Visualisierungs- und Repräsentationstechniken SS03 Aufgaben zur

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Visualisierungs- und Repräsentationstechniken SS03 Aufgaben zur
Gerd Platzgummer
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Kennzahl: 881
Visualisierungs- und Repräsentationstechniken SS03
Aufgaben zur Vorlesung (187.151)
Zum Inhalt:
1. Analyse eines Diagramms
2. Analyse einer Karte
3. Spezielle Darstellungsformen A
4. Spezielle Darstellungs formen B
Seite 1
Seite 5
Seite 9
Seite 12
1. Analyse eines Diagramms
Dazu gehört u.A.
- eine Charakterisierung der Parameter
der Information: Invariante, Komponenten, Länge, Gliederungsstufen
der Konstruktion: Implantation, Imposition, Konstruktionstyp der Komponenten
des visuellen Systems: verwendete visuelle Variablen und deren Eignung
- eine Bewertung hinsichtlich
Lesbarkeit der graphischen Darstellung
Klarheit der Legende
Verständlichkeit der Darstellung
Informationstreue
Sinn oder Unsinn der Graphik
ästhetischem Eindruck
- ein Redesign unter Gesichtspunkten der Verständlichkeit/Lesbarkeit und/oder der Ästhetik.
Gewähltes Diagramm:
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Kurze Vorstellung des Diagramms
Das Diagramm ist auf den Forschungsseiten der Technischen Universität Wien zu finden (exakt unter
http://www.tuwien.ac.at/forschung/nachrichten/strassenerhaltung/diagramm.gif)
und
soll
die
tendenzielle Qualität der Straßenerhaltung in Österreich im Zeitraum zwischen 2000 und 2019
darstellen (siehe Invariante).
Charakterisierung der Parameter
- Parameter der Information
Die Invariante als übergeordneter Kennzeichnungsbegriff könnte, wie bereits erwähnt „Qualitative
Bewertung der Straßenerhaltung Österreichs zwischen 2000 und 2019“ sein.
Zu den Komponenten:
1) Komponente 1: „Analysejahr“ (Jahre)
Man kann wohl von einer geordneten Gliederung sprechen, da wir es im Prinzip mit einem
(diskretisierten) Zeitverlauf zu tun haben: eine Umordnung scheint zwar prinzipiell möglich,
würde jedoch in den meisten Fällen kaum Sinn machen.
Die Grafik zeigt 20 unterscheidbare Kategorien (Einjahresschritte von 2000 bis 2019): Länge
der Komponente 20.
2) Komponente 2: „Länge“ (%km)
Quantitative Betrachtung (relativer Anteil der Straßenqualität, bezogen auf das gesamte
Straßennetz, in %km).
3) Komponente 3: „Bewertung” (v.poor, poor, fair, good, excellent)
Die Gliederung ist –je nach Betrachtungsweise- qualitativ oder geordnet: auch wenn die
Ordnung der fünf Kategorien einer gewissen Logik („aufsteigende Qualität der
Straßenerhaltung“) folgt, was eher für eine geordnete Betrachtung sprechen würde, ist diese
Ordnung nicht unbedingt bindend, zumindest kann nach der Qualität auch absteigend sortiert
werden (was den Schluss, dass keine allgemeingültige, eindeutige Reihenfolge existiert,
zulassen könnte: in diesem Fall wären es qualitative Daten).
Zur Länge: 5 unterscheidbare Komponenten.
Diese Dritte Komponente hängt natürlich stark mit der zweiten Komponente zusammen und
wird im Wesentlichen dadurch nötig, dass wir nicht die „zeitliche“ Entwicklung einer einzigen
Straßenerhaltungs- Qualität in einem Diagramm, sondern von 5 derartigen Qualitäten
betrachten, welche hiermit unterscheiden werden.
- Parameter der Konstruktion
Implantation / Imposition
Zur Impositionsgruppe: Aufgrund seiner Eigenschaften ist die obige Grafik ein Diagramm.
Konstruktionstyp der Komponenten
Was die Information angeht, kann man hier von einem rechtwinkligen Balkendiagramm sprechen,
da in der Darstellung zur 3ten Dimension/bzw. in der Pseudo- 3d- Ansicht des Diagramms keinerlei
Information steckt- es würde sogar der Lesbarkeit und der Übersicht dienen, diese Ansicht komplett
zu eliminieren (mehr dazu im nächsten Punkt).
- Parameter des visuellen Systems
Visuelle Variablen und deren Eignung
Von den 8 zur Verfügung stehenden visuellen Variablen (2 Dimensionen der Ebene , Farb-MusterVariablen Größe ,Helligkeitswert ,Muster ,Farbe ,Richtung und Form) werden im Wesentlichen 3
Variablen verwendet: Die zwei Dimensionen der Ebene (X-Achse: Analysejahr, Y-Achse: Länge)
sowie eine Farb- Muster- Variable für die Komponente 3, „Bewertung“: Die Unterscheidung erfolgt
über eine Mischung aus Farb- und Helligkeitsvariation: In „erster Instanz“ werden in obigem
Diagramm Farben unterschieden, „innerhalb dieser Bereiche“ kann es zudem Helligkeitsvariationen
(siehe Hell- und Dunkelgrün für „good“ und „excellent“) geben. Die Tatsache, dass diese Variablen
vor allem der Unterscheidung der einzelnen Kategorien und nur bedingt einer Transkription der
Aussagen „very poor“ bis „excellent“ in einer bestimmten Reihenfolge (visualisiert durch die Farbe)
dienen (diese wird von der Anordnung der Elemente selbst bzw. von der Legende übernommen),
macht diese nicht ganz „saubere“ Transkription allerdings verzeihbar.
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- Bewertung einzelner Parameter
Lesbarkeit der graphischen Darstellung
Was die Winkeltrennung betrifft, kann man kaum Beanstandungen machen. Bei der graphischen
Dichte, also der Bewertung der Optimalität des Verhältnisses von „Flecken“ pro Fläche, wirkt das Bild,
auch durch die Pseudo- 3d- Ansicht, überladen. Aspekte der Farb- Muster-Trennung sind sicherlich
nicht so einfach zu beurteilen. Die Schwarzmenge ist wohl relativ klein. Die Elemente sind zwar
unterscheidbar, speziell die grellen Farben erschweren diesen Aspekt jedoch. Da die Unterscheidung
der Elemente der Komponente „Bewertung“ auf Farben/Farbtönen basiert, kann es bei einer
Betrachtung in Grauwerten (Beispielsweise S/W- Bildschirm) zu Lesbarkeitsproblemen kommen.
