare Zur Kulturgeschichte des „bösen Kindes“ Der Herr auf seinem Rößly Sagt zu der Frau im Schlößly: „Sinds gute Kind, sinds böse Kind? Ach liebe Frau, ach sagt geschwind.“ Die Frau, die sagt: „Sehr böse Kind, Sie folgen Muttern nicht geschwind.“ Da sagt der Herr: „So reit ich heim, Dergleichen Kinder brauch ich kein,“ Und reit auf seinem Rößly Weit weit entweg vom Schlößly. Aus: „Des Knaben Wunderhorn“, Achim von Arnim/Clemens von Brentano Der Begriff des bösen Kindes hat in den analytisch-therapeutischen Wissenschaften der Gegenwart keinen Platz. Auch die aufgeklärte Alltagsrede über Kinder kennt zwar schwierige, nervöse, auffällige, verhaltensgestörte, schwererziehbare oder Problemkinder – aber längst keine bösen Kinder mehr. Anthropologischer und pädagogischer Naivität mag dies als Fortschritt erscheinen („Die Geschichte der Kindheit ist ein Alptraum, aus dem wir gerade erst erwachen.“1) – der Kultur- und Kindheitshistoriker, an die regelmäßig wiederkehrende Proklamation anbrechender besserer Zeiten gewöhnt, darf Skepsis anmelden. Die Geschichte der Kindheit ist der jahrhundertelange Versuch der Interpretation der Erfahrung: Kinder sind anders. Der Prozeß der Kultur als Prozeß der Modellierung bestimmter individueller und sozialer Standards stellt sich im Rückblick als ein Prozeß der Ausscheidung dar: was fremd, störend, abweichend ist, muß abgetan oder zumindest unter Kontrolle gebracht werden. Das exemplarisch Fremde aber ist das Kind. Kindheit muß, wie Natur, verschwinden, wo Erwachsenheit und Kultur entstehen sollen. Die Auseinandersetzung mit dem „fremden Kind“ ist daher Konstitutionsmerkmal der Geschichte der Zivilisation. In den historisch wechselnden Bildern vom bösen Kind bleibt die Erinnerung an diesen Prozeß lebendig, und es scheint, als sei das „Problemkind“ von heute nichts anderes als eine neue Maske in einem alten Spiel, in dem es um die Geschichte von Selbstbewußtwerdung ebenso wie um Selbstverleugnung geht. Das Kind als Erbsünde Für die theologische Anthropologie des Mittelalters lastet schon auf dem Neugeborenen der Fluch der Erbsünde, die mit Adams und Evas Fall in die Welt gekommen ist. Auch wenn damit nicht eine besondere Sündhaftigkeit des Kindes, sondern nur dessen Teilhabe an der allgemeinen Sündhaftigkeit der Menschen dekretiert wurde, wirkte diese Auffassung jeder Idealisierung der kindlichen Natur entgegen (wie sie in Bildkunst und Literatur der Spätantike durchaus verbreitet war). Darüber hinaus muß die Vorstellung vom erbsündebhafteten Kind auch Einfluß darauf haben, wie man bestimmte Verhaltensweisen von Kindern sah und wie man Kinder glaubte behandeln zu müssen. Der Kirchenvater Augustinus hat in seinen „Bekenntnissen“ den Grundstein für diese Auffassung von der bösen, da sündebeladenen Natur des kleinen Kindes gelegt und im Rückblick auf die eigene Kindheit zu erklären gesucht: „Wer macht der Sünde meiner Kindheit mich gedenk? Ist vor Dir noch keiner rein von Sünde, auch das Kind nicht, das nur einen Tag lang auf der Welt ist. Wer macht ihrer mich gedenk? Nicht schon jedes kleine Kindlein, an dem ich sehe, was ich von mir selber nicht mehr weiß?“ Schon der Säugling an der Mutterbrust – für spätere Generationen Symbol der Harmonie – ist so für Augustinus Urbild der menschlichen Bosheit: „Ich selber sah einen eifersüchtigen Kleinen und machte meine Erfahrungen an ihm: noch konnte er nicht sprechen, aber bleich, mit bitterbösem Blick, schaute er auf seinen Milchbruder hin. Wer kennt das nicht?“2 Um die Frage nach der moralischen Natur des Neugeborenen ging es im Streit um die Kindertaufe, die die alte Kirche lange Zeit beschäftigte. Befürworter wie Origenes wiesen darauf hin, daß auch dem Kind die Unreinheit der menschlichen Abstammung anhafte, und daher schon die Kleinen des reinigenden Bades bedürften, „damit durch das Sakrament der Taufe der Schmutz der Geburt abgetan werde“3. Diese Auffassung setzte sich schließlich durch; die Vorstellung vom „unschuldigen Kindesalter“ (Tertullian), die in den ersten christlichen Jahrhunderten verbreitet war, wurde im 5. Jahrhundert als pelagianische Häresie verurteilt.4 Die Amtskirche hatte sich jetzt grundsätzlich für die böse fleischliche Natur des Neugeborenen entschieden; ungetauft gestorbene Kinder mußten später einen Platz in der Vorhölle einnehmen. Die christliche Vorstellung von der