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19.05.2008
14:18 Uhr
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Heft Nr. 72
Ausgabe Juni 2008
Zeitschrift
des Vierländer Kultur- und Heimatvereins
De Latücht von 1987 e.V.
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12:40 Uhr
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Hamborg an de Elv (4)
Brahms un Mendelsohn weur'n Hamborger Jungs, dat geev aber ook Mus'kanten
vun ganz anner Oort so as: Köllisch, Wittong, Germer oder:... Priesterjahn!
Inhaltsverzeichnis:
Geleitwort
S. 3
Kutscherlied
„Hüh!Hänschen, hüh!“
S. 4
Hamburger Lieder
zur Gitarre
S. 5
Rund 50 Aussteller
zum Jubiläum
S. 5
Lesung mit Dirk Römmer
S. 6
Twietenfest 2008
S. 6
Werner Schröders Sammlung
im Kulturkontor
S. 6
Ein neuer Vierländer
am Kiekeberg
S. 7
Suche nach Wurzel
S. 7
Winter auf Vierlandens Höfen
Teil 3 und Schluss
S. 8/9
Neuer Chef der
sieben Wehren
S. 11
Wochenmarkt
S. 11
Arbeitsdienst in den Vier- und
Marschlanden, Teil 2
S. 12/13
De Putzbüdel
S. 14
Knigge a la Vierlanden
S. 14
Dat Bett
S. 14
Veranstaltungskalender
S. 15
★✩★
Das Titelbild zeigt eine Partie
auf der Dove-Elbe bei der
Blauen Brücke.
Impressum:
Herausgeber:
Vierländer Kultur- und
Heimatverein „De Latücht“
von 1987 e. V.
Horster Damm 111
www.de-latuecht.de
Redaktion:
Hermann Struß, Peter von Essen
Anzeigen:
Gottfried Lungfiel
Tel. 7 37 27 53
Druck:
Druckerei Zollenspieker
Kollektiv GmbH
Auflage: 3 000 Exemplare
Bankverbindung:
Vierländer Volksbank e. G.
Vereinskonto 170 00
Sonderkonto „Latücht“ 170 27
BLZ 201 903 01
Anschrift der Redaktion:
Hermann Struß
Horster Damm 111
21039 Hamburg
Tel. 7 23 55 28
Redaktionsschluß
für die nächste Ausgabe:
1. August 2008
Sie erscheint:
Anfang September 2008
D
e Michaelis-Gemeende is, as wü
all seggt hebbt, in't 17. Johrhunnert entstoh'n. Disse Stadtdeel weur, mit mehr as 20000
Inwohner in hunnert Johr, besonners
gau an't Wassen. Dat geev üm 1700 so bi
60 000 Minschen in de Stadt.
De meisten dorvun keemen in de
Neestadt rund üm dann' „Michel“. To'n
groten Deel weurn dat arme Lüüd ut
de Ümgegend un ook vun wieder wech,
de dorup hopen dee'n, in de Stadt
Arbeit un Utkummen to finnen. So
mussen ümmer mehr Hüser her un de
Hamborger Kooplüüd weurn mit
rieklich Kapitol dorbi. Üm dat Geld mit
Dat „Gänge-Viertel“ hett de
„Grote Brand“ verschont
Mieten wedder rintokriegen, würrn de
Hüser ümmer dichter tosomen boogt
un se sull'n ook so hoch as meuglich
sien. Up de Oort entstünn' hier dat
berühmt-berüchtigte „Gänge-Viertel“,
dat bi dann' grooten Brand vun 1842
verschont bleben weur, aber bi slechte
Hygiene föfftig Johr loter de slimme
Cholera-Epidemie beleevt hett. Dorüm
würr no'n ersten Weltkrieg bet up'n
poor Reste ook allens afreten.
Een Rest dorvun weur dat Geburtshuus
vun Johannes Brahms (1833-1897), de
in de Speckstroot born is. Dat Huus is
1943 bi een Bombenangriff mit verbrennt.
Brahms füng freuh mit Klavier an. He
muss all as Jung männigmol mit sien'
Vadder tosomen to'n Danz upspeeln.
So weur he ook, as man weet, 1846 mit
13 Johr in't Bardörper Hotel un
Tanzlokol „Bellevue“ (Dor steiht nu de
Luisenschool).
Brahms is no
Wien „utwannert“
Loter is Brahms recht berühmt worden. He hett veer Sinfonien, mehrere
Violin- un Klavierkonzerte, Chorwerke
un veele Leeder komponeert.
De Hambörger hebbt em aber so nich
good behannelt. As Dirigent bi de
Philharmonie hebbt se em mol nich
nomen, sünnern een annern vörtrocken. Dorüm is Brahms denn no
Wien „utwannert“. Fiefundörtig Johr
hett he dor leevt un sick ook vun disse
Gegenden musikalisch inspireer'n loten.
Dat let sick besonners good nofeul'n bi
sien mehr as twindig „Ungarischen
Tänze“, de he dor schreeben hett.
Opletzt is Brahms 1889 aber doch noch
Hamborger Ehrenbörger worden.
Ganz anners güng dat bi Felix
Mendelsohn-Bartholdy (1809-1847) to,
denn sien Vadder weur Bankier in
Hamborg.
So harr disse Komponist dat up jeden
Fall all in sien jungen Johr'n lichter. He
is all bald ut Hamborg wechtrokken,
ümmer vun een Stadt in de anner, wo
grood een Posten as Dirigent oder
Musikdirektor free weur. Noch recht
jung, mit 38 Johr, is he denn aber in
Leipzig storben. Vun em givt dat goode
Orchestermusik, so to'n Bispill Ouvertüren to „Der Sommernachtstraum“
oder „Die Hebriden“.
Veel Klaviermusik hett he schreeben,
wunderbore Stücken, vun de he de meisten
sülbens „Lieder ohne Worte“ neumt hett.
Wü seht: Hamborg kann sick good neben
annere „Musikzentren“ seh'n loten!
Ook de „lichte Muse“ is hier tohuus.
Nomen so as: Köllisch, Germer,
Rothenburg, Wittong un nich toletzt
Hannes Priesterjahn sünd good
bekannt un wü hebbt jüm veele echte
Hamborger Leeder to verdanken. Vun
Priesterjahn bringt wü hier een Leed,
dat nich ganz so bekannt is as siene
„Seilerstroot“, aber ook een echt Stück
„Hamborger Milljö“, nämlich dat
Kutscherleed: „Hüh! Hänschen, hüh!“
In disse „Latücht“ givt dat aber ook
noch anneres to lesen.
Twee Berichte goht wieder,
bi uns Litmaaten deit sik wat
So geiht de Bericht öber „Winter auf
Vierlandens Höfen“ vun Profesor Dr.
Ernst Finder (ok wenn dat nu all
Sommer warrd) to Enn. Ok de Artikel
öber den Arbeitsdeenst in uns Gegend
geiht in düsse „Latücht“ wieder.
Wü bericht öber uns Veranstaltungen:
Lesung mit Dirk Römmer bi Wolfgang
un Waltraut Schween in Olgamm un
den Hamborger Leederobend bi
Torsten Putfarcken in Corslok.
Bi twee vun uns Litmaaten deit sick wat:
In't Kultur- und Geschichtskontoor in
Bardörp, Reetwerder 17 heet een
Utstellung „Vierlanden-Bilder: Werner
Schröder und seine Sammlung“. De
Veerlanner Schützen wullt eene neege
Sparte grünn'n: Bogen-Scheeten.
In't Museum an'n Kiekebarg achter
Harborg gifft dat nu na „Ruhm von Kirchwerder“ mit „Wohlschmecker aus Vierlanden“ den tweeten Verlanner ünner
acht ole Appelsorten in 'n „Lüneborger
Landgorten“ (Rundweg, Punkt 41). Een
Dutz schall bit to'n Johr 2012 för de „Norddüütschen Appelldoog“ vull mokt warrn.
Wü stellt den neegen Füerwehrchef vun
de söben Freewilligen Füerwehr'n,
Karsten Dabelstein ut Corslak vör.
Denn hebbt uns Willi Kob un Gertrud
Voß Texten in de plattdütsche Sprook
schreeben.
Veel Spoß wünsch ick jü wedder bi de
Lektüre.
Hermann Struß, 1. Vörsitter
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Hamburger Lieder zur Gitarre
D
ie Hamburger Liederabende
der „Latücht“ sind vom Pech
verfolgt. Peter Unbehauen musste im Februar 2006 aus familiären
Gründen kurzfristig absagen, mit Peter
Fläschner einen Ersatzmann schicken.
