Neue Medien und Medienpädagogik in Bildung und Ausbildung
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Neue Medien und Medienpädagogik in Bildung und Ausbildung
Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 12 / 12. Wahlperiode 19. 02. 97 1057 Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Neue Medien und Medienpädagogik in Bildung und Ausbildung A n tr a g Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen I. Mediengerechte Ausstattung der Schulen zu berichten, 1. welchen Beitrag das Land aus dem angekündigten Projekt „Zukunftsoffensive Baden-Württemberg“ zur Entwicklung einer mediengerechten Schule zu leisten gedenkt und welche Vorhaben dazu bereits eingeleitet sind; 2. wie viele Schulprojekte im Rahmen des Sonderprogramms „Schule online“ aus Landesmitteln bisher gefördert werden konnten und mit welchem Finanzbudget das Kultusministerium seine Förderung fortsetzen kann; 3. wie die Computerinitiative des Bundesbildungsministeriums und der Telekom „Schulen ans Netz“ in Baden-Württemberg bisher umgesetzt werden konnte und wieviel weitere Schulen in den nächsten zwei Jahren noch an der Initiative beteiligt werden können; 4. welche Ergebnisse aus der Erprobung multimedialer Lernumgebungen an Grundschulen vorliegen und welche Ausstattung für alle Grundschulen des Landes künftig notwendig werden könnte; 5. welche Grundausstattung mit Multimedia-Techniken an unseren Schulen gegenwärtig vorhanden ist und wie viele Schüler je vorhandenem PC bei der ständigen Nutzung im Unterricht anfallen würden a) in Sonderschulen b) in Hauptschulen, c) in Realschulen, d) in Gymnasien, e) in beruflichen Schulen; Eingegangen: 19. 02. 97 / Ausgegeben: 12. 05. 97 1 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 6. wie hoch die Landesregierung die von den Schulträgern im Bereich der Informationstechnik bisher geleisteten Kosten veranschlagt und wie hoch der weitere Investitionsbedarf für die Ausstattung der Schulen mit hochwertigen multimedialen vernetzten Lernplätzen noch geschätzt wird; darauf hinzuwirken, daß nachfolgende Punkte zügig umgesetzt werden: 7. Vorlage eines Grundkonzeptes zur medialen Ausstattung baden-württembergischer Schulen und Vorschläge zu deren Finanzierung; 8. Koordination der Computerinitiative der Telekom „Schulen ans Netz“ mit der geplanten „Zukunftsoffensive Baden-Württemberg“ und deren Teilprojekt „Multimedia an Schulen“; 9. Entwicklung von Strategien, mit denen den Gefahren einer Spaltung unserer Gesellschaft in Informationsbesitzende („information rich) und -besitzlose („information poor“) aufgrund der hohen Zugangskosten zu Computeranwendungen und Datennetzen schon heute entgegengewirkt werden muß; II. Vernetzung der Schulen zu berichten, 1. welche Anwendungen einer Netznutzung für die Schulen sinnvoll und wünschenswert sind; 2. welche Netztechnologie für den Netzzugang der Schulen favorisiert wird und in welcher Weise in diesem Zusammenhang vorhandene Netzstrukturen wie das Landesforschungsnetz (BelWü), das Landesverwaltungsnetz und die kommunalen Verwaltungsnetze genutzt werden können; 3. welche Anforderungen auf die Schulträger zukommen, um ihren Schulen den kostengünstigsten Zugang zum Telekommunikationsnetz zu ermöglichen; darauf hinzuwirken, daß 4. über die Computerinitiative „Schulen ans Netz“ hinaus alle weiterführenden Schulen mit Multimedia-PC und separatem, kostengünstigem Netzzugang ausgestattet werden; III. Medienerziehung in der Schule zu berichten, 1. welche Konzepte zur Erziehung junger Menschen zu einer selbstbestimmten Medienkompetenz in Schule, Ausbildung und Weiterbildung bisher vorliegen; 2. mit welchen Modellversuchen in Baden-Württemberg pädagogische Konzepte für den schulischen Umgang und der Nutzung von multimedialen Systemen bereits erprobt werden; 3. ob im Kultusministerium an einer zusammenhängenden zeitgemäßen pädagogischen Konzeption zur Nutzung von telekommunikativen Systemen in Schule und Unterricht gearbeitet wird und wann mit seiner Fertigstellung zu rechnen ist; 4. welche Erfahrungen im Hinblick auf den unterschiedlichen Zugang von Mädchen und Jungen im Umgang mit den neuen Medien vorliegen; 2 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 zu beschließen, daß 5. bei der Erarbeitung eines pädagogischen Rahmenkonzeptes „Lernen und Medien“ die folgenden Prinzipien und Ziele einer modernen Medienpädagogik berücksichtigt werden: a) schulübergreifend, b) großer Spielraum zur Selbstgestaltung der einzelnen Schulen, c) Überprüfung der inhaltlichen Zielsetzungen schulischen Lernens, d) Entlastung der Schule von überflüssiger Informationsvermittlung, e) Unterrichtsgestaltung mit offenen Arbeitsformen; 6. die reformierten Lehrpläne an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen hinsichtlich der medienpädagogischen Lerninhalte weiterentwickelt und die gravierenden Mängel, insbesondere an den Grundschulen, Hauptschulen