Auf dem Weg zum Humboldt-Forum - Hu

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Auf dem Weg zum Humboldt-Forum - Hu
HUMBOLDT
Die Zeitung der Alma Mater Berolinensis
Ausgabe 7 – 2006/2007
www.hu-berlin.de/presse/zeitung/
Jahrgang 51 · 10. Mai 2007
Auf dem Weg
zum Humboldt-Forum
Ohne Abweichen von der Ursprungsidee
„Auf dem Weg zum Humboldt-Forum“ –
unter diesem Motto haben das Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik und die
Staatlichen Museen mehrere gemeinsame Ausstellungen veranstaltet, um
zu ­demonstrieren, daß man tatsächlich
aus Universität und Museum eine neue
­Einheit bilden kann.
Diese grundlegende Idee für ein Hum­
boldt-Forum auf dem Schloßplatz der
Spreeinsel haben der Kunsthistoriker
Horst Bredekamp und der damalige
Präsident Jürgen Mlynek im Frühjahr
2001 vor der Internationalen Experten­
kommission „Historische Mitte Berlin“
in ebenso knappen wie eindrücklichen
Worten formuliert und damit die Exper­
ten überzeugt; im Juli 2002 beschloß
der Bundestag nach längerer Diskussion
die Umsetzung des Konzeptes. Das Kon­
zept, an dem außer Bredekamp und dem
Mathematiker Jochen Brüning vor allem
auch der Präsident der Stiftung Preu­
ßischer Kulturbesitz, unser Altkurator
Klaus-Dieter Lehmann, beteiligt war, sah
neben Flächen für die außereuropäischen
Sammlungen der Staatlichen Museen, die
Sammlungen der Humboldt-Universität
Anzeige
und Abteilungen der Zentral- und Landes­
bibliothek auch eine Freifläche für Kunstund Kulturdarbietungen („Agora“) vor.
Spätestens auf der großen Ausstellung
„Theatrum Naturae et Artis – Wunder­
kammern des Wissens“, die im Berliner
Gropiusbau bis zum Frühjahr 2001 gelau­
fen ist, war nicht nur deutlich geworden,
daß in den Speichern unserer Universität
hinreißende Sammlungen schlummerten
– uns allen in Ansätzen vertraute natur­
wissenschaftliche, medizinische, archäo­
logische Sammlungen, umfangreiche Be­
stände in den Magazinen des Naturkun­
demuseums, aber auch das Lautarchiv,
die christlich-archäologische Sammlung
und manches andere mehr. Außerdem
machte die Ausstellung deutlich, daß eine
solche Kombination von Museum und
Universität bereits von Leibniz für Berlin
geplant worden war und in der 1810 ge­
gründeten Universität lediglich in Ansät­
zen realisiert wurde. Der hochgebildete
König Friedrich Wilhelm IV. versuchte
auf Anregung der Brüder Humboldt 1841,
die ganze Spreeinsel hinter dem alten
Museum zu einer „Freistätte für Kunst
und Wissenschaft“ umzugestalten und
in einem großen Tempelbau Museum
und Wissenschaft zu verbinden – der
Entwurf wurde deutlich später verändert
als Nationalgalerie realisiert. Durch die
Feuerstürme des zweiten Weltkriegs wur­
den die Ansätze solcher Kombination
von Museum und Universität weitgehend
vernichtet: Der zerstörte Ostflügel des
Naturkundemuseums wird erst seit letz­
tem Jahr wieder aufgebaut; die Ruine
des Museums für Meereskunde wurde
in den fünfziger Jahren abgerissen, das
archäologische Museum im Hauptgebäu­
de erstand nur zu Teilen wieder neu, und
ganze Teile der christlich-archäologischen
Sammlung sind in der Verlagerung ver­
schwunden. Und trotzdem ist ungeheuer
viel von den alten Universitätssammlun­
gen erhalten. Seit Anfang des neuen Jahr­
tausends bestanden zudem Hoffnungen,
diese Sammlungen im neuen HumboldtForum zeigen zu können und so die alte
Berliner Idee in neuer Gestalt endlich
realisieren zu können.
Vereinbarung mit
Centre Marc Bloch
Das Centre Marc Bloch und die HU werden
künftig noch enger zusammenarbeiten.
­Eine Vereinbarung regelt die enge Koope­
ration der beiden Institutionen, zusätzlich
ist die Einrichtung einer ständigen Gastpro­
fessur an der HU in den Sozial- und Kultur­
wissenschaften geplant. Die Chaire Marc
Bloch soll jeweils für sechs Monate oder
ein Jahr ausgeschrieben werden. Ziel ist
es, die wissenschaftliche Zusammenarbeit
zwischen Frankreich und Deutschland zu
stärken und die dauerhafte Integration der
französischen Sozialwissenschaften in der
Wissenschaftslandschaft Berlins zu errei­
chen. Die Gastprofessur wird einer der zwei
beteiligten Fakultäten, der Philosophischen
Fakultät I oder der Philosophischen Fakul­
tät III, zugeordnet. Die Auswahl erfolgt
ebenfalls unter Beteiligung der beiden Fa­
kultäten und des Centre Marc Bloch.
Jahrelang war die Fakultät auf mehrere Stand­
orte verteilt. Nun sind die Theologen verei­
nigt und freuen sich über ihr
Institutsgebäude. Das prächtige
Gebäudeensemble entlang der
Spree wurde umgebaut. Seite 3
EU-Parlamentspräsident
zu Besuch
Das Walter Hallstein-Institut für Euro­
päisches Verfassungsrecht der Hum­boldtUniversität lädt herzlich zur folgenden
Veranstaltung der Vortragsreihe
HUMBOLDT-REDEN ZU EUROPA (HRE)
ein:
Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, EU-Parlamentspräsident, spricht zum Thema:
„Vor dem Juni-Gipfel 2007: Was wird aus
der Verfassung für Europa?“
am Montag, dem 14. Mai 2007,
um 16.00 Uhr im Audimax der
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
10117 Berlin
Hirnforscher sind in der Lage, Gedanken eines
Menschen aus Gehirnprozessen zu erkennen.
Erste Einsatzmöglichkeiten zeich­
nen sich ab, aber auch umstritte­
ne Anwendungen wie Lügende­
tektoren sind möglich. Seite 5
„Auf dem Weg zum Humboldt-Forum“ –
um Kritikern den Wind aus den Segeln
zu nehmen, die bestritten, daß Museum
und Universität überhaupt zueinander
finden könnten, wurden seit 2003 acht
Ausstellungen realisiert, eine neunte ist
in Planung. Da waren beispielsweise im
Foyer unserer Universität 2006/2007
frühneuzeitliche Flugblätter zu sehen
(„Aufgedeckt und rumgedreht. Bewegte
Geschichten auf fliegenden Blättern“).
Aber es wurden keine angebräunten Ex­
ponate in Vitrinen gezeigt, mit grauem
Tuch verhüllt. Vielmehr waren Photos
der Flugblätter auf Stellwände montiert,
und man konnte sie dort nicht nur lesen,
sondern beispielsweise prächtige baroc­
ke Kleider von einer Figur abheben und
fand ein Totengerippe darunter. Die be­
sondere Form des „interaktiven Flugblat­
tes“ hatte das Helmholtz-Zentrum unter
anderem gemeinsam mit der Staatsbi­
bliothek zu Berlin ins rechte Licht der
Öffentlichkeit gerückt.
„Auf dem Weg zum Humboldt-Forum“ –
schien freilich in den letzten Monaten
der Zug ins Stocken gekommen zu sein.
Das unklare Schicksal des Palastes der
Republik, zeitweilig für jeden deutlich
durch die monumentale Schrift „Zwei­
fel“ über dem ehemaligen Hauptportal,
oder die unklare Finanzierung, für je­
dermann erkennbar nach dem Rückzug
des Landes Berlin aus der Finanzierung,
bewogen viele kluge Menschen, das
Humboldt-Forum nur mehr noch für ein
Hirngespinst einiger weniger Träumer
zu halten. Plötzlich aber hat sich nun das
Blatt vollkommen gedreht. Der aus dem
Osten stammende Bundesbauminister
Wolfgang Tiefensee und der aus dem
Westen stammende Regierende Bürger­
meister Klaus Wowereit kündigten auf
einer Pressekonferenz die Realisierung
des Humboldt-Forums als gemeinsame
Anstrengung von Bund und Land an,
wobei der Berliner Anteil am Gebäude
deutlich auf fünftausend Quadratmeter
reduziert wurde.
▶ Lesen Sie weiter auf Seite 3
HU im Hochschul-Ranking
ganz weit vorne
Die Humboldt-Universität belegt im ak­
tuellen Hochschul-Ranking des Magazins
„Focus“ den sechsten Platz und bestä­
tigt damit ihre Zugehörigkeit zur Spitzen­
gruppe der deutschen Hochschulen. Die
ersten beiden Plätze gingen an die Mün­
chener Technische Universität und die
Ludwig-Maximilians-Universität. Unter
die Top Ten kamen neben der HU die
Universitäten von Freiburg, Heidelberg,
Konstanz, Mannheim, Tübingen, Stutt­
gart, Bonn und Karlsruhe. Untersucht
wurden die Leistungen von Forschung
und Lehre in den 20 wichtigsten Studi­
enfächern. Befragt wurden Dekane und
Wissenschaftler, die Auskunft über den
Ruf von Forschung und Lehre der Fach­
bereiche gaben. Red.
Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät will
mit einem neuen Angebot Absolventen schnell
zu einer Stelle verhelfen und ko­
operiert dazu mit Unternehmen.
Das Großbritannien-Zentrum lädt
zum Alumni-Tag. Seite 6
Foto: RoboCup
Roboter-Team belegt 1. Platz
Die Roboterfußball-Teams waren wieder erfolgreich. Vom 15. April bis zum 21. April fanden auf
der Hannover Messe die 6. RoboCup German Open statt. Das GermanTeam (Humboldt-Universität, Uni-Bremen, TU Darmstadt) erzielte in der Four-Legged League den 1. Platz und konnte den amtierenden Weltmeister (NUBots, Australien) in einem spannenden Finale besiegen.
In der Liga der Humanoiden Roboter erspielte sich das „Humanoid Team Humboldt“ den 3.
Platz. Damit zählt das Team nach nur etwas mehr als einem Jahr Entwicklungszeit bereits zu
den Top-Teams im RoboCup.
Das dritte Team der HU erzielte in der Simulation einen beachtlichen 4. Platz. Damit sind die
Teams der Humboldt-Universität hervorragend positioniert für den internationalen RoboCup
Wettbewerb im Juli in Atlanta (USA).
Anträge der Exzellenzinitiative
eingereicht
Die Humboldt-Universität hat ihre Lang­
anträge in der zweiten Runde der Exzel­
lenzinitiative von Bund und Ländern am
13. April 2007 eingereicht. „Nun werden
wir uns ganz auf die Begehung der Gut­
achter im Juni konzentrieren“, erklär­
te Präsident Christoph Markschies. Im
­Januar 2007 war die HU aufgefordert
worden, insgesamt acht ihrer eingereich­
ten Antragsskizzen auszuformulieren.
