Lucius Burckhardt and Cedric Price

Transcrição

Lucius Burckhardt and Cedric Price
Schweizer Pavillon an der 14. Architekturbiennale von Venedig
Lucius Burckhardt and Cedric Price
A stroll through a fun palace
Kuratiert von Hans Ulrich Obrist
In Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron, Atelier Bow-Wow, Agnès b., Lorenza
Baroncelli, Stefano Boeri, Eleanor Bron, Elizabeth Diller, Olafur Eliasson, Liam Gillick,
Dominique Gonzalez-Foerster, Dan Graham, Dorothea von Hantelmann, Samantha
Hardingham, Carsten Höller, Koo Jeong-a, Philippe Parreno, Asad Raza, Tino Sehgal,
Rirkrit Tiravanija, Mirko Zardini, und anderen
Pro Helvetia
Schweizer Kulturstiftung
Hirschengraben 22
CH-8024 Zürich
T +41 44 267 71 71
F +41 44 267 71 06
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www.prohelvetia.ch
Pressekonferenz: Donnerstag, 5. Juni 2014, 16.30 Uhr
Eröffnung: Freitag, 6. Juni 2014, 17.30 Uhr
Ausstellung: 7. Juni bis 23. November 2014
Lucius Burckhardt and Cedric Price – A stroll through a fun palace ist ein vielschichtiges Projekt von Hans Ulrich Obrist, das von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
vom 7. Juni bis zum 23. November 2014 im Schweizer Pavillon in den Giardini von Venedig präsentiert werden wird.
In einer digitalen Zeit des unbegrenzten Informationszugangs, in der jeder ein Architekt, ein
Kurator, ein intellektueller Denker sein kann, wirft Hans Ulrich Obrists Lucius Burckhardt
and Cedric Price – A stroll through a fun palace anhand von Retrospektiven von Lucius
Burckhardt (1925-2003) und Cedric Price (1934-2003) einen Blick auf die jüngere Architekturgeschichte und reflektiert mit ihrer Hilfe über die Zukunft der Architektur im einundzwanzigsten Jahrhundert.
‚Oft erfinden wir die Zukunft mit Elementen aus der Vergangenheit. Lucius Burckhardt
(1925–2003) und Cedric Price (1934–2003) waren zwei bedeutende Visionäre deren Werk
nachhallt und auch im 21. Jahrhundert neue Generationen inspiriert. Kernstück ihrer Arbeit
war das Zeichnen. Im Mittelpunkt des Projektes stehen die Archive der Zeichnungen von
Cedric und Lucius, aus welchen während der Biennale verschiedene Komponenten gezeigt
werden. ‚A stroll through a fun palace’ wird in Zusammenarbeit mit Architekten und Künstlern als Labor dienen, in welchem die Ideen von Cedric und Lucius als Werkzeuge zur Erfindung der Zukunft genutzt werden.’ (Hans Ulrich Obrist, Februar 2014)
Beide, Lucius Burckhardt und Cedric Price, zählen zu den visionärsten Denkern des zwanzigsten Jahrhunderts, die Architektur neu zu definieren versuchten als etwas, das sich
um Menschen, Raum und Handlungen dreht.
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Lucius Burckhardt war ein Schweizer Nationalökonom, Soziologe, Kunsthistoriker und
Planungstheoretiker, der bekannt wurde als der Begründer der ‘Promenadologie‘ – seiner
Wissenschaft des Spazierens. Er war ein Pionier der interdisziplinären Analyse menschgemachter Umgebungen und hat sowohl die sichtbaren als auch die unsichtbaren Aspekte
unserer Städte, Landschaften, politischen Prozesse und sozialen Beziehungen als auch
die langfristigen Konsequenzen unserer Gestaltungs- und Planungsentscheidungen erforscht.
Cedric Price wurde angetrieben von dem tiefen Glauben, dass Architektur die Menschen
dazu befähigen sollte, ‘das Undenkbare zu denken’. Sein Projekt Fun Palace (1960-1961),
das er als ‘Spasslabor’ und Universität der Strasse erdachte, brachte ihm trotz der Tatsache, dass es nie verwirklicht wurde, den Ruf einer der innovativsten Architekten
Grossbritanniens ein.
