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Nr. 04/2014 ROBERT INDIANA Zahlenspiele PAOLO SCHEGGI Pittura Oggetto FRANS VERBEECK S a t i r e a u f d i e To r h e i t EXTRAVAGANT J u w e l e n d e r Tw e n t i e s u n d T h i r t i e s SAMMELLUST Lassnig, Kippenberger und Co my Dorotheum: Inter view FRANK C O H E N Selfmademan und Sammler Preview der Auktion Zeitgenössische Kunst am 20. Mai 2014 mit Werken von Lucio Fontana und Paolo Scheggi. VIEW E D I T OR I A L D a s D o ro t h e u m – m i t s e i n e r ü b e r 3 0 0 - j ä h r i g e n G e s c h i c h te d a s ä l te s te K u n s t - Au k t i o n s h a u s d e r W e l t – h a t s e i n e K e r n k o m p e t e n z i n d e n G e m ä l d e s p a r t e n A l t e M e i s t e r, 1 9. J a h r h u n d e r t sowie Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst . Letzteres ist ein Bereich, der mit großem internationalen Erfolg ausgebaut werden konnte. In der vorliegenden Ausgabe des „Dorotheum myART MAGA ZINE“ sprechen der Brite Frank Cohen u nd der in It alie n le b e n d e De utsch e Vo lke r W. Fe ie ra b e n d üb e r ih re Sa m m l u n ge n von G egenwar tsku nst . Vorge ste llt w e rd e n w e ite rs a uch d ie „P ittura Og ge tto“ o d e r We rke e i n e r ös terreichis chen S ammlu ng , d ie d ie se n He rb st im Doroth e um z ur Ve rste ige run g ko mm e n . Ein besonderes Anliegen ist es mir, auf die vom Dorotheum initiierte VIENNA ART WEEK hinzuweisen, die heu er im Herbst z um ze h n te n M a l a usge tra ge n w ird . U n te r M itw irkun g s ä m t l i c h e r Wiener Museen, Kunstakademien und Galerien fokussiert sie auf das spannende Spektrum zeitgenös s is cher K u ns t , das d ie se St a d t a b se its h istorisch e r P fa d e z u b ie te n h a t . Auf Wiedersehen im Dorotheum oder auf dorotheum.com! MARTIN BÖHM Geschäftsführender Gesellschafter PA L A I S DOROTHEUM Nr. 04/2014 Coverfoto Frank Cohen vor Skulpturen von Ravinder Reddy Foto Steve Double / Camera Press / picturedesk.com Dorotheergasse 17, 1010 Wien, Österreich Tel. +43-1-515 60-570 [email protected] CLIENT ADVISORY SERVICES Constanze Werner Tel. +43-1-515 60-366 [email protected] AUKTIONSKATALOGE & ABONNEMENTS Tel. +43-1-515 60-200 [email protected] ROBERT INDIANA Zahlenspiele PAOLO SCHEGGI Pittura Oggetto www.dorotheum.com FRANS VERBEECK S a t i r e a u f d i e To r h e i t EXTRAVAGANT J u w e l e n d e r Tw e n t i e s u n d T h i r t i e s SAMMELLUST Lassnig, Kippenberger und Co IMPRESSUM my Dorotheum: Inter view FRANK C OHEN Selfmademan und Sammler Cover_U1_210x280_RZ.indd 84 Dorotheum myART MAGAZINE, September 2014. Vierte Ausgabe. Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien © Dorotheum GmbH & Co KG, DVR Nr. 0105104, FN 213974 v / Handelsgericht Wien, UID: AT U 52613505 Erscheinungsweise: 2x jährlich Konzept, Redaktion: Michaela Strebl-Pühringer, Doris Krumpl, Eva Müller-Soyer, Theresa Pichler, Valerie Matheis, Marie-Sophie Engel, Michael Wurm Grafik: Studio Corsaro, Creative Director Miriam Wanzenböck, Art Direction Bernd Ganser-Lion Lektorat: scriptophil. die textagentur Fotografen: elwoods, Raimo Rudi Rumpler, Tibor Rauch, Steve Double, Maria Ziegelböck Druck: Gutenberg Druck Druckfehler und Irrtümer vorbehalten. Kurzfristige Änderungen vorbehalten. Bitte entnehmen Sie aktuellste Informationen zu unseren Auktionen und Veranstaltungen unserer Webseite: www.dorotheum.com. Alle Angaben ohne Gewähr. 02.09.14 15:11 INHALT AUCTION CHOICE 06 S C H E G G I Licht und Schatten 44 M Y C H O I C E 10 V E R B E E C K S a t i r e a u f d i e To r h e i t 14 U N T E R B E R G E R Salonfähig Dorotheum-Experten stellen vor CITY 60 M A I L A N D 16 S I L B E R 64 V O L K E R W. F E I E R A B E N D Schätze aus dem Zarenreich 20 I N D I A N A Symbolkraft 24 P I T T U R A O G G E T T O Von Font ana bis Dadamaino 27 W O L F E R S Silberne Hochzeit DOROTHEUM 28 F R A N K C O H E N Selfmademan und Sammler Der Deutsche, der Italien liebt PASSION 68 M E S S E R S C H M I D T Bizarre Köpfe 70 S T A D L E R Back in Vienna 72 V I E N N A A R T W E E K Die Woche der Kunst wird 10 74 M I R Ó Von der Erde zum Himmel AUCTION HOUSE EVENTS 34 J U W E L E N & U H R E N 75 M E E T @ D O R O T H E U M Expertenporträts Ve ra n s t a l tu n ge n u n d C h a r i t y 38 D E S I G N 78 K L O S T E R S C H A T Z Gerti Draxler im Fokus Ausstellung St. Dorothea FAVOURITE STORY 40 F U N K E L N D E E X T R A VA G A N Z 80 H O H E N L O H E J u w e l e n d e r Tw e n t i e s u n d T h i r t i e s Geflügelter Käfer CONTACTS 82 D O R O T H E U M A d r e s s e n & Te r m i n e Paolo Scheggi, Mailand/Milan, 1966 © Eredi Ugo Mulas AUCTION 6 AUCTION LICHT UND SCHAT TEN PAO LO SC H E G G I AUCTION 8 Paolo Scheg gi gilt als einer der wichtig sten Ver treter der sogenannten Pittura Oggetto – jener Künstlergeneration, die z w i s c h e n d e n s p ä t e n 1 9 5 0 e r - u n d d e n f r ü h e n 1 9 7 0 e r - J a h r e n t ä t i g w a r. Im Dorotheum erzielen seine Arbeiten Rekordergebnisse. VON ALESSANDRO RIZZI Dadamaino – entwickelte Scheggi eine tiefe freundschaftliche und berufliche Beziehung. Mit ihnen teilte er die Überzeugung, dass die Kunst einem bestimmten Forschungswillen entspringen, dass sie höchster Strenge und einer klaren Intuition folgen müsse. Den Irrationalismus und die Zufälligkeit der im vorhergehenden Jahrzehnt vorherrschenden informellen Kunst gelte es zu überwinden. Scheggi selbst hatte sich dieser Richtung in jungen Jahren angeschlossen, als er zwischen 1958 und 1960 seine ersten Blecharbeiten schuf. 1960 wurden sie in der Galerie Numero in Florenz ausgestellt; noch im selben Jahr distanzierte er sich allerdings von diesen ersten künstlerischen Gehversuchen, um sich der Leinwand als Material für sein Schaffen zu widmen, das fortan im Zeichen der von Bonalumi erwähnten unablässigen Forschung stehen sollte. Von den frühen 1960er-Jahren an schuf Paolo Scheggi die sogenannten Intersuperfici – monochrome Werke aus drei hintereinander montierten Leinwänden, die von elliptischen bzw. kreisrunden Löchern gekennzeichnet sind. Zentrales Element des Kunstwerkes bildet die Leere. Die ersten Intersuperfici wurden 1962 im Rahmen seiner zweiten, von Lucio Fontana Weltrekord für Paolo Scheggi bei der Auktion Zeitgenössische Kunst am 20. Mai 2014: Zone Riflesse, 1965 Acryl auf 3 übereinander gelegten Leinwänden, 120 x 80 x 5,5 cm erzielter Preis € 573.300 präsentierten Einzelausstellung in der Galerie Il cancello in Bologna gezeigt. Seine plastisch-volumetrischen Forschungen führten „Für Paolo Scheggi war Kunst stets auch eine Suche – Scheggi in der Folge über das schlichte Kunstwerk im Sinne der Erforschung der Wirklichkeit durch hinaus; er untersuchte seine räumliche Beziehung zur den Menschen selbst“, so 1976 sein Kollege und gesamten Umgebung und entwarf architektonische Freund Agostino Bonalumi. Paolo Scheggi wurde Räume, die stets den seine künstlerische Tätigkeit 1940 in Florenz geboren, wo er auch seine Ausbil- prägenden rigorosen formellen Kriterien folgten: 1964 dung erfuhr. Nach Aufenthalten in Rom und London konzipierte er für Germana Marucellis Mailänder wählte er schließlich Mailand zu seiner Heimat und Schneiderei je nach Raumbedürfnissen austausch- ließ sich 1961 dort nieder. In den frühen Sechziger- bare Flächenmodule. Im selben Jahr begann er mit jahren war die Stadt Zentrum neuer künstlerischer den Architekten Alessandro Mendini und Giuseppe Strömungen, die sich um die Person Lucio Fontanas Mario Oliveri zusammenzuarbeiten und beteiligte entwickelten. Insbesondere zu einer Gruppe junger sich an vielen anderen Architekturprojekten. 1964 Künstler – unter ihnen Enrico Castellani, Agostino fand schließlich auch seine erste Einzelausstellung Bonalumi, Piero Manzoni, Getulio Alviani und im Ausland, in der Brüsseler Galerie Smith, statt. Paolo Scheggi, Zone Riflesse, 1964 Acryl auf übereinandergelegten Leinwänden, 60 x 70 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Scheggis Arbeiten bestechen durch Eleganz, Linearität und Anmut, durch ihre Mischung von Kunst und Design, das rationale Gleichgewicht von vollen und leeren Flächen, Licht und Schatten. Der Kunstmarkt hat Paolo Scheggis Œuvre leider erst spät entdeckt. Die lebhafte Nachfrage nach seinen Werken führte zu einem exponenziellen Ansteigen ihres Wertes. Manch einer meint, dies sei vor allem auf Marktspekulationen zurückzufühScheggis Suche nach einem rigoros modulierten ren. Andere hingegen schätzen Scheggis vorbildhafte Raum, nach der „Serisierung als entscheidendes Wirkung, den wesentlichen Beitrag, den er zur Erfor- Formelement“ manifestierte sich in seinem Schaf- schung von „Kunst und Raum“ leistete. Tatsache fen vor allem ab Mitte der 1960er-Jahre: War in ist: Der kurzen und intensiven Schaffensperiode des der Asymmetrie der die ersten Intersuperfici kenn- 1971 frühzeitig verstorbenen Paolo Scheggi dürfte zeichnenden leeren Stellen Scheggis ursprüngli- eine neue, lange Blütezeit seines Œuvres folgen. che Formfreiheit sichtbar geworden, schuf er nun strenger strukturierte Leinwände mit rein geometrischen, auf der Malfläche symmetrisch angeord- Alessandro Rizzi ist Experte für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst im Dorotheum. neten Elementen, auf denen Kreise und gerade Linien den Raum plastisch gestalten. In Weiterentwicklung dieser plastischen Forschung entstanden Werke, die den Raum durch ihre physische Präsenz dominieren: die sogenannten Strutture modulari („modulare Strukturen“). Diese Parallelepipede aus Aluminium bzw. Plexiglas sind in sich durch kubische Elemente strukturiert, die so wie die hintereinander montierten Leinwände kreisförmige leere Stellen aufweisen. Dass die Kuben untereinander austauschbar sind, dass der Betrachter selbst Hand anlegt, „verleiht ihm gleichermaßen Mitverantwortung für das plastische Leben des Werkes“, erklärte der Künstler 1967. Mit der „Intercamera plastica“, einem 1967 in der Galerie Naviglio ausgestellten betretbaren Raum, der durch regelmäßige, kreisförmige leere Stellen moduliert wurde, erreichte Scheggi eine uneingeschränkte aktive Beteiligung des Betrachters am Kunstwerk. In den ausgehenden 1960er-Jahren dehnte sich Scheggis unaufhaltsames künstlerisches Experimentieren auch auf das Theater aus: Er konzipierte Aufführungen und Performances mit künstlerischpolitischen Elementen. Paolo Scheggi, Intersuperficie curva – Bianco, 1969 Aluminium bemalt, 50 x 50 x 12 cm Schätzwert € 35.000 – 50.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 AUCTION 10 S A T I R E AU F DIE TORHEIT Frans Verbeeck (Mechelen ca. 1510 – 1570) Der Narrenhandel (Satire auf die menschliche Torheit) Öl/Leinwand, 135 x 188 cm Schätzwert € 900.000 – 1.200.000 Auktion Alte Meister, 21.Oktober 2014 AUCTION 12 Die Oktoberauktion „Alte Meister“ präsentiert ein seltenes Ölbild – ein Hauptwerk vo n F ra n s Ve r b e e c k , d a s d i e N a r r e t e i d e r M e n s c h e n humorvoll aufs Korn nimmt. VON ALEXANDER WIED Der Name Verbeeck dürfte bis jetzt nur Spezialisten dort kurz an einem Altar, zu dem er den Auftrag bekannt gewesen sein. Nun kommt ein imposantes nicht erhalten sollte, und auch die Malerfamilie Hauptwerk dieser Malerfamile zur Auktion – Ein Verbeeck war in Mechelen tätig. Anlass, sich näher mit dem Schaffen der Familie Detail: Ein Korb voller Narren Verbeeck auseinanderzusetzen. Die Verbeecks waren Das außergewöhnliche Bild „Der Narrenhandel“ im 16. Jahrhundert in Mechelen tätig, nicht weit von wurde bereits zwei Mal, 1980 und 2003, unter Löwen und den großen Zentren Brabants, Brüssel dem Namen Frans Verbeeck publiziert. Da meh- und Antwerpen. In Mechelen war die Wasserfar- rere Maler mit dem Namen Frans und auch Jan benmalerei auf Leinwand zuhause; diese diente teils Verbeeck in Mechelen gelebt haben, bedarf die- als Ersatz für die teureren Tapisserien, zum Teil war se Zuschreibung einer kurzen Erläuterung: Man es billige Kunsthandelsware, von der aufgrund ihrer muss sich eine vielköpfige Malerdynastie vorstel- geringen Haltbarkeit wenig erhalten ist. Karel van len, die in einem weit verzweigten Werkstattbe- Mander schrieb in seinem „Schilder-Boeck“ (Haarlem trieb Bilder produzierte. Diese könnten, so Paul 1604) in der Lebensbeschreibung des Hans Bol, dass Vandenbroeck 1981, „aufgrund weitgehender kom- in Mechelen 150 solcher Ateliers bestanden. Hans positorischer, stilistischer und ikonografischer Bol sowie Lucas und Marten van Valckenborch Verwandtschaften […] der ,Gruppe Verbeeck‘ kamen aus Mechelen, Pieter Brueghel d. Ä arbeitete zugeschrieben werden“. Daher „erscheint es vorläufig unsinnig, über ,Frans‘ oder ,Jan‘ Verbeeck zu reden und die hier genannten Werke einem dieser Künstler zuzuschreiben“. Nichtsdestoweniger wurde das Bild zuletzt im Ausstellungskatalog „De Zotte Schilders“ (2003) neuerlich als Werk Frans Verbeecks publiziert, dieses Mal mit dem Zusatz „de Oude“ – das heißt, dass man es einem älteren Frans Verbeeck zuwies.1 Die Ikonografie des Bildes ist äußerst komplex: In einer offenen, wiesenbegrünten Landschaft handeln unter einem großen Baum Kaufleute mit zahlreichen kleinen Männchen. Diese sind zum Teil durch ihre Kappen und Schellen als Narren zu erkennen. Diese Handelsszene kann nur als Allegorie zu verstehen sein: Sie verbildlicht wohl, dass menschliche Jan Op de Beeck, De Familie Verbeeck. Een raar schildersgeslacht uit Mechelen, in: De Zotte Schilders, Mecheln 2003, S. 45–54; S. 51–53. Im Katalog sind die Werke auf zwei Generationen aufgeteilt; man kam inklusive der Werkstattarbeiten auf insgesamt 33 Gemälde und 37 Zeichnungen. 2 102 x 158 cm, mit der Provenienz aus der Sammlung Hellberg, Stockholm 1938 1 Detail: Liebesnarretei Die im Bild angebrachten Schrifttäfelchen beinhalten möglicherweise kurze Sentenzen aus solchen Rederijker-Texten, sind aber kaum mehr lesbar. Ein Beispiel: Über dem Reigentanz rechts im Hintergrund hängt ein Käfig mit einem Narren; er sitzt auf einem großen Ei, aus dem ein kleiner Narr schlüpft – ein Verweis auf das Sprichwort „men mag geen zot eieren laten uitbroeden“ („Man lasse keinen Narren Eier ausbrüten“), das heißt Narren brüten nur wieder Narren aus. Torheit immer im Umlauf und somit unausrottbar ist – eine Satire auf die Narrheit der Menschen. Von den übrigen „Tüchlein“ der Verbeecks weichen auch das ungewöhnlich große Format des Gemäldes Im Vordergrund sitzen Kaufleute an einem Tisch und die Verwendung von Ölfarben im Unterschied und wiegen kleine Narren, während ein Wander- zu den sonst ausschließlich eingesetzten Tempera- krämer und seine Frau aus Sack und Körben wei- farben ab. tere anbieten. Der Krämer ist wie mit einer Trense geschirrt und hat an der Stirn einen kleinen Eine reduzierte und etwas verkleinerte Werkstatt- Narren sitzen, der mit dem Hammer auf die kopie2 kam am 16. Oktober 2007 (Kat. Nr. 38 mit bekannte Steinoperation anspielt. Die operative Farbabb.) im Dorotheum in Wien zur Auktion. Entfernung eines Steins aus der Stirn war ein von Sie reicht in der malerischen Qualität nicht an das Hieronymus Bosch ausgehendes Bildthema, das vorliegende Exemplar heran, das den Prototyp der im 16. und 17. Jahrhundert in zahlreichen Varia- Komposition darstellt und als ein Hauptwerk des tionen verbreitet war. Die Botschaft ist einfach: Hauptmeisters dieser Malerfamilie anzusehen ist. Dummheit lässt sich operativ nicht entfernen, die Operation ist nutzlos, also ebenfalls närrisch. Die Kunst der Verbeecks kann in ihrer stilistischen Eigenart und selbstständigen, reichen Ikonografie Genauso närrisch ist ein links der Hauptszene zu unabhängig neben das Werk der großen Meister sehendes Pilgerpaar, das in Anbetung vor einem Bosch und Brueghel gestellt werden. Im Gegensatz alten Narrenpaar niederkniet. Die Närrin säugt und zu jener der Bosch-Nachfolger Pieter Huys und Jan füttert gleichzeitig einen kleinen Narren mit Brei. Mandyn geht sie, wie Vandenbroeck betont, weder direkt auf Bosch noch auf Brueghel zurück. Kritisch in den Blick gerät auch der