PDF zum - Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm eV
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Nr. 30 November 2006 EnneaForum Rundbrief des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm e.V. und Heil Heilung Thema: Ökumene Liebe Leserinnen und Leser! In diesem Herbst konnte ich mit meiner Familie eine Woche in der Stadt Rom verbringen. Was mich neben vielem anderen sehr beeindruckt hat, war die Größe vieler Kirchen. Durch eine Kirche zu gehen, die so groß war, dass unsere Lützschenaer Dorfkirche problemlos noch mit hineingepasst hätte, hat mich außerordentlich fasziniert. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum,“ eins meiner Lieblingspsalmworte kam mir in den Sinn und auch, wie vielfältig dieser Raum genutzt wurde. In einer Seitenkapelle wurde die Eucharistie gefeiert, in einer anderen gab es eine Ausstellung. In anderen wurde Musik gemacht, Bücher und Postkarten verkauft, fotografiert oder Touristengruppen hindurch geführt. Es gab leise Gespräche und Menschen, die ihre müden Füße ausruhten. Es gab Räume der Andacht und der Anbetung, Räume, in denen die Beichte gehört wurde und Räume, die zur Stille einluden. Räume zum Schauen, zum Hören und welche zum einfach nur Dasein. Dieses „Raum geben“ hat mich sehr beeindruckt. Wie schön wäre es, wenn wir genau das in der Kirche tun könnten: einander Raum geben. Beieinander sein in dem großen Raum der Kirche und jedem die Freiheit lassen, den Ort aufzusuchen, der zu ihm passt ohne den Anspruch, dass nur das eigene das allein Richtige ist. „Gottes Haus hat viele Wohnungen,“ wäre das nicht ein schönes Wort, um den Gedanken von Ökumene zu umschreiben? Impressum Herausgeber : Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm e.V. Vorsitzender : Pastor Rainer Fincke Geschäftsstelle : Eveline Schmidt, Wehlstr. 23, 29221 Celle, Tel+Fax (0 51 41) 4 22 34, [email protected] Sparkasse Celle, BLZ 257 500 01, Kto 4 006 813 Internet : www.enneagramm.eu Redaktion : Heike Heinze, Am Graßdorfer Wäldchen 71, 04425 Taucha, Tel. (03 42 98) 1 43 59, [email protected] Co-Redaktion & Layout : Michael Schlierbach, Tel. (0 80 35) 87 59 30, [email protected] Titelbild: © Michael Schlierbach, weitere Bilder: Hans-Peter und Heike Heinze, S. 38 © M. Th. Schulz Karikatur S. 7 Holger Forssman Druck : Rapp-Druck, Flintsbach, Auflage : 700 Probeexemplare und Vertrieb über die Geschäftsstelle. Enneaforum erscheint halbjährlich (Mai/Nov). Beiträge und Termine bitte bis 1.3. bzw. 1.9. an die Redaktion. Für dieses Heft haben sich einige Mitglieder Gedanken zum Thema Ökumene gemacht und sie aufgeschrieben. Auch diese Autoren haben ganz unterschiedliche „Wohnungen“ im ÖAE und in der Kirche, und sicher wird nicht jedem alles passen. Wer seine Meinung zu dem Gelesenen kundtun möchte, ist herzlich eingeladen, das in unserem Internet-Forum www.enneagramm-deutschland.de zu tun. Es wäre schön, wenn eine gute und konstruktive Diskussion zu diesem Thema in Gang käme. Herzliche Grüße Vorstand des ÖAE e.V. 1. Vorsitzender Rainer Fincke, Tel. (04 51) 30 42 92 [email protected] 2. Vorsitzende Doris Wetzig Tel. (0 40) 71 40 05 85 [email protected] Schatzmeister Werner Lambach Tel. (0 56 61) 5 04 09 [email protected] Schriftführer : Ludger Temme Tel. (0 55 06) 76 44 62 [email protected] Beisitzer Friedrich-Karl Völkner Tel. (0 52 01) 30 87 [email protected] EnneaForum 31 Mit Glauben und Wollen Berge versetzen von Rainer Fincke, Vorsitzender des ÖAE Liebe Leserinnen und Leser des EnneaForum, wenn Ihr diese Zeilen lest steht der Evangelische Kirchentag in Köln vor der Tür oder findet gerade statt. Der ÖAE ist mit dabei. Lebendig und kräftig und schärfer – so lautet das Motto des Kirchentages und unser Verein hat sich in den letzten Jahren genau dieses Motto zu Herzen genommen. Wir wollen eine lebendige Diskussion über die Zukunft der Arbeit mit dem Enneagramm, wir wollen das Profil unseres Vereins schärfen und kräftig vor allem in der kirchlichen Öffentlichkeit auftreten. Eine ganz wesentliche Frage lautet dabei: Was hilft uns das Wissen um Persönlichkeitsstrukturen in sozialen, psychologischen und politischen Handlungsfeldern? Als die Arbeit mit dem Enneagramm in Deutschland populär wurde, haben wir uns im wesentlichen mit Fragen der individuellen Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. Ich treffe immer wieder Menschen, die mit dem Enneagramm vor Jahren in Berührung kamen und wichtige Impulse für ihr Leben bekamen. Sie haben das Enneagramm als ein Stück Alltagspsychologie erlebt – nicht streng wissenschaftlich begründet, aber als Erfahrungstypologie hilfreich. Inzwischen ist aber deutlich, dass eine wirkliche Heilung unserer biographischen Verwundungen nicht rein individuell geschehen kann. Wir müssen vielmehr die sozialen und politischen Dimensionen unseres Lebens erst nehmen. Und so ist heute die Frage an alle, die mit dem Enneagramm arbeiten, zu stellen: Was leistest du mit deiner Arbeit für eine gerechte und ökologische Entwicklung unseres menschlichen Zusammenlebens? Wie können wir aus der Erkenntnis über die Strukturen unserer Persönlichkeit Kraft und Motivation finden, diese Gesellschaft menschlicher zu gestalten? Darum geht es z.B. bei unserer Podiumsdiskussion während des Kirchentages am Freitag, dem 8.6., in der KarlRahner-Akademie in Köln zum Thema: „Mit Glauben und Wollen Berge versetzen“. Wir haben interessante Gäste gewonnen: Richard Rohr und Jim Wallis aus den USA sind zwei Ikonen der amerikanischen Friedensbewegung und Vertreter der neuen religiösen Linken in den USA; Jim Wallis ist zudem spiritueller Berater von Hillary Clinton. Pfarrer Christian Führer aus Leipzig ist einer der Begründer der Montagsdemonstrationen, die zum Zusammenbruch der DDR einen wesentlichen Beitrag geleistet haben. Cornelya Tenberken aus Bonn/Lhasa ist Geschäftsführerin des Vereins „Braille ohne Grenzen“, die die Arbeit ihrer blinden Tochter Sabriye Tenberken in Tibet unterstützt. Sabriye hat mit ihrem Freund Paul in Lhasa eine Blindenschule und eine Schulungsfarm gegründet Heidi von Wedemeyer ist Psychologin und hat unzählige Seminare, Vorträge über das Enneagramm gegeben und langjährige therapeutische Erfahrung. Das sind alles Persönlichkeiten, die die Welt um sich herum ein gutes Stück verwandelt haben und so zu Hoffnungszeichen wurden. Ich denke, es wird uns bei dieser Veranstaltung etwas deutlicher, welche Persönlichkeitsentwicklungen notwendig sind, um das Reformpotential, das in jedem von uns steckt, zu wecken. Der indische Gelehrte Sri Aurobindo, in seiner Jugend ein radikaler Gegner des britischen Besatzungsregimes in Indien, hat sich nach dem 1. Weltkrieg vom bewaffneten Kampf distanziert und mit Yoga beschäftigt. Von ihm stammen hochinteressante Aussagen über die Vorraussetzungen zur wirklichen Veränderung gesellschaftlicher Strukturen. Er schrieb 1920 sinngemäß: Um Krieg und Gewalt, Rassismus und Ausbeutung zu überwinden, reichen soziale und politische Reformen nicht aus. Erst wenn der Mensch ein höheres Bewusstsein (super mind) erlangt, werden die Mächte des Bösen zu besiegen sein. Ich meine, dass da eine tiefe Wahrheit deutlich wird. Deshalb sollte bei der Arbeit mit dem Enneagramm immer auch die Verantwortung deutlich werden für das soziale Umfeld, in dem wir leben. Mit enneagrammatisch geschulten Politikern, LehrerInnen, ManagerInnen oder auch Eltern könnte dann die Welt wirklich ein Stück verwandelt werden … Ich wünsche euch, liebe LeserInnen viele verwandelnde Erfahrungen – vielleicht sehen wir uns ja auf dem Kirchentag? Der ÖAE auf dem Kirchentag in Köln: Do, 7.6. bis Sa, 9.6. Der ÖAE hat einen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten Fr, 8.6. 9–17 Uhr Ihr/Euer Rainer Fincke Treffpunkt Enneagramm, Karl-Rahner-Akademie, Jabachstraße 4–8, 50676 Köln, Tel. 0221-80 10 78 0 9.15 Uhr Bibelarbeit mit P Richard Rohr, OFM 11–14 Uhr Workshops zum Enneagramm, (Beginn halbstündlich) 15 Uhr Mit Glauben und Wollen Berge versetzen. Wie mit dem Wissen um die Strukturen der Persönlichkeit die Reformation der Gesellschaft gefördert wird. Mit Richard Rohr, Jim Wallis, Christian Führer, Cornelia Tenberken und Heidi v. Wedemeyer. Moderation: Rainer Fincke und Sabine Neitzel, Übersetzung: Gerke Konka Unger EnneaForum 31 Enneagramm und Heilung von Dietrich Koller I. Ist das Enneagramm als Modell der Persönlichkeitsentwicklung auch ein Heilungsmodell? Das Anliegen des Enneagramms ist es, einen Prozess zur seelischen Heilung und geistlichen Reife in Gang zu setzen. Gilt das aber auch für körperliche Leiden und Genesungen? Wahrscheinlich nur in soweit, als bestimmte somatische Krankheitssymptome eine psychische Grundlage haben und falsche Lebenseinstellungen auch den Körper in Mitleidenschaft ziehen. Hier aber eine Typisierung heraus zu finden oder hinein zu lesen, erscheint mir sehr spekulativ zu sein. Dennoch: Im Laufe meines Lebens als Krankenhausseelsorger und gestaltpsychologisch orientierter Geistlicher Begleiter habe ich oftmals empfunden: Diese Krankheit, jene Todesart passt ziemlich genau zum Charakter und Lebensstil des Betroffenen. Körpermenschen (ACHT, NEUN, EINS) schienen mir demnach oft von dramatischen, besonders aggressiven Krankheiten heimgesucht zu sein, auch von plötzlichen Unfällen. Herzmenschen (ZWEI, DREI,VIER) fallen häufig chronischen Herzleiden zum Opfer, etwa Angina Pectoris, Herzkranzgefäß- und Blutkreislauf-Erkrankungen, die DREI besonders der Managerkrankeit Herzinfarkt. Kopfmenschen sind anfällig für Migräne, Augenleiden, Gehirntumore. So schien es mir wenigstens. Aber was soll´s? Ich gebe nicht viel drauf. Die Fälle sind viel zu atypisch, vielfältig und komplex, die Umweltfaktoren wohl gewichtiger als die Innenfaktoren. Jedoch ist es gut, wenn jeder Mensch ganz intim seine „Sollbruchstelle“ ahnt und sich in etwa darauf einstellt. II. Die christliche Religion ist eine Heilungsreligion. Eine andere Frage ist: Gibt es wohl verschiedene Typen von Heilern? Auch da ist schwer ein System herzustellen. Jedoch verwendet Paulus in seinen Charismenlisten meistens den doppelten Plural, wenn er vom Heilungscharisma spricht. Er sagt etwa in 1.Kor. 12,9: Es gibt „Gaben von Heilungen (charismata himaton)“. Eine nicht systematisierbare Vielzahl von Heilungsarten und Heilungsbegabungen sehen wir ja auch bei Jesus von Nazaret. Er ist immer spontan, immer kreativ, immer situationsgemäß. Einmal benützt er Speichel, oder rührt einen Erdbrei, ein andermal legt er die Hand auf oder ergreift eine sterbende oder gestorbene Hand. Einmal geschehen Fernheilungen ohne dass er seinen himmlischen Vater anruft. Es genügt eine Fürbitte wie die vom Hauptmann in Kapernaum oder der syrophönizischen Frau, wo die Patienten gar nicht anwesend sind. Einmal gibt er nur einen Befehl: Los, steh auf, nimm dein Bettzeug und mach dich nach Haus! So im Fall des seit 38 Jahren resignierten, von chronischem Selbstmitleid und Apathie befallenen Gelähmten an der Heilquelle von Bethesda. Wieder ein andermal (bei den zehn Leprakranken) sagt er nur: Zeigt euch der Gesundheitsbehörde. Beim Taubstummen seufzt er ein Hephata! Tu dich auf! Bei der blutflüssigen Frau geht nur eine Kraft von den Quasten seines Gewandes aus. Niemals gibt er sich als Heiler aus, es gehen nur Heilungsenergien von seinem Wort und Wesen aus. Oft schreibt er die Heilung dem Patienten selbst zu: Dein Glaube hat dich gesund gemacht. (Gehört der Glaube zu unseren Selbstheilungskräften?) Bisweilen wird jemand gesund auch ohne Glaube, wie bei den neun Aussätzigen, oder bei von Zweifeln durchmischter Fürbitte wie beim Vater des epileptischen Knaben. Nur ein einziger Geheilter, der blinde Bartimäus, (letzte Heilung vor der Passion!) tritt in die Nachfolge ein (außer der von sieben Dämonien geheilten Maria Magdalena). Wichtig scheint mir zu sein, dass Jesus auch nach dem Geist einer Krankheit fragt. Auch wenn man nicht gleich einen antiken Dämonenglauben hat, ist es wichtig, nach dem verborgenen Geist bzw. Ungeist einer Krankheit zu fragen. Denn spirituelle Krankheit und Verwirrung schädigt schließlich auch den Körper. Joh. Christoph Blumhardt d. Ä. hat das am Krankenbett der Gottliebin Dittus massiv erfahren. (Übrigens ein ACHTER, der um die Machtfrage gegenüber Satan wusste und deswegen immer den Bürgermeister mitnahm als Symbol der irdischen Ordnungsmacht). Seinem Sohn Johann Blumhardt d. J. war in Bad Boll ebenfalls eine reiche Heilungspraxis zuteil, aber eines Tages verzichtete er auf den Gebrauch seines Heilungscharisma, weil die Leute bis von Ostpreußen mit ihren Krampfadern kamen und gar nicht mehr die Umkehr zum Eintritt ins Reich Gottes suchten. Er trat vielmehr in die damals atheistische Sozialdemokratie ein, wurde Landtagsabgeordneter in Stuttgart, warnte vor der Wilhelminischen Rüstungspolitik, die zu einem Weltkrieg führen würde - und trat somit auf einem ganz anderen Gebiet der Krankheit einer dämonisierten Welt entgegen. Heute würde er vielleicht energisch die riesige, profit-orientierte Pharma-Industrie diskreditieren, aber auch die zwanghafte Geriatrie, die 80 % der Gesundheitskosten verwendet, nur damit die 85jährigen noch zehn Jahre länger (bei rapide sinkender Lebensqualität) dahin leben können. III. Heilung ist ein ganzheitlicher Vorgang Wir sehen, die vielfältigen Gaben des Heilens sind EnneaForum 31 mit natürlichen (schöpfungsgemäßen) Energien, andere mit nicht systematisierbar, sie liegen unverfügbar dämonischen Energien, wenige mit Energien des Spiritus in der Freiheit und Treue der göttlichen Hände. Sanctus. So widerstehe ich dem Gedanken, mit Hilfe des Das Kriterium ist nicht, ob es „hilft“ (auch der Teufel tut Enneagramms neun verschiedene Heilungspraxen seine Wunder), sondern ob der Heiler von der Macht des zu konstruieren, um das Geheimnis von Krankheit und Ego beherrscht ist, das Unterbewusstsein nervenschädigend Genesung zu erklären. anzapft oder einfach nur viel Geld für viel Gaukelei verlangt. Wirkliche Heilung scheint sowieso nur da vorzuliegen, wo es sich um einen ganzheitlichen, Leib, Seele und Geist umfassenden Vorgang handelt. Schon Plato, der „Drei-ZenMeine eigene Geschichte mit dem Heilungscharisma begann vor gut 30 Jahren, als nach einer ökumenisch-charismatischen Pfingsttren-Anthropologe“ (Soma, Psyche, Pneuma) hatte von tagung, die ich mit einer Eucharistiefeier zu beenden hatte, drei seinem Lehrer Sokrates erfahren, dass es in Kleinasien eine schwedische Studenten der skandinavischen Pfingstbewegung phrygische Priesterärztin gab, die z. B. zu einem an einer nach dem Gottesdienst zu mir kamen und erklärten, sie hätten Augenkrankheit leidenden Patienten sagte: „Ich kann deine den Eindruck, ich hätte die Gabe der Krankenheilung. Ich war wie Augen nur heilen, wenn du mir zuvor erlaubst, deinen Kopf aus allen Wolken gefallen, erklärte, ich hätte schon dreimal als zu untersuchen. Und dann: Ich kann deinen Kopf nur heilen, Gemeindepfarrer die Krankensalbung nach Jakobusbrief Kapitel 5 praktiziert, wie vorgeschrieben mit Öl, mit einem oder zwei Älteswenn du mir zuvor erlaubst, deinen ganzen Körper zu ten des Kirchenvorstandes, mit Versöhnungsbeichte und Handaufuntersuchen. Und dann: ich kann deinen ganzen Körper nur legung und natürlich mit der Vorbedingung, dass ich vom Patienten heilen, wenn du mir zuvor erlaubst, deine Seele zu untersugerufen wurde. Alle drei Krebspatienten seien mir binnen kurzem chen. Und die Seele wird nur geheilt durch das schöne und weggestorben. Ich würde mich auf diesem Gebiet nicht mehr vorwagen. Die Studenten beharrten auf ihrem Eindruck. So kniete gute Wort!“ Offenbar ist es die Lichtenergie des göttlichen ich nieder und sprach nur wie Maria zu Gabriel ein „Fiat! Möge Logos, die alles ins Fließen bringt, was verstopft, blockiert, mir geschehen, wie ihr gesagt habt.“ Aber auch weiterhin starben verdickt, erstarrt ist - erst geistig, dann seelisch, dann körmeine Kranken, wenn auch getröstet und geistlich gesund. Erst perlich. viel später merkte ich, dass meine angebliche Heilungsgabe ganz Der Logotherapeut Uwe Böschemeyer sagt präzisierend, anders gemeint war: Ich wurde bei einem Institut für Gestalttherapie (IGW) in Gestaltseelsorge ausgebildet, die ich gut mit meinem „heilen können nur solche Worte, die Ausdruck des Zusamtheologischen und geistlichen Anliegen verbinden konnte. Jetzt, als menspiels von Erkenntnis und Gefühl sind.“ Ruheständler werde ich, solange mein Gehör noch funktioniert, heiHeute gibt es besonders in der esoterischen Szene (serilende Seelsorge und geistliche Begleitung in meinem Zimmer weiter öser oder auch okkulter Art) viele Kurse zum Erlernen von führen, egal, wer zu mir kommt, ob Christ, Jude, Türke oder Heide. Homöopathie, Handauflegen, Ganzkörpermassagen. Es Ich verstehe mich nicht als Therapeut, aber ich glaube, dass von allen Christenmenschen ganz natürlich und wie selbstverständlich gibt eine bunte Palette von Angeboten wie bioenergetische heilende und befreiende Wirkungen ausgehen könnten. Hat doch Meditation, Chakrenausgleichsverfahren, EnerJesus laut Matth. Kap. 10 sämtliche Jünger ausgesandt, anzusagen, gieanatomie, Klangmassage, schamanische dass die Heilszeit angebrochen ist. Als Zeichen dafür sollten sie Heilzeremonien, Pranaheilen, Akuseinen Heilungs- und Befreiungsdienst weiterführen. punktur, Alexandertechnik (Lösung Durch das Enneagrammn aber habe ich noch folgendes dazu von Muskel-, Nerven- und Gedangelernt: Vielleicht wäre meine Anwendung der Krankensalbung nach Jakobus 5 erfolgreicher verlaufen, wenn ich als FÜNFER nicht ken-Verspannung), Augentraining nur eine von präziser Gedankenarbeit geleitete Praxis getätigt hätte, (Eye-Code) usw. Viele arbeiten sondern mir von meinem hilfreichen Ergänzungspunkt ACHT die ergänzend zur Schulmedizin, vor leidenschaftliche Power geholt hätte, die ein Martin Luther meinte, allem an den entscheidenden wenn er brieflich dem Pfarrer zu Belgern den Krankenheilungsritus Übergängen von Psyche und nach Jakobus 5 für einen physisch und psychisch schwer erkrankten Schmuckkästchenmacher empfiehlt und hinzufügt: „Dieses Körper, wo das Immunsystem wiederhole bis zu dreimal täglich.“ Luther, eine EINS, sah in der erreicht und gestärkt werden Krankheit einen „versuchlichen Angriff des Teufels, dem man durch kann. Immer geht es um eine Gebet des Glaubens in der Kraft Christi begegnen muss.“ Es geht fließende Balance unsrer drei also um einen herausfordernden Heilungskampf! So hat er ja seinen Zentren, also um eine HarFreund Melanchthon „dem Tod aus dem Rachen gerissen“, als er hörte, sein Philipp liege im Sterben. Er eilte ins Sterbezimmer, rief: monie unsrer Gedanken„Philipp, wie hat dich der Satan zugerichtet!“, stopfte dem schon in welt, Gefühlswelt und Agonie Liegenden ein Stück SchwarzKörperwelt. Von den brot in den Mund und holte ihn sogenannten mit starkem Gebet zurück ins spirituellen Leben. Das ist offenbar die Heilungsart und Geistheilern Heilkraft von Körperagieren menschen! einige EnneaForum 31 IV. Ein neunfacher Totentanz Um nun aber doch noch einen Aspekt des Enneagramms anzufügen, kam mir die Idee eines neunfachen Totentanzes. Der mittelalterliche Totentanz war ja ein großer sozialkritischer Trost für die gesellschaftlich Benachteiligten. Der Kaiser und der Papst, der Kaufmann und der Bauer, alle werden sie vom großen Gleichmacher in den Reigen gerufen und tanzend zur Grube gebracht. Mir jedoch geht es nicht um den Tod als gerechten Sozialrevolutionär, sondern um den spezifischen Tod als heilsamen Seelenarzt. Jede Krankheit ist ja eine Vorbotin des Todes und enthält ein Angebot, mein Ego zu entmachten, mein Leben zu ändern und meine Seele zu reinigen. Übrigens habe ich mehrfach bei Sterbenden erlebt, dass in den Tagen oder Wochen des Sterbens das ganze „neurotische Kostüm“ als erstes abstarb und das wahre Wesen eines Menschen erstmals sichtbar wurde. So lasse ich neunmal den Tod als Seelenarzt auftreten. Vielleicht sind es neun verschiedene Tode, denen jedes Der Tod als Seelenarzt – Ein neunfacher Totentanz von Dietrich Koller Der Tod und der Moralmensch Der Tod und der Helfermensch Halt ein, rechtschaff ’ner Zürner, wach auf, du blinder Hüter des Gesetzes, Besinn dich, eifriger Reformer! Verstehst zwar viel von Richtig und von Falsch, doch nichts von Wachstum und Vollendung und nichts von Fehlerfreundlichkeit und von Verzeihung. Der Mensch: Was soll das Lob, was soll der Tadel? Betreibst du mein Geschäft an mir? Der Tod: Ich fahre dir jetzt feurig ins Gebein und ins Gedärm. Der Mensch: Was soll die Drohung? Dir fehlt es an Erbarmen und Humor. Der Tod: Wie dir! Doch höre: Ich bin gekommen, dich durchs Feuer des Gerichts zu tragen, zur Wandlung, Läuterung und Heilung deiner Seele. Ich bin gekommen, dich zurecht zu schaffen. Der Mensch: Was habe ich denn falsch gemacht? Der Tod: Du warst korrekt. Doch weil du selber dich gerecht gesprochen hast, hast du noch nie getrunken aus der Quelle aller Gnaden. Komm mit, ich nehme dich in meine Kur. Dein Geist wird sanft und milde und geduldig. Du wirst am Tor des Paradieses Gärtner sein. Der Mensch: Der Tod: EnneaForum 31 Das kannst du doch nicht machen, grausam liebeloser Tod! Du kommst zu früh, ich werde noch gebraucht! Der Tod: O nein, die Zeit ist da, und meine Zeit ist immer. Ich bin gekommen, dich aus allen Netzen der Beziehungswelt zu lösen. Für andre hast du gut gesorgt. Dich selbst hast du missbraucht und hingeopfert. Für welchen Lohn? Das Spiel ist jetzt zu Ende. Der Mensch: Du stößt mich in die tiefste Einsamkeit. Der Tod: Ich breche dir dein heimlich stolzes Herz und bette es im Humusboden puren Seins. Der Mensch: Schweren Herzens willige ich ein und spüre: In der Tiefe hat mein Herz sich immer schon gesehnt, aus der Betriebsamkeit der Menschendienerei zum stillen Anschau’n Gottes zu gelangen. Individuum bzw. jedes Ego in seinem Leben begegnen muss, um ein ganzer und heiler Mensch zu werden und als solcher zum Sterben bereit zu werden? Würde man den Totentanz spielen, könnten Vertreter der neun Energien sehr unterschiedliche Patienten und sehr unterschiedliche „Gevatter“ Tod darstellen. Wollte eine Gruppe tatsächlich Tanzschritte dazu gehen, so würde ich vorschlagen, nicht in der Reihenfolge von Platz EINS bis Platz NEUN im Kreis voran zu schreiten, sondern nacheinander die drei Dreiecke zu benützen, das manifeste Dreieck 3-6-9 am Schluss, die beiden im Stern verborgenen sogenannten „latenten“ Dreiecke 2-5-8 und 4-7-1 zu Beginn. Dadurch würde jeder Tänzer dreimal die drei Zentren Herz, Kopf, Bauch, die jeder von uns in sich hat, durchspüren. Wir würden unsere inneren Zentren als Angriffsziele der Krankheit und als Orte der Heilung empfinden können. Der Tod und der Erfolgsmensch Der Tod und der Spiegelmensch Es war ein Rausch, ein Siegeszug zum Gipfel. Hier oben stehst du plötzlich vor mir da und greifst mir an das Herz. Der Tod: Ich hab hier lang auf dich gewartet, wie ein vergess´ner, aber treuer Herzensfreund. Der Mensch: Du stürzt mich in die Tiefe! Der Tod: Ich fang dich auf. Der Mensch: Mein Herz steht still. Der Tod: Nein, nur der ganze Selbstbetrug, der ist zerflattert. Der Mensch: Was nun? Der Tod: Vertraue mir! So weit du draußen warst und droben, so weit sollst du nach drinnen in die Tiefe kommen. Dort schlägt dem Hoffenden bar jeder Illusionen des Vaters aller Dinge großes Herz. Der Mensch: Der Mensch: Geliebter, oft schon hab ich dich herbeigesehnt, doch jetzt, wo du so beinhart hässlich und gemein erscheinst, wehrt sich mein Herz mit aller Kraft. Der Tod: Im Spiegel deiner dunklen Seele hast du mich allzu oft zu schön gesehn. Jetzt kommt die Stunde der Ernüchterung. Der Mensch: Du bist ein sehr gestrenger Herr. Der Tod: Gib her die wunderbaren falschen Kleider, leg ab dein schönstes Kleid, die samt´ne Haut. Du hast dich selber nie darin gefunden. Der Mensch: Gewiss, ein Leben lang hab ich nach mir gesucht, mit andren Menschen mich verglichen. Der Tod: Ich will in dir vereinen, was sich widerspricht, ich will dir deinen Leichtsinn und deine Schwermut heilen, so dass du leben kannst mit leichtem Mut und tiefem Sinn. Der Mensch: Wie mag ein solches Wunderwerk an mir geschehn? Der Tod: Wir werden miteinander tanzen, bis du allen Menschen gleich geworden bist und ins Gleichgewicht des Seins gelangst, bekleidet mit der nackten Schönheit höchster Nüchternheit. EnneaForum 31 Der Tod und der Brillenmensch Der Tod und der Gewissensmensch Der Tod und der Lebem Hast du mich gefunden hier in meiner gut versteckten Zelle! Tritt ein, wenn du mir Weisheit bringst und Wissen! Der Tod: Ich trete ein in deine vollen Zellen des Gehirns und löse alles auf. Du musst den Kopfschmerz still ertragen. Der Mensch: So löst du auf auch alle meine höchstens scheinbar gut gelösten Rätsel? Der Tod: Ja, alle inneren Regale leeren sich dann Buch um Buch. Der Mensch: Ich fürchte furchtbar mich, hinauszutreten vor die Augen aller Engel. Wie kann ich mich in meiner Scham verbergen? Der Tod: Komm mit, ich schließe deine Augenlider, der Himmel draußen aber schenkt dir neues Augenlicht und heilt dir deinen Blick in jedem Augenblick der Ewigkeit. Dann hast du dir noch eine kleine Zeit gewonnen, um sinnvoll einzugreifen in die Menschenwelt. Der Tod: Fürchte dich nicht! Ich komme nicht zu strafen. Der Mensch: Doch mein Gewissen schlägt mich sehr. Der Tod: Ich will mit dir das höchste Fest der Freiheit feiern. Der Mensch: Das bin ich nicht gewohnt. Ich will in meiner Krankheit lieber ganz gehorsam sein. Der Tod: Du sollst in deiner Todeskrankheit die falsche Treue zur Gesetzlichkeit verlieren. Los lassen allen Zwang von Sorgen und Befürchtungen. Der Mensch: Das kann ich nicht. Der Tod: Sieh, deine Kind- und Kindeskinder, all deine Freunde steh´n um dein Krankenlager und lernen von dir Gottesfurcht gepaart mit Mut und Glaube. Der Mensch: Der Mensch: EnneaForum 31 Muss das de dass du mich ausgerec Schon seit Kindertage du warst unheimlich n Ich hab das Füllhorn m noch längst nicht bis z Der Tod: Ich mein` es gut therapieren. Ich möchte dich von d heilen, damit du dich nicht la und selbst zerstörst. Der Mensch: Könnt’ ich im als einen Freund begr Der Tod: Wegraffen werd Ich reduziere dich auf und tanze mit dir in d Der Mensch: Und das wär Der Tod: Du selbst in dein der ewig ist und unze Der Mensch: So komm he willkommen, wenn meine höchste L und mein tiefster Ern sich bald in einem Ho mensch enn sein, Freund Hein, chnet jetzt besuchst? en hab ich dich gemieden, nah. Bleib mir bitte fern. meines Lebens zur Neige ausgekostet. t mit dir. Ich kann dich deiner Sündenkrankheit angsam selbst zerstreust m Ernst auch dich, o Tod, rüßen und genießen? de ich das Viel zu Viele. f Null, das Ganze, Höchste, Eine. re, mit Verlaub? nem Seelengrund, erstörbar, voll von Gott. erein. Es ist mir sehr Lebensfreude nst ochzeitsfest vermählen. Der Tod und der Machtmensch Der Tod und der Gutmensch Komm her, mein Herr, mit deiner Macht, ich scheue keine Götter, keine Menschen, keinen Tod.. Der Tod: Ich werde dich sogleich das Fürchten lehren, wenn ich dir an die Wampe greife. Der Mensch: So protestiert doch mein Geschlecht und mein Gemächt. Der Tod: Ich ringe mit dir bis dir schwach und schwindlig wird. Der Mensch: Du bist brutal. Ich rufe Stop! Der Tod: Erstmals im Leben bis du angezählt. Der Mensch: Erstmals im Leben brauche ich Erbarmen. Der Tod: Jetzt bist du angewiesen auf die Hilfe derer, die du einst verachtest hast. Wenn ich dir noch einmal das Leben schenke, was schenkst du deinem Gott? Der Mensch: Ich will die Großmacht des Erbarmens leben. Der Tod: Der Mensch: Oftmals hab ich angeklopft, und sanft. Du hast mich überhört. Der Mensch: Ich habe tief geschlafen. Entschuldige! Der Tod: Sanft und gelassen hast du mich hereingelassen. Ich danke dir. Der Mensch: Ich hab schon hin und wieder mal von dir geträumt. Doch jetzt bin ich ganz schön erschreckt. Du bist so ungeheuer wirklich und real. Lass mich in Frieden, ich bin doch nicht so wichtig. Der Tod: Ich seh’ auf deiner Backe eine Träne. Was bedeutet sie? Der Mensch: Ich weiß nicht, wie mir ist. Alles ist verschwommen. Der Tod: Die Zeit der Nebelschleier ist vorbei. Der Mensch: Ja, jetzt, wo du so unausweichlich in Erscheinung trittst, muss ich doch sehr bereuen, dass ich mein Lebtag lang hab schlecht geliebt und viel versäumt. Ich hab´s zwar immer gut gemeint. Doch leider ist es jetzt zu spät. Der Tod: Jetzt oder nie! Entscheide dich! Sofort! Was ist dein Wille? Der Mensch: Ach schenk mir bitte noch ein wenig Zeit, mich zu bedenken. Der Tod: Die Zeit des Zögerns ist vorbei. Der Mensch: Dann schenk mir bitte noch ein wenig Zeit, mich aufzuraffen und mich einzubringen mit höh´rem Mut in die Mitte meiner Welt. Der Tod: Du sollst haben alle Zeit und alle Friedensschlüssel für die Welt, die dich noch dringend braucht. Auf Wiedersehn! EnneaForum 31 Mein Weg zur JHV in Eisenach von Michael Weber Ein Zug, den es nicht gab – mein Startpunkt zur JHV. Im Januar befinde ich mich in einem völlig überfüllten Ersatzzug von Köln nach Hamburg, Platzreservierungen gelten nicht mehr. Ich bin mit viel Gepäck unterwegs und eine deutlich ältere Dame besteht darauf, mir ihren Platz anzubieten. Trotz meines Protestes verschwindet sie und ihr Gegenüber kommentiert das Geschehen mit „typischer Helfertyp“. Meine spontane Frage „Kennen sie das Enneagramm?