Dabei wurden Antragsskizzen aus den
ersten beiden Förderlinien berücksichtigt
sowie die Antragsskizze für die dritte För­
derlinie, das Zukunftskonzept. Im Okto­
ber soll die Entscheidung fallen, welche
Projekte gefördert werden. Red.
unikate
Es macht Spaß, gegenwärtig durch die
eine gewisse Menge an Geld zur VerfüUniversität zu gehen und die verschiegung, um unsere Universität ein gudenen Standorte zu besuchen: Überall
tes Stück voranzubringen. Wir haben
wird für den Exzellenzwettbewerb gearseit letztem Herbst in unzähligen
beitet, genauer für die Begutachtungen
Runden gemeinsam über den Weg
der Anträge auf Einrichtung von
dieser Universität diskutiert, ProSchulen und Clustern in Bonn
file ausgebildet und durch eine
und die Begehung unserer UniReihe von Maßnahmen – wie
versität durch eine Gutachterbeispielsweise die Eduard-Sprangruppe im Rahmen der dritten
Unter der Überschrift
ger-Lehrprofessuren – sicherzuFörderlinie. Die einen überlegen
„Unikate“ schreibt der
stellen versucht, daß möglichst
gemeinsam, wie einzelne ElePräsident der
viel vom Aufbruch in der Formente ihrer Anträge noch besser
Humboldt-Universität
schung bei unseren Studierenund präziser gefaßt oder erläuzu Berlin, Prof. Dr.
den ankommt. Natürlich wird
tert werden können, die andeChristoph Markschies,
ein solcher großer Reformschritt
regel­mäßig über Erlebren bereiten die Begutachtungen
nicht gleich auf Zustimmung
technisch vor. Natürlich wird,
nisse aus seinem univerbei Jedermann treffen, aber der
wie es dem Geist unserer Unisitären Alltag, die von
Akademische Senat als höchstes
versität entspricht, auch munallgemeinerem Interesse
Gremium unserer Universität
ter weiter diskutiert, auch über
sind. Er freut sich über
hat die Grundprinzipien des Ansehr grundsätzliche Fragen. Da
Reaktionen:
trags mit sehr großer Mehrheit
[email protected]
gibt es ein ebenso kritisches wie
gebilligt. Nun ist noch einmal
geistreiches Plakat „Der Angriff
eine letzte große Anstrengung
der Exzellenzcluster“, das die Befürchtungen,
notwendig, an der sich – wie ich in diesen
es werde die Forschung auf Kosten der Lehre
Tagen immer wieder wahrnehme – sehr viele
ausgebaut, in das schreckenerregende Bild
Menschen an unserer Alma mater Berolineneines Angriffs von Cluster-Monstern bringt.
sis beteiligen. Dafür bin ich sehr dankbar und
Ich glaube nicht, daß Monster die Universität
darauf bin ich auch ein ganz klein wenig stolz.
bedrohen – vielmehr steht endlich einmal
Ihr Christoph Markschies
1947 wurde der Schriftsteller Heinrich Mann der
erste Ehrendoktor der Berliner Universität nach
ihrer Wiedereröffnung 1946. Der
Emigrant sollte zur Rückkehr ins
östliche Deutschland bewegt wer­
den. Seite 7
25 Jahre Kammerchor der Humboldt-Universi­
tät – was ganz klein begann, hat sich zu einem
festen Bestandteil der Musik an
der Universität und darüber hin­
aus auch in der Berliner Chor­
szene entwickelt. Seite 8
Aktuell
Seite Personalia
Orthodoxer Ehrendoktortitel für Prof. Markschies
HUMBOLDT · 10. Mai 2007
„Humboldt Graduate School“
feierlich eröffnet
Stimmen
aus der Universität
Foto: privat
Prof. Dr. Christoph Markschies wurde am 24. April 2007 von der Fakultät für
Orthodoxe Theologie der Lucian-Blaga-Universität im rumänischen Sibiu/Her­
mannstadt die Würde eines Doktors der Theologie ehrenhalber verliehen.
Damit werden von der ältesten Universität Rumäniens die wissenschaftlichen Ver­
dienste des Präsidenten der Humboldt-Universität auf dem Gebiet der Erforschung
des antiken Christentums und der antiken christlichen Theologie gewürdigt; die Aus­
zeichnung wurde in einer festlichen Zeremonie in Anwesenheit von politischen und
kirchlichen Repräsentanten in Sibiu/Hermannstadt, der Kulturhauptstadt Europas,
übergeben. Die Auszeichnung eines evangelischen Theologen mit einem orthodoxen
Ehrendoktor stellt ein sehr seltenes Zeichen von großer ökumenischer Bedeutung dar.
Neuer Leiter des Referats Öffentlichkeitsarbeit
Thomas Richter verstärkt ab 1. Mai als Leiter das Team des Referats Öffentlichkeitsar­
beit. Der 36-jährige Thüringer studierte Anglistik/Amerikanistik, Germanistik und In­
formatik an der Universität Leipzig. Dort arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter
an der Amerikanistik und als Referent für Universitätsentwicklung für die Universitäts­
leitung. Seit 2001 baute er die Öffentlichkeitsarbeit der Universität auf, vor allem in den
Bereichen Internet, Corporate Design, Veranstaltungsorganisation und Merchandising
– seit 2002 als Leiter des gleichnamigen Sachgebiets. (Lesen Sie auch den Text auf der
rechten Seite.)
Neuer Referent von Vizepräsident Prof. Matuschek
Dr. Mark Napierala ist der neue Referent des Vizepräsidenten für Studium und Interna­
tionales, Prof. Dr. Stefan Matuschek. Dr. Napierala hat Literaturwissenschaft, Soziologie
und Philosophie an den Universitäten Bamberg, Montpellier und der FU Berlin stu­
diert. Promoviert hat er am Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Fried­
rich-Schiller-Universität Jena, der Titel der Dissertation lautet: Archive der Kritik. Die
„Allgemeine Literatur-Zeitung“ und das „Athenaeum“. Er war Mitarbeiter am Zentrum
für Literaturforschung, Berlin und Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich „Ereignis
Weimar-Jena. Kultur um 1800“, Jena. Im SFB hat er im Teilprojekt „Periodika und Zeit­
schriften“ gearbeitet und sich thematisch insbesondere mit Wissensordnungen, Litera­
turkritik und Polemik beschäftigt.
Verleihung des Dissertationspreises Adlershof 2006
Am 4. Mai 2007 wurde der Adlershofer Dissertationspreis zum fünften Mal verliehen.
Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung geht jeweils an einen herausragenden Nach­
wuchswissenschaftler, dessen Doktor­arbeit in einer Adlershofer wissenschaftlichen
Einrichtung entstanden ist. Stifter des Preises sind die Humboldt-Universität zu Berlin,
die Initiativgemeinschaft Außer­uni­versitärer Forschungs­einrichtungen in Adlershof
(IGAFA e. V.) und die WISTA-MANAGEMENT GMBH.
Für das Jahr 2006 geht der Preis an Dr. Guido Dornhege für seine am Fraunhofer-Ins­
titut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST) verfasste Dissertation. Es ist
eine Arbeit auf dem Gebiet des Brain-Computer-Interface (BCI). (Lesen Sie zu diesem
Thema auch unseren Bericht auf Seite 5.)
Neuer Guardini Professor
Zum Wintersemester 2007/2008 wird Prof. Dr. Edmund Runggaldier SJ die
Guardini Professur für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung an
der Theologischen Fakultät von Prof. Dr. Dr. h. c. Ludger Honnefelder übernehmen.
Zurzeit ist Runggaldier Professor am Institut für Christliche Philosophie der Universität
Innsbruck. Die Lehrveranstaltungen der Guardini Professur werden außer an der
Theologischen auch an der Philosophischen Fakultät anerkannt. Runggaldier wird
zudem das wissenschaftliche Programm im Rahmen des Guardini Kollegs weiterführen.
Unter anderem wird das 2005/2006 begonnene wissenschaftliche Projekt zum Thema
„Naturalisierung des Menschen“ fortgesetzt.
Gedenken an Bücherverbrennung
Am 10. Mai findet in Organisation der Stiftungsinitiative 10. Mai ein literarischmusikalisches Programm „Lesezeichen 10. Mai 2007“ zur Erinnerung an die
faschistische Bücherverbrennung 1933 statt. Gefüllt wird der Abend mit aktuellen Texten
von Mitgliedern Berliner Lesebühnen (Tube, Lea Streisand u.a.) und musikalischen
Beiträgen von kulturellen Aktivistinnen und Aktivisten der „Offene Universität BerlinS
(OUBS)“ sowie Überraschungsgästen. Musik von Ivo Lotion & den Mariachis. Im
Rahmen des Programms: „Stolpersteine an der Universität? – Anstöße zur Diskussion!“;
18.30 bis 21 Uhr, Senatssaal der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6.
Liebe Leserinnen und Leser,
Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel (2. v. l), Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin (3. v. l) und Wissenschaftssenator
Jürgen Zöllner (4. v. l.) bei der Eröffnung der HGS.
Foto: Bernd Prusowski
Trotz des sonnigen Wetters war der Reutersaal des Seminargebäudes am Hegelplatz
an diesem Abend bis auf den letzten Platz besetzt. Denn am 26. April 2007 fand die
feierliche Eröffnung der „Humboldt Graduate School“ (HGS) sowie der „Berlin School
of Mind and Brain“ statt.
Die HGS soll als Dachorganisation für Promotionsprogramme fungieren, die Qua­
litätsanforderungen in Betreuung, Ausbildung, Internationalität und Gleichstellung
entsprechen. Sie wurde im Rahmen der Feier kurz von Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel,
Vizepräsident für Forschung und Lehre, der die Einrichtung der HGS verantwortet,
vorgestellt.
Eines der zukunftsweisenden Programme der HGS ist die Graduiertenschule „Berlin
School of Mind and Brain“. Sie ist eine gemeinsame Initiative der Geistes- und Sozi­
alwissenschaften sowie der Lebenswissenschaften. Diese Graduate School wird eine
transdisziplinäre Plattform für die vielschichtigen Beziehungen zwischen den verschie­
denen Wissenschaftskulturen zur Verfügung stellen und damit ihr Zusammenwach­
sen fördern. „Mind and Brain“ wurde in der ersten Runde der Exzellenzinitiative des
Bundes und der Länder als Graduiertenschule beantragt und bekam im vergangenen
Herbst die Erfolgsmeldung zur Förderung. „Wenn jemand fragt, wo man am besten im
Bereich ,Mind and Brain‘ arbeiten kann, dann muss die Antwort natürlich ,in Berlin‘
lauten. Das ist unser unbescheidenes Ziel“, sagte Prof. Dominik Perler anlässlich der
Eröffnung.
Festredner war Julian Nida-Rümelin, Professor an der Ludwig-Maximilians-Universi­
tät in München und ehemaliger Staatsminister für Kultur und Medien der rot-grünen
Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder. In seiner Ansprache betonte
Nida-Rümelin, dass es überhaupt nicht selbstverständlich sei, dass sich unterschiedliche
Disziplinen wechselseitig verstehen und freute sich umso mehr, dass dies augenschein­
lich bei den Sprechern von „Mind and Brain“, Prof. Dr. Arno Villringer und Prof. Dr.
Perler der Fall sei.
Zur Eröffnung sprachen ebenfalls Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) und der
Präsident der Universität, Prof. Dr. Christoph Markschies. Zöllner hob seinen Anspruch
hervor, dass Berlin die Wissenschaftsstadt werden solle. Zudem betonte er, dass die
Gesellschaft Wissenstransfer erwarte und dass „wir eine selbstkritische Wissenschaft
brauchen“. Abermals betonte er die nötige Ausbildungsoffensive: qualitativ und quan­
titativ. Als das Wort „quantitativ“ fiel, horchten einige der Anwesenden auf, denn die
Hochschulen in Berlin stoßen bekanntermaßen bereits deutlich an ihre materiellen
Grenzen. Prof. Markschies sprach die vorherrschende Betreuungsproblematik der Pro­
movierenden an. Gleichzeitig betonte er, dass die Empfeh­lungen des Wissenschafts­
rats von 2002 zur Reform der Doktorandenausbildung, ver­kürzte Promotionszeiten,
sachgerechte Strukturierung und gleichzeitige Steigerung der Eigenverantwortlichkeit,
„maßgeblich“ von der „Humboldt Graduate School“ verfolgt würden. In diesem Zu­
sammenhang dankte Markschies ausdrücklich Prof. Dr. Hans ­Jürgen Prömel, der die
Idee der HGS in die Tat umgesetzt hat und betonte: „Unsere Humboldt-Universität, die
vormalige Friedrich-Wilhelms-Universität, dokumentiert damit ein weiteres Mal, dass
sie sich bis auf den heutigen Tag als Reform­universität versteht.“ Christine Schniedermann
HU-Klangkörper führen
Missa Solemnis auf
Monday Lectures
Am Montag, dem 21. Mai, 18.15 Uhr, spricht Peter Alter, Professor für Neuere und Zeitge­
schichte, Universität Duisburg-Essen, über „Churchills Begegnungen mit Deutschland“.
Der Vortrag findet auf Einladung des Großbritannien-Zentrums und der Deutsch-Bri­
tischen Gesellschaft statt, der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Ort: Heilig-Geist-Kapelle, Spandauer Str. 1 in Berlin-Mitte.
www2.hu-berlin.de/gbz
Impressum
Herausgeber: Der Präsident
Redaktion: Thomas Richter (verantw.), Heike
Zappe, Ljiljana Nikolic, ­Robert Kempe (online)
Unter den Linden 6, 10099 Berlin
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1.2.2005, www.hochschulmedia.de
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Auflage: 10.000 Ex.
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Quellenangabe und Beleg erbeten.
Gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt
die Meinung des Herausgebers oder der
Redaktion wieder.
HUMBOLDT erscheint wieder am
7. Juni 2007
(Redaktionsschluss: 22. Mai)
Konzert zum Geburtstag von Papst Benedikt XVI. in der St. Hedwigs-Kathedrale. Foto: foto-Legler.com
Das Klatschen wollte kein Ende nehmen, am 15. April in der St. Hedwigs-Kathedrale, wo
die Missa Solemnis „Tu es Petrus“ anlässlich des zweijährigen Pontifikats und des 80.
