III. Lebensspuren 2013: Neueingänge

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III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
nen. Besonders tragisch ist das
Schicksal der Autorin, da sie schon
als 10jährige im Rahmen der „Kinderlandverschickung“ von ihren Eltern getrennt wird. Ihre Mutter stirbt
früh und Gisela K. kommt zu verschiedenen Pflegeeltern. Sie bringt
an vielen Stellen des Berichts ihre
persönlichen Bewertungen dieser
Zeit ein.
Susanne W. (3241, 2)
Ein Stoffstück mit Schlüsselblumen
bestickt findet sich in den Tagebuchseiten der Kantorin Susanne W.
aus Arnsdorf. Es ist ein Teil des
Taufschleiers ihres Sohnes, gefertigt
aus dem Brautkleid der Mutter, die
in ihren 1926 begonnenen Aufzeichnungen intensiv das Heranwachsen ihres Sohnes, ihres „Goldkindes“ begleitet. Der Lebensbericht der zu dieser Zeit 45-jährigen
Frau endet mit der Nachricht aus
Lothringen, ihr Sohn gelte seit
Januar 1945 als vermisst.
Heinz B. (3317, 1-17)
Der 1920 in Börtlingen geborene
Autor fing „einst an zu schreiben,
um seinen sieben Enkeln Geschichte zu vermitteln, wie er sie
erlebt hatte“. Er überlässt dem
Tagebucharchiv 17 „Rückspiegel“
aus den Jahren 1927-2012 mit seinen Erinnerungen. Im Vorwort zu
seinem zweiten Rückspiegel formuliert er: „Meine Jugend in den
Dreißigerjahren, der Krieg und die
erste Zeit danach prägten meine
Generation. Wir haben einen Aufstieg, einen Wendepunkt und eine
Katastrophe durchgestanden und
diese Zeit können und wollen wir
nicht unterschlagen … Es stimmt
leider, dass in jener Zeit Verbrechen
begangen wurden, die wir heute alle
bedauern und die auch nicht
vergessen werden sollen.“
Alle „Rückspiegel“ beginnen mit
einem Vorwort, in dem er die jeweiligen Erinnerungsschwerpunkte
einordnet und teilweise neu bewertet. Im Vorwort zu Rückspiegel
Emma S. beschreibt anschaulich und mit
großer Heimatliebe das Dorfleben mit
seinen Festen und Bräuchen (Sig. 3377)
Gisela K. (3315)
(geb. 1931 in Berlin) erzählt im
Alter von 72 Jahren ihrem jüngsten
Sohn, was sie selbst als junges
Mädchen während und nach dem
Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Der
Bericht handelt von Flucht und Vertreibung aus Polen und der Darstellung von Familienkonstellatio7
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Nr. 10 schreibt er: „Zum Glück ist
die Verlogenheit heute ein bisschen
kleiner geworden. Den ersten
Schritt in diese Richtung verdanken
wir den Studenten der 1968er
Jahre!“ Beruflich – als „rechtschaffener Schwabe“ – ist Heinz B. überaus erfolgreich. Er bereist, geschäftlich und privat, die ganze Welt.
Hans V. (3321, 1-5)
(geb. 1898) ist als Kriegsfreiwilliger
1917 in der Schlacht an der Somme
gefallen. Er zeichnet in fünf Tagebüchern den Kriegsverlauf seiner
Einheit und seine Aufgaben genau
auf. Daneben finden sich auch
Zeichnungen zum Frontverlauf und
Bilder sowie persönliche Anmerkungen und Abschriften von Gedichten.
Michael H. (3318)
Der 1894 geborene Autor, ein Donauschwabe, dessen Vorfahren im
18. Jahrhundert als Kolonisten im
Banat angesiedelt wurden, beschreibt in sachlichem, fast emotionslosen Stil, die Zwangsevakuierung seines Dorfes und der
eigenen Familie durch das sich zurückziehende deutsche Militär 1944.
Die Flucht führt zunächst nach
Österreich und dort endet 1947 auch
der Bericht.
Albert F. (3322)
Das Kriegsgefangenentagebuch von
Albert F. aus Recklinghausen
(1924-1946) ist in vielerlei Hinsicht
außergewöhnlich. Er versieht das
Tagebuch nicht nur mit vielen
bunten Zeichnungen, sondern er
versucht auch, als er von 1944 bis
1946 in Casablanca als Marineangehöriger interniert wird, sich selbst
mit lustigen Geschichten und Gedichten Mut zuzusprechen. Besonders die Liebe zu seiner Verlobten
Irene, die er unbedingt wiedersehen
möchte, hält ihn aufrecht. Er stirbt
in Marokko.
Ludwig P. (3319)
Der Mannheimer Arztsohn (18811973) dient im Ersten Weltkrieg
von 1916 bis 1918 als Soldat. Er
schreibt regelmäßig Feldpostbriefe
und Postkarten an seine Mutter,
seinen Vater und Verwandte, die
ebenso regelmäßig beantwortet werden. Ludwig teilt seinen Eltern mit,
wie es ihm geht, wo er gerade
stationiert ist und übermittelt ihnen
Glückwünsche zu den jeweiligen
Geburtstagen.
Johann Gottlieb W. (3323)
wird als Sohn eines Küsters und
Volksschullehrers 1785 auf Usedom
geboren. 1811 wird er zu den preußischen Husaren eingezogen. Sein
Regiment kämpft an der Seite
Frankreichs gegen Russland im
Russlandfeldzug von 1812 bis 1815.
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Interessant sind seine alltäglichen
Beschreibungen des Kriegslebens.
Die Sorge um genügend Brot und
Lebensmittel sowie der Kriegsverlauf und der Umgang der Kameraden untereinander sowie mit der Bevölkerung der kriegführenden Länder stehen im Mittelpunkt seiner
Aufzeichnungen. Der Autor begleitet zeitweise mit seiner Einheit
Napoleon auf seinem Weg in die
Verbannung nach Elba. 1816 kehrt
Johann Gottlieb W. nach Hause
zurück und wird, wie sein Vater,
Schullehrer auf Usedom.
20. Mai 1917 in Frankreich auf.
Nördlich von Reims, am Mont
Cornillet, wird er schwer verwundet
und im Lazarett Zweibrücken ist der
Krieg für ihn zu Ende. Die Aufzeichnungen werden ergänzt durch
Karten, eine Stollenskizze und ein
Fotoalbum.
Mathilde v. R. (3326)
Mathilde v. R. (1822-1885) erhält
Weihnachten 1863 von „Emilie“ ein
in Leder gebundenes Tagebuch mit
Schloss. Sie beginnt ihre Aufzeichnungen mit einem Dank für eine
Reise mit dem Dampfschiff auf dem
Main zur „Erheiterung nach
schmerzlichen Tagen“. Ihr „Gedenkbuch für Frauen und Mädchen“
mit Eintragungen zu Geburts- und
anderen Gedenktagen mit aufwendig gestalteten Inkunabeln der
Monatsnamen wurde dem Tagebucharchiv ebenfalls übergeben.
Gerhard W. (3324)
Der Verfasser (geb. 1920 in Heidelberg) nennt seine Aufzeichnungen „Chronik der Familie W.
1850-1954“, beschreibt aber vorwiegend sein eigenes Leben und vor
allem seine traumatischen Kriegserlebnisse. Die katholische Familie
gerät in Konflikt mit den Nationalsozialisten. Gerhard W. wird zunächst nicht zum Abitur zugelassen
und seinen Wunsch Priester zu
werden, kann er nach dem Krieg
nicht verwirklichen, da er in
Russland den rechten Arm verliert.
Er studiert Forstwirtschaft.
Alfred K. (3327)
Im 85. Lebensjahr zeichnet Alfred
K. (1902-1999) aus Heilbronn „Das
Leben in russischer Kriegsgefangenschaft“ in elf Kapiteln auf:
- Anlage der Lager
- Organisation und Verwaltung
- Arbeitsbedingungen
- Behandlung durch die Russen
- Verpflegung
- Bekleidung und Ausrüstung
- Gesundheitszustand und sanitäre Verhältnisse
Hans-Hugo D. (3325)
Der aus Heubach bei Gmünd stammende Autor (1880-1962) schreibt
seine traumatischen Erlebnisse im
Ersten Weltkrieg von März 1917 bis
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- Politische Überwachung und
Beeinflussung
- Verbindung mit der Heimat
- Freizeitgestaltung
- Betreuung der Grabstätten
von verstorbenen Kameraden
Er wird 1943 – nach der StalingradKatastrophe – eingezogen, kommt
nach Italien, erkrankt dort schwer
an Typhus, verbringt viele Wochen
in einem Lazarett am Gardasee und
bekommt noch einmal kurz Heimaturlaub, bevor er für die Ostfront
wieder „kv“ gestellt wird.
Im Mai 1945 gerät er in der Slowakei in russische Kriegsgefangenschaft und wird per Zug in die Nähe
von Perm, am Rande des Urals, in
ein Gefangenenlager verbracht. Von
dort wird er noch in zwei weitere
Lager transportiert, bevor er im
Sommer 1946 als nicht mehr „voll
arbeitstauglich“ zuerst nach Frankfurt/Oder und schließlich nach Hause in die französische Zone entlassen wird.
prägen das Leben und die Gedankenwelt des technischen Angestellten, der wenige Jahre vor seinem
Tod die Lebensjahre überdenkt und
seine Erinnerungen in einem „rückblickenden“ Tagebuch notiert.
Das „Gedenkbuch für Frauen und
Mädchen“ erhielt das DTA gemeinsam
mit dem Tagebuch von Mathilde v. R.
(Sig. 3326)
August B. (3333)
Zwei Jahre vor Ausbruch des Ersten
Weltkrieges kommt August B.
(1912-1979) in Naumburg/Saale zur
Welt und erlebt als Kind die verheerende Grippeepidemie 1920 mit,
der weltweit 20 Millionen Menschen zum Opfer fallen. Die Weimarer Republik, der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit in der
damals sowjetisch besetzten Zone
Horstmar S. (3334, 1-3)
Der Autor (1920-1943) stirbt „im
blühenden Alter an der Spitze seines
Zuges im Osten den Heldentod“. So
lautet der Text der Todesanzeige,
mit dem die Eltern im November
1943 ihren 23-jährigen Sohn in
Neckargmünd betrauern. Der junge
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Philosophiestudent meldet sich
1940 freiwillig, um „seine Pflicht
als Soldat zu tun“, wie die Einsenderin der Briefe und des Tagebuchs
vermerkt. Hierin notiert Horstmar S.
1942 seinen Kampfauftrag: „Wir
kämpfen nicht für einen Frieden,
nicht für eine satte Wohlhabenheit,
nicht für einen höheren Lebensstandard, nicht für das häusliche
Glück und die Ungestörtheit der
vielen. Wir kämpfen für eine größere Gefährlichkeit des Lebens.“
zelner Familienmitglieder und ein
gescheiterter
Migrationsversuch
sind Inhalt der Erinnerungen. Sie
werden von einem Tagebuch ergänzt, das die Rückkehr des Vaters
aus der Evakuierung 1945 schildert.
Elisabeth K. (3337, 1 und 2)
Die Geburt ihrer Tochter ist für
Elisabeth K. (1909-1999) aus Köln
ein Ereignis, auf das sie viele Jahre
gewartet hat. In ihrem Tagebuch
beschreibt sie den Lebensanfang
ihres Kindes von der Geburt im November 1939 bis zum ersten Zahn.
Anonym (3335)
Auf dem Flohmarkt in Mannheim
werden Aufzeichnungen gefunden
und dem Tagebucharchiv überlassen. Die Verfasserin schreibt am
21.3.1939: „Ich bin jetzt Mitglied
des Reichskolonialbundes. Die Welt
ist schön! Ich lache wieder sehr viel.
Ich steh ja auch mitten im Glück.“
Pfingsten 1940 ändert sich der Ton:
„Am 9. V. marschiert Deutschland
in Holland, Belgien und Luxemburg
ein! ... Man fühlt die stille Tragik
eines Krieges.“
Claude T. (3338)
Nach Schulverweisen und einer
abgebrochenen Lehre wendet sich
der achtzehnjährige Pariser Claude
T. (geb. 1926) der Literatur zu. Er
fühlt sich in seiner Revolte gegen
die Welt zum Schriftsteller berufen.
Ohne Lebenserfahrung und mit dem
Wunsch nach Aufbruch in ein abenteuerliches Leben, das er literarisch
verarbeiten will, entschließt er sich
1944 in Nazi-Deutschland zu leben.
Begeistert von der Stadt Salzburg
(„Ostmark“), arbeitet er dort ein
Jahr lang als Hoteldiener. In Wien
gerät er durch kriegsbedingte Umstände für mehrere Wochen in das
Strafarbeitslager Hallein, wo er auf
einen Transportzug von Häftlingen
auf dem Weg nach Dachau trifft. –
Eine Begegnung, die ihn nachhaltig
bewegt. Weitere Stationen seines
Hans K. (3336, 1-4)
Im Alt-Saarbrücker Deutschhaus
kommt Hans K. 1880 zur Welt. An
die vielen Erzählungen aus dem
Leben des Vaters erinnert sich viele
Jahre später sein Sohn und schreibt
auf, was ihm davon noch im Gedächtnis ist. Familienanekdoten,
Gebräuche und Gewohnheiten ein11
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Daseins als Fremdarbeiter sind Bayreuth und Pegnitz. Das Kriegsende
erlebt der Autor in einem Lazarett
in Ansbach, wo er in Folge einer
Schussverletzung Aufnahme findet.
Therese V. (3341, 1 und 2)
Geboren um 1810 in Naumburg an
der Saale, schildert die Autorin in
ihrem kleinen, eng beschriebenen
Tagebuch ihre Deutschlandreise.
Diese führt sie 1842 von Naumburg
nach Weimar, über den Harz, die
Wartburg, Koblenz, Main, nach
Baden und zurück nach Köln,
Aachen und Braunschweig. Interessant ist die Beschreibung der kulturellen Höhepunkte der besuchten
Orte und der Landschaften. Die
Zeitangaben offenbaren, wie sich
die Reisedauer im Lauf der Zeit
verändert hat.