“ beantwortet er mit einem verblüfften „Sie auch?“ und dem Hinweis auf seine Frau, die eine zertifizierte Enneagramm-Trainerin sei. In den folgenden, sehr anregenden 2 ½ Stunden erwähnte er auch die JHV im März. Er selbst wolle ja nur als Begleitung mitfahren und eher Eisenach und die Wartburg erforschen. Da in meinem Leben einige wichtige Weichenstellungen durch Zufälle bedingt waren, nahm ich – seit einem Jahr rein passives ÖAE-Mitglied – dies als Zeichen, nun mal Ernst zu machen. Schnell noch die Ehefrau überredet, die Schwiegermutter zum Wochenend-Kinderhüten engagiert und alles war klar. Die Anreise JHV 00 … war eher traurig. Seit drei Jahren Wochenendehe, da ich in Köln arbeite und die Familie in Hamburg lebt, nun die Gelegenheit, mit meiner Frau ein schönes Wochenende zu verleben – und sie liegt Freitag morgen mit über 39° Fieber flach! Da die Schwiegermutter alles im Griff hatte, bin ich trotzdem nach Eisenach gefahren. Das verblüffte Gesicht meines Zugnachbarn hat dann beim Abendessen für vieles entschädigt und mit ihm und seiner reizenden Frau habe ich mich hervorragend verstanden. 10 EnneaForum 31 Kleine Anekdote am Rande: mein Zugnachbar hat wohl die Wartburg, nicht aber so viel von Eisenach mitbekommen. Er war, genau wie ich, doch sehr von der Ernsthaftigkeit und dem hohen Diskussionsniveau, so wie dem angenehmen Miteinander, gerade auch bei kontroversen Themen, angetan und blieb daher bei allen Veranstaltungen präsent. Die abendliche Podiumsdiskussion… wies den Weg für die folgenden Tage: „Heilung und Enneagramm“ wurde aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Angenehm zurückhaltend und souverän leitete der durch eine starke Erkältung gebeutelte Rainer Fincke die Diskussion. Arno Kohlhoff, Dipl.-Psychologe aus Amberg und Enneagrammlehrer, stieg gleich in das Thema ein mit einer Beschreibung der neun Enneagrammtypen und ihrer Defizite. Das Enneagramm benenne zwar ein spirituelles Entwicklungsziel, verspräche Heilung, bleibe aber dürftig beim Aufzeigen des Weges von A nach B. So spräche Helen Palmer vom „Richten der Aufmerksamkeit“, Rohr/Ebert betonen die „Entwicklungsstufen“ und Neidhard fokussiere auf die „Beziehungsentwicklung“. Sr. Anneliese Heine erläuterte den Begriff der Heilung im spirituellen Sinne: Wieder die Begegnung mit dem Überweltlichen in uns finden, weg vom Ego – hin zum wahren Wesen, dem „inneren Christus“. Auf die Frage, wie der Mensch diese Heilung erlebe, antwortete sie damit, dass der Mensch Bürger zweier Welten sei, der irdisch-erdigen und der transzendenten, dem „Ursprung“. Um diesen Ursprung zu erleben, sei ein anderes Bewusstsein nötig. Wege dorthin können sein ein kontinuierliches, inneres Arbeiten an sich selbst, die Ego-Verleugnung, Kontemplation und das Üben von Achtsamkeit. Das Ziel der Heilung zu erreichen, sei aber ein Geschenk. Abschließend verwies Sr. Heine auf die Droschkenparabel von Gurdjeff, in der sich der Mensch als Ganzes und als Teil eines Ganzen erfahre. Isoliert gibt es keine Heilung! Die nächste Diskussionsteilnehmerin, Dr. Anne Schattenfroh vom HEILHAUS in Kassel, sprach das Bewusstsein von der Spaltung des Menschen in der heutigen (westlichen) Welt an. Auch sie betonte die Heilwerdung des Individuums im universellen Kontext (göttlich-ganzheitlich), wenn es sich mit allem verbindet. Sehr bewegt hat mich hierbei der Hinweis einer langjährigen JHV-Teilnehmerin, die ein langjähriges körperliches Martyrium hinter sich hat, dass ein gesunder Mensch „nicht-heil“ sein kann, ein Kranker hingegen - entgegen allem Anschein und selbst in aussichtsloser Lage - ein durchaus „heiler Mensch“ sein, bzw. werden kann. Die Schlüsselfrage nach dem Sinn erschließt sich dem Menschen nur aus religiösen/spirituellen Zusammenhängen. Dies bedingt Ehrlichkeit zu sich selbst. Weitere Aussagen: Die Vereinigung des Geistes mit dem Menschen läuft über den Körper, der Mensch ist ein Energiewesen. Heilung sei die Suche nach dem Wesenskern, wer wir wirklich sind. Die vierte Teilnehmerin der Podiumsdiskussion, Dr. Susanne Marx, outete sich als „kopfgesteuerte Fünferin“ und betonte die praktische, konkret-erfahrbare Seite von Heilung durch das Enneagramm und EFT (Emotional Freedom Technique). Ebenso wie die anderen Debattenredner wies sie darauf hin, dass wir ein Selbst hinter unseren Persönlichkeitsstrukturen, unseren reflexartigen Einstellungen und Verhaltensweisen hätten. Heilung wäre eine Rückverbindung zu dieser Quelle. Startpunkt sei eine Einstellungsveränderung, insbesondere gegen die je nach Enneagrammtyp unterschiedlichen Schmerzpunkte. Erkenntnis sei ein weiterer wichtiger Teil von Heilung, aber das Weggehen von (körperlichem und seelischem) Schmerz gehöre dazu. Hier verwies sie auf EFT, eine Klopftechnik, die die aus der Akupunktur/-pressur bekannten Meridiane behandelt, wobei das Enneagramm als Landkarte zur Orientierung beschrieben wurde und EFT als Auto, um zum Ziel zu gelangen. Abschließend gab Rainer Fincke den Podiumsteilnehmern die Frage auf, inwieweit Heilung überhaupt „machbar“ sei. Die schönste Antwort gab hier für mich Sr. Anneliese Heine: Sie provozierte mit der These „Heilung ist nicht machbar“, löste diese aber auf durch den Hinweis, dass wir nur Räume eröffnen können, sie freimachen, um Gott eintreten zu lassen. Also: Heilung ist machbar, aber nicht durch „machen“. Der anschließende „Neulings-Empfang und der fröhliche Umtrunk danach... waren eine gute Sache, denn man war gleich mitten drin. Ich kam gut in Kontakt und möchte dennoch an dieser Stelle nicht viel erzählen. Mir ist nur klar geworden, wie viele Wege es zum Enneagramm gibt. Die meisten Teilnehmer sind scheinbar über einen persönlichen Schmerz hierzu gekommen. Für mich als Siebener nicht ganz einfach zuzugeben, aber bei mir war es ebenso. So waren schon die Anreise und der erste Tag ein Gewinn für mich und ich freute mich auf den Rest der Tagung – über die nun jemand anders erzählen mag. Bericht über die Jahrestagung in Eisenach von Peter Pfandt Vom 2. bis 4. März 2007 habe ich in Eisenach zum erstenmal an einer Jahrestagung des ÖAE teilgenommen. Mit Aussicht auf die etwa 1 km entfernte Wartburg waren die Teilnehmer im Haus Hainstein ruhig und komfortabel untergebracht. Die in größerer Zahl vorhandenen Tagungsräume boten den Teilnehmern der Workshops der jeweiligen Größe der Gruppe entsprechend einen angemessenen Rahmen. Für mein Gefühl förderte die vor bald 120 Jahren als Kuranstalt und Pension erbaute Tagungsstätte als äußere Form die inhaltliche Beschäftigung mit dem diesjährigen Thema „Heilung“. 2005 war ich dem Verein während einer Veranstaltung im Schloß Craheim mit Richard Rohr beigetreten. Auf das Thema Enneagramm war ich zuvor über das Lesen von Büchern von Richard Rohr gestoßen, der mir einen neuen Zugang zur christlichen Spiritualität verschafft hat. Mich interessiert insbesondere auch seine Arbeit mit Männern und so stand das Thema Enneagramm bei mir bisher etwas stiefmütterlich im Hintergrund. Die Tagung hat mir gezeigt, dass eine intensivere Auseinandersetzung mit den vorgefundenen Persönlichkeitsmustern für die Bereitschaft zur Öffnung auf Tiefe hin fruchtbar gemacht werden kann. Für einen mit dem Thema Enneagramm nur oberflächlich bekannten Menschen machten allein schon die Gespräche bei Tisch neugierig auf „mehr“. Mir begegneten Frauen und Männer, die bereits durch die Art des Umgangs miteinander erkennen lassen, dass sie um eigene Muster und Verletzlichkeiten wissen und daher den anderen so anzunehmen versuchen wie sich selbst. Eine gewisse Gelassenheit legt sich auf die Gesprächsführung, niemand scheint etwas beweisen oder argumentativ durchexerzieren zu müssen. Ich bekam Diskussionen über Typenfragen mit, aus denen persönliche Betroffenheit deutlich wurde und mir zeigte, dass ein Austausch über eigene Fixierungen demütig machen und gleichzeitig Energie zur Weiterentwicklung freisetzen kann. Da scheint mir die (wegen Wolken nicht zu sehende) Mondfinsternis Samstagnacht ein gutes Sinnbild zu bieten: Es gibt Wirkkräfte im menschlichen Leben, die oft im Kernschatten unserer auf die Oberfläche konzentrieren Aufmerksamkeit liegen, aber auf alles ihren Einfluss nehmen. Erst wenn wir genauer hinschauen, tritt langsam die Gestalt einer inneren Dynamik aus dem Dunkel. Und wenn wir deren Zyklen und Strukturen länger wahrnehmen, bekommen sie für uns eine Bedeutung, können den Weg erhellen und weisen gleichzeitig über sich selbst hinaus auf ein zentrales Licht, um das alles kreist. Vielleicht schält sich für den einen oder anderen schon heraus, dass hier eine Sieben schreibt. Zwei andere traf ich in einer „Typenrunde“ genannten Zusammenkunft von Leuten derselben Enneagrammzahl. Mein erster Gedanke war: „Die“ (eine Frau und ein Mann) sehen so anders aus und sollen vom gleichen Typus sein? Aber sobald sie von sich zu erzählen anfingen, musste ich unwillkürlich lächeln. Alles klar, die scheinen in vieler Hinsicht so zu ticken wie ich, wenn auch in einem ganz anderen Leben. Interessieren würde mich noch der Unterschied JHV 00 EnneaForum 31 11 in den Typen, wenn man ihre Ausprägungen geschlechtsspezifisch untersucht. Diese Differenzierung könnte vermutlich die Arbeit damit für die/den einzelne/n Frau/Mann noch wirksamer machen. Samstagvormittag konnte man entweder Bibliodrama oder nacheinander zwei von insgesamt vier Workshops besuchen, deren Leiter sich am Vorabend mit Statements zu ihren Auffassungen von Heilung und Heilsein vorgestellt hatten. Auch wenn ein Workshop nur 90 Minuten läuft, kann man Einblick in neue Zusammenhänge gewinnen und etwas mitnehmen. Wie Typisierung in (psycho)therapeutischen Strategien sinnvoll verwendet werden kann, lernte ich im 1. Workshop. Ausgehend von der persönlichen Fragestellung, was mich in meiner Entwicklung blockieren und was mir bei der Überwindung von Blockaden helfen kann, wurde deutlich gemacht, dass typgerechte Ziele für gewünschte Veränderungen entscheidende Voraussetzungen für deren Gelingen sind. Am wirksamsten sind therapeutische Strategien, wenn sie den Typen „gegen den Strich bürsten“, also Verhalten abverlangen, das seinen Gewohnheiten genau entgegengesetzt ist, dabei aber das typgerechte Ziel - auf eine höhere Ebene versetzt - beibehalten. Mein 2. Workshop vermittelte mir etwas über den „Weg des Heils“ wie er im Kasseler Heilhaus gelehrt wird. Zunächst wurde anhand von Skizzen die Auffassung von der Situation des Menschen in der Welt erläutert. Die Überwindung des Leidens als Gespaltensein einer ursprünglichen Einheit wird durch den Weg des Heils, der der Weg des Kreuzes ist, beschritten. Entscheidendes Medium dieses Weges ist der Körper. Durch Integration östlichen Wissens über sieben Energiezentren (Chakren) im Körper wurde eine Abfolge von Gebärden als „Körpergebet“ entwickelt. Die gemeinsame Übung dieses Gebetes machte schließlich in seiner Kombination von auf die Chakren bezogenen Gebärden und gesprochenen kurzen Imaginationen die daraus erfolgende Öffnung zum Empfang der Gnade leibhaftig erfahrbar. Der Aufforderung von Seiten des Vorstandes zu mehr Engagement für die Zeitschrift und die Internetseiten entnahm ich, dass auch in diesem Verein ein gewisser Widerstand zur (virtuellen) Mitarbeit zu überwinden ist. Es macht immer noch einen Unterschied, von sich selber im persönlichen Gespräch zu erzählen oder sich schriftlich mitzuteilen. JHV 00 1 EnneaForum 31 Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb das „Enneaforum“, die Zeitschrift des Vereins, noch nicht so viele Beiträge von Mitgliedern enthält, die nicht „professionell“ im Schreiben bereits geübt sind. Meines Erachtens sollten schriftliche Beiträge stärker als „Übung auf dem Weg“ mit positiver Auswirkung auf die Arbeit mit dem eigenen Typus herausgestellt werden. Der gewünschte Aufbau einer Online-Gemeinschaft, die sich über das Medium Internet miteinander austauscht, ist meiner Erfahrung nach ohne unterstützende Moderation erst gar nicht möglich. Die Gemeinschaften, die ich aus meinem Arbeitsumfeld kenne, haben eher technische Themen zum Gegenstand. Darüber lässt sich wohl auch leichter schreiben und diskutieren. Je näher wir unserer „inneren“ Erlebniswelt kommen, um so schwieriger wird der rechte Ausdruck und um so leichter ist die Neigung zum Missverständnis. Seminare oder auch diese Tagung zeigen, dass nur der Mensch als Ganzes mit seiner Mimik und Körpersprache für wesentliche Entwicklungsziele fruchtbar gemacht werden kann. Trotzdem gibt es einen Bereich des Austausches von Wissen, der gut über Onlinemedien entwickelt werden kann. Der Samstagabend stieß durch seine harmonische Kombination von spirituellen Texten, die sich in den Bildern einer Gartenliebhaberin ausdrückten und dazu passenden Liedern mit Gitarrenbegleitung auf begeisterte Resonanz. Die Thomasmesse am Sonntag fand in der zum Hotelkomplex gehörenden Kapelle statt, deren Glasfenster mit den im Jugendstil gestalteten Figuren im Sonnenlicht erstrahlten. Der schön gestaltete, kleine Raum verdichtete in gewisser Weise das Gefühl der Zusammengehörigkeit der anwesenden Menschen. Der offene Teil der Messe ließ Platz für individuelle Entdeckungen. Die umgebende Natur wurde durch die Umwandlung des Minirosengartens hinter der Kapelle einbezogen. Auf den Bäumen des abfallenden Waldes turnte ein Eichhörnchen und in der nahen Ferne thronte die Wartburg. Diese Umgebung blieb nicht ohne Auswirkung auf den Abschlusssegen. Der die katholische Liturgie zitierende Zelebrierende fügte nach Erwähnung von Maria noch schnell „und Martin Luther“ ein, was die Heiterkeit aller erregte und nochmals die ökumenische Grundausrichtung des Ganzen offenbarte. Durch die vielfältigen Anregungen energetisch aufgeladen, fuhr ich wieder nach Hause. Ich würde es gern anderen Menschen auch gönnen, sich in dieser Weise aufbauen zu lassen. Man muss nur hinfahren und mitmachen. Bibliodrama: Die Pharisäerin von Ingrid Dickenscheid Die Geschichte vom Gelähmten am Teich Betesda hat mich nie angesprochen. Die Gesamtsituation schien so schlecht organisiert, dass ich es kaum aushielt. Ich anstelle einer der Kranken hätte mir was einfallen lassen! Ich hätte doch nicht 38 Jahre dort gelegen! Glücklicherweise ergab sich bereits zu Beginn des Workshops die Möglichkeit, alle Fragen und Bedenken auszusprechen. Ich konnte dadurch meine innere Abwehr lösen, war bereiter, mich einzulassen. Der Satz, der mich am meisten ansprach, war „Und es war Sabbat. Und die Pharisäer sprachen zu dem Geheilten: ‚Es ist Sabbat und du darfst dein Bett nicht tragen.’“ Ich fand diese Bemerkung völlig bescheuert und gleichzeitig in ihrer Klarheit faszinierend. Bereits in einer kleinen Spielsequenzen zu Beginn genoss ich die Pharisäerrolle: Ich wusste, wo es lang geht. Ich war auf der richtigen Seite. Ich hatte Recht. Und ich war dadurch sehr mächtig – so lange ich nicht alleine war. Eine weitere Spielmöglichkeit nahm ich erst wahr, als ich die Struktur des Morgens zu verstehen glaubte. Ich stellte einen Baum dar: ruhig, kein Gefühl, viel Erfahrung, Überblick. Und im abschließenden Spiel wollte ich dann natürlich die Pharisäerin spielen. Diese Rolle wage ich im Leben bisher beruflich und privat nur sehr selten. Aber sie ist in mir. Ich traue mich meist nicht, zu ihr zu stehen, halte mich eher im Hintergrund, äußere mich nur vage. Meine Ängste sind: Halten meine Argumente stand? Bekomme ich Unterstützung oder stehe ich alleine da? Werde ich womöglich abgelehnt? Wie komme ich mit aufwallenden Gefühlen klar? Das Rollenspiel eröffnete mir die Möglichkeit einer Überprüfung, was passiert, wenn ich „so bin“: Ich kostete das Machtgefühl aus, ich spürte eine gewisse Einfachheit des Lebens, ich machte große Gesten. Alles war in Ordnung, ich hatte die Dinge im Griff. Ich wusste, wo es lang geht. Ich hatte meine Gesetze und wusste genau, was richtig und was falsch ist. Allerdings spürte ich auch sehr stark meine Verletzlichkeit. Ich war voll und ganz darauf angewiesen, dass ich Verbündete hatte und mein Gegenüber meine Rolle akzeptiert. Sobald dies nicht mehr gewährleistet wäre, bräche für mich mein Boden weg. Die Worte der geheilten Frau bedeuteten für mich Gefahr, sie durften mich nicht erreichen. Freude und Glück über die wundersame Heilung standen in meinem sicheren Einser-System unter Recht und Gesetz. Als Jesus mich berührte, kam ich mit einer neuen Wahrheit in Kontakt. Ich spürte Wärme, Schutz und eine andere Form von Sicherheit. Sie ging viel tiefer. Ich ahnte, dass es auch andere Wahrheiten jenseits meines Regelwerkes gibt, ich erkannte darin auch Chancen für mich. Meine Entscheidung, auf der Seite von Recht und Gesetz stehen zu wollen, kam ins Wanken. Es war gut, dass das Bibliodrama vorzeitig endete, denn dadurch blieb mir Zeit zum Denken und Fühlen. Im wirklichen Leben bedeutet diese Erfahrung für mich als Eins, dass ich meinen sicheren Boden aufgebe, nicht mehr kontrolliere, dass sich mein Blick weitet und ich die Erlaubnis habe, selbst neue Wege gehen zu dürfen. In anderen Bereichen meines Lebens ist ein klares und sicheres Auftreten nach außen absolut notwendig, um meine Aufgaben gut zu erfüllen und um handlungsfähig zu sein und zu bleiben. Dort werden klare Entscheidungen von mir erwartet. Allerdings dürfen sie nichts mit Gesetzlichkeit zu tun haben. Ich als Eins auf dem Weg möchte beide Rollen einnehmen können, je nachdem, wo sie angebracht sind. Zur Frage, was Heilung für mich bedeutet: Wenn ich Erfahrungen, wie ich sie im oben beschriebenen Bibliodrama gemacht habe, in mein Leben integrieren und sie in meinen Lebensalltag übertragen kann und mich besser fühle, besser zurecht komme, dann fühle ich mich auch ein wenig geheilt. JHV 00 EnneaForum 31 1 Workshop Bibliodrama von Joachim Lange Was bewegte mich, an dem Bibliodrama teilzunehmen? Ich hatte schon einmal an einem Bibliodramawochenende teilgenommen. Dort konnte ich mich ganz einbringen, mit meinem Körper und Gefühlen und mich selbst erkennen, angeregt durch Text, Gruppe und Leitung. Trotzdem ich eine Sechs mit einem Fünferflügel bin, konnte ich mich nicht zurückhalten, in der Ecke sitzen bleiben, schmollen. So ließ mich auch zur JHV anregen durch den biblischen Text Joh. 5, 1 – 15 und die Teilnehmer. Wir gerieten schnell in Bewegung. „Achtunddreißig Jahre krank“, wie drückt man das aus, wie legt man sich auf den Boden? Dabei konnte ich meine Stimme einsetzen, z. B. durch lautes Stöhnen. Jeder von uns in der Gruppe war jetzt an der Stelle angelangt „was spricht mich an?“ Das war natürlich sehr unterschiedlich. Wie nun trotzdem sich und den anderen wahrnehmen, welche Beziehung, welche Distanz und Solidarität erfährt sich dabei. Das war sehr spannend. Mehrfach erreicht ich das gesund machende Wasser nicht. Blieb ängstlich hoffend, wartend, deprimiert zurück. Bis Jesus kam, sich zu uns setzte. Ohne ein Wort zu sagen, mit einer Ruhe, die von ihm/ihr ausging, fasste er eine Kranke am Arm und half ihr aufzustehen. Jetzt wurde ich auch aktiv, kniete mich hin und wollte, dass auch mir geholfen wurde. Ich war aber auch Welle und Wasser, das vom Engel bewegt wurde. Dann traute ich mich, Jesus zu sein, der in den Augen und Körpern die Hilflosigkeit und Angst und Hoffnung sah. Ich fühlte mich herausgefordert, hockte mich hin, sah in die Augen, fasste die Hand und den Arm eines Kranken. Sah dann doch in den Augen einer anderen JHV 00 1 EnneaForum 31 Kranken die Verzweiflung. Bei ihr musste ich meine gesamten physischen und psychischen Kräfte aufwenden, um sie aufzurichten. Zugleich fassten mich die anderen Kranken an Füßen und Beinen, hielten mich fest, versuchten sich an mir aufzurichten. Hierzu reichte meine Kraft nicht. Auch war mir hinterher bewusst, dass ich als Sechs mich vereinnahmt gefühlt hatte. Ich musste abbrechen. So habe ich mich auch in diesem Bibliodrama selbst eingebracht, wieder erkannt und neu erkannt. Wie eine Fünf sich durch ihr reflexartiges Rückzugs-Muster der Teilnahme am Leben entzieht: Eigentlich „dachte“ ich, ich sei schon ziemlich erlöst von meinem typischen Musterverhalten. Als ich daher beim Abendessen jemanden sagen hörte, er freue sich jedes Jahr schon immer auf das anschließende gesellige Zusammensein, nahm ich mir vor, hinzugehen. Als es so weit war, ging ich, machte die Tür auf, sah die vielen Leute lachen und reden und - schwupps zog ich die Tür leise wieder zu, verzog mich ins Bett mit einem guten Buch. In der Nacht konnte ich nicht schlafen, mir wurde bewusst, dass ich nach der Tagung noch oft genug abends lesen konnte, aber nicht Leute kennen lernen, mit ihnen fröhlich sein. Dies durfte ich dann am zweiten Abend noch und danke den Fünfern, die mir, als ich etwas zögernd bei der Tür stand, zuriefen: „Komm zu uns, wir rutschen zusammen.“ Ruth Niederbäumer Enneagramm und Heilung im spirituellen Sinn von Sr. Anneliese Heine 1. Was ist mit Heilung im spirituellen Sinn gemeint? Heilung im spirituellen Sinn bedeutet, dass der in seinem alltäglichen Welt-Ich aufgehende Mensch wieder zur Begegnung mit seinem überweltlichen Wesen findet. Unter „Wesen“ versteht Graf Dürckheim „die individuelle Weise, in der das überweltliche göttliche Sein in jedem von uns anwesend ist und nach Offenbarwerden in unserem weltlichen Dasein, in unserem persönlichen Erleben, Erkennen, Gestalten und Liebe in die Welt drängt.“ Um diese Art Heilung geht es letztendlich jeder Religion; sie bietet u.a. Hilfe, Begleitung und Unterstützung in dem mitunter mühevollen Prozess – weg vom Ego bzw. vom egozentrischen Teil des Ego, hin zum wahren Wesen, jener Verfasstheit des Menschen, welche die christlichen Mystiker die „Christusgeburt im Menschen“ nennen, (oder: „Vereinigung mit Gott“, „Erlangen des Christus-Bewusstseins“), dem letzten Ziel unserer Entwicklung als Mensch aus christlicher Sicht. Die Heil-losigkeit, um die es hier geht, ist die Grundsituation des Menschen: heil-los, weil in seinem Ego gefangen, verstrickt in das je spezifische, vom Ego errichtete Verteidigungssystem, um sich selbst kreisend, getrennt vom wahren Wesen. Hinzu kommt, dass wir diesen Zustand über weite Strecken gar nicht als Mangel bzw. Unheil empfinden, weil das Bewusstsein dafür noch nicht erwacht ist. Vielmehr versuchen wir, die „Begleiterscheinungen“ auf anderen Seinsebenen zu heilen (z.B. der physischen oder der psychischen) Im christlichen Sinn - und nur auf diesem Hintergrund kann ich sprechen - handelt es sich beim spirituellen Heilungsweg um den Weg zum inneren Christus, zum Christus-Bewusstsein, der Christus-Geburt im Menschen. Damit ist nicht ausschließlich der historische Jesus von Nazareth gemeint, sondern auch der universelle Christus (kosmischer Christus, T. de Chardin), der den Menschen zu sich selber finden lässt - der Christus also, der den Menschen in einem Prozess der Wandlung in die Verwirklichung seines wahren Wesens hineinführt. Nach Graf Dürckheim gibt es heute (schon immer) „… neben der Religion des Glaubens an einen transzendenten Gott eine auf Erfahrung des Göttlichen begründete Religiosität des inneren Weges. Neben dem Glauben an eine Erlösung, die wir niemals selbst bewirken können, tritt die Gewissheit der Möglichkeit eines Erwachens zu einem uns innewohnenden göttlichen Sein, das uns aber aufgrund unserer Egozentriertheit verstellt ist“, und daher nicht in unser Bewusstsein gelangen kann, so lange es verstellt bleibt. . Wie erlebt der Mensch/ich Heilung im spirituellen Sinn? Ein Kriterium spiritueller Heilung ist es, wenn wir uns unseres „doppelten Ur-sprungs“ immer bewusster werden, - nicht nur als Kopf- und Glaubenswissen, sondern im Innewerden und in der Erfahrung, und in der Gestaltung des Lebens. Wir sind Bürger/innen zweier Welten, der irdisch-erdhaften und der himmlisch-geistigen Welt. Unser Bewusstsein dafür kann sich entwickeln, wenn wir es zu-lassen; wenn wir uns wie die Welle ihres Meerseins, wie das Blatt seines Baumseins und wie die Rebe ihres Weinstockseins innewerden als des uns geheimnisvoll als Lebenssinn innewohnenden Ganzen, wissen wir um unseren transzendenten Ursprung als Erfahrung, Verheißung und Auftrag und brauchen nicht mehr nur an ihn zu glauben. Ich möchte dies durch eine Beispielgeschichte erläutern: „Ja“, sagt die Rebe, „ich hänge am Weinstock. Ich bin eine Rebe, und da, wo mein Stiel aufhört, da beginnt dann der Weinstock.