Heiner Dreckmann war am 14. März so
stark erkältet, dass er Freddy Bögel ins
„Corslaker Landhuus“ schickte.
Etwa 30 Besucher erlebten einen schönen Abend mit Liedern aus der
„Wandervogel“-Zeit, vielen plattdeutschen Texten. In den Pausen des
Gitarristen Freddy Bögel begleitete
Hermann Struß auf dem Akkordeon
bekannte Lieder, die die Gäste mitsangen, beispielsweise „Keen Tied, keen
Tied“ von Carl Dorendorf. Viel Beifall
erhielt sein „Slipsenleed“ nach einem
Text von Rudolf Kinau, zu dem seine
Frau Ilse die Schlipse entsprechend drapierte.
Hamburger Ketelklopper
und Droschkenkutscher
Erinnerungen wurden an alte Hamburger Zeiten wach, als Freddy Bögel
mit den „Hamburger Ketelkloppern“
und dem „Hamborger Butje“ in der
Vortragsart von Charlie Wittong begann.
„De Crew vom Fischmarkt“ schloss sich
an , und mit dem „Hamborger Droschkenkutscher“ nach der Melodie eines
alten Wiener Fiakerliedes kam im Stil
von Hein Köllisch ein weiteres Lied aus
Alt-Hamburger Milieu zum Vortrag.
Neben weiteren Liedern wie „Een echt
Ilse Struß assistierte ihrem Mann mit Krawatten
beim „Slipsenleed.
Freddy Bögel begeisterte mit seinen Hamburger
Liedern zur Gitarre.
Hamborger Blood“, „An de Eck vun de
Steenstroot“, „Fohr mi mol röber“,
„Snuten un Poten“ und „Hamborger
Oolsupp“ wurden zur Auflockerung des
Programms zwischendurch immer wieder Hamburger Döntjes aus verschiedenen Quelle zum Besten gegeben. Besonders gut kam aber ein so genanntes
„Vierländer Lied“ mit dem Titel „Noord
oder Süüd“ aus dem Fundus von Carlie
Wittong an, das Freddy Bögel auf allgemeinen Wunsch am Schluss als Zugabe
wiederholen musste.
Alles in allem war es ein schöner, unterhaltsamer Liederabend. Die zwei Stunden
vergingen den Besuchern wie im Fluge.
Rund 50 Aussteller beim Jubiläum
as wird ein kleines Jubiläum: Zum zehnten Mal wird
in diesem Jahr rund ums Rieck-Haus das Erdbeerfest
gefeiert. Am 21. und 22. Juni dreht sich alles um die
leckeren roten Früchtchen, die seit mehr als 300 Jahren
(genau seit 1693) in den Vierlanden angebaut werden. Wilde
Sorten wurden damals zur „Moschus-Erdbeere“ gekreuzt. Als
„Vierländer Erdbeere“ beherrschte sie bald insbesondere den
Hamburger Markt. Pur, mit Sahne, als Bowle, auf Kuchen
oder Torten werden die Erdbeeren angeboten. Dazu gibt es
viele Aktionen und Stände im Rieck-Haus, auf der HaubargBühne und auf dem Gelände drumherum. Etwa 50
Aussteller sorgen am Sonnabend zwischen 13 und 19 Uhr,
am Sonntag von 10 bis 18 Uhr für das Rahmenprogramm.
Das Backhaus heizt Bäcker Heinz wieder an: Brote wie
Vierländer Urtyp oder Kuchen gibt es frisch aus dem
Steinofen. Es gibt eine große Auswahl von Pflanzen unterschiedlicher Größen vom Apfelbaum über Rosen zu kleinen
Blumen. Fast vergessene Handwerkskünste sind zu sehen wie
Intarsientischlerei, Reetdach decken, Flekenmatten
(Reetmatten) binden, Kerzen ziehen, Filzen, Spinnen und
Blaufärben. Imker informieren über die Bienen und ihre
Produkte, Hans-Otto und Margret Lang präsentieren ihre
Dinkel-Produkte. Milchprodukte aus eigener Herstellung
bringen Gerd und Ingrid Langeloh vom Milchhof Reitbrook
D
mit. Biogemüse aus Curslack bieten Axel und Birgit
Scharnberg an.
Vor Ort in einer mobilen Küche bereiten Mitarbeiter des
Zollenspieker Fährhauses und der Vierländer Küchenwelt
Erdbeerspezialitäten zu. Es handelt sich dabei um Spezialitäten, die bei einem Rezepte-Wettbewerb, der in diesem Jahr
bis Ende Mai lief, eingereicht wurden.
Der Blick in den gepflegten Bauerngarten ist gewollt:
Gärtner geben vor Ort den Besuchern Tipps zur Pflege nicht
nur von Rosen, Stauden, Obstbäumen. Handwerkskunst ist
gefragter denn je. Bandrieter, Korbflecher, Töpfer,
Glaskünstler lassen sich über die Schulter schauen. Weiter gibt
es Informationsstände beispielsweise von der Vierländer
Trachtengruppe und einem Schießklub.
In ihren historischen Trachten tanzen die Mitglieder der
Vierländer Trachtengruppe, „De Trachten Lüüd ut de
Elvmarsch“ haben sich mit ihrem Tanzprogramm angesagt.
Die amtierende Erntekönigin Bianca Scharnberg mit ihren
Hofdamen Viola Colmsee und Larissa Reda bringen höfischen
Glanz ins Fest. Für Musik sorgen „Fief op Platt“ und die
„Fidelen Bauern“. Zauberer Olpino sorgt an beiden Tagen für
Unterhaltung der Kinder. Der Eintritt beträgt wie immer in
die Museumsanlage drei Euro für Erwachsene, einen Euro für
Kinder.
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Geschichten
vun een
Graff-Geheimnis
un den Sporklub
„Immertru“
Dat weer wedder een scheunen Obend
mit Dirk Römmer in'n Saal vun
Wolfgang un Walttraud Schween in
Olgamm för good 50 Tohörers. So as wi
dat vun em as Paster un Autor wennt
sünd, hett Dirk Römmer siene neegen
Geschichten mit veel Temperament
vördrogen. Sien Programm mokt he
erst kort vör de Lesung fertig. „Ick stell
mi denn op mien Publikum in“, seggt he.
Een Paster- Droom
vun dat Pottleed
„Un du ohnst nix“ het sien erste
Geschicht heten: Lustig un vergneugt
güng dat los mit een Reis vun een Poor
no Ägypten. Dat Enn weer denn een
Katastroph, de dat Poor nich öberleevt
hett. Wieder güng dat mit een Fohrt no
Bangkok to een Kunfirmatschon un de
Belevnisse ünnerwegens in'n Fleeger un
in dat frömde Land. Een Krüzfohrt kem
achteran mit de Beleevnisse vun een
Schippsdoktor un Elly mit ehrn Björn.
Mit Adelheid, de een beten strenge rükt,
füng eene Geschicht öber de
Rükelwater-Künstlers an.
In't „Graff-Geheimnis“ vertell Dirk
Veele Lüüd hebbt uns Obend mit Dirk Römmer in't „Gasthaus Schween“ in Olgamm besöcht.
Römmer, wie Erna un Trina sick gegen
de Graffsmuck-Klauer to Wehr sett
hebbt. Üm den Sporklub „Immentru“
güng dat to'n Enn. Ober denn geef Dirk
Römmer noch een to: Mit den Droom,
de een Paster vun dat Pottleed dröömt
hett, güng de scheune GeschichtenObend no mehr as twee Stünnen to Enn.
In de Paus hett uns Vörsitter Hermann
Struß wedder sien Akkordeon klor mokt
un twee Leeder anstimmt, to de de
Beseukers den Text op Zetel kregen
hebbt. Vun de ölben Strophen, de dat
Olgamm-Leed vun Gertrud Voß hett,
hebbt wi fief sungen. Kommentar vun
Paster Dirk Römmer: „So veel wogt wi in
de Kark nich mehr.“ Dree Strophen hett
dat Leed „Vierlanden ist unsere
Heimat“, dat Elke Scheel schreeben
hett.
Ausstellung im Kulturkontor:
Twietenfest 2008
Traditionell beginnt das Twietenfest in Kirchwerder mit
einem Freiluftgottesdienst, auch in diesem Jahr am Sonntag,
1. Juni, um 10 Uhr in der Alten Twiete. Schwerpunkt bildet
neben der Predigt von Pastor Joachim Sach Chormusik des
Zefir-Chores unter Leitung von Dr. Cord Baumann. Dazu gibt
es viele Lieder zum Mitsingen. Anschließend besteht
Gelegenheit zu Klönschnack bei Speis und Trank im besonderen Flair des Twietenfests.
