dogon welt kultur erbe

Transcrição

dogon welt kultur erbe
DOGON
WELT
KULTUR
ERBE
AUS AFRIKA
14. OKTOBER 2011
BIS 22. JANUAR 2012
IN BONN
TE xT E zU R
AU SS TE LL UN G
BUNDES
KUNST
hALLE.DE
E i n E P u b l i k at i o n v o n
Die Ausstellung wurde vom Musée du Quai Branly konzipiert
und wird erstmalig vom 4. April bis 24. Juli 2011 in Paris gezeigt.
IN KOOpERATION MIT
ExKLUSIvER MOBILITäTSpARTNER
KULTURpARTNER
Mit frdl. Gen. von raffael ernst
Dogon
gesch ichte
22
Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd
nd
»Kinder der Sonne«
Irgendwann in der Zeit zwischen dem 12. und
14. Jahrhundert verließen die Dogon ihre Heimat
in der heutigen Grenzregion von Mali und Guinea.
Vielleicht flohen sie vor einer Dürre. Oder vor
kriegerischen Reitern. Ihre neue Heimat fand die
Volksgruppe in der unzugänglichen Felslandschaft
im Südosten Malis. Den Ethnologen gibt sie bis
heute Rätsel auf.
Von Thomas Röbke
Die »Falaise von Bandia­
gara« ist Heimat der Dogon.
Sie leben bis heute in
mehreren hundert Dörfern
auf dem Sandsteinplateau,
das sich über eine Länge
von mehr als 150 Kilome­
tern durch Mali zieht.
W
estafrika ist noch immer ein weißer
Fleck in unserer Vorstellungswelt,
trotz Globalisierung. Was wissen wir
wirklich über Gambia, Guinea, Benin oder den
Senegal, jenseits der All-inclusive-Ferienklubs?
Ganz besonders von Mythen und Legenden
umrankt ist Mali; und hier vor allem Timbuktu,
jene Wüstenstadt an der Schwelle zur Sahara,
die zum Synonym für einen Ort der Sehnsucht,
des Geheimnisvollen, Sagenumwobenen und
Abenteuerlichen geworden ist. Ein Ort mit einer
islamischen Universität, deren Wissen über
Jahrhunderte dem der Europäer weit überlegen
war. Faszinierend auch die im Mittelalter begründete Lehmarchitektur, deren bedeutendstes Bauwerk die Moschee der Stadt Djenné ist.
Das Reich Mali erreichte seine Blütezeit im
14. Jahrhundert und gilt als das einflussreichste
mittelalterliche Großreich in Westafrika.
Das heutige Mali ist dreimal so groß wie
Deutschland, seine Lebensader ist der Niger,
mit 4200 Kilometern nach Nil und Kongo der
drittlängste Fluss Afrikas. Die nicht ganz 15 Millionen Einwohner des Vielvölkerstaats, der als
eines der ärmsten Länder der Welt gilt, setzen
sich aus mehr als 20 Ethnien zusammen. Eine
davon sind die etwa 300 000 bis 350 000 Dogon – die »Kinder der Sonne«, wie sie sich selbst
nennen.
Ihr Lebensraum ist einzigartig. Die mindestens 250 Dörfer – manche Forscher haben sogar
400 gezählt – konzentrieren sich auf ein gewaltiges Plateau aus rotem, eisenhaltigem Sandstein, das auf einer Länge von mehr als 150 Kilo-
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
DOGON
metern nach Osten fast senkrecht zur GondoEbene abfällt, einem Teil des Sahel. Bis zu 500
Meter Höhe erreicht die »Falaise von Bandiagara«. Seit 1989 ist sie Teil des UNESCO-Weltkulturund Weltnaturerbes.
Bandiagara, die größte Ortschaft, hat 12 000
Einwohner. Manche Siedlungen befinden sich
auf dem Plateau, doch seit einigen Jahrzehnten werden neue Dörfer in der fruchtbareren
Ebene gegründet, vor allem in Séno, östlich der
Falaise. Die älteren Siedlungen kleben wie
Schwalbennester an Geröllhalden, Felsspalten,
Höhlen und auf kleinen Felsterrassen. Entsprechend eng sind die Wege. In jedem Dorf gibt
es ein Haus für den Stammesältesten, einen
Versammlungsort für die Männer, Getreidespeicher – und etwas außerhalb ein Haus, in
dem die Frauen während ihrer Menstruation
wohnen.
Die Bauweise geht allerdings nicht auf die
Dogon zurück; als sie ankamen, lebten hier bereits seit Jahrhunderten die Tellem – der Name
bedeutet so viel wie »Die wir gefunden haben«.
Was aus ihnen wurde, gehört zu den ungelösten
Rätseln. Manche Forscher nehmen an, dass sie
sich nach Südwesten zurückzogen, in den Norden des heutigen Burkina Faso, und zu den Vorfahren des Kurumba-Volks wurden. Vielleicht
gingen sie aber auch unter oder verbanden sich
mit den Dogon. Doch der Stil und die Symbole
ihrer Kunst dürften die Dogon nachhaltig beeinflusst haben. Bis heute können nicht alle Figuren aus den Höhlen von Bandiagara eindeutig dem einen oder dem anderen Volk zugeordnet werden. Die Kunst der Dogon lässt sich
in drei Phasen einteilen: 11. bis 15. Jahrhundert,
15. bis 18. Jahrhundert sowie die Zeit danach.
Auch das Weben und Färben von Wolle und
Baumwolle hat bei den Dogon eine bis ins
11. Jahrhundert zurückreichende Tradition.
L AndwirtschAft Auf dürrem Boden
Die Falaise von Bandiagara liegt in der Sahelzone – mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 30 Grad Celsius und einem Monatsniederschlag, der nur im Juli und August die
10-Millimeter-Marke erreicht – und auch das
nicht immer. Zwischen November und April
fällt praktisch überhaupt kein Regen. Die Felsen
33
auf eInen blick
Eine lange und bewegte
Geschichte
1
Nachdem die Dogon
aus dem Westen
Malis vertrieben wurden, fanden sie Schutz
in den unwegsamen
Felslandschaften von
Bandiagara.
2
Seit dem Ende des
19. Jahrhunderts
inspirierte die Kunst der
Dogon insbesondere
französische und deutsche Künstler der Moderne.
3
Reisende und
Forscher brachten
damals einen großen
Teil des kulturellen
Erbes der Dogon in
europäische Museen.
Die perfekte
Existenz ist,
wenn Mann
und Frau wieder
eins werden
Sinnspruch der Dogon
4
strahlen die Hitze bis weit in die Nacht ab. Der
Baumbewuchs ist spärlich: Affenbrotbäume
(Baobabs), Tamarinden und Akazien trotzen
dem Sahelklima. Obwohl der karge Boden
kaum etwas hergibt, leben die Dogon fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Heutzutage
bauen sie vor allem Hirse und Zwiebeln an, aber
auch Tomaten, Mais, Baumwolle und sogar Reis;
sie halten Hühner, Ziegen und Schafe.
Ende des 19. Jahrhunderts machte sich einer
der ersten Europäer zu den Dogon auf: der deutsche Afrikaforscher Gottlob Adolf Krause. Sein
Pech war, dass er sich nur der Wissenschaft
­verpflichtet fühlte und nicht den kolonialistischen Zielen europäischer Staaten – wohl aus
diesem Grund erhielt er keine Forschungsgelder. Nicht einmal seine Sammlung zur Malikultur wollte das Berliner Völker­kundemuseum ankaufen. Krause konnte sie schließlich ins
niederländische Leiden veräußern. Viele seiner
Forschungsnotizen und Teile seiner Sammlung
landeten nach seinem Tod jedoch schlicht auf
dem Müll.
Frankreich verleibte sich ab 1883 Stück für
Stück das heutige Mali ein; die Region wurde
Teil von Französisch-Sudan. Mit den Kolonien,
mit der aufkommenden Jazzmusik und auch
durch Showstars wie Sidney Bechet oder Josephine Baker, die mit ihrer revue nègre an den
Champs-Élysées Begeisterungsstürme auslöste,
wuchs in Europa die Neugier auf die Kulturen
des Schwarzen Kontinents. Der französische
Ethnologe Marcel Griaule traf daher mit seinen
Forschungen im Land der Dogon zu Beginn der
1930er Jahre den Nerv der Zeit. Problemlos fand
er die für eine Expedition nötigen Geldgeber.
Seine Berichte über die Dogon, die wie in einem
Afrikabilderbuch in Lehmhütten mit spitzen
Strohdächern lebten, geheimnisvolle Riten feierten und bunte Masken trugen, wurden mit
Staunen und Begeisterung gelesen.
Schließlich bot ihre Kultur genügend Stoff
für moderne Fantasiegeschichten. So spielt in
der Mythologie der Dogon ein Sternsystem eine
wichtige Rolle. Immer wenn Sirius A alle 50 Jahre mit dem ihn umkreisenden Weißen Zwerg
Sirius B in einer Linie stand, wurde das Sigi-Fest
gefeiert. Griaule war elektrisiert: Woher wussten sie so gut über Sirius B Bescheid, der doch in
der westlichen Welt erst 1862 entdeckt wurde
und nur mit modernen Instrumenten beobachtet werden konnte? Standen die Dogon womöglich mit Außerirdischen im Kontakt, wie es
noch 1977 der amerikanische Autor Robert Temple behauptete? Zumal die Dogon als Quelle für
ihr astronomisches Wissen ein kreisförmiges
Wesen nannten, das unter großem Lärm und
Staubentwicklung vom Himmel herabstieg.
Doch diese Beschreibung kam höchstwahrscheinlich durch Suggestivfragen zu Stande.
Amerikanische Paläoastronomen erklären das
Phänomen jedenfalls damit, dass Sirius bis
zum Jahr 50 v. Chr. mit bloßem Auge als Doppelstern sichtbar war. Die Dogon müssen ihn
damals ­gesehen und das Phänomen über viele
Genera­tionen hinweg überliefert haben. Wie
auch immer: Die Alientheorie brachte den Dogon erneut weltweite Aufmerksamkeit ein.
Doch zurück ins Jahr 1931. Im Herbst notierte Griaules Expeditionskollege Marcel Larget: »Religiosität über alles! In jedem Winkel
wabert das Heilige. Alles scheint weise und bedeutsam – das klassische Bild, das wir uns eigentlich von Asien machen.« Und später: »Bei
jedem Schritt der Untersuchung öffnet sich ein
neues Tor, das aber meistens eher einem Abgrund oder einem Sumpfloch gleicht. Doch alles fügt sich zusammen. Kommen wir da wieder raus?« Der Maskenkult und die damit verbundene Geheimsprache beschäftigten die
Forscher ganz besonders. Mit mehr als 6000
Fotos kehrte die Expedition schließlich nach
Paris zurück, mit Filmen und einer ganzen Fülle von Objekten.
Im Schutz der Isolation
Ein Volk, um das sich viele Mythen ranken,
das an einem malerischen Schauplatz im geheimnisvollen Afrika lebt. Kein Wunder, dass
Fundstücke aus der Region unter Sammlern
in Europa und Nordamerika immer begehrter
werden – und teurer. Die dramatische Folge: Die
Felslandschaft der Dogon wurde regelrecht leer
geräumt, das Volk nahezu seiner kulturellen
Identität beraubt. Anfang des 20. Jahrhunderts
füllten sich Europas Völkerkundemuseen mit
Objekten aus Afrika. Die afrikanische Kunst
ins­pirierte viele Künstler. Die Werke von Pablo
­Picasso, Georges Braque und anderen französischen Kubisten sind in ihrer Reduzierung
auf einfache geometrische Formen, in der Anordnung und im Ausdruck eindeutig von westafrikanischen Holzmasken beeinflusst. Auch
Ernst Ludwig Kirchner und andere Vertreter
des deutschen Expressionismus waren fasziniert von der schlichten, aber lebendigen, ausdrucksstarken Gestaltung der Masken und Figuren. Mit den Werken der Naturvölker wollten
sie die westliche Kunst erneuern.
Griaules Anwesenheit war jedoch für die
­Dogon durchaus segensreich. So ließ er etwa
Ende der 1940er Jahre im Gona-Fluss einen
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Epoc / EmdE-Grafik
ALGER I EN
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Falaise von
Bandiagara
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Djenné
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FASO
GU I N EA
Die Falaise von Bandia­
gara liegt in der Sahelzone.
Die durchschnittliche
Jahrestemperatur liegt bei
30 Grad Celsius. Meist
regnet es nur im Juli und
August ein wenig.
Staudamm bauen, der es den Bauern seitdem
ermöglicht, größere Flächen zu bestellen, Gemüse anzubauen und mitunter zweimal im
Jahr zu ernten. Heute bauen die Dogon auch
Chili, Tabak und Tomaten an, Salat und Karotten. Der Verkauf getrockneter Zwiebeln auf den
umliegenden Märkten hat sich zu einem eigenen kleinen Wirtschaftszweig entwickelt.
Durch die isolierte Lage konnten sich die Dogon ihre sozialen und religiösen Traditionen
bewahren. Im Volk werden viele Dialekte gesprochen, die teilweise so unterschiedliche
sind, dass sich Bewohner weit entfernter Dörfer
nicht miteinander verständigen können. Üblich ist, dass ein Mann zwei Frauen hat. Die
erste Frau suchen zumeist die Eltern aus, die
zweite wählt der Mann selbst. Innerhalb der
Ehe sind die Frauen einander gleichgestellt.
Ihre grausame Beschneidung ist indes leider
noch immer ein verbreiteter Brauch.
Die Mythen der Dogon allgegenwärtig und
spiegeln sich in vielen Alltagsgegenständen –
von der Türschnitzerei bis zum Hirsekorb. Materiellen Dingen wohnt eine Seele inne, denn
sie wurden von den Ahnen auf die Erde gebracht. Alles ist mit allem verbunden – so kann
aber auch jede Störung der festgelegten Ordnung großes Unheil nach sich ziehen. Kaum
etwas wird dem Zufall überlassen. Das Haus
des Ältestenrats etwa muss auf acht Säulen ruhen – für die acht Stammesahnen. Die Acht
wird zur magischen Zahl: Getreidespeicher
haben acht Vorratsbehälter, die Schöpfungsgeschichte kennt acht Weltalter, ein Dogon hat
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
acht Zwiebelbeete. Und der Mensch besteht
nach Auffassung der Dogon neben dem Körper
aus einem achtteiligen Geist: je zwei denkende
und zwei niedere Seelen für den Körper und
das Geschlecht. Körper und Geist gelten als Einheit; sie in Harmonie zu bringen und zu halten,
ist der Zweck unzähliger Rituale. Totenfeiern
dauern mehrere Tage voller Zeremonien, Tänze
und Kampfdarbietungen.
