JUMA 3/2003
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JUMA 3/2003
S 01 Titel, korr.2 08.05.2003 10:32 Uhr Seite 1 JUMA D A S J U G E N D M A G A Z I N Umfrage Was willst du? Mach mit! Der Name unserer Schule Reise Unterwegs zu Sport und Spaß Schräg e T ypen Auffall en ist w ichtig www.juma.de 3/03 e 0,75 S 02-03 Inhalt.korr1 08.05.2003 10:31 Uhr Seite 2 Weißt du, anders damit um, weil sie etwas „typisch deutsches“ in sich tragen? Ihr merkt, das Thema ist wirklich kompliziert! Vor kurzem habe ich ein Plakat entdeckt, das uns vielleicht weiterhilft. Es wurde vor 10 Jahren in Berlin entwickelt. Das Plakat stellt die Frage: „Was ist deutsch?“ Als Antwort gibt es über 200 weitere Fragen. Meistens sind es nur Begriffe oder kurze Sätze mit einem Fragezeichen. Jede Diskussion über eine der Fragen öffnet ein kleines Fenster: „Das könnte deutsch sein.“ Und noch eine Frage: Wie sähe ein solches Plakat für dein Land aus – ganz anders, ähnlich oder gleich? Deine Meinung – erwünscht! Nah dran ... was deutsch ist? Eine interessante Frage, finde ich! Warum? Weil ich es selbst nicht genau weiß. Es gibt ein paar Vorurteile, die man immer wieder hört – im In- und Ausland. Ich will sie hier nicht wiederholen, denn das engt nur den Blick ein. Es gibt aber auch die vielen Reportagen, Berichte und Texte in JUMA, die meine Kollegen und ich in den letzten Jahren geschrieben, fotografiert und gestaltet haben. Das Bild, das hier von Deutschland entstanden ist und weiter entsteht, ist bunter und vielseitiger als die Vorurteile, hoffen wir. Aber auch dieses Bild ist nur ein Teil der Antwort. „Junge Deutsche im alten Europa“ könnte es zum Beispiel heißen. Oder doch nicht? Lassen wir das offen! Auf jeden Fall stelle ich fest, dass sich Deutschland ständig verändert. Vor zehn Jahren waren PCs etwas ganz besonderes, heute haben fast alle deutschen Schulen Computerräume und sind im Internet. Telefone standen früher im Flur, heute trägt man sie mit sich herum und kann sogar Fotos damit machen. Diese Entwicklung hat es auch in anderen Ländern gegeben. Doch gehen Deutsche Redaktionsassistentin Kerstin Harnisch öffnet jeden Tag die Post, die in der Redaktion ankommt. Jetzt hat sie Alarm geschlagen: Die Briefstapel werden jeden Tag dünner. Die vielen E-Mails sind ein Grund dafür. Doch es gibt noch einen weiteren Grund: In letzter Zeit kommen keine Leserbriefe mehr. Zwar bekommen wir jede Menge Anzeigen für Klassenbrieffreundschaften, doch kaum jemand schreibt uns seine Meinung zu NachTexten einem Nach einem den einzelnen Besuchbei bei Besuch in JUMA. unserer Schade, unsererFreundenn für jeden veröfFreundin din fuhren wir fuhren wir mit demgibt Bus fentlichtenmit Brief es dem Hause. Bus nach nach ein Dankeschön, zum Hause. Als wir Als wir angeBeispiel das Originalangekommen kommen waren,sahen sahen waren, JUMA-T-Shirt! wir ein paar Jugendzimmer im Gepäck Diese „Nachricht“ kam an, obwohl sie unseren Briefkasten nicht erreichte: Ein Mini-Zimmer aus Asien. „Wie dekorieren Jugendliche ihre Zimmer?“ Das hatten wir in JUMA 4/2002 gefragt. Mergul, 13 Jahre, aus Talas, Kirgisistan, bastelte daraufhin ihr eigenes Traumzimmer: Zwei R. Mornunaliewa präsentiert das Zimmer, das ihre Schülerin gebastelt hat. Wartet auf eure Leserbriefe: Redaktionsassistentin Kerstin Harnisch Stühle und einen Tisch gibt es darin, ein Fenster mit Vorhängen und Blumen auf der Fensterbank, einen Teppich und einen (gemalten) Fernseher, außerdem bunte Poster an den Wänden. Weil der Postweg zwischen Asien und Europa ziemlich lang ist, nahm Merguls Lehrerin das Miniaturzimmer mit auf ein Lehrerseminar in die Hauptstadt Bischkek. Dort stellte sie es ihren Kolleginnen und Jean- vor – und Kollegen Baptiste JUMA-Chefredakteur aus Christian Frank- Vogeler, der reich dort war. ebenfalls legte auf Mitnehmen konnte er der das Zimmer nicht. Da– Heimreise einen rum fotografierte er es. Zwischenstopp 2 JUMA 3/2003 08.05.2003 10:31 Uhr Moment mal! Auffallen ist wichtig Schräge Klamotten tragen sie am liebsten: Junge Individualisten 4 Seite 3 REISE Unterwegs zu Sport und Spaß 8 14 Punk ist nicht tot Die Geschichte des Punk 16 Was willst du? Umfrage 19 Unterwegs zu Sport und Spaß Interessante Reiseziele in Deutschland 20 Schulnamen Mach-mit-Aktion 22 Simone 23 Die Gegenwart der Vergangenheit Was ist Deutsch? Ein Plakat zum Nachdenken 24 Die Riesen aus dem Emsland In Norddeutschland entstehen riesige Kreuzfahrtschiffe 26 „Wir machen was los!“ Wahl des Jugendstadtrats in Solingen 30 In Berlin machen schwarze deutsche Jugendliche eine eigene Zeitung. Damit wollen sie auf sich aufmerksam machen. JUMA begleitete sie auf der Suche nach Spuren kolonialer Vergangenheit. Surftipps 33 Die Gegenwart der Vergangenheit Schwarze deutsche Jugendliche auf den Spuren kolonialer Vergangenheit 34 Das Lernen geht weiter Studium in Deutschland 38 Miniminzbonbons Literarischer Text 42 Szene 44 Brieffreundschaften 46 Stadt der Riesenstühle 48 Foto: Stadt Rinteln Kampf gegen das „Cool“-Fieber Ein kleines Wort und viele Bedeutungen Auf Rollen durch Brandenburg, mit Muskelkraft durchs Lipperland oder in eine Stadt aus Eisen? Attraktive Freizeitangebote gibt es viele in Deutschland. JUMA hat drei originelle Ziele besucht. 20 GESELLSCHAFT Foto: Martin Kroll S 02-03 Inhalt.korr1 34 MODE Auffallen ist wichtig Nicht so aussehen wie alle: das wollen nur wenige Jugendliche. Doch die, die sich für einen individuellen Stil entschieden haben, zeigen ihn ganz selbstbewusst. Foto: Michael Kämpf 8 JUMA 3/2003 3 S 04-07 moment korr.2 08.05.2003 10:30 Uhr Seite 4 Moment mal ! Invasion der süßen Nager Text: Petra Kroll; Foto: Ingo Bartussek Sie kommen meistens nachts, verwüsten Dachböden, räubern Obstbäume und plündern Mülltonnen. Und wer sie einmal „beherbergt“, wird sie nicht wieder so schnell los, denn sie sind ausgezeichnete Kletterer und extrem anpassungsfähig. Die Rede ist von Waschbären. Normalerweise sind sie Waldbewohner. Doch inzwischen fühlen sie sich auch in vielen deutschen Großstädten wohl. Besonders betroffen davon ist Kassel, das inzwischen in Europa als „Hauptstadt“ der Waschbären gilt. Hier leben inzwischen zehn bis hundert Mal mehr Tiere als normalerweise im Wald. Für die Bewohner sind die „süßen Nager“ zur riesigen Plage geworden. 4 JUMA 3/2003 S 04-07 moment korr.2 08.05.2003 10:30 Uhr Seite 5 Text und Foto: Renate Dobratz Der Klinikclown Wer krank im Krankenhaus liegen muss, hat nicht viel zu lachen. Als es Jakob, 18, so ging, bekam er überraschenden, komischen Besuch: Klinikclown Hannes. Mit roter Nase und gelben Hosenträgern kam er in Jakobs Krankenzimmer. Er fragte Jakob, was ihm fehlt. Dann machten sich beide zusammen im Krankenhaus auf die Suche nach Schokolade. „Er hat die Krankenschwestern gefragt, ob sie mit ihm ausgehen wollen, und hat mich als seinen Komplizen vorgestellt“, erzählt Jakob. Er ist nicht leicht zum Lachen zu bringen, aber dieser Clown schaffte es . Hans Duine (Hannes) ist einer von den immer zahlreicher werdenden Klinikclowns in Deutschland. Sie besuchen regelmäßig kranke Kinder und Jugendliche, um sie zum Lachen zu bringen. Damit helfen sie auch bei der Genesung, wie Wissenschaftler bewiesen haben. Drei Monate hatte die 7. Klasse des Wiedtal-Gymnasiums in Neustadt/Wied Zeit. Im Rahmen eines Kunstprojektes sollten die Schüler und Schülerinnen einen Politiker ihrer Wahl nachmalen. Als Vorlage diente ihnen ein Foto. Dann war es soweit! Im Kanzleramt in Berlin präsentierte Lehrer Jochen Riemann zusammen mit den jungen Künstlern die Ergebnisse aus dem Kunstunterricht. Zu den meist porträtierten Politikern zählte Bundeskanzler Gerhard Schröder. Auch Eva malte den Kanzler. Was er zu ihrem Porträt sagte, ist allerdings nicht bekannt ... Anlauf. Knirschender Sand und dann Absprung in die Tiefe. Wer am Monte Kaolino in der Oberpfalz Ski oder Snowboard fahren will, muss nicht auf den Winter und den Schnee warten, denn der weiße Berg in Hirschau besteht aus reinem Quarzsand. Der Quarz ist ein Abfallprodukt und stammt aus einem Kaolinenwerk, in dem Porzellan hergestellt wird. So kommen die Pistenfreunde auch im Sommer zu ihrem Vergnügen. Den Sand in den Schuhen gibt es gratis dazu! JUMA 3/2003 5 Text: Petra Kroll; Foto: Holger Bauroth Skilauf im Sommer Text: Petra Kroll; Foto: Jochen Riemann Die Bundesregierung im Bild S 04-07 moment korr.2 08.05.2003 10:30 Uhr Seite 6 Foto: Volker Redock Moment mal ! Text: Petra Kroll; Foto: Christian Rödel Jugend forscht 6 JUMA 3/2003 Sie geht noch zur Schule, ist blond und hübsch und ganz schön schnell. Denn wenn Yvonne, 16 Jahre, ins Motorboot steigt, fährt sie meistens den anderen davon. Und weil es nur wenige Frauen in diesem Sport gibt, sind das überwiegend Männer. Bereits der Opa und der Vater von Yvonne fuhren Motorbootrennen. „Früher habe ich den Lärm und den Gestank gehasst. Doch irgendwann kam ich auf den Geschmack“, erzählt Deutschlands jüngste RennbootPilotin. Heute verfällt Yvonne regelmäßig dem Geschwindigkeitsrausch. Dann braust sie in einem der 350 PS starken Flitzer mit Vollgas über das Wasser. S 04-07 moment korr.2 08.05.2003 10:30 Uhr Seite 7 Pizza gegen Pisa Text: Petra Kroll; Foto: Stefano Laura Pizzabäcker Osman Ülkü regte das schlechte Abschneiden deutscher Schüler bei der Pisa-Studie zu einer besonderen Aktion an. Schülern aus dem umliegenden Schulen macht er ein verlockendes Angebot. Wer eine Eins in einer Klassenarbeit schreibt, erhält die Pizza zum halben Preis. Natürlich nur bei Vorlage der Zensur. Seit drei Monaten läuft die Aktion. Bislang konnten immerhin schon 15 Schüler die Pizza günstiger kaufen! Ob Pizza ein wirksames Mittel ist, um die Leistungen deutscher Schüler dauerhaft zu verbessern, wird sich zeigen! Sandburgen bauen ist ein Kinderspiel, meint man! Doch wer einmal beim Sand Art Festival in Tossens an der Nordsee zuschaut, wird seine Meinung schnell ändern. Dort schichten und formen die Künstler den feinen Sand bis zu 4 Meter 50 hoch. Jedes Jahr im Juni kann man die Entstehung einer solchen phantastischen „Sandburg“ miterleben. Nur schade, dass diese Pracht schnell wieder vergeht. Text: Petra Kroll; Foto: Butjadingen Kur und Touristik GmbH Text: Annette Zellner; Fotos: Yvonne Dierkes Sandige Kunst Kriminalworkshop Nicht nur Polizisten können Kriminalfälle lösen. In Köln dürfen Schüler Fingerabdrücke vergleichen, um einem Täter auf die Spur zu kommen. Natürlich ist alles nur ein Spiel – aber ein spannendes und lehrreiches. Der Biologiestudent Jürgen Kreuz zeigt den Jugendlichen die neueste Methode der Polizei, nämlich die Entschlüsselung eines genetischen Fingerabdruckes. Das ist gar nicht so einfach, weil dieser Abdruck erst aus dem Erbmaterial eines Menschen hergestellt werden muss. Dafür braucht man unter anderem eine Pipette und eine ruhige Hand. Für sein Experiment nimmt Jürgen Kreuz natürlich kein menschliches Erbmaterial, sondern das von Bakterien und Viren. Den Schülern hat der praktische Unterricht trotzdem gut gefallen. Sie experimentieren nämlich lieber, als nur Theorie zu pauken. JUMA 3/2003 7 S 08-13 Schräge Typen.korr2 08.05.2003 10:49 Uhr Seite 8 Judithge, n17soJazihrale,en Trainingsjahr im freiwilli Wie? huhe. Ich eine Lieblingssc Chucks1 sind m