Tankstellen für die Seele
Transcrição
Tankstellen für die Seele
12 Tankstellen für die Seele Berlin mit anderen Augen 2015 Impressum 12 Tankstellen für die Seele Kalender 2015 mit den wichtigsten christlichen, jüdischen und muslimischen Feiertagen Herausgegeben von CROSS ROADS – Berlin mit anderen Augen Evangelischer Kirchenkreis Berlin Stadtmitte Klosterstraße 66 10179 Berlin www.crossroads-berlin.com www.kkbs.de Idee und Bildauswahl Antje Zimmermann (CROSS ROADS), KD Lorenz Ehmke Dieter Wendland Fotografie Martin Kirchner Redaktion Christiane Bertelsmann Antje Zimmermann Auflage 2.500 Stück EVANGELISCHER KIRCHENKREIS Berlin Stadtmitte Gestaltung Grafik-DesignBüro Dieter Wendland AGD Tankstellen sind nicht unbedingt Orte der Besinnung. Man kommt an, um gleich wieder los zu fahren. Tanken, aufs Klo, noch schnell einen Kaffee und dann geht es auch schon weiter. Das Auftanken der Seele kommt zu kurz und die Energie verbrennt stinkend aus dem Auspuffrohr. Maschine und Körper werden versorgt, doch die Seele bleibt auf der Strecke. Tankstelle Als ich gefragt wurde, ob das Titelmotiv vor der FIT freie internationale tankstelle fotografiert werden kann, habe ich begeistert zugesagt. Denn im Unterschied zur klassischen Tankstelle verwandeln wir von FIT diese Orte des Transits und der Hektik in Orte des Anhaltens und der Neubesinnung, Orte des Innehaltens und der Kunst. Wir laden die Menschen ein, sich ihrer eigenen kreativen Energien wieder bewusst zu werden. Ihre verborgenen Potenziale zu er kennen und zu nutzen – sich ohne gesellschaftlichen Leistungsdruck frei zu entfalten. Denn der Treibstoff des Menschen ist seine Kreativität. Kunst bereichert uns und unser Zusammenleben in Berlin. Sie führt uns zu einer neuen Sicht der Dinge, lässt uns zusammenkommen. Genauso bereichernd ist die Vielfalt und Buntheit der Menschen, die hier leben und von denen einige stellvertretend in diesem Kalender ihre Tankstellen für die Seele vorstellen. Ich freue mich, dass sie sich zum Gruppenfoto an der FIT freie internationale tankstelle gefunden haben. Denn ob arm oder reich, an der Tankstelle sind alle gleich. immer FIT positiv Dida Zende Künstler, FIT freie internationale tankstelle JANUAR Montag Dienstag Mittwoch 12 13 14 26 27 28 Donnerstag 01 15 29 Freitag 02 16 30 Samstag 03 17 31 Sonntag 04 18 Montag 05 19 Dienstag 06 20 Mittwoch 07 21 Donnerstag 08 22 Freitag 09 23 Samstag 10 24 Sonntag 11 25 1. 1. Neujahr · 6. 1. Heilige Drei Könige (christlich) · 2./3. 1. Mevlid, Geburtstag des Propheten Muhammad (muslimisch) Kaiserliches Treppenhaus im Berliner Dom, Berlin Mitte Pedro Pinera Bustamante (geboren 1960) stammt aus Kuba und lebt seit 1986 in Berlin. Er arbeitet als Aufsichtskraft im Berliner Dom. »In meiner Arbeit habe ich ständig mit Menschen aus aller Welt zu tun. Egal, ob sie einer Religion angehören oder nicht – für mich sind sie alle Gottes Kinder. Ich bin froh, dass ich in meinem Beruf so viel von der Liebe, die Gott mir schenkt, weitergeben kann. In den Pausen bin ich auch gerne mal für mich. Dann gehe ich hier in das Treppenhaus. Der Lärm und die Unruhe, die die Welt oft mit sich bringt, sind dann ganz weit weg. Ein gutes Gefühl! Das Gold und all der Prunk sind mir weniger wichtig – eher die Schwingungen, die diesen Raum erfüllen. Gotteshäuser sind auf ganz besonderen Energien erbaut. Die spüre ich ganz deutlich und empfinde dabei große Glückseligkeit.« Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin Am Lustgarten 10178 Berlin www.berlinerdom.de Der Berliner Dom, am Lustgarten auf der Museumsinsel gelegen, gehört zu den Publikums magneten der Hauptstadt. Der monumentale Bau beeindruckt im Innenraum durch die prächtige hohe Kuppel und die Vielfalt der Materialien, Farben und Formen. Jährlich besuchen 850.000 Menschen zu Gottesdiensten, Andachten, Konzerten und zur Besichtigung dieses Gotteshaus. Der Berliner Dom ist täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Februar Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag 09 10 11 12 13 14 23 24 25 26 27 28 Sonntag 01 15 Montag 02 16 Dienstag 03 17 Mittwoch 04 18 Donnerstag 05 19 Freitag 06 20 Samstag 07 21 Sonntag 08 22 2. 2. Maria Lichtmess (christlich) · 5. 2. heilige Agatha (christlich) · 18. 2. Aschermittwoch (christlich) Neue Wache, Berlin Mitte Oren Samouha (geboren 1985) stammt aus Tel Aviv. In Berlin lebt er seit 2012. Er arbeitet als Reiseleiter und als interreligiöser Stadtführer bei CROSS ROADS. »Wer den Raum betritt, sieht nicht gleich, was diese Skulptur von Käthe Kollwitz darstellt. Erst aus der Nähe erkennt man, dass es eine Mutter ist, die ihren toten Sohn im Arm hält. Du siehst diese Mutter und ihre traurigen Augen. Dann kommen die Gedanken: An die beiden Weltkriege, an Gewalt, Zerstörung und Tod. An all das Leiden, das diese Kriege und insbesondere der Faschismus gebracht haben. Ich zeige diesen Raum oft Freunden, die ich durch die Stadt führe. Die meisten verbinden ja mit einem Besuch in Berlin Party zu machen und Spaß zu haben. Jeder, der hierher kommt, reagiert. Und jeder unterschiedlich. Auch wenn das hier kein explizit religiöser Ort ist, ist er doch universell verständlich. Man begreift hier ganz viel über Krieg und Zerstörung, über Kriegsopfer und Faschismus. Und darüber, wie sehr wir die Geschichte brauchen, um in der Gegenwart leben zu können.« Neue Wache Unter den Linden 4 10117 Berlin Die Neue Wache wurde nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbaut und 1818 als Wachhaus für die Garde des Königs und Gedenkstätte für die in den napoleonischen Kriegen Gefallenen eingeweiht. Seit 1993 ist sie die zentrale Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Die Neue Wache ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. März Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag 09 10 11 12 13 14 23 24 25 26 27 28 Sonntag 01 15 29 Montag 02 16 30 Dienstag 03 17 31 Mittwoch 04 18 Donnerstag 05 19 Freitag 06 20 Samstag 07 21 Sonntag 08 22 4./5. 3. Purim (jüdisch) · 19. 3. heiliger Josef (christlich) Flakturm im Humboldthain, Berlin Wedding Lena Hofmann (geboren 1984) lebt seit 2012 in Berlin und studiert Philosophie und Publizistik. Sie arbeitet außerdem als interreligiöse Stadtführerin bei CROSS ROADS. »Ich gewinne gerne Höhe. Meine Beine mögen es, hochzusteigen, mein Kopf mag es, eine andere Perspektive zu sehen. Selbst wenn es auf den Flakturm einen Aufzug gäbe – ich würde immer zu Fuß auf den Turm steigen. Am Liebsten komme ich alleine hier her. Ich schaue in die Weite, lasse meinen Gedanken