Die Wahrsagerei nimmt großen Raum in
den Traditionen der Dogon ein. Die Seher lesen
etwa aus geworfenen Kaurischnecken oder aus
den Spuren der Wüstenfüchse, die diese nachts
auf sandigen Flächen hinterlassen, in die zuvor
komplexe Symbolmuster gemalt wurden.
eines der spAnnendsten VöLker
Die Mythen berichten von der Erschaffung des
Menschen, von der Erfindung der Sprache, den
Anfängen des Ackerbaus und der sozialen Ordnung. Der Schöpfergott der Dogon heißt Amma,
auch heute noch sind nur wenige Dogon Christen oder Moslems. Teil des umfassenden Systems von Schöpfungsmythen sind die legendären Masken. Als typische Beispiele traditioneller afrikanischer Kunst verraten sie viel über
das Selbstbild der Dogon. Und machen sie nicht
nur für Ethnologen zu einem der spannendsten
Völker Afrikas. Rund 100 verschiedene Maskentypen sind bekannt, jeder hat seine eigene
Tradition, Herstellungsweise und Bedeutung.
Trotz eifrigen Bemühens haben die Ethnologen
den kulturellen Kosmos, der sich in und hinter
den Masken verbirgt, gerade mal ansatzweise
enträtseln können. So tanzen etwa die Totemmasken, die die Seelen der Verstorbenen aus
der sichtbaren Welt befreien, nur alle 50 Jahre
zum Sigi-Fest. Die so genannten Etagen- oder
Sirigemasken sind bis zu fünf Meter lang und
bestehen aus 80 Abschnitten, die für die einzelnen Etagen des Hauses des Klangründers
stehen – die sich wiederum auf die 80 Urahnen
der Menschheit beziehen.
Nicht nur Masken, auch Ahnenfiguren, Ritualstäbe, Türen und Gefäße werden kunstvoll
geschnitzt. In den Werken finden sich Abbildungen von Krokodilen (einer Legende nach
führten sie die Dogon auf ihrer Flucht vor feindlichen Reitern hierher), Schlangen und Schildkröten, die zu den heiligen Totemtieren zählen.
Sich mit den Dogon zu beschäftigen, heißt in
einen eigenen Kosmos einzutauchen – auch
heute noch. Ÿ
ThomasRöbke arbeitet als freier Journalist im
Hamburger Medienbüro »freizeichen«.
5
Zwischen Tradition
und Moderne
Ein Urlaub im Land der Dogon ist eher anstrengend.
Trotzdem ist der Tourismus bereits so weit ent­
wickelt, dass seine negativen Auswirkungen erkenn­
bar sind. Die Behörden in Mali bemühen sich, die
einmalige Kultur vor dem Zerfall zu schützen – auch
mit deutscher Unterstützung.
Von Kerstin Viering
auf eInen blick
Die guten und die
schlechten Seiten des
Tourismus
1
Das Volk der Dogon
lebt in einem kargen
Land. Der Kampf ums
tägliche Überleben lässt
oft keine Zeit zur Pflege
der eigenen Kultur.
2
Viele Kinder gehen
weder zur Schule
noch helfen sie auf dem
Feld, sondern verdingen
sich als Gepäckträger
für die Touristen.
3
Auch deutsche
Experten bemühen
sich, den Tourismus
für den Erhalt des
Kultur­erbes zu nutzen.
6
D
as klingt viel versprechend: »Jeder, der
den Boden des Dogonlandes betritt,
wird ein Mitglied der Dogonfamilie. Er
wird geliebt, verehrt und mit offenen Armen
empfangen.« Ambaere-André Tembély lässt auf
der Internetseite des Tourismusverbands Bandiagara keinen Zweifel daran, dass der entlegene Landstrich im Südosten Malis einen Besuch wert ist. Und tatsächlich lassen sich jedes
Jahr etwa 75 000 Touristen davon überzeugen.
Nicht nur in ihren Kameras, auch in ihren
Köpfen nehmen sie spektakuläre Bilder mit
nach Hause: die schwindelnd hohe Sandsteinklippe der Falaise, die wie eine gewaltige Fes­
tung aus der Savannenlandschaft ragt. Rötliche Sanddünen und feuchte, schattige Täler mit
üppiger Vegetation. Pittoreske Lehmbauten mit
spitzen Dächern und Tänzer mit geheimnisvollen Masken. Die meisten Gäste bleiben nur
ein paar Tage, dann geht es schon weiter nach
Timbuktu oder Djenné oder zu einem anderen
Ziel ihrer Malirundreise. Doch das genügt vielen Besuchern, um unvergessliche Eindrücke
zu sammeln. Und um Spuren im Leben ihrer
Gastgeber zu hinterlassen. Positive oder negative. Oder auch beides.
»Eine Reise ins Dogonland hat etwas von
Abenteuerurlaub«, sagt Elke Proell von der
Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die solche Unternehmun­
gen aus eigener Erfahrung kennt. Außer im
Hauptort Bandiagara gibt es so gut wie keine
Hotels, Restaurants oder Geschäfte, und mangels Orts- und Sprachkenntnissen kommen
Ausländer in der Region kaum allein zurecht.
Touristen buchen daher entweder organisierte
Reisen oder engagieren einen eigenen einheimischen Führer. Beliebt sind vor allem Trekkingtouren – eine mühsame, aber intensive Art,
die beeindruckenden Landschaften entlang der
200 Kilometer langen und zwischen 100 und
500 Meter hohen Klippe zu erfahren. Und wenn
die Füße nicht mehr wollen oder die brennende
Sonne die Wanderlust zu sehr bremst, kann
man auf das Geländefahrzeug des Reiseveranstalters ausweichen. Oder wenigs­tens auf einen
Ochsenkarren.
Am Abend erwartet die Gäste dann meist
eine jener kleinen Dorfherbergen, die in Mali
campements heißen. »Das sind sehr einfache
Quartiere in den typischen Lehmhäusern«,
sagt Elke Proell. Zum Abendessen gibt es Huhn
mit Tomatensoße, Reis oder Nudeln und Gemüse – oder was der Guide sonst für seine Gäste
mitgebracht hat. Die Nacht verbringt man bei
gutem Wetter gern auf dem Flachdach des Gebäudes – einen funkelnden Sternenhimmel
gibt es gratis dazu.
Kulturerbe der MEnschheit
Sonnenhungriges Partyvolk dürfte diese Art
des Reisens kaum anlocken. Vom Massentou­
rismus ist die Region daher verschont geblieben. Für Menschen mit einem Faible für Kul­tur
und spektakuläre Landschaften dagegen gehört das ­Dogonland zu den touristischen Highlights in Westafrika. Schließlich hat die Weltkulturorganisation Unesco einen rund 4000
Quadrat­kilometer großen Teil des Gebiets
gleich mit zwei Ehrentiteln ausgezeichnet: Seit
1989 gehört die »Falaise von Bandiagara« sowohl zum Welt­natur- als auch zum Weltkulturerbe der Menschheit.
Beides lässt sich in diesem Fall nur schwer
trennen. »Die Kultur der Dogon ist sehr eng mit
dieser Landschaft verwoben«, erläutert Wolfger
Stumpfe, der die Ausstellung »Dogon – Welt­
kulturerbe aus Afrika« in der Bonner Bundeskunsthalle leitet. Das zeigt sich schon an der
traditionellen Architektur, deren rötliche und
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Mit frdl. Gen. von Martin Wegmann
Dogon
Tourismus
Auch wenn die Touristen
vor allem wegen der
ursprünglichen Kultur nach
Mali kommen, sind Radios
und Gewehre aus dem
Alltag der Dogon nicht
mehr wegzudenken.
ockerfarbene Lehmbauten sich perfekt in die
Sandsteinwelt fügen. Die Orte sehen aus, als
hätten sie einen Wettbewerb um den Titel
­»Malerischste Sandburg der Welt« gewonnen.
Die kleinen Vorratshäuser mit den spitzen
Strohdächern verleihen dem ganzen Ensemble
den Charme eines »Hobbitdorfs«.
Dabei hat diese Bauweise durchaus prakti­
sche Gründe. Der Lehm hält die Hitze viel besser aus den Wohnräumen fern als moderne
Baumaterialien wie Beton und Wellblech. Die
eng zusammenstehenden Häuser spenden sich
gegenseitig Schatten. Auch an die Sicherheit
der Bewohner haben die frühen Architekten
­gedacht: »Die alten Dörfer wurden zunächst
DOGON – Weltkulturerbe aus Afrika
­direkt in die Klippe hineingebaut«, erklärt
Wolfger Stumpfe. Einen besseren Schutz vor
Sklavenjägern und islamischen Reitervölkern
konnte es kaum geben. Erst in weniger gefährlichen Zeiten besiedelten die Dogon dann das
Plateau und die Ebene. Die Toten werden allerdings immer noch in der Klippe bestattet, manche Grabstätten sind nur über Leitern zu er­
reichen.
Traditionell betrachten die Dogon die spektakuläre Landschaft ihrer Heimat aber nicht
nur unter praktischen Gesichtspunkten. Für sie
hat die Sandsteinwelt zudem etwas Mystisches.
Etliche der bizarren Felsen und malerischen
Grotten, stillen Teiche und geheimnisvollen
7
Tr aditionen ger aten
in Vergessenheit
Doch in diesem Netz lösen sich die Maschen.
Die Unesco sieht das Welterbe der Menschheit
gleich aus mehreren Richtungen bedroht. Zum
einen leidet das Gebiet immer wieder unter
Dürren, die Wüste breitet sich aus. Vor allem
während der katastrophalen Trockenheit in
den 1970er Jahren mussten viele Menschen
ihre Heimat verlassen, um zu überleben. Zurück blieben Geisterdörfer, in denen die tradi­
tionellen Gebäude verfielen – ein Prozess, der
vor allem in den abgelegenen Orten nur schwer
wieder rückgängig zu machen ist.
Zum anderen hat ein Wandel in den Köpfen
stattgefunden: Traditionen und altes Wissen
drohen in Vergessenheit zu geraten. Und das ist
nicht nur ein kultureller Verlust. So werden die
Vorschriften zum Schutz der Naturheiligtümer
mancherorts nicht mehr ernst genommen.
Selbst die traditionell hoch angesehenen Heiler
haben an Prestige und Einfluss verloren. Früher
waren sie nicht nur für die medizinische Versorgung zuständig, sondern auch für die Erhal-
8
Lutz Gregor
Wälder gelten bis heute als heilig. Und auch in
manchen Tieren sehen die Anhänger des traditionellen Glaubens mehr als europäische Augen. »Die Klans der Region führen sich auf mythische Ahnen zurück und haben bestimmte
Totemtiere zu ihrem Schutz«, erzählt Stumpfe.
Einige setzen zum Beispiel auf die übernatürliche Hilfe des Chamäleons oder des Blassfuchses. Ein besonders beliebtes Schutztier aber
ist das Krokodil. Für Touristen ist es ein Erlebnis,
den heiligen Reptilien des Dorfs Borko beim
Fressen zuzuschauen. Sie können einen Beutel
Fleisch kaufen und dann Zeuge werden, wie der
örtliche Krokodilbeauftragte einen speziellen
Ruf ausstößt. Schon tauchen die Reptilien aus
dem Wasser, um die angekündigte Mahlzeit
abzuholen.
Viele der Totemtiere finden sich als dekorative Schnitzereien auf Trögen und Gefäßen.
Tatsächlich haben die Dogon-Kunstwerke, die
europäische Forscher seit mehr als 100 Jahren
faszinieren, größtenteils spirituelle Wurzeln.
Ob es sich um Holzschnitzereien handelt oder
um die spektakulären Tänze, bei denen aufwändiger Kopfschmuck und mehr als 70 verschiedene Maskentypen zum Einsatz kommen –
alles steckt voller Symbolik und komplexer Vorstellungen. »Die Kultur der Dogon ist wie ein
Netz aus vielen Maschen, es gibt noch viel zu
entdecken«, meint der Kulturexperte AmbaereAndré Tembély.
tung der Heilpflanzen. Mittlerweile ist die grüne Apotheke vielerorts geplündert, und der
Zunft der Heiler fehlt es an Nachwuchs. Daher
haben sich die Dogon-Mediziner inzwischen zu
einem Verband zusammengeschlossen, um
den Niedergang ihres Berufsstands zu stoppen
und ihren Teil des Natur- und Kulturerbes zu
erhalten. Dazu richten sie zum Beispiel spezielle Heilpflanzengärten ein. Die können dann
wieder interessante Ziele für ausländische Besucher werden.
Auch in anderen Bereichen könnte sich der
Tourismus gut mit dem Erhalt von Naturschätzen und traditioneller Kultur verbinden lassen.
Darauf setzt jedenfalls die Mission Culturelle
de Bandiagara, die für den Schutz des Welt­erbes im Dogonland zuständig ist. Diese Behörde untersteht dem malischen Kulturminis­
terium und wird im Auftrag des deutschen
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von der GIZ
beraten. Die Mitarbeiter sehen im Tourismus
einen natürlichen Verbündeten. Denn was Besucher interessiert und Geld bringt, hat Zukunft.
Allerdings ist das Dogonland kein reines
Fremdenverkehrsidyll. Es gibt durchaus nega­
tive Entwicklungen, die mit dem Tourismus
­zusammenhängen. So trifft inzwischen wohl
jeder Reisende auf bettelnde Kinder: »Geld,
Plas­tikflaschen, Stifte, bitte!« Da fällt es oft
nicht leicht, Nein zu sagen. Immer wenn sie
nachgeben, werden die Besucher für den DogonNachwuchs noch ein bisschen attraktiver. Da
trägt man den Fremden lieber mal das Gepäck,
statt zur Schule zu gehen. »In manchen Orten
wollen die Kinder nicht mehr bei der Feldarbeit
helfen«, sagt GIZ-Mitarbeiterin Angelika FreiOldenburg, die derzeit bei der Mission Culturelle arbeitet. Von solchen Extratouren sind die
Eltern natürlich wenig begeistert.
Wer ins Land der Dogon
kommt, sucht vergebens
nach feinen Hotels. Die
meisten Besucher nächtigen in einer der kleinen
Dorfherbergen, die in Mali
campements heißen.