Ursula M. und Schulfreundinnen
(3339)
180 teilweise in Kurrent geschriebene Rundbriefe eines Schulfreundinnenkreises (alle Jahrgang 1925/
1926) aus Berlin-Zehlendorf aus
den Jahren 1942 bis 1950 überlässt
Ursula M. (geb. 1926) dem Tagebucharchiv. Sehr lebendig und offen
ist der Austausch zwischen den
Freundinnen. Im Mai 1948 schreibt
Odel an Gegslein (= Ursula): „Sei
so gut und ärgere Dich nicht über
mein Geschreibsel; es soll so bleiben zwischen uns wie bisher, und
das wird es auch, wenn keiner dem
anderen was vorgaukelt, sondern
klipp und klar seine Meinung sagt
und vertritt.“
Juliane V. (3342)
Die 1844 geborene Autorin hinterlässt neun Briefe an ihre Kinder aus
einem Zeitraum von 50 Jahren. Neben Aufmunterungen in schweren
Lebenssituationen sind auch ein
Testament und eine Erklärung dazu
vorhanden. Obwohl die Verfasserin
nicht reich ist, versucht sie, mit ihrem Testament allen Kindern gerecht zu werden.
Ortulf R. (3340)
Auf Bitten seiner Kinder schreibt
Ortulf R. (geb. 1932 in Ortelsburg /
Ostpreußen) seine Erinnerungen
auf. Er lässt sie als Buch binden und
nennt sie „Ein deutscher Junge“.
Hierin beschreibt er seine Kindheit
im Dritten Reich, die Flucht aus
Ostpreußen und seine Jugend in der
Nachkriegszeit bis zum Abitur in
Bayern 1952.
Heinrich F. (3343, 1-5)
Der Postangestellte (geb. 1842)
schildert in fünf kleinen Tagebüchern sehr ausführlich seine Urlaubsreisen, die ihn um die Wende
zum 19. Jahrhundert mehrmals nach
Thüringen, in die Schweiz und nach
Italien führen. Oft wechseln genaue
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III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Tagesbeschreibungen mit detaillierten Ausgabelisten ab. Den Preisen
nach zu urteilen, steigt der Verfasser dabei in guten Hotels ab. Die
Landschaftsbeschreibungen und die
Beschreibung der Bahnreisen vermitteln das Bild eines Reisenden,
der sich für Land und Leute interessiert und sie kennenlernen möchte.
Ulrich B. (3344)
In seinem reich bebilderten Erinnerungsbuch schildert Ulrich B.
(1914-1977) die Zeit, in der er während des Zweiten Weltkriegs seine
Frau kennenlernt. Der Schwerpunkt
der Bilder und der liebevollen Beschreibung von Urlaubs- oder Festtagen liegt trotz der Kriegszeit und
des Kriegsdienstes des Verfassers
im persönlichen Bereich, so z.B. auf
dem Tag der Verlobung und der
Hochzeit.
Anneliese H. schreibt acht Jahre lang
täglich an ihren verstorbenen Mann
(Sig. 3365)
Eleonore M. (3346, 1 und 2)
An die Tochter Käthe sind die Einträge adressiert, in welchen Eleonore M. (1894-1980) aus Frankfurt
das Heranwachsen ihres Kindes bis
zum fünften Lebensjahr dokumentiert. Die „Liebeserklärung“ an die
Tochter wird von dieser weitergereicht an die eigene Tochter Ingrid,
die 1941 geboren wird und deren
erste Lebensjahre von der Mutter
ebenfalls in kurzen Tagebuchnotizen festgehalten werden.
Walter P. (3345)
Mit 21 Jahren zieht der kaufmännische Lehrling Walter P. in den
Krieg. 1893 in Frankfurt a. M. geboren, fällt der 23jährige 1916 an
der Ostfront. In den Kriegsjahren
1914-1916 schreibt er nahezu 100
Briefe an seine Angehörigen, in
denen er den Soldatenalltag schildert, seine Familie um Dinge des
täglichen Gebrauches bittet und sich
für deren Paketpost bedankt. Die
Briefe sind in Kurrent geschrieben
und werden noch transkribiert.
Otto W. (3347)
Otto W., geboren 1913 in der
„Hauptstadt“ des Hultschiner Ländchens, Hultschin (Schlesien) erzählt
seine bewegte Familiengeschichte
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III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
mit Abschweifungen in die Geschichte des früheren Deutschen
Reiches und der Tschechoslowakei.
Der bis zum tragischen Tod des
Vaters, ein „königlich-preußischer
Rechtsanwalt“, in wohlhabenden
Verhältnissen aufwachsende Sohn
wird Arzt und erlebt seinen ersten
Einsatz bei der Umsiedlungsaktion
der Galizien-Deutschen in Folge des
Ribbentrop-Molotow-Pakts.
Während des Krieges arbeitet er als
Militärarzt in Russland und in den
Ardennen. In den 1950er Jahren
eröffnet er eine Praxis in Göppingen
und stirbt mit 92 Jahren in Freiburg.
Viktor L. (3351)
„Wie ich das Kriegsende erlebte“ mit diesem Titel sind die Aufzeichnungen überschrieben, die Viktor L.
(1909-1965) seiner Tochter hinterlässt. Der in Marburg an der Drau
(heute: Maribor) geborene Kaufmann beschreibt den chaotisch verlaufenden Rückzug seiner Division,
die Räumung der östlichen Gebiete
um die Lausitz, „ein Inferno“ und
den Vormarsch der Russen in den
letzten Kriegstagen. Die Schilderung einer Begegnung mit Angehörigen der nationalpolnischen
Widerstandsbewegung, die auf
deutscher Seite gegen die „Sowjets“
kämpfen, ist einer von vielen aufschlussreichen Einträgen, die der
noch immer kampfbereite Leutnant
unter einem „Himmel voller
Leuchtschirme“ anfertigt.
Maria S. (3348)
Im Frühjahr und Sommer des Jahres
1938 schreibt Maria S. (1919-2009)
aus Berlin 12 Briefe an ihre Eltern
aus einem Arbeitsdienstlager in
Selb-Plößberg im Fichtelgebirge.
Sie hat Abitur gemacht und muss,
um studieren zu können, ein halbes
Jahr Arbeitsdienst absolvieren. Sie
studiert danach Flugzeugbau!
Kurt T. (3352, 1-4)
Die Tochter von Kurt T. (19181994) aus Würzburg überlässt dem
DTA vier Tagebücher ihres Vaters
aus den Jahren 1926 bis 1946, von
denen zwei in Deutscher Kurzschrift (während und nach dem
Krieg) abgefasst sind. Kurt T. bittet
um Versetzung an die Front, nimmt
am Krieg auf der Krim, in Italien
und Jugoslawien teil und gerät in
Triest in Gefangenschaft, von wo
ihm die Flucht zurück nach
Deutschland in die amerikanische
Zone gelingt.
Anonym (3349)
In einem Nachlass zwischen Buchdeckeln finden sich „Fragmente aus
meinem Leben“ aus den Jahren
1856 bis 1857. Die Verfasserin (?)
formuliert in fein ziselierter Kurrentschrift als Motto für ihre Aufzeichnungen „Es ist nichts so unbedeutend; es kann für jemand von
Interesse sein.“
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III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Fritz K. (3353)
Nach seinem zahnmedizinischen
Studium erhält der Autor (keine
biografischen Angaben vorhanden)
eine Anstellung in Zajacar/Serbien,
pachtet später eine Praxis in Belgrad, danach in Prizren. Die Umgangssprache dort ist serbisch, was
ihm zunächst Schwierigkeiten bereitet. Nach mehreren Reisen, die
ihn nach Griechenland, Italien und
in die Schweiz führen, kehrt er nach
Deutschland zurück.
Uwe H. (3356, 1-8)
Uwe H., 1915 in Schulensee bei
Kiel geboren, beschreibt sein aufreibendes Leben in Briefen an seine
Mutter, Braut und Ehefrau. Nach
einer kaufmännischen Lehre meldet
er sich zum Wehrdienst und wird
1944 als Offizier beim Führungsstab schwer verwundet. Nach dem
Krieg arbeitet er als stellvertretender Betriebsleiter eines Textilherstellers in Thüringen. 1950 wird er
von der Staatsanwaltschaft Zwickau
angeklagt und beschuldigt „den
Frieden des deutschen Volkes zu
gefährden und Boykotthetze gegen
demokratische Einrichtungen und
Kriegshetze zu betreiben.“ Der
DDR-Bürger wird zu zweieinhalb
Jahren Zuchthaus verurteilt. Drei
Jahre später gelingt ihm und seiner
Familie die Flucht nach Hamburg,
wo er 1991 stirbt. Die umfangreiche
Briefsammlung (einschließlich der
dicken Stasi-Akte) ist ein aufschlussreiches Zeugnis eines Lebens
„hüben und drüben“.
Gisela M. (3354)
14 Tage Urlaub im Allgäu und
gleich eine Höhenwanderung auf
dem Heilbronner Weg war im Jahr
1950 etwas ganz Besonderes. Gisela
M. gestaltet ein Reisetagebuch mit
Schwarz-Weiß-Fotos über diesen
hochalpinen Wanderweg, der auf
2500 Meter Höhe über den Hauptkamm der Allgäuer Alpen führt.
Dem DTA werden ebenfalls einige
Familienbriefe aus den Jahren 1867/
1868, ein mehrsprachiges Gedenkbuch und ein Buch mit der Gedichtsammlung einer Anna B. aus
Grünberg in Schlesien, die wohl aus
der gleichen Familie wie Gisela M.
stammt, übergeben.
Barbara B. (3357)
Barbara B. schreibt für ihre Mutter
1996 ihre Erinnerungen an ihre
Oma Margarete S. (geb. 1887 in
Thale/Harz) auf. In verschiedenen
Episoden schildert sie ihre Oma und
formuliert als Fazit: „Es hat mir gut
getan, einen Menschen so unbeirrt
auf meiner Seite zu wissen!“ Drei
Fotos illustrieren die Erinnerungen.
Maximilian R. (3355)
Das Tagebuch des Pfarrers Maximilian R. (geb.1876) beschreibt die
Jahre 1860 bis 1884. Es muss noch
transkribiert werden.
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III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
halten u.a. Gedichte und „Liebesklagen“, andere Oktavhefte sind mit
Reisebeschreibungen gefüllt. Alle
Aufzeichnungen sind in Kurrent
geschrieben und müssen noch
transkribiert werden.
Horst S. (3359)
Der Journalist Horst S. interviewt
im Jahr 1950 Charlotte N.-M., die
ihm über ihre Flucht mit 18 Pferden
vom Gut Marisfeld bei Posen im
Januar 1945 berichtet. Die Flüchtenden folgen am Ende des langen
Trecks über Schleswig-Holstein zunächst einem Ruf der Kreisbauernschaft Göttingen und können
schließlich mit den überlebenden
Pferden ein Fuhrgeschäft in der
Nähe von Lüdinghausen/Münsterland gründen. Horst S. veröffentlicht 1951 seinen Bericht „Rückkehr
ins Land der Väter“ im Westfälischen Heimatkalender für das Münsterland.
Alfred B. (3361, 1 und 2)
Die Aufzeichnungen von Alfred B.
(1849-1940) aus Woldegk gehen
trotz der Plünderungen, die am
Ende des Zweiten Weltkriegs stattfinden, nicht verloren und werden
von seinen Nachkommen gefunden.
Seine Enkelin Helene S. transkribiert die Aufzeichnungen und der
Urenkel schreibt u.a.: „Es fällt auf,
dass Urgroßvater seinen Beruf und
seine Arbeit als Töpfer, seinen
Töpferei-Betrieb und seine Landwirtschaft praktisch nicht erwähnt.
Dass er nicht von seinen Kriegserlebnissen sprach, hat er wohl mit
vielen Soldaten gemeinsam. Die
realistischen Schilderungen in seinen Lebenserinnerungen passen ja
auch kaum an den Familien- oder
Stammtisch.“
Heinrich P. (3360, 1-7)
„Herrn Fahrer Heinrich P. Munitionskolonne der 2. Batterie Reserve-Fuß-Artillerie Regiment 7, Lüttich“, so lautet die Anschrift auf
Feldpostbriefen an den jungen Soldaten (1898-1967) im Ersten Weltkrieg, der in seinem späteren Leben
als Justizobersekretär in seiner Geburtsstadt Hannover arbeitet und
beide Weltkriege erlebt, wovon er
in Briefen an Familie und Freunde
berichtet. Den Aufzeichnungen sind
auch Hotelrechnungen beigelegt,
deren detaillierte Aufstellung belegt, dass um 1925 Stiefelputzen 25
Groschen und eine Logis mit Frühstück 4 Reichsmark kosten.
Seine poetischen Tagebücher ent-
Gustav O. (3362)
Die
Lebenserinnerungen
von
Gustav O. (1866-1953), Sohn aus
einer westfälischen Fabrikantenfamilie, sind sowohl ein Stück Familien- als auch ein Dokument der
Zeitgeschichte. Ergänzt werden die
Aufzeichnungen durch eine Ab16
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
handlung des Autors mit dem Titel
„Meine Ansicht vom Weltgeschehen nach dem Zweiten Weltkrieg“
und seine Überlegungen zur Frage
„Was ist Demokratie?“. Berührend
sind die Liebesbriefe an seine Braut,
die er mit der Anrede „Verehrtes
Fräulein, lieber Schatz“ beginnt.
Weltkriegen nie verlässt. Das
„Kriegstagebuch“ von Wilhelm K.
umfasst die Zeit von Juli 1914 bis
zum Ausbruch der November-Revolution 1918, die er in Ingolstadt
erlebt. Ausgezeichnet mit dem
Bundesverdienstkreuz stirbt Wilhelm K. 1969 in seiner Heimatstadt.
Ulrich von R. (3364, 1-5)
Schwere großformatige Bände mit
goldenem Prägedruck sind die acht
Bücher, in welchen Ulrich von R.
(1913-2005), in den 1960er Jahren
Konsul in New York, später Botschafter in Bangkok und Damaskus
unter der Titel-Folge: „Erlebtes und
Erlaubtes“, „Geschautes und Erlebtes“, „Erfahrenes und Verschwiegenes“ sein Leben festhält. Seine
Aufzeichnungen befassen sich rückblickend mit einem halben Jahrhundert deutscher Zeitgeschichte
und umfassen die Zeiträume Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg, die Gründung der BRD und
deren Entwicklung bis zum Ende
der 1970er Jahre. Es sind historische Augenblicke, die er als Protokollchef im Auswärtigen Dienst erlebt. So begleitet er 1970 Bundeskanzler Willy Brandt nach Warschau und beschreibt die „Totenstille“ während der Kranzniederlegung
am Mahnmal des Warschauer Ghettos und den Kniefall des Kanzlers,
eine Geste, die in die Geschichte
eingegangen ist. Weniger feierlich
Gisela M. gestaltet 1950 ein Reisetagebuch über ihre Wanderung auf dem
Heilbronner Weg mit vielen Schwarzweiß-Fotos (Sig. 3354)
Wilhelm K. (3363)
1891 wird Wilhelm K. in Pappenheim als Sohn eines Hafnergesellen
geboren. Seinen Aufstieg zum Studienprofessor und Lehrbeauftragten
an der Handelshochschule Nürnberg
verdankt er seinem Bildungseifer,
der ihn trotz der Teilnahme an zwei
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III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
fällt die Darstellung einer Reise aus,
die er mit Bundespräsident Lübke
nach Afrika unternimmt. Seinerzeit
löste dieser Staatsbesuch Spekulationen über den Gesundheitszustand
des Bundespräsidenten aus.