Aufgrund der Tatsache, dass eine durchaus relevante Anzahl von Personen unter Rot-Grün- Blindheit
leidet, steckt in der Farbwahl natürlich auch eine gewisse Problematik (da Rot und Grün ja die
dominierenden Farben des Diagramms sind). Weiters ist die Skalenbeschriftung zu dicht (mehr dazu
im Punkt „Redesign“).
Klarheit der Legende
Die Legende ordnet den Farben/Farbtönen die Ausprägungen der Komponente „Bewertung“ (v.poor,
poor, fair, good, excellent) zu. Schon aufgrund der Tatsache, dass letztlich sehr wenig Information
über die Legende transportiert wird, ist die Legende verständlich. Die Position der Legende ist in
Ordnung, alternativ würde aufgrund der Tatsache, dass die Farben/Farbtöne vertikal bzw.
„übereinander“ (und zwar immer in derselben Reihenfolge) angeordnet sind, sich die Legende auch
rechts vom Diagramm und in derselben Anordnung wie im Diagramm anbieten.
Positiv anzumerken (weil für die Praxis durchaus relevant) ist die Tatsache, dass die Legende direkt in
das Bild integriert ist (statt sich im Begleittext oder im Rahmentext zu befinden): Dies erleichtert nach
der Extraktion des Bildes (beispielsweise aus einer Webseite) dessen vollständige Lesbarkeit.
Verständlichkeit der Darstellung
Im Allgemeinen ist die Grundidee der Grafik (siehe Invariante) relativ einfach sichtbar. Im Detail sind
jedoch mögliche Quellen für Falschinterpretationen zu finden. Eine kumulative Anordnung von Daten
hat zwar den Vorteil, den Anteil eines Datenelementes am Gesamtwert (z.B. Anteil von „very poor“ für
2004) gut zu symbolisieren, der Vergleich von Werten verschiedener Jahre (z.B. Wert für „poor“ für
2004 und 2005) fällt aber schwerer, da das Anfangsniveau nicht gleich sein muss (siehe hierzu auch
den Abschnitt „Informationstreue“). Im Prinzip ist das ein Nachteil, der zugunsten der Vorteile dieser
Darstellung in Kauf genommen werden kann, durch den Versuch der Pseudo3d- Ansicht der Grafik
werden die Werte jedoch generell schwer lesbar und fast unmöglich vergleichbar. Weiters ist der
Grafik, begründet durch die vielen Kategorien, relativ schwer eine Aussage zu entnehmen. Was
bedeutet es nun, wenn zwischen 2011 und 2019 der „good“- Anteil deutlich sinkt und sehr viele
Straßen nur noch das Prädikat „fair“ verdienen, es dafür allerdings kaum mehr Straßen mit dem
Prädikat „very poor“ gibt? Weiters sehe ich keinen Sinn darin, die Achsen in Deutsch zu beschriften,
während die Legende in Englisch beschriftet ist. Auf diese und ähnliche Fragen wird im Kapitel
Redesign eingegangen und es wird versucht, Verbesserungen zu finden.
Informationstreue
Man kann dem Ersteller des Diagramms sicherlich nicht vorwerfen, klassische Fehler bezüglich
Informationstreue (Maßstabswechsel, ...) begangen zu haben. Das Problem mit der Tatsache der
(sinnlosen) perspektivischen Darstellung bleibt natürlich weiterhin bestehen: Werte von (YKoordinate) von weit entfernten Jahren sind deutlich schwieriger zu vergleichen, allein die Tatsache,
dass sich letztlich die Werte auf 100% kumulieren, erleichtert den Vergleich. Diese kumulierte
Schreibweise beinhaltet jedoch auch eine Gefahr in sich: Aufgrund der Tatsache, dass die Balken
gewisser Färbung nicht das gleiche Startniveau haben müssen (beispielsweise startet die Ausprägung
„good“ im Jahr 2000 bei 55% und im Jahr 2001 bei ca. 70%), fällt dieser direkte Vergleich natürlich
schwer.
Sinn oder Unsinn der Graphik
Der Sinn der Graphik –unabhängig von der realisierten Darstellung- ist durchaus gegeben. Ich habe
als Invariante „Qualitative Bewertung der Straßenerhaltung Österreichs zwischen 2000 und 2019“
vorgeschlagen. Diese Qualität der Erhaltung, von der in der Invariante gesprochen wird, wird
einigermaßen gut dargestellt. Speziell die Dominanz einzelner Ausprägungen relativ zu den anderen
(Beispielsweise dominieren 2000 die Ausprägungen „fair“ und „good“ die anderen Ausprägungen) und
somit auch Tendenzen sind sichtbar. Somit hat diese Grafik, schon allein aufgrund der Tatsache, dass
eine relevante Menge an Information dargestellt wird (20 Jahre, 5 Kategorien, pro Kategorie und Jahr
zusätzlich eine Prozentzahl) und somit die visuelle Bewertung sicherlich leichter fällt als die Bewertung
der ca. 100 „Einzelwerte“, durchaus eine Daseinsberechtigung.
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Ästhetischer Eindruck
Unabhängig von bereits besprochenen funktionalen Aspekten fallen auf den ersten Blick die extrem
grellen Farben sowie die unnötige 3D Darstellung auf. Aufgrund dieser Tatsachen und jener, dass die
Skalen sehr dicht beschriftet sind und ebenso allerlei Trennlinien vorhanden sind, wirkt die Grafik
etwas überladen, obwohl die Menge an visualisierten Daten dies auf keinen Fall erfordert. Die unnötig
dichte Skalenbeschriftung sowie die eigenartige Darstellung der Balken als Zylinder (auf „Sockeln“
ruhend) beinträchtigen den ästhetischen Eindruck zudem negativ und sind vor allem für eine
wissenschaftliche Darstellung (siehe Quelle) unangebracht.
Gepaart mit den funktionalen Mängeln ergibt sich folgender Redesign- Vorschlag:
- Redesign / Vereinfachungen
Das untenstehende Bild zeigt einen Vorschlag zum Redesign des Diagramms. Folgende Aspekte
wurden verändert:
- Allgemein
- „Flache“ Darstellung (2d) statt dreidimensionale Darstellung
- Invariante/Abkürzung der Invariante als Überschrift des Diagramms
- Anordnung der Legende rechtsbündig, in gleicher Reihung wie im Diagramm selbst
- Eine Sprache für Achsenbeschriftung, Legende und Invariante (in meinem Beispiel Deutsch)
- Achsen/Skalierung
- %-Skala linker Rand: Man kann die Beschriftung weglassen
- %-Skala rechter Rand: 20%- statt 10% Schritte beschriften, auch Linien ausdünnen
- Die Beschriftung der Y- Achse auf die linke Seite verlagern
- X- Achse: Beschriftung „ausdünnen“: Zweijahres oder Fünfjahresschritte
- Grafisch
- Farben ändern bzw. lediglich Grautöne verwenden
- keine runden Balken verwenden, auf die grauen „Sockel“ verzichten
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2. Analyse eines Netzes oder einer Karte
Dazu gehört u.A.