Klerus: Das Liebespaar rechts am Bildrand ist als Mönch und Die Verbeecks schufen eine Bildwelt sui generis, die Nonne erkennbar. Sie sind dem Kloster entsprungen in ihrer Seltsamkeit in der zeitgenössischen nieder- und frönen der Liebesnarretei. ländischen Malerei keine Parallele hat und uns mit ihren bisweilen bis ins Skurrile und Karikaturhafte Anregung oder Anleitung zu vielen anspielungsrei- gesteigerten Menschentypen aus der flämischen chen, rebusartigen Details findet der Betrachter in Folklore überrascht und erstaunt. den satirischen Reimtexten der Rhetorikergilden, der „Rederijkers“ (vergleichbar etwa mit den heutigen Das gut erhaltene Bild zeigt beispielhaft die hohe Karneval- und Faschingsrednern), in denen Untu- Qualität, die die meist ruinösen Wasserfarben-Bilder genden und Torheiten aufs Korn genommen wurden. der Verbeeck-Gruppe nur mehr erahnen lassen. Alexander Wied ist Kunsthistoriker und war von 1992 bis 2008 als Kustos an der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums Wien tätig. AUCTION 14 F r a n z R i c h a r d U n t e r b e r g e r, g e f e i e r t e r E x p o n e n t der Düsseldorfer Malerschule, verlieh der Italien-Sehnsucht des 19. Jahrhunder ts mit Postkartenmotiven des Golfs von Neapel und der Amalfi-Küste Ausdruck. Das Dorotheum scheint ein bevorzug ter Verk aufsor t für frühe Unterbergers zu sein, wie auch das im Herbst angebotene Neapel-Gemälde beweist. VON SYBILLE MOSER-ERNST SALON Das Glitzern des an den Sandstrand rollenden Meer- mehrfach. Einige von Unterbergers spätesten Italien- wassers wusste Franz Richard Unterberger ebenso Bildern fanden ihren Weg bis ins ferne Buffalo und gut zu malen wie Sonne, Glut und den aufsteigenden New York, sogar bis Melbourne. Wasserdampf, der an der fernen Horizontlinie die Silhouette des Vesuvs und das um den Vulkan auf- Franz Richard Unterberger hatte in der ganz gro- steigende Gewölk mit dem im grellen Mittagslicht ßen Gilde der europäischen Maler einen guten gleißenden Meer vermählt. Franz Richard Unterber- Namen; seine Bilder waren im Pariser „Salon“ und ger war ein rechter Meister der bildhaften Darstel- im Münchner „Glaspalast“ so gut bekannt wie in lung von naturhaften atmosphärischen Qualitäten Wien, Berlin und London. Oder in Brüssel, das er zu im Gemälde und machte damit seine Italien-Ansich- seiner zweiten Heimat erkoren hatte. Auch wenn die ten, vor allem jene der Costiera Amalfitana und des Moderne und die Abstrakte das Prospekthafte einer Golfs von Neapel, unnachahmlich. Genau das reizte virtuosen Landschaftsmalerei für einige Jahrzehn- noch zu seinen Lebzeiten zum nacheifernden Kopie- te mit Geringschätzung straften: Liebhaber und ren – und so begegnen wir heute im Kunsthandel Sammler garantierten das Überdauern der „Salon- immer wieder Versuchen von fremder Hand. Das malerei“ und somit auch eines Unterberger. Unterscheidungsvermögen des Experten ist umso mehr gefragt, als Unterberger selbst Motive, die in den Anstelle des noch ungekannten Fernsehens lud 1870er-Jahren besonders gut angekommen waren, im 19. Jahrhundert das Tableau mit dem opulen- in seiner späten Schaffensperiode wiederholte – ten Goldrahmen, der die Distanz zum innerbildli- und das oft sogar, mit geringfügigen Änderungen, chen Geschehen – hier des harten Fischerlebens – AUCTION 15 FÄHIG bewahrte, zum Einstieg in eine imaginierte Welt. In München und Mailand war Franz Unterberger Der Künstler hielt den „fruchtbaren Augenblick“ Akademieschüler gewesen, in Düsseldorf hatte er einer Stimmung im ästhetischen Erinnerungsbild die Freiheit eines Privatschülers der Akademie fest. Im „Déjà-vu“, welches das idealische genre lehrer Andreas und Oswald Achenbach genossen. mäßige Arrangement hervorrief, befriedigte der Neben der Pflege des gesellschaftlichen Lebens im Bildungsbürger seine Italien-Sehnsucht. Als wäre es noblen Verein „Malkasten“ zeichneten diese auch der Bilder „Absicht, den Fremdenverkehr zu heben“ den künstlerischen Aufstieg ihrer prominenten (Cornelius Gurlitt), konnte die „impressionistische“ Schüler mit Stolz auf. Schade, dass der heute bis- Malweise, die nichts mit dem Programm der Fran- weilen einäugigen kunsthistorischen Forschung zosen zu tun hat, der neuen „Faszination Land- manche durchaus auffindbare Karteikarten entge- schaft“ Genüge tun. Angesichts der in scheinbarer hen – wie eben jene Franz Richard Unterbergers Fotorealität entwickelten, subjektiv in bravouröser von der Düsseldorfer Malerschule, aufbewahrt in Hellmalerei wiedergegebenen Natur sprechen wir der Akademie. Damit wird ein wichtiges Segment von perspektivischem „Illustrationsrealismus“ und des Kunstschaffens des 19. Jahrhunderts vorerst „Poesie der Wahrheit“. Unterberger erarbeitete sich weiterhin in erster Linie von den größten Auktions- vor Ort die Motive, hielt sie in kleinem Format auf häusern gezeigt. Holz fest, um dann in den Wintermonaten im Atelier im Pariser Vorort Neuilly szenisch inszenierte Großgemälde zu fertigen. Sybille Moser-Ernst ist Universitätsprofessorin für Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck. Franz Richard Unterberger Castellmare Golfo di Napoli um 1876/77, Öl auf Leinwand 75,5 x 144,5 cm Schätzwert € 40.000 – 60.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts 23. Oktober 2014 SILBER S C H Ä TZ E AUS Seit zehn Jahren steigt die Nachfrage nach Gold- und Silberarbeiten vom Zarenhof rasant . Vor allem wohlhabende Russen wollen ihr nationales Kulturgut zurück in die Heimat bringen. V O N M A R I E -T H É R È S E H A R T I G Kennen Sie „Serebro“? Wenn nicht, dann ist das auch Mag Fabergé auch der berühmteste Name am keine große Bildungslücke. Die russische Girlgroup, russischen Hof gewesen sein, so war er doch bei deren Name auf Deutsch „Silber“ bedeutet, vertrat Weitem nicht der einzige Schmuckkünstler. Und ihre Heimat 2007 beim Eurovision Song Contest in schon gar nicht der erste: Bereits 1721 verzeichnete Helsinki und errang dort immerhin Platz drei. Trotz- das „Löbliche Amt der Gold- und Silberarbeiter in dem: Wenn die Rede auf Silber und Russland kommt, St. Petersburg“ vor allem deutsche Meister als Mit- dürfte kaum jemand an die drei Mädels aus Moskau, glieder, gefolgt von Schweden, Finnen, Dänen und fast jeder vielmehr an Fabergé denken. Denn inzwi- Franzosen sowie Österreichern, Briten, Armeniern schen wissen – nicht zuletzt durch die große Aus- und Italienern. Aus Russland stammten laut den stellung im Wiener Kunsthistorischen Museum im Aufzeichnungen bis 1768 nur 14 Meister. „Zar Peter heurigen Frühjahr – auch weniger kunstaffine Zeit- der Große befürwortete den Zuzug von Ausländern genossen, dass der Hofjuwelier des Zaren nicht nur aus dem westlichen Europa, um in seiner neuen die berühmten imperialen Ostereier, sondern für das Hauptstadt St. Petersburg Kunst, Kultur und Wis- gehobene Bürgertum auch erschwingliche Pretiosen senschaft zu fördern“, erklärt Georg Ludwigstorff, und sogar Alltagsgegenstände schuf. Silberexperte im Dorotheum, die lange Tradition AUCTION 17 DEM ZAREN REICH Pawel Owtschinnikow Monumentale Prunkschale („Ladija“), 1908 – 1917 Kristallglas mit Silbermontierung, 50 x 21 x 37,5 cm Moskauer Kokoschnikkopfpunze Erzielter Preis € 248.800 AUCTION 18 Zar Alexander I. – Vier seltene Flaschenkühler aus einem Service des Zaren St. Petersburg, Silber, vergoldet, rund, godronnierter Rand, Höhe 19 cm, Gewicht 7158 g Meisterzeichen Johann Dietrich Tideman (1775 – 1837) Schätzwert € 18.000 – 28.000, Auktion Silber, 25. November 2014 russischer Juwelierskunst. „Anfangs prägte vor allem holzhalter, Tischuhren und Fotorahmen wurden der Einfluss der deutschen Silberschmiede, insbeson- von den Fabergé-Werkmeistern, besonders Michail dere jener aus Augsburg und Nürnberg, die Gold- Perchin, Henrik Wigström und Erik Kollin, aus und Silberarbeiten, im Empire dominierte dann der Gold und Silber, Edelsteinen und Emaille gefertigt. französische Geschmack, und erst im 19. Jahrhundert Auch kunstvolle Pastillen- und Schnupftabaks entwickelte sich in Russland ein eigener Stil.“ döschen, Duftfläschchen und Zigarettenetuis, Manschettenknöpfe, Hutnadeln und Schirmgriffe waren trotz kostbarster Materialien für den alltäglichen Gebrauch bestimmt. Ähnlich wie Tiffany produzierte Fabergé für jedes Budget. Daher kann man einzelne Stücke – etwa Zar Nikolaus II. – Geschenkbrosche vom Kabinett des Zaren Gold, Diamanten, Smaragde St. Petersburger Kokoschnikkopfpunze 1908 – 1917 Besonders gefragt war Niello-Dekor, hergestellt Schätzwert € 8.000 – 9.000 nach einer alten Technik (abgeleitet von lateinisch Auktion Silber, 25. November 2014 „nigellus“ = „schwarz“), bei der in einen Silbergegen- aus einem Silberbesteckservice – heute schon für zweistellige Euro-Beträge kaufen. Größere Silberobjekte werden laut Georg Ludwigstorff um 2.000 bis 3.000 Euro angeboten. Tendenz steigend, denn viele wohlhabende Russen bemühen sich seit der Öffnung des russischen Marktes intensiv darum, ihr nationales Kulturgut in die Heimat zurückzubringen. Paradebeispiele dafür sind die Oligarchen stand zuerst Muster eingeritzt, die Vertiefungen dann Viktor Vekselberg und Alexander Iwanow: Der eine mit Niellomasse, einer geschmolzenen Mischung kaufte 2004 die legendäre Forbes-Fabergé-Collection aus Silber, Kupfer, Blei und Schwefel, aufgefüllt und (inklusive neun imperialer Ostereier) und stellt sei- anschließend glatt poliert wurden. Zu den beliebtes- ne Sammlung seit November 2013 in St. Petersburg ten Dekoren zählten Schachbrettmuster, Blumen und öffentlich aus. Der andere erwarb 2007 für Blüten sowie typisch russische Sujets, zum Beispiel 8,9 Millionen Pfund (rund 12,5 Millionen Euro) das der kaiserliche Adler, Schlittengespanne oder Dar- „Rothschild-Ei“ und eröffnete 2009 das Fabergé- stellungen berühmter Kirchen und Klöster. Beson- Museum in Baden-Baden. ders die in Tula hergestellten silbernen Tabaksdosen gelten als herausragende Kunstwerke. Dass neben der überwiegend russischsprachigen Klientel zunehmend Käufer aus dem Mittleren Erstaunlich, dass aus dem Haus Fabergé keine Osten und Asien ins Auktionsgeschehen einstei- niellierten Arbeiten bekannt sind. Dafür erlangte gen, ist mit ein Grund für die Verdreifachung der das Unternehmen mit seinen Emailledekors Welt- Preise seit dem Jahr 2000. Auch die Öffnung der ruhm, für die bis heute Spitzenpreise erzielt wer- russischen Archive in den 1990er-Jahren dürfte den. Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs wie zur Marktentwicklung beigetragen haben, da seit- Brieföffner und Siegel, Aschenbecher und Zünd- her viel mehr über Originalkommissionen bekannt AUCTION 19 ist und Provenienz für Sammler immer wichtiger wurde. Und schließlich ist das Angebot begrenzt: Wird ein gutes Stück erst einmal einer russischen Sammlung einverleibt, kommt es vermutlich nicht wieder auf den Markt. „Im Regelfall stammen die Objekte, die wir zur Versteigerung bekommen, aus westlichen Sammlungen oder von Emigranten“, KAISERLICHRUSSISCHE HOFLIEFERANTEN IWAN PETROWITSCH CHLEBNIKOW (St. Petersburg, bis 1867) berichtet Georg Ludwigstorff, „und fast alles geht PAWEL AKIMOW OWTSCHINNIKOW (Moskau, bis 1908) nach Russland beziehungsweise an russische Käu- GEBRÜDER GRATSCHEW (St. Petersburg, bis 1908) fer.“ Die Verkaufserfolge sind so überzeugend, dass das Dorotheum seit 2011 zweimal jährlich eigene Auktionen samt Katalog für russisches Silber veranstaltet und dabei regelmäßig internationale Spitzenpreise erzielt. So spielte beispielsweise ein Set von vier Kerzenleuchtern aus dem Service der Zarin Katharina II. (der Großen) statt der erwarteten 70.000 bis 90.000 Euro im Mai 2010 stolze 208.550 Euro ein, und Pawel Owtschinnikows monumentale Prunkschale „Ladija“ fand 2008 gar für 248.800 Euro einen neuen Besitzer. Angesichts des hohen Preisniveaus ist beim Onlinehandel mit russischem Silber besondere Vorsicht geboten. Vladimir Saemmler-Hindrichs, ein ameri kanischer Händler für russische Kunst, zeigt sich davon überzeugt, dass so gut wie alles vermeintlich russische Silber, das bei Ebay angeboten wird, gefälscht ist. „Wenn es dekorativ, emailliert, innen goldbeschichtet, mit ‚84‘ punziert ist und weniger als 5.000 Dollar kostet, dann handelt es sich mit großer Sicherheit um eine Fälschung.“ Daher rät SaemmlerHindrichs, unbedingt den Rat eines Experten einzuholen. Zum Beispiel im Dorotheum. Marie-Thérèse Hartig ist Journalistin in Wien mit Schwerpunkt Kunstmarkt und Wirtschaft. Sie schreibt u. a. für „Der Standard“, „Gewinn“ und „Trend“. W. A. BOLIN (St. Petersburg, bis 1917, von da an Hoflieferant des schwedischen Königshauses) PETER CARL FABERGÉ (St. Petersburg, bis 1917) Fabergé beschäftigte mehr als 30 Gold- und Silberschmiede. Die wichtigsten waren Erik August Kollin (Finne, bis 1886 Werkstattleiter der Manufaktur, Markenzeichen E.K.) Michail Jewlampjewitsch Perchin (Russe, ab 1886 bis zu seinem Tod 1903 Werkstattleiter, verantwortlich für die imperialen Ostereier, Markenzeichen M.P., in kyrillischer Schrift: M.П.) Henrik Wigström (Finne, übernahm 1903 die Werkstattleitung und die Fertigung der Zaren-Ostereier, Markenzeichen H.W.) August Wilhelm Holmström (Finne, ab 1857 Chefjuwelier, Markenzeichen AH) Alma Pihl (Russin, einzige weibliche Werkmeisterin bei Fabergé, Schwester von Oskar Pihl und Großnichte von August Holmström, Schöpferin des berühmten Winter-Eis und des Mosaik-Eis sowie zahlreicher Schmuckstücke, u. a. einer Sammlung von Schneeflocken-Juwelen) Oskar W. Pihl (Russe, Chef-Werkmeister, Bruder von Alma Pihl, geschätzt für seine kleinen Schmuckstücke, z. B. Krawattennadeln, Markenzeichen OP) Julius Rappoport (Russe, einer von wenigen jüdischen Handwerkern bei Fabergé, wichtigster Hersteller von Silberobjekten in St. Petersburg, Markenzeichen I.R., in kyrillischer Schrift: I.P.) Wilhelm Reimer (Este, bekannt für seine kleinen Emaille- und Goldobjekte, Markenzeichen W.R.) Fedor Rückert (Russe, bekannt für seine Cloisonné-Emaille Objekte, Markenzeichen F.R., in kyrillischer Schrift: Ф.P.) Zarin Katharina II. (die Große) – vier Kerzenleuchter mit zweiflammigen Girandoleinsätzen aus dem Service der Zarin, 1768/69 Silber, Höhe 48 cm, Gewicht 8534 g Erzielter Preis € 208.550 SYM B L KRAF T AUCTION 21 Im Herbst werden im Dorotheum Robert Indianas Zahlenskulpturen „NUMBERS ONE through ZERO“ erstmals als komplette Serie in einer Auktion angeboten. Sie sind eine poetische Kondensation der facettenreichen Auseinandersetzung des Künstlers mit der symbolischen, allegorischen und formalen Bedeutung der Zahlen. VON PE T R A S C H ÄP E R S U N D S USAN N E Z I M M E R M AN N Robert Indiana NUMBERS ONE through ZERO, 1978 – 2003 Aluminium polychrom gefasst 45,7 x 45,7 x 25,4 cm (inkl. Sockel) Schätzwert € 750.000 – 900.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 26. November 2014 AUCTION 22 © Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve „Meine intensive Beschäftigung mit Zahlen, das erste Mal, dass ich sie bewusst wahrnahm, hat mit der Tatsache zu tun, dass ich in 21 verschiedenen Häusern gelebt habe, bevor ich 17 Jahre alt war, und als Kind war es ein toller Zeitvertreib, durch die Landschaft zu fahren und diese unterschiedlichen Häuser zu besuchen und zurückzugehen zu Haus Nummer 1 und Nummer 2. Das ist die erste wichtige Verbindung. Im Übrigen sind Zahlen einfach deswegen so faszinierend, weil es Zahlen sind, jede einzelne aufgeladen mit einer Vielzahl von Bezügen und Bedeutungen.