e finde pf m aue. Kniestrü habe rote und bl empele kr s an . Meine Je ol co d un m ar w ich weilig eht nicht so lang ich hoch. Das si ten ein bs lie trage ich am aus. Im Moment meiner f Au r. ardenmuste op Le im il rte be O ns und verschiedene Pi Jeansjacke sind trage re aa H nds. Meine Aufnäher von Ba jeden e si e rb -Stil. Ich fä ich im Rockabilly eine m nd si hwarz. Das Monat rot und sc rve er m im Ich mische Lieblingsfarben. n ne ei m h So stelle ic schiedene Stile. ir noch mmen. Ich will m sa eigenen Stil zu den Arm f au en o mit Blum tto Ta es nt bu n ei m wichtiWenn ich zu eine . en ss la n he ac m arze s, ziehe ich schw gen Termin mus h in ic e uf Sachen ka Sachen an. Viele n für ue iq ut en oder Bo äd -L nd ha nd co Se h selbst. Stücke mache ic ge ni Ei . es fti ru G Warum? in der , dass man mich ig ht ic w ir m t is Es mer eine Ich war schon im Masse erkennt. ck auf h habe keinen Bo Außenseiterin. Ic ichreife Typen. Gle oberflächliche, un cken gu as m O und alte altrige Mädchen egal. ir m t is s . Doch da mich oft böse an t. n meinen Stil gu Meine Eltern finde ohe Sportschuhe 1 Chucks – halbh w t s i n e Auffall . ige Jugendliche n e w r u n n lle o w en wie alle: das chieden haben, ts n e l ti S n Nicht so ausseh lle e u id h für einen indiv Doch die, die sic selbstbewusst. zeigen ihn ganz 8 JUMA 3/2003 08.05.2003 10:49 Uhr g i t h c i w t Seite 9 Interviews: Christian Vogeler; Fotos: Michael Kämpf S 08-13 Schräge Typen.korr2 Paul, 16 Jahre, Azubi Wie? Ich trage Jeans und Springerstiefel. Die Jeans habe ich mit Chlor behandelt. Darum ist die Hose jetzt fleckig. Meine Army-Jacke habe ich vor drei Jahren in einem Secondhand-Laden gekauft. Heute ist sie ein kleines Kunstwerk. Ich habe Teile darauf befestigt, die ich gefunden habe. Die Jacke ist voll mit Nieten und Aufnähern gegen Nazis. Vorne an der Tasche ist der Griff von einer Schublade. Ich habe auch eine Trillerpfeife für Notfälle an der Jacke. Zuhause habe ich viele bunte T-Shirts, eine rot karierte Hose und eine in Neon-Orange. Bei der Arbeit trage ich nicht so auffällige Kleidung. Warum? Vor drei Jahren habe ich einen Überfall von Neonazis erlebt. Damals habe ich gedacht: Die Leute sollen sehen, dass es auch andere Jugendliche gibt. Seitdem laufe ich so rum. Meine Eltern akzeptieren das. Meine Mutter hat mir sogar bei meiner Frisur geholfen. Auf der Straße erlebe ich täglich Beleidigungen. Doch das ist mir die Sache wert. Passiert ist mir noch nichts. Ich kann schnell laufen! JUMA 3/2003 9 S 08-13 Schräge Typen.korr2 08.05.2003 10:49 Uhr Seite 10 Eileen, 17 Jahre, Azubi Wie? Im Moment ist Blau meine Lieblingsfarbe. Ich trage Skater-Schuhe, eine Hose und darüber einen Jeans-Rock. Dazu trage ich drei Jacken übereinander. Ich mag diesen bunten „Zwiebel-Look“. Viele Farben passen nicht zueinander. Das gefällt mir. Wenn ich ausgehe, ziehe ich auch diese Sachen an. Ich nehme dann nur ein bisschen mehr Schminke und Glitzer. Bei der Arbeit trage ich zu bunten Oberteilen meistens Jeans, weil die bequem sind. Probleme mit meiner Chefin habe ich deswegen nicht: Sie mag bunte Farben. Warum? Ich laufe seit meinem 14. Lebensjahr so rum. Damals hatte ich einen sehr guten Freund, der Gruftie war. Alle haben mir gesagt: Du bist verrückt, dass du mit dem rumläufst. Weil ich nicht schwarz tragen wollte, habe ich mich damals für bunt entschieden. Danach habe ich viele neue Leute kennen gelernt, die auch so individuell aussehen. Das individuelle Aussehen finde ich gut. Auffallen ist mir wichtig! Auffallen ist wichtig 10 JUMA 3/2003 S 08-13 Schräge Typen.korr2 08.05.2003 10:49 Uhr Seite 11 Auff a l l e n i s t w i c h t ig Nora, 19 Jahre, Praktik antin Wie? Ich trage meist ens rot-weiße Chucks. Zur Ta trage ich eine rnhose alte College-J acke. Darunte Jacke aus rote r is t eine m Teddystoff. Ich finde es w alle Teile farblic ic ht ig, dass h zueinander pa ssen. Meine H ich schwarz ge aa färbt. Meine S re habe achen sind pr ausgefallen. D aktisch und ie meisten kom men aus Secon Läden. Modis dhandche Vorbilder habe ich nicht. Warum? Mit 12 bin ich in die Punkers zene gekomm damals toll, di en. Ich fand es e Leute in unse rem Dorf zu sc Meine Klamot hocken. ten waren bunt , zerfranst und Später nervte sehr extrem. es, wenn Omas einem hinterhe Hier in Berlin ka rguckten. nn ich rumlauf en, wie ich will wichtig, dass . Mir ist es ich mich von de r Masse abhe höre jetzt zu de be. Ich ger Independentund Hardcoreträgt man dies Szene2. Da en Stil. Ich finde es blöd, wenn Masse modisch di e breite e Teile aus so lchen Szenen kopiert. 2 In dependent-/Ha rdcore-Szene – musikalische Stilrichtung JUMA 3/2003 11 S 08-13 Schräge Typen.korr2 08.05.2003 10:49 Uhr Seite 12 ig t h c i w t s i n e l l a Auff Mano,19 Jahre, Azubi Wie? Meine Lieblingshosen sind blaue Jeans. Dazu trage ich oft eine Lederjacke vom SecondhandMarkt und Bandklamotten. Meine Lieblingsmusik ist Punkrock. Zu meinem Outfit gehört auch die dicke Kette für Geldbörse und Schlüsselbund. Zuhause habe ich jede Menge T-Shirts. Ich habe auch einen Anzug im Schrank. Den habe ich seit drei Jahren nicht mehr getragen. Bei der Arbeit trage ich die Kette nicht. Ansonsten ist mein Chef tolerant. Hauptsache, ich komme nicht dreckig. Warum? An der Kleidung soll man meinem musikalischen Geschmack erkennen. Mit 15 habe ich mich für Bands wie Greenday und Offspring interessiert. Damals fing ich an mit den Bandklamotten. Andere haben mich deswegen beschimpft. Ich finde, man soll sich kleiden, wie man will. Ich merke, dass ich deswegen auf der Straße angeguckt werde. Doch das stört mich nicht. Mein Vater mag meinen Stil nicht. Er sagt: „Kauf dir mal was Anständiges!“ Er möchte, dass ich wie er aussehe. 12 JUMA 3/2003 S 08-13 Schräge Typen.korr2 08.05.2003 10:49 Uhr Seite 13 Melanie, 18 Jahre, Azubi Wie? Ich trage ein dunkelblaues Jeanskleid, schwarze Stiefel und eine helle Felljacke. Als Schmuck trage ich Strass-Ohrringe und ein Strass-Halsband, dazu eine Kette mit einem Anhänger. Wenn ich keine Mütze trage, nehme ich zum Beispiel ein Kopftuch. Ich ziehe mich so an, wie ich mich gerade fühle. Am liebsten habe ich klassische Sachen. Bei der Arbeit müssen wir schwarze Hosen und schwarze Schuhe tragen. Das Oberteil darf grün, weiß oder in Naturfarben sein, aber am liebsten schwarz. Ich mag diese Farben, grelle Töne gefallen mir nicht. Es gibt ein paar Boutiquen in Berlin, wo man Sachen in diesen Farben bekommt. Provozieren möchte ich nicht mit meinem Aussehen, aber auffallen schon. Warum? Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Mit 13 trugen wir alle das gleiche: „Streetlook“ mit weiten Hosen und Pullovern. Mädchen und Jungs liefen gleich angezogen rum. Schicke Sachen trugen wir nicht. Dann habe ich angefangen zu arbeiten und bin nach Berlin gekommen. Dort gab es neue Läden und neue Einflüsse. Ich wollte mich modisch abheben von den anderen. Viele Freundinnen von früher tragen heute noch ihren alten Stil. Eine habe ich mal schick eingekleidet – sie sah danach viel besser aus! Meine Mama und mein Freund mögen meinen Stil. Manchmal bekomme ich modische Tipps von meiner Mama, und wir tauschen auch die Schuhe. Auffallen ist wichtig JUMA 3/2003 13 S 14-15 Coolfieber.korr2 08.05.2003 11:06 Uhr Seite 14 WAS IST COOL? Wir kämpfen gegen das r! e b e i F “ l „Coo Es hat sich wie ein Virus in die deutsche Sprache geschlichen: das kleine Wörtchen „cool“. Befallen sind vor allem Jugendliche – und solche, die sich dafür halten. Erwachsene verstehen selten, was das Wort bedeutet. Mit der Übersetzung aus dem Englischen – „kalt“ – kommt man nicht viel weiter. 14 JUMA 3/2003 Marieke, 17: Der Winter ist cool, weil man da Skifahren und Snowboarden kann. Thorsten, 16: Cool ist für mich jemand, der nicht mit der Mode geht und seine eigenen Ideen hat. Anna, 17: Für mich ist Musik von N´Sync cool, weil ich die Jungs wirklich toll finde und sie einfach super Musik machen. Patrick, 18: Cool ist meine kleine Schwester, weil sie genau weiß, was sie will und wie sie es auch bekommt! Johannes, 15: Für mich sind Hosen von Freeman T. Porter cool, weil sie einfach total angenehm zu tragen sind. Paula, 17: Ich finde Jungs cool, weil sie nicht immer so zickig sind wie Mädchen. Maria, 13: Ich finde Mädchen mit Make-up cool, weil sie dann schon so erwachsen wirken. Simon, 17: Für mich ist cool, wenn man nicht dauernd sagt, dass etwas cool ist, denn was ist schon cool? Ariane, 15: Schule ist eigentlich ganz cool, weil man dort jeden Tag seine Freunde trifft. Petra, 18: Für mich ist Autofahren wirklich cool. Es macht einfach Spaß! Sabrina, 16: Mir gefallen Kaninchen so gut, weil sie so süß sind: Ich finde sie wirklich cool! Lena, 14: Tanzen ist das coolste auf der ganzen Welt, weil man dabei einfach alles vergessen kann. Christoph, 19: Ich finde meinen Job cool. Ich arbeite bei einer Computerfirma. Florian, 16: Für mich ist alles cool, was Spaß macht! Nora, 13: Cool sind alle meine Freunde, weil sie mich immer zum Lachen bringen! Theresa, 17: Gedichte, Geschichten und alles, was man lesen kann, ist cool. Stefan, 16: Ich finde Sonnenbrillen mit bunten Gläsern wirklich cool. Damit sieht man wirklich richtig schräg aus. Stefanie, 15: Meine Eltern sind cool, weil sie mir fast alles erlauben! Sabine, 16: Ich finde es cool, wenn man spontan ist. Julia, 19: Cool ist jeder, der sich nicht wichtiger nimmt, als er ist. Patrizia, 17: Ich finde es cool, dass ich bald 18 werde. Dann bin ich endlich volljährig! Thomas, 13: Ich finde es cool, wenn man abends lange weggehen darf. Tanja, 18: Ich finde das Wochenende cool, weil man da keine Schule hat und ausschlafen kann. Markus, 19: Für mich sind richtig gute Freundschaften cool, denn gute Freunde sind selten. Sabrina, 18: Cool ist, wenn man nicht immer danach beurteilt wird, wie man aussieht oder was man hat. Thomas, 14: Für mich sind Actionfilme cool, weil da immer so viel passiert. Lisa, 13: Ich finde es cool, wenn die Sonne scheint und man draußen Rollerbladen kann. 08.05.2003 11:06 Uhr Tobias, 15: Schule finde ich total uncool, weil man dort nicht machen kann, was man will. Maria, 16: Ich finde unfreundliche Menschen uncool, weil sie einem die ganze Stimmung vermiesen können. Stefanie, 17: Langweiler sind uncool, weil man mit ihnen nichts anfangen kann. Christina, 16: Wenn man früh aufstehen muss, ist das uncool, ich bin nämlich ein Langschläfer. André, 19: Ich finde Menschen uncool, die betrunken Auto fahren, weil sie nicht nur sich selbst gefährden. Patrick, 16: Streber sind uncool, weil sie immer nur für die Schule lernen. Mandy, 15: Schlechtes Wetter ist uncool, weil man da die ganze Zeit drinnen ist und nichts draußen machen kann. Nabila, 14: Leute, die andere diskriminieren, sind uncool. Martin, 19: Uncool sind die Klamotten aus dem letzten Jahr. Seite 15 Silke, 13: Ich finde Jungs, die dauernd nur Fußball gucken, uncool, weil man gar nichts mit denen anfangen kann. Jenny, 19: TechnoMusik ist uncool, weil die Musik total eintönig ist. Klaus, 17: Ich finde es uncool, wenn man die ganze Zeit krampfhaft versucht cool zu sein. Jana, 14: Uncool ist es, wenn man Drogen nimmt und raucht, weil einem das überhaupt nicht hilft im Leben. Martina, 14: Ich finde es uncool, wenn man arrogant ist und denkt, dass man etwas besseres wäre. Karina, 14: Ich finde wandern uncool, weil meine Eltern das immer machen und ich immer mitmuss. Markus, 16: Lehrer sind uncool, weil die meistens so streng sind. Andreas, 15: Eltern, die zu streng sind, sind uncool. Marco, 16: Zickige Mädchen sind uncool, weil sie einem immer nur auf die Nerven gehen. Tobias, 13: Nervige Geschwister finde ich uncool, weil sie einen nie in Ruhe lassen. Antonio, 16: Ich finde ältere Menschen, die sich gegen den technischen Fortschritt wehren, uncool. Nina, 17: Uncool ist alles, was viel kostet, und alles, was keinen Spaß macht. Silvia, 17: Ich finde es uncool, wenn man keinen eigenen Geschmack hat und total mit der Mode geht. Sandro, 15: Ich finde es uncool, wenn man den ganzen Tag nur zu Hause sitzt, ohne etwas zu tun zu haben. Lisa, 18: Mädchen, die sich zu viel schminken, um aufzufallen, finde ich uncool. Achim, 16: Uncool ist, dass man erst ab 18 Jahren den Führerschein machen darf. Umfrage: Kristina Dörnenburg; Illustrationen: Ulf Marckwort S 14-15 Coolfieber.korr2 Mach mit! „Cool“ hat bereits eine ganze Reihe von Wörtern verdrängt. Eine Negativform gibt es auch: „uncool“. Kannst du uns bei der Bekämpfung des „Cool“-Fiebers helfen? Dann schreib uns, wie man die Wörter in den einzelnen Aussagen ersetzen kann! Als Preise verlosen wir unter allen richtigen Einsendungen 10 Duden „Wie schreibt man gutes Deutsch?