»Wir wollen eine
Brücke schlagen
zwischen Tourismus und Kultur«
Angelika Frei-Oldenburg,
GIZ-Mitarbeiterin
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Kulturerhalt mit dem
Geld der Gäste
Trotz allem stehen die meisten Dogon dem Tourismus sehr positiv gegenüber – schließlich
müssten sie ihr Einkommen sonst einzig in der
kargen Landwirtschaft verdienen. Vom traditionellen Anbau von Hirse, Dogonzwiebeln und
anderem Gemüse zu leben, wird immer schwieriger. Die Chance, als Führer zu arbeiten oder
Kunsthandwerk zu verkaufen, ist da hochwillkommen. Immerhin können auch die Bauern
von den Besuchern profitieren – falls die Touristen nach ihren Produkten fragen. »Wenn Sie
das nächste Mal ins Dogonland kommen, vergessen Sie die Coca-Cola in Flaschen oder die
Spagetti mit Tomatensoße aus der Dose«, rät
der Tourismusverband Bandiagara. Stattdessen
sollten die Besucher lieber nach lokalen Produkten wie Obst und Gemüse, Kräutern und
Nüssen fragen. Denn auf diese Weise kommt
mehr Einkommen ins Dorf.
Vielleicht kann das Geld der Gäste sogar
dazu beitragen, das alte Kulturerbe zu erhalten.
Darauf setzt jedenfalls die Mission Culturelle.
»Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen
Tourismus und Kultur«, sagt Angelika Frei-Oldenburg. Wenn die Besucher zum Beispiel traditionelle Architektur sehen wollen, ist das ein
Anreiz, verfallene Gebäude wieder in Stand zu
setzen. Also unterstützt die Mission Culturelle
Dorfbewohner beim Renovieren alter Sakral-
DOGON – Weltkulturerbe aus Afrika
Mit frdl. Gen. von Elke Proell
Auch manche Erwachsene verhalten sich
nicht mehr so, wie die Landsleute oder die
­Gäs­te es gerne hätten. »Im Prinzip sind die
­Dogon sehr freundliche und zurückhaltende
Menschen«, schildert Angelika Frei-Oldenburg
ihre Erfahrungen. Doch wie überall gibt es Geschäftemacher, die so schnell und einfach wie
möglich an Geld kommen wollen und dabei
­wenig Rücksicht nehmen. Die Touristen treffen
immer häufiger auf Händler, die ihnen ihre
­Waren förmlich aufdrängen. »Die Einheimischen beschweren sich hingegen mitunter
über die Arroganz und Unhöflichkeit mancher
Führer.«
Der Tourismusverband Bandiagara beklagt
sogar anarchische Zustände in diesem Berufsstand: Jeder könne sich als Guide verdingen,
der gerade Lust dazu habe. Da geht es um Geld
und Einfluss. Aber nicht nur. So gefällt vielen
nicht, wenn die berühmten Maskentänze allein
für die Touristen aufgeführt werden. »Viele Dogon fürchten, dass solche religiösen Rituale
dann nicht mehr wirksam sind«, sagt Wolfger
Stumpfe.
bauten, wirbt für den Einsatz von lokalen Baumaterialien und lässt Handwerker in den traditionellen Bautechniken ausbilden.
In drei Dörfern sind zudem kleine Museen
entstanden – mit tatkräftiger Unterstützung
der Bevölkerung. »Die Leute wurden gefragt,
was sie dort gerne ausstellen würden«, sagt
Wolfger Stumpfe. Von Masken über Skulpturen
und Textilien bis zu Haushaltsgegenständen
kam da allerhand zusammen. »Manche Frauen
haben zum Beispiel einen alten Löffel gebracht,
der schon lange in ihrer Familie im Einsatz
war«, berichtet der Ausstellungsleiter. Der mag
zwar die ausländischen Touristen weniger beeindrucken als die ausgefeilten Kunstwerke in
der Bonner Ausstellung. Aber es geht schließlich nicht nur um die Gäste. »Auch die Menschen vor Ort bekommen durch solche Projekte
eine neue Einstellung zu ihrer Kultur«, sagt Angelika Frei-Oldenburg. Was man für altmodisch
oder bestenfalls für ganz alltäglich gehalten
hat, scheint plötzlich wieder wertvoll, interessant und erhaltenswert.
Diesen Gedanken sollen spezielle Führun­
gen vor allem in die Köpfe von Schulkindern
pflanzen. Die werden ganz sicher nicht mehr
­leben wollen wie ihre Vorfahren vor 100 Jahren.
Müssen sie ja auch nicht. »Jede Kultur wandelt
sich«, betont GIZ-Mitarbeiterin Elke Proell. Doch
wer Auto fährt und mit dem Handy telefoniert,
muss darüber ja nicht gleich das ganze alte Kulturerbe seines Volkes vergessen. Ÿ
Bei den spektakulären Tänzen der Dogon werden
mehr als 70 verschiedene
Maskentypen getragen.
Kerstin Viering ist freie Wissenschafts­
journalistin in Lehnin, Brandenburg.
9
AusstellungsplAn
Die Ausstellung »Dogon – Weltkulturerbe aus
Afrika« gliedert sich in die drei Hauptbereiche
Skulpturen, Masken und Alltagsgegenstände.
Daneben informieren zwölf Themenboxen
über die verschiedenen Begegnungen zwi-
MASKEN
schen Dogon und Europäern vom Ende des
19. Jahrhunderts bis in unsere Zeit. Eine
Audio-Inszenierung am Baobab-Baum und ein
Filmprogramm im Kinosaal bilden weitere
Höhepunkte der Ausstellung.
SKULPTUREN
KINO
EINGANG
ALLTAGSGEGENSTÄNDE
impressum
Leitung: Dr. Joachim Schüring
Anschrift: Spektrum der Wissenschaft – Custom Publishing,
Postfach 10 48 40, 69038 Heidelberg;
Hausanschrift: Slevogtstraße 3–5, 69126 Heidelberg,
Tel.: +49 6221 9126-612, Fax +49 06221 9126-5612
www.spektrum.com/cp
Redaktion: Dr. Klaus-Dieter Linsmeier, Rabea Rentschler, Karin Schlott
Layout: Claus Schäfer
Schlussredaktion: Christina Meyberg (Ltg.), Sigrid Spies,
Katharina Werle
Bildredaktion: Alice Krüßmann (Ltg.), Anke Lingg, Gabriela Rabe
Redaktionsassistenz: Petra Mers
Intendant: Dr. Robert Fleck
KaufmännischerGeschäftsführer: Dr. Bernhard Spies
Ausstellungskuratorin:Hélène Leloup
Ausstellungsleitung:Dr. Wolfger Stumpfe
Anschrift: Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn
Tel.: +49 228 9171-200, E-Mail: [email protected]
www.bundeskunsthalle.de
Erscheinungstermin:10/2011
Gesamtherstellung: L. N. Schaffrath Druckmedien GmbH & Co. KG,
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Eine Publikation von
10
Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd
Male figure, Djennenké
sKulpturen
S1
Maske »Etagenhaus« sirige
Vor 1930 / Holz, Pigmente
Paris, Musée du Quai Branly
Diese Maske wird von den Dogon sirige genannt,
was übersetzt »Etagenhaus« bedeutet. Hier bestehen die Etagen aus schwarzen Feldern mit vertikal
verlaufenden Aussparungen, die mit bemalten
Rhombenstrukturen abwechseln. Mit einer Höhe
von über fünf Metern ist die Maske das größte
Objekt der Ausstellung. Die steil nach oben aufstrebende Struktur wird dem männlichen Bereich
zugerechnet. In den Festzeremonien wirbeln die
Tänzer ihre Masken in schier unglaublichen Bewegungen durch die Lüfte. Mit der oberen Spitze des
»Etagenhauses« berühren sie dabei manchmal sogar
den Boden des Tanzplatzes.
Sirige mask
Before 1930 / Wood, pigments
Paris, Musée du Quai Branly
Sirige means ›storeyed house‹. Here the different
storeys are represented by black fields with vertical
cut-outs alternating with painted opposing triangles. More
than five metres tall, the mask is the biggest object in the
exhibition. The soaring mask is strongly associated with the
male domain. During the ceremonies the dancer spins rapidly, whirling the sirige in breathtaking arcing motions, occasionally touching the ground with the tip of the long blade.
S2
Faustkeil
Feuerstein
Paris, Privatsammlung
Biface
Flint
Paris, private collection
S3
S6
12th – 13th century / Wood
France, private collection
Many Dogon sculptures are hermaphroditic in character and
exhibit both male and female characteristics. The figure here
has a beard and the typical male topknot hairstyle, but it also
features pendulous breasts and a distended pregnant belly.
Scarification – ornamental scarring, here on the temple – was
practiced by men and women alike. Hermaphrodites and male/
female pairs of twins play an important role in Dogon mythology. Tradition holds that children are born androgynous and
circumcision allows each sex to assume its proper physical
identity. It is a key initiation rite that allows boys and girls to
leave their childhood behind and become fully-fledged members of the adult world.
S7
S8
Holz, Patina
New Orleans, The New Orleans
Museum of Art
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
Männliche Figur, eine Hacke auf der Schulter
tragend, Djennenké
15. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina
Houston, The Menil Collection
Stein
Paris, Privatsammlung
Männliche Figur, Djennenké
15. Jahrhundert / Holz, Patina
USA, Sammlung Daniel und Marian Malcolm
15th century / Wood, patina
USA, Daniel and Marian Malcolm Collection
Male figure, carrying a hoe on his shoulder,
Djennenké
15th – 17th century / Wood, patina
Houston, The Menil Collection
Grinding stones
S5
Figur (Hermaphrodit), Djennenké
Figure (hermaphrodite), Djennenké
Mahlsteine
Stone
Paris, private collection
12. – 13. Jahrhundert / Holz
Frankreich, Privatsammlung
Kneeling figure (hermaphrodite), Djennenké
2000 v. Chr. / Stein
Paris, Privatsammlung
2000 BC / Stone
Paris, private collection
Kniende Figur (Hermaphrodit), Djennenké
Viele Dogon-Skulpturen zeigen zweigeschlechtliche Wesen, so
genannte Hermaphroditen. Die Figuren weisen sowohl männliche Charakteristika – hier einen Bart und den Haarknoten – als
auch weibliche Kennzeichen, z. B. Brüste und einen schwangeren Leib auf. Die Skarifikationen, künstlerisch gestaltete Narben
an der Schläfe, schmückten Männer und Frauen. In der Mythologie der Dogon spielen Zwitterwesen und Zwillingspaare, die aus
einem männlichen und einem weiblichen Teil bestehen, eine
bedeutende Rolle. In der traditionellen Vorstellung symbolisiert
die Beschneidung die körperliche Entfernung des jeweiligen
Überrestes des anderen Geschlechts. So verlässt man die kindliche Sphäre und tritt als vollgültiges Mitglied in die Gemeinschaft der Erwachsenen ein.
Neolithische Figur
Neolithic idol
S4
Wood, patina
New Orleans, The New Orleans Museum of Art
S9
Männliche Figur, Djennenké
11. Jahrhundert / Holz, Patina
Frankreich, Privatsammlung
Male figure, Djennenké
11th century / Wood, patina
France, private collection
11
S 14
S 10
Weibliche Figur, Djennenké
16. – 20. Jahrhundert / Kupfer
New York, The Metropolitan Museum of Art
13. – 14. Jahrhundert / Holz, Patina
Frankreich, Privatsammlung
Diese Skulptur weist eine dicke Kruste auf,
die oft als Opferpatina beschrieben wird.
Dahinter steht die Vorstellung, dass die
Kruste durch häufiges Übergießen der
Skulptur mit Trankopfern aus Blut, Hirsebrei
und mineralischen Bestandteilen entstanden sei. Tatsächlich erfüllten Dogon-Skulpturen in aller Regel
religiöse Zwecke und fanden in verschiedenen Ritualen
Verwendung. Neueste Forschungen zeigen jedoch, dass es
große Unterschiede zwischen der Patina der alten Statuen
und modernen Figuren des 19. und 20. Jahrhundert gibt.
Während die modernen Krusten schichtweise aufgebaut
sind, besteht die ältere Patina aus einer gleichmäßigen
Schicht. Offenbar entstand die frühere Kruste nicht durch
mehrfaches Übergießen, sondern wurde in einem einmaligen Akt auf die Figur aufgetragen.
Scepter with male figure, Dogon or Bozo
16th– 20th century / Copper
New York, The Metropolitan Museum of Art
S 15
13th – 14th century / Wood, patina
France, private collection
S 16
14th – 19th century / Wood
New York, Brooklyn Museum
S 18
Figur mit erhobenen Armen,
Djennenké
15. – 20. Jahrhundert / Holz
San Francisco, Sammlung Robert T.
Wall Family
15th – 20th century / Wood
San Francisco, Robert T. Wall Family
Collection
Schalenträger (Hermaphrodit), Djennenké
S 19
14. – 18. Jahrhundert / Holz und Eisen
New York, Privatsammlung
Figur mit erhobenen Armen, Djennenké
14. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Figure with raised arms, Djennenké
14th century / Wood, patina
Paris, private collection
Cup carrier (hermaphrodite), Djennenké
S 20
Reiter, Djennenké
Figur (Fragment), Djennenké
16. – 20. Jahrhundert / Holz
New York, The Metropolitan Museum of Art
Figure (fragment), Djennenké
14. – 15. Jahrhundert / Holz
New York, Privatsammlung
16th – 20th century / Wood
New York, The Metropolitan Museum of Art
Horseman, Djennenké
12
14. – 19. Jahrhundert / Holz
New York, Brooklyn Museum
Figure with raised arms, Djennenké
18. Jahrhundert / Holz, Patina
Hamburg, Privatsammlung
14th – 15th century / Wood
New York, private collection
Figur mit erhobenen Armen, Djennenké
Figure with raised arms, Djennenké
18th century / Wood, patina
Hamburg, private collection
S 13
10. – 11. Jahrhundert / Holz
Paris, Privatsammlung
10th – 11th century / Wood
Paris, private collection
Weibliche Figur, Djennenké
14th – 18th century / Wood and iron
New York, private collection
Männliche Figur, Tombo
Male figure, Tombo
Female figure, Djennenké
S 12
11. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
11th century / Wood, patina
Paris, private collection
S 17
This sculpture is covered in a thick crust that is often described as a sacrificial patina. These patinas are believed to be
the result of repeated libations with blood, millet gruel and
mineral compounds. Dogon sculptures served predominantly
religious purposes and were used in a wide variety of rituals.