Geburtstages von Papst Benedikt XVI. uraufgeführt wurde. Am Ende der Aufführung
umarmte der Komponist der Missa, Wolfgang Seifen, Professor an der Hochschule der
Künste und Organist an der Gedächtniskirche, Constantin Alex, den Universitätsmu­
sikdirektor der Humboldt-Universität. Seifen dankte den 240 Musikern und Sängern,
die seine extra für den Papst komponierte Messe in der Kathedrale uraufgeführt hatten.
Mitgewirkt hatten Humboldts Philharmonischer Chor, Humboldts Studentische Phil­
harmonie und das symphonische Orchester der HU. Unter den Besuchern war auch
Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Apostolische Nuntius in Deutschland, der Kölner
Kardinal Joachim Meisner, hielt die Predigt. Red.
„So, you’re the guys from Humboldt?“
fragte mich ein interessierter New Yorker
im November 2005 auf einem Empfang.
Etwas pikiert war ich, denn ich hatte in den
Tagen davor mit einer größeren Delegation
die Eröffnung der Leipziger Repräsentanz
in New York organisiert, nicht zuletzt um
den Bekanntheitsgrad von Deutschlands
zweitältester Universität in New York zu
erhöhen. Zwar teilten wir uns im Projekt
e2 ein Büro mit der Humboldt-Universität,
aber gleich verwechselt zu werden... Die
nächsten Minuten verbrachte ich damit,
meinem Gesprächspartner die Unverwechselbarkeit der Alma mater Lipsiensis nahe
zu bringen.
Als anderthalb Jahre später mein Wechsel an
die Humboldt-Universität feststeht, erinne­
re ich mich und frage Freunde, ­ Kollegen
und Bekannte, was sie über die HumboldtUniversität zu sagen haben. Heraus kommt
das Bild einer großen, erfolgreichen und
überall bekannten Hochschule, die meistens auch in der Hauptstadt angesiedelt
wird. Einige Gebäude werden erwähnt, Adlershof haben manche gesehen, Kollegen
und Kolleginnen der jeweiligen Fachgebiete
kennt man, einige Nobelpreisträger werden
genannt. Man erinnert sich an Konferenzen
und Tagungen – selbst an den HumboldtBall. Doch auch das gibt es: Eine in England
lebende Freundin, der ich von meinem Büro
im Hauptgebäude Unter den Linden erzähle, fragt erstaunt, „Wird das nicht gerade
abgerissen?“
Was oder vielmehr wer prägt das Außenbild der Humboldt-Universität? Diese Frage
lässt sich noch leicht beantworten: Die Außendarstellung einer Einrichtung, vor allem
einer so großen, ruht auf vielen Schultern.
Jedes Institut, jedes Mitglied trägt zum
Erscheinungsbild bei. Die Aufgabe des Referats Öffentlichkeitsarbeit sehe ich darin,
Ihnen einen Kontext zu schaffen, in dem
Sie Ihre Inhalte präsentieren können, und
Ihre Inhalte für die Außendarstellung der
Universität nutzbar zu machen. Dabei steht
das Referat nicht allein da: Mit der Pressesprecherin, dem Studierendenservice,
der Forschungsabteilung und der Abteilung Internationales seien nur einige der
Personen und Einrichtungen genannt, bei
denen Öffentlichkeitsarbeit wichtiger Teil
der täglichen Arbeit ist.
Doch was macht die Humboldt-Universität
unverwechselbar? Und warum sollte diese
Frage für Sie im Alltagsbetrieb zwischen
Förderanträgen und Studienreform interessant sein? Dies möchte ich mit Ihnen in
der nächsten Zeit diskutieren, wenn ich mit
dem Beginn meiner Tätigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit gleichzeitig beginne, meine
Außensicht auf die Universität allmählich
gegen eine Innensicht zu tauschen und
eine der „Stimmen aus der Universität“ zu
werden.
Ich freue mich, Sie und mit Ihnen die Humboldt-Universität kennen zulernen und mit
Ihrer Unterstützung der Öffentlichkeit und
nicht zuletzt Ihren Kolleginnen und Kolle­
gen, Kommilitoninnen und Kommilitonen
deutlich zu machen, was die HumboldtUniversität leistet, welche spannenden, faszinierenden Dinge hier passieren.
Thomas Richter
Referatsleiter Öffentlichkeitsarbeit
[email protected]
Telefon (030) 2093 2946
Campus
HUMBOLDT · 10. Mai 2007
Seite Im Paradies angekommen
Die Theologische Fakultät ist endlich an einem repräsentativen Standort vereint
Anfang Mai bei den Theologen. Die
Fakultät gleicht einem Bienenschwarm.
Überall sind Menschen unterwegs, gehen geschäftig ihren Aufgaben nach,
ohne sich in die Quere zu kommen.
Zwei ­Männer stehen an der Eingangstür
und versuchen, ihren Mechanismus zu
ergründen. Eine Frau trägt einige zusammengefaltete Umzugskisten aus der
Bibliothek fort. An den quadratischen
Tischen im großzügigen Foyer sitzen
Studierende vertieft in Zeitungen, im Gespräch, oder der Blick schweift kurz raus
durch die Glasfassade auf die sonnenumspielte Spree, die Alte Nationalgalerie, das
Bodemuseum...
„Das Institutgebäude ist nicht wiederzu­
erkennen“, sagt Theologie-Student Ronny,
der an einem der Tische sitzt. Das Foyer sei
früher eng, das gesamte Haus miefig gewe­
sen. Mit anderen Studierenden konnte man
sich früher nicht so leicht austauschen,
fügt seine Kommilitonin Christine hinzu,
denn der Berliner Dom, wo die Theologen
Vorlesungen besuchten, bot keine Mög­
lichkeiten zum Verweilen. Über mehrere
Standorte verteilte sich die Fakultät jahre­
lang, um im Laufe der vergangenen Monate
im prächtigen Gebäudeensemble, das sich
über die Burgstraße 26 und die Anna-Lou­
isa-Karsch-Str. 1 erstreckt, nun endlich zu­
sammenzuwachsen.
„Die zwei Häuser, die zu Wohn- bzw. Ge­
schäftszwecken erbaut wurden, sind nach
dem zweiten Weltkrieg in den Besitz der
Universität übergegangen und hatten seit­
dem wechselnde Nutzer“, erklärt Theolo­
gie-Verwaltungsleiter Dieter Kolb. In der
Burgstraße 26, dem 1909/1910 erbauten
Jugendstilgebäude, das sich parallel zur
Spree erstreckt, „waren die Fachdidaktiken
der Chemie, Germanistik, Mathematik,
Physik und Slawistik untergebracht, außer­
dem die Kunsterziehung und die Polytech­
nik, sowie die Spezialklassen für Mathe­
matik und Naturwissenschaften“, berichtet
Kolb. 1987 sind die Theologen aus einer
Baracke in der Charlottenstraße in das Ge­
bäude an der Anna-Louisa-Karsch-­Straße 1
gezogen. Zu DDR-Zeiten mochte das Ge­
bäude, 1796 erbaut, ausgereicht haben, aber
spätestens nach der Fusion der drei Ausbil­
dungsstätten für Evangelische Theologie,
1992/1993, platze die Fakultät aus allen
Nähten, Ausweichquartiere mussten her.
Vereinigt wurde damals die Fakultät mit der
Kirchlichen Hochschule Berlin-Branden­
burg (Sprachenkonvikt) und der Kirchlichen
Hochschule Berlin (Zehlendorf). Die neuen
Professoren zogen in den Berliner Dom
und das Gemeindehaus der Georgen-Par­
Wenig einladend: Das Gebäude an der Burgstraße
vor der Fassadensanierung. Fotos (2): Michael Otto
Von Berlin
nach Wilsnack zu Fuß
Wissenschaftler erproben Qualität eines
500 Jahre alten Schuhs
Ein mährischer Schuhtechnologe, ein Prager Archivar und ein Berliner Kirchenhistoriker werden in einem dreitägigen Versuch
die Trageeigenschaften eines 500 Jahre
alten Schuhs testen. Für dieses Experiment wurden nach einer gründlichen Erforschung des Originals drei handgearbeitete Repliken genäht. Der originale Schuh
wurde in der ehemaligen Wallfahrtskirche
in Bad Wilsnack entdeckt. Er wurde dort
im frühen 16. Jahrhundert von einem wohl
vermögenden jugendlichen Pilger zurückgelassen. Es handelt sich wahrscheinlich
um den einzigen erhaltenen „Pilgerschuh“,
der nach der Mode der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts hergestellt wurde. Das
schuhhistorische Experiment hat das Ziel
zu überprüfen, welches Maß an Tragekomfort diese Schuhe boten, für welche
Terrains sie geeignet waren, wie anfällig
sie für Schäden verschiedener Art waren...
Zentral, repräsentativ, ästhetisch: Das umgebaute und sanierte Gebäudeensemble der Theologischen Fakultät. ochialgemeinde in der Waisenstraße. „Eine
Zeit lang gab es Pläne, die Theologische
Fakultät an diesem Standort zusammen­
zuführen und dafür einen Ergänzungsbau
zu errichten. Die Mathematiker, die auch
auf mehrere Standorte verteilt und teilweise
bereits in der Burgstraße waren, sollten in
der Burgstraße konzentriert werden“, er­
innert sich der Verwaltungsleiter. Dass die
Mathematiker auf den mathematisch-natur­
wissenschaftlichen Campus nach Adlershof
umgezogen sind, ist bekannt. Der Neubau
in der Waisenstraße wurde vom Land letzt­
endlich nicht genehmigt, und dann bot
sich eigentlich nur die eine Möglichkeit:
Die Theologen in die Burgstraße! In die
sanierte, umgebaute Burgstraße, denn der
unter Denkmalschutz stehende Gebäude­
komplex war unfunktional für universitäre
Zwecke. „Im hinteren Teil des Gebäudes
waren kleinere Räume, nach vorne hinaus
lagen Seminarräume und zu große Büro­
räume“, sagt Kolb. Nun befinden sich zwei
Hörsäle mit Glasfront à 120 und 75 Plätze
im Foyerbereich. Zwei weitere Hörsäle mit
jeweils 50 Plätzen und fünf Seminarräume
stehen für die 800 eingeschriebenen Stu­
dierenden zur Verfügung, 71 Büros, zum
Teil mit prächtigem Ausblick auf Spree und
Museumsinsel, sind außerdem entstanden.
Denn das Architekturbüro Assmann Sa­
lomon, das im Jahr 2000 den 1. Platz im
ausgeschriebenen Architekturwettbewerb
belegt hatte, machte Tabula rasa. Alle tra­
genden Wände innerhalb des Gebäudes
wurden mit Baubeginn 2004 herausgeris­
sen, die Raumaufteilung neu geplant. Die
Devise der Architekten lautete: die räum­
liche Trennung von Lehre und Wissenschaft
auf der einen und der Bibliothek auf der an­
deren Seite. Die Zweigbibliothek der Theo­
logen befindet sich nun im Gebäudeteil an
der Anna-Louisa-Karsch-Straße 1. „Dafür
wurden im hinteren Bereich der Seiten­
flügel und das Quergebäude abgerissen“,
berichtet Bibliotheksleiterin Agnes Winter.
Das Vorderhaus wurde um einen hofsei­
tigen Neubau erweitert, den ein offenes, mit
Glas überdecktes Atrium schmückt.
Die Bücherregale aus edlem amerika­
nischem Ahorn erstrecken sich über vier
Etagen. Die Bücher sind nach thematischen
Schwerpunkten geordnet. Aufstellung und
Lesebereich sind getrennt. 80 000 Bände
sind in der Präsenzbibliothek zu finden,
160 000 im Magazin, das zukünftig teil­
weise für die Nutzer geöffnet werden soll.
Die Bibliothek des An-Instituts Kirche und
Judentum hat ebenfalls, in einem eigenen
Raum, Aufnahme in der neuen Biblio­
thek gefunden. Die Bibliotheksleiterin freut
sich besonders über die Transparenz der
neuen Architektur und dass nun zusam­
menwächst, was zusammengehört. „Nicht
nur, dass über das Atrium der Blick in alle
Etagen der Bibliothek schweifen kann, man
sieht jetzt auch alle Kollegen.“
Trotz aller Euphorie, Anlass zum Ärger gibt
es aber auch. Nachdem der Umzug der
Fakultät mehrere Mal verschoben wurde
und im Dezember letzten Jahres stattfand,
kämpfen die Theologen jetzt noch mit di­
versen technischen Mängeln im Haus. So
versagt regelmäßig der Öffnungsmechanis­
mus der Eingangstür angesichts des star­
ken Windes, die Tür ist entweder gar nicht
oder nur mit großem Kraftaufwand zu öff­
Foto: Bernd Prusowski
nen. Fluchtwege sind nicht gut durchdacht
worden, die Technik in den Hörsälen weist
Mängel auf.