Neuengammer Hausdeich 215
21039 Hamburg
Telefon 040 / 723 20 26
Telefax 040 / 723 13 82
www.vmb-vierlande.de
[email protected]
6
Ein Teil der Nachdrucke hängt
im Zollenspieker Fährhaus
„Vierlanden-Bilder: Werner Schröder und seine Sammlung“
heißt es bis September im Kultur- und Geschichtskontor am
Reetwerder 17 in Bergedorf. Dort entsteht zur Zeit der zweite
Band des Vierlandenbuchs, der vor Weihnachten erscheinen
soll. Nach längerer Pause stellt Werner Schröder wieder außerhalb seines Ateliers am Kirchwerder Hausdeich aus.
Er zeigt beispielsweise Holzschnitte von Hans Förster. 1978
hatte das Altonaer Museum Werner Schröder die durch Hitze
oder Löschwasser in Mitleidenschaft gezogenen Druckplatten
Försters übergeben. Schröder setzte die Platten neu zusammen und verleimte sie. Von 17 Motiven gibt es einen
Nachdruck. Sie hängen zum Teil im Saal des Zollenspieker
Fährhauses. Die Qualität des Originals haben die neuen
Drucke nicht ganz erreichen können, so dass Kenner den
Unterschied merken.
Radierungen von Amelie Ruths, die durch Detailtreue und
Tiefe faszinierten, sind weiter in der Ausstellung zu sehen.
Wilhelm Dreesen hat 1901 Fotos erstellt, die einen schönen
Eindruck aus dieser Zeit vermitteln, ebenso wie ein Bild von
Rudolf Eichstaedt oder zwei Linolschnitte von Irmgard Tügel.
Mehrere der Motive hat Werner Schröder bei seinen
Nachforschungen wieder entdeckt. Aus Hamsterfahrten der
Zeit nach dem zweiten Weltkrieg stammen Ölbilder des
Bergedorfer Ernst Timm. Er tauschte die frisch gemalten
Bilder gern gegen Naturalien, fuhr mit voll bepacktem Rad
nach Hause. Natürlich fehlen in der Ausstellung nicht Bilder
aus den Vierlanden von Werner Schröder selbst.
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Ein neuer Vierländer am Kiekeberg
„Der Wohlschmecker aus Vierlanden
möge in dieser Erde aus Altengamme
wachsen, blühen und gedeihen!“ Mit
diesen Worten schüttete unser
„Latücht“-Vorsitzender Hermann Struß
aus seinem Altengammer Garten mitgebrachte Erde ins Pflanzloch am
Rundweg-Punkt 41, dem „Lüneburger
Landgarten“, im Freilichtmuseum am
Kiekeberg. Mit dabei beim Planzen der
alten, fast in Vergessenheit geratenen
Apfelsorte: Harald Köpke (Vorsitzender
BUND Hamburg), Ilse und Hermann
Struß, Obstbauer und Pomologe Eckart
Brandt aus Großenwörden, Prof. Dr.
Rolf Wiese (Leiter Museum am Kiekeberg).
Im Landgarten (noch) etwas am Rande des Museumsdorfes steht der
„Wohlschmecker“ nun als Apfelbaum
des Jahres 2008 in einer Reihe mit seinen Vorgängern, die seit 2001 für die
Norddeutschen Apfeltage ausgewählt
wurden: Finkenwerder Herbstprinz,
Celler Dickstiel, Ruhm von Kirchwerder, Biesterfelder Renette, Wilstedter Apfel, Altländer Pfannkuchen
und Seestermüher Zitronenapfel. Im
nächsten Jahr soll im Rahmen der
unter Schirmherrschaft von „Loki“
Schmidt (ihr Lieblingsapfel ist der
„Wohlschmecker) bis 2012 geplanten
Aktion die Sorte „Stina Lohmann“ folgen.
Alte Apfelsorten finden immer mehr
Anhänger. Ulrich Kubina von den
Norddeutschen Apfeltagen: „Durch
Veredeln haben viele Baumschulen alte
Sorten wie den Wohlschmecker wieder
entdeckt und in ihre Programme aufgenommen.“ Dabei müsse man bei
Suche nach Wurzel
Eine Anfrage erreichte uns aus
Rosengarten von einem Besucher des
Zollenspieker Fährhauses. Er fragt
unsere Leser, ob sie ihm etwas zu
einem Hubert Werner aus Allermöhe
sagen können. Dr. Wulf Peters erhielt
1947 noch die beiden (Vor-)Namen
des Allermöhers, eines guten Freundes
seines 1954 in Bergedorf gestorbenen
Vaters Heinz Peters. Dieser hatte lange
Zeit am Gojenbergsweg gewohnt. Von
Hubert Werner aus Allermöhe weiß Dr.
Peters nur wenig und das auch nicht
ganz sicher: Er soll mit seiner Mutter,
einer Lehrerin, in Allermöhe gewohnt
haben, ist im Krieg gefallen. Dr. Peters
schreibt: „Es wäre großartig, wenn
jemand Ihrer Leserschaft mir helfen
könnte, etwas mehr über denjenigen
Freund meines Vaters zu erfahren, dessen Namen ich trage und den ich dem Wunsch meines Vaters entsprechend - an meinen erstgeborenen
Sohn weitergegeben habe.“
Pflanzen eines „Wohlschmeckers aus Vierlanden“ am Kiekeberg (von links): Harald Köpke (Vorsitzender
BUND Hamburg), Ilse und Hermann Struß, Obstbauer und Pomologe Eckart Brandt aus Großenwörden
(hinten), Prof. Dr. Rolf Wiese (Leiter des Museums am Kiekeberg).
hochstämmigen Sorten länger auf
Ertrag warten als bei Buschformen.
Der „Wohlschmecker aus Vierlanden“
wurde 1905 erstmalig im ObstsortenVerzeichnis für das Alte Land erwähnt.
Er blüht mittelfrüh, ist von September
bis Anfang Oktober reif, hält sich (wie
viele Sommer- und Herbstsorten) aber
nur bis Ende Oktober. Das Fruchtfleisch der Tafelfrucht ist hellgelb, ausgewogen süßsäuertlich. Die mittelgroße
Fruchtform wird von einer karminrot
marmorierten Schale umschlossen.
Sortentypisch sind die hellbraunen
Rostnetze. Der Baum gilt als stark
wachsend, später in die Breite gehend.
Er ist in alten Obstgärtern rund um
Hamburg zu finden, war aber auch wie
alle norddeutschen Sorten bis zum
Ruhrgebiet und in den Raum Kassel
verbreitet.
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Winter auf Vierlandens Höfen
von Prof. Dr. Ernst Finder (1865 bis 1940)
Fortsetzung aus „Latücht“ 70, Seite 9,
und Schluss
Mit Ausnahme der Zwölften, von Weihnachten bis Heiligen Drei Könige, des
Sonntags und auch des Sonnabends,
wo von dem Hausvater des Abends im
Beisein sämtlicher Hausgenossen aus
dem „Evangeelnbook“ oder dem
„Utleggenbook“ die Epistel oder das
Evangelium des folgenden Sonntags
verlesen wurde – die Bücher von
Erdmann
Neumeister,
Benjamin
Schmolck und Johann Jacob Rambach
waren besonders beliebt und finden
sich noch heute nicht selten in alten
Truhen –, ward an jedem Winterabend
gesponnen. Bis 9 Uhr mußten die
Mädchen unter Aufsicht der Bäuerin
„sitten“, d. h. tätig sein. Auch wenn sich
sonst freie Zeit ergab, wie bei schlechtem Wetter, wenn die Außenarbeit
ruhen mußte, wurde gesponnen und
gehaspelt.
