10 LEIPZIG – MEINE STADT

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10 LEIPZIG – MEINE STADT
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LEIPZIG – MEINE STADT
Ausgabe 5 / 8. März 2013
Gesundheit und mehr...
N GEDANKENSPIELE
„Das Astoria kann saniert werden“
T
otgesagte leben länger.
Vielleicht gilt das auch für
das Hotel Astoria – jahrzehntelang unangefochten die
Nummer Eins in Leipzigs Beherbergungsgewerbe. Während
der MDR Anfang März eine Reportage ausstrahlte, die noch
einmal an die Glanzzeiten des
Ende 1996 erloschenen Sterns
(Astor heißt übersetzt Stern)
erinnert, glauben ImmobilienFachleute, das Astoria könnte
durchaus wie Phönix aus der
Asche aufsteigen.
Wenn Alexander Folz die immer wiederkehrenden Grabgesänge auf das vor reichlich 16
Jahren geschlossene Hotel anhört, dann wird der sonst so
freundliche Chef des Leipziger
Immobilienvermittlers Comfort
ein wenig grimmig. „Ich bin gebürtiger Leipziger und kann die
Geschichten von einem See im
Keller oder den fehlenden Parkplätzen schon nicht mehr hören“, sagt er. Alles das sei technisch lösbar. „Das Astoria hat
nur ein zentrales Problem – der
Eigentümer will dort keinen
weiteren Hotelstandort.“
Hans Albers, Klaus Mann, Inge
Meysel, David Hasselhoff, Lew
Kopelew, Franz Beckenbauer ...
– die Liste der Prominenten,
die dort ihr Haupt betteten, ist
lang. Doch als am 30. Dezember 1996 die Türen schlossen,
habe die damalige InterhotelGruppe zuvor eine grundlegende Entscheidung treffen müssen, so Folz. „Sowohl das
heutige Westin an der Gerberstraße als auch das Astoria entsprachen Mitte der Neunziger
nicht mehr den Baugesetzen
der Bundesrepublik. Insbeson-
Auch wenn ein Buchstabe fehlt – für das Hotel Astoria nahe des Hauptbahnhofs gibt es noch Hoffnung.
dere beim Brandschutz gab es
gravierende Mängel.“ Für zwei
so große Spitzenhotels sei der
Leipziger Markt seinerzeit zu
klein gewesen. „Also entschied
man sich für das Westin, sicherte aber das Astoria so weit,
dass innen keine großen Schäden entstehen können. Die
Bausubstanz ist bis heute ganz
ordentlich. Das Wasser im Keller gab’s schon immer, das
hängt mit dem alten Flussbett
der Parthe zusammen. Und
Parkplätze ließen sich im Hof
schaffen.“
Peter Leonhardt vom Amt für
Bauordnung und Denkmalpflege sieht das ähnlich. „Natürlich
entsprechen die Zimmergrößen
nicht mehr den heutigen Ansprüchen, aber das Astoria
kann saniert werden“, meint
er. Viele Gebäude in Leipzig,
die nach langem Leerstand einen weit schlechteren Zustand
aufwiesen, seien inzwischen
rekonstruiert. „Das Astoria
wurde von den Architekten
William Lossow und Max Hans
Kühne entworfen, die auch wesentlichen Anteil am benachbarten Hauptbahnhof hatten
und sich mit den Untergrundverhältnissen bestens auskannten. Auch die Baufirma Max
Pommer, die diesen Stahlbetonbau errichtet hat, ist für ihre
Qualitätsarbeit bekannt. Da
habe ich keine Sorgen.“ Archäologe Herbert Küas habe
entdeckt, dass die Parthe bis
zur Umverlegung im Mittelalter
an der Stelle verlief, wo seit
1958 ein Neubauflügel vom As-
toria steht. Bis zur Zerstörung
im Zweiten Weltkrieg gab es
dort – an der Kreuzung zur
Gerberstraße – ein Geschäftshaus, das nicht zum Hotel gehörte. In dem Neubau wurde
das Grundwasser sogar für
eine Wäscherei genutzt. „Der
Altbau hat eine ungewöhnlich
starke Betonsohle zum Erdreich, sie ist einen Meter dick“,
weiß Leonhardt. Ähnliche Probleme mit dem Grundwasser
gebe es zum Beispiel auch im
Industriepalast oder im früheren Interdruck-Gebäude an der
Salomonstraße, das nun schon
fast fertig saniert ist. „Das Astoria ist so stabil, es müsste für
einen Neustart wahrscheinlich
nicht mal entkernt werden.“
Vor längerer Zeit habe die nie-
Foto: LVZ-Archiv
derländische Hotelkette Golden
Tulip versucht, die geschichtsträchtige Immobilie zu erwerben, berichtet Folz. „Es scheiterte leider daran, dass der
Eigentümer nur unter der Bedingung verkaufen wollte, dass
eine Hotelnutzung ausgeschlossen wird.“ Kein Wunder: Besitzer ist nach wie vor der USFonds Blackstone, dem auch
die Gebäude vom Westin und
vom Radisson-Hotel am Augustusplatz gehören. Offenbar will
er eine starke Konkurrenz genau in der Mitte zwischen diesen Häusern verhindern. „Doch
der Markt ist jetzt stark in Bewegung und der Standort vom
Astoria fantastisch“, zündet der
Immobilienprofi einen Hoffnungsfunken an.
