Autismus â Wikipedia

Transcrição

Autismus â Wikipedia
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Autismus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Autismus (v. gr. αὐτός „selbst“) wird von der Weltgesundheitsorganisation zu den
tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gerechnet. Er wird von Ärzten, Forschern,
Angehörigen und Autisten selbst als eine angeborene, unheilbare Wahrnehmungsund Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns beschrieben, die sich schon im
frühen Kindesalter bemerkbar macht. Andere Forscher[1] und Autisten beschreiben
Autismus als angeborenen abweichenden Informationsverarbeitungsmodus, der sich
durch Schwächen in sozialer Interaktion und Kommunikation sowie durch stereotype
Verhaltensweisen und Stärken bei Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und
Intelligenz zeigt.[2][3]
Klassifikation nach ICD-10
F84.0 Frühkindlicher Autismus
F84.1 Atypischer Autismus
F84.5 Asperger-Syndrom
F84.9 Nicht näher bezeichnete tiefgreifende
Entwicklungsstörung
ICD-10 online (WHO-Version 2013)
(http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10In den aktuellen Diagnosekriterien wird zwischen frühkindlichem Autismus (Kannerwho/kodesuche/onlinefassungen/htmlamtl2013/)
Syndrom) und dem Asperger-Syndrom unterschieden, das sich oftmals erst nach
dem dritten Lebensjahr bemerkbar macht. Zur Unterscheidung der verschiedenen
Ausprägungen und Symptome von Autismus, der verschiedene Schweregrade
kennt, dient das Autismusspektrum (Autismus-Spektrum-Störung (ASS)). Hier ist jedoch die genaue Abgrenzung schwierig, da die
Verläufe eher fließend sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Symptome und Beschwerden
2 Inselbegabung
3 Historisches
3.1 Begriffsbildung
3.2 Kulturvergleich
4 Formen von Autismus
5 Formen von subklinischem Autismus
6 Einteilung nach ICD-10 und DSM-IV
6.1 Frühkindlicher Autismus
6.1.1 Diagnosekriterien: Überblick
6.1.2 Die drei wichtigsten Bereiche
6.1.2.1 Soziale Interaktion
6.1.2.2 Kommunikation
6.1.2.3 Repetitive und stereotype Verhaltensmuster
6.2 High-Functioning-Autismus
6.3 Atypischer Autismus
6.4 Asperger-Syndrom
6.4.1 Soziale Interaktion
6.4.2 Stereotype Verhaltensmuster und Sonderinteressen
6.4.3 Ritualisierte und stereotype Denk- und Wahrnehmungshandlungen
7 Einteilung nach ICD-11 und DSM-V
7.1 Gebiet 1: soziale Kommunikation
7.2 Gebiet 2: Stereotypien/Rituale
8 Differentialdiagnose
9 Komorbide Störungen
10 Epidemiologie
10.1 Fallanstieg
11 Folgen und Komplikationen
11.1 Schule, Ausbildung, Beruf
11.1.1 Ökologische Nischen finden
12 Therapieansätze
12.1 Verhaltenstherapie
12.2 Elterntraining
12.3 Relationship Development Intervention (RDI)
12.4 Soziales Kompetenztraining
12.5 Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie
12.6 Medikamentöse Behandlung
12.7 Ergänzende Maßnahmen
12.8 Verfahren ohne Wirksamkeitsnachweis
13 Mögliche Ursachen von Autismus
13.1 Genetische Faktoren
13.2 Hirnschädigungen
13.3 Biochemische Besonderheiten
13.4 Gefühlsblindheit (Mindblindness Theory)
13.5 Empathising-Systemising Theory
13.6 Underconnectivity Theory
13.7 Monotropismus-Hypothese
13.8 Schäden durch falsche Impfung/Impfstoffe
14 Auties und Aspies
15 Autismusforschung
16 Enhanced Perceptual Functioning (EPF)
16.1 Evolutionsbiologische Autismusmodelle
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
1 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
17 Rechtssituation
17.1 Deutschland
17.1.1 Barrierefreiheit
17.1.2 Bis 2010
17.1.3 Seit 2010
18 Film und TV
18.1 Dokumentationen
18.2 Kinofilme
19 Hörfunk
20 Literatur
20.1 Internationale Autismus-spezifische Datenbanken
20.2 Fachliches
21 Weblinks
22 Einzelnachweise
Symptome und Beschwerden
Die Symptome und die individuellen Ausprägungen des Autismus sind vielfältig, sie können von
leichten Verhaltensproblemen an der Grenze zur Unauffälligkeit (etwa als „Schüchternheit“ verkannt)
bis zur schweren geistigen Behinderung reichen.
Allen autistischen Behinderungen sind Beeinträchtigungen des Sozialverhaltens gemeinsam:
Schwierigkeiten, mit anderen Menschen zu sprechen (etwa wegen eintöniger Prosodie), Gesagtes
richtig zu interpretieren, Mimik und Körpersprache einzusetzen und zu verstehen.
Kernsymptomatik bei autistischen Behinderungen ist vorrangig die Schwierigkeit, mit anderen
Menschen zu kommunizieren (1. und 2. Diagnosekriterium). Alternativ werden stereotype oder
Ein autistischer Junge und von
ritualisierende Verhaltensweisen (3. Diagnosekriterium) bei allen autistischen Behinderungen als
ihm angeordnete Gegenstände
Kernsymptomatik erforscht. Autistische Menschen zeigen grundlegende Unterschiede gegenüber
nicht-autistischen Menschen in der Verarbeitung von Sinneseindrücken und in der Art ihrer
Wahrnehmungs- und Intelligenzleistungen. Auch die unterschiedliche Wahrnehmung wird als eine Kernsymptomatik des Autismus
erforscht.
Das Ausmaß und die Auswirkungen dieser Probleme sowie die spezielle Form, in der sie sich zeigen, sind sehr unterschiedlich und
werden wie folgt beschrieben.
Inselbegabung
→ Hauptartikel: Inselbegabung
Die Interessen von Autisten sind häufig auf bestimmte Gebiete begrenzt, jedoch besitzen manche von ihnen auf dem Gebiet ihres
besonderen Interesses außergewöhnliche Fähigkeiten, zum Beispiel im Kopfrechnen, Zeichnen, in der Musik oder in der Merkfähigkeit.
Man spricht dann von einer „Inselbegabung“; diejenigen, die sie haben, nennt man Savants. 50 Prozent der bekannten Inselbegabten
sind Autisten. Gleichzeitig ist nur ein sehr kleiner Teil der Autisten inselbegabt.
Historisches
Begriffsbildung
Der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler prägte den Begriff Autismus 1911. Er sah in ihm ein Grundsymptom der Schizophrenie – die
Zurückgezogenheit in die innere Gedankenwelt des an ihr Erkrankten. Sigmund Freud übernahm die Begriffe „Autismus“ und „autistisch“
von Bleuler und setzte sie annähernd mit „Narzissmus“ bzw. „narzisstisch“ gleich – als Gegensatz zu „sozial“.[4]
Leo Kanner (Lit.: Kanner 1943) und Hans Asperger (Lit.: Asperger 1938) nahmen den Begriff – unabhängig voneinander – auf und
beschrieben ein Störungsbild eigener Art. Sie unterschieden dabei Menschen mit Schizophrenie, die sich aktiv in ihr Inneres
zurückziehen, von jenen, die von Geburt an in einem Zustand der inneren Zurückgezogenheit leben. Das erweiterte die Bedeutung des
Begriffs „Autismus“.
Kanner fasste den Begriff „Autismus“ eng, was im Wesentlichen dem heute so genannten frühkindlichen Autismus (daher: KannerSyndrom) entsprach. Seine Sichtweise erlangte internationale Anerkennung und wurde zur Grundlage der weiteren Autismusforschung.
Die Veröffentlichungen Aspergers hingegen beschrieben „Autismus“ etwas anders und wurden zunächst international kaum
wahrgenommen. Dies lag zum einen am gleichzeitig stattfindenden Zweiten Weltkrieg, zum anderen daran, dass Asperger auf Deutsch
publizierte und man seine Texte jahrzehntelang nicht ins Englische übersetzte. Hans Asperger selbst nannte das von ihm beschriebene
Syndrom „Autistische Psychopathie“. Die englische Psychiaterin Lorna Wing (Lit.: Wing 1981) führte sie in den 1980er Jahren fort und
die Bezeichnung Asperger-Syndrom ein. Erst in den 1990er Jahren erlangten die Forschungen Aspergers internationale Bekanntheit in
Fachkreisen.
Kulturvergleich
Es gab zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Vorstellungen über die Entstehung von Autismus. Im zaristischen Russland etwa
glaubte man, dass autistische Kinder als besonders religiöse Menschen zur Welt gekommen seien und sich freiwillig für ein Leben
jenseits aller Konventionen entschieden hätten. Aus überlieferten Berichten weiß man, dass Autisten in Lumpen durch den russischen
Winter liefen, ohne sich vor der Kälte zu schützen. Sie sprachen selten, ihr Verhalten erschien merkwürdig, und sie missachteten Gesetz,
Ordnung und soziale Regeln. Man nannte sie deshalb „heilige Narren“ und glaubte, ihr Verhalten sei eine Verschlüsselung göttlicher
Botschaften.[5]
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
2 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Formen von Autismus
Im deutschsprachigen Raum sind drei Diagnosearten des Autismus gebräuchlich:
Der frühkindliche Autismus, auch Kanner-Syndrom; auffälligstes Merkmal neben den Verhaltensabweichungen: aufgrund des
frühzeitigen Auftretens eine stark eingeschränkte Sprachentwicklung; motorische Beeinträchtigungen nur bei weiteren
Behinderungen; häufig geistig behindert. Je nach geistigem Leistungsvermögen wird der frühkindliche Autismus weiter unterteilt in
Low, Intermediate und High Functioning Autism (LFA, IFA und HFA). Als LFA wird im englischsprachigen Bereich der mit
geistiger Behinderung einhergehende frühkindliche Autismus bezeichnet, als HFA derjenige mit normalem oder
überdurchschnittlichem Intelligenzniveau. Die Unterscheidung zwischen HFA und dem nachfolgend aufgeführten AspergerSyndrom ist noch nicht geklärt, weshalb die Begriffe teilweise auch synonym gebraucht werden.
Der atypische Autismus erfüllt nicht alle Diagnosekriterien des frühkindlichen Autismus oder zeigt sich erst nach dem dritten
Lebensjahr. Als Unterform des frühkindlichen Autismus wird er aber differenzial-diagnostisch gegen das Asperger-Syndrom
abgegrenzt.
Das Asperger-Syndrom (veraltet auch autistische Psychopathie und schizoide Störung des Kindesalters) mit vor allem einer
vom Zeitpunkt her altersgerechten Sprachentwicklung (nach der ICD-10 und dem DSM-IV ein Kriterium zur Diagnose –
wohingegen nach Gillberg & Gillberg eine verzögerte Sprachentwicklung ein mögliches Diagnosekriterium darstellt) und einem
unter formalen Gesichtspunkten korrekten Sprachgebrauch. Menschen mit Asperger-Syndrom sind häufig motorisch ungeschickt.
Zu dem Formenkreis der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen nach Einteilung des Diagnosemanuals ICD-10 zählen neben der
autistischen Störung (im engeren Sinne) auch das
Rett-Syndrom und das Heller-Syndrom (desintegrative Psychose des Kindesalters), die eine ähnliche Symptomatik aufweisen,
sich aber im Verlauf von Autismus unterscheiden. Beim Rett-Syndrom ist heute außerdem eine hierfür typische genetische
Veränderung nachweisbar.
Formen von subklinischem Autismus
Eine klinische Autismus-Spektrum-Diagnose wird von Ärzten oder Psychologen in der Regel unter der Voraussetzung gestellt,
dass eine Person in mehreren Lebensbereichen leidet. Eine Person kann durchaus autistisch sein, jedoch dank ihrer
Lebenssituation, Begabung und/oder Unterstützung durch Schule, Ausbildung, Arbeitgeber, Freunde, Partner oder andere Formen
von Unterstützung ausreichend gut zurechtkommen, um keine klinische Diagnose zu bekommen. In diesem Fall bekommt solch
eine Person möglicherweise eine Diagnose, wenn es nach einem eventuellen Wegfall von Hilfen zu Auffälligkeiten kommt, so dass
Ärzte und Therapeuten eine klinische Diagnose rechtfertigen können.
Die Frage, ob es sich bei Autismus oder bei Autismus-Spektrum-Störungen um eine Kategorie oder um eine Dimension handelt,
ist ungeklärt. Es existiert Literatur über subklinische Formen von Autismus, etwa ein Kapitel Autistische Echos in dem Buch Das
Schattensyndrom: Neurobiologie und leichte Formen psychischer Störungen. In der Forschung wird das Konzept eines „Broad
Autism Phenotypes“ untersucht, wie etwa autistische Züge von Eltern autistischer Kinder.
Einige andere offizielle (ICD-10/DSM-IV) und inoffizielle (nicht im ICD-10/DSM-IV) Diagnosen werden im Zusammenhang mit
Autismus untersucht wie etwa Hyperlexia, nonverbale Lernstörung, Dyspraxie, sensorische Integrationsstörung oder sprachlichpragmatische Störung. Die Frage, inwieweit diese als eine eigenständige Diagnose oder eher als Teil eines erweiterten
Autismus-Spektrums gesehen werden können, ist ungeklärt.
Neben kategorisierenden Unterteilungen des Autismus in verschiedene, deutlich voneinander abzugrenzende Arten gibt es das
autistische Spektrum oder auch die Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Dies ist ein Konzept eines fließenden Überganges
zwischen den verschiedenen Formen, eine insbesondere im englischsprachigen Raum zunehmende Sicht eines solchen
Kontinuums verschiedener Ausprägungen. Vertreten wird es etwa von Tony Attwood, der seine Auffassung mit der Möglichkeit von
Übergängen in Einzelfällen begründet. Es gibt beispielsweise Autisten, auf die die Diagnosekriterien des Asperger-Syndroms
zutreffen, deren Auffälligkeiten in früher Kindheit jedoch der Diagnose des Kanner-Syndroms entsprachen. Zudem ist zweifelhaft,
inwieweit eine auf theoretischen Intelligenzmodellen basierende IQ-Messung oder eine willkürlich festgelegte Altersgrenze für die
Sprachentwicklung zur Unterscheidung dienen.
Susan Leekam et al. haben eine Studie veröffentlicht, nach der ein signifikanter Teil von nach ICD-10 mit frühkindlichem Autismus oder
atypischem Autismus diagnostizierten Personen nach Gillbergs Diagnosekriterien mit Asperger diagnostiziert würden.[6]
frühkindlicher Autismus (LFA und HFA)
ab dem 10.–12. Lebensmonat
erste
Auffälligkeiten
Blickkontakt selten, flüchtig
in der Hälfte der Fälle das Fehlen einer
Sprache
Intelligenz
Motorik
Sprachentwicklung; ansonsten verzögerte
Sprachentwicklung, anfangs oft Echolalie, Vertauschen
der Pronomina
hauptsächlich kategorisiert als geistige Behinderung
(LFA), teilweise normale bis hohe Intelligenz (HFA -> AS)
Keine Auffälligkeiten, die auf den Autismus
zurückzuführen sind.