natürlichen Verdorbenheit der kindlichen Natur – „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“ (1. Mose 8,21) – blieb eines der prägenden Momente abendländischer Anthropologie und Erziehungstheorie. Sie entwickelte sich in Wechselwirkung und unterschiedlicher Vermischung mit der anderen, ebenfalls christlichen Idee von der Verehrung des Kindes, die alte mythologische Wurzeln hat und seit dem späten Mittelalter eine immer größere Rolle spielte.5 Von einem tiefsitzenden Misstrauen gegenüber der Kindesnatur waren auch protestantische Erziehungskonzepte der frühen Neuzeit begleitet, in denen kindliche Eigenwertigkeit, wie bei Luther, durchaus in den Blick kam.6 Im protestantischen Erbauungsschrifttum spielte dann der Gedanke vom bösen Kind eine große Rolle – geradezu lustvoll malt Johann Arndt in seinen vielgelesenen „Büchern vom wahren Christentum“ (1609) das, wie Arndt sagt, „Satans-Bild“ vom Kind: „Sehet ein kleines Kind an, wie sich von Mutterliebe an die böse Unart in ihm regt, sonderlich aber der eigene Wille und Ungehorsam; und wenn es ein wenig erwächset, bricht hervor die angeborne eigene Liebe, eigene Ehre, eigen Lob, eigene Rache, Lügen und dergleichen. Bald bricht hervor Hoffarth, Stolz, Hochmuth, Gotteslästerung, Fluchen, Schwören, böses Wünschen, Lügen und Trügen, Verachtung Gottes und seines Worts, Verachtung der Eltern und Obrigkeit. Es bricht hervor Zorn, Zank, Haß, Neid, Feindschaft, Rachgierigkeit, Blutvergießen und alle Greuel ... Wer hätte nun anfänglich gemeinet, daß in einem so kleinen, schwachen und blöden Kinde ein solcher Wust aller Laster, ein so verzweifelt böses Herz, ein solcher gräulicher Wurm und Basiliske verborgen gelegen wäre?“7 Die Pädagogik des Pietismus konnte hier anküpfen: Den Kindern muß der Eigenwille gebrochen werden, heißt es bei August Hermann Francke.8 (Die Vorstellung vom bösen Eigenwillen des Kindes wirkte in nicht-religiösen Zusammenhängen weiter – man denke an das Grimmsche Märchen „Das eigensinnige Kind“!) Und selbst Zinzendorf, der doch vom Ideal der „Kinderhaftigkeit“ schwärmte, war überzeugt: „Was die Unschuld unserer Kinder anlangt, so dringe ich aus allen Kräften darauf, daß wir doch ja recht bedenken, daß unsere Kinder, auch die besten, doch gefallene Menschen sind. Und wenn ihnen auch niemand etwas Böses beybringt, so liegt doch das Böse in ihrer Natur.“9 In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mehrten sich, im Zeichen von Rousseau-Rezeption und Philantropismus die Stimmen der Kritik an diesem Bild vom Kind auch in theologischen Kreisen. Lavater notiert 1772 nach dem Besuch eines kleinen Mädchens („Die kleine Unschuld und Liebe!“) im Zürcher Pfarrhaus in seinem Tagebuch: „Wer hat je ein Kind auf seinen Arm nehmen und den Greuelgedanken, den ich einmal in einer Predigt!!! hörte, ertragen können: Die kleinen Kinder sind eine Behausung des Teufels.“10 Und in Salzmanns Erziehungsroman „Konrad Kiefer“: „Es gibt eine Erbsünde, eine Neigung zum Bösen und Abneigung vom Guten, die die Kinder von ihren Eltern bekommen; sie wird ihnen aber nicht sowohl angeboren als – anerzogen.“11Das böse Kind ist jetzt die Frucht falscher Erziehung. Teufelssohn und Wechselbalg Kindheit, der Zustand des Fremden und des Unfertigen, war für die populäre Religiosität des Mittelalters ein besonderer Schauplatz ebenso göttlicher Wunderwirkungen wie teuflischer Machenschaften. Vor allem hinter den ungetauften Kindern, so glaubte man, ist der Teufel her: „So danne daz kint geborn wirt, dennoch keret er allen sinen fliz dar an und alle sin sinne, wie daz kint an toufe (= ohne Taufe) sterbe“, predigte der Franziskaner Berthold von Regensburg im 13. Jahrhundert,12 und lange Zeit spielten die Abwehrpraktiken zum Schutz des Neugeborenen im Volksglauben eine große Rolle.13 Besonderen Einfluß hat der Teufel bei einem ihm versprochenen oder gar mit ihm gezeugten Kind. Die mittelalterliche Legende von „Robert dem Teufel“ 14 erzählt von der Frau, die kein Kind bekommt, daher die Hilfe des Teufels in Anspruch nimmt und ihm das zu erwartende Kind verspricht (in anderen Fassungen wird dem Teufel ein Kind versprochen, das trotz eines Keuschheitsgelübdes empfangen wurde). Der „Teufelssohn“, kaum geboren, schreit Tag und Nacht, zerbeißt der Amme die Brüste und zeichnet sich überhaupt schon als Säugling durch unerklärliche Boshaftigkeit