und Gymnasien, aufgearbeitet werden; 7. über das Landesinstitut für Erziehung und Unterricht den Lehrerinnen und Lehrern Handreichungen und spezielle Computerprogramme für einen fachkooperativen und fächerübergreifenden Unterricht mit integrierter Medienpädagogik baldmöglichst angeboten werden. IV. Aus- und Weiterbildung im Bereich der neuen Medien unter Einbeziehung der Medienpädagogik für Lehrerinnen und Lehrer zu berichten, 1. welchen Status gegenwärtig die Medienpolitik in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern einnimmt, insbesondere hinsichtlich a) der Studien- und Prüfungsordnung, b) der zugehörigen Personal- und Sachausstattung; 2. welche Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich von Multimedia es unter Einbeziehung von Medienpädagogik für die Lehrerinnen und Lehrer des öffentlichen Schulwesens zur Zeit gibt; zu beschließen, daß 3. es im erziehungswissenschaftlichen Grundstudium medienpädagogische Pflichtveranstaltungen und für Wahlpflichtveranstaltungen im erziehungswissenschaftlichen und didaktischen Grund- und Hauptstudium ein Mindestangebot geben muß; 4. die Empfehlung der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung für eine Intensivierung der Lehrerfortbildung mit den Schwerpunkten „Medienerziehung als Element allgemeiner Bildung“, „Medienentwicklung und Medienwirkung“, „Medienanalyse und Medienkritik“ und praktische Medienarbeit verstärkt umgesetzt werden. 18. 02. 97 Maurer, Wintruff, Braun, Zeller, Carla Bregenzer, Christine Rudolf, Birgit Kipfer, Lorenz, Brinkmann, Dr. Caroli und Fraktion 3 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 Be gründung Die Möglichkeiten der Informationsgesellschaft können zum Motor des Strukturwandels in unserer Wirtschaft werden. Ähnlich den Veränderungen durch die industrielle Revolution werden tiefgreifende Veränderungen nahezu in allen Bereichen greifen. Und wie im vorigen Jahrhundert liegen Chancen und Risiken dicht beieinander. Die Informationsgesellschaft wird für die Menschen in unserer Gesellschaft insgesamt jedoch nur von Nutzen sein, wenn eine Spaltung in Informationsbesitzende („information rich“) und Besitzlose („information poor“) verhindert wird. Dazu bedarf es einer Grundversorgung an Informationen für alle. Die Fähigkeit, mit Informationen kompetent und verantwortungsvoll umzugehen, wird nicht nur in ökonomischer Hinsicht zur zentralen Schlüsselqualifikation in der Informationsgesellschaft. Medienkompetenz ist auch Schlüssel, um eine demokratische Informationsgesellschaft möglich zu machen. Medienkompetenz bedeutet dabei mehr als nur die notwendigen technischen Fertigkeiten, mit dem Computer umzugehen. Es geht vielmehr darum, den sinnvollen und kritischen Umgang mit allen Medien zu lernen. Dabei muß die Fähigkeit entstehen, aus der steigenden Informationsflut sinnvoll auswählen zu können. Wissen muß darüber vermittelt werden, wie man sich selbst aktiv und gestalterisch an den Informations- und Kommunikationssystemen beteiligen kann. Zur Medienkompetenz gehört auch, neue Mediensprachen verstehen und analysieren zu können, um seriöse von unseriösen Informationen unterscheiden zu lernen. Die Vermittlung von Medienkompetenz ist eine öffentliche Aufgabe und muß zu einer zentralen Aufgabe des Bildungswesens auf allen Ebenen werden. Eine flächendeckende Versorgung unserer Schulen mit Multimedia- und Netzanschluß wird als Lernplatz der Zukunft über die wirtschaftliche Entwicklung Baden-Württembergs und über den Erfolg unter den Bedingungen weltweiter Standortkonkurrenz entscheiden. Besonders wichtig ist eine entsprechende Aus- und Weiterbildung der Lehrenden durch eine Ausrichtung ihrer Kompetenz auf Medienpädagogik und Mediendidaktik. St e l l ungna hm e*) Mit Schreiben vom 23. April 1997 Nr. III/5–6534.442/74 nimmt das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport zu dem Antrag wie folgt Stellung: Zu Ziffer I 1: Im Rahmen der „Zukunftsoffensive Baden-Württemberg – Chancen für die junge Generation“ sind aus Beteiligungsveräußerungen Mittel im Umfang von insgesamt 50 Millionen DM für den Einsatz Neuer Medien an den Schulen vorgesehen. Das Kultusministerium wurde hierzu beauftragt, ein Gesamtkonzept für Projekte in den Bereichen Aus- und Fortbildung, Vernetzung der Schulen/Telelearning, multimediale Lernsoftware, innovative didaktische Schulprojekte und Neue Medien und Medienerziehung vorzulegen. *) Der Überschreitung der Drei-Wochen-Frist wurde zugestimmt. 