- eine Charakterisierung der Parameter
der Information: Invariante, Komponenten, Länge, Gliederungsstufen
der Konstruktion: Implantation, Imposition, Konstruktionstyp der Komponenten
des visuellen Systems: verwendete visuelle Variablen und deren Eignung
- eine Bewertung hinsichtlich
Lesbarkeit der graphischen Darstellung
Klarheit der Legende
Verständlichkeit der Darstellung
Informationstreue
Sinn oder Unsinn der Graphik
ästhetischem Eindruck
- ein Redesign unter Gesichtspunkten der Verständlichkeit/Lesbarkeit und/oder der Ästhetik.
Gewählte Karte:
Kurze Vorstellung der Karte
Das dargestellte Diagramm ist dem Buch „Grosser Weltatlas“, Europäischer Buchklub, Stuttgart Zürich
Salzburg, 1960, entnommen. Zum Kontext: Die Grafik befindet sich auf Seite 209, im Abschnitt „Iran“.
Das Bild ist mit „Reit- und Lasttiere in Vorderasien“ benannt und bezieht sich auf Daten aus dem Jahre
1959 (was allerdings nicht der Benennung oder in der Grafik selbst sondern dem Text „Iran“ zu
entnehmen ist.
Charakterisierung der Parameter
- Parameter der Information
Die Invariante als übergeordneter Kennzeichnungsbegriff ist der Bezeichnung der Karte im Buch zu
entnehmen: „Reit- und Lasttiere in Vorderasien“.
Zu den Komponenten:
Um die Komponenten und im Speziellen die Länge derselben beurteilen zu können, ist es wichtig,
einleitend den Begriff „Reit- und Lasttiere in Vorderasien“ zu präzisieren: Die Karte untersucht für 5
Staaten in Vorderasien, welche Reit- und Lasttiere (4 Unterscheidungen) in welcher Anzahl genutzt
werden bzw. vorhanden sind. Dies führt zu folgenden Beobachtungen bezüglich der Komponenten:
1) Komponente 1: Land (Türkei, Syrien, Irak, Iran, Westpakistan)
Hier herrscht keine eindeutige oder allgemeingültige Ordnung der Kategorien, die Ordnung ist
qualitativ. Zur Länge der Komponente: 5.
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2) Komponente 2: Tierart (Esel, Pferd, Maulesel, Kamel)
Auch diese Komponenten sind qualitativ und in keine allgemeingültige Reihenfolge zu bringen.
Die Hauptvariable zur Unterscheidung ist wohl die Form, was auf eine Assoziativität
rückschließen lässt. Die Länge dieser Komponente beträgt 4.
3) Komponente 3: Anzahl der Tiere ( pro Tierart, pro Land) : quantitative Ordnung.
- Parameter der Konstruktion
Implantation / Imposition
Gemäß der Definition aus dem Skript kann man von einer Karte als Impositionsgruppe sprechen.
Was die Komponente „Tierart“ betrifft, kann man von einer punktförmigen Implantation sprechen,
denn die Größe der Objekte kann je nach Anzahl der vorhandenen Tiere variieren. Was die
Komponente „Länder“ betrifft, wird im konkreten Beispiel keine diesbezügliche Einwirkung
(beispielsweise eine besondere Einfärbung einzelner Länder) vorgenommen.
Konstruktionstyp der Komponenten
Der Typus ist jener eines Feldes (impliziert durch die Tatsache, dass wir es mit einer Karte zu tun
haben.
Parameter des visuellen Systems
Visuelle Variablen und deren Eignung
Von den 8 zur Verfügung stehenden visuellen Variablen (2 Dimensionen der Ebene , Farb-MusterVariablen Größe ,Helligkeitswert ,Muster ,Farbe ,Richtung und Form) werden einige verwendet:
Einerseits gilt es ja bei einer Karte, Beziehungen in einem geographischen Kontext darzustellen,
was die beiden Dimensionen der Ebene mit ins Spiel bringt. Was die Unterscheidung der Länder
untereinander betrifft, wurden diese in unserem Beispiel alle gleich eingefärbt (also keine Farb- oder
Farbtonunterscheidung), sie unterscheiden sich einzig vom Bereich der umliegenden Länder,
welche nicht erfasst sind sowie vom Meer. Diese Tatsache ist allerdings insofern nicht
informationstragend, als dass von den dargestellten nicht- vorderasiatischen Ländern keine Zahlen
vorhanden sind (und diese somit nichts mit der Visualisierung der vorhandenen Information über die
Lasttiere zu tun haben). Die Unterscheidung der einzelnen Tierarten erfolgt durch deren Form und
unterstützend hierzu noch durch die Farbe. Die Anzahl der Tiere pro Land pro Tierart ist durch die
Variable der Größe visualisiert, was das Problem auswirft, dass Proportionen auf diese Weise
nahezu unmöglich zu erkennen sind bzw. Vergleiche kaum fair zu machen sind. Hier wird nämlich
die Taktik verfolgt, einen linearen Wert wie die Anzahl über die Größe einer Form auszudrücken wie
durch die Vergrößerung der Tiere („Tier- Objekte“). Da diese Ausdehnung zweidimensional wirkt,
also die Fläche der Objekte verändert, verzerrt die Darstellung die Änderung der Werte bezüglich
Anzahl der Tiere (welche eindimensional, wie zum Beispiel durch die Längenänderung eines
Balkens, deutlich besser dargestellt wäre).
Zur Eignung der einzelnen Farb- Muster -Variablen ist zu sagen, dass man es hier mit ein Fülle an
Problemen zu tun hat: Einerseits ist die Farbe für die Unterscheidung von Tierarten über die Farbe
nur in den wenigsten Fällen intuitiv, andererseits ist die Form für das gegebene Beispiel lediglich
eine bedingt sinnvolle Variable, da sich die einzelnen Tiere doch sehr ähneln (im speziellen sind
sich Esel, Pferd und Maulesel doch sehr ähnlich, speziell wenn sie sehr klein dargestellt werden wie
in Syrien).– mehr dazu jedoch im Sektor „Redesign“.