aus; nachdem er später das Geheimnis seiner Zeugung erfahren hat, tut er bei einem Einsiedler Buße oder er wird durch das Eingreifen der Gottesmutter gerettet. In anderen Erzählungen entbrennt der Kampf zwischen dem Teufel und Maria schon an der Wiege des Kindes. ...15 Noch stärker in der populären Mentalität verhaftet war die Vorstellung vom Wechselbalg, enfant changé. Es geht dabei darum, daß der Teufel heimlich ein neugeborenes Kind aus der Wiege entführt und an seiner Stelle ein fremdes Dämonenkind zurücklässt.16 (Maurice Sendak hat in seinem hintergründigen Bilderbuch „Als Papa fort war“ das Thema wieder aufgegriffen.17) Der Wechselbalg ist hässlich und böse, er schreit Tag und Nacht und läßt den Eltern keine Ruhe, er trinkt gierig, ohne je satt zu werden oder zu wachsen (er „saugt die Mutter aus“, daß sie nicht mehr stillen kann, heißt es), er kann missgestaltet oder verkrüppelt sein oder andere körperliche oder geistige Defekte haben. Martin Luther hat ein solches „Wechselkind“ in Dessau gesehen, „welches zwölf Jahr alt war, seine Augen und alle Sinne hatte, daß man meinete, es wäre ein recht Kind. Dasselbige thät nichts, denn daß es nur fraß, und zwar so viel als irgends vier Bauern oder Drescher. Es fraß schiß und seichte, und wenn mans angriff, so schrie es. Wenns übel im Haus zuging, daß Schade geschah, so lachete es und war fröhlich; gings aber wol zu, so weinete es.“18 In der verbreiteten Angst vor dem Wechselbalg drückt sich in sehr naiver Form ein sehr komplizierter Sachverhalt aus: daß Eltern Schwierigkeiten haben, das Fremde am eigenen Kind als Eigenes zu akzeptieren. Die Bosheit, die Aggressivität, die Körperfehler, kurz alle unerwünschten und ungeliebten Eigenschaften des Kindes werden einem dämonischen fremden Erzeuger angelastet. Die Verzweiflung des „Das kann doch nicht mein Kind sein!“ findet im Bild vom Wechselbalg ihren frühen populären Ausdruck. Zugleich geht es in den „Wechselbalg“-Geschichten um magische Versuche der Wiederherstellung der „Eigenen“: Immer wieder ist von oft sehr grausamen Praktiken die Rede, um den „Kindertausch“ rückgängig zu machen. Vermutete Wechselbälger werden in kaltes Wasser getaucht, mit Nadeln gestochen oder zeitweise im Wald ausgesetzt, um ihrer wahren Natur sicher zu werden oder die Dämonen zur Rücknahme zu bewegen. Luther empfahl die Tötung des oben erwähnten zwölfjährigen Dessauer Teufelskindes, da es nur eine massa carnis, ein Stück Fleisch ohne Seele sei. ... Hexenkinder „Nach Ausweisung der Acten, ist hierauf den Gerichten die Untersuchung anbefohlen, die Dirne ist zum Verhaft gebracht, hat geläugnet, ist gefoltert, hat bekannt, und ist endlich am 27. April 1676, nachdem Pastor Polichius sie zum seeligen Ende sattsam vorbereitet, zu Hagenow in Meklenburg in Gottes Namen verbrannt worden, ihres Alters im 16ten Jahre.“19 „Hänschen ward auf die Folter gelegt, da er gutwillig nichts erklären wollte, und da gestand er: Geister hätten ihn diese Künste gelehret. Man hieng ihn an den Galgen, damit er durch seinen Umgang mit den Geistern keinen weiteren Schaden anrichten möchte“ (Sundhausen in Thüringen, Anfang 16. Jahrhundert).20 Berichte über „Hexenkinder“ – Kinder, die sich der Zauberei verdächtig gemacht hatten, angeklagt, gefoltert, verurteilt und nicht selten hingerichtet wurden – finden sich verstreut in zahlreichen Prozessakten und Zeitungsberichten der frühen Neuzeit. Auch in mündlicher Erzählüberlieferung scheint sich die Erinnerung an solche Fälle gehalten zu haben. Aber während das Thema der (weiblichen) Hexe seit einiger Zeit in der historischen und kulturwissenschaftlichen Diskussion eine große Resonanz gefunden und zu zahlreichen Theorien geführt hat, ist das Material zum Thema Hexenkind praktisch unerschlossen, von historischem Verstehen kann noch keine Rede sein.21 Nach den mir bekannten Zeugnissen scheint eine geschlechtsspezifische Deutung des Phänomens ... auszuscheiden: Hexenkinder sind Mädchen ebenso wie Jungen. Das nötigt dazu, nach einer kindheitsspezifischen Deutung zu suchen. Sieht man sich die gegen die Hexenkinder erhobenen Vorwürfe an, so kommen dabei zwar zunächst Dinge in den Blick , die auch „erwachsene“ Angeklagte betreffen, so vor allem der immer wieder erhobene Vorwurf des Schadenszaubers. Auch ist von Verführung der Kinder durch (erwachsene weibliche) Hexen die