Prof. Dr. Wilhelm Gräb, Dekan der „wie­
dervereinigten“ Fakultät, lässt sich davon
aber nicht die große Freude über das neue
Domizil der Theologen verderben. „Ich bin
jeden Morgen angesichts der zentralen La­
ge, der anregenden Umgebung und des
prächtigen Gebäudes aufs Neue begeistert.“
Anfangs habe man etwas konsterniert fest­
gestellt, dass kein repräsentativer Raum für
feierliche Veranstaltungen wie Ehrenpro­
motionen, Abschiedsvorlesungen oder auch
die feierliche Eröffnung am 9. Mai vor­
handen ist. Aber schnell war eine Lösung
gefunden, das weitläufige Foyer mit der
Glasfassade und dem schönen Ausblick.
„250 Leute finden hier Platz, die Akustik ist
fabelhaft“, berichtet Dieter Kolb. Nun soll
Ruth Tesmar, Künstlerin, Kunstprofessorin
und außerdem die letzte Direktorin des Ins­
tituts für Kunsterziehung in der Burgstraße
26, Entwürfe für die Gestaltung der Wände
im Foyer vorlegen. Man darf gespannt sein.
Ljiljana Nikolic
Tabula rasa: Die Architekten dachten sich die
inneren Wände weg und planten neu.
Auf dem Weg zum Humboldt-Forum
▶ Fortsetzung von Seite 1
Nun so deutlich „auf dem Weg zum Hum­
boldt-Forum“ brach sofort eine lebhafte
Debatte aus. Zum einen wurde nochmals
versucht, andere Konzepte ins Spiel zu
bringen, als sie im parlamentarischen Ver­
fahren der Jahre 2001/2002 beschlossen
waren – von Gemäldegalerie, Kunsthalle
oder Dependancen Bonner und Münche­
ner Wissenschaftseinrichtungen war die
Rede: Das Humboldt-Forum so direkt vor
Augen, möchte nun jeder gern hinein. Au­
ßerdem begann eine heftige Diskussion
darüber, ob in den geschrumpften Berli­
ner Anteil nun die Humboldt-Universität
oder die Zentral- und Landesbibliothek
einziehen solle. Bis August soll das prä­
zisierte und gegebenenfalls modifizierte
Konzept vorliegen, damit ein Architektur­
wettbewerb ausgeschrieben werden kann.
Dieses Konzept wird zum einen keinen
Millimeter von der Ursprungsidee ab­
weichen, daß im Humboldt-Forum Wis­
senschaft und Museum miteinander eine
neue Einheit aufbauen werden. Man kann
sich beispielsweise bestens vorstellen, wie
Sammlungen der Humboldt-Universität
die außereuropäischen Museen der Stif­
tung preußischer Kulturbesitz bestens er­
gänzen: die großen Steinstelen der Cozu­
malhuapa-Kultur aus Guatemala, bislang
ein wenig besuchtes Schmuckstück in
Berlin-Dahlem, stehen nicht mehr auf
edlen Tropenhölzern eines Museumsbaus
der sechziger Jahre des letzten Jahrhun­
derts, sondern inmitten von Gräsern und
Tiermodellen aus den Sammlungen der
Humboldt-Universität, Kultur und Natur
endlich nicht mehr getrennt. Auf der
anderen Seite veranstaltet die Japanolo­
gie der Humboldt-Universität gemeinsam
mit dem Museum für asiatische Kunst
eine Ausstellung in der Sonderausstel­
lungshalle in der Tradition der bisherigen
gemeinsamen Ausstellungen, Fellows aus
den betreffenden Ländern forschen und
Theater- und Musikgruppen treten auf.
Zum anderen kann trotz des verknappten
Platzangebotes natürlich weder auf die
universitäre Wissenschaft noch auf die
Bücher verzichtet werden. Viel Arbeit liegt
bis zum Sommer vor den Kolleginnen
und Kollegen an der Humboldt-Univer­
sität zu Berlin, die das Projekt bisher auf
dem Weg zum Humboldt-Forum getra­
gen, gezogen und geschoben haben. Aber
wer nur eine der hier erwähnten Ausstel­
lungen gesehen hat, wer je in den Maga­
zinen stöbern durfte, der wird sich unbän­
dig freuen darauf, daß wir nun tatsächlich
gemeinsam auf dem Weg sind.
Christoph Markschies
Der Initiator des Vorhabens, Prof. Petr
Hlaváček von der Tomas-Bata-Universität
Zlín, hat bereits zwei ähnliche schuhhistorische Experimente durchgeführt. In dem
ersten Versuch wurden im Jahr 2003 getreue
Repliken der sogenannten Ötzi-Schuhe erprobt. Vier Freiwillige waren in diesen Repliken in den Alpen bis zum Fundort gestiegen und hatten festgestellt, dass diese Schuhen einen ungewöhnlich hohen Komfort
bieten. Eine Replik der Schuhe ist im Lederund Schuhmuseum in Offenbach zu sehen.
In einem zweiten Experiment erprobte Prof.
Hlaváček im Jahr 2004 die ältesten erhaltenen Schuhe, die vor etwa 10.000 Jahr in
Nordamerika aus Wermutbast geflochten
wurden. Der Test der Wilsnacker Schuhe ist
daher der dritte schuhhistorische Versuch.
Als nächstes ist die Erprobung jener Schuhe
geplant, die die chinesischen Soldaten nach
der Darstellung der Terrakotta-Armee in Xian getragen haben.
Die Idee der Erprobung des Wilsnacker
Schuhes entstand 2004 auf einer Tagung
über europäische Wallfahrten in Příbram in
der Tschechischen Republik, wo der Zlíner
Forscher in einem Vortrag die Vermutung
äußert, es gäbe keine erhaltenen Pilgerschuhe des Mittelalters. Der Berliner Kirchenhistoriker Dr. Hartmut Kühne machte
damals auf den Wilsnacker Schuh aufmerksam. Nach einer gemeinsamen schuhtechnischen und kulturgeschichtlichen Recherche, die im Jahr 2006 veröffentlicht wurde,
beginnt nun der praktische Test. Die drei
Wissenschaftler werden vom 11. bis 13. Mai
auf dem neu erschlossenen „Pilgerweg“
von Berlin nach Bad Wilsnack mit den
Schuhrepliken unterwegs sein.
Wer Interesse am Thema hat, kann noch
bis zum 23. September 2007 die Sonderausstellung „Das Zeichen am Hut im Mittelalter. Europäische Reisemarkierungen
– Die Pilgerzeichen-Sammlung des Kunstgewerbemuseums“ im Mittelaltersaal des
Kunstgewerbemuseums der Staatlichen
Museen zu Berlin am Kulturforum sehen.
Red.
Der Wilsnacker Schuh im Original (o.) und
als Replik. Nach einer schuhtechnischen und
kulturgeschichtlichen Recherche, beginnt nun
der praktische Test. Drei Wissenschaftler werden vom 11. bis 13. Mai von Berlin nach Bad
Wilsnack mit den Repliken unterwegs sein.
Foto: Hartmut Kühne
LWL_HU_285x432_L 30.04.2007 10:33 Uhr Seite 1
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Forschung
HUMBOLDT · 10. Mai 2007
Seite Moderne Gedankenleser
Me l d u n g e n
Humboldts Sprachbibliothek auf Mikrofiche
Wie mit Bild gebenden Verfahren unser Innerstes offengelegt werden
Die Vorstellung ist faszinierend und
beklemmend zugleich: Immer mehr
Wissenschaftler nutzen die Möglichkeiten
moderner Bild gebender Verfahren, um
Menschen beim Denken zuzusehen.
Das „brain reading“ hat sich zu einem
eigenständigen Zweig der Hirnforschung
entwickelt, der vielfältige Anwendungsmöglichkeiten eröffnet. Diese versprechen
Kranken Hilfe, etwa Querschnittsgelähmten, können aber auch Gedanken eines
Menschen „öffentlich“ machen und werfen somit nicht nur medizinische, sondern
auch ethische und gesellschaftliche Fragen
auf.
Brain reading spielt auch an der HumboldtUniversität eine Rolle.
So hat Prof. Dr. John-Dylan Haynes, Pro­
fessor am Berliner Bernstein-Center for
Computational Neuroscience, erst kürz­
lich mit Experimenten Aufsehen erregt,
die es ermöglichen, unbewusste, komplexe
Verhaltensabsichten aus der Hirnaktivität
abzulesen, und das sogar, bevor der betref­
fende Mensch bewusst eine Entscheidung
trifft. Dieser Zugang ist durch den Einsatz
der funktionalen Magnetresonanztomogra­
phie (fMRT) möglich. „Die Grundidee ist,
dass jeder Gedanke mit einem charakteris­
tischen Aktivierungsmuster im Gehirn ein­
hergeht, welches dann als Gehirnabdruck
des Gedankens weiterverwendet werden
kann“, verdeutlicht Prof. Haynes. Wird ein
Computer dann so programmiert, dass
er diesen Gedanken wiedererkennt, ist es
möglich, die Gehirnaktivitäten abzulesen.
Der Hirnscan per fMRT könnte zukünftig
auch für die Forensik relevant werden. So
werden schon Lügendetektoren erprobt,
die zuverlässiger sind als die konventio­
nelle polygraphische Untersuchungsme­
Gehirn-Computer-Stellen. Mit Hilfe des Elektroenzephalogramms (EEG) wird die Hirnaktivität gemessen und an einen Computer übertragen. Die Daten werden so verarbeitet, dass sie technische Geräte
steuern können. Foto: Fraunhofer FIRST
thode, die hauptsächlich die Stressreakti­
onen des vegetativen Nervensystems nutzt.
Mittels der fMRT gelingt es den Forschern,
Unterschiede in der Gehirnaktivität bei
wahrheitsgemäßen Aussagen und Lügen
festzustellen. Im Gegensatz zu Deutsch­
land, wo der Lügendetektor vor Gericht
nicht zugelassen ist, ist er in vielen Ländern
im Einsatz und könnte von der neuen Me­
thode abgelöst werden.
Terroristen direkt ins Gehirn schauen zu
können, mag noch verlockend klingen,
aber was, wenn ein Inhaftierter gegen sei­
nen Willen seine Gedanken preisgeben
soll?
Daher fordert der Mainzer Philosoph und
Neuroethiker Prof. Dr. Thomas Metzinger
neben der Forschungsethik auch eine „Be­
wusstseinsethik“ zu entwickeln. Wenn das
eigene Bewusstsein immer stärker kontrol­
liert und beeinflusst werden kann, dann
„müssen wir uns auch Gedanken machen,
welche Bewusstseinszustände für uns
wünschenswert sind.“ Metzinger wirft die
Frage auf, ob Menschen so etwas wie ei­
nen „Datenschutz für das Gehirn“, einen
Schutz der mentalen persönlichen Sphäre,
brauchen.
„Es kann nicht Ziel sein, derartige Tech­
niken generell zu verdammen, aber es ist
wichtig, öffentlich darüber zu diskutieren
und sie gegebenenfalls zu kontrollieren“,
sagt Prof. Dr. Gabriel Curio, Leiter der
Arbeitsgruppe Neurophysik an der Neu­
rologischen Klinik der Charite – Univer­
sitätsmedizin Berlin. Der Neurologe, der
kürzlich mit Prof. Haynes das 11. Berli­
ner Kolloquium der Gottlieb Daimler- und
Karl Benz-Stiftung zum Thema „Gedan­
kenforscher“ wissenschaftlich betreut hat,
arbeitet zusammen mit Informatikern des
Fraunhofer Instituts FIRST an GehirnComputer-Schnittstellen (Brain Computer
Interfaces, BCI). Dabei geht es darum, Ma­
schinen nur mit der Kraft der Gedanken zu
steuern, eine Methode, die beispielsweise
Querschnittsgelähmten nutzen kann.
Das Funktionsprinzip basiert darauf, dass
die Vorstellung, eine Hand oder einen
Fuß zu bewegen, sich in der Hirnaktivität
widerspiegelt. Dabei wird mit Hilfe des
Elektroenzephalogramms (EEG) mit Elek­
troden an der Kopfhaut, also nicht-invasiv,
die Hirnaktivität gemessen und an einen
Computer übertragen. Die Daten werden
so verarbeitet, dass sie technische Geräte
und Hilfsmittel wie elektrische Rollstühle
oder Textverarbeitungsprogramme steuern
können.