4 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 Entsprechend dem Auftrag in der Koalitionsvereinbarung und dem Ministerratsbeschluß vom 8. Juli 1996 hat das Kultusministerium zur Erarbeitung einer Gesamtkonzeption für den Einsatz Neuer Medien an den Schulen einen „Medienbeirat“ eingerichtet, dem – unter Vorsitz der Ministerin für Kultus, Jugend und Sport – Sachverständige und Vertreter der Hard- und Softwareindustrie, der Wissenschaft, der kommunalen Landesverbände, der Schulbuchverlage, der Landessendeanstalten, des Zentrums für Kunst- und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) sowie der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) angehören. Eckpunkte und Bausteine der vom Medienbeirat in den Grundzügen bereits verabschiedeten Konzeption, welche der Ministerrat am 7. April 1997 zustimmend zur Kenntnis genommen hat, sind u. a. – Aus- und Fortbildung Im Schulbereich sollen flächendeckend Multiplikatorinnen und Multiplikatoren qualifiziert werden. Diese Fortbildungsreihe, die derzeit konzipiert wird, soll schwerpunktmäßig regional, schulnah und in Kooperation von Pädagogen und Industrievertretern durchgeführt werden. Zur Erarbeitung einer Konzeption im Bereich der Lehrerbildung haben die Seminare für jede Schulart einen Ansprechpartner benannt. – Vernetzung der Schulen Im Vordergrund steht der Aufbau einer Netzstruktur, die die pädagogisch sinnvolle, auf das spätere (Berufs-) Leben vorbereitende, verantwortungsvolle und unterrichtlich gewinnbringende Arbeit mit Netzen gewährleistet. Das bloße „Surfen“ in Netzen ist nicht pädagogisches Ziel. Zentraler Baustein ist der Aufbau eines „Landesbildungsservers“, um aktuelle Informationen/Unterrichts-materialien bereitzustellen und für Schulen ein Forum und eine Plattform zum Informationsaustausch und für schulübergreifende Projekte zu schaffen. – Multimediale Lernsoftware Zur Erweiterung der Erfahrungsbreite sollen zusätzliche Versuche mit auf dem Markt verfügbarer Unterrichtssoftware ermöglicht werden. Darüber hinaus wird die exemplarische, zukunftsorientierte Entwicklung multimedialer Lehr- und Lernsoftware angestrebt, die in besonderer Weise in Korrespondenz mit neuen Unterrichtsformen (zum Beispiel fächerübergreifende, fächerverbindende Themenstellungen) steht und u. a. auf eine möglichst breite Einsetzbarkeit im Unterricht ausgerichtet ist (eventuell über Schulart oder Jahrgangsstufe hinausgreifend). – Innovative didaktische Schulprojekte Viele Schulen sind bereits aktiv und haben konkrete Vorstellungen für pädagogische Projekte. Für einen überzeugenden Brückenschlag zwischen Technologie und Pädagogik sind diese Beispiele und Impulse aus der Unterrichtspraxis, die multipliziert werden sollen, von entscheidender Bedeutung. Mit Mitteln aus dem Sonderprogramm sollen deshalb innovative Schulprojekte in großer Zahl gefördert werden. – Neue Medien und Medienerziehung Die Neuen Medien sollen für die Medienerziehung genutzt werden. Unterrichtskomplexe und Materialien zur Behandlung der Neuen Medien sollen im Unterricht erarbeitet und erprobt werden. Akzente sollen darüber hinaus in der aktiven Medienarbeit an Schulen gesetzt werden. Hierzu sollen Bausteine entwickelt werden, etwa zum „Computer im Kunstunterricht, computerunterstützte Videobearbeitung, Computer im Musikunterricht, Computer in Zeitungsprojekten“. 5 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 0 Zu Ziffer I 2: Schulprojekte sollen im Rahmen des Sonderprogramms „Schulen online“ gefördert werden, sowie die Mittel aus Beteiligungsveräußerungen zur Verfügung stehen. Es ist in diesem Zusammenhang an ein „Budget“ im Umfang von bis zu 12 Millionen DM im Laufe der nächsten Jahre gedacht. Zu Ziffer I 3: Seit der Stellungnahme des Kultusministeriums auf den Antrag der Abgeordneten Jürgen Hofer u. a. FDP/DVP (Landtagsdrucksache 12/496) vom November 1996 hat sich der Sachstand bezüglich der bisher verwirklichten Projekte nicht geändert. Die zweite Vergaberunde der Initiative startete am 14. Februar 1997; die Bewerbungsfrist lief bis zum 16. April 1997. Die für Baden-Württemberg zur Verfügung stehenden Mittel berechnen sich wiederum entsprechend der Quotierung nach dem Königsteiner Schlüssel. Entgegen der ersten Ausschreibungsrunde ist in dieser Runde vorgesehen, nicht nur eine „Vollausstattung“, sondern folgende Ausstattungsvarianten bei Einstiegsprojekten zu ermöglichen: – Nur ein Gebührenguthaben, – ISDN-Zugang und Gebührenguthaben, – Multimedia-PC, ISDN-Zugang und Gebührenguthaben. Auf diese Weise soll mehr Schulen in Baden-Württemberg ein Einstiegsprojekt ermöglicht werden; die genaue Zahl wird erst nach Abschluß der zweiten Vergaberunde (noch unbekannt) feststehen. Zu Ziffer I 4: Der Versuch „Multimediale Lernumgebungen in der Grundschule“ wurde im Schuljahr 1994/95 vorbereitet. 