Asperger-Syndrom (AS)
ab 3. Lebensjahr
selten, flüchtig
frühe Entwicklung einer grammatisch und stilistisch hoch
stehenden Sprache, oft pedantischer Sprachstil, Probleme
beim Verstehen von Metaphern und Ironie
normale bis hohe Intelligenz, teilweise Hochbegabung
häufig motorische Störungen, Ungeschicklichkeit,
Koordinationsstörungen
Einen englischsprachigen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Autismusarten zum AspergerSyndrom bietet eine Zusammenstellung von Tony Attwood.[7] Dort insbesondere zu HFA und AS von C. Gillberg.[8]
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
3 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Einteilung nach ICD-10 und DSM-IV
Autismus wird in der ICD-10, dem Klassifikationssystem für Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation, als tiefgreifende
Entwicklungsstörung mit dem Schlüssel F84 aufgeführt und wie folgt unterteilt:
F84.0: Autismus; auch bezeichnet als: Frühkindlicher Autismus, Infantile Psychose, Infantiler Autismus, Kanner-Syndrom,
Psychose im Kindesalter
F84.1: atypischer Autismus; auch bezeichnet als: Atypische Psychose im Kindesalter
F84.10: Autismus mit atypischem Erkrankungsalter
F84.11: Autismus mit atypischer Symptomatik
F84.12: Autismus mit atypischem Erkrankungsalter und atypischer Symptomatik
F84.5: Asperger-Syndrom; auch bezeichnet als: Autistische Psychopathie, Schizoide Störung des Kindesalters
Manche der oben genannten alternativen Bezeichnungen sind zwar veraltet, jedoch noch heute in der ICD-10 zu finden.
Das DSM-IV, die US-amerikanische Klassifikation psychischer Störungen, führt Autismus als tiefgreifende Entwicklungsstörung unter
dem Schlüssel 299 auf. Dabei werden zwei Kategorien unterschieden:
299.00: Autistische Störung
299.80: Asperger-Syndrom
Atypischer Autismus kommt im DSM-IV als Diagnose nicht vor.
Frühkindlicher Autismus
→ Hauptartikel: Frühkindlicher Autismus
Diagnosekriterien: Überblick
Im DSM-IV wird der frühkindliche Autismus den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen zugeordnet und durch folgende diagnostische
Kriterien beschrieben:
A. Es müssen insgesamt aus 1., 2. und 3. mindestens sechs Kriterien zutreffen, wobei mindestens zwei Punkte aus 1. und je ein Punkt
aus 2. und 3. stammen müssen:
1. qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion in mindestens zwei der folgenden Bereiche:
ausgeprägte Beeinträchtigung im Gebrauch einer Vielzahl nonverbaler Verhaltensweisen wie beispielsweise Blickkontakt,
Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gestik zur Steuerung sozialer Interaktionen,
Unfähigkeit, entwicklungsgemäße Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen,
Mangel an spontanen Bestrebungen, Freude, Interessen oder Erfolge mit anderen zu teilen (beispielsweise durch einen
Mangel, Objekte des Interesses herzuzeigen, herzubringen oder darauf hinzuweisen),
Mangel an sozialer oder emotionaler Gegenseitigkeit;
2. qualitative Beeinträchtigungen der Kommunikation in mindestens einem der folgenden Bereiche:
verzögertes Einsetzen oder völliges Ausbleiben der Entwicklung gesprochener Sprache (ohne den Versuch, die
Beeinträchtigung durch alternative Kommunikationsformen wie Gestik oder Mimik zu kompensieren),
bei Personen mit ausreichendem Sprachvermögen deutliche Beeinträchtigung der Fähigkeit, ein Gespräch zu beginnen
oder fortzuführen,
stereotyper oder repetitiver Gebrauch der Sprache oder idiosynkratische Sprache,
Fehlen entwicklungsgemäßer variierter, spontaner Rollenspiele oder sozialer Imitationsspiele;
3. beschränkte repetitive und stereotype Verhaltens-, Interessens- und Aktivitätsmuster in mindestens einem der folgenden Bereiche:
umfassende eingehende Beschäftigung innerhalb eines oder mehrerer stereotyper und begrenzter Interessenmuster, wobei
entweder Schwerpunkt oder Intensität der Beschäftigung abnorm sind,
auffällig unflexibles Festhalten an bestimmten nichtfunktionalen Gewohnheiten oder Ritualen,
stereotype und repetitive motorische Manierismen (beispielsweise Verdrehen, Verbiegen der oder Flattern mit den Händen
oder Fingern oder komplexe Bewegungen des ganzen Körpers),
beharrliche eingehende Beschäftigung mit Teilen von Objekten.
B. Verzögerungen oder abnorme Funktionsfähigkeit in mindestens einem der folgenden Bereiche mit Beginn vor dem dritten
Lebensjahr:
soziale Interaktion,
Sprache als soziales Kommunikationsmittel oder
symbolisches oder Fantasiespiel.
C. Die Störung kann nicht besser durch das Rett- oder Heller-Syndrom erklärt werden.
Darüber hinaus nennt ICD-10 noch unspezifische Probleme wie Befürchtungen, Phobien, Schlafstörungen, Essstörungen,
Wutausbrüche, Aggressionen und selbstverletzendes Verhalten (Automutilation).
Die drei wichtigsten Bereiche
Soziale Interaktion
Eine qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion zeigt sich manchmal schon in den ersten Lebensmonaten durch fehlende
Kontaktaufnahme zu den Eltern, insbesondere zur Mutter. Viele Kinder mit frühkindlichem Autismus strecken der Mutter nicht die Arme
entgegen, um hochgehoben zu werden. Sie lächeln nicht zurück, wenn sie angelächelt werden, und nehmen zu den Eltern keinen
angemessenen Blickkontakt auf. Nichtsdestoweniger sind autistische Kinder genauso stark emotional mit ihrer Mutter verbunden wie
nicht-autistische Kinder und haben genauso viel Mitgefühl wie nicht-autistische Kinder.[9][10][11] Dem gegenüber steht eine starke
Objektbezogenheit, die häufig auf eine bestimmte Art von Gegenständen beschränkt ist. Ihre Aufmerksamkeit ist auf wenige Dinge, wie
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
4 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Wasserhähne, Türklinken, Fugen zwischen Steinplatten oder kariertes Papier gerichtet, die sie sehr stark anziehen, so dass alles
andere sekundär wird und nicht oder kaum beachtet wird. Oft finden sie in Gegenständen eine normalerweise ungewöhnliche
Systematik (sortieren beispielsweise die Einzelteile einer Spielzeugeisenbahn nach Größe und Farbe) oder Anwendung
(beispielsweise ist ihr einziges Interesse an einem Spielzeugauto, die Räder unablässig zu drehen).
Kommunikation
Etwa jedes zweite Kind mit frühkindlichem Autismus entwickelt keine Lautsprache. Bei den anderen verzögert sich die
Sprachentwicklung. Die Entwicklung der Lautsprache erfolgt oft über eine lange Phase der Echolalie, manche der betroffenen Personen
kommen über diese Phase nicht hinaus. Im Kindesalter werden oft die Pronomina vertauscht (pronominale Umkehr). Sie reden von
Anderen als „ich“ und von sich selbst als „du“ oder in der dritten Person. Diese Eigenart bessert sich üblicherweise im Laufe der
Entwicklung. Zudem gibt es oft Probleme mit Ja/Nein-Antworten, Gesagtes wird stattdessen durch Wiederholung bestätigt. Probleme
gibt es auch mit der Semantik: Wortneuschöpfungen (Neologismen) treten häufig auf. Manche Menschen mit frühkindlichem Autismus
haften auch an bestimmten Formulierungen (Perseveration). Am ausgeprägtesten ist die Beeinträchtigung der Pragmatik: In der
Kommunikation mit anderen Menschen haben autistische Menschen Schwierigkeiten, Gesagtes über die genaue Wortbedeutung
hinaus zu verstehen, zwischen den Zeilen zu lesen. Ihre Stimme klingt oft eintönig (fehlende Prosodie).
Die Probleme in der Kommunikation äußern sich in schwieriger Kontaktaufnahme zur Außenwelt und zu anderen Menschen. Manche
Autisten scheinen die Außenwelt kaum wahrzunehmen und teilen sich ihrer Umwelt auf ihre ganz individuelle Art mit. Deshalb wurden
autistische Kinder früher auch Muschelkinder oder Igelkinder genannt. Die visuellen und auditiven Wahrnehmungen sind oft deutlich
intensiver als bei neurologisch typischen Menschen, daher scheint als Selbstschutz eine Abschaltfunktion im Gehirn die Reizüberflutung
auszublenden. Autisten haben ein individuell unterschiedlich ausgeprägtes Bedürfnis nach Körperkontakt. Einerseits nehmen manche
mit fremden Menschen direkten und teils sozial unangemessenen Kontakt auf, andererseits kann auch jede Berührung für sie aufgrund
der Überempfindlichkeit ihres Tastsinns unangenehm sein.
Vor diesem Hintergrund ist verstehende Kommunikation mit einem Autisten schwer. Emotionen werden oft falsch gedeutet oder gar
nicht erst verstanden. Diese möglichen Probleme müssen bei der Kontaktaufnahme berücksichtigt werden und verlangen ein großes
Einfühlungs- und Vorstellungsvermögen.
Repetitive und stereotype Verhaltensmuster
Veränderungen ihrer Umwelt, wie zum Beispiel umgestellte Möbel oder ein anderer Schulweg, beunruhigen und verunsichern manche
autistische Menschen. Manchmal geraten Betroffene auch in Panik, wenn sich Gegenstände nicht mehr an ihrem gewöhnlichen Platz
oder in einer bestimmten Anordnung befinden, oder es bringt sie ein unangekündigter Besuch oder spontaner Ortswechsel völlig aus
der Fassung. Handlungen laufen meist ritualisiert ab, und Abweichungen von diesen Ritualen führen zu Chaos im Kopf, denn autistische
Menschen haben bei unerwarteten Veränderungen von Situationen oder Abläufen in der Regel keine alternativen Strategien.
Unter stark autistischen Menschen anzutreffende, repetitive (sich wiederholende) Stereotypien können sein: Jaktationen (Schaukeln mit
Kopf oder Oberkörper), im Kreis umhergehen, Finger verdrehen, Oberflächen betasten und vereinzelt auch selbstverletzendes Verhalten
wie etwa Finger blutig knibbeln, Nägel bis über das Nagelbett hinaus abkauen, Kopf anschlagen, mit Hand an Kopf schlagen, sich
selbst kratzen, beißen oder anderes. Dieses selbstverletzende Verhalten hinterlässt mehr oder weniger sichtbare Spuren wie
Bissspuren, Narben und verschorfte Wunden auf der Haut und an den Armen[12], die jedoch nicht zu verwechseln sind mit dem bewusst
selbstverletzenden Verhalten, das typischerweise zum Spannungsabbau eingesetzt wird (etwa durch Verbrennungen oder Ritzen am
Unterarm) oder – seltener – aus suizidalen Tendenzen heraus entsteht und dann ein anderes (suizidales) Verletzungsmuster aufweist.
Sich wiederholende Verhaltensweisen wirken auf alle Menschen beruhigend (wie Puppe oder Teddybär bei kleinen Kindern, die überall
hin mitgenommen werden) und sind möglicherweise mehr ein Kennzeichen für starken Stress als für Autismus selbst, was die Frage
aufwirft, warum Autisten oft zu viel Stress ausgesetzt sind. Positive Effekte sich wiederholender Verhaltensweisen werden zum Beispiel
im Yoga benutzt, und es gibt auch auf Autismus angepassten Yogaunterricht.[13]
High-Functioning-Autismus
Treten alle Symptome des frühkindlichen Autismus zusammen mit normaler Intelligenz (einem IQ von mehr als 70) auf, so spricht man
vom High-functioning-Autismus. Diagnostisch wichtig ist hier insbesondere die verzögerte Sprachentwicklung. Gegenüber dem
Asperger-Syndrom sind die motorischen Fähigkeiten meist deutlich besser.
Oftmals wird, durch die Verzögerung der Sprachentwicklung, zunächst der niedrigfunktionale frühkindliche Autismus (LFA)
diagnostiziert. Es kann dann aber später eine normale Sprachentwicklung erfolgen, bei der durchaus ein mit dem Asperger-Syndrom
vergleichbares Funktionsniveau erreicht wird. Viele HFA-Autisten sind deshalb als Erwachsene nicht von Asperger-Autisten zu
unterscheiden, meistens bleiben die autistischen Symptome aber wesentlich deutlicher ausgeprägt als beim Asperger-Syndrom. Die
Sprache muss sich dabei nicht zwangsläufig entwickeln, viele nicht sprechende HFA-Autisten können trotzdem eigenständig leben und
lernen, sich schriftlich zu äußern. Onlinedienste und das Internet helfen gerade diesen Menschen, ihre Lebensqualität deutlich zu
steigern.
Atypischer Autismus
Atypischer Autismus unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus dadurch, dass Kinder nach dem dritten Lebensjahr erkranken
(atypisches Erkrankungsalter) oder nicht alle Symptome aufweisen (atypische Symptomatik).
Autistische Kinder mit atypischem Erkrankungsalter zeigen bei den Symptomen das Vollbild des frühkindlichen Autismus, das sich bei
ihnen aber erst nach dem dritten Lebensjahr manifestiert.
Autistische Kinder mit atypischer Symptomatik legen Auffälligkeiten an den Tag, die für den frühkindlichen Autismus typisch sind, jedoch
die Diagnosekriterien des frühkindlichen Autismus nicht vollständig erfüllen. Dabei können sich die Symptome sowohl vor als auch nach
dem dritten Lebensjahr manifestieren.
Im, vor allem in den USA gebräuchlichen, psychiatrischen Diagnosehandbuch (DSM-IV) gibt es keine Diagnose „atypischer Autismus“,
dort wird stattdessen „tiefgreifende Entwicklungsstörung – nicht anders bezeichnet“ (PDD-NOS) als Diagnose verwendet.
Umgangssprachlich wird PDD-NOS dort oft auch falsch nur als „tiefgreifende Entwicklungsstörung (PDD)“ bezeichnet, was nur die
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
5 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
diagnostische Kategorie bezeichnet, aber selbst keine Diagnose ist.
Wenn atypischer Autismus zusammen mit erheblicher Intelligenzminderung auftritt, wird manchmal auch von „Intelligenzminderung mit
autistischen Zügen“ gesprochen. Neuere Forschungen deuten jedoch darauf hin, dass die Annahme einer Intelligenzminderung bei
Autisten mit dem Wechsler-IQ-Test verfälscht wird, und Autisten beim Ravens-Matrizentest um bis zu 30 Punkte besser abschneiden,
was nicht auf weniger, sondern auf eine andere Intelligenz hindeutet (Dawson et al. 2005).
Asperger-Syndrom
→ Hauptartikel: Asperger-Syndrom
Das nach dem österreichischen Mediziner Hans Asperger benannte Asperger-Syndrom (AS) gilt als leichte Form des Autismus und
manifestiert sich etwa vom vierten Lebensjahr an. Obwohl viele Verhaltensweisen das soziale Netz der Betroffenen, insbesondere das
der nächsten Bekannten und der Familie, stark in Anspruch nehmen, sind es nicht nur negative Aspekte, die Asperger-Syndrom
qualifizieren. Es gibt zahlreiche Berichte über das gleichzeitige Auftreten von überdurchschnittlicher Intelligenz oder auch von
Inselbegabungen. Leichtere Fälle von Asperger-Syndrom werden im Englischen umgangssprachlich auch als „Little Professor
Syndrome“, „Geek Syndrome“ oder „Nerd Syndrome“ bezeichnet.