- Bewertung einzelner Parameter
Lesbarkeit der graphischen Darstellung
Wiederum wurden die 3 Komponenten graphische Dichte, Winkeltrennung und Farb- MusterTrennung betrachtet. Die Karte hat hier mit einigen zu beanstandenden Problemen zu kämpfen:
Einerseits ist die graphische Dichte an speziellen Punkten/Orten sehr hoch (beispielsweise in Syrien
und Irak), meist bedingt durch die Tatsache, dass man es hier mit geographischen Begrenzungen zu
tun hat (bzw. diese sprengt - mehr dazu in Punkt „Sinn oder Unsinn der Grafik“). Die Beschriftung der
einzelnen Formen ist auch nicht immer eindeutig zu erkennen. Andererseits wird den Gebieten im
Umfeld der beobachteten Länder (z.B. Saudi Arabien oder Gebiete der damaligen UdSSR) sehr viel
Platz eingeräumt (in dem naheliegenderweise keine Informationen verarbeitet werden). Die
graphische Verteilung scheint also relativ unausgewogen. Die Farb- Trennung trennt einerseits die
beobachteten vorderasiatischen Länder von den umliegenden Ländern, andererseits werden die
unterschiedlichen Tiere unterschiedlich eingefärbt. Generell ist auch hier die Schwarzmenge klein.
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Klarheit der Legende
Die Karte verfügt über keine Legende im eigentlichen Sinn. Stattdessen ist bei jeder einzelnen Form
(von der es lediglich 4 unterschiedliche gibt) die Tierart angemerkt. Das heißt für das Beispiel des
Esels, dass dieser (da er in 4 der 5 Länder „vorkommt“) vier Mal auch explizit als solcher benannt bzw.
beschrieben wird. Hier könnte man natürlich auch eine allgemeine Legende einführen, jedoch könnte
dies wiederum das Problem mit sich bringen, dass sich die Formen sehr ähnlich sind und dass die
Formen allgemein in verschiedenen Größen unterschiedlich wirken. Die Form als Variable wirkt also
generell etwas fehl am Platze.
Zudem hebt sich die Beschriftung der Länder zu wenig von den anderen Beschriftungen ab bzw. steht
nicht immer an bezeichnenden Stellen (siehe „Türkei“)
Informationstreue
Wie bereits beschrieben, führt die Tatsache, dass eine (eindimensional) steigende Größe wie die
Anzahle der Tiere pro Land eine Veränderung der Form (und somit einer zweidimensionalen Fläche)
mit sich bringt, zu Problemen bezüglich der Informationstreue. Es bleibt im Konkreten ein Geheimnis,
welche Komponente (Seitenlänge, Flächeninhalt,...) nun die Proportion ausdrücken soll und bei so
unregelmäßigen Formen wie Tierkörpern sind solche Veränderungen ohnehin schwer einem linearen
Wert zuzuordnen. Wie bereits erwähnt, würde ich die Variable der Form komplett entfernen- Das
Attribut „Anzahl“ ist am besten mit Elementen wie Balkendiagrammen visualisierbar. (siehe Kapitel
„Redesign“).
Sinn oder Unsinn der Grafik
Die Grafik scheint mir in dieser Form nur bedingt sinnvoll. Einerseits stellt sich die Frage, inwiefern in
diesem Kontext die Darstellung als Karte sinnvoll ist. Wir haben es lediglich mit 5 geographischen
Einheiten zu tun, welche sich nicht überschneiden. Zudem ist die Lage der Länder zwar genau so
relevant wie in jeder anderen Karte, jedoch nicht direkt für unseren Sachverhalt wichtig. Das größte
Problem ergibt sich aus der Tatsache, dass die Visualisierung der einzelnen Komponenten sich
natürlich auch nach den geographischen Beschaffenheiten der einzelnen Länder orientiert. Das bringt
mit sich, dass zum Beispiel jenes Kamel, welches die Anzahl der Kamele im Irak symbolisiert, in der
Karte auf iranischem Gebiet steht. Jenes Kamel, welches die Anzahl der Kamele im Iran darstellt,
steht jedoch in einem Gebiet, das in Afghanistan liegt. Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass,
um korrekte Proportionen darzustellen, einige Elemente übermäßig groß oder klein sind,
beispielsweise ist der Esel der Türkei größer als das Land selbst. Trotz der Tatsache, dass die Wahl
der visuellen Variable „Form“ bzw. der Variation der Form große Probleme hervorruft, ist diese Wahl
(wie bereits besprochen) nicht einmal besonders sinnvoll, um Proportionen darzustellen.
Verständlichkeit der Grafik
Zur allgemeinen Verständlichkeit der Grafik ist zu sagen, dass der Betrachter es hier mit einer Reihe
von Problemen zu tun haben könnte: Zum einen sind –wie bereits erwähnt – viele Tierarten nicht im
„richtigen“ Land der zugrundeliegenden Karte, sondern aus Platz- oder Dimensionierungsgründen in
einem anderen Land untergebracht. Dies könnte eine Fehlinterpretation provozieren. Weiters sind sich
– mit Ausnahme der Kamele- die Formen, welche die Tierarten symbolisieren, sehr ähnlich
(besonders in kleiner Auflösung). Trotz des Zusatzattributs der Farbe sind hier Fehler nicht
auszuschließen. Die betrachteten Länder untereinander sind gleich eingefärbt, was nicht unbedingt
ihrer Unterscheidung dient. Im Großen und Ganzen herrscht hier ein gewisser Korrekturbedarf,
welcher im Punkt „Redesign/Vereinfachungen“ genauer erläutert werden wird.
Ästhetischer Eindruck
Die Grafik erscheint einerseits etwas unausgewogen, da gewisse Gebiete (geographisch bedingt)
übervoll an Information und andere nahezu informationsleer sind. Zudem bringt die Verwendung der
visuellen Variable „Form“ die bereits beschriebenen Probleme der (nicht-) Sichtbarkeit von
Proportionen mit sich. Zudem treffen die Formen selbst letztendlich sicherlich nicht jedermanns
Geschmack. Ein weiteres ästhetisches Problem ist die Verwendung von überdurchschnittlich dunklen
Hintergrundfarben für die geographisch umliegenden Gebiete: das Meer und die Vorderasien
umgebenden Länder , welche die Lesbarkeit der zahlreichen (und schwer den einzelnen Formen
zuordenbaren) Beschriftungen negativ beeinträchtigen.
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- Redesign / Vereinfachungen
Beim graphischen Redesign der Karte bin ich auf ein technisches Problem gestoßen: Die
eingescannte Grafik kann nur in schlechter Qualität mit einem Bildbearbeitungsprogramm verändert
werden (zumindest nicht in dem gewünschten Maße), da eine eingscannte Grafik nicht über Objekte
(welche dann entfernt/verändert werden können) verfügt und das retuschieren nicht zum gewünschten
qualitativen Erfolg führt. Andererseits kann eine solche Grafik nicht „nachgezeichnet“ (wie das
Redesign in Aufgabe 1) werden, da eine Karte zu detailgetreu ist. Das Redesign erfolgt also verbal,
unterlegt mit einem redesigntem Bild für den Bildausschnitt „Iran“, um die Ideen auch zu visualisieren.