“1 Die plakativen Zeichenbilder Robert Indianas zählen zu den radikalsten Äußerungen der Pop Art. Ihre prägnante Einfachheit hat diese Werke selbst zu einer Art Logo werden lassen; sie führen die revolutionären Prinzipien der amerikanischen Pop Art zu einer Apotheose. Robert Indiana kombiniert und variiert seine Zeichen auf überaus individuelle Robert Indiana, Vinalhaven, 2006 Weise, er definiert beziehungsweise stilisiert mit ihrer Hilfe sich selbst und seinen Werdegang und reichert sie mit Assoziationen an. Nach seinem Freund William Katz sind die auf den ersten Blick „eingängigen Zeichen der geometrisch formalisierte Ausdruck eines empfindlich detaillierten inneren Dialogs“2. Die ersten reinen Zahlenbilder Robert Indianas entstanden parallel und in Wechselwirkung mit den „American Dreams“ Anfang der 1960er-Jahre. Indiana entwickelte seine Zahlensysteme aus einer Alltagssituation heraus, indem er den Schrifttypus seiner Zahlen einem Bürokalender entnahm, der ihm in seinem Atelier am New Yorker Coenties Slip in die Hände gefallen war. Von Beginn der Zahlensequenzen als Gemälde oder Druckgrafik in den 1960er-Jahren bis zu den monumentalen „NUMBERS“-Plastiken an der Park Avenue in New York 2003 veränderte er ihre aus der Schriftart Modern 20 entwickelte Form nicht wesentlich. Der amerikanische Maler der Zeichen. Robert Indiana / The American Painter of Signs. Robert Indiana. Ausstellungskatalog Museum Kurhaus Kleve, 26.8.2007 – 6.1.2008, Museum Wiesbaden, 20.1. – 18.5.2008. Kleve 2007, S. 24 2 Ebd., S. 30 1 Robert Indiana, „Skizze, entnommen einem Statement zur Vollendung der Nummer EINS, der ersten Zahl in einer Serie von Nummern, die von Melvin Simon and Associates 1981 erworben wurden, 2003“ © Bildrecht, Wien 2014 Courtesy of Paul Kasmin Gallery AUCTION 23 Die meisten der runden Zahlen weisen eine natürliche Spannung und Bewegung auf, was ihnen eine besondere Leichtigkeit verleiht. Zahlen wie 2, 5 oder 7 besitzen keinen geraden Unter- oder Oberstrich; dieser wird durch seine Wellenbewegung zu besonderer Elastizität und Spannung entwickelt und lagert dadurch nur punktuell auf der Standfläche. Die im Herbst im Dorotheum angebotenen „NUMBERS ONE through ZERO“ (1978 – 2003) repräsentieren eine charakteristische Mischung der Disziplinen Malerei und Skulptur. Die zweidimensionalen Zahlen werden von Robert Indiana zum dreidimensionalen Objekt verformt; dabei ist er darauf bedacht, dass die Tiefe der Skulpturen etwa der Hälfte ihrer Höhe und Breite entspricht, was ihnen eine monumentale Solidität verleiht. Die Zahlenskulpturen sind eine poetische Kondensation der facettenreichen Auseinandersetzung Indianas mit der symbolischen, allegorischen und formalen Bedeutung der Zahlen. Nicht nur die Kardinalzahlen an sich sind mit Symbolik beladen, auch die von ihm für die einzelnen Ziffern gewählte Farbe ist es. Indiana setzt bei den Zahlen jeweils starke Farbkontraste zwischen der großen Front und den Konturen, die er bei den einzelnen Serien der „NUMBERS“ variiert. Vor allem bei der Bewegung des Betrachters vor der Skulptur ergibt sich das von Indiana gewünschte farbliche Zusammenspiel. Blau und Rot stehen in der EINS für die Geburt des Menschen, Grün und Hellblau kennzeichnen in der ZWEI die Kindheit, Blau und Orange symbolisieren in der DREI die Jugend, Rot und Gelb stehen bei der VIER für den Übergang von der Jugend zum Erwachsenendasein. Die FÜNF ist als Beginn der Blüte des Lebens in Hellblau und Weiß dargestellt, in der SECHS verbildlichen Rot und Grün die Blüte des Lebens, Orange und Blau weisen auf den Frühherbst des Lebens in der SIEBEN hin. Die Farben der ACHT, Rot und Lila, signalisieren den Lebensherbst, Gelb und Schwarz vermitteln das Gefühl der Warnung vor dem Ende in der NEUN, und die NULL steht für den Tod, das Ende des Lebenszyklus, mit den beiden Nicht-Farben Grau und Weiß. Die skulpturale Serie der „NUMBERS“ führt auf eingängige und plakative Weise unser eigenes Sein vor Augen und verleiht dadurch den überall in unserem Alltag vorkommenden Zahlen eine ganz besondere Bedeutung. Petra Schäpers ist Expertin für Zeitgenössische Kunst sowie Leiterin der Dorotheum-Repräsentanz Düsseldorf. Susanne Zimmermann ist Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin der Dorotheum-Repräsentanz Düsseldorf. AUCTION 24 PITTURA OGG Fontana, Bonalumi, Castellani, Scheggi und Dadamaino präg ten die Mailänder Kunstszene der 1960er-Jahre. Ihre Objekt-Malereien, bek annt als Pittura Og getto, zählen zu den Höhepunkten der Dorotheum-Auktion Ze i t g e n ö s s i s c h e K u n s t i m N o v e m b e r. VON ALESSANDRO RIZZI AUCTION 25 Mit dem Wirtschaftsboom der ausgehenden 1950er- Scheggi ließ sich 1961 in Mailand nieder; nach den und beginnenden 1960er-Jahre etablierte sich Mailand Anfängen, die im Zeichen der informellen Kunst als Zentrum diverser künstlerischer Strömungen. gestanden waren, hatte er in seinem künstlerischen Sie machten die Stadt zu einem Bezugspunkt der Ausdruck an Selbstbewusstsein gewonnen und internationalen Kunstszene. folgte nun einer programmatischen Absicht, die er später mit Bonalumi und Castellani teilte. Die drei Bereits in der Nachkriegszeit hatte Mailand die Künstler fokussierten ihre Forschungen auf die Ver- von Lucio Fontana eingeleitete plastisch-räumliche wendung der Leinwand, die zwar ein traditionelles Revolution erlebt, die in der Folge von Vertretern Kunstmedium war, sich aber auch für neuartige einer neuen Generation wie Agostino Bonalumi, Experimente eignete, bei denen die Leinwand selbst Enrico Castellani, Paolo Scheggi und Dadamaino zum Mittelpunkt der expressiven Handlung wurde. rezipiert und weiterentwickelt wurde. Dem Vorbild Während der italo-argentinische Künstler Fontana Fontanas folgend, strebten diese jungen Künst- die Zweidimensionalität der Malfläche durch Bohren ler danach, sowohl den Irrationalismus der in den von Löchern überwunden hatte, die neue Möglichkei- 1950ern vorherrschenden informellen Kunst als ten der Auffassungen des Raums eröffneten, schu- auch die scheinbare Notwendigkeit zu überwinden, fen die drei jungen Künstler auf die gleiche Weise den künstlerischen Ausdrucksformen durch die dreidimensionale Werke, die über die Einfärbigkeit emotionale Einbeziehung des Betrachters Bedeu- der Arbeiten Lucio Fontanas hinaus eine aus einem tung zu verleihen. rigoros strukturierten, beinahe architektonischen Plan resultierende plastisch-volumetrische Gestal- Ende der 1950er-Jahre arbeiteten Castellani und tung aufweisen. Ergebnis dieser methodologischen Bonalumi für die 1959 von Ersterem sowie Piero Strenge waren einzigartige Kunstwerke, die der Seria- Manzoni gegründete Zeitschrift „Azimuth“. Als lität der damals boomenden industriellen Produktion bedeutender Vertreter der jungen künstlerischen entgegenwirkten: Werke mit rein ästhetischem Wert, Strömung zielte Manzoni, der sich freilich anderer deren einziges Merkmal in ihrer konstruktiven Wur- künstlerischer Mittel als seine Freunde und Kolle- zel liegt – Objekt-Malerei beziehungsweise Pittura gen bediente, darauf ab, die bisherige künstlerische Oggetto, wie es der Kritiker Gillo Dorfles 1966 erst- Erfahrung zu überwinden. Auch der Florentiner mals formulierte. Lucio Fontana Concetto Spaziale, Attese, 1965/66 Idropittura auf Leinwand, 46,3 x 55,5 cm Schätzwert € 450.000 – 650.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 E T TO Dadamaino Volume, 1958 Idropittura auf Leinwand, 132 x 98 cm Schätzwert € 90.000 – 120.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 AUCTION 26 Enrico Castellani Superficie Blu, 2006 Acryl auf strukturierter Leinwand, 120 x 150 cm Schätzwert € 240.000 – 320.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Die Forschungen Bonalumis und Castellanis konzen- beinahe. Auch im Falle Dadamainos handelte es sich trierten sich darauf, wie man die Leinwand modu- dabei jedoch niemals um eine instinktive Geste, son- lieren konnte und welche Lichteffekte sich daraus dern stets um eine durchdachte, geplante Handlung ergaben; die Verwendung von Leergerüsten (Holz- – ein Konzept, das den Forschungen der Objektma- formen) bzw. Nägeln auf der Rückseite der Lein- ler zugrunde liegt. wand, die ihre Fläche rhythmisch gestalteten, führte zu den sogenannten Extroflexionen. Demgegenüber manifestierte sich Scheggis plastische Forschung in leeren Stellen und hintereinander montierten Leinwänden, den Intersuperfici; darin schuf der Künstler elliptische bzw. kreisförmige Räume, die in einer späteren Phase rigoros geometrisch wurden. Auch wenn Dadamaino im Aufsatz Gillo Dorfles’ über die Objektmalerei keine Erwähnung fand: Derselbe Ansatz – direkt auf die Leinwand zu wirken – hatte bereits Ende der 1950er-Jahre auch ihr Schaffen gekennzeichnet, und das unabhängig von den drei Objektmalern, deren Absichten und Ziele die Künstlerin freilich teilte. Bei ihren Volumi griff Dadamaino im Vergleich zu Scheggi und ihrem Vorbild Fontana noch radikaler ein: Im Kern der plastisch-räumlichen Gestaltung herrscht immer noch die Leere vor, hier überschwemmt der leere Raum die Leinwand indes völlig, vernichtet sie Agostino Bonalumi Arancio, 1971 Strukturierte Leinwand, Tempera, Vinyl, 100 x 85 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Alessandro Rizzi ist Experte für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst im Dorotheum. AUCTION 27 Jardiniere Hochzeitsgeschenk für das Ehepaar Robert Wolfers, 1898 Silber, Elfenbein geschnitzt 31 x 56 x 42 cm Schätzwert € 45.000 – 60.000 Auktion Jugendstil, 4. November 2014 SILBERNE HOCHZEIT Der Name Wolfers war über Jahrhunderte Synonym für luxuriöse Silberwaren und verweist auf eine Dynastie von Goldschmieden. Die einzigartige Jardiniere, ein Hochzeitsgeschenk für Madame und Monsieur Wolfers, stellt nicht nur aufgrund der besonderen persönlichen Bedeutung einen H ö h e p u n k t d e r W o l f e r s ’s c h e n S c h m i e d e - u n d J u w e l i e r s k u n s t d a r. VON HONORINE D’URSEL UND JULIA BLAHA Die einzigartige Jardiniere, die demnächst im höchste Qualität aus. Zunächst als Goldschmied Dorotheum zur Auktion gelangt, ist ein Wolfers’sches bekannt, etablierte sich Philippe Wolfers immer Kunstwerk im doppelten Sinn: Sie wurde im Hause mehr in der Juwelierkunst und schuf um 1900 ein- Wolfers hergestellt – und sie war ein Geschenk zur zigartige, fantasievolle Jugendstil-Schmuckstücke Hochzeit von Madame und Monsieur Robert Wolfers und -Objekte, für die er große Anerkennung bekam. 1898. Die Jardiniere befindet sich demnach seit fast Wolfers wurde zu einem bedeutenden Namen des 120 Jahren im Besitz der Familie Wolfers. Jugendstil und des kurz nach dem Ersten Weltkrieg beginnenden Art déco. Er durfte sich gar „Hofliefe- Gegründet wurde das Haus 1850 von Louis Wolfers rant“ nennen, gaben doch die wichtigsten europäi- (1820–1892). Ihm gelang es, seinen kleinen Kunstge- schen Fürstenhäuser Arbeiten bei ihm in Auftrag. werbebetrieb zu einem Unternehmen zu entwickeln, das über Belgien hinaus in ganz Europa Bekanntheit Welches Schicksal erwartet nun dieses symbolträchti- erlangte. Diese Erfolgsgeschichte trug sich in einer Zeit ge Kunstwerk, das im Hause Wolfers geschaffen wur- zu, da Belgien selbst unter König Leopold II. zu einer de und das Robert Wolfers und seine Gattin am 5. Juni weltweit bedeutenden Wirtschaftsmacht aufstieg. 1898 als Hochzeitsgeschenk erhielten? Zahlreiche belgische ebenso wie internationale Sammler und Muse- Louis’ Sohn Philippe (1858–1929), der schillernds- en zählen Wolfers’sche Kreationen bereits zu ihren te der Wolfers, zeichnete für die künstlerischen Schätzen. Die Jardiniere wird sie zweifellos begeistern! Belange verantwortlich. Er war ein wahrer Künstler; sowohl was die Entwürfe als auch die Ausführung der Kunstwerke und die Wahl der Materialien betrifft, zeichnet sich sein persönliches Œuvre durch Honorine d’Ursel ist Leiterin der DorotheumRepräsentanz in Brüssel. Julia Blaha ist Expertin für Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts im Dorotheum. DOROTHEUM 28 DOROTHEUM 29 Foto Steve Double/Camera Press/picturedesk.com FRANK C OH E N „IT’S ALL ABOUT M O N E Y, IT IS NOT ABOUT THE BLOODY ART” DOROTHEUM 30 „Früher gab es die Aristokraten, die über Generationen bei den alteingesessenen englischen Händlern Kunst kauften. Uns b l i e b n u r L o w r y, a b e r den verstanden wir w e n i g s t e n s .“ Ugo Rondinone Sunrise. East. November, 2007 Te m p e r a m e n t v o l l , s e l b s t i r o n i s c h , e i n ansteckendes Lachen und keine Spur von typisch britischer Zurückhaltung: Selfmademan und Kunstsammler Frank Cohen über Kunst, Geld, Nadelstreif a n z ü g e u n d „We n i g e r i s t m e h r “ a l s Inbegriff von wahrem Luxus. Wa s w a r I h r e r s t e s O r i g i n a l ? Ein Gemälde mit dem Titel „Unsere Familie“, das ich bei einem Kunsthändler in Manchester um 1.100 Pfund erwarb. Es hatte die Größe einer Postkarte und stammte vom englischen Industriemaler L. S. Lowry. Von da an ging es weiter: Die Zigarettenbilder waren Schnee von gestern, die Münzen VON DORIS KRUMPL auch, ich war jetzt in der Kunstszene. Es war wie ein Virus, den ich nie mehr loswurde. Seitdem lese ich D o r i s K r u m p l : Wa r u m s a m m e l t d e r M e n s c h ? Wa r u m s a m m e l t M r. C o h e n , u n d w i e i s t e s d a z u ge ko m m e n ? Frank Cohen: Die Leidenschaft für das Sammeln wurzelt in meiner Kindheit. Ich habe als Kind Ziga- ständig über Kunst. Ich habe ja keine höhere Schulbildung, kein Kunstgeschichtestudium oder Ähnliches absolviert. Mein Geld verdiente ich in der Heimwerkerbranche: Badezimmer, Küchen, Teppiche … Damals nannte man das „DIY“ – „do it yourself“. rettenbilder mit Fußballern oder Boxern gesam- Das ist auch Ihr Lebensmotto. melt, später Münzen mit seltener Prägung. In den Anfangs habe ich hauptsächlich Kunst gekauft, die 1970er-Jahren lernte ich meine Frau Cheryl kennen; das widerspiegelte, was ich in meinen Geschäften bei ihrem Vater, der damals Kunsthändler in Man- verkaufte – zum Beispiel von Arman. Ich hielt also chester war, kaufte ich Kunstdrucke in limitierter nach Haushaltsgegenständen Ausschau, die Kunst- Auflage. Drucke sind Massenprodukte, reine Zeitver- werken ähnelten, gemacht aus Materialien, die es in schwendung, also bin ich auf Originale umgestiegen. einem Baumarkt zu kaufen gibt. DOROTHEUM 31 We n n Ku n s t w e r ke a l s A n l a g e f o r m g e s e h e n w e r d e n , i s t d a n n Ku n s t d a s n e u e G e l d ? Es geht heute nur noch ums Geld, nicht um die Kunst, und genau das ist das Problem. Melanie Gerlis hat ein Buch mit dem Titel „Art as an investment? A survey of comparative assets“ (Kunst als Investment? Anlageformen im Vergleich) geschrieben. Auch Don Thompsons „The Supermodel and the Brillo Box“ (Das Supermodel und die Brillo-Schachtel) ist sehr interessant. Wenn man das liest, wird einem klar: Es geht ausschließlich ums Geld. Nicht dass den Menschen Kunst nicht gefallen würde, aber sie sehen sie als Luxusgut, setzen sie mit barem Geld gleich. Früher haben sie an der Börse spekuliert, aber heute erzielen sie nicht mehr die gleichen Gewinne. Und alternative Anlageformen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Aber Sie zählen doch auch zu diesem Sammlerkreis! S i e s t a m m e n a u s d e r A r b e i te r s c h i c h t . Natürlich, aber ich denke doch, dass sich die Kunst, W i e ko m m e n S i e a l s S a m m l e r m i t d e m die ich kaufe, von jener der spekulativen Sammler b r i t i s c h e n K l a s s e n sy s te m z u r e c h t ? unterscheidet: Sie kaufen Warhols, Stingels und Früher gab es die Aristokraten, die über Genera- Christopher Wools … Die Preise sind wie verrückt tionen bei den alteingesessenen englischen Händ- in die Höhe geschnellt. Ich habe 2004, also vor nicht lern Kunst kauften. Uns blieb nur Lowry, aber den allzu langer Zeit, einen Wool um 50.000 US-Dollar verstanden wir wenigstens. Wenn du versucht hast, erstanden. Heutzutage bekommt man für einen diese Barrieren zu durchbrechen – ich zum Bei- mittelmäßigen Christopher Wool 1,5 Millionen Dol- spiel bin immer wieder nach London gefahren, um lar! Mir ging es beim Kauf nicht ums Geld. Meine mitzumischen –, wurdest du einfach ignoriert. Sie moderne britische Kunst ist wertbeständig. Man musterten dich von oben bis unten, und wenn du will sie nicht verkaufen, sondern ansehen. Aber auch mit Jeans und T-Shirt daherkamst, hielten sie dich für einen Idioten: Pech gehabt! Nur im Nadelstreif anzug mit Krawatte wurde man ernst genommen. Heute ist alles ganz anders: Bei denen