Als Botschafter in Syrien ist Ulrich
von R. in den siebziger Jahren konfrontiert mit dem Nahost-Konflikt.
Unvergessliche Begegnungen mit
politischen Persönlichkeiten, die
Schilderung protokollarischer Aufgaben, Beobachtungen zum „VolksCharakter“ der Thai und weitreichende Gedanken zu den politischen Vorgängen jener Zeit sind
Inhalt seiner Memoiren, die er
seinen Freunden widmet und 1980
beendet.
Stationen ihrer Reise und die Erlebnisse vor Ort. Nach langjähriger
Tätigkeit in den Ferdinand-Sauerbruch-Krankenanstalten in Wuppertal-Elberfeld stirbt sie 76jährig in
ihrer Heimatstadt.
Wilhelm H. (3367)
„Berichte“ nennt der 1920 in Beuren, Landkreis Eichsfeld in Thüringen, geborene Handlungsgehilfe
Wilhelm H. seine Aufzeichnungen.
Diese enden mit einer langen Namensliste – überschrieben mit der
Frage: „Wo sind die in meinem
Bericht genannten Kameraden geblieben?“ Die Notizen umfassen
vorwiegend seine Soldaten- und
Kriegszeit in Russland, wo er kurz
vor Kriegsende verwundet wird. Die
schwere Kriegsbeschädigung überschattet sein weiteres Leben, das
2001 in Melle endet.
Anneliese H. (3365, 1-4)
Anneliese H. (geb. 1931 in Dresden) teilt ihr Leben mit einem
Toten. Acht Jahre schreibt sie täglich an ihren verstorbenen Mann,
ohne den ihr Leben „keinen Sinn
mehr“ hat. In mehrseitigen Briefen
schildert sie ihren Alltag und die
Sorgen um den gemeinsamen Sohn,
der alkoholkrank ist und sich den
Körper einer Frau wünscht.
Anna M. (3368)
Neben einem Kondolenzbrief von
1867 findet sich in der Briefsammlung der Familie M. der Bericht ei
jungen Frau, die als Gouvernante
nach Batavia reist, um dort „ihr
Glück zu suchen“. Sie unterrichtet
die Kinder einer holländischen
Familie, wovon sie begeistert erzählt.
Anna S. (3366, 1 und 2)
Im Sommer 1939 reist die Krankenschwester Anna S. (1888-1964) gemeinsam mit ihren Diakonie-Mitschwestern nach Wien. In ihrem
Reisetagebuch dokumentiert sie die
Familie R. (3369, 1-4)
Etwa 360 Briefe der Familie R.
(Schwaben) aus den Jahren 1917 bis
18
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
1950 werden dem Deutschen Tagebucharchiv übergeben.
Die frühesten 134 Briefe (1 und 2)
sind Feldpostbriefe aus dem Ersten
Weltkrieg von Hermann R. an seine
Frau. Diese Briefe sind bereits
transkribiert.
3: Briefe von Hermann und Marthe
R. an verschiedene Familienmitglieder und Bekannte aus den
Jahren 1917 bis 1921.
4: Briefe an Hans und Ully R. aus
den Jahren 1945 und 1950.
In der Anlage befinden sich etliche
elsässische Dokumente aus der Zeit
des Ersten Weltkriegs. Auch aus der
Zeit der französischen Besatzung
nach dem Zweiten Weltkrieg
befindet sich ein Schriftstück in den
Briefen, in dem das „Gouvernement
Militaire de la Zone française d’occupation en Allemagne“ am 8. März
1947 „Monsieur R., pharmacien à
Hechingen“ das Wrack eines gebrauchten Steyr 55, Baujahr 1938,
aus der Beschlagnahmemasse der
Firma Bosch überlässt.
reichert. Das Dokument liegt in
englischer Sprache vor, was eine
Ausnahme für das Sammelgut des
DTA bedeutet.
Horst S. (3371, 1-12)
Der Vater von Horst S. ist Artist
und Zirkusunternehmer aus Lodz in
Polen. Dessen biografisches Erbe
setzt der 1941 geborene Sohn nicht
fort. Er entflieht den „kleinbürgerlich-proletarischen“ Verhältnissen,
studiert Erziehungswissenschaft und
entwickelt in den Jahren der Studentenrevolte das Konzept für eine
pädagogische Zeitschrift mit dem
inhaltlichen Auftrag einer „emanzipatorischen Erziehung“. Nach seinem Ausscheiden aus dem Beltz
Verlag, bei dem er einige Jahre
Chefredakteur von „b:e“ (betrifft:erziehung) war, gründet er eine
neue
Pädagogische
Zeitschrift
„päd.extra“, die sich im Besitz der
Mitarbeiter befindet. Lehraufträge,
journalistische Arbeit für verschiedene Medien und die Herausgabe
einer Buchreihe im Rowohlt Verlag
sind Stationen im Arbeitsleben von
Horst S., der „sich am Ende des
Berufslebens und nach langjähriger
Therapie seiner eigenen Person“ zuwendet, sich mit der Sozialisation
von Männern und der körperlichen
Sexualität auseinandersetzt.
Ernst Henry E. (3370)
Der in Indiana geborene Sohn (1870
-1944), von Henry William E. (vgl.
Sig. 3372) recherchiert die Familiengeschichte und verfolgt unter
dem Titel „Engelbrecht Family
History“ die Lebenswege der einzelnen Mitglieder dieser weit verzweigten Sippe, die er mit Anekdoten aus dem Familienschatz an-
Henry William E. (3372)
Der Autor (geb. 1841 in Dielingen –
19
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
gest. 1910 in Logansport/Indiana)
verlässt Deutschland in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, um in
den USA (Indiana) „sein Glück zu
machen“. Er kämpft als Freiwilliger
im Amerikanischen Bürgerkrieg auf
Seiten der Unionisten für die Abschaffung der Sklaverei, wovon er
in „Some War Reminiscences“ berichtet. Sein Sohn Ernst Henry E.
(1870-1944) ergänzt in den 1940er
Jahren diese Erinnerungen durch „A
Memoir“, eine Beschreibung des
Familienlebens und seiner Jugend
(vgl. Sig. 3370). Die Aufzeichnungen liegen in englischer Sprache
vor.
1945, drei Tage vor Kriegsende,
fällt. „Der Tod des Jungen ist so
besonders tragisch, als er nicht etwa
Freiwilliger war, sondern von einem
verantwortungslosen N.S.F.O. mit
fünfen seiner Klasse an die Front
vom Luftwaffenhelferdienst in
Böhmen aus, gegen alles Recht,
gezwungen wurde.“ Dieser Hinweis
findet sich im Brief des Vaters an
die Behörde, deren Amtsvorsteher
er um Auskunft „über die letzten
Augenblicke des Toten“ bittet. Die
Schüler-Luftwaffenhelfer-Soldatenbriefe (1940-1945) des jungen Ulrich K. an seine Eltern umkreisen
vor allem die Themen: Dienstpflichten, Kriegsgeschehen und
Heimweh, des zu Beginn der Korrespondenz Zwölfjährigen.
Hermann F. (3373)
Der Autor, 1918 in Malterdingen
geboren, schildert in seinen Aufzeichnungen mit dem Titel „Meine
Erlebnisse während des Weltkrieges
1939 bis 1945“ seine Zeit als Soldat. Einsatzorte und Truppenteile
reiht er chronologisch aneinander,
daneben schildert er Vorkommnisse, die ihm in Erinnerung geblieben sind. Das Dokument enthält
auch die Briefe seiner Frau Rosa
und Bilder von verschiedenen Einsatzorten. Hermann F. stirbt mit 91
Jahren in Kenzingen.
Margarete K. (3374, 2)
In den Briefen der Mutter von
Ulrich, Margarete K. (keine biografischen Angaben), an ihren im
Krieg befindlichen Mann Wilhelm
berichtet diese über Angelegenheiten der Familie und beklagt die
allgemeine Versorgungslage sowie
die unzureichende Schulausbildung
ihres Sohnes, der zum Flakhelfer
ausgebildet wird und kaum noch
Unterricht erhält.
Ulrich K. (3374, 1)
16 Jahre und acht Monate lebt
Ulrich K. (geb. 1928), bevor er als
Schüler-Luftwaffenhelfer am 5. Mai
Familie K. (3374, 3)
Die Briefsammlung der Familie K.
umfasst die Korrespondenz der
Eltern, Kinder und Verwandten in
20
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
den Jahren 1943/44. Der rege geführte Austausch beinhaltet vornehmlich die Dinge des alltäglichen
Lebens, die sich zunehmend
schwieriger gestalten, Sorgen um
Angehörige und die Bombardierung
Elberfelds 1943.
siebzig Tagebücher zusammen, die
ihre Schulzeit am Lyzeum, ihr
Pflichtjahr, ihre kaufmännische
Ausbildung, ihre Kriegserlebnisse,
die Nachkriegszeit, ihr Leben in der
DDR als mithelfende Ehefrau im
Geschäft ihres Mannes, ihr Arbeitsleben als Sekretärin in einer
Druckerei und ihre Ruhestandszeit
beleuchten.
Am 9. November 1989 schreibt sie:
„20h35 Bekanntgabe im DDRFunk, dass ab sofort Grenze auf ist
– jeder kann rüber … Gestern
Ministerrat zurückgetreten, Krenz
noch an der Spitze. Es ist eine total
verrückte, aufregende, fast tragische
Zeit.“
In der Anlage befindet sich ein Gedichtheft, ein Ratgeber „Der Soldatenfreund, 1937“ und ein Notizkalender ihres Vaters Max W., der im
letzten Kriegsjahr 1918 ein Notizbuch füllt. Sein letzter Eintrag vom
27.9.1918: „ab ½ 5 Uhr Trommelfeuer, 7 h großer Angriff … ½ 2
Uhr weiterer Angriff, alle gefangen“.
Hedwig P. (3375, 1-4)
1895 beginnt die langjährige Wanderschaft der Hauslehrerin Hedwig
P. (1876-1961) aus Posen, die sie in
18 Bildern beschreibt. Die ausführlichen Schilderungen ihres Berufsweges, den sie als 19jährige auf
einem Rittergut in Schlesien beginnt
und der sie auf verschiedene Besitzungen des Landadels führt, so
auch nach Bückeburg an den kunstfreudigen Schaumburg-Lippischen
Hof, erzählen von einer emanzipierten Frau, deren Lebensgeschichte
auch tragische Kapitel enthält.
Gerda K. (3376, 1-70)
Im Jahr 1928 beginnt Gerda K. aus
Dessau (1921-1998) Tagebuch zu
schreiben, vorwiegend in Kurrent,
teilweise in Stenografie, später auch
in einer Mischung aus lateinischer
und Kurrentschrift. Sie fügt anfangs allerlei Fotos, (Liebes-)briefchen, Eintrittskarten hinzu, später vor allem während und nach dem
Zweiten Weltkrieg – verwendet sie
jedes verfügbare Stück Papier, um
ihre Gedanken und Gefühle niederzuschreiben. Am Ende kommen so
Emma S. (3377, 1-5)
1923 stehen 17 Häuser in BonndorfEbnet und jedes Haus hat seine
eigene Geschichte, die Emma S.
(geb. 1923) in ihren „Erinnerungen
an ein kleines Dorf“ im Hochschwarzwald erzählt. Anschaulich
und mit großer Heimatliebe beschreibt sie das Dorfleben mit sei21
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
nen Festen und Bräuchen. Sie
schildert den anstrengenden Alltag
der Schwarzwaldbauern, berichtet
über Armut und Auswanderung,
Kinderarbeit und einen mehrstündigen Kirchgang um vier Uhr früh
durch den Hochschnee.
wöchigen Aufenthalt werden zwei
Jahre, wovon sie in ihrem Reisetagebuch „Meine Amerika-Reise
1948-1949“ erzählt.
Clara G. (3379)
„Mutter philosophierte sich stets
über alles Ungemach hinweg“, mit
dieser Aussage der jüngsten Tochter
Johanna, die den von der Mutter
begonnenen Lebenslauf 1913 fortsetzt, schließen die „Memoiren der
Frau Clara G.“, die 1827 in Berlin
geboren wird, im Revolutionsjahr
1848 heiratet, 11 Kinder gebiert,
wovon vier nur kurze Zeit leben.
Mit ihrem Mann, einem Erfinder
und Geschäftsmann, der 1875 an
der Cholera stirbt, lebt sie in
Budapest und Solothurn. Clara G.
stirbt im Kreis ihrer großen Familie
1913 an Altersschwäche. Dem
Dokument der Familie G. beigefügt
ist die Recherche des Geheimen
Baurats Hermann G. aus Magdeburg, der mittels der Bürgerrolle der
Stadt Magdeburg die Familiengeschichte erforscht.
Hans V. bereichert seine fünf Tagebücher
aus dem Ersten Weltkrieg mit Zeichnungen zum Frontverlauf und mehreren
Bildern (Sig. 3321)
Sigrid M. (3380)
In den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts lebt die
1934 in Königsberg geborene Kinderkrankenschwester in Russland
und Litauen. Von den Lebensumständen in einer Kriegslandschaft
erzählt sie „für meine Enkel und
Urenkel“ in ihrem Buch „Verlorene
Anna I. (3378)
Anna I. (1878-1959) lebt auf einem
Schwarzwaldhof in Bonndorf-Ebnet. Im Alter von siebzig Jahren
besucht sie fünf ihrer zwölf Kinder,
die nach Amerika ausgewandert
sind. Aus ihrem geplanten vier22
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Jugend?“ In diesen Erinnerungen
befasst sie sich auch mit dem
Schicksal des am Ende des Krieges
vermissten Bruders Ulli. Eine
„Reise in die Vergangenheit“ unternimmt sie im letzten Teil der Erinnerungen. Diese Reise führt sie
1992 nach Königsberg, wo sie von
ihrer Schwägerin gastfreundlich
aufgenommen wird.
Wolfgang E. (3382, 1-6)
Wolfgang E., 1924 in Pforzheim
geboren, absolviert nach der Schule
eine kaufmännische Ausbildung,
wird nach dem Arbeitsdienst eingezogen und fällt 1944 in Frankreich.
