Hej, jag skulle vilja studera i Malmö - Phil.

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Hej, jag skulle vilja studera i Malmö - Phil.
ERASMUS-Bericht Malmö 2011/2012 – Richard Rohrmoser
Hej, jag skulle vilja studera i Malmö!!!
„Malmö ist eine tendenziell unansehnliche Stadt, die man bei einer Reise durch Schweden
vorzugsweise weiträumig umfahren sollte.“ So lautete der erste Satz eines etwas älteren
Reiseführers, den ich wenige Tage nachdem ich die Zusage zum Auslandsaufenthalt in Malmö
erhalten hatte über diese Stadt lesen musste. Getrieben vom Fernweh sowie der Vorfreude darauf,
ein neues Land, neue Leute und neue Kultur kennen zu lernen, habe ich mich von dieser
Beschreibung dennoch nicht abschrecken lassen und im August 2011 mein Auslandssemester
angetreten. To cut a long story short: Nicht nur dass ich den Satz entschieden zurückweisen muss,
ich würde diesen Schritt jederzeit sofort wieder gehen und definitiv jedem einen
Auslandsaufenthalt in Schwedens drittgrößter Stadt empfehlen. Ich hatte dort eine unglaublich
schöne Zeit.
Anreise:
Seit der Einweihung der Öresundbrücke (Malmö – Kopenhagen) im Jahr 2000, die Malmö durch
seine verbesserte Anbindung an Dänemark zum Knotenpunkt und zur Metropolregion
Südschwedens wachsen lies, ist die Stadt mit allen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Zwar verfügt
Malmö über einen eigenen Flughafen außerhalb des Stadtkerns, erfahrungsgemäß ist es aber nicht
nur billiger, sondern in der Tat auch praktischer, nach Kopenhagen zu fliegen und anschließend den
Zug über die Öresundbrücke zu nehmen (die Zugfahrt vom Flughafen Kopenhagen nach Malmö
dauert lediglich zirka 25 Minuten). Natürlich kann man auch mit Bahn oder Bus anreisen, wenn
man die längere Reisedauer in Kauf nimmt.
Ankunft:
Die Universität Malmö veranstaltet zu Beginn eines jeden Semesters einen Official Arrival Day für
alle Austauschstudenten. Mitglieder vom ERASMUS STUDENT NETWORK (ESN) holen die
Ankömmlinge vom Bahnhof ab und begleiten diese zur Universität, wo die Studenten mit weiteren
wichtigen Informationen versorgt und schließlich von den Tutoren mit einem Kleinbus zu deren
jeweiligen Unterkünften gebracht werden.
Die Sprachkurse sowie die weiteren Einführungsveranstaltungen beginnen – sofern man an diesem
Programm für 4,5 ECTS-Punkte teilnimmt – in der Regel bereits am nächsten Tag. Über zwei
Wochen hinweg finden vormittags drei Stunden lang die Schwedisch-Kurse statt und am
Nachmittag sind meistens ein bis zwei Vorlesungen über schwedische Geschichte, Politik oder das
akademische System. Außerdem laden die Mitglieder vom ERASMUS STUDENT NETWORK des
Öfteren zum gemeinsamen Grillen am Strand oder zu Sportaktivitäten ein. Selbst wenn man sich
die 4,5 ECTS-Punkte nicht anrechnen lassen kann, würde ich jedem nichtsdestotrotz empfehlen, an
diesem Programm teilzunehmen, da man dadurch sehr schnell Anschluss an das Studentenleben
findet.
