Die aktuelle Ausgabe als

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Die aktuelle Ausgabe als
S CHLACHTHOF
zMA
GA
LAGERHAU S
FEB
MÄRZ
15
ZIN
F Ü R
S T A D T K U L T U R
Freizeit
F U N N Y VA N D A N N E N
Einer von den Guten
AMERICAN
S O N G B I R D S F E S T I VA L
Ve r z a u b e r n d
¡ O U T E R N AT I O N A L !
Future Rock
VERGESSEN
ERINNERN
GEDENKEN
Projekte
zur NSVergangenheit
THEMA
Halbzeitwissen
Freizeit
inhalt
FRÜHER
WAR
MEHR
LAMETTA
THEMA
08
Vergessen Erinnern Gedenken
4 Da kommt noch was nach| Sophie Hellgardt
6 Zeuge der Zwangsarbeit –
Ein Bunker wird ›Denkort‹| Arne Helms
7 Wir müssen das erzählen
| Gudrun Goldmann
8 ›Ich fühle mich mit Plattitüden unterfordert‹
| Jörg Windszus
Felix Büttner
ist weltbester Veranstaltungskaufmanns-Auszubildender des
Lagerhauses. Er electrorockt bei Alltag und pustet bei den
reformierten Schwarz Auf Weiss das Saxophon. Früher hat
er Kogge Pop als Prakti in allen Belangen bereichert, mittlerweile wohnt er in genau dem Zimmer, in dem der Interviewer vor 20 Jahren lebte.
zMA
GA
EIN MAGAZIN
MACHT
STADTKULTUR
Was bedeutet für dich Alltag?
10
Wie würdest du die Musik deiner Band beschreiben?
Energisch, laut, wütend, elektronisch und ehrlich.
Sind Alltag eine politische Band?
Ja, nein, vielleicht – ist ja eigentlich auch egal. Wir wollen
uns da keinen Stempel aufdrücken. Wenn Gesellschaftskritik
politisch ist, dann ja.
10 Kulturelle Kurznachrichten
12 Karbonade oder Blutwurst
Literatur | Frank Salewski
13 Luftballonhinauskatapultierdorfmeister
Glosse | Jens Laloire
FREIZEIT
18
14
Die einen trinken nach dem Auftritt – die anderen davor.
Warum steigt Werder nicht ab?
Jetzt musst du mir eine Frage stellen ...
deren Vorväter sich in dem kleinen ostfriesischen Ort zu Tode geschuftet
haben. Ein mutiger Schritt, über den sie im Interview berichtet.
Du bist auch Saxophonist bei Schwarz Auf Weiß.
Was ist der Unterschied zu Alltag?
Lasagne. Da drin bin ich stark. Leider würde ich dann
bemerken, dass mein Backofen kaputt ist. Also würde es
spontan Nudeln mit Putengulasch geben.
Engerhafe zu finden. Sie nimmt einen Faden auf, den sie auch hätte liegen
gesehen. Die Schriftstellerin macht sich auf den Weg und besucht Familien,
Warum Bremen und nicht Berlin?
Was würdest du für mich kochen und warum?
beginnt Imke Müller-Hellmanns Projekt, Nachfahren von KZ-Insassen aus
Familie hineinreicht: Als junge Frau hat ihre Oma die Zwangsarbeiter täglich
Warum sollte man Konzerte im Lagerhaus besuchen?
Weil ich mir dann Spiele gegen RB Leipzig angucken müsste:
zweimal im Jahr. Das will ich nicht! Und Skripnik auch nicht.
Eine Gedenktafel mit 188 ausländischen Namen und ein Gedicht – damit
lassen können, aber es gibt eine Verbindung zu diesen Menschen, die in ihre
Dort spielen keine durchgekauten Popstars. Das ist sehr angenehm. Die Gäste merken, dass die Musiker_Innen auf der
Bühne nicht versuchen, ihnen was vorzuspielen. Obwohl,
doch. Ehrliche Musik wird vorgespielt.
Berlin ist mir zu groß, die Häuser sind mir zu hoch.
In Bremen hab ich ja noch gar nicht alles gesehen!
FÜR STADTKULTUR
ZIN
HALBZEIT
Den ganzen Müll da draußen sehen und diesem mit lebensfroher Energie entgegentreten. Und natürlich eine wilde
Teenagerkapelle.
editorial
18
Februar:
Zeugnis legt auch der Bunker Valentin in Bremen-Rekum ab. In diesem
Funny van Dannen | Jon Gomm | Che Sudaka |
Geschichten im Turm | ¡Outernational! |
Touré-Raichel-Collective | Desiree Klaeukens |
Mephisto.Sein.Goethe.
ligen Arbeitslager zugänglich. Führungen gibt es dort auch jetzt schon und
März:
wir haben an einer teilgenommen.