mit T-Shirt und Sneakers sitzt die Geldbörse locker; die mit Nadelstreif und Krawatte drehen jeden Cent zweimal um. Es hat sich alles um 180 Grad gedreht, die Welt steht Kopf. We l c h e R o l l e s p i e l t Lo n d o n b e i a l l d e m ? Heute ist mehr Geld im Spiel, besonders in London. Russen, Chinesen, Südamerikaner, Leute aus Paris: Sie alle wollen wegen der niedrigen Steuern in England leben. Die Immobilienpreise sind explodiert. Der Kunstmarkt ist völlig aus den Fugen geraten, weil alle großen Galerien in London vertreten sind – auch solche, die ihren Stammsitz in Amerika oder Zürich haben, wie Gagosian, Hauser & Wirth, Pace und Gladstone. Die Kunstszene hat sich komplett verändert. Beginn von Cohens Kunstsammlung mit Arbeiten des britischen Industriemalers L. S. Lowry: Father & Two Sons, 1950 All images courtesy of The Frank Cohen Collection Große Früchte aus Stahl Tony Cragg , Fruit Bottles, 1989 DOROTHEUM 32 hier kommt Bewegung in den Markt, weil die Leute immer mehr Interesse an Kunst aus verschiedenen Ländern haben. Francis Bacon, Lucian Freud, David Hockney – große britische Künstler, die alle hoch im Kurs stehen. Courtesy of The Frank Cohen Collection A p r o p o s h o c h i m Ku r s : Wa r u m s o l l t e m a n , Porträt des Sammlers: Jake & Dinos Chapman, Painting For Pleasure and Profit, No.20 (Frank Cohen) 2006 w i e S i e j a a u c h , e i n e A r b e i t vo n J e f f Ko o n s besitzen? Er macht, was sonst keiner macht: Er produziert Massenkitsch, Haushaltsprodukte für den Alltag, und bläst sie auf. Die Arbeit daran dauert Jahre. Es ist keine Kunst für jedermann, weil nicht viele Menschen bereit sind, sieben Jahre auf ein Kunstwerk zu warten. Der Reiz daran liegt auf der Hand: Man braucht sich nur „Popeye“ anzusehen. Ich stehe auf die Sachen, die Frank Cohen mich an etwas erinnern, was ich als Kind mochte. Er g e h ö r t l a u t „ A R Tn e w s “ z u d e n 2 0 0 To p - K u n s t s a m m l e r n spielt mit der Kindheit, spielt mit allem. weltweit. Aus einer in Manchester ansässigen armen russisch-jüdischen Einwandererfamilie stammend, verließ er mit 15 Jahren die Schule, verkaufte Essen auf Märk t e n , d a n n Ta p e t e n u n d M a l f a r b e , u m s c h l u s s e n d l i c h d i e D o - i t -Yo u r s e l f - B a u m a r k t k e t t e „ G l y n W e b b“ a u f z u b a u e n , die er 1999 für kolportierte 25 Mio. Pfund verkaufte. Cohen, 70, lebt mit seiner Frau Cheryl in der Nähe von M a n c h e s t e r. Vo n d e n 1 9 7 0 e r - J a h r e n a n s a m m e l t e e r v o r allem moderne britische Kunst, seit den 1990ern verstärkt internationale Gegenwartskunst. Heute umfasst seine Um noch einmal auf Ihre Sammlung zurückz u ko m m e n : Wa s g e n a u c h a r a k t e r i s i e r t s i e ? Humor scheint eine große Rolle zu spielen … Um ehrlich zu sein, ich mag gegenständliche Kunst. Ich mag Menschen. Dazu zählen zum Beispiel Arbeiten von Künstlern wie Thomas Schütte, Paula Rego oder William Roberts – einem wunderbaren, aber stark unterschätzten britischen Künstler, der jetzt immer stärker nachgefragt wird. Sammlung zeitgenössischer Kunst rund 2 .000 Werke. 2007 gründete Cohen den Ausstellungsraum Initial Access, in d e m s e i n e S a m m l u n g i n Te i l e n z u s e h e n w a r. I m Vo r j a h r eröffnete er gemeinsam mit Kodirektor und Kunstberater Nicolai Frahm in einer ehemaligen Milchlagerhalle in zentraler Londoner Lage das Dairy Art Centre mit freiem Eintritt für Alle. Foto Paul Raeside Industrie-Touch: Dairy Art Centre, London Kommende Ausstellung im Dairy Art Centre: Yo s h i t o m o N a r a : „ G re e t i n g s f ro m a P l a c e i n m y H e a r t ” 3 . O k t o b e r – 7. D e z e m b e r 2 0 1 4 w w w. d a i r y a r t c e n t r e . o r g . u k Yoshitomo Nara Can‘t Wait ‘til the Night Comes, 2012 © Yoshitomo Nara, Courtesy of the artist Photo: Keizo Kioku DOROTHEUM 33 Ve r g l i c h e n m i t d e r i n n ova t i ve n Ku n s t , d i e S i e f ü r g e w ö h n l i c h k a u f e n , w i r k t d a s Vo r j a h r e s p r o g r a m m I h r e r Lo n d o n e r Ku n s t i n s t i t u t i o n D a i r y A r t C e n t r e n a h ez u ko nve n t i o n e l l . Mein Kompagnon Nicolai Frahm und ich wollten nicht zu viel von meiner Sammlung zeigen; das wäre platt gewesen. Wir haben das schon „Um ehrlich zu sein, ich mag gegenständliche Kunst. I c h m a g M e n s c h e n .“ einmal in der Galerie Initial Access in Wolverhampton so gemacht. Das Programm sollte stimmiger und leichter zu kuratieren sein. Wir haben mit John Armleder begonnen, einem Schweizer Künstler, der in den 1980ern groß rauskam. Wäre er Amerikaner, würden seine Arbeiten zehnmal so viel kosten. Unsere nächste große Ausstellung widmet sich Yoshitomo Nara. Unser Vorteil: Wir können alles spontan machen, während große Museen Jahre im Voraus planen müssen. In meinen Augen haben wir die beste Location in London: Sie ist kein White Cube und nicht so steril wie eine Galerie, sondern hat einen gewissen Industrie-Touch. Wir haben ein Lehrprogramm, das großen Anklang findet; und wir bringen Dinge nach London, die es dort – abgesehen von der Tate Modern und der Royal Academy – nicht zu sehen gibt. Auch von Charles Saatchis Galerie unterscheiden wir uns. I c h h ä t te s e i n e n N a m e n n i c h t e r wä h n t , weil ich gelesen habe, dass Sie es leid sind, Laut Frank Cohen ein wunderbarer, aber stark unterschätzter britischer Künstler: William Roberts Primrose Hill, The Playground, c. 1930 Courtesy of The Frank Cohen Collection al s „ S aatc h i des N ordens“ bezeichnet zu wer - Wa s b e d e u t e t d a s f ü r S i e a l s S a m m l e r ? I c h d e n … Gib t es zwischen Ihnen beiden R iva lit ät? nehme an, Hamilton steht auf Ihrer Liste. Ich habe ein kollegiales Verhältnis zu Charles, hatte Je älter du wirst, desto weniger willst du haben. Wenn ich immer. Er war stets ein Vordenker, aber heute ich ein paar Hamiltons hätte und ein paar Schüttes – wird nach anderen Regeln gespielt. Es kostet ein Ver- ich stehe auf Thomas Schütte! – und dazu einen mögen, seine Galerie zu betreiben. Er macht etwas Picasso, einen Bacon, vielleicht einen Rothko und völlig anderes als wir; wir sind wie Tag und Nacht. einen Jackson Pollock, dann würde ich die behalten G a b e s i n l e t z te r Ze i t e i n e Au s s te l l u n g , d i e und auf den Rest verzichten. I h r e S i c h t a u f d i e Ku n s t ve rä n d e r t h a t ? Wird man mit den Jahren wählerischer? Die Richard-Hamilton-Retrospektive. In meinen Der Bestand soll möglichst schrumpfen, nicht grö- Augen war dort das Beste zu sehen, das Groß ßer werden. Das Sammeln bringt Probleme mit sich: britannien zu bieten hat. Man hatte den Eindruck, Wenn du stirbst, geht alles an deine Kinder oder an dass britische Kunst keineswegs weg vom Fenster Museen … Weniger ist mehr! Ich für meinen Teil ist. Es gibt heute keine Hamiltons zu kaufen, man will nur noch Meisterwerke haben. Aber ich schaue bekommt sie nicht einmal zu sehen. Ich war total mir trotzdem noch junge Künstler an und kaufe sie von den Socken. Ich habe schon hunderte gute Aus- auch. Man will ja immer am Ball bleiben! stellungen gesehen: Picasso, Basquiat … allesamt hervorragende Techniker. Aber bei Hamilton steckt mehr Herzblut dahinter. Doris Krumpl studierte Germanistik und Kunstgeschichte. Die vormalige Kunstjournalistin ist Sprecherin des Dorotheum. AUCTION HOUSE 34 AUCTION HOUSE GLANZ PA R T I E EXPERTEN JUWELEN & UHREN v.l.n.r: Dorothee Ganter, Astrid Fialka-Herics, Günter Eichberger, Alessandra Thornton, Günther Fröhlich AUCTION HOUSE 35 AUCTION HOUSE 36 ASTRID FIALKA-HERICS LEITERIN DER ABTEILUNG JUWELEN UND UHREN Gelernte Gold- und Silberschmiedin mit internationaler Erfahrung, Diamantfachfrau, Schätzmeisterin und Juristin: Astrid Fialka-Herics stammt aus einer Juweliersfamilie und entwarf schon als Jugendliche viele – auch international ausgestellte – Schmuckkreationen. Seit 2008 setzt sie sich als Leiterin der Juwelen- und Uhrenabteilung verstärkt für deren Etablierung am internationalen Markt ein und zeichnet für die jüngsten Spitzenpreise und Erfolge der aufstrebenden Sparte verantwortlich. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist ihr die Entdeckung der „Schratt-Brosche“: „Als ich die Brosche sah und keine Punze zu finden war, dachte ich mir: Da muss doch noch mehr dahinterstecken!“ Nach Kontaktaufnahme mit dem vormaligen k. u. k. Hoflieferanten A. E. Köchert und ausgiebiger Recherche stellte sich heraus, dass die mit Diamanten und Rubinen besetzte Brosche aus dem Besitz Katharina Schratts, Wiener Schauspielerin und engste Vertraute von Kaiser Franz Joseph I., stammte. Zur besonderen Freude des Einbringers wurde dafür der außergewöhnliche Preis von über 202.000 Euro erzielt … ALESSANDRA THORNTON EXPERTIN FÜR JUWELEN „Schmuck ist meine Leidenschaft“, so Alessandra Thornton. Und der folgte sie, wie ihr Lebensweg – von der Goldschmiedemei sterin über die geprüfte Diamantgutachterin und Europäische Gemmologin bis 2001 zur Dorotheum-Expertin für Juwelen – eindrucksvoll erkennen lässt. Alessandra Thorntons besondere Liebe gilt Schmuckstücken mit Geschichte. Große Freude konnte sie einer Kundin machen, die resigniert den ihr wenig attraktiv erscheinenden Nachlass der Großmutter begutachten ließ: Darin fand sich eine Brosche von Cartier aus den 1940er-Jahren, die mit Aquamarinen und Diamanten besetzt war. Sie erzielte ein Meistbot von 11.000 Euro! AUCTION HOUSE 37 DOROTHEE GANTER EXPERTIN FÜR JUWELEN Die Dorotheum-Expertin stammt ursprünglich aus Deutschland, wo sie die Ausbildung zur Goldschmiedin absolvierte. Ihre Lehrund Gesellenjahre verbrachte sie bis zur Meisterprüfung unter anderem in einer Pariser Werkstatt. Die Schätzmeisterausbildung führte Dorothee Ganter schließlich ins Dorotheum nach Wien. Ihr Schwerpunkt liegt in der Betreuung der italienischen und deutschen Kunden des Hauses. Als Expertin für Juwelen vertieft sie durch den fachlichen Austausch mit Kollegen und gemmologische Fortbildungen ständig ihr Wissen. Was sie besonders an ihrem Job schätzt? „Die Spannung, wenn die Kunden ihre Schätze ausbreiten …“ GÜNTHER FRÖHLICH EXPERTE FÜR UHREN UND JUWELEN Mitte der 1970er-Jahre legte Günther Fröhlich die Meisterprüfung zum Uhrmacher ab, ehe er im Zuge seiner langjährigen Tätigkeit im Schmuckund Uhrengroßhandel vielfältige Erfahrungen sammelte. Fachspezifischen Weiterbildungen in der Gemmologie folgte 1989 der Eintritt in den Dienst des Dorotheums und damit einhergehend die Schätzmeisterausbildung. Seitdem ist er als Experte für Schmuck und Uhren auf der Suche nach außergewöhnlichen Stücken … und immer wieder fasziniert davon, wie viele Überraschungen sein vertrautes Fachgebiet tagtäglich für ihn bereithält! GÜNTER EICHBERGER EXPERTE FÜR UHREN UND JUWELEN Schon in jungen Jahren verschrieb sich Günter Eichberger seiner Profession: Der Ausbildung zum Uhrmacher und Goldschmied folgte ein Posten als Generalvertreter für renommierte Uhrenmarken. Nach einigen Jahren in der eigenen Uhrmacherwerkstatt konnte ihn das Dorotheum 2004 als Experten für Uhren und Schmuck gewinnen. Im Mai 2014 bestand Günter Eichberger die Prüfung zum „Allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen für Uhren“ – eine Seltenheit in Österreich! Spannend an der Arbeit im Dorotheum findet er den persönlichen Kontakt und die für Kunden bisweilen überraschenze handeln kann: So geschehen etwa bei einer seltenen Rolex Submariner, die letztlich ein Meistbot von 22.000 Euro erreichte! Fotos Raimo Rudi Rumpler de Erkenntnis, dass es sich bei unscheinbaren Erbstücken um ungeahnte Schät- AUCTION HOUSE 38 D E S AUCTION HOUSE 39 GERTI DRAXLER D E S I G N - E X P E R T I N I M P O R T R ÄT Die Liste ihrer prominenten Kunden aus der internationalen Architektur-, Mode- und Medienszene ist lang. In bester Kenntnis der Designströmungen des 20. Jahrhunderts ist Gerti Draxler, Kunsthistorikerin und Dorotheum Design-Expertin, bemüht, ihre Sparte stets auch um aktuelle Tendenzen zu bereichern. Dafür hält sie engen Kontakt zu zeitgenössischen Designern, in deren Arbeiten die Grenzen zur (Konzept-)Kunst fließend sind. Auch in dieser Hinsicht ist Gerti Draxler, stets auf der Suche nach neuen Techniken oder Materialien, eine Pionierin. Ihre Design-Auktionen, die sie seit 1996 als eine der Ersten in Europa initiierte, spiegeln den stark kuratorischen Aspekt ihrer Arbeit wider. Als „Galeristin auf Zeit“ versucht Gerti Draxler dabei, Werke aktueller Strömungen in Design und Konzeptkunst im Spannungsfeld mit historischen Positionen zu präsentieren. Das macht ihre streng komponierten Auktionskataloge so einzigartig. Mit der Auktion „Austrian Design“ fügte Gerti Draxler 2010 der internationalen Design-Landkarte erstmals österreichische Formgebung hinzu. Vertreten war auch Carl Auböck, der besonders für seine ebenso kühne wie sehr eigenwillige FiftiesÄsthetik berühmt ist. Er verkörpert jenen Stil, den Gerti Draxler persönlich am meisten Foto Maria Ziegelböck schätzt: Minimalismus und Klarheit, gepaart mit hoher Funktionalität. I G N FAVOURITE X Altschliffdiamantohrringe ca. 19,30 ct, 1. Drittel 20. Jh. Gold 585, Platin Schätzwert € 80.000 – 100.000 Auktion Juwelen, 23. Oktober 2014 E ©Bundesarchiv Bild 102-00140A, CC-BY-SA-3.0-de FAVOURITE 41 X F U NK E LND E TR A VAGA N Z Neue Materialien, Arbeitsmittel und Produktionswege ermöglichten zu Beginn des 20. Jahrhunderts modische Schmuckkreationen für die selbstbewusste Dame. Die exklusiven Stücke zählen heute zu den gefragtesten Juwelen weltweit. VON ASTRID FIALKA-HERICS FAVOURITE 42 Girlanden-Diamantcollier zus. ca. 8,5 ct, Platin franz. Importpunze ab 1912 Schätzwert € 9.000 – 12.000 Auktion Juwelen, 27. November 2014 War der Schmuck des 19. Jahrhunderts geprägt von der Wiedergabe antiker und mythologischer Motive, ergänzt durch naturalistische florale Darstellungen und Formen, so nützte man zu Beginn Glanz und hebt ihre Leuchtkraft. Nachteilig wirkt des 20. Jahrhunderts neue technische Erkenntnis- sich die chemische Reaktion der Silberlegierung durch se und Möglichkeiten verstärkt, um moderne Ver- den Schwefelgehalt der Luft aus: Silber sulfidiert arbeitungstechniken zu entwickeln und bis dahin und läuft schwarz an. Für Liebhaber und Sammler unbekannte Formen zu kreieren. alter Schmuckstücke heute ein aparter Touch – von der ursprünglichen Idee jedoch weit entfernt! Der europaweite Ausbau des Verkehrsnetzes ermöglichte die raschere Erreichbarkeit gerade An der Wende zum 20. Jahrhundert überwogen erschlossener Lagerstätten und begünstigte die pflanzliche und figürliche Motive. In ihrer Eleganz Ausdehnung des Handels mit den zutage geför- und Zartheit scheinen sie fernen, fremden Märchen- derten Edelsteinen. Neu entwickelte Maschinen und Feenwelten zu entspringen. Verschiedene Formen kamen zum Einsatz und führten zu einer Produk- von Emaille, insbesondere Fensteremaille, verleihen tionsumstellung in der Schmuckherstellung. Erst- den Schmuckstücken Farbenvielfalt und Leichtigkeit. mals konnten Schmuckstücke in großer Stückzahl erzeugt und vertrieben werden. Individuell angefer- Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die tigte Juwelen standen nun im Spannungsverhältnis Beendigung der zaristischen Herrschaft in Russ- zur Massenproduktion. Große Juwelierhäuser wie land hatten nicht nur politische und wirtschaft- Cartier oder Fabergé beobachteten akribisch, was liche Veränderungen, sondern auch maßgebliche die Konkurrenz auf den Markt brachte. Nicht nur Umwandlungen in der Gesellschaft zur Folge: dieselbe Klientel wurde um-, sondern auch Hand- unter anderem eine tendenzielle Neuausrichtung werker wurden untereinander abgeworben. der Stellung der Frau und – damit verbunden – Neuerungen in der Mode. Bei Schmuckstücken aus dieser Zeit sind die Fassun- Diamant-SmaragdOhrgehänge Gold 580, Silber, Altschliffdiamanten und Diamantrauten, zus. ca. 2,50 ct Smaragde im Cabochonschliff, zus. ca. 45 ct österr. Amtspunze 1922 – 1925 Erzielter Preis € 19.820 