“ So sagt sie, wenn sie wie der noch unerwachte Mensch nur im Schema des „Ich bin ich“ und „das ist das“ die Wirklichkeit wahrnimmt. Es könnte der „Rebe“ aber auch einmal ganz von innen her aufgehen, dass der Weinstock ja auch in ihr anwesend ist und sie in ihm, dass sie teil hat an ihm – ja, dass sie selber der Weinstock ist in der besonderen Weise dieser Rebe, und dass ihr eigentlicher Lebensquell, die Wurzel ihrer Gestalt und ihr Zuhause der Weinstock ist, das Ganze also, von dem sie ein Teil ist. Und dass sie erst, wenn sie das wirklich im Innesein hätte, zu dem ihrem Wesen gemäßen Selbstbewusstsein gelangt wäre. Aber eben dazu bedarf es eines anderen Bewusstseins. . Wodurch wird spirituelle Heilung gefördert oder verhindert? a) Wodurch wird spirituelle Heilung gefördert? EnneaForum 31 1 Ein guter Weg besteht in der Anwendung der Hilfsmittel wie Gebet und Meditation in vielfältigen Formen, bis hin zur kontemplative Beten, Üben der Achtsamkeit, geistliches Studium, auch geistliche Begleitung, kontinuierliche Arbeit an sich selbst, schrittweise Lockerung der Ego-Fixierungen (in der traditionelle katholischen Aszese „Selbstverleugnung“ genannt; ich bevorzuge den Ausdruck „Ego-Verleugnung“) – all dies sind Mittel der spirituellen Heilung, nicht das spirituelle Heil selbst. Das ist ein Geschenk des Geistes/Gottes. b) Wodurch wird spirituelle Heilung verhindert? Verharren im egozentrischen Ego, das den Weg zur Ganzheit bzw. zum wahren Wesen blockiert; Verhaftet sein in der materiellen, diesseitigen Welt; ein Leben in „Gottvergessenheit“, sich zufrieden geben mit dem einigermaßen intakten Funktionieren der drei Zentren (Kopf, Herz, Bauch). Was damit gemeint ist, wird vielleicht im nächsten Punkt noch verdeutlicht durch die „Droschkenparabel“. . Die Bedeutung des Enneagramms auf dem Weg der spirituellen Heilung Die Droschkenparabel enthält lt. Gurdjieff die Grundelemente des Enneagramms und ist ein vorzügliches Verstehensmodell der menschlichen Seele. In der Parabel bedeutet – Kutsche, Droschke: physischer Körper (Bauch) – Pferd: Gefühle/Emotionen (May: Anima) – astraler Körper – Herz – Kutscher: menschlicher Verstand (bei May: Seele) – mentaler Körper – „Herr“, Fahrgast: göttlicher Geist, höheres Bewusstsein (May: Gott, Christus) Relevant ist in unserm Zusammenhang die Erkenntnis, dass sowohl die brahmanische Weisheit, als auch Gurdjieff, Karl May, aber auch die Paulinische Theologie in der Verwandlung des menschlichen Bewusstseins durch Transformation des gewöhnlichen Bewusstseins ins „Gottesbewusstsein“ (Christus-Bewusstsein) das Entwicklungsziel des Menschen sehen, wobei G. die „höheren Zentren“ nicht eindeutig mit dem „Herrn“/Fahrgast in Verbindung bringt. In der Deutung G.´s zeigt das Enneagramm, wie psychische Entwicklungsprozesse miteinander „vernetzt“ sein müssen, dass sie sich gegenseitig unterstützen und die Persönlichkeit von Grund auf erneuern. Kombiniert mit der alten Lehre von den drei Energiezentren (Wagen, Pferd, Kutscher) war G´s zentrale Idee die spirituelle Transformation des Menschen, die er als 4. Weg bezeichnete, zu dem er viele Menschen bewegen wollte. Eine bedeutende Rolle im spirituellen TransformationsProzess spielt auch das „Gesetz der Sieben“ und das „Gesetz der Drei“ Der GEIST, der die Zielrichtung des Lebens angeben soll, ist im Bilde der Droschkenparabel der Herr/Fahrgast. Je nachdem, welche Mächte, welchen Geist ich „Herr“ über mich selbst sein lasse, wird das Ziel des Lebens - die Menschwerdung/Verwirklichung des wahren Selbst - erreicht oder verfehlt. Die Seele (Kutscher) ist um so kränker und umso weniger „sie selbst“, je mehr sie sich von lebensfeindlichen egozentrischen Mächten beherrschen lässt. Um ganzheitlich heil zu werden gilt es, der Einladung des Leben schaffenden GEISTES zu folgen; um sich zur Vollgestalt entwickeln zu können, ist die menschliche Person auf eine die drei Energiezentren übersteigende Dimension des Daseins verwiesen. Diese transzendente, aber doch im Menschen immanent angelegte Dimension, ist im Bilde der Droschkenparabel der „sehr hohe Fahrgast“, der den Kutscher in die Selbständigkeit hineinführt, wenn dieser den Fahrgast dorthin „befördert“, wo er hin will. Durch das Einssein des Menschen mit Gott bzw. des Kutschers mit dem „hohen göttlichen Fahrgast“ kann die Heilung der Seele, die Geburt des neuen Lebens und damit die Selbstwerdung des Menschen voranschreiten. Dies ist nach Gurdjieff das Entwicklungsziel des Menschen, die Einheit mit dem transzendent-immanenten Schöpfer, die Gottesgeburt in der Seele des Menschen, um es in der Sprache der Mystik auszudrücken. (Paulus: Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir…) Gerade dadurch wird der Kutscher frei und selbständig, dass er mit dem Geist Jesu Christi vereint lebt, ihn sozusagen in seinem Wagen „transportiert“ und sich nach den Wünschen des „hohen Fahrgastes“ richtet. In dem Maße, wie das geschieht, wird die Psychologie praktisch aufgehoben in die Mystik, denn dies ist nicht mehr Thema der „reinen“ Psychologie. Die Psychologie kann Unbewusstes bewusst machen. Die Psychotherapie kann den notwendigen Heilungsprozess auf den Weg bringen. Die Transformation der Persönlichkeit im neuen Leben mit und aus Gott/ Christus ist nicht mehr Gegenstand der Psychologie. Verwendete Literatur: Graf Dürckheim, Das Tor zum Geheimen öffnen, Herder Spektrum 4027, 1991 Kathleen Riordan Speeth, The Gurdjieff Work, G.P. Putnam´s Sons, New York, 1989 Hermann Wohlgschaft, Mays Droschkenparabel und das Enneagramm oder die Gottesgeburt in der Seele des Menschen, 1999 1 EnneaForum 31 Heilung von Dr. Anne Schattenfroh Der ÖAE hatte das Heilhaus Kassel auf seine diesjährige Jahreshauptversammlung mit dem Thema „Enneagramm und Heilung“ eingeladen, um zu erfahren, wie Heilung in der Philosophie und Geisteshaltung im Heilhaus verstanden wird. Vertreten wurde das Heilhaus durch Dr. Anne Schattenfroh, Mitglied des Kuratoriums der HEILHAUS-STIFTUNG URSA PAUL. Das Heilhaus in Kassel steht Menschen in allen Phasen des Lebens offen: Hier kommen Kinder zur Welt, Menschen mit körperlichen Erkrankungen oder in seelischen Krisen erfahren eine individuelle und menschliche Begleitung, Sterbende können ihr Leben in Würde bis zu Ende leben. Das Heilhaus bietet ein umfassendes Angebot in der medizinischen, therapeutischen, sozialen und spirituellen Begleitung von Menschen. Geburt, Leben und Sterben werden im Kreislauf des Lebens als Einheit gesehen und gelebt. Unabhängig von einer bestimmten Konfession bietet das Heilhaus Raum für die spirituelle Suche, für die Erfahrung von Gemeinschaft, für Gesundung und Heilung. Gründerin des Heilhauses ist Ursa Paul. Um ihre Vision eines heilenden Hauses zu realisieren, rief sie 1989 zunächst den gemeinnützigen Verein Freundeskreis für Lebensenergie ins Leben. Im Mai 1990 öffnete das Heilhaus unter dem ursprünglichen Namen ‚Zentrum für Lebensenergie‘ seine Türen (nähere Informationen unter www.heilhaus.org). Die Heilhaus-Stiftung Ursa Paul wurde 2004 gegründet, um die Vision des Heilhauses weiter zu realisieren und dauerhaft in der Welt zu verankern. Die Therapie- und Heilweisen im Heilhaus basieren auf einem ganzheitlichen Gesundheits- und Heilungsverständnis, das durch die Lehre von Ursa Paul geprägt ist: Körper, Seele und Geist des Menschen bilden eine Einheit. Krankheit – KrankSein ist so gesehen ein Verlust der Ganzheit von Körper, Seele und Geist. In diesem Sinn ist Heil/Heilwerdung umfassender als Gesundheit/Gesundung: Heil-Sein umfasst neben den physischen immer auch seelische und geistige Aspekte. So kann ein „kranker“ Mensch durchaus heil sein und ein „gesunder“ Mensch nicht heil. Ein Mensch kann sterben in seinem kranken Körper, aber geheilt sein in seiner Seele. Der Weg der Heilung ist nicht unbedingt so, wie Menschen Heil verstehen mögen: Der Weg der Heilung kann durch Krise, Krankheit, Leid, Dunkelheit und Tod führen. Dieser Weg ist immer zu verstehen im Sinn von Lern- und Heilzyklen der Seele: In allem, was einem Menschen widerfährt, liegt das Potential von Wachstum und Reifung seiner Seele, seines Mensch-Seins. Der Weg des Heils begründet sich in der Annahme des eigenen Lebens, einer womöglich „dunklen Nacht“ (Johannes vom Kreuz) – und ist immer nur in Selbstverantwortung zu beschreiten. Heil-Werdung bedeutet, dass der Mensch einen Sinn in seinem Leben findet und danach strebt, in diesem Sinn zu leben und zu handeln. Die Sinndimension des Lebens erschließt sich allein aus den religiösen, spirituellen oder mystischen Ebenen. So kann das eigene Leben als sinnvoll verstanden werden, auch wenn die äußeren Umstände vermeintlich sinnwidrig zu sein scheinen. Um Heil oder Heilung zu erfahren gilt es, diese Suche in unser alltägliches Leben zu integrieren. Ohne das ErkennenWollen, ohne die Ernsthaftigkeit der Suche, wie Gott in uns wirkt, kann Heil-Werdung in unserem Leben nicht geschehen. Heilung in diesem Sinne bedeutet, in uns selbst auf die Suche nach der Erinnerung zu gehen, wer wir wirklich sind, die abgetrennten Teil unserer Psyche und unseres Körpers wieder mit dem Kern unserer Seele in Verbindung zu bringen und demgemäß zu handeln und zu leben. (Aus der Präambel der HEILHAUS-STIFTUNG URSA PAUL.) Die Seele krankt in ihrer Sehnsucht nach der verlorenen Einheit. Geist und Materie, Gott und Menschlichkeit sind gespalten – unser zutiefst spirituelles Wesen ist den meisten Menschen nicht bewusst. Es kommt zu einer Krise im menschlichen Leben, wenn sich der Mensch seine spirituellen Grundbedürfnisse nicht erfüllt, ja sogar in der Tragik ist, gar nicht spüren zu können, dass er spirituelle Bedürfnisse hat. Dies wird oft nicht als Ursache für Leiden erkannt. Wir Menschen werden, so scheint es, aus der Einheit in eine Erfahrung des Getrenntseins von unserem Ursprung = Gott = Liebe hineingeboren. Aller Schmerz ist Trennungsschmerz. So ist auch zu verstehen, dass unsere Sehnsucht, unser Drang nach Eins- EnneaForum 31 1 Sein mit uns geboren wird, genauso wie die Endlichkeit des körperlichen Lebens. Über diese Spaltung der Einheit hinaus, die uns in Furcht vor der Geistebene = Schöpfungskraft = Gott = Liebe = … sein lässt, leben wir zudem noch gespalten in den Polaritäten unserer Menschlichkeit, angstvoll gebunden im Dualismus von Licht und Schatten, Gut und Böse, Freude und Schmerz, Glück und Leid … Wir sind zumeist nicht bewusst damit und nicht ausgebildet in der Integration der Polaritäten, in einer möglichen Transzendierung = Überwindung der Spaltung, nicht angeleitet in alltäglicher spiritueller Praxis. So leben, atmen und schwingen wir nicht mehr im ganzen Potential unseres Mensch-Seins – und unser Wesen, unsere Seele krankt. Der Weg des Heils, auch: Der spirituelle Entwicklungsweg entspricht den Prinzipien von Himmel – Erde und Mensch. Nach diesen Prinzipien entsteht Heil-Sein darin, dass der Mensch in sich Selbst Himmel und Erde verbindet. So verstanden heißt Spiritualität, damit leben zu lernen, dass Polarität und Spaltungen zum Mensch-Sein gehören und darüber hinaus zu wachsen Gegensätze in uns selbst zu Versöhnung und diesen Frieden in die Gemeinschaft und in die Welt zu bringen Im Alltag der Heilhausgemeinschaft/der Schülerschaft von Ursa Paul heißt dies, in sehr individueller, unterschiedlicher und doch einheitlicher Weise Stadien der Seelenentwicklung (Reinigung, Vergebung, Herzensöffnung, Wesenskernerschließung…) in ihrer geistigen Lehre zu durchlaufen. Der Weg über die Chakren, Aurareinigung, spirituelle Leibarbeit und die von ihr entwickelte Nährsystemarbeit bilden die Säulen ihrer Heilweisen. Durch ihr Wirken können die heilsuchenden Menschen gerade auch über ihren Körper, schließlich über die Herzensöffnung in das Spürbewusstsein ihrer Seele kommen. Die Suche nach HeilWerdung: Schmerz breitet sich aus in meinem Innern tiefer, alter Schmerz Wunde der Ewigkeit Leiden der Menschen wegen der Seelen die die Spaltungen des Seins in immer wiederkehrenden Wellen leben müssen Aus und mit Liebe am Kreuz des Geschehens hängend blute ich schreie ich in meiner Seele nach Erlösung Wohl spürend dass Erlösung nur geschieht wenn der Mensch danach sucht… Denn: Seelenbildung ist ein Erkenntnis – Bewusstseinsprozess, den nicht jeder Mensch geht aus Angst vor Veränderung. Es gibt nur wenig Menschen, die über ihre Schatten und Schmerzen diese Dimension betreten. (…) Das Leiden gehört zu diesem Prozess des Erkennens dazu; im freiwilligen Leiden leben und lösen wir den Schmerz des Unvermeidlichen, in der Hoffnung auf Veränderung. So nehmen wir dennoch die Welt als eine spannungsvolle Einheit mit Gott, als Geheimnis und in Liebe wahr. Ohne Liebe gibt es keine Heilung. Durch das Wieder-Eintreten in die Liebe, durch das Annehmen dieser Kraft wird es uns möglich, Spaltungen zu überwinden und heil zu werden – Schritt für Schritt. Wir wollen auf der Suche nach Heil-Werden die Welt gestalten und verändern, ohne uns darin zu verlieren… Was ist Liebe das Mysterium des Lebens die Geburt des Kindes was ist Liebe die Suche nach Gott das Verstehen der Natur das Mitgefühl zu Menschen… Liebe zeigt sich in allem wenn du bereit bist sie in allem zu sehen… was ist Liebe das Loslassen der Angst das Annehmen des Lebens das Annehmen des Todes… was ist Liebe das Glücklichsein die Vereinigung zweier Menschen… Liebe zeigt sich in allem wenn du bereit bist sie in allem zu sehen… kursiv gedruckte Textstellen/Dichtung: Ursa Paul 1 EnneaForum 31 Enneagramm und EFT von Susanne Marx Mit diesem Artikel stehe ich vor der schwierigen Frage, wie ich etwas so Komplexes wie das Enneagramm, meine Sicht darauf und damit auf unser gesamtes menschliches Sein in wenigen Worten beschreiben kann. Und wie ich gleichzeitig einer zwar einfachen, aber nichtsdestotrotz tiefen und umfassenden Technik wie EFT gerecht werden kann. Die Antwort besteht für mich darin, die Worte ihren eigenen Weg und das Thema seine eigene Struktur finden zu lassen – im Vertrauen darauf, dass alles Wichtige enthalten ist. Ich arbeite seit vielen Jahren in dem Bereich Spiritualität, Selbstentwicklung und Heilung und habe bei mir und anderen immer wieder festgestellt, dass Probleme, seien es nun Kopfschmerzen, Ängste oder einschränkende Verhaltensweisen, sich mit der Frage „Und was steckt dahinter?“ auf einige wenige Grundüberzeugungen bzw. -erfahrungen zurückführen lassen. Vergleichbar mit Pflanzen, die über der Oberfläche ganz unterschiedlich aussehen und anscheinend nichts miteinander zu tun haben, unter der Oberfläche aber alle aus der gleichen Wurzel stammen. Bei einigen Menschen kann diese Wurzel das Grundgefühl ‚Ich verdiene es nicht.’ sein, bei anderen ‚Es hat sowieso keinen Sinn.’ oder ‚Ich muss alles alleine und aus eigener Kraft schaffen, weil mir niemand hilft’. Als ich dann im Lauf meiner Arbeit auf das Enneagramm stieß, wusste ich, dass ich damit ein System gefunden hatte, das diese innere Dynamik oder Landschaft auf sehr umfassende, treffende und klare Weise beschreibt. Von den verschiedenen Richtungen, Schulen und Verständnisweisen des Enneagramms steht mir dabei die spirituell geprägte von Sandra Maitri am nächsten. Stark vereinfacht geht sie, basierend auf dem sogenannten Diamantweg von A. Almaas, davon aus, dass jeder Mensch ein Selbst und darauf aufbauend bestimmte Persönlichkeitsstrukturen hat. Während sehr kleine Kinder noch ganz in diesem Selbst (oder eben ganz sie selbst) sind, was nicht nur ein ungespaltenes, heiles und mit sich, sondern auch mit dem Ganzen und damit Gott verbundenes Selbstgefühl bedeutet, verlieren wir durch Erziehung, das Getrenntsein unserer Eltern von ihrem eigenen Selbst und die Anpassung an die Gesellschaft mit der Zeit immer mehr den Kontakt zu unserem wirklichen Wesen. Diesen Kontaktverlust nennt Sandra Maitri das ‚Loch’ an der Basis unserer Persönlichkeit - ein Gefühl von Verlust, Abgeschnittensein und Leere, wo früher einmal Verbindung und Ganzheit war. Da jedes Selbst eine spezielle Resonanz mit einer bestimmten Qualität der Ganzheit hat, bei Fünfern z.B. Klarheit und Verstehen, bei Neunern Harmonie und Liebe und bei Einsern Vollkommenheit, die zusammen mit dem Kontakt zu unserem Selbst verloren geht, versuchen wir diese mit Hilfe von Strukturen (Denk- und Verhaltensmustern) zu imitieren - in der Hoffnung diese verlorengeglaubte Qualität wieder zu erlangen. Doch je mehr wir diese Persönlichkeitsstrukturen ausbilden und optimieren, desto weiter entfernen wir uns paradoxerweise von unserem echten Kern, der diese Qualität schon die ganze Zeit hat. Aber wenn dieser Weg nicht funktioniert, wie können wir dann den Weg zu uns und unserem wirklichen Wesen zurückfinden? Meiner Erfahrung nach zuerst durch eine mitfühlende, ehrliche Bestandsaufnahme des eigenen Ist-Zustandes. Indem wir alles, was in uns ist, anerkennen, verstehen und bejahen hören wir auf, ständig gegen uns selber zu kämpfen. Eine Eigenschaft oder ein Gefühl, das wir bejahen, verändert seine Qualität und verliert gleichzeitig seinen Schrecken. Und wir können auch nur das loslassen, was wir vorher bewusst und wirklich festgehalten haben. Ein weiterer Schritt besteht darin, Verhaltensweisen mit ihren begleitenden Gedanken und Gefühlen innerlich zurück zu verfolgen bis hin zu unseren individuellen Grundüberzeugungen und ihren im Grunde positiven Intentionen: nämlich uns zu helfen, indem sie versuchen die verloren geglaubte Qualität des Selbst zu imitieren. Hinter jedem Unbehagen, hinter jeder einschränkenden Verhaltensweise steht ein Leid – eben jene Trennung von uns selber und von der Quelle. Hier ist das Enneagramm ein sehr hilfreiche Landkarte, die mir persönlich hilft, die alltäglichen Dinge an der Oberfläche zurückzuverfolgen bis hin zu ihrer Wurzel. Ich fühle mich auf der einen Seite damit gesehen und verstanden, auf der anderen Seite bedeutet das Erkennen und Verstehen einer Struktur aber nicht automatisch auch ihre Lösung. Ich weiß nicht wie es anderen Enneatypen geht, aber ich als Fünf empfinde meine Strukturen als z.T. sehr einengend und blockierend und bin mir auch des Loches an der Basis meiner Persönlichkeit sehr bewusst. Deshalb war ich auf der Suche nach einer Technik, die wirklich Leid, Stress und Schmerz lösen kann und fühl- und sicht- EnneaForum 31 1 bare Effekte im Leben hat, und habe sie persönlich mit EFT gefunden. EFT (abgekürzt für ‚Emotional Freedom Techniques’ – übersetzt etwa ‚Emotionale Freiheitstechnik’) wurde von dem Amerikaner Gary Craig entwickelt und ist eine einfache, dabei aber hocheffektive Meridian-Klopf-Technik. Als Teil der sogenannten Meridian- oder Energetischen Therapien, basiert EFT auf der Meridianlehre der Traditionellen Chinesischen Medizin. Meridiane sind Bahnen erhöhter elektrischer Aktivität im Körper und mittlerweile nicht nur empirisch, sondern auch wissenschaftlich nachgewiesen. Die Traditionelle Chinesische Medizin geht davon aus, dass alle Krankheits- oder Leidenssituationen eine Verbindung mit dem elektrischen System der Körpers haben und auch dort wirksam behandelt werden können. Dafür wird beim EFT leicht mit den Fingerspitzen auf besonders wirksame Punkte der einzelnen Meridiane geklopft und damit Impulse in den Meridian gegeben. EFT hat ein sehr breites Anwendungsspektrum und eignet sich dadurch, dass es einfach zu lernen und anzuwenden ist, auch sehr gut als Selbsthilfetechnik. Eine komplette EFT-Sequenz besteht aus sieben einzelnen Schritten und dauert, wenn man etwas Übung hat, nicht mehr als zwei Minuten. Am Anfang jeder Sequenz steht immer die Einstimmung auf das jeweilige Thema – z.B. ‚Ich habe starke Kopfschmerzen’ oder ‚Ich fühle mich im Kontakt mit anderen immer so gehemmt und unbehaglich’ – mitsamt der mit diesem Thema im Meridiansystem gespeicherten Informationen, die wir als Unbehagen oder Schmerz empfinden. Dann folgt eine kurze Einschätzung des sogenannten ‚Stresswertes’ anhand einer Skala von 0 bis 10 (dieser Schritt ist nicht unbedingt notwendig, kann aber hilfreich sein, um die Wirkung klarer einschätzen zu können), wobei 0 keinerlei Stress und 10 den für Sie größtmöglichen Stress bedeutet. Im dritten Schritt wird der Meridianpunkt Dünndarm 3 an der Außenseite der Hand geklopft, und damit eine möglicherweise mit diesem Thema verbundene psychische Umkehr korrigiert. Eine psychische Umkehr ist ein Phänomen, das wir alle schon mehr oder weniger stark kennen gelernt haben – nämlich immer dann, wenn wir bewusst eine Sache tun oder nicht mehr tun wollen (z.B. mit dem Rauchen aufhören), dann aber nach kurzer Zeit trotz guten Willens doch wieder in die alte Verhaltensweise zurückfallen. Hier gibt es in uns eine Instanz, die, oft unbewusst, ‚nein’ zu der Veränderung sagt. Dieser Mechanismus wird durch das Klopfen des Dünndarmpunktes für die Zeit der Behandlung aufgehoben, so dass die eigentliche Klopfsequenz wirken kann. Diese ist der nächste Schritt einer EFT-Sequenz. Es werden sieben leicht erreichbare Meridianpunkte im Gesicht und auf dem Oberkörper mit den Fingerspitzen geklopft, die noch bei Bedarf durch vier weitere Punkte an der Hand ergänzt werden. Pro Punkt hat sich ein Klopfrhythmus von fünf bis acht Berührungen bewährt, wobei Sie auch gerne länger bei einem Punkt bleiben können. Nachdem Sie alle Punkte einmal geklopft haben, wird die sogenannte Brücke oder Gehirn-Balance durchgeführt. Dafür wird ein Punkt auf dem Handrücken sanft geklopft – der zugehörige Meridian heißt in der chinesischen Tradition ‚Dreifacher Erwärmer’ – und dabei eine Reihe von Augenbewegungen bzw. kleinen Übungen wie Zählen ausgeführt. Die Brücke dient dazu, alle auditiven, visuellen und kinästhetischen Aspekte die ein Thema haben kann, aufzurufen. Diese können dann in der darauf folgenden zweiten Klopfsequenz bearbeitet und gelöst werden. Nach diesem vollständigen Durchgang wird wieder der Stresswert zu dem behandelten Thema festgestellt und die Sequenz solange wiederholt, bis eine Erleichterung oder Lösung des Stresses erreicht ist. Wenn Sie EFT zusammen mit der Enneagrammarbeit anwenden möchten, so können Sie entweder immer dann klopfen, wenn etwas im Alltag auftaucht oder Sie arbeiten systematisch an der für Ihren Enneatyp charakteristischen inneren Dynamik. Eine gewissen Vertrautheit mit EFT ist allerdings bei beiden Vorgehensweisen sinnvoll – zum einen weil Sie sich dann nicht mehr auf die reine Technik konzentrieren müssen, sondern ganz beim Thema sein können, und zum anderen, weil die Themen, die wir hier bearbeiten, relativ komplex und vielschichtig sind (in der Sprache des EFT ‚viele Aspekte haben’). Da EFT aber bei so vielen Beschwerden des täglichen Lebens helfen kann, ist es sicher eine gute Investition. Was ich aus eigener Erfahrung über die kombinierte Arbeit mit EFT und dem Enneagramm sagen kann, ist dass dadurch viele Strukturen flexibler und durchlässiger geworden sind und sich meine Lebensqualität und mein Grundlebensgefühl ganz entscheidend verändert hat. Das Gefühl der Leere und des Abgeschnittenseins sind fast vollständig verschwunden und haben einem Gefühl von innerem Frieden, Klarheit (Heimat für mich als Fünf) und Rückverbindung Raum gegeben. Literaturtipps: Sandra Maitri, Neun Portraits der Seele. Die spirituelle Dimension des Enneagramms, J. Kamphausen, 2001 Susanne Marx, Klopfen befreit, VAK-Verlag, 2006 Susanne Marx, Neun Wege zur Freiheit. Persönliche Entwicklung mit Enneagramm und EFT, VAK-Verlag, 2006 Über aktuelle EFT-Kurse können Sie sich unter www.eft-bonn.de informieren. Auf der englischsprachigen Seite von Gary Craig, www.emofree. com können Sie das kostenlose EFT-Manual herunerladen. 