2012-10-22_Plan_B_Vom_Altenpfleger_zum_Schweissfachmann

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2012-10-22_Plan_B_Vom_Altenpfleger_zum_Schweissfachmann
Plan B: Vom Altenpfleger zum Schweißfachmann
Die ZEIT fragt in ihrem Chancen-Teil regelmäßig Prominente nach ihrem alternativen
Berufswunsch, der oft wenig mit der aktuellen Tätigkeit zu tun hat.
Der 26-jährige Brian Schoone verwirklicht seinen Plan B im Berufsförderungswerk Goslar. Auch
bei ihm haben der Erstberuf und die Qualifizierung im BFW auf den ersten Blick wenig miteinander
zu tun.
Schoone qualifiziert sich zum Schweißfachmann. Sieht man ihn in seiner Schweißermontur wäre
es ein schönes Ratespiel zu fragen, als was dieser Mann ursprünglich gearbeitet hat. Die richtige
Antwort „Altenpfleger“ wäre wohl ein Zufallstreffer.
Vom Altenpfleger zum Schweißfachmann. Klar, dass sich hier Fragen stellen. Brian Schoone hat
hierauf klare Antworten.
„In der Ausbildung zum Altenpfleger haben wir theoretisch viel über Belastungen des Berufs und
Burnout-Prävention gelernt, aber bei meinem letzten Arbeitgeber musste ich das alles vergessen“,
berichtet Schoone. Vielleicht hat er mit diesem Arbeitgeber einfach Pech gehabt, denn in der
Altenpflege sind die Arbeitsbedingungen insgesamt gut und die Belastungen für viele Träger im
Blick. In Brian Schoones Fall führten lange Arbeitszeiten und Schichtdienst sowie ein hohes
persönliches Engagement für die Menschen, verbunden mit wenig Zeit für Ausgleich, den jungen
Familienvater in den Burnout. „Ich nahm die Geschichten aus dem Heim mit nach Hause und
konnte nicht mehr abschalten. Irgendwann war ich nur noch müde und gereizt, was auch zu
Problemen in der Familie führte“, ergänzt er. So kam eins zum anderen und dann der Zeitpunkt, an
dem nichts mehr ging: Krankschreibungen und die Berufsunfähigkeit folgten. Schoone war am
Tiefpunkt einer beruflichen und persönlichen Krise und musste sich neu orientieren. Dabei kam
ihm sein Plan B in den Sinn. Er erinnerte sich an ein Schulpraktikum im handwerklichen Bereich,
das ihm viel Spaß gemacht hatte. Mit seinem Reha-Berater packte er die Sache an und informierte
sich über handwerkliche Angebote. Dabei stieß er auf die schweißtechnischen Qualifizierungen im
Berufsförderungswerk Goslar und fasste wieder Feuer. „In einer Arbeitserprobung konnte ich über
zwei Wochen die Anforderungen der Qualifizierung kennenlernen und entschied mich, mich als
Schweißfachmann sowie Schweißwerkmeister ausbilden zu lassen“, blickt Schoone zurück.
Zusätzlich gehört zu dieser Qualifizierung eine Ausbildung zum geprüften Rohrschweißer der
verschiedenen Handschweißverfahren. „Bei der Entscheidung maßgeblich waren die sehr guten
Berufsaussichten in diesem Bereich“, unterstreicht er.
„In der Tat sind Schweißer gesuchte Fachleute mit besten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt“, hebt
Michael Sippel hervor, der selbst seinerzeit im BFW eine Qualifizierung durchlaufen hatte und nun
als Ausbilder tätig ist. „Besonders das von uns vermittelte WIG, MAG und E-Hand-Verfahren ist
eine gesuchte Kompetenz.“
Schweißtechnische Qualifizierungen für Rehabilitanden gehören zu den traditionellsten Angeboten
im BFW Goslar. Bereits seit 1948 ist das BFW Goslar eine anerkannte Kursstätte des Deutschen
Verbandes für Schweißen und verwandte Verfahren (DVS) und damit das einzige BFW mit einem
solchen Angebot. Auch für Unternehmen wird der Erwerb verschiedener schweißtechnischer
Qualifizierungen in Form von Scheinen angeboten.
Die Qualifizierung dauert 24 Monate. In dieser Zeit wohnt Schoone im BFW, da er sich hier besser
auf die kompakte Ausbildung konzentrieren kann, denn zu Hause sind alleine die beiden Kinder
eine Ablenkung. Über Telefon, an den Wochenenden und den regelmäßigen Heimfahrtstagen
sieht er die Familie.
Brian Schoone hat seine Zeit als Altenpfleger und das soziale Motiv seiner damaligen Berufswahl
nicht vergessen. In seinem Heimatort in der Nähe von Hildesheim ist er seit zwei Jahren in der
Freiwilligen Feuerwehr aktiv, um Menschen in Not helfen zu können und sich ehrenamtlich sozial
zu engagieren. Für die nötige Balance zwischen Beruf und Privatleben hat er im BFW unter
anderem gelernt, Entspannungstechniken anzuwenden und den Sport als Burnout-Prävention für
sich entdeckt. Schoone geht täglich in den Fitnessraum, um den Rücken zu stärken, und nutzt das
nahe gelegene AQUANTIC zum Schwimmen.
„So richtig habe ich früher die Redewendung von der Krise als Chance nicht verstanden.
Mittlerweile weiß ich, was gemeint ist und gehe mit vielen neuen Erfahrungen gestärkt in mein
zweites Berufsleben“, sagt Schoone selbstbewusst.
Im Juni 2013 endet seine Zeit im BFW Goslar. Er kann sicher sein, mit den hier erworbenen
Fähigkeiten nahtlos in den Arbeitsmarkt einzumünden.
Das Berufsförderungswerk Goslar ist ein Kompetenzzentrum für berufliche Integration. In mehr als
50 Berufen u. a. aus dem Bereich Metall und Technik, Gesundheit und dem kaufmännischen
Bereich werden Qualifizierungen angeboten, die überwiegend mit IHK-Zertifikat abschließen.
Insgesamt werden 600 Plätze am Standort Goslar und 428 Internatsplätze angeboten.
Hauptsächlich werden im Berufsförderungswerk Personen qualifiziert, die nach Unfall oder
Krankheit in ihrem ursprünglich erlernten Beruf nicht mehr arbeiten können. Das
Angebotsspektrum von Assessment und Profiling über Trainingsangebote und Auffrischungskurse,
beispielsweise im Bereich der Schweißerei, steht auch Betrieben offen.
Mehr Informationen erhalten Sie unter:
05321 702-216
[email protected] oder im Internet unter www.bfw-goslar.de