American Songbirds Festival | Pippo Pollina |
Frazey Ford | Die Blockflöte des Todes |
Donots | Feine Sahne Fischfilet | Marc-Uwe
Kling Band | Kinners
Mit wem würdest du lieber eine Band gründen:
H. P. Baxxter oder Heino?
Jahr soll dort der ›Denkort‹ eröffnet werden, auf einem Rundgang sind dann
Informationen über seine Geschichte, die Zwangsarbeiter und die ehema-
Elianna Renner ist Künstlerin, in der Schweiz geboren, mit einem Atelier
in Bremen und gerade in Milwaukee unterwegs. Sie stammt aus einer
jüdischen Familie, hatte einen kommunistischen Großvater und wurde antideutsch erzogen. All das findet Einlass in ihre Kunst und in ihre Auseinandersetzung mit Geschichte. Was das Ganze mit Sid Vicious und Plattitüden
Mit beiden zusammen: Hyper Hyper ist die Haselnuss!
War früher mehr Lametta?
zu tun hat, erzählt sie im Interview.
Lass mich mit sowas in Ruhe – ich bin doch noch so jung!
Wir haben diese Ausgabe über Erinnerungskultur gemacht, um zu zeigen,
C
R
O
S
S
Um die Geschichte
von Überlebenden
des Holocaust geht
es in einer Reihe von
Filmen des Bremer
Filmemachers
Wilhelm Rösing. Zum
Thema Erinnerungskultur stellt z-cross
seine Arbeit vor.
zcross.schlachthof-bremen.de
dass die Taten der Nazis bis heute in den Familien nachwirken. Manche
Leerstellen kann man nicht mehr füllen, aber unsere Beispiele zeigen ein
Übrigens:
Wir sind eine offene
Redaktion. Jede
und jeder kann gerne
mitmachen!
Kontakt:
[email protected]
paar Möglichkeiten, sich dem Ganzen zu nähern.
Gudrun Goldmann (Chefredakteurin)
Schlachthof
H E R AU S G E B E R
Visit
Fo to : KAI-ERIK VON AHN
Da
kommt
noch
was
THE
MA
5
4
Hinter Imke Müller-Hellmanns Buch ›Verschwunden in
Deutschland. Lebensgeschichten von KZ-Opfern. Auf
Spurensuche durch Europa‹ steht ein so persönliches
wie politisches Projekt: Über mehrere Jahre spürte
sie auf eigene Faust Nachfahren von im ostfriesischen
KZ Engerhafe umgekommenen Häftlingen auf, um
etwas über deren Biografien zu erfahren.Im Gespräch
mit dem Z-Magazin berichtet die Bremer Autorin von
Leerstellen in Familien, der befreienden Kraft der
Auseinandersetzung und den detektivischen Recherchen für ihr Buch.
Sophie
Hellgardt
ist Redakteurin des Z-Magazins,
organisiert Kulturveranstaltungen im
Lagerhaus und arbeitet als freiberufliche Lektorin und Übersetzerin.
Foto: MICHAEL SCHILDMANN
Wie kam es zu dem Buch und was war
deine Motivation, es zu schreiben?
2005 habe ich mit meiner Großmutter einen Ausflug durch Ostfriesland gemacht. Sie hat mir Gräber
unserer Familie gezeigt. Auf einem der Friedhöfe
bin ich über einen Gedenkstein gestolpert, auf dem
keine ostfriesischen, sondern internationale Namen
standen. Die 188 Namen der Toten des KZ Engerhafe, ein Außenlager von Neuengamme. Meine
Großmutter hatte 1944 den Zug der 2.200 Männer
durch das Dorf täglich gesehen. Ich habe die
Namen laut vorgelesen. Den Ausflug beschrieb ich
später in einer Kurzgeschichte: Ostfriesland, Familiengeschichten und das Lager, die Toten. Der Text war meine erste Veröffentlichung, ich habe ihn auf Lesungen vorgetragen, die Namen
haben mich immer weiter begleitet. Mit meiner Oma konnte ich
über das KZ im eigenen Dorf nur schwer reden. Ich hatte das
Gefühl, das war ein großes Thema in ihrem Leben, dem sie sich
nicht zuwenden konnte. Ich wollte es dann wissen: Was waren
das für Menschen? Was waren ihre Geschichten? Wo sind die
Kinder dieser Männer heute? Wo die Enkel? Die erste Begegnung war ein Zufall. Ich habe ein Gedicht vor dem Gedenkstein
gefunden und nach dem Namen, der darunter stand, recherchiert. Es war eine Enkelin aus den Niederlanden. Wir haben
uns getroffen und sie hat mir die Geschichte ihres Großvaters
erzählt. Die zweite Begegnung kam durch den Gedenkstättenverein Engerhafe, der sich 2009 gegründet hat, zustande. Danach
habe ich gezielt nach den Nachfahren gesucht, habe Angehörige
von elf Familien in sieben Ländern besucht und diese Begegnungen für die Gedenkstätte, die der Verein aufbaut, aufgeschrieben. Daraus entstand nach und nach die Idee: Diese Texte könnten ein Buch werden.