Vom kurzen Leben des jungen
Mannes erzählen seine Tagebücher,
die er bis 1943 führt. Die Aufzeichnungen geben Auskunft über seine
Fußballleidenschaft, Freizeitunternehmungen und seine Dienstpflichten an den jeweiligen Einsatzorten, zunächst an der Ostfront und
Ende 1942 an der Westfront. In
seinen letzten Eintragungen beklagt
er die Stumpfsinnigkeit seines Daseins: „O, hätte ich jetzt Zeit zu
lesen, zu lernen, zu studieren … ich
möchte gerne Französisch lernen,
gute Bücher – Klassiker und andere
große Geister – lesen … Ich möchte
gerne ein Mann werden, lebensklug
und gescheit.“
Rudolf G. (3381, 1-78)
„Aus meinem Erleben und Denken,
aus meiner ganz persönlichen Sicht
will ich einiges aus meinem Leben
für diejenigen, die nach mir
kommen, berichten, um ihnen zu
vermitteln, was meine Generation
erlebt und erlitten hat“. Mit diesem
Satz leitet Rudolf G. (1918-2010)
aus Mainz seine gedruckten Erinnerungen „Ein typischer Geiß“ ein,
die er im 89. Lebensjahr für seine
Nachkommen verfasst. Er kann sich
dabei auf insgesamt 76 schmale, in
Kurrent geschriebene Tagebuchbändchen stützen, welche er in den
Jahren 1935 bis 1949 verfasst hat.
Er versieht diese mit „sprechenden“
Titeln, wie zum Beispiel „Es geht
wieder aufwärts“ (1939), „Jugend
ist Trunkenheit auch ohne Wein“
(1938) oder „A new chapter“
(1937). In der Anlage gibt es noch
seine „Lese-Erinnerungen“ aus den
Jahren 1934 bis 1936.
Irma W. (3383)
Die Autorin beginnt ihr Tagebuch
1912, sechzehnjährig, mit der Eintragung: „Die Einladung war mit
Jungens.“ Um dieses Thema kreisen
ihre Aufzeichnungen. Teegesellschaften, Schulereignisse, Freizeitunternehmungen und Beziehungskrisen sind Inhalt ihrer Niederschrift, die sie nach wenigen Monaten beendet.
23
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
folgung von innen, d.h. aus dem
Erleben der Verfolgten miterfahren
und miterleben lässt. Die Originale
der Briefe hat Victor R. der
Universitätsbibliothek
Michigan
übergeben. Im Tagebucharchiv befinden sich Kopien, und eine Abschrift der Transkription.
Lina H. (3384)
Lina H. wird 1908 als viertes von
12 Kindern unweit von Rothenburg
geboren, wo sie bis zu ihrer Heirat
als Haushaltshilfe arbeitet. Für ihren
Mann, der sich 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft befindet, notiert sie den Einzug der Amerikaner in Bad Windsheim im April
1945 in ein kleines Notizbuch, das
sie immer in ihrer Schürzentasche
trägt. Sie schreibt, nach Auskunft
ihrer Tochter, „für Papa, falls er uns
nicht mehr lebend antrifft.“
Karl Sch. (3386, 1 und 2)
Ein „Stoß mit 5 Millionen Scheinen“, auf diese Weise erfolgt 1923
die Entlohnung des Ingenieurs Karl
Sch. (1880-1960) in der Zählerfabrik der Meyer A.G. in Berlin,
nichts Ungewöhnliches in Zeiten
der Inflation, als 20 Zentner Brikett
19 Millionen Mark kosten. Der
Brief an seine Frau ist ein Dokument über die wirtschaftliche Lage
Deutschlands zu Beginn der Weimarer Republik.
Johanna und Nathan R.
(3385, 1 und 2)
„Wohin wird uns das Schicksal
schleudern, uns ist oft so bang …“
Johanna (1870-1941) und Nathan
(1863-1945), Mitglieder einer alteingesessenen Breisacher Familie,
haben sich in der Zeit der härtesten
antisemitischen Verfolgung und
während der Deportation nach Gurs
über 110 Briefe und Postkarten
verständigt. Der Briefwechsel wird
von ihrem Sohn Alfred R. (geb.
1911), dem Empfänger in den USA,
aufbewahrt. Nach dessen Tod 2005
findet sein Sohn Victor Hilfe für die
Transkription und genealogische
Einordnung im Freundeskreis „Ehemalige Synagoge Sulzburg“, im
„Blauen Haus“ in Breisach und bei
einem amerikanischen Germanisten,
der die Briefe ins Englische übersetzt. Das Besondere an diesem
Briefwechsel ist, dass er die Ver-
Hans G. (3387, 1 und 2)
Vier Jahre verbringt der 27-jährige
Feldwebel (1921-1990) in einem
russischen Kriegsgefangenenlager,
in dem er Demütigungen, Hunger,
Kälte und Schmerzen ausgesetzt ist.
Traumatisierende Erlebnisse, wie
Todesangst und Kriegsgrausamkeiten überschatten sein Leben nach
dem Krieg.
Eduard L. (3388, 1 und 2)
1880 beginnt der Sanitätsrat Dr.
Eduard L. (geb. 1830), Ritter des
Kronenordens, Träger des Eisernen
24
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
und Gretel vom Wege abkamen“,
wie amerikanische Militärhistoriker
die Region beschreiben. Von 1943
bis Kriegsende dokumentiert der
Autor das Frontgeschehen entlang
des Westwalls. In den Briefen an
seine Familie berichtet er über das
„Verdun der Eifel“, eine der längsten Schlachten auf deutschem Boden, die er überlebt. Hermann R.
stirbt mit 86 Jahren nach einem
Schlaganfall.
Kreuzes 2. Klasse, Arzt und später
in Prag und Wien zum „Operateur“
ausgebildet, mit den Notizen in sein
Tagebuch. Er beschreibt den Arbeitsalltag eines Arztes, der die
ländliche Bevölkerung mit viel
Mühe von der Notwendigkeit einer
stationären ärztlichen Versorgung in
einem Krankenhaus überzeugen
muss. Eine Anstrengung, die ihn
mehr Energie und Einsatz kostet als
der Dienst als Bataillonsarzt im
Jahre 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg 1870/ 1871.
Gabriele und Franz H.
(3389, 1-20)
1-16: In Notizbüchern protokolliert
eine Ehefrau mehr als 25 Jahre gemeinsamen Lebens. Von 1970 bis
1995 werden alltägliche Ereignisse
festgehalten, wobei der Bau des
Hauses und die Anlage des Gartens
detailliert aufgezeichnet werden.
17-19: In drei Bänden beschreibt
der Ehemann den plötzlichen Tod
seiner Frau, seine Trauerarbeit u.
sein weiteres Leben bis 2007.
20: Die Erinnerungen von Franz H.
zeugen von seinem erfolgreichen
Leben.
Heinz B. überlässt dem Tagebucharchiv
17 „Rückspiegel“, in denen er seine
Erinnerungen aus den Jahren 1927 bis
2012 niedergeschrieben hat (Sig. 3317)
Olga P. (3391, 1-31)
„Ich wollte die Mühe nicht vernichtet wissen!“ Mit dieser Anmerkung
übergibt Olga P., 1930 in Arzberg
geboren, dem DTA 31 Schulhefte,
Notizkalender und Tagebücher, in
denen sie 1947 mit Eintragungen
beginnt. Die Aufzeichnungen umkreisen das Alltagsleben der Friseurin, die 1951 heiratet und einige
Jahre später einen Jungen adoptiert.
Heute lebt sie in einem Pflegeheim.
Hermann R. (3390, 1 und 2)
Die Feldpostbriefe des Kompanieführers Hermann R., 1904 in Kamen
geboren, beschreiben die Kämpfe
im Hürtgenwald, „dem schwarzgrünen Ozean aus Wald, in dem Hänsel
25
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Hintergrundinformationen zur Autorin finden sich in den Lebenserinnerungen ihres späteren Mannes
Rudolf G. (vgl. Sig. 3381, 78).
Gerd Ludwig A. (3392, 1-3)
„Mein Leben Stationen – Erinnerungen – Nachdenkliches“, so betitelt Gerd Ludwig A. aus Leverkusen
die dreibändige Ausgabe seiner
Erinnerungen. 1932 in Leverkusen
geboren, beginnt der junge Kaufmann sein Arbeitsleben 1952 mit
dem Eintritt in die Bayer AG, wo er
1975 die Verkaufsleitung einer
Tochtergesellschaft übernimmt. Mit
dieser Position verbinden sich
längere Aufenthalte in den USA,
Fernost und Südamerika. Den
Ruhestand verbringt Gerd Ludwig
A. in seiner Heimatstadt. In seinen
„Memoiren“ erzählt er die Familiengeschichte und berichtet über
die Kriegs- und Nachkriegszeit, die
er mit Bildmaterial veranschaulicht.
Adolf V. (3396, 1 und 2)
In seinem Kriegstagebuch schildert
der junge Lehrer Adolf V. (18811970) aus dem Kreis Lörrach die
Tage der Mobilmachung im August
1914 und das Kriegsgeschehen in
verschiedenen Einsatzorten (Vogesen, Mazedonien, Nordfrankreich),
wo er als Feldwebel seinen Dienst
versieht. Er selbst überlebt den
Krieg, anders als seine beiden
Söhne, die im Zweiten Weltkrieg
ihr Leben verlieren.
Charlotte S. (3397, 1-13)
„Am 3. Januar 1951, im 7. Jahr
ihrer Flucht aus Ostpreußen“ erhält
die in Danzig geborene Autorin
(1896-1969) ein Büchlein aus „echtem Kunstpapier aus der DDR“
geschenkt. Das ist der Auftakt zu
etwa 15 Jahre dauerndem Tagebuchschreiben bis weit in die 1960er Jahre. Es entstehen elf, überwiegend in Kurrent geschriebene Tagebücher. Immer wieder taucht das
Trauma von Flucht und Vertreibung
in den Aufzeichnungen auf. Die
Bände sind zudem prall gefüllt mit
Briefen, Zeitungsausschnitten oder
Kalenderblättern. Etwa 120 Briefe,
u.a. Geschäftsbriefe an die Firma
ihres Mannes in Ostpreußen, ein
Fritz Jürgen K. (3394, 1 und 2)
„Aufzeichnungen über ein unstetes
Leben“ übertitelt der Maschinenschlosser und Zeitsoldat Fritz Jürgen K., 1941 in Stettin geboren,
umfangreiche Bände, in denen er
sein Leben während der Kriegs- und
Nachkriegszeit beschreibt. Diese
Aufzeichnungen ergänzt er mit
Fotografien und Dokumenten.
Marianne G. (3395, 1-4)
Marianne G. (geb. um 1930) aus
Mainz notiert 1945 bis 1948 in vier
kleinen Tagebüchern in teilweise
schwer lesbarer Kurrentschrift Alltagsbeobachtungen und Gefühle.
26
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Werkzeugkatalog aus dem Jahr
1952 und private Schreiben finden
ebenfalls ihren Platz im Archiv.
Eine detaillierte „Aufstellung der
gesamten Kriegsschäden der Firma
Alfred S. in Heilsberg“ im Wert von
ca. 133.000 Reichsmark (dies entspricht einer heutigen Kaufkraft von
etwa 600.000 €) lässt das Ausmaß
des Besitzverlustes erahnen.
rene Malermeister seine Lebensgeschichte. Aus Erzählungen seiner
Angehörigen und eigenen Erinnerungen an seine belastete Kindheit
und Jugendzeit fertigt er das Bild
eines gesellschaftlichen Milieus, das
mit fragwürdigen Wert- und Erziehungsvorstellungen körperliches
und seelisches Leid bewirkt. Aufschreiben, um vergessen zu können,
ist offensichtlich ein Beweggrund
für diese Aufzeichnungen.
Julius N. (3398, 1-11)
Zwischen 1932 und 1945 schreibt
Julius N. (1898-1945) aus Blankenhagen „Brautbriefe“, „Reisebriefe“,
„Briefe aus Berlin und Brandenburg“, „Sommerbriefe“ und „Briefe
an die Schwester“. In diesen rund
300 Briefen wird sein Leben als
Goldschmied und Mitglied der
Deutschen Kolonie und Evangelischen Gemeinde in Rom in den
1930er und 1940er Jahren lebendig.
1943 muss er kriegsbedingt nach
Berlin zurück. Beim Versuch zu
seiner Familie nach Niedersachsen
zu gelangen wird er am 3. Mai 1945
von einem russischen Kontrollposten erschossen.
Ergänzt werden die Briefe durch
Fotos und geschichtliche Hintergrundinformationen zu Italien und
Deutschland vor und während des
Zweiten Weltkriegs.
Erika S.-F. (3400, 1-4)
1: Die in Lenzkirch im Schwarzwald geborene Autorin (1900-1991)
erhält ihr erstes Tagebuch zu ihrem
14. Geburtstag. In der Zeit vom Juli
1914 bis September 1917 schreibt
sie fast täglich und berichtet von
ihrem Alltag in ihrer großen und
großbürgerlichen Familie und in der
Schule, sowie von ihren Unternehmungen in den Ferien. Im Mittelpunkt jedoch steht der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen in
der Heimat.
3: Ihr zweites Tagebuch von Oktober 1917 bis August 1918 enthält
vor allem Nachrichten aus der
Familie. Es endet als die Autorin
Lenzkirch verlässt, um eine Haushaltungsschule in Baden-Baden zu
besuchen.
2 und 4 sind die Transkriptionen.
Rudi S. (3399)
Mit „Der laufende Fehltritt“ überschreibt der 1940 in Lörrach gebo-
Gerhard B. (3401)
Vom Autor (geb. 1907) gibt es 17
27
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
z.T. mehrseitige Briefe und zwei
Karten, die er von Juni 1934 bis
Februar 1935 an seine alte Freundin
Irmgard O. richtet. Sie stammt wie
er aus Posen/PL und arbeitet in
Dortmund-Hörde bei Familie W.
(vgl. Sig. 3284). Zunächst erzählt er
von seinen Schwierigkeiten als
Deutscher in Polen und seinem
mühsamen Anfang in Deutschland:
1931 aus dem Militärdienst entlassen, arbeits- und mittellos, Verlust
der elterlichen Wohnung, Ausweisung nach Schneidemühl ins Auffanglager, in Kiel Krankenhausaufenthalte mit Operationen und
schließlich eine Stelle als Verkäufer
in einem Eisenwarengeschäft. Sein
eigentliches Anliegen in diesen
Briefen ist, die Verbindung zu
Irmgard O. wiederherzustellen und
sie nach und nach zu überzeugen,
dass sie die einzige Frau ist, mit der
er glücklich werden kann. Ob er
damit Erfolg hat, ist leider nicht
belegt.
von Fachkenntnissen und Improvisieren überwunden wird.