12 Grundschulen wollten sich ab Schuljahr 1995/96 am Versuch beteiligen. Eine Auswertung zum Ende des Schuljahres 1995/96 ergab folgendes Ergebnis: – Zwei Grundschulen arbeiten mit dem Softwareprodukt „Winnie im grünen Klassenzimmer“, – sechs Grundschulen verwenden „Winnie im grünen Klassenzimmer“ sowie weitere Lern- und Übeprogramme, – eine Grundschule setzt den Computer und Lern- und Übesoftware im Unterricht ein, jedoch nicht „Winnie im grünen Klassenzimmer“, – drei Grundschulen haben ihre Teilnahme auf das Schuljahr 1996/97 verschoben. Zusammenfassend ergab die Auswertung eine positive Rückmeldung von Schulen, insbesondere in bezug auf die Unterrichtsgestaltung: vom lehrerzentrierten Unterricht zum Stationenlernen. Seit Beginn des Schuljahres 1996/97 sind weitere 19 dritte Klassen an den 12 Versuchsschulen in den Versuch einbezogen. Diese Klassen arbeiten nun mit dem Softwareprodukt „Winnie im grünen Klassenzimmer“. Der Versuch wird im Schuljahr 1997/98 in denselben Klassen im 4. Schuljahr weitergeführt. Die in den Versuch einbezogenen Grundschulklassen arbeiten mit einer bis maximal zwei Hardwareausstattungen pro Klasse. Das Ergebnis des Versuchs wird vom Landesinstitut für Erziehung und Unterricht in Form eines Abschlußberichtes Ende des Jahres 1998 vorgelegt. Erst dann können konkrete Aussagen über die Eignung des Softwareprodukts „Winnie im grünen Klassenzimmer“ und die erforderliche Ausstattung für Grundschulen gemacht werden. 6 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 Zu Ziffer I 5: Die letzte Erhebung des Kultusministeriums im Januar 1996 ergab bezüglich der Computerausstattung an baden-württembergischen Schulen folgendes Bild: PC mit zeilenPCs, die multimultimedia- Sonstige Schüler orientierten Be- medial aufgerüstet fähige PCs PCs je PC triebssystemen werden können (z. B. MS DOS) _________________________________________________________________________ Förderschulen Hauptschulen Realschulen Gymnasien Berufl. Schulen 587 2 406 1 576 1 524 4 239 947 12 423 4 956 4 723 12 884 125 800 384 373 1 619 149 695 266 203 459 16,5 13,7 29,7 30,0 17,9 Zu Ziffer I 6: Nach der gesetzlichen Schullastenverteilung (§ 15 FAG i. V. mit § 48 SchG) ist die Ausstattung von Schulen weisungsfreie Pflichtaufgabe. Dem Land liegen daher keine Daten vor, in welcher Höhe Mittel von den Schulträgern im Bereich der Informationstechnik bisher ausgegeben wurden. Aufgrund einer vom Kultusministerium durchgeführten Erhebung (vgl. Ziffer I 5) konnte festgestellt werden, daß 70 % der vorhandenen Schulcomputer nach entsprechender Aufrüstung multimediafähig wären. 6 % der vorhandenen Schulcomputer sind bereits multimediafähig und 24 % der Schulcomputer müßten neu angeschafft werden. Unter Berücksichtigung des vorstehend dargestellten Ausstattungsgrades wird für die entsprechende Aufrüstung sowie für die Neuanschaffung ein finanzieller Aufwand von jeweils ca. 50 Millionen DM, insgesamt also ca. 100 Millionen DM, anzusetzen sein. Zu Ziffer I 7: Im Rahmen des Sonderprogramms und im Zusammenhang mit den Teilprojekten „Innovative didaktische Schulprojekte“ und „Multimediale Lernsoftware“ (vgl. Ziffer I 1) wird in den nächsten Jahren eine Vielzahl baden-württembergischer Schulen multimedial ausgestattet werden können. Für die Sicherung der Regelausstattung der Schulen mit Computern müssen andere Wege beschritten werden. Für die Arbeitsgruppe „Finanzierung“ des Medienbeirates stehen folgende Ansätze im Blick: – Zur Verbesserung der Konditionen zur Beschaffung von Computern könnte eine „Agentur“ mit folgenden Aufgaben eingerichtet werden: Bündelung der Computerbeschaffung für die Kommunen, Aushandlung von Rahmenverträgen, Rabattvereinbarungen, Sonderkonditionen, Beratung und Unterstützung der Kommunen/Schulen bei der Wartung von Computeranlagen, Standardisierung der Computerausstattung der Schulen. Nach einem Vorschlag der kommunalen Landesverbände könnten zur multimedialen Ausstattung der vorhandenen Computerräume Investitionsmittel über die Sachkostenbeiträge innerhalb des Finanzausgleichs gewonnen werden. – Als ergänzende Finanzierungsmöglichkeit, insbesondere für Besonderheiten, wie etwa Schulversuche, sollen Chancen für ein „Sponsoring“ geprüft werden. Zu Ziffer I 8: Sowohl im Rahmen der Initiative von Bund und Telekom „Schulen ans Netz“ als auch – und dies in weit stärkerem Umfang – im Zuge des künftigen landeseigenen 7 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 Sonderprogramms (vgl. Teilprojekt: „Innovative didaktische Schulprojekte“) werden „Netzprojekte“ baden-württembergischer Schulen gefördert werden. Zu Ziffer I 9: Die Landesinitiative „Baden-Württemberg media“ und das Teilprojekt „Einsatz Neuer Medien an Schulen“ verstehen sich auch und gerade vor dem Hintergrund und der Notwendigkeit, einer Spaltung unserer Gesellschaft in „Informationsbesitzende“ und „-besitzlose“ entgegenzuwirken. Zu Ziffer II 1: Das weltweit bereitgestellte Informationsangebot unterstützt schulisch interessante Inhalte in bisher nicht gekannter Breite, Aktualität und Relevanz für nahezu alle Unterrichtsfächer. Neue Formen der Zusammenarbeit mit anderen Schulen und Betrieben können entstehen sowie Plattformen für Projektarbeiten und fächerübergreifenden Unterricht geschaffen werden. Zum anderen verlangen und fördern die Informationsrecherche, Auswahl, Verarbeitung, Dokumentation