Wie hat deine Oma auf das Projekt reagiert?
Sie hat nur noch den Anfang mitbekommen, sie ist 2011 gestorben. Als ich 2010 die erste Enkelin traf, sind wir auch zu meiner
Oma nach Emden gefahren. Sie hatte sie selber eingeladen,
war aber sehr nervös, hat mich gefragt: ›Warum machst du das?
Da kommt doch bestimmt noch was nach!‹
›Ostfriesland,
Familiengeschichten
und das Lager,
die Toten.‹
Wie hat sie das gemeint?
Für mich war dieser Satz Ausdruck eines großen Schuldgefühls. Dass man heute noch zur Verantwortung gezogen
würde, wenn man an ›diese alten Sachen rührt‹, das aufrollt.
Nach dem Motto: Wir schweigen das besser weg.
War es schwer, das Projekt über die Jahre aufrechtzuerhalten, voranzubringen, immer wieder neu Energie dafür
aufzubringen?
Nein, gar nicht, das hat mich sehr reingezogen. Es war richtige Detektivarbeit, die Familien zu finden. Ich habe abendelang
über die Namen im Netz recherchiert, habe Anfragen losgeschickt, wochenlang keine Rückmeldung gekriegt und plötzlich trudelt die E-Mail ein. Dann war es sehr aufregend und
ich bin – zum Beispiel – drei Wochen später nach Polen gefahren. Das war alles sehr dicht, ich bin viel gereist, habe sehr
viel und intensiv gearbeitet.
Wie bist du mit der Verantwortung umgegangen, die man
übernimmt, wenn man in die Familien reingeht und diese
Themen anrührt?
Am Anfang habe ich mich gefragt: Darf ich das? Wühlt das
zuviel auf? Manche Familien wussten nicht einmal, wo oder
sogar nicht (offiziell) dass der (Groß-)Vater verstorben war.
Stoße ich etwas an, was ich nicht wieder ›eingeholt‹ bekomme? Verwirrt das die Familien zu sehr? 2012 habe ich meine
Bedenken einem Lektor erzählt. Der meinte, die können doch
alle selbst entscheiden, ob sie den Kontakt aufnehmen wollen
oder nicht, ob sie die Geschichte ruhen lassen wollen, die
Mail löschen, den Brief zerreißen. Dieser einfache Hinweis hat
mich sehr entlastet. Ich tendiere schon zu dem Glauben, dass
die Wahrheit, auch wenn sie schwer ist, vielleicht frei macht.
Schweigen ist mir in allen Familien als belastende Leerstelle
begegnet. Bei denen, die sich auf den Kontakt eingelassen
haben, gab es danach meistens so etwas wie ein erlösendes
Gefühl, eine tief gehende Erleichterung. Wenn das nicht
gewesen wäre, hätte ich mit der Recherche schnell wieder
aufgehört.
Die Familiengeschichten sind sehr unterschiedlich. Teils
gibt es detaillierte Kenntnisse und persönliche Erinnerungen, teils große Lücken, die schmerzhaft sind. Kann man
sagen, was schwerer ist?
Schwer zu sagen. Das Leiden an
den Leerstellen war jedenfalls
sehr groß, das hatte ich so nicht
erwartet. Ich war überrascht,
wie viel in allen Familien
geschwiegen wurde, aber auch,
wie sehr das dann im Alter
drückt, so wenig gefragt zu
haben.
nach
›Schweigen ist mir
in allen Familien
als belastende
Leerstelle begegnet.‹
Foto: IMKE MÜLLER-HELLMANN
Du schreibst ja sonst fiktive Geschichten. Wie ist der Unterschied beim Schreiben gewesen?
Vom Schreiben her hat es sich ähnlich angefühlt, weil ich versucht habe, verdichtet, also literarisch zu schreiben, auch
wenn ich viel historisch recherchieren musste. Wenn ich sonst
Kurzgeschichten schreibe, gibt es ein Thema, das mich
umtreibt, und dem folge ich. Auch wenn ich mir die Geschichte
dabei ganz ausdenke, muss ich meistens Details recherchieren.