Ab 9 Uhr spielten Harmonika
oder Hummel zum Tanz
Waren noch spät Kühe zu melken, die
kurz vorher gekalbt hatten, dehnte sich
die Spinnzeit ausnahmsweise auch
wohl bis 10 Uhr aus. Sonst war es
Brauch, daß die junge Welt – neben
den Knechten des Hauses hatten sich
auch nicht selten andere junge Burschen aus der Nachbarschaft eingefunden –, um 9 Uhr häufig dazu überging,
sich „lustig zu machen“. Auf dem Flett
oder der großen Diele fing man an,
unter der Begleitung einer Harmonika
oder einer Hummel, eines zitherartigen Saiteninstruments, zu tanzen. Über
10 Uhr hinaus dehnte sich indes die
Fröhlichkeit nicht aus, denn am andern Morgen war spätestens um 4 Uhr
Aufstehezeit. Hatte der Bauer oder
seine am Spinnen gleichfalls teilnehmende Frau den Schluß der Arbeit
angesagt, nahmen die besuchsweise
anwesenden Mädchen ihr Spinnrad
„oppe Nack“ oder unter den Arm,
wenn nicht ihnen gewogene Burschen
es für sie heimtrugen.
Es wurde von der Bäuerin strenge dar-
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auf gehalten, daß während der Zeit des
Sittens auch fleißig gesponnen wurde:
einem unfleißigen Mädchen wurde andernfalls wohl von ihrer Herrschaft die
Erlaubnis entzogen, zum Spinnen aus
dem Hause zu gehen. Es kam auch
zuweilen vor, daß einem Mädchen, das
ihren Wocken nicht abspann oder gar
Für Eingeschlafene gabs
allerlei Allotria
während der Arbeit einschlief, der
Flachs am Wocken von einem jungen
Burschen angezündet, der Schlafenden
auch wohl zur allgemeinen Belustigung
eine Zeugklammer auf die Nase gesetzt
wurde. Während die Spindeln surrten,
saß der Junge, nachdem er die Pferde
gefüttert hatte, ringst von den Spinnerinnen umgeben, und pahlten Bohnen,
schälte Kartoffeln oder „tockte“ den
Pferden ausgezogene Mähnen- oder
Schweifhaare schier, aus denen zumeist
vom Bauern selbst die haltbaren, beim
Pflügen verwendeten Pferdesiele hergestellt wurden. Von Zeit zu Zeit unterbrach er seine Arbeit, um mit dem
„Pöker“, einem kleinen Metallstab, das
matte Licht des Krüsels zu beleben. Um
8 Uhr hatte er Feierabend, erhielt seinen Anteil an den im Ofenröhr brutzelnden Bratäpfeln und durfte sich zur
Ruhe begeben. Vorher steckte er indes
den Pferden noch ihr Nachtfutter auf
die Raufe.
Während des Spinnens fehlte es nicht
an allerlei Zeitvertreib. Gemeindeereignisse, Rätsel, auch von der Art, die
in der Einkleidung recht bedenklich,
in der Auflösung so harmlos sind,
Sagen, Schnurren, Geister- und Spukgeschichten, und diese mit Vorliebe,
wurden erzählt und mit gruseligem
Behagen gehört. Das wechselte mit
dem gemeinsamen Gesang durchweg
ernster, schwermütiger Lieder ab.
Solche die Müdigkeit bannenden und
den Arbeitseifer anfachenden Lieder
erfreuten sich unter unserer Landbevölkerung großer Beliebtheit; sie
sind vielerorten in Deutschland erklungen. Verständnisvoll hat sie Gustav
Wustmann in seinem „Liederbuch für
altmodische Leute“ (1905) gesammelt.
Die in den Vierlanden am meisten gesungen sind: Wie die Blümlein draußen
zittern; Es wollt ein Jäger wohl jagen; In
Myrtills zerfallner Hütte; Ich stand auf
hohem Berge; Ein Schifflein sah ich
fahren; Steh ich in finstrer Mitternacht;
In des Gartens dunkler Laube; In des
Waldes finstren Gründen; Fahr mich
hinüber, junger Schiffer; Ein Herz, das
sich mit Sorgen quält; In einem kühlen
Grunde; Herz, mein Herz, warum so
traurig; Üb' immer Treu und Redlichkeit; Es kann ja nicht immer so bleiben;
Gern gesungene Lieder
Ich habe mein Feinsliebchen so lange
nicht gesehen; Guter Mond, du gehst
so stille; Ist alles dunkel, ist alles trübe;
Freut euch des Lebens; Schatz, ach
Schatz, reise nicht so weit von hier; Ein
Wanderbursch mit dem Stab in der
Hand; Ein Sträußchen am Hut u. a. m.
Plattdeutsche Lieder, obwohl vorhanden, wie „Güstern abend woir Vetter
Michel dor“ und „Op de Elv is good
segeln“, scheinen nicht sehr beliebt
gewesen zu sein, häufiger sang man
schon wie beim „Keiern“ (Spazierengehen auf den Deichen) das um 1830
entstandene „Klocksöbenleed“ zum
Verdruß des Bauern und nicht beanstandet von ihm, lief es doch geradezu
auf eine Herabsetzung der bäuerlichen
Arbeit und auf Verunglimpfung des
Hufnerstandes überhaupt hinaus. Das
Singen dieses in Altengamme entstandenen Liedes war übrigens erneut 1851
vom Amte verboten worden.
Ein Geschlecht hat dem anderen
einen Volksgut-Schatz vererbt
In den Spinnstuben haben auch in den
Vierlanden die volkstümlichen Überlieferungen ihre Pflegestätte gefunden;
ein Geschlecht hat dem andern einen
Schatz an altem Volksgut vererbt, das so
für die Gegenwart gerettet ist.
Daß sittlich anstößige Dinge gröberer
Art sich ereignet hätten, wird in Abrede
gestellt, auch hat, soweit sich ersehen
läßt, die Obrigkeit niemals Anlaß zu
nehmen brauchen, wie das anderorten
schon seit dem 16. Jahrhundert geschehen ist, durch Verordnungen zutage
getretene Unzuträglichkeiten zu steuern. Es ist eine Tatsache, die Beachtung
verdient, da andere Ausschreitungen,
besonders der Dienstboten, z. B. lautes
Singen und Lärmen auf den Deichen
und Wegen, Störung von Abendandachten, Krakeel auf Jahrmärkten,
Neujahrsschießen, Fastnachtsunfug und
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dergleichen mehr, häufig Grund zu
Warnungen und Bestrafungen gegeben
haben.
In Anerkennung ihrer Arbeit erhielt
die fleißige Spinnerin später von der
Bäuerin 16 Ellen Leinen, davon 8 Ellen
Oberhemd- und 8 Ellen Unterhemdleinen, bis diese Art der Teilentlohnung
um 1850 ein Ende fand. Denn der
Flachsbau nahm in den dreißiger und
vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mehr und mehr ab, nachdem der
Hanfbau bereits früher eingestellt worden war, wie es scheint, auch nie bedeutend gewesen ist. In Neuengamme hörte
der Flachsbau 1840 auf, eine Rolle im
bäuerlichen Wirtschaftsleben zu spielen, in Kirchwärder ward er noch Anfang der fünfziger, hier und dort noch
bis in die sechziger Jahre betrieben, in
Altengamme-Horst geschah es sogar
noch ganz vereinzelt bis 1870. (Anm. des
Autors: Im Rezeß Pfingsten 1759 wird die
Zahl der Leineweber in Curslack auf 3, in
Altengamme auf 12, in Neuengamme auf 5
und in Kirchwärder auf 8 festgesetzt; diese
Zahl sollte ohne erhebliche Ursache nicht überschritten werden. Nach dem Rezeß Pfingsten
1796 waren 18 Leineweber im Lande vorhanden, die gutenteils auf auswärtige
Bestellungen angewiesen waren. Ebenso wie
1838 in Curslack, gab es 1850 nur noch
einen Leineweber.) Der Anbau der Gespinstpflanzen im Garten, ihre Wartung
und Aufbereitung in zeitraubender und
umständlicher Behandlungsweise bis
zur Herstellung des Garns war ausschließlich Angelegenheit der Frauen. Mit
der Aufgabe des Anbaues wurden die
weiblichen Arbeitskräfte in einer Zeit
anhebenden wirtschaftlichen Aufschwungs für andere, einträglicher
Tätigkeit frei; es kam noch hinzu, daß
auch das flache Land bereits zu dieser
zeit mit den billigen Erzeugnissen der
Maschinenspinnereien versehen wurde.
In der Folge brachten zwar noch
Hausierer aus dem Lüneburgischen
Flachs nach den Vierlanden, auch der
Winsener Jahrmarkt spielte für die
Versorgung mit diesem Stoff noch eine
gewisse Rolle, doch war die Zeit des
Spinnens vorüber und mit ihr die der
heimischen Weberei, die vielfach von
alten arbeitsunfähigen Männern und
von unselbständigen Handwerkern,
besonders Maurern, oder Tagelöhnern
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Eine neue Abteilung in der
Vierländer Schützengesellschaft
„Bogen-Schießen muss besonders
schwer sein - schon das GeradeausSchießen ist schwierig.“ Beweisen, dass
dieser Witz nicht stimmt, will jetzt die
Vierländer Schützengesellschaft (VSG).
