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Ich bin Hotelier, nicht Manager RUPERT SIMONER, KEMPINSKI 24 5I2014 HOTELIER TALK RUPERT SIMONER Der Mann ist erst 43-jährig und hat schon eine erstaunliche Karriere gemacht: Rupert Simoner, der gebürtige Österreicher aus Kärnten, führt seit zehn Jahren das Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz – mit grossem Erfolg. Damit nicht genug: Der Hotelprofi ist als Senior Vice President Europe für Hotelprojekte in ganz Europa verantwortlich. Soeben hat er in Wien das neue Kempinski im Palais Hansen eröffnet. Hans R. Amrein traf Simoner in der Smokers Lounge zum «Hotelier Talk». INTERVIEW Hans R. Amrein Rupert Simoner, hier in der Lobby des Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz, sieht sich als Hotelier, Gastgeber und Unternehmer: «Wenn ich morgens ins Hotel komme, frage ich mich: Was würde ich tun, wenn das mein Haus wäre?» Das Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz Bad. › 5I2014 25 R upert Simoner, woher kommt eigentlich Ihr Vorname? Mich erinnert Rupert an Südafrika … … Nein, der heilige Rupert war der Erzbischof von Salzburg und Bayern. Irgendwie kam der Name dann nach England. Rupert ist ein typisch britischer Name. Die meisten Ruperts findet man in Australien, Grossbritannien, Südafrika und in Salzburg. Nein. Ich hatte dort keine Vision, keine Idee. Also gab es für mich nur eines: raus! Raus in die Welt! Wer sind Sie? (denkt lange nach) … Ich bin ein Mensch, der sich gerne verändert. Ja, ich bin Hotelier aus Leidenschaft. Und ich gehe gerne mal ans Limit – auch privat. Und trotzdem haben Sie in Kärnten, in Ihrer Heimat, ein ziemlich einzigartiges Hotelprojekt umgesetzt, nämlich das Almdorf «Seinerzeit». Dass es in Kärnten entstand, war reiner Zufall. Ans Limit? Zum Beispiel beim Bergsteigen oder beim Tauchen. Da geht es mir darum, ab und zu die Grenzen zu spüren. Und die spürt man, wenn man ans Limit geht. Und wie ist das in der Hotellerie, gehen Sie da auch ans Limit? Eigentlich jeden Tag. Sie führen Ihre Mitarbeiter ans Limit … … wenn Sie damit die Bereitschaft verstehen, täglich das Beste für den Gast zu geben, dann ja. Wie führen Sie eigentlich Ihr Kempinski in St. Moritz? Wenn ich morgens das Hotel betrete, frage ich mich zuerst: Was würde ich als Eigentümer dieses Hauses jetzt tun? Und die zweite Frage lautet: MEINE HAUPTAUFGABE IST ES, NEUE KEMPINSKI-HOTELS IN GANZ EUROPA ZU ENTWICKELN. Was würde ich als Gast in diesem Hause erwarten? Nur wenn ich die beiden Dinge, die Optik des Unternehmers und die Erwartung des Gastes, zusammenbringe, erhalte ich ein Produkt, das mich glücklich macht. Sie gelten als sehr dynamischer, schnell denkender und handelnder Hotelier. Ja, wenn es um Geschäftsideen geht, trifft das schon zu. Es geht mir einfach darum, gute Ideen möglichst rasch umzusetzen. Vielen Hoteliers fehlt das unternehmerische Denken. Schauen Sie, ich komme aus einer Kleinunternehmer-Familie. Wahrscheinlich habe ich das Unternehmerische schon als Kind mit der Muttermilch in mich reingezogen. Was haben denn Ihre Eltern gemacht? Sie hatten ein kleines Hotel mit einem Gasthof. In Oberkärnten. So ein typisch österreichischer Familienbetrieb. War es denn für Sie nie eine Option, den Betrieb Ihrer Eltern zu übernehmen? 26 Und das haben Sie nie bereut? Das war die beste Entscheidung! Und heute sind Sie glücklich? Ja, wenn ich morgens aufstehe, bin ich glücklich. Jeden Tag. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, ein Luxus-Chalet-Dorf auf einer Alp, wie wir in der Schweiz sagen, zu eröffnen? Man muss sich und sein eigenes Geschäftsmodell immer wieder hinterfragen. So fragte ich mich: Ist das, was wir tun, die Luxushotellerie, eigentlich das einzige, was wir tun können? Ganz kurz: Was ist das Besondere in diesem Almdorf in Kärnten? Es ist eine Oase der Ruhe, mitten in einer wunderbaren, abgelegenen Natur- und Bergwelt, wo der Gast eine authentische, traditionelle Welt entdeckt und erlebt. Man wohnt in Hütten und Jagdhäusern, in grosszügigen Chalets, geniesst aber höchsten Komfort. Es gibt ein uriges Restaurant, ein Badehaus, den Alm-Spa und zwei Teiche, wo man baden kann. Ein exklusives Kärntner Bergdorf. Es bringt das Echte und Traditionelle mit der modernen Welt in eine Harmonie. Es gibt die Hotelmanager. Sie führen ihre Häuser vor allem nach betriebswirtschaftlichen Kriterien, sie sind selten beim Gast anzutreffen. Und dann gibt es den klassischen Hotelier, ein Gastgeber alter Schule. Welche Rolle behagt Ihnen besser? Ich sehe mich als Hotelier und Unternehmer, aber nicht als Manager. Zudem sehe ich mich als Coach. Auch wenn das Unternehmen nicht mir gehört, denke und handle ich unternehmerisch. Bleiben wir beim Begriff Management. Wenn Kempinski ein Hotel übernimmt, tut man das in der Regel auf der Basis eines Managementvertrages. Wie ist das in St. Moritz? Da haben wir einen Pachtvertrag. Wissen Sie, ich habe Mühe mit Leuten, die sagen: Ich bin Manager. Der Begriff Management ist was anderes. In der Ketten- oder Markenhotellerie sind Hoteliers Manager oder General Manager. Wenn ich 2000 Hotels habe, gebe ich eine bestimmte Richtung vor und verlange dann von meinen Leuten, dass sie meine Intentionen und die Standards genau umsetzen. Dafür brauche ich Manager. Da ist die Vorgabe – bitte umsetzen, lautet die Devise. Bei Kempinski ist das offensichtlich anders. Ihr Präsident und CEO, Reto Wittwer, sagt: Kempinski ist individuell und nicht standardisiert. 5I2014 HOTELIER TALK RUPERT SIMONER Stimmt, wobei das auch andere Top-Luxushotelgruppen sagen. Der Unterschied ist: Mandarin Oriental, Shangri-La oder Peninsula haben den asiatischen Touch, wir leben europäische Werte. Eine der besten Luxushotelgruppen der Welt ist Four Seasons. Worin unterscheiden sich Four Seasons und Kempinski? Entscheidend für den Erfolg eines Hotels ist der Hotelier vor Ort. Egal, ob Kempinski oder Four Seasons: Ich kann die beste Hotelmanagement-Gesellschaft der Welt sein, wenn ich vor Ort nicht den richtigen Mann oder die richtige Frau habe, werde ich das Haus nie an die Spitze bringen. Man kann sich zwar über Architektur, Design und solche Dinge profilieren und auch differenzieren, aber DAS LES TROIS ROIS IN BASEL WÜRDE GUT ZU UNSERER MARKENPHILOSOPHIE PASSEN. EIN TOLLES HAUS. das Allerwichtigste ist der Hotelier. Über seine Persönlichkeit muss er das Haus prägen. Wenn ich heute in der Lobby eines Hotels sitze, spüre ich sofort, ob der Direktor präsent ist. Ich muss ihn gar nicht sehen. Der grosse Unterschied liegt also immer in der Person des Hoteliers. Die Firma im Hintergrund ist operativ «zweitrangig». Sie unterstützt das Hotel, setzt gewisse Standards, bietet Marketing und Sales und muss ein starkes, begehrenswertes Markenbild vermitteln. Aber operativ getragen wird das Ganze immer vom einzelnen Hotelier vor Ort. Die richtigen Leute am richtigen Ort … Sie sagen es. Einer, der jetzt leider nicht mehr lebt, ein Mentor, hat mal zu mir gesagt: Rupert, wähl immer die besten Leute aus! Nimm dir viel Zeit, wenn es darum geht, Leute auszuwählen. Sprechen wir über neue Projekte bei Kempinski. Was steht nächstens auf Ihrer Agenda? Ein Haus in Portugal, Montenegro und Griechenland. persönlich WER IST RUPERT SIMONER? Der gebürtige Österreicher (Kärnten) ist derzeit