Zum Inhalt - Hellasfreunde Bern

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Zum Inhalt - Hellasfreunde Bern
Hellasfreunde Bern
Kulturelle Vereinigung der Hellasfreunde, 3000 Bern
Bulletin 2013 - 1 / März 2013
1
Titelbild: Auf Amorgos. Ein Bild zur Krise? Nein - solche Bilder gab‘s schon vorher (Foto Felix Köpfli)
Vereinsadresse:
Kulturelle Vereinigung
der Hellasfreunde
3000 Bern
Kontakt:
Internet: www.hellasfreunde.ch
Mail: [email protected]
Tel. Fred Wyss: +41 (0) 031 931 02 13
2
Das Bulletin wird, zumindest auszugsweise,
auch auf unserer Website als PDF aufgeschaltet – allerdings mit ca. 3 Monaten Verzögerung: Mitglieder sollen Vorrang haben!
Zum Inhalt
Fred Wyss
22. 02. 2013
Inhaltsverzeichnis
Zum Inhalt
Fred Wyss (Präsident Hellasfreunde)
2
Protokoll der Mitgliederversammlung
Erich Frauenfelder (Sekretär Hellasfreunde)
3
Die neuen Gärten Griechenlands
Susan Fisch-Dimitratos, Kefalonia (Hellasfreunde)
7
Schöne Ferien mitten in der Krise?
Christine Müller-Tragin (Hellasfreunde)
10
Griechenland in der Krise neu entdeckt
Thomas Handschin (Hellasfreunde)
12
Ostertage in Herakleion
Erika - Antonia M. von Gunten, Spiegel, Bern
14
Ein Brief aus dem Kloster Gouverneto auf Kreta
Klaus Bötig, www.klaus-boetig.de
15
Die Lebenslust von Alexis Zorbas
Gabi Hess, Asini-Nafplio, www.gabihessreisen.ch
18
Kretische Mythologie - respektlos kurzgefasst
Klaus Bötig, www.kalsu-boetig.de
21
Chora Sfakion Tagebuch 2013
Bettina Kouri, http://sfakiatagebuch.wordpress.com
22
Αθήνα – Σαλονίκη…
Nadja Heimlicher, http://nahei.wordpress.com
24
Auf den Spuren der Argonauten
Nadja Heimlicher, http://nahei.wordpress.com
26
Theaterwahn in Thessaloniki
Maranthi Milona, Thessaloniki, www.tagespiegel.de
28
Thrakien - Griechenlands zweite Gesicht
Claudia Dabringer, Die Presse, 01.06.2003
29
Soufli und die Seide
Dimitrios Pergialis, www.griechische-kultur.eu
30
Im Brunnen der Erinnerung
Manuel Gogos, NZZ, 3. 9. 2012
32
Das Oinokafepantopoleion von Frau Irini
Hiltrud Koch, Griechenlandzeitung, 02.01.2013
34
Ein Fräulein der besonderen Art
Robert Stadler, Griechenlandzeitung, 23. 02.2013
35
Kurzmeldungen aus der Griechenlandzeitung
Griechenlandzeitung
36
Dank an unsere Sponsoren im 2012 / 2013
38
Informationen zur Reise-Saison
38
Interessante Veranstaltungen
40
Zum Inhalt
Erfreulich, immerhin fünf längere Artikel wurden diesmal extra für uns geschrieben.
Wir beginnen mit einem Artikel über die Krise, obwohl wir zu diesem Thema nicht aktiv nach
Artikeln gesucht haben, da ja die Presse ausführlich und aktuell darüber berichtet. Ausnahmen
haben wir auch in der Vergangenheit immer nur gemacht, wenn wir einen Artikel von einem/r
Direktbetroffenen erhielten. So ging es uns auch diesmal. Unser Mitglied Susan Fisch
Dimitratos aus Kefalonia schickte uns kurz vor Redaktionsschluss einen sehr interessanten
Artikel dazu. Sie schildert uns die Krise so, wie sie diese als dort Lebende und Arbeitende
hautnah und täglich erlebt und wie wir es aus der Presse eigentlich nicht erfahren. Ein sehr
lesenswerter Bericht.
Wichtig: Die Krise trifft die (einfachen) Griechen hart, sehr hart! Aber, der normale Tourist
merkt auf den Inseln und auf dem Land eigentlich kaum etwas davon, alles funktioniert,
der Tourist kriegt alles, die Leute sind eher noch gastfreundlicher und die Preise noch tiefer
als früher. Es gibt überhaupt keinen Grund auf den Griechenlandurlaub zu verzichten - ganz im
Gegenteil: Mit einem Griechenlandurlaub hilft man den Griechen am besten - vor allem
dann, wenn man nicht eine internationale All-Inklusive-Anlage bucht, sondern das Geld an Ort
3
und Stelle ausgibt. Warum nicht z.B. bei einem unserer Mitglieder und AutorInnen wohnen?
(siehe Reise-Tipps auf Seite 39.)
Die folgenden Artikel enthalten dann fast nur noch Positives über Griechenland und
sollen Appetit auf Griechenlandferien machen:
-
Christine Müller Tragin schildert ihren, trotz Krise schönen Aufenthalt in Athen
Thomas Handschin erzählt, wie er in der Krise zu Griechenland zurückgefunden hat
Erika von Gunten berichtet über das Osterfest in Heraklion
und Gabi Hess von einer speziellen Wanderreise auf Kreta.
Die zwei letzteren Geschichten, ergänzt mit weiteren „gefundenen“ Artikeln von Klaus Bötig
und Bettina Kouri, bilden den ersten Themenschwerpunkt: Kreta.
Der zweite Themenschwerpunkt betrifft den Nordosten Griechenlands. Im Hinblick auf den
Vortrag vom 6. März über Thessaloniki und den Vortrag vom 24. April zu Thrakien, suchten wir
gezielt nach Artikeln über diese Gegend. Fündig wurden wir vor allem bei uns bereits
bekannten AutorInnen, wie Nadja Heimlicher, Maranthi Milona und Dimitiros Pergialis - dazu
kommen weitere Artikel aus der Presse.
Abgerundet wird das Bulletin durch einige weitere unterhaltsame Geschichten, mit
Pressemeldungen und mit, hoffentlich nützlichen, Hinweisen zur kommenden Reisesaison und
zu Veranstaltungen.
Einen ganz herzlichen Dank an alle AutorInnen die extra für uns etwas geschrieben haben,
ein herzliches Dankeschön aber auch an die Autoren und/oder Verlage die uns den Abdruck
eines bereits publizierten Artikels erlaubt haben.
Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen!
Hinweis: Das nächste Bulletin erscheint Ende September. Redaktionsschluss ist am 9.
September 2013. Artikel nehmen wir sehr gerne bereits vorher, im Prinzip ab sofort, entgegen.
Protokoll der Mitgliederversammlung vom 25.1. 2013
Erich Frauenfelder
31. 1. 2013
1. Begrüssung und Eröffnung
Der Präsident Fred Wyss eröffnet die Versammlung um 19.05 Uhr
Eingeladen wurden alle 194 Mitglieder. Anwesend sind 57, entschuldigt haben sich 47.
Gute 54% haben auf die Einladung reagiert.
2. Wahl der Stimmenzähler
Gewählt werden: Andreas von Waldkirch und Max Lehmann.
3. Protokoll der Mitgliederversammlung 2012
Das Protokoll wurde im Bulletin 2012 -1 im März 2012 publiziert. Das Verlesen des
Protokolls wird nicht verlangt. Es wird mit Applaus genehmigt.
4. Jahresbericht des Präsidenten
 Vereinsführung
Zusätzlich zur Mitgliederversammlung fanden 4 Vorstandssitzungen und der Vorstandsausflug auf den Vierwaldstättersee und nach Luzern (Restaurant Sirtaki) statt.

Vereinsbulletin/Versand
-
März 12: Bulletin inkl. Protokoll der MV + 2 Einladungen
Sept. 12: Bulletin, 3 Einladungen, Jahresprogramm, T-Shirt-Bestellung
Dez. 12: Bulletin, 3 Einladungen und Anmeldung zur MV
4
Auflage
200
190
190
Total wurde ca. 140 Seiten geschrieben und redigiert, sowie ca. 26'000 Seiten kopiert,
verpackt und verschickt.
 Anlässe der Hellasfreunde
-
27.1.2012: Mitgliederversammlung
15.2.2012: Kos, Kalymnos, Nisyros (Video-Film )
7.3.2012:
Griechenland etwas ausgefranst – Inseln
am Rand (Othoni, Gavdos, Kastellorizo)
Fred Wyss
Katharina Roller
28.3.2012: Die Insel Thassos (Dia-Show)
25.4.2012: Die Kunst der Griechen
24.10.2012: Klischeevorstellungen über das überschuldete
Griechenland
Beat Scheidegger
Plutarch Chiotopulos
Prof. Pavlos Tzermias
-
14.11.2012: Nah bei der Natur
Wilf Diethelm
- 6.12.2012: Die griechischen Vulkaninseln (Milos, Santorini, Tobias Schorr
Nisyros, Methana; Foto-Vortrag)
Zusätzlich
- 10.-13.1.12: Werbeaktion an der Ferienmesse am Stand von Nikos Hadzikalymnios
- 15.4.2012: Etliche Mitglieder traf man am Osterfest der Griechischen Gemeinde
- 12.5.2012: Weinprobe bei Nikos und Margret Hadzikalymnios in Wattenwil
- 23./24.6.12 Griechisches Koch-Wochenende im Jura (Anna und Roman Grafe)
- 20.11.2012: Etliche Hellasfreunde am 50-Jahr-Jubiläum der Griechischen Gemeinde
- Aug.-Dez.
T-Shirt-Aktion (86 Stück auf Bestellung)

Unsere Sponsoren im Jahr 2012
-

Imbach Reisen
Aaretal-Reisen
Volcano Discovery
- Koller Building Systems
- Nikos-Import
- Weisses Kreuz Kallnach
- ELάΑ (H. Tsolakidis)
Entwicklung des Mitgliederbestandes
- Mitgliederbestand an der MV 2012:
- Eintritte im Jahr 2012:
- Austritte: Ausgetreten oder gelöscht:
- Mitgliederbestand an der MV 2013:
193
10
10
193
5. Jahresrechnung
Die Kassierin Marianne Peyer präsentiert die Jahresrechnung. Bei Einnahmen von Fr.
9‘388.95 und Ausgaben von Fr. 10‘602.90 sinkt das Vermögen auf Fr. 12'587.65. Die
Gemeinde Ostermundigen hat die Beiträge an die Vereine gestrichen und die Gebühren
für die Benützung der grossen Leinwand und der Lautsprecheranlage erhöht. Das kostet
uns Fr. 1‘280.-. Das entspricht ungefähr dem ausgewiesenen Verlust von Fr. 1‘213.95.
6. Bericht der Revisoren
Annemarie Schweizer liest den Revisorenbericht und empfiehlt der Versammlung, der
Jahresrechnung zuzustimmen. Der Kassierin und dem Vorstand wird Décharge erteilt.
7. Wiederwahl des Präsidenten
Fred Wyss stellt sich für weitere 2 Jahre zur Verfügung. Auf Anfrage der Vizepräsidentin
Anna Grafe melden sich keine weiteren Kandidaten. Fred Wyss wird einstimmig und mit
Applaus wieder gewählt.
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8. Wiederwahl der übrigen, bisherigen Vorstandsmitglieder
Auch die übrigen Vorstandsmitglieder Anna Grafe (Vizepräsidentin), Marianne Peyer
(Kassierin), Erich Frauenfelder (Sekretär), Sylvia Wyss (Beisitz, Druck, Versand) und
elsbeth Vontobel (Beisitz) werden wieder gewählt.
9. Wahl eines neuen Vorstandsmitglieds
Philippe Gigon hat den Rücktritt erklärt. Er wurde am 26. Januar 2000 in den Vorstand
gewählt. Fred Wyss dankt ihm herzlich für seine langjährige Mitarbeit als Archivar und
Beisitzer. Als Nachfolgerin kann der Vorstand Frau Brigitte Zumstein vorschlagen. Sie
wird einstimmig und mit Applaus gewählt.
10. Wahl eines neuen Rechnungsrevisors
Turnusgemäss legt Annemarie Schweizer ihr Amt als Rechnungsrevisorin nieder. Roman
Grafe bleibt noch 1 Jahr im Amt. Der Vorstand schlägt der Versammlung vor, Willi
Vontobel als Revisor zu wählen. Die Wahl erfolgt einstimmig.
11. Festsetzung des Jahresbeitrages
Einstimmig wird beschlossen, den Jahresbeitrag in bisheriger Höhe zu belassen: Fr. 40.für Einzelpersonen, Fr. 60.- für Paare und Fr. 20.- für Lehrlinge/Schüler/Studenten.
12. Anträge
Es wurden weder schriftliche noch spontane mündliche Anträge eingereicht.
13. Infos zu den kommenden Aktivitäten in der laufenden Saison
Datum, Thema
13.2. Insel Lefkada und Parga - Videofilm von Fred Wyss
5.3. Thessaloniki – Vortrag/Musik von Daniel Infanger
27.3. Wandern in Griechenland – Südeuböa und Skyros,
Dia/Film-Vortrag von Edith und Ernesto Arn
24.4. Referat von Jannis Zinniker über Thrakien
Sponsor
Skywork Travel
GWATT-Zentrum
LAROS-Reisen
Susanne Kasapidis
14. Verschiedenes
Der Präsident gibt noch Tipps zur kommenden Reise-Saison (aktualisiert auf den
hintersten Seiten in diesem Bulletin oder auf www.hellasfreunde.ch). Er erwähnt die
Flugdestinationen, unsere Sponsoren und nicht zuletzt die Reisebüros und Unterkunftsanbieter unter unseren Mitgliedern und Freunden.
Anfangszeiten unserer Anlässe: Bei der letztjährigen Diskussion ergab sich ein
Unentschieden zwischen 19.30 und 20.00 Uhr. In der heutigen Umfrage kann Fred Wyss
feststellen, dass kaum jemand um 19.30 noch nicht da sein könnte.
15. Ende des offiziellen Teils um 19.55 Uhr
Im gemütlichen zweiten Teil gab es einen Imbiss mit Hamme und Züpfe von Sigriswil,
Justistaler Bergkäse, Mineralwasser, Wein, Kaffee und Kuchen.
Für das Protokoll: Thun, 31.01.2013
Eingesehen: Ostermundigen 31.02.2013
Erich Frauenfelder
Sekretär
Fred Wyss
Präsident
6
Die neuen Gärten Griechenlands
Susan Fisch Dimitratos
Februar 2013
Nur nichts über die Krise. Niemand mag`s mehr hören.
Doch ist es mir nicht möglich ein anderes Thema zu finden, da inzwischen alles von ihr
in irgendeiner Form beherrscht wird. So will ich dabei bleiben und beschreiben, wie ich
sie in meinem engen Umfeld auf der Insel Kefalonia erlebe.
Das Gesicht in der Sonne, das Meeresrauschen im Hintergrund, der süsse Duft der
Mandelblüten in der Nase, pflücke ich Mandarinen von den Bäumen, um daraus
Konfitüre zu kochen. Der Reichtum der Natur
und die Lebensqualität auf der Insel stehen
für mich immer wieder in krassen Gegensatz
zur Krise.
Susan Fisch Dimitratos:
Die Schweizerin Susan Fisch Dimitratos führt mit
ihrem Mann Vangelis
und dessen Bruder
Makis die Pension,
Seminarhaus
und
Taverne “Trifilli“ in
Lourdata, auf Kefalonia. Susan, Mutter
zweier Kinder, ist eine
engagierte Umweltschützerin. Im Hotel gibt’s eine Informationsecke
mit vielen Zeitungsartikeln über die Mönchsrobben, Naturbüchern, Wanderbroschüren, etc.
Aus eigener Erfahrung:
Das Trifilli ist ein „Geheimtipp“ - auf jeden Fall
empfehlenswert. Susan ist sehr kompetent und
hilfsbereit, was ja schon allein die Tatsache
beweist, dass Sie nun schon zum vierten Mal
einen Artikel für uns geschrieben hat. Ausserdem
ist sie Mitglied der Hellasfreunde!
Pension Trifilli
28100 Lourdata
GR-Kefalonia
Tel: 0030 2671 0 31114
Fax: 0030 2671 0 31484
Mail: [email protected], Internet: www.trifilli.com
Das Trifilli bucht man direkt bei Susan, oder
pauschal bei Attika-Reisen. Es gibt einen Flug mit
Air-Berlin ab Zürich via Wien nach Kefalonia.
Nach neuesten Zahlen sind 62% der Jugendlichen ohne Arbeit, insgesamt 27% der
Bevölkerung. Lohnkürzungen von 20-60% mit
gleichzeitigen heftigen Steuererhöhungen
legen die griechische Wirtschaft lahm.
Die Grundschullehrerin unserer Tochter, sie
heisst Dionisia, (ich könnte auch unseren
Onkel Iannis nennen, Polizist, oder die Nachbarin Marina, Krankenschwester)
bekam
noch vor wenigen Jahren nach 10 Dienstjahren (gilt auch nach 40 Dienstjahren) einen
Lohn von über 1500.-, nun bleiben ihr noch
700.-. (Anfangslohn ist 580.-) Alle Zulagen
wie auch Weiterbildung wurden gestrichen.