In diesem Sommer soll auf dem Vereinsgelände beim Schützenhof am
Neuengammer Hauisdeich 167 eine
Bogenschießanlage mit sechs bis acht
Ständen (mindestens 70 Meter lang)
entstehen. Die endgültige Entscheidung soll in der Mitgliederversammlung am 6. Juni, 20 Uhr, im
„Schützenhof“ von Gerd Pahl fallen.
Der zweite Vorsitzende Torsten Hars
hat zur Gründung einer neuen VSGAbteilung aufgerufen. Nach ersten
Recherchen rechnet er mit etwa zwanzig Interessenten. Berater der VSGBogenschützen ist der bekannte Curslacker Glaskünstler Adolf Hempel. Er
hat Anfang der 70er-Jahre in der
benachbarten Bergedorfer Schützengesellschaft die Bogenschützen-Sparte
mit gegründet, gilt als profunder
Kenner dieser Sportart, ist immer noch
von ihr fasziniert.
Die Pachtverhältnisse für ein angrenzendes Grundstück, das die VSG für
ihre neue Bogenschieß-Anlage benötigt, sind geklärt. Am Ende der
Bahnen ist ein engmaschiger Fangzaun
geplant, damit die Pfeile aufgehalten
werden können. Außerdem werden
Köcher fest im Boden installiert. Die
neue Anlage soll, wenn die Abteilung
entstehen kann, beim Tag der offenen
Tür der Vierländer Schützen am 29.
Juni der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die Kosten betragen nach
Berechnungen von Torsten Hars etwa
10 000 Euro. Für das Wintertraining
der Begenschützen soll der Kleinkaliber-Stand hergerichtet werden, beispielsweise ein Netz erhalten, um die
elektronischen Messgeräte vor Pfeilen
zu schützen. Aus Bergedorfer Bezirkssondermitteln gibt es 3000 Euro. Der
Rest soll durch Eigenarbeit und
Spenden finanziert werden. Die
Beiträge will die VSG durch die neue
Abteilung nicht erhöhen.
die es lediglich als Erwerb ansahen.
Nach den Feuerversicherungslisten von
Kirchwärder wurde dort 1870 noch
mehrfach Flachs versichert. In Kirchwärder, wo sich auch die Spinnsdtuben
am längsten hielten – die geringste
Bedeutung scheinen sie immer in
Altengamme gehabt zu haben –, war es
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts,
von 18436 bis 1852, der Ortsgeistliche,
der wegen seiner Hilfsbereitschaft hochgeschätzte Pastor Lüders, der, um weiterer Verarmung in seinem Kirchspiel ent-
gegenzuwirken, für Unbemittelte Flachs
beschaffte und das daraus gesponnene
Garn im Pfarrhause zur Versteigerung
brachte.
Aus:
Professor Dr. Ernst Finder,
„Die Vierlande - Beiträge zur
Geschichte, Landes- und Volkskunde
Niedersachsens“,
1. Teil, Paul Hartung-Verlag,
Hamburg 1922, S. 147 ff.
„Sitten“ wurde auf vielen Höfen bis
in die 70er-Jahre beibehalten
zur Winterszeit ausgeübt wurde. Auch
die Spinnstubengenossenschaften gerieten mehr und mehr in Verfall, wenngleich die Überlieferung des „Sittens“
auf vielen Höfen noch bis in die siebziger Jahre beibehalten wurde. Die Mädchen, und nur die Hausgenossenschaft
kam dabei noch in Frage, beschäftigten
sich mit Stricken, Nähen oder Flicken.
Das Spinnen blieb schließlich eine
Beschäftigung für bejahrtere Frauen,
Timmann
Süderquerweg 651
21037 Hamburg
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Neuer Chef der sieben Feuerwehren
Karsten Dabelstein ist neuer Bereichsführer der Freiwilligen Feuerwehren in
den Vierlanden. Er tritt die Nachfolge
von Torsten Altenburg an, der aus
beruflichen Gründen zurückgetreten
war. Der in Curslack aufgewachsene 42jährige Bankkaufmann Karsten Dabelstein ist verheiratet, hat zwei Kinder.
Im Jahr 1983 trat er in die Freiwillige
Feuerwehr Curslack ein. Hier engagierte er sich, bildete sich in unterschiedlichen Lehrgängen insbesondere im
Rettungsdienst fort. Anfang der 90erJahre wählten ihn die Curslacker Kameraden zum Schriftführer ihrer Wehr.
Jetzt fehlen Karsten Dabelstein noch
einige Lehrgänge und ein Praktikum
bei der Berufsfeuerwehr Hamburg. Die
erste Amtshandlung hat der neue
Bereichführer bereits hinter sich: Er
ehrte die Sieger der durch die FF
Kirchwerder Nord ausgerichteten
Übungs- und Ausbildungsfahrt (Rallye)
2008. Die Mannschaft der FF Krauel
holte die meisten Punkte, wird in zwei
Jahren den Wettbewerb für die Wehren
der Umgebung ausrichten.
Sein Wissen im Rettungsdienst gibt
er schon seit 1991 weiter
Die offizielle Ernennung Karsten
Dabeisteins erfolgt am 6. Juni. Dann
feiert er im Kreise seiner Kameraden
sein 25-jähriges Jubiläum im Ehrenamt
bei der Feuerwehr. Noch heute fasziniert ihn der Dienst in der Freiwilligen
Feuerwehr. „Ich finde es hochinteressant, wie sich bei der Feuerwehr die
unterschiedlichen Generationen einbringen“, sagt er. Schließlich war sein
Vater Gerhard bereits Mitglied der FF
Curslack, sein jüngster Sohn gehört zur
Jugendfeuerwehr.
Seit 1991 gab er sein Wissen im
Rettungsdienst bereits als Bereichsausbilder an den Nachwuchs der sieben
Vierländer Wehren weiter. 1999 wurde
er Leiter der Ausbildung im Bereich
Vierlande. Dieses Amt nimmt er seit
2007 für alle Freiwilligen Feuerwehren
Hamburgs wahr.
Im April haben ihn die Vierländer
Feuerwehren zu ihrem Chef gewählt.
Offizielle Insignien gibts
zum 25-jährigen Jubiläum
Karsten Dabelstein
Wochenmarkt
vun Wilhelm Kob
Eegentlich heet dat je „Weekenmarkt“ op Plattdütsch, is ober
egal. Nu steiht dat dor eenmol so. Ick gleuv, jeder hett sick all mol
so'n Markt ankeeken. Is je interessant, wat dat dor allens to keupen
gifft. Obst un Gemüse, Fleesch un Wust, Fisch un Matjes, Pütt un
Pann, Blomen un Gestecke, Büscher un Beum. Denn sünd dor
Hökers mit Klamotten wie Büxen un Blusen, Jacken un Röck. Jo,
dat is bannig interessant antokieken.
Un fast jeder find't ok, wat he seuken deit. De meisten Lüüd
komt je, üm Gemüse un Obst to keupen. Denn heurt man mitünner „och, ick weet gornich, wat ick hüüt keupen schall. Wat könnt
Se mi denn empfehlen?“ - „Oh“, seggt de Höker, „ick heff feinen
jungen Spitzkohl.“ - „Näh“, seggt de Froo, „denn mach mien Mann
nich.“ -“Wie is dat denn mit Bundwöttel?“ - „Näh, dat mach mien
Jung nich.“ Toletzt köfft se vun allens so'n beeten. „Ick mok denn
ne Gemüsepann, dor kann sick jeder wat rutseuken.“
Int Freujohr hebbt de Blomenhökers dat hild. Toerst mit
Stiefmütterchen un later denn mit Gruppenplanten un
Sommerblomen. Denn is jümmer fix wat los oppen Markt. De
Muddersen seukt wat ut för jümmern Goorn, un de Vaddersen
mööt dat no dat Auto hennslepen. Ober so eenfach is dat nu ok
wedder nich. Denn ward frogt „wat passt denn nu tohopen? Kann
ick to blaue Stiefmüttechen roode Primeln setten oder schall ick
leeber witte oder geele nehmen?“ Wenn de Blomenhöker denn
seggt „wat mach denn eern Mann gern lieden?“, denn heet dat
„dat mutt ick doch moken, de kennt dor nix vun.“
In de Matjestied is bi de Fischhökers wat los. Denn kann man ok
mol een Stück to'n probeern kriegen. Is jo ok wat feines, son leckertn Matjes.