und Gestaltung der im Netz abrufbaren Informationen Methoden- und Medienkompetenz. Ebenso werden die Eigentätigkeit von Schülerinnen und Schülern sowie gruppenorientierte und projekthafte Unterrichtsformen unterstützt. Zu Ziffer II 2: Die Vernetzung der Schulen soll auf Basis von Internet-Technologie mit ISDNAnwendung aus folgenden Gründen favorisiert werden: – Die Internet-Technologie ist ein weltweit verbreiteter und normierter Standard mit großem Zukunftspotential, – die Internet-Technologie gestattet problemlos die weltweite Kommunikation mit allen angeschlossenen Partnern. Die ISDN-Technologie wird deshalb angestrebt, weil sie auch die Anbindung von Schulnetzen gestattet. Damit allen Schulen – auch im ländlichen Raum – ein Zugang zum „Telefonortstarif“ ermöglicht werden kann, müssen zusätzliche Einwählknoten aufgebaut werden. An den Hochschulstandorten ermöglichen die Universitäten den Schulen schon jetzt den Zugang zum Landesforschungsnetz BelWü, da dies fast ohne technischen Mehraufwand möglich ist. Darüber hinaus ist das Kultusministerium mit dem Wissenschaftsministerium und privaten Providern im Gespräch, welche Möglichkeiten es gibt, Netzeinwählknoten im ländlichen Raum aufzubauen. Zu Ziffer II 3: Es wird angestrebt, den Schulen flächendeckend eine Zugangsmöglichkeit zum „Ortstarif“ zu ermöglichen. Auf diese Weise werden Telekommunikationsgebühren so niedrig wie möglich gehalten. Hinzu kommen einmalig die Kosten für den ISDN-Anschluß und monatliche „Provider“-Gebühren. Die tatsächlichen Kosten für den Schulträger hängen dabei ab von – dem Ausbau der Netzinfrastruktur, – einem gegebenenfalls vorhandenen innerörtlichen Telefonnetz, – der Verbindungsdauer der einzelnen Schule, – den Provider-Gebühren. Zu Ziffer II 4: Unabhängig von der Frage der Regelausstattung der Schulen mit Computern in der Verantwortung der kommunalen Schulträger ist beabsichtigt, auch mit Mitteln des 8 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 Sonderprogramms Schulen mit einem Multimedia-PC mit Netzzugang auszustatten. Um durch Aufrüstung bzw. Ersatz- oder Erstbeschaffung zu erreichen, daß jede Schule über einen solchen Personalcomputer verfügt, sind 10 Millionen DM erforderlich. Insoweit hat der Ministerrat am 7. April 1997 zugestimmt, daß innerhalb des Gesamtkonzepts 5 Millionen DM hierfür eingesetzt werden. Der Ministerrat erklärte sich grundsätzlich bereit, diesen Betrag zu gegebener Zeit um weitere 5 Millionen DM aus Mitteln für Medienprojekte im Rahmen der „Zukunftsoffensive Junge Generation“ aufzustocken. Zu Ziffer III 1: Grundlegende Aussagen zur Förderung der selbstbestimmten Medienkompetenz enthalten der 1994 von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung verabschiedete „Orientierungsrahmen Medienerziehung in der Schule“, die Erklärung der Kultusministerkonferenz „Medienpädagogik in der Schule“ vom 12. Mai 1995 und die Erklärung der Kultusministerkonferenz vom 28. Februar 1997 „Neue Medien und Telekommunikation im Bildungswesen – Sachstand und Perspektiven im Schul- und Weiterbildungsbereich“. Für die Schulen in Baden-Württemberg wird zur Zeit ein „Rahmenkonzept Medienerziehung“ erarbeitet. Diese Gesamtkonzeption soll die in den Bildungsplänen angesprochenen Inhalte und Methoden der Medienerziehung in einen einheitlichen Bezugsrahmen stellen und die Verbindungslinien zwischen den einzelnen Themen und Fächern verdeutlichen. Die Neuen Medien sollen ihrer Bedeutung entsprechend sowohl als Unterrichtsgegenstand als auch als Unterrichtsmittel berücksichtigt werden. Die medienpädagogischen Grundlagen werden in dieser Konzeption ebenso dargelegt wie die Struktur des Arbeitsfeldes Medienerziehung und seine Berührungspunkte mit außerschulischen Lernfeldern und Erfahrungsräumen. Auf der Grundlage dieser Konzeption sollen Handreichungen sowie andere geeignete Medien und Materialien erarbeitet werden, die auch über elektronische Netze verfügbar sein sollen. Auch die Lehrerfortbildung im Bereich der Medienerziehung und Medienpädagogik soll auf der Basis dieses Papiers intensiviert werden. Für die Umsetzung der vom Medienbeirat in den Grundzügen beschlossenen Maßnahmen zum Bereich „Neue Medien und Medienerziehung“ (vgl. Ziffer I 1) ist das Gesamtkonzept Medienerziehung ebenfalls von besonderer Bedeutung. Zu den unter Ziffer III 7 genannten Arbeitsschwerpunkten des Landesinstituts für Erziehung und Unterricht im Bereich des unterrichtlichen Einsatzes der Neuen Medien ergeben sich enge Bezüge. Gemeinsames Ziel aller genannten Maßnahmen ist die Verstärkung und Unterstützung der Medien-erziehung und der Medienpädagogik in den Schulen Baden-Württembergs. Zu Ziffer III 2: Computer-Algebra-Systeme (CAS)/„Mobiles Klassenzimmer“ Mit diesem Projekt wird in Baden-Württemberg ein zukunftsweisender Ansatz einer neuen Mathematik verfolgt. Das didaktisch-methodische Verfahren verlagert den Schwerpunkt