Burckhardt und Price stellten das traditionelle dreistufige Hochschulsystem in Frage und
wollten das Grundkonzept der Universität neu überdenken. In Anlehnung an die revolutionären Lehrmethoden von Burckhardt und Price nähert sich Obrists Lucius Burckhardt
and Cedric Price – A stroll through a fun palace der Idee des Länderpavillons auf neue
Weise, indem er den Pavillon als einen Ort des interdisziplinären, interaktiven und internationalen Austausches begreift. Da es nicht möglich ist, die Komplexität von Burckhardts
und Prices Werk durch eine statische Ausstellung von Zeichnungen abzubilden, verschafft
Lucius Burckhardt and Cedric Price – A stroll through a fun palace den Besuchern einen
performativen Zugang zu den Archiven von Burckhardt und Price. Die Präsentation zu Lucius Burckhardt wird co-kuratiert von den Architekten Herzog & de Meuron in Zusammenarbeit mit der Lucius & Annemarie Burckhardt Stiftung und dem Martin Schmitz Verlag. Das temporäre Archiv von Cedric Price wird co-kuratiert von Mirko Zardini, Direktor
des Canadian Centre for Architecture (CCA). Zur Präsentation des temporären Archivs
haben Herzog & de Meuron im Grafiksaal des Schweizer Pavillons eine ortsspezifische
Komposition entwickelt, die ein neues Wissens- und Ideensystem hervorbringen soll. Das
Archiv wird durch grosse Glasfenster zwar sichtbar, dem Publikum aber nicht zugänglich
sein. Somit ist es zugleich als Ausstellungsobjekt zu betrachten.
‘Als ehemalige Studenten von Lucius Burckhardt nahmen wir Hans Ulrich Obrists Einladung
für dieses kleine Biennale Projekt mit Freude an – je länger wir daran arbeiteten und darüber
nachdachten, desto weniger „physisch“ wurde das Ausstellungskonzept, so dass eigentlich
nur die Gedankenwelten von Lucius und Cedric im Raum schweben.’ (Jacques Herzog und
Pierre de Meuron, Februar 2014)
Die Idee einer Architektur, die Zeit berücksichtigen konnte, war von zentraler Bedeutung
für die Praxis sowohl von Burckhardt als auch von Price. Die Ausstellung wird sich diesem
Aspekt ihrer Arbeit annehmen. Der Raum wird nach Massgabe einer zeitlichen Dramaturgie organisiert werden, wodurch eine sich verändernde mise-en-scène und eine Ausstellung in ständiger Bewegung entsteht. Da die Reform institutioneller Strukturen für Price
und Burckhardt wesentlich war, wird die Ausstellung dieses Bemühen auch theoretisch
behandeln. Während der Eröffnungstage werden Diskussionen zu Architektur, Landschaftsgestaltung und Formen der Präsentation von Ausstellung stattfinden.
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So wird Dorothea von Hantelmann zum Beispiel mehrere Male am Tag ‘Vignetten’, d.h.
Vortragsskizzen zur historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Funktion von Kunstinstitutionen präsentieren. Die Ausstellung wird zudem Beiträge von Dominique GonzalezFoerster, Philippe Parreno, Asad Raza und Tino Sehgal enthalten. Auch andere zeitgenössische Künstler und Architekten, wie Dan Graham, Liam Gillick und Koo Jeong-a, werden
ihre Hommagen für Burckhardt und Price präsentieren.
Der Kritik folgend, die Burckhardt und Price am traditionellen Universitätssystem äusserten, soll Lucius Burckhardt and Cedric Price – A stroll through a fun palace unter der Leitung des italienischen Architekten Stefano Boeri mit Lorenza Baroncelli als Schule für Architektur dienen. Diese Schule bringt Studenten mit einem weltweiten Netzwerk aus Denkern, Schulen und Forschern in Kontakt, um gemeinsam mit ihnen zu erörtern, wie sich
die zeitgenössische Landschaft verändert. Das Ergebnis dieser Überlegungen wird täglich in einem Online- und wöchentlich in einem Print-Magazin mit dem Titel The Tomorrow
veröffentlicht.
Auf Einladung von Hans Ulrich Obrist haben die japanischen Architekten von Atelier BowWow die Idee des Fun Palace von Price aufgegriffen und mit einer Intervention auf dem
Dach des Schweizer Pavillons interpretiert.
Die Ausstellung Lucius Burckhardt Ausstellungs- und Vermittlungsprojekt in Zürich für den Schweizer Pavillon an der Architektur-Biennale 2014 und eine Reihe von Seminaren zu Lucius Burckhardt und Cedric Price gingen dem Projekt im Schweizer Pavillon
voraus. Diese fanden vom 13. März bis 11. April 2014 im Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) an der ETH Zürich statt. Dieses Vorprogramm wurde präsentiert von gta Ausstellungen in Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron, der Lucius & Annemarie Burckhardt Stiftung, dem Canadian Centre for Architecture und Samantha Hardingham.