Twüschendörsch ward mol bi de Klamotten keeken, ob dor nich
ne schicke Bluus oder 'n Halsdook bi is. Denn seggt de Mann oft
„nu komm nan mit, wi mööt de Blomen doch noch inplanten.“
Ober dat nützt nix, de bunte Sommerrock mutt noch mit.
As se bi de Imbissbood ankomt, rükt de Brotwust so herrlich, dat
man de unbedingt probiern mutt. An de Wustbood dröppt man
denn noch een ohlen Bekannten, denn man lang nich sehn hatt.
Un denn warrd noch so'n half Stünn vertellt. Dat is je dat Scheune
opp'n Markt: Man hett Kontakt mit de Hökers, man droppt
Bekannte un kunn mol een Wurt snacken, anners as in'n
Supermarkt.
Oh ja, de Stand mit Pütt un Pann is noch interessant. Wat man
dor allens keupen kann. De Froonslüüd hebbt dor allerhand to
kieken. Son beten Neihkrom mutt noch mit, Twiern un Band, ne
neede Schier kann man ok noch bruken.
De Mann steiht denn meist noch an de Wustbood un snackt mit
sien'n Bekannten. Dor gifft dat nämlich ok een Buddel Beer to
drinken. Een Stand wüür dor mol, de harr son besonnere
Kookpütt to verkeupen. Dor brenn nix in an un de Klüten wüürn
in de halbe Tied ferdich. As eener frogen de, wat de Putt denn
kösten schüll, un de Verkeuper denn Pries seggen dee, meen de
Kunn: „Ick wull doch blots denn Putt keupen un nich denn
ganzen Stand.“
Scheun is dat to Wiehnachten un de Adventstied. Denn hett
jeder Stand son beten wat Festliches mitbröcht: Dannengreun
oder een Adventslicht. Af un to is dor ok mol eener mit'n
Nudelkasten. De speelt denn „Oh Tannenbaum“ un „Oh du fröhliche“. Wenn de Markttied to Enn geiht, hebbt de Hökers dat mit
eenmol recht ihlig. Denn ward gau tohopen packt un allens op
denn Laster verstaut.
Jeder wul je na Huus un Fierobend hebben. Mitünner kummt
nochmol so'n später Kunde. De wunnert sick denn, dat schon
allens inpackt is. „Na“, meent he denn, „mutt ick annermol wull
freuher komen.“ Ober wenn't geiht, krigt he doch noch wat.
Wenn de Hökers alle aftrocken sünd, kamt de Strotenfegers un
na een Stünnstied is vun denn ganzen Weekenmarkt nix mier to sehn.
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19.05.2008
12:41 Uhr
Seite 12
Arbeitsdienst in den Vier- und Marschlanden 1932-1945
von Ehrhart Lotter, Arbeitsdienst-Archiv Hamburg
Fortsetzung aus „Latücht“ 71, S. 13
2.) Die Entwicklung des NS-Arbeitsdienstes
von 1933 bis 1939.
1933 wird in Allermöhe ein Kahnlager eingerichtet, auf
einem Binnenschiffskahn, vermutlich vom VzU-Hamburg.
Nähere Einzelheiten sind nicht bekannt. Lediglich, daß es
1934 nicht mehr erwähnt wird. Stattdessen wird im Juni 1934
ein Kahnlager Kehdingen mit drei Binnenschiffen in
Cuxhaven eingeweiht. Vermutlich ist der Kahn aus Allermöhe
dort hingekommen.
Das FAD-Lager der Technischen Nothilfe am Mittleren
Landweg wurde anscheinend noch bis Anfang 1934 weitergeführt - gewiß offiziell „gleichgeschaltet“, aber unklar, ob dabei
in der Führung ein Wechsel eingetreten ist, da der
Lagerführer von Anfang an ein Stahlhelmer war..
Interessant ist die Entwicklung des ursprünglichen
Reichsbannerlagers in Bergedorf: Der NS-FAD richtet
zunächst zwei Lagerstandorte ein: einen an der Berliner
Chaussee mit ca. 130 ADW (genaue Lage unklar), den zweiten
in der Reichsbanner-Baracke am Gojenberg mit ca. 60 ADW.
Kurzfristig bestand im Sommer 1933 offenbar auch im ehemaligen Hotel Portici am Frascatiplatz von Seiten des
Hamburger VzU ein Arbeitslager. Gleichzeitig werden diese
Standorte wohl zu einer einzigen Abteilung zusammengefaßt.
Diese Abteilung erhält dann den Auftrag, bei der Anlage der
Siedlung Eschenhof an der Bahnstation Pollhof der
Vierländer Bahn von Bergedorf nach Zollenspieker die
Erdarbeiten zu leisten. Sand und Kies wird vom Geesthang am
Gojenberg jetzt gezielt zur Aufhöhung des Marschenbodens
und zur Bodenverbesserung für Gartenzwecke dorthin
geschafft. Die Straßen in der Stadtrandsiedlung werden zusätzlich aufgehöht - wie heute noch sichtbar. Im Herbst 1933
schon konnten die ersten 20 Siedler mit dem Bau ihrer Häuser
beginnen - teilweise in Eigenhilfe. Die Häuser einfach, mit
„Plumpsklo“ und angebautem Stall, wie heute noch vielfach zu
erkennen. 1934 konnten die Siedler einziehen, auf ihre
Grundstücke von ca. 1500 qm. Der „Siedlerverein Eschenhof“
wurde im Juni gegründet. Insgesamt wurden bis 1936 knapp
100 Kleinsiedlerstellen geschaffen.
Die ADW schafften das Erdmaterial mit Loren auf eine
Entfernung von ca. 1000, später 600 m heran - zunächst per
Hand! Dann wurden einige Pferde zur Verfügung gestellt - im
letzten Jahr sogar zwei Lokomotiven mit Maschinisten nach
längerem Gerangel, um die Arbeitsleistung zu erhöhen.
Neben den ADW wurden auch ältere Arbeitslose wieder als
Notstandsarbeiter eingesetzt, diese jedoch ohne Inanspruchnahme der beiden Loks, eine eigentümliche Regelung!
Im April 1934 waren alle ADW von den verschiedenen
Standorten in die alte Luisenschule (Duwockskamp 1, heute
„Soziales Dienstleistungszentrum“ des Bergedorfer Bezirks)
eingezogen, die jetzt ganz unterkellert worden war, um Platz
für Küche und sonstigen Versorgungsraum zu gewinnen. Das
Lager wurde nun offiziell eine Abteilung mit der Nummer
3/70. Die „70“ bedeutete dabei die „Gruppe 70 im Arbeitsgau
7“. Der Arbeitsgau 7 bzw. „Hamburg, Schleswig-Holstein,
Lübeck“ hatte seinen Sitz in Kiel und war in Gruppen untergliedert. Die Gruppe 70 mit Standort Bad Oldesloe umfaßte 8
Abteilungen, darunter 2/70-Trittau, 5/70-Holstenhof/
Wandsbek und 8/70-Höltigbaum/Rahlstedt. Kurz darauf
schon fand eine Umgliederung statt: die Gruppe 71-Wandsbek
wurde geschaffen - Bergedorf-Eschenhof erhielt die Nummer
3/71 und fand sich u. a. mit 2/71-Billbrook und 4/71-Sülldorf
12
Im heutigen „Sozialen Dienstleistungszentrum“ des Bezirks Bergedorf am
Duwockskamp 1 (Ecke Lamprechtstraße) wurden 1934 alle Arbeitsdienst(frei)willigen (ADW) von den unterschiedlichen Standorten zusammengezogen. Das Gebäude war ursprünglich als Luisenschule gebaut worden.
zusammen. Jede Abteilung erhielt dazu einen Ehrennamen
mit irgendeinem heimatlichen Bezug.
Am 24.Juni 1935 stattete Hitler der Baustelle auf dem
Eschenhof sogar einen Besuch ab. Im selben Jahr war die
Lagerbücherei Preisträger bei einem Wettbewerb. Nach einer
Zeitzeugenaussage galt die Luisenschule sogar als „Musterlager“ bei den benachbarten Abteilungen, u. a. wegen der
sportlichen Leistungen bei Fuß-, Hand- und Faustball.