des Unterrichts vom Algorithmischen hin zu einer Intensivierung von Problemlösestrategien. Ab dem Schuljahr 1996/97 wurden vier Modellklassen mit tragbaren Rechnern (Notebooks) ausgestattet, um ausgehend vom Fach Mathematik zu untersuchen, wie Rechner in den Regelunterricht bis hin zur zentralen schriftlichen Abiturprüfung integriert werden können. Zugang zum Internet Eine Projektgruppe im Oberschulamt Karlsruhe hat seit dem Schuljahr 1995/96 testweise ca. 400 Schulen den Zugang zum Internet ermöglicht. In dieser Testphase soll neben der Entwicklung methodisch-didaktischer Konzepte untersucht 9 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 werden, in welcher Form Internetdienste unterrichtlich genutzt werden können und welche Kosten für die Nutzung entstehen. BLK-Modellversuch: Einsatz computerunterstützter Lernprogramme in beruflichen Schulen Ausgehend von der weiterbildungspropädeutischen Bedeutung von Computer Based Training(CBT) in beruflichen Schulen werden seit dem Schuljahr 1994/95 in den Bereichen Metalltechnik, Wirtschaft und Verwaltung, Sprachen mit Schwerpunkt auf dem Fach Deutsch sowie in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern bereits vorhandene CBT-Produkte auf ihre unterrichtlichen Einsatzmöglichkeiten hin untersucht. Im Verlauf des Versuches sollen grundsätzliche, verallgemeinerungsfähige Ergebnisse erarbeitet werden, um Einsichten und Entscheidungshilfen für die weitere Vorgehensweise zu gewinnen sowie Chancen und Grenzen des Einsatzes von CBT in der komplexen curricularen und organisatorischen Struktur beruflicher Schulen zu eruieren. In den Modellversuch sind 50 Lehrerinnen und Lehrer von 4 Modellschulen und 5 kooperierenden Schulen eingebunden. Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler der Schularten Berufsvorbereitungsjahr, Berufsschule, Berufsfachschule, Berufskolleg und Berufliches Gymnasium. BLK- Modellversuch: Berufsbildende Fremdsprachen In diesem Versuch wird seit dem Schuljahr 1995/96 untersucht, wie naturwissenschaftlich-technisches und wirtschaftlich-kaufmännisches Englisch als Elemente des Fremdsprachenunterrichts an Fachschulen und beruflichen Gymnasien unter der didaktischen Prämisse des Einsatzes eines computergestützten Medienverbundes behandelt werden können. Schwerpunkte der Untersuchung sind: – Wie können anhand der bestehenden Lehrpläne fächerübergreifende Unterrichtssequenzen für den Englischunterricht entwickelt werden, um den methodisch-didaktisch sinnvollen Einsatz des Rechners im Sprachunterricht des beruflichen Gymnasiums zu gewährleisten? – das Training der fortgeschrittenen Sprechfertigkeit in der englischen Fremdsprache unter Einsatz von Computern; – die konsequente Realisierung einer eigenständigen Didaktik des beruflichen Englischunterrichtes; – die Kooperation mit Wirtschaft und Industrie, zum Beispiel durch die Verwendung von dort erstellten multimedialen fremdsprachlichen Materialien. Multimediale Lernsysteme in der beruflichen Ausbildung In Zusammenarbeit mit der Universität Karlsruhe wird geprüft, wie ein Prototyp eines multimedialen Lernsystems im Bereich der dualen Ausbildung entwickelt werden kann . Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Lehrplaneinheit Handhabungstechnik/Robotik werden benötigte Unterrichtsmaterialien wie Tabellen, Beschreibungen von Robotertypen, Zeichnungen, Simulationsprogramme zusammengetragen und gegebenenfalls für die weitere Verarbeitung im Rechner digitalisiert. Ziel des Versuchs ist die Erstellung eines multimedialen Lernsystems für dieses Themengebiet, das dem Benutzer die Möglichkeit gibt, das Thema selbständig und unabhängig von seinen Lernvoraussetzungen zu erarbeiten. Im Rahmen des Projektes soll untersucht werden, ob die Erstellung solcher Systeme grundsätzlich für eine große Bandbreite von Lerntypen möglich ist, wie die Ergebnisse auf andere Themengebiete übertragen werden können und in welchem unterrichtlichen Kontext diese Systeme schülergerecht eingesetzt werden können. 10 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 Multimediale Lernsysteme im Mathematikunterricht der Mittelstufe In Zusammenarbeit mit dem Klett-Verlag wird an zwei bilingualen Gymnasien, dem Königin-Olga-Stift Stuttgart und dem Helmholtz-Gymnasium Heidelberg, ein Versuch zum Einsatz einer multimedialen englischsprachigen Mathematiksoftware durchgeführt. Untersucht werden soll: – welche Inhalte im Mathematikunterricht der Mittelstufe durch entsprechende Software besser veranschaulicht werden können; – welche Sozial- und Unterrichtsformen durch den Softwareeinsatz unterstützt werden können; – welche fächerübergreifenden Fragestellungen durch den Softwareeinsatz behandelt werden können und wie der Einsatz englischsprachiger Software die Sprachkompetenz beeinflußt. Zu Ziffer III 3: Der Medienbeirat und seine Arbeitsgruppen sowie der Ministerrat haben in den Grundzügen