Praktikumsbericht Moritz Schönhoff England 2009

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Praktikumsbericht Moritz Schönhoff England 2009
United Kingdom - England
- Praktikumsbericht Februar - Juli 2009
Name:
Beruf:
Praktikumsbetrieb:
Moritz Schönhoff, Hagen a.T.W.
Gärtner
Hillier Nurseries Limited
Romsey, Hampshire
United Kingdom
Was bedeutet England für den Touristen?
- Stonehenge
- Regenwetter
- Linksverkehr
- Fish and Chips
- Heimat von Robin Hood
- Wiege des Fussballsports
- Größter Landesteil von Großbritannien
(Das habe ich aber schon vorher gehört!)
Was bedeutet England den Gärtner?
Das wollte ich herausfinden!
Nach meiner Gärtnerausbildung in der Baumschule Kruse (Bad Zwischenahn) habe ich daher ein
halbjähriges Praktikum in der "Hillier Nurseries Limited" absolviert. Nursery ist der englische Begriff für
Baumschule. Mit 14 Gartencentern, einem 240 ha großen Freilandbetrieb und zwei Containerbetrieben
zählt die Baumschule Hillier zu den größten und bekanntesten Baumschulen Großbritanniens.
Angegliedert ist auch eine Landschaftsbauabteilung - und da englische Gärten bekanntlich die
schönsten der Welt sein wollen sind die Erwartungen der Kunden an das Unternehmen hoch.
EU macht es einfach
Die Stellensuche war einfach - schon nach wenigen
Bewerbungen bekam ich eine Zusage von der "Hillier
Nurseries Limited“. Das liegt wohl daran, dass
ausgebildete Baumschulgärtner aus Deutschland dort,
wie wohl überall auf der Welt, gefragte Fachkräfte sind
- insbesondere wenn sie im Ammerland gelernt haben.
Großartige Formalitäten gab es auch nicht - durch die
EU ist die Arbeit im EU-Ausland leicht zu organisieren.
Daher war ich dort wohl als "Ausländer" auch nicht
alleine - im Gegenteil: Über die Hälfte der Arbeitskräfte
in "meinem" Betriebsteil waren „Students“ aus u.a.
aus Litauen, Polen, Dänemark und Frankreich.
Technische Einweisung und Sicherheitstraining
Ich war überwiegend im Betriebsteil „Bentry Container
Unit“ eingesetzt, einem Containerbetrieb spezialisiert
auf frostempfindliche Pflanzen wie Bananen und
Eukalyptus. Aber bevor es mit der Arbeit losging,
standen eine Reihe technischer Einweisungen und ein
Sicherheitstraining auf dem Programm - die hohen
britischen Sicherheitsstandards fordern das. Mehrere
Tage
wurden
wir
in
die
Bedienung
der
Spezialmaschinen,
Schlepper
und
Fahrzeuge
eingewiesen - ein wenig erinnerte mich das schon an
die DEULA-Lehrgänge während meiner Ausbildung.
Praktikum im Spezialbetrieb - am Anfang nicht abwechslungsreich
Mein Betriebsteil war hochspezialisiert und - um es
positiv auszudrücken - durchorganisiert sowie technisch
auf dem neuesten Stand. Für Praktikanten kann aber
gerade diese Spezialisierung auch eintönige Arbeit
bedeuten - sozusagen Fließbandarbeit.
Mein Arbeitsplatz war in einem 12.000 m² großen
Gewächshaus. Hier musste ich Pflanzen nach
Packzettel aussuchen, versandfertig aufbereiten, in CCContainer stellen und zur Verpackungshalle fahren. Im
März und April war Hochsaison - die Verkaufszahlen
waren hoch und der Zeitplan eng.
Aber danach: Teamleitung, Bewässerungscomputer und biologischer Pflanzenschutz
Nach sechs Wochen wurde mir dann aber die Verantwortung für die computergesteuerte Bewässerung des
Gewächshauses übertragen - wohl weil ich im
Gegensatz zu den Praktikanten aus den anderen
Ländern bereits in meiner Ausbildung damit zu tun
gehabt habe.
