Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn... Predigt über Matthäus 13

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Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn... Predigt über Matthäus 13
Konfirmation Christuskirche Kassel, 20.04.08
„Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn…“
Liebe Konfirmanden und Konfirmandinnen!
Liebe Gemeinde!
Ein anderes Gleichnis legte Jesus ihnen vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das
kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, so dass die Vögel unter dem Himmel kommen
und wohnen in seinen Zweigen.
Matthäus 13,31+32
Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.
Matthäus 17,20
Für Glauben gibt es kein Maßband, kein Thermometer und kein Messgerät.
Und doch wissen wir, dass es großen Glauben und Kleinglauben gibt, großes Vertrauen und Misstrauen. Was
schon ein kleiner Glauben bewirken kann, das hat Jesus in den Vergleichen mit dem Senfkorn deutlich gemacht.
Da sagt einer 2 Sätze vor 2000 Jahren und heute findet man in der Suchmaschine Google 59800 Einträge unter
Senfkorn und fast alle sind Folgen dieser Gleichnisse: wir finden Predigten, Jugendgottesdienste, Kirchengemeinden, Missionswerke, Stiftungen für Kindertagesstätten, Hosentaschenbibeln und Jugendzeitschriften - die
den Namen „Senfkorn“ tragen.
Da hat Jesus ein Wort gesät und es wuchs und wächst immer noch in seinem Geist.
Ja, so ist das mit dem Reich Gottes. Die Folgen des Gleichnisses bestätigen seinen Inhalt. Ihr Konfirmanden
bekommt heute ein Kreuz geschenkt - und einige erwarten es richtig.
„Bekommen wir auch ein Kreuz?“, fragten sie.
In diesem Kreuz sind drei kleine Senfkörner. Es soll euch an eure Konfirmandenzeit, aber vor allem an das
Wachstum im Glauben erinnern.
Dazu gebe ich euch drei Denkanstöße mit auf den Weg. Für jedes Senfkorn, ein Gedanke:
1. Senfkörner sind klein.
2. Samen gehören in die Erde.
3. Senfkörner haben Wachstumspotential
Zu Punkt 1: Senfkörner sind klein.
Das ist der Vergleichspunkt Jesu.
Das schwarze Senfkorn, hat nur ein Zehntel der Größe der Senfkörner, die wir in der Wurst haben, oder der Senfkörner, aus denen Senf gemacht wird.
Aus ihm kann ein Busch oder Baum werden von bis zu 2 oder 3 Meter Höhe.
Das schwarze Senfkorn ist kaum größer als ein Sandkorn. Wir wissen dass es noch kleinere Samen gibt, aber es ist gerade noch greifbar, noch fühlbar, wenn man es
zwischen die Finger nimmt.
Mancher fühlt sich in seinem Glauben gar nicht so stark wie ein Baum oder Wald, wie ihr das vorhin gesagt habt. Bei manchem ist der Glaube nur ein zartes
Pflänzchen. Bei anderen vielleicht sogar nur ein Samenkorn. Aber Jesus verachtet das Kleine nicht. Er gibt auch der geringen Größe seinen Wert. Denn er weiß, das
Reich Gottes fängt klein an. Glaube kann wachsen.
So wie die Kinder gewachsen sind. Und plötzlich sind sie 14, fast schon erwachsen, auf jeden Fall eigenwillig, vielfältig begabt; und sie wachsen noch weiter, werden
immer selbstständiger, es nisten sich eigene Ideen ein, - und doch tragen sie die Prägung der Eltern immer in sich.
Wer Gottes Kind ist, trägt die Prägung Gottes in sich und bringt sie zur Entfaltung. Gott hat in Euch viele Gaben, Fähigkeiten, Interessen, Träume und Ideen
gepflanzt. Manches ist noch klein, aber es kann wachsen. Auch große Pläne brauchen erst kleine Schritte. Wir müssen nicht gleich fertige Bäume pflanzen, aber wir
dürfen Samenkörner in Gottes Reich sähen.
Zu Punkt 2: Samenkörner gehören in die Erde.
Wer Glauben einsetzt und lebt, der macht sich die Finger schmutzig. Wer Samen in die Erde steckt, wer Unkraut jätet, wer den Garten des Reiches Gottes umgräbt
und pflegt, der hat Arbeit genug.
Ich kann den Glauben als äußeres Zeichen am Hals tragen, in Form eines Kreuzes mit Samenkörnern. Das dient der Erinnerung. Aber der echte Same, der Glaube
und das Reich Gottes, der wächst und bringt Frucht, wenn er in die Erde gepflanzt wird, wenn er gepflegt begossen und bearbeitet wird.
Eine Tüte Senfkörner im Gewürzregal ist eigentlich ein ziemlich trostloses Bild, verglichen mit einem Feld gelb blühender Senfpflanzen. Ich will jetzt nicht Mitleid
wecken mit Suppengewürzen. Ihr wisst worauf ich hinaus will:
Eure Körner, eure Ideen, eure Fähigkeiten und Pläne gehören in die Erde. Euer Glaube will und soll wachsen und das tut er nur, wenn er in die Realität gepflanzt
wird. Ihr habt eure Begabungen nicht nur einfach so zum Spaß. Da hängt ein Auftrag dran. Gott will mit euch sein Reich bauen. Setzt das um, was ihr erkannt habt,
lebt die Gebote und relativiert sie nicht. Zerpflückt nicht die Samenkörner, bevor ihr sie pflanzt, - sonst wächst nichts mehr.
Gott hat nichts von einem großen Haufen schöner Ideen, von einem Sack voller Träume, die in Tüten verpackt bleiben. Aber wenn ihr sie pflanzt und pflegt, dann
wächst es, blüht und bringt Frucht. Glaube, Liebe, Hoffnung ist mit Arbeit und manchmal auch schmutzigen Händen verbunden. Aber es lohnt sich.
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Zu Punkt 3: Senfkörner haben Wachstumspotential.
Mit der Konfirmandenzeit ist hoffentlich die kleine Pflanze Glauben gewachsen. Aber ich sage euch: fertig ist sie nicht. Das ist sie bei mir auch noch nicht. Sie trägt
alles Potential in sich, schon seit der Taufe. Aber Pflanzen wollen weiter wachsen. In dem kleinen Senfkorn stecken Verheißungen. Man sieht ihm noch nicht an, was
daraus werden wird.
Es könnte auch ein Sandkorn sein. Das was im Samen, im Reich Gottes ist und im Glauben, das hat Gott gemacht, das ist nicht euer Werk. Ihr seid nur der Mensch,
der säht. Das aber sollt ihr tun.
Ihr müsst nicht überall euren Senf dazu geben! – Ja, „Schwätzen im Unterricht“ war manchmal ein Problem. Wahrscheinlich liegt das an Eurem Ideenreichtum.
Aber Ihr sollt Gottes Verheißungen zur Entfaltung bringen, indem ihr den Glauben in die Welt tragt.
Wir haben über Beispiele im Unterricht gesprochen:
- über Martin Luther, über Diakonie und über unsere Arbeit in Rumänien.
Aus kleinsten Anfängen wächst Gottes Reich. Mancher traut sich nicht zu glauben, dass in einem kleinen Senfkorn
solch ein geballter Inhalt steckt. Von außen kann man das auch nicht sehen. Vertraut einfach auf Gott, der bringt das,
was ihr pflanzt schon zur Entfaltung.
 Pflanzt mit dem Herzen und den Händen,
 gießt Gebete darüber
 und vertraut darauf, dass Gott den Rest macht.
Amen
Pfarrer Martin Becker, Baunsbergstr. 10, 34131 Kassel
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