bereits die Gesamtkonzeption verabschiedet (vgl. Ziffer I 1). Die notwendigen Konkretisierungen in den einzelnen Handlungs- und Projektfeldern gehen zügig vonstatten, so daß bei Verfügbarkeit der Sondermittel noch in 1997 mit ersten Realisierungsmaßnahmen begonnen werden kann. Zu Ziffer III 4: In der zweiten Vergaberunde der Initiative von Bund und Telekom „Schulen ans Netz“ ist eigens ein Schwerpunktbereich zu Projekten von Mädchen ausgeschrieben („Mädchen und Lehrerinnen mit Computern in Netzen”). Im Zuge der ins Auge gefaßten künftigen Versuche mit Netzprojekten und multimedialer Lernsoftware im Rahmen des Sonderprogramms wird dem geschlechterspezifischen Aspekt für den Zugang zu den Neuen Medien besondere Aufmerksamkeit gelten. Zu Ziffer III 5 a): Netzbasierende Systeme erlauben die Recherche in elektronischen Netzen, den Austausch von Informationen und die Kommunikation über Schul- und Ländergrenzen hinweg. Unterrichtliche Profilierungen sowie Handlungs- und Plattformen für schulübergreifende Kooperationen und Projektarbeit sind deshalb essentieller Bestandteil der Projektfelder „Innovative didaktische Schulprojekte“ und „Vernetzung der Schulen“. Zu Ziffer III 5 b): Die Integration Neuer Medien in Schule und Bildung ist ein kontinuierlicher Entwicklungsprozeß, den die Schulen mit eigenen unterrichtspraktischen Impulsen und Projekten entscheidend mitgestalten sollen (vgl. Ziffer I 1 – „Innovative didaktische Schulprojekte“). Zu Ziffer III 5 c): Die inhaltlichen Zielsetzungen schulischen Lernens bestimmen sich durch die Bildungspläne. Aufgrund ihres großen methodischen und didaktischen Potentials können die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien als zusätzliches Lehr- und Lernmittel die Umsetzung dieser Inhalte wirksam unterstützen. Medienspezifische Inhalte, die sich bei fortschreitender Entwicklung als integraler Bestandteil aller Fächer ergeben werden (vgl. Teilprojekte „Innovative didaktische Schulprojekte“ und „Multimediale Lernsoftware“), sollen im Zuge künftiger Lehrplanfortschreibungen Berücksichtigung finden (vgl. auch Ziffer III 6). 11 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 Zu Ziffer III 5 d): Mit dem Ziel, den Schulen größere pädagogische Freiräume zu eröffnen, ist bereits bei der Fortschreibung der Bildungspläne 1994 eine inhaltliche Entlastung und Stoffreduzierung vorgenommen worden. Zu Ziffer III 5 e): Die Neuen Medien eignen sich gut für offene Unterrichtsformen, zum Beispiel projektorientiertes Arbeiten, Gruppenarbeit und Freiarbeit. Zu Ziffer III 6: Die im Jahre 1994 fortgeschriebenen Bildungspläne zählen zu den modernsten in der Bundesrepublik. Im Zuge dieser Fortschreibung wurde eine umfassende Überprüfung der Ziele und Inhalte vorgenommen – auch im Hinblick auf den Einsatz Neuer Medien. Der Freiraum der unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer wurde wesentlich erweitert. Der gesamte Stundenumfang der einzelnen Lehrplaneinheiten innerhalb eines Schuljahres läßt genügend Zeit zur punktuellen Vertiefung und zur individuellen Schwerpunktsetzung. Es wurden zeitliche und inhaltliche Freiräume geschaffen, die die Möglichkeit geben, nicht nur Fakten zu vermitteln, sondern verstärkt Methodenwissen zu erwerben und Neue Medien einzusetzen. Zu Ziffer III 7: Am Landesinstitut für Erziehung und Unterricht werden seit Jahren schon Softwareprogramme, die für den Unterricht in allgemeinbildenden oder beruflichen Schulen in Frage kommen, auf ihre fach- wie auch mediendidaktische Eignung überprüft. Die Schulen werden darüber – etwa durch den Software-Katalog für berufliche Schulen oder die Nachweislisten des Software-Dokumentations- und Informationsdienstes SODIS – informiert. Ergänzend werden – auch fächerübergreifende und fächerverbindende – Lernkonzepte unter Einbindung kommerziell angebotener Anwender- und Lernsoftware unter Beachtung medienpädagogischer Aspekte entwickelt und in Handreichungen oder Beiträgen für die Lehrerfortbildung veröffentlicht. Zu Beginn des Schuljahres 1996/97 wurde am Landesinstitut eine Arbeitsgruppe „Multimediales Lehren und Lernen“ eingerichtet, die inzwischen ihre Tätigkeit für die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen aufgenommen hat. Im einzelnen geht es um folgende Aufgaben: – die Erarbeitung von didaktischen Konzepten für das Lehren und Lernen mit Multimedia, – die Bereitstellung von Unterrichtsvorschlägen für die Nutzung geeigneter verfügbarer Medien, – die Mitwirkung bei der Entwicklung exemplarischer neuer Unterrichtsmedien und dafür geeigneter Unterrichtsformen, – die unterrichtsbezogene Erschließung für schulgeeignete Netzkonfigurationen. Bei der Entwicklung von multimedialen Anwendungen für den Unterricht stehen die Anregung neuer Programmideen in Anlehnung an lehrplangemäße Unterrichtsinhalte und deren mediengerechte und mediendidaktische Aufbereitung im Vordergrund. Erstellung und Angebot entsprechender Medien ist Sache professioneller Verlage, Softwarehäuser und Medienanbieter. Das Landesinstitut kann nur in Sonderfällen Schulen Programme zum Kauf anbieten. 