Die Vorschläge im Einzelnen:
1.Hintergrund/Karte
Jene Bereiche, die geographisch nicht zum Gebiet der 5 beobachteten Staaten gehören
(beispielsweise der Norden Saudi- Arabiens), werden mit einer deutlich schwächeren,
unaufdringlicheren Farbe versehen, um in den Hintergrund zu treten und dem beobachteten Gebiet
mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen : Beispiel: sehr helles blau für Meer und sehr helles
braun/beige für Land.
2.Farbe der beobachteten Länder. Eventuell können die beobachteten Länder auch in verschiedenen
Farbtönen dargestellt werden, beispielsweise hellbraun bis dunkelbraun, um die Landesgrenzen
besser zu sehen- wichtig ist auch hier, dass die Karte im Hintergrund (bezüglich der Darstellung der
Menge an Lasttieren) bleibt.
3.Die Anzahl der Lasttiere wird nicht durch verscheiden große Formen (in Form der Tiere selbst)
dargestellt sondern mit einfachen Balkendiagrammen. Dies hat einerseits den Vorteil, dass
zumindest der untere Rand der Balken immer im beschriebenen Land ist (somit fällt die Zu ordnung
leichter), die signifikante Ausdehnung nur in eine Richtung geht (vertikal) und somit Vergleiche
einfacher angestellt werden können. Damit werden die oben angesprochenen Probleme bezüglich
Informationstreue gelöst. Die Unterscheidung der Balken erfolgt über ihre Farbe (eine
„Hilfsvariable“, die ohnehin schon bei der Originalgrafik vonnöten war). Die Farbe ist für jedes Tier in
allen Ländern einzig und die somit maximal 4 Farben werden durch eine Legende erklärt. Somit fällt
auch die Beschriftung Tier/Anzahl im Originalbild weg.
4.Die jeweiligen Ländernamen werden in das Land selbst (statt wie im Falle von Syrien und der Türkei
daneben) geschrieben.
5.Allgemein sollte mehr Platz im Bild den beobachteten Ländern und weniger den umliegenden
Ländern gelten (dies ist durch die Tatsache, dass durch die Substitution der Tiere durch
Balken(diagramme) mehr „ungenutzter“ Platz außerhalb der beobachteten Länder entstehen wird,
auch problemlos möglich.
Die Ideen wurden (den anfangs begründeten qualitativen Einschränkungen) am Beispiel „Iran“
visualisiert:
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3. Spezielle Darstellungsformen A
Ein eigenes Beispiel einer Visualisierung, die
•
•
•
einen ausgeprägt ideologischen Charakter hat, oder
in ihrer Darstellungsweise spezifisch kulturell geprägt ist, oder
neben ihrem (denotativen) Inhalt durch ihre Form ausgeprägte (konnotative) Bezüge
(z.B. Imponiergehabe) aufweist.
Gewählte Visualisierung:
Zur Quelle:
Das Bild ist aus http://more.abcnews.go.com/media/us/images/chart_abortion12198.gif entnommen.
ABC News (http://abcnews.go.com/), ein amerikanischer Nachrichtensender (in Besitz des
Entertainment- Konzerns Walt Disney Co.) geht im zugehörigen Artikel auf einen Bericht der
„Faith2Action“- Organisation, einer Anti- Abtreibungs - Allianz (aus amerikanischen Religions - und
Regierungsvertretern) ein. Anlass des Berichtes ist der 30. Jahrestag einer Entscheidung des US„Supreme Court“ ( Januar 1973), welche Abtreibung legalisierte. Das Argument der Organisation, dass
ab dem Zeitpunkt dieser Entscheidung die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche rapide angestiegen
seien, soll mit dieser Grafik unterstrichen werden.
Kurze „technische“ Diskussion der Visualisierung
Zu den Parametern der Information ist zu sagen, dass wir die Überschrift der Grafik „annual number of
abortions 1973-1992“ durchaus als Invariante verwenden können. Die Komponenten „Jahr“ (geordnet)
kommen in unserem Fall in Zweijahresschritten von 1973 bis 1991, also mit einer Kategorienzahl von
10 vor. Die Komponente „Anzahl der Abtreibungen in 100000“ ist quantitativ. Was die Parameter der
Ebenenkonstruktion betrifft, haben wir ein Diagramm, das gemäß den Definitionen im Skript einem
rechtwinkligen Impositionstypus entspricht.
Als visuelle Variablen werden im wesentlichen die 2 Ebenen verwendet, diese reichen auch, um den
relativ simplen Zusammenhang von Abtreibungsrate und Jahr darzustellen. Die visuelle Variable der
Farbe würde sich anbieten, um die weitere Unterscheidungen zu visualisieren (Trennung der
Abtreibungen nach regionalen Aspekten oder nach dem Alter der Mutter,...), ist aber in diesem Falle
unbenutzt. Aufgrund der Tatsache, dass sich die visuellen Variablen auf die beiden Ebenen
beschränken, ist auch keine erwähnenswerte Legende vonnöten, die Beschriftung der beiden Achsen
reicht zum Verständnis. Was die Informationstreue betrifft, ist natürlich zu sagen, dass die
unvollständige Skala in Y- Richtung (Anzahl der Abtreibungen) das Gesamtbild insofern verzerrt, als
dass die Visualisierung des Abtreibungs- Anstieges dadurch dramatisiert wird (genauere
Erläuterungen hierzu siehe „Erläuterung), dass die Darstellung erst bei 700 beginnt. Allgemein ist zu
sagen, dass eine solche Visualisierung durchaus Sinn machen würde, wenn die Skalierung korrekt
durchgeführt wird, da Verläufe über die Zeit (in unserem Fall 10 Zeitpunkte) grafisch leichter zu deuten
sind als über Konsum der Zahlenwerte.