Lucius Burckhardt and Cedric Price – A stroll through a fun palace wird von einer Publikation von NORM designers, Zürich, begleitet.
‘Salon Suisse’: Plattform für einen regen, internationalen Austausch
Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia veranstaltet das Diskussions- und Veranstaltungsprogramm ‘Salon Suisse’ im Palazzo Trevisan degli Ulivi dieses Jahr zum dritten Mal.
Kuratiert wird das diesjährige Programm mit dem Titel The next 100 Years – Scenarios
for an Alpine City State von den in Zürich ansässigen Architekten und Städteforschern
Hiromi Hosoya und Markus Schaefer. Alle Veranstaltungen sind kostenlos und für die Öffentlichkeit zugänglich. Partner des ‘Salon Suisse’ ist Laufen Bathrooms AG.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.biennials.ch
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Presseinformationen
Schweiz: Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung
Sabina Schwarzenbach | Leiterin Kommunikation | Pro Helvetia | T +41 44 267 71 39
[email protected]
International: Rhiannon Pickles PR
Caroline Widmer | Rhiannon Pickles PR | M +44 (0) 790 884 8075 | [email protected]
Hochauflösende Pressebilder und Download der Pressemitteilung:
http://www.biennials.ch/home/Press.aspx
Hinweise für die Redaktion
Hans Ulrich Obrist
Hans Ulrich Obrist (geboren 1968 in Zürich, Schweiz) ist Co-Direktor der Serpentine Galleries in London. Zuvor war er Kurator des Musée d’Art Moderne de la Ville in Paris. Seit
seiner ersten Ausstellung ‘World Soup’ (The Kitchen Show) im Jahr 1991 hat er mehr als
250 Ausstellungen kuratiert.
Zu Obrists letzten Veröffentlichungen zählen A Brief History of Curating, Project Japan:
Metabolism Talks with Rem Koolhaas, Everything You Always Wanted to Know About
Curating But Were Afraid to Ask, Do It: The Compendium, Think Like Clouds, Ai Weiwei
Speaks, Sharp Tongues - Loose Lips - Open Eyes - Ears to the Ground, neben neuer Ausgaben seiner Conversation Series.
Lucius Burckhardt
Lucius Burckhardt (1925-2003) war ein Schweizer Nationalökonom, Soziologe, Kunsthistoriker und Planungstheoretiker, der bekannt wurde als der Begründer der ‘Promenadologie‘ – seiner Wissenschaft des Spazierens. Er war ein Pionier der interdisziplinären
Analyse menschgemachter Umgebungen und hat sowohl die sichtbaren als auch die unsichtbaren Aspekte unserer Städte, Landschaften, politischen Prozesse und sozialen Beziehungen als auch die langfristigen Konsequenzen unserer Gestaltungs- und Planungsentscheidungen erforscht. Er etablierte die Bedeutung der Soziologie für die Ausbildung
von Architekten. 1969, in der Folgezeit der Studentenrevolten, begründete Burckhardt an
der ETH Zürich, den Forderungen der Studenten nachgebend, ein professorales ‘Sofa’ im
Gegensatz zum Lehrstuhl. Dies war der Anfang seines ‘Lehrcanapé‘ Projektes, einer Form
der Lehre, die sich Fragen der zeitgenössischen Komplexität widmete, welche repräsentativ waren für reale berufliche Schwierigkeiten und für die idealerweise Lösungen mit
einem interdisziplinären Ansatz gefunden werden sollten. Mit seinem Experiment hinterfragte er die Rolle der Architektur in der Gesellschaft, was zu radikalen Forderungen
nach demokratischeren, partizipativen Strukturen an Hochschulen führte.