Rede. Daneben gibt es aber Berichte, die von spezifischen Aktivitäten von Kindergruppen oder Kinderbanden sprechen. Aufschlussreich ist etwa der Bericht, den Dieffenbach22 über die Vorfälle im fränkischen Wertheim gibt, wo 1634 eine regelrechte Hexenkinder-„Epidemie“ ausbrach, von der 22 Knaben und sechs Mädchen im Alter von fünf bis zehn Jahren „angesteckt“ waren: Schulmeister und „fromme ehrliche Eltern“ hatten Kunde davon bekommen, daß sich die Kinder heimlich auf einem Dachboden versammelt, dort Hochzeit gespielt, getanzt und andere unziemliche Dinge getrieben hätten; gewisse Geschichten sollen dort erzählt und lästerliche Verse gesprochen worden sein, wie zum Beispiel der Teufelsvers „Ich stehe allhier auf dem Mist! Und verschwöre den Herrn Jesus Christ.“23 Verhöre durch Geistliche und Lehrer fanden daraufhin statt, es ging um die Frage, wer wohl die Kinder „verführt“ habe; die Kinder gestanden, bei ihrem Treffen sei ein alter Hirte dabei gewesen, sie beschuldigten sich gegenseitig, von diesem oder jenem anderen Kind verführt worden zu sein und bekannten schließlich die altbekannten Sachverhalte: daß sie Schnecken, Raupen und Mücken gemacht, eine Kindesleiche ausgegraben und daraus Hexensalben hergestellt hätten, daß sie Ausfahrten unternommen hätten und wie die „Bekenntnisse“ in einem zeitgenössisch hexereischwangeren Milieu notwendigerweise lauten mussten. Das Auftauchen von Lehrern, Geistlichen und „ehrlichen Eltern“ in diesem Bericht ist bezeichnend. Vermutlich liegen dem inkriminierten Verhalten der Kinder Praktiken zugrunde, wie sie für traditionelle Formen der popularen Kinderöffentlichkeit typisch (wenngleich kaum historisch aufgearbeitet) sind: Zusammenrottung von Kindern, Ausfahrten, erotische Spiele, Hochzeitsspiele, religiöse Travestien, Imitationen von Erwachsenenritualen. An einem bestimmten Punkt in der Zivilisationsgeschichte und des Erwachsenen-Kind-Verhältnisses kommen – so scheint es – diese subkulturellen Formen von Kinderöffentlichkeit in Verruf und werden dem Bereich des Hexenhaften zugeordnet. Ein Wandel der Wahrnehmung des Hexenkindes kommt in neueren literarischen Bearbeitungen des Stoffes zum Ausdruck. Hier ist vor allem die Geschichte vom „Meretlein“ zu nennen, die Gottfried Keller in seinem Roman „Der grüne Heinrich“ (I,5) erzählt. Das böse Kind, das am Ende einen grausamen, vom Pfarrer an ihm exerzierten Erziehungsprozeß zum Opfer fällt, fasziniert hier duch seine Nähe zu einer Natur, die als ursprünglich, unberechenbar und „heidnisch“ empfunden wird, stellt sie doch die Ordnung der Zivilisation und das Programm der Persönlichkeitsbildung in Frage. Kellers Meretlein-Porträt gehört in den Zusammenhang des romantischen Kindheitsbildes vom faszinierend-bedrohlichen „Natur-Kind“, wie es uns bereits in Goethes „Mignon“-Figur begegnet. Auch die sensitiven Kinder der neuromantischen Literatur der Zeit um 1900 können sich durch Affinität zu einer übersinnlichen, den Erwachsenen unheimlichen Realität auszeichnen – wie Flora und Miles in Henry James’ Novelle „The Turn of the Screw“ (1898). Auch hier bleiben Kinder am Ende auf der Strecke, werden Opfer erwachsener „Fürsorge“. ... Das Kind – Inbegriff der Torheit In die lange „Negativliste“ der Kindheitsbilder gehört auch die Auffassung vom Kind als Inbegriff der Torheit – eine Auffassung, die vor allem im literarischen und gelehrten Bereich der frühen Neuzeit ihre Spuren hinterlassen hat. Die Kindheit galt als Zeit der Unreife – das Mittelhochdeutsch setzt alt und wis [=weise] ebenso in eins wie junc und tump. In der barocken Emblematik kommen Kinder und kindliche Tätigkeiten durch die Bank schlecht weg. „Kind, Tor und Narr vor einem Fürsten“ – das Emblem lehrt: „Narren soll man nur Unwichtiges anvertrauen“.24 „Luna führt einen Knaben an der Hand“ bedeutet: „Kinder sind unbeständig wie der Mond“.25 Und „spielende Kinder“ symbolisieren „Menschliche Torheit in der Sorge um irdische Dinge“.26 Vor allem das spielende Kind ist in der Lehrliteratur und der Ikonographie der frühen Neuzeit negativ besetzt – es steht für eitles, unnützes, lächerliches Tun. Vermutlich ist Brueghels berühmtes „Kinderspiele“-Bild in diesem Kontext zu verstehen. Handfestere Vorwürfe gegen Kinder finden sich im Bericht der „Lebensalter“Beschreibungen. Zu den geradezu stereotypen Bildern vom „Alter“ gehört, daß man „der Kinder