Mensch und Molekül - Universität Zürich

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Mensch und Molekül - Universität Zürich
magazin
Die Zeitschrift der Universität Zürich
Nummer 2, 20. Jahrgang, Mai 2011
Mensch
und Molekül
Die Humanphysiologie verbindet
Medizin und Biologie ab Seite 24
Wie die Alten sungen Was passiert im Hirn von Zebrafinken, wenn sie zwitschern lernen? Seite 12
Kulturkampf In Russland wird der zeitgenössischen Kunst der Prozess gemacht Seite 20
Antibabypille & LSD Roger Alberto über die Kulturleistungen der Chemie Seite 52
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Editorial
Dossier Mensch und Molekül
Aufs Ganze
gehen
Die Biologie hat in den letzten Jahrzehnten grosse
Erfolge bei der Erforschung des Menschen erzielt:
Das Genom wurde entschlüsselt und eine Vielzahl von molekularen Mechanismen konnten
aufgeklärt werden. Doch immer mehr zeigt sich,
dass die Analyse von einzelnen biologischen Prozessen nicht ausreicht, um den Menschen als
Ganzes zu verstehen. Gleichzeitig hat sich eine
Kluft aufgetan zwischen der klinischen Forschung und der biologischen Grundlagenforschung. Das Zentrum für Integrative Humanphysiologie der Universität Zürich (ZIHP) führt die
beiden Bereiche wieder zusammen – mit gemeinsamen Forschungsprojekten und Ausbildungsangeboten. Das Dossier dieses Heftes zeigt exemplarisch, wie humanphysiologische Forschung an
der UZH funktioniert. Und es werden junge Forschende porträtiert, die an der Grenze zwischen
Naturwissenschaften und Medizin arbeiten. Im
Interview diskutieren der ZIHP-Vorsitzende Max
Gassmann und der Direktor des Collegium Helveticum Gerd Folkers über integrative und interdisziplinäre Forschung am Menschen.
Weiter in diesem Heft: 2011 ist das Jahr der
Chemie. Das Fach nimmt dies zum Anlass, um
auf sich aufmerksam zu machen. Im Interview
erklärt Roger Alberto, Professor für Anorganische
Chemie an der UZH, dass die Chemie unser
Leben viel stärker beeinflusst, als es auf den ersten
Blick erscheint: «Wir haben Medikamente entwickelt, Kommunikationstechnologien, Textilien,
Farben. All das wäre ohne die Chemie undenkbar.» Für die Zukunft sieht Alberto ein grosses
Potenzial bei der Erzeugung und Speicherung
von Energie (S. 52).
Die Deutschschweizer und die Westschweizer
trennt nicht nur die Sprache. Sie haben oft auch
andere Werte. Das zeigt sich etwa bei der Haltung
gegenüber der Arbeit. So sind die Romands länger
arbeitslos. Unter anderem auch, weil sie sich weniger selbst um eine Stelle bemühen als ihre Compatriotes ennet der Saane, wie die Forschung des
Ökonomen Josef Zweimüller belegt (S. 18). Wir
wünschen eine inspirierende Lektüre, Ihre unimagazin-Redaktion. Thomas Gull, Felix Würsten
24
Woraus wir gemacht sind – Der Fotograf Michel van Grondel hat Manifestationen
­chemischer Elemente fotografiert, aus denen der menschliche Körper besteht.
26 Schweiss ohne Preis
Höhentraining hat nicht die Wirkung, die ihm bisher zugeschrieben wurde. Von Thomas Gull
30 Labor & Kraftraum
Junge Forschende zwischen Naturwissenschaften und Medizin. Von Felix Würsten
35 Das gute Cholesterin
High Density Lipoproteine könnten vor Diabetes und Arteriosklerose schützen. Von Felix Würsten
38 Innovative Symbiose
Gerd Folkers und Max Gassmann über integrative und interdisziplinäre Forschung.
42 Aus dem Gleichgewicht
Hirnleistungsstörungen wie ADHS sind die Folge fehlender Balance im Gehirn. Von Katja Rauch
45 Stillen macht gesund
Die Muttermilch beeinflusst, welche Bakterien sich im Darm ansiedeln. Von Theo von Däniken
Titelbild: Der Mensch besteht zu 0.006 % aus Eisen. Es macht unser Blut rot und ist für
Säugetiere lebens­­notwendig. Eisen hat unsere Kultur geprägt wie kein anderes Element.
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Essay Christoph Riedweg über Pythagoras und seine heutigen Adepten
Die Welt als Zahl
Wer kennt ihn nicht, Pythagoras von Samos? Wie
Orpheus, Platon und Aristoteles gehört er zu den
Figuren aus der Antike, die zum festen Bestandteil unseres kulturellen Gedächtnisses geworden
sind, von denen mehr oder weniger alle eine zumindest vage Vorstellung haben.
Wer den klingenden Namen hört, denkt zuallererst an a2+ b2 = c2, den bekannten und für die
Mathematik tatsächlich grundlegenden Satz,
demzufolge «im rechtwinkligen Dreieck das
Quadrat der Hypotenuse den Quadraten der beiden Seiten gleich ist» (Diog. Laert. 8,12). Doch in
der Musik ist Pythagoras genauso zuhause: Er
soll als erster die Zahlenhaftigkeit der Grundkonsonanzen Oktave, Quinte, Quarte erkannt
und diese wichtige Einsicht auf den Kosmos
übertragen haben. Eine faszinierende Vorstellung: die Welt als wohlgeordnetes Ganzes (dies
meint das grichische Wort kosmos), welches nach
dem gleichen Bauprinzip wie die musikalischen
Konsonanzen strukturiert ist und deshalb eine
herrliche Harmonie erklingen lässt.
Kein Wunder hat die pythagoreische Idee der
Sphärenharmonie über die Jahrhunderte hinweg
die Phantasie angeregt, über Mittelalter, Renaissance und frühe Neuzeit bis heute. Mit «harter»
Wissenschaft wie dem Satz des Pythagoras hat
das vielleicht bereits nicht mehr so viel zu tun –
auch wenn wir nicht vergessen sollten, dass beispielsweise ein Johannes Kepler, Begründer der
klassischen Naturwissenschaft, aus echt pythagoreischer Begeisterung heraus sein 3. Gesetz über
die Planetenbewegungen entdeckt hat: Er wollte
nichts anderes als der Harmonie der göttlichen
Schöpfung auf die Spur kommen. Von Kepler lässt
sich über Leibniz eine Linie zum so genannten
«harmonikalen Pythagoreismus» ziehen, der vor
allem durch den 1933 in die Schweiz emigrierten
Humperdinck- und Schönbergschüler Hans Kayser entwickelt wurde und dem auch der 2007 verstorbene Zürcher Architekt André Studer zuzurechnen ist, der seine Bauten unter Zuhilfenahme
des Monochords entwarf.
Endgültig in die Ecke der Esoterik scheinen
Pythagoras andere packende Ideen zu rücken wie
die Annahme, dass alles Lebendige verwandt ist
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und die menschliche Seele auch in tierische Lebewesen eingehen kann. Vegetarismus ist die
natürliche Konsequenz daraus, und noch heute
beruft sich die vegetarische Bewegung daher
gerne auch auf Pythagoras als ihren Ahnherrn.
*
Wer aber war er denn eigentlich, dieser Pythagoras von Samos, von dem eine so nachhaltige Faszination ausgeht? Was können wir aus moderner
Sicht tatsächlich über ihn und seine Lehren wissen? Ein Klassischer Philologe wählt zur Beantwortung dieser Fragen den Weg über die Texte
und beginnt mit der – heute durch elektronische
Textcorpora erleichterten – Sammlung und Auswertung der griechischen und lateinischen Originale. Nur, die literarische Überlieferung hat
ihre Tücken. So fliessen die Quellen umso reich-
In der Schule des Pythagoras
war die «Zahl» Prinzip und
Urstoff aller Dinge.
licher, je weiter wir uns von Pythagoras’ Lebenszeit (ca. 570 bis in die 80er-Jahre des 5. Jh. v. Chr.)
entfernen, und zu den meisten Punkten finden
sich ganz widersprüchliche Äusserungen. Erschwerend kommt hinzu, dass Pythagoras im
Laufe der Zeit zunehmend legendenhaft verklärt
und von verschiedensten Seiten, darunter auch
Platon, vereinnahmt wurde.