Hans Carl Theodor B.
(3403, 1 und 2)
Der Autor, 1890 in Bromberg bei
Posen/Polen geboren – gestorben
1966 in Bremen, schreibt zwischen
1945 und 1953 ein Dutzend Briefe
an seine Ehefrau. Er spricht sie mit
„liebe kleine Süße“, „liebe kleine
Mutti“ oder „liebe kleine Fleißige“
an und schließt mit „Vati“. Die
Briefe liegen in einer handschriftlichen Transkription vor.
Hans Henning B. (3402)
Der Autor, geb. 1939 in Bremen,
erfindet eine Geschichte, in die er
seine Erinnerungen „Trümmerblumen“ an die Jahre 1946 bis 1948,
zum Teil in mundartlicher Rede,
einbindet. Geschildert wird die typische Situation der Nachkriegsjahre mit Trümmern, Wohnungsnot,
Flüchtlingen und Arbeitslosigkeit
und wie diese durch Hilfsbereitschaft, Zusammenarbeit, Nutzung
Originale Zeitzeugnisse aus dem Ersten
Weltkrieg stoßen derzeit auf großes
Recherche-Interesse. Hierzu zählen die
Tagebücher von Hans V. (Sig. 3321)
28
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
die Sichtweise eines unbedarften
Teenagers aus der schwäbischen
Provinz.
Judith P.-M. (3404, 1-46)
Das erste Heft der Autorin Judith
P.-M. (geb. 1940) trägt den Titel
„Eine Kindheit in Höchst im Odenwald 1945“. Es enthält mit vielen
Fotos gestaltete Erinnerungen an ein
Aufwachsen während der Evakuierung und in der Nachkriegszeit.
Sie entwickelt keine Ängste, ist im
Gegenteil fasziniert vom bäuerlichen Leben.
45 weitere Tagebücher – ebenfalls
mit Fotos und Zeitungsausschnitten
ergänzt – sollen bis in das Jahr 2002
folgen. Die Journalistin hat sie
geschrieben, „um mit der Welt klar
zu kommen. Und später, vielleicht
so mit achtzig, mal nachzulesen,
was ich getan und was ich gelassen,
zu Recht oder zu Unrecht oder
welche Entscheidungen ich getroffen habe.“
Heinz von J. (3406)
Über eine Zeitspanne von mehreren
Jahrzehnten erstrecken sich die
Tagebücher von Heinz J., der 1912
in Berlin geboren wird und sich
Anfang der 50er Jahre entschließt,
in die USA auszuwandern. Aus seinem großen Interesse an der Filmerei ergibt sich der Kontakt zu
Leni Riefenstahl, deren Assistent
und Kameramann er zeitweise ist.
1939 wird er Filmberichterstatter
und spezialisiert sich auf Flugaufnahmen. Mit Beginn der Naziherrschaft ächtet man Heinz von J., weil
seine Großmutter Jüdin ist. Er ist
befreundet mit Filmgrößen wie
Heinz Rühmann und bis zu seinem
Lebensende mit Leni Riefenstahl,
die ihm in ihren Memoiren ein
Kapitel widmet mit der Überschrift
„Landstreicher vom Montblanc“.
Heinz J. stirbt 1999 im Bundestaat
New York, USA.
Susanne V. (3405, 1 und 2)
Als Fünfzehnjährige begleitet die
1963 in Göppingen geborene Susanne V. Großmutter und Großtante
in die USA zu einem Verwandtenbesuch. Ihre Beobachtungen beschränken sich auf die Ernährungsund Konsumgewohnheiten der
Gastfamilie, die sie in einem Reisetagebuch abfällig kommentiert.
1979 verbringt sie gemeinsam mit
den Eltern ihren Urlaub in Ungarn,
ein Jahr später reist sie für 10 Tage
in die UdSSR. Die Aufzeichnungen
zu diesen Unternehmungen spiegeln
Eva E.-K. (3407, 1-3)
Drei dicht beschriebene Tagebücher
einer reisefreudigen Frau, die 1939
in Bonn geboren wird, drei Jahre in
Südkorea lebt, in den 70er Jahren
Japan und die UdSSR bereist, erzählen von den Begegnungen einer
sensiblen Beobachterin mit fremden
Menschen und Kulturen, wobei
29
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Genderfragen den Blick der Autorin
lenken, die an der Universität
Bielefeld „Frauenstudien“ betrieben
hat.
Jahre zuvor sein Bruder, in Frankreich bei der Marne-Offensive fällt.
Im letzten Brief an seine Mutter
beantwortet er ihre Sorge um sein
Leben mit dem Satz: „Gott wird uns
die rechte Hand stärken und zu uns
sprechen: Fürchte Dich nicht!“
Edvard G. (3408, 1 und 2)
1942 während der Besetzung Kretas
– nachdem die deutsche Fallschirminvasion gescheitert war – beginnt
der 1914 in Gleiwitz/Oberschlesien
geborenen Gebirgsjäger Edvard G.
in Stenografie Tagebuch zu schreiben. Er kommt nach Russland und
wird in Kamenz/Sachsen im Dezember 1942 von einer Bombe
tödlich getroffen.
Siegfried H. (3410)
Die Feldpostbriefe von Siegfried H.
(1917-1943), Kompanieführer einer
Geschützbatterie in Frankreich und
Russland, geben Auskunft über
Kriegsverlauf und den Alltag an der
Front, wo er im Juli 1943 fällt.
Maria B. (3411)
„Marias Erinnerungen“ nennt die
1930 im Kreis Eger geborene Tochter eines Geigenbauers ihre Niederschrift, in der sie über ihre belastete
Kindheit und Jugendzeit berichtet.
Gustav J. (3409)
In den Briefen des jungen Soldaten
Gustav J. (1898-1918), Sohn eines
Theologen der Bethel-Mission, der
sich 1916 mit 18 Jahren freiwillig
zum Kriegsdienst meldet, erfahren
Eltern und Geschwister Kurioses
und Alltägliches über den Dienst in
der Potsdamer Kaserne des 1. Garderegiments zu Fuß. Rituale wie
„Stiefelkneten“ oder den Besuch
einer
„Heldengreifkommission“
schildert er ebenso anschaulich, wie
die Begegnung mit Kaiser Wilhelm
II. anlässlich eines Truppenbesuches. Zur Feier von dessen Geburtstag wird dem, wegen seines
vorbildlichen Einsatzes zum Unteroffizier beförderten Soldaten, das
Eiserne Kreuz verliehen, wenige
Wochen bevor er, wie schon zwei
Maria Elisabeth R. (3412)
Als Jungführerin, Maidenführerin
und Lagerführerin wird die 1921 in
München geborene Angestellte in
einer Klageschrift 1947 der Unterstützung des nationalsozialistischen
Unrechtsregimes beschuldigt. In
ihrem Widerspruch erklärt sie: „Da
ich mich nicht aktiv beteiligt habe,
bitte ich die Kammer, mich in die
Gruppe der Mitläufer einreihen zu
wollen.“ In den Briefen an ihre
Eltern beschreibt sie ihren Alltag im
Reichsarbeitsdienst von 1940-1944.
30
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Dietrich D. (3414)
Im Mai 1945 beschließt der 22-jährige ostpreußische Soldat Dietrich
D. (1912-1990) die Flucht aus russischer Kriegsgefangenschaft. Sein
Fluchtversuch scheitert. Er wird von
Milizsoldaten aufgegriffen und in
das Lager Mitau/Kurland verfrachtet. Bei einem Arbeitseinsatz im
Torfmoor unternimmt er den zweiten Fluchtversuch. Er wird eingefangen und zum Schieferbrechen ins
Bergwerk Kukrus verbracht. Von
dort aus gelingt ihm im November
1945 die abenteuerliche Flucht über
Reval (heute: Tallinn) und Riga
nach Tilsit, die er ohne die Unterstützung von Menschen aus der lettischen und estländischen Bevölkerung, die sich als deutschfreundlich
und deutschsprachig erweisen, nicht
hätte
bewerkstelligen
können.
Abermals wird er aufgegriffen und
wieder gelingt ihm die Flucht. Im
Frühjahr 1946 findet diese Odyssee
in Bad Hersfeld ein Ende. Sein
Tagebuch ist abgetippt und die 120
Seiten liegen in gebundener Form
vor.
Pässe, Passierscheine und Zeugnisse
ermöglichen einen zusätzlichen Blick
auf die Lebensumstände der Autoren –
wie auch in diesem Fall von der
Familie R. (Sig. 3369)
Helga S. (3413)
Während sie Kühe hütet schreibt
Helga S. (1923-1954) ihre Erinnerungsnotizen. Sie schildern eine sieben Monate dauernde Flucht, die im
Winter 1945 in Görlitz beginnt. Als
Reichsbahnangehörige profitiert sie
zunächst von der bevorzugten Behandlung der Mitarbeiter und findet
Unterkunft in einem „Befehlszug“,
der sie, von wochenlangen Wartezeiten unterbrochen, nach Karlsbad
bringt, wo sie sich dem Treck Richtung Sachsen anschließt. Sie gelangt
in den Westen, wo Mutter und
Schwester auf sie warten.
Hans W. (3415)
Hans W. (geb. 1922) aus Jena
fertigt zu Beginn der 1990er Jahre
eine „Rückblende“ zu 70 Jahren
Leben an. Auf etwa 350 Seiten
entsteht ein lebendiges Bild Familiengeschichte, welche durch den
Zweiten Weltkrieg, das Leben in
31
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
der DDR und den Fall der Mauer
geprägt wird.
Sein Bruder Hermann steuert einen
ausführlichen Anhang mit Fotos,
fotokopierten Dokumenten und einem ausführlichen sprachwissenschaftlichen Gutachten zur Geschichte des Familiennamens bei.
gendzeit, die er auf dem väterlichen
Hof in der Landwirtschaft verbringt.
Nach dem Kauf des Nachbarhofes
kann er eine arrangierte Ehe
eingehen und schon kurz nach der
Jahrhundertwende beginnt er in
einer kleinen Baracke mit der
Verwirklichung seiner Ideen vom
„Fabrizieren von Zementwaren“. So
schildert er seinen Weg zum
Fabrikbesitzer und beschreibt dazwischen einzelne herausragende
persönliche und familiäre Ereignisse. Die Landwirtschaft in Thiergart
und die Zementfabrik bringen ihm
so viel Geld ein, dass er die Jahre
bis zum Ersten Weltkrieg als die
sorgenfreiesten und wirtschaftlich
erfolgreichsten bewertet.
Elke T. (3416, 1-3)
Vielversprechend beginnt die Karriere der 1936 in Hamburg geborenen Modegraphikerin, die auf mehreren Reisen nach Paris ihr Talent
für die Malerei entdeckt. Die Geburt
ihrer Kinder und der Tod ihres
Mannes zwingen sie zu einer geregelten Erwerbsarbeit. Nach dem
Tod ihres Sohnes beginnt sie mit
dem Schreiben in einer therapeutischen Schreibwerkstatt. Ihre Aufzeichnungen beendet sie mit der
Erfahrung „Ich kann überleben“.
Oskar P. (3419, 1)
Ab April 1922 schreibt Oskar P.
(1903-1972) sein Tagebuch, das in
vier Abschnitte unterteilt ist. Der
Autor, in Thiergart/Westpreußen
geboren, wächst zusammen mit
sechs Geschwistern als Sohn eines
Landwirts und Zementfabrikanten
auf. Im ersten Abschnitt von 1922
bis 1931 berichtet der Autor von
seiner Tätigkeit in der Landwirtschaft, hält Wetterdaten fest und
erzählt von Land und Leuten. Das
1926 begonnene Studium am
Technikum in Strelitz absolviert er
erfolgreich. 1931 schickt ihn ein
Arzt nach Lindau am Bodensee zur
Kur wegen Suchtproblemen und
„seelischer Unsicherheit“.
Steffen H. (3417)
In sieben Monaten durchquert der
1946 in Hamburg geborene Grafiker
die USA, wovon er in seinem Reisetagebuch ausführlich berichtet.
Heinrich P. (3418)
Heinrich P. (1869-1958) verfasst
im Jahr 1950 seine Erinnerungen
„Kopf voll mit Fabrizieren von Zementwaren“. Der in Thiergart/Westpreußen (ca. 70 km südwestlich von
Danzig) geborene Autor erzählt zunächst Episoden aus seiner Ju32
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Im zweiten Abschnitt von 1931 bis
1970 beginnt er mit rückblickenden
Erinnerungen auf sein Leben. Als
nunmehr vielbeschäftigter Fabrikbesitzer bleibt ihm kaum Zeit fürs
Schreiben, so dass er erst in diversen Kuren, die er aufgrund von
Kriegsverletzungen
verschrieben
bekommt, die Muße findet, Familienverhältnisse und Flucht am Ende
des Zweiten Weltkriegs zu reflektieren.
Im dritten Teil von 1964 bis 1969
erinnert sich der Autor, wieder in
Kur weilend, an diverse Stationen in
seinem Leben.
Auch im vierten Abschnitt von 1970
bis 1972 mischen sich Tagesereignisse und Erinnerungen. Einen
Rückzug aus dem Geschäftsleben
vollzieht er nicht; die Firma ist noch
immer ein wichtiges Thema für ihn.
Im September 1972 verstirbt der
Autor an Herzversagen.
Oskar P. (3419, 4)
Das vierte Dokument des Oskar P.
(1903-1972) beinhaltet verschiedene Schriften von und über den Autor, Zementwarenfabrikant in zweiter Generation. Aus Anlass eines
Familientreffens im Jahr 2010
sammeln die fünf Töchter diverse
Aufzeichnungen, die sich mit der
Erinnerung an ihren Vater und
dessen Flucht 1950 aus der Ostzone
beschäftigen. Darunter befinden
sich persönliche Berichte und Schilderungen, die aus der Zeit des ersten
Standorts der Fabrik in Christburg/
Westpreußen stammen. Ergänzende
Wirkung haben die Niederschriften
der fünf Töchter. Dokumente zu den
familiären Vorfahren und amtliche
Schreiben zur Flüchtlingssituation
liefern den zeitgeschichtlichen Rahmen.
Fotos und Zeitungsausschnitte verleihen den Schilderungen plastische
Lebendigkeit.
Geschwister P. (3419, 2 und 3)
Oskar P. (1903-1972) und vier seiner Geschwister schreiben gemeinsam ein Tagebuch von September
1915 bis Mai 1916. Die Kinder leben mit ihren Eltern in Christburg/
Westpreußen. Der Vater ist Landwirt und Zementwarenfabrikant. In
unregelmäßiger Reihenfolge berichten die fünf Geschwister von ihren
Tageserlebnissen in der Schule und
im häuslichen Umfeld.