Unterkunft:
Sobald man an der Universität in Malmö immatrikuliert ist, kann man sich für eines der drei großen
Wohnheime für Austauschstudenten – Rönnen, Celsiusgarden & Sege Park – nach
Präferenzwahlsystem bewerben. Nähere Informationen zu den Unterkünften gibt es unter den
folgenden Link:
http://www.mah.se/english/Student/Housing/Accommodation/Accommodation-types/
Bei der Wahl der student accommodations gibt es für alle drei gewisse Vor- wie auch Nachteile:
Rönnen und Celsiusgarden sind zwar relativ zentral gelegen und nur knapp zehn Fahrradminuten
von der Universität beziehungsweise dem Stadtkern entfernt und zeichnen sich vor allem dadurch
aus, dass es auf jedem Stockwerk der beiden Wohnheime große Gemeinschaftsküchen und
Aufenthaltsräume gibt, allerdings sind beide Unterkünfte ziemlich teuer (je nach Zimmergröße
350-450 Euro/Monat) und der Vermieter stellt keine Wireless-Internet zur Verfügung, was bei
vielen Studenten auf Unverständnis und Unmut stieß. Man kann sich zwar in Computergeschäften
USB-Internetsticks besorgen, allerdings laufen diese auch nur verhältnismäßig langsam. Das
Studentenwohnheim Sege Park ist zwar wesentlich billiger – je nach Zimmergröße kann man ein
Zimmer ab 250 Euro/Monat beziehen –, jedoch befindet sich dieses deutlich weiter vom Stadtkern
beziehungsweise der Universität entfernt und bietet den Studenten keine Gemeinschafts- oder
Aufenthaltsräume. Man sollte also durchaus auch nach privater Wohnungsvermietung Ausschau
halten, da dies laut einigen Kommilitonen zumindest wesentlich billiger als die Zimmer im Rönnen
und im Celsiusgarden sein kann. Ich persönlich würde jedoch auch trotz des relativ hohen Preises
wieder ein Zimmer im Internationalen Wohnheim nehmen – allein schon weil man dort jede
Menge Leute aus der ganzen Welt kennenlernt.
Universität/Studium
Die Universität und das Studium in Malmö unterscheiden sich ziemlich stark von dem, was
Studenten in Deutschland gewöhnt sind: Das Wintersemester dauert von Anfang September bis
Mitte Januar, während das Sommersemester direkt daran anschließt und bis Ende Mai läuft – von
Anfang Juni bis Ende August ist in Schweden demnach Vorlesungsfreie Zeit. Die Studenten können
jedes Semester aus einem breiten Spektrum an Vorlesungen und Seminaren wählen die entweder
7½, 15 oder 30 ECTS-Punkte bringen. Ein Kurs mit 7½ Punkten dauert in der Regel drei bis vier
Wochen, ein Kurs mit 15 Punkten sechs bis sieben Wochen und ein Kurs mit 30 Punkten ca. 3
Monate (Pro Semester belegen Studenten normalerweise vier aufeinanderfolgende 7½, zwei 15
oder eben einen 30 ECTS-Punkte- Kurs). Das Besondere an diesem System ist, dass die Studenten in
der Regel nur jeweils einen Kurs über die genannten Zeiträume besuchen, sich aber dafür sehr
intensiv mit dem jeweiligen Thema beschäftigen. Ein Beispiel: Ich habe im Wintersemester 2011/12
einen Kurs mit dem Titel Human Rights and Philosophy belegt. Dieser Kurs dauerte 3½ Wochen,
umfasste ca. zehn Vorlesungen, drei Seminare und drei Bücher, die im „autodidaktischen Studium“
zu lesen waren. Abgeschlossen hatte man dieses „Modul“ schließlich mit dem erfolgreichen
Bestehen einer fünfstündigen Klausur. Eine andere beliebte Form der Leistungserhebung ist das
Aushändigen einer sogenannten Take-Home-Exam, das heißt, die Studenten erhalten nach dem
intensiven Studium des jeweiligen Themas über drei bis vier Wochen ein Fragen-Portfolio
überreicht, das mit dem Lesen und Studium der offiziellen Course-Literature innerhalb von 4-5
Tagen und in der Regel in Form eines Essays über acht bis zehn Seiten beantwortet werden muss.
Dieses Verfahren mag zwar auf dem ersten Blick sehr anspruchsvoll und schwierig erscheinen,
meiner Meinung nach bedarf es an deutschen Universitäten jedoch tendenziell mehr
Arbeitsaufwand, um ein vergleichbares Maß an ECTS Punkten zu erzielen. Relativ ungewöhnlich für
deutsche Bachelor-Studenten dürfte wohl auch die „laissez-faire Art“ des schwedischen
akademischen
Systems
sein:
Anwesenheitslisten
sind
quasi
non-existent
und
Anwesenheitskontrolle ist auch ein Fremdwort. Dementsprechend spärlich werden ergo auch viele
Seminare besucht.