“ Einsendeschluss ist der 31.12.03. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Redaktion JUMA Stichwort: Cool-Fieber Frankfurter Straße 40 51065 Köln Deutschland WAS IST UNCOOL? JUMA 3/2003 15 S 16-18 Punk.korr2 08.05.2003 11:51 Uhr Seite 16 Es muss ja grauenvoll sein, wenn du heute 15 bist und es kaum noch Grenzen gibt. Du kannst dir doch heute die Haare blau färben und Papa sagt: Das ist ja lustig. Es ist ebenso lächerlich wie traurig, dass fünfjährige Mädchen mit Punkhosen rumlaufen. Kein Mode-Punker, sondern ein Punker aus Überzeugung: das ist Paddi. 16 JUMA 3/2003 S 16-18 Punk.korr2 08.05.2003 11:51 Uhr Seite 17 Für mich sind Straßenpunks Penner mit Iros. Die denken, dass das, was sie tun, der wahre Punk sei. Aber was haben Saufen, Drogen nehmen und Abhängen mit Punk zu tun?“ PUNK ist NICHT tot Schmuck aus Müll und Sicherheitsnadeln durch Nase, Ohren und Wangen gestochen, grell gefärbte Haare und abgerissene Kleidung – so erschreckten Jugendliche ältere Damen beim Einkaufen. Keine Fußgängerzone, in der sie nicht mit ihren Hunden saßen und bettelten. Ihre Musik klang wie der Anfang vom Ende. Das war vor gut 25 Jahren in Deutschland. JUMA 3/2003 17 S 16-18 Punk.korr2 08.05.2003 11:51 Uhr Damals kam die Punk-Bewegung von den britischen Inseln nach Deutschland. Viele junge Leute waren begeistert. Die „Null-Bock“-Haltung, das Aussehen, die aggressive Musik: all das war ein Angriff auf das triste, langweilige Leben der Eltern. Der Begriff Punk kommt aus dem Englischen und kann mit „Mist, verdorben, wertlos“ übersetzt werden. Punker verstanden sich im übertragenen Sinn als „Abfall der Gesellschaft“. Sie wollten schockieren, anders sein. „No Future – keine Zukunft“ gehörte damals zu ihren Lieblingssätzen. Ihre Musik war brutal und hart, auf ihren Konzerten kam ein merkwürdiger Rempeltanz namens Pogo in Mode. Der Irokesenhaarschnitt war das Erkennungszeichen vieler Punks. Die englische Punk-Band Sex Pistols war die bekannteste Band der Punkmusik. In Deutschland wurden Bands wie Einstürzende Neubauten und Fehlfarben berühmt. In Düsseldorf begann ein Sänger mit Namen Campino seine Karriere. Bis heute tritt er mit der Punkband „Die Toten Hosen“ auf. Die meisten Punkbands verschwan- 18 JUMA 3/2003 Seite 18 standen. Doch sein Elternhaus war ihm zu klein geworden. Über Hamburg und Berlin kam er irgendwann nach Köln. Gemeinsam mit seinem Hund Shadow lebt er jetzt mit anderen Punks und vielen Hunden in einem baufälligem Haus am Rhein. Schule und Ausbildung waren für ihn viele Jahre nicht wichtig. Mit Freunden rumhängen, unabhängig und frei sein – so wollte er leben. Er war gern auf der Straße. „Mitleid wollte ich nicht“, sagt Paddi. Er mag die Solidarität unter den Punks. „Wir teilen, was wir haben. Das Aussehen spielt keine Rolle. Wir haben uns und wir sind gesund, das reicht“, fand er lange Zeit. Ein bisschen geändert hat sich seine Einstellung im Laufe der Zeit aber schon. Mittlerweile hat er den Hauptschulabschluss nachgeholt und macht jetzt eine Lehre als Tischler. „Eigentlich würde ein Punk nie arbeiten gehen“, erklärt Paddi, aber er denkt jetzt an seine Zukunft. Am liebsten möchte er nach der Lehre mit seinem Hund dahin reisen, wo es wärmer ist. Ein Haus auf dem Land mit Freunden und vielen Hunden gehört auch zu seinem Lebenstraum. Doch so normal wie seine Schulkameraden von früher möchte er nie mehr leben. Nur manchmal fehlt ihm das gute Essen seiner Susanne Besser Mutter. Was das Thema Punk so kompliziert macht, ist die Tatsache, dass kein Punk sauber in eine Schublade passt, da Punk ja auch das Ziel hat, sämtliche Schubladen zu sprengen. den in den 80-er Jahren aus den Hitlisten. Die Punkmusik wurde von der „Neuen Deutschen Welle“ abgelöst. Wütende Lieder wurden durch spaßige Texte ersetzt. Der Sänger Markus verlangte „Ich will Spaß“. Nur noch wenige Jugendliche blieben der Punkbewegung treu. 25 Jahre nach ihrer Geburt lassen sich Fußballspieler wie David Beckham und Christian Ziege die Haare zum Irokesenschnitt schneiden. Viele Jugendliche machen es ihnen begeistert nach. In jedem Modegeschäft bekommt man heute T-Shirts mit der Aufschrift „Anarchy“ und Nietengürtel: Der Punk ist wieder da – als Mode für jedermann. Einer, der kein Mode-Punker ist, sondern auch heute noch ein Punker aus Überzeugung, ist Paddi. Mit 15 Jahren lief Paddi, seinen bürgerlichen Namen sagt er nicht so gerne, von zu Hause weg. „Mir war es einfach zu eng und zu kalt in Kiel“, erinnert sich der 21-Jährige. Er wollte da raus. Mit seinen Eltern hatte er sich eigentlich ganz gut ver- Zitate (sprachlich vereinfacht) aus: X-Mag, Oktober 2002; Schwarz-Weiß-Fotos: ar/gee gleim; Farbbilder: Hacky Hagemeyer S 19 Werte.korr2 08.05.2003 12:17 Uhr Seite 19 Umfrage Was willst du? Mario, 19 Jahre: Wichtig ist mir meine Rente! Ich möchte wenig leisten, viel verdienen und Karriere machen. Am liebsten würde ich noch heute von zu Hause ausziehen. Eine Frau will ich später auch haben, und mindestens drei Kinder. Politik finde ich nicht so interessant. Das ist im Unterricht so langweilig. Philipp, 16 Jahre: Ich will unbedingt eine Familie gründen, weil ich selbst nie eine hatte. Heiraten muss ich meine Freundin nicht. Erfolg im Beruf ist mir wichtig. Mein Traum ist es, die ganze Welt zu sehen. Politik interessiert mich – das hat doch was mit meiner Zukunft zu tun. Svenja, 13 Jahre: Am wichtigsten in meinem Leben sind meine Freunde. Ohne sie wäre ich einsam. Zu meinen Eltern habe ich einen guten Kontakt. Ich will später eine eigene Familie haben. Natürlich auch Kinder, aber höchstens zwei. Mein Mann sollte mir im Haushalt helfen, denn ich möchte berufstätig sein. Am liebsten als Polizistin. Esra, 12 Jahre: Karriere will ich nicht machen, aber schon einen guten Beruf haben. Etwas mit Computern finde ich gut. Wichtig ist mir die Freundschaft mit meiner Familie. Heiraten möchte ich später auch. Jetzt will ich Spaß haben. Sina, 14 Jahre: Ehrgeiz ist wichtig im Leben, aber eine Karriere muss ich später nicht machen. Ich will viel Zeit für Familie und Freunde haben. Und für mich selbst. Mich interessieren die Menschenrechte und alles, was mit Kindern und Afrika zu tun hat. Außerdem bin ich gegen die Atomkraft. Bahar, 13 Jahre Zwei Kinder will ich später haben: einen Junge und ein Mädchen. Meine Freunde und meine Familie sind mir wichtiger als der Beruf. Meine Mutter ist wie meine Freundin, ich mag sie mehr als meinen Vater. Aber ein bisschen Karriere will ich schon machen. Tierärztin ist mein Traumberuf. Julian, 15 Jahre: Die Frau seines Lebens sollte man heiraten, nicht nur einfach so mit ihr zusammenleben. Karriere will ich auch machen, weil es mir und meiner Familie gut gehen soll. Was politisch in Deutschland passiert, interessiert mich eigentlich schon. Doch es gibt zu viele Meinungen, man kann sich da so schlecht hineindenken. Sarah, 17 Jahre: Geld ist mir am wichtigsten im Leben, meine Freunde aber auch. Im Beruf will ich später gut sein. Ich möchte nämlich nicht als Hausfrau ohne eigenes Geld enden. Kinder will ich auch haben. Aber es ist wichtig, an sich selbst zu denken. Politik? Die interessiert mich nicht – ich muss ja noch nicht wählen. JUMA 3/2003 19 Interviews: Annette Zellner; Foto: dpa Die Jugendlichen von heute streben nach Karriere und nach Familie. Das sagen Forscher, die im Auftrag eines Energie-Unternehmens Meinungen und Einstellungen der jungen Generation untersucht haben. JUMA ist auf die Straße gegangen und hat selbst Jugendliche befragt. S 20-22 Reiseziele; korr.1 08.05.2003 12:24 Uhr Seite 20 Reise Unterwegs zu Sport und Spaß Auf Rollen durch Brandenburg Fotos: Tourismusverband Teltow-Fläming e.V. Keine Autos, keine Abgase, kein Lärm: Davon träumen Inline-Skater und Radfahrer oft nur. Doch im Landkreis Teltow-Fläming südlich von Berlin finden sie jetzt ihr Paradies: Hier liegt Deutschlands größter Inline- und Radfahr-Rundkurs. Die Strecke ist 100 Kilometer lang und drei Meter breit. Es geht durch Wälder und Wiesen, vorbei an kleinen Dörfern und Städten. Ein extrafeiner Belag sorgt für Komfort. Normalerweise ist die Strecke eben. Nur an einer Stelle geht es 60 Meter hoch – und wieder hinunter. Damit sich niemand verletzt, schützen Strohballen an schwierigen Stellen vor Verletzungen bei Stürzen. An Wochenende sind auch Sanitäter auf der Strecke unterwegs. Die Benutzung des Kurses ist kostenlos. Skates und Fahrräder für die Tour kann man selbst mitbringen oder mieten. Anfänger können auf Anmeldung die Kunst des Skatens lernen. Wer nach 100 Kilometern noch nicht genug hat, findet weitere 70 Kilometer Radwege, die an verschiedenen Stellen abzweigen. Gasthäuser und Pensionen entlang der Strecke bieten Unterkunft und Verpflegung. www.flaeming-skate.de Auf feinem Belag geht es schnell voran; Rastplätze säumen die Strecke; ein Wegweiser hilft bei der Orientierung. 