Was hast du auf Lesungen für Erfahrungen gemacht?
Jede Lesung ist anders. Auf die gleichen Texte gibt es an verschiedenen Orten ganz verschiedene Reaktionen, je nach
Raum, Publikum, Anmoderation, Hintergründen der Einladung.
Meistens gab es im Anschluss anregende Gespräche. In Engerhafe selbst war die Atmosphäre sehr ernst und es gab danach
kaum Fragen. Klar, das war am Ort des
Geschehens, da ist eine andere Betroffenheit
da, eine ganz andere Unsicherheit. Insgesamt
spricht das Thema viele eigene Familiengeschichten an, ich bekomme viele Zuschriften:
über das Schweigen oder über die Suche
nach der Täterbiographie der Eltern. Es gibt
viele Geschichten zu erzählen, das Buch stößt
etwas an.
Gibt es auch Leute aus deiner Generation,
die sich in dem Gedenkverein vor Ort
engagieren?
Imke MüllerHellmann
Im Verein selber sind es vor allem Ältere, im
In ›Verschwunden in
Dorf bleiben ja auch nicht viele junge Leute
Deutschland‹ erzählt Imke
wohnen. Es gibt jetzt aber eine Kooperation
Müller-Hellmann Geschichmit der Uni Oldenburg, bei der sowohl die
ten von den im KZ Engerhafe Verstorbenen und
historische Aufarbeitung des Außenlagers als
ihren Familien, von natiauch die Erinnerungsarbeit mit den Nachfahonlsozialistischem Terror
ren Inhalte von Seminaren mit Studierenden
und Widerstandsbewegungen. Sie begab sich dafür
werden sollen.
auf Spurensuche quer durch
Beschäftigt dich das Thema weiterhin?
Europa – von Spanien bis
Hast du ein neues Projekt?
Lettland. Der Anstoß dazu
kam aus Müller-Hellmanns
Ich fange jetzt ein neues Schreibprojekt an,
eigener Familie: Ihre Großaber ich bleibe weiter am Gedenkprojekt
mutter hat 1944 in Engerdran. Ich habe gerade eine Zuschrift von
hafe gewohnt. Und so
einer polnischen Enkelin bekommen, ich habe
verdeutlichen zwei Kapitel
über deren Leben und Stereinen französischen Kontakt, da fahre ich
ben auch die Verwickeltheit
hin. Um jetzt einfach aufzuhören, dafür waren
jüngerer Generationen in
die Begegnungen zu intensiv.
die nationalsozialistische
Vergangenheit und die
Aktualität dieser Vergangenheit in der deutschen
Gesellschaft. In kleinen,
aber gehaltvollen Portionen. Auch als Schullektüre
zu empfehlen!
THE
MA
7
6
Maurice Cling
und Ima Drolshagen
im Gespräch
GUDRUN GOLDMANN
›WIR MÜSSEN
DAS ERZÄHLEN‹
Fo to s : KAI-ERIK VON AHN
So lautet der Titel einer Veranstaltung mit
dem französischen Publizisten und emeritierten Professor Maurice Cling Ende November
im Lagerhaus. Cling wurde mit 15 Jahren verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ein Zeitzeuge, der Schlimmes erlebt hat
und nicht müde wird, darüber zu schreiben
und zu erzählen. Die Veranstaltung ist gut
besucht, es wird konzentriert zugehört und
zum Ende gibt es mehr Fragen, als im gegebenen Rahmen beantwortet werden können.
ARNE HELMS
ZEUGE DER ZWANGSARBEIT
EIN BUNKER WIRD ›DENKORT‹
In Bremen-Rekum, direkt an der Weser, steht der zweitgrößte freistehende Bunker Europas –
der U-Boot-Bunker Valentin. 10.000 Zwangsarbeiter haben den gewaltigen Betonklotz
von Sommer 1943 bis März 1945 gebaut. Durch die harte Arbeit und die unmenschlichen
Zustände, denen sie ausgesetzt waren, kamen viele von ihnen ums Leben. Nach dem Krieg
geriet der Bunker nach und nach in Vergessenheit, nur die Marine nutzte ihn lange als
Materialdepot. Es dauerte fast vierzig Jahre, bis man begann, seine Geschichte und die der
Zwangsarbeiter aufzuarbeiten. Heute ist es möglich, den Bunker zu besichtigen, und in
Zukunft soll er zu einem Gedenkort werden, der die Leidensgeschichte der Menschen
erzählt, denen sein Bau zum Verhängnis wurde.
