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32 neue verpackung> 10.2003 branche> Getränke Moderne Anlagentechnik für Krombacher Für alle Fälle gut gerüstet Von Wolfgang Tiede* Bier in der Kunststoffflasche - für viele Verbraucher einfach undenkbar. Sollte jedoch die Kunststoffflasche auch hier ihren Siegeszug fortsetzen, ist die Krombacher Brauererei gut gerüstet. Sie hat jüngst in eine neue Abfüllanlage investiert, die heute in Glasflaschen abfüllt, bei Vornahme geringer Modifikationen aber auch eine Abfüllung in Kunststoffflaschen ermöglicht. > Den höchsten Ausstoß ihrer Geschichte verzeichnete die Krombacher Brauerei in 2002. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen Hektoliter-Zahlen um 3,7 Prozent auf 4,865 Millionen. Der Umsatz der größten Privatbrauerei Deutschlands betrug 460,5 Millionen Euro und legte damit um 8,1 Prozent zu. Satte Wachstumsraten sind indes bei der Krombacher Brauerei nichts Neues. Seit den 50er Jahren schreibt die Brauerei eine Erfolgsstory, die auf dem deutschen Biermarkt ihresgleichen sucht. Erfolgsrezept Kontinuität Das Erfolgsrezept der Krombacher Brauerei beinhaltet zahlreiche Facetten, die alle auf einen Begriff zurückzuführen sind: Kontinuität. Ein ganz wesentlicher Faktor ist die Kontinuität in der Führung: die Krombacher Brauerei ist Familienbetrieb und befindet sich seit Generationen im Besitz der Familie Schadeberg. Kontinuität herrscht auch hinsichtlich des Markenauftritts und der Markenkommunikation. Hier setzt Krombacher auf konsequente Positionierung im Bereich Natur. Eine stimmige Positionierung, bildet umweltbewusstes Verhalten doch bei Krombacher auf allen betrieblichen Ebenen die Basis des Handelns. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass 96 Prozent des gesamten Krombacher Sortiments Mehrweg-Produkte sind. Damit ist die Krombacher * Stellvertretender Leiter Verkauf Zentraleuropa, KHS Maschinen- und Anlagenbau AG, Dortmund Erfolgsgeschichte Krombacher Brauerei: Für die Abfüllung von Pils investierte das Unternehmen in eine hochmoderne Anlage. (Foto: Krombacher Brauerei) Wie alle anderen Trockenteil-Komponenten ist auch der Entpalettierer nach dem Modulkonzept konstruiert. Platz sparend, schnell und zuverlässig: Der Taktpacker. 34 neue verpackung> 10.2003 branche> Getränke Brauerei gleichzeitig größte deutsche Mehrweg-Brauerei. Die Neuen kommen War die Krombacher Brauerei bis vor wenigen Jahren noch auf eine Monomarken-Strategie ausgerichtet, so kommen heute neue Produkte hinzu. Zusätzlich zu Krombacher Pils, Krombacher Alkoholfrei und dem Leichtbier Fairlight gibt es im Krombacher Sortiment nun auch die vom Konsumenten gewünschten „In-Getränke“ Cab (Cola and beer, abgerundet mit dem Geschmack der Dragonfruit) und Krombacher Radler. Neben der Hauptmarke Pils, deren Absatz in 2002 bei 4,575 Millionen hl lag und die als stärkste Biermarke Deutschlands einen Marktanteil von 9,7 Prozent hält, können die Neuen bereits gute Erfolge verbuchen. Nach 15.000 hl im Einführungsjahr 2001 wurden vom Biermischgetränk Cab in 2002 92.000 hl abgesetzt. Für 2003 hat man die 100.000 hl-Hürde im Visier. Ähnliche Erfolgsmeldungen gibt es für Radler. Mitte des Jahres 2002 eingeführt brachte es Krombacher Radler in 2002 auf 26.000 hl. In 2003 sollen es schon 90.000 hl sein. Positive Meldungen auch für Krombacher Alkoholfrei. Das Alkoholfreie steigerte Absätze in 2002 um 25,3 Prozent auf 94.000 hl. Dass stetige Absatzsteigerungen bei der Krombacher Brauerei gleichzeitig