Spott“ geworden sei ...27 „Die Kinder spotten mein nun schier“ heißt es in Oswald von Wolkensteins lyrischer Klage über die Gebrechen des Alters28 - und bis zu dem Grimmschen Märchen „Die Lebenszeit“ taucht das Motiv immer wieder auf. Die Kinder verspotten die alten Leute, sie verfolgen sie auf den Straßen, bewerfen sie mit Steinen – schwer zu sagen, wie weit die Vorwürfe „realhistorisch“ zutrafen. Auf jeden Fall gehören sie in die Topik des „Generationenhasses“ (dessen Geschichte erst noch zu schreiben wäre). Die widerspenstigen Kinder Im Prozeß der Aufklärung tritt eine neue Spezies von bösen Kindern auf den Plan. Eine Bewegung, die – wie der pädagogische Reformoptimismus des 18. und 19. Jahrhunderts – davon überzeugt war, daß in der Menschenbrust die Keime des Guten schlummern und daß es die Aufgabe von Erziehung sei, diese Keime zur Entfaltung zu bringen, konnte selbstbewußt das böse Kind als das „noch nicht erzogene“ Kind definieren und damit als tendenziell eliminierbar erklären. Das Paradox besteht allerdings darin, daß als Konsequenz eines pädagogischen Programms, wonach das „Experiment der Erziehung“ darin bestehe, „daß die Natur einen Schritt näher zur Vollkommenheit tue“ (Immanuel Kant)29, der Katalog der Unvollkommenheiten der „Zöglinge“ immer länger und immer differenzierter wird. Aus keiner Zeit gibt es so viele und so farbige Darstellungen böser Kinder wie aus der Frühzeit der pädagogischen Aufklärung.30 Neue Gattungen der Kinder- und Jugendliteratur – so vor allem die moralische Beispielerzählung, aber auch Kindergedichte und Bildgeschichten – gewinnen mit den Portraits böser Kinder Kontur. Wir hören von den ungestümen Kindern, die sich Hals und Bein brechen; von den sorglosen, die mit Feuer spielen und dann lichterloh brennen; von den waghalsigen, die aufs Eis gehen und einbrechen; von den verstockten, die ihre Medizin nicht einnehmen und dann sterben müssen; von den furchtsamen, denen der Schrecken die Glieder lähmt; von den naschhaften, die sich an Tollkirschen vergiften; von den ungehorsamen, die erhitzt trinken und krank werden; von den Nesträubern, die vom Baum stürzen; von den Tierquälern, die von bösen Hunden gebissen werden und von vielen, vielen anderen. Die Strafen, die die bösen Kinder ereilen, sollen im Programm der pädagogischen Aufklärung als Konsequenzen des eigenen Tuns erscheinen ...; daneben spielen immer noch die alten „metaphysischen“ Kinderschreck-Figuren (Kinderfresser, Kinderräuber, Krampus etc.) eine große Rolle. (In den bis heute populären „Struwwelpeter“-Geschichten finden sich beide Formen der Bestrafung des bösen Kindes nebeneinander.) Nach dem Muster „Jung gewohnt, ist alt getan“ muß, wenn nicht vorgebeugt wird, in diesen Geschichten aus dem bösen Kind der böse Erwachsene werden: Als Knabe wühlt er seine Wuth Nur in dem armen Thiere Blut. Doch jung gewohnt, ist alt gethan Blutdürstig war er noch als Mann. Wie einstens Thiere, mordet er Nun Menschen – Kinder, sehet her: Dort glänzt beym falben Mondenlicht Sein Schädel nun am Hochgericht.31 Dergestalt als abschreckendes Beispiel vorgestellt, sollen die bösen Kinder den guten zur Lehre dienen (Vermutlich haben die guten mit den bösen sympathisiert, wenn auch nur in ihren heimlichen Lektürephantasien.) Erst später darf „sympathy for the (little) devil“ sich auch offen artikulieren. Wilhelm Buschs böse Kinder erliegen zwar noch den grotesken Bestrafungsritualen der Erwachsenengesellschaft; aber liebevoll und witzig porträtiert, halten sie doch der Gesellschaft der Spießer einen Spiegel vor, in dem sich diese nur noch als Karikatur erkennen kann. Im 20. Jahrhundert kündigt sich dann in den Gedichten von Joachim Ringelnatz ... und bei Bertolt Brecht die Revolte der bösen Kleinen gegen die guten Großen an. In der antiautoritären Bewegung der Zeit nach 1967 wurde dann, zum vorläufig letzten Mal, das „böse“ Kind zum eigentlich „besseren“ Kind erklärt: Freche, unsaubere, aggressive Kinder traten zum Sturm gegen das Establishment der angepassten, verklemmten und autoritär fixierten Erwachsenen an. Kinder als geborene Verbrecher Eine leidenschaftliche Debatte um böse Kinder – die erste, die sich des Begriffsinstrumentariums des wissenschaftlichen Positivismus’ bediente – setzte gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Anschluß an die Veröffentlichungen des