Die Schleiereule (Tyto alba)

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Die Schleiereule (Tyto alba)
Die Schleiereule (Tyto alba)
Ihren deutschen Namen hat die Schleiereule wegen des sehr auffallenden, herzförmigen Gesichts­ schleiers, durch dessen Form und Farbe sie von allen anderen Eulen leicht zu unterscheiden ist. Im Vergleich zu anderen mittelgrossen Eulen wirkt die Schleiereule, vor allem im Flug, auffallend hell. Die Grösse beträgt etwa 34 cm; Männchen und Weibchen sind äusserlich nicht zu unterscheiden. Die Flügelspannweite beträgt 90­98 cm. Das Männchen wiegt im Durchschnitt ca. 315 Gramm und das Weibchen ca. 340 Gramm. In mehr als 30 Unterarten ist die Schleiereule über weite Gebiete der Erde verbreitet, hauptsächlich in tropischen und subtropischen Breiten. In Mitteleuropa lebt die Schleiereule vorwiegend im Tief­ land, denn in höheren Lagen sind die klimatischen Verhältnisse im Winter oft sehr ungünstig. Da sie wenig Fett speichern kann, erleidet sie in strengen, schneereichen Wintern sehr hohe Verluste mit Bestandeseinbussen bis zu 90%. Schleiereulen leben sehr zurückgezogen, und stets auf gute Deckung bzw. störungsfreie Abschir­ mung bedacht. Tagsüber dösen sie typischerweise reglos. Aktivitätsbeginn ist in der Regel mit Ein­ bruch der Dunkelheit, im Mittel eine Stunde nach Sonnenuntergang. In Aktivität öffnet die Schlei­ ereule den Gesichtsschleier je nach Aufmerksamkeitsgrad bis zur Kreisrunden Scheibe. Entspre­ chend den ausgeprägten Feindvermeidungs­Strategien sind Schleiereulen Meister der Tarnung. In Nischen, unter Dachvorsprüngen oder in dichtbelaubtes Buschwerk gedrängt, sind sie kaum zu ent­ decken. Die Stimme ist schrill kreischend bis rauschend­schnarchend (teilweise eher an technische Geräu­ sche als an Vogelstimmen erinnernd; völlig abweichend von Stimmen der echten Eulen. Dank sehr langer Beine und langer, dünner Krallen ist die Schleiereule auf rasche und zielsicheres Greifen kleiner Wirbeltiere spezialisiert. Das Hauptbeutetier ist in Mitteleuropa die Feldmaus, die bis zu 95% der Gesamtnahrung bilden kann. Beute­Überschuss wird ganzjährig deponiert; am Brut­ platz können bis zu 80 Mäuse gestapelt sein. Männchen und Weibchen sind schon vor Ende des 1. Lebensjahres geschlechtsreif. Die Fortpflan­ zung ist generell sehr stark vom Nahrungsangebot abhängig. In Jahren mit Feldmaus­Gradation kommt es zu grossen Gelegen und gutem Bruterfolg, bei anhaltendem Mäusereichtum häufig auch zu Zweitbruten, ausnahmsweise sogar zu Drittbruten. Infolgedessen ist das Vermehrungspotential ausserordentlich hoch, und ein Paar kann in einem einzelnen Jahr maximal insgesamt 19 Junge aufziehen. Somit können die in „Polarwintern“ auftretenden hohen Verluste innert weniger Jahren wieder ausgeglichen werden. Frischgeschlüpfte Junge wiegen etwa 14 Gramm, ihre Augen beginnen sie mit 8 Tagen zu öffnen. Im Alter von 40­45 Tagen wandern die Jungen vom Nestplatz ab. Zwar noch gänzlich flugunfähig können sie kraftvoll­weite Sprünge machen. Zur Fütterung laufen sie grell „schnarchend“ den El­ tern entgegen und entreissen ihnen gierig die Beute. Mit drei Monaten proben die Jungeulen die ersten noch unsicheren Flüge, gleichzeitig setzt die Abwanderung ein.

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