Ilse G. (3420)
„Wie glimpflich waren wir doch
davon gekommen!!!“ Mit diesem
Ausruf endet der nüchterne Bericht
der damals 21jährigen Autorin aus
Berlin, die vom 19. April bis zum
25. Mai 1945 das Ende des Zweiten
Weltkrieges dokumentiert und ihre
Erlebnisse unter der Überschrift
„Irrfahrt durch die Mark Brandenburg“ notiert.
33
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
für ihre Familie aufgeschrieben hat.
Als Blitzmädel erlebt sie den
„Kommißdrill“, erfährt eine Ausbildung an Funkgeräten und bewährt
sich in einem Ernteeinsatz. In den
letzten Kriegswochen durchquert
die Neunzehnjährige Deutschland
von Osten nach Westen und gelangt
äußerlich unbeschadet an ihren
Heimatort Ludwigsburg.
1958 bereist der 27jährige Freiburger
Klaus P. als Journalist Südamerika.
Von ihm erhielt das DTA 19 Tagebücher
(Sig. 3434)
Emma H. (3423)
Der Reisebericht einer jungen Missionarsgattin aus Thüringen beschreibt die Überfahrt auf dem
Segelschiff „Nile“ nach Indien im
Jahre 1867. Die 1838 in Rudolstadt
geborene Emma H. schildert in tagebuchartigen Aufzeichnungen für
ihre Verwandten die vier Monate
dauernde Schiffsreise nach Madras,
wohin sie reist, um sich dort mit
einem Missionar zu vermählen.
Irmgard K. (3421)
Zur Zeit ihres Berichts über die
Flucht von Breslau nach Berlin ist
die 1923 in Berlin geborene Irmgard
K. zwanzig Jahre alt. Die Lehramtsstudentin befindet sich im fünften
Studiensemester an der Universität
von Breslau und schildert die Geschehnisse vom 1. November 1944
bis zum 5. Februar 1945: die
Kämpfe in Oberschlesien, den Vormarsch der Russen, die Versorgungslage und die Zustände in den
Flüchtlingslagern. Ein erschütterndes Dokument, das anschaulich die
Verwüstung Berlins und die Übernahme der Stadt durch die russische
Armee beschreibt.
Hermann Sch. (3424 )
„Erinnerungen an eine Kinderlandverschickung 1944/45“ ist die kleine, reich bebilderte Broschüre betitelt, in der Hermann Sch., 1934 in
Pirmasens geboren, seine Erlebnisse
in Karlsbad schildert. Hierhin wird
er wegen seiner (wahrscheinlich
kriegsbedingten) Angstzustände zur
Erholung geschickt. Der Zehnjährige besucht dort die Schule bis
April 1945 und flüchtet gemeinsam
mit seinen Lehrern und Mitschülern
im Mai vor den russischen Soldaten.
Marianne W. (3422)
„Meine Zeit als Arbeitsmaid und
Flakhelferin vom Winter 44 bis zum
Frühjahr 45“ lautet der Titel der
Erinnerungen, welche die 1925 in
Ludwigsburg geborene Apothekerin
34
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
„Endlich war ich wieder daheim
und die Freude der Eltern und Geschwister riesengroß.“ Mit diesem
Satz endet die retrospektiv aufgezeichnete Erinnerung.
Elisabeth C. (3425, 1-8)
Eine Sammlung von Rundbriefen
einer Mädchenklasse des Kasseler
Fröbel-Seminars, die dort 1948 1949 ihre Internatszeit gemeinsam
verbringen, erzählt von dem Zusammenhalt unter den Abiturientinnen,
die in ihrer Korrespondenz, die bis
1988 geführt wird, das gegenseitige
Interesse am Lebensweg der jeweils
anderen wach halten. Die Briefe
sind wertvolle Zeitzeugnisse und
dokumentieren verschiedene Frauen-Biografien aus der „alten“ Bundesrepublik.
Konrad B. (3426)
Die Tagebuchaufzeichnungen aus
dem Zweiten Weltkrieg des 1907 in
Riedlingen geborenen Militärarztes,
Teilnehmer am Frankreich- und am
Russlandfeldzug, beginnen 1941
mit dem Stoßseufzer: „Zeit des großen Büßens.“ Die Aufzeichnungen
des gläubigen Soldaten, der seine
Gedanken und Beobachtungen in
großen Abständen notiert, enden
wenige Tage vor seinem Tod durch
Flecktyphus mit dem Satz: „Die
Buße ist der letzte Sinn des gegenwärtigen Geschehens.“
In 19 Notizbüchern protokolliert ein
Ehepaar aus der Ortenau mehr als 25
Jahre gemeinsamen Lebens (Sig. 3389)
Wolfram L. (3427, 1 und 2)
Mit 19 Jahren beginnt der 1937 in
Stuttgart geborene Gärtnergeselle
ein neues Leben in Kanada, um in
Toronto in einer Gartenbaufirma zu
arbeiten. In einer deutschen Baptistengemeinde findet er Anschluss,
besucht eine Bibelschule und lässt
sich taufen. 1959 erwirbt er die
kanadische Staatsbürgerschaft und
erlangt die Hochschulreife. Sein be-
35
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
S. Hamann, «Hitlers Wien», 2004“
gibt einen Einblick in die Zeitgeschichte.
rufliches Leben führt ihn nach
Brasilien, Peru und Jamaica, wo er
im Auftrag der Regierung Entwicklungsprojekte betreut. In seinen
Aufzeichnungen erzählt er von den
Anfängen seiner beeindruckenden
Lebensgeschichte, in deren Zentrum
Religion und sein Glaube stehen.
Karl-Heinz K. und Hildegard K.
(3429)
„Elterngeheimnis. Eine Liebe und
deren Last 1934 – 1947“: Nach dem
Tod der Mutter 2011 finden die
Kinder einen Karton mit der Korrespondenz zwischen den Eltern,
beginnend mit deren ersten Begegnung Anfang 1934 bis zum frühen
Tod des Vaters im Frühjahr 1947.
Diese Briefe dokumentieren nicht
nur 11 Ehejahre, in denen 5 Kinder
geboren werden und der Vater als
Arzt in verschiedenen Lazaretten
arbeitet, sondern sie bringen auch
die Überzeugungen und Hoffnungen, die Sorgen und Belastungen während der Zeit des Zweiten Weltkriegs zum Ausdruck. Ein
lesenswertes Zeitdokument.
Die Anlage „Johanna Haarer, «Die
deutsche Mutter und ihr erstes
Kind», 1934“ verdeutlicht den Hintergrund, mit dem Hildegard K. ihre
Kinder womöglich erzogen hat.
Franz S. (3428)
„(O)Papas Tagebücher“: Aus den
drei Tagebüchern des Franz S.,
geboren 1884 im Oberen Mühlviertel, gestorben 1971 in Linz,
wählt der Sohn 24 Einträge aus, die
er jeweils kurz kommentiert, um
einen Einblick in das Leben seines
Vaters, in dessen Persönlichkeit und
Schicksal zu geben. Die ausgewählten Einträge umfassen den Zeitraum
von Oktober 1919 bis August 1945;
die jeweiligen Originalseiten des
Tagebuchs sind als Kopie eingefügt.
Als der Vater 71 Jahre alt ist, erzählt er seinem Sohn von seiner
durch Armut geprägten Kindheit,
von seinem beruflichen Werdegang
sowie von seiner Teilnahme am
Ersten Weltkrieg.
Sowohl die Tagebucheinträge als
auch der Lebenslauf vermitteln einen Eindruck von dem, trotz der
schweren äußeren Bedingungen, erfolgreichen Leben des Vaters und
von der Wertschätzung, die der
Sohn dafür empfindet.
Eine Anlage, „Zitate aus der Linzer
Realschule, entnommen dem Buch
Wilhelm T. (3430)
Aus der Erinnerung berichtet der
1936 in Ostfriesland geborene Lehrer Wilhelm T. aus seinem Leben
als „Straßenfußballer“ in den 1950er Jahren und aus seiner „Karriere“
als Segler, die ihn bis nach Panama
36
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
führt. Familiengeschichten, prägende Erlebnisse und die Abschiedsrede zu seiner Entlassung aus dem
Berufsleben 1998 sind Inhalte dieses Rückblicks.
Freiburg und dort auch 2012 verstorben) in den BDM ein, weil „sie
dort Chöre leiten darf“. Ihre in
Kurrent geschriebenen zwölf Tagebücher aus den Jahren 1941 bis
1948 sind erhalten und müssen noch
transkribiert werden. Im Juli 1945
schreibt sie: „Guter Morgen – Kirche im Dominikanerkloster. Ich bin
zur Kommunion gegangen und jetzt
ist ein ganz-klein-bißchen Trost,
irgendein Gefühl von Geborgenheit
in mir.“
Marian A. (3431)
Marian A. wird 1932 in Posen geboren und von seinen Großeltern
aufgezogen. Auf der Flucht gerät
der Autor im Mai 1945 als Jugendlicher in tschechische Gefangenschaft. In seinen Erinnerungen mit
dem Titel „Auf der Flucht, Kriegserlebnisse eines 13jährigen“ erzählt
er die erschütternde Geschichte aus
einer
Kriegslandschaft.
Sein
Beweggrund: „Damit das nie mehr
geschieht“.
Klaus P. (3434, 1-19)
1958 bereist der 27jährige Freiburger Klaus P. als Journalist Südamerika. Viele Monate ist er in Kolumbien, Ecuador, Peru und Chile
unterwegs. Der Deutsche unterrichtet die Söhne des ecuadorianischen
Außenministers, beteiligt sich an
geologischen Exkursionen, besucht
Missionsstationen, erkundet den
Regenwald und notiert dabei täglich
seine Erlebnisse und Abenteuer,
wobei die Auflistung der täglich
eingenommenen Mahlzeiten einen
besonderen Stellenwert einnimmt.
Originelle Begegnungen und eine
hin und wieder befremdliche Ausdrucksweise machen diese 19
Tagebücher zu einem aufschlussreichen Zeitdokument, das die
eigene Sichtweise eines jungen
Deutschen aus den 50er Jahren der
alten BRD auf einen fremden
Kulturkreis zeigt.
Gertrud K. (3432)
Aus dem Sanatorium Wieseneck
schreibt die 1905 in Wuppertal
geborene Gertrud K., wenige Jahre
nach Kriegsende, einen ausführlichen Brief an ihre Freundin, in
dem sie dieser das aufreibende Leben in den zurückliegenden Jahren
schildert: Die Sorge um den zeitweise vermissten Ehemann, die
Strapazen der Evakuierung, die Geburt ihrer Töchter und die Schilderung ihrer schweren Erkrankung.
Ruth Maria H. (3433, 1-12)
Gegen den Willen ihrer Eltern tritt
Ruth Maria H. (geb. 1926 in
37
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
nicht mehr vom „Feindflug“ zurück.
Seine - in Kurrent geschriebenen 15 Tagebücher aus den Jahren 1932
bis 1942 sind erhalten. Er versieht
sie mit Fotos seiner Fliegerkameraden und der Familie, mit Zeitungsausschnitten und klebt auch gelegentlich Briefe ein, z. B. einen Beileidsbrief an seine Mutter, als sein
Bruder gefallen ist. Er scheint viel
gelesen zu haben, in einigen Tagebüchern finden sich lange Lektürelisten, zum Teil mit französischen
Titeln.
Elke Sch. (3435, 1-53)
Ein Notizbuch, das der Vater ihr
1958 schenkt, ermuntert die 17-jährige Elke Sch. aus Helmstedt ihre
Erlebnisse und Gedanken aufzuschreiben. 39 Schreibkalender umfassen schließlich den Zeitraum
1958 bis 1999 und beginnen mit der
Dokumentation einer Reise nach
England, wo sie nach dem Abitur
1961 als Au-pair in einem Hotel
arbeitet. Nach dem PH-Studium
geht sie nach Indien, um in Neu
Delhi am Goethe-Institut das Fach
Deutsch zu unterrichten. Einige
Jahre später lehrt sie in der Türkei.
Sie lernt die Sprachen ihrer Gastländer und dokumentiert ihren Aufenthalt auf vielen eng beschriebenen
Seiten. Im Jahr 1989 kehrt sie nach
Deutschland zurück und wird aus
gesundheitlichen Gründen pensioniert. Seit 1994 lebt Elke Sch. in
Spanien, wo sie vielfältigen Beschäftigungen nachgeht, unter anderem, ihren Alltag auf vielen Notizseiten zu schildern.
Als die Autorin im Sommer 2000
den Haushalt ihrer Tante auflöst,
findet sie in einer verstaubten Mappe viele Dokumente ihres Großvaters, eines Amtsrichters. Mit diesen
Unterlagen fertigt sie eine Familienchronik an.
Von seinem viel zu kurzen Leben
erzählen die Tagebücher, die Wolfgang
E. bis 1943 führt. In seinen letzten
Eintragungen beklagt er die
Stumpfsinnigkeit seines Daseins:
„O, hätte ich jetzt Zeit zu lesen, zu lernen,
zu studieren …“ (Sig. 3382)
Ursula J. (3437)
Ursula J., geboren 1927 in Hamburg, lernt 1988 auf einer Reise ins
Schwabenland Josef T. kennen. Aus
dieser Zeit liegt dem Archiv ein
Stapel Briefe von ihr vor. Die oft
mit „Du mein lieber Aljoscha“
überschriebenen Schriftstücke zeu-
Erich V. (3436, 1-15)
Erich V. (geb. 1917 in Ludwigshafen/Rhein) kehrt im Juni 1942
38
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
gen von der Bücher- und Russlandleidenschaft, die den Mann aus
Stuttgart und die Hamburgerin verbinden. Mit dem Umzug der bis
dahin unverheiratet gebliebenen Autorin 1991 ins Schwabenland enden
die schriftlichen Nachweise einer
Liebe im reifen Alter. Die Briefe
ihres Partners tragen die Signatur
3438.
1932. Er berichtet über schwere
körperliche Arbeit in Internierungslagern, von berührenden Begegnungen mit dem „Feind“ und mehreren Fluchtversuchen. Am Ende
des Zweiten Weltkriegs kommt der
Lehrer abermals in Lagerhaft und
dort bewahrheitet sich der Satz, den
er im ersten Weltkrieg an seine
Mutter schreibt: „Die Gefangenschaft macht stumpf und tot“. Ernst
W. stirbt 1945 im Lager Buchenwald.
Josef T. (3438)
Josef T. (1924-1988) aus dem Riesengebirge lernt 1988 Ursula J. bei
einem Aufenthalt auf der Schwäbischen Alb kennen und schreibt ihr
zahlreiche Briefe und Karten. Der
Autor arbeitet als Konstrukteur in
Stuttgart, seine Post ist teilweise
maschinengeschrieben, der handschriftliche Teil jedoch zeichnet
sich durch ansehnliche grafische
Gestaltung aus. In den Anlagen
finden sich Bilder, Fotos und Karten
mit religiösen Motiven und Sprüchen. 1991 zieht Ursula J. von
Hamburg zu ihm nach Stuttgart, wo
sie drei Jahre später heiraten. Die
Briefe sind Zeugnis einer späten
und intensiven Liebesbeziehung im
Alter.