freien Lauf. Den Türmen sieht man heute nicht mehr an, dass sie für Kriegszwecke gebaut wurden. Die Natur hat sie sich zurückgenommen. Und ein paar Leute haben Haken in die Wand geschlagen und klettern hier. Das Gitter stört mich gar nicht, im Gegenteil. Es erinnert mich daran, dass auch Freiheiten ihre Grenzen haben – die aber durchschaut werden können. Besonders gerne bin ich hier zum Sonnenuntergang. Das hat für mich so etwas Ursprüngliches, ständig Wiederkehrendes. Vergänglichkeit und Ewigkeit. Der Tag ist vorüber, aber ein neuer bricht wieder an – auch über mein Leben hinaus.« In den Jahren 1940 bis 1942 ließ die NS-Regierung in Berlin Flaktürme errichten. Von hier aus sollte das Stadtzentrum mit schweren Geschützen gegen Luftangriffe verteidigt werden. Von den ursprünglich geplanten sechs Flaktürmen wurden drei gebaut – einer davon im Humboldthain im Stadtbezirk Wedding. Nach dem Krieg sprengten die Alliierten die Flaktürme. Der nördliche Teil des Bunkers ist jedoch noch erhalten, da seine Sprengung die am Berg vorbeiführende Ringbahn beschädigt hätte. April Montag Dienstag 13 14 27 28 Mittwoch 01 15 29 Donnerstag 02 16 30 Freitag 03 17 Samstag 04 18 Sonntag 05 19 Montag 06 20 Dienstag 07 21 Mittwoch 08 22 Donnerstag 09 23 Freitag 10 24 Samstag 11 25 Sonntag 12 26 3. 4. Karfreitag (christlich) · 4. 4. – 6. 4. Ostern (christlich) · 4. 4. – 11. 4. Pessach (jüdisch) Auf dem Dachboden der St. Marienkirche, Berlin Mitte Antonia Lubig (geboren 2002 in Berlin) ist Schülerin der Evangelischen Schule Berlin Mitte. Als Kinder-Kirchenführerin zeigt sie Touristen die St. Marienkirche. »Ist ja ein bisschen gruselig hier oben, so riesig und dunkel. Aber ich weiß, dass ich keine Angst haben muss. Es kann ja nichts passieren. Durch das Loch hier im Boden kann ich genau in den Altarraum schauen. Das ist cool! Schade, dass ich nicht öfters hier hoch kann.« St. Marienkirche Karl-Liebknecht-Straße 8 10178 Berlin www.marienkirche-berlin.de Die St. Marienkirche ist das älteste kirchliche Bauwerk der Stadt, das heute noch für Gottesdienste genutzt wird. Sie bietet in direkter Nähe zum Alexanderplatz einen spirituellen Ort der Ruhe und des Innehaltens. Der lichte Innenraum überrascht durch seine Vielzahl an bedeutenden Kunstschätzen, von denen einige aus dem Mittelalter stammen. Mehrmals wöchentlich finden Gottesdienste und geistliche Konzerte statt. Die St. Marienkirche ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet Mai Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag 11 12 13 14 25 26 27 28 Freitag 01 15 29 Samstag 02 16 30 Sonntag 03 17 31 Montag 04 18 Dienstag 05 19 Mittwoch 06 20 Donnerstag 07 21 Freitag 08 22 Samstag 09 23 Sonntag 10 24 1. 5. Maifeiertag · 14. 5. Christi Himmelfahrt (christlich) · 23. 5. – 25. 5. Schawuoth (jüdisch) · 24. 5. – 25. 5. Pfingsten (christlich) Auf dem Dach der Auferstehungskirche, Berlin Friedrichshain Tim Rössle (geboren 1968) kommt aus Esslingen und lebt seit 1992 in Berlin. Er ist Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur Besondere Orte Umweltforum Berlin GmbH. »Wenn man am Rand des Daches steht und hinunter in die Tiefe schaut, das hat schon einen gewissen Kitzel. Zwischen oben und unten kann man sich dann wieder neu einordnen mit seinen Problemen und seiner Freude, mit allem, was dazugehört. Um Sachen anzupacken und etwas Neues zu wagen, braucht es Mut. Bei allen Konzepten und Diskussionen muss man neue Dinge irgendwann mal anfangen. Einfach machen. Auch wenn es einem beim Blick in die Tiefe ein wenig schwindlig wird – der Himmel ist ja nahe.