Um in dieser verwirrenden Situation den
Durchblick nicht zu verlieren, ist es unabdingbar,
das geistes- und kulturgeschichtliche Umfeld
konsequent mitzuberücksichtigen. Dazu gehört,
dass Pythagoras in eine Zeit geboren wurde, in
der sich in der Nachbarstadt Milet mit der Ausbildung der ionischen Naturphilosophie intellektuell äusserst Aufregendes tat. Kulturell und zivilisatorisch blühend war auch die unteritalische
Stadt Kroton, in die Pythagoras um 530 v. Chr.
umsiedelte – angeblich um der Tyrannis des berühmten Polykrates zu entfliehen: Wir hören von
äusserst erfolgreichen krotoniatischen Ärzten,
und kaum eine Stadt stellte in jener Zeit mehr
Olympioniken als eben Kroton.
Dieser kulturgeschichtliche Kontext einer
wohlhabenden, weit fortgeschrittenen Gesellschaft weckt Zweifel an dem in der Forschung bis
heute verbreiteten Bild, welches in Pythagoras
fast ausschliesslich so etwas wie einen Guru oder
Schamanen, einen archaisch-vorwissenschaftlichen Weisen und Reinigungspriester sehen will.
All dies war Pythagoras ohne Zweifel auch. So
hat er in Kroton nach seiner Ankunft bald Anhänger und Anhängerinnen um sich geschart
und eine einflussreiche politisch-religiöse Lebensgemeinschaft gegründet, in der die Lebensführung jedes Einzelnen durch Speise- und Verhaltensvorschriften, wie wir sie sonst hauptsächlich aus Mysterienkulten kennen, bis in Details
minutiös geregelt war. Eine Gemeinschaft auch,
zu der nicht alle ohne weiteres zugelassen wurden: Die Aufnahme war mit bestimmten Tests
und Auswahlverfahren verbunden. Die pythagoreische Vereinigung, an der sich in der Neuzeit
die Freimaurer orientiert haben, weist in dieser
Hinsicht die Züge einer Sekte (im religionssoziologisch neutralen Sinn) auf.
Dennoch wäre es einseitig, Pythagoras grundsätzlich alles «Wissenschaftliche» abzusprechen.
Sein Denken, soweit es sich aus der fragmentarischen Überlieferung noch erschliessen lässt, zeigt
vielmehr bei sorgfältiger Textanalyse auch die
typischen Züge der progressiven zeitgenössischen Naturphilosophie. Wie die Milesier Anaximander und Anaximenes und andere Vorsokratiker scheint auch ihn ein unbändiges Wissenwollen (gr. historíe) und das neugierige Fragen
nach den «Ur-Anfängen», den Prinzipien (gr.
arché, lat. principium) aller Dinge umgetrieben
zu haben. Aber anstelle von «Luft», «Wasser und
Erde», des «Feuers» oder des (stofflich gefassten)
«Unbegrenzten» (ápeiron), trat in der Schule des
Pythagoras die «Zahl» als Prinzip beziehungsweise als (noch immer materiell verstandener)
Urstoff: Aus Zahl sind alle Dinge dieser Welt
(auch der Himmel) geworden, und aus Zahl werden sie weiterhin bestehen – so die bis heute faszinierende Idee. «Alles aber gleichet der Zahl»,
wie es in einem berühmten Halbvers heisst.
Dabei blieb die naturphilosophische Erklärung – und das ist uns bereits wieder fremder –
bei den Pythagoreern aufs Engste mit mystifizie-
renden Tendenzen verbunden. So wurden Zahlen
teilweise mit Gottheiten gleichgesetzt und religiös verehrt (etwa 7 = Athena, da die Sieben so
etwas wie eine «parthenogenetische» Primzahl
ist, aus der sich keine der ersten zehn Zahlen generieren lässt). Aufgrund struktureller Analogien
wies man den Zahlen bestimmte Eigenschaften
und geheimnisvoll wirkende Kräfte zu. Eine besondere Stellung nahm die «Vierheit» (gr. tetraktyvs) ein, das heisst. die Reihe der ersten vier
Zahlen. Addiert man 1-2-3-4, so ergibt sich die als
«vollkommen» betrachtete Zahl 10, und als Zählsteine (psêphoi) angeordnet bilden sie das «vollkommene» gleichseitige Dreieck. Zusätzlich enthält diese «Vierheit» auch die Proportionen der
musikalischen Grundkonsonanzen in sich (2 : 1,
3 : 2, 4 : 3). In einem alten pythagoreischen Spruch
wird sie daher mit der Harmonie der Sirenen
gleichgesetzt – das heisst mit der Sphärenharmonie, sind doch auch bei Platon die Sirenen, die den
einzelnen Gestirnen beigegeben sind, für die kosmische Harmonie verantwortlich.
*
Es ist gewiss diese überraschende Verbindung
von Naturlehre und mythisch-religiöser Welterklärung, welche schon bei den Zeitgenossen des
Pythagoras Irritationen ausgelöst hat: «Aufgeklärte» Denker wie Xenophanes und Heraklit
haben sich lustig über seine Ansichten gemacht
und ihn generell als üblen Scharlatan verunglimpft. Ganz anders seine Anhänger: Diese
schrieben ihrem Meister nach dem Zeugnis des
Aristoteles einen übermenschlichen Status zu
und verwiesen zur Bestätigung auf verschiedene
Wundertaten, darunter die Vorhersage von Erdbeben, die Kommunikation mit Tieren und sein
Vermögen, kranke Freunde zu heilen.
Die Reaktion der Umgebung auf Pythagoras
war also äusserst gegensätzlich. Damit erweist er
sich als typischen Charismatiker im Sinne des
modernen Religionssoziologen Max Weber. Für
Charismatiker ist es allgemein charakteristisch,
dass sie bei Aussenstehenden in der Regel auf
mehr oder weniger schroffe Ablehnung stossen:
«Gegenüber einem Führer, dessen Charisma wir
nicht anerkennen, sind wir nicht gleichgültig,
sondern neigen dazu, eine feindselige oder verächtliche Einstellung anzunehmen: Er ist für uns
ein Betrüger oder ein Spinner» (Boudon/Bourri-
caud) – genauso hat Heraklit über Pythagoras
geurteilt. Die Anhänger des Pythagoras dagegen
betonten seine besondere Nähe zum «griechischsten» aller Götter, zu Apollon, und sahen in ihrem
Meister fast schon dessen Reinkarnation. Charismatiker erscheinen ihren Anhängern nach Weber
stets als «übernatürlich», «übermenschlich» oder
wenigstens «ausseralltäglich», und ihre charismatische Lehre vermag das Dasein der Gefolgsleute
«in verschiedenste Richtungen sinnhaft auszuleuchten» (Lipp), wofür es im Pythagoreismus
ebenfalls zahlreiche Beispiele gibt.
*
Pythagoras ist wohl auch aus moderner Sicht zunächst ein eher befremdliches Phänomen: Das
eigenwillige Zusammengehen von rationaler und
irrationaler Deutung entspricht kaum unserem
Lebensgefühl, unserer Selbsteinschätzung. Und
doch, um kühn einen Bogen in die moderne Lebenswirklichkeit zu schlagen: Stellt sich die Situation heute tatsächlich so viel anders dar? Um ein
Als Politberater würde
Pythagoras vermutlich auch
heute reüssieren.
Beispiel zu geben: In Politik und Ökonomie müssen die Führungseliten regelmässig Entscheidungen ausserordentlicher Tragweite unter Bedingungen der Unsicherheit treffen. Sie nehmen
dabei nicht selten Zuflucht zu Beratungsfirmen,
die mit Handlungsanweisungen und Lösungsmodellen arbeiten, welche alles andere als ausschliesslich rational fundiert sind, sondern oft –
und gezwungenermassen – emotionale, wenn
nicht esoterische Elemente einschliessen.
Damit soll nicht der florierende Bereich des
Consultings verunglimpft werden, deren Vertreter übrigens von aussen betrachtet einer pythagoreischen Bruderschaft zuweilen nicht ganz
unähnlich scheinen (man denke nur an das
McKinsey-Netzwerk in der Schweizer Wirtschaft
um die Jahrtausendwende). Parallelen wie diese
oder auch die geradezu «mathe-magische» Begeisterung für Algorithmen und die Digitalisierung unserer Welt – nach Einschätzung von Piergiorgio Odifreddi soll sich in naher Zukunft
selbst das menschliche Verhalten mathematisch
erfassen lassen … – dürften jedoch dazu angetan
sein, uns vor vorschneller Überheblichkeit zu
bewahren.