Soziale Interaktion
Eines der schwerwiegendsten Probleme für Menschen mit Asperger-Syndrom ist die Beeinträchtigung von sozialem
Interaktionsverhalten, besonders in zwei Bereichen: zum einen in einer eingeschränkten Fähigkeit, zwanglose Beziehungen zu anderen
Menschen herzustellen, und zum anderen Einschränkungen in Bezug auf nonverbale Kommunikation.
Bei Kindern und Jugendlichen mit Asperger-Syndrom fehlt oft der Wunsch, Beziehungen zu Gleichaltrigen herzustellen. Dieser Wunsch
entsteht bei ihnen normalerweise erst in der Adoleszenz, meist fehlt dann aber die Fähigkeit dazu.
Die Beeinträchtigungen im Bereich der nonverbalen Kommunikation betreffen sowohl das Verstehen nonverbaler Botschaften anderer
Menschen als auch das Aussenden eigener nonverbaler Signale. Dazu zählt in einigen Fällen etwa auch die Anpassung der Tonhöhe
und Lautstärke der eigenen Sprache.
Als besonders problematisch erweist sich die soziale Interaktion, da Menschen mit Asperger-Syndrom nach außen hin keine
offensichtlichen Anzeichen einer Behinderung haben. So kann es geschehen, dass die Schwierigkeiten von Menschen mit AspergerSyndrom als bewusste Provokation empfunden werden, obwohl dies nicht der Fall ist. Wenn etwa eine betroffene Person auf eine an sie
gerichtete Frage nur mit Schweigen reagiert, wird dies oft als Sturheit und Unhöflichkeit gedeutet.
Im Alltag macht sich die schwierige soziale Interaktion vielfältig bemerkbar. Menschen mit Asperger-Syndrom können schlecht
Blickkontakt mit anderen Menschen aufnehmen oder halten. Sie vermeiden Körperkontakt wie etwa Händeschütteln. Sie sind unsicher,
wenn es darum geht, Gespräche mit anderen zu führen, besonders wenn es sich um eher belanglosen Smalltalk handelt. Soziale
Regeln, die andere intuitiv beherrschen, verstehen Menschen mit Asperger-Syndrom nicht intuitiv, sondern müssen sie sich erst
aneignen. Daher haben Menschen mit Asperger-Syndrom oft keine oder weniger Freunde. In der Schule etwa sind sie in den Pausen
lieber für sich, weil sie mit dem üblichen Umgang anderer Schüler untereinander nur wenig anfangen können. Im Unterricht sind sie in
der Regel wesentlich besser im schriftlichen als im mündlichen Bereich. In der Ausbildung und im Beruf macht ihnen der fachliche
Bereich meist keine Schwierigkeiten, nur der Smalltalk mit Kollegen oder der Kontakt mit Kunden. Auch das Telefonieren kann
Probleme bereiten. Im Studium können mündliche Prüfungen oder Vorträge große Hürden darstellen. Da auf dem Arbeitsmarkt wohl in
allen Bereichen Kontakt- und Teamfähigkeit genauso viel zählen wie fachliche Eignung, haben Menschen mit Asperger-Syndrom
Probleme, überhaupt eine geeignete Stelle zu finden. Viele sind selbständig, jedoch können sie sich bei Problemen mit Kunden kaum
durchsetzen. In einer Werkstatt für behinderte Menschen indes wären sie völlig unterfordert.
Die meisten Menschen mit Asperger-Syndrom können durch hohe Schauspielkunst nach außen hin eine Fassade aufrechterhalten, so
dass ihre Probleme auf den ersten Blick nicht gleich sichtbar sind, jedoch bei persönlichem Kontakt durchscheinen, etwa in einem
Vorstellungsgespräch. Menschen mit Asperger-Syndrom gelten nach außen hin zwar als extrem schüchtern, jedoch ist das nicht das
eigentliche Problem. Schüchterne Menschen verstehen die sozialen Regeln, trauen sich aber nicht, sie anzuwenden. Menschen mit
Asperger-Syndrom würden sich schon trauen, sie anzuwenden, verstehen sie aber nicht und haben deshalb Probleme damit
umzugehen. Die Fähigkeit zur kognitiven Empathie (Einfühlungsvermögen) ist gar nicht oder nur schwach ausgeprägt, jedoch ist die
affektive Empathie (Mitgefühl) gegenüber anderen durchaus genauso oder sogar stärker ausgeprägt als bei nicht-autistischen
Menschen.[9] Menschen mit Asperger-Syndrom können sich schlecht in andere Menschen hineinversetzen und deren Stimmungen oder
Gefühle an äußeren Anzeichen ablesen. Überhaupt können sie nur schwer zwischen den Zeilen lesen und nicht-wörtliche Bedeutungen
von Ausdrücken oder Redewendungen verstehen. Sie ecken an, weil sie die für andere Menschen offensichtlichen nonverbalen Signale
nicht verstehen. Da es ihnen meist schwerfällt, Gefühle zu benennen und auszudrücken, passiert es oft, dass ihre Mitmenschen dies als
mangelndes persönliches Interesse missdeuten. Auch können sie in gefährliche Situationen geraten, da sie äußere Anzeichen, die auf
eine bevorstehende Gefahr – etwa durch Betrüger oder Gewalttäter – hinweisen, oft nicht richtig deuten können.
Stereotype Verhaltensmuster und Sonderinteressen
Menschen mit Asperger-Syndrom zeigen in ihrer Lebensgestaltung und in ihren Interessen repetitive und stereotype Verhaltensmuster.
Das Leben von Menschen mit Asperger-Syndrom ist durch ausgeprägte Routinen bestimmt. Werden sie in diesen gestört, können sie
erheblich beeinträchtigt werden. In ihren Interessen sind Menschen mit Asperger-Syndrom teilweise auf ein Gebiet begrenzt, auf dem
sie meist ein enormes Fachwissen haben. Ungewöhnlich ist das Ausmaß, mit dem sie sich ihrem Interessensgebiet widmen; für andere
Gebiete als das eigene sind sie meist nur schwer zu begeistern. Da Menschen mit Asperger-Syndrom meist gut logisch denken
können, liegen ihre Interessensgebiete oft im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich; die gesamte geisteswissenschaftliche
Palette, aber auch andere Gebiete sind möglich.
Ritualisierte und stereotype Denk- und Wahrnehmungshandlungen
Zu den ritualisierten Handlungen können neben motorischen Schematismen, Stereotypien und repetitiven Sprechhandlungen auch die
repetitiven und stereotypen Handlungen des Denkens und der Wahrnehmung gezählt werden. Diese bestehen in der Konzentration auf
einige wenige, jedoch mit großer Intensität verfolgte Spezialinteressen. Ihnen eignet das gleiche repetitive Moment wie den
Stereotypien der Körperbewegungen oder die Ritualisierung bestimmter Handlungsabläufe. Ihr Ziel ist es, den neuronalen Apparat
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
6 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
durch Reduktion von Komplexität und Konzentration auf weniges zu entlasten und damit in der Energiebilanz des Gehirns günstiger zu
operieren.[14][15][16] Die intensive Herausbildung von Spezialinteressen führt zur Entwicklung von „Inselbegabungen“, die mehr oder
weniger stark ausgeprägt sein können. Die sogenannten Inselbegabungen sind also keine Fähigkeit, die unabhängig von den
Handlungen der jeweiligen Person einfach vorhanden ist, sondern sie sind erst das Ergebnis einer langen und intensiven Beschäftigung
mit einem bestimmten Gegenstandsbereich.[17] Hier bilden sich neuronale Felder und Netze von hoher lokaler Konnektivität heraus, die
jedoch nur äußerst schwach durch globale Konnektivität im Gehirn mit anderen Arealen verbunden sind.[18]
Einteilung nach ICD-11 und DSM-V
2015 soll die ICD-11-Ausgabe herauskommen, um die weltweiten Diagnosestandards für Krankheiten/Verhaltensstörungen zu
vereinheitlichen. Eine Einteilung in Kanner- und Asperger-Autismus wird es nicht mehr geben. Alle Arten des Autismus werden in ein
Spektrum (Autismus-Spektrum-Störung (ASS)) überführt.[19]Für die Diagnose ASS muss man aus dem Gebiet 1 aus allen drei
Bereichen ein Kriterium und aus dem Gebiet 2 zwei Kriterien erfüllen:
Gebiet 1: soziale Kommunikation
1A: merkwürdige Kontaktaufnahme ODER Unfähigkeit, Gespräche aufrechtzuerhalten, ODER keine Gespräche starten
1B: kaum Verwendung von Mimik/Gestik ODER Auffälligkeiten bei Blickkontakt ODER Defiziten beim Verständnis nonverbaler
Kommunikation
1C: Defizite bei der Aufnahme und Aufrechterhaltung von Beziehungen
Gebiet 2: Stereotypien/Rituale
2A: Stereotypien ODER repetitive Bewegungen ODER Echolalie
2B: Routinen
2C: Spezialinteresse
2D: Hyper- bzw. Hyporeaktivität auf sensorische Reize oder andere Reize
Differentialdiagnose
Autistische Verhaltensweisen können auch bei anderen Syndromen und Krankheiten auftreten. Von diesen muss Autismus abgegrenzt
werden.
ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ist vom Asperger-Syndrom nur schwierig zu unterscheiden, wenn die
Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne begleitende Impulsivität und Hyperaktivität auftritt und zusätzlich durch sie entstandene
soziale Defizite vorliegen. Es ist deshalb im konkreten Fall zu untersuchen, ob die Ablenkung von innen heraus (Autismus) oder
durch Außenreize (ADHS) erfolgt.
Angelman-Syndrom: Das Angelman-Syndrom ist oberflächlich gesehen dem frühkindlichen Autismus sehr ähnlich. Es ist aber
eine Veränderung auf dem 15. Chromosom und lässt sich genetisch nachweisen.
Bindungsstörung: Bei der Bindungsstörung ist das Sprachvermögen – anders als beim atypischen und frühkindlichen Autismus
– intakt. Eine Abgrenzung zu hochfunktionalem Autismus und Asperger-Syndrom kann im Einzelfall schwierig sein. Der Anamnese
kommt hier eine wichtige Rolle zu. Neuropsychologische Tests sind eine weitere Grundlage einer klaren Differenzierung.
Allerdings ist Autismus keine Bindungsstörung, und autistische Menschen sind nicht in ihrer emotionalen Bindung gestört, auch
wenn sie Beziehungen vielleicht untypisch gestalten (Gernsbacher et al., Science 2006).
Borderline-Persönlichkeitsstörung: Bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung bestehen wie beim Asperger-Syndrom auch
Schwierigkeiten bezüglich der Empathiefähigkeit und des Erkennens nonverbaler Signale, jedoch treten bei der BorderlineStörung meist starke Stimmungsschwankungen auf, während Spezialinteressen und das ausgeprägt rationale Denken fehlen.[20]
Fragiles-X-Syndrom: Das Fragiles-X-Syndrom wird durch einen genetischen Defekt ausgelöst, der mit entsprechenden
Analysemethoden eindeutig nachgewiesen und vom Autismus unterschieden werden kann.
Hörbehinderung: Eine Hörbehinderung kann auf den ersten Blick auch (Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit) bei Kindern mit
Autismus verwechselt werden, weil das Kind auf laute Geräusche oder Ansprache nicht reagiert und weil sich die
Sprachentwicklung verzögert. Ein Hörtest oder Hörscreening (bei Kindern regelmäßig vor der Einschulung durchgeführt) verschafft
Klarheit.
Autistisches Verhalten: bei psychischem Hospitalismus, Kindesmisshandlung und Verwahrlosung unterscheidet sich vom
Autismus dadurch, dass dieser primär, also von Geburt an, auftritt. Die typischen Verhaltensweisen werden bei Autisten nicht
durch falsche Erziehung, mangelnde Liebe, Misshandlung oder Verwahrlosung ausgelöst. In jenen Fällen verschwindet das
autistische Verhalten bei Besserung der äußeren Umstände wieder, wohingegen Autismus nicht heilbar ist.
Magersucht: Bei Magersucht (Anorexia nervosa) können rigide Essgewohnheiten und soziale Isolation auftreten, die an
hochfunktionalen Autismus oder Asperger-Syndrom erinnern. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Autismus ist, dass bei
Magersucht beide Symptome nur zeitlich begrenzt auftreten und nach Behebung der Ursache wieder verschwinden. Gillberg stellte
jedoch bereits 1994 in einer epidemiologischen Studie fest, dass bei 6 von 51 Fällen von Anorexia nervosa im frühen
Erwachsenenalter ein Asperger-Syndrom vorlag.[21]
Mutismus: Mutismus ist im Gegensatz zu Autismus seelisch bedingt und äußert sich ausschließlich als Sprachstörung und nicht –
wie es bei Autismus der Fall ist – als Entwicklungsstörung. Es wird zwischen totalem Mutismus (der Patient spricht trotz funktionell
vorhandener Sprechfähigkeit überhaupt nicht) und selektivem bzw. elektivem Mutismus (Spracheinsatz von Personen und
Situationen abhängig) unterschieden.
Schizoide Persönlichkeitsstörung: Bei der schizoiden Persönlichkeitsstörung tritt im Gegensatz zu atypischem und
frühkindlichem Autismus keine Intelligenzminderung auf. Eine Abgrenzung zu hochfunktionalem Autismus und Asperger-Syndrom
kann im Einzelfall schwierig sein. Hierbei ist die Anamnese wichtig, denn der Autismus bzw. das Asperger-Syndrom besteht
bereits seit dem Kindesalter.[22] Außerdem verschaffen neuropsychologische Testverfahren Klarheit.
Schizophrenie: Schizophrenie unterscheidet sich im Wesentlichen durch das Auftreten von Halluzinationen und Wahn, die bei
Autismus nicht vorkommen. Im Unterschied zur einfachen Schizophrenie (Schizophrenia simplex) besteht der Autismus bzw. das
Asperger-Syndrom bereits seit dem Kindesalter.
Stummheit, Aphasie: Stummheit, Aphasie oder eine sonstige Form von Sprachentwicklungsverzögerung kann bei Kindern auf
den ersten Blick autistisches Verhalten vortäuschen, weil die sprachliche Äußerung fehlt. Das normale Sozialverhalten der
Personen differenziert die Stummheit allerdings vom Autismus bzw. vom Asperger-Syndrom.
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
7 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Urbach-Wiethe-Syndrom: Das Urbach-Wiethe-Syndrom ist eine sehr seltene neurologische Störung, die zu
Hautveränderungen, Schleimhautveränderungen (Heiserkeit) und zu Schwierigkeiten bei der Kommunikation und im
Sozialverhalten führt. Die Betroffenen haben Probleme, beispielsweise Gesichtsausdrücke anderer Menschen zu interpretieren
und Gesprächen zu folgen. Die gleichzeitig auftretenden Haut- und Schleimhautveränderungen differenzieren die Störung vom
Autismus. Eine genetische Untersuchung kann Klarheit verschaffen.
Zwangshandlung: Zwangshandlungen sind durch (obsessiv-kompulsive Störung) die Sozial- und Kommunikationsfähigkeit
normal ausgeprägt. Im Gegensatz zu Menschen mit Zwangshandlungen erleben Autisten ihre Routinen nicht als gegen ihren Willen
aufgedrängt, sondern sie schaffen ihnen Sicherheit und sie fühlen sich mit ihnen wohl.