« Auferstehungskirche Pufendorfstraße 11 10249 Berlin www.besondere-orte.com www.gsfn.de Die über 100 Jahre alte Auferstehungskirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und in den Jahren nach dem Krieg nur notdürftig instand gesetzt. Von 2000 bis 2002 wurde die Kirche unter ökolo gischen Aspekten neu aufgebaut. Heute nutzt sowohl die evangelische Gemeinde als auch die Agentur Besondere Orte Umweltforum Berlin GmbH die Kirche. Neben Gottesdiensten finden in der Kirche Kongresse, Events und kulturelle Veranstaltungen statt. juni Montag 01 15 29 Dienstag 02 16 30 Mittwoch 03 17 Donnerstag 04 18 Freitag 05 19 Samstag 06 20 Sonntag 07 21 Montag 08 22 Dienstag 09 23 Mittwoch 10 24 Donnerstag 11 25 Freitag 12 26 Samstag 13 27 Sonntag 14 28 4. 6. Fronleichnam (christlich) · 17. 6. Erster Ramadan, Beginn des Fastenmonats, (muslimisch) · 24. 6. Hl. Johannes (christlich) Künstlerhaus Bethanien, Berlin Kreuzberg Johanna Katrin Thomas (geboren 1993) kommt aus Rheinböllen im Hunsrück und lebt seit 2013 in Berlin. Sie studiert Humanmedizin an der Charité. Johanna arbeitet außerdem als interreligiöse Stadtführerin bei CROSS ROADS. »In der Großstadt wirst du dich nicht zuhause fühlen, haben mir die Leute aus meinem Ort prophezeit. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen – dort konnte niemand so recht verstehen, was ich in Berlin will. Aber ich fühle mich hier richtig wohl. Die Wiese vorm Künstlerhaus erinnert mich an den Garten meiner Eltern. Hunde gibt’s hier auch jede Menge – fast wie daheim im Hunsrück. Wenn ich abends aus der U-Bahn komme und die Türme sehe, dann weiß ich: Ich bin da, ich bin zuhause. Angekommen.« Künstlerhaus Bethanien Mariannenplatz 2 10997 Berlin www.bethanien.de Das 1845 bis 1847 erbaute Central-Diakonissenhaus Bethanien diente bis 1970 als Krankenhaus. Mit der Stilllegung des Klinikbetriebes 1970 begann ein v ehementer Kampf um das Bethanien: Der geplante g roßflächige Abriss und eine Neubebauung mit sozialem Wohnungsbau wurde durch Besetzung, Bürgerinitiativen und Denkmalschützer verhindert. Seit 1973 arbeiten im Hauptgebäude vorwiegend kulturelle, künstlerische und soziale Projekte. juli Montag Dienstag 13 14 27 28 Mittwoch 01 15 29 Donnerstag 02 16 30 Freitag 03 17 31 Samstag 04 18 Sonntag 05 19 Montag 06 20 Dienstag 07 21 Mittwoch 08 22 Donnerstag 09 23 Freitag 10 24 Samstag 11 25 Sonntag 12 26 17. 7. heiliger Alexius (christlich) · 17. 7. – 19. 7. Fest des Fastenbrechens (muslimisch) Frauenetage in der Sehetlik-Moschee, Berlin-Neukölln Amani El-Nejmi (geboren 1991 in Berlin), studiert neben einem Voll- und Nebenjob in einem Abendkurs BWL an der Hochschule für Wirtschaft und Recht. Amani arbeitet außerdem als interreligiöse Stadtführerin bei CROSS ROADS. »›Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du ganz bald sterben würdest?