– an Erschöpfung, durch Unfälle oder durch Krankheiten wie
Man kann ihn schon von Weitem sehen: Groß und grau ragt er hinter den
Typhus, Diphtherie oder Ruhr. Bis zum März 1945 dauerten
ihn umgebenden Häusern empor. Am Ende einer kleinen Siedlung stößt
die menschenverachtenden Arbeiten an. Doch ein U-Boot
man zunächst auf einen Zaun, der den Bunker vor unbefugtem Betreten
wurde nie gebaut. Bevor die ersten Teile eintrafen und
schützt. Ein kleines Pförtnerhaus direkt am Eingangsbereich und ein Verzusammengesetzt werden konnten, wurden die Bauarbeiten
waltungsgebäude in unmittelbarer Nähe sind Überbleibsel der Marine,
gestoppt. Die Bombardierungen durch britische und amerikadie den Bunker bis 2010 als Materialdepot nutzte. Große gelbe Schilder
nische Truppen konnten dem Bunker zwar nicht viel anhamahnen, ausreichend Abstand zu ihm zu halten. Es könnten sich Teile des
ben, jedoch wurde die Infrastruktur so sehr zerstört, dass
Betons lösen und herabstürzen, der Zahn der Zeit hat deutlich sichtbar
man die Baustelle aufgab. Zurück blieb eine Ruine von
an dem Bauwerk genagt. Trotzdem stellt sich die Frage, wie es passieren
35.000 Quadratmetern.
konnte, dass dieses riesige Ungetüm aus Stahlbeton in Vergessenheit
Nach dem Krieg war unklar, was man mit dem Bunker
geriet. Wieso hat es über vierzig Jahre gedauert, bis man sich seiner
machen könnte. Während die Alliierten ihn zunächst als ZielGeschichte annahm?
scheibe für Bombentests nutzten, kamen 1949 Pläne auf,
Diese Geschichte begann im Sommer 1943. Um den Nachschub der
ihn abzureißen. Das stieß jedoch auf Proteste bei den
alliierten Truppen zu stören und so eine entscheidende Wende im Krieg
Anwohnern, die Angst hatten, eine Sprengung könnte auch
herbeizuführen, sollten in Bremen U-Boote des Typs XXI hergestellt werihre Häuser zerstören. Andere Pläne, den Bunker als Schutzden. Der Plan der Nazis sah vor, dass U-Boot-Teile im Hinterland gefertigt
hülle für einen Atomreaktor zu nutzen, ihn mit Trümmerwerden, wo sie geschützt vor den Bomben der Alliierten waren, dann auf
schutt zu füllen oder zuzuschütten und als Park zu nutzen,
verschiedenen Wegen nach Bremen gebracht und erst im Bunker Valentin
wurden verworfen. So geriet er nach und nach immer mehr
zu U-Booten zusammengesetzt werden. Um dieses ehrgeizige und riesige
in Vergessenheit. Mitte der 1960er Jahre bezog die BunProjekt zu stemmen, setzte man Zwangsarbeiter ein, die zuvor noch an
desmarine das Gelände und nutzte den vorderen Teil des
dem nahe gelegenen Treibstofflager zwischen Bremen-Farge und NeuenBunkers fortan als Materialdepot. Die Abriegelung und
kirchen gearbeitet hatten. Sie kamen aus den besetzten Gebieten westlich
Geheimhaltung durch die Marine taten ihr Übriges, um die
und östlich des deutschen Reiches sowie aus dem KZ Neuengamme bei
Geschichte der Zwangsarbeiter nicht weiter aufzuarbeiten,
Hamburg und den Arbeitslagern der Bremer Gestapo.
sondern zu vergessen.
Die Arbeit auf der Baustelle war körperlich extrem anstrengend. So
Anfang der 80er Jahre regt sich dann endlich etwas. Ein
mussten die Zwangsarbeiter zum Beispiel an den Betonmischern 50 Kilo
Beitrag von Radio Bremen über den Bunker Valentin und das
schwere Säcke schleppen, obwohl sie selber teilweise nicht mehr wogen.