0 EnneaForum 31 Heil werden Gedanken von Teilnehmenden Heil werden heißt Ausrichtung auf Ganzheit: wo zerteilte Flügel miteinander kämpfen, nehmen wir die höhere Ordnung wieder wahr. Und zur Gemeinschaft ermächtigt beschreiten wir den Weg ins Ungeteilte. Peter Pfandt Heilung bedeutet für mich: Von innen heraus ZUFRIEDEN SEIN. Mit dieser inneren Einstellung bin ich schon „heil“. Versöhnt mit mir selbst und meinem Schöpfer. Dies zieht Barmherzigkeit und Liebe nach sich zu mir selbst und meinen Mitmenschen. Liebe bewirkt Heilung. Das bedeutet nicht, keine Hilfe zur Gesundung zu suchen und anzunehmen. Aber an Krankheiten können wir oft nichts ändern, auch Ärzte uns nicht helfen. Im Großen und auch im Kleinen. Beschwerden, die uns im Kleinen oft quälen. Dies kennt jeder von uns. Sich darüber zu ärgern, zu verzweifeln zieht uns nur noch mehr in den Strudel der Verzweiflung und der Hoffnungslosigkeit. Versuchen zufrieden und dankbar zu sein in jeder Lage bewirkt Heilung und ist Heilung. „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“ Ps 73,25–26 Julia Wendzinski »Für mich als Vier ist es klar, dass Schmerz, Trauer und Leiden untrennbare Bestandteile des Lebens selber sind. Sie einfach zu beseitigen, würde dem Leben seine Ausdehnung in die Tiefe rauben. „Heilung“ hat darum mehr mit Integration als mit Abspaltung zu tun, mehr mit Durchstehen und Aushalten als mit Abtöten und Wegmachen. Zugleich kenne ich das in der Bibel verheißene „Heil“ nicht nur als abstrakte und ferne Angelegenheit. In meiner Sehnsucht ist es lebendig und gegenwärtig, oftmals stärker und gleichsam realer als die übrige Umwelt und Wirklichkeit. Während mein Schmerz mich in die Tiefe führt, hilft mir meine Sehnsucht, mich nach oben auszurichten, auf die Ewigkeit. Holger Forssmann Heil sein bedeutet für mich, dass die äußeren Umstände immer weniger meinen inneren Kern, meinen inneren Frieden beeinflussen; wenn also „das Außen“ immer mehr Macht über „das Innen“ verliert. Das bedeutet nicht, dass ich „abgebrüht“ durchs Leben gehen möchte, dass mich nichts mehr berührt oder betroffen macht. Es bedeutet nur, dass das, was mir widerfährt, mich innerlich nicht umhaut, mich nicht lähmt, änglichstdepressiv oder aggressiv macht, sondern ich diese Dinge trotz aller Betroffenheit aus einem Abstand beobachten lerne, anstatt damit identifiziert, und deshalb ohnmächtig zu werden. Beispielsweise ganz konkret für mich als eine DREI: Wenn die Meinung der anderen über mich, also die Reso- nanz mir immer unwichtiger wird (bzw. die Bedeutung auf ein gesundes Maß heruntergeschraubt wird), dass z.B. Kritik mich nicht völlig umhaut, dass abgelehnt oder ignoriert zu werden kein Weltuntergang ist. Dazu ist es für mich wichtig, „das Innen“ zu pflegen, zu stärken bzw. überhaupt den Zugang zu meinem WesensKern frei zu halten; diese Haltung ist ein Zeichen der Wertschätzung mir selber gegenüber (außerordentlich wichtig für DREIER, sich den eigenen Wert nicht nur von anderen zusprechen zu lassen). Diese Kontaktpflege zur mir selber (letztendlich zu Gott) geschieht durch Stille, Naturerfahrungen oder ganz einfach, wenn ich genüsslich im Cafe in Travemünde an meinem Milchkaffee nippe und auf die Schiffe schaue, die ins Meer hinausfahren... Dann habe ich jedes Mal das Gefühl, in Anbetracht der Weite da draußen auch die unendliche Weite und Tiefe in mir zu spüren. Und ich glaube, dieses Gefühl, ganz bei mir zuhause zu sein, lässt mich ein Stück heil werden. Ulla Peffermann-Fincke Enneagramm und Heilung gehören für mich zusammen. Seit 1990 beschäftige ich mich mit dem Enneagramm und habe erfahren - oftmals sehr schmerzlich -, dass die Erkenntnisse über meine (Vierer)persönlichkeit in die Realität meines Alltags führten. Das Anschauen, Auseinandersetzen und Annehmen des eigenen Musters brachte mir Klarheit, warum ich in einzelnen Lebenssituationen so oder so reagiere. Die intensive Arbeit mit dem Enneagamm in Workshops und Einzelarbeit hat mir über die Jahre ein wunderbares Geschenk gemacht: das Wissen, dass ich getragen werde. So empfinde ich meine schwere Gehbehinderung, die Folge eines missglückten operativen Eingriffs vor 21 Jahren, zwar als Last, aber nicht als Lebensunglück. Mein Körper ist nicht mehr normal leistungsfähig, aber eben auch nicht krank. Durch die Behinderung habe ich erfahren, dass Gott mich mit vielen Möglichkeiten das Leben zu erfahren und mitzugestalten ausgestattet hat. Ohne meinen konkreten körperlichen Defekt, der mich indirekt zur Arbeit mit dem Enneagramm geführt hat, hätte mich meine Traurigkeit an der Welt wohl wirklich krank gemacht. Die Workshops von Frau Dr. Susanne Marx und Frau Dr. Anne Schattenfroh auf unserer Jahreshauptversammlung, an denen ich teilnahm, waren für mich Bestätigungen meiner Überzeugung, dass ich stets selbst aktiv an mir arbeiten muss, aber immer auch zulassen und mir gewiss sein darf, dass Gott sich meiner gnädig annimmt. Regina Goebel EnneaForum 31 1 Auf dem Weg des Heil Werdens Hinabsteigen in die eigene Tiefe an die göttliche Quelle gelangen – Ort meiner Sehnsucht – Mein Schicksal umarmen mich JETZT dem Fluss des Lebens anvertrauen Gedanken der Hoffnung zur Übung im gegenwärtigen Sein einer VIER Ursula Möckel „Heil sein“ kann man trotz Krankheit. Es ist ein StimmigSein von Körper, Seele und Geist, das weit über das reine „Gesund-Sein“ hinausgeht. Margit Lambach „Gesund bleiben wir nur, wenn wir darauf achten, dass zwischenmenschliche Beziehungen und die Gestaltung von Beziehungen in unserem Leben den gebührenden Platz und die notwendige Zeit erhalten.“ Publik Forum 3/2006 S. 9 „Ganzheitliche Heilung bedeutet die Versöhnung mit der eigenen Realität und Endlichkeit.“ „Ich muss mehr ich selbst und auch beziehungsfähiger werden. Das ist eine Entwicklung, die diesen inneren Heiler wach werden lässt und die ihn mit dem äußeren Heiler, den ich vielleicht ebenfalls brauche, zusammen arbeiten lässt.“ (Publik Forum 7/2006 S. 46 u. 48) Bei einem Krankenhausaufenthalt nach einer größeren Operation machte ich folgende Erfahrung: eine Krankenschwester, die ich in einer für mich unangenehmen Situation um Hilfe bat, reagierte ruppig und unfreundlich. Dies verletzte mich sehr. Weil mich das so beschäftigte, bat ich die Seelsorgerin um ein Gespräch. Auch ein weiteres Gespräch mit einer Schwester und ein Besuch von zwei Mitschwestern aus unserer diakonischen Schwestern- und Bruderschaft ließen die Heilung auf eine andere Art und Weise beginnen als es sonst bei Schwestern und Medizinern geschieht. So war ich durch die Worte der einen blockiert und gelähmt gewesen, durch die anderen Gespräche und Besuche fühlte ich mich angenommen und bejaht. Ich kann durch die Worte angerührt werden und mein Herz öffnen. So kann ein gutes Gespräch und eine Begegnung an mir die Heilung beginnen lassen. Ob auch Menschen durch mich, wenn ich Werkzeug Gottes bin, heil geworden sind? Joachim Lange EnneaForum 31 Gedanken über Heilung von Frank Uekermann Heilung ist ein Prozess von Unheil zu Heil Erste Überlegung: Was verstehe ich unter Unheil im Allgemeinen? Unheil ist die Erfahrung eines Zustandes, eines Energiepotentials, welches mir über Signale bewusst wird, und zwar durch Schmerzen (Warnsignale!) unterschiedlicher Form und Intensität auf körperlicher oder und seelischer Ebene. Diese beiden Ebenen Körper, Seele sind ja nicht unabhängig voneinander. Wenn uns Unheil im seelischen Bereich widerfährt und Warnsignale (seelische Schmerzen) nicht genügend bewusst werden (vielleicht „wollen“ wir sie auch nicht bemerken), also unsere korrigierenden Reaktionen, gelenkt durch unseren Geist, Verstand, ausbleiben, verstärkt sich das Signal des seelischen Schmerzes und eskaliert zusätzlich auf der Ebene des Körpers, wird dort dann nicht mehr ignoriert werden können. Letztendlich kann dieser Zustand sich soweit verschlimmern, dass er zur Zerstörung einzelner Organe bis hin zum Tod führt. Der umgekehrte Weg vom kranken Körper zur kranken Seele ist genauso denkbar. Es handelt sich bei der Heilung also um ein kompliziertes Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist (im Enneagramm: Bauch-, Herz und Kopfenergie). Heilsein ist demnach ein Zustand, Energiepotential, in dem Schmerz nicht vorkommt. Weitere Überlegungen: Bin ich also heil, wenn ich keine Schmerzen habe? Eine banale Frage: Sind Kriminelle ohne seelische oder körperliche Schmerzen heil? Sind Menschen, die andere diskriminieren, schädigen, ausnutzen, verletzen, töten heil, wenn sie dabei keine seelischen Schmerzen verspüren? Sie sind sozial unheil. Also hat auch der Umgang mit anderen Menschen in meinem Lebensumfeld mit meinem persönlichen Heil zu tun. Gibt es auch hier ein Signal des Unheils. Ich glaube, das so genannte schlechte Gewissen ist eine Vorstufe von Schmerz. Was hat ein schlechtes Gewissen mit Unheil zu tun? Was ist schlecht? Was ist Gewissen? Das Gewissen ist eine geistige Kontrollinstanz des Bewusstseins. Es hat zu tun mit der Bewertung, ob mein Denken, Fühlen, Handeln gut oder schlecht ist. Was gut oder schlecht ist, wird von der Gesellschaft, in der ich lebe, definiert und den Generationen weitergegeben (Gesetze, Ethik, Moral), außerdem, so glaube ich, ist das Wissen, was gut oder schlecht ist, irgendwie auch angeboren, also ein Teil unseres Menschseins. Ein gutes Gewissen ist also ein wichtiger Bestandteil des Heilseins. Ich glaube, ein wirklich gutes, gar bestes Gewissen habe ich im Bewusstsein der Liebe, in der Liebe zu anderen Menschen und natürlich auch in der Liebe zu mir selbst. Ganz nebenbei erwähnt, soll im Zustand des Verliebtseins unser Immunsystem am stärksten sein. Das Heil ist also ein sehr komplizierter Zustand, zusammengesetzt aus vielen Komponenten, die alle von einander abhängig sind und Heilung ist der Weg zum Heil, für mich der eigentliche Sinn des Lebens. Ich spüre immer wieder, mal mehr mal weniger, wie unheil ich denke, fühle, handle und mir ist bewusst, welche Sehnsucht zum Heilsein daraus erwächst. Ich glaube Heilsein ist allumfassende Liebe und das völlige Eintauchen in sie, wo jede Sehnsucht und Wunschdenken aufhört, sie ist GOTT und wir sind als Menschen in welcher Situation auch immer auf dem Weg zu ihm. folgende Schlussfolgerung: HEILUNG ist mit Gott möglich, stückweit in Raum und Zeit oder ganz in seiner Gegenwart (im Himmel), auch und obwohl wir wissen, dass wir sterben müssen. Am Ende des Sterbeprozesses steht letztendlich Gottes Heil. In diesem Sinn ist der Sterbeprozess auch Heilung. Als Altenpfleger konnte ich das bereits mehrfach erfahren. Ein persönlicher Heilungsweg aus der Sicht einer „VIER“ von Adelheid Weller „Was bedeutet für dich Heilung?“ Diese Frage begleitet mich nach der Tagung in Eisenach in meinem Alltag. Gedanklich begebe ich mich auf eine Reise durch wichtige Stationen meiner Biografie. Schaue ich mein Lebenspanorama an, erkenne ich kraftvolle Wachstumsphasen und einschneidende Krisen mit Schwellenerfahrungen der Unsicherheit. Hier gibt es frühe Verluste, manchmal nicht genug betrauert, gefolgt von Energieschüben, ausgelöst durch die „richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt“, die in sinnvoller Weise mein Leben kreuzen. Licht und Schatten, Freude und Leid, Begeisterung und Zeiten der Melancholie - Achterbahnen der Gefühle des Persönlichkeitsmusters „VIER“. Haltegriffe in Jugend und Kann ich nun als Mensch Heilsein erreichen? Nach meinen Überlegungen ist dieser Zustand derart komplex, dass uns die Erwachsenenalter finde ich im Flügel Drei mit seinen positiven Anteilen. Später versuche ich den „Reifungsweg“ zum Fähigkeit fehlt, ihn mit unserem Verstand (Geist) herstellen Muster der „EINS“ zu gehen. Er führt mich allerdings in zu können. Stückweit auf der Ebene des Körpers oder auch der Seele durch uns selbst oder Therapeuten kommen wir der die Falle des Versuchs, im fordernden Berufsalltag „perfekt“ werden zu wollen und den sich daraus entwickelnden ÜberHeilung sicher näher. forderungen. Mein Leben steht unter dem Ziel, Pflegende Allerdings, so meine ich, brauchen wir selbst und jeder auf dem Weg in der Ausbildung, Fortbildung und WeiterTherapeut immer auch den GEIST unseres HEILIGEN bildung zu begleiten. 28 Jahre versuche ich, ganzheitliche (heilen) GOTTES, wenn wir uns bewusst in den Prozess der Pflege mit „Kopf, Herz und Hand in gelingender Beziehung“ Heilung begeben. In Wahrheit gehen wir nicht den kleinsten Schritt ohne ihn. zu vermitteln. In der Rolle der Supervisorin und mit dem Mir ist es wichtig, dies mir immer wieder auf´s Neue bewusst Handwerkszeug einer systemischen Organisationsberaterin begleite ich Pflegende in unterschiedlichen Arbeitsfeldern zu machen. Christen wissen, dass das Leid, das Unheil Sein, in unserer im Dreieck von Person, Aufgabenprofil und der sich wandelnden Organisation in ihrer beruflichen Identität. Ich als polar wahrgenommenen Welt zum Heilsbewusstsein spüre den eigenen Druck als „VIER“, etwas „Außergewöhnunumgänglich ist, sonst wäre der Tod Christi unsinnig und liches“ leisten zu wollen. Hier bewege ich mich im Spanauch, wenn wir es nicht verstehen können, Gott hat die nungsfeld von Theorie und Vielfalt der Praxisfelder sowie Polung Unheil - Heil durch Christi Tod aufgelöst und alles den unterschiedlichen Begabungen der Menschen, die sich was an Heilung getan werden muss, ist bereits getan. Nur in dem Anspruch des Berufsprofils stellen. unserer Dimension von Raum und Zeit müssen wir „noch“ das Heilsein als „Prozess der Heilung“ erfahren. Wunderbar, wenn wir von Menschen hören, die von einer Nach 28 Jahren Einsatz erlebe ich eine Krise, die mich aus Erkrankung geheilt worden sind. Aber das ist vielleicht dann dem Beruf ausscheiden lässt. Eine Krebserkrankung stellt mein Leben auf den Kopf nur auf Zeit. Erneute Erkrankungen oder Unfälle, die zu Verletzung und Erkrankung führen, können auf uns zu kommen. – alles wird schlagartig anders. Abschiede prägen nachhaltig mein Leben – die einEs tut gut von Menschen zu hören, die in „Augenblicken“, „Momenten“ sich des Heilseins in der Ewigkeit Gottes bewusst schneidende Veränderung des Körperbildes, der Verlust der wurden, egal welch vielleicht schlimmste Erkrankung sie zur sinngebenden Aufgabe, der plötzliche Tod meines einzigen Bruders in der Zeit meiner Rehabilitation, der wohlüberlegte Zeit gerade am eigenen Körper oder Seele erleiden müssen. Umzug in eine andere Stadt. Hier denke ich auch an „Nahtoderlebnisse“. Meine Frage, die ich mir in Zeiten der Krankheit stelle, Solche Menschen sind die zuverlässigsten Zeugen für EnneaForum 31 lautet: „WOZU JETZT und WOZU DIES“? Was ist meine Lebenslektion, die ich in dieser neuen Situation zu lernen herausgefordert bin? Wie kann mein HEILWERDEN geschehen? In meinem Enneagrammmuster als „VIER“ bewege ich mich in dieser Zeit vermehrt in meinen FÜNFERFLÜGEL. In geborgenem Rückzug und mit therapeutischer Hilfe löse ich mich langsam aus den altbekannten Rollen und Aufgaben. Verschiedene „Geburtshelfer/-innen“ begleiten mich in meinem Übergang zu einem anderen Lebensentwurf in vielfältiger Weise. Im therapeutischen Team von Mediziner/-innen, Seelsorgern, Klinischen Psychologen und einer Craniosakraltherapeutin lerne ich vorsichtig, wieder in die Balance zu kommen. Stärkend auf dem Weg der Heilung sind für mich Maltherapie, Poesie- und Bibliotherapie, Musiktherapie, Weisheiten aus dem Zen, Beschäftigung mit der Mystik und die Teilnahme an Spiritualitätsvorlesungen in der Philosophisch-Theologischen Hochschule mit einem Institut für Spiritualität in Münster. Erhellend und für den weiteren Lebensweg entscheidend erfahre ich die geistliche Begleitung durch eine im Enneagramm kundige Ordensfrau. Unter ihrer Führung betrachte ich im geleiteten Rückblick die wichtigen Stationen meines Lebens. Sie erschließt mir die Weisheit des Enneagramms und lehrt mich, meine Leben mit seinen verschiedenen Wegen neu zu verstehen. Endlich komme ich meinen Lebensbewegungen auf die Spur, kann mich mit meinem Inneren Kind anfreunden und meine Schatten versöhnlicher betrachten. Vor dem Hintergrund der Landkarte des Enneagramms erkenne ich, dass ich mich nicht gewaltsam verändern muss. Das Geheimnis der Heilung liegt in meinen Augen in der Verwandlung. Verwandeln anstatt verändern wird für mich ein langsamer Heilungsweg. Die unerlöste Einserenergie mit dem ausgeprägten Inneren Kritiker darf in Annehmen und Zulassen meines SOSEINS mit seinen Grenzen verwandelt werden. Meine Krankheit versucht mir zu sagen, dass etwas in mir leben möchte, was ich noch nicht zugelassen habe. Ich entdecke den „heilen/heiligen Raum in meinem Herzen“, der mir für meine Begegnung mit Gott vorbehalten ist. Hier haben keine negativen Einflüsse Zugang. Alles, was ist, darf ich einfach Gott hinhalten mit der Bitte, es zu wandeln. Ich glaube heute, dass alles, was mir in meinem Leben begegnet, eine Lektion zur Wandlung ist. Durch intensive Arbeit mit Träumen, Symbolen und Malen versuche ich Bilder, die das Unterbewusste mir schenkt, aufzugreifen. Im bewussten Lesen der Wandlungsmärchen entdecke ich eine tiefe Weisheit: z.B. springt das Mädchen bei Frau Holle in den Brunnen, geht in die eigene Tiefe. Enge und Verlust werden in neue Lebensfülle umgewandelt. Die Fabel des „Wolfs von Gubbio“ zeigt, dass ich wie Franziskus den heulenden Wölfen in mir Beachtung und Nahrung schenken, den Wolf in mir zähmen und zum Freund werden lassen kann. Das, was ich verachte und fürchte, führt mich im Grunde hin zu meinem Lebenskern und meiner Vitalität. Lieben und Annehmen wird für mich der Schlüssel für die Umwandlung ungemütlicher Gefühle, derer ich mich schäme. Ich erkenne, dass alles krampfhafte Festhalten am Vergangenen mich erstarren lässt. Die Ablösung vom Erfolg in EnneaForum 31 beruflichen Rollen gibt mir die Chance, mich den Themen des Unbewussten und Verdrängten zu stellen und als Kraft auf dem Weg des Ganzwerdens zu integrieren. Immer mehr lerne ich unter Schmerzen, was Mensch-Werdung bedeutet. Heilwerden heißt für mich, das Dunkel des Schattens zu durchschreiten und liebend als zu mir gehörend anzuerkennen. Ich denke oft an den Satz von Carl Gustav Jung: „Wenn die Dame in Schwarz an deine Tür klopft, bitte sie hinein, lass sie an deinem Tisch Platz nehmen und höre, was sie dir zu sagen hat.“ Die Worte der Dame in Schwarz habe ich vernommen, versucht zu verstehen. Irgendwann wandte sie sich um und verschwand aus meinem Zimmer. In dieser Integrationsarbeit hilft mir das Gedankengut von Anselm Grün in den Büchern: „Spiritualität von unten“ und „Verwandlung - Eine vergessene Dimension geistlichen Lebens“. Sie werden für mich eine Anleitung in meinem Tasten nach Heilwerdung. In der Arbeit mit dem Enneagramm versuche ich, wieder in die Einheit mit Gott und den Menschen zu kommen. Eine wichtige Erfahrung wird für mich die Versöhnungsarbeit mit kränkenden Situationen und Menschen, aber auch die Versöhnung in und mit mir in Zusammenhang mit dem richtenden Inneren Kritiker. Wichtige Anregungen in meinem Heil-werden erfahre ich auch in dem Buch: “Heilung geschieht von innen“ des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie in Zürich, Prof. Dr. med. Balthasar Staehelin. Er hat in jahrelanger Forschung und geübter Praxis eine christliche Therapiearbeit mit dem „heilenden Christus medicus“ in die Schulmedizin eingeführt. In der medizinischen Poliklinik des UniversitätsSpitals Zürich führte er selbst während 35 Jahren eine psychosomatische Sprechstunde. Dabei entwickelte er die psychosomatische Basistherapie - eine Therapieform mit dem Ziel, den Glauben an den dreifaltigen Gott aufzubauen, zu vergrößern und zu vertiefen. Mit dem heilenden Christus will er Patientinnen und Patienten, die in ihrer Grundstimmung zu wenig Urvertrauen, zu wenig Halt bekommen haben, Glaube, Hoffnung und Liebe in Christus anbieten. In einem Vortrag sagt Balthasar Staehelin: „Die Unvergänglichkeit jeder Natur des Menschen verlangt deshalb für ihr Morgen ein Menschenbild, das in der ewigen Eigenschaft des göttlichen Haltgebens, des Liebegebens und des Vertrauengebens seine therapeutischen Wurzeln hat. Christus ist in jedem Menschen.“ Christus soll für uns zum „psychosomatischen Christus“ werden, indem er alle unsere Bereiche, Seele und Leib durchdringt. Er sagt: “Mein Beruf als Arzt und Psychotherapeut hat mich gelehrt, dass es Sinn und Bestimmung des Menschen ist und ihn heilt, sich in seinem Innern von Gott führen und lieben zu lassen und diese Gottesliebe im persönlichen Alltag weiterzugeben und zu bekunden.“ In meinem Vierermuster ist es auch ein Hochgenuss, Bücher des Theologen und Philosophen John O´ Donohue zu lesen, z.B. „Echo der Seele - Von der Sehnsucht nach Geborgenheit“ und „Schönheit - Das Buch vom Reichtum des Lebens - In Schönheit wurden wir erträumt und erschaffen.“ Ich lerne hier den Umgang mit meiner Sehnsucht nach dem „Außergewöhnlichen“, dem „Besonderen“: die Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen wird durch das Sehen der Schönheit im Gewöhnlichen abgelöst. EnneaForum Termine Rundbrief des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm e.V. Nr. 30 November 2006 Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm e.V., Geschäftsstelle : Eveline Schmidt, Wehlstr. 23, 29221 Celle, Tel./Fax : (0 51 41) 4 22 34, [email protected], www.öae.de Treffpunkt „Enneagramm“ beim Kirchentag in Köln Das Enneagram wird einen Tag lang einem größeren Publikum anlässlich des Deutschen Evangelischen Kirchentages vorgestellt als ein psychologisch – spirituelles Modell von Persönlichkeitsentwicklung mit christlichem Hintergrund. Ort: Karl Rahner Akademie Köln Zeit: Freitag, 8.6.2007, 10-17 Uhr Elemente: Podiumsveranstaltung (11.00 – 12.30 Uhr): „Mit Glauben und Wollen Berge versetzen“ Wie mit dem Wissen um die Persönlichkeitsstrukturen die Reformation der Gesellschaft gefördert werden mit Pfarrer Christian Führer (Leipzig), Oliver Bierhoff (Frankfurt). Richard Rohr OSB (Albuquerque), Bischöfin Warenberg Potter (Lübeck), Marion Küstenmacher, Sabrye Tenberken (Lhasa) Moderation: Rainer Fincke, NN Musik: NN Enneagrammcafé mit Bücherstube (10.00 – 17.00 Uhr) Einführungsworkshops ins Enneagramm (jeweils 1 St.; 13.00 Uhr; 14.00; 15.00 Uhr, 16.00 Uhr) Infoworkshop „Ausbildung zum Enneagrammlehrer“ (mehrfach) Thematische Workshops stündlich ab 13.00 Uhr (Themenvorschläge: „biblische Charaktere“, Enneagramm und Heilung; Enneagramm und Mitarbeiterführung ; Enneagramm in Schule und Bildung, …), Organisationsteam: Rainer Fincke, Ulla Peffermann- Fincke (Kommunikation, Kultur), , Werner Lambach (Büchertisch), Ludger Temme (Homepage, Corporate desighn), Doris Wetzig (Logistik, Enneagrammcafé) Workshopleiter: Friedrich Karl Völkner (biblische Charaktere), Anneliese Heine (Enneagramm und Heilung), Gerd- und Ute Heck, Justrine Krause (Einführung Enneagrammworkshop), Marion Küstenmacher, NN (Einführung in das Enneagramm 4 Personen), evt. Richard Rohr Zur Umsetzung dieses Projektes sind wir auf die Mitarbeit vieler Enneagrammfreunde angewiesen. Bitte meldet euch bei Ulla Peffermann-Fincke, 0451/ 304292 oder Doris Wetzig, 040 60559296 Wie kann ich meine eigenen reformatorischen Fähigkeiten entwickeln? Wie kann ich Visionen entwickeln, die gemeinschaftsfähig sind? Wie kann ich Kraft finden, um in meinem Leben und in der Gesellschaft etwas zu verändern? Vision Deutschland Vision Kirche Vision einer Globalisierung des „Reich Gottes Glaubens“? Die Podiumsgäste (z.T. zugesagt): Christian Führer, Pfarrer, an der Nikolaikirche in Leipzig, Mitinitiator der Montagsdemonstrationen, die zum Ende des DDR – Staates führten. Oliver Bierhoff, Manager der Deutschen Fußball Nationalmannschaft, organisierte den Aufbruch des Deutschen Fußballs während der WM im Juni 2006. Richard Rohr OSB , Leiter des Centers for action and contemplation in Albuquerque, NM), einer der bekanntesten christlichen Redner in den USA* Bärbel Wartenberg-Potter, Bischöfin in der Nordelbischen Kirche (Lübeck), Weltbürgerin, kennt von ihrer Arbeit beim ÖRK die Situation der weltweiten Christenheit wie kaum ein anderer Marion Küstenmacher, Enneagrammlehrerin, Buchautorin, Expertin in „Simplify your life“ Sabrye Tenberken, blinde Tibetologin, Gründerin der Blindenschule in Lhasa/Tibet und der weltweiten Organisation „Braille ohne Grenzen“, die blinden Menschen Mut macht, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen 7.-9.6.2007 Infostand beim Kirchentag in Köln Auch beim Kirchentag in Köln werden wir wieder mit einem Infostand auf dem Markt der Möglichkeiten vertreten sein. Der Stand hat am 7, 8. und 9.6. 2007 jeweils von 10. – 18.00 Uhr geöffnet und dient als Anlaufstelle für interessierte KirchentagsbesucherInnen. Bitte meldet euch bei Doris Wetzig, wenn ihr den Stand mit betreuen könnt! (040 60559296) Podiumsveranstaltung während des Kirchentages in Köln Themen: Deutschland im Frühjahr 2007: Zwischen Stillstand und Leidenschaft“ Welche Charaktereigenschaften zeichnen reformatorisch begabte Menschen aus? Welche Blockaden verhindern Reformationen und führen zu Stillstand? EnneaForum Termine I Regionale Gesprächskreise Raum Aachen: Gisela Engel/Regina Walz. Ofdener Gracht 7, 52477 Alsdorf, Tel. 02404/55 64 2, [email protected] Raum Ahrensburg/Hamburg-Nord Doris Wetzig, Diekskamp 3 h, 22949 Ammersbek, Tel.: (040) 60 55 92 96, [email protected] Dortmund: Erstes Treffen am 9.6.2006, 19.30 Uhr, Julia Wendzinski, Bergmeisterstraße 15b, 44269 Dortmund, Telefon (0231) 4772030 Duisburg: Herbert Friedrich, Innsbrucker Allee 40, 47249 Duisburg, Tel. 0203/70 40 34 (Treffen einmal monatlich) Freising: Sr Marie Helene Hübben, Vinzens-Pallotti-Haus, Pallottiner Str. 2, 85354 Freising, Tel. 08161/96 89 0, maria@ cplusnet.de (jeweils dienstags, 9-11 Uhr, am 30.5., 4.7., 25.7., 22.8., 19.9., 24.10., 28.11., 12.12.06) Hamburg: Pamela Michaelis, Isestr. 55, 20149 Hamburg, Te. 040/4 80 80 99, Fax: 040/ 4 80 17 87, pamela-michaelis@ t-online.de Raum Köln/Bonn: Gerd Heck und Ute Fassbender-Heck, Kantstr. 8, 53332 Bornheim, Tel. 02222/93 67 75, heck-aipf@ web.de Marburg: Barbara Melnyk, In der Gemoll 42, 35037 Marburg, Tel. 06421/3 49 35, [email protected] Melsungen: Heidrun und Werner Lambach, Küstriner Str. 34, 34212 Melsungen, Tel. 05661/5 04 09, Werner.Lambach@ t-online.de (jeden letzten Donnerstag im Monat) Reutlingen: Gisela Eichner, Hesseweg 2, 72581 Dettingen, Tel. 07123/87 86 1, [email protected] (Offene Gruppe, jeweils am 3. Mittwoch im Monat, 19.30-22 Uhr, im Kath. Bildungswerk, Schulstr. 28, 72764 Reutlingen) Raum Zürich: Ludwig Zink, Theseacher Str. 50, CH-8126 Zumikon, Tel. 0041/043 288 08 30, [email protected] Ansprechpartner Frankfurt Main: Enneagrammgesprächskreis Hans Ide, Guiollettstr.35, 60325 Frankfurt am Main handy 0175 547 5801. Wer hat Interesse an einer Enneagramm-Gesprächsrunde im Raum Bad Vilbel (1 mal monatl.)? Ein Raum steht zur Verfügung .Themen und Ablauf der Arbeit in der Gruppe müssten wir uns gemeinsam überlegen. Bei Interesse meldet Euch bitte bei : Marianne Nitsche, Vogelsbergstr. 8, 61184 Karben. Tel06039/3700. e-mail: [email protected]. II EnneaForum Termine Termine und Kursleiter Enneagrammtrainer Brigitte Beyer NLP Trainerin und Coach (DVNLP), Enneagrammtrainerin (IPE), Holtruperstr. 43, 48308 Senden, Tel. (0 25 97) 17 12, Fax : (0 25 97) 9 67 07, [email protected], www.nlp-enneagramm.de Themen meiner Arbeit sind: Selbsterkenntnis, Spiritualität, Heilung, Seminartitel: „Mich und andere besser verstehen und erkennen“, „Mit mir und anderen im Einklang sein“, „Spielerisches Entdecken der eigenen Fähigkeiten“, „Erfolgreich – ich selbst sein“, „Selbstwert und Gesundheit leben“. Weitere Informationen und aktuelle Seminartermine entnehmen Sie bitte www.nlp-enneagramm.de Michaele Casselmann / Norbert Lomb Michaele Casselmann, Dipl. Psych., Dipl. Theol., Europ. Zertifikat für Psychotherapie Norbert Lomb, Pfarrer, Europ. Zertifikat für Psychotherapie Kasseler Str. 28, 37247 Großalmerode, Tel: 05604-6389 Email: [email protected] Andreas Ebert 12.