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Erläuterung
In erster Linie habe ich diese Visualisierung gewählt, weil sie die Eigenschaft des Besitzes eines
ausgeprägt ideologischen Charakters eindeutig erfüllt. Eine Auflistung von Abtreibungen über die
Jahre 1973 bis 1991 wird hier mit Bildern von Demonstranten, welche Transparente mit den
Aufschriften „Pro choice is pro life“ oder „Abortion the business of murder“ tragen, hinterlegt. Dies geht
noch weit über den oft gesehenen Fall hinaus, bei dem Grafiken oder Visualisierungen bewertet oder
bereits vom Ersteller der Visualisierung interpretiert werden (Beispiel für diese Grafik: „Abtreibungen
haben sich von 1973 bis 1991 nahezu verdoppelt“) werden. In diesem unserem Beispiel wird die
Visualisierung um eine Aussage ergänzt, die letztlich nichts mit der Darstellung von Daten (nämlich
der Visualisierung von Abtreibungszahlen über 20 Jahre) zu tun hat, nämlich der Mitteilung:
„Abtreibung ist Mord“. Zudem wird die Darstellung der Daten selbst insofern dramatisiert, als dass die
Y- Achse eine unvollständige Skalierung ist, die erst bei 700 (* Skalierung) beginnt. Diese Tatsache
lässt die Kurve zwischen 70er und 80er- Jahren natürlich deutlich steiler steigen und entspricht somit
sicherlich der von den Erstellern der Visualisierung gewollten Aussage.
In Grenzen ist diese Visualisierung sicherlich auch kulturell geprägt: Einerseits fußen die verwendeten
Schlagworte und Phrasen natürlich auf „westliche“ Werte (was nicht heißt, dass Abtreibung nicht in
anderen Gebieten der Welt ebenso verpönt sein kann: Hier geht es eher um unterschiedliche
Argumente, sowohl dafür als auch dagegen), andererseits ist die Lobby der Abtreibungsgegner auch
mit der Kirche (in den westlichen Industrieländern mit den christlichen Strömungen) eng verbunden
und argumentiert mehrheitlich auch mit christlicher Werterhaltung, was automatisch die Kultur betrifft.
Eine kulturell bedingte Erscheinung, die mit der gewählten Grafik bedingt ebenfalls zu tun hat, ist die
Liebe zu Kindern im Allgemeinen und die Bestrebungen der Staaten in den westlichen
Industrieländern, Familien- und Geburtenfördernd einzugreifen. Zwei Beispiele hierzu, veröffentlicht
von der österreichischen Wirtschaftskammer, seien hier erwähnt:
Beispiel 1: Geburtenrate 2000
Einerseits haben wir die Geburtenrate
(Lebendgeborene
pro
1000
Einwohner)
Österreichs im Jahre 2000 sowie den Vergleich
mit den Ländern der EU. Streng genommen ist
die Geburtenrate eine genauso nüchterne
Erhebung von volkswirtschaftlicher Bedeutung
wie Quoten das Durchschnittsalter, den
Bildungsstand oder auch der Sterberate
betreffend. Das verniedlichende Foto eines
Babys, das geradezu modellhafte Züge eines
Babys aus den westlichen Wirtschaftsstaaten
trägt (weiß, gesund, glücklich) assoziiert aber,
dass
die
Geburt
eines
Kindes
ein
erstrebenswertes Ereignis von äußerster
Freude ist.
Quelle:
http://www.wko.at/statistik/wgraf/geburten.jpg
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Beispiel 1: Vergleich Sterbefälle/Geburten 1999
Noch etwas extremer ist folgender Fall (ebenfalls
von der Wirtschaftskammer veröffentlicht). Es stellt
einen Vergleich (bzw. die Differenz) von Geburtsund Sterbefällen dar, wobei die Grundaussage
aufgrund der Überschrift wohl jene ist, dass es im
Jahre 1999 mehr Sterbefälle als Geburten gegeben
hat. Unbeachtet dieser Tatsache legt der Ersteller
dieser Visualisierung wiederum das Bild des selben
Kindes (in etwas anderer Position) über die
Visualisierung der Daten.
Quelle:
http://www.wko.at/statistik/wgraf/g3900.gif
Anmerkung: auf die Technische Diskussion dieser beiden Visualisierungen wird verzichtet, da
sie ja lediglich als Ergänzung zur eigentlich genannten Visualisierung der Abtreibungen
dienen.
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4. Spezielle Darstellungsformen B
Zwei eigene Beispiele (mit Erläuterung) von zwei konträren Formen erklärender
Visualisierungen (moderne Darstellungen), die abstrakte Objekte, Zusammenhänge oder
Prinzipien einmal nüchtern, isoliert und abstrakt , zum anderen in eine Geschichte eingebettet
vermitteln, und außerdem eine Erläuterung der Art und Weise der visuellen Argumentation (->
rhetorische Klassifikation).
Gewählte Visualisierungen:
Es wurden zu Sachverhalt „Gegenüberstellung von Waldzuwachs und Waldnutzung“ zwei
verschiedene Visualisierungen gefunden. Die erste,
rechtsstehende Grafik (im Folgenden Grafik 1 genannt)
visualisiert den Sachverhalt äußerst bildhaft: Im Hintergrund
eine Karte der Steiermark (welche natürlich nicht die
konventionell technische Funktion einer Karte erfüllt,
sondern lediglich der Unterstreichung der bereits erwähnten
Tatsache, dass wir von Messwerten aus der Steiermark
sprechen, dient). Weiters werden die Daten (zwei Zahlen:
7,8 Mio. und 5,5 Mio.) mittels Baumgruppen, die sich in
Ihrer Höhe und Breite unterscheiden, dargestellt. Zudem
wird die Grafik bereits gedeutet und in eine Geschichte
eingebettet: Es will nämlich vermittelt werden, dass der
Rohstoff Holz reichlich vorhanden ist und nur ein Teil des
Zuwachses genutzt wird- beide Argumente sind auch direkt
in der Grafik angeführt. Mehr dazu in den folgenden
Punkten.
Grafik 1: bildhafte Darstellung
Grafik 2 stellt einen anderen Ansatz dar: Der selbe Sachverhalt (allerdings in Oberösterreich) wird, um
die Zusatzinformationen bezüglich der Einteilung des Waldes in Kleinwald, Forstbetrieb und
Bundesforst ergänzt, auf eine sehr simple
Weise dargestellt (welche, wie wir später
sehen werden, dem Wesen der Daten besser
entspricht). Die zwei Kategorien Zuwachs
und Nutzung werden farblich unterschieden
(mit
Legende
erklärt),
die
gegenübergestellten Zahlen mit einem
simplen Balkendiagramm (statt mit den
angesprochenen, in deren 2dimensionaler
Größe
variierenden
Baumgruppen)
visualisiert. Es muss natürlich erwähnt
werden, dass wir es gegenüber Grafik 1 mit
einer zusätzlichen Komponente zu tun
haben, nämlich der Art des Waldes- Ohne
diese bestünde Grafik 2 lediglich aus 2
Balken.