In den sogenannten guten Jahren nahm
Dionisia für ihr Eigenheim einen günstigen
Staatskredit auf, der ihr mit 200.- monatlich
automatisch vom Lohn abgezogen wird. Ihr
Mann Andreas ist als Architekt seit über 2
Jahren ohne Arbeit. Man sieht ihn fast täglich
am Strand mit der Angelrute fischen. Ja,
schließlich haben sie auch 2 Kinder. Nein, die
beiden sind kein Einzelfall. Leider.
Falls du vorhast, dich hier selbstständig zu
machen und du erfolgreich 1000.- im Monat
verdienst, wirst Du davon 3 Monatslöhne
Steuern zahlen. Je nach Berufssparte zahlt
man mit demselben Einkommen inzwischen
völlig unterschiedliche Steuern. Mit der neuen
Steuerreform sollen nun auch Arbeitslose und
Obdachlose besteuert werden, bis zu 950.- im
Jahr!
Zusätzlich kämpft fast jeder mit der Immobiliensteuer, die über die Stromrechnung abgerechnet wird. Sie liegt zwischen 4.- und 20.pro qm, je nach Standort. Gestern stand in
der Zeitung, dass 50% der Bevölkerung diese
Rechnung nicht bezahlen kann, und ich frage
mich, wie viele wohl nun deswegen bald ihr
Haus verkaufen müssen.
7
„Früher freutest du Dich, wenn du das Haus
deiner Eltern erbtest, nun ist es umgekehrt,
Du schimpfst über sie“, meinte eine Freundin
von mir.
Sparpraxis der Autofahrer nicht mehr über die
Runden.
Besonders bitter ist, dass bei der Ausbildung
und im Gesundheitswesen so rigoros zusammengestrichen wurde. Letzte Woche fiel der
Entscheid des Erziehungsdepartements, dass
die beiden Hochschulen „Department of
Public Relations & Communication“ und die
TEI „Alternative Landwirtschaft“ mit über 7000
Studenten geschlossen werden. Ohne wirkliche Alternative. Sie werden auf eine andere
Hochschule aufs Festland verlegt, weder mit
vergleichbarem Studieninhalt noch mit Wohnmöglichkeiten.
Parlamentarier diskutieren neuerdings auch
über eine Grundsteuer für unbebautes
Gelände ab 2014.
Der 25 jährige Dimitris von Lourdata ist mit
seinem Bruder nach Amerika ausgewandert,
der 21jährige Panagis ist seit wenigen Monaten in England. Andere sind von der Hauptstadt Athen zurückgekommen, wie der 27
jährige Nikos, Elektriker. Ohne Arbeitslosengeld (in Griechenland wird dieses höchstens
ein Jahr lang ausbezahlt) versucht er nun mit
Landwirtschaft auf dem Boden der Grosseltern überleben zu können. In den über Jahre
unbebauten Gärten am Strand wachsen jetzt
im Winter wieder üppig Blumenkohl, Broccoli,
Salat, Spinat und Kartoffeln. Gestern haben
die Alten im Dorf Nikos mit einem Rechen gesehen, wie er die Steine auf dem Olivenacker
zusammenhäufelte. Der Schäfer belehrte ihn
nach getaner Arbeit, dass er diese sinnlose
Arbeit bald wiederholen könne, da jeder
Regenschauer neue Steine hervorwasche.
Nikos erzählte mir danach beim Bäcker, dass
er Samen u.a. von alten Tomatensorten bekommen habe. Auf der Tauschbörse letzte
Woche in Argostoli wurden verschiedenste
Samen von neuen und alten Sorten getauscht
und gehandelt, ohne Geld.
Erfolge dieser rigorosen Sparpolitik sind für
jemanden, der in Griechenland lebt, nicht
ersichtlich. Die Staatsschulden sind mit
Troikas und der von der griechischen Regierung abgesegneten Spartaktik von 120% auf
180 % geklettert. Dennoch hält man daran
fest. Dass gewisse Auslandpolitiker weiterhin
die hiesigen Sparmaßnahmen loben, kann
ich nur als Hohn empfinden.
Trotz allem, oder gerade wegen diesen unmenschlichen Kürzungen sind die Griechen
wieder näher zusammengerückt.
In jedem Supermarkt stehen am Ausgang
grosse Körbe, in die man Packungen mit
Reis, Spaghetti, Milch etc. hineinlegen kann,
für Leute, die sich diese Ausgaben nicht
leisten können. Die Waren werden dann von
der Kirche eingesammelt und gerecht verteilt.
Die unverkauften Esswaren der Supermärkte
werden ebenfalls auf dieselbe Weise verteilt.
Auf die Frage: „Ti kaneis? “(wie geht es?)
bekommst du nun meist die Antwort „palevoume“ (wir kämpfen) zu hören. Viele sind
resigniert, sehen kein Licht am Ende des
Tunnels.
Durch die Überschaubarkeit unserer Insel
(Grösse entspricht der Fläche des Kantons
Zürich, aber mit nur knapp 40.000 Einwohnern) und die Tourismuseinnahmen für viele
Bewohner ist der Notstand hier nicht so
schlimm und offensichtlich wie in Athen. Hier
auf der Insel fällt kaum jemand durch das
engmaschige Sozialnetz, das die Einwohner
sich untereinander bieten. Falls man ohne
Krankenversicherung (für Arbeitslose fallen
diese automatisch weg) einen Spitalbesuch
oder Arztbesuch benötigt, kann man sicher
sein, dass man trotzdem gut behandelt wird.
Alles wird teurer, das Benzin ist inzwischen
auf 1.82 geklettert, für 20.- füllt das den Tank
mit 11 Litern. Für ein paar Tomaten, Feta,
Milch, Toilettenpapier und Waschmittel zahlen
wir hier einen Drittel mehr als in Deutschland.
Das verteuerte Heizöl können sich heuer die
meisten nicht mehr leisten und heizen wieder
mit Holz.
Auf den Strassen ist es ruhig geworden,
etliche Tankstellen kommen mit der neuen
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Nicht (auf-)gebrauchte Medikamente kann
man abgeben, damit sie gratis an die Bedürftigen verteilt werden können. Bewohner, die
die Miete nicht mehr bezahlen können,
kommen meist bei Familie oder Freunden
unter. Die Regierung half auch schon ganz
unbürokratisch und versorgte 2 Familien im
Altersheim.
Letzten Sommer sind erstmals wieder seit so
vielen Jahren drei Mönchsrobben getötet
worden, die seltenste Robbenart der Welt. Sie
sind für einige Fischer eine zu grosse Konkurrenz auf dem sonst schon engen Markt geworden. Sie machen nämlich die Netze
kaputt, um sich die gefangenen Fische rauszuholen. Für diese äußerst bedrohte Tierart
setzt sich seit vielen Jahren oft erfolgreich,
doch mit vielen Rückschlägen unsere
Archipelagos-Gruppe ein. Die Leiterin Aliki
Panou (Meeresbiologin) und Mitstreiter arbeiten seit Jahren praktisch ohne finanzielle
Mittel. Sogar das Benzin für die regelmässigen Besuche bei den Fischern wird aus eigener Tasche bezahlt. Trotzdem wird das Mitgliedernetzwerk aufrechterhalten - aber das
reicht einfach nicht, um die Tierart zu retten.
Falls Du also Lust und Mittel hast (auch ein
kleiner Beitrag ist hilfreich!) einen sinnvollen
Verein zu unterstützen, sind hier die Daten:
Und trotz der ganzen Misere: die Griechen
schaffen es, Witze über sich zu machen:
Kostas sinniert über der Stromrechnung:
„...diesen Betrag kann ich mir nur erklären,
wenn mein kleiner Ventilator, den ich während des Augusts im Zimmer hatte, einen
Verbrauch einer Boeing 747 - Düse hatte...“
Oder: Ein Autofahrer lässt sein Auto mit 50
Euro tanken. Worauf ihm der Tankwart seine
Tochter zur Heirat anbietet.
Oder: „Der Bus hat eine Heizung. Wenn er
nun auch Internet anschafft, ziehe ich gleich
um!“
Archipelagos-environment and development
Neu tauchen Bazars oder kleine Läden auf,
die Gebrauchtwaren verkaufen, Kleider,
Möbel, Bücher.
National Bank of Greece, 41113705,
IBAN: GR87 0110 3150 0000 3154 1113 705,
SWIFT BIC: ETHNGRAA
Eine andere Gruppe organisiert einen Austauschmarkt. Hier wird Olivenöl gegen Honig,
Käse gegen Wein, Oliven gegen Seife und
Kartoffeln gegen Tomaten getauscht. Bürger
starteten vor einem Jahr die sogenannte Kartoffelinitiative. Übers Internet oder per Telefon
kann man Hülsenfrüchte, Reis und Kartoffeln
beim Produzenten bestellen und dann an
einem bestimmten Tag direkt vom Lastwagen
abholen. Ohne Zwischenhändler gewinnt der
Bauer wie der Käufer; der Staat verliert.
Als Fazit möchte ich als Beteiligte - und nicht
als Expertin - folgendes anfügen:
Ich bewundere die Griechen, mit welcher
Grösse sie mit der ganzen Misere umgehen.
Meiner Meinung ist es nun an der Zeit,
- dass alle Parlamentarier und höheren Politiker als Solidaritätszeichen auf einen guten
Teil ihrer überrissenen Löhne verzichten.
Nicht, dass einige ihn vielleicht auch wirklich
verdient hätten, (ich will an dieser Stelle keine
Politik machen), doch könnten sie vielleicht
ein wenig wieder davon gut machen, was ihre
unglaubwürdige Politik in den letzten Jahren
zerstört hat. Für Interessierte siehe auch:
http://www.griechenland-blog.gr/tag/gehaltskuerzung/
Gewisse Lehrer bieten gratis Nachhilfestunden an. Die Hochschulen in Argostoli offerieren ohne Entgelt verschiedenste Erwachsenenkurse, von Ionischer Ernährung über
Unternehmungsführung für junge Unternehmer bis zum biologischen Landbau.
- Dazu gehört selbstverständlich auch ein
funktionierendes Rechtssystem. Diese übliche Verzögerungs- und Verjährungstaktik bei
„grösseren Fischen“, gekoppelt mit staatlich
gesponserter Mediendesinformation, verträgt
das Land in diesem Zustand nicht mehr.
Was meiner Ansicht nach bei all diesen
Schwierigkeiten nicht im Mittelpunkt steht,
aber doch keinesfalls vergessen werden darf,
ist der Handlungsbedarf bei Natur- und
Tierschutz.
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- Investitionen für innovative Kleinunternehmen anstatt unüberwindbare Felsbrocken,
die sie uns in den Weg legen. Dazu ein kleines Beispiel: Eine Freundin von mir führt mit
ihrem Partner zusammen ein erfolgreiches
Kajaktourenunternehmen. Sie begeistern ihre
Kunden durch gut ausgesuchte Plätze, interessante Informationen und sorgfältigem Umgang. Nun haben sie eine Busse von mehreren tausend Euro vom Hafenamt bekommen,
da es in ganz Griechenland nicht erlaubt ist,
sich mit Booten, ausser zum an- und ablegen,
näher als 500 m zur Küste aufzuhalten.
Polizisten, die nicht auf Schmiergelder angewiesen sind, wachsendem Rassismus vor.
Und als letzten aber wichtigen Punkt, der trotz
beschränktem Platz nicht fehlen darf: (ich
habe ja schon so vieles ausgelassen, wie z.
B., dass sogar gewagt wurde, Renten von
350.- zu kürzen. Sollen sie in der Hölle
schmoren!)
Der Tourismus ist und bleibt eine der
wichtigsten Einnahmequelle für Griechenland. Und dieses Land ist trotz Krise, die
für einen Außenstehenden kaum spürbar
ist, ein paradiesisches Kleinod in Europa.
Du als Gast wirst noch mehr geschätzt als
noch vor wenigen Jahren. Es werden dir
hier viele für deinen Ferienaufenthalt
danken und noch mehr Gärten werden
dadurch zum Blühen kommen!
- Finanzielle Unterstützung für eine gute
Schulausbildung sind unbedingt notwendig,
damit das Land in den Folgejahren nicht in
einen noch tieferen Standard rutscht. Zudem
beugen gebildete Menschen sowie auch
Schöne Ferien mitten in der Krise?
Christine Müller-Tragin
Februar 2013
Schweiz auf fortgeschrittenem Niveau gelernt.
Aber ich wollte auch die Stadt besser kennen
lernen. Als reife verheiratete Frau reiste ich
allein und fragte mich, wie vorsichtig ich dabei
sein sollte und wie offen gleichzeitig. Dieses
Gleichgewicht zwischen entdecken können
Neun Tage in Athen im Oktober 2012
Ende Oktober 2012 entschied ich mich kurzfristig während neun Tagen in Athen zu
verweilen: Dabei wollte ich vor allem meine
Kenntnisse der Griechischen Sprache vertiefen – ich hatte diese Sprache in der
10
und sich schützen, schien mir nicht so leicht
zu erreichen.
Stunden nochmals hingegangen, aber auch
die Ausstellung über den Antikythera Mechanismus im Archäologischen Museum habe ich
gesehen. Da ich sehr gerne zu Fuss gehe
und Bewegung brauche, bin ich mehrmals am
Fuss der Akropolis spazieren gegangen und
habe dort auch mehrmals gegessen. Ich bin
von der Akropolis durch die Fussgängerzone
bis zum Gazi gegangen und dann bis zur
Ermou, sicher habe ich einige Kilometer
durch die Stadt zu Fuss gemacht. Aber ich
bin nicht immer zu Fuss gegangen. Einmal
bin ich mit der Metro bis zum Piräus gefahren,
habe mich ein wenig in der Umgebung umgeschaut: Die Lust nach Insel und Schiff war
gross und so bin ich am Wochenende mit
dem Schiff auf Aegina gefahren, wo ich
wieder einen sehr langen Spaziergang
gemacht habe. Im Gegensatz zu vielen
Touristen - vor allem Frauen - halte ich nicht
sehr viel vom Shopping, aber die Buchhandlung Politeia ist mir nicht entgangen! Dort war
ich zwei bis drei Mal. Ich habe mir unter anderem einen Roman von M. Karagatsi gekauft, den ich dann zu Hause in der Schweiz
mit Leidenschaft gelesen habe. Der Titel ist:
Η μεγάλη χίμαιρα, die grosse Chimära. Was
wären jetzt meine Empfehlungen für
Touristen aus der Schweiz?
Ich hatte jedenfalls einen problemlosen Flug
und meine Ankunft im Hotel Ionis an der
Odos Halkokondili neben Omoniaplatz war
auch ohne Hindernisse: Kein Streik, obwohl
man mich davor gewarnt hatte. Ich nahm die
Metro und fand sie modern und bequem. Die
Lotterie im Metro Eingang
kahle Landschaft, die ich erblickte, befremdete mich trotzdem ein wenig, da ich an die
grünen Wiesen der Schweiz gewohnt bin.
Jedenfalls hatte ich im Hotelzimmer eine gut
funktionierende Internet Verbindung, so dass
ich Kontakt mit Freunden und Familien behalten konnte. Dies war mir in dieser Situation
wichtig.
In den nächsten Tagen teilte ich meine Zeit
zwischen einer Sprachschule, Freizeit und
kleinen Ausflügen, die ich mit der Metro und
einem Schiff machte. Ich hatte mich in der
Sprachschule Lexi-Logos nahe an der Ermou
für ca. 3 Stunden pro Tag angemeldet, weil
ich dachte, so würde ich mit Griechen Kontakt
haben, die für mich einfacher zu knüpfen
wären als auf der Strasse. Und so ist es auch
gegangen. Ich konnte in der Schule entweder
im Privatunterricht oder in kleinen Gruppen
viele Fragen stellen und der Lehrer hatte
Spass am Erzählen über seine Stadt, so dass
ich auf diese Weise vieles erfahren habe.
Was habe ich aber in meiner Freizeit
gemacht?
Mein Hotel in der Nähe des Omoniaplatzes
würde ich nur Touristen, die wie ich kein
Kroesus sind, empfehlen. Das Hotel als solches war angenehm und gepflegt. Das
Quartier aber rund um den Omoniaplatz ist
heruntergekommen.
Man
sieht
junge
Prostituierte aus Afrika, die Polizei ist oft
anwesend und macht Kontrollen und natürlich
auch Festnahmen. Das Ganze war nicht
katastrophisch, sicher ist es aber nicht, was
man sich für Familienferien z.B. wünscht…
Dafür habe ich wenig bezahlt und einmal im
Hotel fühlte ich mich sehr wohl. Im Allgemeinen mit ein wenig Vorsicht hatte ich nie
das Gefühl, ich sei in Athen bedroht, auch
nicht mitten in der Krise.
Ich habe das Neue Akropolis Museum besichtigt – nicht nur besichtigt, ich bin einen ganzen Tag drin geblieben und dann für mehrere
Ein Highlight war für mich das Neue Akropolis
Museum, ein Museum von internationalem
11
Rang. Durch dieses Museum werden die
Statuen aufgewertet, sie werden in einem
modernen Rahmen mit modernem Konzept
gezeigt. Ich als Altgriechischlehrerin – ohne
Schüler zwar - habe den Wunsch, dass was
für Statuen gemacht wurde, auch für schöne
und einfache Texte wie z. B. die Fabeln von
Aesop oder für „Daphnis und Chloé“ von
Longus gemacht werden sollte: Diese Texte
in einem modernen Rahmen fern vom Staub
zeigen.