gen von Steinen überwiegend in Silber gehalten, die Der Schmuck passte sich dieser Entwicklung an. darunterliegenden formgebenden Montierungen in Akkurat geschnittene Kurzhaarfrisuren wurden zu Gold gearbeitet. Die Goldmontierungen geben dem festlichen Ereignissen mit vorwiegend diamant- Schmuckstück die – vor allem bei beanspruchten besetzten Bandeaus geschmückt, Kleider-Clipse Elementen wie Nadel oder Ringschiene – notwendi- in streng symmetrisch geordneten Formen fan- ge Stabilität. Das aufpolierte Silber verleiht insbeson- den sich auf fließenden Gewändern wieder, lang dere Diamanten und Edelsteinen einen besonderen gezogene Ohrgehänge umspielten das Gesicht und Diamant-Smaragd-Diadem 1. Drittel 20. Jh. Gold 580, Silber, Altschliffdiamanten, zus. ca. 20,80 ct Smaragde im Cabochonschliff, zus. ca. 140 ct Erzielter Preis € 44.220 Diamantohrgehänge zus.ca. 5,90 ct, Platin franz. Punzierung ab 1838 Schätzwert € 18.000 – 24.000 Auktion Juwelen, 27. November 2014 Damenring mit unbehandeltem Saphir ca. 4,10 ct Weißgold mit Brillanten zus. ca. 2,50 ct Schätzwert € 24.000 – 30.000 Auktion Juwelen, 21. Mai 2014 Art-déco-Diamantdiadem 1. Drittel 20. Jh zus. ca. 29 ct, Platin 950 Erzielter Preis € 85.700 Franz Löwy (Wien), Damenbildnis, um 1930 Art-déco-Diamantarmband zus. ca. 22 ct, Platin 950 Altschliff- und Achtkantdiamanten franz. Amtspunze ab 1912 Schätzwert € 16.000 – 20.000 Auktion Juwelen, 23. Oktober 2014 breite Armbänder mit sich geometrisch wiederho- die Voraussetzung, den für Platin erforderlichen lenden Mustern die Handgelenke. Edelsteine in Schmelzpunkt von 1.774 Grad Celsius zu erzielen. verschiedenen Schliffformen wie Cabochon oder Briolett wurden mit Diamanten im klassischen So entstanden in den großen europäischen Werk- Brillantschliff kombiniert. stätten zwischen 1900 und 1925 Juwelen der besonderen Art: Geschmeidiges Material ermöglichte das Ein schon in den Jahren zuvor verstärkt in den Experimentieren mit neuen Formen und die Verar- Mittelpunkt gelangendes Material war nun nicht beitung unterschiedlicher Steine sowie Schliffformen. mehr wegzudenken: Platin. Obwohl schon im Die Extravaganz dieser Einzelanfertigungen zeigt alten Ägypten zu einfachen Schmuckstücken ver- Charakter und unterstreicht das neu entstandene arbeitet, hatte Platin wegen seines hohen Schmelz- Modebewusstsein der modernen Frau. Ausgewiesene punktes und des Mangels an technischen Ein- Stücke aus dem ersten Quartal des 20. Jahrhunderts richtungen, diesen zu erreichen, lange Zeit als zählen heute zu den gefragtesten Juwelen und erzie- Besonderheit gegolten. Erst die Erfindung des len bei internationalen Auktionen Spitzenpreise. Knallgasgebläses durch John Frederic Daniell in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schuf Astrid Fialka-Herics ist Leiterin der Abteilung Uhren und Juwelen, Expertin für Juwelen, Mag. iur. und gelernte Goldschmiedin. CHOICE 44 CHOICE MY CHOICE Dorotheum-Experten über ihre Lieblingsobjekte aus kommenden Auktionen Maria Lassnig Stillleben mit rotem Selbstportrait, 1970 Öl auf Leinwand, 101 x 127 cm Aus einer österreichischen Sammlung Schätzwert € 140.000 – 200.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 N A T U R G E WA LT Krebsangstfarben, Schmerzfarben, Druckfarben, Spannungsfarben, Dehnungsfarben, Kälte- und Wärmefarben: Im Kosmos der 1919 geborenen großen österreichischen Malerin Maria Lassnig finden auch Farben eine neuartige Definition. In ihren seit 1949 entwickelten „Körperzustandsbildern“ steht die wohl bedeutendste europäische Künstlerin des 20. Jahrhunderts stellvertretend mit ihrem eigenen Körper als sichtbare Außenwelt vor diesen bildlichen Schilderungen menschlicher Innenwelten. Kunstkritiker Kristian Sotriffer beschrieb dies in einem Gespräch mit der Künstlerin wie folgt: „Sie sind sozusagen die Schale, die Welt auffängt, und durch Sie wird sie wieder hinausprojiziert. Maria Lassnig als Durchlaufmittel, als Körper, der das Fühlen und Denken in Malerei umsetzt und sich damit eigentlich auch Welt aneignet, durch das Selbstbeobachten, Selbstempfinden.“ Heute international gefeiert, musste die Künstlerin 1943 die Wiener Akademie verlassen, da ihre Kunst als „entartet“ galt. In der Nachkriegszeit gehörte Lassnig dem Kreis um Monsignore Otto Mauer und dessen Avantgarde-Galerie nächst St. Stephan in Wien an. Weitere Lebensstationen waren Paris, wo sie mit André Breton und Paul Celan zusammentraf, sowie ab 1968 New York. 1980 bekam Maria Lassnig Der Wald, 1985 Öl auf Leinwand, 205 x 140 cm Aus einer österreichischen Sammlung Schätzwert € 220.000 – 320.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Lassnig als erste Frau im deutschsprachigen Raum eine Professur für Malerei in Wien. Bis zu ihrem Tod im Mai 2014 schuf sie ein gewaltiges Œuvre, ausgezeichnet unter anderem mit dem Goldenen Löwen der Biennale von Venedig 2013 für ihr künstlerisches Lebenswerk. Elke Königseder, Expertin für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne CHOICE 46 Maria Lassnig Zweiteilig, 1951 Öl auf Jute, 44,5 x 57,5 cm Aus einer österreichischen Sammlung Schätzwert € 60.000 – 80.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 SAMMEL LUST Zahlreiche Werke aus einer österreichischen Sammlung werden in der Auktion Zeitgenössische Kunst im November angeboten. Sie umfasst bedeutsame Werke von Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Martin Kippenberger, Jörg Immendorff, Daniel Spoerri, Otto Muehl, Alfons Schilling, Josef Mikl, Wolfgang Hollegha, Otto Zitko und vielen mehr. Die Gemälde stammen aus den 1960er- bis 1990er-Jahren, der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den 1980ern. Elke Königseder und Patricia Pálffy, Expertinnen für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne Maria Lassnig Bischof, 1962 Öl auf Jute, 121 x 100 cm Aus einer österreichischen Sammlung Schätzwert € 130.000 – 220.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 CHOICE 47 Alfons Schilling, Ohne Titel, 1960/61, Dispersion auf Molino auf Leinwand über Holzrahmen, 223 x 253 cm Aus einer österreichischen Sammlung, Schätzwert € 90.000 – 130.000, Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Otto Muehl, interieur nr. 2, 1986, Acryl auf Leinwand, 150 x 130 cm Aus einer österreichischen Sammlung, Schätzwert € 40.000 – 70.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Arnulf Rainer, Fetzenwischer, 1974 Öl z. T. gekratzt auf Sperrholz, 87 x 122 cm Aus einer österreichischen Sammlung Schätzwert € 50.000 – 60.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 CHOICE 48 Martin Kippenberger Ohne Titel, 1989/90 Öl auf Leinwand, 240 x 200 cm Aus einer österreichischen Sammlung Schätzwert € 280.000 – 350.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26.November 2014 „Witz, Effekt, Gefühle, Bild, Anschauung“: In ker, Trinker, Tänzer, reisender Charmeur, Enfant expressiven Lettern greift Martin Kippenberger terrible und Selbstinszenierer – gilt heute als Schlagworte auf und nimmt dabei auf die Werbe- einer der bedeutendsten Künstler seiner Genera- und Plakatkunst Bezug. Er unterwandert damit tion. Das vorliegende Werk entstand 1989/90 und offensichtlich konventionelle Vorstellungen von gehört zu den „Fred the Frog“-Bildern. Publiziert gutem und schlechtem Geschmack, deckt Heu- wurde diese Werkgruppe im Künstlerbuch „Martin chelei und Manipulation auf, die gesellschaftliche Kippenberger. Fred the frog rings the bell / once a Interaktion zum Großteil kennzeichnen. Kippen- penny / two a penny / hot cross burns“. berger – Maler, Schauspieler, Schriftsteller, Musi- Patricia Pálffy, Expertin für Zeitgenössische Kunst CHOICE 49 Jörg Immendorff Staat/Formel, 1992/93 Öl auf Leinwand, 200 x 280 cm Aus einer österreichischen Sammlung Schätzwert € 120.000 – 180.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Hans Makart, Portrait der Sängerin Emilie Tagliana, um 1875 Öl auf Holz, 104,6 x 66,8 cm Schätzwert € 60.000 – 80.000 Auktion Gemälde 19. Jahrhundert 8. April 2014 INNEN LEBEN Tieren kommt in Jörg Immendorffs Werk eine besondere Symbolik zu. Die Biene oder „Imme“ war für ihn „ein sensibles und zum Nachdenken anregendes Tier“. Im vorliegenden Werk findet sie sich unter anderem blau im Vordergrund. Das wohl bedeutendste Tier in Immendorffs Bildwelt ist jedoch der Affe. Gleichermaßen albern wie weise und für Gegensätze stehend, galt er dem Künstler als zweites Ich, als Symbol für die Ambivalenz der Künstlerexistenz zwischen Überzeugung und Selbstzweifel. In zahlreichen Werken Immendorffs erscheinen Freunde und Vorbilder des Malers, Galeristen und Förderer, Kunstautoren und Philosophen. So auch hier: Von links nach rechts und von oben nach unten sind Jörg Immendorff, Arthur Rimbaud, Georg Baselitz, André Breton, Joseph Beuys, Heiner Müller, Henrik Ibsen, Curzio Malaparte, Giorgio de Chirico, Rudi Fuchs und Jean-Paul Sartre dargestellt. Immendorff verwischt bewusst zeitliche Ebenen und unterschiedliche Weltanschauungen. Verbunden werden alle durch die Kunst. Patricia Pálffy, Expertin für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne Mimmo Paladino für Meta Memphis „Ficcanaso“-Möbelobjekt, Mailand 1989 Ahorn, Padouk-Holz, Einlegearbeiten, Eisen, 181 x 180 x 45 cm Schätzwert € 30.000 – 35.000 Auktion Design, 6. November 2014 CHOICE 50 In den 1960er-Jahren begründete Sigmar Polke gemeinsam mit Gerhard Elaine Sturtevant Peinture à Haute Tension, 1969 Acryl und Neon auf Leinwand, 162,1 x 96,5 cm Schätzwert € 50.000 – 70.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Richter, Konrad Lueg und Manfred Kuttner eine neue Stilrichtung, die sie „Kapitalistischer Realismus“ nannten. Polkes Strategien waren jedoch heterogen und lassen sich keiner Stilrichtung eindeutig zuordnen. In diesem Werk werden erprobte Linienfigurationen wie riesige Versatzstücke in die farbige Textur eines Gemäldes übersetzt. Gesättigte, deckende Linien in der dominierenden Form eines Gitters bilden lineare, Raum durchmessende Koordinaten. Das Thema des Gitters als eine der einfachsten zeichnerischen Grundformen wird gleichsam verwandelt und ironisiert. In lavierender Manier und zeichnerischer Technik variiert Polke Motive aus Werbung, Filmwelt oder Comics. Diese Technik erzeugt ein oszillierendes Ineinander-Spielen von Positiv und Negativ, von plastischem Skelett und immaterieller „Haut“. Petra Schäpers, Expertin für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne Sigmar Polke Ohne Titel, 1986 Acryl, Gouache auf Karton, 199 x 135,5 cm Schätzwert € 450.000 – 550.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 MIXED MEDIA Besondere Highlights der kommenden Auktionen moderner und zeitgenössischer Kunst sind Werke aus der exquisiten Gemäldesammlung eines europäischen Industriellenehepaares. Über 30 Jahre wurden sie mit Geschmack und feinem Gespür für Kunst von dauerhaftem Wert ausgesucht. Elaine Sturtevant, Andy Warhol, Arman, Jörg Immendorff, Paul Delvaux, Alexander Calder, Anselm Reyle: große Künstler, deren bedeutende Werke jeweils eine Epoche repräsentieren. Honorine d´Ursel, Leiterin der Repräsentanz in Brüssel Patricia Pálffy, Expertin für Zeitgenössische Kunst Georg Baselitz, Ohne Titel, 1960 Mischtechnik (Tusche, Dispersion), Collage auf Leinwand, 60 x 50 cm Schätzwert € 70.000 – 90.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 CHOICE 51 Paris Bordone (1500 – 1571) Allegorie der Vanitas Öl auf Leinwand, 87,5 x 72 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Alte Meister, 21. Oktober 2014 GALLERY OF BEAUTIES Pieter Brueghel II. (1564 – 1637/38) Der Hochzeitstanz Öl auf Holz, Durchmesser 20 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000 Auktion Alte Meister, 21. Oktober 2014 Maestro di San Jacopo a Mucciana (aktiv 1390 – 1420) Madonna mit Kind und Heiligen Tempera auf Goldgrund, Triptychon, 55 x 60 cm Schätzwert € 80.000 – 120.000 Auktion Alte Meister, 21. Oktober 2014 Porträtsaal im Großen Palast von Peterhof, St. Petersburg Foto: The Peterhof State Museum-Reserve CHOICE 53 Pietro Antonio Rotari (1707 – 1762) Bildnis einer jungen Frau mit Haube Öl auf Leinwand, 45 x 34,5 cm Schätzwert € 80.000 – 120.000 Auktion Alte Meister, 21. Oktober 2014 Pietro Antonio Rotari (1707 – 1762) Bildnis einer jungen Frau in bäuerlicher Tracht Öl auf Leinwand, 45 x 34,5 cm Schätzwert € 80.000 – 120.000 Auktion Alte Meister, 21. Oktober 2014 Solche Bildnisse junger Frauen erfreuten sich im 18. Jahrhundert großer Beliebtheit und machten auch den Künstler Pietro Rotari europaweit bekannt. Als Porträtmaler reüssierte Rotari an den Höfen in Dresden, Wien und St. Petersburg durch seine subtile Farbgebung und die genaue Beobachtung menschlicher Gemütszustände. Pietro Rotari, Sohn einer aristokratischen Familie, reiste um 1751 nach Wien, um die Arbeiten Jean-Etiénne Liotards zu studieren. Dessen klare, weiche Linienführung beeindruckte ihn, sie sollte nachhaltigen Einfluss auf sein späteres Werk haben. Nach einem Aufenthalt in Dresden führte ihn sein Weg nach Russland. Dort erhielt er den Auftrag, für die Schönheitengalerie Porträts von jungen Frauen anzufertigen, die die Vielfalt der russischen Völker repräsentieren sollten. Rotari fertigte 360 Bildnisse russischer Frauen für Zarin Elisabeth an – und 50 weitere Porträts, die die Zarin der Russischen Kunstakademie schenkte. Die Gemälde der Zarin waren für Schloss Peterhof bestimmt. Der Charme dieser Porträts kommt zweifellos jenen von Greuze oder Chardin nahe. Mark MacDonnell, Experte für Alte Meister Lavinia Fontana (1552 – 1614) Bildnis einer Edeldame mit Hündchen und Magd Öl auf Leinwand, 113 x 92 cm Schätzwert € 120.000 – 180.000 Auktion Alte Meister, 21. Oktober 2014 CHOICE 54 Ivan Augustinowitsch Welz Wintersonne, 1919 Öl auf Leinwand, 71 x 89 cm Schätzwert € 40.000 – 60.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 23. Oktober 2014 Olga Wisinger-Florian (1844 – 1926) Fallendes Laub Öl auf Leinwand, 96 x 128 cm Schätzwert € 80.000 – 120.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 23. Oktober 2014 Thomas Ender (1793 – 1875) Große Landschaft in Tirol Öl auf Leinwand, 89,5 x 118,5 cm Schätzwert € 50.000 – 70.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 23. Oktober 2014 CHOICE 55 HERRLICHE AUSSICHTEN Sein Leben lang widmete sich Thomas Ender der Studie von Landschaften. Wie an vielen seiner Werke werden auch bei „Große Landschaft in Tirol“ seine genaue Beobachtungsgabe und malerische Auffassung der Natur offenkundig. Bereits 1817 stellte Ender in einem Wettbewerb um den von Kaiser Franz II./I. gestifteten Hofpreis in der Landschaftmalerei seine Könnerschaft unter Beweis. Fortan wurde er von Staatskanzler Metternich gefördert. Sein Naheverhältnis zum Hof ermöglichte ihm zahlreiche Reisen, unter anderem nach Brasilien und Italien, wo er sein Handwerk perfektionierte. 1828 wurde Thomas Ender schließlich Kammermaler Erzherzog Johanns. Aus dieser Zeit stammt vermutlich die „Große Landschaft in Tirol“, ein Kunstwerk, das einerseits die Topografie und andererseits auch die Idylle dieser Landschaft großartig wiederzugeben vermag. Dimitra Reimüller, Expertin für Gemälde des 19. Jahrhunderts Joseph Nigg, Stillleben mit Schmetterlingen, Blumen und Früchten vor Landschaftshintergrund, 1834, Öl auf Leinwand, 68 x 54 cm Schätzwert € 20.000 – 30.