Zumindest als Politberater würde Pythagoras
vermutlich auch heute reüssieren. Dass er zu seiner Zeit in diesem Gebiet ausserordentlich erfolgreich agierte, sagen die Quellen ausdrücklich:
Sogleich nach seiner Ankunft in Süditalien soll
er mit seiner charismatischen Erscheinung und
mit ethisch-politischen Reden auf die dortige Bevölkerung mächtig Eindruck gemacht haben. Der
Stadtrat von Kroton überliess ihm daher die einzelnen Gesellschaftsgruppen zur gründlichen
moralischen Schulung, und auch die umliegenden Städte sollen Pythagoras’ Rat gesucht haben
(nach der Legende hat Pythagoras’ Lehre über
Numa Pompilius, den zweiten König Roms, auch
auf die römische Gesetzgebung eingewirkt).
Die Ratschläge, die Pythagoras der krotoniatischen Elite erteilt haben soll, enthalten nicht
wenig, was bis heute bedenkenswert ist. Eine
Leitidee seines politischen Handelns war die vermutlich zahlenphilosophisch und kosmologisch
untermauerte harmonía unter den verschiedenen
sozialen Gruppen: eine harmonische «(Zusammen-)Fügung» also, welche den gesellschaftlichen Zusammenhalt sicherstellen sollte. Dass der
richtige Massstab (logismós) Zwist beendet und
Eintracht mehrt sowie die Kluft zwischen arm
und reich überbrücken hilft, hält der politisch
besonders erfolgreiche Pythagoreer und Platonfreund Archytas von Tarent ausdrücklich fest. Er
scheint im Übrigen nicht bei zahlenphilosophischen Theorien stehen geblieben zu sein, sondern
eine proportionale Umverteilung zwischen
Armen und Reichen in seiner Heimatstadt realisiert und damit wesentlich zur sozialen Kohäsion
beigetragen zu haben.
Christoph Riedweg ist Professor für Klassische Philologie
(Gräzistik) am Klassisch-Philologischen Seminar,
[email protected]
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49
Porträt Christine Kaufmann
Juristin im Führerstand
Als Studentin lernte die Rechtsprofessorin Christine Kaufmann, dass eine gute
Juristin zweifeln muss. Heute arbeitet sie für das «Kompetenzzentrum Men­schen­
rechte», und die Studierenden liegen ihr zu Füssen. Von Marita Fuchs
Sie wollte Lokomotivführerin werden. Die roten
Zugmaschinen, die unbegrenzt scheinende Freiheit im Führerstand – das faszinierte sie. Welche
Enttäuschung, als die Zehnjährige erfuhr, dass nur
Männer Lokführer bei den Schweizerischen Bundesbahnen werden konnten. Mit der Grossmutter
zusammen schrieb sie einen Brief, wollte wissen,
warum das so ist. Und es kam auch ein Brief zurück mit einer freundlichen aber unverbindlichen
Erklärung. Noch heute ist sie der Grossmutter
dankbar, dass sie ihre Empörung ernst genommen
und mit ihr zusammen in Worte gefasst hat. Die
Grossmutter war ein prägendes Vorbild: Selbstbewusst, mit beiden Beinen auf dem Boden und
immer da, wenn sie gebraucht wurde. Sie hört auch
sonst viel von Ungerechtigkeit, am Mittagstisch in
der Wohnung in Schwamendingen, einem Zürcher
Aussenquartier. Der Vater ist bei der Fremdenpolizei und erzählt seinen beiden Töchtern vom Arbeitsalltag, von Flüchtlingen und warum Menschen aus Ungarn fliehen müssen.
Christine Kaufmann ist nicht Lokführerin geworden, sondern Professorin für Staats-, Verwaltungs- und Völkerrecht an der Universität Zürich.
Dieses Semester hat sie ein Sabbatical. Im Freizeitlook sitzt sie in ihrem Büro an der Rämistrasse. Sie
trägt eine indische Bluse mit dezenten glitzernden
Pailletten. «Ich geniesse diese vorlesungsfreie
Zeit», sagt sie. Und fährt lächelnd fort: «In meinen
Vorlesungen auf der Bachelorstufe liegen mir die
Studierenden buchstäblich zu Füssen.» Die Hörsäle sind überfüllt, auf Treppen und auf dem
Boden ist fast jeder Platz belegt. Persönliche Kontakte sind schwierig. Umso mehr suche sie Wege,
um ihre Vorlesungen interaktiv zu gestalten und
mit den Studierenden auch ausserhalb des Hörsaals, ins Gespräch zu kommen.
Desinteresse macht sie ratlos. «In einer Vorlesung im vergangenen Semester sass ein Student
im Hörsaal», erzählt sie, «er hatte Kopfhörer auf
und las ‹20 Minuten›. Ich unterbrach meinen Vor-
trag, ging zu dem jungen Mann, der mich erst gar
nicht bemerkte, und schlug ihm vor, doch besser
zu gehen, um ungestört von der Vorlesung zu
lesen.» Über die verblüffende Antwort «Sie stören
mich gar nicht», lacht sie heute noch.
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Bild: Jos Schmid
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Geklauter Bikini
Geprägt von ihren Eltern und ihrer Grossmutter,
die alle nicht studieren konnten, entschied sie
sich für ein Jurastudium an der Universität Zürich. Die Studienbedingungen waren ganz anders, als ihre heutigen Studierenden es erleben.
Sie war eine von etwa 200 Erstsemestrigen. Doch
schnell zweifelte sie, ob sie das richtige Fach gewählt hatte. «Mein Rechtsempfinden hat sich
nicht immer mit dem gedeckt, was Gerichte entschieden.» Bei einer Übung geriet sie per Zufall
in eine «Jungmanager-Aktenkoffergruppe», nett,
aber nicht ihre Welt. «Die Kollegen wussten auf
zählte seine Geschichte: Die Mutter ist gestorben,
der Vater seither oft müde und traurig. Die Zehnjährige versucht neben der Schule dem jüngeren
Bruder die Mutter zu ersetzen und führt den
Haushalt. Als sie von der Familie einer Freundin
eingeladen wird, mit ihr nach Italien in die Badeferien zu fahren, stimmt ihr Vater sofort zu, aber
sie schämt sich, ihn um Geld für einen Bikini zu
bitten, hat er doch so viele andere Sorgen.
Die Jugendanwältin habe damals sehr feinfühlig das Mädchen befragt und die Geschichte
hervorgelockt. Sie habe ihr dann eine Hilfe organisiert, damit sie im Haushalt entlastet sei. «Gott
sei Dank hat das Mädchen damals den Bikini
geklaut, sonst wäre ihre Geschichte nie herausgekommen und man hätte ihr nicht helfen können.» Erlebnisse wie dieses waren es, die Christine Kaufmann davon überzeugt haben, für das
Recht im weitesten Sinne zu kämpfen. Die 48-Jährige erzählt lebhaft und gestenreich mit einer
jugendlichen engagierten Stimme. Sonnenlicht
fällt durch die grossen Fenster, direkt auf ihren
perfekt aufgeräumten Schreibtisch.
Menschenrechte und Geschäft
Christine Kaufmann kommt auf die Radiosendung zu sprechen, an der sie am Abend zuvor
beteiligt war. Für die Medien ist sie zur gefragten
«Mein Rechtsempfinden hat sich nicht immer mit dem gedeckt,
was Gerichte entschieden.» Christine Kaufmann
alles eine Antwort, alles war klar. Damals habe
ich gedacht, das kann ich nicht, da bin ich falsch.»
Zwei ihrer damaligen Professoren, Dietrich
Schindler und Manfred Rehbinder, machten ihr
Mut, sprachen von ihrem eigenen Ringen um gerechte Lösungen und bestätigten der jungen Studentin, dass ein guter Jurist zweifeln müsse.
Schliesslich beseitigte ein Praktikum bei der
Jugendanwaltschaft letzte Bedenken. Die Jugend­
anwälte liessen die junge Studentin bei Ortsterminen dabei sein und zogen sie zu Einvernahmen
bei. An einem Tag wurde ein junges Mädchen vorgeladen. Zehn Jahre alt, verunsichert, stand es vor
der Jugendanwältin. Ein Kaufhausdetektiv hatte
es beim Stehlen erwischt: Er fand einen bunten
Bikini in ihrer Einkaufstasche. Das Mädchen er-
Expertin geworden, seit sie als Professorin für das
«Kompetenzzentrum Menschenrechte» arbeitet.