Hier habe ich viel von meinem Wissen über den
Wasserbedarf von Pflanzen und automatisierte
Bewässerungstechnik - vom Feuchtesensor bis zum
Bewässerungscomputer anwenden können - aber noch
mehr dazugelernt.
Ein weiteres Lernfeld für mich war der biologische
Pflanzenschutz: Pflanzenschädlingen wird durch
Einsatz von Nützlingen der Garaus gemacht. In der
Berufsschule hatte ich zwar schon davon gehört hatte,
aber aus der Praxis kannte ich das noch nicht.
Mit meiner "Karriere" im Betrieb ging es nach und nach
dann auch bergauf - zuletzt bis zur Position eines
Teamleiters.
Das
hat
mich
im
Bereich
Arbeitsorganisation und Teamführung und sehr gut
geschult.
Das HighLight - die „Chelsea Flower Show“
Jedes Jahr findet in London im Mai die „Chelsea Flower Show“ statt. Unser Betrieb ist immer dabei - in
diesem Jahr mit einer Standfläche von 400 m² (!)
Hillier stellt dabei hohe Anforderungen an die eigene Standgestaltung - wer der Beste sein will und gut
verkaufen will, muss eben den schönsten Stand haben! Kreativität, grünes Fingerspitzengefühl aber
auch handwerkliches Geschick sind daher beim Standaufbau gefragt.
Einen Tag lang durfte ich dann auch Standdienst machen. Das bedeutete für mich - Prospekte zu
verteilen und Kundengespräche zu führen. Einen besseren Englischunterricht gibt es nicht!
Intensivsprachkurs - Standdienst auf der
Chelsea Flower Show
"very old" or "new old"?
designed for childrens
designed for adults
Kein Kulturschock - dafür viele Sehenswürdigkeiten
Der Kulturschock ist in England bei mir ausgeblieben.
Auf der linken Straßenseite zu fahren, Fish und Chips
zu essen, Bier in Pints zu bestellen und in Pfund zu
bezahlen - daran habe ich mich schnell gewöhnt. Ich
habe die Engländer als sehr höfliche und hilfsbereite
Menschen kennengelernt. Was sie mit mir teilen - ihre
Freude an schönen Gärten. Das Thema "englicher
Fussball" ist aber tabu - "better don´t speak about".
In meiner Freizeit habe ich immer viel zusammen mit
den anderen Praktikanten unternommen. Zusammen
besucht haben wir die Isle of Wight, die Kew Gardens,
das Weltkulturerbe Stonehenge, Oxford und natürlich
- London! Nebenprogramm waren regelmäßig das
Grillen am Haus oder in die Disco in Southampton.
Meine Unterkunft
Meine Wohnung war ein einem Haus der Firma nur fünf Minuten von der Baumschule entfernt. Ich
hatte mein eigenes Zimmer, die Küche musste ich mit zwei anderen Praktikanten teilen. Einige
Praktikanten waren aber auch in Wohnwagen auf dem Betriebsgelände untergebracht. Für die
Verpflegung ist jeder selbst verantwortlich - da bietet eine Wohngruppe Vorteile. Entlohnt wird man als
Praktikant mit dem englischen Mindestlohn.
Fazit
Es war für mich eine sehr gute Zeit in England. Ich habe viel über Arbeitsorganisation, Teamarbeit,
Pflanzen und Arbeitsweisen gelernt. Und es hat mich sprachlich und persönlich enorm weiter gebracht.
In Deutschland hätte ich mehr Geld verdient in der Zeit - aber dabei auf die Möglichkeit verzichtet,
reicher an Lebenserfahrung und Fachwissen zu werden.
Die Baumschule „Hillier“ bietet für Gärtner aus Deutschland eine hervorragende Möglichkeit, sein
Wissen und bei der Arbeit einzubringen und auszubauen.
England bietet eine eine gute Möglichkeit für einen ersten Auslandaufenthalt - die Formalitäten sind
einfach, die Menschen sehr nett, sehr hilfsbereit und - very british.
Moritz Schönhoff