Schliesslich bedaure ich nur eines: Für meine
Ziele (die Sprache zu vertiefen, die Kultur zu
entdecken) war mein Aufenthalt zu kurz. Und
statt neun Tage hätte ich einen Monat gut
gebrauchen können!
Pferde aus Marmor, 570 vor Chr.
Griechenland in der Krise neu entdeckt
Ja, vor bald zwanzig Jahren waren wir jedes
Jahr in Griechenland. Weil die bernischen
Schulferien die drei Wochen vom 20. September bis Mitte Oktober umfassen, heisst es
weit gegen Süden reisen, um nochmal Sommer zu geniessen. Man reiste mit der Bahn
nach Ancona, und sobald man dort im Hafen
eines der grossen griechischen Fährschiffe
betrat, war man schon in Griechenland: Das
Personal sprach griechisch, der Kartoffelstock
war rosarot, hiess Taramosalata und die
Preise waren in Drachmen angeschrieben.
Für die zahlreichen Kinder war die Schiffsreise ein Riesenspass: Sie jagten in kleinen
Gruppen über alle Decks und freuten sich ob
ihrer Selbständigkeit. Abends sanken sie erschöpft ins Bett.
Thomas Handschin
25.11.2012
hiessen unsere Ziele. Unterdessen hatte der
Euro die Drachme abgelöst – und gleichzeitig
hatte sich der Preisvorteil in aller Stille verabschiedet. Man bezahlte Preise wie in Italien
oder der Schweiz – aber die Qualität war die
alte geblieben: Die Dusche spritzte spärlich
und schräg, das Papiertischtuch wurde im
Restaurant immer noch mit dem gleichen
grauen Elasticband fixiert, der Wein floss
nach wie vor aus den rot glänzenden, verbeulten Karaffen, und hinter zwei Hügeln
brannten die vielen Skoupidia-Abfälle, für die
offenbar noch kein anderes Entsorgungskonzept gefunden worden war. Uns schien,
Griechenland sei preislich voll und ganz ein
Euro-Land geworden, aber leistungsmässig
beim Alten geblieben. Hellas blieb ein
schönes Andenken, doch kamen wir seither
nicht mehr in Versuchung, zurückzukehren.
Damals war Griechenland nicht nur ein
sonniges, sondern auch ein günstiges Land.
Kunststück, bei dem oft bescheidenen Komfort der Unterkünfte und den einfachen
Schuppen, die als Restaurants dienten.
Das änderte letzten Oktober. Jannis, den wir
vor bald zwanzig Jahren in der Exo-Mani
kennengelernt hatten, wollte dort seine viermal zwanzig Lebensjahre feiern. Also, versuchen wir’s noch mal in der Hoffnung, nichts
von den Auswirkungen der Krise zu spüren.
Von Milano Malpensa flogen wir mit dem
orangen Billigflieger nach Athen, mieteten
dort ein Auto (nicht beim grünen Vermieter,
Die Kinder flogen aus, und vor 10 Jahren war
dann Schluss mit Griechenland; wir hatten
viele Inseln und Landschaften gesehen und
waren reif für eine Abwechslung. Ein „Rückfall“ brachte uns vor fünf Jahren in den Saronischen Golf. Aegina, Angistri und Hydra
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der mit dem orangen Flieger zusammen arbeitet, dafür teurer ist und nach der Landung
immer gleich eine lange Kundenschlange
erhält) und fuhren zunächst bis zum Kanal
von Korinth, zum modernen, grossen Badeort
Loutraki. Die lange, gepflegte Strandpromenade ist abends äusserst beliebt beim zumeist einheimischen Publikum. Die fünfunddreissig Euro für das Doppelzimmer im sehr
zentral gelegenen Dreisternhotel schienen
uns durchaus akzeptabel, und die Auswahl an
Restaurants und Food-Buden war riesig. Von
hier aus liess sich nicht nur die anschliessende Halbinsel mit dem Hera-Heiligtum
besuchen, sondern auch Korinth. Weiter
ging’s auf der prächtigen neuen Autobahn
hinunter in den Peloponnes. Bis dahin hatten
wir noch nichts von der Krise bemerkt. Weil
auf der Autobahn aber fast nur teure
deutsche Automarken zu sehen waren, lag
der Schluss nahe, dass weniger begüterte
Fahrer die Landstrassen benützen, um die
Autobahngebühren einzusparen. Dieser Eindruck verstärkte sich auf der südlichsten, erst
vor wenigen Monaten eröffneten Teilstrecke
zwischen Tripolis und Megalochori, wo wir tatsächlich allein auf weiter Strecke fuhren!
Die Exo-Mani, wie das Gebiet im mittleren
peloponnesischen Südfingers heisst, präsentierte sich auf den ersten Blick noch wie vor
zehn Jahren: Dieses viele Grün, dazu die
Stille der Natur, das prächtige Wetter und das
saubere Wasser wickelten uns ein in jenes
schöne Griechenland-Gefühl von einst. Klar
war da viel gebaut worden, aber nur hübsche
zweistöckige Häuser mit Natursteinfassaden,
und keine Hotelklötze. Mitte Oktober waren
die Strände auch hier beinahe leer, aber
tagsüber war es warm, abends konnte man
draussen sitzen, und das Meer konnte man
geniessen, solange man wollte. Wilder Abfall
war wunderselten. Glücklicherweise waren in
Stoupa noch viele Restaurants in Betrieb. Sie
füllten sich am Abend wundersam mit Gästen,
die aus der weiteren Umgebung angereist
waren, um hier den Sonnenuntergang und
den Abend in der Taverna zu geniessen.
Am 18. Oktober war Generalstreik angesagt.
Ohne Infos durch die Medien hätte man in der
Exo-Mani nichts davon bemerkt: Die Läden
waren ebenso geöffnet wie die Estiatoria.
Glücklich hingegen, wer kein öffentliches Verkehrsmittel brauchte oder gar heim fliegen
wollte: Der Taxi- und Fluglotsenstreik liess
einen nur auf Schleichwegen und mit viel
Glück durch. Aus der touristischen Perspektive konnte man aber leicht sagen, von der
Krise merke man nichts. Ganz anders muss
es für all jene Griechen aussehen, die hier arbeiten müssen, um ihr Leben zu verdienen,
oder die Rentner, bei denen sich mittels Rentenkürzungen „sofort und messbar“ ebenso
leicht sparen lässt wie bei den Staatsangestellten. Am traurigsten ist das Los der
jungen, gut ausgebildeten Generation, die im
eigenen Land einfach keinen Job findet.
Lauter Tatsachen, die wir über die Medien
erfahren, die in der Öffentlichkeit ausserhalb
der grössten Städte aber unsichtbar bleiben.
Dabei sind die Autobahnen in Griechenland
verglichen mit den italienischen oder französischen um einiges günstiger: Die Strecke von
Megalochori bis zum Flughafen Athen – was
etwa vier Stunden reine Fahrzeit bedeutet kostet insgesamt gegen fünfzehn Euro.
Kurz gesagt: Es hat uns wieder den Ärmel
hineingenommen, das olympische Feuer
brennt wieder in uns, und wir werden nächsten Frühling begeistert nach Griechenland,
dem Land der Göttin Europa, zurückkehren!
"Zeichen der Krise? Oktober 2012, leere
Autobahn zwischen Kalamata und Tripoli "
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Ostertage in Herakleion
Erika - Antonia M. von Gunten
Spiegel bei Bern, Juni 2012
Erwin Siegfried, Ehrenpräsident der Hellasfreunde Bern, hat mich gebeten, für die Zeitung der
Hellasfreunde von meinen drei Wochen in Herakleion zu erzählen. Mir fällt es nicht leicht, nur
einige der vielen Eindrücke, Erlebnisse, Begegnungen auszuwählen.
Zwei Mal habe ich die Stadt vor Jahren kurz
besucht. Nun wollte ich sie "erleben". Täglich
ging ich in ihren Strassen, engen Gassen der
vielfältigen Geschichte nach. Kreta, weil sehr
fruchtbar, wunderbare Brücke und Schnittpunkt zwischen Europa, Afrika, Kleinasien,
war stets begehrt, hart umkämpft und seine
Hauptstadt geriet immer wieder ins Kreuzfeuer. An Gebäuden, Mauern, in Ruinen,
Ausgrabungen, Kirchen und Museen fand ich
Spuren der verschiedenen Machthaber.
Strassennamen, Mauerplatten mit arabischen
Zeichen, verwitterte alte Türen, verlotterte
türkische Häuser mit ihren geschlossenen
Holzbalkonen, verwilderte Gärten zeugen
vom früheren "Zusammenleben".
vermählt; linkerhand grüsst der schneebedeckte, in der Morgensonne weissleuchtende Psiloritis. Erneut las ich die
Grabinschrift, die Kazantzakis selbst gewählt
hat. Zur Hafenfestung und auf den Koules
schlenderte ich bis an deren Ende, zum
Leuchtturm. Unterwegs waren hier Velofahrer, neu für mich GriechInnen (die die
Fahrräder sogar von der Stadt mieten
können), Jogger, SpaziergängerInnen, wenig
Touristen. An der Hafenmauer fielen mir
kunstvolle Sprayereien auf, quasi KnossòsFresken auf modern.
Araber haben die Stadt im Jahr 824 n.Chr.
gegründet: Chandakos. Zwei Mal wurde sie
byzantinisch, dazwischen ottomanisch, 1210
fiel sie an die Venezier. Diese bauten sie zu
einer Festung aus, umschlossen sie mit einer
5 km langen Mauer und fünf Bastionen. Die
Türken konnten sie erst nach 22-jähriger
Belagerung 1669 einnehmen. 1912 endlich
war es den Kretern möglich, sich von dieser
Herrschaft zu befreien.
Der gewaltigen Stadtmauer begegnete ich
ständig. Sie beeindruckte mich stets aufs
Neue. Als erstes bin ich wieder auf der
Martinengo-Bastion
zum
Grab
von
Kazantzakis gepilgert. Einen wahrhaft ehrenvolleren Ort hätte
es für den grossen
kretischen Schriftsteller und Dichter
nicht gegeben, mit
dem Blick über die
weissen
Häuser
der Stadt, aufs
weite Meer, das
sich am Horizont
mit dem Himmel
Wie hatte ich Glück: Im Historischen Museum
wurde in diesen Wochen, nebst Kazantzakis
auch der berühmte Dichter Odysseas Elytis
speziell präsentiert. Stundenlang verlor ich
mich in diesen Räumen und vergass Zeit und
Gegenwart. - So ebenfalls im Naturhistorischen Museum, welches eine DinosaurierSonderausstellung zeigte. Hier beeindruckten
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mich die fundierten Texte bei jedem "Schaufenster", mehr noch das Untergeschoss: Im
verwinkelten Raum war für Schulklassen und
Familien viel Anschauungs- und Lernmaterial:
Schubladen mit Fragen-Antworten; Sand,
Steine, Wasserbecken zum Experimentieren;
ein hohler Baum, in dem ein Film lief: ein
Vater mit Tochter zeigt im Wald viele kleine
Lebewesen und erklärt... Auf einer kleinen
Bühne mit "Sicherheitsstühlen" konnten
Kinder mit den Eltern verschieden starke
Erdbeben "spüren".
An einem der nächsten Tage besuchte ich in
Gournes das CRETAquarium. Dort überraschten mich erneut viele Volksschul- und
Lyzeumsschüler. Ein Vergnügen war es,
diese begeisterte Kinderschar zu sehen und
zu hören. Wie lachte ich, als die Erst- und
Zweitklässlerlnnen beim Weitergehen den
Fischen winkten, weil sie glaubten, diese
würden ihnen mit der Schwanzflosse
ebenfalls zum Abschied winken.
Mit dem Bus fuhr ich eines Morgens nach
Archànes um den kretischen Frühling in der
Natur zu erleben. Deshalb wanderte ich um
das Dorf und hatte freie Sicht. Die gepflegten
Olivenhaine und die Rebberge reichen dort
bis weit an den Berg hinauf und zeugen von
viel harter Arbeit. Einmal mehr bekam ich
nicht genug vom Anblick der buschigdichten,
silbergrünen Olivenbäume und ihren winzigen
Blüten. Feigenbäume trieben erst kleine Blätter. In der Nähe eines Hauses trollten sich
zwei Schafe mit je einem Lamm. Wie werden
diese Schafmütter am Grossen Donnerstag
nach ihren Lämmlein schreien, dachte ich. An
diesem Tag wird, wenigstens so in der Mani,
"gemetzget". - Bei einem Gehege rannten
zwei Welpen heran, kläfften, schauten mich
aber neugierig und treuherzig an, während
die Hundemutter mich eher misstrauisch beäugte. - Ein paar Schritte weiter begrüsste
mich ein Pferd, das nach besserem Grün von
ausserhalb des Zaunes verlangte. Bevor ich
wieder wegfuhr, schaute ich mir das Dorf an,
besuchte das kleine Museum und grüsste am
Berg, dem Juchtas, das Profil des schlafenden Zeus.
Bevor die Grosse Woche begann, besuchte
ich eine Frau, eine Grossmutter, deren Kinder
und Grosskinder im Piräus und in Athen ich
seit Jahrzehnten kenne. - Die achtundachzigjährige lebt in der Familie ihrer jüngsten
Tochter. Die Begegnung mit ihr war mir eine
Freude. Sie erzählte aus ihrem harten Leben,
in dem sie die acht Kinder zum Teil allein aufziehen musste. Ein Leben lang hat sie die
Wäsche von Hand, mit kaltem Wasser, gewaschen. Aufmerksam und geistig frisch geblieben, erlebt sie durch die Grosskinder nun
auch die heutige Aussenwelt. Dankbar ist sie,
bedauert bloss, dass sie nicht mehr in die
Kirche gehen kann. Ihre Tage verbringt sie
nur in der Wohnung.
Einen Ausflug unternahm ich vor Ostern nach
Anògia. Hier sollte ich von einem Mitbewohner, der heute in Herakleion lebt, Grüsse an
seinen Freund überbringen. Dieses Dorf, welches 1944 von den Deutschen total niedergebrannt worden war, wollte ich unbedingt
sehen, nicht nur, weil es mich interessierte,
wie es heute aussieht, sondern ich wollte
einen Eindruck von seinen Bewohnern bekommen. Es heisst, sie seien die heftigsten
Patrioten. Gewiss nicht von ungefähr, leben
sie doch so nahe am Psiloritis, der sie bestärkt. Ihm, seinen schneebedeckten Hängen,
wollte ich einmal ganz nahe sein. Da ist ebenfalls eine Verbindung zu Kazantzakis.
Eben hatte ich ein mir noch unbekanntes
Werk des Dichters gekauft: "OFIS kai
KRINO". Kazantzakis erstes Buch, unter
einem Pseudonym 1906 erschienen. Unter
ISBN 960-7948-01-7 ist es erneut herausgegeben worden. Es beschreibt eine erste
Liebe, eine verrückte Erota, als Tagebuch. Im Buch werden Nachforschungen, Kopien
von
Unterlagen,
alle
erdenklichen
Überlegungen
verschiedener
Kritiker,
Zeitungsartikel aufgeführt, nach denen
Patroklos Staùrou recherchiert hat. - Kaum
hatte ich mit der Lektüre begonnen, sagte ich
zu Stelios, dem jungen Inhaber des REAHotels - wir philosophierten täglich zusammen
-, eine solche irre Erota ertrage kein Mensch
längere Zeit.
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Tatsächlich vernahm ich am Ende, dass
Kazantzakis alles in seiner Fantasie erlebt
und auf diese Weise abreagiert habe, abreagieren musste. Letztendlich haben Nachforschungen ergeben, dass er mit der jungen
Frau, Kathleen Forde, einer Irländerin, wohl
eine einzige intime "Stunde" verbracht hat
und zwar am Psiloritis, in einer kleinen
Kapelle, die es, gemäss Aussage von Stelios,
noch gäbe ...
Nichts hatte ich geplant und war freudig überrascht: Stelios, der junge Hotelier und seine
Mutter luden mich ein, mit ihnen den Augenblick in und um die Kirche Ag. Titos zu erleben und anschliessend am Familientisch zu
essen. So lieb. - Eine weitere Zuwendung
erfuhr ich am andern Tag. Sofia, die Tochter
des Tavernaki, mit der ich viele Gedanken
austauschte, hatte mich gebeten, am Ostersonntag mit zu ihrer Grossmutter, 25 km weit
in das Bergdorf zu fahren. Wir unserer vier
Frauen, drei Generationen, assen gemütlich
am Kaminfeuer. Anschliessend führte mich
Sofia durch das Dorf um Verwandte und
Patenkinder zu grüssen. Bevor wir nach
Herakleion zurückkehrten, suchten wir noch
Sofias liebsten Ort auf: eine einsame kleine
Kirche auf dem Bergplateau. Nur Wind und
Vögel waren um uns. Am Berghang gegenüber wogten die Nebelschwaden. In der
Ferne sahen wir das Meer im Abendschimmer. Wahrhaft eine mystische Stunde an
mystischem Ort. Dank für Dein wunderbares
Ostergeschenk, Sofia.