Recent research has shown that there is a marked difference
between the patina of the old statues and that of 19th and
20th-century figures. While the modern crusts are built up in
layers over time, the old patina consists of a single dense
layer. This suggests that the early patinas were applied in a
single ritual act.
Büste mit erhobenem Arm, Djennenké
Bust with raised arm, Djennenké
Female figure, Djennenké
S 11
Zepter mit sitzender männlicher Figur,
Dogon oder Bozo
S 21
Figur, Niongom
19. – 20. Jahrhundert / Holz
New York, The Metropolitan Museum of Art
Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd
Figure, Niongom
19th – 20th century / Wood
New York, The Metropolitan Museum of Art
S 22
Figur, Niongom
16. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Musée du Quai Branly
Deutlich lässt sich der ursprüngliche Ast
erkennen, aus dem der Bildschnitzer das
Werk gefertigt hat. Astlöcher und
Holzstrukturen wurden in die Figurengestaltung einbezogen und verleihen dem
Stück einen urtümlichen Charakter. Der
lang gestreckte Körper mit den eng anliegenden Armen
erscheint im Verhältnis zum Kopf zu groß. Die Figur wurde
1935 von zwei französischen Forscherinnen entdeckt. Sie war
eingegraben bis zum Hals, umgeben von vier anderen Skulpturen und Schädeln geopferter Tiere. Die Dorfbewohner
gaben an, dass sie bei ihrer Ankunft vor Ort die Figur bereits
vorgefunden hätten. Nachdem die Wissenschaftlerinnen sie
mit bloßen Händen ausgegraben hatten, wurde sie ihnen von
den Dogon überlassen. Diese wagten jedoch selbst nicht, die
Figur zu berühren.
Figure, Niongom
16th – 17th century / Wood, patina
Paris, Musée du Quai Branly
A characteristic feature of Niongom sculptures is the use of
the natural shape of the branch from which the sculptor
carves his figure. Knotholes and the structure of the wood are
incorporated into the design of the piece and infuse it with a
sense of organic ruggedness. The elongated body, its arms
pinned to its side, seems too large in relation to the head. The
figure was discovered by two French researchers in 1935. It
was buried up to its neck and surrounded by four other
sculptures and the skulls of sacrificial animals. The inhabitants of the village reported that the figure had already been
there when they first arrived. After the researchers had dug it
up with their bare hands, the villagers gave them leave to
keep it, but not one of them dared touch the figure.
S 23
Was bedeuten die hochgereckten Arme vieler Dogon-Skulpturen? Sind die Figuren im Gebet an die Ahnen dargestellt?
Bitten sie um den lebensnotwendigen Regen? Oder folgen sie
ästhetischen Konventionen, die lang gestreckte Formen einfach
als schön empfinden? Die Fragen bleiben unbeantwortet.
Vielleicht spielt sogar ein bisschen von allem in die Darstellungen hinein. Die Skulptur wirkt beinahe abstrakt: Arme und
Beine sind gerade noch zu erkennen, das Gesicht ist nahezu
unkenntlich. Die Arme sind gelängt und verstärken den senkrecht nach oben strebenden Elan. Trotz – oder auf Grund – der
zurückhaltenden Formen strahlt die Skulptur eine vornehme
Würde aus.
Figure with raised arms, Tellem
12th – 13th century (?) / Wood, patina
Paris, private collection
What is the meaning of the raised arms of so many Dogon
sculptures? Are the figures praying to the ancestors? Are they
begging for much-needed rain? Or do they simply follow aesthetic conventions that regard elongated forms as particularly
beautiful? The questions remain unanswered – perhaps there is
an element of all three. The sculpture seems almost abstract:
arms and legs are just barely recognisable; the face is almost
totally obliterated. The elongated arms reinforce the figure’s
emphatic upward thrust. Despite – or perhaps because of – the
extreme economy of form, the sculpture radiates a sense of
solemn dignity.
S 26
Figure with raised arms, Tellem
Wood, patina
Paris, private collection
S 27
Figur, Tellem
Holz, Patina
Paris, Sammlung Guy Ladrière
Figure, Tellem
Wood, patina
Paris, Guy Ladrière Collection
15. – 16. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
S 28
15th – 16th century / Wood, patina
Paris, private collection
Figur mit erhobenen Armen, Tellem
12. – 13. Jahrhundert (?) / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
14. – 15. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
14th – 15th century / Wood, patina
Paris, private collection
Holz, Patina
Antwerpen, Sammlung Su und Jan Calmeyn
Wood, patina
Antwerp, Su and Jan Calmeyn Collection
Figur, Tellem
Figure, Tellem
Figur, Niongom
Figure, Niongom
S 25
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Figur, Niongom
Figure, Niongom
S 24
Figur mit erhobenen Armen, Tellem
S 29
Skulptur mit drei Figuren, Tellem
Holz, Patina
Paris, Sammlung Jean-Michel Huguenin
Sculpture with three figures, Tellem
Wood, patina
Paris, Jean-Michel Huguenin Collection
13
S 30
Double figure, Tellem
Weibliche Figur
Wood, patina
Paris, private collection
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Female figure
S 38
Wood, patina
Paris, private collection
Doppelfigur, Tellem
15. Jahrhundert / Holz
Zürich, Rietberg Museum
Double figure, Tellem
S 31
15th century / Wood
Zurich, Rietberg Museum
Figur mit erhobenen Armen,
Tellem
15. – 16. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
S 39
Figure with raised arms, Tellem
15th – 16th century / Wood, patina
Paris, private collection
S 32
15th century / Wood, patina
Paris, private collection
Anthropomorphe Figur, Tellem
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
S 40
Figure with raised arms, Tellem
16th century / Wood, patina
Paris, private collection
Figur mit erhobenen Armen,
Tellem
Holz
New York, Sammlung Hermes Trust
UK (courtesy Francesco Pellizzi)
S 41
Figure with raised arms, Tellem
Figur mit erhobenen Armen, Tellem
S 42
Holz
Paris, Privatsammlung
Figure with raised arms, Tellem
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Female figure with raised arms, Tellem
Wood, patina
Paris, private collection
Figur mit erhobenen Armen, Tellem
Paris, Musée du Quai Branly
S 37
14
14th – 15th century / Wood
New York, Hermes Trust UK Collection (courtesy Francesco Pellizzi)
Weibliche Figur mit erhobenen Armen, Tellem
Figure with raised arms, Tellem
Wood, patina
Doppelfigur, Tellem
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Figur mit erhobenen Armen,
Tellem
14. – 15. Jahrhundert / Holz
New York, Sammlung Hermes Trust
UK (courtesy Francesco Pellizzi)
Wood
Paris, private collection
Holz, Patina
Paris, Musée du Quai Branly
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Wood, patina
Paris, private collection
Figure with raised arms, Tellem
S 36
Figur mit erhobenen Armen, Tellem
Figure with raised arms, Tellem
Wood
New York, Hermes Trust Collection
UK (courtesy Francesco Pellizzi)
S 35
Figur mit erhobenen Armen,
Tellem
16. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Wood, patina
Paris, private collection
S 34
15. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Double figure with raised arms, Tellem
Anthropomorphic figure, Tellem
S 33
Doppelfigur mit erhobenen Armen, Tellem
S 43
Figur Prä-Tellem
1. Jahrhundert v. Chr. – 3. Jahrhundert n. Chr.
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
C-14-Messungen an dieser Skulptur ergaben ein sehr hohes
Alter. Dass das Holz so lange überdauern konnte, ist vor allem
dem trockenen Klima der Sahelzone zu verdanken. Als Tellem,
»wir haben sie gefunden«, bezeichneten die Dogon bei ihrer
Ankunft die Bewohner der Falaise von Bandiagara. Archäologische Funde zeigen aber, dass die Tellem nicht die ersten Einwohner des Landes waren. Es wurden Terrakotta-Scherben aus
dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. geborgen, und einige der ältesten
Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd
Speicherbauten in den Höhlen der Felswand stammen eindeutig
nicht von den Tellem. Reste von Holzkohlen an diesen Orten
konnten auf das Jahr 540 n. Chr. (+/– 60 Jahre) datiert werden.
S 49
Figure, Pre-Tellem
1st century BC – 3rd century AD / Wood, patina
Paris, private collection
The astonishing age of this sculpture has been determined by
C-14 radiocarbon analysis. The preservation of the organic
material is largely due to the extremely arid climate of the Sahel.
When the Dogon arrived at the Bandiagara Escarpment, the
region was not uninhabited. The new settlers named the old
inhabitants Tellem – ›we have found them‹. However, archaeological finds, among them terracotta fragments dating to the 3rd
or 2nd century BC, show that the Tellem were not the first
people to inhabit the cliffs either. Some of the oldest storehouses in the caves were clearly not built by the Tellem.
Remnants of charcoal found in their vicinity can be dated to 540
AD (+/– 60 years).
S 44
Figur mit erhobenen Armen, Tellem
Late 18th century / Wood, patina
Paris, private collection
S 50
S 51
S 52
S 47
S 48
S 53
S 54
Reiter, Mandé
Vor 1935 / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Horseman, Mandé
Before 1935 / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
S 55
Figur mit erhobenen Armen, Tellem
Reiter
Holz
New York, Sammlung Laura und James Ross
Horseman
14. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
14th century / Wood, patina
Paris, private collection
20. Jahrhundert / Holz, Pigmente
New York, The Metropolitan Museum of Art
20th century / Wood, pigments
New York, The Metropolitan Museum of Art
19. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Figure with raised arms, Tellem
Reiter, Mandé
Horseman, Mandé
Figur mit erhobenen Armen, Tellem
19th century / Wood, patina
Paris, private collection
16. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
16th – 17th century / Wood, patina
Paris, private collection
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Figure with raised arms, Tellem
Hirsestampferin, N’duleri
Woman pounding millet, N’duleri
Weibliche Figur mit erhobenen Armen, Tellem
Wood, patina
Paris, private collection
15. – 16. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
15th – 16th century / Wood, patina
Paris, private collection
Figure with raised arms, Tellem
Female figure with raised arms, Tellem
Balafon-Spieler, Mandé
Balafon-player, Mandé
16. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
S 46
Bronze
Paris, Privatsammlung
Bronze
Paris, private collection
Wood, patina
Paris, Jean-Michel Huguenin Collection
16th century / Wood, patina
Paris, private collection
Kette
Necklace
Holz, Patina
Paris, Sammlung Jean-Michel Huguenin
Figur mit erhobenen Armen,
Tellem
Ende 18. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Mother and child
Figure with raised arms, Tellem
S 45
Mutter mit Kind
Wood
New York, Laura and James Ross Collection
S 56
Reiter, Mandé
14. Jahrhundert / Holz
Paris, Privatsammlung
Horseman, Mandé
14th century / Wood
Paris, private collection
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
15
S 57
Reiter auf Krokodil, Mandé
Holz
Turin, Sammlung F. F.
S 64
Crocodile rider, Mandé
Wood
Turin, F. F. Collection
S 58
Doppelfigur, N’duleri
16th – 17th century / Wood
Rome, Chantal Dandrieu and Fabrizio
Giovagnoni Collection
16. – 20. Jahrhundert / Holz
New York, The Metropolitan Museum of Art
16th – 20th century / Wood
New York, The Metropolitan Museum of Art
S 65
Mutter mit Kind, N’duleri
S 66
S 67
Mother and child, N’duleri
S 68
S 69
S 63
Trommelspieler
Holz, Patina, Eisen
New Orleans, The New Orleans
Museum of Art
Drum-player
Wood, patina, iron
New Orleans, The New Orleans
Museum of Art
16
16. – 18. Jahrhundert / Holz
New York, Privatsammlung
16th – 18th century / Wood
New York, private collection
Wood
Dusseldorf, Simonis Archive
17th – 18th century / Wood, patina
Paris, private collection
Reiter, N’duleri
Horseman, N’duleri
Female cup carrier, N’duleri
Female figure, N’duleri
19. Jahrhundert oder früher / Holz, Eisen
Toronto, Art Gallery of Ontario
19th century or earlier / Wood, iron
Toronto, Art Gallery of Ontario
Holz
Düsseldorf, Archiv Simonis
17. – 18. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Reiter, N’duleri
Horseman, N’duleri
20th century or earlier / Wood, patina
Houston, The Menil Collection
S 62
16. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina
New York, The Metropolitan Museum of Art
16th – 17th century / Wood, patina
New York, The Metropolitan Museum of Art
20. Jahrhundert oder früher / Holz, Patina
Houston, The Menil Collection
Weibliche Figur, N’duleri
Reiter, N’duleri
Horseman, N’duleri
Mutter mit Kind, N’duleri
Schalenträgerin, N’duleri
Holz
Belgien, Privatsammlung
Wood
Belgium, private collection
Wood
New Orleans, The New Orleans
Museum of Art
S 61
Sitzende männliche Figur mit Halskette, N’duleri
Seated male figure with necklace, N’duleri
Holz
New Orleans, The New Orleans
Museum of Art
Mother and child, N’duleri
S 60
16. – 17. Jahrhundert / Holz
Rom, Sammlung Chantal Dandrieu
und Fabrizio Giovagnoni
Woman pounding millet,
N’duleri
Double figure, N’duleri
S 59
Hirsestampferin, N’duleri
Pferdepfahl mit toguna-Darstellung
Holz
San Diego, Sammlung Richard und Susan Slesinger
Ulevitch
Die Spitze dieses Pfahls zeigt eine der wichtigsten Architekturen des Dogon-Dorfes in Miniaturform. Eine toguna ist ein
Männerhaus, in dem sich die männlichen Bewohner zum
Beraten, Abstimmen oder auch nur zur Unterhaltung zurückziehen können. Togunas bestehen aus Pfeilern, meistens aus
Holz gefertigt und mit Schnitzereien verziert, und einem Dach
aus Hirsestroh. Einige schöne Exemplare der verzierten Pfeiler
sind am Ende des Rundgangs aufgestellt. Ungewöhnlich ist,
dass die Miniaturausgabe auf der Spitze des Pfahls rund ist,
obwohl togunas traditionell eine viereckige Form aufweisen.
Der massive Pfahl diente ursprünglich zum Anbinden der selten
anzutreffenden Pferde und muss aus einem vornehmen Haus
stammen.
Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd
Hitching post with togu na
Wood
San Diego, Richard and Susan Slesinger Ulevitch Collection
The top of this hitching post is decorated with a miniature
version of a togu na, one of the most important buildings in
any Dogon village. Open on all four sides, the togu na is a men’s
hut that provides a shaded place for men to discuss village
affairs and to gather socially. A togu na consists of a series
of supports – usually made of wood and decorated with carvings – and a thick roof of millet stalks. Several examples of
richly carved supports can be seen at the end of the exhibition.
Although togu na were traditionally built on a rectilinear
ground plan, the one shown here is round. The post was used to
tether a horse, a highly prized and rare commodity among the
Dogon, and must therefore have come from a wealthy house.
S 70
Weibliche Figur, N’duleri
Meister der schräg stehenden Augen
17. – 18. Jahrhundert / Holz, Metall
Paris, Musée du Quai Branly
Female figure, N’duleri
Master of the slanting eyes
17th – 18th century / Wood, metal
Paris, Musée du Quai Branly
S 71
Weibliche Figur, N’duleri
and earth, connected by means of the chair legs. This would also
explain the carved lizards which, according to Dogon mythology, mediate between the two realms. Some scholars believe the
figure to be a priest.
S 73
Wood, patina, kaolin
Seattle, The Seattle Art Museum
S 74
Männliche Figur auf einem Hocker, Tintam
16. – 20. Jahrhundert / Holz, Patina, Eisen
New York, The Metropolitan Museum of Art
Leider wissen wir nichts über den ursprünglichen Aufstellungsort dieser imposanten Figur. Allgemein wird angenommen, dass
es sich bei diesen Sitzfiguren um Ahnenporträts handelt, die das
Gedenken an bedeutende Verstorbene wachhalten. Der Mann
sitzt breitbeinig auf einem großen Hocker und hält in seinen
Händen ein Schlaginstrument. Die Sitz- und Standfläche des
Hockers können symbolisch als Himmel und Erde verstanden
werden, die über die Stuhlbeine miteinander verbunden sind. So
erklären sich auch die geschnitzten Eidechsen, die in der Mythologie der Dogon als Vermittler zwischen den beiden Sphären
auftauchen. Einige Forscher glauben, dass es sich bei dem
Dargestellten um einen Priester handeln muss.
Male figure seated on a stool, Tintam
16th – 20th century / Wood, patina, iron
New York, The Metropolitan Museum of Art
Unfortunately we know nothing about the original location of
this imposing figure. It is generally assumed that these seated
figures are ancestor portraits that commemorate important
forefathers. The man is seated on a large stool, his legs apart, a
percussion instrument in his hands. The seat and base of the
stool can be interpreted as symbolic representations of heaven
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
Schalenträgerin, Tintam
Meister der roten Maternitas (?)
13. – 14. Jahrhundert / Holz, rote Patina, Ocker
Zürich, Rietberg Museum
Diese Figur und die benachbarte Mutter mit Kind aus dem
Pariser Musée du Quai Branly stammen zweifelsohne von
derselben Hand. Der Künstler, der die Werke vor gut 600 Jahren
schuf, trägt seinen Notnamen nach der Pariser Skulptur. Beide
Attribute der Schalenträgerin, die Wasserschale und der Hirsestampfer, gehören in die weibliche Arbeitswelt. Die Versorgung
mit Nahrungsmitteln und Wasser sowie die Fürsorge um die
Kinder: Der Meister resümiert in seinen Werken die vornehmsten Aufgaben der Dogon-Frau. Die intensive rote Färbung der
Figuren aus dem Dorf Tintam ist auf Ablagerungen des eisenhaltigen Lateritgesteins der Umgebung zurückzuführen.
Woman carrying a bowl on her head, Tintam
Master of the red maternity (?)
13th – 14th century / Wood, red patina, ochre
Zurich, Rietberg Museum
Female figure, N’duleri
S 72
Holz, Patina, Kaolin
Seattle, The Seattle Art Museum
Figure with caryatides
Meister der schräg stehenden Augen
17. – 18. Jahrhundert / Holz, Patina
Belgien, Privatsammlung
Master of the slanting eyes
17th – 18th century / Wood, patina
Belgium, private collection
Figur mit Karyatiden
This figure and the ›Mother and child‹ from the Musée du Quai
Branly in Paris next to it were undoubtedly carved by the same
hand. The unknown artist who created these works some 600
years ago is named for the Paris sculpture. The bowl and the
millet pounder are items of daily use for Dogon women, whose
duties include fetching water, the preparation of food and the
care of children. The two works by the sculptor therefore encapsulate the foremost duties of any Dogon woman. The intense
red that characterises sculptures from Tintam Village is due to
deposits of the iron-rich lateritic soils of the area.
S 75
Weibliche Figur mit erhobenen Armen, Tintam
14. – 15. Jahrhundert / Holz, rote Patina, Ocker
Zürich, Rietberg Museum
Female figure with raised arms, Tintam
14th – 15th century / Wood, red patina, ochre
Zurich, Rietberg Museum
S 76
Mutter mit Kind (Maternitas), Tintam
Meister der roten Maternitas
14. Jahrhundert / Holz, rote Patina, Pigmente
Paris, Musée du Quai Branly
Mother and child (maternity), Tintam
Master of the red maternity
14th century / Wood, red patina, pigments
Paris, Musée du Quai Branly
17
S 77
Schalentragende Mutter mit Kind, Tintam
Mother carrying a bowl, Tintam
Mutter mit Zwillingen, Tintam
S 87
Kniende Figur, Tintam
S 88
Weibliche Figur
Figur mit erhobenen Armen, Tellem
15. – 16. Jahrhundert / Holz
Norwich, Sainsbury Collection University of East Anglia
Figure with raised arms, Tellem
18. Jahrhundert / Holz
Frankreich, Privatsammlung
15th – 16th century / Wood
Norwich, Sainsbury Collection University of East Anglia
Female figure
S 89
18th century / Wood
France, private collection
Männliche Figur mit erhobenen Armen, Tintam
16th century (?) / Wood, patina
Bloomington, Indiana University Museum
S 90
Anthropomorphe Figur
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Anthropomorphic figure
15. – 17. Jahrhundert / Holz
Brüssel, Privatsammlung
Wood, patina
Paris, private collection
S 91
15th – 17th century / Wood
Brussels, private collection
13. – 14. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
13th – 14th century / Wood, patina
Paris, private collection
Figur mit erhobenen Armen, Tintam
Figure with raised arms, Tintam
Paar mit erhobenen Armen, Tellem
Couple with raised arms, Tellem
16. Jahrhundert (?) / Holz, Patina
Bloomington, Indiana University Museum
Male figure with raised arms, Tintam
S 83
19. – 20. Jahrhundert / Holz, Eisen
New York, The Metropolitan Museum of Art
19th – 20th century / Wood, iron
New York, The Metropolitan Museum of Art
Late 18th century / Wood
France, private collection
S 82
Schloss in Form einer weiblichen Figur
Lock in the shape of a female figure
Ende 18. Jahrhundert / Holz
Frankreich, Privatsammlung
Kneeling figure, Tintam
S 81
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Wood, patina
Paris, private collection
Wood
Cologne, Rumpf Collection
S 80
Weibliche Figur
Female figure
Holz
Köln, Sammlung Rumpf
Mother and twins, Tintam
S 79
Wood, patina
Paris, private collection
S 86
Wood
Brussels, private collection
S 78
Figure with raised arms
Holz
Brüssel, Privatsammlung
Paar, Tellem
Mutter mit Kind, N’duleri
16. – 20. Jahrhundert / Holz
New York, The Metropolitan Museum of Art
Mother and child, N’duleri
17. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
16th – 20th century / Wood
New York, The Metropolitan Museum of Art
Couple, Tellem
17th century / Wood, patina
Paris, private collection
S 84
S 92
Zwei anthropomorphe Figuren, Tellem
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Wood
Dusseldorf, Simonis Archive
Wood, patina
Paris, private collection
18
Figur mit erhobenen Armen
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Holz
Düsseldorf, Archiv Simonis
Mother and child, Tintam
Two anthropomorphic figures, Tellem
S 85
Mutter mit Kind, Tintam
S 93
Sitzendes Paar, Bombou-Tegou
19. Jahrhundert oder früher / Holz, Pigmente, Metall
Toronto, Art Gallery of Ontario
Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd
Seated couple, Bombou-Tegou
Female figure holding a calabash, Bombou-Toro
19th century or earlier / Wood, pigments, metal
Toronto, Art Gallery of Ontario
S 94
Paar, Bombou-Toro
18. – 19. Jahrhundert / Holz
Zürich, Rietberg Museum
Couple, Bombou-Toro
18th – 19th century / Wood
Zurich, Rietberg Museum
S 95
Maternitas, Bombou-Toro
Werkstatt des Meisters von Ogol (?)
17. – 18. Jahrhundert / Holz, Patina
New York, Privatsammlung
Maternity, Bombou-Toro
Workshop of the Master of Ogol (?)
17th – 18th century / Wood, patina
New York, private collection
S 96
Weibliche Figur, Bombou-Toro
15. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina
New York, Sammlung Laura und James Ross
Die sitzende Figur ist ein Paradebeispiel für die abstrakte Formensprache vieler Dogon-Skulpturen. Alle Körperteile sind
verfremdet oder in geometrische Formen aufgelöst. Besonders
typisch sind die pfeilförmige Nase und die spitzen Brüste. Zu
Beginn des 20. Jahrhunderts sorgte afrikanische Kunst für
großes Aufsehen in Europa. Picasso und viele seiner Künstlerkollegen fühlten sich durch die Arbeiten inspiriert und übertrugen
die ästhetischen Ideen in ihre eigenen Werke. Einer dieser
begeisterten Künstler war Jacob Epstein (1880 – 1959), in dessen
Sammlung sich die Figur einst befand. Bereits vor dem ersten
Weltkrieg schuf Epstein Zeichnungen, die sich auf Dogon-Werke
zurückführen lassen.
Female figure, Bombou-Toro
15th – 17th century / Wood, patina
New York, Laura and James Ross Collection
This seated figure is a prime example of the abstract formal
language of many Dogon sculptures. All parts of the body are
rigorously stylised or reduced to simple geometric shapes. The
arrow-shaped nose and pointed breasts are typical of the
Bombou-Toro style. At the beginning of the 20th century African
art excited the imagination of Europe. Picasso and many of his
artist colleagues felt inspired and channelled the aesthetic of
African pieces into their own work. One of these early Africa
enthusiasts was Jacob Epstein (1880 – 1959) who once owned
this sculpture. Before the First World War he produced several
drawings that can be traced back to Dogon sculptures.
S 97
Weibliche Figur, eine Pfeife haltend, Bombou-Toro
18. Jahrhundert / Holz
New York, Privatsammlung
Female figure holding a pipe, Bombou-Toro
18th century / Wood
New York, private collection
S 98
Weibliche Figur, eine Kalebasse haltend, BombouToro
20. Jahrhundert oder früher / Holz, Patina, Eisen
Houston, The Menil Collection
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
20th century or earlier / Wood, patina, iron
Houston, The Menil Collection
S 99
Figur, Bombou-Toro
17. – 18. Jahrhundert / Holz
New York, Privatsammlung
Figure, Bombou-Toro
17th – 18th century / Wood
New York, private collection
S 100 Weibliche Figur
Anfang 20. Jahrhundert / Holz
Houston, The Museum of Fine Arts
Female figure
Early 20th century / Wood
Houston, The Museum of Fine Arts
S 101 Pferd und Reiter, Bombou-Toro
Holz
Frankreich, Sammlung Luc Franzoni
Horse and horseman, Bombou-Toro
Wood
France, Luc Franzoni Collection
S 102 Sitzende Figur, die Hände vor die Augen haltend,
Kambari
Holz, Patina
Hamburg, Privatsammlung
Seated figure holding hands to eyes, Kambari
Wood, patina
Hamburg, private collection
S 103 Figur, die Hände vor das Gesicht
haltend, Kambari
Holz
Düsseldorf, Archiv Simonis
Figure holding hands to face,
Kambari
Wood
Dusseldorf, Simonis Archive
S 104 Sitzende Figur, die Hände vor die Augen haltend,
Kambari
18. – 19. Jahrhundert / Holz, Patina
New York, Privatsammlung
Seated figure holding hands to eyes, Kambari
18th – 19th century / Wood, patina
New York, private collection
S 105 Sitzende Figur, die Hände vor die Augen haltend,
Kambari
Holz, Patina
Belgien, Privatsammlung
Seated figure holding hands to eyes, Kambari
Wood, patina
Belgium, private collection
19
Couple
19th – 20th century / Wood, patina
Paris, private collection
S 106 Sitzende Figur, Kambari
19. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Seated figure, Kambari
19th century / Wood, patina
Paris, private collection
S 114
Figurenpaar
Vor 1905
Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Couple
S 107 Sitzende Figur, die Wangen auf die Hände stützend, Kambari
Before 1905
Wood
Paris, Musée du Quai Branly
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Seated figure holding hands to cheeks, Kambari
Wood, patina
Paris, private collection
S 115
Altarfigur mit fünf Gesichtern,
Bombou-Toro
18. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Musée du Quai Branly
S 108 Sitzende Figur, die Hände vor die Augen haltend,
Kambari
Holz
Paris, Privatsammlung
Altar figure with five faces,
Bombou-Toro
18th century / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
Seated figure holding hands to eyes, Kambari
Wood
Paris, private collection
S 109 Figur mit erhobenen Armen, Komakan
Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
S 116 Doppelfigur, Bombou-Toro
Holz, Patina
New Orleans, The New Orleans
Museum of Art
Figure with raised arms, Komakan
Wood, patina
Paris, private collection
Double figure, Bombou-Toro
S 110 Figur mit erhobenen Armen, Komakan
Wood, patina
New Orleans, The New Orleans
Museum of Art
15. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Figure with raised arms, Komakan
15th – 17th century / Wood, patina
Paris, private collection
S 111
S 117
Figur mit erhobenen Armen, Komakan
16. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
S 112
Figur mit erhobenen Armen, Komakan
16. Jahrhundert / Holz, Patina
Paris, Privatsammlung
Figure with raised arms, Komakan
16th century / Wood, patina
Paris, private collection
S 113
Figurenpaar
19. – 20. Jahrhundert / Holz,
Patina
Paris, Privatsammlung
20. Jahrhundert / Holz, Patina
Houston, The Menil Collection
Altar figure, Bombou-Toro
20th century / Wood, patina
Houston, The Menil Collection
Figure with raised arms, Komakan
16th century / Wood, patina
Paris, private collection
Altarfigur, Bombou-Toro
S 118
Stab mit anthropomorpher Figur, Bombou-Toro
Holz
Köln, Sammlung Rumpf
Rod with anthropomorphic figure, Bombou-Toro
Wood
Cologne, Rumpf Collection
S 119 Weibliche Figur, Bombou-Toro
Meister von Ogol
18. Jahrhundert / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Female figure, Bombou-Toro
Master of Ogol
18th century / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
S 120 Maskenträger, Bombou-Toro
18. – 19. Jahrhundert / Holz
Paris, Privatsammlung
M3
Mask carrier, Bombou-Toro
S 121
Wood
Paris, private collection
M4
19. Jahrhundert / Holz
Schweiz, Privatsammlung
Die Tradition der Dogon sieht für Frauen die
Rolle der vielfachen Mutter vor. Erst mit vier
eigenen Kindern wurden sie vollkommen in
die Gemeinschaft der Frauen aufgenommen. Auf die Bedeutung der Schwangerschaft weisen in dieser Darstellung die vor
dem Bauch gefalteten Hände. Der Lippenpflock und ein in den Nacken hängender
Zopf sind ein häufig anzutreffender
Schmuck der Frauen. Die Haltung der Figur ist sehr aufrecht.