italienischen Kriminalanthropologen Cesare Lombroso ein.32 Lombroso, sozialdarwinistischen Gedankengängen verpflichtet, bemühte sich, in groß angelegten empirischen Untersuchungen Merkmale sogenannter „geborener Verbrecher“ herauszuarbeiten, wobei er Faktoren wie Rasse, Klima, Erbanlagen, Schädelform, Körperbau, Familie etc. in Korrelation zur Verbrechenshäufigkeit setzte. ... Lombrosos Arbeiten hatten zur Folge, daß – auf der scheinbar festen Basis exakter Wissenschaft – jetzt allerorten „geborene Verbrecher“ unter Kindern und Jugendlichen diagnostiziert wurden. Zwischen 1890 und 1914 erschien eine Fülle von Veröffentlichungen über „minderjährige Verbrecher“ – eine Art Schlüsselthema der Kaiserzeit. „Negative wissenschaftliche Kindheitsbilder hielten auf diese Weise Einzug in die Reform- bzw. Modernisierungspläne von Jugendfürsorge- und Jugendgerichtsbewegung.“33 Eine besondere Brisanz erhielten diese negativen Kindheitsbilder noch dadurch, daß Lambroso nicht nur angeregt hatte, ganz bestimmte Kinder als „Verbrechernaturen“ zu diagnostizieren, sondern darüber hinaus eine generelle Affinität zwischen dem Wesen des Kindes und dem Wesen des Verbrechers behauptet hatte ... Lombroso fürht als gemeinsame Merkmale von Kindern und Verbrechern die Neigung zur „Rottenbildung“, Freude an Tierquälerei, Unlust an Beschäftigung oder den Hang zu Gewalttätigkeit an. Kindliche Verhaltensweisen, die im Gegensatz zum Standard des sozial angepassten, Überichkontrollierten, bürgerlichen Erwachsenen standen, also die ungezügelten, überschäumenden, triebhaften, motorischen Regungen des Kindes, mussten damit als tendenziell kriminell erscheinen. VerführerVerführer-Kinder Zum Schluß ist auf eine Facette des bösen Kindes hinzuweisen, in der kindliche „Natur“ auf andere Weise als bedrohlich erlebt wird: das Verführer-Kind. Es ist kein Zufall, daß in Goethes „Mignon“ dieser Typus zum ersten Mal Gestalt, seine Urgestalt, angenommen hat: Goethes „Wilhelm Meister“ ist ja der klassische Protagonist männlich-bürgerlicher Persönlichkeitsbildung, und diese Bildung vollzieht sich als Auseinandersetzung mit jenen weiblichen und „infantilen“ Figuren (Mariane, Philine, Mignon), die faszinieren und irritieren, bis sie am Schluß aus dem Weg geräumt werden. Mignon, das „sonderbare Kind“ (Goethe), ist unter ihnen allen die Fremdeste, die Schönste und die Schwierigste. Sie verkörpert eine dunkle, unklare Vergangenheit, Sprachlosigkeit, die Welt des Populären, das Faszinosum des Gesangs und des Tanzes, die verdrängte inzestuöse Erotik. Und Mignon muß sterben, damit Wilhelm der Meister seiner selbst werden kann.34 Verführer-Kinder begegnen den Helden auch in der Literatur der Romantik, meist halbwüchsige Mädchen an der Grenze von Kind und Frau: die hermaphroditische Erwin-Erwine in Eichendorffs Roman „Ahnung und Gegenwart“, die lebenslustige Rahel in Franz Grillparzers „Die Jüdin von Toledo“, das Straßenmusikantenkind in Heinrich Heines „Reise von München nach Genua“ (Kap. XVIII). In der Literatur der Jahrhundertwende scheinen dann die Männer den Kampf der Selbstbehauptung gegen sie verloren zu haben. In Gerhart Hauptmanns „Die versunkene Glocke“ schenkt das elfische Rautendelein („halb Kind, halb Jungfrau“ – die „Teufelin“, wie der Pfarrer sagt) dem alternden Künstler noch einmal Leben und Inspiration; doch am Ende bleibt er, verführt, auf der Strecke. Todesengel für den alternden Künstler ist auch der „Knabe Tadzio“ in Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“. Und in Oskar Wildes Märchen „Der Fischer“ schenkt die „kleine Meermaid“ Liebe nur um den Preis der Menschenseele. In Frank Wedekinds „Erdgeist“ schließlich zerstört dann das Kind-Weib Lulu, die „Teufelsschönheit“, gar alle Bande der Ordnung der bürgerlichen Gesellschaft. ... Das Bild vom Verführer-Kind hat schließlich in Nabokovs nymphet Lolita noch einmal eine außerordentliche Gestalt gewonnen. Nabokov eröffnet seinen Roman (1955) – knapp 30 Jahre vor der Deklaration des „Verschwindens der Kindheit“ (Postman 1982) – mit einer grandiosen modernen Mythologie der Kindheit. Es geht um den unwiderstehlichen Zauber von Kindern, gewisser Kinder, jener Spezies von „tödlichem kleinen Dämon unter den normalen Kindern“ – „und ich schlage vor, diese auserwählten Geschöpfe als ‚Nymphchen’ zu bezeichnen.