Auf der Platia in Anògia steht, wie vielerorts,
die Marmortafel mit den Namen der Männer
des Dorfes, die im letzten Weltkrieg für das
Vaterland gestorben, d.h. umgebracht worden
waren. Ausserhalb des Dorfes fand ich
blühenden Asfodelos, trauriggrauweiss. In der
Mythologie ist es die Blume der Unterwelt. Die Kirche jedoch war bereits festlich für
Ostern geschmückt mit gelben (Byzanz) und
blauweissen Fähnchen. Als ich auf den Bus
wartete, politisierte ich mit ein paar älteren
Männern, riet ihnen, statt nur einen einzigen
"tragos" mehrere zuoberst zu haben, wie
wir in der CH. Die würden sich untereinander
kontrollieren... Die Männer staunten, misstrauten der Idee, ich lachte. Wie immer: drei
Griechen, fünf Meinungen.
In Herakleion wird man auf offener Strasse
alle fünf Minuten angebettelt, meistens von
Ausländern, auch von Farbigen. Warum
kommen sie hierher, wo doch auch Not
herrscht?
In der Grossen Woche, ab Palmsonntag, "Der
Bräutigam kommt. .. ", besuchte ich in der
kleinen Kirche Ag. Dimitrios abends die Liturgie, wollte einmal mehr alles miterleben. Am
Mittwoch gab es das Salböl, das Myron. Am
Donnerstag wurden die 12 Evangelien gesungen und das Kreuz aufgerichtet. Am Freitag
wurde das blumengeschmückte Epitafio
durch die Gassen um die Kirche (jede Kirche
hatte ihr eigenes) getragen und viele Menschen, vor allem auch Junge, gingen unter
ihm hindurch. Jeder muss durch den Tod!
Endlich, am Grossen Samstag, nach der
grossen Trauer, die sich, wie jedes Jahr
durch graue Wolken, kühlen Wind, kurzen
Regenschauern zeigte, wartete viel Volk auf
die Anastasi, die Auferstehung um Mitternacht, um sich mit dem heiss ersehnten,
erlösenden Ausruf "Christos anesti" mit
grosser Freude zu umarmen.
In all' den Tagen hier bin ich mit verschiedensten Menschen ins Gespräch gekommen,
habe von ihrem Leben und der schwierigen
Zeit vernommen. Einige Beispiele:
- Da war die Lehrerin auf dem Elefteria-Platz,
die sich sofort neben mich setzte. Sie ist ohne
Stelle, lebt allein und fühlte sich in diesen
Ostertagen einsam.
- Eine ältere Dame setzte sich im Tavernaki
zu mir und gestand mir, sie wäre nie verheiratet gewesen, müsse nun aber zu Schwager
und Schwester schauen. Diese sei dement.
- Im kleinen Park sprach mich ein Mann an,
nachdem ich an Blüten schnupperte.
"Brechen Sie doch davon ab ... " Er schenkte
mir drei Zweiglein. Wir diskutierten dann über
Gott und die Welt, zwei Stunden lang. Er,
ohne Arbeit, gepflegt, sehr höflich, meinte:
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"Wenn Du nur einen einzigen wahren Freund
hast, dem Du alles sagen kannst, bist Du
glücklich!"
Einmal mehr habe ich Menschenwärme,
Gutes, Bereicherndes erfahren. Aufgefüllt mit
Kraft und Zuversicht atme ich tief aus und
zitiere die Worte von Kazantzakis:
- Eine Greisin klagte mir bei einer Apotheke,
dass ihr die Medizin des eigenen Landes
nicht helfe und aus Europa keine mehr
komme. Sie hätte solche Schmerzen im
Rücken und in den Knien. Unvermittelt fragte
sie mich: "Für wen stimmst Du ab in einer
Woche?" Ich lachte und klärte sie auf.
"ich hoffe nichts
ich fürchte nichts
ich bin frei"
- In einer Kirche meinte die Sigristin,
nachdem ich sie um Erlaubnis gebeten hatte
und "woher und warum": "Fotografiere alles
was Du brauchst und Dir hilft, Koritsi ... "
Zu meiner Verwunderung und Freude wollten
sowohl Stelios wie Sofia - die beiden jungen
Menschen kannten sich bis anhin nicht - mich
auf den Flughafen begleiten. Dort blieben sie
zwei Stunden bei mir. Sie benahmen sich mir
gegenüber wie eigene Kinder.
Ein Brief aus dem Kloster Gouverneto auf Kreta
Klaus Bötig
22.01. 2013
Post aus einem kretischen Kloster bekommt man nicht alle Tage. Das Kloster Gouverneto auf
der Akrotiri-Halbinsel bei Chania auf Kreta hat jetzt ein Rundschreiben in perfektem Englisch
und Griechisch an viele Kreta-Reiseführer-Autoren verschickt. Darin macht der Abt sehr höflich
darauf aufmerksam, dass die Mönche nicht wünschen, dass auf dem Klosterbesitz gewandert
oder gar gebadet wird. Sie bitten darum, die Bärenhöhle und das verlassene Kloster Katholiko
gar nicht zu erwähnen.
Sie betonen, dass das ganze weitläufige Gelände zwischen dem Kloster Gouverneto und dem
Meer Privatbesitz des Klosters ist. Sie erwähnen, dass sich hier schon öfters Wanderer
verlaufen haben, so dass Suchtrupps losgeschickt werden mussten. Sie betonen auch, dass
das verlassene Kloster Katholiko baufällig ist und das Betreten deshalb gefährlich. Außerdem
seien sie dabei, das Katholiko-Kloster langsam wieder für sich selbst herzurichten und
befürchten, Besucher könnten sie dabei stören. Schließlich erwähnen sie auch noch, dass die
Küste unterhalb von Katholiko wegen starker Strömungen und starker Wasserverschmutzung
durch eine nahe Müllkippe und durch nahe NATO-Stationen zum Baden ungeeignet sei.
Ihr Fazit: “We believe that promotion of this private area as a place to visit, without the
permission of the Monastery is not correct, and is certainly not the wish of the Monastery; this
is particularly the case since we are trying hard to bring order and restoration of this sacred
place to which we have legal responsibility and have chosen to make our home. It is our
opinion that promotion of this area without our consent is irresponsible and places the
misinformed tourist at great personal risk.”
Ich finde, man sollte die Wünsche der Mönche respektieren!
Das Kloster selbst steht Besuchern offen: Mo, Di, Do 9-12 und 17 -19 Uhr, Sa 9-11 und 17-19
Uhr, So 5-11 und 17-20 Uhr (Sommer). Eine Website ist angekündigt: www.imktag.gr
Klaus Bötig, 22.01.2013, auf www.klaus-boetig.de
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Die Lebenslust von Alexis Zorbas
Gabi Hess
27. 01. 2013
„Griechenland zu Fuss entdecken – Weg vom dem oft grau in grau bestimmten Wetter mit
einer Portion Nebel dazu. Eintauchen ins Land des Lichts mit steinigen Pfaden, auf denen es
wie in einer Gewürzeküche duftet, dort wo die Farbe Blau von Himmel und Meer vorherrscht.“
Lisa bucht eine Reise nach Kreta!
Mit viel Vorfreude sitzt sie im Flugzeug nach
Heraklion und stimmt sich mit einer klassischen Griechenland-Lektüre auf das Land
des Lichts ein: Alexis Zorbas von Nikos
Kazantzakis.
Von Gabi Hess, mit Zitate aus Alexis
Zorbas von Nikos Kazantzakis
In einem kleinen Dorf im Zürcher Unterland
aufgewachsen, entdeckte Gabi Hess vor 30
Jahren ihre zweite Heimat. Sie wohnt mit
ihrem bald erwachsenen Sohn in Nafplion
auf dem Peloponnes.
Ankunft auf Kreta. Lisa merkt schnell, dass
sie nicht der einzige Gast auf der grössten
Insel Griechenlands ist. Menschenmassen in
zu warmen Kleidern und mit bleichen Gesichtern warten mit letzter Geduld auf ihr Gepäck.
Und wo soll man in diesem Labyrinth seinen
Koffer, geschweige den Reisebus finden?
Labyrinth – fand nicht hier auf Kreta Theseus
dank dem roten Faden Ariadnes den Weg
aus dem Labyrinth?
Und schon entdeckt Lisa auf dem überfüllten
Parkplatz ihre Ariadne, die Reiseleiterin und
den Busfahrer. Zum Glück spricht die Reiseleiterin Schweizerdeutsch. Der Busfahrer
scheint nicht viel „ausländisch“ zu verstehen.
Doch seine Augen kommen Lisa bekannt vor.
Was für ein Zufall, er hat die Augen von
Alexis Zorbas!
„Sie waren spöttisch, traurig, unruhig, ganz
Feuer.“
Viele Jahre führte sie wanderfreudige Gäste
im Auftrag einer Schweizer Firma durch
beinahe alle Gebiete Griechenlands.
Seit 2008 bietet sie selber Wanderferien
an: www.gabihessreisen.ch
Der Busfahrer prostet der kleinen Reisegruppe immer wieder zu. Seine unkomplizierte Art, die funkelnden Augen und sein
herzhaftes Lachen wirken ansteckend. Lisa
denkt an den Text im Buch:
„Es war mir klar, dass dieser Zorbas ein
Mensch war, nach dem ich so lange suchte
und den ich bisher nicht hatte finden können.
Ein lebendiges Herz, eine warme Kehle, eine
unverbrauchte, grosse Seele, die sich noch
nicht von ihrer Mutter, der Erde, getrennt
hatte, wie der Säugling von der Nabelschnur.“
Der Reisebus fährt der Nordküste entlang
nach Chania. Lisa staunt über die hohen
Gebirgszüge. Jetzt im Frühling sind die höchsten Gipfel mit einem Zuckerhut aus Schnee
bedeckt. Ja genau, sie erinnert sich an die oft
gestellte Frage bei Kreuzworträtseln. Höchster Berg auf Kreta – Ida!
Am nächsten Morgen ist die kleine Gruppe
unterwegs mit Rucksack und Wanderschuhen. Zum Glück hat Ariadne ihren roten
Faden dabei und findet stets den richtigen
Weg auf den nicht ausgeschilderten Pfaden.
Es duftet nach Orangenblüten und Thymian.
Die unzähligen blühenden Pflanzen verzaubern den Wegesrand in einen Farbenteppich.
Wie können diese kleinen Pflanzen in der
steinigen Erde überleben? Monate lang regnet es nicht. In einem kleinen Bergdorf trifft
Ariadne einen alten Bekannten, Dimitris.
Spontan lädt er die ganze Gruppe zu sich
nach Hause ein. Stolz zeigt er das Wohn
Am Abend sitzen sie im Hafen von Chania,
geniessen den griechischen Wein und die
leckeren Mezedes. Auch der Sonnengott
Helios hat für heute seine Arbeit getan. Einmal mehr lenkte er seinen Sonnenwagen von
Ost nach West. Jetzt verschwindet die Sonne
langsam im Meer.
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zimmer. Blitzsauber überall, gehäkelte Kunstwerke und Fotografien, Hochzeitsbilder der
nächsten Verwandten, Kindergesichter und
stolze Portraits von den Vorahnen in kretischer Tracht. Dimitris Frau Georgia zaubert in
der Küche aus dem Wenigen, das vorhanden,
ein Meze.
Dimitris war viele Jahre Busfahrer, Georgia
arbeitete in einem Hotel, doch jetzt gibt es
keine Arbeit mehr. Die beiden erwachsenen
Töchter finden während der Touristensaison
irgendeine Arbeit, wenn sie Glück haben. Das
kleine Haus haben sie von ihrer Mutter geerbt. Doch das Dach musste erneuert wer
den, das heisst ein Darlehen von der Bank.
Sie haben Ziegen, Hühner, Kaninchen und
einen grossen Gemüsegarten und Dimitris
hilft auf dem Bau, wenn sich eine Gelegenheit
ergibt.
„Wie überleben die Menschen in diesem
kleinen Bergdorf?“, fragt sich Lisa.
Dimitris erklärt ihr mit lachenden Augen, dass
die Einwohner in ihrem Dorf noch nie was geschenkt gekriegt haben. Der Staat war schon
immer weit weg und hat für die anderen gesorgt. Da sei die Hoffnung auf einen Lottogewinn noch realistischer. Er glaubt nur an sich
und seine Familie. Lisa hat verstanden, auch
in Dimitris steckt ein Alexis:
„Ich glaube an nichts, an niemand. Ich glaube nur an Zorbas. Nicht etwa, weil Zorbas
vielleicht besser ist als die anderen, davon ist
keine Rede. Auch er ist ein Vieh. Ich glaube
an Zorbas, denn nur ihn habe ich in meiner
Gewalt, nur ihn kenne ich, alle anderen sind
für mich Gespenster. Mit seinen Augen sehe
ich, mit seinen Ohren höre ich, mit seinem
Gedärme verdaue ich.“
Nach einem erlebnisreichen Tag sitzt Lisa auf
dem Balkon des Hotelzimmers. Sie kann sich
am Lichtspiel des Mondes nicht sattsehen.
Das Licht des Mondes zeigt einen Weg in die
Unendlichkeit.
Alexis Zorbas hat das Bedürfnis seines
Freundes, Bücher zu verschlingen, nie verstanden. Er fand dort drin nicht mal Antworten
auf die einfachsten Fragen wie zum Beispiel
warum ein Mensch sterben muss. 2000 Kilo
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Papier hat sein Freund mit seiner Tintenkleckerei verbraucht. Doch wer könnte Kreta
besser beschreiben als er, der Denker und
Philosoph:
„Die kretische Landschaft glich einer guten
Prosa: klar durchdacht, nüchtern, frei von
Überladenheiten, kräftig und verhalten. Sie
drückte das Wesentliche mit den einfachsten
Mitteln aus. Sie spielte nicht. Sie wandte
keine Kunstgriffe an und blieb jeder Rhetorik
fern. Was sie zu sagen hatte, das sagte sie
mit einer gewissen männlichen Strenge. Aber
zwischen den herben Linien dieser kretischen
Landschaft entdeckte man eine Empfindsamkeit und Zartheit, die keiner vermutet
hätte – in den windgeschützten Schluchten
dufteten die Zitronen- und Orangenbäume
und in der Ferne ergoss sich aus dem endlosen Meere eine grenzenlose Poesie.“
Alexis erklärt Lisa, dass alle Griechen die
Frauen lieben. Schlussendlich sind sie ja alle
Nachkommen von Göttervater Zeus. Er kümmerte sich immer um die alleinschlafenden
Frauen und tröstete sie. Je nach Wunsch
einer Frau, hatte er sich in einen Stier,
Schwan oder Goldregen verwandelt um ihr
nah zu sein.
Die Tage vergehen. Lisa wundert sich schon
lange nicht mehr, ständig dem Geist und der
Energie von Alexis zu begegnen. Alexis ist
der Mensch, der an sich glaubt und die
andern mit seinen Ideen ansteckt. Oft ist in
seinem Leben nicht nur eine Seilbahn eingestürzt. Er steht wieder auf und geht seinen
Weg weiter:
„Mein Herz war wie in Stücke gerissen, aber
bald flickte ich es wieder zusammen. Du hast
sicher schon tausendmal geflicktes Segel gesehen, mit roten, gelben und schwarzen Pflastern, mit dickem Bindfaden zusammengenäht, die niemals zerreissen und den heftigsten Stürmen Widerstand leisten. So ein
Segel ist auch mein Herz. Tausendmal
durchlöchert, tausendmal geflickt, unbesiegbar.“
Dank Ariadne entdeckt die kleine Gruppe
jeden Morgen neue Details von Kreta. Die
Stille der einsamen, bergigen Landschaft
wird nur durch das Blöcken der Ziegen und
Schafe unterbrochen. Dann ein Hundegebell.
Der Hirte kann nicht weit weg sein. Zum
Glück sind die Hirten heutzutage nicht mehr
so einsam wie damals Pan, der Hirtengott.
Kaum näherte er sich einer Frau, erfasste sie
die Panik. Einmal hielt er sein Verlangen nicht
mehr aus. Er verfolgte eine schöne Frau. In
letzter Sekunde verwandelte sie sich in ein
Schilfrohr, das Pan daraufhin umarmte. Als
nun der Wind in das Rohr blies, kamen klagende Töne hervor. Pan brach aus dem Rohr
sieben Teile, eines immer kürzer als das
vorherige. Und so erfand er die Panflöte.
Lisa macht im Dorf Paleochora einen Abendspaziergang. In einer Taverne bestellt sie ein
Glas Wein. Lange kann sie nicht in ihren Gedanken schwelgen. Der nächste Alexis setzt
sich zu ihr. Schnell kapiert Lisa, dass Alexis
Gesellschaft für die Nacht sucht.
Alexis ist wieder aus dem Buch gesprungen:
„Das Weib ist nun einmal ein krankes, ein
schwaches, immer nörgelndes Geschöpf.
Wenn du ihr nicht sagst, dass du sie liebst
und besitzen willst, jammert und heult sie „
Lisas Ferien auf Kreta sind vorbei. Fotos,
Olivenöl und getrocknete Gewürze erinnern
sie an die schönen Tage. Oft breiten sich in
ihrer Umgebung wieder der Nebel und die
verschiedenen Grautöne aus. Im Büchergestell findet sie ein gelbes Reclam Taschenbuch aus der Schulzeit ......... vielleicht springt
Wilhelm Tell auch einmal aus dem Buch!