Engagement verschiedener Initiativen und Vereine rücken
Den hohen körperlichen Belastungen und den unzumutbaren Zuständen
den Bunker wieder ins Blickfeld der Gesellschaft.
auf dem Bau und in den Arbeitslagern hielten viele nicht stand und starben
Am 16. September 1983 wird das Mahnmal ›Vernichtung
durch Arbeit‹ durch den Bremer Künstler Fritz Stein enthüllt
und feierlich eingeweiht. Doch eine wirkliche Aufarbeitung
und Auseinandersetzung mit dem Ort, an dem viele Zwangsarbeiter zu Tode kamen, wird durch die Marine erschwert:
Bei der Einweihung möchte eine französische Delegation ehemaliger Zwangsarbeiter einen Kranz am Bunker niederlegen,
woran sie von Marinesoldaten gehindert werden. Ebenso wird
eine Friedensbotschaft an der Westseite des Bunkers, von
einem Anwohner in einer Nacht-und-Nebel-Aktion angesprüht,
schnell beseitigt und ein Zaun errichtet, um ähnliche Aktionen zu verhindern.
Nur langsam öffnen die Verantwortlichen die Türen des
Bunkers. Für ein breiteres Publikum wird er ab 1999 zugänglich, als knapp 40.000 Menschen das Theaterstück ›Die letzten Tage der Menschheit‹ sehen, welches das Bremer Theater
bis 2005 im Ruinenteil aufführt. In diesem Jahr wird der Bunker auch unter Denkmalschutz gestellt, 2007 werden schließlich eine Dauerausstellung eröffnet und Besuchergruppen
durch die gesamte Anlage geführt. Der Ruinenteil darf jedoch
bald nicht mehr betreten werden, da seine Sicherung und
Sanierung finanziell nicht gestemmt werden können.
Dieses Jahr, nach fünfjähriger Planungs- und Bauphase,
soll der ›Denkort Bunker Valentin‹ nun fertiggestellt werden.
Während ein Teil des sanierten Bereiches weiter als Lagerfläche genutzt wird, können der restliche Bunker und das umliegende Gelände besichtigt werden. Auf einem Rundgang sollen den Besuchern die Geschichte des Bunkers Valentin und
der nahe liegenden Arbeitslager nahe gebracht werden. Vor
allem jedoch gilt es, die Leidensgeschichte der Zwangsarbeiter zu erzählen, denn die Zeitzeugen, die unter schlimmsten
Umständen dieses riesige, graue Monument der Zwangsarbeit aufbauten und überlebt haben, sind nicht viele – und mit
jedem Jahr werden es weniger.
Ima Drolshagen von der Antifaschistischen Kulturinitiative hat
den Abend moderiert und gehört zu der Gruppe, die ihn vorbereitet hat. Sie erzählt, dass sie nicht einfach einen Zeitzeugen eingeladen haben, sondern dass der Kontakt zu Maurice Cling schon
ein paar Jahre besteht: ›Wir haben ihn mit einer kleinen Gruppe
2010 in Paris besucht, waren gemeinsam im Museum Mémorial
de la Shoa, haben zusammen gegessen, getrunken und viel diskutiert.‹ Auch bei seinem Besuch in Bremen haben sie wieder
mehrere Tage zusammen verbracht. Es ist ein intensives Miteinander.
In der Veranstaltung verblüfft Cling die Anwesenden gleich zu
Beginn mit dem Statement, dass seine Erlebnisse in Auschwitz
völlig untypisch seien. Damals hätte man Kinder eigentlich bei
der Ankunft umgebracht, ihn aber nicht. Und außerdem habe er
in den acht Monaten, die er in dem Lager verbracht hat, keine
einzige Leiche gesehen. Vor allem diese Aussage scheint so gar
nicht zu dem zu passen, was andere Zeugen berichten, dass man
gerne mehr darüber erfahren hätte. Doch Cling nimmt sich die
Freiheit, nicht wirklich auf alle Fragen zu antworten oder abzuschweifen. Wobei nichts von dem, was er erzählt, uninteressant
ist. So wurde seiner Begründung, warum er die Begriffe Shoa
und Holocaust ablehnt und Genozid als einzig zulässige Bezeichnung ansieht, sehr interessiert zugehört. Genozid ist für ihn
ein wissenschaftlich definierter Begriff, der im Gegensatz zu den
beiden anderen keine religiöse Konnotation hat.
Doch wie arbeitet man mit Zeitzeugen? Sie sind inzwischen
alle alte Leute – Cling ist 85 Jahre alt – da darf man vielleicht
nicht erwarten, dass sie hochkonzentriert und strukturiert die
Fragen abarbeiten, die man ihnen stellt. ›Man darf sie vor allem
nicht benutzen‹, sagt Ima Drolshagen, ›das Lager ist nur ein kleiner Teil in ihrem Leben, man muss auch ihr heutiges Leben ernst
nehmen. Sie sollen ja nicht unsere Geschichtsbücher bebildern,
sondern sie bieten uns die Chance, sich berühren zu lassen und
uns selber ins Verhältnis zu setzen zu Geschichte und Geschehen. Wenn wir mit einem Zeitzeugen Zeit und Raum teilen, wird
uns zum einen bewusst, dass das alles noch nicht so lange her
ist, und zum anderen ist Geschichte dadurch weniger abstrakt.‹
Und auch wenn die Zeitzeugen langsam weniger werden, ist sie
überzeugt, dass das nicht das Ende der Erinnerungsarbeit ist,
denn es gibt inzwischen genug Dokumente und Aufzeichnungen.