Grafik 2: nüchterne Darstellung der Daten
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Zur den Quellen:
Grafik
1
ist
unter
http://www.regionalenergie.at/images/logos/zuwachs.jpg
zu
finden.
http://www.regionalenergie.at/ ist die Plattform von Regionalenergie Steiermark, laut eigenen
Aussagen eine Beratungsgesellschaft für Holzenergiesysteme. Ein näherer Blick auf die Angebote
lässt erahnen, dass es sich dabei um einen Zusammenschluss einiger Unternehmen im Bereich
Brennstofferzeugung (aus Holz), Zentralheizungen und Kleinfeuerungen, ebenfalls mit Holz, handelt.
Die Betreiber der Seite (und somit auch die für den Inhalt der Grafik Verantwortlichen) haben also
prinzipiell Interesse daran, die Interpretationen („Rohstoff Holz ist reichlich vorhanden“) auch grafisch
zu unterstreichen. Ob Sie dies auch machen, wird in den folgenden Punkten untersucht.
Die Quelle von Grafik 2 ist http://www.ooe.gv.at/publikationen/wald/bilder/1_3.gif ., wobei die Seite
http://www.ooe.gv.at/ die Internetplattform des Landes Oberösterreich darstellt. Diese Plattform gibt
Informationen über verschiedenste Themen, unter anderem auch über den Sektor der Forstwirtschaft
im Land. Die Grafik begleitet einen Artikel zum Thema „Aufforstung in Oberösterreich“.
Kurze „technische“ Diskussion der Visualisierung
- Grafik 1
Parameter der Information: Die Invariante könnte „Gegenüberstellung von Waldzuwachs und
Waldnutzung in der Steiermark“ sein. Bei den Komponenten haben wir es mit einem neuen Fall zu
tun: Es werden von der gesamten Grafik lediglich 2 Werte symbolisiert, der Waldzuwachs in Mio.
Festmeter und der Verbrauch in Mio. Festmeter: Dies legt den Verdacht nahe, dass wir von 2
Komponenten sprechen: erstens „Festmeter“, eine quantitative Gliederung und einer Komponente, die
zwischen „Zuwachs“ und „Verbrauch“ unterscheidet, qualitativ ist und aus lediglich 2 unterscheidbaren
Kategorien, eben Zuwachs und Verbrauch, besteht. Die Ummünzung dieser Eigenschaften auf die
Parameter der Ebenenkonstruktion ergibt , zumindest wenn man der Definition folgt, ein Diagrammob dieses einem rechtwinkligen Impositionstypus entspricht, kann als Streitfrage eingeordnet werden
da in unserem Beispiel nicht genau gesagt werden kann, ob „Zuwachs/Verbrauch“ (nur) in Y- Richtung
aufgetragen wird, da wir es mit der selben Darstellungsart wie in Aufgabe 2 (Lasttiere im nahen Osten)
zu tun haben: eine linearer Wert (Anzahl) wird über die Größe einer Form (Baumgruppe) ausgedrückt.
Dies bringt das Problem mit sich, dass die Ausdehnung der Form nicht lediglich in eine Richtung
sondern über eine Fläche oder über Pseudo-3d erfolgt, was die Informationstreue in Frage stellt. Hier
stellt sich generell die Frage, ob sich für eine Darstellung solcher Werte nicht ein Balkendiagramm
oder ähnlich funktionierende Darstellungen deutlich besser eignen.
Als visuelle Variablen werden einerseits zumindest eine Dimension in der Ebene
(Nebeneinanderanordnung von „Zuwachs/Nutzung“ in X- Richtung) verwendet. Die numerischen
Werte dazu werden durch die Größe (Größe der Baumgruppen) dargestellt , wobei diese bewusst
ihren „Startpunkt“ in Y- Richtung gleich haben, um besser vergleichbar zu sein. Also kann man wohl
auch von einer Nutzung der zweiten Dimension der Ebene sprechen.
Was die Beurteilung von graphischer Dichte, Winkeltrennung und Farb- Muster-Trennung betrifft, sind
wohl vor allem deshalb keine Beanstandungen zu machen, da ja kaum eine Information dargestellt
wird (wie bereits erwähnt: 2 Kategorien mit jeweils einem Wert)- Es stellt sich jedoch generell die
Frage nach der Sinnhaftigkeit dieser Grafik und vor allem ist natürlich die Visualisierung der Werte in
Bezug auf die Informationstreue anzuzweifeln.
- Grafik 2
Parameter der Information: Die Invariante könnte „Gegenüberstellung von
Waldzuwachs und Waldnutzung in Oberösterreich, nach Waldtyp“ sein.
Hierbei ist zu erwähnen, dass diese Grafik nicht den absolut selben
Sachverhalt sondern eine Komponente (nämlich die Waldart) miteinbezieht.
Dies macht den Vergleich der beiden Grafiken zwar nicht direkt komplizierter,
muss aber mitberücksichtigt werden. Eine grafische Darstellung der
Invariante 1 nach der Darstellung 2 würde, zum Vergleich wie folgt
ausschauen (selbe Legende):
Bei den Komponenten haben wir wieder die quantitative Gliederung der
Komponente
„Menge“,
sowie
die
qualitative
Gliederung
von
„Zuwachs/Verbrauch“ (2 unterscheidbare Elemente) und Baumart (Kleinwald,
Forstbetriebe, Bundesforste: 3 unterscheidbare Elemente). Wir haben es
wiederum mit einem Diagramm (Balkendiagramm) zu tun, die Anordnung
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(Typus) ist rechtwinklig. Die verwendeten Variablen zur Visualisierung sind erstens die beiden
Richtungen X und Y in der Ebene (X- Richtung: Waldart, Y- Richtung: Holzmenge). Die dritte
Komponente (qualitativ Zuwachs oder Verbrauch) wird durch die visuelle Variable der Farbe (grün für
Waldzuwachs und braun für Holzverbrauch) gekennzeichnet. Da diese Farbgebung keineswegs
unmissverständlich ist, ist dieser Sachverhalt mit durch eine Legende erklärt, die sich in einem
unbenutzten Bildbereich befindet.
Was die Beurteilung von graphischer Dichte, Winkeltrennung und Farb- Muster-Trennung betrifft,
würde ich dem Diagramm sehr gute Noten geben, da sämtlich Informationen verständlich und
unterscheidbar, sowie eindeutig getrennt ablesbar sind. Das Diagramm ist intuitiv und relativ schnell
verständlich, Proportionen gut ablesbar. Ästhetisch würde ich dem sehr schlichten Diagramm sehr
gute Noten geben. Einzig die Tatsache, dass die Invariante oder allgemein ein Überbegriff nicht im
Diagramm selbst vorkommt, ist nicht optimal. Wenn man die Grafik mit Grafik 2 vergleicht (was heißen
würde, dass man wiederum die Komponente „Waldart“ weglassen sollte) stellt sich natürlich wiederum
die Frage, ob es Sinn machen würde, ein Diagramm für einen so simplen Sachverhalt (2 Zahlenwerte,
2 Kategorien) zu zeichnen. Für den in Grafik 2 bestehenden Sachverhalt (zusätzlich Waldart) ist die
Visualisierung natürlich sinnvoll.