In der Sendung ging es um die militärische Intervention in Libyen und die Frage, ob diese völkerrechtlich vertretbar sei. Ihre Stimme hebt sich, sie
klopft resolut auf den Tisch. «Der Moderator unterbrach die Gesprächsteilnehmer mehrmals. Er
wollte sein Konzept durchziehen. Ein vertieftes
Gespräch war so nicht möglich.» Es ärgert sie,
wenn etwas nicht gründlich angegangen wird.
Der Bereich «Wirtschaft und Recht» des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte wird von Christine Kaufmann zusammen mit
Hans Peter Wehrli von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät geleitet. Das Zentrum will
die nationalen Kapazitäten zur Umsetzung der
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Interview Roger Alberto zum Jahr der Chemie
Menschenrechte stärken und die Schaffung
einer unabhängigen Nationalen Menschenrechtsinstitution vorbereiten.
«Die Wirtschaft kommt mit allen Lebensbereichen in Berührung. Wer Menschenrechte
realisieren will, kommt an der Wirtschaft nicht
vorbei», sagt Kaufmann. Das Zentrum will
Unternehmen darin unterstützen, sozial verantwortlich zu handeln. Grossunternehmen
sind hier teilweise schon sehr weit. Kleine und
mittlere Unternehmen (KMU) haben aber
nicht die Ressourcen, herauszufinden, wo
Menschenrechte in ihren Geschäften eine
Rolle spielen. KMU bei ihren Abklärungsarbeiten zu helfen, ist eine der Aufgaben des
neuen Zentrums für Menschenrechte.
Am richtigen Ort
Vertiefte Kenntnisse der Wirtschaft erwarb
sich Christine Kaufmann nach ihrem Studium
bei ihrer Arbeit für die Schweizerische Nationalbank. Von 1991 bis 2000 vertrat sie als Mitglied einer EFTA-Expertengruppe die Nationalbank in den Verhandlungen über den Europäischen Wirtschaftsraum. Danach leitete
sie in der Nationalbank als Direktorin den Personaldienst. Diese Aufgabe – es galt die Arbeitsbedingungen rechtlich neu zu gestalten
und weit reichende Restrukturierungen einzuleiten – kostete sie viel Kraft. Hinter Frühpensionierungen und unfreiwilligen Stellenwechseln, die sie umsetzen musste, standen
persönliche Schicksale, die ihr nahe gingen.
Sie selbst hatte sich kurz vorher auf eine
neue Situation einstellen müssen: Die Diagnose einer chronischen Gelenkserkrankung hatte
die privaten Lebenspläne der damals jungen
Frau erschüttert. Als sie ihre Aufgabe bei der
Nationalbank erfüllt sah, beschloss sie deshalb, das zu tun, was sie schon lange wollte:
Zurück an die Universität, um sich endlich
wieder vertieft mit juristischen Inhalten auseinanderzusetzen. Sie zog in die USA und
schrieb ihre Habilitation über Globalisierung
und Arbeitsrecht. «Jetzt bin ich an der Universität am richtigen Ort», sagt Christine Kaufmann. Was sie immer noch gerne macht, ist
Bahnfahren. Heute mit Lokführerinnen.
«Chemie ist eine kreative
Wissenschaft»
Chemiker gleichen Künstlern, die aus ihrer Fantasie neue Objekte erschaffen,
sagt Roger Alberto im Interview. Und er erklärt, weshalb das Image der Chemie
korrigiert werden muss. Von Felix Würsten und Thomas Gull
Herr Alberto, die Universität und die
ETH Zürich führen im Juni unter dem Motto
«Kulturleistung Chemie» verschiedene
Veranstaltungen zum internationalen Jahr
der Chemie durch. Worin besteht die
Kulturleistung der Chemie?
Roger Alberto: Wir sind heute in der Lage, ein
relativ kultiviertes Leben zu führen. Das verdanken wir Errungenschaften, die wir uns im Laufe
der Zeit erarbeitet haben. Wir haben Medikamente entwickelt, Kommunikationstechnologien,
Textilien, Farben und vieles mehr. All das wäre
ohne Beiträge der Chemie undenkbar. Das ist die
indirekte Kulturleistung der Chemie. Daneben
gibt es auch noch eine direkte Kulturleistung: In
der Chemie findet ein Denkprozess statt, der
demjenigen von Kulturschaffenden sehr ähnlich
ist. Bildhauer oder Maler erschaffen aus ihrer
Fantasie heraus Objekte. Chemiker machen oft
etwas Ähnliches: Sie kreieren neue Verbindungen, häufig ohne zu wissen, ob diese Verbin­
dungen später einen konkreten Nutzen haben
werden. Der französische Chemiker Marcelin
Berthelot brachte es auf den Punkt: «La chimie
crée son objet.»
Kontakt Prof. Christine Kaufmann,
[email protected]
52
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Bilder: Jos Schmid
Ist die Chemie eine speziell kreative
Wissenschaft?
Alberto: Ich denke, ja. Ingenieure zum Beispiel
sind in diesem Sinne nicht kreativ, da sie bei ihrer
Arbeit stets von etwas ausgehen, das bereits bekannt ist. Allerdings ist es auch in der Chemie
zunehmend so, dass alles einem bestimmten
Zweck dienen sollte.
Wird die Kreativität durch diese Entwicklung
eingeschränkt?
Alberto: Der Zweck zeichnet eine bestimmte
Spur vor, und damit wird die Kreativität eingeschränkt. Wenn heute erwartet wird, dass auch
die Grundlagenforschung einen Nutzen hat, beeinflusst dies die freie Forschung. Das ist nicht zu
vermeiden.
Sie haben es bereits gesagt: Die Chemie hat
wichtige Beiträge für unsere Gesellschaft geleistet.
Wird diese Leistung in der Öffentlichkeit
angemessen wahrgenommen?
Alberto: Das ist eines unserer Hauptprobleme:
Die Chemie wird in der breiten Öffentlichkeit
nur sehr beschränkt wahrgenommen. Man
nimmt sie vor allem dann wahr, wenn etwas
schief läuft, wenn es knallt und stinkt. Die meisten Menschen bringen Chemie mit Pharma in
Verbindung, mit Dünger, Fungiziden und giftigen Stoffen, aber kaum mit Alltagsdingen wie
Handybildschirmen.
Im Jahr der Chemie soll dieses Bild nun
korrigiert werden?
Alberto: Es ist natürlich nur einen Tropfen auf
den heissen Stein, was wir da machen können,
aber immerhin: Wir haben die Gelegenheit, uns
der Öffentlichkeit zu zeigen.
An den Gymnasien gehört Chemie nicht
gerade zu den beliebtesten Fächern.
Woran liegt das?
Alberto: Chemie wird häufig als schwierig empfunden, genauso wie Physik. Die Biologie hat es
da einfacher, da man in diesem Fach viel auswendig lernen kann. In der Chemie und der Physik
Wenn das Fach in den Mittelschulen einen so
schweren Stand hat: Haben Sie Probleme, genügend
Studierende zu finden?
Alberto: Nein, wir verzeichnen in den letzten
Jahren einen kontinuierlichen Zuwachs. Das
hängt zum einen damit zusammen, dass die jungen Leute wieder vermehrt «etwas Solides» studieren wollen. Zum anderen haben wir unsere
Sichtbarkeit gegen aussen verbessert. Am diesjährigen Fakultätstag beispielsweise haben viele
Leute an den Rundgängen durch unsere Labors
teilgenommen. Solche Veranstaltungen wirken
offenbar nachhaltig. Gegenwärtig haben wir sogar
zu viele neue Studierende. Für das Praktikum hatten wir im letzten Semester zu wenig Laborplätze.
Die Wahrnehmung bei den Jugendlichen kann
demnach positiv beeinflusst werden?
Alberto: Auf jeden Fall. Ein wichtiger Punkt ist
auch, dass sich die chemischen Institute an der
Universität in den letzten Jahren kontinuierlich
«Die Chemie wird in der breiten Öffentlichkeit vor allem dann wahrgenommen,
wenn etwas schief läuft, wenn es knallt und stinkt.» Roger Alberto
hingegen müssen die Schülerinnen und Schüler
gewisse Zusammenhänge verstehen. Wir sind
gegenwärtig daran, zusammen mit der ETH Zürich die Ausbildung der Chemielehrer zu verbessern, damit in den Schulen künftig ein moderneres Bild der Chemie vermittelt wird. Mit den
heutigen multimedialen Möglichkeiten könnte
man die Chemie viel attraktiver präsentieren.
verbessert haben. Bei uns herrscht eine gute Arbeitsatmosphäre, und wir machen interessante
Forschung. Das ist für die jungen Leute attraktiv.
Wie sind denn die Berufsaussichten der
Abgängerinnen und Abgänger?