‹ hat ein guter Freund einmal zu mir gesagt. Ich wusste keine Antwort darauf. Zwei Tage später war er tot. Verunglückt auf der Rückfahrt von Leipzig nach Berlin. Religion hatte damals noch keinen Platz in meinem Leben. Nach der Beerdigung des Freundes habe ich jeden Tag sein Grab auf dem Friedhof bei der Moschee besucht. Irgendwann zog es mich in die Moschee. Es war, als sei ich in eine neue Welt gekommen. Heute kann ich mir ein Leben ohne Religion nicht mehr vorstellen. Die Ornamente hier an den Wänden in der Frauenetage sind sensationell, die Steine funkeln so schön. Wenn ich bete, stehe ich in direktem Kontakt zu Gott. Nach dem Gebet geht es mir besser. Und der Gedanke, dass auch ich eines Tages sterben werde, macht mir weniger Angst.« Sehitlik-Moschee Columbiadamm 128 10965 Berlin www.sehitlik-camii.de Die Sehiltlik-Moschee wurde 2005 eingeweiht und befindet sich auf dem historischen Türkischen Friedhof Berlin. Die Gebetssprache ist vor allem Türkisch, aber auch Arabisch und Deutsch. Die Moschee öffnet gegen 10.00 Uhr und wird im Sommer gegen 23.00 Uhr, im Winter gegen 21.00 Uhr geschlossen. August Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 10 11 12 13 14 24 25 26 27 28 Samstag 01 15 29 Sonntag 02 16 30 Montag 03 17 31 Dienstag 04 18 Mittwoch 05 19 Donnerstag 06 20 Freitag 07 21 Samstag 08 22 Sonntag 09 23 15. 8. Mariä Himmelfahrt (christlich) · 24. 8. Bartholomäustag Baum auf einem Innenhof, Berlin Mitte Afia Broni (geboren 2002 in Berlin) ist Schülerin der Evangelischen Schule Berlin Mitte. Als Kinder-Kirchenführerin zeigt Afia Touristen die St. Marienkirche. »Auf den Baum kann man ganz leicht raufklettern. Ich suche mir immer einen dicken Ast, auf dem ich bequem sitze. Dann denke ich nach: Über Sachen, die in der Schule passiert sind, und manchmal auch über Gott. Laut beten – das mache ich nicht. Eher für mich leise im Kopf mit Gott sprechen. Meistens hab ich so eine Lösung für Probleme gefunden. Wenn ich wieder runtersteige von meinem Baum, ist alles plötzlich viel lauter und schneller. Daran muss ich mich dann wieder gewöhnen.« september Montag 14 28 Dienstag 01 15 29 Mittwoch 02 16 30 Donnerstag 03 17 Freitag 04 18 Samstag 05 19 Sonntag 06 20 Montag 07 21 Dienstag 08 22 Mittwoch 09 23 Donnerstag 10 24 Freitag 11 25 Samstag 12 26 Sonntag 13 27 13. – 14. 9. Rosch ha-Schana (jüdisch) · 29. 9. Erzengel Michael, Gabriel, Raphael (christlich) · 23. 9. – 26. 9. Opferfest (muslimisch) · 22. 9. – 23. 9. Jom Kippur (jüdisch) · 27. 9. – 4. 10. Sukkot (jüdisch) Über den Dächern von Kreuzberg Andrea (geboren 1983) lebt seit 2010 in Berlin und schreibt ihre Doktorarbeit in Ethnologie. Sie arbeitet außerdem als interreligiöse Stadtführerin bei CROSS ROADS. »Wenn ich auf diesem Dach stehe, habe ich ein Gefühl von Freiheit, von Weite, von Offenheit. Das gibt mir Ruhe und gleichzeitig Energie. Ich sehe fast die ganze Stadt: viele Kirchen, die Moschee am Görlitzer Bahnhof, die Synagoge in Mitte mit ihrer goldenen Kuppel. Und das Künstlerhaus Bethanien, das Rote Rathaus, den Fernsehturm und den Radarturm auf dem Tempelhofer Feld. Hier oben kann ich am allerbesten nachdenken und Gedanken in mir ordnen. Auch wenn ich traurig bin, beruhigt mich der Perspektivwechsel. Ich sehe die Dinge aus einem anderen Blickwinkel.« oktober Montag Dienstag Mittwoch 12 13 14 26 27 28 Donnerstag 01 15 29 Freitag 02 16 30 Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 03 04 05 06 07 08 09 10 11 17 18 19 20 21 22 23 24 25 31 27. 