Komorbide Störungen
Zusammen mit Autismus können verschiedene komorbide Störungen auftreten. Komorbide Störungen können sein:
Alexithymie: (Gefühlsblindheit) bedeutet die Unfähigkeit, Gefühle hinreichend wahrnehmen und beschreiben zu können.
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung heißen Konzentrationsprobleme, die aufgrund leichter Ablenkbarkeit durch
Außenreize entstehen und mit Impulsivität und Hyperaktivität gekoppelt sein können.
Chromosomenanomalien sind Fehlbildungen der Chromosomen.
Depressionen, Psychosen, Phobien, posttraumatische Belastungsstörungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Schlafstörungen:
bleibt die autistische Störung lange Zeit unerkannt und unbehandelt, können sich verschiedenartige zusätzliche Störungen wie ein
Fächer ausbreiten. Dies ist auch der Grund, warum eine frühe Diagnose so wichtig ist.
Epilepsie, bezeichnet ein Krankheitsbild mit mindestens zwei wiederholt spontan auftretenden Krampfanfällen, die nicht durch
eine vorausgehende erkennbare Ursache hervorgerufen wurden.
Fragiles-X-Syndrom: eine der häufigsten Ursachen erblicher kognitiver Behinderung. Ursache hierfür ist eine genetische
Veränderung auf dem X-Chromosom des Menschen.
Nonverbale Lernstörung, ein neuropsychologisches Syndrom, das durch spezifische Fähigkeiten und Defizite geprägt ist.
Prosopagnosie (Gesichtsblindheit): Schwierigkeiten, Gesichter zu erkennen. Manche Menschen mit Autismus nehmen Menschen
und Gesichter wie Gegenstände wahr. In jüngsten Untersuchungen wurde festgestellt, dass manche Menschen mit Autismus die
visuellen Informationen beim Betrachten von Personen und Gesichtern in einem Teil des Gehirns verarbeiten, der eigentlich für die
Wahrnehmung von Objekten zuständig ist. Ihnen fehlt dann die intuitive Fähigkeit, Gesichter im Bruchteil einer Sekunde zu
erkennen und Ereignissen zuzuordnen.
Tourette-Syndrom ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die durch das Auftreten von Tics charakterisiert ist.
Tuberöse Sklerose, eine genetische Erkrankung, die mit Fehlbildungen und Tumoren des Gehirns, Hautveränderungen und meist
gutartigen Tumoren in anderen Organsystemen einhergeht und klinisch häufig durch epileptische Anfälle und kognitive
Behinderungen gekennzeichnet ist.
Epidemiologie
Mehr als ein Prozent der Menschen sind im Autismus-Spektrum:
0,39 % haben frühkindlichen Autismus, 0,77 % eine „Tiefgreifende
Entwicklungsstörung“ wie Asperger-Syndrom, Rett-Syndrom.
Damit sind 1,16 % der Menschen im Autismus-Spektrum.[23]
Das Asperger-Syndrom tritt bei deutlich mehr Männern als Frauen
auf, wobei die Angaben des Zahlenverhältnisses von 4:1 bis 8:1
schwanken. Das mag daran liegen, dass sich das AspergerSyndrom bei Frauen durch ihre andere Sozialisation teilweise
unauffälliger äußert. Möglicherweise können Frauen durch
sozialere Verhaltensmuster, Nachahmung und Schauspielerei,
stärkeren Bezug auf Kommunikation und weniger spielende
Interaktion die negativen Aspekte besser ausgleichen, durch
weniger auffällige Besonderheiten oder Verwerfungen mit
Auffälligkeiten weniger in Erscheinung treten oder schlicht eine
bessere Langzeitprognose haben, da sie besser in der Lage sind
zu lernen, wie man mit anderen Menschen umgeht. Insgesamt ist
noch einiges an Forschungs- und Aufklärungsarbeit nötig, um
angemessenere Zahlen ermitteln zu können.
rote Linie: Zahl der Autismusdiagnosen, Schuljahre 1992 bis 2003 in
den USA, Steigerung relativ zu 1992
Fallanstieg
Die Zahl der Autismus-Fälle scheint in den vergangenen Jahrzehnten ständig zu steigen. Das
Center for Disease Control (CDC) in den USA gibt einen Anstieg der Fälle von Autismus um 57 %
zwischen 2002 und 2006 an, 2006 war 1 von 110 Kindern im Alter von 8 Jahren von Autismus
betroffen. Obwohl bessere und frühere Diagnostik eine Rolle spielt, kann laut CDC nicht geleugnet
werden, dass ein Teil des Anstiegs auf eine tatsächliche Erhöhung der Fälle zurückzuführen ist.[24]
Früher gab es den Verdacht, dass Umweltgifte oder Impfstoff-Zusätze Autismus auslösen können.
Die US-Gesundheitsbehörde FDA betrachtet diese Hypothesen jedoch seit 2006 als widerlegt.
Folgende Faktoren spielen bei der Zunahme der Fallzahlen in jüngerer Zeit eine Rolle:
Autismus in den USA der 617jährigen. Prävalenz je 1000
Einwohner von 1996 bis 2007.
Der häufigere Besuch von Kindergärten und die frühere Einschulung der Kinder erhöhen die
Chance, dass Autismus entdeckt wird.
Eltern beobachten heute aufmerksamer, ob sich ihre Kinder „normal“ entwickeln. Früher brachte man ein Kind erst dann zum Arzt,
wenn es auffällig spät sprechen lernte.
Die Definition von Autismus ist verbreitert worden, so dass mehr verhaltensauffällige Kinder als autistisch gelten.
In der Vergangenheit wurde Autismus viel eher unter kindliche Schizophrenie oder Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingeordnet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
8 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Folgen und Komplikationen
Autismus beeinträchtigt die Entwicklung der Persönlichkeit, die Berufschancen und Sozialkontakte ganz erheblich. Der Langzeitverlauf
einer Störung aus dem Autismusspektrum hängt von der individuellen Ausprägung des Autismus beim einzelnen Patienten ab. Die
Ursache des Autismus kann nicht behandelt werden. Möglich ist lediglich eine unterstützende Behandlung in einzelnen
Symptombereichen.
Andererseits sind viele Schwierigkeiten, über die autistische Menschen berichten, durch Anpassungen der Umwelt vermeidbar oder
verminderbar. Beispielsweise berichten manche von einem Schmerzempfinden für bestimmte Tonfrequenzen. Solchen Menschen geht
es in einem reizarmen Umfeld deutlich besser. Eine autismusgerechte Umwelt zu finden bzw. herzustellen ist deshalb ein wesentliches
Ziel.
Kommunikationstraining für Autisten sowie für deren Freunde und Angehörige kann für alle Beteiligten sehr hilfreich sein und wird
beispielsweise in Großbritannien von der National Autistic Society angeboten und wissenschaftlich weiterentwickelt. Eine zunehmende
Zahl von Schulen, Colleges und Arbeitgebern speziell für autistische Menschen demonstriert den Erfolg, Autisten in autismusgerechten
Umfeldern leben zu lassen.
Die autistischen Syndrome gehören nach dem (deutschen) Schwerbehindertenrecht zur Gruppe der psychischen Behinderungen. Nach
den Anhaltspunkten für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertenrecht
(http://anhaltspunkte.vsbinfo.de/nr/26/26.3.2.htm#besondere) beträgt der Grad der Behinderung bei der leichten Form (beispielsweise
Typ Asperger, HFA) 50 bis 80, ansonsten 100 Grad der Behinderung.
Beim frühkindlichen und atypischen Autismus bleibt eine Besserung des Symptombilds meist in engen Grenzen. Etwa 10–15 % der
Menschen mit frühkindlichem Autismus erreichen im Erwachsenenalter eine eigenständige Lebensführung. Der Rest benötigt in der
Regel eine intensive, lebenslange Betreuung und eine geschützte Unterbringung.
Über den Langzeitverlauf beim Asperger-Syndrom gibt es noch keine Studien. Hans Asperger selbst nahm einen positiven
Langzeitverlauf an (Lit.: Asperger 1944, S. 132f.). In der Regel lernen Menschen mit Asperger-Syndrom im Laufe ihrer Entwicklung, ihre
Probleme – abhängig vom Grad ihrer intellektuellen Fähigkeiten – mehr oder weniger gut zu kompensieren. Der australische
Autismusexperte Tony Attwood vergleicht den Entwicklungsprozess von Menschen mit Asperger-Syndrom mit der Erstellung eines
Puzzles. Mit der Zeit bekommen sie die einzelnen Teile des Puzzles zusammen und erkennen das ganze Bild. So können sie das
Puzzle (oder Rätsel) des Sozialverhaltens lösen (Lit.: Attwood 2005, S. 224). Schließlich können Menschen mit Asperger-Syndrom
einen Status erreichen, in dem ihre Störung im alltäglichen Umgang nicht mehr auffällt.
Es existiert eine Reihe von Büchern über autistische Menschen. Die Psychologen Oliver Sacks und Torey L. Hayden haben Bücher über
ihre Patienten mit Autismus und deren Lebensweg veröffentlicht. An Büchern, die von Autisten selbst geschrieben wurden, sind
insbesondere die Werke der US-amerikanischen Tierwissenschaftlerin Temple Grandin, der australischen Schriftstellerin und Künstlerin
Donna Williams, der US-amerikanischen Erziehungswissenschaftlerin Liane Holliday Willey und des deutschen Schriftstellers und
Filmemachers Axel Brauns bekannt.
Schule, Ausbildung, Beruf
Welche Form der Beschulung für Menschen mit Autismus geeignet ist, hängt von Intelligenz, Sprachentwicklung und Ausprägung des
Autismus beim Einzelnen ab. Sind Intelligenz und Sprachentwicklung normal ausgeprägt, können Kinder mit Autismus eine Regelschule
besuchen. Andernfalls kann der Besuch einer Förderschule in Betracht gezogen werden.
Hinsichtlich Ausbildung und Beruf muss ebenfalls der individuelle Entwicklungsstand des Einzelnen berücksichtigt werden. Sind
Intelligenz und Sprachentwicklung normal ausgeprägt, können ein reguläres Studium oder eine reguläre Berufsausbildung absolviert
werden. Andernfalls kann etwa eine Tätigkeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen in Betracht gezogen werden. In jedem Fall ist
es für die Integration und das Selbstwertgefühl autistischer Menschen wichtig, einer Tätigkeit nachgehen zu können, die ihren
individuellen Fähigkeiten und Interessen entspricht.
Problematisch kann der Einstieg ins reguläre Berufsleben werden, da viele Autisten die hohen sozialen Anforderungen der heutigen
Arbeitswelt nicht erfüllen können. Verständnisvolle Vorgesetzte und Kollegen sind für Menschen mit Autismus unerlässlich. Wichtig sind
außerdem geregelte Arbeitsabläufe und überschaubare Sozialkontakte.
Ökologische Nischen finden
In einem ökologischen Weltbild geht es darum, dass sehr unterschiedliche Menschen, die in einem Ökosystem zusammenleben (im
Falle des Menschen einem sozio-ökonomischen Ökosystem) passende Nischen finden, in denen sie gut zurechtkommen. Eine
autismusgerechte Umwelt zu finden bzw. herzustellen ist daher ein wesentliches Ziel, beispielsweise spezialisierter Schulen. In den USA
gibt es Zentren, die bei Bedarf erwachsenen Autisten Arbeitsplätze vermitteln, gegebenenfalls in Kombination mit betreutem
Wohnen.[25] Die dänische Zeitarbeitsfirma Specialisterne demonstriert den Erfolg, Autisten in autismusgerechte Umfelder zu vermitteln.
Der richtige Arbeitsplatz für Autisten, der besondere Eigenarten der Autisten berücksichtigt, kann schwieriger zu finden, aber oft auch
sehr erfüllend sein. Spezialisierte Berufsberatungen für das Autismusspektrum gibt es kaum, da für Autisten in Deutschland die
Integrationsämter zuständig sind. Die dänische Firma plant, auch in anderen Ländern etwa in Datenbankführung oder
Computerprogrammierung zu vermitteln – Berufsfelder u. a., in denen oft speziell begabte Menschen mit Autismus sogar besser als
andere sein können. Derart lässt sich etwa ein phänomenales Zahlengedächtnis einsetzen – stets ohne geräuschvolles Großraumbüro
und mit mäßiger Arbeitszeit usw. Ende 2011 wurde in Berlin die Firma Auticon gegründet. Sie hat sich darauf spezialisiert, die oft
enormen Begabungen von Menschen mit Asperger-Autismus zum Beispiel in der Qualitätskontrolle von Software zu nutzen.[26]
Der australische Psychologe Attwood schreibt über die Diagnose von leicht autistischen Erwachsenen, dass diese teilweise gut
zurechtkommen, wenn sie etwa einen passenden Arbeitsplatz gefunden haben, aber im Fall von Krisen – etwa durch Arbeitslosigkeit –
von ihrem Wissen über Asperger-Syndrom zur Bewältigung von Krisen profitieren.[27] In Schottland gibt es Dörfer, in denen autistische
Menschen unter sich wohnen.
Therapieansätze
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
9 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Ausgehend vom individuellen Entwicklungsprofil des Patienten wird ein ganzheitlicher Behandlungsplan aufgestellt, in dem die Art der
Behandlung einzelner Symptome festgelegt und die einzelnen Behandlungsarten aufeinander abgestimmt werden. Bei Kindern wird das
gesamte Umfeld (Eltern, Familien, Kindergarten, Schule) in den Behandlungsplan einbezogen.
Einen Überblick über Anwendungen, Therapien und Interventionen hat die englische National Autistic Society hier
(http://www.nas.org.uk/nas/jsp/polopoly.jsp?d=249&a=3798) veröffentlicht. Eine Auswahl von Behandlungsmethoden soll im Folgenden
kurz vorgestellt werden. Einen guten Überblick über Behandlungsmethoden bietet Lit.: Poustka 2004, S. 52–61. Weiterführende
Informationen enthält Lit.: Weiß 2002.
Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie ist in der Autismustherapie die am besten wissenschaftlich abgesicherte Therapieform, wobei das DIMDI
anmerkt, dass keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege bekannt sind.[28] Ziel ist es, einerseits störende und unangemessene
Verhaltensweisen wie übermäßige Stereotypien oder (auto)aggressives Verhalten abzubauen und andererseits soziale und
kommunikative Fähigkeiten aufzubauen. Im Prinzip wird dabei so vorgegangen, dass erwünschtes Verhalten durchgängig und
erkennbar belohnt wird (positive Verstärkung). Verhaltenstherapien können entweder ganzheitlich oder auf einzelne Symptome
ausgerichtet sein.