Diese sich schnell entwickelnden BCI-Kon­
zepte könnten allerdings nicht nur auf me­
dizinischem und kommerziellem, sondern
auch auf militärischem Gebiet Anwendung
finden. Jedenfalls habe es schon Äuße­
rungen von ausländischen Militärs dazu
gegeben. Prof. Curio betont, dass die Tech­
niken zwar noch zu unzuverlässig sind,
um solche Phantasien derzeit Wirklichkeit
werden zu lassen. „Aber die Öffentlichkeit
sollte sich der möglichen ethischen Folgen
unterschiedlicher Anwendungsperspekti­
ven bewusst werden.“ Lj. Nikolic
Der größte Teil der sprachwissenschaftlichen Bibliothek von Wilhelm von Humboldt, der in der Universitätsbibliothek als
Sondersammlung der Wissenschaft aufbewahrt wird, konnte in Kooperation mit dem
Harald Fischer Verlag einer notwendigen
Sicherheitsverfilmung zugeführt werden.
Mit etwa 240 von 270 Titeln handelt es
sich bei einem großen Teil der Werke aus
Humboldts Sprachbibliothek – vor allem
denjenigen über asiatische, afrikanische,
ozeanische und amerikanische Sprachen –
um Rarissima. Eine Reihe von Schriften gelten als die ersten Werke überhaupt, die sich
mit einer bestimmten Sprache befassen
(z.B. Threlkeld: Specimens of a dialect of
the aborigines of New South Wales. Sydney,
1827). Die Mikrofiche-Edition sichert dieses
Kleinod und bietet den Wissenschaftlern
in aller Welt einen schnellen Zugriff auf die
Texte. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte
an: Elke-Barbara Peschke ­
elke-barbara.
[email protected] oder an Claudia
Schorcht [email protected]
Ringvorlesung zur Charité
im Dritten Reich fortgesetzt
Zum zweiten Teil der Ringvorlesung „Die
Charité im Nationalsozialismus und der
Nürnberger Ärzteprozess 1946/47“ lädt das
Institut für Geschichte der Medizin der
Charité – Universitätsmedizin Berlin ein. So
geht es unter anderem um einflussreiche
Mediziner wie Wolfgang Heubner oder Ferdinand Sauerbruch (23.5.) oder auch um die
Bedeutung des Erinnerns und Gedenkens
in der Charité heute (4.7.). Alle Veranstaltungen finden im Südflügel-Hörsaal der
Medizinischen Klinik am Charité Campus
Mitte, Schumannstr. 20/21, jeweils 14-tägig
mittwochs um 17.30 Uhr, statt.
www.charite.de/medizingeschichte
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Seite „You say goodbye and I say hello“
Meldungen
Architektur und Fengshui
Vom 10.-13. Mai veranstalten das Seminar
für Sinologie der HU, freie Berliner Architekten (Howard Choy/Gyda Anders) und
die Fakultät für Architektur der Universität
Ferrara einen Kurs und Workshop zum
chinesischen Geomantenkompass. Im Mittelpunkt des Interesses steht die Frage nach
Möglichkeiten der Anwendung chinesischer
Theorien und Praktiken (Fengshui) in der
modernen Architektur. Die ganztätigen Sitzungen finden im Raum 2103, Unter den
Linden 6, statt. Interessenten sind herzlich
eingeladen teilzunehmen.
Programm: siehe www2.hu-berlin.de/asaf/
iaaw (Regionalseminare, Sinologie).
Tag der Geographie
Der Tag der Geographie 2007 am 22. Mai
steht unter dem Motto „Klima im Wandel –
gestern, heute, morgen“. Im Vorprogramm
wird Al Gores Film zum Klimawandel „Eine
unbequeme Wahrheit“ gezeigt (12.00 bis
13.45 Uhr). Gespannt sein darf man auch auf
die Vorträge von Prof. Rudolf Brazdil (Brno)
zur geschichtlichen Klimaentwicklung in
Europa, von Prof. Jörg Bendix (Marburg)
zur Wolken- und Niederschlagsdynamik in
den Anden von Südost-Ecuador und von
Prof. Peter Werner (Potsdam), der über den
neuen IPCC-Bericht und die zu erwartenden
Klimaänderungen – global und im Elbeeinzugsgebiet referieren wird (14 bis 17 Uhr).
Ab 17 Uhr findet das Institutsfest statt.
Erwin Schrödinger-Zentrum, Konferenzraum, Rudower Chaussee 26, 12489 Berlin
Praktikum auf
Gipfeltreffen der Frauen
Studierende, die am Global Summit of Women, dem internationalen Gipfeltreffen für
weibliche Führungskräfte, mitwirken möchten, können sich noch bis zum 13. Mai für
ein Praktikum im Konferenzmanagement
bewerben. Es findet voraussichtlich vom
13. bis 16. Juni statt. Vorausgesetzt werden
sehr gute Englischkenntnisse und hohe
Einsatzbereitschaft.
Englischsprachige Bewerbungen an:
EAF, Europäische Akademie für Frauen in
­Politik und Wirtschaft Berlin e.V., Kathrin
Walther, [email protected], Tel.: (030)
28879841.
Sommerworkshop
über Süßwasserseen
In den Sommersemesterferien findet der
12. Sommerworkshop „Umweltanalytik und
Umweltchemie“ in der Feldberger Seenlandschaft statt. Ziel ist es, Studierenden
verschiedenster Fachrichtungen und anderen Naturfreunden durch die chemische
und biologische Charakterisierung von
geschichteten Süßwasserseen die Funktionsweise von Analysenverfahren und das
Zusammenwirken chemischer und biologischer Prozesse zu vermitteln. Eine naturwissenschaftliche Vorbildung ist vorteilhaft,
aber nicht unbedingt Voraussetzung.
Termine:
2.09.2007 bis 07.09.2007 oder
9.09.2007 bis 14.09.2007
Ort: Krüseliner Mühle am Krüselinsee
Kosten: 170 EUR (incl. Unterkunft und Vollverpflegung)
Anmeldung und Informationen: Dr. Georg
Kubsch, Tel.: (030) 2093 7177
E-Mail: [email protected]
www.chemie.hu-berlin.de/linscheid/
sommer/index.html
Postgraduiertenstudium
am SLE
Am 31. Juli 2007 ist Bewerbungsschluss für
das Postgraduiertenstudium Internationale
Entwicklungszusammenarbeit am Seminar
für Ländliche Entwicklung (SLE). Das SLE
bildet Fach- und Führungskräfte für das
Berufsfeld Entwicklungszusammenarbeit
aus. In einem einjährigen interdisziplinären
Trainingskurs werden die hierfür notwendigen Kompetenzen vermittelt. Wichtiger
Bestandteil der Ausbildung sind dreimonatige Auslandsprojekte.
Kursdauer: Januar bis Dezember 2008, Stipendium: 716,- € monatl. (inkl. Darlehens­
anteil), www.berlinerseminar.de,
[email protected]
(Anne Schieborn)
HUMBOLDT · 10. Mai 2007
Erfolgreiche Alumni-Arbeit am Großbritannien-Zentrum
Allerorten werden Ehemaligenvereine
gegründet. In Zeiten der Internationalisierung, größerer Praxisnähe und nicht
zuletzt knapper Kassen stellen Alumni
ein hohes Potenzial dar: als zukünftige
Kontakte in Wirtschaft und Gesellschaft
oder als Stifter und Sponsoren.
Das Großbritannien-Zentrum (GBZ), das
jährlich einen postgradualen, interdiszip­
linären Studiengang Master in British
Studies durchführt, engagiert sich kon­
tinuierlich in der Alumni-Arbeit. Nur 25
internationale Studierende pro Jahrgang,
ein kompaktes Programm, auswärtige Do­
zenten, persönliche Tutoren, ein Evalua­
tionssystem und umfassende Unterstüt­
zung bei der Praktikumssuche ergeben ei­
nen ungewöhnlich engen Zusammenhalt.
Umso sinnvoller ist es, aus dieser inten­
siven Kooperation während des Studiums
ein nutzbringendes Netzwerk für die Zeit
danach aufzubauen.
Das GBZ konzentriert sich dabei auf ver­
schiedene Aktivitäten. An dem Punkt, wo
Studierende zu Alumni werden, bei der
Zeugnisübergabe, veranstaltet das Zen­
trum eine Graduation Ceremony mit offi­
ziellem Rahmen und einem Empfang, bei
dem in Erinnerungen geschwelgt wird,
aber auch Zukunftspläne diskutiert wer­
den. Die frisch gebackenen Alumni geben
dem laufenden Jahrgang wertvolle Tipps
und hinterlassen ihre Adressdaten zur
späteren Kontaktaufnahme.
Mit Hilfe dieser Angaben konnte eine
Alumni-Datenbank erstellt werden, die es
ermöglicht, die ehemaligen Studierenden
regelmäßig mit interessanten Informati­
onen, beispielsweise über das Zentrum
beispielsweise darin, dass sich daraus
bereits zahlreiche Praktikumsplätze und
Studentenjobs ergeben haben. Mit den
Jahren steigen die Absolventen auf der
Karriereleiter, was die Aussichten auf Job­
angebote, fruchtbare Kooperationen und
auch finanzielle Unterstützung erhöht.
Zu wissen, was die Graduierten tun und
mit den verschiedensten Anliegen auf
sie zurückkommen zu können – das ist
eine große Bereicherung. Den Kontakt zu
halten und zu pflegen, betrachten wir als
eine notwendige Investition in den wei­
teren Erfolg des Studiengangs und in die
Zukunft des GBZ. Corinna Radke/Rita Gerlach
Foto: GBZ
Feiern am GBZ machen Spaß. oder über Jobangebote zu versorgen. So
werden sie zu aktuellen Veranstaltungen
eingeladen, die Gelegenheit zu Wieder­
sehen und Erfahrungsaustausch geben.
Einige, die in Berlin geblieben sind, sind
mittlerweile regelmäßige Gäste.
Gleichzeitig nutzen die Alumni dieses Fo­
rum, um ihrerseits Praktika und Einstiegs­
angebote publik zu machen – was wie­
derum dem Nachwuchs den Berufsstart
erleichtert. Des Weiteren versendet das
GBZ seinen Jahresbericht an interessierte
Alumni sowie halbjährlich einen News­
letter mit Neuigkeiten vom GBZ, von den
Alumni und mit einem Preisrätsel, das die
Leser animieren soll, zahlreich zu reagie­
ren und somit, ganz nebenbei, die Adress­
datei zu aktualisieren. Regelmäßige Um­
fragen durch das GBZ ermöglichen einen
Maßgeschneiderte Jobbörse
Überblick über den beruflichen Werde­
gang unserer Absolventen.
Nachdem der Studiengang auf sieben gra­
duierte Jahrgänge zurückblicken kann,
führt das GBZ nun erstmals einen Alum­
ni-Tag ein, um ein neues Forum zu etab­
lieren für regelmäßigen, nachhaltigen
Austausch. Auch wenn die Anreise für
viele sehr weit ist, so bietet dieses Event
durch seine Verbindung mit der Gradu­
ation Ceremony sowohl Alumni als auch
Graduierenden und aktuell Studierenden
die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen
oder aufzufrischen und sich über beruf­
liche Chancen zu informieren, denn bis­
herige Erfahrungen können hier direkt
abgefragt werden.
Dass sich der Aufwand für die Pflege
eines Alumni-Netzwerks lohnt, zeigt sich
SBZ Prüfstand eröffnet
Mit WIWEX.careers bestreitet die Wirtschaftswissenschaftliche
Fakultät neue Wege der Stellenvermittkung
„Zu allem Großen ist der erste Schritt
der Mut“, mit Goethe beschloss Patri­
cia Weikert ihren Vortrag anlässlich der
Startveranstaltung zum neuen Stellenver­
mittlungsdienst – WIWEX.careers. Die
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät will
mit diesem Angebot neue Wege in der
Kooperation, Jobvermittlung und Karrie­
reberatung entwickeln. Im Unterschied
zu den Angeboten der Career Center,
die ihren Fokus auf den Erwerb von be­
rufsfeldbezogenen Zusatzqualifikationen
und Bewerbungstraining richten, will
WIWEX.careers sich einen Schritt weiter
wagen. Absolventinnen und Absolventen
sollen ab sofort direkt in Jobs vermittelt
werden. Dieses Ziel soll durch eine aktive
Partnerschaft zwischen WIWEX.careers
und ausgewählten Unternehmen erreicht
werden. „Das vielfältige Studienangebot
der Fakultät bietet beste Möglichkeiten
die Studierenden zielgerichtet unseren
Netzwerkpartnern zu vermitteln“, fasst
Patricia Weikert, die Projektleiterin des
neuen Angebots, die Aussichten zusam­
men. Zehn Unternehmen, die schon jetzt
zum Netzwerk gehören, darunter die Axel
Springer AG, die Deutsche Bahn AG oder
Randstad, waren auf der Auftaktveran­
staltung am 27. April 2007 in der HeiligGeist-Kapelle anwesend.