9. – 4. 10. Sukkot (jüdisch) · 3. 10. Tag der Deutschen Einheit · 4. 10. – 6. 10. Shemini Atzeret (jüdisch) · 14. 10. Islamisches Neujahr (muslimisch) · 31. 10. Reformationstag (evangelisch) Im Theaterdiscounter, Berlin Mitte Ariel Nil Levy (geboren 1977), aufgewachsen in Tel Aviv, ist Schauspieler und lebt seit 2008 in Berlin. Ariel arbeitet außerdem als interreligiöser Stadtführer bei CROSS ROADS. »Nachts ist in der Klosterstraße vor dem Theaterdiscounter kein Mensch. Und das mitten in Berlin – da, wo man eigentlich nie schläft. Das ist ein Ort mit Widersprüchen. In der ganzen Stadt wird gebaut, aber hier, im ehemaligen Fernmeldeamt der DDR, ist nichts saniert. Als ich den Raum zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mich gefragt, wie man hier arbeiten soll, in diesem schlichten Raum aus Beton. Dann haben wir gemerkt, dass gerade die Kargheit den Raum sehr flexibel macht, man kann mit ihm experimentieren. In meinem Glauben ist der Gedanke der Vergänglichkeit sehr zentral. Das Laubhüttenfest, bei dem es um Vergänglichkeit geht, ist für mich ein Symbol dafür. Vergänglichkeit sehe ich auch in diesem Raum: was wie ein Haus oder Institut aussieht, kann sich wandeln und zu etwas anderem werden – zum Beispiel zu einer Theaterbühne. Dieser Gedanke gibt mir Mut und hilft mir, meine Ängste zu besiegen. Man kann immer bei Null anfangen. Das ist gerade für jemanden wie mich, der in einem unsicheren Beruf arbeitet, sehr tröstlich.« Theaterdiscounter Klosterstraße 44 10179 Berlin www.theaterdiscounter.de Der 2003 an der Oranienburger Straße gegründete Theaterdiscounter befindet sich seit 2009 in den Räumen des ehemaligen Fernmeldeamts in un mittelbarer Nähe des Alexanderplatzes. Der Theater discounter hat sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe in der freien Theaterszene Berlins entwickelt und ist auch überregional bekannt. Pro Jahr werden zurzeit etwa 200 Vorstellungen gespielt. november Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 1. 11. Allerheiligen (katholisch) · 2. 11. Allerseelen (katholisch) · 3. 11. Ashura-Fest, Fasten- und Rettungstag des Propheten Moses (muslimisch) · 11. 11. heiliger Martin (christlich) · 18. 11. Buß- und Bettag (evangelisch) Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Berlin-Charlottenburg Ronny Maylahn (geboren1986) ist in der Nähe von Leipzig aufgewachsen und lebt seit 2007 in Berlin. Er studiert Theologie und Deutsch auf Lehramt und ist Leiter der Kirchenführungen an der Gedächtniskirche. »Kein Mensch ahnt, dass die Gedächtniskirche zwei Wände hat. Egon Eiermann, der Architekt, hat einen schallschützenden Zwischengang konstruiert – Kabel, Lichter und die Dachrinne haben hier ihren Platz. Sobald es dämmert, schalten sich in diesem Gang die Scheinwerfer ein, die das Blau der Gedächtniskirche im Dunklen strahlen lassen. Vielleicht bin ich deshalb so von dieser Zwischenwelt fasziniert, weil sie eine Situation widerspiegelt, die ich kenne: Dieses Pendeln zwischen Kirche und Außenwelt. Ich bin nicht getauft und habe keinen kirchlichen Hintergrund. Doch durch den Kontakt zu meinem Großcousin, der Pfarrer ist, wuchs in mir die Idee, Theologie zu studieren. Ich bin offen für das, was in der Kirche passiert – und vergesse dabei nicht den Kontakt zur anderen Welt. So möchte ich es auch später als Religionslehrer halten« Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Breitscheidplatz 10789 Berlin www.gedaechtniskirche-berlin.de Seit der schweren Zerstörung der Gedächtniskirche im Zweiten Weltkrieg ist die Turmruine Kriegsmahnmal, dient als Museum und gilt als Wahrzeichen des Berliner Westens. 