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 23. Oktober 2014 CHOICE 56 WIENER MODERNE Bei dieser seltenen, von Kolo Moser entworfenen Gürtelschließe aus dem Jahre 1905 handelt es sich um eine frühe Arbeit der Wiener Werkstätte. Das Motiv der Blumenranke ist hier streng symmetrisch aufgebaut und geometrisiert – es entspricht solcherart ganz den Intentionen der Wiener Werkstätte. Julia Blaha, Expertin für Jugendstil Kolo Moser Gürtelschließe, Entwurf 1905 Ausführung Wiener Werkstätte, Silber getrieben, tlw. verkupfert, Opale, 7,8 x 4 cm Schätzwert € 50.000 – 70.000 Auktion Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts, 4. November 2014 Egon Schiele Sitzender Akt, 1917 Schwarze Kreide auf Papier, 29,5 x 46 cm, Kallir: D.2039 Schätzwert € 140.000 – 200.000 Auktion Klassische Moderne, 25. November 2014 CHOICE 57 IMPERIALES KAFFEKRÄNZCHEN Das elegante Tee- und Kaffeeservice auf Goldgrund mit Blumendekor und eigenem Reisekoffer stammt aus der 1784 bis 1805 währenden Ära des Direktors Conrad Sörgel von Sorgenthal, unter dem die Wiener Manufaktur ihre Hochblüte erlebte. Zum Kundenstock zählten damals neben dem Kaiserhaus mit den österreichischen Erzherzögen auch die Fürsten Metternich, Kaunitz, Trauttmansdorff, Rasumofsky, Liechtenstein, Lobkowitz, Lichnowsky, Auersperg und Colloredo, die Grafen Tatischeff, Esterházy, Hardenberg, Czernin, Batthyány, Chotek, Waldstein, Eltz, Festetics und viele andere. Trotz der ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen stieg auch die Nachfrage aus dem Ausland. Verkauft wurde in die Türkei, in die Schweiz, nach Italien, Russland, Deutschland und Frankreich. Die Umsätze der Manufaktur waren beachtlich: In den Jahren 1792 bis 1808 lag der Reingewinn bei 714.500 Gulden (ein Gulden entspricht heute zehn Euro). Ingrid Haslinger, Historikerin und Spezialistin für Tafelkultur des Kaiserhauses, und Ursula Rohringer, Dorotheum-Expertin für Glas und Porzellan Wien, kaiserliche Manufaktur Kaiserliches Kaffee- und Teeservice, 1788 – 1799, Porzellan Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Antiquitäten, 22. Oktober 2014 Tischdecke Venezia, Feinstes Reinleinen mit handgestickten Motiven, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Zur Schwäbischen Jungfrau, Am Graben 26, 1010 Wien CHOICE 58 Ein weniger bekannter Teil von Lucio Fontanas Schaffen sind seine Skulpturen und Plastiken. Am Beginn seiner künstlerischen Karriere – wie sein Vater – als Bildhauer tätig, schuf Fontana auch weiterhin, zeit seines Lebens, eindrucksvolle Skulpturen. Ein Teil seines Werkes ist von religiösen Motiven geprägt. Zwei bedeutende Arbeiten, die als Beispiele dafür stehen, werden demnächst im Dorotheum versteigert werden. Alessandro Rizzi, Experte für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst SKULPTURAL Lucio Fontana Jungfrau mit Kind, um 1955 Bemalte Keramik, 40 x 17 x 20 cm Schätzwert € 55.000 – 75.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Lucio Fontana Kreuzigung, 1961 Bemalte Keramik, 40 x 19 x 6 cm Schätzwert € 45.000 – 65.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 Sido und François Thévenin für Sawaya & Moroni Crypto CRP 10, 1985, Bronze Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Design, 6. November 2014 CHOICE SCH(N)ELL Mercedes-Benz 450 SL, Schätzwert € 22.000 – 30.000, Auktion Klassische Fahrzeuge und Automobilia, 18. Oktober 2014, Classic Expo Salzburg 59 Bei der Classic Expo in Salzburg versteigert das Dorotheum am 18. Oktober einen Mercedes-Benz 450 SL aus dem Nachlass von Oscar-Preisträger Maximilian Schell. Das einstige Topmodell von Mercedes in der Farbe Magnetitblau metallic hat den am 1. Februar Rolex Cosmograph Daytona, Referenz 6239, um 1965, Edelstahl, Ankerwerk, Kaliber 722, Stoppfunktion über Schaltrad, Gehäusenummer 1475618, Durchmesser ca. 37 cm Schätzwert € 20.000 – 30.000 Auktion Uhren, 28. November 2014 dieses Jahres verstorbenen Schauspieler, Regisseur und Produzenten über Jahrzehnte begleitet. Bei Schells 2013 gefeierter Hochzeit mit der Opernsängerin Iva Mihanovic diente der Mercedes noch als Hochzeitskutsche. Nun kommt er in Salzburg mit einem Schätzwert von 22.000 bis 30.000 Euro zur Auktion. Wolfgang Humer, Experte für Klassische Fahrzeuge und Automobilia BMW 327/28 Cabriolet, 1939, Schätzwert € 140.000 – 180.000 Auktion Klassische Fahrzeuge und Automobilia, 18. Oktober 2014, Classic Expo Salzburg CITY Modestadt und Finanzmetropole … Mailand hat aber noch weitaus mehr zu bieten als Haute Couture und Haute Finance: Viele unbekannte Kostbarkeiten und verborgene Plätze harren ihrer Entdeckung. Eine Liebeserklärung von Angelica Cicogna Mozzoni, Direttrice der Mailänder Dorotheum-Repräsentanz, an ihre Stadt. VON ANGELICA CICOGNA MOZZONI MAILAND. WAS SOLL ICH ÜBER DIESE STADT SAGEN, DIE STETS NUR ALS ITALIENS BRIEFTASCHE GEGOLTEN HAT? Börse, Business, Handel, nicht zu vergessen natürlich Shopping – all das wird gemeinhin mit Mailand assoziiert. Dabei steckt die Stadt voller wunderbarer Geheimnisse, die sich meist hinter den hohen Mauern der Palazzi verbergen und nur darauf warten, gelüftet zu werden. Auch die Geschäftsräume der Mailänder DorotheumRepräsentanz sind an einem solchen Ort untergebracht: Der Palazzo Amman ist ein kleines Juwel mit schmuckem Garten um einen prachtvollen Magnolienbaum, dazu Kletterpflanzen, immergrüne Gewächse und Kamelien in Rot und Weiß, den Farben Österreichs und Mailands. Im Hintergrund erfreut die von Mario Botta gestaltete moderne Rückseite der MAILÄNDER SCALA (2) das Auge des Betrachters; spätnachmittags hört man bisweilen den Chor und das Orchester für die Abendvorstellung proben – ein zauberhaftes Arbeitsumfeld! Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und in den kleinen verwunschenen Garten hinunterblicke, fühle ich mich hier jeden Tag aufs Neue angekommen. Dadamaino, Panello Dinamico, Italien 1971 – 1977/78, erzielter Preis € 51.540 CITY MAI LA ND 61 CITY 62 Mailand ist unaufdringlich charmant … und diskret: Die mit Stuck und Fresken verzierten Palazzi verstecken sich vielfach hinter unauffälligen Fassaden; von Besuchern der Stadt werden sie allzu oft gar nicht wahrgenommen. Viele historische Gebäude wurden während des Zweiten Weltkrieges zerstört, so manche Residenz hat den Bombenhagel freilich sprichwörtlich überstanden: etwa der Palazzo Clerici mit seinem atemberaubenden Deckenfresko von Tiepolo; der PALAZZO SERBELLONI (1), ein wunderbares Exempel für Simone Cantonis Architektur des späten 18. Jahrhunderts; der Palazzo Reale, in dem laufend Ausstellungen gezeigt werden; der zwischen 1782 und 1787 nach Plänen des berühmten Architekten Giuseppe Piermarini 1 entworfene Palazzo Belgioioso, wie die bereits erwähnte Scala ein Paradebeispiel neoklassizistischer Architektur; der Palazzo Trivul- Atemberaubend sind auch Mailands Kirchen. Etwa San Babila zio, einer der schönsten Rokokobauten der Stadt; oder der auf das und San Carlo. Oder San Satiro aus dem 15. Jahrhundert mit sei- 13. Jahrhundert zurückgehende spätgotische Palazzo Borromeo, der ner gemalten illusionistischen Perspektive von Donato Bramante. nach dem Bombardement im Zweiten Weltkrieg teils erneuert wer- SANT’AMBROGIO (4), dem Schutzpatron Mailands gewidmet, ist den musste. eine der ältesten Kirchen Mailands. Dann wäre da auch noch das wunderbare Dominikanerkloster Santa Marie delle Grazie, dessen Schwärmen lässt sich auch von den vielen Museen – angefangen bei Refektorium eines der großartigsten Werke Leonardo da Vincis, „Das der Pinacoteca di Brera über den Pavillon zeitgenössischer Kunst Abendmahl“, beherbergt. Von der zentralen Turmspitze des Mailän- oder das WISSENSCHAFTS- UND TECHNIKMUSEUM (3) bis hin zum der Doms blickt La Madonnina über die Innenstadt. MUSEO DEL NOVECENTO (5) für Kunst des 20. Jahrhunderts, dessen Fenster sich zur Piazza del Duomo öffnen und eine Wohnzim- Mailand, unaufhörlich in Bewegung und stets am Puls der Zeit. mer-Atmosphäre schaffen. Das Museum in der Stadt … und die Stadt Kaum etwas, was die Stadt nicht zu bieten hat: Mode, Design, Kul- im Museum! Oder das Castello Sforzesco, dessen Räume beseelt sind tur … Ihr modernes Gesicht zeigt sie in neuen Vierteln mit reger von der Geschichte seiner Bewohner, ob es nun die Sforza oder die Bautätigkeit – wie der Porta Garibaldi mit dem Unicredit-Hochhaus Visconti waren. Ein Kulturjuwel ist auch das Poldi Pezzoli Museum oder dem ehemaligen Messegelände, auf dem sich Wohnbauten von mit all den kostbaren Gegenständen und Kunstwerken, die der Besit- Zaha Hadid und Daniel Libeskind erstrecken. Daneben wird dort zer Gian Giacomo Poldi Pezzoli zusammentragen hat. Die Meilen- emsig an der Fertigstellung der drei – ebenfalls von Libeskind und steine italienischen Designs sind indes in einer Dauerausstellung der Hadid sowie von Arata Isozaki – geplanten CENTRAL TOWERS (6) Triennale di Milano zu bestaunen. gewerkt. Sie läuten eine neue Ära in Mailand ein und werden die 2 A. Cicogna Mozzoni © Roberto Gobbo 1 Palazzo Serbelloni, Sala Napoleonica © Francesco Arena 2 Scala, Foto Brescia/Amisano © Teatro alla Scala 3 Wissenschafts- und Technikmuseum © Alessandro Grassani 4 Sant’Ambrogio © Sant’Ambrogio 5 Museo del Novecento © Comune di Milano 6 Zaha Hadid, Render © Zaha Hadid Architects, Courtesy of Citylife 7 Corso Como © 10 Corso Como, Mailand 3 CITY 63 MAI LA ND 4 5 Skyline der Stadt verändern. Nun gilt es die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Expo 2015 abzuschließen. Ich liebe das Mailänder Leben. Es ist perfekt … oder fast perfekt. Die fünf Linien der Mailänder U-Bahn – sie tragen die Farben Rot, Grün, Gelb, Violett und Blau – sind die Adern des öffentlichen Lebens. Dazwischen ziehen Busse weite Kreise, um die Bewohner der Stadt von A nach B zu bringen … ebenso wie die Straßenbahn, deren charakteristische Schienengeräusche heimischen Ohren so vertraut sind, dass sie sie gar nicht mehr wahrnehmen. Eine der alten Garnituren beherbergt heute übrigens ein stets ausgebuchtes Top-Restaurant, des- 6 sen Gäste sich beim Essen auf eine Spritztour durch die Stadt begeben. Mailand strotzt vor Leben. Die Stadt ist berühmt für ihre Restaurants und für die Bars im Zentrum mit ihren Happy Hours, bei denen es sich so satt essen lässt, dass man auf das Abendessen gut und gerne verzichten kann. Vor ein paar Monaten hat die Lebensmittelkette Eataly ein riesiges Geschäft im Teatro Smeraldo eröffnet, wo man all jene Produkte erhält, für die Italien berühmt ist. Gleich um die Ecke findet sich der bekannte 10 CORSO COMO STORE (7) von Carla Sozzani, der ehemaligen Herausgeberin der italienischen „Vogue“. DAS ALLES IST MEIN MAILAND, UND ICH LIEBE ES! 7 CITY 64 Ein Gespräch mit dem Sammler Vo l k e r W. F e i e r a b e n d , d e r s e i n e L e i d e n s c h a f t f ü r die italienische Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts eher zufällig entdeckte, mittlerweile aber zu ihren großen Förderern gehört. Befragt zu Kunst als Investition und zum Mäzenatentum, bekennt der p a s s i o n i e r t e S a m m l e r, s e i n e r I n t u i t i o n z u f o l g e n … u n d n i c h t a k t u e l l e n Tr e n d s . VON ANGELICA CICOGNA MOZZONI UND ALESSANDRO RIZZI 1959 begann Volker W. Feierabend im Auftrag eines „Mitte der 1980er-Jahren waren die Preise für bedeutenden Berliner Unternehmens mit Italien Kunst des 20. Jahrhunderts derart gestiegen, dass zusammenzuarbeiten. „Als die Berliner Mauer im es nicht mehr möglich war, Werke aus dieser Epo- Jahr 1961 errichtet wurde, entschloss ich mich, nach che zu erwerben“, schildert er. „Ein Sammler will Frankfurt zu ziehen, wo ich mich selbstständig mach- aber weiter, und daher traf ich die Entscheidung, ein te und in der Folge mit einer Gruppe italienischer Meisterwerk des 20. Jahrhunderts zu verkaufen. Mit Unternehmen kooperierte“, erzählt Feierabend. dem Gewinn begann ich eine neue Sammlung von In den 1970er-Jahren heiratete er und begann zu Kunstwerken seit 1945 anzulegen: Ich erwarb itali- sammeln. Sein Haus wurde sukzessive mit anti- enische Werke aus den 1950er- und 1960er-Jahren, ken Möbeln und Gemälden aus dem 16./17. und die damals noch wenig kosteten.“ 18. Jahrhundert ausgestattet; schließlich entschied er sich dazu, alles zu verkaufen und ausschließlich „Zum Glück habe ich immer die rechten Künstler Werke lebender Künstler zu sammeln. Volker W. zur rechten Zeit gekauft“, sagt er. In diesen Jah- Feierabend wandte sich der italienischen Kunst ren erweiterte sich seine Sammlung um Werke von zu – einem faszinierenden und damals von den gro- Bonalumi, Dadamaino, Gruppo T Cinetica, die er ßen internationalen Sammlern noch unbeachteten direkt von den Künstlern erwarb. Terrain. Er verkaufte alle nichtitalienischen Arbeiten seiner Sammlung, und damit begann Volker W. „Wenn an den Wänden kein Platz mehr ist, muss Feierabends Abenteuer als Sammler. ein Sammler weiterdenken“, erklärt Volker W. Feierabend. Auch ihm erging es nicht anders, und so Der ursprüngliche Kern seiner Sammlung umfasst kontaktierte er deutsche Museen und bot ihnen sei- italienische figürliche Malerei vom Beginn des ne italienischen Kunstwerke als Dauerleihgaben an. 20. Jahrhunderts. „Viel mehr als eine Sammlung Obwohl sich damals die Deutschen eher für franzö- ist das eine Auswahl“, präzisiert Herr Feierabend, sische Künstler des 20. Jahrhunderts interessierten, der aus purem Vergnügen nach wie vor nur das leistete er schließlich erfolgreich Überzeugungsar- kauft, was ihm gefällt. beit und konnte sein „Projekt“ starten. 65 DER DEUTSCHE, DER ITALIEN LIEBT Fotos © MART - Archivio fotografico CITY arramon COLLECTION CITY 66 Zurzeit befinden sich Werke aus der Sammlung Feierabend im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen, im Sprengel Museum Hannover, in der Kunsthalle MART, Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto, Collezione VAF-Stiftung ©MART-Archivio fotografico Mannheim, im Lehmbruck Museum in Duisburg und im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl. „Die Museen äußerten den Wunsch nach Werken italienischer Künstler, die sie nicht hatten“, worauf Volker Feierabend diese sowohl auf dem Kunstmarkt, in Galerien, als auch über Private und bei den Künstlern selbst suchte. „Ich kaufte die Werke, um sie den Museen nach dem üblichen System als Dauerleihgabe zu überlassen.“ „In Deutschland“, erklärt Volker Feierabend, „zahlt eine Privatperson MART zu entlehnen. Insgesamt sollten es im Laufe der Zeit rund 1.000 Kunstwerke werden, die er dem MART leihweise übergab. Die dort ausgestellten Werke der Stiftung umfassen Meisterwerke des frühen 20. Jahrhunderts ebenso wie die Avantgarde der Nachkriegszeit bis hin zu Arbeiten weniger bekannter zeitgenössischer Künstler. keine Vermögenssteuern, wenn sie einem Museum ein Kunstwerk leiht; das Museum wiederum kümmert sich um alles – von der eventuell notwendigen Restaurierung bis hin zur Versicherung. Das ist heute noch so!“ Im Jahre 2000 gründete er die VAF-Stiftung mit Sitz in Frankfurt, der er seine Sammlung von 1.500 Werken als Schenkung zuerkannte. Die Bezeichnung „VAF“ beruht auf einer Kombination aus den Initialen seines Namens und jenes seiner Ehefrau Aurora. Ziel der Stiftung ist es, italienische Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu sammeln, sie in Italien und insbesondere im Ausland zugänglich und vor allem bekannt zu machen, ihr Bedeutung zu verleihen. Ebenfalls 2000 traf er Gabriella Belli vom MART Eine Arbeit der ersten Preisträgerin des alle zwei Jahre verliehenen Kunstpreises der VAF-Stiftung zur Förderung junger Talente. Chiara Dynys, Near and far, 2003 (Museo di arte moderna e contemporanea di Trento Existiert Mäzenatentum heute noch? Volker W. e Rovereto) und bot ihr an, dem damals noch im Bau Feierabends Antwort auf die an ihn gerichtete Frage: befindlichen Museum einige Kunstwerke zu leihen. „Seit 2003 verleiht die VAF-Stiftung alle zwei Jahre Ein Besuch des von Architekt Mario Botta geplan- in Deutschland, Österreich und Italien an junge ita- ten neuen Museums faszinierte Volker Feierabend. lienische Künstler unter 40 Jahren den Kunstpreis Am meisten beeindruckte ihn, wie man das Museum VAF-Stiftung. Sie werden nicht ausgewählt, weil konzipiert hatte: Es war um die Werke gebaut, die es sie in Mode sind, sondern alleine aufgrund ihres aufbewahrte, und nicht umgekehrt. Talents; häufig unterstützt die Stiftung die ausgewählten Künstler beim Kauf von Materialien und Der Sammler stellte eine erste Auswahl von 100 Sonstigem, was sie für die Ausführung ihrer Kunst- Kunstwerken zusammen, die er – verständlicher werke benötigen. Die Begabung der ersten Preisträ- weise nicht zu deren Freude – von verschiedenen gerin, Chiara Dynys, ist mittlerweile in der Kunst- deutschen Museen zurückforderte, um sie dem welt allseits bekannt: Ihre Arbeiten waren bereits CITY 67 in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen, Er selbst, so erzählt Volker Feierabend, habe vor Kur- in bedeutenden Museen, öffentlichen und privaten zem bei einer Auktion das Werk eines Künstlers des Kulturinstitutionen zu sehen. 