Die Applied Behavior Analysis (ABA) ist eine ganzheitlich ausgerichtete Therapieform, die in den 1960er Jahren von Ivar Lovaas
entwickelt wurde. Diese Therapieform ist auf die Frühförderung ausgerichtet. Zunächst wird anhand einer Systematik festgestellt, welche
Fähigkeiten und Funktionen das Kind bereits besitzt und welche nicht. Hierauf aufbauend werden spezielle Programme erstellt, die das
Kind befähigen, die fehlenden Funktionen zu erlernen. Die Eltern werden in die Therapie einbezogen. Die Verfahrensweisen von ABA
basieren im Wesentlichen auf Methoden des operanten Konditionierens. Hauptbestandteile sind Motivation bei richtigem Verhalten und
Löschung bei falschem Verhalten. Lernversuche und -erfolge sowie erwünschtes Verhalten werden möglichst direkt verstärkt, wobei
primäre Verstärker (wie Nahrungsmittel) und sekundäre Verstärker (wie Spielzeug) eingesetzt werden, um erwünschtes Verhalten zu
belohnen. In den 1980er Jahren wurde ABA durch Jack Michael, Mark Sundberg und James Partington weiterentwickelt, indem auch
die Vermittlung sprachlicher Fähigkeiten (Verbal Behavior) einbezogen wurde. Es gibt zurzeit in der Bundesrepublik Deutschland nur
zwei Institute, die diese Therapie anbieten.
Ein weiteres ganzheitlich orientiertes pädagogisches Förderkonzept ist TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related
Communication-handicapped Children), das sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene mit Autismus richtet. TEACCH ist darauf
ausgerichtet, die Lebensqualität von Menschen mit Autismus zu maximieren und sie anzuleiten, sich im Alltag zurechtzufinden. Zentrale
Annahmen des Konzeptes sind, dass Lernprozesse durch Strukturierung und Visualisierung bei Menschen mit autistischen Merkmalen
initiiert werden können (Häußler, 2005).
Elterntraining
Eltern autistischer Kinder erleben nachweislich signifikant mehr Stress als Eltern von Kindern mit anderen Krankheiten oder
Behinderungen. Eine Reduzierung des Stresses der Eltern zeigt deutliche Besserungen im Verhalten ihrer autistischen Kinder. Es gibt
starke Hinweise für einen Zusammenhang zwischen der Stressbelastung der Eltern und den Verhaltensproblemen ihrer Kinder,
unabhängig von der Schwere des Autismus. Verhaltensprobleme der Kinder zeigen sich nicht vor, sondern auch während erhöhter
Stressbelastung der Eltern: Evaluation of Early Intervention[29]. Die National Autistic Society hat das „NAS EarlyBird“ Programm
entwickelt, ein dreimonatiges Trainingsprogramm für Eltern, um sie auf das Thema Autismus effektiv vorzubereiten: NAS EarlyBird[30].
Relationship Development Intervention (RDI)
Während ABA autistische Kinder zum Befolgen von Teilleistungen – wie etwa Blickkontakt halten – konditioniert, ist RDI ein Programm,
das Eltern und Therapeuten Schritt für Schritt und systematisch beibringt, eine funktionierende Beziehung zu autistischen Personen
aufzubauen und weiterzuentwickeln. Studien zur Evaluierung von RDI laufen zurzeit.
Soziales Kompetenztraining
Erwachsene Autisten mit gut ausgeprägten sprachlichen und intellektuellen Fähigkeiten können soziale und kommunikative Fähigkeiten
beispielsweise in Patientengruppen trainieren. Bei sozialem Kompetenztraining finden sich Menschen mit vergleichbaren Auffälligkeiten
zusammen, um unter fachkundiger Anleitung ihre Sozialkompetenz zu verbessern.
Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie
Die Ergotherapie umfasst handwerkliche, gestalterische sowie spielerische Übungen. Einen elementaren Bereich stellt das Üben
lebenspraktischer Tätigkeiten dar. Verbesserung, Wiederherstellung oder Kompensation der beeinträchtigten Fähigkeiten sollen
dem Patienten eine möglichst große Eigenverantwortung und Handlungsfreiheit im Alltag ermöglichen.
Physiotherapie kann motorische Defizite abbauen.
Logopädie kann Sprachauffälligkeiten in Lautstärke, Tonlage, Geschwindigkeit und Modulation normalisieren.
Medikamentöse Behandlung
Es gibt keine Medikamente gegen die (unbekannte) Ursache des Autismus, und bis heute wurde noch kein einziges Medikament mit
der Indikation „Autismus“ zugelassen. Lediglich eine medikamentöse Behandlung der Begleitsymptome wie beispielsweise Angst,
Depressionen, Aggressivität oder Zwänge mit Antidepressiva (etwa SSRI), atypischen Neuroleptika oder Benzodiazepinen kann eine
Komponente im Gesamtbehandlungsplan sein, bedarf jedoch besonderer Vorsicht und aufmerksamer Beobachtung, denn nicht selten
verschlimmern sie bei falscher Anwendung die Symptome, statt sie zu mildern. Mit besonderer Vorsicht ist bei der Gabe von
Stimulanzien, wie sie bei Hyperaktivität (ADHS) verschrieben werden, vorzugehen, da sie bei vorhandenem Autismus und der damit
einhergehenden sensorischen Hypersensibilität diese noch verstärken können.
Derzeit gibt es einige Studien die die Wirkung von Oxytocin-Nasensprays auf autistische Kinder untersuchen. Eine zeigte hierbei, dass
die Aktivität der Gehirnregion, welche für die Verarbeitung sozialer Information zuständig ist, gesteigert werden kann[31]. Ob dies auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
10 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
im Alltag eine Verbesserung der Lebensqualität mit sich bringt kann noch nicht gesagt werden.
Ergänzende Maßnahmen
Mögliche ergänzende Methoden sind etwa Musik-, Kunst-, Massagetherapie, ebenso wie Reit- und Delfintherapie oder der Einsatz von
Therapierobotern (Keepon) oder Echolokationslauten (Dolphin Space). Sie können die Lebensqualität steigern, indem sie positiv auf
Stimmung, Ausgeglichenheit und Kontaktfähigkeit einwirken. Das zeigt 2008 etwa ein umfassender wissenschaftsjournalistischer
Bericht über zwei eigene autistische Kinder – mit Hund.[32]
Verfahren ohne Wirksamkeitsnachweis
Weitere bekannte Maßnahmen sind Festhaltetherapie, Gestützte Kommunikation und Daily-Life-Therapie. Diese Maßnahmen „sind im
Kontext der Behandlung des Autismus entweder äußerst umstritten und unglaubwürdig oder deren Annahmen und Versprechungen
wurden durch wissenschaftliche Untersuchungen im Wesentlichen widerlegt“. (Lit.: Poustka 2004, S. 59)
Die Festhaltetherapie wurde 1984 von der US-amerikanischen Kinderpsychologin Martha Welch entwickelt und von Jirina Prekop
im deutschen Sprachraum verbreitet. Ansatzpunkt bei dieser Therapie ist die nicht dem aktuellen Stand der Autismusforschung
entsprechende Annahme, dass der Autismus eine emotionale Störung sei, die durch negative Einflüsse in der frühesten Kindheit
hervorgerufen werde. Das betroffene Kind habe kein Urvertrauen aufbauen können. Bei der sehr umstrittenen
Festhaltetherapie[33] soll durch Festhalten des Kindes der Widerstand gegen Nähe und Körperkontakt gebrochen und so das
Urvertrauen nachträglich entwickelt werden. Bedenklich bei der Festhaltetherapie „ist nicht nur die manchmal äußerst dramatisch
und fast gewalttätig anmutende Vorgehensweise, sondern auch die dem Konzept mehr oder weniger zugrundeliegende These,
dass das frühe Urvertrauen vom Kind nicht erworben werden konnte. Dies wird häufig von Eltern im Sinne einer persönlichen
Schuld am Sosein ihres autistischen Kindes interpretiert“ (Lit.: Remschmidt 2002, S. 80).
Bei der Methode Gestützte Kommunikation benutzt die Person mit Autismus (gestützte Person) mit körperlicher Hilfestellung
durch eine assistierende Person (Stützer) eine Kommunikationshilfe (Buchstabentafel, Kommunikationstafel, Computertastatur
u.ä.). Durch diese gemeinsame Bedienung entsteht ein Text, dessen Autorenschaft der gestützten Person zugeschrieben wird.
Die Stützer werden in Seminaren in die Gestützte Kommunikation eingeführt. Kritik an der Methode entzündet sich u. a. daran,
dass in Blindversuchen nachgewiesen werden konnte, dass der Stützer den Schreiber unbewusst und unbeabsichtigt beeinflusste,
so dass der Stützer und nicht die gestützte Person Urheber des Textes ist.
Die Daily-Life-Therapie wurde erstmals 1964 in Japan angewandt. Dabei wird von der Grundhypothese ausgegangen, dass ein
hohes Angstniveau bei Menschen mit Autismus durch körperliche Anstrengung beseitigt werden kann. Körperliche Anstrengung
führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Endorphinen, die schmerzlindernd oder schmerzunterdrückend (analgetisch) wirken.
Des Weiteren gibt es verschiedene „biologisch begründete“ Therapiemethoden – etwa die Behandlung mit dem Darmhormon
Sekretin –, unter Verwendung hoher Dosen von Vitaminen und Mineralien oder mit besonderen Diäten. Auch hier fehlen bisher
Wirksamkeitsnachweise, so dass von diesen Maßnahmen abgeraten wird (Lit.: Poustka 2004, S. 59)
Mögliche Ursachen von Autismus
Mögliche Ursachen oder Auslöser von Autismus werden heute auf unterschiedlichen Gebieten erforscht. Die noch bis in die 1960er
Jahre vertretene These, Autismus entstehe aufgrund der emotionalen Kälte der Mutter (ehemaliger Terminus der sogenannten
„Kühlschrankmutter“), durch lieblose Erziehung, mangelnde Zuwendung oder psychische Traumata, gilt heute als widerlegt.
Genetische Faktoren
Bei Familienstudien wurde festgestellt, dass es eine familiäre Häufung von Autismus gibt. Genetische Faktoren sind daher als Ursache
für Autismus sehr wahrscheinlich. Zwillingsuntersuchungen aus Europa und den USA zeigen, dass ein eineiiges autistisches
Zwillingskind mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit (zirka 95,7 %) einen autistischen Zwilling hat als ein zweieiiges Zwillingskind.
Daraus ließe sich zunächst folgern, dass die Symptomatik genetisch bedingt ist. Da aber nicht alle eineiigen autistischen
Zwillingskinder einen autistischen Zwilling haben, lässt sich keine allgemeingültige Erklärung auf genetischer Basis finden. Nach den
bisherigen Erkenntnissen aus diesen Familien- und Zwillingsuntersuchungen wird angenommen, dass die Entstehung der Erkrankung
durch eine Kombination verschiedener spezifischer Gene (sicher mehr als zwei) bedingt ist, die wahrscheinlich insbesondere während
der Gehirnentwicklung aktiv sind.
Eine neuere Studie legt einen Zusammenhang zwischen dem Alter des Vaters und dem Autismusrisiko des Kindes nahe. Demnach
komme Autismus bei Kindern von Vätern über 40 Jahren fast sechsmal häufiger vor als bei Kindern von Vätern unter 30.[34]
In der Evolutionsbiologie wird auch die Möglichkeit erforscht, dass Autismus einen Teil der biologischen Vielfalt darstellt und welche
Mutationen in der Entwicklungsgeschichte des Menschen dazu geführt haben könnten.
Hinweise auf die an der Entstehung von Autismus-Spektrum-Störungen möglicherweise beteiligten genetischen Ursachenkomponenten
ergeben sich aus mehreren im Sommer 2009 veröffentlichten Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen gelangen.
So identifizierten Wissenschaftler von einem Kinderkrankenhaus in Philadelphia genetische Variationen auf Chromosom 5, die bei ca
15 % der als Probanden an der Studie teilnehmenden Menschen mit Autismus nachzuweisen waren. Auf dem auffälligen Abschnitt, der
zwischen den Genen Cadherin 9 und Cadherin 10 liegt, konnten sechs Einzelnukleotid-Polymorphismen identifiziert werden, bei denen
einzelne Basenpaare der DNA verändert sind.[35] [36] Der größte Teil der veränderten Gene wird mit der Bildung neuronaler
Verbindungen in Zusammenhang gebracht und soll bei der Entwicklung des Frontallappens eine Rolle spielen. Diese Hirnregion ist für
bestimmte Verhaltensbereiche – wie etwa das Sozialverhalten oder die ausführenden Funktionen – bedeutsam, deren Veränderung zur
Kernsymptomatik autistischer Störungen gehört.
Eine andere Forschungsarbeit[37] deutet in dieselbe Richtung und stellt eine Beziehung zwischen Autismus und dem exzessiven
Vorhandensein genetischen Materials her, das mit einem an der Herstellung von Zellverbindungen beteiligten Protein (Ubiquitin)
zusammenhängt.
Diese Resultate sehen sich durch eine dritte Studie[38] bestätigt, die von einem Forscherteam des Miami Institute for Human
Genomics durchgeführt wurde. Letztere stützt die Vermutung, dass die entdeckten Veränderungen im Wesentlichen die in Prozesse
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
11 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
neuronaler Zelladhäsion involvierten Gene betreffen. Dies stimmt mit den Erkenntnissen früherer Arbeiten überein, die eine verringerte
Konnektivität der neuronalen Strukturen bei Autismus nachgewiesen haben. Die für dieses Störungsspektrum charakteristischen
Symptome könnten im Zusammenhang mit einem neuronalen Diskonnektionssyndrom durch eine fehlende strukturelle und funktionelle
Bindung zwischen bestimmten Hirnregionen hervorgerufen werden.
Diese Erkenntnisse werden von Fachleuten als für die Erforschung der Ursachen des Autismus ausgesprochen bedeutsam
eingeschätzt. Zwar gab es bereits vorher Studien, in denen einzelne, möglicherweise an der Entstehung von autistischen Störungen
beteiligte Gene identifiziert wurden. Darin wurden aber stets nur sehr kleine DNA-Segmente untersucht und die Schlussfolgerungen
bezogen sich nur auf sehr wenige Individuen, ohne dass es gelang, die Ergebnisse über die untersuchten Gruppen hinaus in anderen
Populationen zu reproduzieren.[39]
Hirnschädigungen
Verschiedene Studien haben ergeben, dass manche Menschen mit Autismus morphologisch oder funktionell normabweichende
Gehirne haben. Jedoch sind hier die Befunde uneinheitlich und es ist auch nicht klar, ob die Hirnschäden Autismus verursachen, ob der
Autismus zu Hirnveränderungen führt oder ob die Hirnschäden lediglich ein Korrelat des Ereignisses sind, durch das der Autismus
verursacht wurde. Festgestellt wurden insbesondere eine Funktionsstörung der linken Gehirnhälfte, abnorme Veränderungen des
Stammhirns in Kombination mit Aufmerksamkeitsdefizit sowie Störungen in der sensorischen Reizverarbeitung. Jedoch besteht in
diesem Bereich noch weiterer Forschungsbedarf.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Spiegelneuronen bei Menschen mit Autismus nicht hinreichend funktionstüchtig sind.[40]
Andererseits gibt es Studien, die kognitive Stärken autistischer Menschen belegen und die daher die Frage aufwerfen, ob mehr von
einer unterschiedlichen anstatt einer defekten Wahrnehmung zu sprechen sei. So hätten Autisten nicht etwa eine niedrigere, sondern
stattdessen eine andere Intelligenz als nicht als autistisch diagnostizierte Menschen[41] und zeigten eine Reihe von kognitiven Stärken
gegenüber nichtautistischen Personen.[42]
Biochemische Besonderheiten
Bei Untersuchungen von Menschen mit Autismus wurden Besonderheiten im biochemischen Bereich festgestellt. Teilweise weisen sie
einen erhöhten Dopamin-, Adrenalin-, Noradrenalin- und Serotoninspiegel auf. Jedoch sind die Befunde in diesem Bereich uneinheitlich
und lassen keine allgemeingültigen Schlüsse zu. Es gibt Berichte, nach denen eine kasein- und glutenfreie Diät, auch bekannt als GfcfErnährung, zu einer Besserung der Symptome beigetragen habe.