geschäftsführender Direktor des Kempinski Grand Hotel des Bains und Senior Vice President Europe Kempinski. Das Luxushaus in St. Moritz führt Rupert Simoner seit Juni 2004. «Ich erinnere mich, als ich vor Jahren das erste Mal den Albulapass überquerte und sich vor mir das berühmte Engadiner Tal mit seiner Weite ausbreitete. Plötzlich blitzten die charakteristischen Ecktürme, die himmelblauen Fensterläden des Hotels und der gelb leuchtende Schriftzug – entsprechend der St. Moritzer Wappenfarbe – vor mir auf. Eindrücke, die mich bis heute nicht losgelassen haben.» In seiner Position als Direktor des Fünfsterne-Hotels und als Senior Vice President Europe kann der Österreicher auf seine langjährige Erfahrung bei Kempinski Hotels zurückgreifen, wo er zuletzt die Eröffnung der Hotels in Wien und Jochberg, Tirol, verantwortet hat. Der erst 43-jährige Rupert Thomas Simoner kann auf eine internationale Hotellaufbahn zurückblicken: Nach dem Abschluss am Institut für Tourismus und Management in Salzburg im Jahr 1990 führte ihn eine Anstellung als Food & Beverage Assistant-Manager bei der Marco Polo Hotelgruppe nach Hurghada. Anschliessend absolvierte er von 1992 bis 1995 ein internationales Traineeprogramm der Hilton Hotelgruppe in Wien. Bei den Kempinski Hotels startete Simoner 1995 als Revenue Manager im Kempinski Hotel Beijing und gehörte unter anderem zum Eröffnungsteam des Ajman Kempinski Hotel & Resort in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seine letzte Station vor St. Moritz war die Position des General Managers im Kempinski San Lawrenz Resort & Spa auf Gozo. Im Jahr 2000 begann er ein Studium an der Reims Management School, das er 2002 erfolgreich mit dem Master of Business Administration (MBA) abschloss. Seine Motivation: «Ich lebe in diesem Haus. Früh morgens, auf dem Weg durch die meist noch leeren Gänge des Hotels, schaue ich mich besonders kritisch um und stelle mir die Frage: Warum möchte ich hier Gast sein?» Waren da auch andere Luxushotelgruppen im Rennen? Ja, das ist aber meistens so. Die Investoren sprechen ja nicht nur mit Kempinski. Warum hat sich der Investor in Portugal für Kempinski entschieden? Entscheidend waren die Art und Weise, wie wir als Unternehmen agieren, und die Persönlichkeiten dahinter. Sorry, aber was heisst «als Unternehmen agieren»? Unsere Partner sprechen nicht mit einer Corporate Organization, sondern mit einem Reto, Markus, Uli oder Rupert. Damit wird automatisch die DNA unseres Unternehmens assoziiert. Schauen Sie, bei grossen Hotelketten, die tausend Hotels betreiben, sitzen bei Übernahmeverhandlungen in der Regel drei oder vier Rechtsanwälte am Tisch, aber niemand vom Board der Hotel Company. Bei uns ist das eben anders. Sie sprachen soeben von der DNA von Kempinski … … Wenn ich Leute für unsere Hotels rekrutiere, müssen diese unsere DNA in sich tragen. Und das geht von ganz oben bis ganz unten – vom Zimmermädchen über den Lehrling bis zum Direktor. Jeder, der bei Kempinski arbeitet, muss die Sprache von Kempinski sprechen und wissen, um was es uns geht. Das meine ich mit DNA. Sie sind einerseits Direktor des Kempinski Grand Hotel des Bains hier in St. Moritz, andererseits Senior Vice President Europe – ja, und dann führen Sie noch dieses Almdorf «Seinerzeit» in Kärnten. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut? › 5I2014 27 Alles, was ich mache, mache ich hundertprozentig, sei dies nun in meiner Position für Europa, wo es um die Entwicklung unseres Hotelportfolios in ganz Europa geht, oder sei es in meiner Funktion als Direktor des Hauses in St. Moritz. Sie entwickeln Luxushäuser in Wien, Minsk, Kitzbühel, Slowenien, Portugal oder Malta: Können Sie sich um Ihr «eigenes» Haus in St. Moritz überhaupt noch kümmern? Mein Haus in St. Moritz ist ein Spiegelbild. So wie dieses Haus möchte ich auch die andern Häuser in Europa haben. Wobei ich das Glück habe, hier in St. Moritz eine Hoteldirektorin zu haben, die mich optimal ergänzt und vieles besser macht als ich. Sind Sie hier im Kempinski St. Moritz überhaupt noch Gastgeber? Absolut, das ist meine Hauptrolle! Ich kenne auch unsere Gäste. Sind Sie als Senior Vice President Europe auch für die operativen Bereiche der Hotels verantwortlich? Solange bis die Positionierungsphase abgeschlossen ist, ja. Das sind meistens die ersten ein bis zwei Jahre, danach übergebe ich. Meine Hauptaufgabe ist es, neue Häuser in ganz Europa zu entwickeln. Es geht also darum, mögliche Standorte zu evaluieren und zu analysieren, Gespräche mit Investoren zu führen, Hotels zu konzipieren und zu eröffnen. Gibt es in Europa noch attraktive Standorte, wo Kempinski noch nicht präsent ist? bach und wären an einer Partnerschaft nach wie vor interessiert. Das Savoy Hotel direkt am Paradeplatz und im Besitz der Credit Suisse – wäre ein schönes Haus für Kempinski! Natürlich wäre es das! Jedenfalls bleiben wir in Zürich am Ball. Ich könnte mir auch vorstellen, dass wir – zusammen mit einem Partner – in der Zürcher Innenstadt ein komplett neues Hotelprodukt entwickeln. In einem Gebäude, wo heute zum Beispiel Büros untergebracht sind. Die Messe- und Pharmastadt Basel. Ein Thema für Kempinski? Das wunderbare «Les Trois Rois» würde sehr gut zu unserer Markenphilosophie passen. Wir haben uns das Haus angeschaut und würden es wirklich gerne betreiben. Ein Top-Haus. Thomas Straumann, der heutige Inhaber, sucht primär einen Käufer für die Immobilie. Der aktuelle Preis liegt bei 150 Millionen. Wär doch was? (Lacht.) Kempinski kauft grundsätzlich keine Immobilien. Wir sind eine HotelmanagementGesellschaft Und Bern, die Bundesstadt der Schweiz? Markus Legier, der Tourismusdirektor von Bern, wünscht sich ja sehnlichst ein drittes Luxushotel in seiner Stadt. Der Markt in Bern wird nicht grösser, wenn ein Dritter kommt. Und Lausanne, immerhin Hauptsitz des Olympischen Komitees? Kein Thema. Was uns in der Schweiz wirklich interessiert, ist das Tessin. Eine Location am Lago Maggiore oder am Luganersee. WIR MÖCHTEN GERNE NOCH EINE LOCATION AM LAGO MAGGIORE ODER AM LUGANERSEE ÜBERNEHMEN. Ja, wir sprechen von etwa zehn Standorten, darunter Hotspots wie Paris, London oder Rom. Städte, in denen man einfach präsent sein muss. Warum das Tessin, touristisch gesehen derzeit eher eine Problemregion? Ein schönes Haus am See, wo ich im Sommer meine Top-Leute aus St. Moritz beschäftigen könnte – ein wunderbares Pendant zum Engadin. Gute Standorte in Grossstädten zu finden, ist ja nicht immer einfach … … In Wien haben wir acht Jahre lang gesucht! Und eine zweite Winterdestination? Warum nicht! Ein Kempinski in Zermatt, Gstaad oder Crans Montana könnte ich mir vorstellen. Und in Zürich sind Sie noch immer auf der Suche nach einer Top-Lage möglichst in der City, nachdem das Projekt «Atlantis» für Kempinski kein Thema mehr ist. Kempinski und die Investoren im «Atlantis» haben Vorgespräche geführt. Unser Fazit: Das «Atlantis» ist für die Marke Kempinski nicht der richtige Standort in Zürich. Es gibt für uns nur eine Innenstadtlage. Am liebsten würden Sie ein Grandhotel mit Tradition und Geschichte übernehmen. Die Grandhotels waren die führenden Häuser am Platz. Ihre Hoteliers galten als Trendsetter, die Vordenker ihrer Zeit – deshalb, so meine Interpretation, verdienten die Hotels den Namen «Grand». Sie