WIWEX.careers, das bereits im Januar
2007 von Prof. Oliver Günther, Dekan
der Fakultät, und Wiwex.net, dem Fa­
kultäts- und Alumninetzwerk, gegründet
wurde, versteht sich dabei als Schnittstelle
zwischen Wissenschaft und Praxis. Denn
nicht nur Studierende werden in ­ihrer Be­
rufs- und Karriereplanung gestärkt, son­
Anzeige
dern auch die Unternehmen sollen bei der
Rekrutierung neuer Mitarbeiter Unterstüt­
zung erfahren. Prof. Günther verspricht
sich damit „eine Intensivierung der Ko­
operation mit der Wirtschaft und besse­
re Serviceleistungen für Studierende im
Vermittlungsprozess und der Karrierepla­
nung“. Die Chancen scheinen gut. Noch
vor dem offiziellen Beginn der Initiative,
so gaben Patricia Weikert und Kathrin
Stenzel, Vertreterin von Pricewaterhouse­
Coopers, danach freudig bekannt, wurde
der erste Absolvent über WIWEX.careers
vermittelt. „Mit unserem Engagement bei
WIWEX.careers wollen wir vor der Kon­
kurrenz Zugriff auf die Absolventen und
potentiellen Bewerber haben und erhoffen
uns so eine Exklusivität bei der Bewerber­
suche“, begründete Katrin Stenzel das En­
gagement von PricewaterhouseCoopers.
Die Unternehmen haben über Wiwex.net
die Möglichkeit, rechtzeitig Kontakt zu
der Zielgruppe aufzunehmen, die ihrem
Profil entspricht. Das schnelle Erkennen
von passenden Bewerbern ist in Zeiten
langwieriger Auswahlverfahren bei Stel­
lenausschreibungen ein wichtiger Vorteil.
„Wir wollen mit den Studierenden früh­
zeitig in Kontakt treten und ihnen unsere
Anforderungen vermitteln und nicht nur
auf unsere Webseite verweisen“, kom­
mentiert Volker Westedt, verantwortlich
für die Nachwuchsgewinnung und das
Hochschulmarketing bei der Deutschen
Bahn, die Vorzüge des neuen Dienstes.
Doch WIWEX.careers soll nur der erste
Schritt in die Richtung einer langfristigen
Zusammenarbeit mit den Unternehmen
sein. Mittelfristig ist ein enges Koopera­
tionsnetzwerk das erklärte Ziel, um die
Bedürfnisse von Wissenschaft und Praxis
besser aufeinander abzustimmen. „Die
Initiative ist dabei offen für neue Ideen
und Formate“, zeigt sich Patricia Weikert
zuversichtlich, diese mit den Partnerun­
ternehmen umzusetzen und hofft auf
einen beständigen und langfristigen Aus­
tausch. Und dazu gehört Mut – und viel
Ausdauer.
Robert Kempe
Am 20. April luden die Betreiber des „SBZ Prüfstand“ in Adlershof zum Sektempfang. Anlässlich
der feierlichen Eröffnung des studentischen Begegnungszentrums überreichte Vizepräsident Prof.
Hans Jürgen Prömel (rechts) den Studierenden einen Beamer. Jens Breffke (Mitte), Chemiestudent
und einer der Initiatoren des Projektes, freut sich
darauf, nun auch Kinoabende in Adlershof veranstalten zu können: „Wir wollen damit erreichen,
dass die Studierenden auch außerhalb ihrer Lehrveranstaltungen Zeit auf dem Campus verbringen
und gemeinsame Projekte entwickeln.“
Gender Wiki
Eine Initiative von Studierenden der Gender
Studies hat ein Wiki (veänderbare Samm­
lung von Webseiten) zum Thema aufgesetzt.
Das Gender@Wiki soll als ein virtueller
Diskussionsraum eines Kommunikations­
netzwerkes genutzt werden, in dem der
Austausch von Fachinformationen unter
Berücksichtigung der für die Geschlech­
terforschung zentralen Inhalte möglich ist.
Die Herausforderung des Projekts liegt dar­
in, aktuelle Informationen und Entwick­
lungen schnell und ohne große Vorkennt­
nisse einarbeiten und ändern zu können.
www2.gender.hu-berlin.de/gendermediawiki
Studieren in Kanada
Die kostenlose Broschüre „Schulbesuch,
Studium und Praktikum in Kanada“ ist von
der kanadischen Botschaft neu aufgelegt
worden. Es finden sich detaillierte Informa­
tionen zum kanadischen Schul- und Hoch­
schulsystem, der Zulassung an einer Uni­
versität, Studiengebühren, Stipendien und
Visum, Arbeitsmöglichkeiten und Praktika.
Einige kanadische Universitäten, das Inter­
national Education Centre (IEC) sowie die
Botschaft von Kanada sind in Berlin auf der
„Study World“ am 11. und 12. Mai mit einem
Stand vertreten. Die Broschüre gibt es kos­
tenlos beim IEC:
[email protected], Tel.
und Info-Hotline (030) 20 45 86 87.
Am Montag, dem 14. Mai, findet ein British
Studies Alumni-Tag am GroßbritannienZentrum statt. Jägerstr. 10-11, Raum 006.
Um 16 Uhr werden Ben Bradshaw, Member of Parliament, und Andreas MeyerSchwickerath, Direktor der British-German
Chamber of Commerce in Germany, die
Veranstaltung eröffnen. Alle Interessierten
sind willkommen.
16.30-18.00 Uhr
Ehemalige berichten
18.00 Uhr
Verleihung der Abschlussurkunden des
Jahrganges 2005-2007,
anschließend Empfang
Informationen und Kontakt:
www2.hu-berlin.de/gbz
Studiengang Master in British Studies:
[email protected]
Alumni-Programm:
[email protected]
Buchtipp
Wer Mathematik ungern aus Lehrbüchern
lernt, weil sie zu viel Theorie und zu we­
nig Rechenbeispiele beinhalteten, wird mit
dem Buch „Mathematik für Studenten der
Agrar- und Gartenbauwissenschaften“ von
Agata Monika Jagoda, einer ehemaligen
Tutorin und Studentin der Agrarwissen­
schaften an der Humboldt-Universität zu
Berlin, weiterkommen.
Auf 174 Seiten finden sich die Themen der
Analysis und der linearen Algebra mit ge­
duldig erklärten Beispielen von partiellen
Ableitungen über Linearkombinationen
von Vektoren bis zu Optimierungsaufgaben
mittels Basistransformation.
Der ökonomische Hintergrund für die
Grundausbildung in den Agrar- und Gar­
tenbauwissenschaften findet sich auch in
den Beispielen wieder. Am Ende jeden Ka­
pitels gibt es eine Zusammenfassung, die
in späteren Semestern das mathematische
Wissen in ein paar Minuten auffrischt. All­
gemein wird die Theorie durchgehend mit
Rechnungen aufgelockert, die Schritt für
Schritt zum Ergebnis führen. Besonders
gut erklärt die Autorin im Buch die drei
verschiedenen Algorithmen zur Lösung von
Gleichungssystemen. Hier wird jeder Stu­
dierende sein Rechenverfahren finden. Das
Buch eignet sich bestens für Studierende,
die mit ihrem Mathematik-Know-how bis
jetzt noch nicht glänzen konnten und für
Erstsemestler, die unter Zeitdruck am En­
de der Vorlesungszeit mehrere Prüfungen
bestehen wollen und den Mathematik­
schein nach dem ersten Anlauf mitnehmen
­möchten.
Als Alternative zur privaten Nachhilfe in
Mathematik empfinde ich dieses Buch als
sehr empfehlenswert und die Investition
von 14,80 Euro nicht als hoch.
Wer sich überzeugen möchte, der findet um
die 30 Exemplare dieses Buches auch in der
Lehrbuchsammlung der HU.
Valeria Habermann
Zum entspannten Lernen empfohlen:
„Mathematik für Studenten der Agrar- und Gartenbauwissenschaften“ von Agata Monika Jagoda
erschienen bei DMP, ISBN 3-93851-09-7
14,80 Euro
Geschichte
HUMBOLDT · 10. Mai 2007
Seite Der erste Ehrendoktor nach dem Krieg
Wie Heinrich Mann zur Rückkehr nach Deutschland bewegt werden sollte
Dem Schriftsteller Heinrich Mann ­wurde
– in Abwesenheit – am 14. Mai 1947
durch die Philosophische Fakultät an der
Berliner Universität die erste Ehrendoktorwürde nach deren Wiedereröffnung im
Januar 1946 verliehen. Die Führung der
damals Sowjetisch besetzten Zone (SBZ)
Deutschlands bemühte sich, die durch das
faschistische Regime zerschlagenen kulturellen und künstlerischen Traditionen zu
reaktivieren. Viele der ins Exil gedrängten
und noch im Ausland lebenden Künstler
rückten wieder in den Fokus des Interesses
und sollten zur Rückkehr nach Deutschland bewegt werden. Im Falle von ­Heinrich
Mann wäre dieser Versuch beinahe geglückt.
Heinrich Mann war ein Gegner des Mili­
tarismus und wandte sich von Anfang an
entschieden gegen die NS-Ideologie. Seit
1933 lebte er als Emigrant in Nizza. Die
Sowjetunion war für ihn wie für zahllose
Intellektuelle bereits seit 1918 ein Zukunfts­
modell, das sie mit Sympathie betrachteten
und auch idealisierten, da sie eine „Huma­
nisierung“ im Sinne von sozialer Gerechtig­
keit zu versprechen schien.
„Die Bemühungen nach 1945, Heinrich
Mann in das östliche Deutschland zu­
rückzuholen, wurzelten in den Kontakten
aus seiner französischen Exilzeit“, erklärt
Prof. Dr. Volker Riedel, Literaturwissen­
schaftler an der Universität Jena und Hein­
rich-Mann-Spezialist. „Mann leitete 1936
in Paris den Ausschuss zur Vorbereitung
einer deutschen Volksfront, dort lernte er
Wilhelm Pieck und Paul Merker kennen.
Die Beziehung zu Pieck beruhte auf ge­
genseitiger Achtung. Die Zusammenarbeit
Foto: Buddenbrookhaus Lübeck
Heinrich Mann 1933 im französischen Exil.
mit Merker setzte sich in den vierziger
Jahren intensiv fort, als dieser nach dem
Scheitern der Volksfrontpolitik in Frank­
reich der führende KPD-Politiker in Mexi­
ko wurde.“ Heinrich Mann, der nach der
Kapitulation Frankreichs 1940 weiter nach
Amerika flüchtete, übernahm von Los An­
geles aus die Ehrenpräsidentschaft über das
Lateinamerikanische Komitee der Freien
Deutschen und publizierte regelmäßig in
der Zeitschrift „Freies Deutschland“, Me­
xiko. Wie aus Heinrich Manns „Tagebuch.
Vom Beginn des Krieges bis Ende 1939“
hervorgeht, war er von dem 1939 zwi­
schen Deutschland und der Sowjetunion
geschlossenen Nichtangriffspakt „betroffen
und ratlos“. Dennoch sah er weiterhin im
Nationalsozialismus den Hauptfeind und
schätzte die Sowjetunion.
Dass Heinrich Mann seinen eigenen, wenn
auch streitbaren Weg gehen würde, kündig­
te sich bereits früh an. Am 27. März 1871 in
Lübeck als ältester Sohn einer angesehenen
Kaufmannsfamilie geboren rebellierte er
gegen die strenge Erziehung seines Vaters.
Er entwickelte seine Liebe zu Kunst und
Literatur. 1890 schrieb er seine erste große
Novelle ,,Haltlos“. Im Jahr darauf heuerte er
in Berlin beim S. Fischer Verlag als Volontär
an und besuchte Vorlesungen zu Philoso­
phie und Geisteswissenschaften an der Ber­
Rückkehr eines weit Gereisten
Nach 20 Jahren Abwesenheit kehrte Alexander von Humboldt 1827 nach Berlin zurück
Am 12. Mai 1827 traf Alexander von Hum­
boldt, nach fast 20 Jahren Aufenthalt im
Ausland, in Berlin ein. In seiner Geburts­
stadt wollte er nun endgültig seinen Wohn­
sitz nehmen. Er war 58 Jahre alt. Seine Ab­
reise von seinem langjährigen Wohnsitz in
Paris erfolgte am 14. April 1827. Über einen
Umweg über London, wohin er Heinrich
von Bülow, einen Schwiegersohn seines
Bruders Wilhelm begleitete, kam er dann
über Altona zu Hause an.
Humboldt hatte schon einmal Berlin für
über acht Jahre verlassen.