Ab 1. April 1936 - nun „Reichsarbeitsdienst-Abteilung“ - wird
die Abteilung nach Fünfhausen verlegt. 1937 weiht man in der
Eschenhofsiedlung ein Denkmal zur Erinnerung ein: ein
Brunnenbecken mit quadratischem Grundriß, in der Mitte ein
pfeilerförmiges Podest mit einem lebensgroßen Arbeitsmann
darauf (vergl. Hoffmann, Gerd: Bergedorf bei Hamburg. 1994
S. 111). Seitlich an zwei Seiten des Podestes jeweils ein
Wasserauslauf. Der Arbeitsmann wurde 1945 beseitigt - statt
dessen sieht man jetzt dort eine große Eule. Ansonsten ist der
Brunnen unverändert. Schaut man genau hin, erkennt man
noch die Aufschrift „R.A.D.A. Sachsenwald 1933-1936“. Das
zweite „A“bedeutet Abteilung. Anstelle der Nummer wird
lediglich der Ehrenname Sachsenwald genannt.
Mit dem Umzug nach Kirchwerder-Fünfhausen war die zweite RAD-Abteilung in das Gebiet der Gose- und Dove-Elbe
gekommen. Das Barackenlager befand sich am Sandbrack an
der Ostseite der Straße Durchdeich südlich der Gose-Elbe
(etwa in der Gegend des heutigen Sportplatzes).
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Bereits im Mai 1935 war die Arbeitsdienst-Abteilung Öjendorf
nach Ochsenwerder verlegt worden. Die Abteilung Billbrook
hatte dort vorher im Gebiet der Goseburg - wohl am heutigen
Löschplatz - am Südufer der Gose-Elbe ein Barackenlager
errichtet.
Zum 1. April 1937 wurde dann in Reitbrook im ehemaligen
Ziegeleigelände der Reit das dritte RAD-Lager bezogen. Die
bemoosten Mauerreste am Fußweg durch das heutige Naturschutzgebiet dürften vermutlich ungefähr die Lage der damaligen Baracken andeuten. Hier handelte es sich um die ehemalige Abteilung 2/71-Billbrook, die kurzzeitig 1936/37 in
Goetjensort/Wilhelmsburg stationiert war.
Schließlich gesellte sich zum 1. Oktober 1938 noch die
Abteilung 4/71-Sülldorf hinzu, umgezogen nach Neuengamme
an den Hinterdeich - am Nordufer der Gose-Elbe gegenüber
dem Hitscherberg. Die Geschichte dieser Abteilung ist von
Werner Schröder in seinem Buch „Die Hitscherberger“ (1984,
S. 136-141) gut beschrieben worden. Von dieser Abteilung ist
noch die Gemeinschaftsbaracke bei Kückens Gasthof erhalten;
desgleichen das Wohnhaus des Abteilungsführers - aus
Barackenelementen zusammengesetzt und (abgesehen vom
Kellerfundament am Deich) völlig baugleich mit dem Kommandantenhaus des Konzentrationslagers Neuengamme. Der
Abteilungsführer ist mit seiner Familie allerdings damals nicht
eingezogen. Anscheinend der Kinder wegen scheute sich die
Frau, aus der Stadt hier in die „Wildnis“ am Hinterdeich zu ziehen. Es gab keine Haltestation der Marschenbahn. Neben der
Hofstelle von Kückens Gasthof gab es nur noch zwei andere
Höfe. Die heute sichtbare Bebauung ist erst nach 1945 entstanden.
Den Arbeitsmann als ursprüngliche Brunnenfigur bis 1945 ersetzt in der
Eschenhof-Siedlung jetzt eine Eule.
Der Autor sucht Zeitzeugen
sind in groben Zügen die Kenntnisse, die im
D ies
Archiv des Autors vorliegen. Zu danken hat er dabei
verschiedenen Zeitzeugen, die er noch interviewen konnte. Zum FAD liegen im Staatsarchiv etliche Akten vor. Leser
dieser Zeilen, die noch eigene Erinnerungen,
Dokumente, Fotos, Briefe o.ä. aus dem Familienbestand
beisteuern können, möchte der Autor bitten, mit ihm
Verbindung aufzunehmen, um manche Lücke zu füllen.
Es fehlen z. B. bislang gänzlich Erinnerungen und
Erfahrungen aus Familien, die seinerzeit Arbeitsmaiden
beschäftigt haben. Der Autor ist zu erreichen: Ehrhart
Lotter, Poppenbütteler Chaussee 51 b, 22397 Hamburg,
Tel./Fax 040/607 19 35
So wurden in den vier Jahren von 1935 bis 1938 beiderseits der
Gose-Elbe vier RAD-Barackenlager aufgebaut. Die Arbeitsaufgaben waren allenthalben vergleichbar: Wesentlich war die
Reinigung und Neuanlage von Gräben; hinzu kamen Arbeiten
an den Deichen, die seit der Abdämmung der Gose-Elbe 1924
an der Reitschleuse, seit 1934 durch die Dove-Elbe-Schleuse am
Krapphof auch an der oberen Doven Elbe, nun als Straßen besser ausgebaut werden konnten.
Die Vier- und Marschlande sind in ihrer Bodengestalt komplizierter als der städtische Ausflügler heute wohl meint. Ebbe und
Flut reichten bis 1924 in der Gose-Elbe, bis 1934 in der DoveElbe bis Neuengamme weit in die Vierlande hinein, fast bis an
den Deich der Elbe. Erst 1952 wurden durch die Tatenberger
Schleuse die ganzen Vier- und Marschlande sturmflutsicher. Für
Ausflügler kaum erkennbar sind Qualitätsunterschiede der
Böden: im Gebiet Curslack-Neuengamme sandige, in Kirchwerder und Altengamme tonhaltigere Böden. Kaum merkbare
Höhenunterschiede machten den Bau von sieben Pumpwerken
zur Ent- und Bewässerung nötig, z. B. das Schöpfwerk am Seefelder Schöpfwerksgraben oder das Pump- und Überschöpfwerk
für die Ent- und Bewässerung der Vier- und Marschlande am
Ochsenwerder Schöpfwerksgraben, 1922-24 bei der ReitWird fortgesetzt
schleuse errichtet.
Das Wohnhaus des Abteilungsführers am Neuengammer Hinterdeich ist baugleich mit dem Neuengammer Kommandantenhaus.
Die Gemeinschasftsbaracke der Abteilung 4/71 dient heute als „Kückens
Club- und Ballhaus“.
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De Putzbüdel
von Wilhelm Kob
W
i harrn bi uns int Dörp mol een Putzbüdel, den ick
ümmer bewunnert heff. He wür man een lütten
Kierdel, ober full Energie. Emm wür keen Weg to
wiet, allens hett he mit sien Pettmansülbs afklappert. Ob
Sommer oder Winter, nie hett he sien Kundschaft in Stich
loten.
Eenmol, weet ick, keem he bi Sneematsch un Störm na een
Kunn', de am wiedsten vun em wech wahnen dee. Dor hett de
secht: „Komm man anner Week wedder, hüüt is mi dat to
kold.“ Dor hett he sick ümdreiht un is wedder na Huus führt.
He harr ok Kunden in Moorwarder. Mit de Fähr is he denn
öber Elv führt. In'n Winter, wenn de Fähr wegen Iesgang den
Bedrief instellt harr, is he mit sien Hämoriedenschochel ganz
öber de Elvbrüchen ra de anner Siet radelt. Nie hett he sien
Lüüd in Stich laten. Sünnabends harr he allerhand, de he
rasieren müss. Een Buur hett sick in de Week nie sülben den
Boort afnohmen. De wüür denn al recht lang. Twüschen de
Hoor fünn he denn ok mol een beeten Hackels un Heisoot.
De Seepenschuum wüür denn ganz swatt, so hett he dat vertellt.
Vertellen müch he jümmer giern. Twee Daag in de Week hett
he op Stuuv arbeit. Oh ja, dat wüür een richtige Barbierstuuv.
Twee Steul, de man to'n Rasieren trüchklappen kunn, un mit
'ne Koppstütze, de man verstellen kunn.
Wenn dor denn noch Kundschaft seet un teuben dee, wüür
he so richtig in sien Element. Denn snack he vun de
Soldatentied. Dor hett he jümmer die Offizieren bedeenen
müsst, un de wulln sick blots vun em rasieren loten.
He vertell ok vun sienen Unkel. Bi den hett he dat
Hoorsnieden liernt. Dat kunn man ok sehn, denn so modern
wüür sien Schnitt man ok nich. Ober kötter wüürn se op jeden
Fall, de Hoor. Sien Unkel hett freuer sogor Tähn'n trocken.