Alberto: Im Grossen und Ganzen gut. Alle unsere Abgängerinnen und Abgänger haben nach
dem Abschluss umgehend eine Stelle gefunden
– wenn auch vielleicht nicht unbedingt dort, wo
sie ursprünglich wollten. Die chemische Industrie
bietet heute ja nicht mehr massenhaft Arbeitsplätze für Forscher an.
Ist die Industrieforschung für die Hochschulen
eine ernsthafte Konkurrenz, weil die grossen
Firmen viel mehr Ressourcen für die Forschung
zur Verfügung haben?
Alberto: Die Industrie hat beträchtliche Mittel
zur Verfügung, das ist richtig. Gleichzeitig arbeitet sie sehr zielgerichtet. Da können wir an den
Hochschulen durchaus mithalten.
Zieht sich die Industrie zunehmend aus der
Grundlagenforschung zurück?
Alberto: Diesen Eindruck habe ich, ja. Die Firmen interessieren sich nur noch für das, was sich
kommerziell nutzen lässt. Dadurch entsteht eine
Innovationslücke. Wenn wir an der Hochschule
ein neues, potenziell interessantes Molekül entdecken, muss dieses in einem zweiten Schritt
Zur Person:
Roger Alberto (52) ist Professor für Anorganische Chemie. Seine Forschungsgruppe untersucht die Anwendung von Metallen in der
Biologie und Medizin für diagnostische und
therapeutische Zwecke. Im Zentrum steht das
Element Technetium. Ein weiteres Forschungsgebiet ist die Speicherung von Sonnenlicht in
chemischen Bindungen.
Kontakt: Prof. Roger Alberto, [email protected]
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53
zunächst besser charakterisiert werden. Erst danach kann man es allenfalls einer kommerziellen
Nutzung zuführen. Für uns Hochschulforscher
ist diese Zwischenphase nicht mehr interessant.
Doch wenn die Industrie diese Arbeit auch nicht
mehr übernehmen will, entsteht eine Lücke, die
schwer zu überbrücken ist.
Welches sind denn heute die grossen Forschungsthemen für die Universitäten?
Alberto: Die nachhaltige Energieerzeugung wird
sicher zu einem wichtigen Thema. Die grosse Frage
ist, wie man Sonnenenergie direkt in chemische
Energie umwandeln könnte. Wenn es gelingen
würde, eine künstliche Photosynthese zu entwickeln, dann wäre das eine ganz grosse Kulturleistung. Nach den katastrophalen Ereignissen in
Japan scheint mir klar, dass diese Forschung einen
massiven Schub erleben wird. Ein zweites Thema
ist die Gesundheit. Unsere Gesellschaft wird
immer älter, Krankheiten wie Alzheimer werden
zunehmen, entsprechend gewinnt die pharmazeutische Forschung an Bedeutung. Eine dritte
Herausforderung ist die Wasserversorgung. Wie
können wir die Menschen mit genügend sauberem
Trinkwasser versorgen – beispielsweise in Ländern wie Indien, wo die Situation heute sehr prekär ist? Da brauchen wir neue Ansätze, zu denen
die Chemie wichtige Beiträge leisten kann.
Die chemische Forschung hat in den letzten Jahren
einen rasanten technologischen Wandel erlebt. Man
kann heute in kurzer Zeit grosse Mengen an Proben
analysieren, Moleküle im Computer simulieren oder
Datenbanken mit Millionen von Verbindungen
54
magazin 2/11
effizient nach geeigneten Substanzen durchsuchen.
Wie hat diese Entwicklung die Forschung verändert?
Alberto: Ein zentraler Aspekt der Chemie ist zu
wissen, was man eigentlich in der Hand hat. Das
ist das A und O: Man macht etwas Neues und
schaut dann, was man gemacht hat. Vor zwanzig,
dreissig Jahren war das noch ein langwieriger
Prozess, heute läuft das meist routinemässig ab.
tuition nicht, die es eben auch braucht. Und aus
dieser Intuition heraus entsteht letztlich die Kreativität. Alfred Werner war ein extrem intuitiver
Mensch, deshalb war er so erfolgreich. Das Problem liegt an einem anderen Ort: Die meisten
modernen Maschinen sind Blackboxes. Man
schiebt etwas hinein und weiss nicht mehr, was
mit der Probe danach geschieht. Jetzt kann man
«Die Entwicklung einer künstlichen Photosynthese wäre eine
grosse Kulturleistung.» Roger Alberto
Man hat also im Prinzip mehr Zeit, um kreativ
zu sein, weil man sich nicht mehr mit den täglichen Problemen der Charakterisierung auseinandersetzen muss. Wenn man allerdings in der
Literatur liest, wie viel der Schweizer Nobelpreisträger Alfred Werner bereits Anfang des 20. Jahrhunderts verstanden hat, ohne all die ausgeklügelten Maschinen, die wir heute haben, dann ist
das schon beeindruckend.
Bräuchte es diese Maschinen also eigentlich gar
nicht, um gute Chemie zu machen?
Alberto: Doch, doch, schliesslich ist nicht jeder
so begabt wie Alfred Werner.
Macht die moderne Technik nicht etwas denkfaul?
Alberto: Nicht unbedingt. Mit der Computational Chemistry etwa können wir die Eigenschaften von Molekülen schon vor der Synthese berechnen. Das erleichtert unsere Arbeit enorm.
Aber diese neuen Möglichkeiten ersetzen die In-
das, was herauskommt, einfach entgegennehmen
– oder man kann es kritisch hinterfragen. Dieses
kritische Nachfragen ist auch eine Art Kreativität.
Die Chemie hat immer mehr Berührungspunkte zu
anderen Fächern, sei es in der Pharmazie, der
Energietechnik oder den Materialwissenschaften.
Bleibt sie mittelfristig ein eigenständiges Fach?
Alberto: Vor fünfzig Jahren konnten die Chemiker noch Moleküle herstellen, ohne zu wissen, ob
sie für etwas gut sind. Gerade diese Arbeiten sind
heute für uns eine wichtige Inspirationsquelle.
Doch Chemie als l’art pour l’art ist heute nicht
mehr zeitgemäss. Man arbeitet zielgerichteter
und ist daher zwangsläufig darauf angewiesen,
interdisziplinär zu arbeiten.
Eben, die Forschungsgebiete nähern sich
immer mehr an.
Alberto: Ja, aber jeder hat nach wie vor seine
eigenständige Expertise. Wenn Sie in der Biologie
wurde, als Ernährungsprojekt bezeichnen. Denn
der künstliche Ammoniak ist die Basis für die
Düngerherstellung. Ohne diese Erfindung sähe
es heute bitter aus für die Menschheit.
Das weiss aber kaum jemand in der breiten
Öffentlichkeit.
Alberto: Ich mache mir oft einen Spass und frage
die Leute, ob sie mir drei grosse Chemiker nennen können.
einen bestimmen Prozess auslösen oder unterdrücken wollen, dann brauchen Sie ein Molekül,
und dieses Molekül können die Chemiker herstellen, nicht die Biologen. Wenn ich als Chemiker
umgekehrt ein Molekül habe, von dem ich glaube, es könnte therapeutisch interessant sein, dann
bin ich auf die Biologen angewiesen, um das zu
bestätigen. Die Gebiete bleiben selbständig, aber
das Interface wird durchlässiger.
Wird die Chemie durch diese vermehrte
Zusammenarbeit nicht zunehmend
zur «Hilfswissenschaft» für die anderen
Fachgebiete?
Alberto: Das kommt natürlich ganz darauf an,
wie man Hilfswissenschaft definiert. Wenn ich
als Chemiker ein Molekül herstelle, das Sonnenlicht in Wasserstoff umwandelt, und die Ingenieure nutzen dieses Molekül zur Energiegewinnung, dann ist es doch eigentlich die Chemie
gewesen, die diese Technik kreiert hat. Ich finde
den Ausdruck «Hilfswissenschaft» daher nicht
passend. Die Chemie ist eine Grundlagenwissenschaft, ohne die andere Disziplinen nichts ausrichten können.
Die Physik und die Biologie profilieren
sich in der Öffentlichkeit mit fundamentalen
wissenschaftlichen Fragen. Wo steht da
die Chemie?
Alberto: Es gibt durchaus wichtige Fragen, die
wir Chemiker bearbeiten, etwa die CO2-Abscheidung bei Kraftwerken oder die nachhaltige Energieerzeugung. Aber ein vergleichbares publikumswirksames Projekt wie die Teilchenphy­
siker am CERN oder die Biologen mit der Entschlüsselung des Genoms haben wir kaum.