Verschiedene internationale Wissenschaftler, darunter Dr. Emma Allen-Vercoe (University of Guelph, Kanada), Sydney M. Finegold
(University of California, USA), Derrick MacFabe (University of Western Ontario, Kanada) und Prof. Tore Mildtveit (Karolinska-Institut,
Schweden) beobachten Zusammenhänge zwischen Besonderheiten der Darmflora und dem Auftreten von Autismus.[43][44][45] Die
Beobachtungen decken sich mit der Erfahrung, dass Autisten weit häufiger als andere Menschen an Verdauungsbeschwerden
leiden.[46]
Gefühlsblindheit (Mindblindness Theory)
Leo Kanner nahm an, dass Kinder mit Autismus Defizite im affektiven Kontakt aufweisen, dass also ihre Fähigkeit, anhand der
Körpersprache anderer Menschen deren Gefühle zu erkennen, eingeschränkt ist. Dies wird auf kognitive Defizite (Gefühlsblindheit, engl.
mindblindness) zurückgeführt. Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten zu verstehen, dass Menschen unterschiedliche
Empfindungen haben. Außerdem wurde festgestellt, dass Autisten (im Gegensatz zu neurologisch typischen Menschen) Objekte und
Menschen in derselben Gehirnregion wahrnehmen.
Empathising-Systemising Theory
Der britische Autismusforscher Simon Baron-Cohen vermutet, dass Autisten, verursacht durch einen hohen Testosteronspiegel im
Mutterleib, ein extrem ausgeprägtes männliches Gehirn haben. In einer Studie mit 58 schwangeren Frauen zeichneten sich Kinder, die
im Mutterleib einem erhöhten Testosteronspiegel ausgesetzt waren, gegenüber normalen Kindern durch einen kleineren, aber qualitativ
höheren Wortschatz und selteneren Blickkontakt aus. Im Alter von vier Jahren waren diese Kinder sozial weniger entwickelt.
Daraufhin entwickelte Baron-Cohen die Empathising-Systemising Theory (E-S), die besagt, dass sich das Gehirn von Kindern, die im
Mutterleib einem erhöhten Testosteronspiegel ausgesetzt sind, in Richtung einer verbesserten Fähigkeit, Muster zu sehen und Systeme
zu analysieren entwickle, dafür jedoch Defizite aufweist, wenn es um die Empathie-Fähigkeit gehe.
Diese Theorie wird auch Extreme Male Brain Theory genannt, da diese einseitigen Fähigkeiten üblicherweise männlichen Gehirnen
zugeschrieben werden. Baron-Cohen argumentiert, Autismus sei mit mathematischem Talent verbunden.[47]
Underconnectivity Theory
Die Underconnectivity Theory sieht die Ursache von Autismus in einem Mangel in der Koordination unter den verschiedenen
Gehirnbereichen. In fMRI-Aufnahmen wurde festgestellt, dass bei Autisten Verbindungen zwischen Gehirnregionen fehlen. Diese
Theorie erklärt, warum bei Autisten die Intelligenz ungleichmäßig ausgeprägt ist.
Monotropismus-Hypothese
Die Monotropismus-Hypothese beschreibt den Aufmerksamkeitstunnel als die zentrale Ursache der kognitiven Stärken und Schwächen
autistischer Menschen. Die Autoren argumentieren, dass das 3. Diagnosekriterium für Autismus (repetitive Bewegungen, enge
Bandbreite von Interessen) im DSM-IV und ICD-10 die Kernsymptomatik des Autismus darstellen würde, und Schwierigkeiten in der
Kommunikation (1. und 2. Diagnosekriterium) als Folge des 3. Diagnosekriteriums erklärt werden können.
Demnach können autistische Menschen sich tendenziell stark auf ein Interesse oder einen Reiz konzentrieren, sind aber tendenziell
schlecht im Multitasking (gleichzeitiges Erledigen verschiedener Aufgaben), wie es für das Verständnis sich potenziell schnell
ändernder sozialer Situation erforderlich ist. Aufmerksamkeitstunnel seien der Grund, warum Menschen nicht aus Erfahrungen lernen
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
12 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
und generalisieren könnten, aber auch dafür, dass sie etwas so intensiv betrachten könnten, dass sie nicht hörten, wenn man sie
anspreche. Diese Hypothese von Dinah Murray, Mike Lesser und Wendy Lawson wurde im Mai 2005 von der britischen AutismusOrganisation National Autistic Society in dem Journal Autism veröffentlicht.[48] Wendy Lawson schreibt in ihren Büchern über
„Monotropismus“, Donna Williams über „mono-track“ und „mono-processing“ (die Nutzung von nur einem Sinneskanal gleichzeitig).
Diese Hypothese wurde von Menschen im Autismusspektrum entwickelt. Die Monotropismus-Hypothese ist ein nicht-medizinisches
Modell und betrachtet mit Autismus diagnostizierte Menschen als Extreme normaler biologischer Vielfalt.
Schäden durch falsche Impfung/Impfstoffe
Es taucht immer wieder das Gerücht auf, Autismus könne durch Impfungen etwa gegen Mumps, Masern oder Röteln verursacht werden,
wobei eine im Impfstoff enthaltene organische Quecksilberverbindung, das Konservierungsmittel Thiomersal (engl.: Thimerosal), als
auslösende Substanz verdächtigt wird. Derlei Berichte entbehren jedoch „jeglicher wissenschaftlicher Grundlage, so unterscheidet sich
die Häufigkeit von Autismus nicht bei geimpften und ungeimpften Kindern.“ (Lit.: Poustka 2004, S. 60). Durch verschiedene Studien
ist der Zusammenhang zwischen Thiomersal enthaltenden Impfstoffen und Autismus mittlerweile widerlegt.[49][50][51][52][53][54]
Ungeachtet dessen ist heute in der Regel in Impfstoffen kein Thiomersal mehr enthalten.[55] Eine Abnahme der Anzahl der
Neuerkrankungen war erwartungsgemäß in Folge nicht zu beobachten – eine weitere Schwächung der „Autismus-durchImpfung“-Hypothese.[56]
Die Annahmen, dass Autismus eine Folge von Impfschäden sein soll, ging auf eine Veröffentlichung von Andrew Wakefield in der
Fachzeitschrift The Lancet 1998 zurück.[57] 2004 wurde bekannt, dass Wakefield vor der Veröffentlichung von Anwälten, die Eltern
Autismus-betroffener Kinder vertraten, 55.000 £ an Drittmitteln erhalten hatte.[58] Diese suchten Verbindungen zwischen Autismus und
der Impfung, um Hersteller des Impfstoffes zu verklagen. Die Gelder waren weder den Mitautoren noch der Zeitschrift bekannt gewesen.
Daraufhin traten zehn der dreizehn Autoren des Artikels von diesem zurück.[59] Im Januar 2010 entschied die britische Ärztekammer
(General Medical Council), dass Wakefield „unethische Forschungsmethoden“ angewandt hatte und seine Ergebnisse in „unehrlicher“
und „unverantwortlicher“ Weise präsentiert wurden. The Lancet zog daraufhin Wakefields Veröffentlichung vollständig zurück.[60] In der
Folge wurde im Mai 2010 auch ein Berufsverbot in Großbritannien gegen ihn ausgesprochen.[61] Er kündigte dagegen Berufung an.
Die amerikanische Food and Drug Administration hat im September 2006 einen Zusammenhang zwischen Autismus und Impfstoffen
als unbegründet abgewiesen.[62]
Eine ähnliche Hypothese bringt das Schwermetall Quecksilber in Zusammenhang mit Autismus.[63] In Untersuchungen an autistischen
Kindern fanden sich im Vergleich zu gesunden Kindern enzymatisch bedingt geringere Fähigkeiten, Schadstoffe auszuscheiden.[64]
Kinder mit diesen Enzymanomalien sind anfälliger gegenüber geringen Konzentrationen an Quecksilber. Mediziner des
Universitätsklinikums Freiburg sehen in Zahnamalgam, das Mütter autistischer Kinder während der Schwangerschaft trugen, daher
einen möglichen Risikofaktor.[65]
Auties und Aspies
Die Ausprägungen von Autismus umfassen ein breites Spektrum. Verständlich ist, dass sich manche Menschen mit
einer starken Ausprägung des Autismus eine Heilung wünschen (nicht alle von ihnen tun dies). Viele Erwachsene mit
leichter Ausprägung des Autismus haben gelernt, mit ihren autistischen Eigenarten zurechtzukommen. Sie wünschen
sich vielfach keine Heilung ihres Autismus, sondern die Akzeptanz durch ihre Mitmenschen. Auch sehen sie Autismus
nicht als etwas von ihnen Getrenntes, sondern als integralen Bestandteil ihrer Persönlichkeit.
Die australische Künstlerin und Kanner-Autistin Donna Williams hat in diesem Zusammenhang den Begriff Auties
eingeführt, der sich entweder speziell auf Menschen mit Kanner-Autismus oder allgemein auf alle Menschen mit einer
Autismus-Spektrum-Störung bezieht. Von der US-amerikanischen Erziehungswissenschaftlerin und Asperger-Autistin
Liane Holliday Willey stammt die Bezeichnung Aspies für Menschen mit Asperger-Syndrom. Die Psychologen Tony
Attwood und Carol Gray richten in ihrem Essay Die Entdeckung von „Aspie“[3] den Blick auf positive Eigenschaften
von Menschen mit Asperger-Syndrom. Die Begriffe Auties und Aspies wurden von vielen Selbsthilfeorganisationen
von Menschen im Autismusspektrum übernommen.
Um dem Wunsch vieler Autisten nach Akzeptanz durch ihre Mitmenschen Ausdruck zu verleihen, feiern einige seit
2005 jährlich am 18. Juni den Autistic Pride Day.
Autismusforschung
Autismusschleife
der „autism
pride
movement“
(nur von
einem Teil der
Autisten
goutiert)
Einige Wissenschaftler kritisieren, dass in der Autismusforschung positive Forschungsergebnisse über Autismus oft ignoriert werden.
So erforscht die Autistin Michelle Dawson die Natur autistischer Intelligenz.[66]
Eine verblüffende Stärke von Menschen mit einer Krankheit aus dem Autismus-Formenkreis (engl.: autism spectrum condition, ASC)
ist, dass sie über eine deutlich bessere Sehschärfe verfügen als Personen ohne ASC. So sehen Autisten nach einer neueren
Untersuchung im Durchschnitt rund 2,8 Mal so scharf wie der Durchschnittsbürger, das heißt ihre Sehschärfe ist mit der eines
Greifvogels vergleichbar.[67][68] Die Ursachen, die diesem Phänomen zugrunde liegen, sind derzeit nicht geklärt.
Morton Gernsbacher (Mutter eines autistischen Kindes und Präsidentin der amerikanischen Psychologischen Vereinigung) schreibt
regelmäßig über voreingenommene negative Autismusforschung und setzt sich für das Autism Acceptance Project ein.[69][70]
Dinah Murray hat auf der Autism2006 AWARES Conference einen Artikel über die problematische Definition von Autismus als
Dysfunktion geschrieben. Sie geht dabei auf deren Ursachen ein und macht auf positive Forschungsergebnisse zum Autismus
aufmerksam.[71]
Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Freien Universität Berlin arbeitet seit einigen
Jahren in einem bundesweit einmaligen Projekt gemeinsam mit Menschen mit Autismus und Asperger Syndrom in der Autismushttp://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
13 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Forschungs-Kooperation (AFK) an der Erforschung des Autismus, wobei die Entscheidung über die Relevanz der jeweiligen
Fragestellung aus der Perspektive der autistischen Menschen getroffen wird, die aktiv in die Planung, Durchführung und Auswertung von
Forschungsprojekten beteiligt sind. Durch das Publizieren der Resultate werden Erkenntnisse über das Autismusspektrum der breiten
Öffentlichkeit bzw. spezifischen Adressaten (wie Lehrern, Mitarbeitern der Arbeitsagenturen) zugänglich gemacht, Stigmatisierung
begegnet.
Aktuelle Ergebnisse der internationalen Autismusforschung werden auf der seit 2007 jährlich stattfindenden Wissenschaftlichen
Tagung Autismus-Spektrum (WTAS) vorgestellt. Diese Tagung ist mit Gründung der Wissenschaftlichen Gesellschaft AutismusSpektrum (WGAS) 2008 auch deren wesentliches Organ.
Enhanced Perceptual Functioning (EPF)
Das EPF-Framework ist ein Modell, mit dem kognitive Unterschiede zwischen mehr und weniger autistisch genannten Personen
erforscht werden. EPF begründet die unterschiedliche soziale und nicht-soziale Wahrnehmung autistischer Menschen mit einer
überfunktionierenden Wahrnehmung und untersucht Prinzipien autistischer Wahrnehmung.[72][73]
Die acht Prinzipien autistischer Wahrnehmung nach dem EPF Framework:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
lokal orientierte visuelle Wahrnehmung
lokal orientierte auditive Wahrnehmung
erweiterte niedrigschwellige Diskrimination
Nutzung eines stärker hinteren Netzwerkes für komplexe visuelle Aufgaben
erweiterte Wahrnehmung statischer Stimuli ersten Grades
verminderte Wahrnehmung komplexer Bewegungen
Autonomie niedrigschwelliger Informationsverarbeitung zu Operationen höherer Ordnung
Differenzierte Beziehung zwischen Wahrnehmung und allgemeiner Intelligenz
Evolutionsbiologische Autismusmodelle
Es gibt eine Reihe von Forschungsrichtungen in der Evolutionsbiologie. Zum Beispiel argumentieren Kanazawa und Vandermassen,
dass Baron-Cohens „extreme male brain“ eine vererbbare Persönlichkeitsform sei.[74] Die „monotropism-hypothesis“ postuliert, dass
menschliche Variabilität für die Evolution essentiell ist und etwas Wünschenswertes darstellt.[75] Badcock und Bernard wiederum haben
ihre Theorie der „imprinted brain hypothesis“ veröffentlicht, die einen als problematisch betrachteten Verlauf der Gen-Expression als
Ursache für den Verlauf von Autismus beschreibt.[76]
Rechtssituation
Deutschland
Barrierefreiheit
Autisten haben das Recht auf barrierefreie fernschriftliche Kommunikation. Das kann beispielsweise einer Entscheidung des
Bundessozialgerichts vom 14. November 2013 entnommen werden, die von der Enthinderungsselbsthilfe von Autisten für Autisten
erstritten wurde.[77]
Bis 2010
Autisten galten bislang als Schwerbehinderte mit einem GdB (Grad der Behinderung) zwischen 50 und 100. Nach den Anhaltspunkten
für die ärztliche Gutachtertätigkeit (AHG) im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertenrecht Teil 2 SGB IX wurde
bei autistischen Kindern bis zum 16. Lebensjahr Hilflosigkeit angenommen, ggf. auch darüber hinaus.[78]
Seit 2010
Mit Geltung ab 23. Dezember 2010:[79][80]
1) Grad der Behinderung: „Eine Behinderung liegt erst ab Beginn der Teilhabebeeinträchtigung vor. Eine pauschale Festsetzung des
GdS [Grad der Schädigungsfolgen] nach einem bestimmten Lebensalter ist nicht möglich.