Brüste, Nabel und Knie sind in auffälliger Form zugespitzt. Es
existieren mehrere sehr ähnlich gestaltete Figuren, die heute
oft einem anonymen »Meister von Ogol« zugeschrieben
werden. Sein Stil zeichnet sich durch starke Abstraktion aus.
Dogon tradition holds that the most important role of
women is to bear children. Only after having given birth to
four children are they fully accepted into the female community. In the sculpture shown here the hands folded in front of
the abdomen point to the significance of pregnancy. The lip
plug and braided hair are a common form of female adornment. Of particular note are the figure’s emphatically erect
pose and the strict angularity of the pointed breasts, belly
button and knees. There are several figures of a very similar
design that are often attributed to an unknown artist referred to as the ›Master of Ogol‹. His style is characterised by
forceful abstraction.
M1
Affen-Maske, schwarz
Vor 1935 / Holz, Eisen
Paris, Musée du Quai Branly
Black monkey mask
M2
Vor 1935 / Senge-Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Before 1935 / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
M5
Krokodil-Maske dia
Holz
Paris, Privatsammlung
Crocodile mask dia
Wood
Paris, private collection
M6
Maske
Holz
Brüssel, Privatsammlung
Mask
Wood
Brussels, private collection
M7
Affen-Maske
Holz
Paris, Privatsammlung
Monkey mask
Wood
Paris, private collection
M8
Saman-Maske
Holz
Paris, Privatsammlung
Mask saman
Wood
Paris, private collection
M9
mAsKen
Krokodil-Maske dia
Crocodile mask dia
Female figure, Bombou-Toro
19th century / Wood
Switzerland, private collection
Holz
Paris, Privatsammlung
Mask
18th – 19th century / Wood
Paris, private collection
Weibliche Figur, Bombou-Toro
Maske
Maske
Holz
Paris, Privatsammlung
Mask
Wood
Paris, private collection
M 10 Maske und Brustgurt
Before 1935 / Wood, iron
Paris, Musée du Quai Branly
Vor 1930 / Pflanzenfasern, Kaurischnecken, Früchte des
Affenbrotbaums
Paris, Musée du Quai Branly
Maske satimbe
Mask and chest strap
Vor 1931 / Holz, Pigmente, Pflanzenfasern
Paris, Musée du Quai Branly
Before 1930 / Vegetal fibre, cowrie shell, baobab fruits
Paris, Musée du Quai Branly
Mask satimbe
Before 1931 / Wood, pigments, vegetal fibre
Paris, Musée du Quai Branly
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
21
M 11
19. Jahrhundert oder früher / Holz,
Pigmente
San Francisco, Sammlung Robert T. Wall
Family
Satimbe-Masken bestehen aus einem
Gesichtsstück und einer darauf sitzenden
kleineren menschlichen Figur. Der Begriff
satimbe bedeutet so viel wie »die Schwester
auf dem Kopf«. Er spielt auf die Mädchen an,
die während des zirka alle 60 Jahre stattfindenden sigi-Festes geboren werden und als yasigine,
»Schwester der Masken« bezeichnet werden. Maskentänze
sind bei den Dogon eine rein männliche Angelegenheit.
Frauen ist die Teilnahme an den Zeremonien streng untersagt, und es gilt als gefährlich, wenn eine Frau durch Zufall
oder mutwillig in Kontakt mit den Masken gerät. Die einzige
Ausnahme bildet die yasigine: Sie nähert sich den Masken
ohne Gefahr und darf die Männer während der Zeremonien
mit Hirsebier bewirten.
Mask with anthropomorphic figure
19th century or earlier / Wood, pigments
San Francisco, Robert T. Wall Family Collection
Satimbe masks consist of a headpiece surmounted by a small
human figure. The term satimbe translates as ›sister on the
head‹. It alludes to the yasigine, the ›sisters of the masks‹, i.e.
girls born during the sigi festival which is celebrated roughly
every sixty years. Masked dances are a purely male affair in
Dogon country. Women are prohibited from taking part in
the ceremonies, and any contact between a woman and a
mask – accidental or otherwise – is viewed as dangerous. The
only exception are the yasigine; they can safely approach the
masks and serve the men refreshments and millet beer
during the ceremonies.
M 12
Maske mit stehender Figur
19th century / Wood
Paris, private collection
Maske
Ende 19. – Anfang 20. Jahrhundert /
Holz, Pigmente, Schnur
San Francisco, Sammlung Robert T.
Wall Family
Mask
End of 19th – beginning of 20th
century / Wood, pigments, string
San Francisco, Robert T. Wall Family
Collection
M 14 Hyänen-Maske
Holz
Paris, Privatsammlung
22
Wood
Paris, private collection
M 15
Pferdeantilopen-Maske ka
Vor 1931 / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Die Dogon kennen verschiedene Antilopenund Gazellenmasken. Dieses Exemplar
stammt aus dem Dorf Sanga und wird genauer als Pferdeantilope (Dogon: ka) beschrieben. Charakteristisch sind die lang gezogenen
Ohren sowie das aus einer gemeinsamen
Basis aufwachsende Paar Hörner. Der Tänzer
dieser Maske hält manchmal einen Pfeil in der
Hand, der auf die zugehörige Legende der Maske verweist:
Zwei Jäger – der eine mit Bogen, der andere mit Gewehr –
konnten sich nicht einigen, wer von ihnen der Antilope den
tödlichen Schuss versetzt hatte. Als sie zur Klärung die
Wunde betrachten wollten, stellten sie fest, dass diese sich
nach Eintritt des Geschosses auf wunderbare Weise wieder
verschlossen hatte. So blieb nur, den Bauch aufzuschneiden,
um nachzusehen: Dort entdeckte man den Pfeil.
Horse antelope mask ka
Before 1931 / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
The Dogon have several different antelope and gazelle
masks. This example comes from the village of Sanga and
portrays a horse antelope (Dogon: ka). It features the characteristic elongated ears and a pair of horns growing from a
shared base. The dancer of this mask sometimes holds an
arrow in his hand to allude to the underlying myth: two
hunters – one armed with a bow and arrows, the other with a
gun – could not agree which of them had killed the antelope
they were pursuing. When they went to inspect the wound, it
had miraculously closed. Only when they opened the
antelope’s body, did they discover the arrow.
19. Jahrhundert / Holz
Paris, Privatsammlung
Mask with standing figure
M 13
Hyena mask
Maske mit stehender Figur
M 16 Maske kanaga
Vor 1931 / Holz, Pigmente,
Pflanzenfasern
Paris, Musée du Quai Branly
Der Bedeutung der Maske kanaga variiert je
nach Kenntnisstand des Betrachters: Während Nichteingeweihte einen Vogel erkennen, offenbart sich dem Eingeweihten das
Bild des Schöpfers, der mit einer Hand zum
Himmel weist und mit der anderen die Erde berührt. Die
wirbelnden Bewegungen der Tänzer nehmen vielleicht die
Idee wieder auf, dass Gott Amma die Welt tanzend erschaffen hat. Die Form der Maske erinnert auch an den Fuchs
yurugu, der auf dem Rücken liegend seinen Schöpfer um
Vergebung anfleht. Die ausgestellte Maske wurde von einem
Mitglied der Dogon-Tanzgruppe getragen, die 1931 auf der
Pariser Kolonialausstellung auftrat. Nach der Aufführung
wurde sie für das Museum angekauft.
Kanaga mask
Rhinoceros mask gomitopo
Before 1931 / Wood, pigments, plant fibres
Paris, Musée du Quai Branly
Kanaga masks can be interpreted in various ways: while
non-initiates recognise a bird, the initiate will see an image of
the Creator touching the earth with one hand while reaching
for the heavens with the other. The whirling movements of
the dancers may be an echo of the idea that the creator god
Amma made the world while dancing. The shape of the mask
also recalls the pale fox yurugu, lying on its back and imploring its creator’s forgiveness. The mask shown here was worn
by a member of the Dogon dance troupe that performed at
the 1931 Colonial Exhibition in Paris. After the performance it
was acquired for the Musée de I’Homme.
M 17
Before 1935 / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
M 24 Geweihtragende Maske gomintogo
Vor 1931 / Holz, Pigmente
Paris, Musée du Quai Branly
Antlered mask gomintogo
Before 1931 / Wood, pigments
Paris, Musée du Quai Branly
M 25 Antilopen-Maske
Holz, Pigmente
New York, Sammlung Hermes Trust UK
(courtesy Francesco Pelizzi)
Maske (Darstellung der Tempelanlage von Arou?)
Antelope mask
Holz, Pigmente
Turin, Sammlung F. F.
Wood, pigments
New York, Collection Hermes Trust UK
(courtesy Francesco Pelizzi)
Mask (representation of the temple of Arou?)
Wood, pigments
Turin, Collection F. F.
M 18 Maske mit weiblicher Figur bekrönt
17. – 19. Jahrhundert / Holz
New York, Privatsammlung
Mask crested with female figure
17th – 19th century / Wood
New York, private collection
AlltAgsgegenstände
A1
20th century / Wood
Houston, The Menil Collection
19. Jahrhundert / Holz
New York, Privatsammlung
19th century / Wood
New York, private collection
A2
M 21
A3
A4
M 23 Rhinozeros-Maske gomitopo
Vor 1935 / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
19. Jahrhundert / Holz
Schweiz, Sammlung Fehlbaum
19th century / Wood
Switzerland, Fehlbaum Collection
Holz
Houston, The Menil Collection
Wood
Houston, The Menil Collection
Zoomorpher Sitz
Zoomorphic seat
M 22 Nashornvogel-Maske dyodyomini
Mask representing a hornbill bird
18. Jahrhundert / Holz
Paris, Privatsammlung
18th century / Wood
Paris, private collection
Holz, Pigmente
Paris, Musée du Quai Branly
Wood, pigments
Paris, Musée du Quai Branly
Hocker mit Karyatiden
Stool with caryatides
Nashornvogel-Maske dyodyomini
Mask representing a hornbill bird
19. Jahrhundert / Holz
Paris, Privatsammlung
19th century / Wood
Paris, private collection
19.– 20. Jahrhundert / Holz, Pigmente
New York, The Metropolitan Museum of Art
19th – 20th century / Wood, pigments
New York, The Metropolitan Museum of Art
Sitz für das sigi-Fest
Stool
M 20 Nashornvogel-Maske dyodyomini
Mask representing a hornbill bird
20. Jahrhundert / Holz
Houston, The Menil Collection
Stool with caryatides
M 19 Krokodil-Maske aieo
Crocodile Mask aieo
Hocker mit Karyatiden
A5
Webrollenhalter
Holz, Schnur, Glasperlen
Paris, Musée du Quai Branly
Pulley
Wood, string, glass beads
Paris, Musée du Quai Branly
23
A6
Webrollenhalter
Um 1850 / Holz
New York, Privatsammlung
Pulley
Ca. 1850 / Wood
New York, private collection
A7
Webrollenhalter
Um 1860 / Holz, Perlen
New York, Privatsammlung
Pulley
Ca. 1860 / Wood, beads
New York, private collection
A8
Zoomorphe Nackenstütze
Wood
Paris, Quentin and Marjolaine Blazy Collection
Nackenstütze
Holz
Paris, Privatsammlung
Headrest
Wood
Paris, private collection
A 10
Lidded vessel of a hogon
Holz
Paris, Sammlung Quentin und Marjolaine Blazy
Zoomorphic headrest
A9
Größe und Schönheit des Deckelgefäßes verdeutlichen die
vornehme Position eines hogon, eines obersten Priesters der
Dogon. Der bedeutendste von ihnen ist der hogon von Arou,
der verantwortlich ist für das Wohlergehen aller Dogon und
die Aufrechterhaltung der Ordnung. Mit Hilfe seiner geistlichen Macht muss er z. B. dafür sorgen, dass genug Regen
fällt und gesunder Nachwuchs das Fortbestehen der Bevölkerung sichert. Gefäße wie dieses spielten vermutlich bei der
Inthronisation des hogon eine Rolle. Nicht immer ist es leicht,
einen geeigneten Kandidaten zu küren: Zwar ist das Amt
prestigeträchtig, aber es bedeutet für den Auserwählten
auch viel Verantwortung. Zudem kommt es vor, dass der
hogon auf mysteriöse Art ums Leben kommt – manche
Kandidaten sollen sich ihrer Wahl durch Flucht entzogen
haben.
Deckelgefäß eines hogon-Priesters
16. – 20. Jahrhundert / Holz, Metall
New York, The Metropolitan Museum of Art
18th century / Wood, metal
Paris, Musée du Quai Branly
The size and beauty of this lidded vessel attest to the
exalted position of the hogon, one of the high priests of the
Dogon. The most important hogon is the hogon of Arou.
He is responsible for the well-being of all Dogon and the
maintenance of order. He has to wield his spiritual power to
ensure sufficient rainfall and the birth of healthy children
to guarantee the continued existence of the population.
Vessels such as this probably played a part in the enthronement ceremonies. It is not always easy to appoint a suitable
candidate. The position is highly prestigious but fraught with
responsibility. Hogon have been known to die under mysterious circumstances, and potential candidates have occasionally sought to avoid appointment by leaving their villages.