-13.1.2007 Vertiefungskurs zum Enneagramm: Von der Fixierung zum Charisma Teilnahmevoraussetzung: vorheriger Einführungskurs bzw. Lektüre eines Enneagrammbuches. Es ist hilfreich, wenn man zumindest eine Vermutung im Blick auf das eigene Enneagramm-Muster hat. Ort/Veranstalter: Spirituelles Zentrum St. Martin, Arndtstr. 8, 80469 München, in Kooperation mit der Evangelischen Stadtakademie München, Referenten: Andreas Ebert, Pfarrer – Wolfgang Zink, Dipl.-Sozialpädagoge, Kosten: 80 Euro Anmeldung: bis 05.01.2007 unter [email protected] Gisela Eichner Erwachsenenbildnerin und Lektorin, [email protected] Fr.Ebert-Str. 3 72581 Dettingen Tel.: 07123-87861 Angeboten werden: Einführungskurs/Vertiefungskurs-Beziehungen/Aufbaukurs-Spiritualität. Angebote in VHS und evgl. + kath. Erwachsenenbildungshäusern der Region BalingenTübingen-Reutlingen-Bad Urach-Münsingen-Ludwigsburg. Rainer Fincke, Ulla Peffermann-Fincke Dummersdorfer Str. 2a, 23569 Lübeck, Tel. (04 51) 30 42 92 Unsere Schwerpunkte sind : Spirituelle Arbeit mit dem Enneagramm, Betrachtung von Lebensthemen unter Berücksichtigung des Enneagramms. Wir organisieren Seminare und Vorträgen zu folgenden Themen : Einführung in das Enneagramm, Hilfe bei persönlichen Entscheidungsfindungen, Verbesserung der kommunikativen Kompetenz, Motivationstraining, Enneagramm und Beziehung, Hilfen zur Krisenbewältigung, zeitgemäße Ethik. Lebenshilfe und Persönlichkeitsentwicklung mit dem Enneagramm Gutes erhalten und Neues gestalten – Wege zu einem erfüllten Leben 11.-14.06.2007 Gott suchen – Workshop mit Richard Rohr. Erfahrungen auf dem Weg zu einem Glauben, der verwandelt Workshopleiter: Br. J. Geiger OSB, Pastor F.-K. Völkner, Sr. Dr. I. Eggemann Gotthard Fuhrmann Supervisor, DGSv Winzerstraße 82 A, 01445 Radebeul, Tel. (03 51) 8 30 13 68 ; [email protected]. Angeboten werden : Einführungskurs / Vertiefungskurs / Beziehungskurs / Neun heilende Bilder / Partnerschaft & Enneagramm (Paar-Kurs) / Enneagramm & eigene Biografie (Doppelkurs). Gearbeitet wird in allen Kursen mit Körperübungen, Wahrnehmungsübungen aus dem focusing, Imaginationen und mit Erkenntnissen u.a. Dürckheims und seiner Schüler. Mindestalter für die Teilnahme : 25 Jahre. Inhaltliche und terminliche Fragen bitte an den Kursleiter. Info Finanzen und Anmeldung für alle Kurse : Evang. Erwachsenenbildung Sachsen, Barlachstr. 3, 01219 Dresden, Tel. (03 51) 4 71 72 95, Fax (03 51) 4 72 09 32, [email protected] Gündel/Häg /Moore Gesellschaft für Enneagrammstudien Schimperstr. 1, 68167 Mannheim, Tel./Fax (06 21) 1 44 49, [email protected], www.enneagrammportal.de Professional Training Programm: 11.–16.1.2007 Typisierung & die höheren Aspekte, MA/HD Seminare: 13.–15.7.2006 Enneagramm – Alltag – Psychotherapie – Spiritualität, Allgäu, Arlene Moore und Uwe Doll Fortlaufende Gruppen: Entwicklung mit dem Enneagramm Di. 19–21 Uhr, “out of the maze“, 14-täglich mit Jürgen Gündel, Mannheim Di. 20–22 Uhr, 1× im Monat, mit Pamela Michaelis, Hamburg dienstags, Termine auf Anfrage, mit U. und S. Doll, Allgäu Do. 20–22 Uhr alle zwei Monate mit M. Sonderegger, Luzern Kontakte für weitere Informationen: Mannheim: Jürgen Gündel – [email protected], Arlene Moore: [email protected] Hamburg: Pamela Michaelis –[email protected] Allgäu: Uwe Doll – [email protected] Luzern (CH) – [email protected] Gerd Heck und Ute Faßbender-Heck Arena-Praxis für psycholog. Fortbildung (aipf), Kantstr. 8, 53332 Bornheim, Tel. (0 22 22) 93 67 75, Fax (0 22 22) 93 67 73, [email protected]. E. für Paare ; E. für Lehrer ; E. für pflegende Berufe ; Individuelle Partnerschaftsanalyse für Einzelpaare ; Diagnose–Beratung–Training, Termine/Kosten auf Anfrage. Alle Kurse finden statt in der Arena-Praxis Bornheim. Kurse in der Kommunität Grimnitz/Brandenburg Joachimsthal : Psychologie praktisch : Menschenkenntnis nach dem E. ; Bibel lebendig : Bibliodrama in Aktion. Info bei uns. Sr. Marie-Helene Hübben msc Pallotti-Haus, 85354 Freising, Tel. (0 81 61) 96 89-16 [email protected], www.pallottiner-freising.de Einführung in das Enneagramm 30.5.; 25.7.; 22.8.; 19.9.; 24.10.; 28.11.; 12.12.06 Einführung in das Enneagramm: Barbara Hugentobler-Rudolf/Gustav Etter Barbara Hugentobler-Rudolf, VDM, Lettenstr. 3, CH-8126 Zumikon/ZH, Tel. +41.44.918.05.88/FAX +41.44.918.21.49, E-Mail : [email protected] Meine Schwerpunkte : Seelsorgerliches Beraten und Begleiten, spirituelles Heilen, Meditationsleiterin, Enneagrammlehrerin Enneagramm-Austausch Gruppe « miteinander wachsen » in Zürich, Nähe kunsthaus ca. 4x pro Jahr, Mittwoch 19–21 Uhr Eigene Enneagramm-Einführungskurse in Kirchgemeinden auf Anfrage Gustav Etter-Schuler, Pfarrer, Hegiweg 5, CH-8193 Eglisau/ZH Tel. +41.44.867.32.81, FAX +41.44.867.09.46, [email protected] Meine Schwerpunkte sind: Erwachsenenbildung, Meditationsleiter, Enneagrammlehrer Enneagramm-Austauschgruppein Zürich, 6-wöchentlich, jeweils donnerstag, 19.45–21.45 Uhr Tagesseminare in Zürich : « Entwicklungswege mit den Flügeln », « Entwicklungswege mit den Trost- und Stresspunkten », « Einführung in die spirituelle Dimension und die spirituelle Praxis » Dr. Samuel Jakob Halden 132, CH 5728 Gontenschwil, Tel. 0041 (0)62 773 13 31, Fax 0041 (0)62 773 82 68, [email protected]; Kurse und Vorträge auf Anfrage. Dipl. Päd. Johanna Jesse-Goebel Sauerbruchstr. 12, 45470 Mühlheim/Ruhr, Tel. (02 08) 38 10 56, Fax 38 10 57, e-Mail : [email protected] Ich arbeite mit Konzepten der Transaktionsanalyse und Erkenntnissen des Enneagramms (nach H. Palmer). Koller Dietrich 19.-20.1.2007 Martin Buber: „Der Weg des Menschen nach der chassidischen Lehre“ Wir erarbeiten den Text und verbinden ihn mit spirituellen Übungen, die der Aneignung dienen. Ort: Spirituelles Zentrum St. Martin, Arndtstr. 8, 80469 München, Kosten: 60 Euro, Anmeldung: bis 12.01.2007 unter [email protected] Justine Krause Beratung – Supervison – Coaching – Seminare Niendorfer Kirchenweg 5e, 22459 Hamburg, Tel.: 040/588009 [email protected] Werner Lambach Küstriner Str. 34, 34212 Melsungen, Tel. (0 56 61) 5 04 09, Fax 92 13 31, [email protected] Auf Anfrage Enneagrammseminare vor Ort für einzelne Gruppen oder Gemeinden. Individuelle Wünsche zu Seminarinhalten/-schwerpunkten können mit mir abgestimmt werden. Einzelberatung/-begleitung (Lebensberatung) : Kosten auf Anfrage ; im Rahmen dieser Einzelgespräche wird auf die individuellen Fragen des eigenen Typs intensiv eingegangen. Die Beziehungsdynamiken z.B. zwischen PartnerIn, Kindern, Eltern, Kollegen werden aufgezeigt. Diese Gespräche können einzeln oder auch als Paar, je nach Bedarf bzw. auch prozessbegleitend über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Die Einzelberatung bietet sich besonders in Schnittstellensituationen des Lebens an (Neubeginn privat/beruflich, Trauer, Trennung/Scheidung etc.). EnneaForum Termine III Margit Lambach-Bialowons Enneagramm- und Bibliodrama-Kurse, Pangesweg 11, 34132 Kassel, Tel. (05 61) 4 00 37 77, [email protected] 16.–20.4.07 „Einführung ins Enneagramm mit Streß- und Trostpunkt-Integration“, Bildungsstätte St. Bonifatius, Bonifatiusweg 1-5, 59955 Winterberg, Tel.: 02981-92730, Fax: 029819273161; e-Mail: [email protected] 22.–26.10.07 Bibliodrama „Aus Lähmungen zur Lebendigkeit“ - mit enneagrammatischer Auswertung; Bildungsstätte St. Bonifatius, Bonifatiusweg 1-5, 59955 Winterberg, Tel.: 0298192730, Fax: 02981-9273161; e-Mail: [email protected] Pamela Michaelis zert. Enneagrammlehrerin, Supervisorin, Trainerin Typisierungsinterviews, Einzel- Paar- und Teamcoaching. Spirituelles Wachstum – Transformation der Leidenschaft – fortlaufende Gruppe in Hamburg, Isestrasse 55, 20149 Hamburg, Tel. (0 40) 4 80 80 99, Fax. (0 40) 4 80 17 87, e-Mail : [email protected] Wendzinski, Julia Enneagramm-Trainerin (ÖAE) Bergmeisterstraße 15b, 44269 Dortmund, 0231/4772030, [email protected] 24.-25.11.2006 Enneagramm-Einführungskurs Anmeldung: VHS Schwerte, Am Markt 11, 58239 Schwerte, Tel. (02304) 104-850, Fax: (02304) 104-877, [email protected], www. kuwebe.de unter Kompetenzen für Beruf und Alltag 9.12.2006 Enneagramm-Fortführungskurs - für Teilnehmer des Enneagramm-Einführungskurses Anmeldung: VHS Schwerte, Am Markt 11, 58239 Schwerte, Tel. (02304) 104-850, Fax: (02304) 104-877, [email protected], www. kuwebe.de unter Kompetenzen für Beruf und Alltag 2.-3.2.2007 Enneagramm-Einführungskurs Veranstalter und Anmeldung: Katholische Bildungsstätte Dortmund, Propsteihof 10, 44137 Dortmund, Tel. (0231) 1848-132, Fax: (0231) 1848-137, [email protected], www. fbs-dortmund.de unter Familienzeit/ persönliche Kompetenz Doris Wetzig Carola Modrejewski Lebenswerkstatt. Individuelle Lebensberatung – Seminare Langer Kamp 25, 31139 Hildesheim, Tel. (0 51 21) 20 87 11, Fax 20 87 13, e-Mail : [email protected] Dagmar Levsen Enneagramm Trainerin, Typisierung Gothastr. 46, 53757 Sankt Augustin, Tel./Fax 02241-332254 e-Mail: [email protected] Zum Ehrentag, für alle Feste, / Ist eine Rede doch das Beste. Ich schreib´, was Ihnen steht im Sinn. / Ob ernst, ob froh, in Versen hin ! / Auch Panto Mime führ´ ich auf, / Neun Typen Mensch, die hab´ ich drauf, / So nimmt Ihr Fest den schönsten Lauf ! „Rede & Mime“, Tel./Fax 02241-332254 e-Mail: [email protected] Sonderaufführung nach Wunsch: „Dinner for Nine” Hans Neidhardt + Karin Kunze-Neidhardt Moltkestr. 18, 69469 Weinheim Hans Neidhardt : Tel. (0 62 01) 18 68 05, Fax (0 62 01) 18 68 06, www.hans-neidhardt.de , [email protected] Karin Kunze-Neidhardt („Mensch und System“) : Tel. (0 62 01) 50 72 78, Fax (0 62 01) 50 72 99, www.mensch-und-system.de [email protected] Enneagramm live – der Basiskurs: 12 Abende im Herbst 2006, Hirschberg (bei Heidelberg), Leitung: Karin Kunze-Neidhardt und Hans Neidhardt, weitere Kurstermine auf Anfrage Miteinander wachsen – die Jahresgruppe für Paare: 7.–10.12.06., 28.3.-1.4.07, Schloss Schwanberg (bei Würzburg), Leitung: Karin Kunze-Neidhardt und Hans Neidhardt Enneagramm-Intensivtraining: 23.-26.11.06, 1.–4.2.07, 19.-22.4.07, Hirschberg (bei Heidelberg), Leitung: Karin Kunze-Neidhardt und Hans Neidhardt IV EnneaForum Termine Enneagramm-Trainerin (ÖAE) Diekskamp 3 h, 22949 Ammersbek (U-Bahnstation Hoisbüttel), Tel.: (040) 60 55 92 96, [email protected] Ich arbeite mit Informationen, Selbsterfahrung und Wahrnehmungsübungen und biete Enneagramm-Einführungs- und –Vertiefungskurse an. Die Kurse sind für Frauen, Männer, Singles oder Paare gleichermaßen geeignet, die ihre soziale Kompetenz verbessern wollen und zu mehr Verständnis und Zufriedenheit in ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld gelangen möchten. Einzeltermine nach Vereinbarung. Enneagramm-Einführungsangebote: 12.-13.1.2007 VHS Sachsenwald in Reinbek 16.-17.2.2007 VHS Brunsbüttel 23./24.2.2007 VHS Ahrensburg 9.+10.3.2007 VHS Sachsenwald in Reinbek Enneagramm-Vertiefungsangebote: 24.+25.11.2006 Begegnungsstätte Hamburg-Bergstedt 16.+17.3.2007 VHS Ahrensburg 11./12.5.2007 VHS Sachsenwald in Reinbek Detailinformationen, Adressen und Tel.-Nummern unter www.doris-wetzig.de oder unter meiner o.g. Tel.-Nummer. Dipl.-Päd. Gerald Weidner Im Kammerfest 3, 63628 Bad Soden Salmünster, Tel. ( 0 66 60) 17 42, e-Mail : [email protected] Einführungs- und Vertiefungskurse unter Einbeziehung der Logotherapie V. Frankls und der Dialogischen Philosophie M. Bubers. Jürgen Werner & Ulf Tödter – Seminare & Coaching Wintererstr. 59, D-79104 Freiburg, Tel. (07 61) 20 22 98-6, Fax 20 22 98-7, e-Mail : [email protected] ; www.werner-und-toedter.de. Seminarangebote und zusätzliche Informationen zu diesen Seminaren finden Sie auf unserer Homepage. www.plansecur.de Plansecur zum Thema – Geld und Beratung „Das Maß jeder Plansecur-Beratung sind die Menschen, die sie in Anspruch nehmen. Überzeugen Sie sich selbst!“ Berater und Begleiter zu sein – das ist meine eigentliche Berufung. K+G Agentur für Kommunikation www.k-und-g.net Zwei Dinge haben mir immer Freude bereitet: der Umgang mit Zahlen und die Beratung und Begleitung von Menschen. Deshalb war ich nach meiner Tätigkeit als Bankkaufmann und einer theologisch-pädagogischen Ausbildung im diakonischen und kirchlichen Bereich tätig. Dabei wurde mir klar: „Berater und Begleiter zu sein – das ist meine eigentliche Berufung.“ Seit 1995 bin ich selbstständiger Plansecur-Berater, seit 1998 auch Gesellschafter der bundesweit tätigen Unternehmensgruppe. Hier kann ich diese beiden Begabungen gleichermaßen leben: Ich möchte nicht nur ein Experte für Finanzfragen sein, sondern auch ein Ratgeber, dem man vertrauen kann und der sich dauerhaft um die anstehenden Fragen gewissenhaft kümmert. Ich sehe es als ein Geschenk an, dass dies auch die Beratungsphilosophie der Plansecur ist. Ganzheitliche Vermögensberatung und systematische Finanzplanung, wie sie die Plansecur seit mehr als 15 Jahren praktiziert, beginnt nicht immer mit einem Vermögen. Aber stets mit einem fachkundigen Rat und einem individuellen Plan. Denn kein Mensch gleicht dem anderen. Entsprechend vielfältig sind die Wünsche und Ziele, die unsere Kunden mit Hilfe ihres persönlichen Beraters verwirklichen: ■ Vernünftige Grundabsicherung der ganzen Familie ■ Kapitalaufbau mit Maß und System ■ Ertragreiche Geldanlagen ■ Vorsorge fürs Alter ■ Tragfähige Hausfinanzierungen ■ Solide Konzepte für Existenzgründer ■ Kurzum – beruhigende Sicherheit in allen persönlichen und beruflichen Geldangelegenheiten. Doch bei aller Vielfalt, eines haben unsere Kunden gemeinsam: den Wunsch, verantwortungsvoll und erfolgreich mit ihrem Geld umzugehen, um das Beste aus ihrer jeweiligen Vermögenslage zu machen. Darum vertrauen sie der Plansecur. Sie haben erfahren, dass sie hier nicht nur bedarfsgerecht und kompetent beraten werden, sondern auch glaubwürdig. Falls auch Sie Sicherheit in all Ihren privaten und beruflichen Geldfragen wünschen und individuellen Rat suchen, dann sollten wir uns einmal näher kennen lernen. Bei dieser Gelegenheit können wir über die Plansecur, unser Beratungsangebot und ebenso ausführlich über Ihre Ziele und Wünsche sprechen. Rufen Sie doch einfach einmal an. Zeit für ein gutes Gespräch findet sich immer. Plansecur-Beratung · Werner Lambach · Küstriner Str. 34 · 34212 Melsungen Fon 0 56 61 / 5 32 26 · Fax 0 56 61 / 92 13 31 · [email protected] www.plansecur-beratung.de/w.lambach Das Sich-vergleichen-mit-anderen, welches mir Ansporn zum so-genannten Weiterkommen im Beruf diente, wird durch Erspüren der Einmaligkeit eines jeden Menschen ergänzt. Das Annehmen, dessen, was i s t, wird die Lernaufgabe: „Es ist, was es ist, sagt die Liebe“ - so Erich Fried. Langsam befreie ich mich mit diesen Gedanken auch aus der Falle des „Komm her – geh weg“ in nahen Beziehungen. Welche Befreiung für ein Vierermuster! Heute glaube ich, dass die Krankheit ein lauter Hilfeschrei meiner Seele war. Durch die Symptome einer Erkrankung dient mir mein Leib als Wegweiser, was in mir leben möchte, was ich bisher verhindert habe. Ich denke, Krankheit gilt es nicht in den „Griff “ zu bekommen, sie zu bekämpfen. Stattdessen darf ich mich in sie hineinspüren und sie fragen, was sie mich lehren will. Was will durch meine Krankheit zum Leben erweckt werden? Im Gang durch eine schwere Erkrankung habe ich vielfältige Wandlung erfahren: – Eine Vertiefung der Beziehung zu mir, zu Gott und den Menschen – Die Versöhnung mit Menschen und Situationen – Das Aufspüren einer seit längerer Zeit verschütteten Quelle der Kreativität in meinem Inneren – Das Anerkennen des Rhythmus eines „Stirb und Werde“ im Leben – Das Erkennen des Schönen im Gewöhnlichen, eine „Mystik im Alltag“ meines Lebens – Die Erkenntnis: Heilung kann ich nicht „machen“, sie wird mir geschenkt, ich darf dafür offen werden – Im Wendepunkt der Erkrankung verändert sich mein Lebensentwurf. Heute heißt dies für mich: Meine „Ortkenntnis“, die ich im Durchleben von Schmerz und Abschied gewonnen habe, macht mich zur Kundigen für Menschen in ähnlichen Krisenverläufen. Die Sinne sind geschärft, ich erkenne, welche eigentlichen Fragen beantwortet werden wollen, wenn ein Mensch in Krankheit und Krise gerät. Mein Aufgabenfeld hat sich gewandelt. Heute begleite ich Menschen mit Krebserkrankungen unter Zuhilfenahme der Landkarte des Enneagramms. Gemeinsam mit einer Gestaltseelsorgeberaterin leite ich Trauerbegleitungsgruppen. Menschen mit Verlusten haben in Solidarität mit anderen Betroffenen die Chance, der Trauer als Ausdruck der Liebe Raum zum Durchleben zu geben, um zum Leben neu aufzuerstehen. Ich danke dem ÖAE für die Möglichkeit der Teilnahme an einem Pilotkurs zur Enneagrammtrainerin. In meiner Biografie war das Angebot des Enneagramm-Trainerkurses eine wichtige Erfahrung auf dem Weg meines Heil-werdens mit anderen lebenserfahrenen Mitlernenden. Ute und Gerd Heck als Leitung haben mich in liebevoller Achtsamkeit gefordert und gefördert. Durch die unterschiedlichen Ansätze der mitwirkenden Dozentinnen und Dozenten und der Verbindung von sowohl christlich orientiertem als auch psychologisch gegründetem Anschauen des Enneagramms bin ich befähigt worden, je nach Zielgruppe aus der Vielfalt der Wege mit situativer Kompetenz ein angemessenes Kurskonzept zu entwickeln. EnneaForum 31 Das Fundament ist gelegt. Meine Aufgabe sehe ich darin, auf der Grundlage des Trainerkurses alte und neue Lernund Lebenserfahrungen auszubauen und miteinander zu verknüpfen. Die Weisheit des Enneagramms ist für mich eine wichtige Orientierung auf dem Weg meiner Heilung geworden. Ich danke allen Lehrerinnen und Lehrern, „Geburtshelferinnen und Geburtshelfern“ auf meinem Weg zum „Mensch-werden“. Das anspruchsvolle Thema der Jahreshauptversammlung 2007 ist für mich ein Ansporn zur Weiterarbeit in meinen Kurs- und Begleitungsangeboten. Mein Dank gilt auch Mitwirkenden der Tagung für die fundierten Statements und die künstlerische Ausgestaltung des Gesamtrahmens. Die Segnung in der Thomasmesse möge das Wirken des Geistes unterstützen und im Alltag begleiten. Schließen möchte ich meine Gedanken mit einem mir wichtig gewordenem Gebet von Romano Guardini: „Immerfort empfange ich mich aus Deiner Hand. Das ist meine Wahrheit und meine Freude. Immerfort blickt mich voll Liebe Dein Auge an, und ich lebe aus Deinem Blick, Du mein Schöpfer und mein Heil. Lehre mich in der Stille Deiner Gegenwart das Geheimnis zu verstehen, dass ich bin. Und dass ich bin durch Dich und vor Dir und für Dich.“ Heilende Begegnung mit dem „verlorenen“ Vater „Ver-töchterung“ mit ihr. Doch mein Stellvertreter-Vater, den ich anstelle meines Vater vor Dankbarkeit umarmen wollte, ließ dies nicht zu. Dieser St.-Vater war gefühlskalt. Das kannte ich an meinem Vater nicht. Mir war, als verliere ich meinen Vater! Ich war völlig niedergeschlagen und verwirrt. Im zweiten Block versuchte ich in Übungseinheiten noch einmal meinem Vater näher zu kommen. Doch auch dieses von Sr. Marie-Helene Hübben Mal wurde ich enttäuscht. Er war wütend über mich, was Mein Vater war für mich in meiner Kindheit der Wichtigste. ich nie erlebt hatte. Viele Male habe ich vom ersten AusbilSpäter, in einer EMDR- Therapie wechselte das innere dungsblock an gebetet, Gott, der Vater, möge sich erbarmen Bild immer zwischen Schutzengel und Vater. Das stimmt, und die Verwirrung in bezug auf meinen leiblichen Vater sagte ich mir, das stimmt! Mein Vater ist mein Schutzengel wegnehmen oder mich erkennen lassen, dass ich mich geirrt gewesen. Einer, der wollte, dass ich lebte, als ich „halbtot“ hatte. Mehr als 50 Jahre war ich auf dem Weg zu meiner geboren wurde. Mutter, aber der „Vater-Verlust“ von ca. 3 Monaten machte Er hat an meinem Bettchen gebetet, und als er gefragt mich fertig. wurde was er da mache, sagte er: „Was ich da jetzt hinein Hatte ich mich tatsächlich geirrt? Habe ich meinen Vater gelegt habe kann niemand mehr wegnehmen“! Meine Mutter hatte sich wegen ihrer harten Lebensgeschichte, der strengen überidealisiert? Habe ich in meiner Blindheit mir selbst ein gutes Vaterbild zurecht gebastelt, was gar nicht stimmt? Bin Kirche in ihrer Heimat (Holland) und der häuslichen Armut ich einer Täuschung aufgesessen? Wenn ja, dann hätte das eher von der Kirche distanziert. furchtbare Konsequenzen für mein Leben. Von nun an würde Meine Mutter wusste, was in ihrem Mann steckte, aber ich mehr vom Misstrauen den Menschen und mir selbst sie konnte es nicht erwecken, die Kriegserfahrung als gegenüber leben als vom Vertrauen. War die Wahrheit, die jugendlicher Soldat hatte seine Sanftmut in Ohmacht Gerechtigkeit, die Sanftmut, die Liebe, die zwischen uns hin verwandelt, wenn es um ihn selbst ging. Mein Wesen und und her floss, alles nur ein Hirngespinst meiner Kinderseele? die Art zu handeln glichen genau meinem Vater. Deshalb Ich betete zu Gott dem Vater, er möge meine Blindheit hatte ich es auch schwer mit meiner Mutter, die streng mit erleuchten oder mir den „verlorenen Vater“ wiedergeben. mir umging, wenn ich in einer Ecke saß und las. Durch die Dann kam eine dritte Übungseinheit. Ich versuchte es unterbrochene Hinbewegung zur Mutter im frühen Kleinnoch einmal mit meinem Vater. Ich kniete mich vor die kindalter und die Missverständnisse zwischen ihr und mir Stellvertreter-Person und sagte: „Du bist der Große, ich bin war ich familien- therapeutisch die „bessere Frau meines die Kleine, du bist der Vater und ich bin das Kind und das Vaters“. Mit sechzehn formulierte ich mein Lebensthema: bin ich gern!“ Da hob mich der Stellvertreter vom Boden „Wenn Gott in Jesus Christus weiß, was Leiden auf, mit einer Sanftheit und Liebe, nahm mich in den Arm bedeutet, dann will ich mit ihm zusamund sagte: „Es ist eine Freude, ein Kind wie Dich zu haben.“ men helfen, Leiden zu lindern.“ Ich weinte wie ein Kind, denn ich hatte endlich meinen Nach der diesjährigen Jahres„verlorenen Vater“, so wie ich ihn kannte, wiedergefunden. hauptversammlung in Eisenach Gleichzeitig hatte ich durch meine Sehnsucht nach meinem besuchte ich den letzten Block einer Fortbildung über “Bibel und Vater, den mich aufrichtenden, göttlichen Vater erfahren, der mich umarmte und sich über mich freute. Jetzt erst, nach 60 Familientherapie“. Die Erfahrung Jahren, erlebte ich Schutz und Stärke dieser Vaterkraft. mit zwei Stellvertretern meines Was war geschehen? Die zwei Stellvertreter, die mich so Vaters führte mich in eine tiefe verwirrt hatten, stellten auch Eigenschaften meines Vaters Verwirrung, die ich monatelang dar, die meine Mutter vermutlich besser kannte als ich. Uns nicht wegstecken konnte. Zum Kindern gegenüber hatte der Vater diese Seiten nicht gelebt. ersten Mal stellte ich – durch Die erlösende Erfahrung kam, als ich mich klein machte vor Stellvertreter – meine Familie „meinem Vater“. Heute weiß ich, dass dadurch die Haltung, auf. Die Stellvertretedie bessere Frau für ihn zu sein, aufgehoben wurde. Der Vater rin meiner Mutter konnte liebevoll reagieren, weil ich wirklich mit Freuden zum bestätigte die Kind geworden bin. Ich habe mich klein gemacht, und ich Tatsache fühlte, dass er wirklich der Große ist und ich nur das Kind. meiMit einem Mal war es gut. Ich war glücklich und frei. Voller ner Dankbarkeit erkennen ich die Güte des VATER GOTTES der mich in und durch diese Krise geführt hat. Ich habe ihn wiedergefunden; IHN den zärtlichen Gott, der darum wirbt, geliebt zu werden. ER hat mich nicht im Stich gelassen. Sein ohnmächtiger Sohn dessen Bild in mein Herz gebrannt war, ist der Ausdruck seiner BARMHERZIGKEIT , die seine GERECHTIGKEIT vollendet. ER hat meine Hand genommen und mich „vor SEIN Angesicht“ gestellt. Und das alles bei einer kleinen, familientherapeutischen Übung. EnneaForum 31 „ … und Enneagramm“, „Enneagramm und … “ Wider eine unzulässige Vermengung ein Diskussionsbeitrag von Siegfried Götz Diese Geschichte mag historisch nicht verifizierbar, also nur Wichtige Vorbemerkung: Bei der JHV 2007 in Eisenach „gut erfunden“ sein. Doch meine Gesprächspartner können haben wir bedeutende und hilfreiche Vorträge von kompedurch die darin geschilderten Umstände recht gut und schnell tenten Fachleuten gehört. Durchgehende und wichtige Aussagen sind für mich u.a. gewesen: 1. Wenn der Enneagramm- verstehen, was das Enneagramm aussagt, vor allem aber, dass es eine nachprüfbare und gültige Wahrheit über alle Menschen Typ eines Menschen bekannt ist, kann man ihm bei einer vermittelt. Beratung usw. viel besser als sonst gerecht werden. 2. Jeder Den Betreffenden wird vor allem deutlich, dass das EnneEnneagramm-Typ hat seine je eigenem Vorgaben und Ziele. agramm nicht in den diffusen Bereich der Esoterik [1] gehört, Wenn sie beachtet werden, gelingt es, dem Betreffenden mit sondern eine erkennbare Realität benennt, die im jeweils Psychologie und/oder anderen bewährten Methoden viel eigenen Leben ihren Platz hat, sogar dann, wenn man sich wirksamer und anhaltender als sonst zu helfen. nicht sofort einem der neun Muster zuordnen kann und die Ich habe durch diese Vorträge und Darlegungen erfreulicherweise eine volle Bestätigung meiner Kenntnisse über das Vielzahl der Aussagen noch nicht kennt. Enneagramm und meiner Erfahrungen mit ihm erlebt und [1] Wenn man in Nachschlagewerken usw. nach dem Begriff möchte mich dafür aufrichtig bedanken. „Esoterik“ sucht, begegnet einem darin eine unübersichtliche Das Folgende ist also nichts mit dem zu tun, was wir in und zum Teil sogar widersprüchliche Vielzahl von DefiniEisenach zum und fürs Arbeiten mit dem Enneagramm tionen und Erklärungen. Für mich habe ich die (vielleicht vernommen haben. Ich möchte hier vielmehr ein Problem unvollständige) Fassung gefunden: „Esoterik benennt ein ansprechen, das mich schon seit vielen Jahren beschäftigt. Geheimwissen, das 1. nur Eingeweihten zugänglich ist, 2. mit wissenschaftlichen Methoden nicht beweisbar/ verifizierbar ist, 1994 habe ich über das Buch von Richard Rohr und Andreas 3. neben Gott oder gar ohne ihn mit Mächten rechnet, die nur Ebert das Enneagramm kennen gelernt. Als damals Verantmit geheimen Methoden (mit sog. „Arkanwissen“) beeinflusswortlicher für Erwachsenenbildung in der Ev. Kirchengebar am Werk sind, 4. von Menschen, die sich darauf eingemeinde Lorch habe ich bald danach das Enneagramm ins lassen haben allen logischen Gegenargumenten zum Trotz Programm genommen, um dieses Wissen auch anderen hartnäckig festgehalten wird.