1796 war er nach Paris aufgebrochen,
wo ihn sein Bruder Wilhelm in Empfang
nahm. Auf dem Weg dorthin hatte er auf
mehreren Stationen wissenschaftliche Stu­
dien durchgeführt. Von Paris aus bereitete
er seine größte Reise, nach Lateinamerika
vor, zu der er im Mai 1799 aufbrach. Mög­
lich wurde es finanziell durch die Erbschaft
nach dem Tod der Mutter.
Im August 1804 kehrte er nach Europa
zurück, 1805 war er wieder in Berlin und
bezog eine Wohnung in der Friedrichstraße
189, die er 1806 gegen ein Gartenhausquar­
tier in der Friedrichstraße 140 eintauschte.
Er hielt Vorträge über seine Reisen und
naturwissenschaftlichen Beobachtungen.
1807 war er wieder in Paris, um eine diplo­
matische Aufgabe zu erledigen und neue
Reisen zu planen.
Nachdem sein Bruder Wilhelm 1809/10 u.
a. die Gründung der Universität in Berlin
in die Wege geleitet hatte, dann aber vor
ihrer Eröffnung sein Amt aufgegeben hat­
te, erreichte Alexander das Angebot von
Staatskanzler Hardenberg, dieses Amt als
„Direktor des Kultus und der öffentlichen
Angelegenheiten“ zu übernehmen. Alexan­
der lehnte aber ab und blieb in Paris.
Erst im Januar 1823 ist er erstmals seit
1807 wieder in Berlin, kehrt dann aber
nach Paris zurück. Im September 1826 ist
er wieder in Berlin, um seine endgültige
Rückkehr vorzubereiten. Über die vergan­
genen zwei Jahrzehnte schreibt Max Lenz
in der „Geschichte der Friedrich-WilhelmsUniversität“ 1910: „Um dieselbe Zeit, wo
liner Friedrich-Wilhelms-Universität. Bald
darauf entschloss er sich, das „Leben eines
Bohemiens zu führen und zu schreiben“,
sagt Prof. Riedel über Manns frühe Jahre.
1894 erschien Manns erster Roman „In
einer Familie“. Immer noch pendelnd zwi­
schen Deutschland, Frankreich und Italien
beeinflussten die im Ausland gewonnenen
Eindrücke sein Weltbild und literarisches
Schaffen nachhaltig. Thematisch orientierte
er sich vom Neuromantischen hin zum Kri­
tisch-Realistischen. Nach einer kurzen reak­
tionären Phase entwickelte er sich von 1900
an zu einem überzeugten Demokraten. In
seinem 1905 erschienenen Roman ,,Profes­
sor Unrat oder das Ende eines Tyrannen“
porträtiert er satirisch die wilhelminische
Gesellschaft.
Zu Beginn des I. Weltkrieges 1914 ließ
sich Heinrich Mann, frisch verheiratet, in
München nieder. Mit dem Essay „Zola“
protestierte er 1915 gegen die allgemeine
Kriegsbegeisterung. Nach Kriegsende 1918
erschien „Der Untertan“. Von den 20er Jah­
ren an blieb Heinrich Mann stets politisch
aktiv. Er engagierte sich in Gremien, ver­
fasste Reden und zahlreiche gesellschafts­
kritische Zeitungsartikel. Stets hielt er den
Kontakt zu Berlin, der sich 1926 wieder
verstärkte, als er zum Mitglied der neu ge­
gründeten „Sektion für Dichtkunst“ an der
Preußischen Akademie der Künste gewählt
wurde. 1929 zog Mann von München nach
Berlin. „In Berlin blieb er gesellschaftlich
aktiv und kämpfte mit Essays gegen den
Aufstieg der NSDAP. Außenpolitisch sah
er in der Deutsch-Französischen Verstän­
digung die Voraussetzung für eine europä­
ische Friedensordnung und war wiederholt
auf Kongressen in Paris vertreten“, führt
Prof. Riedel aus. Charakterisieren könne er
Heinrich Mann als „einen der führenden
intellek­tuellen Repräsentanten der Weima­
rer Republik, der bereits von 1930 an, und
zwar schon vor dem spektakulären Wahlsieg
der Nationalsozialisten, vor diesen gewarnt
hatte und sich im Laufe der folgenden Jahre
auch mehrfach gegen sie äußerte“.
Vor den Reichstagswahlen im Juli 1932 und
nochmals Anfang 1933 sprach er sich für
das Zusammengehen von SPD und KPD
aus, um eine nationalsozialis­ti­sche Mehr­
heit zu verhindern.
Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 Reichs­
kanzler wurde, war Heinrich Mann akut
gefährdet. Er wurde gezwungen aus der
Preußischen Akademie der Künste auszu­
treten und entfloh im letzten Moment am
21. Februar 1933 mit Hilfe von Nelly Kröger,
seiner späteren zweiten Ehefrau, nach Fran­
kreich und schließlich 1940 nach Amerika.
Als er nach 1945 mehrfach aufgefordert
wurde, nach Ost-Berlin zu kommen, und
als ihn die Akademie der Künste 1950 als
Präsidenten berief, zögerte er seine Antwort
immer wieder hinaus. Er scheute sich, sich
„für“ Ost und damit „gegen“ West zu ent­
scheiden. Noch dazu war jener Walter Ul­
bricht, der dazu beigetragen hatte, seine Be­
mühungen um eine Volksfront zunichte zu
machen, mittlerweile der führende Mann
in der SBZ. Heinrich Mann gab schließlich
dem Drängen seines Bruders Thomas nach
und stimmte dem Angebot zu. Wenige
Wochen vor seiner geplanten Abreise starb
er am 12. März 1950 in Los Angeles. 1961
wurde seine Asche nach Ost-Berlin über­
führt und auf dem Dorotheenstädtischen
Friedhof beigesetzt.
Martina Metsch
Kein Volk regiert,
keine Schlachten geschlagen
Denkmal für den Augenarzt Albrecht von Graefe vor 125 Jahren enthüllt
„Der Mann, den wir feiern, hat nicht ein
Volk regiert, hat nicht Schlachten geschla­
gen, er hat nicht mit dem Pinsel, nicht mit
dem Meißel Kunstwerke geschaffen: er hat
seine Lorbeeren errungen, indem er bemüht
war, Menschenelend zu mildern, zu heben,
zu verhüten.“ So würdigte man das Lebens­
werk des Erneuerers der Augenheilkunde
Albrecht von Graefe bei der Eröffnung sei­
nes Denkmales am 22. Mai 1882, zwölf
­Jahre nach seinem Tod.
Ein eifriger Schreiber: Humboldt in seinem Arbeitszimmer. die Hegelinge und Hengstenberger in ei­
genen Parteiorganen ihre Banner aufroll­
ten, begannen auch die Naturforscher ihres
Zusammenhangs und ihrer Kräfte sich
bewusst zu werden und sammelten sich zu
einer Heerschar unter einem Führer, des­
sen Ruhm zwei Hemisphären angehörte
und den Hegels noch weit überstrahlte. Im
Mai 1827 kehrte Alexander von Humboldt,
der ganz zum Pariser geworden zu sein
schien, in seine Vaterstadt zurück. Zwanzig
Jahre waren hingegangen, seitdem er die
Hoffnungen Beymes und Wolfs, die in ihm
den tragenden Pfeiler des Berliner Lehrins­
tituts hatten finden wollen, enttäuscht hatte:
Jetzt schickte er sich an, der Schöpfung sei­
nes Bruders ein Stück aus der Fülle seines
Wissens zuteil werden zu lassen; in dem
Katalog für das Wintersemester kündigte
er als lesendes Mitglied der Akademie eine
öffentliche Vorlesung über physikalische
Geographie an.“
Am 3. November 1827 begann er in der Uni­
versität seine Vorlesungen, die als ­„KosmosVorlesungen“ berühmt wurden. Das In­
teresse der Studenten und des Berliner
Publikums war so groß, dass die Vorträge
am 6. Dezember auch in der Singakademie
gehalten wurden.
Alexander war sofort mitten im Leben der
Stadt, wie es seiner Art entsprach. Anders
Aquarell von E. Hildebrandt, 1845
als sein Bruder Wilhelm, der bereits seit
1820 aus seinen Ämtern ausgeschieden
war, im 1824 umgebauten Familienbesitz
Schloss Tegel die Einsamkeit suchte. Alex­
ander nannte Tegel als Kind „Schloss Lang­
weil“ und suchte auch im Alter nicht die
Abgeschiedenheit und Ruhe.
1829 bricht er nochmals zu einer großen
Reise auf. Auf Einladung des russischen Za­
ren bereist er Sibirien zu einer Erkundung
von Bodenschätzen. Begleitet wird er von
den Universitätsprofessoren Rose (Minera­
logie) und Ehrenberg (Biologie).
Exponate dieser Reise und weiterer befin­
den sich im Museum für Naturkunde.
Alexander arbeitete weiter an den Manusk­
ripten über die physikalische Erdbeschrei­
bung. Über 2400 Seiten in vier Bänden
kamen von 1845 bis 1858 heraus. Bei der
Bearbeitung des 5. Bandes verstarb Alexan­
der von Humboldt im 90. Lebensjahr. Er
war der naturwissenschaftliche Repräsen­
tant seiner Epoche geworden und in Berlin
eine Institution.
Eine Gedenktafel, die die Stadt Berlin 1901
gestiftet hatte und an seinem letzten Wohn­
ort, in der Oranienburger Straße 67 an­
bringen ließ, erinnert noch heute an den
berühmten Bewohner.
Ingrid Graubner
In Berlin-Mitte befindet sich das beeindru­
ckende Denkmal für den Arzt, das als Auf­
tragsarbeit der Berliner Medizinischen Ge­
sellschaft nach klassizistischen Entwürfen
von Martin Gropius und Heino Schmieden
von dem Bildhauer Rudolf Leopold Sie­
mering 1867 begonnen wurde. Das En­
semble mit Graefes in Bronze naturgetreu
nachgebildeter Figur im Zentrum und den
farbigen Terrakottareliefs zu beiden Seiten,
die Graefes Wirken als Arzt in Form einer
Bildergeschichte illustrieren, steht „gleich­
sam wie ein aufgeschlagenes Buch vor dem
Betrachter. Mit dem Ensemble von Figur
und Seitenflügeln gelang es Siemering, auf
künstlerisch überhöhter Ebene die Situation
des Krankenzimmers aufzunehmen“, ver­
deutlicht Dr. Angelika Keune in ihrem Bild­
band „Gelehrtenbildnisse der Humboldt-
Universität zu Berlin“ (u.a. erhältlich im
Humboldt-Store).
Der Augenarzt Albrecht von Graefe (18281870) wurde durch die praktische Einfüh­
rung des Augenspiegels, der nur wenige Mo­
nate zuvor im Jahre 1850 von Herman von
Helmholtz erfunden wurde, weltberühmt.
Er untersuchte als einer der Ersten das Inne­
re des menschlichen Auges. Kurz nachdem
Graefe von seiner mehrjährigen Studienreise
im Ausland nach Berlin zurückgekehrt war,
eröffnete er 1852 eine Augenklinik in der
er noch weitere wichtige Behandlungsme­
thoden entwickelte, wie beispielsweise eine
Operation gegen den „Grünen Star“. Seine
Klinik avancierte zur weltweit bedeutendsten
Forschungs- und Lehranstalt der damaligen
Zeit auf dem Gebiet der Augenheilkun­
de (Ophtalmologie). Seit 1857 lehrte er an
der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität
und ab 1868 leitete er die Augenklinik an
der Charité. Ärzte aus aller Welt besuchten
seine Vorlesungen und trotz seines frühen
Todes mit 42 Jahren, hatte er bereits den ent­
scheidenden Beitrag für die Augenheilkunde
geleistet, in dem er diese als eigenständige
Disziplin neben der Chirurgie etablierte.
Im Jahre 2005 saniert, ist Graefes Denkmal
an seinem ursprünglichen Standort Lui­
senstraße/Ecke Schumannstraße zu bewun­
dern.
Martina Metsch
Die farbigen Terracotta-Reliefs symbolisieren die Situation im Krankenhaus. Foto: Bernd Prusowski
Kultur
Seite HUMBOLDT · 10. Mai 2007
Ein Vierteljahrhundert Musik
Die Saurier sind zurück
Der Kammerchor der Humboldt-Universität feiert 25-jähriges Bestehen
25 Jahre Kammerchor der HumboldtUniversität – was ganz klein begann,
hat sich zu einem festen Bestandteil der
Musik an der Universität und darüber
hinaus auch in der Berliner Chorszene
entwickelt. Gründungsmitglied Ingo
Stolte (48), 1982 Student der Sektion Gartenbau und heute Geschäftsführer eines
Mediendienstes, und Maggie Coe (27) aus
Boston (USA), Studentin für neuere deutsche Literatur und Amerikanistik an der
HU, berichten.
für die Gründungsmitglieder wird es also
nie langweilig. Dafür sorgt auch unser
Chorleiter Rainer Ahrens, der Tonmeister
beim ZDF ist und seine Chorkarriere 1985
als Aushilfssänger begann.