Investitionen in neue Anlagentechnik bedingen, liegt auf der Hand. Die neue Anlagentechnik muss dabei den Prinzipien der Umweltfreundlichkeit, höchsten hygienischen Maßstäben und maximaler Flexibilität Rechnung tragen, wie Helmut Schaller, Geschäftsführer Technik der Krombacher Brauerei, bestätigt. Option: Abfüllung in Kunststoff-Flasche Die neue KHS-Linie erfüllt diese Wünsche und ist mit zahlreichen technischen Extras ausgestattet. Die Kapazität der Anlage liegt bei 60.000 0,33-l-Longneck-Flaschen/h. Abgefüllt wird zurzeit ausschließlich Krombacher Pils. Die Linie ist so konstruiert, dass eine spätere Abfüllung von Krombacher-Produkten in die Kunststoff-Flasche bei Vornahme geringer Modifikationen möglich ist. Die Krombacher Brauerei befindet sich somit „auf der sicheren Seite“. Wird Bier in der Kunststoff-Flasche vom Verbraucher gewünscht, kann die Anlagentechnik schnell darauf reagieren. Eine Abfüllung von Glas- und Kunststoff-Flaschen ist dabei ebenso möglich wie das ausschließliche Handling von einem der beiden Gebinde. Insgesamt 27 Anlagenkomponenten waren in die neue Linie zu integrieren und zu implementieren. Beginnend bei zwei Entpalettierern Innopal RS 3: Die Gebindeabtragung erfolgt hier lagen- Letzte in den Kästen enthaltene Fremdteile werden durch den Drehvorgang im Kastenwender entfernt. weise und durch den Einsatz eines Klemmkopfes äußerst schonend. Die Entpalettierer sind auf Basis des KHS-Modulkonzepts konstruiert. Wesentlicher Bestandteil dieses Modulkonzepts ist die Steuerung des Bereichs der Pack- und Palettiertechnik über nur einen PC als Steuerrechner. Bei dieser Lösung ist eine einzige Intelligenz im Einsatz, der Informationen zu allen Anlagenkomponenten durch moderne Bustechnik zugeleitet werden. Im Rahmen des neuen Modulkonzepts erfolgen horizontale und vertikale Bewegungen an Pack- und Palettiermaschinen ausschließlich über Zahnriemen. Hochdynamische, wartungsfreie Servomotoren erbringen durch kurze Taktzeiten eine hohe Leistung. Abgestimmte Zusammenarbeit Nachdem sie die Drehvorrichtung durchlaufen haben, gelangen die Kästen zur Kontrollstation. Überprüft wird auf Fremdkästen, Kästen mit enthaltenen Fremdflaschen, falsch eingebrachte Flaschen sowie generell auf Auspackbarkeit der Kastenware. „Schlecht“-Kästen kommen in Richtung manuelle Sortierung, „Gut“-Kästen fahren weiter zum Auspacker. Gemäß Krombacher-Philosophie, die darauf basiert, dass jeweils zwei Anlagen im Bereich Trockenteil zusammenarbeiten, ist eine Sortierstation für zwei Anlagen vorgesehen. Zum ersten Mal in der Geschichte entschied sich die Krombacher Brauerei für eine Doppelend-Reinigungsmaschine. 36 neue verpackung> 10.2003 branche> Getränke Das Auspacken der „Gut“-Kästen übernimmt der Taktpacker Innopack PPZ. Auch er verfügt über alle Vorteile des KHS-Trockenteil-Modulkonzepts. Durch seine kompakte, übersichtliche Bauweise ist der Taktpacker Platz sparend in die Anlage integriert. Die Packköpfe des Innopack PPZ sind auf das Auspacken der 0,33-l-Longneck-Glasflaschen im 24er Kasten ausgerichtet. Sollten zu einem späteren Zeitpunkt Kunststoff-Flaschen zur Verarbeitung anstehen, so ist der Auspackvorgang auch hier nach entsprechendem Formatteilwechsel einfach durchzuführen. Einspeisung von Neuflaschenmaterial möglich Die Leerkästen durchfahren vor dem Kastenwascher eine Kontrolleinrichtung, die Fremdkästen erkennt und ausschleust. Gleichzeitig lässt sich die Ausschleusstrecke für die Ausleitung überschüssiger Kastenware