Das direkte Erleben empfindet sie allerdings als ein Geschenk:
›Die Arbeit mit Zeitzeugen bestätigt mich in meiner politischen
Arbeit und sie setzt Dinge ins richtige Verhältnis.‹
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8
*K a s z t n e r -
Transport
Der Zionist Rudolph Kasztner
leitete das ›Komitee für Hilfe
und Rettung‹ in Budapest.
Durch den sogenannten
Kasztner-Transport wurden
1670 ungarische Jüdinnen
und Juden im Dezember 1944
über Bergen-Belsen in die
sichere Schweiz überführt.
Fotos: ELIANNA RENNER
I N T E RV I E W : J Ö R G W I N D S Z U S
›ICH FÜHLE MICH MIT PLATTITÜDEN UNTERFORDERT‹
Elianna Renner kam im Jahr des Punkrock auf die Welt, allerdings in Zürich.
Die multimedial und gendertheoretisch bewanderte Performancekünstlerin erlernte ihr
Handwerk in der HfK-Meisterklasse von Jean-Francois Guiton sowie an verschiedenen
Instituten von der Schweiz bis Neuseeland.
Du bist stark von der Punkbewegung geprägt worden. Es gibt
diese Bilder, auf denen Sid
Vicious im Hakenkreuz-T-Shirt
durch Paris läuft ...
Das fand ich voll scheiße. Ich hab
die LP mit zwölf in der Plattensammlung meines Bruders entdeckt. Ich dachte, Punkrock muss
was total Geiles sein. Da ich in der
Schweiz aufgewachsen bin, haben
mich andere Bands inspiriert,
neben Schweizer Frauenpunkbands
auch Sachen aus Italien und
Frankreich.
Mein Großvater war Kommunist
und wir sind als Kinder früh politisiert worden und haben regelmäßig
den Hashomer Hazair besucht,
das ist ein zionistisch-sozialistischer Jugendbund. Und dann war
da dieses blöde HakenkreuzT-Shirt. Ich dachte jetzt nicht, dass
Sid Viciuos ein Nazi ist.
So war es ja auch nicht gemeint.
Ich hab die Provo einfach nicht
verstanden.
Wann bist du nach Deutschland
gekommen?
Etwa 2001. Und meine Familie war
etwas schockiert.
Echt?
Was denkst du denn? Als die Mauer fiel, waren alle entsetzt. Jetzt ist
Deutschland wieder eine Einheit,
das ist gefährlich. Meine Mutter ist
nicht nach Deutschland gereist, bis
ich da gewohnt habe. Ich bin quasi
antideutsch aufgewachsen. Im
Gegensatz zu den Antideutschen.
Und warum hast du es dann
gemacht?
Keine Ahnung. Weil ich es albern
fand. Weil ich neugierig war und
weil ich wissen wollte, was da jetzt
los ist.
Du hast aber auch was gesucht,
oder?
Natürlich. Wenn du in einem
Umfeld aufwächst, das dich ständig damit konfrontiert, zu was die
Deutschen fähig waren … Ich bin
zwar schon mit Antisemitismus aufgewachsen, aber es war trotz allem
nicht so was Spezielles, aus einer
jüdischen Familie zu kommen, weil
Juden in der Schweiz zum Alltag
gehören. Hier ist es sofort ein
unangenehmes Thema. Als ich
noch mit Bands getourt bin, war
es mir egal, aber sobald ich hier
wohnte, war es jedes Mal wie ein
Coming Out, wenn es zum Thema
wurde. Nur dass es meine Eltern
natürlich schon wussten. Meine
Mutter hat mir beigebracht, dass
man es nicht verschweigt.
Die Künstlerin mit
fünf Jahren als Supercat
Foto: Edith-Judith Renner-Wasserman
Und das führte dazu, dich mit der
Geschichte auseinanderzusetzen?