1961 wurde der Neubau mit den markanten blauen Glaswänden eingeweiht. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ist täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Hier finden mittags und abends WochentagsAndachten, sowie Gottesdienste und Konzerte an den Wochenenden statt. dezember Montag 14 28 Dienstag 01 15 29 Mittwoch 02 16 30 Donnerstag 03 17 31 Freitag 04 18 Samstag 05 19 Sonntag 06 20 Montag 07 21 Dienstag 08 22 Mittwoch 09 23 Donnerstag 10 24 Freitag 11 25 Samstag 12 26 Sonntag 13 27 6. 12. – 14. 12. Chanukka (jüdisch) · 6. 12. heiliger Nikolaus (christlich) 25./26. 12. Weihnachten (christlich) Gendarmenmarkt, Berlin Mitte Vincent Immanuel Herr (geboren 1988) stammt aus Hamburg und lebt seit seinem achten Lebensjahr in Berlin. Er studiert Nordamerikanistik und schreibt als freier Journalist Artikel zu den Themen Demokratie und zur Generationenfrage. Vincent arbeitet außerdem als interreligiöser Stadtführer bei CROSS ROADS. »Als der Platz angelegt wurde, hatte man dafür sehr wegweisende, sehr reife Ideen. Die Zeit war aber noch nicht gekommen, um sie durchzusetzen. Das sieht man daran, dass die beiden Dome für die hier lebenden Hugenotten ursprünglich als Zeichen des Willkommens und der Freundschaft für die französischen Einwanderer dienen sollten. Doch aus dieser Freundschaft wurde wenige Zeit später eine erbitterte Feindschaft. Der Gendarmenmarkt gehört zu den schönsten Plätzen Berlins. Er wird von drei monumentalen Bauten beherrscht: dem Deutschen Dom, dem Französischen Dom und dem Konzerthaus (ehemals Schauspielhaus). Heute ist der Gendarmenmarkt ein eher ruhiger Platz. Um ihn herum führen vier Straßen, auch die sind nicht so stark befahren. Das ist nicht der Ort, um Party zu machen oder shoppen zu gehen, was man ja sonst oft mit Berlin verbindet. Solche Plätze wie den Gendarmenmarkt zu haben, ist sehr wertvoll für eine Stadt.« Die wechselhafte Geschichte des Gendarmenmarkts lässt sich bis in das 17. Jahrhundert verfolgen – und jede einzelne historische Phase hat ihre Spuren bis heute hinterlassen. www.franzoesischer-dom.de www.konzerthaus.de Januar, Berliner Dom Februar, Alte Wache März, Flakturm im Humboldthain April, Dachboden der St. Marienkirche Mai, Auferstehungskirche Juni, Künstlerhaus Bethanien Juli, Sehitlik-Moschee August, Baum im Hinterhof Oktober, Theaterdiscounter November, Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Dezember, Gendarmenmarkt 2015 September, über den Dächern von Kreuzberg »Was ist der Ort der Dich zur Zeit emotional, spirituell oder religiös berührt?« Diese Frage stellten wir Berlinerinnen und Berlinern, die stellvertretend für die kulturelle und religiöse Vielfalt unserer Stadt stehen. Schöne, anrührende und überraschende Antworten und Orte finden Sie in diesem Kalender. 12 Tankstellen für die Seele!