Lidded vessel
16th – 20th century / Wood, metal
New York, The Metropolitan Museum of Art
A 11
A 15
Nackenstütze, Tellem
10. Jahrhundert / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
A 12
11th – 12th century / Clay
Turin, Collection F. F.
A 16
Nackenstütze auf Elefanten-Sockel
Holz
Brüssel, Privatsammlung
A 13
A 17
Holz
Paris, Privatsammlung
Deckelgefäß eines hogonPriesters
18. Jahrhundert / Holz, Metall
Paris, Musée du Quai Branly
Schatulle
Holz
Paris, Privatsammlung
Box
Wood
Paris, private collection
Headrest, Tellem
A 14
19. Jahrhundert / Holz
New York, Privatsammlung
19th century / Wood
New York, private collection
Kopfstütze, Tellem
Wood
Paris, private collection
Zeremonieller Trog
Ceremonial trough
Headrest
Wood
Brussels, private collection
11.– 12. Jahrhundert / Terrakotta
Turin, Sammlung F. F.
Double cup, Tellem
Headrest, Tellem
10th century / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
Doppelschale, Tellem
A 18
Hacke
Metall, Holz
Brüssel, Privatsammlung
Hoe
Metal, wood
Brussels, private collection
A 19
Hund mit anthropomorphen Figuren
16. – 20. Jahrhundert / Holz, Verbundmaterial
New York, The Metropolitan Museum of Art
A 23
Dog with anthropomorphic figures
Zeremonieller Trog
Ceremonial trough
End of the 19th – beginning of the 20th century / Wood
San Francisco, Robert T. Wall Family Collection
The horse shape is typical of these large containers. Horses
were expensive and rare and therefore highly prized. Ceremonial troughs were originally kept in the ginna, the house of
the extended family lineage and a place of ancestral veneration. It was used to hold the meat of animals sacrificed during
religious ceremonies, for example during the pegu ritual
which was intended to ensure the fertility of a plot of land.
The troughs are also interpreted as symbolic representations
of the ›ark of the world‹, which, according to the Dogon
cosmology, descended from heaven to populate the earth
and make it bear fruit. The figures on the side of the trough
could be the ancestors of humanity. In their midst is a lizard,
one of the most important totemic animals of the Dogon.
A 21
Riesenheuschrecke
Metall
Paris, Privatsammlung
Giant grasshopper
Metal
Paris, private collection
A 22
16th – 20th century / Wood, iron
New York, The Metropolitan Museum of Art
A 24
Ende 19. – Anfang 20. Jahrhundert /
Holz
San Francisco, Sammlung Robert T. Wall
Family
Die Pferdeform ist charakteristisch für diese
großen Objekte. Pferde waren selten und
teuer und wurden dementsprechend hoch
geschätzt. Zeremonielle Tröge stammen ursprünglich aus der
ginna, dem Haus des Familienklans und einer Verehrungsstätte der Ahnen. Sie dienten bei bestimmten Zeremonien,
z. B. dem pegu-Ritual zur Fruchtbarmachung eines Ortes, als
Behältnis für Opferfleisch. Die Tröge werden auch als symbolische Darstellungen der so genannten Arche der Welt interpretiert, die nach den alten Erzählungen vom Himmel herabkam, um die Erde fruchtbar zu machen. Bei den auf den
Seitenwänden des Objekts dargestellten Figuren könnte es
sich um die Urahnen der Menschheit handeln. In ihrer Mitte
befindet sich eine Echse, eines der wichtigsten Totemtiere der
Dogon.
Hund
Holz
Paris, Privatsammlung
Dog
Wood
Paris, private collection
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
16. – 20. Jahrhundert / Holz, Eisen
New York, The Metropolitan Museum of Art
Ostrich
16th – 20th century / Wood, composite material
New York, The Metropolitan Museum of Art
A 20
Strauß
Altar mit weiblichen Figuren
16. – 20. Jahrhundert / Holz, Ton
New York, The Metropolitan Museum of Art
Altar with female figures
16th – 20th century / Wood, clay
New York, The Metropolitan Museum of Art
A 25
Altarstatue mit sechs Figuren
18. Jahrhundert / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Altar with six figures
18th century / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
A 26
Totendecke uldebe oder gamba
Baumwollstoff
Basel, Sammlung Gardi
In diese großen Decken hüllt man die Verstorbenen, Männer wie
Frauen, ein. Die Leichen werden in der Decke ausgestellt und
später in den Felsspalten der Falaise bestattet. Anders als bei
allen anderen westafrikanischen Völkern wird die Decke jedoch
nicht mit dem Körper begraben. Man bringt sie zurück, wäscht
sie und bewahrt sie bis zum nächsten Todesfall auf. Die uldebe
werden nach strengen Regeln angefertigt, die Zahl Neun spielt
dabei eine wesentliche Rolle: neun aneinander genähte Webstreifen, neun Motive, zweimal neun einfache Streifen als
Begrenzung an den Rändern. Die Farben blau und weiß sind
übrigens nicht nur die klassischen Farben der Totendecke. Die
Dogon-Frauen sind berühmt für ihre mit Indigo gefärbten
Textilien.
Funerary blanket uldebe or gamba
Cotton
Basel, Gardi Collection
Large blankets such as this one were used as shrouds for men
and women alike. The bodies of the deceased are laid out wrapped in the blanket before burial in the crevices of the Bandiagara
Cliff. In contrast to other West African peoples, the Dogon do
not bury the blanket along with the body. It is brought back to
the village, washed and put away until needed again. Uldebe are
woven to strict specifications in which the number nine plays a
key role. The blankets are composed of nine narrow strips of
material sewn together; they feature nine motifs and two sets
of nine simple stripes on the borders of the narrow sides. The
blue and white colour scheme is typical of Dogon weaving – not
just of funerary blankets – and Dogon women are famous for
their indigo-dyed textiles.
A 27
Schloss ohne Riegel
Vor 1906 / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Lock
Before 1906 / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
25
A 28
Schloss ohne Riegel
Storehouses play a vital role in Dogon life, and their characteristic forms define the architectural aspect of Dogon villages.
The most important stores are millet granaries; the grain stored
in them ensures the survival of the community. To protect
them from rodents they are lifted above the ground on wooden
feet. The entrance is secured by a wooden door, some of which
have locks and bolts while others are just simple shutters.
Many doors feature elaborately carved figures and animals.
Another popular decoration are abstracted female breasts, a
symbolic reference to the function of the granary as a provider
of nourishment.
Vor 1930 / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Lock
Before 1930 / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
A 29
Anthropomorphe Figur
Bronze
Paris, Privatsammlung
Anthropomorphic figure
Bronze
Paris, private collection
A 30
A 35
Figur, die Hände vor die Augen haltend
Bronze
Brussels, private collection
Figure with hands covering the face
A 31
A 36
Speichertür
A 37
Zoomorphe Figur
A 38
Anthropomorphe Figur
Metall
Paris, Privatsammlung
Metal
Paris, private collection
Anthropomorphic figure
Bronze
Paris, private collection
A 39
Speichertür
Reiter
Metall
Paris, Privatsammlung
Horseman
Holz
Brüssel, Privatsammlung
Speicherbauten nehmen in der Welt der Dogon einen wichtigen Platz ein. Ihre charakteristischen Formen sind ein fester
Bestandteil des architektonischen Landschaftsbildes. Am
wichtigsten sind die Hirsespeicher, denn ihr Inhalt sichert das
Überleben der Menschen. Zum Schutz vor Nagetieren werden
die Speicher auf hölzerne Füße gestellt. Der Eingang wird
mit Holztüren gesichert, die manchmal Schloss und Riegel
aufweisen, manchmal einfach zuklappen wie ein Fensterladen.
Viele Türen sind mit aufwändigen Schnitzereien verziert, die oft
Figuren oder Tiere darstellen. Teilweise werden auch weibliche
Brüste abstrahiert. Die nährende Funktion der Speicher findet
dann ein symbolisches Pendant im Schnitzdekor.
26
Reiter
Horseman
Bronze
Paris, Privatsammlung
Wood
Brussels, private collection
Holz
Paris, Privatsammlung
Wood
Paris, private collection
1400 – 1600 / Bronze, stone
New York, private collection
Granary door
Speichertür
Granary door
1400–1600 / Bronze, Stein
New York, Privatsammlung
Zoomorphic figure
A 34
Bronze
Brüssel, Privatsammlung
Bronze
Brussels, private collection
Before 1905 / Wood
Paris, private collection
A 33
Figur (Gefangener)
Figure
Vor 1905 / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Granary door
A 32
Bronze
Brüssel, Privatsammlung
Male figure
Ende 17. – Anfang 18. Jahrhundert / Bronze
New York, Privatsammlung
End of the 17th – beginning of the 18th century / Bronze
New York, private collection
Männliche Figur
Metal
Paris, private collection
A 40 Speichertür mit Ahnendarstellung
Holz
Paris, Privatsammlung
Granary door
Wood
Paris, private collection
A 41
Glocken tragende Figur
Metall
Paris, Privatsammlung
Figure with bells
Metal
Paris, private collection
Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd
A 42
Speichertür
Granary door
Ca. 1800 / Wood
New York, private collection
A 43
Lock
Um 1800 / Holz
New York, Privatsammlung
Before 1930 / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
A 51
Metall
Paris, Privatsammlung
Reiter
Boat with figures
Bronze
Brüssel, Privatsammlung
Metal
Paris, private collection
Horseman
Bronze
Brussels, private collection
A 44
A 52
Reiter
A 53
Reiter
A 54
Pendant with anthropomorphic figure
Vor 1905 / Holz, Eisen
Paris, Musée du Quai Branly
Bronze
Paris, private collection
Granary door
A 47
A 49
Schloss ohne Riegel
Vor 1930 / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
Metall
Brüssel, Privatsammlung
Metal
Brussels, private collection
A 57
Ring
Metall
Brüssel, Privatsammlung
Ring
Metal
Brussels, private collection
Metall
Paris, Privatsammlung
Metal
Paris, private collection
Anhänger in Kopfform
Head-shaped pendant
Vier Kähne
Four boats
A 50
A 56
Bronze
Brüssel, Privatsammlung
Bronze
Brussels, private collection
Metall
Brüssel, Privatsammlung
Metal
Brussels, private collection
Figur
Figure
Miniaturgesicht
Miniature face
Bronze
Brüssel, Privatsammlung
Bronze
Brussels, private collection
A 48
A 55
Figur
Figure
Anhänger mit anthropomorpher Figur und
Tierdarstellung
Bronze
Paris, Privatsammlung
Speichertür
Before 1905 / Wood, iron
Paris, Musée du Quai Branly
Gold
Paris, Privatsammlung
Gold
Paris, private collection
Horseman
A 46
Fünf Perlen
Five beads
Bronze
Paris, Privatsammlung
Bronze
Paris, private collection
Schnur, Perlen
Paris, Privatsammlung
String, beads
Paris, private collection
Horseman
A 45
Kette mit blauen Perlen
Necklace with blue beads
Metall
Brüssel, Privatsammlung
Metal
Brussels, private collection
Kahn mit anthropomorphen und
zoomorphen Figuren
A 58
Ring (Reiterfigur mit frontalem Zopf)
19. Jahrhundert / Gelbguss
Paris, Sammlung Max Itzikovitz
Ring (horseman with braid)
19th century / Brass casting
Paris, Max Itzikovitz Collection
27
A 59
Ring (Reiterfigur mit Schild)
Knives
19. Jahrhundert / Gelbguss
Paris, Sammlung Max Itzikovitz
Metal
Paris, private collection
Ring (horseman with buckler)
19th century / Brass casting
Paris, Max Itzikovitz Collection
A 60 Ring menu so (Pferd)
Vor 1931 / Kupfer
Paris, Musée du Quai Branly
Ring menu so (horse)
Before 1931 / Copper
Paris, Musée du Quai Branly
A 61
Duguei-Ketten mit Quarzsteinen, Embleme des
binu-Priesters
Eisen, Stein
Paris, Privatsammlung
Although little-known in Europe, present-day Mali has a long
and glorious history. From the 5th to the 16th century it was part
of three successive West African empires – Ghana, Mali and
Songhai – which controlled the trans-Saharan trade routes. The
ancient cities of Timbuktu, Djenné and Gao were thriving centres of learning, culture and commerce. The fall of the Songhai
empire was largely the result of the Moroccan invasion in the
late 16th century. Armed conflict was the order of the day.
Whether these knives were ever used as weapons, however, is
questionable. Their elaborate design and workmanship suggest
that they were status symbols. They were worn on the upper
arm; the sheath was affixed to a metal armlet.
A 63
Wenn ein Kind ungefähr im Alter von fünf bis sieben Jahren
Auffälligkeiten zeigt, z. B. hyperaktiv ist oder von Weinkrämpfen
geplagt wird, sucht es sich einen Stein, um sich zu beruhigen.
Den Stein hält es ganz fest. Wenn die Krise vorüber ist, nimmt
man ihm den Stein und versteckt ihn. Falls das Kind ihn wiederfindet – und zwar insgesamt dreimal –, ist dies die endgültige
Bestätigung seiner besonderen Bestimmung: Mit 20 Jahren wird
es zum binu-Priester ernannt. Der binu ist der Assistent des
hogon, des obersten Priesters. Er ist zuständig für die Hirsebreiopfer, die über die Altäre gegossen werden, und übt manchmal
auch die Funktion eines Heilers aus. Die Kette mit seinem Stein
trägt er stets um den Hals.
Duge necklaces with quartzes, emblems of binu
priests
Metal
Paris, private collection
A 64 Anthropomorpher Messergriff
Holz
Paris, Privatsammlung
Anthropomorphic knife handle
Wood
Paris, private collection
A 65
Armreif
Metall
Brüssel, Privatsammlung
Bracelet
If, between the age of five and seven, a boy exhibits conspicuous
behaviour, such as hyperactivity or fits of crying, he finds himself a stone and holds it tight to calm himself down. When the
episode is over, the stone is taken away from him and hidden. If
the child finds it again – not just once, but three times – this is
seen as confirmation of his special destiny: at the age of twenty
he will be appointed as a binu priest. The binu assists the hogon,
the high priest. He is responsible for the millet gruel libations at
the altars and may also be called upon to act as a healer. He will
always wear the necklace with ›his‹ stone around his neck.