12 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 Zu Ziffer IV 1 a): Die Verankerung medienpädagogischer Ziele ist bei jeder Novellierung der Studien- bzw. Ausbildungs- und Prüfungsordnungen der ersten und zweiten Phase der Lehrerausbildung vorgesehen. Im Entwurf einer Novellierung der GHPO I wird dieser Forderung bereits Rechnung getragen. Alle bestehenden Ausbildungs- und Prüfungsordnungen erlauben aber jetzt schon den Einsatz Neuer Medien. Diese werden entsprechend der jeweiligen Rahmenbedingungen auch genutzt. Zu Ziffer IV 1 b): Die in der Lehrerausbildung vorhandene Personal- und Sachausstattung im Bereich der Anwendung und Nutzung Neuer Medien ist fachspezifisch unterschiedlich ausgeprägt. Generell läßt sich jedoch sagen, daß Studierenden, die einen Lehramtsabschluß anstreben, Computer zur Durchführung von studienbedingten Arbeiten zur Verfügung stehen. Im Rahmen des von der Landesregierung beabsichtigten Sonderprogrammes ist geplant, nach Bereitstellung der Mittel durch die Landesregierung sämtliche Seminare aller Schularten mit mindestens je einem Raum mit multimedialen Computern mit Netzzugang auszustatten. Zu Ziffer IV 2: In der zentralen und regionalen Lehrerfortbildung wurden im vergangenen Jahr zahlreiche Angebote zum Bereich Multimedia gemacht. Insbesondere sind die Akademieveranstaltungen zum Einsatz des Computers im sprachlichen Bereich und die Veranstaltungen zur lokalen Netzbetreuung zu erwähnen. Für die Lehrerinnen und Lehrer der allgemeinbildenden Schulen wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Fortbildungsmaßnahmen durchgeführt, in denen Kenntnisse im Umgang mit Computern erworben werden konnten. Darüber hinaus haben von jedem Gymnasium zwei Lehrerinnen oder Lehrer an dem einjährigen Fortbildungsangebot „Informatik für die Sekundarstufe II“ teilgenommen. Praktisch alle Mathematiklehrerinnen und -lehrer an allgemeinbildenden Gymnasien haben an den Fortbildungsveranstaltungen „Grundkenntnisse über Computer und Informatik“ oder „Informations-technische Grundbildung im Fach Mathematik“ teilgenommen, um die entsprechenden Lehrplaneinheiten unterrichten zu können. Zudem wird in der regionalen Lehrerfortbildungsmaßnahme „Informationstechnische Grundbildung“ jeweils zwei Lehrerinnen oder Lehrern der Fächer Erdkunde, Biologie, Deutsch und Chemie das Angebot gemacht, an einer entsprechenden Fortbildung teilzunehmen. Die Lehrerfortbildung „ITG im Fach Chemie“ ist in diesem Schuljahr angelaufen. Unabhängig davon wurde es seit 1992 interessierten Lehrerinnen und Lehrern aller Fachrichtungen und allgemeinbildenden Schularten ermöglicht, sich Grundqualifikationen im Umgang mit einem Computer anzueignen. Diese Lehrerfortbildung wurde seit 1995 unter der Bezeichnung GLIK („Grundqualifikationen für Lehrerinnen und Lehrer in den Informations- und Kommunikationstechniken“) erweitert und vermittelt den Lehrerinnen und Lehrern neben den Grundfertigkeiten im Umgang mit einem Computer auch Kenntnisse über Anwendersoftware mit den Schwerpunkten Textverarbeitung, Datenbank und Tabellenkalkulation. Im Sommer 1997 wird dieses Angebot ergänzt durch den Bereich Datenfernübertragung/Telekommunikation, in dem die Teilnehmer auch lernen werden, sich Informationen aus dem Internet zu beschaffen. 13 Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode Drucksache 12 / 1057 Die Lehrerinnen und Lehrer der beruflichen Schulen haben sich seit 1985 die Grundqualifikationen im Umgang mit einem Computer in einer schulnahen Lehrerfortbildungsreihe angeeignet. Die Lehrpläne an den beruflichen Schulen haben aktive Handlungsbezüge für die Nutzung des Computers im Unterricht. Auf zentraler und regionaler Ebene werden für die einzelnen Fächer Fortbildungen für den Einsatz von PC-gestützten Unterrichtsmodellen angeboten. Alle diese Maßnahmen können als Vorbereitung der Lehrerinnen und Lehrer für künftige Fortbildungen im Bereich Multimedia angesehen werden. Damit ist sichergestellt, daß ein großer Teil der künftigen Teilnehmer bereits Erfahrungen im Unterrichtseinsatz mit dem Computer haben wird. Zu Ziffer IV 3: Es ist beabsichtigt, medienpädagogische Pflichtveranstaltungen bei allen anstehenden Novellierungen von Studien- und Prüfungsordnungen zu verankern. Zu Ziffer IV 4: Die Erklärungen der Kultusministerkonferenz zur Medienpädagogik aus dem Jahr 1995 und zu den Neuen Medien und der Telekommunikation im Bildungswesen aus dem Jahr 1997 sowie die Empfehlung der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung enthalten wichtige Aussagen zur Lehrerfortbildung. Die entsprechenden Empfehlungen sollen verstärkt umgesetzt werden. Dr. Annette Schavan Ministerin für Kultus, Jugend und Sport 14