Nafplion, 27. 1. 2013, Gabi Hess
20
Kretische Mythologie - respektlos kurzgefasst
Klaus Bötig
8. Dez. 2012
Glaubt man der griechischen Mythologie, hat
Europa seinen Namen der Lüsternheit des
griechischen Göttervaters Zeus zu verdanken. Eine Geschichte wie eine Seifenoper.
Der rauschebärtige, nicht mehr ganz junge
Gott begehrte eine zarte phönizische Königstochter. Er war Realist genug zu wissen, dass
er trickreich vorgehen musste, um sie zu gewinnen.
haben; hier vermuten Manche auch das berühmte kretische Labyrinth. Der legendäre
Dädalus, der später zusammen mit seinem
Sohn Ikarus zum ersten Flieger der Weltgeschichte wurde, hatte es im Auftrag von König
Minos entworfen. Minos ließ darin den Minotaurus einsperren, ein gefräßiges Ungeheuer,
halb Mensch, halb Stier. Auch er war ein Produkt unbezähmbarer Lüsternheit.
Also verwandelte sich Zeus in einen jungen,
kraftvollen weißen Stier. So näherte er sich
der Prinzessin, die gerade mit ihren Gespielinnnen an den Gestaden ihrer Heimat Blumen
pflückte. Sanft legte er sich zu ihren Füssen
nieder. Als sich die Königstochter jedoch vertrauensvoll und munter lachend auf seinen
Rücken setzte, stürzte er mit ihr davon und
trug sie übers Meer an die Südküste Kretas.
Am Strand von Matala gingen sie an Land. In
Gortys -in römischer Zeit Inselhauptstadt –
feierten sie Hochzeit (vornehm ausgedrückt,
oder?) unter einer Platane. Die Braut hieß
Europa, ihr Sohn wurde als Minos erster
König von Kreta. Er blieb als ein großer
Gesetzgeber und absolut gerechter Herrscher
in den Köpfen der Menschen des Altertums
lebendig, in dessen Reich Wohlstand und
Frieden herrschten.
Meeresgott Poseidon hatte Minos zum
Zeichen seiner Anerkennung als Herrscher
Kretas einen Stier von unvergleichlicher
Schönheit geschickt. Minos hätte ihn sogleich
wieder dem Gott opfern sollen, behielt ihn
aber für sich selbst zurück. Das erzürnte
Poseidon. Seine Rache traf Pasiphae, die
Gemahlin des kretischen Königs. Er erfüllte
sie mit dem brennenden Verlangen, sich dem
Stier hinzugeben. Wieder einmal war Dädalus
erfinderisch. Er schuf eine innen hohle, hölzerne Kuh, in die Pasiphae nackt hineinschlüpfen konnte. Der Stier des Poseidon erkannte
die Täuschung nicht – und bald darauf gebar
Pasiphae den schrecklichen Minotaurus, halb
Mensch, halb Tier.
Dessen Lieblingsspeise waren Jünglinge und
Jungfrauen aus Athen und Attika. Regelmäßig musste der König aus der heutigen
Hauptstadt eine Gruppe von ihnen als Sühneleistung für den Mord an einem Sohn des
Minos nach Kreta entsenden. Erst der antike
athenische Nationalheld Theseus entband ihn
von dieser traurigen Pflicht. Er reiste mit einer
Gruppe Todgeweihter nach Knossos, um den
Minotaurus zu töten. Ariadne, eine Tochter
des Minos, verliebte sich in ihn und bot ihm
ihre Hilfe an. Vom erfinderischen Dädalus
erhielt sie den Tipp mit dem “Ariadne-Faden”,
den Theseus dann entrollte, als er sich ins
Labyrinth wagte. Es gelang ihm, das Ungeheuer zu töten und dank des Fadens auch
wieder aus dem dunklen Gängegewirr herauszufinden.
Auch der Stier blieb in Erinnerung: als heiliges Tier der minoischen Zeit, jener ersten
Hochkultur auf europäischem Boden im
zweiten Jahrtausend vor Christi Geburt. Beinahe zahllos sind die einzigartigen Kunstwerke jener Epoche im gerade wieder sukzessive
neu eröffnenden Archäologischen Museum
von Iraklio und in den kretischen Provinzmuseen (von denen das in Agios Nikolaos
mindestens noch bis 2014 geschlossen ist).
Zahlreich sind auch die Überreste von Städten und Palästen, Villen und Gräbern, die
Archäologen in den letzten 100 Jahren ans
Tageslicht brachten.
Am berühmtesten von allen archäologischen
Stätten ist Knossos ganz nahe bei Iraklio.
Hier soll der sagenhafte König Minos residiert
Ariadne freilich musste mit dem Geliebten
fliehen. Als sie aber mit ihrem Schiff zur
21
Kykladeninsel Naxos gelangten, verlangte es
den Gott Dionysos nach Ariadne. Er befahl
dem Helden Theseus, ohne sie weiter zu fahren. Traurig darüber vergaß er nun eine Vereinbarung, die er mit dem sehnsüchtig auf
seine heile Rückkehr wartenden Vater in
jenen telekommunikationslosen Zeiten getroffen hatte: Statt weiße Segel zu setzen, wie
für den Fall seines Überlebens ausgemacht,
näherte er sich unter schwarzen Segeln der
Heimat, die seinen Tod signalisierten. Als
sein Vater, König Ägäus, sie sah, stürzte er
sich aus Verzweiflung in das Meer, das bis
heute seinen Namen trägt – die Ägäis.
Kreta ist voll solcher Mythen. Aufgeschrieben
wurden sie allerdings nicht von den Minoern
selbst, sondern erst Jahrhunderte nach deren
Untergang von altgriechischen Autoren. Bis
heute sind sie auf Kreta zumindest in aller
Fremdenführer Munde und fördern den Ausflugsverkehr. Eine dieser vielen Legenden ist
auch der Grund dafür, warum jährlich Zehntausende in die eigentlich völlig belanglose
Tropfsteinhöhle Diktäon Andron auf der
Lassithi-Hochebene strömen: der Göttervater
selbst soll darin geboren worden sein.
Wieder einmal ist die Geschichte recht
drastisch. Chronos, der Vater des Zeus und
Namensgeber aller Chronometer, verschlang
all seine Kinder gleich nach der Geburt durch
seine Gemahlin Rhea, um von ihnen nicht
entthront zu werden. Den Zeus aber gebar
seine Gemahlin heimlich in eben jener Höhle;
statt des Kindes gab sie dem Vater einen
Stein zu verschlingen. Ohne diese mutige Tat
hätte Zeus Chronos später nicht entmachten
können. Dann hätte er auch nicht jene phönizische Königstochter entführt – und unser
Kontinent hieße heute wohl ganz anders.
Dädalus hatte inzwischen in Knossos Probleme bekommen. Seine Unterstützung für die
Gelüste der Pasiphae und für den jungen
Athener Theseus wurden ruchbar. Dädalus
sann auf Flucht. Er klebte Vogelfedern mit
Honigwachs zusammen und erhob sich zusammen mit seinem Sohn Ikarus in die Lüfte.
Über der Ägäis kam Ikarus jedoch übermütig
der Sonne zu nahe. Das Wachs schmolz,
Ikarus stürzte bei der heute nach ihm benannten Insel Ikaria ins Meer und wurde so zum
ersten Absturzopfer der Weltgeschichte.
Dädalus aber entkam nach Sizilien.
Klaus Bötig, 08.12.2012 auf www.klaus-boetig.de
Chora Sfakion Tagebuch 2013
Bettina Kouri auf
http://sfakiatagebuch.wordpress.com
Bettina schreibt wieder fleissig Tagebuch. Hier die ersten Einträge im 2013. Es lohnt sich ihre
Bilder (viel mehr als abgebildet) farbig anzuschauen: http://sfakiatagebuch.wordpress.com
1. Jan: So endete der erste Tag…
6. Jan: Wasserweihe
Also das kann ich euch ja nicht vorenthalten:
Der erste Sonnenuntergang 2013. Ich bin
zum Fischen rausgefahren, mitten in einen so
schönen Sonnenuntergang…
Heute fand auch in Chora Sfakion wieder die
Wasserweihe statt. Das Wetter hatte
gehalten, bis zum Ende der Zeremonie war
es richtig gut, ab und an kam die Sonne
hervor. Direkt danach wurde es aber doch
wieder sehr winterlich, dicke schwarze
Wolken, Regen und Gewitter - Januar eben!!
22
8. Jan: Die Schönheit eines Unwetters
27. Jan: Die Wellen und das Dorf
Vor fast genau einem Jahr, am 10 Januar
2012 habe ich Fotos von einem Regenbogen
gezeigt - und heute am 08 Januar 2013
wieder ein kleines Wunder der Natur. Es ist
sehr kalt, stürmisch und regnerisch, weiter
oben schneit es sogar. Aber hier unten heute
Morgen dieser, bzw. diese wunderschönen
Regenbogen !!!!
Am gestrigen Samstag war es mal wieder
sehr wellig. Ich habe mich mal in den kleinen
Hafen getraut. Es war sehr laut und schon
etwas beängstigend, bin glücklicher Weise
auch fast trocken geblieben!!!!
Es gibt jedes Jahr im Winter diese Stürme. Es
wird auch nicht der letzte für diesen Winter
gewesen sein, auch nicht der stärkste. Zum
Glück
haben wir
den
größeren
und
geschützteren
Hafen
neben
dem Dorf, denn solchen Wellen halten die
Boote nicht stand. Im Frühjahr 1979 zerbrachen viele Boote bei einem Sturm. Siehe::
www.sfakia-crete.com/sfakia-crete/public-gallery19.html
Mit Bettina zum Fischen: Erlebnis Fischerei auf einem traditionellen hölzernen Fischerboot. Fischerei mit Fangleinen oder
Netzen an verschiedenen Orten und Tageszeiten…..
Morgens gegen 8.30 Uhr geht es meistens los. Entweder werden die Fangleinen eingezogen, die in der Nacht ausgelegt
wurden, oder die Netze, die am Vortag am späten Nachmittag
ausgelegt wurden.
Wen das Auslegen der Netze interessiert, der kann auch Nachmittags mitfahren. Wenn
danach noch Zeit und Lust vorhanden ist, könnt ihr auch mit einer Angelschnur selber etwas
Angeln. Euer Fang gehört dann natürlich Euch, wir helfen euch mit den Ködern etc.
Natürlich sind unsere Ausflüge wetterabhängig!!!
Für genauere Informationen vor Ort findet ihr uns meistens ab 8.00 Uhr morgens im Hafen
(im großen Hafen) - oder dann am frühen Abend wieder!!!
http://bettinaki.wordpress.com/
23
Αθήνα – Σαλονίκη…
Nadja Heimlicher, 23. 02. 2012
http://nahei.wordpress.com
Freitag Morgen: Der Zug schlängelt sich
durch Berge und gleitet über endlose
Ebenen. Überall liegt Schnee. Ab und zu
halten wir an einem winzigen Bahnhof mitten
in der Pampa. Ich bin zum ersten Mal in
meinem Leben auf dem Weg nach
Nordgriechenland und staune. Der letzte Teil
der Strecke führt durch die makedonische
Ebene. Es kommt mir vor, als würde ich
durch die Tundra fahren. Die wenigen
Häuser und Ortschaften, die ich vom Zug aus
sehe, wirken ziemlich elend. Meine Güte,
denke ich, wo komme ich denn da hin? Am
Bahnhof von Thessaloniki holt mich Daniel,
der hier studiert, ab. Wir deponieren meine
Sachen zuhause, dann sehe ich diese Stadt,
die ich bisher nur aus Liedern (z.B. ganz
unten im Artikel) kannte.
Thessaloniki ist ganz anders als Athen. Gemächlicher. Aufgeräumter. Obwohl hier auch
etwa eine Million Menschen wohnen, habe
ich nirgends das Gefühl, in einer grossen
Stadt zu sein. Hier ist mehr Platz, mehr Luft.
Auf den ersten Blick scheint sogar die Krise
irgendwie weiter entfernt. Die Bettler,
Drogenabhängigen
und
unzähligen
Polizisten, die das Bild des Athener
Stadtzentrums prägen, sucht man in hier
beinahe vergeblich. Dafür sind auffallend
viele junge Leute unterwegs: In Thessaloniki
leben etwa 100’000 Studenten und
Studentinnen.
Wir spazieren zum weissen Turm, dem
Wahrzeichen Thessalonikis, dann der
Meerpromenade entlang zur AristotelousStrasse und hinauf in die “Ano Poli”, die fast
dörfliche Oberstadt. Durchs alte Stadttor
gelangen wir ins Kastro-Viertel und steigen
steile Strassen und Treppen hinauf zu der
Festung. Von hier oben überblickt man die
ganze Stadt und den Thermaischen Golf. Die
Sonne geht unter und langsam verschmilzt in
der Ferne der Olymp mit dem Himmel.
Samstag: Wir mieten für einen Tag ein Auto.
Quer durch die makedonische Ebene fahren
wir zu den Königsgräbern nach Vergina,
tauchen ein ins Museum im Halbdunkel des
Grabhügels.
Hier
soll König Philipp
II.,
der
Vater
Alexanders
des
Grossen, begraben
sein. Obwohl die
Identifizierung der
verbrannten(!) Gebeine nicht eindeutig ist, pilgern
Tag
für
Tag
griechische Schulklassen hierher, um
sich davon überzeugen zu lassen,
dass Alexander den
24
Griechen “gehört” und nicht den Mazedoniern
im benachbarten “FYROM”. Die Schülerinnen
und Schüler liefern sich aber ganz offensichtlich lieber Schneeballschlachten, als sich mit
politisch brisanten Knochen zu beschäftigen.
Wir fahren weiter in Richtung Nordwesten, auf
die Grenzen zu Albanien und Mazedonien zu.
Was ich sehe, hat mit dem Griechenland, das
ich bis anhin kannte, nichts mehr zu tun. Ich
wähne mich im tiefsten Balkan. Wir fahren
unzählige Kilometer durch fast unbewohntes
Land. Hier gibts nichts ausser Schnee, Wald,
Feldern und mehreren Atomkraftwerken. Die
wenigen Ortschaften, durch die wir fahren,
wirken von der Welt abgeschieden und
irgendwie verloren. Ich bin einerseits tief
beeindruckt und fasziniert, andererseits unendlich froh, dass ich nicht irgendwo hier zur
Welt gekommen bin.
Sonntag Abend: Die kleine Taverne “To Dykti”
füllt sich. Essen und Wein werden aufgetragen, die Musiker kommen in Fahrt und
spielen Rembetika und Volkslieder. Seite an
Seite lauschen Grossmütter und junge Studenten dem Klagen und Jubeln von Bouzouki
und Gitarre. Irgendwann, zu fortgeschrittener
Stunde, stürmt ein Herr in nachtblauem Frack
in den Raum, zieht aus der Tasche ein Mikrofon, das offensichtlich nirgends angeschlossen ist, und gibt ein dramatisches Solo. Dann
ist die Performance beendet und er verschwindet so schnell wie er gekommen ist.
Das Fest geht
weiter.
Wir
aus dem Publikum wünschen
Lieblingsstücke, die Musiker kennen
sie alle und
spielen unermüdlich weiter.
Diese Lieder,
sie sind kaum
auszuhalten.
Sie sind so
schön, dass es
wehtut.
το λευκό τον Πύργο (Γιώργος Ζαμπέτας) – Beim weissen Turm (Giorgos Zambetas)
25
Auf den Spuren der Argonauten
Im Hafen von Volos, der Stadt in Thessalien,
die damals noch Iolkos hiess, soll Iason die
Helden der griechischen Antike versammelt
haben, um sich mit ihnen zusammen auf die
Suche nach dem goldenen Vlies zu machen.
Unter den fünfzig Abenteurern, die mit dem
Schiff “Argo” nach Kolchis in den Kaukasus
fuhren, befanden sich keine Geringeren als
Herakles, Laertes und Theseus, doch der
Raub des goldenen Widderfells wäre nicht
gelungen, hätte Orpheus die Argonauten
nicht immer wieder mit Harfenspiel und
Gesang zum Weiterrudern ermutigt…
Nadja Heimlicher, 12.03.2012
http://nahei.wordpress.com
Die “Argo”, oder zumindest ein Nachbau des
berühmtesten Schiffs der Antike, liegt bis
heute im Hafen von Volos. Ansonsten macht
Thessalien an diesem Wochenende nicht gerade den Eindruck, als würde hier Weltgeschichte stattfinden. Die Wolken hängen tief
und vom Pilion, scheinbar einem der schönsten Gebirgszüge Griechenlands und Heimat
der Kentauren, ist nichts zu sehen. Das Meer
hält sich grau und glatt im pagasäischen Golf
still, ans andere Ufer sieht man durch den
Regen kaum.
26
Albaner, Pakistani und Afrikaner, und er habe
einen Verwandten in Athen bei der Polizei,
und wenn der nur die Erlaubnis hätte, seine
Waffe einzusetzen, dann könnte man dieses
Problem sinnvoll bekämpfen. Das fördert
nicht gerade den Appetit, ich bin fast froh als
wir rauskommen und hoffe, der Mann sei mit
seiner Meinung allein.
Grosse Teile von Volos wurden 1955 durch
ein Erdbeben zerstört. Nach einer Altstadt
sucht man hier deshalb vergeblich. Dafür
verfügt das “Tor zum Pilion” über einen
Handels-, einen Passagier- und einen
Fischerhafen und eine eigene Universität.