“ Was mir nun aber doch sehr zu zugänglich zu machen. Es hat zwei gut besuchte Enneaschaffen macht, ist die Beobachtung, dass die unterschiedlichsgramm-Tagesseminare unter der Leitung von Frau Gabriele ten Leute das Enneagramm als eine Art Stütze [2] für ihre Sicht Mück aus Göppingen–Faurndau gegeben. Sie hat sich sogar der Dinge verwenden und dann (oft sogar stillschweigend) anschließend bereit erklärt, für uns eine auf drei Jahre angeeine der im Titel genannten Kombinationen „..... und Ennelegte Enneagramm-Gruppe weiterzuführen. agramm“ bzw. „Enneagramm und .....“ gebrauchen, also das Persönlich habe ich das Enneagramm (als „6er“) mehr Enneagramm mit ihrer je eigenen Vorstellung vermengen. und mehr – vor allem in einer hinter mir liegenden massiven Krise – als eine wahre Lebenshilfe erfahren, speziell [2] Dieses Phänomen dürfte nicht nur mir, sondern uns allen auch im Bezug auf meinen „Trost- und Stresspunkt“. Ich immer wieder begegnet sein: Aus dem dumpfen Gefühl heraus, habe z.B. gelernt und erkannt, dass ich Menschen, die mir sich einer letztlich doch fragwürdigen Sache zugewandt zu weh getan und sogar geschadet haben, nicht (mehr) hassen haben, wird nach Argumenten aus anderen Bereichen gesucht, muss, sondern von ihnen sagen kann: „Wegen ihrer Ennenach den oben genannten „Stützen“. Nehmen wir als eher agramm-Vorgabe haben sie so gehandelt, vielleicht sogar unverfängliches Beispiel den Kreationismus, also die Behauphandeln müssen“. tung, dass der biblische Schöpfungsbericht und auch alle Bekanntlich sind die Ursprünge des Enneagramms nicht sonstigen Bibelaussagen wortwörtlich zu nehmen seien: Man mehr genau zu ermitteln. Wenn ich – was immer wieder hantiert da mit Begriffen wie z.B. „Entropie“ (oft ohne genau geschieht – jemandem das Enneagramm nahe bringen will, zu wissen, was mit diesem physikalischen Ausdruck gemeint erzähle ich die mir irgendwann und irgendwo mitgeteilte ist) und schreckt nicht einmal vor Täuschungen zurück, z.B. Geschichte von einem großen Kloster im Mittelalter. Dort wenn das Foto eines Fossils um 180° gedreht wird, und man so habe eines Tages ein Mönch eine Art Gedankenblitz gehabt: den optischen Eindruck entstehen lässt, als sei da kein uraltes „Meine Mitbrüder erleben Tag für Tag genau das Gleiche: versteinertes Lebewesen sondern nur ein fast schon neuzeitgleicher Tagesablauf, gleiche Gottesdienste, gleiche Mahllicher Abdruck eines Sintflutopfers zu erkennen. zeiten, gleiche Lesungen im Kapitelsaal, gleiche Arbeit und vieles andere mehr. Die müssten sich doch im Lauf der Zeit Erstens die Konstellation „ … und Enneagramm“ immer ähnlicher oder sogar einander gleich werden.“ Er habe sie darauf genauer angesehen und dann erkannt, dass Was ich immer wieder beobachten muss, ist vor allem die wohl sie neun verschiedene Formen der Lebensgestaltung und am häufigsten vorkommende Vermischung der Astrologie mit -bewältigung haben, eben die sogenannten „neun Gesichter dem Enneagramm. der Seele“, die das Enneagramm beschreibt. Öfter als mir lieb ist, habe ich schon jemanden sinngemäß EnneaForum 31 sagen hören: „Was und wie ich laut Astrologie und deren Horoskope als Wassermann/Fische/ Widder usw. bin, ist für mich bisher uneindeutig gewesen. Doch nun lässt sich das endlich zu meiner Zufriedenheit untermauern oder sogar beweisen mit dem Enneagramm-Typ Nr. ...“. Man beachte dabei, wie bezeichnenderweise die Reihenfolge abläuft: die Astrologie hat den Vorrang, das Enneagramm wird zu ihrem bloßen Hilfsinstrument. Dazu möchte ich ganz kurz auf zweierlei verweisen: 1. Hier liegt zunächst eine sog. „Koinzidenz“ vor: Zwei gleichzeitig ablaufende oder sonst wie beobachtbare Tatbestände oder Ereignisse werden in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht. Wenn man danach sucht und vor allem auch von diesem „Wechselwirkungsschema“ überzeugt ist, kann es zu den eigenartigsten Koinzidenz-Aussagen kommen. Wie wenn zum Beispiel an einem schwülen Sommertag ideale Lebensbedingungen für bestimmte Bakterien herrschen, so dass ungekühlte Milch schneller als sonst „sauer“ wird. Andererseits kann es an so einem Tag auch ein Gewitter mit Blitz und Donner geben. Der KoinzidenzSchluss lautet dann: „Blitz und Donner machen die Milch sauer“. 2. In der Astrologie (speziell in ihren Horoskopen) spielt aber erwiesenermaßen auch der sog. „Barnum-Effekt“ eine entscheidend große Rolle. Ich zitiere dazu aus der Internetseite der „GWUP“ („Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“): „Barnum-Effekt. ... Darunter versteht man die Tendenz, allgemeine und vage gehaltene Aussagen als für einen persönlich zutreffend zu betrachten. Typische Barnum-Aussagen wären ‚Sie neigen zur Selbstkritik’ oder ‚Zuweilen haben Sie ernste Zweifel, ob sie eine richtige Entscheidung getroffen oder das Richtige getan haben’. Fast 100 % von beliebig befragten Personen bejahen diese Aussagen.“ Was von der Astrologie zu halten ist, müsste spätestens seit 30 Jahren klar sein, als Hoimar von Ditfurth und Volker Arzt nach ihrer Fernsehsendung über die Astrologie im Jahr 1977 die alles widerlegenden und alle Astrologen mit ihren Ansprüchen bloßstellenden Ergebnisse in ihrem Buch von 1978 veröffentlicht haben. (Hoimar von Ditfurth / Volker Arzt: „Querschnitt – Dimensionen des Lebens II“. Hoffmann und Campe, Hamburg, 1978, S. 182 – 197) Aktueller sind die Ausführungen der „GWUP“ in Roßdorf bei Darmstadt, z.Z. nachzulesen unter http://www. gwup.org/themen/texte/astrologie/, wo unter anderem steht: „Warum ein solcher Zusammenhang (zwischen den Stellungen von Gestirnen und irdischen Geschehen) überhaupt existieren soll, bleibt offen. Die GWUP hat zudem auf einen sehr eigenwilligen Tatbestand hingewiesen:„Auf ihrer Generalversammlung hat die Internationale Astronomische Union am 24. August 2006 beschlossen, Pluto künftig nicht mehr als Planet zu zählen“, sondern nur noch als „Zwergplanet“ zu bezeichnen. Das hindert den Deutschen Astrologenverband (DAV) aber nicht daran, Pluto weiterhin als gleichwertig mit den „richtigen“ 8 Planeten in ihre Horoskope einzubauen. Die leichthin vorgenommene Vermischung der 9 Typen des Enneagramms mit den bisherigen 9 Planeten dürfte somit eigentlich nicht mehr möglich sein, doch wieder gilt da der alte entlarvende Satz, dass „nicht sein kann, was nicht sein darf “. Warum also muss ausgerechnet das Enneagramm bei dieser evidenten Sachlage für etwas herhalten, was seinem ganzen Wesen als empirisch nachvollziehbarem und einsichtigem Wissen so eklatant widerspricht wie eben gerade die Astrologie ?! Zweitens die Konstellation „Enneagramm und .....“ Auch da kann ich mich an Voten erinnern, in denen es sinngemäß geheißen hat: „An vielen (!) entscheidenden Stellen ist das Enneagramm unvollständig und ungenau, es muss darum durch ... ergänzt (oder gar korrigiert!) werden.“ Die Vielzahl der „Ergänzungen“, die dabei genannt werden, kann ich hier gar nicht auflisten. Darum möchte ich nur ein paar Beispiele erwähnen (ohne auf deren Bewertung näher einzugehen, weil sie für sich genommen sehr wohl sinnvoll sind bzw. sein können): Neue psychologische Erkenntnisse und Entwürfe, Homöopathie, asiatische Meditationsübungen, die bei vielen heute wieder aktuell gewordenen Neuauflagen der Gnosis [3] und vieles andere mehr. Dazu kommt aber leider EnneaForum 31 auch hier wieder eine Kombination mit für mich eindeutig Esoterischem. Konkret begegnet ist mir bei dieser Vermengung mit Esoterischem z.B. die für mich überhaupt nicht nachvollziehbare Vorstellung, dass neun unterschiedliche Kristallarten (warum gerade neun ?) auf das Befinden des Menschen jeweils unterschiedlich einwirkende Kräfte haben sollen, und dass sich das dann durch die neun EnneagrammTypen belegen ließe. [3] Auch dazu eine mir zugängliche Definition: „Gnosis“ ist die fast gleichzeitig mit dem christlichen Glauben entstandene Lehre, dass ein böser (!) Schöpfer die sichtbare Welt geschaffen habe, aus der man sich mit Hilfe des im Menschen vorhandenen „Seelenfünkchen“ befreien könne. Die Erlösung sei durch geheimes Wissen (was „Gnosis“ wörtlich bedeutet) aus eigener (!) Kraft zu leisten. Die Gnosis ist im 1. Jahrhundert eine ernste Bedrohung für den noch jungen christlichen Glaubens gewesen. Bei dieser zweiten Vorgehensweise wird m.E. offen, also nicht nur unterschwellig, das Enneagramm im wörtlichen Sinn als „mangel-haft“, als mit Mängeln behaftet angesehen. Ich habe die ganze Aussagefülle des Enneagramms zugegebenermaßen noch längst nicht erfasst, doch bei diesen „Ergänzungen“ bekomme ich ein heftig beklemmendes Gefühl: Soll das, was mir so wichtig geworden ist, nur einen von vielen möglichen Aspekten über mich darstellen und beschreiben? Ich habe es erfreulicherweise ganz anders erlebt, nämlich dass das Enneagramm die volle ganze Wahrheit über meine Person und meine Lebensgestaltung ausspricht und muss darum auch diese zweite Sichtweise „Enneagramm und ...“ genau so betrachten wie die oben beschriebene erste Form der Vermischung. Zusammenfassung: Mich macht bei all dem sehr betroffen, dass bei der für mich unzulässigen ersten Vermengung das Enneagramm selbst in den Dunstkreis der Esoterik hineingezogen wird, wo es wahrlich nicht hingehört. Das Enneagramm ist doch kein 0 EnneaForum 31 Geheimwissen für besonders Eingeweihte und Adepten, sondern kann von allen, die es kennen gelernt haben, als eine wohltuende Lebenshilfe erfahren werden, vor allem auch, weil es sich sogar unabhängig von religiösen oder sonstigen weltanschaulichen Vorgaben des Betreffenden verifizieren und annehmen lässt. Bei der unzulässigen zweiten Vermengung habe ich das dumpfe Gefühl, dass das Enneagramm als etwas angeblich Unvollständiges, Ungenaues und Vorläufiges genaugenommen in die Beliebigkeit jedes einzelnen abzugleiten droht (was genau so schlimm und falsch ist). Das wäre m.E. für das Enneagramm eine schwere Belastung, gerade so, als könne man jeweils persönlich entscheiden und festlegen, ob am Enneagramm „etwas dran ist“ (oder auch nicht). Ich jedenfalls sehe es so, denn für mich ist jede Art von Synkretismus [4] immer schon mehr als problematisch. [4] „Synkretismus“ nennt man die (willkürliche) Vermischung unterschiedlichster Elemente aus Weltreligionen, Weltanschauungen, Lebensdeutungen und oft genug eben auch esoterischen Darlegungen: ein bisschen ..., ein bisschen ... usw. Der Synkretismus und die Bewertung anderer Religionen ist ein sehr weites Thema - hier nur so viel: Ich erlebe seit einiger Zeit mit ziemlicher Betroffenheit, dass die beiden grundverschiedenen Begriffe „Toleranz“ (abgeleitet vom lateinischen Wort für „ertragen“) und „Akzeptanz“ (abgeleitet vom lateinischen Wort für „gelten lassen“) für mein Empfinden leichtfertig in eins gesetzt, also synonym verwendet werden. Es heißt dann z.B.: „Ich akzeptiere ..., lasse also ... als gleichwertig z.B. mit dem christlichen Glauben oder eben auch mit dem Enneagramm gelten“, wo eigentlich zu sagen ist: „Ich bin tolerant und muss darum ... tolerieren, also ... ertragen, obwohl ich ... nicht für richtig halte, also ... nicht akzeptieren kann.“ Darum kann ich selbst nur sagen: Entweder man hat die Wahrheit des Enneagramms persönlich erfahren und kann sie im Leben ein- und umsetzen, oder man hängt einer esoterischen Lehre wie z.B. der Astrologie bzw. anderen genau so problematischen weil nicht verifizierbaren WeltdeutungsEntwürfen an. Dieses „entweder – oder“ darf und soll m.E. nie zu einem „sowohl – als auch“ werden. Das würde nämlich für mich genau genommen eine Leugnung all der guten Erfahrungen und Weisheiten bedeuten, die mir nur das Enneagramm bietet und oft schon in meinen Leben geboten hat. Verzauberter April ein Lesetipp von Margrita Appelhans Die Novelle der britischen Autorin Elizabeth von Arnim ist für mich eine ganz besonders empfehlenswerte Grundlage für enneagrammatische Studien. Hier gibt es gleich eine ganze Reihe von wunderschön gezeichneten Charakteren. Und das auch noch auf dem Hintergrund einer lebenssprühenden und doch so beschaulichen Italienreise. Eine Anzeige in der Times lässt zu Beginn der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts Lotty Wilkins und Rose Arbuthnot davon träumen, das regnerische London und ihre Männer zu verlassen und den April in Portofino am Golf von Genua in einer zu vermietenden Villa zu verbringen. Damit dieser Plan gelingen kann, müssen zwei weitere Mitreisende gefunden werden, denn die beiden allein können sich diesen Urlaub finanziell nicht leisten. Sie inserieren selber in der Times, und nach einem Auswahlverfahren machen Mrs. Fisher und Lady Caroline Dester das Quartett vollständig; ein Quartett aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Lebensumständen und mit stark differierenden Erwartungen an die Italienreise. So beginnt der gemeinsame Aufenthalt im Castello „San Salvatore“ zwangsläufig mit dem Streit um Räumlichkeiten, Rang, das adäquate Benehmen und den Platz für persönliche Bedürfnisse im Tagesablauf. Exemplarisch hier Auszüge aus dem Kapitel, das vom ersten Frühstück berichtet: Lotty und Rose, die spät am Abend angekommen sind, werden durch die Anwesenheit der beiden anderen Damen überrascht; sie haben mit deren Ankunft erst später gerechnet. Lady Caroline, der es nur darum geht, Abstand von ihren zahllosen Verehrern und gesellschaftlichen Verpflichtungen zu gewinnen, hängt bereits im Garten ihren Träumen nach: „Ich habe auf meinem Zimmer gefrühstückt“, sagte sie und tat ihr möglichstes, um schroff zu klingen. „Vielleicht sehe ich Sie später.“ Sie nickte ihnen zu und ging zurück zu ihrem Platz auf der Mauer, wo die Lilien sich so angenehm kühl um ihre Füße schmiegten. Von Francesca, dem Hausmädchen, werden sie in den Speisesaal geleitet: dort thronte am Kopfende des Tisches Mrs. Fisher und frühstückte. (…) „Wo wollen Sie sitzen?“ fragte Mrs. Fisher Mrs. Arbuthnot (…) „Oh, danke …“, sagte Mrs. Arbuthnot und setzte sich ziemlich abrupt neben sie. Es gab nur zwei Plätze, auf die sie sich setzen konnte, die Plätze an den Seiten von Mrs. Fisher, die gedeckt waren. So setzte sie sich auf den einen Platz, und Mrs. Wilkins setzte sich ihr gegenüber auf den anderen. Mrs. Fisher saß am Kopfende. Um sie herum waren Kaffee und Tee platziert. Natürlich hatten sie alle den gleichen Anteil an San Salvatore, aber sie selbst und Lotty waren es doch gewesen, überlegte Mrs. Arbuthnot sanftmütig, die es entdeckt und sich die Mühe gemacht hatten, es zu kriegen, und die sich entschieden hatten, Mrs. Fisher mitmachen zu lassen. Ohne sie beide, musste sie denken, wäre Mrs. Fisher nicht hier. Moralisch gesehen war Mrs. Fisher ein Gast. Es gab keine Gastgeberin in dieser Runde, aber angenommen, es gäbe eine, dann wäre das nicht Mrs. Fisher, dann wäre das nicht Lady Caroline, sondern sie selbst oder Lotty. Mrs. Arbuthnot empfand das ganz unwillkürlich, als sie sich hinsetzte und Mrs. Fisher die Hand, die Ruskin gedrückt hatte, unentschieden über dem Kännchen vor ihr hielt und sich erkundigte: „Tee oder Kaffee?“ Dieses Empfinden verstärkte sich noch in ihr, da Mrs. Fisher einen kleinen Tischgong schlug, als wären ihr dieser Gong und dieser Tisch seit ihrer Kindheit vertraut, und beim Erscheinen Francescas in der Sprache Dantes bat, noch Milch zu bringen. Mrs. Fisher hatte eine merkwürdige Art, dachte Mrs. Arbuthnot, das Kommando zu übernehmen; und wäre sie selbst nicht so glücklich gewesen, hätte es ihr vielleicht etwas ausgemacht. Auch Mrs. Wilkins bemerkte das, aber ihrem schweifenden Geist fiel dazu nur der Kuckuck ein. Sie hätte unweigerlich vom Kuckuck gesprochen, unzusammenhängend, hemmungslos und kläglich, wenn sie sich in dem nervösen und verschüchterten Zustand befunden hätte, in dem Mrs. Fisher sie zuletzt gesehen hatte. Aber das Glücksgefühl hatte die Schüchternheit verdrängt — sie war gelassen; sie hatte ihre Konversation im Griff; sie musste nicht entsetzt hören, wie sie selbst Dinge sagte, die sie am Anfang der Rede überhaupt nicht hatte sagen wollen; sie fühlte sich rundum wohl und war ganz ungezwungen. Die Enttäuschung, auch die Willkommensvorbereitungen für Mrs. Fisher streichen zu müssen, war sofort verflogen, denn es war unmöglich, im EnneaForum 31 1 Paradies dauerhaft enttäuscht zu sein. Sie hatte auch nichts konnte sich vier Wochen lang wirklich wohl fühlen, wenn dagegen, wenn die sich als Gastgeberin aufspielte. Was da jemand eine Angewohnheit hatte. (...) machte das schon? Im Paradies kümmerte man sich um so „Sollen wir gehen?“ schlug sie vor. was nicht. (...) „Lassen Sie mich Ihnen beim Aufstehen helfen“, sagte Mrs. „Hoffentlich“, sagte Mrs. Arbuthnot im lächelnden VerArbuthnot, ganz Rücksicht. such, Mrs. Fisher beizubringen, noch weniger denn als Gast „Oh, danke — ich komme bestens zurecht. Nur manchmal könne sie als Gastgeberin auftreten, „ist Ihr Zimmer gemütbehindert mich mein Stock ...“ lich.“ Mrs. Fisher stand mit Leichtigkeit auf; Mrs. Arbuthnot „Sehr“, sagte Mrs. Fisher. „Möchten Sie noch Kaffee?“ hatte sich umsonst in ihrer Nähe aufgehalten. „Nein, danke. Möchten Sie?“ „Ich werde mir eine dieser Prachtorangen nehmen“, sagte „Nein, danke. In meinem Schlafzimmer standen zwei Mrs. Wilkins, blieb sitzen und griff nach einer schwarzen Betten, die es unnötig vollgestopft haben, und ich habe Schale, in der Orangen angehäuft waren. „Rose, wie kannst eines herausschaffen lassen. Das hat es viel annehmlicher du denen widerstehen. Schau doch nur, nimm die hier ... gemacht.“ Dieses Prachtstück ...“ Und sie hielt ihr eine große Orange „Ach, darum habe ich zwei Betten in meinem Zimmer!“ entgegen. rief Mrs. Wilkins aus, wie erleuchtet; das zweite Bett in ihrer „Nein, ich werde mich um meine Pflichten kümmern“, Zelle war ihr vom ersten Augenblick an, da sie es gesehen sagte Mrs. Arbuthnot und ging zur Tür. „Ich bitte um hatte, unnatürlich und unpassend vorgekommen. Vergebung, dass ich Sie allein lasse“, fügte sie höflich zu Mrs. „Ich habe keinerlei Anweisungen gegeben“, sagte Mrs. FisFisher gewandt hinzu. her zu Mrs. Arbuthnot gewandt. „Ich habe Francesca bloß Mrs. Fisher ging auch zur Tür; richtig behänd; beinah gebeten, es zu entfernen.“ schnell; ihr Stock behinderte sie überhaupt nicht. Sie hatte „Auch ich habe zwei in meinem Zimmer“, sagte Mrs. nicht die Absicht, mit Mrs. Wilkins allein gelassen zu werArbuthnot. den. „Das zweite bei Ihnen muss das von Lady Caroline sein. „Wann hätten Sie gern das Mittagessen?“ fragte Mrs. Sie hat ihres ebenfalls wegräumen lassen“, sagte Mrs. Fisher. Arbuthnot sie in dem Versuch, ihre Position, wenn nicht „Es ist irgendwie albern, mehr Betten als Bewohner in einem gerade als Gastgeberin, dann zumindest als Nichtgast, zu Zimmer zu haben.“ behaupten. „Aber wir haben auch keine Männer hier“, entgegnete „Mittagessen“, sagte Mrs. Fisher, „ist um halb eins.“ Mrs. Wilkins, „und ich sehe den Nutzen von zusätzlichen „Das Mittagessen wird also um halb eins für Sie bereit Betten im Schlafzimmer, wenn die Ehemänner nicht da sind, sein“, sagte Mrs. Arbuthnot. „Ich gebe der Köchin Bescheid. um sich hineinzulegen, nicht ein. Können wir sie nicht auch Das wird recht mühevoll werden“, fuhr sie lächelnd fort, wegtun?“ „aber ich habe ein kleines Wörterbuch mitgebracht ...“ „Betten“, sagte Mrs. Fisher in frostigem Ton, „können „Die Köchin“, sagte Mrs. Fisher, „weiß Bescheid.“ nicht von einem Zimmer zum anderen geräumt werden. „Ach ja?“ sagte Mrs. Arbuthnot. Irgendwo müssen sie bleiben.“ „Lady Caroline hat ihr schon Bescheid gegeben“, sagte Mrs. Wilkins‘ Bemerkungen erschienen Mrs. Fisher Mrs. Fisher. ständig fehl am Platz. Jedesmal, wenn sie den Mund öffnete, „Ach ja?“ wiederholte Mrs. Arbuthnot. sagte sie etwas, was besser ungesagt bliebe. Loses Gerede „Ja. Lady Caroline spricht das Italienisch, das Köchinnen über Ehemänner war in Mrs. Fishers Kreis nicht gerade verstehen. Ich bin wegen meines Stockes daran gehindert, ermutigt worden. (...) Betten, wenn sie denn erwähnt in die Küche zu gehen. Und selbst wenn ich es könnte, so werden mussten, ging man mit Vorsicht an; und schickliche befürchte ich, würde man mich nicht verstehen.“ Zurückhaltung verhinderte es, dass sie und die Ehemänner „Aber ...“, begann Mrs. Arbuthnot. in einem Atemzug genannt wurden. „Aber das ist einfach herrlich“, beendete Mrs. Wilkins vom Sie wandte sich deutlicher denn je an Mrs. Arbuthnot. Tisch aus den Satz für sie, entzückt von diesen unerwarteten „Lassen Sie mich Ihnen noch ein wenig Kaffee einschenVereinfachungen in ihrem und Roses Leben. „Wir haben ken“, sagte sie. wirklich rein gar nichts hier zu tun, keine von uns beiden, „Nein, danke. Aber möchten Sie nicht noch ein wenig außer glücklich zu sein. Sie würden es nicht glauben“, sagte Kaffee haben?“ sie, drehte den Kopf zu Mrs. Fisher und redete sie direkt „Um Himmels willen. Ich trinke nie mehr als zwei Tassen an, Orangestückchen in beiden Händen, „wie furchtbar gut zum Frühstück. Möchten Sie eine Orange?“ Rose und ich die Jahre hindurch immerzu gewesen sind und „Nein, danke. Möchten Sie eine?“ wie sehr wir jetzt Erholung brauchen.“ „Nein, ich esse kein Obst zum Frühstück. Es ist eine ameriUnd Mrs. Fisher ging, ohne sie einer Antwort zu würdikanische Sitte, und ich bin aus dem Alter, um dergleichen gen, aus dem Raum und sagte sich: ‚Sie muss, sie wird im Moden aufzugreifen. Haben Sie alles, was Sie wollen?“ Zaum gehalten werden.’ „Gewiss doch. Und haben Sie alles?“ Als bald darauf Mrs. Wilkins und Mrs. Arbuthnot, aller Mrs. Fisher machte eine Pause, bevor sie antwortete. War Pflichten ledig, herausspaziert kamen und die ausgetretenen das womöglich eine Angewohnheit, dieser Tick, eine einStufen hinunter und durch die Pergola bis in den unteren fache Frage mit derselben Frage zu beantworten? Wenn ja, Garten gingen, sagte Mrs. Wilkins zu Mrs. Arbuthnot, die dann musste das im Zaum gehalten werden, denn niemand nachdenklicher Stimmung schien: „Ist dir nicht klar: wenn EnneaForum 31 jemand anderes die Anordnungen erteilt, sind wir frei?“ Mrs. Arbuthnot sagte, das sei ihr durchaus klar, dennoch komme es ihr absurd vor, dass alles ihnen aus den Händen genommen worden sei. „Ich hab‘s gern, wenn die Dinge mir aus den Händen genommen werden“, befand Mrs. Wilkins. „Aber wir haben San Salvatore entdeckt“, sagte Mrs. Arbuthnot, „und ich finde es schon ziemlich absurd, dass Mrs. Fisher sich aufführt, als gehörte das Castello einzig und allein ihr.“ „Ziemlich absurd ist es“, sagte Mrs. Wilkins mit großer Gelassenheit, „wenn man sich daran stößt. Ich sehe überhaupt keinen Sinn darin, das Kommando um den Preis der eigenen Freiheit führen zu wollen.“ Mrs. Arbuthnot sagte aus zweierlei Gründen nichts darauf. Erstens war sie beeindruckt von der zunehmenden und so bemerkenswerten Ruhe der bisher konfusen, zappeligen Lotty; und zweitens war das, was sie gerade anschaute, wunderschön. Zu beiden Seiten der Steintreppe war das Immergrün voll aufgeblüht, (...) GLYZINEN UND SONNENSCHEIN ... sie erinnerte sich an das Inserat. Hier gab es tatsächlich beides im Übermaß. Die Glyzinen überschlugen sich in exzessiver Lebenslust, Blütenüppigkeit; und da, wo die Pergola aufhörte, strahlte die Sonne auf scharlachrote Geranien, wahre Büsche, auf Unmengen von Kapuzinerkresse und leuchtende Ringelblumen, die zu brennen schienen, auf rote und rosafarbene Löwenmäulchen, und jede Pflanze übertraf die andere an Leuchtkraft der Farbe. Hinter diesen flammenden Gebilden fiel das Gelände terrassenförmig zum Meer hin ab, … Wen kann es noch überraschen: eine solche Atmosphäre wirkt Wunder – nicht nur bei Mrs. Wilkins. Die vier Frauen entdecken ungeahnte Potentiale bei sich selbst, lernen sich gegenseitig respektieren, ja sogar schätzen. Und dann kommen nach und nach Ehe- und andere Männer ins Spiel. Keiner reist ab, wie er gekommen ist – nicht selten, zur eigenen Verblüffung: Mrs. Fisher dachte gerade daran, wie verdutzt die anderen sein würden, wenn sie ihnen von ihrem so seltsamen und erregenden Gefühl erzählen würde, sie müsse bald in Knospen ausbrechen. Sie würden sie für eine lächerliche alte Frau halten, und genau das hätte sie selbst noch vor zwei Tagen gedacht; aber die Vorstellung vom Knospen wurde ihr langsam vertraut, sie war jetzt schon ganz apprivoisee, wie der gute Matthew Arnold zu sagen pflegte. Zweifellos wäre es am schönsten, wenn das Äußere den Gefühlen entsprach, aber angenommen, das ginge nicht - und man konnte nicht alles haben -, wäre es dann nicht besser, sich wenigstens teilweise jung zu fühlen, als ganz alt? Es bliebe ihr noch genügend Zeit, sich wieder ganz alt zu fühlen, innerlich wie äußerlich, wenn sie zu ihrem Sarkophag in der Prince-of-Wales-Terrace heimkehrte. Diese 1922 erschienene Novelle kann ich mit größter Überzeugung als Enneagrammlehrbuch empfehlen. Die Charaktere sind großartig getroffen, inklusive ihrer Entwicklungschancen. Anschaulicher kann man kaum vorgeführt bekommen, wie viel das Enneagramm mit dem Leben zu tun hat. EnneaForum 31 Ernst Penzoldt und Ernst Heimeran. Eine Künstlerfreundschaft. von Holger Forssman Verborgene Linien! Immer wieder wird gefragt, ob es neben den „amtlichen“, weithin bekannten Verbindungslinien im Enneagramm (den „Flügeln“ und „Pfeilen“) weitere verborgene Diagonalen im Neunerkreis gibt. Einige Anzeichen scheinen darauf hinzudeuten. Da gibt es zum einen verblüffende Ähnlichkeiten zwischen eigentlich unverbundenen Typen. ZWEI und NEUN haben beispielsweise beide die Fähigkeit zur intuitiven Verschmelzung mitanderen Menschen; DREI häufig in unterschiedlichen Kreisen. Ich bin Jahrgang 1964 und habe die beiden Männer, von denen ich an dieser Stelle berichte, nicht persönlich gekannt. Ihre enneagrammatische Einordnung ist deshalb mit dem notwendigen Vorbehalt zu betrachten. 1. Die VIER. Der Künstler Ernst Penzoldt (1892-1955) bezeichnete sich selber als „Liebenden“. Die Welt erschloss sich ihm über das Gefühl. Innenwelt und Außenwelt gingen für ohne scharfe Trennung ineinander über. Die Liebe zu einzelnen, ausgewählten Menschen, Frauen oder Männern, gab ihm immer wieder die nötige Anregung für sein künstlerisches Werk. Ernst Penzoldt wurde in Erlangen geboren und hatte begonnen, in Weimar und Kassel bildende Kunst zu studieren. Dann kam der erste Weltkrieg. Ihn erlebte er – freiwillig – als Sanitäter mit. Abgemagert, mit Herzrhythmusstörungen und Depressionen kehrte er zurück. Seine zwei besten Freunde hatte er verloren. Mit ihnen hatte er in München das Kunststudium fortsetzen wollen. Nun saß er allein im Atelier – und schrieb Gedichte. 