nutzen. Weitere Möglichkeit bei überschüssiger Kastenware: die gezielte Einspeisung von Neuflaschenmaterial. Ein vorhandener Neuglasabräumer, der gemäß Krombacher-Konzept ebenfalls für die Versorgung einer weiteren Anlage zuständig ist, übernimmt diese Funktion auf Knopfdruck. Der Flaschentransport basiert auf einem gemeinsam mit der Krombacher Brauerei neu entwickelten KHS-Trans- porteurkonzept, das sich an unterschiedlichen Sensibilitätsstufen innerhalb der Anlage orientiert. Bis zur Flaschenreinigungsmaschine sind Standardtransporteure im Einsatz. Nach der Reinigungsmaschine bis zum Füller sowie vom Füller bis zur Etikettiermaschine ist es der Easy Clean-Transporteur. Im Gegensatz zum Standardtransporteur werden beim Easy Clean-Transporteur kaum Verschraubungen vorgenommen, sind Bauteile wo immer möglich miteinander verschweißt. Dadurch entstehen weniger Kontaktflächen, es können sich keine Schmutznester bilden. Durch den Verzicht auf Verkleidungen ist freier Scherbenaustrag gegeben. Schräge Flächen stehen für einen schnellen Ablauf von Flüssigkeiten. Die höchste hygienische Stufe des Behältertransports wurde für den Zuund Ablaufbereich des Füllers entwickelt: Hygienic Design. Der Hygienic Design-Transporteur beinhaltet ein integriertes Innen- und Außenreinigungssystem. Einlaufende und rücklaufende Ketten sind voneinander getrennt. Es kommen ausschließlich Schweißkonstruktionen zum Tragen. Weitere hygienische Komponente: Spezielle AseptikGetriebemotoren verhindern Luftverwirbelungen. Neben dem optimierten Transporteurkonzept ist eine zusätzliche KHSNeuheit mit in das Krombacher-Behältertransportkonzept integriert: der Line- Stolz auf die mit zahlreichen Extras versehene Reinigungstechnik: Michael Viereck, Schichtmeister in der Abfüllung der Krombacher Brauerei. arpuffer. Drei Linearpuffer sind es insgesamt, die sich im Falle eines Rückstaus bei kontinuierlicher Befüllung extrem lärmarm verhalten und schonendes Flaschenhandling gewährleisten. Als „Anlage für alle Fälle“ konzipiert, ist für den Fall einer eventuellen Kunststoff-Flaschen-Abfüllung vor der Flaschenreinigungsmaschine schon heute Platz für ein Sniffersystem frei gehalten. Fällt die Entscheidung für die KunststoffFlasche, kann hier kurzfristig und ganz gemäß gewählter Kunststoff-Option reagiert werden. Doppelend-Reinigungsmaschine sorgt für saubere Flaschen Die Flaschenreinigung übernimmt die Doppelend-Reinigungsmaschine Innoclean DM. Damit entschied sich die Krombacher Brauerei zum ersten Mal in der Geschichte der Brauerei für die Doppelend-Ausführung. Auch dies, um für eventuelle Kunststoff-Flaschen-Befüllung gerüstet zu sein. Doppelend-Reinigungstechnik beinhaltet im Gegensatz zum Einend-Verfahren den Vorteil mehrerer Laugenbäder. Auf die jeweilige Flasche ausgelegte Temperatur- und Konzentratabstufungen sind möglich. Weitere Neuheit: der Energiesparträger. KHS entwickelte den Energiesparträger mit dem Ziel, durch Gewichtsreduzierung des Flaschenkorbträgers Wärme- und Wassereinsparungen zu er- Höchste hygienische Stufe des Behältertransports für den Zu- und Ablaufbereich des Füllers: Hygienic Design. 