haben auch jetzt wieder eine grosse Zukunft. Zwar keine Citylage, aber ein einzigartiges Haus: Warum übernehmen Sie nicht das Management des «Dolder Grand» am Zürichberg? Sie haben ja bereits Gespräche mit Urs Schwarzenbach, dem Inhaber, geführt … … (schmunzelt). Ja, das ist kein Geheimnis. Wir hatten einige Gespräche mit Herrn Schwarzen- 28 Sie sprechen von modernen Grandhotels … … es geht darum, in den historischen Mauern des 19. Jahrhunderts das 21. Jahrhundert einfliessen zu lassen: moderner Luxus und Lifestyle hinter alten Fassaden. Zurück nach St. Moritz. Es gibt Leute, die sagen: Das Kempinski Grand Hotel des Bains steht 5I2014 HOTELIER TALK RUPERT SIMONER im Schatten der altehrwürdigen Luxushäuser wie Badrutt’s Palace, Kulm oder Suvretta House. Was sagen Sie dazu? Noch vor vier oder fünf Jahren gab es tatsächlich solche Stimmen. Dabei spielte der Standort des Hauses in St. Moritz Bad eine Rolle, wobei St. Moritz Bad früher ja das Zentrum war. Ist Kempinski heute in St. Moritz akzeptiert? Absolut. Wer ist denn der typische Kempinski-Gast in St. Moritz? Es ist ein eher kosmopolitischer Mensch, er wirkt leger, schätzt das unkomplizierte Leben, aber eine hohe Professionalität. Und die Herkunft Ihrer Gäste? Bunt gemischt. Es gab eine Zeit, da sprach man in St. Moritz vom «Russen-Hotel», wenn es um das Kempinski ging. Dass wir in St. Moritz auch viele russische Gäste haben, vor allem Anfang Januar, ist ein Geschenk des Himmels! Kempinski ist in Russland die bekannteste Luxus-Hotelmarke, wir führen dort mehrere Häuser. Man kennt uns in Russland! Fazit: All die Russen kamen zuerst ins Kempinski. Steckt die Hotellerie in der Schweiz in einer handfesten Krise? Oder sprechen wir eher von einem Strukturwandel, in dem wir uns derzeit befinden? Die Schweizer Hotellerie steckt in der Tat in einer Krise. Was uns fehlt: Visionen, Macher, die die Branche aus dieser Flaute führen. Die Schweiz als Destination schafft es, sagen Sie. Und schafft es die Hotellerie? Die Fünfsterne-Hotels haben eine gewisse Leuchtturmfunktion. In der Drei- und Viersterne-Hotellerie sieht es ein wenig anders aus, da haben uns Länder wie Österreich etwas abgehängt. Den Innovationsgeist, der Wille zur Kreativität – den hat die Schweiz nicht verloren. Die Schweizer Hoteliers haben in den letzten zehn Jahren vielleicht zu wenig getan, um auch für die nächsten zehn Jahre wettbewerbsfähig zu sein. Man hat zu wenig ins eigene Unternehmen investiert. Sie sagen, die Hotellerie brauche mehr Visionäre, Macher … … Ja, wir brauchen vermehrt Leute, die neue Projekte anpacken. Gefragt sind innovative Konzepte. Denken Sie an Samih Sawiris! Was er aus Andermatt macht, ist einzigartig. Ich hoffe, dass er Erfolg hat. H KEMPINSKI HOTELS Kempinski Hotels ist die älteste Luxushotelgruppe Europas. Die Geschichte des Traditionsunternehmens mit Sitz in Genf nahm 1897 mit der Gründung der «Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft» in Berlin ihren Anfang. Zu dieser Zeit entstanden in der grössten deutschen Metropole bereits die ersten komfortablen Hotels, von denen einige der «HotelbetriebsAktiengesellschaft» gehörten. Parallel dazu entwickelte sich die von Berthold Kempinski gegründete M. Kempinski & Co, die 1953 von der Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft erworben wurde. Das mehr als 110 Jahre alte Traditionsunternehmen hat den Anspruch, seinen Gästen weltweit «erstklassige Qualität und exklusiven Service auf individuellem Niveau» zu bieten, so Kempinski in einer Hotelbroschüre. Die Luxushotelgruppe wurde 2011 mit dem «Best Brands-Award» als beste Dienstleistungsmarke ausgezeichnet. Insgesamt