20. Jahrhunderts, dessen Schätzwert bei 5.000 bis 6.500 Euro lag, um den unteren Schätzwert erstei- Auf das Thema Kunst als Investition angesprochen, gern können. „Es war wirklich ein Schnäppchen, stellt Volker Feierabend fest: „In den 1970er-Jahren und das passiert mir nicht zum ersten Mal“, so der waren es in Deutschland die Museen, die den Kri- Sammler zufrieden. „Dieses Werk wird im MART im tikern zeigten, in welche Richtung die Kunst geht. Rahmen der nächsten Ausstellung ,Grande Guerra Diese schrieben dann in den Zeitungen über die 1914–2014‘ über die Weltkriege ausgestellt werden.“ Künstler und die Arbeit der Museen, blieben aber absolut neutral. Die Museen arbeiteten mit Gale- Das Gespräch schließt Volker Feierabend mit folgen- rien zusammen, um neue Künstler zu entdeckten, und den Worten: „In den letzten 20 Jahren habe ich Wer- Museumsdirektoren sprachen oft auch in den Gale- ke junger Künstler erworben, die ich für talentiert rien über die ausgestellten Künstler. Heute folgen hielt. Im Laufe der Zeit, also in 30 bis 40 Jahren, wird die Museen dem Trend und zielen mit ihren Ausstel- sich herausstellen, ob ich Recht hatte damit, meiner lungen einzig auf höhere Besucherzahlen ab, wäh- Intuition zu folgen.“ rend der Markt unter dem Einfluss großer, international tätiger Galerien und bedeutender Sammler steht – sie lancieren die Namen von Künstlern, die Angelica Cicogna Mozzoni leitet das Dorotheum Mailand. Alessandro Rizzi ist Experte für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst im Dorotheum. „Kaufen mit Herzblut und Überzeugung“ Chiara Dynys, Near and far, 2003 ©MART-Archivio fotografico aus dem Nichts heraus sechsstellige Preise erzielen.“ Und weiter: „Es gibt in der Welt zu viel Geld, und im Trend sind ungefähr 100 Künstler, die von einschlägigen Käufern präferiert werden. Sie glauben, ein gutes Geschäft zu machen bzw. ihrer Sammlung einen weiteren bedeutenden Namen hinzuzufügen, kaufen oftmals aber ohne Herzblut und ohne Überzeugung. Diese Namen, die millionenschwere Ergebnisse erzielen, herrschen in den Auktionen vor, während die anderen Künstler unter ihrem Wert verkauft werden. Meiner Meinung nach ergeben sich hier Möglichkeiten für wirkliche Sammler, Werke zu billigen Preisen zu erwerben und ihre Sammlungen zu erweitern.“ PASSION 68 PASSION BIZARRE KÖPFE Franz Xaver Messerschmidt und seinem einzigartigen Œuvre ist der jüngste Band der Reihe „Belvedere Werkverzeichnisse“ gewidmet, deren Herausgabe das Dorotheum großzügig unterstützt. VON CHRISTINA BACHL-HOFMANN UND GEORG LECHNER PASSION Franz Xaver Messerschmidt Ein Erzbösewicht, 1770 – 1783 Blei-Zinn-Legierung Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 2442 © Belvedere, Wien 69 Franz Xaver Messerschmidt Ein absichtlicher Schalksnarr 1770 – 1783, Alabaster Belvedere, Wien, Inv. Nr. 2284 Innerhalb der mitteleuropäischen Kunst des Persönlichkeiten der damaligen Zeit, unter anderem 18. Jahrhunderts kommt dem Werk von Franz Xaver des Historikers Martin Georg Kovachich, des Schrift- Messerschmidt ein herausragender Stellenwert zu. stellers und Kunsttheoretikers Franz Christoph von In der Regel sind es seine sogenannten Charakter- Scheyb sowie des Arztes Gerard van Swieten. köpfe, die man ob ihres mitunter bizarren Erscheinungsbildes am ehesten im Gedächtnis behält. Zu Im Herbst 2014 erscheint nun ein Werkverzeichnis Unrecht wird Messerschmidts Schaffen oftmals zu Franz Xaver Messerschmidt als Band 4 der Rei- auf diese Gruppe reduziert, deren Entstehungsge- he „Belvedere Werkverzeichnisse“. Dessen Autorin schichte mitunter haltlose Mythen umranken. Maria Pötzl-Malikova, eine anerkannte Spezialistin für die Plastik und Skulptur des Barock, hat bereits Die „Köpfe“, die bis zum Tod des Künstlers in ihre Dissertation Franz Xaver Messerschmidt dessen Besitz blieben, stellen nur einen Teil eines gewidmet und 1982 eine Monographie zu dem bemerkenswerten Œuvres dar. Als dessen großar- Künstler publiziert. tiger Auftakt sind die beiden heute im Belvedere befindlichen Büsten des Kaiserpaares Franz I. Das Belvedere sieht die wissenschaftliche Dokumen- Stephan und Maria Theresia zu bezeichnen. Über- tation der Œuvres österreichischer Künstlerinnen haupt nehmen die Darstellungen von Mitgliedern und Künstler als eine der wesentlichsten Forschungs- der kaiserlichen Familie eine wichtige Position in aufgaben eines Museums an. Dank der großzügigen der heimischen Kunstgeschichte ein. finanziellen Unterstützung des Dorotheum wird am Institut für die Erstellung von Werkverzeichnissen des Wesentlich für Messerschmidt war auf jeden Fall Belvedere in enger Zusammenarbeit mit Expertinnen auch die Förderung durch die fürstliche Familie und Experten an den Werkverzeichnissen zahlrei- Liechtenstein; die spätere Herzogin Theresia Anna cher bedeutender Kunstschaffender gearbeitet. Felicitas von Savoyen gab bedeutende Kunstwerke in Auftrag – ihrer Initiative verdanken wir etwa die monumentale Maria Immaculata sowie den Elisäusbrunnen für das Savoy’sche Damenstift. Darüber hinaus schuf der Künstler Bildnisse bedeutender Christina Bachl-Hofmann ist Leiterin des Research Centers in der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien. Georg Lechner ist Kurator für barocke Kunst in der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien. Das neue Werkverzeichnis wird Ende 2014 im Verlag Bibliothek der Provinz erscheinen. PASSION 70 © Studio Robert Stadler Für „Back in 5 min“ entwickelte Sitzmöbel: Cora, Dora und Aymeric, 2014 In Kontrast zum bürgerlich-opulenten Stil des Geymüllerschlössels reinterpretiert Stadler simple Möbeltypen wie Hocker oder Bänke zu Objektgruppen von „Arbeitsmöbeln“. BACK IN VIENNA Ö s te r re i c h s g roß e Tö c h te r u n d S ö h n e s i n d derzeit „hymnisch“ in aller Munde. Robert S t a d l e r, e i n W e l t e n b u m m l e r z w i s c h e n Design und Kunst, kehrt für kurze Zeit nach Wien zurück und spricht über seine – mit Unterstützung des Dorotheums realisierte – I n t e r v e n t i o n „ B a c k i n 5 m i n“ i n d e r MAK-Expositur Geymüllerschlössel. VON THOMAS GEISLER Th o mas Geisler : In Öster reich heißt es, um berühmt zu werden, müsse man ins Ausland gehen. Ist dem so? Oder was haben Mailand, Paris und Rio de Janeiro – wichtige Stationen in Ihrem Leben –, was Wien nicht bieten konnte? Robert Stadler: Ich denke, es geht primär darum, sich von seinem gewohnten Ambiente zu lösen und die Perspektive zu wechseln. In Rio war diese Erfahrung für mich sicher am intensivsten. Konfrontiert mit der Lebensweise der Brasilianer wurde mir klar, dass wir oft nostalgisch in die Vergangenheit blicken oder sehnsüchtig von der Zukunft träumen und dabei das Hier und Jetzt vergessen. e i n e s B i e d e r m e i e r j u w e l s i n P ö t z l e i n s d o r f, z u befassen und Relevantes für die Gegenwart herauszuarbeiten. Wie haben Sie sich dieser Herausforderung gestellt? Merkmal des Biedermeier-Interieurs waren die durch die Bewohner transformierbare Einrichtung und mögliche Mehrfachnutzung der Zimmer. Anders als in den aristokratischen Villen des 18. Jahrhunderts diente ein Raum mehreren Funktionen wie Essen, Lesen, Musizieren etc. Dank der Leichtigkeit der Biedermeiermöbel konnten die typischen „Wohninseln“ geschaffen werden. „Back in 5 min“ ist eine Inszenierung, die mit vorhandenen Zitaten aus den Räumen S i c h o h n e N o s t a l g i e m i t Ve r g a n ge n h e i t a u s e i - arbeitet und neue Objektgruppen hervorbringt, wel- n a n d e r z u s e t z e n i s t Au f g a b e d e s M A K D E S I G N che die verschiedenartigen, komplexen Überlappun- S A LO N . Ko n k r e t ge h t e s d a r u m , s i c h m i t d e m gen von Vergangenheit und Zukunft materialisieren. Ort und der Geschichte des Geymüllerschlössels, Bereits in meinem Projekt „Traits d’union“ – einer PASSION 71 permanenten Installation an einem historischen Gebäude in Nancy – habe ich mich mit diesem Robert Stadler Brückenschlag beschäftigt. Ich habe die DNA dieser wurde 1966 in Wien geboren und studierte Architektur des 19. Jahrhunderts an der Fassade Design am IED in Mailand und an der und in der Stadtmöblierung neu interpretiert. ENSCI in Paris. Er war Mitbegründer der Gruppe RADI Designers (1992–2008) und M i t „ B a c k i n 5 m i n“ e r z ä h l e n S i e e i n e Assistent von Ron Arad an der Hoch- G e s c h i c h te . M a c h t e s e i n e n U n te r s c h i e d , o b schule für angewandte Kunst in Wien d i e s e i n e i n e r W h i te - C u b e - G a l e r i e a b ge r u f e n (1994–1997). Seit 2000 lebt und arbeitet w i r d o d e r i n e i n e m h i s to r i s c h e n A m b i e n te ? Stadler in Paris. Seine Arbeiten sind in Es handelt sich hier um eine ortsspezifische Arbeit, privaten und öffentlichen Sammlungen – die jedoch auch in anderen Kontexten Sinn machen u . a . F o n d a t i o n C a r t i e r, F o n d s n a t i o n a l kann. Ich sehe da keinen Widerspruch. Ein solides d ’a r t c o n t e m p o r a i n , M A K – M u s e u m f ü r Grundkonzept kann in verschiedenen Umfeldern L e s A r t s D é c o r a t i f s – v e r t r e t e n . D i o r, Oft wird der Begriff der „Funktionalität“ Louis Vuitton, Hermès, Niss an, Ric ard b e m ü h t , u m D e s i g n vo n a n d e r e n k ü n s t l e - und Thonet zählen zu Stadlers Kunden. r i s c h e n D i s z i p l i n e n a bz u g r e n z e n . I s t d i e s e © Jacques Gavard angewandte Kunst/Gegenwartskunst und „funktionieren“. Abgrenzung nicht schon obsolet? Man muss korrekterweise „praktische Funktion“ sagen, wenn man jene Ebene ausloten will, auf der versucht wird, Kunst und Design zu vermischen oder zu trennen. Was aber ohnehin nicht möglich ist, weil die praktische Funktion im Design einen ganz anderen Stellenwert hat als in der Kunst. Kunst kann sie beachten oder auch nicht. Im Design ist sie jedoch zentral und unumgänglich. I n I h r e n e i g e n e n A r b e i te n ü b e r s c h r e i te n S i e ständig Grenzen zu anderen künstlerischen I n d u s t r i e b e go n n e n – wo h e r ko m m t d i e s e Undiszipliniertheit? Von Beginn an – auch mit den Projekten meiner © Hertha Hurnaus D i s z i p l i n e n . S i e h a b e n m i t P r o d u k te n f ü r d i e damaligen Gruppe RADI Designers – war es mir wichtig, jegliche Hierarchie zwischen freien und konkreten Designprojekten aufzuheben. Wir haben damals unsere Objekte in Galerien zeitgenössischer Kunst gezeigt und parallel dazu das millionenfach produzierte Flugzeuggeschirr für Air France entworfen. Während bei RADI die Projekte noch klar heitlichung, Austauschbarkeit und Identitätsverlust, sei es nun im Auto- oder im Möbelbereich. Mein einziger Rat an die Produzenten und Designer ist, die Kunden nicht zu unterschätzen. Ich glaube, wir sind heute mehr denn je reif für Unerwartetes, Singuläres. im Design verankert waren, überschritt ich in mei- W i r d m a n vo n R o b e r t S t a d l e r i n n ä c h s t e r Z e i t nen Soloprojekten die Definitionsgrenzen. Die In w i e d e r m e h r i n W i e n z u s e h e n b e ko m m e n ? stallation „Loosgelöst“ im Wien Museum oder die Das hoffe ich! Auch wenn ich über viele Jahre hinweg Performance „Tephra Formations Play“, die letztes nicht nach Wien zurück wollte, freue ich mich über Jahr im Centre Pompidou präsentiert wurde, sind Projekte wie jenes im Geymüllerschlössel, dank derer Beispiele dafür. ich in meinem heimatlichen Kontext agieren kann! M a n c h e m e i n e n , D e s i g n s te c ke i n d e r K r i s e … Die Krise ist meiner Meinung nach eine von Verein- Thomas Geisler ist Kustode der MAK-Sammlung Design und Kurator der Reihe MAK DESIGN SALON. Loosgelöst, 2008 Installation im Loos-Wohnzimmer im Wien Museum 72 Seven Days of Art. Vienna, vibrant capital of art: museums, galleries, artists, art universities, alternative art spaces … www.viennaartweek.at Graphic: Perndl+Co, Photo: Deb Scott EVENTS PASSION 73 DIE WOCHE DER KUNST WIRD 10 Es gibt die Redensart, dass alles, was zum zweiten Mal stattfindet, bereits Tr a d i t i o n i s t . I n d i e s e m S i n n e d a r f m a n d i e V I E N N A A R T W E E K , d i e 2 0 1 4 ihren zehnten Geburtstag begeht, getrost als solche bezeichnen. D e n n o c h : N u r w e n i g e W i e n e r Tr a d i t i o n e n h a b e n e s g e s c h a f f t , z u m E r e i g n i s mit vorzüglichem internationalen Ruf zu werden, wie die VIENNA ART WEEK – d i e h e u e r v o n 1 7. b i s 2 3 . N o v e m b e r s t a t t f i n d e t . V O N A N JA H A S E N L E C H N E R U N D R O B E R T P U N K E N H O F E R Hinein in die Ateliers, in die großen Museen und Fixer Programmpunkt der VIENNA ART WEEK ist Ausstellungshäuser ganze längst das Öffnen von Künstlerateliers. Bereits zum Woche lang, stets im Herbst, schafft die VIENNA dieser Stadt! Eine dritten Mal wird heuer zum Open Studio Day gela- ART WEEK eine besondere Form der Vernetzungs- den: Rund 70 Künstlerinnen und Künstler aus ganz kultur. Wien wird zum Kulturpfad: Zwischen rund Wien öffnen ihre Kreativräume. 200 Ausstellungsräumen ergehen 35.000 Besucherinnen und Besucher die Stadt. Ateliers öffnen ihre Ein besonderes Highlight der Jubiläums-Auflage Türen. Ganz Wien ist Kunstraum. 2014 wird die Podiumsdiskussion mit den Direktoren und Direktorinnen der wichtigsten Wiener „Running Minds“ lautet das diesjährige Motto der Museen und Kunstinstitutionen sein. Im Fokus: VIENNA ART WEEK. Rastlosigkeit im künstle- Visionen, Zukunftsbilder, Kreativwelten. Zudem rischen Alltag, das Verorten von Ideen, das Ver- lädt die VIENNA ART WEEK internationale Kura- werfen und der lange Weg des Schaffens: Schier toren aus Athen, Helsinki und New York nach unermüdlich stellen sich die Kunstschaffenden Wien, die sich öffentlich über das Thema „Curating den Herausforderungen ihrer Kreativprozesse. Contemporary Arts“ austauschen. Die Künstler als Running Minds, unruhig, weil suchend, fordernd und vor allem eines: zutiefst Zu ihrem zehnten Geburtstag macht die VIENNA lebendig. Die VIENNA ART WEEK 2014, die vom ART WEEK damit neuerlich den Kunstschaffenden 17. bis zum 23. November stattfindet, versteht sich das größte Geschenk: Sichtbarkeit, Öffentlichkeit als Hommage an die unermüdlichen Leistungen und Wahrnehmung. Mehr kann man der Kunstwelt der Künstlerinnen und Künstler, der Galerien und auch für die Zukunft nicht wünschen! großen Kunstinstitutionen sowie der Kunstuniversitäten und der freien Szene in Wien. Robert Punkenhofer ist künstlerischer Leiter der VIENNA ART WEEK, Anja Hasenlechner deren Projektmanagerin. 20. 11. PODIUMSDISKUSSION „CURATORS’ VISION. FÜNF INTER NATIONALE KURATOREN IM DIALOG“ Donnerstag, 20. November 2014 18.00 – 19.30 Uhr Akademie der bildenden Künste Wien 21. 