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Cedric Price
Cedric Price (1934-2003) war ein englischer Architekt. Sein lateraler Zugang zur Architektur und zu zeitbasierten urbanen Interventionen hat dafür gesorgt, dass seine Arbeit einen
nachhaltigen Einfluss auf viele zeitgenössische Architekten und Künstler wie beispielsweise
Bernard Tschumi, Rem Koolhaas und Rachel Whiteread hat. Seine Projekte wurden von der
Überzeugung geprägt, dass Architektur die Menschen dazu befähigen sollte ‘das Undenkbare
zu denken’. Obwohl es nie realisiert wurde, etablierte er sich mit seinem Projekt Fun Palace
(1960-1961), als einer der innovativsten Architekten Grossbritanniens. Die mit dem Theaterregisseur Joan Littlewood entwickelte Idee war es, ein ‘Spasslabor’ zu errichten, in welchem Tanz, Musik, Theater aber auch Feuerwerk gezeigt wird. Prices Arbeitsweise war geprägt von der Überzeugung, dass die Bevölkerung durch die angemessene Nutzung der neuen Technologien noch nie dagewesene Kontrolle über ihre Umgebung haben könnte. Er kritisierte das traditionelle Hochschulsystem und wollte das Grundkonzept der Universität radikal überdenken. 1964 präsentierte Cedric Price sein ‘Potteries Think Belt‘ Projekt für die
ehemalige Bergbau- und Industrieregion von Staffordshire, England. Das Projekt sollte die
Menschen ermutigen das Konzept der Universität grundsätzlich neu zu betrachten. Er hat
vorgeschlagen unter Gebrauch der Eisenbahninfrastruktur der rückläufigen Industrieregion
mobile Lernressourcen für 20'000 Studenten einzusetzen. Damit bot er eine Lösung, einerseits den Bedarf an mehr Bildungseinrichtungen zu decken und andererseits das ökonomische und soziale Wachstum in der Region anzukurbeln. Price schrieb im Laufe seiner Karriere regelmässig für Architekturzeitschriften und war bekannt für seine einzigartig unterhaltsamen und zum Nachdenken anregenden Vorträge an Architekturschulen weltweit.
Das Cedric Price Archiv befindet sich seit 1995 im Canadian Centre for Architecture
(CCA), Montreal.
Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
Im Auftrag der Eidgenossenschaft fördert Pro Helvetia das künstlerische Schaffen in der
Schweiz, trägt im Inland zum kulturellen Austausch bei, fördert die Verbreitung von
Schweizer Kultur im Ausland und setzt sich für Kunstvermittlung ein. Pro Helvetia ist für
die Schweizer Beiträge an den Biennalen in Venedig und Kairo zuständig. Die Schweiz
nimmt seit 1991 an der Architektur- und seit 1920 an der Kunstbiennale von Venedig teil.
Das Projekt im Schweizer Pavillon wird unterstützt von der LUMA Stiftung und der STEO
Stiftung
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LUMA Stiftung
Die gemeinnützige LUMA Stiftung dient der Unterstützung unabhängiger Künstler und Pioniere ebenso wie internationaler Institutionen, die auf den Gebieten Kunst und Fotografie, Verlagswesen, Dokumentarfilm und Multimedia tätig sind. Die von Maja Hoffmann ins Leben gerufene Stiftung fördert anspruchsvolle künstlerische Projekte und verbindet ein besonderes
Interesse an Umweltthemen, Menschenrechten, Bildung und Kultur im weitesten Sinne. Das
derzeitige Hauptanliegen der LUMA Stiftung ist die Schaffung eines neuen kreativen Campus
in Arles (Frankreich), welcher zusammen mit den Architekten Frank Gehry und Annabelle
Selldorf entworfen wird. Dieses ambitionierte Projekt zur Entwicklung von Ausstellungen, zu
Forschung, Bildung und Archiven wird von einer wachsenden Zahl öffentlicher und privater
Partnerschaften unterstützt.
STEO Stiftung
Aus Anlass ihres 50-jährigen Jubiläums unterstützt die STEO Stiftung das von Hans Ulrich
Obrist kuratierte Forschungs- und Vermittlungsprojekt im Schweizer Pavillon an der Architektur-Biennale 2014. Sie ermöglicht gegen 60 Studierenden und 10 Kunstschaffenden aus
Zürich einen Forschungsaufenthalt in Venedig und deren Einsatz als Vermittler der Werke
von Lucius Burckhardt und Cedric Price im Schweizer Pavillon. Die Resultate der Forschungs- und Vermittlungsarbeit sollen später in Zürich präsentiert werden. Die STEO Stiftung dient der Unterstützung, Förderung und Auszeichnung im Kanton Zürich wohnhafter
oder heimatberechtigter Talente auf den Gebieten der Literatur, der Kunst und der Wissenschaft.
Möbelsponsoren:
In Zusammenarbeit mit der Lucius & Annemarie Burckhardt Stiftung und dem Canadian
Centre for Architecture (CCA)
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