betreibt das Unternehmen 74 Luxushotels in 30 Ländern. Dieses Portfolio wird kontinuierlich durch neue Hotels in Europa, dem Nahen Osten, in Afrika und Asien erweitert, «ohne jedoch den Anspruch auf Exklusivität und Individualität aus den Augen zu verlieren», so die Gruppe. Zum Portfolio zählen historische Grandhotels, renommierte Stadthotels, Resorts und edle Residenzen. Daneben ist Kempinski Gründungsmitglied des weltweit tätigen Hotelnetzwerkes Global Hotel Alliance (GHA). Präsident und CEO von Kempinski ist der gebürtige Schweizer Reto Wittwer. Inhaber von Kempinski ist seit 2004 das thailändische Königshaus (Crown Property Bureau der thailändischen Krone). www.kempinski.com history KLASSIFIZIERUNG: 5 Sterne Superior ERÖFFNUNG: Dezember 2002 GEBÄUDE BAUJAHR: 1864 INHABER DER HOTELGRUPPE: Kempinski, Crown Property Bureau der thailändischen Krone DIREKTION: Rupert Thomas Simoner ZIMMER UND SUITEN: 184 plus 8 St. Moritz Suiten und 36 Residenzen GRÖSSE ZIMMER: 32 bis 58 m2 GRÖSSE SUITEN: 70 bis 320 m2 BETTEN: 344 MITARBEITENDE: 200 bis 310 (je nach Saison) RESTAURANTS: 4. Les Saisons (220 Sitzplätze), Enoteca (45), Sra Bua (35), Cà d’Oro (35), Bar (81) MINDEST-ZIMMERPREIS (DZ; Doppelbelegung): CHF 420.– (Sommer), CHF 620.– (Winter) HERKUNFT DER GÄSTE (2013): Schweiz 21 %, Deutschland 15 %, Japan 10 %, Russland 9 %, Italien 7 %, USA 7 %, UK 6 % 5I2014 BANKETT- UND SEMINARRÄUME: 5 (Kapazität für 300 Personen), 50 bis 140 m2 WELLNESS / SPA: 2800 m2, Indoor Pool, Saunalandschaft mit diversen Saunen, Dampfbad, Kneippzonen, separater Ladies-Spa, diverse Treatmenträume; Fitnessbereich, Personal Training und Kursprogramm. PARKMÖGLICHKEITEN: 110 (Parkhaus überdacht), 150 Parkplätze BETRIEBSZAHLEN (ÖFFENTLICH) ZIMMERAUSLASTUNG: 66 % GOP: 33 % (Durchschnitt) ANTEIL F & B AM GESAMTUMSATZ: 30 % ÖFFNUNGSTAGE: 208 (Durchschnitt) www.kempinski.com/stmoritz [email protected] DAS KEMPINSKI GRAND HOTEL DES BAINS Die Ursprünge des ehemaligen Parkhotels Kurhaus gehen bis in die Jahre 1862 bis 1866 zurück. Eröffnet wurde das Haus 1864 zum ersten Mal. Das ursprüngliche Gebäude bestand aus zwei Stockwerken und noch ohne die beiden Ecktürme. Im gleichen Jahr, im Herbst 1864, ging Johannes Badrutt mit den letzten britischen Sommergästen die sogenannte «Winterwetten» ein. Sie sollten doch einmal im Winter kommen. Falls es ihnen nicht gefalle, zahle er ihre Reisekosten ab London und zurück. Falls St. Moritz ihnen im Winter aber zusage, lade er sie als seine Gäste ein, so lange zu bleiben, wie sie wollten. Den Engländern gefiel diese Wette, bei der sie so oder so gewinnen würden. Sie akzeptierten, kamen an Weihnachten und blieben bis Ostern. Sie waren die ersten Wintertouristen der Alpen, und sie entdeckten eine neue Welt – die «weissen Winterferien». So wurde St. Moritz zur Wiege des Wintertourismus. Dies erklärt auch den bis heute spürbaren britischen Einfluss, wie zum Beispiel die Cresta-Bahn, die ausschliesslich Männern vorbehalten ist. Erste Umbauten wurden 1887 an dem Parkhotel vorgenommen, um dem Gebäude einen schlichten nordmediterranen Palaststil zu verleihen. 1905 wurden die markanten Ecktürme ergänzt, die zuerst als Wäscherei und Unterkunft für Stubenmädchen genutzt wurden. Von 1914 bis 1958 wurde das Parkhotel geschlossen und nur in den Jahren 1928 und 1948 kurzfristig für die Olympischen Winterspiele geöffnet. Das Hotel war von 1914 bis 1982 im Besitz der Graubündner Kantonalbank. Nach einer Volksabstimmung ging das Haus 1982 an die Gemeinde, und nach einem weiteren Volksentschluss wurde das Hotel reprivatisiert. Seit 2001 ist die Kempinski-Gruppe für den Hotelbetrieb verantwortlich. 29