Helmut L. (3440)
Jede Generation hat ihre Sicht auf
die Geschichte. Das gilt besonders,
wenn der zeitliche Abstand zum
Erinnerten so groß wird, dass die
Zahl derjenigen dramatisch schwindet, die das Erinnerte noch selbst
erlebt haben. Der 1932 in Erfurt geborene Autor lebt in zwei Diktaturen, erlebt einen Weltkrieg, die
Flucht in den Westen, den Tod seiner Ehefrau und die chronische Erkrankung seines Sohnes. Diese Lebensereignisse verarbeitet er auf
vielen Seiten zu einer Erinnerungserzählung, die den Zeitraum von 65
Jahren umfasst und ein beeindruckendes Zeitdokument darstellt.
Ernst W. (3439)
Seine Erlebnisse in französischer
Kriegsgefangenschaft von 1915 bis
1920 notiert der 1895 in Litauen
geborene Ernst W. erst viele Jahre
nach seiner Freilassung im Jahr
Hermine Sch. (3441)
„Lebenslinien“ zieht die 1918 in
Freising geborene Hermine Sch. für
sieben Kinder und 15 Enkelkinder.
In ihren so benannten Aufzeich39
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
nungen berichtet die ausgebildete
Konzertpianistin von einem ereignisreichen Leben, das sie von Oberbayern nach Berlin, Budapest,
Mainz und wieder zurück nach
München führt.
Lehrbetrieb aus und wendet sich der
Religion zu.
Wilhelm W. (3444)
„Diese Aufzeichnungen werde ich
in einem tiefen versteckten Winkel
aufheben, denn es ist mir klar, dass
ich meine Ansicht mit dem Tode zu
büßen hätte, wenn sie bekannt werden würde.“ Wilhelm W. (18821966) hinterlässt dem Archiv seine
Tagebuchaufzeichnungen aus der
Zeit zwischen 1939 und 1945. Der
Autor, der aus Elberfeld (heute
Wuppertal) gebürtig ist, arbeitet in
dieser Zeit als Journalist und Inhaber einer Zeitung, dem „EnzBoten“ in Stuttgart-Vaihingen. Er
bezeichnet sein Tagebuch im Untertitel als „Erinnerungen an eine
schlimme Zeit“. Auf über 100 maschinengeschriebenen Seiten stellt
er ausführlich die politischen und
militärischen Verhältnisse dar, wobei er deutlich Kritik am Nazi-Regime übt.
Hans-Karl W. (3442, 1-4)
In der Zeit von 1945 bis 1951
schreibt der 1930 geborene Autor
Tagebuch. Bis zum Abitur 1949
steht die Schule im Mittelpunkt.
Sein besonderes Interesse gilt den
ersten Freundinnen, unter denen
Inge seine erste große Liebe ist.
Aber auch Erfahrungen des Zweiten
Weltkriegs (Jungvolk/Schanzarbeiten) sowie Einflüsse der Nachkriegsjahre (amerikanische Besatzung) werden festgehalten.
Es folgen 1950 bis 1951 seine ersten Eindrücke als Student der Mathematik und Physik in Gießen.
Ergänzt werden die Tagebucheinträge durch einen kurzen Lebenslauf
von 1930 bis zum Beginn der Aufzeichnungen sowie durch einen mit
80 Jahren geschriebenen Nachtrag
zu seinem beruflichen und familiären Werdegang.
Jasmin S. (3445)
Jasmin S. (geb. 1975) wohnt in Vörstetten bei Freiburg. Ab Dezember
1991 beginnt die 16jährige Autorin
in einem Buch ihre Gedanken einzutragen. In unregelmäßigen Abständen schreibt sie mit Füller in
einer schmalen, manchmal fast unleserlichen Schrift von Ereignissen
in der Familie, Begegnungen mit
Freunden oder Erlebnissen bei der
Elisabeth K. (3443, 1-49)
An die Mikrogramme im „Bleistiftgebiet“ von Robert Walser erinnern die Kalendernotizen in Kleinstschrift der 1939 in Köln geborenen
Studienrätin Elisabeth K. Nach 30
Berufsjahren scheidet sie aus dem
40
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Arbeit. Ebenso werden verschiedene gesundheitliche Probleme als
auch ihre Suche nach Liebe thematisiert. 2013 schließt sie ihre
Aufzeichnungen ab mit den Worten
„… hab‘ aus Fehlern gelernt und
werde den Weg nun gehen.“
einen interessanten Aufsatz über
solche Propagandaaktionen veröffentlicht hat.
Ingeborg K. (3447)
„20. April 1945. Heute ist Führers
Geburtstag, wir warten darauf, dass
etwas Außerordentliches geschieht.“
An sieben Tagen im letzten Kriegsmonat notiert die 12-jährige Schülerin aus Stetten am kalten Markt
ihre Beobachtungen beim Einmarsch der Franzosen in ihren Heimatort.
Die 1900 in Lenzkirch im Schwarzwald
geborene Autorin Erika S.-F. erhält ihr
erstes Tagebuch zu ihrem 14. Geburtstag.
(Sig. 3400)
H.S. (3448)
„Tagebuch des Sanitätsgehilfen für
Kamerun H. S.“ ist der Titel eines
schmalen Bändchens, in welches
der Autor seine Erlebnisse während
der Fahrt von Breslau nach Afrika
und während des Aufenthaltes in
Kamerun einträgt. Er beginnt seine
Reise am 21. September 1913. Zu
Beginn schreibt er seine Einträge
noch in Kurrent und wechselt dann
zu Beginn von 1914 in Stenografie.
Er streut verschiedene Zeichnungen,
z.B. „Steinhöhlen, die von weißen
feindlichen Eingeborenen bewohnt
werden“, ein und notiert (wiederum
in Kurrent) Prophylaxe-Anweisungen gegen Darminfektionskrankheiten in den Tropen.
Hans N. (3446)
Werbefachmann Hans N. (19141992) wird im Februar 1942 bei den
Junkers-Flugzeugwerken als Hilfsarbeiter eingeschmuggelt, um durch
Nazi-Propaganda-Arbeit den Betriebsalltag
effizient
gleichzuschalten. Die 21seitigen Aufzeichnungen tragen den Titel „14 Tage
Hilfsarbeiter in der Juno“, sind maschinengeschrieben und liegen dem
Archiv als Kopie vor. Der Autor berichtet, wie er inkognito die Arbeiter und ihre Lebenseinstellungen
ausspioniert und versucht, sie gemäß der Nazi-Ideologie zu beeinflussen. Die Anlage enthält eine
Broschüre namens „Forum Schulstiftung“, in der Dirk Schindelbeck
Heimart v. K. (3449)
In einem Büchlein, ähnlich einem
Poesiealbum, schreibt der Autor als
41
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
Militärangehöriger von hohem Rang
im Herbst 1941 ein Kriegstagebuch.
Heimart v. K. (geb. 1914) liefert
seinen „lieben Eltern und Geschwistern in Gestalt dieser Zeilen einen
Einblick in unser Kriegsgeschehen“
an der Ostfront.
tagebuch gestaltet, um die Geschichte für die Familie zu bewahren.
Familie H. (3452, 1-3)
600 Briefbögen umfasst die Sammlung der Familie H. aus Freiburg.
1: Oskar H. schreibt 1942 bis 1944
an seine Eltern. Oft enden seine
Briefe mit ermutigenden Sätzen:
„Seid ohne Sorge! Ich bin in guten
Händen! Und in denen unseres
Gottes! In Treue, Euer Oskar“
2: Die Briefe seiner Eltern an ihn
sind ebenfalls erhalten.
3: Aus dem Jahre 1942 sind Feldpostbriefe von Günther H. an seine
Eltern datiert. Günther erliegt im
Januar 1943 im Lazarett seiner
schweren Verwundung und wird in
Ropscha/Russland auf dem Ehrenfriedhof begraben. Der Oberstabsarzt schreibt den Eltern: „Möge die
Gewißheit, daß Ihr Sohn sein Leben
für die Größe und den Bestand von
Volk, Führer und Reich hingegeben
hat, Ihnen ein Trost sein in dem
schweren Leid, das Sie betroffen
hat.“
Christina K. (3450)
Das Anliegen der 1931 in Haida, im
südlichen Brandenburg, geborenen
Autorin, den Lesern zu vermitteln,
was sich in den Jahren 1940 bis
1945 im damaligen Sudetenland
ereignet hat, spürt man aus jeder
Zeile, mit der sie ihre Erinnerungen
füllt. Als 1945 die „wilde Ausweisung“ einsetzt, erlebt die 14jährige
die Brutalität, die der Krieg hinterlässt. Der schmerzhaften Erfahrung
von Unbehaustheit begegnet sie mit
einem starken Überlebenswillen.
Maria M. (3451,1 und 2)
In einem kleinen Notizbuch aus
dem Jahre 1945, in dem vorgedruckte Ereignisse, wie der „Siegreiche Abschluß der Kämpfe um
Kreta oder Befreiung der sudetendeutschen Gebiete“ vermerkt sind,
findet sich am 21. Januar 1945 der
Eintrag: „Um 11.15 Uhr begann die
Flucht unter Glockengeläut“. Über
dreißig Jahre später notiert die 1912
in Reichen geborene Maria M. auf
Bitten ihrer Kinder aus der Erinnerung die Fluchtereignisse in Schlesien, die ihr Sohn zu einem Flucht-
Robert M. (3453)
Robert M. (geb. 1871 in Kenzingen,
gest. 1930 in Freiburg) führt von
1922 bis 1928 ein „Tagebuch über
Landwirtschaftliche Arbeiten“. Er
bleibt Zeit seines Lebens ledig,
führt den von seinem Vater gegründeten Weinhandel weiter und han42
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
delt zusätzlich mit Holz. Er schreibt
- in Kurrent - fast täglich auf, was er
tut. Am 22.12.1925: „2 Mann & Tage Eichen gesägt“ – Am 9.9.1928:
„Mit dem Winzerverband im Elsass
gewesen, Weinbau in Oberlin und
Kolmar etc.“
In der Anlage befindet sich ein Foto
von ihm und ein Buch mit Kochund Backrezepten seiner Mutter
Mathilde M. aus dem Jahr 1861 mit
so ungewöhnlichen Rezepten wie
„Reis à la Trautmannsdorf“ oder
„Auflauf von Schäfer’s Luise“,
ebenfalls in Kurrentschrift.
Gerhard T. (3456)
Aufschreiben, um sich zu erinnern,
dass man das Leben „mehr gut als
schlecht miteinander verbracht und
gelebt“ hat, das ist der Beweggrund
für die „Lebenslauf-Schilderung“
des bekennenden Schwaben, 1928
in Tübingen geboren, dessen Lebensweg ins Badische führt. Hier
arbeitet er nach seiner Ausbildung
zum Elektrotechniker als Geschäftsführer des THW. In seiner Nachzeichnung berichtet er stolz und
dankbar über den sechzigsten Hochzeitstag, den er und seine Frau
Margarete 2009 gemeinsam mit
Kindern und Enkelkindern feiern.
Clara S. (3454, 1 und 2)
Die Autorin (1886-1952) beschreibt
ihre Reisen 1894 und 1897 von
Berlin nach Potsdam, 1895 nach
Heiligendamm, 1896 nach Schreiberhau (heute Szklarska Poręba/
Polen) im Riesengebirge. 1898 unternimmt sie eine Reise von Berlin
nach Arnheim und Amsterdam, da
ihre Mutter aus Holland stammt und
sie dort Verwandte hat. Die Texte
liegen in Kurrent vor.
Ingrid M. (3457, 1-17)
Eine Vielzahl von Reisen unternimmt die 1927 in Reichenberg geborene Damenschneiderin. Deren
Verlauf hält sie auf eng getippten
Schreibmaschinenseiten fest. Tibet,
die Mongolei, Burma, Sibirien sind
nur einige der Ziele, die sie mit
Gruppenreisen aufsucht. Bis ins
hohe Alter geht sie ihrer Passion
nach und durchquert noch als Achtzigjährige
unternehmungslustig
Ägypten und die Türkei.
Armin P. (3455, 1-30)
Die 30 Tagebücher des freischaffenden Künstlers Armin P. (geb.
1965) aus Lahr umfassen den Zeitraum von knapp zwei Jahrzehnten
und umkreisen die Themen Kunst
und Sexualität.
Ernst R. (3459, 1-3)
Das Kriegstagebuch (1939-1945)
des Oberstabsarztes Ernst R. wird
erst vierzig Jahre nach dem Beginn
43
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
der Aufzeichnungen des 1900 in
Augsburg geborenen Autors einem
seiner Söhne ausgehändigt. Dieser
fügt den Aufzeichnungen des Vaters
die noch vorhandenen Feldpostbriefe hinzu, in welchen die persönlichen Ansichten des Wehrmachtsangehörigen zum Ausdruck kommen. So schreibt dieser im Juli 1944
an seine Mutter: „Ich freue mich
jedenfalls meines Glaubens an den
Führer und an die innere Kraft
unseres Volkes“.
ab. 1920 wird er von Breslau nach
Magdeburg versetzt, weil er anlässlich
des
Kapp-Putsches
die
schwarz-weiß-rote Fahne auf dem
Finanzamt hissen lässt. 1936 wird
er zum Reichsrichter am Reichsfinanzgerichtshof in München ernannt. Aus den 1920er und 1930er
Jahren sind Reisetagebücher vorhanden und die Tagebücher 42 bis
46 umfassen die Zeit des Zweiten
Weltkrieges. Fotos aus dem Ersten
Weltkrieg, Briefe an den „Primaner
Ott H.“, seinen Bruder, und ein
„Ulk“-Buch in Knittelversen ergänzen das umfangreiche Konvolut.