20 JUMA 3/2003 S 20-22 Reiseziele; korr.1 08.05.2003 12:24 Uhr Seite 21 Mit der Kraft der Muskeln geht es langsam voran; beim Picknick muss die Draisine von der Schiene. Mit Muskelkraft durchs Lipperland Vor fast 200 Jahren hat ein gewisser Herr Drais ein Fahrzeug erfunden, das man mit Muskelkraft bewegen kann – die Draisine. Auch heute noch gibt es solche Fahrzeuge – allerdings auf dem neuesten technischen Stand. In Rinteln im östlichen Nordrhein-Westfalen kann man solche Draisinen mieten und damit eine alte Bahnstrecke befahren. Zwei müssen strampeln, zwei dürfen sich ausruhen – so geht es mit ca. 10 Stundenkilometern langsam bergauf. Immerhin wiegen die Fahrzeuge 90 Kilogramm. Doch die 7-Gang-Schaltung erleichtert das Treten. Entlang der Gleise gibt es 11 Rastplätze, auf denen man picknicken und grillen kann. Allerdings muss man bei einer Pause die Fahrzeuge von den Schienen heben, denn die Strecke ist eingleisig. Damit es keine Zusammenstöße gibt, geht es vormittags nur bergauf und nachmittags nur bergab. An Bahnübergängen zwingt eine Ampel Autos zum Warten – die Draisinen bekommen durch einen elektrischen Kontakt immer Vorfahrt. www.draisinen.de Früher haben sie mächtige Löcher in den Boden gefressen und Braunkohle gefördert: Medusa, Mad Max, Big Wheel, Mosquito und Gemini sind eiserne Monster, die von 1964 bis 1991 fast 70 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert haben. Aus dem ehemaligen Tagebau Golpa-Nord ist heute ein Park geworden. Nördlich von Leipzig bilden die Bagger Ferropolis – die Stadt aus Eisen. Rostender Industrie-Schrott und Seen, Biotope und Kulturbühnen – das ist Ferropolis. Die technischen Geräte kann man besichtigen. Wenn man Glück hat, rasseln sie auch noch mit ihren Ketten. Außerdem gibt es ein Museum für Schienenfahrzeuge. Auf den Bühnen von Ferropolis treten Künstler aus aller Welt auf. Techno-Parties und Opernaufführungen, Konzerte und Theater – all das bietet Ferropolis. www.ferropolis.de Fotos: Ferropolis GmbH Fotos: Stadt Rinteln Stadt aus Eisen Stets Kulisse in Ferropolis: die „eisernen Monster“ JUMA 3/2003 21 S 22 Schulnamen; korr.2 08.05.2003 12:28 Uhr Seite 22 Text und Fotos: Jörg-Manfred Unger Mach mit ! Vielseitig wie die Namen der Schulen: die Namenszüge Schulnamen Manche Schulen in Deutschland heißen so wie eine Stadt oder ein Stadtteil – zum Beispiel das „Städtische Gymnasium KölnNippes“ . Andere tragen den Namen von Pop-Stars, Wissenschaftlern, Schriftstellern oder Politikern. Besonders vielseitig ist die Namensgebung von Schulen in den neuen Bundesländern, wo viele von ihnen nach der politischen Wende 1990 umbenannt wurden. Unsere Frage: Wie heißt deine Schule und wer oder was steht dahinter? Schicke deine Antwort bis zum 31.3.2004 an die Redaktion JUMA Stichwort: Schulnamen Frankfurter Straße 40 D-51065 Köln Viele deutsche Schulen wurden nach Personen des öffentlichen Lebens benannt oder sie tragen den Namen bekannter Persönlichkeiten, zum Beispiel von Schriftstellern (KTO = Kurt-Tucholsky-Oberschule). 22 JUMA 3/2003 Unter allen Einsenderinnen und Einsendern verlosen wir 20 deutsche Jugendbücher und CDs. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. S 23 Simone 08.05.2003 12:32 Uhr Seite 23 JUMA 3/2003 23 S 24-25 Was ist deutsch.korr 2 Was ist deutsch? 10 Jahre ist es alt – und noch immer aktuell: Das Plakat der Ausländerbeauftragten des Berliner Senats von 1993 hat seinen Weg in viele Schulen – auch im Ausland – gefunden. Im Jahr 2000 wurden die Fragen auf Taschen und Bierdeckel gedruckt. Für alle, die davon bisher nichts wussten: Hier ist das Plakat, das sich für Vielfalt und Buntheit in Deutschland einsetzt. 24 JUMA 3/2003 08.05.2003 12:38 Uhr Seite 24 S 24-25 Was ist deutsch.korr 2 08.05.2003 12:38 Uhr Seite 25 JUMA 3/2003 25 S 26-29 Schiffswerft.korr2 08.05.2003 12:42 Uhr Seite 26 Die Riesen aus dem Emsland Foto: Meyer Werft Das Emsland – unendliche Weiten. Grüne Wiesen, so weit das Auge reicht. Hier und da ein paar Kühe, dort eine Gruppe Windräder. Doch plötzlich – was ist das? Ein Schiff fährt durch die Wiesen. Kein kleiner Kahn, sondern ein richtiger Kreuzfahrer. Eine Fata Morgana? Keineswegs! Wir sind in der Nähe von Papenburg – der Heimat der Meyer Werft. Rund 30 Kilometer von der Nordsee entfernt bauen hier 2500 Menschen die „Riesen der Weltmeere“. Karsten und Rainer sind zwei von ihnen. Die beiden Brüder machen ihre Ausbildung bei Meyer. JUMA hat sie an ihrem Großes Schiff auf kleinem Fluss: Dieses Arbeitsplatz besucht. Bild kann man im Emsland sehen. 26 JUMA 3/2003 dung sind fast vorbei. Als Industriemechaniker mit Schwerpunkt Maschinen- und Systemtechnik muss Karsten handwerkliche Fertigkeiten ebenso beherrschen wie die Theorie. Mit Prüfungsbögen aus den letzten Jahren und unter Zeitdruck testet er schon mal den Ernstfall. „Bestehen werde ich auf jeden Fall“, meint Karsten, „aber es soll ja auch ein bisschen schön aussehen auf dem Zeugnis!“ Man hat an alles gedacht In der Halle 5 liegt gerade die „Serenade of the Seas“ im Baudock5. Noch ein halbes Jahr – dann soll das Kreuzfahrtschiff über die Weltmeere fahren. Doch wer das Schiff jetzt sieht, glaubt das kaum. Knapp die Hälfte ist im Rohbau fertig. Neben dem Schiff entstehen die „Blöcke“. Das sind vorgefertigte Teile, die manchmal mehrere Stockwerke hoch sind. Etwa 70 Blöcke hat ein Schiff dieser Größe. Ein mächtiger Kran setzt sie zusammen. Gerüste, dicke Plastikschläuche, die Frischluft in den Schiffsbauch pum- Foto: Meyer Werft Wer auf der Werft arbeitet, muss früh aufstehen. Bei Karsten, 19 Jahre alt, klingelt der Wecker morgens um 5 Uhr. Tee trinken, Zeitung lesen – so beginnt sein Tag. Anschließend geht`s mit dem Fahrrad drei Kilometer zur Werft – zu jeder Jahreszeit. Das bedeutet in den Wintermonaten oft Regen und stürmische Winde. Karsten stört das nicht: „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!“ Den Spruch hört man öfter in dieser Gegend! Auch bei Meyer hat man sich dem Wetter angepasst: Weit sichtbar sind die zwei größten Hallen der Werft. Hier entstehen bis zu 300 Meter lange und 32 Meter breite Schiffe – völlig im Trockenen. Um 6 Uhr 45 beginnt Karstens Schicht. Normalerweise verschwindet er gleich mit einem Gesellen1 im Bauch des Schiffes. Dort werden Maschinen und Anlagen montiert und in Betrieb genommen. Doch heute holt der Azubi2 den Blaumann3 aus seinem Spind4 und geht in die Lehrwerkstatt. Er will sich auf seine Abschlussprüfung vorbereiten. 3 1/2 Jahre Ausbil- 08.05.2003 12:42 Uhr Seite 27 Fotos: Martin Rottenkolber S 26-29 Schiffswerft.korr2 Karsten lernt den Beruf des Industriemechanikers. Er wird seine Ausbildung in Kürze beenden. Rainer will technischer Zeichner werden. Seine Ausbildung hat gerade begonnen. JUMA 3/2003 27 08.05.2003 12:42 Uhr Seite 28 Foto: Meyer Werft S 26-29 Schiffswerft.korr2 pen, dünne Schläuche für Schweißgeräte, Stromkabel – ein Wunder, dass hier jemand den Überblick behält! „Kein Problem“, versichert uns Karsten. Selbst kleine Toilettenhäuschen stehen bereit – man hat eben an alles gedacht. Sicherheit wird groß geschrieben. Überall hängen Feuerlöscher. Jeder trägt hier einen gelben Helm – mit wenigen Ausnahmen. Das sind die Männer mit den roten Helmen. „Die sind für die Kräne zuständig“, erklärt Karsten. „Der Kranführer kann sie direkt erkennen.“ Keine Zeit zum Ausruhen Ab 10 Uhr 15 hat Karsten eine 3/4 Stunde Pause. Er hat Tee in der Ther- 28 JUMA 3/2003 mosflasche dabei und einen Joghurt. Es gibt auch eine Kantine6, aber das Geld spart er lieber. Essen bekommt er zu Hause direkt nach Feierabend7. Viel Zeit zum Ausruhen hat Karsten nicht: „Wir haben eine kleine Landwirtschaft. Da muss ich helfen, und es gibt immer etwas zu reparieren.“ Seine Freunde müssen meistens bis 17 Uhr arbeiten. Darum trifft man sich abends zu Hause oder in einem Café. Karstens Hobby ist sein Auto, ein alter Golf. „Tiefer, breiter, lauter“, so beschreibt er den Wagen. Wenn er die Lautsprecher aufdreht, wackeln die Türen. „Das muss sein“, meint Karsten. Egal, was aus den Boxen kommt: „Ich höre kreuz und quer – von Techno bis Heimatmelodie.“ Einmal selbst eine Reise auf einem Kreuzfahrtschiff machen? Das reizt Karsten nicht besonders. „Ich bleibe lieber zu Hause!“ Zeichenbrett und Computer Rainer, 16 Jahre alt, hat gerade seinen Realschulabschluss gemacht. Seit S 26-29 Schiffswerft.korr2 08.05.2003 12:42 Uhr Seite 29 die Arbeit als technischer Zeichner. Rainer schrieb aber zur Sicherheit mehrere Bewerbungen. Immerhin wollten 60 junge Leute einen der acht Ausbildungsplätze bekommen. „Bei mir hat’s geklappt!“, freut er sich heute. Seine Ausbildung begann mit einer Werksführung. „Wir sind über fünf Kilometer durch alle Hallen und Werkstätten gelaufen“, erzählt Rainer. In den ersten Wochen folgte eine Grundausbildung in der Metalltechnik. Jetzt ist sein Arbeitsplatz am Zeichenbrett oder am Computer. Mit Bleistift, Lineal, Radiergummi und einem weißen Blatt Papier übte er zunächst das Handzeichnen. „Das waren einfache Aufgaben – ein Weihnachtsbaumständer zum Beispiel“, erklärt Rainer. Jetzt hat er am Computer einen Badeponton konstruiert. Noch kein Boot, aber immerhin: „Das Ding schwimmt!“ Im Trockendock wird das Schiff zusammengesetzt (großes Foto). Rainer lernt die arbeit am Computer (unten links), Karsten ist oft im Schiff unterwegs (unten rechts). Fotos: Martin Rottenkolber Schwierige Fahrt ins Meer Anfang August fährt auch er jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Meyer Werft. „Ich schlafe allerdings eine halbe Stunde länger als mein Bruder“, verrät er mit einem Grinsen, „das reicht dicke8!“ Bei einem Betriebspraktikum auf der Werft hatte er entdeckt, was ihn besonders interessiert: Schwimmen kann auch die „Norwegian Dawn“, die gerade das Trockendock verlassen hat. So ein Ereignis wird jedes Mal vom Fernsehen übertragen. Außerdem kommen 100 000 Leute von weit her, um das Geschehen live zu beobachten. Über den kleinen Fluss Ems geht es bis zum Meer. Das ist Millimetersache. 12 Stunden dauert so eine Fahrt unter normalen Bedingungen. Passieren darf nichts: Jeder Tag, den das Schiff zu spät kommt, kostet viel Geld. Umweltschützer sehen die Fahrt über die Ems mit gemischten Gefühlen. Denn in den letzten Jahren kam immer wieder der Bagger, der den Fluss dem Maß der Schiffe anpasste – ein gewaltiger Eingriff in die Natur. Auf der anderen Seite ist die Werft mit ihren 2 500 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Region. Dazu gehören die vielen Zulieferfirmen in der Nachbarschaft, die noch einmal 2 500 Menschen beschäftigen. Jetzt hat man kurz vor der Mündung ein Sperrwerk gebaut. Das sorgt während der Überführung für ausreichend Wasser unter dem Kiel. Darum, sagen die Werftbetreiber, braucht man in Zukunft weit weniger baggern. Außerdem soll das Sperrwerk Schutz bei Sturmfluten bieten. Manchmal ist man müde Rainer hat schon öfter zugesehen, wenn Schiffe von der Meyer Werft durch die Wiesen fuhren. Jetzt arbeitet er selbst beim Bau solcher Schiffe mit. Man merkt, dass er stolz darauf ist. Doch erst einmal muss er viele neue Dinge lernen. Die Arbeit dauert sieben Stunden täglich. Weil er noch nicht 18 ist, hat er eine Stunde Pause. Als Azubi im ersten Lehrjahr geht Rainer außerdem zwei Tage pro Woche in die Berufsschule. Manchmal findet er die Ausbildung anstrengend: „Sieben Stunden feilen – davon wird man müde!“ Zu Hause ruht er sich dann erst einmal aus. Essen gibt`s bei ihm erst abends. „Das mach ich mir selber, sonst gibt’s nichts!“, erzählt er. Rainers Freizeit ist meistens fest verplant. Er spielt Tischtennis im Verein. Am Wochenende ist er viel unterwegs. Mit dem Fahrrad fährt er zu Freunden, und abends mit der „Nachteule“9 in die Disko im nächsten Ort. In Zukunft wollen die beiden Brüder erst einmal bei der Meyer Werft bleiben. „Ein paar Jahre arbeiten“, ist Karstens Wunsch, „und später vielleicht noch studieren.