Tief greifende Entwicklungsstörungen (insbesondere frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus, Asperger-Syndrom)
ohne soziale Anpassungsschwierigkeiten beträgt der GdS 10–20,
mit leichten sozialen Anpassungsschwierigkeiten beträgt der GdS 30–40,
mit mittleren sozialen Anpassungsschwierigkeiten beträgt der GdS 50–70,
mit schweren sozialen Anpassungsschwierigkeiten beträgt der GdS 80–100.
Die Kriterien der Definitionen der ICD-10 German Modification (GM) Version 2010 müssen erfüllt sein. Soziale
Anpassungsschwierigkeiten liegen insbesondere vor, wenn die Integrationsfähigkeit in Lebensbereiche (wie zum Beispiel RegelKindergarten, Regel-Schule, allgemeiner Arbeitsmarkt, öffentliches Leben, häusliches Leben) nicht ohne besondere Förderung oder
Unterstützung (zum Beispiel durch Eingliederungshilfe) gegeben ist oder wenn die Betroffenen einer über das dem jeweiligen Alter
entsprechende Maß hinausgehenden Beaufsichtigung bedürfen. Mittlere soziale Anpassungsschwierigkeiten liegen insbesondere vor,
wenn die Integration in Lebensbereiche nicht ohne umfassende Unterstützung (zum Beispiel einen Integrationshelfer als
Eingliederungshilfe) möglich ist. Schwere soziale Anpassungsschwierigkeiten liegen insbesondere vor, wenn die Integration in
Lebensbereiche auch mit umfassender Unterstützung nicht möglich ist.“
2) Hilflosigkeit: „Bei tief greifenden Entwicklungsstörungen, die für sich allein einen GdS von mindestens 50 bedingen, und bei anderen
gleich schweren, im Kindesalter beginnenden Verhaltens- und emotionalen Störungen mit lang andauernden erheblichen
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
14 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Einordnungsschwierigkeiten ist regelhaft Hilflosigkeit bis zum 18. Lebensjahr anzunehmen.“
Film und TV
Dokumentationen
Pascale Gmür, Otmar Schmid: Meine Denksprache. Menschen, die nicht reden können, finden Worte. Dokumentarfilm zur
gestützten Kommunikation. 2005. 57 Minuten. www.fc-zentrum.ch
Chiara Sambucchi: Meine Welt hat tausend Rätsel. Leben und Denken hochbegabter Autisten. 2007. Begleitinformationen
(http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,1020910_idDispatch:5345135,00.html)
Wolfram Seeger: Der seltsame Sohn. Im Haus der Autisten. 2009. Dokumentation über das „Haus Bucken“, ein privat
organisiertes Heim, in dem 13 erwachsene Autisten leben. PDF zur Sendung (http://www.exit-seeger.de/der-seltsamesohn/Ankuendigung_Der-seltsame-Sohn.pdf)
Expedition ins Gehirn; (DVD, deutsch/englisch, ca. 156 Minuten) 3-teilige Wissenschafts-Dokumentation über Savants und
Autisten mit Savant-Fähigkeiten; Beschreibung (http://www.radiobremen.de/tv/dokumentationen/expedition_gehirn/index.html).
ARTE und Radio Bremen. TR-Verlagsunion, 2006, ISBN 3-8058-3772-0
WDR Quarks&Co: „Autismus – wenn Denken einsam macht“; Sendetermin: 25. April 2006, 21:00 Uhr; Begleitinformationen
(http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2006/0425/000_autismus.jsp); Flash-Video
(http://www.wdr.de/themen/global/webmedia/webtv/getwebtv.phtml?ref=70005); PDF
(http://www.wdr.de/tv/quarks/global/pdf/Q_Autismus.pdf); Selbsttest
(http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2006/0425/002_autismus.jsp)
WDR Quarks&Co: „Was ist anders bei Nicole? Begegnung mit einer Autistin“; Sendetermine: 4. und 8. November 2008;
Begleitinformationen (http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2008/1104/000_autismus2.jsp); Download als Podcast
(http://medien.wdr.de/download/1225828800/quarks/wdr_fernsehen_quarks_und_co_20081104.mp4) (MP4; 105 MB); FlashVideo (http://www.wdr.de/themen/global/webmedia/webtv/getwebtv.phtml?ref=70048); PDF zur Sendung
(http://www.wdr.de/tv/quarks/global/pdf/Q_Autismus2.pdf)
Sendung: „Was ist Autismus?“ (http://www.planet-schule.de/sf/php/02_sen01.php?sendung=8065) (inkl. DownloadMöglichkeit (http://mediaserver.planet-schule.de/data/schulfernsehen/streams/video/misc/was_ist_autismus.mp4); MP4;
358 MB) bei Planet Schule (http://www.planet-schule.de/) (leicht modifizierte Version der Nicole S.-Sendung)
mehrteilige RTL Nord (http://www.rtlregional.de/)-Serie zum Thema „Autismus“ (http://www.rtl-regional.de/videos.php?
tag=Autismus), Sendetermine: 2009, 2010, 18.-22. Juli 2011
The Boy With The Incredible Brain, Reportage über Daniel Tammet, online verfügbar (http://www.youtube.com/watch?
v=PHGIUc9uS-w)
Video ZDF sonntags: „Wenn Veränderung verängstigt“ vom 29. April 2012
(http://www.zdf.de/ZDFmediathek/#/beitrag/video/1629292) in der ZDFmediathek, abgerufen am 25. Januar 2014
Arte Dokumentation “Hilfe bei Autismus: Die Rolle der Bakterien“, Kanada 2012 (http://www.youtube.com/watch?
v=6NCGBA9V_VE), Erstausstrahlungstermin: 14. Juni 2012
Kinofilme
Im Folgenden eine Liste von Filmen, die Autismus als zentrales Thema behandeln.
Das Mercury Puzzle (Miko Hughes als Simon Lynch)
Das Kartenhaus (Asha Menina als Sally)
Rain Man (Dustin Hoffman als Raymond Babbitt)
Niemand hört den Schrei (Bradley Pierce als Michael)
Snow Cake (Sigourney Weaver als Linda)
Les Diables – Kleine Teufel (Adele Haenel als Cloe)
Ben X (Greg Timmermans als Ben)
Ihr Name ist Sabine (Sabine Bonnaire als Sabine)
Dark Floors (Skye Bennett als Sarah)
Adam – Eine Geschichte über zwei Fremde. Einer etwas merkwürdiger als der Andere. (Hugh Dancy als Adam)
Temple Grandin – Du gehst nicht allein (Claire Danes als Temple Grandin)
My Name Is Khan (Shahrukh Khan als Rizvan Khan)
Mary & Max (animierter Film)
Der kalte Himmel
Der Pferdejunge (Originaltitel: The Horse Boy)
Killer Diller (2004)
Mein Freund auf vier Pfoten (2006)
Miracle Run (2004)
Mit dem Licht (Originaltitel: Hikari to Tomo ni, umfasst 11 Episoden und ist die J-Dorama Umsetzung zu dem Manga von Keiko
Tobe – With the Light _ Raising an Autistic Child.)
Oceans Heaven (Drama mit Jet Li)
Der Knabe, der fliegen konnte (1986)
Zu viel Liebe – Davids Mutter (1994)
Clay Marzo – Just add Water (Ein Film über einen autistischen Surfer)
Mozart und der Wal (Originaltitel: Mozart and the Whale)
Im Weltraum gibt es keine Gefühle (2011)
Hörfunk
Thomas Gaevert: „Ich kriegte es nicht raus.“ – Berichte aus der Welt der Autisten, Produktion Südwestrundfunk 2005,
Erstsendung: 21. September 2005, SWR 2
Thomas Gaevert: Sabines neue Welt – Eine 38-jährige Autistin verlässt ihr Elternhaus, Produktion Südwestrundfunk 2009,
Erstsendung: 4. November 2009, SWR 2
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
15 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Literatur
Internationale Autismus-spezifische Datenbanken
Autism Data (http://www.nas.org.uk/autismdata/) Datenbank der National Autistic Society (http://www.nas.org.uk/) beinhaltet
Einträge von über 17.000 veröffentlichten Artikeln, Büchern, Videos und andere Materialien über Autismus
AWARES Library (http://www.awares.org/pkgs/online_library/library.asp) Sammlung von Artikeln und Präsentationen von Autismus
Wales
Autism journals (http://www.neurodiversity.com/journals) Liste internationaler wissenschaftlicher Journale über Autismus
Library of the History of Autism Research, Behaviorism & Psychiatry (http://www.neurodiversity.com/library_index.html) Sammlung
von historischen Artikeln der Autismusforschung
AWARES Conference Centre Artikel, die auch auf der AWARES Autism2005 und Autism2006 internationalen online
Internetkonferenz veröffentlicht wurden (http://www.awares.org/conferences/)
Fachliches
Sebastian Dern und Nicole Schuster: Unterschätzte Außenseiter. In: Gehirn und Geist 7-8/2007, 50-54.
Uta Frith: Autismus. Ein kognitionspsychologisches Puzzle. Spektrum, Heidelberg u. a. 1992, ISBN 3-86025-058-2.
Eric Fombonne u. a.: „Pervasive Developmental Disorders in Montreal, Quebec, Canada: Prevalence and Links With
Immunizations“. In: Pediatrics. 118. Jg., Nr. 1, S. e139-e150 (Widerlegung eines Impfschadens, online verfügbar
(http://pediatrics.aappublications.org/cgi/content/full/118/1/e139)).
Christine M. Freitag: „Genetik autistischer Störungen“. In: Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. 36.
Jg., Nr. 1, 2008, S. 7–15. doi:10.1024/1422-4917.36.1.7 (http://dx.doi.org/10.1024%2F1422-4917.36.1.7). PMID 18476599.
Leo Kanner: „Autistic Disturbances of Affective Contact“. In: The Nervous Child, Vol. 2, 1943, S. 217–250 (online verfügbar
(http://www.neurodiversity.com/library_kanner_1943.html)).
Joan Matthews und James Williams: Ich bin besonders! Autismus und Asperger. Das Selbsthilfebuch für Kinder und ihre Eltern.
Trias, Stuttgart 2001, ISBN 3-89373-668-9.
Dinah Murray: „Kultur und Ignoranz (http://autismus-kultur.de/autismus/autistic-pride/kultur-und-ignoranz.html)“. Online-Artikel bei
Autismus-Kultur. 24. Oktober 2006.
Fritz Poustka u. a.: Ratgeber autistische Störungen. Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher. Hogrefe,
Göttingen u. a. 2004, ISBN 3-8017-1633-3.
Fritz Poustka u. a.: Autistische Störungen. Hogrefe, Göttingen u. a. 2004, ISBN 3-8017-1632-5. In: Leitfaden Kinder- und
Jugendpsychotherapie, Bd. 5.
Helmut Remschmidt: Autismus. Erscheinungsformen, Ursachen, Hilfen. 2., aktualisierte Auflage Beck, München 2002, ISBN 3406-44747-3.
Brita Schirmer: Autismus in Berlin. Ein Handbuch und Ratgeber. Weidler, Berlin 2002, ISBN 3-89693-201-2 (= Reihe: Autismus,
Bd. 5).
Brita Schirmer: Elternleitfaden Autismus. Wie Ihr Kind die Welt erlebt. Mit gezielten Therapien wirksam fördern. Schwierige
Alltagssituationen meistern. Trias, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8304-3331-6.
Kristin Snippe: Autismus. Wege in die Sprache. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein 2013, ISBN 978-3-8248-0999-8.
Siegfried Walter: Autismus. Erscheinungsbild, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Persen, Horneburg 2001, ISBN 389358-809-4.
Michaela Weiß: Autismus. Therapien im Vergleich. Ein Handbuch für Therapeuten und Eltern. Edition Marhold, Berlin 2002,
ISBN 3-89166-997-6.
Ingrid Wickelgren: Autistic Brains Out of Synch? In: Science, Bd. 308, 24. Juni 2005, ISSN 0036-8075, S. 1856–1858 (Übersicht
über den Stand der neurologischen Forschung).
David Kirby: Evidence Of Harm, Mercury in Vaccines And The Autism Epidemic: A Medical Controversy. St. Martin’s Press,
New York 2005, ISBN 0-312-32644-0.
Peter Vermeulen: Über autistisches Denken (http://www.konzeptbildung.net/petervermeulen.htm), Bosch/Suykerbuyk (Hrsg),
2009, ISBN 978-90-79122-03-5.
Maureen Aarons, Tessa Gittens: Das Handbuch des Autismus. Ein Ratgeber für Eltern und Fachleute. Beltz Taschenbuch,
1994, ISBN 3-407-22815-5.
Weblinks
Wiktionary: Autismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Autie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Autismus Deutschland e. V. – Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus (http://www.autismus.de/)
Aspies e. V. - Menschen im Autismus-Spektrum (http://www.aspies.de/)
Autismus-Kultur - Netzwerk von Personen, die sich wissenschaftlich und politisch mit Autismus (einschließlich Asperger-Syndrom)
befassen (http://autismus-kultur.de/)
ÖAH – Dachverband Österreichische Autistenhilfe (http://www.autistenhilfe.at/)
Dokumentationskatalog von „Autismus Schweiz“ (http://autism.bibliomaker.ch/German/Main.htm)
Michael Cundall: Autism (http://www.iep.utm.edu/autism) in der Internet Encyclopedia of Philosophy
Einzelnachweise
1. Tony Attwood: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom. Alle Fragen – alle Antworten. TRIAS, Stuttgart 2008, ISBN 978-38304-3392-7.
2. Library of Parliament (Canada), Final Report on: The Enquiry on the Funding for the Treatment of Autism (2007): A. Definition of
Autism (http://www.parl.gc.ca/39/1/parlbus/commbus/senate/com-e/soci-e/rep-e/repfinmar07-e.htm#_Toc162403096)
3. Carol Gray und Tony Attwood: Die Entdeckung von „Aspie“, 1999. (http://www.aspiana.de/neben/Aspie.pdf) (PDF; 29 kB)
4. Sigmund Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse. GW XIII, S. 73f
5. Uta Frith: Autismus. Ein kognitionspsychologisches Puzzle. Spektrum, Heidelberg u. a. 1992. ISBN 3-86025-058-2; S. 49–51
6. Autism Abstract (http://aut.sagepub.com/cgi/content/short/4/1/11)
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
16 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
7. Archived Papers – Comparison and Differentiation of Aspergers Syndrome with other Disorders von Tony Attwood
(http://replay.web.archive.org/20080719014102/http://tonyattwood.com.au/comparison.html) (Version vom 19. Juli 2008 im
Internet Archive) Archiv-Version
8. Asperger’s Syndrome and High Functioning Autism: Shared Deficits or Different Disorders? von C. Gillberg (PDF)
(http://www.tonyattwood.com.au/pdfs/shared_deficits.pdf)
9. Rogers K. et al., Who Cares? Revisiting Empathy in Asperger Syndrome., Journal of Autism Dev Disord. 2006 Aug 12, PMID
16906462
10. Gernsbacher et al., Autism and Deficits in Attachment Behavior, Science 25 February 2005: 1201–1203, PMID 15731426
11. B. Pehlivanturk et al., Attachment in autistic children, Turk Psikiyatri Derg. 2004 Spring;15(1):56–63, PMID 15095116
12. behindertenecke.de: Autismus (http://replay.web.archive.org/20111121004408/http://www.behindertenecke.de/index.php?
menuid=48) (Version vom 21. November 2011 im Internet Archive)
13. Yoga for Children with Autism Spectrum Disorders (http://www.jkp.com/catalogue/book.php/isbn/9781843108177)
14. Reinhard Krüger: homo significans: Der Mensch als Zeichenerzeuger. Förderung kommunikativer Kompetenz und die
neurobiologischen Grundlagen des Lernens bei Menschen mit ASS. In: unterstützte kommunikation & forschung 1:
Hirnforschung und Autismusspektrumsstörung. Von Loeper, Karlsruhe 2011, S. 4–20.