Wolfgang H. (3460, 1-47)
Am 1. April 1943 schreibt der Jurist
Wolfgang H. (geb. 1877 in Jauer/
Schlesien, gest. 1943 in München)
„Der Föhn brauste und heulte die
ganze Nacht, spät stand ich auf, nun
wirklich ein Ruheständler, mit
vielen guten Vorsätzen, zumal die
Absicht alles recht gelassen zu tun,
mir zu vielen guten Dingen die Zeit
auch zu nehmen, die ich nun wirklich habe“. Bis zu diesem Zeitpunkt
hat er schon 46 Tagebücher in
winziger deutscher Kurrentschrift
gefüllt, wovon die Tagebücher 12
bis 17 Kriegstagebücher von der
Westfront 1915 bis 1918 sind, wo er
als Hauptmann d. R. des 5. Niederschlesischen Infanterieregiments N.
154 bis zu seiner Verwundung im
Mai 1918 Dienst tut. Er verfasst
täglich Feldpostbriefe an seine Frau
und schreibt diese nach dem Kriege
fortlaufend wörtlich als Tagebuch
„Ich wollte die Mühe nicht vernichtet
wissen!“ Mit dieser Anmerkung übergibt
Olga P. dem Tagebucharchiv 31
Schulhefte, Notizkalender und
Tagebücher (Sig. 3391)
Anneliese G. (3461)
Vermutlich an die Enkelin richten
sich die Schilderungen der 1923 in
Stuttgart geborenen Anneliese G.,
die nach ihrem Dolmetscherexamen
1944 zum Sicherheitsdienst nach
Paris beordert wird, wo sie eng44
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
lischsprachige Radiosender abhört
und verschlüsselte Informationen
dechiffriert. Zwischen Rechtfertigungszwang und Erklärungsnot
bewegen sich die Ausführungen der
Autorin, die als Augenzeugin einen
Gefangenentransport in das KZ
Natzweiler-Struthof begleitet, die
Bombardierung Dresdens aus der
Ferne erlebt, Theresienstadts ansichtig und als Mitarbeiterin der
Gestapo Ohrenzeugin scharfer Verhöre wird. In der Anlage befinden
sich die Briefe der jungen Frau, die
sie 1944 aus Frankreich an ihre
Familie schreibt.
Der letzte Eintrag trägt das Datum
vom 6. März 1933. Eine Zusammenfassung der Familiengeschichte
aus den Jahren 1934 – 1937 in einer
anderen Handschrift beschließt das
Buch.
Helmut G. (3463, 1 und 2)
Fünfzig Jahre nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs fasst Helmut G.
den Entschluss, seine Erlebnisse in
den letzten Kriegsmonaten als
„Kindersoldat“
im
Großraum
Bruchsal aufzuschreiben. Ergänzt
werden die Aufzeichnungen des
1929 in Mannheim geborenen
Autors durch die Beiträge zweier
Schulkameraden, die, wie Helmut
G., vom Dezember 1944 bis Mai
1945 zum „Letzten Aufgebot“
gehören, so der Titel seiner Erinnerungen. In der Anlage findet sich
ein Briefwechsel (1947 bis 1964),
geführt zwischen seinen Eltern und
einer jüdischen Familie, die 1938 in
die USA emigriert. Diese Korrespondenz zeigt, auf welche Weise
und über welchen Zeitraum damals
Entschädigungsprozesse
geführt
wurden.
Anonym (3462)
Ein Sperrmüllfund in blauem Ledereinband mit Goldschnitt gelangt
in das Tagebucharchiv „Unsere Gäste“. Der erste Eintrag einer weiblichen (?) Handschrift in Kurrent
lautet: „Tübingen, 31. August 1912
- „Ich will Dich unterweisen und
Dir den Weg zeigen, den Du
wandeln sollst; Ich will Dich mit
meinen Augen leiten“, Psalm 32,8 Dieses Wort, das uns vor unserer
Verlobung so wichtig wurde und
das wir als Hochzeitstext wählten,
soll der Anfang als Geleitwort auch
in diesem Buch sein, in das ich unsere gemeinsamen Erlebnisse eintragen möchte. Es ist ja eigentlich für
unsere Gäste bestimmt und ich
möchte auch ihre Namen mit
einigen Bemerkungen eintragen …“
Anonym (3464)
„Fahrtenerlebnisse“ nennt der unbekannte Soldat seine Schilderungen aus den Jahren 1943 bis
1948, in denen er den Kriegsalltag
und die Nachkriegszeit beschreibt.
45
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
tag auf: Wetteraufzeichnungen,
Gartenarbeiten, Besuche, Einkäufe
und Haushaltstätigkeiten.
Abiturjahrgang 1947, Oberschule
für Mädchen, Merseburg
(3465, 1-8)
Der erste Jahrgang, der nach dem
Krieg das reguläre Abitur an der
Oberschule für Mädchen in Merseburg ablegt, hält über fünfzig
Jahre Kontakt untereinander. Der
Briefwechsel der 28 Schülerinnen
dokumentiert über viele Jahre die
Lebenswege der jungen Frauen bis
in 1970er Jahre.
Johann Heinrich W. (3466)
Die Feldpostbriefe des 1908 in
Wolfenbüttel geborenen Pfarrers
Johann Heinrich W. richten sich an
seine Frau. Sie schildern den
Kriegsalltag, beinhalten Erziehungsratschläge, ausführliche Beschreibungen der russischen Landschaft
und Bibelpredigten. Der mehrfache
Vater, der seit 1934 Mitglied der
Bekennenden Kirche ist, schreibt
am 15. Mai 1941 an seine schwangere Frau: „Du, ich freue mich auf
den (Kriegs-)Einsatz“.
Eva B.-R. (3468, 1 und 2)
Die Tagebücher der Schriftstellerin
Eva B.-R. (geb. 1928 in Prillwitz/
Mecklenburg, gest. 2011 in Berchtesgaden) gelangen zusammen mit
einem umfangreichen Familienbuch
und vier kleinen Alben mit Gedichten nach ihrem Tode ins Tagebucharchiv.
Die insgesamt 7 Kladden aus den
Jahren 1961 bis 1978 bezeichnet die
Autorin selbst als „Tagebuch I“ und
„Tagebuch II“. Im September 1947
schreibt sie – schwer erkrankt an
den Folgen von Zwangsarbeit in der
sowjetischen Besatzungszone:
An die Menschen.
Ich will ja nicht das
was ihr Leben nennt –
Ich will nur die Tiefen und Höhen
die mehr sind als alles
was Menschen tun
erspüren – erwecken und sehen.
Irmgard B. (3467, 1-47)
Die Großnichte der Autorin gibt
nach einer Haushaltsauflösung zwei
Kartons voller Notiz-, Tage-,
Schreib- und Hofbücher im DTA
ab. Archiviert werden insgesamt 47
Tagebücher von Irmgard B. aus
Ehrenkirchen. Sie schreibt im Laufe
eines halben Jahrhunderts – von
1949 bis 2000 – akribisch ihren All-
Judith H. (3469)
„Die Kaiserstühler Nachtigallen –
Die Geschichte der Geschwister E.“
Dieses kleine, liebevoll geschriebene Buch hält die Lebensstationen
der „Kaiserstühler Nachtigallen“
fest. Das sind die 1940 und 1942
geborenen und in der „Kanone“ in
Weisweil aufgewachsenen Schwestern Helga und Inge, deren musi46
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
kalische Begabung früh auffällt und
sehr gefördert wird. Seit den 1950er Jahren treten sie regelmäßig und
mit großem Erfolg bei Familienfesten, bunten Abenden und vor
allem bei Weinfesten rund um den
Kaiserstuhl auf, 1967 sogar im
Fernsehen. Sie gelten viele Jahre als
Botschafterinnen des Badischen
Weins, oft für den Badischen Winzerkeller in Breisach.
Maria N. (3470)
„Mein Zuhause Friedrichshafen“
überschreibt Maria N. ihre Erinnerungen, die dem Archiv in Form
einer gedruckten Broschüre vorliegen. Die Autorin (Jahrgang 1925)
beschreibt auf 52 Seiten lebendig
und anschaulich ihr Leben bis ins
Jahr 2011.
Alfred S. (3471)
Eine Hommage an die Menschen
seiner Kindheit und Jugend und eine
Antwort auf die Bitte seiner Enkel:
„Opa, erzähl mal!“ sind die Erinnerungen des 1933 in Stuttgart geborenen Alfred S., der im Rückblick
seine Lebensgeschichte erzählt und
diese mit Zeichnungen und Fotos
illustriert.
Eberhard S. (3472, 1 und 2)
Der Lagebericht des 15jährigen
Eberhard S., getippt auf einem
Fotokalender mit Abbildungen von
Nazigrößen, gibt Auskunft über die
vormilitärische Ausbildung des
Jungvolkes 1944.
Der 1929 in Stuttgart geborene
Autor schildert in einem zweiten
Dokument seine Erlebnisse als
Transportbegleiter von Munitionskisten, die er von der örtlichen
Pulverfabrik zu der Erprobungsstelle der Luftwaffe nach Rechlin,
im Süden der Mecklenburgischen
Seenplatte, überführt.
Ein Zeitdokument aus Kenzingen: die
Bücher der Familie M. (Sig. 3453)
47
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
buch eines Lehrers aus Schneeberg
in Sachsen aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts. Der Autor, 1808
geboren, arbeitet in den Schindlerschen Blaufarbenwerken und später
als Lehrer an der Bürgerschule seiner Stadt.
Gretel G. (3473)
Nüchtern und doch ergreifend schildert die damals 23jährige Gretel G.
den Fliegerangriff auf Freiburg i.
Breisgau am 27. November 1944.
Diesen erlebt sie gemeinsam mit
ihrer Mutter im Haus Kolmarerstraße 18, wo mehr als zwanzig
Menschen durch Kohlenmonoxyd
ersticken. Der Angriff an sich war
schrecklich, aber kurz und nichts
Neues im Lauf des Krieges. „Aber
erst danach kam das ganze Elend
zum Bewusstsein – und darüber will
ich schweigen, denn daran muss
noch lange getragen werden“. Mit
diesem Gedanken beendet die Autorin ihren Bericht.
May S.-F. (3476)
May S.-F. wird 1871 in Portland/
Oregon, USA geboren. Ihren Vater,
ein Privatsekretär, begleitet sie
häufig auf Reisen. In einem Genfer
Internat erwirbt sie Sprachkenntnisse, dort lernt sie auch ihren Mann
kennen, einen Straßburger Kaufmann, den sie 1893 heiratet. Ihren
Sohn Clinton verliert sie im Ersten
Weltkrieg. Für Arno, ihren jüngeren
Sohn, der im Zweiten Weltkrieg
stirbt, verfasst sie ihre Erinnerungen
an die Kriegsjahre 1914 bis 1918,
die sie in Straßburg erlebt. Ihre Aufzeichnungen werden ergänzt durch
die Schilderungen ihres Mannes, der
1926 seine Sicht der Kriegsereignisse niederschreibt. Die Autorin
stirbt 1930 in Lenzkirch.
Paul K. (3474, 1 und 2)
„Seidenberg im Weltgeschehen“
nennt Paul K. seine Erinnerungen
an die Ereignisse an der deutschtschechoslowakischen Grenze, die
der Stadtverordnete und Amtsvorsteher im Amtsbezirk Wilka (Niederschlesien) in den Monaten September bis Oktober 1938 erlebt und
aus der Rückschau notiert. Der Bericht dokumentiert eindrücklich die
Auswirkungen von Nazi-Propaganda auf das Verhalten der Bevölkerung.
Friedrich I. (3477)
181 Briefe erreichen die Eltern des
Autors in den Jahren 1913 bis 1918.
Er schreibt sie während des Theologie-Studiums in Münster und Tübingen, während des Ersten Weltkriegs von der Westfront in
Crémery an der Somme und aus
dem Lazarett. Der Autor wird 1892
Christian E. B. (3475)
Dem Desinteresse des Schneeberger
Stadtarchivs verdankt das DTA eine
papierene Kostbarkeit: das Notiz48
III. Lebensspuren 2013: Neueingänge
in Deutsch-Südwestafrika als Sohn
eines Missionars der bekennenden
Kirche geboren, wird 1920 ordiniert
und stirbt 1986 in Witten. Die
Briefe sind vom ältesten Sohn schon
transkribiert und in Maschinenschrift übertragen worden.
Ypern, dem Beinhaus in Verdun
und weiteren Schlachtstätten des
Ersten Weltkriegs zur Illustration
ein (Bild).
Julius B. (3479)
Ebenfalls bei einer Wohnungsräumung wird das in Kurrent geschriebene Kriegstagebuch von Julius B.
aus den Jahren 1915 bis 1917 gefunden und dem DTA übergeben.
Der letzte Eintrag vom 24. Juli 1917
lautet lapidar: „Wieder in vorderster
Linie“.
Ernst W. (3478)
Nach einer Wohnungsauflösung
wird ein maschinengeschriebenes
Reisetagebuch von Ernst W. (persönliche Daten unbekannt) über
eine „Schlachtfeldreise durch Nordfrankreich und Belgien vom 4. bis
19. Juni 1932“ im DTA abgegeben.
Margarethe B. (3480)
Margarethe B., geboren 1895 in
Westorf/Dithmarschen verliert im
Zweiten Weltkrieg ihren Ehemann
und zwei ihrer Söhne. Der jüngste
Sohn überlebt das Kriegsgeschehen.
Anhand der zahlreichen Dokumente, die dem Deutschen Tagebucharchiv überlassen werden, lässt sich
das tragische Schicksal der Kriegerwitwe Margarethe B. verfolgen.
Sorgfältig klebt der Verfasser winzige Bildchen u.a. aus Péronne,
49
Persönliche Übergaben
Im Herbst 2013 nutzen gleich mehrere Besucher die Gelegenheit, um
Tagebuch- und Erinnerungsbände persönlich im Tagebucharchiv abzugeben. Dabei entwickeln sich immer wieder intensive Gespräche.
Das Ehepaar Niedhart aus Mannheim übergibt beispielsweise die Erinnerungen des Großvaters von Herrn Niedhart. Paul Knobloch (geb. 1886)
hatte seine Erinnerungen zwischen 1952 und 1961 verfasst. Der Autor beschreibt in diesem Buch seine Jugend, seine Ausbildung und den Militärdienst im Kaiserreich und fügt Schilderungen über die Tätigkeit als Textilkaufmann hinzu. Der Leser erfährt aus dem persönlichen Zeitzeugnis u.a.
Näheres über seine Auseinandersetzung mit dem NS-Regime, die Vertreibung aus Schlesien und seinen Neubeginn in Westdeutschland.
_________________________________
Eine Kiste voller Tagebücher erhält das DTA ebenso vom Autor Wolfgang Hampe d. Ä. (geb. 1877 in Jauer / Schlesien, gest. 1943 in München). Die Diarien, die über viele Jahre geschrieben wurden, warten
darauf, von unseren Mitarbeitern inhaltlich erschlossen zu werden.
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