“ Rainer möchte seine Ausbildung erfolgreich hinter sich bringen. Weiter plant er noch nicht. Christian Vogeler 1 Geselle – fertig Ausgebildete/r 2 Azubi – Auszubildende/r 3 Blaumann – umgangssprachlich für: blauer Arbeitsanzug 4 Spind – Schrank in der Firma für Berufskleidung 5 Baudock – Vorrichtung, in der Schiffe gebaut werden 6 Kantine – restaurantähnliche Einrichtung z.B. in Betrieben 7 Feierabend – Arbeitsschluss 8 das reicht dicke – das reicht auf jeden Fall 9 Nachteule – Bezeichnung für einen Bus, der abends in der ländlichen Region für junge Leute eingesetzt wird JUMA 3/2003 29 Jugendliche in Solingen: ert örd F „ rt: rde port!“ o f ds fan Ste Jugen den Die Skaterhalle ist das größte Projekt, für das die Solinger Jugend kämpft: Ein altes Kino soll zu einer Trendsporthalle mit angeschlossenem Café und einem Skater-Shop umgebaut werden – alles nur für junge Leute! Günstig ist der schräge Boden des ehemaligen Kinos: So können Skater und BMXRadfahrer Schwung holen und die relativ kleine Halle reicht für mehrere Sprungschanzen aus. Der Eintrittspreis und die Preise für Cola und Kaffee sollen niedrig sein. Doch obwohl viele Erwachsene die Idee gut finden, muss der JSR viele Hürden überwinden. Hauptproblem: Wer soll den Umbau bezahlen? 3 000 Jugendliche demonstrierten, um Zuschüsse für die Halle zu fordern und Sponsoren auf das Projekt aufmerksam zu machen. Dann verkaufte der JSR Aktien an Geschäfte, Unternehmen und Einzelpersonen. Damit konnte man einen Teil der Halle erwerben. Jetzt können die Umbauarbeiten endlich beginnen. Lea und einm e G nt: „ tark!“ i e ir s je m Ant sind w sam Fotos: Hacky Hagemeyer Solingen ist eine Stadt im Bergischen Land in der Nachbarschaft mehrerer Großstädte. In Solingen selbst ist nicht sehr viel los: Die Jugendlichen hier wissen meistens nicht, wo sie sich treffen sollen. Köln, Düsseldorf und Wuppertal locken mit attraktiven Angeboten. Darum fahren sie am liebsten dorthin. Doch seit ein paar Jahren haben die Solinger Jugendlichen die Möglichkeit, für ihre eigene Stadt etwas zu tun: Den Jugendstadtrat (JSR). Lea, 18, ist eine der „Abgeordneten“, die für zwei Jahre gewählt wurden. Sie engagiert sich in der Projektgruppe „Aktionen“: „Wir müssen nicht auswandern! Wir haben gezeigt, dass wir Jugendlichen etwas bewirken können !“ Genau das haben sie und die anderen Mitglieder des JSR getan: Sie organisierten zum ersten Mal ein Jugendkulturfest in der Bahnhofshalle. Es wurde ein voller Erfolg: Konzerte, Workshops, Tanz, Sport und Theater fanden mitten in der alten Kuppel des denkmalgeschützten Gebäudes und auf dem Platz davor statt. Zwei Tage lang war der Bahnhof mit buntem Leben gefüllt. Der Jugendstadtrat mischt sich auch auf den Sitzungen des Erwachsenen-Stadtrats ein. Manchmal ist viel Durchhaltevermögen gefragt. Tayna, 18, die Vorsitzende vom JSR, ist mit einer Stimme stimmberechtigt im Jugendhilfe-Ausschuss1. Sie erklärte bei einer Sitzung ganz offiziell mit Mikrofon: „Wir Jugendlichen sind die Zukunft und die Wähler von morgen. Also helft uns, unsere Belange durchzusetzen. Die Skaterhalle im alten Mühlenhofkino muss jetzt her!“ Für ihre Rede bekam Tayna viel Applaus. Aktien für die Skaterhalle 30 JUMA 3/2003 „Wir machen was los!“ ipp: t.de T t ra rne adt Inte ugendst w.j ww JUMA 3/2003 31 Die Jugend bestimmt mit Wahlparty in der Disko: Hier stellen sich die Kandidaten für den Jugendstadtrat vor. Zwischendurch wird getanzt. Tayna werden die Eröffnung allerdings nicht mehr als Mitglieder des JSR mitbekommen: Weil sie bereits 18 sind, können sie nicht mehr kandidieren. Gute Ideen verwirklichen Alle zwei Jahre bekommen die Solinger Schüler zwischen 14 und 17 Jahren einen Stimmzettel: Sie dürfen ihre neuen Kandidaten wählen. Auch sie selbst können sich zur Wahl aufstellen. Dafür müssen sie sich anmelden und einmal in die Geschäftsstelle kommen. Hier werden sie fotografiert und dürfen einen Wahlspruch nennen. Zusammen mit ihrem Namen entsteht dann ein eigenes Wahlplakat. Wie bei den erwachsenen Politikern müssen sie für sich selbst Werbung machen. Stefan, 15, ist einer von den neuen Kandidaten: „Ich möchte beim Jugendstadtrat mitmachen, weil ich es gut finde, dass man seine Meinung öffentlich sagen und etwas bewegen kann. Die Jugendlichen sollen nicht mehr auf der Straße rumhängen müssen. Mein Wahlspruch heißt: Fördert den Jugendsport!“ Michael, 17, lässt sich aufstellen, weil er findet, dass noch mehr für die Jugend getan werden muss. Er hat sich ein ganzes Gedicht ausgedacht, das auf sein Wahlplakat kommen soll: „Ich bin kein Daniel Lopez2 und ich bin auch kein 32 JUMA 3/2003 Star, mit mir im Jugendstadtrat, wird Solingen wunderbar“. Aleksandra, 17, bewirbt sich beim JSR, weil sie meint: „Ich habe gute Ideen und denke, dass ich da mithelfen kann.“ Anna, 14, möchte mithelfen, die guten Ideen der anderen zu verwirklichen. 60 Kandidaten bewerben sich um 30 Plätze. Die Gewinner bilden den neuen Jugendstadtrat. Einmal im Monat findet eine Sitzung statt. Hier sprechen die Jugendlichen über einzelne Aktionen und Projekte. Das Jugendkulturfest soll jetzt jedes Jahr stattfinden. In einer regelmäßigen Radiosendung informieren sie über die neuesten Aktionen. Jedes Mitglied kann sich in mehreren Projektgruppen engagieren. Renate Dobratz 1 Jugendhilfe-Ausschuss – Ausschuss, in denen Bürger Mitverantwortung bei Jugendfragen übernehmen 2 Daniel Lopez – deutscher Nachwuchs-Popstar tstad d n n e Jug en wu l. m i g mir Solin Michae t i „M t wird sagt ra “, bar r e d In Deutschland gibt es etwa 250 Kinder- und Jugendgemeinderäte, -stadträte oder -parlamente. Im Gegensatz zu den Räten treffen Parlamente in lockerer Form zusammen und setzen sich für ein bestimmtes Thema ein. Jugendgemeinde- und -stadträte haben eine formale Struktur mit bestimmten Wahlsystemen. Diese können in den einzelnen Städten und Gemeinden unterschiedlich sein. Meistens haben alle Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren das aktive und passive Wahlrecht – auch ohne deutschen Pass. In Baden-Württemberg gibt es sogar einen Dachverband der Jugendgemeinderäte, der schon eine Gesetzesänderung für Jugendliche erwirkt hat. Bundesweit sind die Jugendräte nicht organisiert. S 33 Internet-Tipps korr.2 08.05.2003 12:51 Uhr Seite 33 Surftipps Redakteure zuständig. Die Navigation ist übersichtlich und der Anspruch hoch. Nicht nur was die Inhalte angeht und die Aktualität. Die Autoren sind in allen journalistischen Genres sicher. Sie verbinden in Reportagen, Kommentaren, Berichten und Porträts Information mit Unterhaltung. Gelungenes Infotainment! Informativ und umfassend Über das Portal www.schulweb.de zum Thema „Schule und Internet“ erreicht man viele interessante Seiten: Es gibt zahlreiche Links zu Schulzeitungen, Schulradios und InternetGruppen in Deutschland. Über ein Suchfenster findet man die Adressen von deutschen Schulen. Im Kommunikationsbereich gibt es Chat, Forum und Kontaktbörse. Dazu kommen Informationen über Veranstaltungen, Wettbewerbe und Institutionen. Die Seite ist auch auf Englisch verfügbar. Praktisch und werbefrei Über Klingelknöpfe kommt man bei der Seite www.sowieso.de zu Nachrichten aus verschiedenen Bereichen, zum Beispiel Politik, Kultur und Sport. Die Artikel sind leicht verständlich. Sowieso-Besucher werden auch selbst aktiv. Sie können die eigene Meinung zu aktuellen Themen kundtun, Fragen stellen, miteinander diskutieren. Sowieso vermittelt E-Mail-Freunde und hat immer wieder ein Quiz für schlaue Köpfe parat. Praktisch: ein elektronischer Notizblock, auf dem man seine eigenen Ideen notieren und verschicken kann. Unterhaltsam und aufklärend Der Name der Website ist Programm. Der Schwerpunkt von „Just 4 Fun – Das Jugendmagazin“ unter www.just4Fun-magazin.de liegt klar bei Unterhaltung. Das Magazin ist in die Bereiche Menschen, Events, Liebe, Musik & Film und Hi-Tech gegliedert. Von anderen Online-Medien von Jugendlichen für Jugendliche unterscheidet es sich vor allem durch die Streifzüge durch die „Welt der Liebe“. Im Forum, das über „Talkbord“ zu erreichen ist, steht der „Smalltalk“ an erster Stelle. Die Titel der kurz gehaltenen Artikel stehen nutzerfreundlich in einer Schnellübersicht. Außerdem stellen sich die Redaktionsmitglieder ausführlich vor. Politisch und leserorientiert Die Startseite schreckt etwas ab: ein Durcheinander an Themen und Diskussionsforen. Einige Links führen ins Nichts. Dafür bemühen sich die neun Macher aus Witten von www.infakt.com auf allen anderen Seiten um den Surfer. Unter den Artikeln fordern sie dazu auf, den Text zu kommentieren und sich an einer Umfrage zu beteiligen. Auch bei infakt.com finden sich Tipps zu Musik, Bücher und Multimedia. In „Weltintern“ berichten Jugendliche über ihre Reisen nach Alaska oder Südafrika. Einige Links führen zu anderen Schülerzeitungen und Veranstaltungsorten im Ruhrgebiet. Sabine Kaldemorgen Frech und feuilletonistisch Angst vor „hohen Tieren“ haben die Jugendlichen von www.yaez.de nicht. Sie haben Sportler wie Boris Becker interviewt, Musiker wie Chris de Burgh und viele Politiker. Die Texte sind frech geschrieben, ohne dass sich die Jugendlichen aus Stuttgart im Ton vergreifen. Für jeden Bereich bei Menschen, Film oder Games ist einer der meist 16- bis 17-Jährigen Deutschsprachige Internet-Seiten gesucht! Hast du auch einen Surftipp für uns? Dann schick uns eine E-Mail: [email protected]. Für veröffentlichte Tipps gibt’s eine aktuelle JUMACD-ROM. JUMA 3/2003 33 S 34-36 Schwarze, korr.2 08.05.2003 12:54 Uhr Seite 34 DIE GEGENWART D IN BERLIN MACHEN SCHWARZE DEUTSCHE JUGENDLICHE EINE EIGENE ZEITUNG. SIE HEISST „BLITE“ – EIN TITEL, DER SICH AUS DEN BEIDEN ENGLISCHEN WÖRTER „BLACK“ (SCHWARZ) UND „WHITE“ (WEISS) ZUSAMMENSETZT. DAMIT WOLLEN SIE AUF SICH AUFMERKSAM MACHEN. JUMA BEGLEITETE SIE BEI RECHERCHEN FÜR EINE REPORTAGE, BEI DER ES UM SPUREN KOLONIALER VERGANGENHEIT IM HEUTIGEN DEUTSCHLAND GEHT. 34 JUMA 3/2003 S 34-36 Schwarze, korr.2 08.05.2003 12:54 Uhr Seite 35 ETIKETTENSCHWINDEL Fotos: Martin Kroll Joshua, Maria und BliteProjektleiter Oliver Seifert bei der Redaktionskonferenz. Hier legen sie den Ablauf ihrer Reportagen fest. Chantal, 18, David, 16, und Maria, 15, sind auf dem Weg ins „Afrikanische Viertel“ von Berlin. Blite-Projektleiter Oliver Seifert und Politologie-Student Joshua, 22, begleiten sie. Im „Afrikanischen Viertel“ sind viele Straßennamen nach Männern aus der Kolonialzeit des Deutschen Reiches benannt, zum Beispiel nach Carl Peters, dem „Gründer von DeutschOstafrika“. Als vor einigen Jahren Kritik an der Namensgebung der Petersallee laut wurde, handelte die Stadtverwaltung: Die Petersallee erinnert jetzt an den ehemaligen Stadtverordenten Hans Peters – eine „Umwidmung, die das koloniale Straßengefüge erhält“, wie Blite-Chefredakteurin Chantal moniert. Sie nennt das einen „Etikettenschwindel“. Die Blite-Reporter informieren sich über weitere Namensschilder vor Ort, machen Fotos und gehen weiter zur „Dauerkolonie Togo“. SPUREN DES KOLONIALISMUS Die „Dauerkolonie Togo“ ist eine Kleingartensiedlung mitten im „Afrikanischen Viertel“. Sie wurde 1939 gegründet - für Joshua ein „typischer Fall von Kolonialnostalgie“. Er ärgert sich, dass eine Gartenkolonie noch heute diesen Namen trägt: „Schließlich ist Togo seit 1960 eine unabhängige Republik.