Doch besonders berühmt ist die Stadt für ihre
autofreie Meerpromenade mit unzähligen
Cafés, Restaurants und Tsipouradika. Hier
wird flaniert, Tavli gespielt, gegessen und
getrunken. Im Tsipouradiko herrschen andere
Gesetze als in gewöhnlichen Restaurants:
Das Bestellen von einer Speisekarte ist nicht
vorgesehen.
Stattdessen
bestellt
man
Tsipouro (ein Tresterbrand, ähnlich wie Ouzo
mit Anis-Geschmack) und dazu werden
automatisch kleine Häppchen serviert:
Gebratener Tintenfisch, Keftedakia, Kartoffelsalat, frittierte Fische, Tsatsiki…
Das ehemalige Fischerdorf “Kala Nera”
(“Gute Wasser”) gilt als einer der bekanntesten Orte auf dem Pilion. Jetzt im März ist
es wie ausgestorben. Zwischen den Häusern
hängt der Duft von verbranntem Holz aus den
Heizöfen. Strubbelige sandfarbene Hunde
streifen am Strand umher. Zwei Tavernen
sind geöffnet. In der
einen
gibts
Souvlaki, in der
anderen Fisch. Der
einzige Gast in der
Fischtaverne ist ein
älterer Mann, der
sich offenbar über
die Ankunft von
Fremden freut und
sofort
die
Gelegenheit ergreift,
einen Vortrag über
die Ursachen der
Krise zu halten.
Fazit: Schuld an
der Misere seien
die Flüchtlinge, die
Wer mehr essen will, muss mehr Tsipouro
bestellen – so einfach ist das.
Η Βολιώτισσα (Στου Βόλου τις ακρογιαλιές)
27
Theaterwahn in Thessaloniki
Das Schauen und Spielen
gibt Kraft in der Krise
Marianthi Milona, 11.12.2012
WWW.TAGESSPIEGEL.DE/KULTUR
So viele Aufführungen für Kinder
gab es in Griechenland noch nie
Der etymologische Schwerpunkt des griechischen Wortes Theatron liegt nicht auf den
ersten beiden Silben Thea, also ich sehe,
sehend, Ausblick etc., sondern auf der letzten
Silbe tron, das von der Antike bis heute so
viel bedeutet wie Werkzeug. Alle Wörter im
Griechischen, die mit tron aufhören, bezeichnen ein Organ, ein Gerät, etwas, das arbeitet,
produziert, sich verändert. Diese kleine Silbe
setzt beim Theaterspiel vor allem ein aktives
Mittun des Zuschauers voraus. Die Zuschauer in der Antike gingen nicht ins Theatron, um
passiv bis apathisch einem Spektakel beizuwohnen. Sie gingen ins Theater, um mitzuwirken, mitzuleiden, mitzulieben, mitzuträumen.
Wie das ausschaute, lässt sich unter
anderem bei Pausanias nachlesen.
Es wird geprobt, gespielt, wieder gespielt und
wieder geprobt. So viele Kinderaufführungen
wie in diesem Jahr gab es in Griechenland
noch nie. Diesem Theaterwahn sind keine
Grenzen gesetzt, erklärt die junge Schauspielerin Nepheli Anthopoulou. Hauptsache,
sie steht auf der Bühne. Da vergisst sie ihre
Probleme und ihren Niedriglohn. Das letzte
Mal war eine solche Schauspiellust während
der griechischen Militärdiktatur (1967 – 74) zu
spüren. Auch damals half das Theater den
Menschen, auf bessere Zeiten zu hoffen, zu
warten, nicht zu resignieren.
In einer schmalen Gasse, gegenüber einem
baufälligen Haus aus dem 19. Jahrhundert,
führt eine schmale Treppe hinunter in eine
andere Welt: in das Kellertheater Aktis Aeliou.
Der unspektakuläre Ort gehört zu den produktivsten und innovativsten Bühnen des Landes.
Hier kann man auch Theaterspielen lernen.
Und sämtliche Kurse sind ausgebucht. Der
Aktis-Gründer Nikos Sakaladis erklärt den
Boom als Neurose, die von der Bevölkerung
auf die Theaterszene übergreife. Erfahrene
Schauspieler wollen spielen, immer mehr
spielen, Nachwuchstalente treten ohne Gage
auf, und die Amateure geben ihren letzten
Cent für Workshops aus, um sich künstlerisch
auszudrücken. Es ist, als wollten sie die
gesellschaftliche Ausnahmesituation, diese
Krise durch das Theater psychisch ausgleichen. Aber Krise hin oder her: Das Spiel
hilft, sich dem realen Leben zu stellen. Und
das zählt. Im Theater würden Selbstzweifel
und Selbsttäuschung einer ganzen Gesellschaft deutlich, glaubt Sakaladis. Besser
jedoch könnte er mit dieser Situation leben,
würde die griechische Gesellschaft nun auch
in eine Periode der Selbstkritik eintreten.
Wenn es ein Gen fürs Theaterspiel gibt, dann
haben die Griechen davon eine ordentliche
Portion abbekommen, behauptet immer wieder Yiannis Kalatzopoulos, einer der bekannten Theatermänner Griechenlands. Seine
Aufführungen im Nationaltheater sind ausverkauft, viele kommen mehrmals, um „Peter
Pan“ zu erleben und „Mela“, eine Revue, die
durch die griechischen Variety Shows der
letzten hundert Jahre tanzt. Man kann von
einer Theatromanie sprechen, von einer
ungeheuren Sehnsucht nach Schauspiel und
Unterhaltung, ob auf der Bühne oder als
Zuschauer im Saal.
So sieht es auch die Schauspielerin Fotini
Baksevani. Sie hat in Thessaloniki den
Berliner Grips-Theater-Klassiker „MugnogKinder“ von Rainer Hachfeld inszeniert. Wie
alle ihre Kollegen ist sie unterbezahlt und
muss seit Monaten auf die Gage warten. Aber
nicht die Kinder! Die Kinder dürfen nicht zu
kurz kommen in diesem vierten Jahr der
Rezession und der „Diktatur der Arbeitslosigkeit“. So haben es die Theaterkünstler
besprochen. Und so machen sie es.
Marianthi Milona hat auch eine eigene Website:
http://www.milona-in-greece.com/
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Thrakien - Griechenlands zweite Gesicht
Claudia Dabringer
Die Presse, 01.06.2003
Thrakien ist mehr als nur ein Korridor in die Türkei. Wer landschaftliche Schönheit,
historische Sehenswürdigkeiten und einsam-ursprüngliche Strände abseits von griechischen Tourismus-Konglomeraten sucht, wird in Thrakien fündig.
Im Westen begrenzt der Nestos die griechische Region, im Norden die hohe Bergkette
der Rhodopen. Einsame Wälder, nahezu unberührte Natur und mittendrin die griechischhellenische Festung Kalvya. Wanderherzen
läßt dieser Kontrast höher schlagen. Große
Rundtürme und gewaltige Zisternen prägen
das antike Fort, das nur über eine Schotterstraße zu erreichen ist.
Rauhe Berge, bildschöne Strände und einsame Badebuchten erwarten ruhesuchende
Teilzeit-Insulaner, wenn das Schiff in den
Hafen von Kamariotissa einläuft. Atmosphärisch hübsch, ist der kleine Hafenort mit
seiner Kieselbucht ideal für Sonnenanbeter
und Surfer. Samothraki ist aber auch die Insel
des Heiligtums der Großen Götter, freigelegt
in Palaiopolis. Unter anderem fanden hier
französische Ausgräber die berühmte Statue
der Nike von Samothrake, die heute im
Louvre zu sehen ist.
Orient zum Schnuppern
Spärlich asphaltierte Straßen sind in Thrakien
keine Seltenheit. Sie führen durch fruchtbare
Ebenen, in denen Obst, Gemüse und der
geschätzte Xantiyaka-Tabak angebaut wird.
Die größte muslimische Minderheit Griechenlands prägt diese Region: das türkische
Stadtviertel von Xanthi mit seinen pastellfarbenen alten Häusern und den schmiedeeisernen Balkonen oder das orientalisch geprägte
Komitini mit seinen bazarähnlichen Geschäfte
und Kaffeehäuser.
Tourismus fast ein Fremdwort
Einige Kilometer weiter bezaubern die beiden,
vom Tourismus verschonten Siedlungen
Kariotes und Ano Kariotes. Auf vielen Privatgrundstücken wird Wein angebaut, den man
in den Tavernen und Restaurants am Meer
verkosten kann.
Kurios präsentiert sich auch der kleine Kurort
Loutra, in dem Heilsuchende an den heißen
Schwefelquellen, junge griechische Rucksacktouristen und Aussteiger aufeinander
treffen.
Zwischen Xanthi und Komotini liegt die unvergleichlich schöne Lagunenlandschaft rund um
den Jachthafen Porto Lago und den VistonisSee. Blickfang ist die kleine Kirche des Agios
Nikolao. Sie gehört dem Klosterbesitz Vatepediou auf Athos und darf als eines der wenigen Athos-Güter auch von Frauen besichtigt
werden. Porto Lago selbst ist ein Geheimtipp
für Liebhaber einsamer Strände.
Im Süden Samothrakis sind wunderbare
Strände und Buchten zu entdecken. Beispielsweise den einzigen Sandstrand in
Pachia Ammos, vor dem Hintergrund ansteigender herrlicher Olivenhaine. Oder Akros
Kipos, den größten schwarzen Kiesstrand der
Insel. Sehenswert ist auch die Steilküste bei
Kremasto, von der aus etwa 60 Meter hohe
Wasserkaskaden ins Meer stürzen. Dieses
Naturschauspiel ist nur mit dem Boot zu erreichen. Stille gemütliche Badeplätze sind
auch in der Nähe des Örtchens Lakkoma zu
finden.
Spektakuläre Spots
Unendliche Ruhe in überwältigender Landschaft bieten die Ruinen der antiken Stadt
Maroneia, plaziert auf der Kuppe einer fast
senkrecht abfallenden Steilküste aus korallenrot leuchtender Erde und eingebettet in Tausende von uralten Olivenbäumen. Am Fuße
breitet sich ein kilometerlanger weißer Kiesstrand aus. Einige einsame Gegenden weiter
legt in Alexandroupoli die Fähre nach Samothraki ab.
Malerische Bergwelt
Kontrast bietet das Bergdorf Chora. Es
schmiegt sich wie ein Amphitheater an das
Saos-Gebirge. Die malerischen Gassen mit
29
den traditionellen Häusern und die mittelalterliche Turmruine bieten herrliche Motive
auch für Photographen. Von hier läßt sich
auch der höchste Berg der Insel, der Fengari
oder Mondberg mit 1611 Metern, besteigen.
Bei klarem Wetter kann man die Gipfel des
Athos erkennen und nach Osten geht der
Blick bis zur türkischen Küste am Golf von
Sarros.
aussteigen
genießen.
oder
ausschwärmen
und
Weitblick in der Einsicht Griechenland zeigt
sich in Thrakien von seiner ursprünglichsten
Seite. Wer diese Region bislang nur passiert
oder auf der Insel Thasos nur Badeurlaub
gemacht hat, sollte das nächste Mal einfach
Anreise ab Bern (Ergänzung Hellasfreunde):
- Ab Bern mit SkyWork nach Thessaloniki
Thrakien Tips & Infos
Reisezeit: Die beste Reisezeit für Thrakien ist
der Mai. Wanderer finden in diesem Monat
mit Tageshöchsttemperaturen von 18 bis 22
Grad optimale Bedingungen. Darüber hinaus
steht die fruchtbare Region in voller Blüte und
man trifft wenig andere Touristen.
- oder ab Zürich mit Air-Berlin via Wien nach
Kavala.
Dimitrios Pergialis
www.griechische-kultur.eu
Soufli und die Seide
ζώου και τα βομβύκια αναλύουσι των
γυναικών τινές αναπηνιζόμεναι κάπειτα
υφαίνουσι“.
Das Geheimnis um die Seidenraupen, die
sich ausschließlich von den Blättern des
Maulbeerbaumes ernähren, war nur in China
bekannt und wurde streng gehütet. Wer
Seidenraupen, Raupeneiern, Kokons, Rohseide oder Maulbeersamen außer Landes
brachte wurde mit dem Tode bestraft. Wie
das
Geheimnis
der
Seidenherstellung
schließlich doch nach Europa gelangte ist
umstritten.
Der byzantinische Kaiser Justinian I. (527565) wollte in den Besitz der Geheimnisse der
Seidenkultur gelangen. Beim ersten Mal
brachten ihm die ausgeschickten Mönche nur Maulbeersamen. Beim zweiten
Versuch versteckten zwei
Mönche, Theofanis und,
Zonaras um 554, die Eier in
ihren hohlen Bambusstäben
und schmuggelten sie so
nach Konstantinopel. Maulbeerbäume wurden auf dem
Peloponnes gepflanzt. Seit
568 gab es in Byzanz die
kaiserliche Seidenwerkstatt,
das Gynäceum - hier stellten
Bereits im sechsten Jahrhundert vor Christus
tauchen die ersten schwarzen Maulbeerbäume in Griechenland auf und sie werden
nur wegen ihrer Früchte kultiviert. Auf der
griechischen Insel Kos gab es das so genannte "coische Gewebe", ein Seidengewebe. Die westliche Welt erfuhr erst nach der
Eroberung Persiens und Indiens unter
Alexander dem Großen um 400 v. Chr. von
der Existenz des kostbaren Gewebes, wusste
aber noch nicht um das Geheimnis seiner
Herstellung. Der griechische Philosoph
Aristoteles in seine Historia Animalium V.
berichtete um 350 vor Christus davon. Über
eine große Raupe „σκώληκος μεγάλου“ und
die Produktion der Seide „εκ δέ τούτου του
30
Stadt. Heute sind es wenige Familien, die
sich mit der Seidenproduktion befassen, doch
die gesteigerte Nachfrage nach natürlichen
Seidenfasern bringt mehr Investitionen in der
Seidenproduktion.
Sklavenfamilien unter der Aufsicht des
kaiserlichen Schatzamts Seidenkleider her.
Das Byzantinische Reich wurde vom 7. Bis
den 11. Jahrhundert zum bedeutendsten
Seidenmarkt Europas. Von Byzanz aus
verbreitete sich das Wissen um die Seidenherstellung über die westliche Welt. In
Griechenland wird die Seidenproduktion von
Lakonien bis Thrakien ausgebreitet. Soufli,
eine Stadt im Evros-Tal in Thrakien, galt und
gilt immer noch als die Seidenstadt
Griechenlands. Um 1912 war hier das
griechische Zentrum der Seidenproduktion
und der Seidenraupenzucht. Hier lebten
12.000 Einwohner und in der Umgebung
wurden 160 km2 Land mit Maulbeerbäumen
bepflanzt, da der Maulbeerbaum die Basis
der Seidenproduktion bildet und seine Blätter
die Hauptnahrung des Maulbeerspinners
sind. Es wurden hier bis zu 40.000 kg Seidenfäden produziert.
Das Seiden-Museum
Das Seiden-Museum von Soufli ist in einem
schönen Herrenhaus von 1883 untergebracht.
1985 wurde es renoviert und in den Innenräumen (11 x 9 x 3,40 m hoch) in vier Einheiten aufgeteilt. Der erste Bereich zeigt die
diachronische Geschichte der Seidenproduktion von China, über das antike Griechenland
und das Byzanz bis zur Osmanischen
Periode. Der zweite Bereich hat als Thema
die Maulbeeren und die Seidenraupen bis zur
Ernte des Kokons und der dritte Bereich die
Verarbeitung zu Faden, Garn und Textilien.
Die vierte und letzte Einheit zeigt die Seidenproduktion als Wirtschaftsfaktor in Europa,
Griechenland und Soufli.
Die heutige Soufli (4.300 Einw.) das in den
Hängen des Propheten Elias Berges liegt ist
65 km von Alexandroupolis entfernt. Immer
noch ist das Stadtbild von der Seidenproduktion geprägt. Die „Koukoulospita“ – KokonHäuser – die als Wohn- und Produktionsstätte
dienten, sind zwei und dreigeschossige aus
Ziegel und Naturstein errichtete Gebäude. Die
Seidenfabrik der Gegrüder Tzivres, das BrikaGebäude, das Hotel „Koukouli“, ein ehemaliges Koukoulospito der Familie Kalessis, das
im Jahre 1850 errichtet wurde und das
Herrenhaus der Familie Kourtidis, wo das
Seiden-Museum untergebracht ist, sind noch
heute Zeugen der reicher Vergangenheit der
Seidenmuseum
El. Venizelou 73
GR-68400 Soufli
Tel.: 0030 25540 23700
31
Im Brunnen der Erinnerung
Von Manuel Gogos, erschienen in der
„Neuen Zürcher Zeitung“ vom 3. 9. 2012
Jenseits von Athen und Santorini gibt es ein versunkenes Griechenland, das nur wenige
kennen. Eines, wo die Kulturen und Zeiten von Okzident und Orient einst miteinander
verschmolzen und das heute vom Verschwinden bedroht ist. Der Autor hat es zufällig
auf der nordägäischen Insel Thassos im Dorf Kazaviti entdeckt.