1920 lernte er Ernst Heimeran kennen. Dieser, damals noch Abiturient, hatte gleichwohl schon einen Namen als Jugendschriftsteller. Der 10 Jahre ältere Ernst Penzoldt fand in ihm den ersehnten, neuen Seelengefährten. . und SIEBEN sind gleichermaßen optimistisch, dynamisch, stellen sich in den Vordergrund und suchen Bestätigung. Helen Palmer berichtet in ihrem Enneagramm-Buch von diesen Gemeinsamkeiten, die oft zur Verwechslung Anlass geben. Da gibt es zum anderen grundlegende, aber einander sinnvoll ergänzende Verschiedenheiten. ZWEI und FÜNF werden sich beispielsweise immer wieder gegenseitig zum Rätsel – und scheinen sich zugleich auf geheimnisvolle Weise anzuziehen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis gleich vier Ehepaare dieser Konstellation. Es lassen sich also verschiedene heimliche Verbindungslinien beobachten. Aber sie lassen sich noch nicht sinnvoll in das System einfügen. Einstweilen ist es gut, Erfahrungen und Beobachtungen zu sammeln und weiter zu erzählen. SIEBEN und VIER Ich habe ein historisches Beispiel für eine Freundschaft zwischen VIER und SIEBEN ausgewählt, um über eine dieser verborgenen Linien nachzudenken.VIER und SIEBEN gehören zu den gegensätzlichen Typen. In der alltäglichen Begegnung gehen sie sich leicht gegenseitig auf die Nerven, weil sie widersprechende Bedürfnisse haben und entgegengesetzte Stimmungslagen bevorzugen. Sie verkehren darum EnneaForum 31 Die SIEBEN. Ernst Heimeran (1902-1955) war in vielem ein Gegensatz zum sensiblen und träumerischen Freund. Er war immer fröhlich, temperamentvoll, lebenslustig und geschäftstüchtig. Dazu kam eine bleibend jugendliche Ausstrahlung und eine musikalische Begabung. Noch als Student gründete Ernst Heimeran einen eigenen Verlag. Er promovierte in Philosophie und hatte den Ehrgeiz, anspruchsvolle Literatur in schöner Ausstattung zu verlegen. Der eigentliche Erfolgsautor seines Verlages aber war er selber. Mit seinen witzigen Büchlein im Plauderton, humorvollen Ratgebern und heiteren Betrachtungen, die er scheinbar nebenbei mit leichter Hand schrieb, brachte er das Geld für die Projekte auf, die ihm wirklich wichtig waren. . Die Freundschaft. Was haben die beiden gegensätzlichen Freunde sich gegeben? Die Heimeransche Zusammenfassung der Freundschaft liest sich kurz und launig: „Vor allem lernte ich Ernst Penzoldt kennen. Er modellierte mich, er las mir seine Gedichte vor, ich las ihm meine Gedichte vor, ich begleitete ihn, er begleitete mich zurück, beständig steckten wir zusammen. Wir fuhren miteinander nach Italien, wir saßen miteinander bei Wölfflin*, er heiratete meine Schwester und lebte nun mit im Haus – da musste etwas Entscheidendes geschehen.“ (Büchermachen, München 1947) Das Entscheidende war der Entschluss, Verleger zu werden. Penzoldt wurde also gewissermaßen Geburtshelfer für Heimerans Lebenswerk, den eigenen Verlag. Umgekehrt sind Wert und Wirkung der Freundschaft genauso hoch einzuschätzen: Penzoldt gewann durch die Beziehung zu Heimeran in einer Lebenskrise seine Schaffenskraft und Daseinsfreude zurück. Dabei entdeckte er, dass die Lösung für sein Schwanken zwischen verschiedenen künstlerischen Begabungen nicht in der Entscheidung für eine von ihnen liegen konnte. Er war genauso Bildhauer wie Zeichner, Schriftsteller wie Dichter. Weiterhin kam Penzoldt durch den Freund unter Leute. Heimeran führte ihn in seinen Bekanntenkreis ein. Durch Penzoldts Heirat mit Heimerans Schwester Friederike wurde aus der Freundschaft dann sogar Verwandtschaft. Penzoldt hat seinem Freund vielfache Denkmäler gesetzt, bildliche und literarische. In seinemRoman „Der Zwerg“ von 1927, der viele autobiografische Züge trägt, begegnen wir auch der Freundesgestalt. Und wir erfahren, wie der Protagonist Adrian, ein schüchterner, träumerischer Künstler, aus den Begegnungen mit seinem lebenslustigen und welterfahrenen Freund Klaus eigene Kraft bezieht. In einem Gedicht Adrians an Klaus heißt es: Wenn du zurückkehrst, tu die Erde nicht / Heiliger Haine ab von deinen Schuhen / Und nicht das Salz von deinem Angesicht, /Aus deinen Augen Frauen nicht und Sterne, / Eh du dich bücktest, um bei mir zu ruhen: / Spürt so mein Mund doch die geliebte Ferne. Verborgene Linien? Die beiden Freunde haben sich gegenseitig Lebensräume erschlossen, die ohne den jeweils anderen nicht oder nicht so leicht zugänglich gewesen wären. Der spontane, fröhliche Heimeran hat erwachsene Verantwortung übernommen und sein Leben an ein großes und edles Vorhaben gebunden, das ihn bis zu seinem frühen Tod beschäftigt und ausgefüllt hat. Der versonnene, manchmal ein wenig schwermütige Penzoldt hat Lebenskraft gewonnen und ein überraschend vielseitiges Werk geschaffen. Vielseitig nicht nur wegen der unterschiedlichen Kunstformen, sondern auch wegen der Mannigfaltigkeit der geäußerten Gefühle. Eines der lustigsten Bücher in Deutscher Sprache, der Schelmenroman „Die Powenzbande“ (Berlin 1930) stammt aus der Feder einer VIER! Von einer echten Verbindung zwischen VIER und SIEBEN zu sprechen, kommt mir trotz dieser Beobachtungen noch übereilt vor. Der angehende Philosophiestudent Heimeran war ja offensichtlich schon alleine zu seinem „Trostpunkt“, der FÜNF unterwegs, als ihn Penzoldt traf und in dieser Bewegung bestärkte. Und der zum Lieben bereite Penzoldt fand in dem gegensätzlichen Freund über die Brücke der Kunst genug Gemeinsamkeiten, um sich die neuen, seelischen Länder zu erschließen. So ist diese erstaunliche Freundschaft zweier sehr verschiedenartiger Typen ein gutes Beispiel dafür, wie sich unter günstigen Umständen die „Zwischenräume“ des Enneagramms mit Leben füllen können. Wenn genug Offenheit und Lernbereitschaft auf beiden Seiten da ist, können uns gerade Energien, die uns selber fremd sind, neue Lebens- und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Es gibt aber keine zwingende Notwendigkeit, die Freundschaft von Penzoldt und Heimeran mit einer zusätzlichen Linie in der bereits bekannten Neunerfigur zuerklären. Das Enneagramm legt uns nicht auf „ausgetretene Pfade“ fest. Die „verborgenen Linien“ warten noch auf weitere Forschungen. Nikoläuse im September??? Nein, die gefallen uns auch nicht, wenn sie kurz nach dem Sommerurlaub wieder in den Kaufmarkt-Regalen rumstehen. Trotzdem haben wir eine ähnlich unmögliche Bitte an euch. Fürs nächste Heft suchen wir Weihnachtsgeschichten, kurz, typspezifisch und möglichst heiter. Erzählt uns, wie ihr zu Hause mit euren FÜNFERgroßeltern, ACHTERenkeln und ZWEIERschwiegertöchtern Weihnachten feiert, was euch selber als Typ ... an diesem alle Jahre wiederkehrenden Fest wichtig ist und was euch in euren typgemixten Familien auch in diesem Jahr wieder für Strapazen erwarten werden. Natürlich könnt ihr auch eure Phantasie spielen lassen. Wir freuen uns über enneagrammatische Weihnachtgeschichten, Gedichte und Texte aller Art. Und weil der September nun wirklich noch ein bisschen früh ist, gibt es für das Weihnachtsthema als Bonus einen Extra-Einsendeschlusstermin: der 20. Oktober. „Meine Gottsuche“ Ein zweiter und etwas ernsterer Schreibaufruf führt uns zum Thema des neuen Heftes: Gott suchen, inspiriert von dem im Juni stattfindenden Seminar mit Richard Rohr in Damme. Jeder hat seine eigene typspezifische Biografie, seine eigenen typspezifischen Zugänge zum Glauben, zu gelebter Spiritualität, zu Gott. Dem wollen wir ein bisschen nachspüren und gern von euch hören, wie sich eure „Gottsuche“ gestaltet hat, was ihr vielleicht unterwegs gefunden habt und was ihr gern anderen weitergeben oder mitteilen wollt. Ist es so, dass jeder Typ sein eigenes spezifisches Bild von Gott hat, auch eigene spezifische Hindernisse auf dem Weg des Glaubens? Bedeuten Worte wie „Heil“, „Erlösung“ und „Glauben“ für jeden Typ das selbe? Es müssen keine langen und geschliffenen Aufsätze sein, nur ein paar Gedanken, die euch zu diesem Thema kommen. Was heißt es für mich, Gott zu suchen oder vielleicht auch: gefunden zu haben? Einsendeschluss ist hier der 15. September. * Münchner Professor für Kunstgeschichte, dessen Vorlesung die Freunde gemeinsam besuchten. EnneaForum 31 Double ICH und mein Image, schau, wie klar, Sind zwei in einem, stimmts, nicht wahr? Hier haben Zweifel kein Gewicht: Man seh der DREI gern ins Gesicht! Psst, mir ist gerade „was“ passiert. Wird mein Erfolg nun minimiert? Ich muss partout jetzt glänzend scheinen: Nur Bestes soll man von mir meinen! Dafür ist jedes Mittel recht, Hauptsache mir geht es nicht schlecht! Ich werd die Leute um mich scannen, Karriere, Wohlstand, Titel nennen Und zeig als Frau, wie du mich willst, Auf dass du vor Bewund’rung schmilzt, Wo Eifersucht, als Leidenschaft, Mit Eifer sucht, was Leiden schafft! Ne Konkurrenz tritt in mein’ Blick, Die werd ich schnell erledigen: Ich blende mit so manchem Trick, Ohne ein Wort zu predigen. Doch kann es diesmal auch gelingen? Mein Gegenüber hats in sich! Mit Ellenbogen, Rasierklingen, Setze ich in ihr Herz ein’ Stich! Ich selbst bleib glatt und glänzend freundlich. Auf meine Maske fällst du rein. Entwaffnet, innen, wirst du endlich, Kannst nichts, außer „begeistert“ sein, Siehst mich als Queen, gar majestätisch, Natürlich, heiter, gern ästhetisch. Das Spiel hat einen einz’gen Sinn: Am Ende steht bei mir Gewinn! Versag ich heute, stimmt was nicht? Muss mich vom Double distanzieren? Mein’ eigne Schwäche akzeptieren, Selbsttäuschung statt echtem Gesicht? Schwer geb ich meine Maske auf, Nehm’ Angst und Leid dazu in Kauf. Liegt manche Lüge auf der Hand, Bis wahre Liebe ich erkannt. Dagmar Levsen EnneaForum 31 Ulf Tödter und Jürgen Werner: Erfolgsfaktor Menschenkenntnis Buchbesprechung von Hans Neidhardt Cornelsen 2006 Im Sommer 2006 ist ein Enneagrammbuch erschienen, das auf den ersten Blick gar nicht als solches erkennbar ist. Kein Enneagrammsymbol weit und breit, keine Rede von „NEUNERN“; „DREIERN“ und so weiter. Also nichts, was den (noch) nicht „eingeweihten“ Interessenten von vorneherein eigenartig berühren könnte - und insofern vielleicht eine ganz gute Gelegenheit, mal wieder kurz darüber nachzudenken, wie seltsam das andere Menschen anmuten kann, wenn wir ganz selbstverständlich unsere Insider-Sprache benutzen. Ich nehme an, dass diese ganz andere Form der Darstellung des Enneagramm-Materials sehr bewusst von den Autoren so gewählt ist. Versprochen wird eine praxisnahe Erweiterung der Menschenkenntnis: „Sie erfahren anschaulich, was Ihre Kollegen und Mitarbeiter, aber auch Ihre Chefs motiviert, wie sie bevorzugt Entscheidungen treffen, mit Zeit umgehen, was ihnen Stress macht und ihre Entwicklungspotentiale liegen.“ (S.3) Damit ist schon klar, für welche Zielgruppe „Erfolgsfaktor Menschenkenntnis“ gedacht ist, und so finden sich in vielen Details inhaltliche Parallelen etwa zu „Das Enneagramm im Beruf “ (Palmer/Brown) und – was mich persönlich natürlich freut – eine stimmige theoretische Ausdifferenzierung und Weiterwicklung der Gallen-NeidhardtInterpretation des Enneagramms: Tödter und Werner bestimmen die neun Muster (von ihnen „Persönlichkeitsprofile“ genannt) über drei zentrale Motive (Selbstbestimmung – Anerkennung – Sicherheit) und beschreiben pro Motiv je drei Strategien, um diese grundlegenden Bedürfnislagen sicherzustellen. Sie schreiben z.B. „Sicher gibt es nicht nur einen Weg, wie man sich z.B. Anerkennung verschaffen kann. Es gibt offene und direkte, aber auch verdeckte und verschlungene Wege, die jedoch nicht minder zielführend sein können.“(S. 23). So beschreiben sie – für das Zentralmotiv „Selbststimmung“ die drei Strategien „Machtorientierung“, „Konsensorientierung“ und „Prinzipienorientierung“. – für das Zentralmotiv „Anerkennung“ die drei Strategien „Beziehungsorientierung“, „Wettbewerbsorientierung“ und „Gefühlsorientierung“. – für das Zentralmotiv „Sicherheit“ die drei Strategien „Gedankenorientierung“, „Problemorientierung“, „Genussorientierung“. Und so entfaltet sich auf 180 Seiten das Enneagramm-Wissen über die neun Charaktermuster auf eine gut lesbare und schlüssige Weise, schmackhaft gewürzt mit originellen Zitaten und anschaulichen Beispielen. Was fehlt (wahrscheinlich als Zugeständnis an die Zielgruppe) sind die biografischen („kindliche Not“ – Charaktermuster als „Not-Lösungsstrategie“) und die spirituellen Implikationen des Enneagramms („Leidenschaften“/“Tugenden“ usw.), die für andere Anwender und andere Zielgruppen (ideologiebedingt) „unverzichtbar“ sein mögen. Ich persönlich will das mal lieber nicht so eng sehen. Einen besonderen Pfiff bekommt der Ansatz von Tödter und Werner durch die Anpassung des (auf Aristoteles zurückgehenden, von Paul Helwig ausgearbeiteten und von Schulz von Thun reichlich verwendeten) „Werte- und Entwicklungsquadrats“, das jedem Wert einen positiven Gegenwert gegenüberstellt. Man sieht auf einen Blick, wie die einseitige Betonung eines absolut gesetzten Werts in eine Fehlentwicklung (Charakter-Fixierung) führt und dass gelingende Entwicklung eine Werte-Balance erfordert (z.B. „Authentizität“ und „Takt“). Diese Dynamik ist für die neun Persönlichkeitsprofile anhand zahlreicher Werte- und Entwicklungsquadrate ausgearbeitet und hat, wie ich finde, einen ausgezeichneten heuristischen Nutzen. Fazit: Ein gut durchdachtes, gut lesbares, originelles Enneagrammbuch. Für den Bereich Kommunikationstraining und Persönlichkeitscoaching im Business-Bereich ganz bestimmt sehr gut geeignet. Und – wer weiß? – vielleicht ja auch als Einstiegsdroge in psychotherapeutische und spirituelle Aspekte der Enneagrammarbeit. EnneaForum 31 Die neun Drachen im Finsterwald des Lebens von Marion und Werner Tiki Küstenmacher Typ EINS: Der zornglühende Feuerspucker In ihrem neuesten Buch “ simplify your love“ beschreiben die Küstenmachers fünf Stationen im Land der Liebe (Turm, Liebeszelt, Gutshof, Finsterwald und Schloss). Der Finsterwald verkörpert darin die schwierigen Phasen, Krisen und Schrecken im Leben, die aber auch für neue Selbst- und Paarerkenntnis sorgen können. Hier kommt das Enneagramm ins Spiel. Denn wer den Finsterwald näher und ernsthaft erkundet, wird darin irgendwann neun schauerlichen Drachen begegnen, die dort hausen. Er benimmt sich lange hochkontrolliert und diszipliniert, ein Musterdrache gewissermaßen, dessen gewaltiges inneres Feuer aber irgendwann ausbrechen kann wie ein Vulkan. Er überschüttet Sie mit heftigen Schuldgefühlen, bitterbösen Vorwürfen und ätzender Kritik. Der Grund dafür ist ein unbewusster Zorn darüber, dass er sich immer beherrscht und zusammengerissen hat, aber diese Selbstkontrolle nicht zu besseren Lebensbedingungen für seine Herrin Seele geführt hat. Dieser Schmerz brennt in ihm wie ein verzehrendes Feuer, das er in größter Ungeduld von sich weg auf andere schleudert. So wird Ihr Drache zahm: Freunden Sie sich mit dem Gedanken an, dass auch Sie aggressiv sind. Füttern Sie Ihren inneren Drachen mit viel Güte, Geduld und Humor. Sie müssen sich nicht dauernd selbst Gewalt antun und aus Pflichtbewusstsein auf das Glück verzichten. Erholen Sie sich in der Natur. Gönnen Sie sich leichte, spielerische Momente. Das Leben ist nicht nur ernst, es ist auch heiter! Das Schreckliche in uns braucht Hilfe Typ ZWEI: Der schleimhäutige Riesenstolzdrache Jeder der neun Drachen verkörpert die größtmögliche Gegenkraft zu unserer hellsten und reinsten Seite: Feindschaft und Destruktivität nach innen und außen. Wenn man ihn aufgespürt hat, ist man seinem Ego, aber auch seinem verlorenen wahren Selbst, der Seele, ganz nahe gekommen. Der Drache ist der Gegner der feinen Seele, spielt sich zugleich aber als ihr Beschützer auf. Man kann jahrelang so tun, als gäbe es den Drachen nicht und stattdessen auf die gut sichtbaren der anderen verweisen. Die Seele aber wünscht sich nichts sehnlicher, als dass man endlich sein eigenes Untier ausfindig macht und tapfer darauf zugeht. Der Dichter Rainer Maria Rilke hat darauf hingewiesen, dass womöglich „alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen sind, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen“. Gerade das Schreckliche in uns ist „im Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will“. Eilen Sie also Ihrem hilflosen Drachen zu Hilfe, füttern Sie ihn mit liebevollem Verständnis, damit er sich wieder an seine gute Seele erinnern und sich verwandeln kann. Auf den ersten Blick wirkt dieser Drache gar nicht schrecklich, sondern wie ein anhängliches Haustier. Er gibt sich gern bescheiden, weiß aber genau, wie unentbehrlich seine Hilfe ist. Keiner, so meint er, könne so gut wie er die Seele unterstützen. Keiner kümmere sich so gut um seine Herrin EnneaForum 31 wie er. Er ist stolz, weil er so wichtig für sie ist. Dafür will er gefüttert werden mit Anerkennung, sonst ist er zutiefst gekränkt. Dieser Schmerz in seinem Drachenherz offenbart, wie abhängig er von anderen ist. So wird Ihr Drache zahm: Verhelfen Sie Ihrem Drachen zu mehr Freiheit. Heften Sie sich nicht so eng an die Fersen von anderen. Ihre Beziehungen brauchen Luft und weniger Dauer-Fürsorge als Sie denken. Manipulieren Sie andere nicht durch Gefälligkeiten. Geben Sie sich frei. Sie brauchen mehr Zeit, wo Sie für sich allein das tun dürfen, was Ihnen Freude macht. Schatzhüter, der wirklich weiß, was die Seele braucht. Mit anderen Drachen verträgt er sich selten. Sie sind ihm zu grob, zu dumm und zu gewöhnlich. Heimlich wird er aber von Neid über fremde schöne Türme, Zelte und Gutshöfe zerfressen. Er versteht nicht, warum so viel Schönheit und Glück bei anderen zu finden ist, aber er trotz seines Gespürs für alles Echte und Edle das schlechtere Los zieht. Sein großer Schmerz ist es, die eigenen Gefühle nicht ausbalancieren zu können. So wird dieser Drache zahm: Schaffen Sie alle Extrawürste für dieses feinnervige Tier ab. Setzen Sie auf Einfachheit und Schlichtheit. Das fördert das innere Gleichgewicht. Zur inneren Stärke gehört auch die Kraft zum Gewöhnlichen, etwa einen ganz normalen Tag erleben zu dürfen. Typ FÜNF: Der habgierige Drachenraffer Typ DREI: Der trickreiche Funkensprüher Dieser dynamische Drache hat schon mehrere Oscars gewonnen – zumindest behauptet er das. Sein Image und seinen Status möbelt er publikumswirksam auf, um als leistungsstarker Funkeldrache bekannt zu werden. Er ist ein ausgebuffter Taktiker, der in viele Rollen schlüpfen kann. Er blufft, täuscht und schummelt. Er hat den Augenaufschlag eines Siegers, wickelt andere ein mit der Macht seiner Worte. Für seinen Erfolg verbiegt er die Wahrheit und geht über eigene und fremde Gefühle hinweg. Er verwechselt Bewunderung mit Liebe und täuscht nicht nur andere, sondern vor allem sich selbst. Den größten Schmerz aber fühlt er nicht: dass ihm die Tapferkeit fehlt, vollkommen aufrichtig zu sein gegenüber sich selbst. So wird Ihr Drache zahm: Umgeben Sie sich mit ein paar ehrlichen Menschen, die Ihnen unverhohlen die Wahrheit sagen dürfen. Üben Sie, nach innen zu schauen und Ihre echten Gefühle auszugraben und weiterzugeben. Tun Sie Gutes, ohne darüber zu reden und ohne dabei nach Gewinn zu streben. Typ VIER: Die missgünstige Trauerechse Ein schillernd extravaganter, oft schwermütiger Drache. Er neigt zu starken Stimmungsschwankungen und fühlt sich schnell auf den Schwanz getreten. Unsensible Worte reizen ihn. Er hält sich für den einzig wahren Ein schweigsamer Eigenbrötler, der zurückgezogen in seiner kühlen Grotte lebt. Kaum bekommt man ihn zu Gesicht, ist er auch schon wieder verschwunden. Spontanes hasst er. Wer ihm zu nahe kommt, wird von ihm mit Schwaden aus Fachchinesisch eingenebelt. Ängstlich hortet er seine Wissensschätze, teilt ungern Zeit mit anderen, grübelt über seinen Fachgebieten und hütet sich, seine Gefühle zu zeigen. Es ist seine größte Leidenschaft, Informationen aufzuschnappen. Er ist unersättlich im Nehmen. Der bohrende Schmerz in seiner Drachenbrust kommt daher, dass er nicht weiß, wie er sich für andere öffnen soll. So wird Ihr Drache zahm: Verlassen Sie Ihr Geheimversteck und gehen Sie mehr ins Licht der Öffentlichkeit. Überwinden Sie Ihre Menschenscheu. Üben Sie täglich, anderen gegenüber freigiebig zu sein. Wagen Sie es, Ihre tiefen Gefühle auszudrücken. Laden Sie andere Menschen ein und übernehmen Sie die Rolle des großzügigen Gastgebers. Typ SECHS: Der misstrauische Zitterdrachendrohling Er wittert ständig Angreifer und ist äußerst wachsam, immer auf der Hut, extrem misstrauisch. Übervorsichtig warnt er die Seele vor definitiv harmlosen Dingen, die er zitternd als höchste Bedrohung ausgemacht hat. Er verbreitet Verschwörungstheorien und wittert überall Feinde. Nichts ist sicher, nicht einmal sich selbst traut er wirklich. Sein Hasenherz verbirgt er hinter Drohgebärden und Blitz- EnneaForum 31 attacken, mit denen keiner rechnet. Anschließend ergreift er sofort die Flucht. Er wird schmerzlich gequält von Selbstzweifeln, die ihn dazu verdammen, sich nach einer Autorität zu sehnen, der er dann doch wieder misstrauen muss. So wird Ihr Drache zahm: Nutzen Sie Ihre Fähigkeit zum klugen Planen und verordnen Sie sich ein Anti-Angst-Programm: eine Entscheidung treffen und dazu stehen; drei Dinge nennen, die heute gut gegangen sind; anderen Mut machen und ihnen Vertrauen bekunden. Betrachten Sie das Universum als eine Verschwörung zu Ihrem Wohl! Typ SIEBEN: Der unersättliche Vergnügungslindwurm Ein Vagabund, der blitzschnell die Position wechselt und überall auftaucht, wo es etwas zu holen gibt. Richtige Drachenkämpfe mag er nicht, lieber entzieht er sich der Gefahrenzone durch clevere Manöver. Getrieben von seinem unersättlichem Bedürfnis nach reizvollen Erlebnissen oder Aufgaben kreist er unruhig hoch über dem Boden. So überwindet er alle lächerlichen Beschränkungen, die sich andere selbst auferlegen. Bei seinen weit schweifenden Jagdflügen stürzt er sich auf alles, was sich bewegt und schlingt wahllos in sich hinein, was ihm Interessantes in die Quere kommt. Der Schmerzpunkt ist bei diesem genusssüchtigen Wesen versiegelt und verdeckt so die Angst vor Leere, die diesen Drachen umtreibt. So wird Ihr Drache zahm: Holen Sie sich herunter auf den Boden der Realität. Reduzieren Sie Ihre Aktivitäten. Laufen Sie nicht jedem Reiz hinterher. Weniger ist mehr! Schauen Sie mehr in die Partnerschaft hinein, Ihr Partner hat Ruhezeiten verdient. Schicken Sie sich in die Stille, um zu sich zu kommen und aus der Tiefe zu schöpfen. Typ ACHT: Der schamlose Drachenzertrümmerer Ein von Kraft strotzender Lindwurm, der rücksichtslos niederwalzen kann, was sich ihm in den Weg stellt. Wenn er wütend um sich schlägt, um seine arme kleine Seele zu beschützen, merkt er gar nicht, was er dabei alles zerstört. Rücksichtslos setzt er sich mit dem Recht des Stärkeren durch. Kränkungen merkt er sich für ewig und rächt sich dadurch, dass er die Schwachstel- 0 EnneaForum 31 len seiner Gegner gnadenlos aufdeckt. Schamgefühle zeigt er dabei nicht. Der quälende Schmerz liegt für ihn darin, dass er kaum jemanden findet, der ihm ebenbürtig ist oder unerschrocken auf ihn zugeht und ihn in all seiner Wucht aushält. So wird Ihr Drache zahm: Suchen Sie sich etwas Kleines, Zartes, das Sie beschützen können – ein Kind, ein Tier, eine Blume. Damit finden Sie den Zugang zu Ihrem anrührend weichen Kern, aus dem Ihre ganze Kraft letzten Endes ihre Energie bezieht. Achten Sie die Grenzen Ihrer Mitmenschen. Muten Sie sich selbst und anderen weniger zu. Lassen Sie Ihre Kraft durch zarte Worte und milde Gesten in Beziehungen einfließen. Typ NEUN: Der stinkfaulige Großgähndrache Dieser Lindwurm sackt manchmal einfach auf dem Waldboden zusammen, bewegt sich kaum noch und schläft, während andere ihre liebe Not haben, für seinen Komfort zu sorgen. Er kann sich in seiner enormen Größe stur verweigern, Langeweile verbreiten, in nichts einen Sinn sehen und die eigene Antriebsschwäche als Friedfertigkeit verkaufen. Wo dieser träge Drache zu Hause ist, schleichen sich bald Resignation, Passivität und Gleichgültigkeit ein. Zusätzlich zersetzend wirkt seine provozierende Anspruchslosigkeit, mit der er Begeisterung im Keim ersticken kann. Der verborgene Schmerz in seinem armen Drachenherz: Er weiß nicht, wie er seine Talente entfalten soll und kann deswegen auf kein Ziel zugehen. So wird Ihr Drache zahm: Kommen Sie auf die Beine und verabschieden Sie sich von Ihrer Bequemlichkeit. Lassen Sie nicht andere machen, sondern ergreifen Sie von sich aus die Initiative. Staunen Sie, welche Kräfte das in Ihnen weckt. Stellen Sie sich täglich kleine Beziehungsaufgaben, die Sie innerhalb kurzer Zeit erledigen. Trauen Sie sich nach und nach Größeres zu. Leicht überarbeiteter Auszug aus: Marion und Werner Küstenmacher, simplify your love. Gemeinsam einfacher und glücklicher leben, campus, Frankfurt am Main 2006. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages. Enneatainment Ein FÜNFERwissenschaftler ist mit einer VIERERfrau verheiratet. Eines Tages macht ihm seine Frau Vorwürfe. „Ich meine, du solltest dich etwas mehr danach kleiden, wie es deiner Stellung als angesehener Wissenschaftler entspricht. Es ist mir peinlich, dass du dich so gehen lässt und so schäbig aussiehst.“ „Also erstens,“ verteidigt sich der FÜNFER, „ist mir meine wissenschaftliche Arbeit wichtiger als mein Aussehen. Zweitens: so schäbig sehe ich nun auch wieder nicht aus.“ „Doch das tust du,“ ereifert sich die VIERERfrau. „Nimm deinen Großvater. Er war immer elegant angezogen. Seine Anzüge waren sehr teuer und von einem guten Schneider.“ „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr,“ klagt der FÜNFER. „Ich trage doch Großvaters Anzüge.“ Enneagrammatische Witzvarianten: Pauline Widmann, Schrobenhausen. Zeichnungen: Philipp Buchheister, Hamburg. Ein EINSERrabbi ärgert sich, dass viele Gläubige ohne Käppi in die Synagoge kommen. Also schreibt er an den Eingang: „Das Betreten der Synagoge ohne Kopfbedeckung ist ein dem Ehebruch vergleichbares Vergehen!“ Am nächsten Tag steht darunter: „Hab ich probiert. Kein Vergleich. Ein ACHTER.“ Ein DREIERdramatiker kommt spät nachts in seinen Club, nachdem er der Premiere eines seiner Stücke beigewohnt hat, das durchgefallen ist. Hier fragt man ihn: „Nun, wie ging es mit deinem Stück heute Abend?