38 neue verpackung> 10.2003 branche> Getränke reichen. Die Vorstellungen waren: 10 bis 15 Prozent Wärmeeinsparung, 15 bis 20 Prozent weniger Wasserverbrauch. In Verbindung mit dem Rekuperationsverfahren lagen KHS-Prognosen bei 20 Prozent Wärme- und 30 Prozent Frischwassereinsparung. Die Krombacher Brauerei setzt auf Energiesparträger sowie zweifache Rekuperation und realisiert heute Einsparungen, die über die vorab prognostizierten Werte weit hinaus gehen. Für Kunststoffflaschen-Reinigung gut gerüstet Für eine eventuelle Kunststoff-FlaschenReinigung sind die Flaschenkorbträger mit Niederhaltern ausgestattet, die bei Bedarf die Halsring-Klemmung der Leichtgewichte vornehmen. Hochtechnologie verbunden mit einem satten Einsparpotenzial sowie gleichzeitige umweltfreundliche und äußerst hygienische Ausrichtung – das gilt ebenso für die Fülltechnik. Das rechnergesteuerte Sondenfüllsystem Innofill DRS-ZMS/S arbeitet mit Zweifach-Mengen-Spülung. Die Besonderheit des Systems: das integrierte Spülrohr. Dieses Spülrohr ist für eine exakte Abfüllung von Bier in die Kunststoff-Flasche unabdingbar. Wird die Funktion des Spülens bei Abfüllung der KunststoffFlasche vom Rückgasrohr mit übernommen, kann aufgrund der Vielfalt der zu erfüllenden Aufgaben keine derart an- gepasste Ausrichtung an den Spülprozess erfolgen. Die Folge: Eine Spülung der Kunststoff-Flasche bis zum Boden hin und damit verbunden die Abfüllung bei geringer O2-Aufnahme ist nur bei unverhältnismäßig hohen CO2-Spülmengen realisierbar. suchern der Brauerei ganz besonders ins Auge fällt. Die Anlage lässt sich mit nur drei Bedienpersonen fahren. Eine weitere Bedienperson ist für den Be- und Entpalettierbereich, der aus hygienischen Gründen in einer angrenzenden Halle untergebracht ist, zuständig CO2-Verbrauch gesenkt Rasche Inbetriebnahme der Anlage Durch Einsatz eines separaten Spülrohrs lässt sich der CO2-Verbrauch bei Kunststoff-Flaschen-Abfüllung entscheidend reduzieren und liegt je nach eingesetzter Flaschenform und -größe zwischen 600 – 800 g/hl Bier. Die Sauerstoffaufnahme beträgt 0,02 mg/l. Schaller: „Mit dem neuen Anlagenkonzept haben wir nicht nur auf modernste Technik gesetzt, sondern gleichzeitig ganz gezielte Risikominimierung betrieben. Wenn unsere Kunden Kunststoff wünschen, legen wir los. Wenn nicht, bleibt die neue Linie eben weiterhin Glas-Anlage.“ Umgeben ist das innovative Füllsystem Innofill DRS-ZMS/S von einer kompletten Glas-Einhausung. Gemeinsam mit dem mikrobiologischem Füllervortisch, der bei Bedarf die Nachrüstung eines weiteren Verschließaggregates zulässt, ergibt das hygienisches Design vom Feinsten. Hygienisches Design, das als angenehmer Nebeneffekt auch optisch hervorragend wirkt und den zahlreichen Be- Der Füller stellt für Glas- ebenso wie für Kunststoff-Flaschen-Abfüllung die optimierte Lösung dar. Trotz zahlreicher innovativer technischer Details stand die moderne KrombacherAnlage in rekordverdächtigen fünfeinhalb Monaten. Auftragserteilung war Ende Juni – Inbetriebnahme bereits Mitte Dezember. Schaller: „Die Zusammenarbeit mit KHS war während der gesamten Zeit hervorragend, das Engagement der KHS-Mitarbeiter ist riesig“. Krombacher ist für „gewohntes Wachstum“ bestens gerüstet. In welcher Höhe Absatzzuwächse künftig erwartet werden, zeigen Planungen mehr als deutlich auf. Momentan noch arbeitet die Brauerei mit sieben Abfüll-Linien, die auf zwei Gebäude verteilt sind. Eine weitere Abfüllhalle befindet sich im Bau. Das neue 12.000 Quadratemeter-Projekt soll Ende dieses Jahres fertig sein. Daran anschließend ist ein weiteres Neubauprojekt bereits im Gespräch. Krombacher – wie es scheint eine „never-ending Erfolgsstory“. >| Helmut Schaller, Geschäftsführer Technik der Krombacher Brauerei: „Das Engagement von KHS ist riesig, die Zusammenarbeit bei neuer Anlagentechnik war und ist hervorragend.“ (Fotos: KHS AG)