“ Sie finden sich unter Mädchen „zwischen den Altersgrenzen von neun und vierzehn“, sind selten anzutreffen und geben sich nur dem Künstler oder dem Wahnsinnigen zu erkennen – vorausgesetzt „daß eine Kluft von mehreren Jahren, mindestens zehn, möchte ich sagen, gewöhnlich dreißig oder vierzig, in einigen bekannten Fällen sogar neunzig Jahre zwischen Mädchen und Mann liegen.“ Das wahre Wesen dieser Mädchen, so der Erzähler weiter, „ist nicht menschlich, sondern nymphisch (das heißt dämonisch)“; Nymphchen sind, für den Mann, der ihre Reize zu erkennen weiß, ein „zweites“, anderes Geschlecht.35 Traditionelle Züge vom Dämonen- und vom Hexenkind sind ebenso in Nabokovs „Nymphchen“-Bild eingegangen wie die literarische Motivik des verführerischen kleinen Mädchens von Edgar Allen Poes „Annabel Lee“ bis zum modernen Illustrierten-Roman. Nabokovs „Lolita“ ist nicht nur einer der schönsten erotischen Romane, es ist auch eine der hintersinnigsten Geschichten über das Verhältnis von Erwachsenen und Kindern. Denn das Buch erzählt ja nicht nur von der Bezauberung des Alten durch das Kind, sondern auch von der Unmöglichkeit, es wirklich lieben zu können: Lolita ist ja nicht nur „frühreif“, sondern auch unreif, ein „richtiges Kind“, und Humberts Gefühle bleiben ihr ebenso fremd wie Lolitas Gefühle ihm selber. Und das Buch erzählt von der Angst des Mannes, das geliebte kleine Wesen verlieren zu müssen, wenn es älter wird, und von der Eifersucht zu wissen, daß es sich anderen hingeben wird. In keinem Text der Moderne ist das fremde Wesen Kind und die Spannung des Erwachsenen-Kind-Verhältnisses besser beschrieben worden als in Nabokovs „Lolita“. Sterben die bösen Kinder aus? Ich habe an verschiedenen Stellen schon Verbindungslinien zur Gegenwart gezogen. Insgesamt scheint – wenn ich die These wagen darf – das böse Kind heute zum Therapiefall geworden zu sein.36 Es ist das „gestörte“ Kind, das heißt, das Kind, das vom Muster des normalen „Kinderwachsenen“ – fröhlich, unbeschwert, sportlich, leistungsbereit – abweicht und statt der Diskriminierung, der Bestrafung oder der moralphilosophischen Reflexion jetzt der Therapie überantwortet wird. Glaubt man einschlägigen Berichten (etwa zum aktuellen Thema „Borderline-Syndrom“) oder den Klagen der Lehrer, dann nimmt die Zahl derartiger „Fälle“ zu, verschiebt sich gleichzeitig die „Grenze“ zwischen Normalität und Störung. Mit anderen Worten: die Zahl der – mit Verlaub gesagt – bösen Kinder nimmt zu. In der Öffentlichkeit scheinen sie allerdings zu verschwinden. Berichte über Kinder, die verschmutzt und verlümmelt auf den Straßen Unfug treiben, öffentliche Einrichtungen attackieren oder sich mit Autoritätspersonen anlegen – früher an der Tagesordnung – sind heute Rarität. Selbst von „Tierquälereien“, „Kinderstreichen“ oder „Schülerunfug“ hört man selten. Und: böse Kinder sind heute keine „Botschaft“ mehr für die Gesellschaft. Ihr Schicksal dient weder zur Warnung (wie im moralischen Exempel der Aufklärung), noch ist es Signal der Weltverbesserung (wie, zum letzten Mal, in der antiautoritären Revolte der späten 60er Jahre). Wo böse Kinder in populären Bildsprachen auftauchen, haftet ihnen auch in unserem Jahrhundert oft Metaphysisches an, sind sie unheimliche Agenten der Zerstörung. In Felicitas Roses sentimentalem Roman „Heideschulmeister Uwe Karstens“ (1933) treibt der kleine illegitime Sohn eines frömmelnden Sadisten sein Unwesen, abgrundtief und sinnlos böses Kind. In Agata Kristofs Roman „Le grand cahier“ (1990) sind die bösen Kinder-Helden Spiegelbilder einer abgrundtief bösen Zeit. In dem Science-Fiction-Film „Das Dorf der Verdammten“ (Regie: Wolf Rilla, 1959 ...) entpuppen sich zwölf auf geheimnisvolle Weise geborene Kinder, denen es an jeglichen Gefühlen mangelt, als Vortrupp außerirdischer Invasoren. Und auch in dem Psycho-Thriller „Der geheimnisvolle Fremde“ (Regie: Serge Leroy 1977) enthüllt sich unter der Maske der lieben Kleinen die Bosheit einer Gruppe von Mörder-Kindern. Am besten hat, denke ich, Doris Lessing in ihrem Roman „Das fünfte Kind“ (1988) das neue alte Bild vom bösen Kind gezeichnet. Dieses Kind ist nicht zu belehren und es belehrt auch seine Umgebung nicht. Es zerstört die falsche Familienidylle, ohne daß für sein Verhalten eine Ursache erkennbar wäre oder sich daraus eine irgendwie dechiffrierbare moralische Botschaft ableiten ließe. Es ist unbegreiflich