Eine Konzentration der Kräfte wie in der Teilchenphysik ist in der Chemie auch gar nicht nötig.
Alberto: Das ist so. Bahnbrechende Chemie
kann man auch im kleinen Labor machen. Wenn
Sie ein Molekül finden, das CO2 in Methan umwandelt, dann ist das ein grosser Durchbruch.
Doch dazu brauchen Sie nun mal keinen gigantischen Teilchenbeschleuniger.
Auf der anderen Seite hätte man mit
einem Grossprojekt vielleicht auch mehr
Forschungsmittel zur Verfügung?
Alberto: Ich könnte mir vorstellen, dass nach der
Atomkatastrophe in Japan nun ein solches gros­
ses Projekt lanciert werden könnte. Bisher fehlte
dazu ganz einfach der gesellschaftliche Druck.
Im Unterschied zu den Chemikern verwenden die
Physiker und Biologen ein bemerkenswertes
Vokabular: Sie entschlüsseln die «Bausteine des
Lebens» oder suchen nach dem «Gottesteilchen», sie
reden von «schwarzen Löchern» und «braunen
Zwergen». Das ist alles sehr anschaulich.
Alberto: Einverstanden, solche prägnanten Bilder haben wir nicht. Vielleicht sind die Chemiker
einfach zu bescheiden. Dabei hätten wir schon
Dinge vorzuweisen, die wirklich wichtig sind.
Wenn man beispielsweise die Entschlüsselung
des Genoms mit einer Verbesserung des Lebens
gleichsetzt – woran ich selbst nicht glaube –, dann
könnte man genauso gut die Ammoniaksynthese, die Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt
Wen würden Sie da nennen?
Alberto: Einer der wichtigsten ist sicher Fritz
Haber, der die Ammoniaksynthese entwickelte.
Carl Djerassi, der Erfinder der Antibabypille, gehört ebenfalls zu den grossen Köpfen. Und
schliesslich könnte man in dieser Reihe auch Albert Hofmann erwähnen, der als erster LSD herstellte. Diese Chemiker haben unsere Gesellschaft wirklich fundamental verändert.
Herr Alberto, besten Dank für das Gespräch.
Internationales Jahr der Chemie
Die Generalversammlung der UNO hat das
Jahr 2011 zum Internationalen Jahr der Chemie erklärt. Unter dem Slogan «Chemie –
unser Leben, unsere Zukunft» werden dazu
in der ganzen Schweiz verschiedene Veranstaltungen durchgeführt. An den Aktivitäten
beteiligen sich auch die Universität und die
ETH Zürich. Sie werden im Juni unter dem
Motto «Kulturleistung Chemie» ihre Aktivitäten der breiten Öffentlichkeit näher vorstellen.
So können beispielsweise am 18. Juni 2011 die
Labors auf dem Campus Irchel besichtigt werden. Am 23. Juni 2011 werden Wissenschaftler
der Universität und der ETH Zürich mit geladenen Gästen aus Wirtschaft und Wissenschaft auf Schiffsrundfahrten auf dem Zürichsee über die Chancen und Risiken von Nanomaterialien, über die Kulturleistung Chemie
und die Energieformen der Zukunft diskutieren. Und schliesslich findet speziell für Schulkinder der 3. bis 6. Klasse am 28./29. Juni 2011
eine Spezialausgabe der Kinderuniversität zu
chemischen Fragen statt.
Websites: www.kulturleistung-chemie.ch,
www.kinderuniversitaet.uzh.ch
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Bücher
Darwins langer Atem
Darwin deuten: Ein Sammelband gibt vielfältige Einblicke in die Grundlagen
der biologischen Forschung und beleuchtet die gesellschaftlichen Implikationen
der Evolutionstheorie. Von Tanja Wirz
2009 jährte sich der Geburtstag von Charles Darwin zum 200. Mal. Zudem war es 150 Jahre her,
seit er in seinem Hauptwerk «Über die Entstehung
der Arten» die Evolutionstheorie dargelegt hatte.
Anlässlich dieses Doppeljubiläums fand an der
Universität Zürich eine Ringvorlesung statt. Die
Beiträge dazu liegen nun unter dem Titel «Darwins langer Arm – Evolutionstheorie heute» in
Buchform vor. Der von Heinz-Ulrich Reyer und
Paul Schmid-Hempel herausgegebene Sammelband tritt mit grossem Anspruch an. Es will einen
Überblick über den aktuellen Wissensstand geben
und die Bedeutung der Evolutionstheorie nicht
bloss für die Biologie, sondern auch für Medizin,
Technik und Kultur, für die Sprachwissenschaften, Philosophie, Ethik und Religion klären. Im
Umschlagtext wird versprochen: «Das breite Spektrum an Betrachtungsweisen macht das Buch zu
der vielleicht umfassendsten Darstellung des Evolutionsgedankens, die gegenwärtig erhältlich ist.»
Gelingt es, diesen Anspruch einzulösen?
Knapp die Hälfte des Bandes nehmen Beiträge
von Biologen ein, schliesslich gehört die Evolutionstheorie zu den «basics» aller Wissenschaften,
die sich mit Lebewesen befassen. Als Auftakt gibt
der Zoologe Heinz-Ulrich Reyer eine gut verständliche Einführung in die Theorie und ihre
Entstehung. Anschliessend erklärt der Biologe
Homayoun C. Bagheri die Voraussetzungen
dafür, dass auf der Erde Leben entstehen konnte
und fragt, ob es wohl im Weltall noch anderswo
Lebewesen gibt. Der Paläontologe Marcelo R.
Sánchez-Villagra erläutert, wie mit Fossilien ein
«Stammbaum» des Lebens aufgestellt werden
kann. Dabei korrigierte er die populäre Vorstellung, der Mensch stamme vom Affen ab: Wir
haben bloss einen gemeinsamen Vorfahren. Er
hält zudem fest: «Der Mensch ist im biologischen
Sinne nicht Vollendung eines stetigen Trends hin
zu Höherem.» Die Natur verfolge keinen Plan;
evolutionäre Entwicklung bedeutet bloss Anpas-
56
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sung an bestimmte Umweltbedingungen, und
diese ändern sich ständig und damit auch der
Selektionsdruck auf die Organismen.
Es folgen fünf weitere Beiträge von Biologen:
Lukas Keller und Erik Postma erklären, wie Inzucht zu schlecht angepassten Nachkommen
führt, Sebastian Bonhoeffer befasst sich mit der
Evolution von Krankheitserregern und der Biochemiker Andreas Plückthun erläutert, wie er
durch «Evolution im Reagenzglas» biopharmazeutische Wirkstoffe sucht, welche das krankhafte Wachstum von Zellen verhindern sollen.
Egoistische Gene und Altruismus
Zwei weitere Biologen, Peter Hammerstein und
Paul Schmid-Hempel, befassen sich mit einem
Thema, das vor dem Hintergrund der Evolutionstheorie zum Problem wird: Altruismus. Wenn es
primär darum geht, zu überleben und möglichst
viele Nachkommen zu haben, wie kommt es
dann, dass manche Lebewesen anderen helfen?
Schmid-Hempel erklärt, dass es sich bei diesen
(scheinbar) moralischen Verhaltensweisen um
eine Strategie der «egoistischen» Gene handle.
Und denen ginge es nicht um das individuelle
Überleben, sondern um das der eigenen Art,
Herde oder Verwandtschaft. Peter Hammerstein
untermauert diese These mit der aus den Wirtschaftswissenschaften stammenden Spieltheorie,
die ebenfalls damit zu kämpfen hat, dass sich
Spieler in Experimenten nicht immer rational
verhalten, sondern Nachteile in Kauf nehmen,
um allzu egoistische Mitspieler zu bestrafen.
Wie lässt sich menschliches Verhalten mit der
Evolutionstheorie begründen? Carel van Schaik
und Judith M. Burkart vom Anthropologischen
Museum der Universität Zürich geben dazu eine
spannende Einführung und zeigen, dass Menschen insofern spezielle Tiere sind, als sie Erfindungen über lange Zeiträume tradieren können.
Dass Kulturtechniken wie Werkzeuggebrauch
oder das Kochen den Menschen einen evolutionären Vorteil verschafft hat, ist einzusehen. Doch
wie steht es um die Kunst? Der Wissenschaftshistoriker Thomas Junker schreibt, auch diese habe
eine biologische Funktion, bei der Partnerwahl
und beim Erlernen von Kooperation.