“ „Mohren“ ist ein überholter Begriff für Schwarze. Muss der Bahnhof so heißen? Die Mohrenstraße in Berlin-Mitte, nächste Recherche-Station, heißt seit über 300 Jahren so. König Friedrich I (1657–1713) ließ hier Schwarze aus ehemaligen Kolonien einquartieren. Der U-Bahnhof Mohrenstraße trägt seinen Namen jedoch erst seit der deutschen Vereinigung – obwohl „Mohren“ seit langem ein veraltetes und negatives Wort für Schwarze ist. Gemeinsam lassen sich die Blite-Reporter vor dem U-Bahnschild fotografieren, um die Absurdität dieser aktuellen Namensgebung zu dokumentieren. Auf dem Garnisonsfriedhof Columbiadamm liegt ein frischer Gedenkkranz am „Herero-Stein“. Damit werden Deutsche geehrt, die im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika bei Kämpfen mit den Herero-Einwohnern ums Leben kamen. „Für die über 50 000 gefal- T DER VERGANGENHEIT RechercheStationen: die „Dauerkolonie Togo“ und der „Herero-Stein“ am Garnisonsfriedhof Columbiadamm JUMA 3/2003 35 S 34-36 Schwarze, korr.2 08.05.2003 12:54 Uhr lenen Herero“, so David, „gibt es dagegen kein Denkmal in Berlin.“ Weiter geht es in den Stadtteil Dahlem. Hier zeigt das Ethnologische Museum zahlreiche Gegenstände wie Masken und Figuren – „Relikte aus Entdeckerund Erobererzeiten“, wie Joshua sagt. Er kritisiert gegenüber Museumsangestellten, „dass hier manche Beutekunst als Schenkung ausgewiesen wird.“ Das letzte Ziel der Blite-Reporter: das Neue Palais in Potsdam. In diesem Schloss von König Friedrich II (1712–1786) befindet sich heute noch die Spitze des Kilimandscharo, der im Seite 36 Erdkundeunterricht des Jahres 1900 als höchster Berg Deutschlands galt. Hans Meyer, der den Berg 1889 als erster Deutscher bestieg, brachte die Bergspitze mit nach Berlin. GEWOLLTE VERÄNDERUNGEN Die Spurensuche hat sich für die BliteReporter gelohnt. Für ihren Artikel „Die KOLONIALMACHT DEUTSCHLAND Nach der Reichseinigung 1871 versuchte das Deutsche Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts mit der Eroberung von Kolonien in den Rang einer Weltmacht aufzusteigen. Dabei geriet es immer wieder mit den etablierten Kolonialmächten, vor allem England und Frankreich, aneinander. Wilhelm II., deutscher Kaiser von 1888 bis 1918, beanspruchte einen „Platz an der Sonne“ im kolonialen Wettlauf der Zeit. Auf dem Höhepunkt umfassten die Kolonien ca. 3 Millionen Quadratkilometer mit rund 14 Millionen Einwohnern, davon 24 000 Deutsche. Zu den so genannten deutschen Schutzgebieten gehörten in Afrika DeutschSüdwestafrika (das heutige Namibia), Togo und Kamerun sowie Deutsch-Ostafrika (das heutige Tansania); in Ostasien waren ein Teil der Pazifikinseln von Neuguinea bis zu den Marianen, Samoa und das chinesische Tsingtau (Qindao) deutsche Kolonien. Nach dem 1. Weltkrieg musste Deutschland 1919 auf seine Kolonien verzichten. Blite-Redaktionsmitglieder vor dem Neuen Palais in Potsdam (oben) und im „Afrikanischen Viertel“ von Berlin (unten) 36 JUMA 3/2003 Gegenwart der Vergangenheit“ wollen sie noch weitere Stationen abfahren, um ausführlich über ihr Thema berichten zu können. Ihr Ziel nicht nur bei dieser Reportage: zum Nachdenken anregen und vielleicht sogar Veränderungen herbeiführen – zum Beispiel die Umbenennung des U-Bahnhofs Mohrenstraße. Jörg-Manfred Unger S 37 Schulvertrag; korr.2 08.05.2003 12:57 Uhr Seite 37 Regeln gegen Streit und Ärger Text und Foto: Klaus Martin Höfer Per Vertrag das Zusammenleben geregelt: Schülerinnen und Schüler der WernerStephanSchule Das neue Schuljahr beginnt mit einem Versprechen: Die Schülerinnen und Schüler der Berliner Werner-StephanSchule unterschreiben einen Vertrag. In diesem „Versprechen an die Schulgemeinschaft“ stehen Regeln für das tägliche Schulleben. ie ersten Wochen im neuen Schuljahr sind besonders anstrengend. Denn Lee, Martin, Jenny und die anderen Klassensprecher der Berliner Werner-Stephan-Schule haben eine besondere Aufgabe: Sie entwerfen einen Vertrag. Darin stehen Regeln für das Schulleben in diesem Schuljahr. „Versprechen an die Schulgemeinschaft“ steht über dem Vertrag. 350 Schülerinnen und Schüler gehen in die Schule im Stadtteil Tempelhof. Sie kommen aus mehr als 20 Ländern. Früher hat es viel Streit und Ärger gegeben. Auf dem Schulhof und im Treppenhaus stritt man sich. Aus Geschäften in der Nachbarschaft verschwanden Schokoriegel. Ständig klingelte irgendwo ein Handy. Die Schulverträge D sollten das ändern. „Erst diskutieren wir, was wir aus alten Verträgen übernehmen“, sagt die 16-jährige Lee, die in die neunte Klasse geht, „dann überlegen wir, was wir ändern wollen.“ Ganz am Anfang war das „Schulversprechen“ voll mit Verboten. Jetzt sucht man nach positiven Formulierungen. „Ich respektiere meine Mitschüler, egal welcher Nationalität sie sind“ oder „Ich fange keinen Streit an“, heißt es beispielsweise. Orcan, 16 Jahre, findet den letzten Punkt besonders wichtig. Streit fängt oft bei kleinen Dingen an, hat er erfahren. Dann gehen die Leute mit Fäusten aufeinander los. „Besonders, wenn die Familie beleidigt wird“, sagt Orcan. Auch Jenny, 16 Jahre, kennt diese Situation: „Das fängt meist ganz harmlos an, und dann wird man mit schlimmen Schimpfwörtern beleidigt.“ Lee ergänzt: „Das geht hin und her wie bei einem Pingpong-Spiel.“ Die Klassen diskutieren den Entwurf des Schulversprechens und können ihn noch ändern. „Ich verspreche mich zu bemühen, diese Regeln einzuhalten“, heißt der letzte Satz. „Mit Absicht“, erklärt Lee, „viele Schüler haben Angst die Versprechen nicht zu schaffen. Trotzdem wollen sie sich ehrlich bemühen.“ Schüler, die sich nicht an die Regeln halten, müssen zu einem Gespräch. Erst mit den Klassensprechern, dann mit den Vetrauenslehrern. Ab und zu gibt es eine Strafe, Müll aufsammeln zum Beispiel. „Wir Klassensprecher sind so eine Art Polizei. Wir achten darauf, dass die Versprechen eingehalten werden“, meint Martin, 15. „Quatsch, wir sind keine Polizei, wir sind Vertrauensleute für die anderen“, protestiert Orcan. Die Versprechen gelten auch nach der Schule, doch dort fehlt die Kontrolle. „Es kommt eben nicht jeder mit jedem aus“, entschuldigt sich Byron, 16. „Während der Schule beherrsche ich mich. Danach kann es schon mal zu Streit kommen.“ JUMA 3/2003 37 S 38-41Studium, korr.2 38 JUMA 3/2003 08.05.2003 13:00 Uhr Seite 38 S 38-41Studium, korr.2 08.05.2003 13:00 Uhr Seite 39 S T U D I U M I N D E U T S C H L A N D Das Lernen geht weiter Eine bestandene Sprachprüfung und die Zulassung für eine deutsche Universität – damit beginnt das Studium für Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland. Danach beginnt das „richtige Leben“: Im ersten Semester merken ausländische Studierende schnell, wie gut – oder schlecht – ihre Deutschkenntnisse wirklich sind. Studienbegleitende Kurse sollen helfen, die Probleme zu überwinden. Freies Sprechen lernen Milan, 25 Jahre alt, hat am Gymnasium Deutsch gelernt, manchmal auch mit JUMA. Nach dem Abitur hat er in Prag Geographie und Sport, Englisch und Geschichte studiert. Seit dem Wintersemester ist Milan an der Universität Dortmund, kurz „UniDo“. Mit einem einmonatigen intensiven Sprachkurs hat er sich auf das Studium vorbereitet. Milan möchte in Deutschland bis zur Abschlussprüfung studieren. Er weiß, dass er dafür noch besser Deutsch lernen muss. Darum besucht er am Sprachenzentrum der Universität den Kurs „Deutsch für Studium und Alltag“ bei Dr. Winters-Ohle und einen Kurs „Deutsche Grammatik“. Milan erzählt, was er grade in dem Kurs „Deutsch für Studium und Alltag“ macht: „Stefanie aus Virginia hat uns ihre Universität in den USA vorgestellt. Alle Leute sagen ihre Meinung dazu. Wir sind eine inter- Milan aus Tschechien steht an einem Wegweiser der Universität Dortmund, kurz UniDo. Mittlerweile kennt er sich hier bestens aus. Die Internet-Recherche gehört heutzutage zur Vor- oder Nachbereitung eines studienbegleitenden Sprachkurses. nationale Gruppe. Jede Person spricht über ihre eigenen Erfahrungen. Man lernt dabei viel über die unterschiedlichen Nationalitäten.“ „Es geht darum, dass man lernt, frei über ein Thema zu sprechen“, erklärt Dr. Elmar Winters-Ohle, Leiter des Sprachenzentrums und Ausländerbeauftragter des Fachbereichs Kulturwissenschaften an der UniDo. Das freie Sprechen ist in einigen Seminaren besonders wichtig. Milan hat in Pädagogik über das Problem aggressiver Schüler im Unterricht gesprochen. „Da wurde ständig diskutiert“, JUMA 3/2003 39 S 38-41Studium, korr.2 08.05.2003 13:00 Uhr S T U D I U M I N Seite 40 D E U T S C H L A N D hat er gemerkt. Dazu benötigt man auch Fachbegriffe. „Man braucht aber nicht nur fachsprachliches Deutsch, sondern auch allgemeinsprachliches Deutsch“, sagt Dr. Bettina Seipp vom Sprachenzentrum. Einkaufen gehen oder Dinge in der Uni-Verwaltung erledigen – auch bei diesen alltäglichen Dingen muss man sprechen, und dabei will das Sprachenzentrum den ausländischen Studierenden helfen. Fotos: Frank Schultze Dr. Winters-Ohle sorgt in seinem Kurs mit viel Textarbeit für Vokabelerweiterung und Nuancenreichtum im Ausdruck seiner Studierenden. Dazu bietet der Dozent ständig neue Themen an: Fliegen in Europa für 15 Euro zum Beispiel. Da ist das Interesse schnell geweckt. Die Studierenden können fragen, diskutieren und antworten, ohne ausgelacht zu werden. „Das ist ein solidarischer Zirkel.“ 40 JUMA 3/2003 Idris kam aus der Türkei zum Studium nach Deutschland. Die Deutschkurse am Sprachenzentrum haben ihm am Anfang sehr geholfen. Jetzt perfektioniert er sein Deutsch auch im Alltag. S 38-41Studium, korr.2 08.05.2003 13:00 Uhr Seite 41 Internationalisierung angestrebt Deutsch denken Auch Idris, 23 Jahre, kommt regelmäßig zu Kursen ins Sprachenzentrum. Der junge Türke studiert in Dortmund Betriebswirtschaftslehre, kurz BWL. Seine Eltern leben seit 30 Jahren in Deutschland. Doch ihr Sohn ist in der Türkei aufgewachsen. An der Schule hat er Englisch gelernt. Idris hat private Deutsch-Kurse genommen und die Sprache aus dem Fernsehen gelernt. „Wir hatten eine Satellitenschüssel. Da konnte ich deutsche Fernsehsender empfangen“, erzählt Idris.“ Ich verstehe mehr als ich spreche“, hat er inzwischen gemerkt. Der Student wohnt im Moment bei seinen Eltern. Doch er sucht einen Platz in einem Studentenwohnheim. „Ich will meine Sprachkenntnisse verbessern“, erklärt er. Das kann er besser, wenn er mit deutschen Studierenden zusammenlebt. Zu jungen Türken, die in Deutschland aufgewachsen sind, hat er kaum Kontakt: „Ich verstehe ihre Mentalität nicht“, erkärt er. Idris ist seit 2002 in Dortmund. Eigentlich wollte er Internationales Management studieren, weil dort Englisch gesprochen wird. Doch er bekam keine Zulassung für die Fachhochschule. Darum bewarb er sich an den Universitäten in Dortmund und Hamburg um einen Platz in BWL; er bekam für beide Orte eine Zulassung. Weil seine Eltern in der Nähe von Dortmund leben, entschied er sich für diese Stadt. Acht Semester hat der junge Türke bereits in seiner Heimat studiert; vier wurden in Deutschland anerkannt. Im ersten Semester an der UniDo hat Idris nur Vorlesungen belegt. Da muss man kaum selbst sprechen. „Zuerst musste ich zuhause jede Stunde Vorlesung zwei oder drei Stunden nacharbeiten“, berichtet er. „Ich dachte manchmal in Bisher studieren in Dortmund ca. 2 500 ausländische Studierende. Das sind 10 Prozent aller Studierenden. Doch wie an anderen deutschen Unis soll auch in Dortmund die Internationalisierung voranschreiten. Darauf will man sich im Sprachenzentrum einstellen. Als Basis dient eine Studie. „Wir haben darin untersucht, welche Probleme die Professoren bei ihren ausländischen Studierenden sehen“, berichtet Dr. Winters-Ohle. Danach haben die Studierenden weniger Schwierigkeiten mit dem Verstehen, mehr jedoch mit dem Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten und dem Sprechen. „Oft unterschätzt man, wie groß die Leistung der ausländischen Studierenden ist“, meint Dr. Winters-Ohle. Referate in einer fremden Sprache halten, mündliche Prüfungen bestehen das muss man erst mal schaffen. Darum ist es für den Leiter des Sprachenzentrums wichtig, dass auch die Lehrenden Auslandserfahrung haben. Nur so wachse das Verständnis für die eigenen Studenten. „Man darf nicht vergessen, dass ein Dozent die erste und wichtigste Kontaktperson für einen ausländischen Studierenden ist.