anders. Vielleicht, wie Doris Lessing einmal andeutet, ein verirrtes Gen aus der Frühzeit der Evolution des Menschen. Oder die Inkarnation jene fremden Wesens Kind, dessen Bosheit jeden vernünftigen Menschen einfach immer wieder zur Verzweiflung treiben muß. 1 Mause, L. de: Hört ihr die Kinder weinen. Eine psychogenetische Geschichte der Kindheit. Frankfurt/Main 1977, S. 12 2 Confessiones I,7 – Augustinus Bekenntnisse, übersetzt von Joseph Bernhart. Frankfurt/Main 1959, S. 12f. 3 Rauer, M.: Origenes Werke. Bd. 9, Berlin 1959, S. 87 4 Vgl. Aland, K.: Taufe und Kindertaufe. Gütersloh 1971, S. 28ff. 5 Richter, D.: Das fremde Kind. Zur Entstehung der Kindheitsbilder der bürgerlichen Gesellschaft. Frankfurt / Main 1987, S. 18ff. 6 Petzold, K.: Die Grundlagen der Erziehungslehre im Spätmittelalter und bei Luther. Heidelberg 1969 7 Arndt, J.: Sechs Bücher vom wahren Christentum, nebst desselben Paradisgrätliein, Halle 1763, S. 8f. 8 Francke, A.H.: Schriften über Erziehung und Unterricht, hg. v. Karl Richter. Leipzig 1872, S. 52 9 Zinzendorf, N.L. von: Materialien und Dokumente, hg. v. Beyreuther, E. u.a., Reihe II, Bd. III. Hildesheim, New York 1972, S. 670f. 10 Lavater, J.K.: Unveränderte Fragmente aus dem Tagebuche eine Beobachters seiner Selbst. Leipzig 1773, Nachdruck Bern, Stuttgart 1978, S. 32 11 Salzmann, C.G.: Konrad Kiefer oder Anweisung zu einer vernünftigen Erziehung der Kinder, hg. v. Dietrich, T. Bad Heilbrunn 1961, S. 37 (Kap. 13) 12 Pfeiffer, F./Strobl, J.: Berthold von Regensburg. Vollständige Ausgabe siener deutschen Predigten. Bd. 2. Wien 1980, S. 57 13 Beitl, R.: Der Kinderbaum. Brauchtum und Glauben um Mutter und Kind. Berlin 1942, S. 113ff. 14 Kippenberg, A.: Die Sage von Robert dem Teufel. In: Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte 4, 1904, S. 303-333 15 Levi, E.: I miracoli della Vergine nell’arte del medio evo. In: Bollettino d’arte 12. 1918, S. 1-32 16 Vgl. Z.B. Schmitt, J.-C.: Der heilige Windhund. Die Geschichte eines unheiligen Kults. Stuttgart 1982, S. 104f. 17 Sendak, M. : Als Papa fort war. Zürich 1984 (=Outside Over There, New York 1981) 18 Luther, M. : Werke, kritische Gesamtausgabe, Tischreden, Bd. 5. Weimar 1919, S. 9 (=Nr. 5207) 19 Schlözer, A.L. : Stats-Anzeigen, 3. Bd., H. 9-12 (1783), S. 481 20 Salzmann, C.G. : Reisen der Salzmannschen Zöglinge, Bd. 2. Leipzig 1786, S. 136 21 Aus kinderpsychiartischer Sicht vgl. Tramer, M.: Kinder im Hexenglauben und Hexenprozeß des Mittelalters. In: Zeitschrift für Kinderpsychiatrie 11 (1944/45), S. 140ff. Vor kurzem ist erschienen: Weber, H.: Kinderhexenprozesse. Frankfurt/Main 1991 22 Dieffenbach, J.: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland. Main 1886, Reprint Leipzig 1978, S. 20ff. 23 Der Vers wird 1630 auch von einem erwachsenen Hexenmeister zitiert bzw. ihm von der Inquisition in den Mund gelegt, vgl. Duerr, H.P.: Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation. Frankfurt/Main 1978, S. 17 24 Henke., A./Schöne, A.: Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des 16. und 17. Jahrhunderts. Stuttgart 1967, S. 958f. 25 Ebd., S. 1745f. 26 Ebd., S. 961 27 Vgl. Zacher, J.: Die zehn Altersstufen des Menschen. In: Zeitschrift für deutsche Philologie H. 23, 1891, S. 385ff. 28 Wolkenstein, O. v.: Lieder, hg. v. Wachinger, B. Stuttgart 1964, S. 66 29 Kant, I.: Werke, hg. von Weichsedel, W. Bd. 10. Darmstadt 1968, S. 700 30 Vgl. dazu Richter, D.: Das fremde Kind. A.a.O., S. 41ff. 31 Armbruster, J.M.: Neue Erzählungen und Lieder für Kinder. Rosenblätter. Nürnberg 1791, S. 115 f. 32 Zum folgenden vgl. Malmede, H.: Vom „Genius des Bösen“ oder die „Entartung“ von Minderjährigen. Negative Kindheitsbilder und defensive Modernisierung in der Epoche des Deutschen Kaiserreiches. In: Berg, C. (Hg. Kinderwelten, Frankfurt/Main 1991, S. 187-214 33 Malmede, a.a.O., S. 188 34 Vgl. Richter, D.: Das Fremde Kind. A.a.O., S. 29ff. 35 Nabokov, V.: Lolita. Reinbek 1989, S. 25-27 36 Vgl. Wambach, M.M.: Kinder als Gefahr und Risiko. Zur Psychiatrisierung und Therapeutisierung von Kindheit. In: Hengst, H. u.a.: Kindheit als Fiktion. Frankfurt/Main 1981, S. 191 ff. Materialien zu: PLUMPSACK; Erscheinungsort: Internetseite Theater Ulm als PDF-Datei; Herausgeber: Theater Ulm, Spielzeit 2006 / 2007; Intendant: Andreas von Studnitz; Redaktion: Daniel Heßler; Redaktionsschluß: 11/2006