Last but not least möchte ich noch kurz etwas zur Lernsituation in der Bibliothek erwähnen: Diese
ist erstens ein wunderschöner Platz zum Lesen und zum Studieren, weil man dank der Lage und
der Glaswand-Konstruktionen direkt auf die Ostsee blicken kann. Zweitens ist es dort sehr
angenehm, dass man alle Jacken, Taschen und Rucksäcke sowie Essen und Trinken mit
hineinnehmen darf. Es gibt dort sogar Kaffee- und Essensautomaten sowie eine kleine Cafeteria.
Andererseits gleicht der Lärmpegel dort auch tatsächlich eher dem einer Mensa, was zunächst mal
etwas beklemmend, auf Dauer dann de facto sehr störend und nervend ist. Es gibt nur eine sehr
geringe Anzahl an abgetrennten Räumen für diejenige, die extremely sensitive to noise sind. Diese
Räume sind allerdings immer sehr schnell besetzt. Wenn man also keine dieser „Kabinen“ früh am
Morgen bekommt, ist die Lernatmosphäre in der Bibliothek primär zwischen Mittag und späten
Nachmittag – sehr euphemistisch gesagt – „suboptimal“, weshalb man wohl besser Zuhause lernt.
Sonstiges:
Ansonsten möchte ich noch anmerken, dass sich Malmö in Bezug auf das Klima wohl kaum von
einer Stadt wie beispielsweise Hamburg oder Kiel unterscheidet, auch wenn Schweden oftmals mit
Eiseskälte und ständiger Dunkelheit konnotiert wird. Tatsächlich ist jedoch das Thermometer in
diesen sechs Monaten, die ich dort verbracht habe (von Anfang August 2011 bis Ende Januar
2012), nicht einmal unter Null Grad Celsius gesunken und es hat dementsprechend auch nie
geschneit. Aufgrund des milden Klimas – hartgesottene Studenten unter uns sind sogar bis Anfang
Dezember regelmäßig zum Schwimmen in die Ostsee gegangen – blieb meine Winterjacke sogar
weitestgehend im Schrank verstaut. Eine Windbreaker-Jacke ist in dieser windigen Stadt hingegen
Gold wert.
Aufgrund der Lage am und dem ständigen Blick auf das Meer sowie der lebhaften und aktiven
Skater-Szene in Strand-Nähe versprüht Malmö ein ganz besonders Flair, weshalb meine spanischen
Mitstudenten nicht selten vom „Barcelona des Nordens“ gesprochen haben. Zudem findet im
Sommer alljährlich das kostenlose Musik- und Kulturfestival Malmö-Festivalen statt. Eine Woche
lang spielen dort sehr bekannte Bands verschiedenster Musikrichtungen, Film- und
Kunstvorführungen finden statt und schwedische kulinarische Köstlichkeiten werden angeboten.
Das Malmö-Festivalen bietet somit mit seinem tollen Programm gleich zu Beginn des Semesters
eine super Möglichkeit, Leute kennenzulernen und die Anfangs- und noch vorlesungsfreie Zeit dort
zu genießen.
Abschließend kann ich noch sagen, dass Malmö – das man gut und gerne auch als Falafel-CapitalCity bezeichnen kann, weil man als Vegetarier wohl sofort überrascht sein wird, wie viele
vegetarische und vegane Imbissbuden in dieser Studentenstadt angeboten werden – trotz seiner
südlichen Lage in Schweden auch ein ausgezeichneter Knotenpunkt für weitere Reisen ist.
Kopenhagen erreicht man mit dem Zug in 25 Minuten, die etwas kleinere aber äußerst schöne und
relativ bekannte Studentenstadt Lund in 15 Minuten, Helsingborg sowie einige weitere attraktive
Ausflugsziele wie beispielsweise Ystadt – bekannt aus den Henning Mankell Kriminalromanen –
oder Trelleborg in weniger als einer Stunde. In Göteborg ist man mit dem Zug in gut zwei Stunden
und selbst Stockholm ist in 4,5 Stunden – oder wenn man als Hitchhiker unterwegs ist und Glück
hat sogar in 3,5 Stunden – zu erreichen.
Wer mit dem Gedanken spielt, in Malmö ein Auslandssemester zu verbringen oder wer bereits die
Chance hat, dort für längere Zeit hinzugehen, dem kann ich diesen Schritt nur dringlichst
empfehlen – ihr werdet es nicht bereuen!!! Für weitere Fragen könnt ihr mich gerne per Email
kontaktieren.
Fingers Crossed & Lycka till!!!
(Kontaktinformationen auf Anfrage beim Erasmus-Koordinator der Anglistik.)