15. http://www.vonloeper.de/uk/
16. http://www.dr-brita-schirmer.de/pdf/Hirnforschung_Dahmshoehe_2011_komplett.pdf
17. Brita Schirmer: Das Kommunizieren lernen. Besonderheiten im Kommunikationsverhalten von Menschen mit AutismusSpektrum-Störung und therapeutische Konsequenzen. In: unterstützte kommunikation & forschung 1: Hirnforschung und
Autismusspektrumsstörung. Von Loeper, Karlsruhe 2011, S. 21–25.
18. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,711302,00.html
19. http://auticare.de/infos/2013-10-04-19-17-48/alltag/12-aus-dem-alltag/250-aenderung-der-diagnosekriterien-fuer-autismus-im-icd11-was-bedeutet-das-fuer-uns-autisten.html
20. Das Asperger-Syndrom im Erwachsenenalter, Deutsches Ärzteblatt 2009 (http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?
id=63173:)
21. Remschmidt H, Autismus, Beck 2008 (http://books.google.com/books?
id=v6e0RPKU6doC&pg=PA56&lpg=PA56&dq=Gillberg+anorexia+asperger&source=bl&ots=COylQ8FqYe&sig=d_YJkhEFKF2RZw05T9tLdrLSb8&hl=de&ei=_nQhSpHvEcLBsAaRzLjRBw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4:)
22. psychosoziale-gesundheit.net: Schizoide Persönlichkeitsstörung (http://www.psychosozialegesundheit.net/psychiatrie/schizoid.html)
23. Lancet 2006; 368, S. 210–215, aerzteblatt.de (http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=24931)
24. Prevalence of Autism Spectrum Disorders --- Autism and Developmental Disabilities Monitoring Network, United States, 2006,
CDC (http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/ss5810a1.htm)
25. Autismus. Einstieg ins Leben (http://stern.de/wissenschaft/mensch/570808.html), stern.de, 24. September 2006
26. Perfekte Fehlersucher (http://www.deutschlandradiokultur.de/perfekte-fehlersucher.1162.de.html?dram:article_id=267168),
Deutschlandradio Kultur, 30. Oktober 2013
27. Dinah Murray u. a.: Coming Out Asperger. Diagnosis, Disclosure an Self-Confidence. Jessica Kingsley Publishers, London u.
Philadelphia, 2006, ISBN 1-84310-240-4; S. 32–52
28. HTA-Bericht zu Autismus bei Kindern: Frühinterventionen können helfen
(http://www.dimdi.de/static/de/dimdi/presse/pm/news_0211.htm_319159482.htm). Deutsches Institut für Medizinische
Dokumentation und Information. 13. August 2009. Abgerufen am 23. November 2012.
29. Evaluation of Early Intervention (http://www.awares.org/pkgs_files/librarydoc_633.ppt) (MS PowerPoint; 2,2 MB)
30. NAS EarlyBird (http://www.autism.org.uk/earlybird)
31. I. .. Gordon, B. C. Vander Wyk, R. H. Bennett, C. .. Cordeaux, M. V. Lucas, J. A. Eilbott, O. .. Zagoory-Sharon, J. F. Leckman, R. ..
Feldman, K. A. Pelphrey: Oxytocin enhances brain function in children with autism. In: Proceedings of the National Academy of
Sciences. , S. , doi:10.1073/pnas.1312857110 (http://dx.doi.org/10.1073%2Fpnas.1312857110).
32. Umfassender wissenschaftsjournalistischer Bericht über zwei eigene autistische Kinder mit Hund 9/2008
(http://replay.web.archive.org/20091024052131/http://www.salzburger-fenster.at/crubrik/buchtipps/3008/ein-freund-namenshenry_10055.html) (Version vom 24. Oktober 2009 im Internet Archive)
33. Georg Feuser über die Festhaltetherapie (http://bidok.uibk.ac.at/library/feuser-festhalten.html)
34. Archives of General Psychiatry 2006; 63: 1026–1032, aerzteblatt.de (http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=25531)
35. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,621759,00.html
36. http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/pdf/nature07999.pdf Wang et al. (2009): Common genetic variants on 5p14.1
associate with autism spectrum disorders. In: Nature, 459, 528–533.
37. Glessner et al. (2009): Autism genome-wide copy number variation reveals ubiquitin and neuronal genes. In: Nature 459, 569–
573.
38. Deqiong et al. (2009): A genome-wide Association Study of Autism Reveals a Common Novel Risk Locus at 5p14. In: Annals of
human Genetics, 73, 3, 263–387.
39. http://info.autismo.org.es/AE/infoAutismo/Boletin_20090903/nuevos_avances.htm Pressemitteilung der spanischen
Autismusgesellschaft AUTISMO ESPAÑA vom 9. September 2009
40. Mirella Dapretto e.a.: Understanding emotions in others: mirror neuron dysfunction in children with autism spectrum disorders.
(http://www.nature.com/neuro/journal/v9/n1/full/nn1611.html) Nature Neuroscience, 4. Dezember 2005, abgerufen am
20. Oktober 2011. doi:10.1038/nn1611 (http://dx.doi.org/10.1038%2Fnn1611)
41. Dawson, M., Mottron, L., Jelenic, P., Soulières, I. (2005, May). Superior performance of autistics on RPM and PPVT relative to
Wechsler scales provides evidence for the nature of autistic intelligence. Poster presented at the International Meeting for Autism
Research, Boston, MA.
42. Mottron L. et al., Enhanced perceptual functioning in autism: an update, and eight principles of autistic perception., J Autism Dev
Disord. 2006 Jan;36(1):27–43
43. Deutsches Ärzteblatt: Die Rolle der Bakterien bei Autismus (http://www.aerzteblatt.de/archiv/126534/TV-Tipp-Die-Rolle-derBakterien-bei-Autismus), abgerufen am 16. Juni 2012
44. ARTE: Dossier Autismus, Darmbakterien (http://www.arte.tv/de/6714470.html), abgerufen am 16. Juni 2012
45. Journal of Child Neurology: Short-Term Benefit From Oral Vancomycin Treatment of Regressive-Onset Autism
(http://jcn.sagepub.com/content/15/7/429.short) (Englisch) ISSN: 1708-8828, abgerufen am 16. Juni 2012
46. Pharmazeutische Zeitung 23/2010: Autismus-Diagnose aus dem Urin (http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?
id=34111), abgerufen am 16. Juni 2012
47. Mathematical talent is linked to autism (http://www.awares.org/conferences/show_paper.asp?
section=000100010001&conferenceCode=000200020005&id=45)
48. Hypothese von Dinah Murray, Mike Lesser und Wendy Lawson (PDF; 125 kB) (http://www.autismandcomputing.org.uk/139.pdf),
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
17 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
die deutsche Übersetzung findet sich hier (http://www.autismusundcomputer.de/diagnosiscriteria.de.html)
49. Verstraeten T et al.: Safety of thimerosal-containing vaccines: a two-phased study of computerized health maintenance
organization databases. Pediatrics. 112(5), 2003, S. 1039–1048 PMID 14595043 (PDF, 120 kB
(http://pediatrics.aappublications.org/cgi/reprint/112/5/1039))
50. Hviid A et al.: Association between thimerosal-containing vaccine and autism. JAMA. 290(13), 2003, S. 1763–1766 PMID
14519711 (PDF, 81 kB (http://jama.ama-assn.org/cgi/reprint/290/13/1763))
51. Miller E: Measles-mumps-rubella vaccine and the development of autism. Semin Pediatr Infect Dis. 14(3), 2003, S. 199–206
PMID 12913832
52. Fombonne E et al.: Pervasive developmental disorders in Montreal, Quebec, Canada: prevalence and links with
immunizations. Pediatrics. 118(1), 2006, S. e139–50 PMID 16818529 (PDF, 584 kB
(http://pediatrics.aappublications.org/cgi/reprint/118/1/e139))
53. Shevell M et Fombonne E: Autism and MMR vaccination or thimerosal exposure: an urban legend?. Can J Neurol Sci. 33(4),
2006, S. 339–40 PMID 17168157
54. DeStefano F: Vaccines and autism: evidence does not support a causal association. Clin Pharmacol Ther. 82(6), 2007, S. 756–
759 PMID 17928818
55. K. Weisser, K. Bauer, P. Volkers und B. Keller-Stanislawski (2004): Thiomersal und Impfungen. In: Bundesgesundheitsblatt –
Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. Bd. 47, S. 1165–1174. doi:10.1007/s00103-004-0943-z
(http://dx.doi.org/10.1007%2Fs00103-004-0943-z) PDF
(http://www.pei.de/cln_049/nn_159868/SharedDocs/Downloads/bgbl/2004/2004-thiomersalimpf,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/2004-thiomersal-impf.pdf)
56. KFombonne E (2008): Thimerosal disappears but autism remains. In: Arch Gen Psychiatry. Bd. 65 (1), S. 15–16 PMIS
18180423
57. Wakefield AJ et al.: Ileal-lymphoid-nodular hyperplasia, non-specific colitis, and pervasive developmental disorder in children.
Lancet. 351(9103), 1998, S. 637–41 PMID 9500320
58. Brian Deer: Revealed: MMR Research Scandal (http://briandeer.com/mmr/lancet-deer-1.htm) The Sunday Times (London)
February 22 2004
59. Murch SH et al.: Retraction of an interpretation. Lancet. 2004;363(9411):750 PMID 15016483
60. Spiegel Online: Das offizielle Ende eines Impf-Skandals (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,675592,00.html),
3. Februar 2010.
61. Britischer Autismus-Arzt erhält Berufsverbot. (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,696472,00.html) Spiegel
online, 24. Mai 2010
62. FDA Decision on Thimerosal. (http://neurodiversity.com/weblog/article/115/) In: neurodiversity weblog. Brief von Dr. Jeffrey
Shuren (FDA) (Zugriff am 22. Juli 2008); PDF (http://www.neurodiversity.com/fda_comed_cp_response-9-26-06.pdf)
63. Mutter, J., Naumann, J., Schneider, R., Walach, H., Haley, B. (2005): „Mercury and autism: Accelerating Evidence?“, In: Neuro
Endocrinol Lett 26/5; Abstract unter: http://www.mdconsult.com/das/citation/body/1494271232/jorg=journal&source=MI&sp=15960198&sid=0/N/15960198/1.html?issn=
64. Holmes, A.S., Blaxill, M.F., Hayley, B. (2003): Reduced levels of mercury in first baby haircuts of autistic children, In: International
Journal of Toxicology 22, S. 277–285; Hu, L.W., Bernard, J., Che (2003): Neutron Activation analysis of Hair samples for the
Identification of Autism, In: Transactions of the American Nuclear Society 89, S. 681–682.
65. Mutter, J., Naumann, J., Schneider, R., Walach, H., Haley, B. (2006): Quecksilber und Autismus: Zunehmende Beweise?, In:
Umwelt-Medizin-Gesellschaft 19/1, S. 77–84; online auf englisch unter: http://www.uniklinikfreiburg.de/iuk/live/forschung/publikationen/MutterAutismNEL.pdf
66. Dawson M. et al: The Level and Nature of Autistic Intelligence
(http://psych.wisc.edu/lang/pdf/Dawson_AutisticIntelligence_PS_2007.pdf), 11.2006, PDF
67. Ashwin, E. et al.: Eagle-eyed visual acuity: an experimental investigation of enhanced perception in autism. In: Biol Psychiatry.
65, Nr. 1, 2009, S. 17-21. PMID 18649873.
68. Paulus, J..: Extremer Scharfblick. In: Bild der Wissenschaft. 11, 2009, S. 29.
69. Basu P.: Experts question prevalent stereotypes about autism (http://www.eurekalert.org/pub_releases/2006-02/uoweqp021606.php), 02.2006
70. The Autism Acceptance Project (http://www.taaproject.com/)
71. Murray D. Kultur und Ignoranz (http://autismus-kultur.de/autismus/autistic-pride/kultur-und-ignoranz.html).
72. Mottron et al, Enhanced Perceptual Functioning in autism: An update, and eight principles of autistic perception, J Autism Dev
Disord. 2006 Jan;36(1):27–43 PMID 16453071
73. Mottron et al, Enhanced Perceptual Functioning in autism: An update, and eight principles of autistic perception, J Autism Dev
Disord. 2006 Jan;36(1):27–43 vollständiger Artikel (http://www.awares.org/conferences/show_paper.asp?
section=000100010001&conferenceCode=000200020007&id=48) (englisch)
74. S. Kanazawa, G. Vandermassen: Engineers have more sons, nurses have more daughters: an evolutionary psychological
extension of Baron-Cohen's extreme male brain theory of autism. In: Journal of theoretical biology. Band 233, Nummer 4, April
2005, S. 589–599, ISSN 0022-5193. doi:10.1016/j.jtbi.2004.11.009 (http://dx.doi.org/10.1016%2Fj.jtbi.2004.11.009). PMID
15748918.
75. Monotropism Hypothesis (http://www.autismandcomputing.org.uk/hypothesis.en.html)
76. C. Badcock, B. Crespi: Imbalanced genomic imprinting in brain development: an evolutionary basis for the aetiology of autism.
In: Journal of evolutionary biology. Band 19, Nummer 4, Juli 2006, S. 1007–1032, ISSN 1010-061X. doi:10.1111/j.14209101.2006.01091.x (http://dx.doi.org/10.1111%2Fj.1420-9101.2006.01091.x). PMID 16780503. (Review).
77. http://autisten.enthinderung.de/BSG_barrierefreie_kommunikation_2013
78. BMAS:Versorgungsmedizinische Grundsätze
(http://www.bmas.de/coremedia/generator/30626/property=pdf/versorgungsmedizinische__grundsaetzen.pdf), Zugriff am 2. Mai
2009, PDF, 986 KB.
79. www.buzer.de: Dritte Verordnung zur Änderung der Versorgungsmedizin-Verordnung (3. VersMedVÄndV) („Autistische
Syndrome“ stehen in Artikel 1, 2. a) ), Zugriff am 18. Januar 2011 (Volltext).
80. Juris: Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV) inkl. GdS-Tabelle (http://www.gesetze-iminternet.de/versmedv/BJNR241200008.html) („Autistische Syndrome“ stehen in der Anlage zu § 2, Teil B, Nr. 3.5), Zugriff am 18.
Januar 2011 (Volltext).
Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Von „http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Autismus&oldid=130890292“
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
18 / 19
Autismus – Wikipedia
20.06.2014
Kategorien: Autismus Behinderungsart Psychische Störung Kinder- und Jugendpsychiatrie
Krankheitsbild in Phoniatrie und Pädaudiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 30. Mai 2014 um 22:39 Uhr geändert.
Abrufstatistik
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; Informationen zum Lizenzstatus
eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können im Regelfall durch Anklicken dieser abgerufen werden.
Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweils zusätzlichen Bedingungen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich mit
den Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie einverstanden.
Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
19 / 19