Ohne moralische Folgen
Richtig kontrovers wird es, wenn es um Moral
und Religion geht. Dies zeigen die Beiträge von
fünf Theologen und Philosophen. Die populäre
Tendenz, alles Gesellschaftliche vom Sozialstaat
bis zur Geschlechterordnung mit der Evolutionstheorie naturalisieren zu wollen, löst in diesen
Kreisen Unbehagen aus. Die Philosophen KlausPeter Rippe und Hans-Johann Glock sind sich
einig, dass sich aus Darwins Theorie keine moralischen Folgerungen ableiten lassen. Dass es trotzdem gemacht wird, führt zu Gegenbewegungen,
dies zeigt der Theologe Friedrich Wilhelm Graf
in seinem Beitrag zum in Amerika verbreiteten
Kreationismus, also zur Vorstellung, dass die
Evolutionstheorie der christlichen Schöpfungsgeschichte unterzuordnen sei. Hier plädiert niemand für den Kreationismus, doch sowohl der
Philosoph Gereon Wolters als auch der Theologe
Hans Weder finden, man dürfe Gott oder zumindest die Vorstellung von etwas Heiligem, den
Menschen übergeordneten nicht aufgeben.
Wie die Evolutionstheorie missbraucht werden
kann, beschreibt Hans-Konrad Schmutz: Anfang
des 20. Jahrhunderts wurde Darwins Theorie benutzt, um die Forderung nach «Rassenhygiene»
und Zwangsmassnahmen im Dienste eines «gesunden Volkskörpers» zu begründen.
Es ist ein breites Spektrum, das in diesem Buch
ausgebreitet wird. Es bietet anregende Lektüre,
obschon für Laien nicht alle Beiträge einfach verständlich sind. Allerdings handelt es sich weniger
um einen Überblick, als um einen vielfältigen Einblick in die Forschungsgebiete von Zürcher Naturwissenschaftlern, begleitet von vorwiegend philosophischen und theologischen Kommentaren.
Heinz-Ulrich Reyer, Paul Schmid-Hempel (Hg): Darwins langer Arm – Evolutionstheorie heute. vdf Hochschulverlag,
Zürich 2011, 288 Seiten, 48 Franken
Selbstbestimmte Völker
Karneval der Götter
Alternative Globalisierung
Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist ein
rechtlich-politisches Konzept mit beträchtlichem
Sprengpotenzial, wie das Buch von Jörg Fisch,
Professor für Allgemeine Neuere Geschichte an
der Universität Zürich, «Das Selbstbestimmungsrecht der Völker – Die Domestizierung einer Illusion» zeigt. Im Namen der Selbstbestimmung
haben in den vergangenen 250 Jahren zahlreiche
Völker das koloniale Joch abgeschüttelt. In der
nach Fischs Lesart ersten Entkolonisierung zwischen 1777 und 1826 befreiten sich zuerst die Vereinigten Staaten von Amerika von der Herrschaft
Englands, später viele lateinamerikanische Staaten von jener Portugals und Spaniens. Nach dem
Zweiten Weltkrieg hebelte die Forderung nach
Selbstbestimmung nach und nach die kolonialen
Machtverhältnisse in den Ländern des Südens
aus. Obwohl sich die Entkolonisierung nach 1945
gegen die europäischen Kolonialmächte richtete,
wurden die von ihnen gezogenen oft willkürlichen Grenzen weit gehend akzeptiert. Im Gegensatz dazu führte das Selbstbestimmungsrecht
nach 1989 zur Implosion der Vielvölkerstaaten
der Sowjetunion und Jugoslawiens.
Trotz seiner grossen Wirkungsmacht steht das
Selbstbestimmungsrecht der Völker auf tönernen
Füssen. Es wurde zwar 1966 von der Uno im Rahmen der beiden Menschenrechtspakte festgeschrieben. Doch das Völkerrecht definiert nicht,
was ein Volk ist. Deshalb gelte: «Volk ist, wer Volk
sein will», schreibt Fisch. Diese Einladung zur
Selbstermächtigung schafft Probleme. So ist heute
nicht absehbar, wohin das Selbstbestimmungsrecht in Zukunft führen wird. Seine konsequente Umsetzung hätte eine weitere Fragmentierung
der heutigen Staatenwelt zur Folge. Hellsichtig
verweist Fisch auf den utopischen Aspekt der
Selbstbestimmungsformel: «Ein Zustand der
Welt, in dem jedes Volk einen eigenen Staat bilden darf und jeder Mensch dem Volk seiner Wahl
angehören kann, lässt sich zwar denken aber
nicht verwirklichen.» Thomas Gull
Chinesen verehren den Wein als «Mittel zur Überwindung irdischer Grenzen und Weg in die Transzendenz». Kein Wunder stehen hemmungslose
Trinkgelage oft im Zentrum chinesischer Erzählungen. Etwa in einem Rebellenroman aus dem
14. Jahrhundert, in dem ausschweifende Zechereien «eine karnevaleske Verbrüderung der Gesetzlosen – als Stellvertreter für das Volk – symbolisieren». Solche Besäufnisse lassen sich aber auch
als Verweis auf die Dekadenz einer auf Kosten des
Volkes reich gewordenen Oberschicht verstehen.
Die Leseart ist eine Frage des Standpunktes.
China ist reich an Geschichten, die ihre Kraft
aus dem weiten Feld transzendenter Phänomene
im Dunstkreis zwischen Geist und Materie,
Leben und Tod oder Natur und Kultur ziehen.
Solche Erzählungen sind Teil der chinesischen
Erinnerungskultur. Sie dienen als Bindeglied
zwischen Tradition, Moderne und Nation. Andrea Riemenschnitter, Professorin für Moderne
Chinesische Sprache und Literatur an der Universität Zürich, hat diesem Thema ein ganzes
Buch gewidmet. Darin interessiert sie sich vor
allem dafür, wie solche Geschichten in der wechselvollen chinesischen Geschichte des 20. Jahrhunderts zu einer «archetypischen Matrix» wurden; einer Matrix, auf deren Basis die Vorstellungskraft Geschichten stets neu entwirft, erneuert und rekonstruiert. In Riemenschnitters Verständnis sind chinesische Mythen und Geschichten nicht nur Teil der nationalen Vergangenheit,
sondern auch der Gegenwart und der Zukunft.
Riemenschnitter beschreibt Dutzende mythischer Figuren und Erzählungen mit dem Instrumentarium einer westlich geschulten Sozialwissenschaftlerin und Linguistin, kombiniert mit
stupender Kenntnis chinesischer und internationaler Primär- und Sekundärliteratur. Resultat ist
ein zwar anspruchsvoller, aber um so faszinierender Einblick nicht nur in die chinesische Literatur
und Geschichte, sondern auch in die Bedeutung
von Mythen. Roland Gysin
Globalisierung prägt nicht nur die Wirtschaft,
sondern zunehmend auch soziale Bewegungen,
die sich der Vorherrschaft der neoliberalen Markt­
ideen zu widersetzen versuchen. Mark Herkenrath, Privatdozent für Soziologie an der Universität Zürich, zeigt am Beispiel der Alianza Social
Continental (ASC), wie globalisierungskritische
Bewegungen auf dem amerikanischen Doppelkontinent erfolgreich zusammenarbeiten. Seit
1997 bildet die ASC eine Koalition verschiedener
Organisationen, die sich gemeinsam für die Einstellung der Verhandlungen zum panamerikanischen Freihandelsabkommen Free Trade Area of
the Americas (FTAA) einsetzen.
Doch ist ein Widerstand gegen die etablierte
neoliberale Weltwirtschaftsordnung nicht aussichtslos? Herkenrath verneint mit einem Verweis
auf neogramscianische Theorieansätze. Für
Gramsci nehmen die herrschenden Eliten eine
hegemoniale Stellung in einer Gesellschaft ein,
indem sie neben der wirtschaftlichen Macht und
der Verfügungsgewalt über den Staatsapparat
auch die Zustimmung einer Mehrheit der Beherrschten besitzen. Diese kulturelle Dimension
der Hegemonie bietet einen Ansatzpunkt für
einen Wandel: «Kulturelle Führerschaft kann von
materiell machtlosen Gruppen immer wieder angefochten und destabilisiert werden.»