Dat meuk he ohne Tang un Betäubung. Mit so'n Hoken hett
he twüschen de Woddeln foot. Un denn müss de Tähn rut, ob
he wull oder nich.
Interessant wüür dat jümmer, wenn man bi em op'n Stohl
seet. He wüss allerhand Needes to vertellen. Ober sludert hatt
he nich.
Wat he denn noch mokt hett, mutt ick noch seggen: Wenn
eener storben wüür, un de harr noch son groten Bort, hett
unsen Putzer em noch fein rasiert, bevör he in de Kist leggt
wüür.
Jo, unsen Putzbüdel hett sick dat würklich suer warrn laten.
Man kann schon seggen, he wüür een Original.
Knigge a la Vierlanden
vun Gertrud Voß
Amalie, in't Dörp „Emaille“ genannt,
weur Gemeindeschweester hier op Land.
So keum se wohl von Hus to Hus,
wenn se de Minschen plegen muß.
Un in de knappe Tied,
dor it se gern ok tüchtich mit.
Un wiel se beten neischirich weur,
un ok soi vörnehm snackt daher,
much Hans ehr nich recht lieden,
un dat schull se ok witten!
Hans vör sien Hus sitt op de Bank,
het Fierobend, Gott sei Dank,
kiekt na de Elv un na den Heben
un freit sik ordentlich noch eben.
Da kummt „Emaille“ angebritzt,
vun wieten al ehr Stahlroß blitzt.
Hans kiekt ehr ruhich in't Gesicht,
ower - he greut ehr nicht.
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Da springt se vun ehr Fohrrad dal,
is ordentlich fünsch,
kummt fast to Fall
un grölt em an vull Wut:
„Wer Anstand hat, sowas nicht tut!
Noch nie von Knigge was gehört“,
bölkt se em an empört.
Hans secht: „Se könnt Ehr sabbeln sporn,
ik will Se dat verklorn:
Fährt Se vörbi
un ik sitt hi,
secht Se toerst gen Dach,
un ik anner nach.
Se schienen nich to witten
wü hebbt Veerlanner Sitten!“
Dat Bett
vun Gertrud Voß
Else het ehr Leben lang schafft,
een Buerfru, de strotzt vör Kraft.
Har von de Welt noch gor nix seun,
wie wiet se is, un bannig scheun.
Eenen Dachs, un kum to faten,
kreich se een Fohrkort ut de Staaten.
Se schall mit de „America“
to rieke Verwandte na USA.
Vör de Reis ward Else anropen.
Man frocht ehr: „Wo wüllt Se slopen?
Im Ober- oder Unterbett?“
Else: „An leevsten beides,
wenn es geht!“
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19.05.2008
12:41 Uhr
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Veranstaltungen in und um Vierlanden
(Veranstaltungen des Kultur- und Heimatvereins „De Latücht“ fett gedruckt)
JUNI
So 1. 10 Uhr: Plattdeutscher Gottesdienst mit
Pastor Dirk Römmer in der Altengammer Kirche.
10 Uhr: Freiluftgottesdienst zum Beginn des Twietenfestes in
der Alten Twiete in Kirchwerder.
10 Uhr: Marschlanden-Fahrt der Bergedorfer
Schifffahrtslinie mit Shanty-Chor und Buffet
ab Serrahn-Hafen in Bergedorf.
14 Uhr: Vogelschießen des Unterhaltungsclubs „Flora“ auf der
Festwiese am Neuengammer Hausdeich, gegenüber Haus 41.
Sa 7. 18 Uhr: Orgelkonzert in der Neuengammer Kirche.
Sa/So 14./15. Rosenfest in Bergedorf.
Sa/S0 21./22. Erdbeerfest rund um das Rieck-Haus,
Curslacker Deich 284.
Fr 20. bis So 22. Vogelschießen des Unterhaltungsclubs
„Flora“ auf der Festwiese am Neuengammer Hausdeich
gegenüber Haus Nr. 41.
Sa 28. 17 Uhr: Requiem von Mozart mit der Kantorei
Neuengamme, „Musica Juventa“ aus Halle/Saale und Solisten
im Westflügel des Klinkerwerks der KZ-Gedenkstätte
Neuengamme.
So 29. Hoffest in Zusammenarbeit mit der Riepenburger
Mühle auf dem Eggershof in der Ohe: „Vom Korn zum Brot“,
Hofgelände Kirchwerder Mühlendamm 5.
JULI
Di 1. 15.30 bis 19 Uhr: DRK-Blutspendetermin in der
Curslacker Schule, Gramkowweg.
Sa/So 5./6. Museumsfahrten der Arbeitsgemeinschaft
Geesthachter Eisenbahn auf der alten BGE-Strecke zwischen
Bergedorf und Geesthacht.
Kramer, Zunft & Kurzweyl vor dem Bergedorfer Schloss.
So 20. 14 Uhr: Vierlandenfahrt der Bergedorfer Schifffahrtslinie mit Margret und Hans-Otto ab Serrahn-Hafen in
Bergedorf.
AUGUST
Anfang des Monats: „Latücht“-Fahrradtour.
So 17. 14 Uhr: Vierlandenfahrt der Bergedorfer Schifffahrtslinie mit Margret und Hans-Otto ab Serrahn-Hafen in
Bergedorf.
So 24. 10 Uhr: Marschlanden-Fahrt der Bergedorfer Schifffahrtslinie mit Shanty-Chor und Buffet ab Serrahn-Hafen in
Bergedorf.
So 14. Die Vier- und Marschlande präsentieren sich auf dem
Gelände des Michel in Hamburg.
Sa/Di 20/23. Spieker Herbstmarkt auf dem ehemaligen
Zollenspieker Bahnhofsgelände Kirchwerder Elbdeich/Auf
dem Sülzbrack.
So 21. 10 Uhr: Marschlanden-Fahrt der Bergedorfer Schifffahrtslinie mit Shanty-Chor und Buffet ab Serrahn-Hafen in
Bergedorf.
Vierländer Liedertag im Restaurant „Norddeutsches Haus“
von Karl-Hermann Dietrich, Altengammer Elbdeich 42.
Sa/So 27./28. Landmarkt in Bergedorf.
So 28. 9 - 15 Uhr: Großtauschtag des BriefmarkensammlerVereins für Bergedorf und Umgebung in der Gaststätte
„Am Pool“, Vierlandenstraße, Ecke Am Pool in Bergedorf.
Ochsenwerder Liedertag.
OKTOBER
Mi 1. 10 bis 16 Uhr: Beginn der Winter-Öffnungszeit
dienstags bis sonntags im Rieck-Haus, Curslacker Deich 284.
Do 2. 19 Uhr: Laternenumzug der Veerlanner Speeldeel ab
Kirchenparkplatz Kirchwerder.
Sa/So 4./5. Museumsfahrten der Arbeitsgemeinschaft
Geesthachter Eisenbahn auf der alten BGE-Strecke zwischen
Bergedorf und Geesthacht
Sa 4. 19.30 Uhr: Ernteball mit Wahl der Erntekönigin 2008
im Gasthof Hitscherberg, Kirchwerder Hausdeich 153.
So 5. 13.30 Uhr: Erntedank-Umzug ab Zollenspieker
Marktplatz über Elbdeich, Kirchenheerweg und Hausdeich
zur Kirchwerder Kirche St. Severini.
ZO L L E N S P I E K E R F Ä H R H AU S
Elbstromkilometer 598,5
grüßt mit der
schönen Sonnenterrasse
und dem Biergarten
SEPTEMBER
So 7. 10 Uhr: Festgottesdienst zum 25-jährigen Berstehen der
Diakoniestation Bergedorf/Vierlande in der Neuengammer
Kirche.
10 Uhr: Marschlanden-Fahrt der Bergedorfer
Schifffahrtslinie mit Shanty-Chor und Buffet ab SerrahnHafen in Bergedorf.
14 Uhr: Vierlandenfahrt der Bergedorfer Schifffahrtslinie mit
Margret und Hans-Otto ab Serrahn-Hafen in Bergedorf.
Fr/So 12./14. Vierländer Schützenfest rund um den
Schützenhof von Gerd Pahl am Neuengammer Hausdeich 167.
Sa/So 13./14. Museumsfahrten der Arbeitsgemeinschaft
Geesthachter Eisenbahn auf der alten BGE-Strecke zwischen
Bergedorf und Geesthacht.
Zollenspieker Fährhaus
Telefon 0 40 · 79 31 33 -0, Telefax 0 40 · 79 31 33 88
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