“ Englisch.“ Heute braucht er nur noch die Hälfte der Zeit. Außerdem hat er sich ein Buch, das wirtschaftliche Fachbegriffe erklärt, gekauft. „Ich schreibe die Fachbegriffe in der Vorlesung auf und schaue sie zuhause nach.“ In der ersten Märzwoche sind Klausuren. Das sind Multiple-ChoiceFragen und Lückentexte, dazu kommen Erklärungen von Fachwörtern. „Viele Wörter sind dabei, die ich zum ersten Mal gehört habe“, meint Idris. Bei den Deutschkursen am Sprachen- Neben den Kursen des Sprachenzentrums gibt es einer ganze Reihe weiterer Angebote der UniDo für ausländische Studierende: Zum Beginn des Wintersemesters organisiert die Uni das Programm „Come2Campus“. Sprich: Come to Campus – Komm auf den Campus. Hier lernen die ausländischen Studierenden erfahrene deutsche Studierende kennen, die sie ein Semester lang unterstützen. Hilfe bietet auch eine Schreibberatung für das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten. Die studienbegleitenden Angebote für ausländische Studierende unterscheiden sich von Universität zu Universität. Die Angebote reichen von allgemeinen Sprachkursen für Fortgeschrittene über Kurse, die sich mit wissenschaftlichem Arbeiten befassen bis zu fachsprachlichen Kursen. An der UniDo ist das Kursangebot zur Zeit kostenlos, andere Universitäten verlangen eine Kursgebühr. Studienbegleitende Pflichtkurse für Deutsch gibt es nicht. Auskunft bekommt man über das Ausländeramt der jeweiligen Universität, über die Sprachenzentren oder über den jeweiligen AStA. zentrum hat er besonders an deutscher Grammatik gearbeitet. „Ich merke das nicht, aber meine Freunde sagen, dass mein Deutsch besser geworden ist“, sagt Idris. Er möchte, dass es noch besser wird. Darum liest er Bücher in Deutsch, guckt deutsches Fernsehen und geht regelmäßig ins Kino. Das hilft ihm. Trotzdem meint Idris: „Ich denke, ich bin immer noch am Anfang. Ich bin ein Perfektionist. Ich muss deutsch denken und verstehen wie ein Deutscher.“ JUMA 3/2003 41 S 42-43 Miniminz, korr.2 08.05.2003 13:05 Uhr Seite 42 Kleine Köstlichkeiten mit Nachgeschmack Miniminzbonbons 1 406 Schülerinnen und Schüler nahmen 2002 an einem bundesweiten Schreibwettbewerb der Berliner Festspiele teil. 21 wurden zum 17. „Treffen Junger Autoren“ nach Berlin eingeladen. Christine Küfner, 22, aus Weißenburg in Bayern war eine von ihnen. Sie überzeugte die 9-köpfige Jury mit ihrem Text „Miniminzbonbons“, den sie unter dem Pseudonym Anna Doriastan verfasst hatte. A. schweigt. Nach einiger Zeit meint sie laut: „Es ist so ruhig.“ Aber in dem Moment, als sie das sagt, ist es gar nicht mehr ruhig. Seltsam. Also schweigt sie wieder, bis sie meint: „Es ist immer noch so ruhig“, obwohl es genau in diesem Moment nicht mehr ruhig ist. So etwas! Das versteht A. nicht, also schweigt sie wieder und denkt nach. Es ist ganz still. A. hört sich atmen, aber ganz leise. Sie grübelt angestrengt, bis ihr eine Idee kommt. Sie holt, ganz leise natürlich, tief Luft und sagt: „Wenn ich nichts sage, ist es ganz ruhig.“ Das stimmt endlich. Und zufrieden mit sich selbst, lächelt A. ganz leise vor sich hin. II A. sitzt am Fenster und schaut hinaus. Jemand fragt: „Was denkst du?“ A. sagt: „Nichts“, und denkt weiter. Nach ein paar Minuten fragt der Jemand wieder: „Was denkst du jetzt?“ A. denkt nach und sagt: „Nichts.“ Und dann fällt ihr auf, dass es unmöglich ist, nichts zu denken. Selbst wenn man es versucht denkt man plötzlich, dass man im Moment nichts denkt und damit denkt man ja schon wieder. Sie blinzelt. Der Jemand blickt sie 42 JUMA 3/2003 an und meint: „Du denkst doch über irgend etwas nach?“ A. überlegt kurz und sagt: „Ich denke an das Nichts, das man nicht denken kann, denn wenn man denkt, man denkt nichts, denkt man ja! Der Jemand drehte sich böse um und glaubt, dass A. ihn nicht mehr liebt, weil sie ihn nicht ernst nimmt. Das merkt sie und ist auch böse, weil der Jemand sie nicht versteht. Sie sieht verärgert aus dem Fenster – und denkt an nichts. III A. lacht. Sie lacht, weil sie so traurig ist. Aber weil sie ja jetzt lacht, ist sie gar nicht mehr traurig. Obwohl sie vorher geweint hat. Aber man kann ja nicht weinen und gleichzeitig lachen. A. war sehr, sehr traurig, weil heute ein schlechter Tag war. Deshalb schreibt sie einem Freund einen Brief. Und während sie schreibt, muss sie so sehr weinen, dass alle ihre Tränen auf das Blatt fallen und sich mit der schwarzen Tinte vermischen. Doch A. merkt das gar nicht, weil sie so in Gedanken versunken ist. Als die Seite voll ist und der Brief zu Ende, sieht sie durch ihren Tränenschleier, dass das Blatt voll verlaufener Tinte ist, das Papier sich wellt und man keinen Buchstaben mehr lesen kann. Das sieht seltsam aus. Und über ihr Missgeschick muss sie lachen, obwohl ihr nicht nach lachen zumute ist. Aber sie lacht und in ihren Augen stehen Tränen. IV A. hatte ein schönes Gedicht gelesen. Als sie allein ist, will sie etwas Großes, außergewöhnliches schaffen und sagt: „Ich schreibe ein Gedicht, ich dichte.“ Und sie fängt an. Als das Gedichtete fertig ist, ist sie stolz. Sie liest es, bis sie es auswendig kann, ihr eigenes Geschriebenes. Sie fühlt sich groß, weil sie viele Wörter willkürlich zusammengesetzt hat und findet, dass es nach etwas Großem klingt. Also liest sie es dem Jemand vor. S 42-43 Miniminz, korr.2 08.05.2003 13:05 Uhr Seite 43 Illustration: Christian Dekelver vermisste sie Ihr Leben, denn von Weitem sah es viel besser aus. Dann ist die Reise zu Ende und sie kehrt zurück. „Wie war es?“, fragt der Freund. „Schön“, sagt sie. Er sagt, er verstünde es nicht, aber es sei auch nicht gut. Der Jemand liebt mich nicht mehr, denkt sie. Dann liest sie es dem Freund vor. Er sagt, er verstünde es sehr gut. Die Botschaft sei klar und die Wortwahl besonders bemerkenswert. A. zerreißt ihre gedichtete Wortwürfelei sofort. Denn wie kann der Freund sagen, er verstünde es, wenn es dabei gar nichts zu verstehen gibt? Man kann doch keine willkürlich gewürfelten Wortdichtereien verstehen. Unzufrieden mit der ganzen Welt denkt die große kleine Dichterin Gefühle in Worten. V A. ist ein Vogel. Sie fliegt mit ausgebreiteten Armen durch das Gebäude, dessen Mauern ihre Freunde geworden waren. Aber jetzt soll sie Abschied nehmen. Sie lässt sich Zeit, um kein Wort der Mauern zu überhören. „Wie fühlst du dich?“, fragt einer. „Traurig“, sagt sie und sieht sein verächtliches Lächeln, das sie verletzt. Mit gesenktem Kopf läuft sie weiter. Da kommt der Freund und fragt: „Wie fühlst du dich?“ und sie breitet die Arme aus und sagt: „Glücklich“. Der Freund sieht ihre Träne und lächelt auch. VII A. sieht den Sonnenaufgang. Er malt rosa Wolken auf den blauen Himmel. Überwältigt versucht sie, das Unfassbare in Worte zu fassen – und scheitert. Alle Menschen scheinen noch zu schlafen, aber wie konnten sie denn so etwas Schönes verpassen? Sie geht zum Jemand, aber er schläft noch. Sie ruft den Freund, aber er schläft auch noch. Sie ist böse auf die dummen Menschen und stellt sich alleine zurück ans Fenster. Plötzlich kitzelt sie der allererste Sonnenstrahl und sie lächelt. Sie fühlt, dass dieser Sonnenstrahl nur für sie alleine scheint. Und so steht sie einsam – und glücklich. VI VIII A. macht eine Reise. Sie freut sich darauf. Ihr Leben gefiel ihr nicht mehr und sie wollte aus der Ferne darauf blicken. Sie war auf der Suche – auf der Flucht vor ihrem Leben. Aber die Reise war nicht sehr schön, denn A. fühlte sich einsam und hat Heimweh. Jetzt A. rennt hinaus. Über Nacht hatte es geschneit und sie springt nun vergnügt durch den Schnee. Er hatte die Welt in einen weißen Wattemantel gehüllt. Aber die Menschen freuen sich gar nicht. Sie stampfen missmutig umher, frieren und schimpfen. „Warum freust du dich nicht?“, fragt sie den Jemand. Er schaut sie nur unfreundlich an. Ganz tief in seinen Augen sieht sie, dass er sich gerne freuen und wie ein Kind im Schnee tollen würde. Aber der Jemand ist nun eben ein Erwachsener. Da wird A. traurig, weil sie Angst hatte, sich auch irgendwann einmal nicht mehr über den Schnee freuen zu dürfen – und blickt gedankenverloren in den Himmel. IX A. sammelte. Sie sammelte Blicke – in Gläsern. Eine ganze Reihe davon hatte sie auf dem Regal stehen und wusste ganz genau, welcher Blick in welchem Glas für die Ewigkeit bewahrt wurde. Doch eines Tages stieß sie in Unachtsamkeit an eines der Gläser. Es fiel zu Boden und zerbrach. Es war das Glas mit einem sehr traurigen Blick. Dieser schwebte ganz kurz mitten im Raum, ließ sie seufzen und verschwand – für immer. Da lächelte sie, denn der traurigste Blick, den sie hatte, war fort und würde nie wieder kommen. Doch sie sah, dass nun ein Glas in der ganzen langen Reihe fehlte und die große Sammlung unvollständig war. Und ihre Augen blickten sehr traurig. JUMA 3/2003 43 Szene Foto: Polidor Preis für Lenin Star mit Zukunft Bald ein Star? Marie-Louis Hoffner ist von Beruf Apothekenhelferin. Seit 15 Jahren steht sie in ihrer Freizeit aber auch oft auf der Bühne. Mit ihrer Band tourt sie durch das Land und singt Coverversionen bekannter Songs. Steht jetzt der große Durchbruch bevor? Lou vertritt Deutschland beim Grand Prix d’Eurovision de la Chanson mit ihrem Lied „Let’s get happy“. Das Stück des Komponisten Ralph Siegel soll nach Lous Willen im europäischen Wettbewerb das beste Lied des Jahres werden. Allerdings gibt es da noch einige Mitbewerber, die ebenfalls gewinnen möchten. Foto: Homepage Jeanette Biedermann gewann im Januar 1999 einen Talentwettbewerb mit 270 000 Bewerberinnen und Bewerbern. Sie bekam prompt einen Plattenvertrag angeboten. Der Grundstein für ihre Karriere war damit gelegt. Doch während manche Künstler nach dem ersten Erfolg auch schnell wieder in Vergessenheit geraten, hat sich Jeanette ihren Platz unter den beliebtesten Sängerinnen erarbeitet. Ihre Tourneen sind ausverkauft. Sie hat weitere Preise gewonnen, so zum Beispiel den begehrten „Echo“ als beste Sängerin, den Sonderpreis der „Goldenen Europa“ oder den „MC Mega Award“. Auch als Schauspielerin ist die in Berlin geborene Jeanette beliebt – in der deutschen Fernsehserie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ spielte sie eine Hauptrolle. Der Film „Goodbye Lenin“ spielt im Jahr 1989: Die Menschen in der damaligen DDR klettern über die Berliner Mauer und reichen ihren Nachbarn im Westen die Hand. Kurz vor dem Fall der Mauer erleidet Mutter Kerner einen Herzanfall und wird für längere Zeit bewusstlos. Als sie wieder aufwacht, gibt es die DDR und die Mauer nicht mehr. Jede Aufregung für Mutter Kerner könnte aber einen zweiten und tödlichen Herzinfarkt zur Folge haben. Darum inszeniert ihr Sohn Alex in der Berliner Wohnung ein Alltagsleben, wie es in der DDR war. Das ist schwierig ist, weil inzwischen andere Fernsehsender ausstrahlen und es völlig andere Produkte in den Regalen der Supermärkte zu kaufen gibt. Der Film ist eine Komödie, die das Leben in Berlin mit viel Sympathie für die Menschen schildert. „Goodbye Lenin“ hat den Deutschen Drehbuchpreis gewonnen und die Goldene Leinwand. Die Musik hat der gefragte französische Komponist Yann Tiersen komponiert. Der Film ist nicht nur in Deutschland ein großer Erfolg – er wird in vielen Ländern in den Kinos gezeigt. 