11. PODIUMSDISKUSSION „VISION FÜR DEN KUNSTSTANDORT WIEN. PERSPEKTIVEN UND CHANCEN“ Freitag, 21. November 2014 18.00 – 19.30 Uhr Dorotheum PASSION 74 VON DER ERDE ZUM HIMMEL Stiege zur Albertina, sponsored by Dorotheum Joan Miró, Das Gold des Azurs, 1967, Fundació Joan Miró, Barcelona © Successió Mirò 2014/Bildrecht, Wien, 2014 Mit seiner unverwechselbaren Bildsprache zählt Joan Miró zu den bedeutendsten Künstlern seiner Zeit. In einer vom Dorotheum unterstützten umfassenden Ausstellung in der Albertina sind nun rund 100 Gemälde, Papierarbeiten und Objekte des katalanischen Künstlers zu bestaunen. Deren Titel „Von der Erde zum Himmel“ spiegelt Mirós Liebe zur Leichtigkeit und Spontaneität wider, die wie ein roter Faden seine Werke durchzieht. Mirós Bilder, die eine farbenfrohe Mischung aus Monden, Sternen, Insekten und Vögeln kennzeichnet, zeigen dem Betrachter auf einfache, fast kindliche Weise eine andere, poetische Sicht der Dinge. Miró geht den Dingen auf den Grund, lässt ihre physikalische Gesetzmäßigkeit außer Acht und schafft somit etwas Neues, das Spielraum für Interpretationen schafft. AUSSTELLUNGSDAUER 12. September 2014 – 11. Januar 2015 www.albertina.at Joan Miró, Malerei (Vögel und Insekten), 1938 Öl auf Leinwand Albertina, Wien – Sammlung Batliner Foto: © Fotostudio Heinz Preute, Vaduz © Successió Mirò 2014/Bildrecht, Wien, 2014 MEET@ DOROTHEUM EVENTS Veranstaltungen und Charity COOKING MEMPHIS Memphis Design zum Einverleiben: So etwas steht auf der Karte des Designer-Duos chmara.rosinke. Mit intellektuellem Esprit und jugendlicher Nonchalance schufen Maciej Chmara und Ania Rosinke in der von ihnen entworfenen flexiblen Nomadenküche inmitten des honorigen Hauptsaals des Palais Dorotheum am 3. Juni 2014 ihre pastellfarbenen essbaren Mini-Architekturen à la Memphis Design. Sie machten Geschmack auf die Dorotheum-Design-Auktion, bei der in der Folge Arbeiten des Duos erfolgreich versteigert wurden. Fotos Tibor Rauch Die geometrischen Gussformen für Erdbeercreme oder auch Holundergelee mit eingelegten Heidelbeeren spuckte der 3-D-Drucker live aus. Ein weiteres Gesamtkunstwerk des in Arbeit und Leben vereinten polnischstämmigen, in Österreich lebenden Paares, das sich bereits über renommierte Design-Preise und Projekte mit Firmen wie Hermès freuen kann: „Wir schätzen die Ideen der Moderne und entwickeln sie weiter.“ © Thomas Niedermueller/Life Ball 2014/ Getty Images © Joanna Ida Jutkiewicz LIFE BALL, AIDS SOLIDARITY GALA 31. Mai 2014 Auktionator Rafael Schwarz mit dem TransgenderModel Carmen Carrera bei der Auktion zugunsten von Aids Life. CHARITY In den Dienst der guten Sache stellt sich das Dorotheum mehrmals im Jahr mit Benefizauktionen: für Hospizbewegungen wie jene der Caritas, für Afrika- und Kinder-Krebs-Hilfe, für verschiedene Rotarier-Projekte, für Menschenrechtsorganisationen wie SOS Mitmensch oder für Kunstinstitutionen. Mit internationaler Prominenz hochkarätig besetzt ist das Publi© Projekt Familien Lotse kum bei der alljährlich stattfindenden Auktion anlässlich des BENEFIZABEND ZUGUNSTEN DES PROJEKTES FAMILIENLOTSE DER KINDER-KREBS-HILFE-ELTERNINITIATIVE 7. Oktober 2013 Donatella Ceccarelli, Vorstandsvorsitzende Flick Privat stiftung, und Richard Scarry Jr., prominenter Illustrator und Schöpfer des Projektlogos, gemeinsam mit Initiator Paul Mensdorff-Pouilly im Dorotheum. Wiener Life Ball – der größten Benefizveranstaltung Europas zugunsten HIV-infizierter und an Aids erkrankter Menschen. © Luca Pajer BENEFIZAUKTION ZUGUNSTEN DES MOBILEN HOSPIZ DER CARITAS DER ERZDIÖZESE WIEN 6. November 2013 Schauspielstar Cornelius Obonya und Moderatorin Barbara Stöckl – im Bild mit Caritas-Präsident Michael Landau – engagieren sich für das Mobile Hospiz. © Stefanie Steindl CHARITY-AUKTION SOS MITMENSCH 15. Mai 2014 Die Charity-Auktion zeitgenössischer Kunst zugunsten der Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch fand wie jedes Jahr im Kassensaal von Otto Wagners Postsparkassengebäude in Wien statt. EVENTS 77 P R Ä S I D E N T AU F S TA AT S B E S U C H © Ouriel Morgensztern Dezoni Dawaraschwili, Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Shimon Peres, Präsident des Staates Israel, Martin Böhm, geschäftsführender Gesellschafter des Dorotheums (v.l.n.r.) Oskar Deutsch, Shimon Peres, Shmuel Barzilai, Oberkantor der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Kinderchor des Wiener Stadttempels (v.l.n.r.) Ende März war der israelische Präsident Shimon Peres auf Staatsbesuch in Österreich. Abseits des offiziellen Programms nahm Peres noch einen E U R O P E A N H E R I TA G E C O N G R E S S weiteren wichtigen Termin wahr: Im Palais Dorotheum stand auf Initiative Der europäische Denkmalschutzverband Europa der Israelitischen Kultusgemeinde ein Nostra lud am 4. Mai 2014 im Rahmen des European öffentliches Gespräch vor rund 400 Heritage Congress zur Diskussion „New Narrative Zuhörern auf dem Programm. for Europe“ ins Dorotheum. Auf dem Podium saßen u. a. Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, Denis de Kergorlay, Präsident von Europa Nostra, und Erhard Busek, Vorsitzender des Kuratoriums der ERSTE Stiftung. EXKLUSIVE PREVIEW Präsident Alain de Krassny und die General direktorin der Französisch- Österreichischen Handelskammer © Oreste Schaller Céline Garaudy luden am 7. April 2014 zur exklusiven Vorbesichtigung FA U X B E R G É der Objekte der großen Frühjahrs auktionen ins Palais Dorotheum. Erfolgreicher Auftakt der mit Unterstützung des Dorotheum verwirklichten Reihe „Alte Meister im Gespräch“: Am 12. Mai 2014 sprach der Fabergé-Experte Géza von Habsburg im Kunsthistorischen Museum Wien über Fälschungen und Nachahmungen der Kunstwerke des berühmten Juweliers. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion mit den DorotheumExperten Astrid Fialka-Herics und Georg Ludwigstorff statt. Foto breadedEscalope © KHM © www.ccfa.at KLOSTER SCHATZ Engelssturz Süditalien/Sizilien (Trapani?) 1. Drittel 18. Jh. Elfenbein Stiftsmuseum Klosterneuburg EVENTS 79 Vo r g e n a u 6 0 0 J a h r e n w u r d e d a s A u g u s t i n e r - C h o r h e r r e n s t i f t z u r hl. Dorothea gegründet. An seiner Stelle befindet sich heute das Dorotheum, dem das Stift seinen Namen gab. Eine Ausstellung im Palais D o r o t h e u m z e i g t e j ü n g s t Te i l e d e s k o s t b a r e n K i r c h e n s c h a t z e s . Wo sich heute im größten Auktionshaus Mittel Vor allem die im Stift Klosterneuburg erhalte europas Liebhaber exquisiter Stücke ein Stelldichein nen hochwertigen Elfenbeinschnitzereien lassen geben, stand einst das Augustiner-Chorherrenstift die Schönheit des einstigen Klosterschatzes heute St. Dorothea. Es nannte eine wertvolle Kunst noch erahnen. Eine kunstvoll gearbeitete Engels sammlung, bedeutende Handschriften und wichtige sturz-Gruppe sticht darunter besonders hervor. Urkunden sein Eigen. 1786 verfügte Kaiser Joseph II. Aus einem einzigen Stück eines der Länge nach die Aufhebung des Klosters und setzte sich persön halbierten Stoßzahnes geschnitzt, ist die vielfigu lich für die Unterbringung des Auktionsbetriebes rige, detailreiche und mit zahlreichen komplizier in den historischen Räumlichkeiten ein. Der Besitz ten Über- und Unterschneidungen komponierte des Klosters ging zu einem Teil an das Stift Klos Szene von großer Dynamik geprägt. Sie wurde mit terneuburg. Eine Vorstellung von Bedeutung und hoher Präzision so herausgearbeitet, dass Form Wohlstand des Stiftes vermittelte von 27. Juni bis und Zusammenhalt des gesamten Elfenbeinzah 28. August 2014 die Ausstellung „St. Dorothea – 600 nes gewahrt blieben. Trotz einer Höhe von nur Jahre Augustiner Chorherren in der Dorotheergas 25,7 Zentimetern lassen sich insgesamt 103 Figuren se. Vom Stift zum Dorotheum“ mit Leihgaben aus unterscheiden. Im Zentrum zeigt die Gruppe den Klosterneuburg, dem Kunsthistorischen Museum geflügelten und gerüsteten Erzengel Michael, der Wien, der Österreichischen Nationalbibliothek und die himmlische Engelsschar anführt. Neben und der Universitätsbibliothek Wien. unter ihm stürzen die aus dem Himmel vertriebe nen Engel in die Tiefe. Ihre zu Fratzen verzerrten Köpfe mit aufgerissenen Mäulern sind teilweise sehr expressiv gestaltet. Ebenso detailliert ist der Die Vernissage der Ausstellung „St. Dorothea – 600 Jahre Augustiner Chorherren in der Dorotheergasse. Vom Stift zum Dorotheum“ mit Abtprimas Bernhard Backovsky CanReg lockte zahlreiche Besucher in das Palais Dorotheum. Höllenrachen gearbeitet, der die herabgefallenen Teufel verschlingt. Beschirmt wird die Szene von Gott Vater und Jesus Christus, die links und rechts der Weltenkugel auf einer Wolkenbank thronen. Entgegen früheren Zuschreibungen gilt es heute als weitgehend gesichert, dass der Engelssturz im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts im süditalienischen Raum, möglicherweise in einer Werkstatt in der sizilianischen Stadt Trapani, entstand. Neben der Engelssturz-Gruppe waren in der Ausstellung auch ein Relief des Bildhauers Dominikus Steinhart mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts, eine große, vielfigurige Kalvarienberg-Dar stellung – ein sogenanntes „Theatrum Sacrum“ – sowie ein Kruzifix mit Maria als Schmerzensmutter und Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zu sehen: prachtvolle Stücke, die an die Schätze des einstigen Dorotheerstifts im Palais Dorotheum erinnern. STORY 80 G E F L Ü G E LT E R KÄFER Foto ORF VON KARL HOHENLOHE STORY Er war ein Käfer. Unbedeutend, lange, die anderen kritisierten den Dann plötzlich wurde die Garage untermotorisiert und in den Augen Sitzkomfort und das winzige ovale gebraucht, der alte Volkswagen verla der Mercedes, BMW und Porsche Rückfenster, das den Blick hinaus den und zur Versteigerung gebracht. ein Paria. Wenn die Ampel auf Grün eher verstellte als ihn frei zu geben. Die ersten Angebote kamen noch schaltete, zwang er sich zu einem Der junge Mann, der den damals langsam, dann brach ein Sturm los. Kraftakt, der keiner war. Lang jungen Volkswagen besaß, verkaufte Schließlich erhielt ein junger Mann sam, fast zögerlich fuhr er an und ihn bald an einen alten Mann. Der den Zuschlag, und bald bemerkte war sich der Ungeduld, die sich da Mann hatte wenig Geld, aber viel der alte Volkswagen, dass der junge hinter ihm aufstaute, schmerzlich Zeit, er hatte schon genug vom Leben Mann ihn liebte. Er verschloss sei bewusst. Das Schlimmste aber war gesehen, der Blick durch das kleine ne Wunden, streichelte ihn, bis er das Abbiegen. Während die anderen ovale Rückfenster war ihm genug, glänzte, und wenn er nun blinkte, Autos in wunderschönem Orange und das Blinken schien dem alten lachten die Leute auf der Straße. So gehaltene blinkende Gläser besaßen, Mann wie ein freundlicher Gruß an stehen immer noch viele alte Autos mit deren Hilfe sie einen Richtungs die anderen Autofahrer. So zogen die in alten Garagen und harren besserer wechsel ankündigten, hatte er zu Jahre ins Land, der Volkswagen lief Zeiten und besserer Menschen. Sie diesem Zwecke zwei winzige Flügel und lief und lief, und irgendwann sind nicht wirklich tot; irgendwann chen, die im Bedarfsfalle ausgeklappt war der alte Mann nicht mehr da. Der kommt die Sonne und beendet ihren wurden und seine Lächerlichkeit ehemals junge Volkswagen war ohne Winterschlaf. noch deutlicher unterstrichen. Auch deutliche Spuren gealtert, er stand in die Menschen, die er zu transpor der Garage wie im Ausgedinge, die tieren hatte, waren unzufrieden. Die Erben des alten Mannes hatten ihn einen monierten, es wäre ihnen die vergessen. Die Zeit verging, erst kam Zeit von Punkt A nach Punkt B zu der Rost, und dann kamen die Mäuse. VW Käfer „Última Edición“, 2003 Erzielter Preis € 32.480 Karl Hohenlohe ist Moderator, TV-Gestalter, Kolumnist und Herausgeber des Restaurantführers „Gault Millau“. Für ORF III moderiert Hohenlohe unter anderem die Sendung „Was schätzen Sie?“ Meisterstück und Hugh Jackman Crafted for New Heights Ninety years ago, Montblanc created a writing instrument that became an icon far beyond writing culture: the Montblanc Meisterstück, a symbol for the everlasting quest of achievement. To celebrate 90 years of Meisterstück, the new Meisterstück 90 Years has red gold-plated fittings and a nib specially engraved with a commemorative “90”. Visit and shop at Montblanc.com Montblanc Boutique Wien · Graben 15 · Tel: 01 532 33 30 CONTACTS DOROTHEUM TERMINE AUSGEWÄHLTE AUKTIONEN Teppiche, Tapisserien und Textilien Di, 16. September 2014 Silber Di, 25. November 2014 Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts Do, 18. September 2014 Klassische Moderne Di, 25. November 2014 Plakate, Reklame, Comics, Film- und Fotohistorika Mo, 22. September 2014 Zeitgenössiche Kunst Teil I Mi, 26. November 2014 Jugendstil und angewandte Kunst des Zeitgenössiche Kunst Teil II Do, 27. November 2014 Juwelen Do, 27. November 2014 Armband- und Taschenuhren Fr, 28. November 2014 Autographen Di, 2. Dezember 2014 Asiatische Kunst Mi, 3. Dezember 2014 Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts Di, 9. Dezember 2014 Bauernmöbel Mi, 10. Dezember 2014 Alte Meister Mi, 10. Dezember 2014 20. Jahrhunderts, Modeschmuck Möbel und dekorative Kunst Meisterzeichnungen, Druckgraphik bis 1900, Aquarelle und Miniaturen Di, 23. September 2014 Mi, 1. Oktober 2014 Do, 2. Oktober 2014 Antiquitäten – Skulpturen, Uhren, Metallarbeiten, Fayencen, Volkskunst, Varia, Historische wissenschaftliche Instrumente, Modelle und Globen, Mo, 6. Oktober 2014 klassische Fotoapparate und Zubehör Briefmarken Klassische Fahrzeuge und Automobilia (Classic Expo Salzburg) Alte Meister Mi – Do, 15. – 16. Briefmarken Sa, 18. Oktober 2014 Jagd-, Sport- und Sammlerwaffen Sa, 13. Dezember 2014 Bücher Di, 16. Dezember 2014 Moderne und Zeitgenössische Kunst Mi, 17. Dezember 2014 Glas und Porzellan Do, 18. Dezember 2014 Spielzeug Mo, 22. Dezember 2014 Di, 21. Oktober 2014 Antiquitäten – Möbel, Skulpturen, Glas, Porzellan Mi, 22. Oktober 2014 Gemälde des 19. Jahrhunderts Do, 23. Oktober 2014 Juwelen Do, 23. Oktober 2014 Sport- und Sammlerwaffen Mi, 29. Oktober 2014 Musikinstrumente (Favoriten) Mi, 29. Oktober 2014 Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts Mi, 5. November 2014 Stammeskunst Mi, 5. November 2014 Design Do, 6. November 2014 Briefmarken Di, 11. November 2014 Historische Waffen, Uniformen, Militaria Mi, 12. November 2014 Orden und Auszeichnungen Dezember 2014 Di, 4. November 2014 Moderne und Zeitgenössische Druckgrafik Münzen Do – Fr, 11. – 12. Oktober 2014 Mi – Do, 19. – 20. November 2014 Fr, 21. November 2014 Tiziano Vecellio (Umkreis), Auktion Alte Meister, 21. Oktober 2014 Anish Kapoor, Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 3 Pietro Liberi, Auktion Alte Meister, 21. Oktober 2014 4 Tom Sachs, Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2014 1 2 1 CONTACTS 83 PALAIS DOROTHEUM Dorotheergasse 17, 1010 Wien, Österreich Tel. +43-1-515 60-570, [email protected] CLIENT ADVISORY SERVICES P R I VA T E S A L E S Mag. Constanze Werner Tel. +43-1-515 60-366, [email protected] Dr. Alexandra von Arnim Tel. +49-89-244 434 73-0, [email protected] 2 KUNSTFINANZIERUNG Mag. Andreas Wedenig Tel. +43-1-515 60-261, [email protected] 3 AUKTIONSKATAL OGE & ABONNEMENTS Tel. +43-1-515 60-200, [email protected] www.dorotheum.com DOROTHEUM INTERNATIONAL DÜSSELDORF LONDON Dr. Petra Schäpers Südstraße 5, 40213 Düsseldorf, Deutschland Tel. +49-211-210 77-47, [email protected] Damian Brenninkmeyer 11 St. James’s Place, London SW1A 1NP, Großbritannien Tel. +44 -0- 20 7009 1049 [email protected] MÜNCHEN Franz von Rassler Galeriestraße 2, 80539 München, Deutschland Tel. +49-89-244 434 73-0, [email protected] MAILAND Angelica Cicogna Mozzoni Palazzo Amman, via Boito, 8, 20121 Mailand, Italien Tel. +39-02-303 52 41, [email protected] ROM Dott.ssa Maria Cristina Paoluzzi Palazzo Colonna, Piazza SS. Apostoli, 66, 00187 Rom, Italien Tel. +39-06-699 23 671 [email protected] NEAPEL Giuseppe Imparato Mobil +39-335-592 52 33, [email protected] BRÜSSEL Comtesse Honorine d’Ursel 13, rue aux Laines, 1000 Brüssel, Belgien Tel. +32-2-514 00 34, [email protected] BUDAPEST Réka Kovács OREX Palais, Andrássy ùt 64, 1062 Budapest, Ungarn Tel. +36-1-413 3742, Mobil +36-20-545 9856 [email protected] PA R I S Joëlle Thomas Mobil (Frankreich) +33-665-17 69 37 Mobil (Österreich) +43-699-10 38 86 40 [email protected] PRAG Dr. Mária Gálová Ovocný trh 580/2, 11000 Prag 1, Tschechien Tel. +420-2-24 22 20-01 [email protected] T E L AV I V Mag. Rafael Schwarz Mobil (Israel) +972-54-448 39 78 Tel. (Österreich) +43-1-515 60-405 [email protected] ZAGREB Dr. Venetia Eltz Vukovarski [email protected] ZÜRICH Tel. +43-1-515 60-405 [email protected] 4 Robert Indiana NUMBERS ONE through ZERO, 1978 – 2003 Aluminium, 45,7 x 45,7 x 25,4 cm Schätzwert € 750.000 – 900.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, November 2014