Aktive Chorarbeit verlangt auch finanzielle
Aufwendungen, beispielsweise für Noten oder
Probenräume. Woher kommen die Mittel?
Stolte: Vorwiegend aus Konzerterlösen
und Mitgliedsbeiträgen. Daraus werden
der Kauf von Noten, Probenwochenen­
den, aber auch Konzertreisen innerhalb
Deutschlands finanziert. Das finanzielle
Polster unserer Studierenden ist natur­
gemäß begrenzt, sodass wir speziell für
die Finanzierung von Auslandsreisen die
Zusammenarbeit mit Sponsoren suchen.
Die Universität unterstützt uns durch ein
großzügiges Angebot an kostenlosen Pro­
benräumen. Ich möchte das bei dieser Ge­
legenheit einmal mit Dank hervorheben,
weil es nicht selbstverständlich für einen
Chor ist.
Das Gespräch führte Carsten Sostak.
Herr Stolte, wie kam es zur Gründung des
Kammerchores? Stolte: Wir waren damals Sängerinnen
und Sänger des (großen) Chores der
Humboldt-Universität. Die kleine For­
mation hat uns gereizt. Aus einem er­
weiterten Doppelquartett mit zunächst
13 Mitgliedern hat sich in den Folge­
jahren der Kammerchor entwickelt.
Frau Coe, wer singt heute im Kammerchor?
Maggie Coe: Im Chor treffen 40 Leute
zusammen – einige Sänger sind Grün­
dungsmitglieder, es kommen auch immer
wieder neue Mitglieder dazu. Studieren­
de, Absolventinnen und Absolventen aus
ganz Deutschland sowie aus dem In- und
Ausland mit verschiedenen Professionen
in der Altersspanne von 20 bis 50 Jahren
sind dabei. Diese Vielfalt macht den Chor
für alle interessant.
Wie unterscheidet sich die Chorarbeit von
heute im Vergleich zu den Gründungszeiten? Stolte: Die gründliche musikalische Arbeit
ist wohl die gleiche geblieben, wobei der
Chor an seinen Aufgaben gewachsen ist.
Der Ablauf des Studiums vor der Wende
war anders als heute, die Probenarbeit
kontinuierlicher und leichter kalkulierbar.
Neue und „alte“ Humboldtianer treffen im Kammerchor der Universität zusammen.Foto: Tobias Masing
Ein dauerhaft festes Ensemble gibt es
heute aufgrund von Auslandspraktika, be­
ruflichen Ortswechseln oder Sängerinnen
und Sängern, die nur zeitweise in Berlin
studieren, nicht mehr. Dies meistert der
Chor aber recht erfolgreich. Hervorzuhe­
ben ist auch die Vielfalt der unbegrenzten
Auftrittsmöglichkeiten. Wenn die Finan­
zen geklärt sind, kann es losgehen, egal ob
nach Prag oder nach New York.
Stichwort Chorliteratur, welche Genres darf
ein Konzertbesucher vom Kammerchor erwarten?
Coe: Das Repertoire umfasst Chormusik
aus fünf Jahrhunderten. Wir singen gerne
alte Musik wie von Bach, Monteverdi oder
Gesualdo, aber auch Neues. Eines der
schönsten Stücke im jetzigen Repertoire,
das Kyrie, wurde erst vor zwei Jahren von
dem jungen Leipziger Künstler Ludwig
Böhme komponiert.
Wie stellt sich der Probenalltag des Kammerchores dar?
Coe: Wir proben regelmäßig jeden Mon­
tag von 20 bis 22 Uhr im Senatssaal der
Universität, dazu kommt ein Probenwo­
chenende im Semester. Der Chor versteht
sich als Ensemble mit festem Programm,
das kontinuierlich weiterentwickelt wird,
für unser Stammpublikum und selbst
Festkonzert
25 Jahre Kammerchor
der Humboldt-Universität
Samstag, 2. Juni 2007 um 17.00 Uhr
Gethsemane-Kirche (Prenzlauer Berg)
KLANGFARBEN Vol. 25
Es erklingen Werke von Bach, Monteverdi,
Mauersberger, Rutter
Leitung: Rainer Ahrens
Foto: Volker Kreidler
Exklusiv im Berliner Hauptbahnhof wird
noch bis 28. Mai das ca. 27 Meter lange
und etwa vier Meter hohe Skelett des Diplodocus carnegii aus dem Museum für
Naturkunde gezeigt. Der DB-Konzern hat
mit seiner Logistiksparte (Schenker/BAX)
den Rücktransport der Saurierskelette des
Naturkundemuseums aus Kanada organisiert. Der Berliner Hauptbahnhof ist nicht
nur der größte Kreuzungsbahnhof Europas
und eine der beliebten Sehenswürdigkeiten
in der Hauptstadt, sondern auch das Tor
zu Museen von Weltgeltung: Hamburger
Bahnhof-Museum für Gegenwart, Medizinhistorisches Museum der Charité und das
Museum für Naturkunde der HumboldtUniversität sind nur einige Laufminuten
entfernt. Das längste Dinosaurierskelett des
Museums wird nach der Preview im Hauptbahnhof pünktlich zur Eröffnung der neuen
Ausstellungen am 13. Juli 2007 wieder im
Museum für Naturkunde zu sehen sein.
Stabledance
Karten online unter www2.hu-berlin.de/
kammerchor oder am Konzertabend in der
Gethsemane-Kirche, Stargarder/Greifenhagener Str, 10435 Berlin
Eine architektonische Spurensuche
Ausstellung in der Kleinen Humboldt-Galerie zeigt Gemeinsamkeiten von Berliner und Budapester Bauten
Ungarn, das ist das Land von Paprikasa­
lami, Ponys und Balaton – Deutschland
dagegen lässt einen wahrscheinlich an
Weißwurst, den Berliner Bären oder die
Müritz denken: auf den ersten Blick mehr
Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Doch
auch wenn beide Länder sehr unterschied­
lich scheinen, so sind sich ihre Hauptstäd­
te einander gar nicht so fremd. Einen Be­
weis dafür liefert die Ausstellung „Aspekte
des ungarischen Historismus. Deutschungarische Wechselbeziehungen in der
Architektur“, die noch bis zum 6. Juni im
Foyer der Humboldt-Universität zu Berlin
zu sehen ist.
Die Ausstellung zeigt großformatige Fo­
tografien, die einen Einblick in die Archi­
tektur der aufstrebenden Donau-Metro­
pole des 19. Jahrhunderts geben. Neben
Fassadenaufnahmen von Wohnhäusern
entlang der Prachtstraße Andrássy út wer­
den wegweisende Bauten, wie die Un­
garische Akademie der Wissenschaften,
Anzeige
Die stilistischen Gemeinsamkeiten wurden
vor allem durch persönliche Kontakte zwi­
schen den Berliner und den ungarischen/
Budapester Architekten vermittelt. Weg­
weisend hierbei war der Berliner Hofarchi­
tekt Friedrich August Stüler (1800-1856).
Stüler war nicht nur Erbauer des Neuen
Museums in Berlin, sondern entwarf auch
das Gebäude der Ungarischen Akademie
der Wissenschaften in Budapest. Umge­
kehrt kamen viele ungarische Studenten
an die Berliner Bauakademie. In ihr Hei­
matland zurückgekehrt, fanden die Aus­
bildungen ihren kreativen Niederschlag in
der Architektur Budapests. Am Berliner
Stil geschulte Architekten, wie Antal Szkal­
nitzky (1836-1878) oder Alajos Hauszmann
(1847-1926), arbeiteten an noch heute be­
eindruckenden Gebäuden, wie dem Natio­
naltheater oder dem New-York-Palast.
In der Ausstellung wird auf diese verschie­
Beeindruckend: Treppenhaus der Ungarischen
denen Beziehungen und Einflüsse durch
Akademie der Wissenschaften in Budapest. thematische Texttafeln verwiesen. So wird
Fotos: Deutsches Kulturforum neben dem rein ästhetischen Genuss der
östliches Europa. Mathias Marx, Potsdam Fotografien auch ein fundierter Einblick
in die wissenschaftliche Aufarbeitung des
durch das Zusammenspiel von Innen- und Themas geboten. Die Ausstellung wur­
Außen- sowie Detailaufnahmen umfas­ de vom Deutschen Kulturforum östliches
send dokumentiert. Die Besucherinnen Europa und dem Forschungsinstitut für
und Besucher der Ausstellung können Kunstgeschichte der Ungarischen Akade­
mit einem Blick auf die Prachtallee „Unter mie der Wissenschaften konzipiert. Das
den Linden“ den engen architektonischen Kulturforum setzt sich in seinen Veranstal­
Bezug zu Berlin überprüfen. Einige der tungen mit der Kultur und Geschichte in
wenigen, noch erhaltenen Bauten, wie die den Regionen im östlichen Europa ausein­
heutige Staatsbibliothek (Architekt Ernst ander, in denen einst Deutsche lebten oder
Ihne) oder der Berliner Dom (Architekt heute noch leben. Dafür steht es im Dialog
Julius Raschdorff) befinden sich in direk­ mit Organisationen in den jeweiligen Staa­
ter Nachbarschaft zur Universität und sind ten – wie hier mit der Ungarischen Akade­
Zeugnisse des Berliner Baubooms des ­ mie der Wissenschaften.
19. und frühen 20. Jahrhunderts. So bie­
tet das Foyer den idealen Rahmen für das Die Kleine Humboldt-Galerie brachte die­
vergleichende Sehen von Budapester und sen kunsthistorischen Dialog an die Hum­
Berliner Architektur des Historismus. Die boldt-Universität. Durch die Unterstüt­
Ausstellung geht im Anschluss nach Un­ zung des hiesigen Kunstgeschichtlichen
garn, wo Fotografien von Berlin gezeigt Seminars, das einen Gastvortrag des unga­
rischen Wissenschaftlers und Historismuswerden.
Das Haus 19 auf dem Campus Nord der
­Humboldt-Universität, ein alter Tierstall, ist
Schauplatz von Kunst. Die Kuratorin Christiane Grüß lädt regelmäßig Künstler ein,
mit ungewöhnlichen Räumen zu arbeiten.
Bis zum 15. Juni ist Till Hohn zu Gast, der
eine Video-Klang-Skulptur installiert hat.
Es handelte sich um Stabledance, eine Sequenz aus Filmmaterialien, die in New York
entstanden sind.
Gezeigt werden außerdem zwei Originalabgüsse und zwei Fotografien von Till Hohn
aus Mampe Halb & Halb.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonnabend 14 bis 18 Uhr.
Eingänge: Philippstr. 13, Reinhardtstr. 4,
Luisenstraße.
Entworfen von Berliner Hofarchitekten: Fassade
der Akademide der Wissenschaften in Budapest.
Experten Gábor György Papp ermöglichte,
konnte ein direkter deutsch-ungarischer
Austausch stattfinden, der Anlass zu wei­
teren – nicht nur – wissenschaftlichen Aus­
einandersetzungen mit dem Phänomen
des Historismus geben könnte. Judith Zinke, Constance Krüger
Aspekte des ungarischen
Historismus. Deutsch-ungarische
Wechselbeziehungen in der
Architektur
Bis zum 6. Juni 2007 im Foyer der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6
Kontakte:
Deutsches Kulturforum östliches Europa:
www.kulturforum.info
Kleine Humboldt-Galerie:
Telefon (030) 2093-3348
Der Katalog zur Ausstellung ist im
Humboldt-Store erhältlich.
Du Bois Lectures zur
Globalisierungsdebatte
Arjun Appadurai, eine der prominentesten Stimmen in der internationalen Globalisierungsdebatte, wird am 7. Juni 2007
um 18 Uhr (s.t.) im Senatssaal der Humboldt-Universität einen Vortrag zum Thema
„Grassroots Cosmopolitanism and Social
Activism” halten. Er findet im Rahmen
der Vorlesungsreihe Distinguished Du Bois
­Lectures statt, mit der sich die Amerikanistik
zusammen mit ihren Partnern, der Harvard
University, der Amerikanischen Botschaft
und dem Holtzbrinck-Veranstaltungsforum,
seit mehreren Jahren am transatlantischen
­Dialog beteiligt.
Appadurai hat in zahlreichen Publikationen
die negativen Auswirkungen der Globalisierung untersucht und als Gegenentwurf
seine eigene Vision einer gerechten Globalisierung in „postinformativen“ Zeiten
entwickelt.
Weitere Informationen:
www2.hu-berlin.de/amerika/courses/
asw_1.html