Metal
Brussels, private collection
A 66 Armreif
Bronze
Paris, Privatsammlung
Bracelet
Bronze
Paris, private collection
Messer
Metall
Paris, Privatsammlung
A 67
Das Gebiet des heutigen Mali hat eine hier zu Lande wenig
bekannte großartige Geschichte. Vom 5. bis zum 16. Jahrhundert
war es Teil der riesigen westafrikanischen Reiche Ghana, Mali
und Songhai. Die kulturelle und wirtschaftliche Blüte, die Städte
wie Timbuktu, Djenné und Gao gedeihen ließ, wurde durch
spätere Invasionen zunichtegemacht. Kriegerische Auseinandersetzungen waren in derart bewegten Zeiten an der Tagesordnung. Ob diese Messer jemals als Waffen eingesetzt wurden, ist
jedoch fraglich. Ihre kunstvolle Ausarbeitung deutet eher darauf
hin, dass es sich um Statussymbole handelte. Getragen wurden
sie am Oberarm, die Scheide wurde mit Hilfe eines Metallreifens
befestigt.
28
Metall
Paris, Privatsammlung
Knife
Iron, stone
Paris, private collection
A 62
Messer
Reif
Kupferlegierung
Paris, Musée du Quai Branly
Ring
Copper alloy
Paris, Musée du Quai Branly
A 68
Armreif
Bronze
Paris, Privatsammlung
Bracelet
Bronze
Paris, private collection
Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd
A 69 Armreif, Tellem
Figure (hogon priest?)
11. – 12. Jahrhundert / Eisen
Turin, Sammlung F. F.
Bronze, iron
Paris, private collection
Bracelet, Tellem
11th – 12th century / Iron
Turin, Collection F. F.
A 70
A 78
Runder Anhänger
Bronze
Brüssel, Privatsammlung
A 71
Metal
Brussels, private collection
A 79
Anhänger
Metall
Brüssel, Privatsammlung
A 72
A 80 Figur mit langem Hals
Eisen
Paris, Privatsammlung
Metall
Brüssel, Privatsammlung
Figure with long neck
Iron
Paris, private collection
Anthropomorphic pendant
A 73
Anhänger, kniende Figur
Kupferlegierung
Paris, Musée du Quai Branly
Pendant (kneeling figure)
Copper alloy
Paris, Musée du Quai Branly
A 74
Anthropomorphe Figur
Bronze
Paris, Privatsammlung
Anthropomorphic figure
Bronze
Paris, private collection
A 75
Anhänger, kauernder Mann
Metall
Brüssel, Privatsammlung
Pendant, squatting man
Metal
Brussels, private collection
A 76
Figur, auf den Fersen sitzend
Metall
Paris, Privatsammlung
Figure, sitting on heels
Metal
Paris, private collection
A 77
Figur (hogon-Priester?)
Bronze, Eisen
Paris, Privatsammlung
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
Ton, Eisen
Paris, Privatsammlung
Clay, iron
Paris, private collection
Anthropomorpher Anhänger
Metal
Brussels, private collection
Kleiner Altar mit drei Figuren
Small altar with three figures
Pendant
Metal
Brussels, private collection
Metall
Brüssel, Privatsammlung
Figure in chains
Circular pendant
Bronze
Brussels, private collection
Figur, in Ketten gelegt
A 81
Figur mit großen Händen
Eisen
Belgien, Privatsammlung
Eisenverhüttung hat im Dogon-Land eine über 1000 Jahre
alte Tradition. Bis heute sind mehr als 20 Erzabbaustellen und
50 Schmelzöfen lokalisiert worden. Als in der Kolonialzeit Alteisen in die Region eingeführt wurde, stellten die Dogon in den
1950er Jahren ihre Eisenproduktion ein. Skulpturen wurden vor
allem dann aus Metall gegossen, wenn ihr Aufbau ein besonders
stabiles Material erforderte, was sich bei dieser Figur gut nachvollziehen lässt. Die Verbindung von fragilem Körperbau und
ausladenden Händen wäre in Holz kaum realisierbar gewesen.
Die Form ist typisch für so genannte Regen- oder Wolkenhaken,
die z. B. auf Altäre gesetzt wurden: »[…] das Heiligtum ist auch
eine Schmiede. […] Aber der wichtigste aller Gegenstände ist der
eiserne Haken […] Meistens ist der Haken sogar doppelt, und
jeder Spross endet in einer engen Windung […] Diese beiden
Windungen werden auch als zwei Hände aufgefasst, die die
Feuchtigkeit festhalten, die den Überfluss festhaken sollen.«
(Marcel Griaule: Schwarze Genesis, Suhrkamp, 2008)
Figure with large hands
Iron
Belgium, private collection
Iron smelting has a tradition going back well over a thousand
years in Dogon country. To this day, more than twenty iron ore
mining sites and fifty smelting furnaces have been located. The
Dogon stopped producing their own iron in the 1950s as a
response to the import of scrap metal. Sculptures were cast in
metal when their structural design demanded the strength and
stability provided by the material, as it does in the figure shown
here. The combination of slender body and large extended
hands would have been impossible to create in wood. The shape
is typical of the so-called ›cloud hooks‹ which are placed on
village altars to catch clouds and make it rain. ›[…]the sanctuary
is also a smithy […] But the most important of all these objects is
29
Serpent
the iron hook […] The hook is most often a double one, each of
its branches ending in a tight curl. […] The two curled ends are
also thought of as two hands which will retain moisture and
secure abundance.‹ (Marcel Griaule: Conversations with Ogotemmeli, Oxford University Press, 1965)
A 82
Stab in anthropomorpher Form
Eisen
Houston, The Menil Collection
Rod (anthropomorphic form)
Iron
Houston, The Menil Collection
A 83
Ritualinstrumente des binu-Priesters:
zwei Peitschen und eine Kette
Schmiedeeisen, Leder
Paris, Privatsammlung
Ritual instruments of the binu priest:
two whips and a chain
Wrought iron, leather
Paris, private collection
A 84
Peitsche mit Schellen
Iron
Paris, private collection
Ritualinstrument (Kette eines binu-Priesters)
Metall
Paris, Privatsammlung
Ritual instrument (necklace of a binu priest)
Metal
Paris, private collection
A 86
Musikinstrument (Schellen)
Metall
Paris, Privatsammlung
Musical instrument (bells)
Metal
Paris, private collection
A 87
A 90 Dachsbeil
Holz, Eisen
Houston, The Menil Collection
Unter einem Dachsbeil oder einer Dechsel versteht man ein
Querbeil, das bei der Holzverarbeitung, z. B. bei der Herstellung
von Masken, Verwendung findet. Die aufwändige Verzierung
des Griffs, die bei der Arbeit hinderlich wäre, zeigt, dass es sich
bei dem Beil um ein Würdezeichen handelt. Bestimmte Masken
der Dogon werden vom Schmied geschnitzt. Er bearbeitet das
Metall, stellt also die Schneide des Beils her, und arbeitet nach
Fertigstellung gleich mit der Dechsel weiter. Geschmiedetes
Werkzeug ist essenziell für Ackerbau und Jagd. Auf Grund ihrer
Fähigkeit, aus Stein Metall zu machen, genießen Schmiede
besonderes Ansehen. Tatsächlich stehen sie ein wenig außerhalb des normalen Dorflebens, sind anders als die anderen. Wie
überall bewirkt eine solche Position Bewunderung und Ablehnung zugleich.
Adze
Eisen
Paris, Privatsammlung
Whip with bells
A 85
Iron
Paris, private collection
Wood, iron
Houston, The Menil Collection
An adze is a woodworking tool used, for example, by the
makers of masks. The cutting edge of an adze is set at a right
angle to the tool’s shaft, unlike the blade of an axe which is set
in line with the shaft. The elaborate carved decoration of the
handle would make this tool difficult to use and identifies it as
a ceremonial or prestige object. Certain Dogon masks are carved
by the blacksmith. It is he who works the metal and fashions
the blade of the adze, which he then uses to produce the masks.
Forged iron tools were essential for agriculture and the hunt,
and the ability to use fire to transform one sort of matter into
another earned blacksmiths a special position within Dogon
society. And indeed, they keep aloof from ordinary village life.
As everywhere, a position such as theirs arouses admiration and
fear in equal measure.
A 91
Drei Haken
1750 – 1800 / Wood, iron
New York, private collection
Three hooks
A 88
A 92
Figur in Krötenform
Schlange
Eisen
Paris, Privatsammlung
Metall
Paris, Privatsammlung
Metal
Paris, private collection
Figure (toad)
A 89
Helm
Helmet
Metall
Paris, Privatsammlung
Metal
Paris, private collection
1750 – 1800 / Holz, Eisen
New York, Privatsammlung
Adze
Eisen
Turin, Sammlung F. F.
Iron
Turin, Collection F. F.
Dachsbeil
A 93
Miniaturleiter
1455 – 1500 / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Miniature ladder
1455 – 1500 / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
A 94
Musikinstrument (Rassel)
Vor 1931 / Flaschenkürbis, Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Musical instrument (rattle)
Before 1931 / Calabash, wood
Paris, Musée du Quai Branly
A 95
Toguna-Pfeiler
20. Jahrhundert / Holz
Landshut, Stiftung Koenig, Skulpturenmuseum im Hofberg
Pillar of a togu na
20th century / Wood
Landshut, Stiftung Koenig, Skulpturenmuseum im Hofberg
A 96 Toguna-Pfeiler
Holz
Brüssel, Privatsammlung
Pillar of a togu na
Wood
Brussels, private collection
A 97
Vestibül-Pfeiler
Holz
Paris, Privatsammlung
Anders als die übrigen ausgestellten Pfeiler, die von togunas
(Männerhäusern) stammen, befand sich dieser Pfeiler zusammen mit seinem Pendant in der Eingangshalle der Chefferie
(Haus des Vorstehers) des Dorfes Bankass. Der Raum wurde
auch als Empfangsort für Besucher genutzt. Unterhalb der
männlichen Figur erkennt man die üblichen Statussymbole: den
gebogenen Ritualstab, ein Schloss und Sandalen. Die weibliche
Figur auf dem zweiten Pfeiler wird u. a. von einer Maske begleitet, was ungewöhnlich ist, da Frauen eigentlich nicht in Berührung mit dem Maskenkult geraten. Vermutlich handelt es sich
bei der Frauenfigur um eine yasigine (Schwester der Masken), die
als Einzige in der Nähe der Masken geduldet wird.
Hall post
Wood
Paris, private collection
Unlike the togu na posts shown in this exhibition, this post and
its pendant came from the vestibule of the chefferie (house of
the village chief) of the village of Bankass. The entry hall also
served as a reception room for visitors. The male figure is accompanied by the standard status symbols – a crooked ceremonial
staff, a lock and a pair of sandals. Unusually, the female figure
on the second post is accompanied by a mask. She is most likely
a yasigine (sister of the masks), since no other women were
allowed anywhere near the cult masks.
A 98
Vestibül-Pfeiler
Holz
Paris, Privatsammlung
Hall post
Wood
Paris, private collection
dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika
A 99 Toguna-Pfeiler
Holz
Turin, Sammlung F. F.
Pillar of a togu na
Wood
Turin, Collection F. F.
A 100 Figur mit erhobenem Arm (Hermaphrodit),
Djennenké
10. Jahrhundert / Holz
Paris, Musée du Quai Branly
Wenn es einen Star der Ausstellung gibt, dann ist es diese Figur.
Sie ist eine der ältesten, größten und berühmtesten DogonSkulpturen. Zweifellos zählt sie zu den Meisterwerken der
Weltkunst. Das Geschlecht des Wesens bleibt unbestimmt. Tief
herunterhängende Brüste identifizieren eine nährende Urmutter, am Unterleib erscheinen zwei Figuren wie Zwillingskinder.
Bart und Haarknoten hingegen sind männliche Attribute. Selbst
der üppige Schmuck unterstreicht die Verschmelzung der
Geschlechter: Sieben Armringe vereinen die weibliche (Vier) mit
der männlichen Zahl (Drei). Die markanten Gesichtszüge, insbesondere die in die Ferne blickenden Augen, strahlen Erhabenheit, Weisheit und meditative Ruhe aus. Die heftige Geste des
hochgereckten Arms stört die Ausgeglichenheit nicht, in der
Brust findet er ein bildnerisches Gegengewicht. Es ist diese
harmonische Vereinigung der Gegensätze, der die Skulptur ihren
künstlerischen Stellenwert verdankt.
Figure with raised arm (hermaphrodite),
Djennenké
10th century / Wood
Paris, Musée du Quai Branly
If one had to pick the most outstanding piece of all the works
shown in this exhibition, it would have to be this figure. It is one
of the oldest, largest and most famous Dogon sculptures, and
there can be no doubt that it is one of the masterpieces of world
art. The gender of the figure remains indefinite. Long pendulous
breasts identify a nurturing primordial mother, the lower
abdomen supports two small figures that bring to mind a pair
of twins. Beard and topknot, on the other hand, are male attributes. Even the opulent jewellery underlines the fusion of
genders: seven bracelets bring together the numbers four and
three, which are associated with femininity and masculinity
respectively. The striking features and the far-away gaze radiate
grandeur, wisdom and meditative calm. The upward thrust of
the arm does not disturb the carefully poised equilibrium; it is
visually counterbalanced by the breasts. And it is to this uniquely
harmonious fusion of opposites that the sculpture owes its
artistic significance.
Bildnachweise s. 11–31
a14, a46, M16: Musée du Quai Branly / Thierry Ollivier, Michel Urtado; a20, M11, s18: Robert T.
wall Family / don Tuttle; a66, a77, a89, s10, s22, s27, s28, s31, s40, s45, s49, s51, s64, s106:
Musée du Quai Branly / hughes dubois; a93: Musée du Quai Branly; a95: skulpturenmuseum im
hofberg landshut, stiftung Koenig / Toni Ott; a100, s115, s119: Musée du Quai Branly / Patrick
Gries; M13: Robert T. wall Family / scott Mccue; M15, s1, s113: Musée du Quai Branly / claude
Germain; M25: hermes Trust UK collection new York / eric Vigil; s5, s59, s63, s116: new Orleans
Museum of art; s13: Private collection new York / Benjamin watkins; s33, s42: hermes Trust UK
collection new York / steven sloman; s61, s92, s103: simonis archiv / J. schanze; s71: collection
Freilich Bruxelles / Frédéric dehaen, studio asselberghs; s121: sammlung horstmann
Titelmotiv: djennenke Figur, angekauft vom französischen staat dank des Mäzenats der aXa,
mit Unterstützung von hélène und Philippe leloup, Fotograf: Patrick Gries, © Musée du Quai Branly
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