Den unzähligen Postkartenansichten von
Kykladen und Sporaden zum Trotz: In den
letzten dreissig Jahren des massierten, pauschalen Tourismus erschienen mir Inseln wie
Samos oder Santorini bloss noch wie Potemkinsche Dörfer – Theaterkulissen, Lockszenarien, Knoten eines grossen Spinnennetzes,
in dem die heutigen Griechen notgedrungen
sitzen, um Touristen auszunehmen. Nicht,
dass ich ihn nicht teilte; doch schien er mir
verloren – der Traum vom authentischen
Leben.
stösst Laute aus, so seltsam, dass ich zunächst in einer Mischung aus Furcht und
Faszination kaum schlafen kann.
Es ist ein Deutscher, der uns das Haus vermietet, ein Volkskundler und Naturschützer,
für den nicht nur Menschen legitime Bewohner eines Hauses sind. Jeden Tag geht er
durchs Dorf, um die Katzen zu füttern. Wenn
er am späten Nachmittag zu uns heraufsteigt,
ist die Hitze noch brütend. Er bittet meinen
Sohn, den Eimer mit dem klebrigen Katzeneintopf mit Wasser aufzufüllen. Er wäscht sich
das Hemd, das Gesicht. Ist es, weil er wie alle
Einsiedler sein Äusseres nicht achtet? Oder
gehören sie einfach zur Familie, die Tiere, die
der Biologe zum Befremden der Dorfbewohner füttert, damit sie die Eidechsen und Vögel
verschonen?
Bis ich bei den Vorbereitungen zu den
Sommerferien im Internet auf die Gelegenheit
stiess, mich auf der nordägäischen Insel
Thassos im Dorf Kazaviti in ein Haus traditionellen mazedonischen Stils einzumieten.
Der Einzug in das Haus aber wurde zum Abstieg in den Brunnen der Erinnerung. Denn in
der Hafenstadt Kavala, Thassos auf Festlandseite gegenüber gelegen, bin ich in den siebziger Jahren selbst gross geworden in einem
solchen «Albaniko Spiti», wo die Wände aus
dem feuchtigkeitsspeichernden, kühlenden
Lehm bestehen; wo Küche und Bad aus
einem einzigen Marmorblock gehauen, wo die
Balkone von dicken, wurmstichigen Holzbalken getragen und die Aussenwände mit dem
typischen Blau bemalt sind – von unten nach
oben heller werdend, wie vom Meer zum
Himmel hin.
Nägel wie aus Jesu Zeiten
1957 fuhr er zum ersten Mal nach Griechenland, und dann immer wieder. Als der Ethnologe nach jahrelanger Feldforschung in
Papua-Neuguinea 1973 zum ersten Mal nach
Kazaviti kommt, da ist das Bergdorf so gut
wie ausgestorben. Er hat mit den alten Bewohnern gesprochen, versucht, den letzten
Zipfel ihrer Erinnerungen zu erhaschen. Erzählungen wie die von der phönizischen
Prinzessin, die einmal auf dem gegenüberliegenden Hügel gelebt haben soll. SchultzeWestrum erinnert sich noch, wie es ihn
schmerzte, die Ruinen der Häuser zu sehen,
und wie er damit begann, seine gesamten
Einkünfte als Dokumentarfilmer in ihren Kauf
zu investieren. Er ist geblieben und heute
Besitzer und Kurator von vierzehn Häusern,
insbesondere jener Häuserzeilen, die noch
der ursprünglichen Dorfanlage entsprechen.
Nur drei der Häuser hat er, gemeinsam mit
seinen Kindern, bisher voll instand setzen
können, die Bausubstanz der anderen wurde
Haus Karavousi ist ein Biotop. Nicht nur, dass
man des Nachts mit den türkischen Feigen direkt vor dem geöffneten Fenster den Zikaden
nahe ist, als schliefe man im Dschungel.
Bloss wenige Zentimeter von meinem Kopfkissen entfernt hat sich eine Spinne eine
Höhle gesponnen, aus der ich vor dem Einschlafen die Spinnenbeine lauernd hervorstehen sehe. Nachts balanciert ein Siebenschläfer im offenen Dachgebälk herum und
32
gegen den unmittelbar drohenden Zerfall
gesichert, doch liegen sie gleichsam noch im
Dornröschenschlaf.
dem Haus «Zougrafou», wurde ein ganzer
fotografischer Nachlass gefunden: Dorfmenschen in schwarzer Bauerntracht, gravitätisch, als wären auch ihre Mienen versteinert.
Aber auch Menschen von Welt: ein Mann im
Fotoatelier, lässig auf einen Ständer gestützt,
eigens dafür ins Bild gerückt. Ein Paar beim
Tennisspiel, in fast frivoler Leichtigkeit.
Wir besuchen ihn in der Talsenke. Grosse,
bauchige Tonkrüge säumen den Hof, Blechbüchsen, die ehemals Olivenöl bargen, sind
mit Oleander bepflanzt. Er lädt uns ein, eines
der alten Kazaviti-Häuser von innen zu
sehen, wir betreten es über eine Stiege. Es
braucht mehrere Anläufe, das schwere Vorhängeschloss zu öffnen. Überall Kisten mit
Spuren ihrer ehemaligen Bewohner, dessen,
was sie hinterliessen, als sie in den fünfziger
Jahren fluchtartig an die Küsten zogen: Strohhüte, Schuhe. Handgeschmiedete Nägel,
kaum anders als die, mit denen Jesus einst
ans Kreuz genagelt worden sein muss. Eine
blaue Tür aus Kastro, einem Bergdorf aus
dem Inselinnern, wo meine Oma als Kind
noch die Wochenenden verbrachte.
Geht man den steinernen Rundweg oberhalb
von Kazaviti, mit Mitteln des europäischen
«Leader»-Programms angelegt, in Richtung
der alten Mühle, die das Dorf von der offenen
Gebirgslandschaft trennt, so stösst man dort,
wo die faulenden Früchte eines Maulbeerbaums die Luft mit ihrem Duft schwängern,
auf das Haus «Manola», das imposanteste
Haus des Dorfes, 1807 im mazedonischen
Stil als Dépendance der Athos-Mönche von
Esfigmenou errichtet, jener Zeloten, die selbst
mit dem Patriarchen von Konstantinopel im
Clinch liegen, weil er ihnen nicht orthodox
genug ist.
Schliesslich öffnet Schultze-Westrum ein
Zimmer, auf dessen gesamter Länge ein geschnitzter Wandschrank eingelassen ist, das
Prachtwerk eines traditionellen «Doulapi», für
den der Topkapi-Palast in Istanbul Pate gestanden haben mag. Das Bezauberndste
aber an diesem Raum, in dem die Zeit angehalten scheint: Vor den beiden trüben Fenstern an der gegenüberliegenden Seite, durch
die das Licht der untergehenden Abendsonne
hereinsickert, hängen Trauben kleiner Fledermäuse, Kleinhufeisennasen, von denen einige mir und meinen Kindern um die Ohren fliegen, andere von der Decke baumeln, grinsend und ihre Jungen kopfüber haltend wie
Trapezkünstler.
Seltener Schatz
Kazaviti ist ein seltener Schatz dörflicher
Haus- und Landschaftsgestaltung, die von der
Antike bis in die jüngste Vergangenheit herauf
reicht, ein Ort, in dessen Fusswegen und Bewässerungsanlagen, wunderbar gefügten
Mäuerchen und terrassierten Gärten aus Olivenbäumen, Platanen, Kastanien und Eichen
noch die ursprüngliche «Nachbarschaft» von
Natur und Kultur erahnt werden kann.
Zweifellos sind in dieser Topografie auch philhellenische Motivlagen im Schwange, auch
die bukolische Idylle ist in Kazaviti eingeschlossen wie die Fliege in den Bernstein. Aber
an diesem Schauplatz geht es weniger um
Brauchtumsforschung und Nostalgie. Eher
will man hier im Sinne des französischen
Anthropologen Claude Lévi-Strauss dem
modernen Schicksal des Unauthentischen
noch etwas Authentisches abringen.
Unter einer Holzstiege im verlassenen, ehemals herrschaftlichen Anwesen «Nychtaráki»
hat Schultze-Westrum alte Briefe entdeckt,
wunderbar mit der Feder geschrieben, aus
der Zeit, als Thassos noch unter ägyptischer
(ab 1841) und dann wieder unter türkischer
Herrschaft stand (1902 bis 1912). Die Briefe
berichten von Familienangelegenheiten des
vermögenden Kaufmanns Hatsixantós, von
Reisen nach Alexandria oder dem Ausbruch
der Cholera. In einem anderen Vermächtnis,
Man könnte sich das alte Dorf Kazaviti in
Kontrast zu den üblichen Postkartenmotiven
als Lernort vorstellen, als Freilichtmuseum,
das die Achtung vor der Diversität kultureller
Lebenswelten lehrt, aber auch Achtsamkeit
33
im Hinblick auf traditionelle Umweltbeziehungen. Allerdings ist die Erhaltung der ideellen
und materiellen Überlieferungen des Dorfes
wie sein Ausbau zu einem Modellversuch
gelungener Balancen zwischen Natur- und
Kulturschutz einerseits und einem sensiblen
Tourismus anderseits eine ehrgeizige denk-
malpflegerische Aufgabe, die wohl aus
privater Initiative angestossen, kaum aber aus
privaten Mitteln bestritten werden kann.
Manuel Gogos ist Literatur- und Religionswissenschafter in Bonn.
Mit freundlicher Genehmigung der Neuen
Zürcher Zeitung
Das Oinokafepantopoleion von Frau Irini
Hiltrud Koch
GZ, 02.01.2013
gut. „Bitte zwei Liter davon.“ Sie geht in das
hintere Zimmer zum Abfüllen. Die Weinstöcke
wachsen unten am Strand, nicht hier in den
Bergen. Auch die Apfelsinen wachsen dort.
Wir müssen eine probieren und bekommen
noch eine dazu eingepackt, zusammen mit
den beiden Plastikflaschen mit den Schraubverschlüssen, gefüllt mit leuchtendem Rosé.
Wir hatten Zeit uns umzuschauen. Vorne in
der Gaststube stehen acht kleine Tische mit
himmelblauen Wachstuchdecken, die bei
Bedarf schnell zu langen Tafeln zusammen
geschoben werden können. Im Sommer
bietet die Wirtin auch traditionelles, „normales
Essen“, wie sie sagt, an – Gekochtes, Salate,
was sie gerade hat. In ihrer privaten Wohnküche nebenan bereitet sie dann alles vor. Im
hinteren Zimmer ist das Pantopolion, ein Dorfladen, in dem es vieles, aber nicht „alles“ gibt.
Auf den wenigen Regalen, mit hellblauer
Plastikgirlande geschmückt, die als Spitzenbordüre festgetackert ist, sind Dosen zu
kleinen Pyramiden aufgestapelt, Tomatenmark, Sardinen, Gaskartuschen, Schachteln
mit Keksen aller Art, Brühwürfel, alles, was im
Dorf gebraucht und nicht selbst hergestellt
wird. Eine altmodische Zungenwaage, eine
moderne Kasse, die auch Quittungen ausdrucken kann, alles Notwendige ist da. Im
Gastraum nimmt der Pepsi Cola-Kühlschrank
großen Raum ein. Eine Reklame für Botsari
Retsina, eine alte Inselkarte, einige Ikonen,
Fotos von Großvater, Vater und Ehemann
schmücken den Raum. Was mal aus dem
Geschäft wird, nach ihr, weiß sie nicht. Noch
schafft sie alles, Gott sei Dank! Die Kinder
übernehmen den Laden sicher nicht. Die
Weiße Würfelhäuser ziehen sich am Hang
hinunter, enge Gassen, gepflastert mit weiß
umrandeten Steinplatten. Aus allen Blumentöpfen und bunten Blechkanistern wuchert
üppige Blumenpracht in Rot, Lila, Rosa, Gelb
mit viel Grün. Idyllische Ecken, Treppenwege,
Fotomotive überall. Die Platia im Dorfmittelpunkt beim byzantinischen Kirchlein aus dem
10. Jahrhundert mit dem roten Ziegeldach,
ein knorriger alter Olivenbaum in der Mitte;
umlaufende Steinbänke vor den Häusern
lassen ahnen, wie man hier Dorffeste feiert.
Wenn man genauer hinschaut, sieht man,
dass ein Haus bewohnt, eins daneben verlassen ist. Panagiá ist ein typisches Dorf auf
einer kleinen Kykladeninsel, wo der Tourismus bisher nur an einem einzigen Strandort
Fuß gefasst hat. Dieses Dorf in den Bergen
profitiert jedenfalls sichtlich nicht von dieser
Einkommensquelle. Kälte und Feuchtigkeit,
blanke Armut und Verfall. Im Winter sieht man
den Niedergang und die Traurigkeit deutlicher
und ungeschminkt, nicht überstrahlt durch die
Sommersonne. Ein Schild „Oinokafepantopolion“, „Weincaféallesverkauf“ kündigt den
einzigen Laden des Dorfes an. Aus der
blauen, quer geteilten „Schnack-Tür“ schaut
eine freundliche Dame aus dem oberen Teil
heraus und lädt uns ein hereinzukommen, es
sei geöffnet. Ob wir einen Kaffee trinken
wollen? „Nein, gerade nicht, aber vielleicht
gibt es hier den berühmten Inselwein zu
kaufen?“ „Ja, selbstverständlich, Weißwein
und Rosé. Welchen wollen Sie?“ Sie reicht
ein Gläschen zum Probieren und stellt uns
auch einen Apfel auf einem Teller dazu.
„Lassen Sie es sich schmecken!“ Der Wein ist
34
Tochter ist in Athen verheiratet. Die Enkel
sollen eine exzellente Ausbildung erhalten,
gute Schulen besuchen können. Der Sohn
lebt und arbeitet in Belgien. „Etsi ine i zoi, so
ist das Leben!“ Wie so viele Inseln ist auch
diese durch Abwanderung bedroht in ihrer
sozialen und wirtschaftlichen Existenz. Sie
schätzt, dass noch 50 bis 60 Menschen im
Dorf leben, Tendenz abnehmend. Wenig
junge Leute, kaum noch Kinder. Keine Partei,
kein Politiker in Athen macht etwas zugunsten
der Inseln, keiner hält den Trend auf.
Touristen kommen nur in zwei Monaten im
Sommer hierher, zu wenige. Zu wenig Geld
bleibt hier im Dorf. Sie macht jedoch weiter,
bis es nicht mehr geht. Sie hat gehört, dass
„Die Merkel“ möchte, dass alle Europäer bis
70 arbeiten. Das hält sie für übertrieben, ge-
nauso wie die Tatsache, dass hier viele schon
mit 50 aufhören. 60 Jahre, das sei doch ein
guter Kompromiss. Hier seien die Menschen
durch die schwere Arbeit oft krank und früh
verbraucht, da seien 65 Jahre wie derzeit in
Deutschland auch keine realistische Option.
Kyria Irini verabschiedet uns, in dem sie ihren
Namen nennt und nach unseren fragt. Sie
wundert sich über unsere unaussprechlichen
„deutschen“ Vornamen. „Wie heißt das denn
auf Griechisch?“ Leider gibt es keine
Entsprechung, keine Heiligen standen Pate,
auch keine antiken Gottheiten. Wie kann es
das geben? Sie muss sich wirklich wundern.
Sie übt mehrfach und lacht. Wie wir heißen,
darauf kommt es nicht an. Sie wünscht uns
Abschied zum Gottes Segen, viel Glück und
gute Gesundheit. – Darauf kommt es an!
Ein Fräulein der besonderen Art
„Fräulein! Nein, nein …“ Diese beiden
deutschen Wörter liest man immer wieder in
griechischen Zeitungen. Vor kurzem hörte ich
sie jedoch aus dem Mund des Rentners
Makis, der seinem Hund ein Stück Fleisch vor
das Maul hielt. Fräulein betonte er übrigens
auf dem „ein“. Die Schäferhündin schaute
treuherzig drein und biss erst zu, als das
Neinsagen aufhörte. Dass Makis ein großes
Herz für Tiere hat, war mir bisher entgangen.
Mein Bekannter, den ich schon seit etlichen
Jahren nicht mehr leibhaftig vor mir gehabt
hatte, war für einige Tage von seiner Insel
Kefalonia nach Piräus gekommen, weil die
Frau seines Sohnes bald einem Baby das
Leben schenken sollte – inzwischen schon
das vierte Enkelkind. Es versteht sich, dass
Fräulein bei einem derart freudigen Anlass
nicht fehlen durfte, und deswegen kam Makis
gleich in einem kleinen Lkw angereist, wo das
ganze Fresszeug und die Hundehütte und
andere Vierbeiner-Utensilien verstaut waren.
Mit einen Cinquecento wäre das nicht zu
schaffen gewesen.
Robert Stadler
Griechenlandzeitung, 23. 02.2013
kleinen Hofes saßen und in der Wärme der
Wintersonne ein Glas Tsipouro tranken. „Es
war Liebe auf den ersten Blick“, antwortete
Makis und seine Augen wurden tatsächlich
feucht. „Als ich eines Tages in meinen
Stammladen in Argostoli einkaufen ging, fiel
mein Blick auf das Foto eines SchäferhundWelpen an der Eingangstür. Darunter stand
eine Anzeige, in der eine in die Jahre gekommene Athenerin den Hund aus Altersgründen abgeben musste. Sie selbst brachte
einfach die Energie nicht mehr auf, musste
darüber hinaus umziehen, und in ihrer neuen
Wohnung war kein Platz für einen Hund.“
Das Werben um Fräulein begann. Die alte
Besitzerin war so mir nichts dir nichts nicht
bereit, ihr Schäferhündchen wegzugeben. Sie
wollte ihm eine schöne Zukunft sichern,
setzte die fünf Kandidaten, die sich schließlich meldeten, schweren Prüfungen aus und
kontrollierte Mensch und Umfeld vor Ort.