“ Der DREIER antwortet: „Das Stück war ein großer Erfolg. Die Zuschauer waren ein Misserfolg.“ EnneaForum 31 1 Heiko Ernst: Wie uns der Teufel reitet Von der Aktualität der 7 Todsünden Buchbesprechung von Wolfram Göpfert Ullstein Buchverlage GmbH Berlin 2006 ISBN 3 550 07832 3, 271 Seiten Verblüffend wirkt das schon: Heiko Ernst ist Chefredakteur der Zeitschrift „Psychologie heute“. Im Jahre 2006 erscheint sein Buch mit dem Titel: „Wie uns der Teufel reitet. Von der Aktualität der 7 Todsünden“. Und das Buch lässt keinen einzigen – doch nahe liegenden - Hinweis zum Enneagramm erkennen! Immerhin – auch ohne einen derartigen Bezug zum Enneagramm ist das Buch zweifelsohne lesenswert, zumal für Leser mit christlichem Hintergrund. Denn gleich in den ersten Sätzen des Vorwortes gibt Heiko Ernst sich als Ex-Katholik zu erkennen – und er handelt gleichwohl dieses religiös geprägte Sündenthema in voller Breite ab. Allerdings schreibt er nicht gezielt für theologische Experten, seine Leserschaft wird sich eher bei denen finden, die sich für moderne Psychologie mit Ansätzen zur Spiritualität interessieren. Und vor diesem Hintergrund ist es durchaus spannend zu erlesen, welche vielfältigen Bezüge zum uralten Thema Todsünden sich auch für den modernen Menschen im 21. Jahrhundert ergeben – nach wie vor und erst recht jetzt wieder. EnneaForum 31 Nach einigen vorbereitenden Anmerkungen im Vorwort – so auch zur Transformation der Sünden in Tugenden – fokussiert sich der Autor im Hauptteil auf jede einzelne der 7 Todsünden. Er stellt sie dem Leser nacheinander ins Blickfeld, indes ohne die Verknüpfungen, die das Enneagramm zu erfassen hilft. Statt dessen spricht Heiko Ernst in den einzelnen Kapiteln eine Fülle von sozialpolitischen Gesichtspunkten an, die dem Leser aus seinen beruflichen und privaten Lebensumfeldern nur zu gut vertraut sind – jede Tageszeitung ist voll von ihnen. Und diesen Gegebenheiten verleiht der Autor nicht nur das jeweils passende schlagwortartige Etikett – von Hochmut, Neid und Habgier über Zorn und Trägheit bis hin zu Völlerei und Wollust -, vielmehr zeigt er im Detail auf, wie die Menschen unter diesen alten Leidenschaften heute neu leiden – so als hätte sich über die Jahrhunderte hinweg wenig verändert. Das Buch endet ziemlich abrupt mit dem Kapitel zur siebten Sünde. Mancher Leser würde sich vielleicht einen versöhnlichen Ausklang wünschen. Aber Sünden, zumal Todsünden sind ein knallhartes aktuelles Thema, das anzupacken Heiko Ernst gewiss gelungen ist. Wer unter seinen Lesern sich eine weichere Verpackung wünscht, dem mag es helfen, zum Schluss nochmals das Vorwort zu lesen. Er wird dort fündig mit dem Hinweis des Autors: „Auch für Sünden gilt: Das mittlere Maß finden“. Spirituelle Wege – nicht nur für Kopfmuster Eine geistliche und theologische Entfaltung auf der Grundlage des Enneagramms von Michael Schulz I Zerstreuung Einer meiner geistlichen Lehrer prägte das erhellende Wort: „Feind der Meditation ist die Meditation“. Er meinte die im Kopf hin und her „meditierenden“ Gedanken, also das gut bekannte Thema der Zerstreuungen bei der Stille und der Meditation. „Zerstreuung“ heißt im Griechischen d i a s p o r a und kommt von d i a s p e i r e i n: Ausstreuen, im Passiv auch: zerstreut werden, sich zerstreuen, sich auflösen, auseinanderlaufen usw. „Diaspora“ nun meint seit alters (im konfessionellen oder nationalen Sinn) ein Gebiet, in dem die Anhänger einer Konfession oder einer Nation gegenüber einer anderen in der Minderheit sind, also in der Fremde, z.B. Israel nach der Zerstörung Jerusalems 587 v.Chr. in der babylonischen Gefangenschaft. In einer gewissen Verfremdung des Wortes Diaspora könnten wir also hier gleich zu Beginn formulieren: Als Menschen, die wir durch besondere Muster begabt aber zugleich auch entfremdet sind, leben wir alle in der Diaspora, in der Zerstreuung. Ich meine also hier mit Diaspora z.B. die Zerstreuungen während der Stille und Sammlung, der Meditation und Kontemplation; darüber hinaus aber auch die Zerstreuungen im Alltag und Sonntag unseres Lebens und vor allem unsere je spezifische Entfremdung und Zerstreuung, die wir alle „Jenseits von Eden“ leben. So tragen wir eben Segen und Fluch unseres Musters. Eine Aufgabe des einübenden Innehaltens ist es nun immer wieder, in den inneren Abstand zu gehen und somit zum stillen Beobachter der eigenen Gedanken, Gefühle, ja des eigenen Verhaltens zu werden. Dabei gilt es beständig: Gegenwärtigkeit, Geistes-Gegenwart einüben. Die Sorgen, die ängstlichen, traurigen, lustigen usw., Filme im Kopf, die mich so oft in die Zukunft und Vergangenheit ausbüchsen lassen, durchschauen und Gegenwart (Gottes) einüben. Aber auch immer wieder jenes Hintergrundrauschen einer inneren Unzufriedenheit hören und durchschauen lernen. Dankbares Herz und Frieden im Herzen erbitten und suchen. Ich könnte auch sagen: Immer wieder - gerade auch im Alltag - aus der Ebene des oftmals zwanghaften Egos, mich auf den Weg zum tiefen Selbst machen. Allerdings sind wir als Christen meist zu wenig eingeübt, zu unterscheiden (in der Pflege jener Gabe der „Unterscheidung der Geister“ bei uns selbst) wann es gilt, unser Ego zurückzunehmen oder gar loszulassen und wann wir unser Ego einbringen dürfen und sollen. Es soll uns nicht beherrschen, sondern gehört eigentlich an die lange Leine, um es im Alltag dieser Welt einzusetzen wenn es nötig ist. In diesem Sinne sagte der Dalai Lama in einem Interview: „Oh, ego is very good“. Aber weil wir zu wenig eingeübt und zu wenig angeleitet sind, ist dies in der Regel ein für uns unbekanntes Terrain, auf dem wir aus simpler Re-aktion oftmals geradezu umgekehrt und falsch handeln. Ohne dies alles zu vermischen oder gar gleichzusetzen, transportiert folgende, mehr klassisch christliche Formu- lierung, einen guten Geist: Ich übe mich ein, aus meinem spezifischen Muster - damit aber auch aus meinem eingeengten Blickwinkel - im vertrauensvollen Aufblick zu Gott zu leben; oder noch einmal anders: Aus der Zerstreuung, aus meiner spezifischen „Diaspora“ immer wieder umkehren und vertrauensvoll hinkehren an das Herz Gottes und Christi. Im Alten und Neuen Testament wird im Zusammenhang der Zerstreuung oftmals das Bild von den zerstreuten und „verirrten Schafen“, von schlechten Hirten (Hesekiel 34) und vom guten Hirten (Johannes 10) gebraucht. Der 2. Jesaja (Deuterojesaja) klagt angesichts des messianisch leidenden Gottesknechtes über dies beständige Irregehen des Gottesvolkes (Jes 53, 6): „Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg“. Wie oft sind wir befangen, ja gefangen - ohne es zu merken - in unserer eigenen verzerrten Welt nur unseres Denkens und Fühlens. Ein jeder sieht nur seinen Weg. Das eben ist eine wesentliche Grunderkenntnis aller Arbeit mit dem Enneagramm und zwar in einem tiefen und bedrängenden Sinn. Als enneagrammatisch geschulte Menschen entdecken wir nun, dass jener eingangs genannte Satz „Feind der Meditation ist die Meditation“ zwar auf der einen Seite stimmt, aber auf der anderen Seite wiederum nicht. Jene „Meditation“, jene Bewegung der zerstreuenden Gedanken, die Kontemplation und echte Meditation hindert, muss geradezu hinein in das Gespräch mit Christus genommen werden. In diesem Bereich erkennt der Übende und Erfahrene, dass die eigenen Themen, Urteile, Gedanken, Gefühle, Bilder, Meinungen, Ziele, Behauptungen, Erwartungen usw. ein ganz bestimmtes je eigenes Profil haben, das jedem in der Stille begegnet und das sich wiederholt und allzu oft verselbständigt. Die Einübung in den nicht wertenden inneren Abstand ist sicher ein wesentliches Ziel enneagrammatischer Arbeit, um geistlich zu wachsen. Nun geht es aber nicht nur um jene mehr oder weniger regelmäßigen Zeiten und Inseln des Stillewerdens und der Meditation, sondern ebenso wichtig, ja, für das Leben und den Glauben fast noch wichtiger, ist die geistlich spirituelle Einübung in eine vertrauensvolle Haltung im alltäglichen Leben. Eine Gefährdung, z.B. unseres stark kognitiv geprägten und damit kopf-lastigen Protestantismus ist es doch seit fast 500 Jahren immer wieder, von Glaube, Liebe und auch vom Heiligen Geist zu reden, aber darüber wurde oft versäumt, vertrauensvoll und liebevoll zu leben, versäumt, sich auch spirituell in eine vertrauensvolle und liebevolle Grundhaltung einzuüben. Dabei bleibt die fundamentale Priorität der Gnade Gottes und des Angewiesenseins auf den Heiligen Geist unwidersprochen. Ohne den Geist der Gnade, der die Herzen und Augen des Glaubens öffnet, geht auch alle Einübung ins Leere. Dennoch, hier geht es um eine prozessuale Gegenbewegung christlicher Spiritualität. Praktisch theologisch gilt: Geist, Methode und Einübung schließen sich nicht aus. Sollte ich nämlich das große Wort „Spiritualität“ pointieren, EnneaForum 31 so geht es in den verschiedenen Bereichen und Ausprägungen unserer christlichen Spiritualität wesentlich um Einübung und Verleiblichung. Für unsere je persönliche Spiritualität könnte dies schließlich heißen: Was ich beständig einübe, manchmal auch gegen den eigenen Strich, das prägt mich. Bereits schon bei Evagrius Pontikus weiß christliche Spiritualität, dass meine sündhafte Grundgefährdung sich in geistliche Tugend, ja in geistliches Charisma verwandeln kann, in der Regel aber nicht ohne geistliche Übung. II Geistliche Einreden Nun hat unser ökumenisch meist gelesener christlicher Autor und Spiritual, Anselm Grün, vor vielen Jahren - als er noch ein Geheimtipp war - in einer seiner ersten Schriften ein biblisches Exerzitium verfasst, nämlich eine Art geistliche Einübung für den Alltag. Man könnte auch sagen eine Art geistliche Einübung in ein legitimes christliches „positives Denken“. Diese Einübung in eine konstruktive positive mentale Haltung geht nicht naiv oder oberflächlich an den großen Leiden und Kreuzrealitäten der jeweiligen Zeit vorbei (wie sogenanntes „positives Denken“ öfters in Gefahr steht), sondern stellt geradezu ein geistlich – christliches Exerzitium dar, das spirituell, mental lösende Vollmacht für den Alltag bereit hält. Anselm Grün schreibt zum Umgang mit den positiven Einreden: „Wenn man die positiven Einreden geübt hat, wird man mit ihnen auf alles reagieren, was einem begegnet“. Z.B. mit jenem Psalmvers etwa für ängstliche Gemüter: ‚Mit Dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern‘. „Die positive Einrede prägt meine Reaktion auf die Ereignisse des Alltags. Keiner kann seinen Alltag durchplanen. Wir können unser Leben nicht in den Griff bekommen. Unsere Mitmenschen stellen uns immer wieder vor unvorhergesehene Situationen. Dafür haben wir kein Programm.“ (Grün, A., Einreden, Vom Umgang mit den Gedanken, Münsterschwarzach, 1983). An dieser Stelle würden wir von der Erfahrung des Enneagramms her sagen: Normalerweise reagiert der Mensch in solchen Situationen automatisch seinem jeweiligen Muster gemäß. Die innere Achtsamkeit kann ihm helfen, seine eigene Reaktionsweise (in Gedanken, Gefühlen, Worten, Reaktionen usw.) durch Lockerung der Identifikation nüchtern distanziert anzuschauen: „Aha, jetzt kommt diese Reaktion. Diese Gedanken kenne ich bereits. Aha, dieses Gefühl der Verletzung, der Trauer, des Ärgers, des Zorns, des Rückzugs, des Stolzes, der Betulichkeit, des verbalen Zudeckens, des aggressiven Angreifens, der Flucht in Aktivitäten oder Nebensächlichkeiten, ins Detail, der charmanten Flucht nach vorn, der Rationalisierung, des Überspielens oder der Melancholie, all dies kenne ich jeweils als das mir eigene, oftmals unangemessene Muster des Umgehens mit solchen Situationen. Ich muss mich jetzt aber nicht damit identifizieren, ich muss mich nicht darauf einlassen. Die innere Achtsamkeit wacht darüber. Was will mich jetzt mental, emotional oder auch somatisch überkommen oder auch von mir Besitz ergreifen?“ Durch das Einüben des metaphorischen inneren Beobachters sind wir der Situation nicht ausgeliefert, sondern bekommen die Fähigkeit, zunehmend der Wirklichkeit EnneaForum 31 in einer solchen Situation angemessener zu begegnen; mit innerer Distanz lerne ich, mich aufmerksam im Inneren zu beobachten. Ich nehme ohne Lob und Tadel und möglichst absichtslos wahr, was sich mir da zeigt und was kommt. Ich bewerte es nicht, ich setze mich nicht einem Zwang zur Veränderung aus, sondern lerne, wach hinzuschauen. Ich übe mich ein, als Beobachter gegenwärtig zu bleiben. Man könnte auch sagen: Ich übe den inneren Supervisor ein. Bei den positiven Einreden, wie sie Anselm Grün darstellte, ist die innere Achtsamkeit ein wenig anders geleitet als in der enneagrammatischen Arbeit mit dem Inneren Beobachter. Dennoch wird durch eine eingeübte positive Reaktion, durch die Einrede, die aus der Tiefe auftaucht, die automatische Reaktion in einer solchen Situation unterbrochen und ein Stück gelockert. Eine solche biblische Einrede ist z.B. das Wort aus Sprüche 3, 5f. Es ist ein Wort besonders für die Kopfmuster aber auch für die anderen, da ja vieles über den Kopf geht. „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen so wird er dich recht führen“. (Sprüche 3, 5f). III Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen ... und gedenke an ihn in allen deinen Wegen Wie können wir das einüben und ein wenig mehr leben? Als Christen sind wir berufen, auch als Einzelne zu unserer je eigenen persönlichen Spiritualität zu finden und darin geistlich zu wachsen. Dabei kann uns gerade das Enneagramm gute Hilfestellung geben, weil es nicht nur die sehr unterschiedlichen menschlichen Charaktermuster differenziert, auffächert und in ihrer Dynamik ausarbeitet, sondern weil es eben auch auf die verschiedenen Typen persönlicher Spiritualität und damit auf die unterschiedlichen geistlichen Übungswege hinweist. Wenn wir uns darauf einlassen, tun wir nicht nur etwas für uns selbst, sondern ganz positiv und geistlich auch für unser Umfeld, unsere Kirche und unsere Welt. Neben den chassidischen Legenden von Martin Buber gehört zu meinem spirituellen Handgepäck seit vielen Jahren ein kleines Buch, ein verborgenes Schatzkästlein: „Nicolas Herman, Die wahre Freude, Gespräche, Aufzeichnungen, Briefe. Diese kleine Schrift atmet auch heute noch eine frische, authentische, ansprechende Spiritualität eines französischen Laienbruders aus dem 17. Jahrhundert, der im Hauptberuf viele Jahre Koch in einem Kloster in Burgund war. Ehemals wurde diese Schrift bereits von dem Mystiker und Liederdichter Gerhard Tersteegen im 18. Jahrhundert aus dem Französischen klassisch übersetzt und kommentiert. In seinen „Maximes spirituelles ...“, Paris 1692; leitet Nicolas Herman alias Frère Laurent dazu an, die großen und kleinen Dinge des Alltags aus der Präsenz Gottes zu leben. Natürlich ganz ohne enneagrammatische Weisheit findet und führt er aus der mystischen Tradition zu tiefer authentischer Selbsterkenntnis vor Gott und einem ansprechenden alltäglichen Leben aus der Gegenwart Gottes. Er legt authentisch aus, was es heißen kann, „sich auf den Herrn verlassen von ganzem Herzen und an ihn gedenken in allen deinen Wegen“. Er vermag so zu einer tiefen spirituellen Freude anzuleiten. Er sagt: „Die heiligste und für alle Menschen, die geistig (geistlich) leben wollen, notwendigste Übung ist die Gegen- wart Gottes, das heißt: Man muss Gefallen daran finden und sich daran gewöhnen, in der Gesellschaft Gottes zu leben, indem man mit ihm demütig spricht, sich zu jeder Zeit mit ihm liebevoll unterhält, in jedem Augenblick, ohne Regel, ohne Maß, besonders in den Zeiten der Versuchung, des Kummers, der Trockenheit, der Lustlosigkeit, ja sogar in der Zeit der Untreue und der Sünde ...“ „Gott verlangt von uns nichts Großes, nämlich dass Sie sich von Zeit zu Zeit an ihn erinnern, dass Sie ein wenig beten, dass Sie ihn manchmal um seine Gnade bitten, dass Sie ihm bisweilen Ihre Sorgen anvertrauen, dass Sie ihm ein anderes Mal für die Gnaden danken, die er Ihnen geschenkt hat und die er Ihnen mitten in Ihrer Arbeit gewährt. Freuen Sie sich an ihm, so oft Sie können. Erheben Sie Ihr Herz zu ihm während Ihrer Mahlzeiten oder auch, wenn Sie in Gesellschaft sind. Er wird sich über das kleinste Gedenken freuen. Wir müssen dazu nicht laut rufen; denn er ist uns näher, als wir vermuten. Es ist nicht nötig, immer in einer Kirche zu sein, wenn wir mit Gott zusammen sein wollen. Wir können unser Herz in eine Kapelle verwandeln“. Als enneagrammatisch und tiefenpsychologisch geschulte Menschen wissen wir allerdings, dass unser Muster mit seinen bedeutsamen Anteilen des inneren Systems eben nicht nur unsere Emotionen, unser Verhalten prägt, sondern eben auch so wesentlich das Profil unseres Denkens, Verstehens und Verstandes. Unser Muster macht nicht nur unser Charisma aus, sondern eben auch unsere spezifischen Blindheiten, die Einengung und Begrenzung unseres Verstehens. Die geistige und geistliche Behinderung durch unser Muster eröffnet uns letztlich nur einen kleinen Spalt und einen kleinen Teil der Wirklichkeit, bedingt also auch unsere blinden Flecken, die größer sind als wir in der Regel annehmen. IV Verlass dich nicht auf deinen Verstand. Was bedeutet das? Das Hebräische könnte man auch anders übersetzen: „Verlass dich nicht auf Dein Verstehen“. Im Hebräischen steht „Binah“. Das heißt: Verlass dich nicht, stütze dich nicht auf deine menschliche Einsicht, nicht nur auf dein geistiges Unterscheidungsvermögen (FÜNFer und SECHSerproblematik). Volkstümlich könnten wir also nicht nur für die Kopfmuster sagen, denn auch bei den anderen Mustern läuft viel über den Kopf: „Verlass dich nicht nur auf deinen „Kopf “! Es gibt auch andere intelligente Zugänge. Dabei muss aber gleich im Ansatz einem antiintellektuellen Missverständnis und damit der Fehldeutung einer falschen Wirkungsgeschichte gewehrt werden. Nämlich als sei mit diesem biblischen Wort von Sprüche 3, 5f, ein Gegensatz von klarem Verstand einerseits und Spiritualität und Frömmigkeit andererseits angesprochen. Keineswegs geht es um eine etwa wissenschaftsfeindliche Verachtung des Verstandes. Vielmehr Wissenschaften und Spiritualität können sich gegenseitig erschließen. Auch geschichtlich müssen wir rückschauend sagen: Menschlicher Verstand, das Entstehen der Wissenschaften, ja die westliche Aufklärung waren eben auch ein geschichtsmächtiges Wirken des Geistes Gottes. Eine Hilfe zum „aufrechten Gang“, zur Emanzipation des Menschen bis hin zu einem deutlicheren Leben in Würde und Freiheit. Immanuel Kant sagte: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit ... Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. ! … Es ist so bequem, unmündig zu sein, habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen“. Also der Verstand, menschliche Aufklärung, ist permanent zu pflegen als ein Geschenk der imago dei, der Gottesebenbildlichkeit. EnneaForum 31 „Verlass dich nicht auf deinen Verstand“ könnte nun heißen: Verlass dich nicht nur auf dein Denken und deine Gedanken, verlass dich nicht auf den Spalt deines Verstehens, der durch dein spezifisches Muster nicht nur eröffnet wird sondern eben auch erheblich eingeengt ist. Pflege darum auch deine Bauchintelligenz und deine Herzintelligenz und vor allem: „Gott schütze mich auch vor mir selbst. Schütze mich vor meinen blinden Flecken und meinen so oft nicht erkannten Wirklichkeitsverengungen. Herr schütze mich gerade auch angesichts der immer wieder verdrängten oder überspielten Ängste (FÜNFer, SECHSer und SIEBENer Problematik). Lass mich immer wieder auch wahrnehmen, erst einmal hören, hinschauen auf die dunklen Gefühle und Ängste. Mit ihnen komme ich zu dir, schaue dich an, halte sie und mich dir hin“. Statt eines Gebetes kann auch ein innerer Dialog entstehen, etwa so: „Ich schaue meine Angst an, ich lasse sie mit innerem Abstand kommen: Du Angst gehört zu mir, ich habe Angst, aber ich bin nicht meine Angst; auch muss ich mich nicht dauernd an dich hingeben, muss mich nicht dauernd mit dir identifizieren. Ebenso ein daraus resultierendes übertriebenes Sicherheitsbedürfnis muss mir nicht immer als Angstflüsterer im Nacken sitzen. Das alles gehört zwar zu mir, aber gehört immer wieder an die lange Leine!“ Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, verlass dich nicht auf deinen Kopf - ich spüre vielleicht, dass es im Kopf auf „Turboautomatik“ gehen will oder sich Sorgenund Angst-Szenarien hochspielen. Da allerdings nötigt mich die biblische Einrede erst einmal kurz innezuhalten, z.B. bei situativen Auseinandersetzungen oder Herausforderungen etwa im Beruf, in Beziehung. Die geistliche Einrede sagt erst einmal: „Stopp!“ Keine automatische Reaktion aus dem Muster, sondern innehalten. Stellt sich nun die automatische Reaktion ein, z.B. Groll, Ärger, Zorn, Rückzug aus Stolz oder Angst, Betulichkeit, verbales Zudecken, aggressive Angriffe, Sturheit usw. dann lasse ich diese Reaktionen kommen, schaue sie an, mit innerem Abstand nehme ich sie wahr, halte sie aus, verdränge sie nicht und agiere sie nicht aus. Ich stütze mich nicht mehr auf meine gewohnte Reaktion, nicht nur auf meinen Kopf, auch nicht auf meine allzu paraten oder nicht paraten Emotionen. Ich halte die automatische Reaktion an und übe mich ein, z.B. mit der Angst, die sich zeigt, vertrauensvoll zu Gott aufzuschauen: Was wäre jetzt dran? Ich warte, ertrage die eventuelle „Anfechtung“ des Vertrauens. Ich übe mich vertrauensvoll ein (trotz angefochtenem Vertrauen, auch hypothetisches Vertrauen wäre hier möglich) in die Gegenwart Gottes. Aus dieser Haltung des inneren Auf-Blicks und des Augen-Blicks, wie auf dem Hintergrund des Einübens in die Gegenwart Gottes, gewinne ich ein wenig gnadenvollen Abstand zur ganzen Maschinerie meiner inneren Automatik (z.B. zu der Zorn-Groll-Automatik bei EINSer- und ACHTermustern). Die Reaktion aus dem Muster wird durch den Auf-Blick, den Augen-Blick unterbrochen. Innerer Dialog etwa: „Ich vertraue Dir Gott und Deiner Führung mehr als meinen sorgenden oder ängstlichen Gedanken, trotz Anfechtung und Schwächung des Vertrauens halte ich die innerliche Blickrichtung zu dir Christus bei. Ich gehe innerlich von meiner automatischen Reaktion weg EnneaForum 31 und wende mich vertrauensvoll zu Deinem Herzen hin, überlasse mich Deiner Führung!“ Ich übe mich gleichzeitig ein im Vertrauen und wachen Hinschauen und warte auf oder suche eine angemessene Antwort. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen („challenges“) im täglichen Leben oder darüber hinaus eben auch so oft in Politik und Gesellschaft, hieße die Kurzformel: „challenge and response“ und nicht „challenge and react“. Im persönlichen Alltag des Glaubens und Vertrauens laufen die einzuübenden Schritte kurz etwa so ab: „challenge“ – kurzes Innehalten – atmen – innerlich aufblicken – einen inneren Augen-Blick in die Gegenwart (Gottes – vor dem Hintergrund seiner Gegenwart) – hinschauen was kommt (geistig, emotional, somatisch). Nicht gleich ausagieren oder automatisch reagieren – innerlich Vertrauen wagen – Anfechtung des Glaubens, des Vertrauens aushalten oder ertragen - zur Gelassenheit finden – offen bleiben, angemessene Antwort abwarten und suchen. Diese Schritte immer wieder im Alltag ein Stück einüben. Natürlich bleiben wir die alten. Luther und Paulus würden sagen, wir bleiben „Sünder“. Das ist auch so. Jedoch so viele Menschen sinken ins Grab und sind ein Leben lang nur identifiziert mit ihrem Denken, Fühlen und ihrem Tun und haben nicht gelernt, in den inneren Abstand zu gehen, aus dem inneren Abstand das eigene Verhalten anzuschauen und so zu geistlichen und christlichen Veränderungen zu kommen. Von daher gilt, ohne Einübung bleibt unser Glaube und unsere Liebe viel zu kopflastig, stehen wir in der Gefahr, mehr von Glauben und Liebe zu reden als mit kleinen Schritten der Einübung immer wieder auch angemessene Antworten des Vertrauens, des Glaubens und der Liebe zu suchen. Dabei befinden wir uns nicht nur in guter katholischer Spiritualität sondern auch ökumenisch in evangelischer Katholizität. Die lutherischen Wesensmerkmale für eine christliche Spiritualität, ja für einen christlichen Theologen, sind in diesem Exerzitium und auch in den am Ende kurz genannten kleinen Schritten immer untergemischt: meditatio (Betrachtung des Wortes, innehalten, stille werden, Meditation), tentatio (Anfechtung, vorübergehende Schwächung des Glaubens und des Vertrauens), oratio (Gebet, Auf-Blick, bis hin zu der Haltung des Gebetes auch ohne Worte, einüben und warten auf Wachstum im Vertrauen). Luther selbst sagt: „Ich habe meine Theologie nicht auf einmal gelernt, sondern habe immer tiefer hineingraben müssen; dahin haben mich meine Anfechtungen gebracht, weil man ohne Übung nichts lernt“. Die Inhalte dieses Aufsatzes sind in ausführlicher Form auch in dem Buch „Enneagramm, Spiritualität und Spiritualität der Zukunft“ von Dr. Michael Schulz, Neukirchener Verlag 2006, ausgeführt. Segen Es segne Euch Gott, der mehr ist als Vater und Mutter. Er gebe, dass jeder und jede die besonderen Gaben in die Gemeinschaft einbringe. Er lasse Euch mit Euren dunklen Seiten klug umgehen, dass sie Euch begleiten und sich Eurer nicht bemächtigen. Er schenke Euch die Vollkommenheit, die nicht zur Arroganz wird, die Liebe, die nicht im Stolz endet, das Selbstvertrauen, das nicht verführerisch ist. Er gewähre Euch Schönheit, die sich nicht selbstgefällig zur Schau stellt. Er gebe Euch Weisheit, die verständlich ist und eine Loyalität, die kein Mitläufertum duldet. Er mache Euch reich an Fröhlichkeit, die nicht leichtfertig ist. Er schenke Euch Power und Kraft, die nicht egoistischen Zielen dient und den Frieden, der keine Bequemlichkeit kennt. Dies gewähre Euch der gütige Gott: der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Ludwig Zink am 4.3.2007 bei der JHV in Eisenach EnneaForum 31 Herr was ich brauche Herr was ich brauche du teilst es mir zu du hältst mein Los in der Hand meine Seele kommt bei dir zu Ruh du hast mich bei meinem Namen genannt Mir ist ein schöner Anteil zugefallen den du mir zugemessen hast ein fruchtbares Land eine Heimat die mich fand eine sanfte Last ein Weg der zu mir passt Du lässt mich deine Schönheit sehen sättigst mich an deinem Angesicht glückselige Stille Freude die Fülle ein wärmendes Licht Du – meine Zuversicht Musik und Text: Frieder Gutscher nach Psalm 16