Erläuterung/ Vergleich beider Grafiken
Grafik 1 und Grafik 2 betrachten prinzipiell den selben Sachverhalt, nämlich eine Gegenüberstellung
von Nutzung (Abholzung) und Zuwachs (Aufforstung) von Waldbeständen. Die (inhaltlichen)
Unterscheide betreffen erstens das beobachtete Gebiet (Grafik 1: Steiermark, Grafik 2:
Oberösterreich), wobei dieser Unterschied bezüglich Bewertung der Informationsvisualisierung
allerdings nicht relevant ist. Zweitens unterteilt Grafik 2 den Wald in 3 Waldtypen (bereits erwähnt),
was die dargestellten Daten von einem Balkenpaar auf 3 Balkenpaare anschwellen lässt. Zum
Vergleich der beiden Grafiken ist es also ausreichend, lediglich ein Balkenpaar von Grafik 2 zu
betrachten. Die erste Grafik erfüllt die in der Aufgabenstellung angeführten Bedingungen „in eine
Geschichte eingebettet und visuell rhetorisch“, bildet aber vor allem einen guten Kontrast zu Grafik 2,
welche den Tatbestand nüchtern und isoliert von den Stichworten „Wald, Abholzung,...“ darstellt und in
dieser vorliegenden Form auch andere Daten auf die selbe Weise darstellen könnte.
Grafik 1 eignet sich deswegen als Beispiel, da Sie dem gegenwärtigen Trend entspricht, viele
Sachverhalte plastischer darzustellen bzw. die Aufmerksamkeit weg von der schlichten Darstellung
von Information hin zur Visualisierung einer ganzen Geschichte zu lenken. Hierzu ist es hilfreich, die
Laswell- Formel (Wer »sagt« was wie zu wem mit welcher Wirkung (~ wozu)? ) anzuwenden: Die
Überschrift „Der Rohstoff Holz ist reichlich vorhanden“ sowie die Information, dass lediglich zwei Drittel
des derzeit aufgeforsteten Waldes wieder abgeholzt werden, soll offensichtlich darauf hinweisen, dass
alle Warnungen bezüglich Waldsterben oder Rückgang des Waldes zumindest für das angesprochene
Gebiet nicht gelten. Man könnte den Eindruck gewinnen, der Betreiber der Website regionalenergie.at,
(wie bereits erwähnt Regionalenergie Steiermark, Beratungsgesellschaft für Holzenergiesysteme)
versucht, den misstrauischen Kunden alle Bedenken bezüglich Holznutzung zu zerstreuen. Für diese
Absicht sprechen auch andere Indizien: Einerseits ist die Visualisierung natürlich nicht ganz fair: Der
Verbrauch/Zuwachs in Mio. Festmeter wird insofern dargestellt, als dass eine Baumgruppe, welche
durch eine zweidimensionale Ausdehnung gekennzeichnet ist, um einen Entsprechenden Faktor
gestreckt wird. Diese Streckung bewirkt allerdings auch eine übermäßige Steigerung der vom Objekt
eingenommenen Fläche, was den Eindruck erweckt, die Differenz zwischen Waldzunahme und
Abholzung sei wesentlich größer (zweifelhafte Informationstreue). Zudem wird sowohl für die
Visualisierung der Sachverhalte Waldzunahme als auch jener der Abholzung die selbe Formmetapher
verwendet, nämlich ein gesunder Wald. Natürlich kann man diese Argumentation auch
entgegenhalten, dass die Verwendung zweier verschiedener Formen, die Lesbarkeit weiter
verkomplizieren würde, eine Menge abgeholzten Waldes durch eine gesunde Baumgruppe zu
visualisieren ist jedoch schönfärberisch. Auch die verwendeten Worte („Nutzung“ statt „Abholzung“...)
sprechen für diese Annahme. Das Bild ist weiters mit der grün eingefärbten Umriss-Karte der
Steiermark hinterlegt, was die graphische Dichte negativ beeinflusst, jedoch keine Zusatzinformation
bietet, dem Ganzen Bild aber metaphorisch einen grünen (=gesunden?) Ton verleiht. Der eigentlichen
Informationsvisualisierung (2 Kategorien mit jeweils einem Datenwert) ist also die Aussage hinterlegt:
„Es ist genug Wald da, der Wald ist außerdem gesund und wir haben ohnehin jährlich Zuwächse zu
vermelden (auch wenn viele Konsumenten sicherlich mit dem Begriff „Festmeter“ nicht viel anfangen
können), man kann Holz ruhigen Gewissens nutzen“.
Grafik 2 geht einen anderen Weg: Im Gegensatz zu Grafik 1 werden Zahlenwerte von der eigentlichen
Geschichte losgelöst gesehen, der Wald wird nicht als solcher hingezeichnet, sondern die Menge
abgeholzten und aufgeforsteten Waldes durch „neutrale“ Balken dargestellt. Dies bringt mit sich, dass
auch schwer vergleichbare Tätigkeiten wie Aufforsten und Abholzen vergleichbar darstellt werden
können. Es gibt keine sinnlosen Zusatzinformationen, es werden keine vorgefertigten Deutungen der
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Grafiken hinzugefügt und es wird auf Aspekte der Informationstreue und der grafischen Dichte
Rücksicht genommen. Grafik 2 erzählt im Gegensatz zu Grafik 1 keine Geschichte (und ist somit auch
nicht als Blickfang einzusetzen) , sondern dient vor allem der Visualisierung von Daten bzw.
Verhältnissen.
Bei der Bewertung stellt sich somit vor allem die Frage, zu welchem Zweck die Grafiken erstellt
worden sind: Grafik 1 sollte wohl vor allem eine Meinung transportieren und mit Mitteln der visuellen
Rhetorik und einigen, vom Standpunkt der Informationstreue zweifelhaften Mitteln, eine Geschichte
erzählen, eventuell auch als Blickfang dienen oder die Grundaussage eines dazugehörigen Artikels
zusammenfassen. Grafik 2 ist schlichter, was darauf hindeuten könnte, dass die Mittel zur
Visualisierung begrenzter gewesen sein könnten (Tabellenkalulationsprogramm mit (halb-)
automatischer Diagrammerstellung statt Grafikprogramm mit Bildbearbeitung). Andererseits ist der
nutzbare Informationsgehalt natürlich ungleich höher, die Visualisierung von Werten korrekt, lesbar
und übersichtlich, was dem Diagramm mehr einen informativen und weniger einen beeinflussenden
Charakter verleiht.
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