Hatte der neue Hundebesitzer Erfahrung mit
Tieren? Gab es genug Freilauf für den Vierbeiner? Usw., usw. Wie man sich denken
kann, kam schon sehr schnell nur einer als
neues Herrchen in Frage – unser verliebter
Makis, der nichts unversucht ließ, um die
„Wie kommst Du denn zu diesem Hund und
zu diesem Namen?“ fragte ich, als wir vom
Nordwind geschützt in der Ecke seines
35
ältere Dame von seinen ehrenwerten Absichten zu überzeugen. Und natürlich hatte er Erfolg. Während Makis mir das alles erzählte,
schaute er immer wieder zu seinem Fräulein,
das sich in der Wintersonne räkelte und uns,
mit der Schnauze auf den Pfoten, stumm und
aufmerksam aus den braunen Augen beobachtete. „Und wie lange hält Eure Liaison
schon an?“ fragte ich schmunzelnd. „Vor etwa
zwei Jahren haben wir uns kennen gelernt.
Seither sind wir unzertrennlich.“ Und der
Name? „Als deutsche Schäferhündin mit
Papieren bis in die vierte Generation gab es
zu Fräulein keine Alternative“, gab Makis
zwinkernd zur Antwort.
Monaten konnte Laika tatsächlich wieder
laufen, war wieder halbwegs hergestellt und
brauchte kein Wägelchen für die Hinterpfoten,
um sich fortbewegen zu können. Makis hat
also schon zwei Hunden ein neues Leben beschert. Schon als Kind habe er Tiere geliebt,
sagt er. „Ich konnte zum Beispiel keine Vögel
essen, die der Vater gefangen hatte, um die
Mägen von mir und meinen fünf Geschwistern
zu füllen. Erst als der Hunger zu stark wurde,
blieb mir nichts anderes übrig als: Augen zu
und durch“, erinnert er sich.
Mit seinen 70 Jahren ist Makis erstaunlich
rüstig. Kein Wunder: Er ist Winterschwimmer,
Radfahrer und Herrchen eines jungen, lebhaften Hundes, der ausgedehnte Spaziergänge
liebt. Im Seniorenclub (KAPI) seiner Insel fehlt
der Rentner übrigens bei keinem Event –
weder beim Tanzkurs noch beim Wandern
oder … beim Rezitieren. Im Alter hat Makis
nämlich begonnen, Gedichte zu schreiben,
die er jede Woche im KAPI – so wie andere
„Jung-Autoren“ – vorliest. Bei unserem
Treffen bei Tsipouro und Oliven gab er auch
für mich einige zum Besten. Eine Ode an
seine Hündin fand sich nicht darunter. Wenn
Fräulein davon Wind bekommen sollte, gibt
es sicher Geheul und noch sicherer neue
Gedichte.
Fräulein ist nicht der erste Hund von Makis,
aber sicher ein ganz besonderer. Über Jahre
war sein treuer Begleiter ein anderer Vierbeiner, der auf den Namen Laika hörte – auch
eine Hündin. Sein Brot hatte sich Makis – als
er noch berufstätig war – als Maschinist auf
Schiffen verdient. Auf einer der Reisen über
die Ozeane befand sich eben diese Hündin
an Bord. Als die Crew sie nach einem schlimmen Unfall, der durch die Hydraulik der Laderampe verursacht wurde, als querschnittsgelähmt abschrieb, gab Makis nicht auf. Rührend machte er tagtäglich Übungen mit ihr
und entpuppte sich schließlich als physiotherapeutisches Talent: Nach vielen, vielen
Robert Stadler
Kurzmeldungen aus der Griechenlandzeitung
2.000 Schüler allein in Athen unterernährt
GZ, 05.12.2012
Die Kirche von Griechenland und das Bildungsministerium haben gemeinsam mit anderen
privaten Institutionen eine Initiative für unterernährte Schüler gestartet. Allein im Bereich der
Diözese Athen, die neben der Stadt noch mehrere Randgemeinden und Vororte, aber längst
nicht den gesamten Ballungsraum erfasst, würden die Familien von 2.000 unterernährten
Schülern durch die NGO der Kirche „Apostoli“ (Mission) unterstützt. Ähnlich sehe es auch in
anderen Diözesen wie Demetrias (Volos) oder Ilion, Acharnes (Menidi) und Petroupolis bei
Athen aus. In Athen werden die Pakete mit den Nahrungsmitteln, aber auch Kleiderspenden
direkt an die Familien geschickt, um die Kinder nicht in der Schule sozial auszugrenzen.
Zugleich wird das Bildungsministerium die Pausenbrotkampagne erheblich ausweiten, die es
im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Stavros-Niarchos-Stiftung gestartet hatte. Bisher
erhielten 7.000 Schüler an Schulen mit Kindern aus sozial schwachen Familien ein Sandwich
und einen Saft, nun soll die Maßnahme auf 25.000 Kinder an 100 Schulen ausgeweitet
werden. (GZak)
36
Klinik in Ierapetra soll schließen
GZ 06.2.2013
Gegen die Schließung des Allgemeinen Krankenhauses von Ierapetra auf Kreta protestierten
Ärzte und Personal am letzten Mittwoch vor Ort und am Donnerstag in Athen. Wie die Klinikangestellten beklagen, fehlen bereits jetzt das Heizöl sowie medizinisches Material. Am
Donnerstag sagte der Krankenhausdirektor Manos Markopoulos im Radio, dass in spätestens
einer Woche, also morgen, die Sauerstoffvorräte zu Ende seien. Mit der Schließung des Krankenhauses – die offiziell bereits zum 1. Januar erfolgt ist – hätte die südlichste Stadt des
Landes und viertgrößte Stadt Kretas keine ausreichende Gesundheitsversorgung mehr. Die
Bürger müssten in das 36 Kilometer entfernte Agios Nikolaos fahren, die Hauptstadt des
ostkretischen Regionalbezirks Lassithi. (GZak)
Mehr als jeder zweite Grieche zahlte finanzielle Verpflichtungen mit gespartem Geld
Die Kaufkraft der Griechen ist seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise um etwa 50 %
gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Dachverbandes der Manufakturbetriebe, Handwerker und Händler (GSEVEE), die heute veröffentlicht worden ist. Demnach warten 68,8 % der Griechen auf Rabatte und Angebote um ihre Einkäufe zu erledigen. Es würden
Schulden angehäuft, die allerdings von mehr als 60 % der Befragten rechtzeitig beglichen würden. 17,2 % der Griechen sind der Ansicht, dass sich ihr Einkommen im laufenden Jahr auf
dem gleichen Niveau wie im Vorjahr bewegen wird. 72,6 % erwartet jedoch eine weitere Senkung und lediglich 3,9 % hofft auf eine Erhöhung. 56,5 % der Befragten haben ihre finanziellen
Verpflichtungen im vergangenen Jahr mit gespartem Geld beglichen, 33,1 % mussten Geld
von Verwandten und Freunden leihen. Mehr als 9 von 10 der Befragten (93,1 %) geben an,
dass ihr Familieneinkommen seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise gesunken ist. Bei
lediglich 0,3 % sei das Einkommen der Familie in diesem Zeitraum gestiegen. In 40 % der
Haushalte lebt der Erhebung zufolge mindestens ein Arbeitsloser. Die Studie wurde im
Dezember landesweit in 1207 Haushalten durchgeführt. (7.2.2013, Griechenland Zeitung / eh)
Bauern verteilen kostenlos Lebensmittel an Bedürftige
GZ, 13.02.2013
Bauern, die auf Wochenmärkten ihre Produkte direkt an die Konsumenten verkaufen, verteilten
am vorigen Mittwoch ihre Produkte kostenlos an Bedürftige. Dabei herrschte ein solcher Andrang, dass eine Person zu Fall kam und dabei verletzt wurde. Die Bauern hatten diese Aktion
als Zeichen des Protestes gegen die Regierungspolitik organisiert. Verteilt wurde das Obst und
Gemüse im Athener Zentrum vor dem Landwirtschaftsministerium. Gefordert wurde von den
Organisatoren eine Reduzierung der Betriebskosten, vor allem für Kraftstoffe und elektrischen
Strom. Zudem setzten sie sich dafür ein, dass sie künftig keine Quittungen mehr ausdrucken
müssen. Dies erschwere ihre Arbeit und käme in der Praxis einer Doppelbesteuerung gleich,
teilten sie mit. (GZeh)
Griechenland ist beliebtestes Flugziel der Österreicher
GZ. 07.01.2013
Griechenland war auch im Sommer 2012 das beliebteste Flugziel der Österreicher – und das
wird auch 2013 so bleiben. Diesen Trend bestätigte kürzlich der Reiseveranstalter TUI. Ein
Sprecher des Unternehmens sagte, dass die Buchungen aus Angst vor Streiks und Unruhen in
den letzen zwei Jahren zwar zurückgegangen seien, doch die negativen Vorurteile hätten sich
nicht bestätigt. „Im Gegenteil – die Leistungen haben gepasst und die Urlauber waren zufrieden“, sagte der TUI-Vertreter. Nun erwarte man eine schnelle Erholung des Tourismusstandortes Griechenland. In Österreich hätten bisher die Sommerbuchungen für Griechenland für
dieses Jahr um fast 20 Prozent zugelegt. Weil sich das Preisniveau auf dem des Vorjahres
bewege, sei ein Griechenland-Urlaub „noch attraktiver“. (GZag)
37
Dank an unsere Sponsoren im 2012 / 2013
Wir bedanken uns herzlich bei allen Sponsoren die eine unserer Veranstaltungen mit
einem finanziellen Beitrag unterstützt habe - oder dies noch tun werden:
• 15.02.2012
Film Kos, Kalymnos Nisyros (F.Wyss) Imbach- Reisen
• 07.03.2012
Griechenland ausgefranst (K. Roller)
Aaretal-Reisen
• 28.03.2012
Die Insel Thassos (B. Scheidegger)
Koller Building Systems
• 25.04.2012
Kunst der Griechen (P. Chiotopulos)
Nikos Import
• 24.10.2012
Klischeevorstellungen (P. Tzermias)
Weisses Kreuz, Kallnach
• 14.11.2012
Nah bei der Natur (W. Diethelm)
ELάΑ (H. Tsolakidis)
• 06.12.2012
Griechische Vulkaninseln (T. Schorr)
Volcano Discovery
• 13.02.2013
Film Lefkada und Parga (F. Wyss)
SkyWork Travel
• 05.03.2013
Thessaloniki (D. Infanger)
Gwatt-Zentrum
• 27.03.2013
Euböa und Skyros (E. & E. Arn)
LAROS-Reisen
• 24.04.2013
Thrakien (J. Zinniker)
Koller Building Systems
Informationen zur Reise-Saison
Achtung: Schiff- und
Flugpläne können ändern
Aktuelle Tipps auf http://www.hellasfreunde.ch/Reisen.html
2013 wieder Fähren von Triest und Venedig nach Griechenland
www-klaus-boetig.de
2013 wird ein gutes Jahr für Autoreisende nach Griechenland. ANEK bietet ganzjährig Fahrten
ab Venedig nach Igoumenitsa und Patras an, MINOAN ist ganzjährig auf der Route von Triest
über Ancona nach Igoumenitsa und Patras unterwegs. Mit Minoan dauert die Seereise von
Triest nach Patras ca. 34 Stunden, mit Anek von Venedig nach Patras ca. 33 Stunden.
Genauere Infos auf den Seiten der Reedereien, http://www.minoan.gr/ und http://www.anek.gr/
oder für beide Reedereien bei www.tdsreisen.de
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 Preveza (Parga/Lefkada): 7. 5. bis 22. 10. 2012, jeweils Dienstag.
 Thessaloniki: 25. 3. bis 27. 10. 2012, Mi./ Fr./ So. Rückflüge: Do./ Sa./ Mo. (Nachtflüge)
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 Kos: ab 16. 5. 2013, jeden Donnerstag
 Rhodos: ab 2. 7.2013, jeden Dienstag
 Zakinthos: ab 10. 5. 2013, jeden Freitag
Flüge und Pauschalreisen bei Kuoni / Helvetictours (www.helvetictours.ch) oder auch via
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38
Weitere Flüge ab Schweiz nach Griechenland
•
Flüge ab Basel (diverse Gesellschaften): Heraklion, Rhodos, Kos, Korfu
•
Flüge ab Zürich (diverse Gesellschaften): Heraklion, Rhodos, Kos, Korfu, Mykonos,
Santorini, Samos, Araxos
•
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Häuser Azalas auf Naxos
Astrid Scharlau (mehrfache
Autorin).
Sehr gute Kritik auf Website
Die Häuser liegen ganz am
„hinteren Ende“ von Naxos.
familiär, etwas abgelegen, für
Ruhesuchende und
Naturfreunde.
Astrid Scharlau und Nikos Mandilaras
Agios Dimitris, Azalas, Apiranthos
Naxos/Kykladen, Griechenland
fone: +30 22850 68258,
mobil: +30 6936620180
www.azalas.de
Tel: 0030-22420-27171, Mob: 0030-6944 360174
im Winter: 041 210 42 63, Mob: 078 811 19 87
www.rocky-docky.ch
Weiter Tipps auf www.hellasfreunde.ch/Reisen
39
Interessante Veranstaltungen
Noch bis am 31. März im Gwatt-Zentrum am Thunersee
Gwatt-Zentrum, 3645 Gwatt bei Thun, Tel. 033 334 30 30, www.gwatt-zentrum.ch
Griechenland im Gwatt-Zentrum: Bis am 31. 3. führt das Restaurant eine griechische Karte.
Donnerstag 7. März im Restaurant Athen in Bern
Restaurant Athen, Falkenplatz 1,3012 Bern, Tel: 031 301 65 55
Zwischen 18:00 bis 20:00 Uhr Weindegustation der Firma Smyrliadis AG ein.
Ab 20 Uhr griechischer Abend mit Buffet à discretion und griechischer Live–Musik mit dem
„Duo Olympos“. Reichhaltiges Buffet mit kalten und warmen Vorspeisen, sowie Hauptgänge.
Preis pro Person Fr. 48.- und Kinder von 7 bis 12 Jahre Alt Fr. 16.- Eintritt frei!
Rechtzeitige Reservationen unter Tel: 031 / 301 65 55 oder online auf www.athen-bern.ch.
Freitag 8. und Samstag 9. sowie Sonntag 10. März (mittags) im Gwatt-Zentrum
GWATT-Zentrum am Thunersee, 3645 Gwatt bei Thun, Tel. 033 334 30 30
Griechischer Abend: Live Musik mit dem Duo Olympos, Vorspeisenbuffet, Griechische
Spezialkarte. Bitte rechtzeitig reservieren. Siehe auch: www.gwatt-zentrum.ch
Freitag, 22. März, 19.00 Uhr in Bern
Dia.Logos
Aula im PROGR, Waisenhausplatz 30, 3011 Bern, 1. Stock
Geheimnisvolles Kreta - Vortrag von Beat Schneider, ab 19.50 Uhr Buchvernissage,
Bücherverkauf, Signierung durch Beat Schneider, Apéro,
Eintritt: frei, Details siehe www.dia-logos.ch
Mittwoch 27. März, 20:00 Uhr in Ostermundigen
Hellasfreunde Bern
Tell-Saal, Bernstrasse 101, Ostermundigen
Wander in Griechenland - auf Südeuböa und Skyros. Dia-/Film-Vortrag von Edith &
Ernesto Arn, Corseaux .
Südeuböa und Skyros sind zwei traumhafte, touristisch wenig bekannte Inseln, welche hochinteressante Wanderziele mit Besichtigung von historischen Baudenkmälern bieten, sowie
Einblick in die noch intakte Kultur der lokalen Bevölkerung ermöglichen.
Eintritt frei
Donnerstag 4. April 20.30 Uhr in der Mahogany Hall, Bern
Griechische Live-Musik mit KAFENION
Samstag 6. April 20.15 Uhr in der Kulturmühle, 3432 Lützelflüh
Griechische Live-Musik mit KAFENION
Mittwoch 24 April, 20:00 Uhr in Ostermundigen
Hellasfreunde Bern
Tell-Saal, Bernstrasse 101, Ostermundigen
Thrakien - Vortrag von Jannis Zinniker: Die Nordost-Ecke Griechenlands bietet viel für die
Besucher. Vielfältige Landschaften, Natur pur in den Naturschutzgebieten, alte Kirchen und
Städte, eine aufgeschlossene Bevölkerung und ruhige Badestrände mit Blick auf die Insel
Samothraki.
Eintritt frei
Provisorische Termine Saison 2013/14: Mi. 23.10.2013, Mi. 13.11.2013, Mi. 04.12.2013,
Fr. 24.01.2014, Mi. 12.02.2014, Mi. 12.03.2014, Mi. 02.04.2014, Mi. 23.04.2014
Aktuelle Infos jederzeit auf http://www.hellasfreunde.ch/Aktuelle_Termine.html
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