44 JUMA 3/2003 Comic gewinnt Illustration: Carlsen Verlag Comiczeichner Ole Könneke wurde in Göttingen geboren, verbrachte seine Kindheit aber in Schweden. Nach dem Schulabschluss studierte er Germanistik. Schon während des Studiums begann er zu zeichnen. Er illustrierte viele Kinderbücher. Sein erster Comicroman schildert die Geschichte des gelangweilten Doktor Dodo, der des Lesens überdrüssig wird. Dodo stellt eine Schreibmaschine auf den Tisch und beginnt, einen Roman zu schreiben. Die lustige Bildergeschichte „Doktor Dodo schreibt ein Buch“ steckt voller Hinweise, wie der Spannungsbogen in einem Roman aufrecht erhalten wird. Für seinen ersten Comic „Doktor Dodo“ hat Ole Könneke den Max- und-Moritz-Preis für die beste deutschsprachige Comicpublikation für Kinder verliehen bekommen – eine begehrte Auszeichnung in der Kunst des Comic. Alexander Klaws JUMA 3/2003 45 Foto: BMG Es war ein groß angelegter Medienrummel: Unter dem Titel „Deutschland sucht den Superstar“ liefen über mehrere Wochen 15 Sendungen im Fernsehen, bei denen die Zuschauer die Sanges- und Tanzkünste der Kandidaten beurteilten. Ursprünglich waren 10 000 Bewerber beim Casting angetreten. 30 Jungs und Juliette Schoppmann Mädels blieben übrig. Der Sieger der Serie heißt Alexander Klaws. Er wurde zum talentiertesten Künstler gewählt. Aber die Fernsehshow um die neu gefundenen „Superstars“ hat mehrere Gewinner. Die besten zehn sind auf Tournee durch deutsche Städte. Die Bühnenausstattung füllt 12 Sattelschlepper. Mit dem Verkauf von Büchern oder T-Shirts lässt man die Kassen klingeln. Alex hat einen Plattenvertrag bekommen. Auch die Zweitplatzierte Juliette Schoppmann und Publikumsliebling Daniel Küblböck werden CDs besingen. Der Fernsehsender hat hohe Einschalquoten mit der Sendung erzielt. Die damit verbundenen Werbeeinnahmen könnten Grund genug sein, dass bald wieder neue Superstars im deutschen Fernsehen gesucht werden. Ob sich das Publikum dann noch für die „alten“ Superstars interessiert, wird die Zukunft zeigen. Foto: BMG Foto: XFilm Wie wird man Superstar? S 46-47 Briefe, korr.2 08.05.2003 13:14 Uhr Klassen JUMA vermittelt Brieffreundschaften zwischen ausländischen Klassen ab dem 3. Lernjahr Deutsch. Ihr solltet 13–18 Jahre alt sein und euch auf Deutsch schreiben wollen. Notiert die Zahl der Schüler, das Alter, eure Deutschkenntnisse und den Namen eures Lehrers. Leider können wir nur eine Auswahl veröffentlichen. Wir sind 8 Jungen und ein Mädchen im Alter zwischen 17 und 18 Jahren. Unsere Hobbys sind: Sport, Computer, Musik, malen und Deutsch lernen. Lycée Aljoulan, Classe 3 sc.ex 4 Biougra 80200 Agadir, Marokko Wir sind 12 Mädchen und 14 Jungen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren. Unsere Hobbys sind: Comics lesen, Musik hören, im Internet surfen und Sport treiben. ITC „Scaruffi-Levi“ Klassen 3A und 3 B Via Filippo Re, 8 42100 Reggio Emilia (RE) Italien Wir sind 10 Schüler im Alter zwischen 13 und 15 Jahren. Seite 46 – Brieffreundschaften Wir sind 7 Schülerinnen und 6 Schüler des Linguistischen Gymnasiums im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Unsere Hobbys sind: Musik, Sport, Kunst, Musik, Computer, Diskos und Literatur. Kristina Sadowskaja P.O. Box 12 220028 Minsk, Belarus Wir sind 30 Schülerinnen und 8 Schüler im Alter zwischen 13 und 16 Jahren. Wir lernen seit 4 Jahren Deutsch. Unsere Hobbys sind: Musik, Sport, Computer, Filme, Mode und Deutsch. Gimnazjum Agnieszka Jankowska, Ul. Chopina 1, 87-320 Górzno, Polen Wir sind 18 Schüler im Alter zwischen 17 und 18 Jahren. Unsere Hobbys sind: Musik, lesen, reisen und Sport (Skifahren, Eislaufen und Hockey). Marton Aron Gimnazium Hedwig Bartolf, Strada Cosbuc 80, 4100 Miercurea-Ciu Rumänien Wir sind 6 Jungen und 9 Mädchen im Alter zwischen Unsere Hobbys sind: fernsehen, Computerspiele, Musik hören, Bücher lesen, Theater spielen und singen. Wir suchen Brieffreunde aus der ganzen Welt. Gymnasium N 1 Galina Sergejewna Klasse 9 a Sowjetska 60 652612 Belovo, Kemerowska Oblast Russland Wir sind eine Gruppe von 6 Jungen und 8 Mädchen im Alter zwischen 13 und 15 Jahren. Wir lernen seit 3 Jahren Deutsch. Unsere Hobbys sind: Computer, Wir sind eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Unsere Hobbys sind: Musik, Computer, Sport, Sprachen, Bekanntschaften schließen und reisen. I. Vaskiené Justiniskiu Str. 37–27, 2056 Vilnius, Litauen Musik, Theater spielen, Sport und Partys. Collège Bel Air À l’attention de Mme Endes 4, rue du Bel Air 92190 Meudon Frankreich Wir sind 8 Schülerinnen und 11 Schüler im Alter zwischen 14 und 16 Jahren. Unsere Hobbys sind: reisen, Musik hören, Filme sehen, lesen und tanzen. C.E.S. de Meng, Moustapha Ismaila, Klasse 4 e, Postfach 68 Tibati, Kamerun 46 JUMA 3/2003 Wir sind 20 Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 Jahren. Wir lernen seit 3 Jahren Deutsch. Unsere Hobbys sind: Computer, Basketball, tanzen und schwimmen. Osnovno Uciliste „Ljuben Lape“ Prof. Diana ObradovicKratovalieva U.L. „Kosta Novakovic“ b.b. 1000 Skopje, Mazedonien 13 und 14 Jahren. Unsere Hobbys sind: Sport, Computer, tanzen, reisen und singen. Wir suchen Brieffreunde aus der ganzen Welt. Zespol Szkol w Skaryszewie Katarzyna Czajowska Klasse I e Ul. J. Kochanowskiego 16 c 26-640 Skaryszew, Polen Wir sind 5 Schülerinnen und 8 Schüler im Alter zwischen 16 und 17 Jahren. Unsere Hobbys sind: Musik hören, Disko und Sport. I.P.S.S.A.R., Klasse 3 cm/c Via Aldo Moro 45011 Adria (Ro) Italien S 46-47 Briefe, korr.2 08.05.2003 13:14 Uhr Seite 47 Wir sind 12 Schülerinnen und 17 Schüler im Alter von 13 Jahren. Wir interessieren uns für Musik, Sport, Computer und vieles mehr. Wir suchen Freunde aus der ganzen Welt. Grundschule im. St. Staszica 2 Agata Kaminska Klasse 6 d/ 6 e Ul. Polna 6 26–200 Konskie Polen Wir sind eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 16 und 17 Jahren. Unsere Hobbys sind: Sport, Musik, Bücher lesen und Computer. Mittelschule N 1, Taissja Repnikowa, Ul. Duki, 2 241008 Brjansk, Russland Wir sind 5 Mädchen und 5 Jungen im Alter von 13 Jahren. Unsere Hobbys sind: reisen, Mode, Fußball und Rennautos. Mittelschule N 2 Ludmila Gontscharowa Klasse 8 d, Ul. Rostowskaja 1 352752 St. Brjuchowetzkaja Krasnodarskij kraj Russland Wir sind 6 Mädchen und 8 Jungen im Alter von 18 Jahren. Unsere Hobbys sind: Musik, Sport, Filme und ins Kino gehen. Wir möchten Brieffreundschaften in Deutsch, um unsere Sprachkenntnisse zu verbessern. Obchodná Akadémia Jozefa Banakova Boleckova 2 94901 Nitra Slowakei Wir sind 12 Schülerinnen und 8 Schüler im Alter von 12 Jahren. Unsere Hobbys sind: Sport, Computerspiele, Fremdsprachen lernen und Briefe schreiben. Wir sind eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 11 und 13 Jahren. Wir interessieren uns für alles, was Spaß macht. ZS Vsechovice Radka Voldanova Vsechovice 88 75353 Vsechovice Tschechische Republik Wir sind 12 Schülerinnen und 12 Schüler im Alter zwischen 16 und 17 Jahren. Unsere Hobbys sind: Musik hören, Briefe schreiben, Freunde treffen und Deutsch lernen. Anadolu Ögretuer Liseli Mehtap Gelebi Klasse Haz.B Cumhuriyet nah. 32400 Jalvag- Ispart Türkei Wir sind eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 11 und 14 Jahren. Unsere Hobbys sind: Deutsch, Computer und Sport. Vera Kusnezowa Lenin-Prospekt 19–74 187000 Tosno, Leningrader Gebiet Russland Wir sind Schüler eines Integrativen Gymnasiums im Alter zwischen 13 und 14 Jahren. Unsere Hobbys sind: Deutsch, tanzen, Musik, Radfahren, Computer, Volleyball, Fußball, reiten und Bücher lesen. Integracyjne Gimnazjum Nr. 47, Klasse IA, Al. Wyszynskiego 86 94-047 Lódz, Polen Wir sind 18 Schülerinnen und 19 Schüler im Alter zwischen 16 und 18 Jahren. Unsere Hobbys sind: Musik, Sport, Zeitungen lesen, fernsehen, Briefe schreiben und spazieren gehen. Laily Malikhatun und Awada Juli Harsana 184, Jend. Sudirman Str. Temanggung, Mittel Java, Indonesien Wir sind 6 Mädchen und 6 Jungen im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Uns macht Deutsch lernen sehr viel Spaß, deshalb möchten wir mit Schülern aus allen Ländern auf Deutsch in Briefwechsel treten. Gymnazjum Irena Jacoszek Ul. Sportowa 5 B 34-321 Lekawica Polen Wir suchen Brieffreunde aus der ganzen Welt. Schule N 78 Anna Wasiljewa Lustdorfskaja Doroga 152 65113 Odessa Ukraine Wir sind eine Gruppe von 10 Schülerinnen und 20 Schülern im Alter zwischen 16 und 20 Jahren. Unsere Hobbys sind: Sport, Computer, Musik, reisen und Ausflüge machen. IMT, Seifus Aschi 50, Avenue de la Republique 2034 Ezzahra, Tunesien Wir sind 4 Mädchen und 3 Jungen im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Unsere Hobbys sind: Sport, Musik, Computer, reisen, Filme und Bücher lesen. Wir suchen Brieffreunde aus der ganzen Welt. Gymnasium N 1, Elena Kopzeva, Menshinskogo 6 241020 Brjansk, Russland Wir sind 10 Mädchen und 6 Jungen im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Wir interessieren uns für Musik, Sport, Informatik und fremde Kulturen. Wir möchten gerne Briefkontakt zu anderen Klassen aufnehmen. Szinyei Gimnazium Anna Steckl Klasse 9 B Szinyei u. 7-9 1063 Budapest Ungarn JUMA 3/2003 47 08.05.2003 13:17 Uhr Seite 48 Text und Fotos: Jutta Schütz S 48 Rückseite, korr.2 Stadt der Riesenstühle Sie stehen überall. Auf Wohnhäusern, öffentlichen Plätzen und Verkehrsinseln. Manche auch in Hinterhöfen und Hausgärten: Riesenstühle. Sie sehen aus wie eine Harfe, ein Zickzack-Sitz oder ein bunter Liegestuhl. Die Menschen in Weil am Rhein lieben „ihre“ Stühle – und es werden immer mehr. Früher war die Grenzstadt Weil nur ein Eisenbahnknotenpunkt für den Grenzverkehr in die Schweiz und nach Frankreich. Schon seit 50 Jahren werden dort auch Stühle gebaut. Dann hatte jemand die Idee, dass man die Stühle auch vergrößert nachbauen und in der Stadt aufstellen könnte. Die Weiler machten begeistert mit: Bei Stadtführungen werden Herkunft und Design der Stühle erklärt. Bei Stadtfesten veranstaltet man Stuhlsuchwanderungen für Kinder und Jugendliche. 1999 gab es die ersten neun Riesenstühle in der Stadt. Mittlerweile sind es über zwanzig. Die Vorbilder für die Stuhlgiganten stehen im einem Stuhl- und Möbeldesignmuseum in Weil. Wer einen Stuhlnachbau in seinem Garten oder auf seinem Haus haben möchte, kann sich dort ein Vorbild aussuchen.