Im ideellen Fundament der gegenwärtigen Ordnung erkennt Herkenrath Risse, da die Zweifel an
den neoliberalen Versprechungen zunehmen. Die
Aussichten für eine neue Weltpolitik schätzt er als
«heiter bis durchzogen» ein. Zwar seien sich die
transnationalen sozialen Bewegungen in der Ablehnung des neoliberalen Globalisierungsprojekts
einig, «doch fehlt bislang ein konsensuales Zukunftsprojekt». In seiner brilliant formulierten
Studie zeigt der Autor plausibel auf, dass der
Neoliberalismus nicht den Endpunkt einer historischen Entwicklung darstellen muss und dass
gesellschaftliche Alternativen Realisierungschancen haben. Roman Benz
Jörg Fisch: Das Selbstbestimmungsrecht der Völker – Die
Domestizierung einer Illusion; C.H. Beck Verlag, München
2010, 384 Seiten, 49.50 Franken
Andrea Riemenschnitter: Karneval der Götter. Mythologien, Moderne und Nation in Chinas 20. Jahrhundert; Verlag Peter Lang, Bern 2011, 603 Seiten, 109 Franken
Mark, Herkenrath: Die Globalisierung der sozialen Bewegungen. Transnationale Zivilgesellschaft und die Suche
nach einer gerechten Weltordnung; VS Verlag, Wiesbaden
2011, 343 Seiten, 55.90 Franken
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57
Schlusspunkt von Simona Ryser
Moving bodies (in NYC)
Da rennen sie und radeln, alle paar Blöcke, sie
rennen in der Luft, jedesmal wird mein Blick angezogen, hinter der Fensterfront am Eck. Second
floor. Doch ich gehe weiter, gehe der Avenue lang,
über Strasse und Strasse, dann ums Eck und wieder ums Eck. Hier ist rechtwinklige Orientierung
angesagt. Auf den grösseren Strassenkreuzungen bleibe ich kurz stehen in der Mitte. Eine Minisekunde stehe ich auf dem Punkt, der von zwei
Geraden gekreuzt wird. Egal in welche Richtung
ich schaue, immer treffen sich die Linien, an
denen die Häuser in die Höhe schiessen in der
Unendlichen. Ich kneife die Augen zu und hoffe,
einen Horizont zu erkennen: der Fluss, das Meer,
ein Schiff, ein Eroberer, ein Indianer. Doch dann
blinkt die Ampel rot, die Autos stehen vierreihig
gestaffelt und ich muss los.
Ich gehe up, das hab ich schnell gelernt. Beim
Gehen fällt es mir leichter zu unterscheiden zwischen up and down. Wenn ich allerdings die Subway benütze, stehe ich, gebannt von der schönen
Typographie der Buchstaben und Farben, blind
vor den Pfeilen und weiss nicht, in welchen
Schacht ich hinuntersteigen muss. Downtown
oder uptown, it depends, je nach dem, wo ich
einsteige. Weil ich nicht stehen und zögern will,
lass ich mich mitreissen von diesem Sog, als wärs
ein Staubsauger, diese dunklen Löcher und Stiegen, grau und grauer, tiefer und noch tiefer zieht
es mich. Unter dieser Stadt muss ein hohles Labyrinth von Tunneln und Gängen liegen.
Schliesslich stehe ich gebannt auf dem Perron.
Zuerst kommt das Dröhnen, dann der Wind,
dann das Brummen, dann die Erschütterung,
dann die Lichtreflexe, dann die Subway. Sie füllt
das Bild aus, als wäre eine Wand ins Bild geschoben worden. Sie hat kein Anfang und kein Ende
und es schaut aus, als wärs ein Kulissenbild.
Überhaupt wirkt das Ganze wie eine Filmszene.
Die Subway scheint aus Alu, uralt und abgenutzt,
und ruckelt hin und her. Die Leute stehen oder
58
Illustration: Gerda Tobler
sitzen gedrängt. Eben noch sind sie eilig die Treppen heruntergehastet und kurz bevor die Subwaytüren schlossen ins Innere des Zuges gesprungen. Jetzt schauen sie schweigend auf ihre
Schuhspitzen, stehen stumm, setzen sich und
sinken zusammen. Sie lassen sich hin- und herschaukeln. Die Subway streicht ein unauffälliges
Lullaby über die sinkenden Köpfe. Augen werden schwer, Lider fallen zu. Stumm und schwer
wanken die Körper hin und her, zusammengefallen und müde, während der Zug die ganze Eile
der müden Körper übernommen hat und zu den
nächsten Strassen rast.
Next Stop. Ich lasse mich mit einem Pulk Menschen aus der Subway rausdrücken. Ich steige
hoch, steige, steige, fahre mit dem hölzernen Elevator und denke einen Augenblick lang an Kojak,
war da nicht eine Verfolgung über diese Rolltreppe, dann aber tauche ich auf mit dieser Menschentraube und stehe auf der Strasse. Corner SE, 6th
Avenue, 56 Street. Die Hochhäuser kratzen am
Himmel, der Wind bläst eisig, die Menschen laufen davon. Das Cellphone am Ohr, die Einkaufstaschen unter den Arm geklemmt, den Kaffee im
Pappbecher in der Hand.
Ich gehe ein Stück mit und stehe bald wieder
mitten auf der Strassenkreuzung. Hier müsste ich
doch das Meer sehen, den River, was ist denn am
Ende dieser Häuserschlucht?, flirrende Luft in der
Ferne, doch dann blinkt es wieder rot. Die Staffel
Autos steht schon startbereit, ich renne und mit
mir, jetzt sehe ich`s, second floor, hinter der Glasfront des gegenüberliegenden Gebäudes laufen
sie wieder an Ort, schweissüberströmt, die Kopfhörer im Ohr, sie rennen und radeln, den Blick
auf die schöne unendliche Stadt. Ob sie den Horizont sehen können?
Simona Ryser ist Schriftstellerin und Sängerin,
zurzeit writer-in-residence am Deutschen Haus
der New York University.
PUBLIREPORTAGE
SEHQUALITÄT = LEBENSQUALITÄT
Müde, gereizte Augen? Die Ursache kann eine Überanstrengung Ihrer Augen
sein. Mit professioneller Erfahrung und geeigneten Hilfsmitteln können Ihre
Augen entlastet werden.
Die Sehgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren stark verändert.
Die visuellen Anforderungen steigen ständig.
Immer mehr wichtige Informationen werden
mit den Augen aufgenommen.
Heute müssen die Augen oft stundenlang
beim Lesen oder am Computer ununterbrochen in die Nähe von 40 cm bis 80 cm fokussieren. Ihre Augenmuskeln erbringen dabei
eine Höchstleistung. Müde, gereizte Augen,
Kopfweh, Nackenverspannungen und Lichtempfi ndlichkeit können die Folge sein.
Bildschirm-Comfortbrillen entlasten die Augen
Oft reicht die universelle Gleitsichtbrille bzw.
Fern- oder Lesebrille nicht aus, um diesen
hohen Anforderungen gerecht zu werden. So
wie ein Paar Schuhe auch nicht allen Anforderungen vom Tanzen bis zum Bergsteigen
gerecht wird, lassen sich mit einer einzigen
Brille auch nicht immer alle wichtigen Sehaufgaben optimal erfüllen. Für stundenlange
Computerarbeit werden Ihre Augen mit der
speziell entwickelten Baldinger Optik Bildschirm-Comfortbrille wesentlich entlastet.
Vorteile gegenüber einfachen Lesebrillen
Lesebrillen mit einem Nahzusatz von +1,5 und
höher haben in der Regel einen Schärfenbereich bis zu 66 cm oder noch näher.
Mit der Bildschirm-Comfortbrille wird der
Schärfenbereich individuell erweitert. Durch
den oberen Teil des Glases sehen Sie z. B. bis
80 cm entspannt scharf. Durch den unteren
Teil des Glases bis auf ca. 40 cm.
So haben Sie den ganzen Arbeitsbereich in
der Nähe von 40 cm bis zum Bildschirm in 80 cm
optimal abgedeckt.
Vorteile gegenüber Gleitsichtbrillen
Die Gleitsichtbrille hat sich als AllroundUniversalbrille durchgesetzt und sich trotz
einigen Nachteilen für viele als bester Kompromiss bewährt. Ein grosser Nachteil ist die
kleine Zone für den Bildschirm und deren
Position im Gleitsichtglas. Um den Bildschirm
längere Zeit mit der optimalen Korrektur zu
betrachten, muss der Kopf oft immer mehr
in den Nacken gelegt werden. In dieser Position kann das Blickfeld auf den Bildschirm
sehr limitiert sein. Man muss immer «zielen»
oder «nachfahren», was aber äusserst unergonomisch und ermüdend ist.
Mit der Baldinger Optik Bildschirm-Comfortbrille überblicken Sie den grössten Teil
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