Jens Rometsch
N MUSEUM
Rössler-Sonderschau zur Eröffnung
P
utzen, Sichten, Archivieren: Die Vorbereitungen
für den Umzug des Kameramuseums
Leipzig
nach
Markkleeberg laufen auf Hochtouren. Zur Eröffnung im Frühsommer wird eine Sonderausstellung
des
kürzlich
verstorbenen Markkleeberger
Akt- und Modefotografen Günter Rössler gezeigt.
„Wir waren befreundet und
hätten ihm sowieso eine Ausstellung gewidmet“, erzählt
Kerstin
Langner.
Dreimal
schon habe sie Rösslers Werke
in einer Exposition gezeigt, das
nächste Mal werde anders: „Im
neuen Haus haben wir viel
mehr Platz und können auch
großformatige Werke zeigen“,
sagt sie.
Viel mehr Platz ist noch untertrieben. Das Kameramuseum
übernimmt die Liegenschaft
des ehemaligen Landwirtschaftsmuseums, in dem später auch die Terrakotta-Armee
ausgestellt war. „Wir werden
mit der Rotunde beginnen, die
Ausstellung nach und nach erweitern, später im Café zum
Beispiel eine Kabinettausstellung aufbauen, im Haus noch
eine historische Dunkelkammer einrichten und das Galeriegeschehen ausweiten“, erzählt die Museumsleiterin.
Ganz zum Abschluss werde die
Halle, in der früher die Tonkrieger aufgereiht standen,
nutzbar gemacht, erläutert sie.
Bis dahin ist es ein langer Weg.
Derzeit sichtet, reinigt, repa-
riert und archiviert Langner
die Bestände des Museums in
Mölkau. Dort werde nur noch
bis Ende des Monats die untere
Etage für Besucher geöffnet
haben, sagt die 53-Jährige. Im
neuen Haus würden auch nicht
alle 70 000 Bilder und 5000
Kameras des Fundus gezeigt
werden können, aber von der
ältesten aus dem Jahr 1864 bis
zum Ende der Filmpatrone wie
in einem Zeitstrahl alle wichtigen Modelle.
„Gleich im Eingang wollen wir
zum Beispiel große Reisekameras aufbauen. Die sind
sehr dekorativ“, so Langner.
Atelierkameras, groß wie Möbelstücke,
würden
ebenso
gleich am Entree zeigen, wie
aufwändig früher Fotografie-
ren war. Aber auch Winzlinge
wie diverse Spionagekameras
würden ausgestellt, verspricht
sie.
Sie sei sehr froh, mit dem Umzug in große Räume letztlich
das Werk ihres 1994 verstorbenen Mannes Peter Langner
vollenden zu können. Der habe
zum 150. Geburtstag der Erfindung der Fotografie trotz vieler
Probleme in der damaligen
DDR den Grundstock für die
Ausstellung im Fotomuseum
zusammengetragen, die Einrichtung am 19. April 1989
dann im Mölkauer Domizil eröffnet. Wann genau in Markkleeberg eröffnet wird, stehe
noch nicht fest, so Langner.
Aus Markkleeberg ist zu hören,
erst müsse zum Beispiel noch
das Dach repariert werden.
Dadurch hat sich schon jetzt
der Termin von Mai auf Juni
verschoben. Bis dahin sucht
Langner auch noch Helfer für
den späteren Betrieb. Für den
Einlass, aber auch für den Besucherservice würden noch
Aushilfskräfte aus Markkleeberg gesucht, erzählt sie. Auch
wer sonst mithelfen möchte,
kann sich gerne bei ihr unter
Telefon 0341 6515711 melden.
Das Interesse am Haus sei riesig, freut sich Langner. Schon
jetzt hätten sich mehrere Gruppen angemeldet. Auch die Preise stehen schon fest: „Erwachsene
zahlen
fünf
Euro,
Ermäßigungsberechtigte drei
Euro Eintritt“, so Langner.
Jörg ter Vehn