Ich habe festgestellt, dass BergenBelsen nur einen Katzensprung
von Bremen entfernt ist. Mein Vater
ist mit dem Kasztner-Transport
aus Ungarn nach Bergen-Belsen
deportiert worden*. Und da ging
es nicht nur um meine persönliche
Geschichte, sondern auch darum,
die Frage zu stellen, wie gehen wir
mit Geschichte um? Was bedeutet
sie für uns und wie kann ich als
Künstlerin Fragmente der Geschichte nehmen, neu erzählen, andere
Ebenen erforschen und darstellen,
sie in Frage stellen oder auch nicht.
Zum Beispiel gibt es eine Arbeit
von mir, ›Wartezeit‹, die hat folgenden Hintergrund: Sehr oft kommt
es vor, dass ich, wenn ich erzähle,
dass mein Vater als Vierjähriger im
KZ war, mit großen Augen gefragt
werde, ob er denn überlebt hat.
Da setzt die Intelligenz aus
bei den Leuten.
Nein, das hat leider nichts mit dem
Aussetzen der Intelligenz zu tun,
sondern mit dem Bild, das die Leute hier von der Shoah haben. Wenn
du jedes Mal, wenn du das Wort
Holocaust hörst, Bilder von Leichenbergen siehst und keine Juden
kennst, weil es hier nicht zum Alltag gehört, dann ist in deiner Phantasie jeder, der im Konzentrationslager war, tot. Du kannst das im
kollektiven Gedächtnis nicht mehr
unterscheiden. Deswegen kriegt
das alles einen archäologischen
Touch.
Bei einem Genozid werden nicht
nur einzelne Menschen umgebracht, sondern ganze Familien und
ihre Geschichte. Und die wird für
spätere Generationen nie wieder
nachvollziehbar sein. Und das Problem mit der Shoah ist ja, dass
sie unfassbar ist. Erst über einzelne
Biografien kannst du überhaupt
Empathie entwickeln.
Die Lebenslüge der Bundesrepublik, in der ich aufgewachsen bin,
war das Anne Frank-Syndrom.
Dass ausgerechnet dieses eine
Mädchen umgebracht wurde, das
war das schlimmste Verbrechen.
Aber das ist doch nur eine Geschichte. Und mittlerweile gibt es mehrere
davon. Das Problem war, dass es
so wahnsinnig lange gedauert hat,
bis Leute darüber geschrieben und
geredet haben. Es ist ja das Glück
der Juden, dass sie sich kollektiv
erinnern können. Die jüdische Kultur
basiert ja auf Erinnerungen. Bei
anderen Opfergruppen war und ist
das viel schwieriger.
Ich kenne das von meiner Generation oder Jüngeren, dass sie
keinen Bock mehr haben, darüber
zu reden. Das hatten wir jetzt fünfzigmal im Geschichtsunterricht.
Wohlgemerkt: gebildete Leute mit
politischem Bewusstsein. Die sagen,
wenn ich nach Holland gehe, bin
ich als Deutscher angeschissen. Ich
finde das eher lustig, weil man muss
auch einstecken können. Wenn ich
aus einer deutschen Familie wäre
und jemand sagt mir, deine Großmutter hat mir mein Fahrrad geklaut,
dann wäre ich nicht beleidigt.
Teilnehmende des Projekts
›Ein Eintausendsechshundertfünfundachtzigstel‹ zeigen Grüße aus der Straße
in Budapest, aus der Nagyi Klari mit
dem Kasztner-Transport über BergenBelsen in die Schweiz verbracht wurde.
Die Scham, wenn man als Deutscher im Ausland unterwegs ist ...
Aber die Frage ist doch, wie gehe
ich mit Scham um. Das ist es, was
mich persönlich ankotzt.
Du meinst, wenn die Scham
abgewehrt wird?
Genau. Als diese Schote kam mit
›Wir sind Deutschland‹, da konnte
man alles unter den Tisch kehren
und sagen, wir haben hier doch
eine schöne Landschaft und Bäume, und wir verstehen gar nicht,
warum wir uns jetzt mit dieser
alten Geschichte auseinandersetzen müssen.
Die Aufklärung in der Schule
funktioniert auf eine Art nicht.
Wie kann man aus geschichtlichem Wissen eine sinnliche
Erfahrung formen?
Ich habe keinen edukativen
Anspruch, das ist nicht meine Aufgabe. Ich mache Kunst und stelle
Geschichte in Frage, nehme mir die
Freiheit, ironisch, sarkastisch oder
auch mal zynisch mit diesen Themen umzugehen. Für mich ist es
wichtig, dass ich, wenn ich etwas
sehe, die Freiheit habe, mich damit
auseinanderzusetzen. Wir suchen
alle nach Antworten und es geht
nicht darum, Schuld zu verteilen,
sondern den Leuten die Auseinandersetzung damit zu ermöglichen.
Eine gute Provokation hat immer
eine gute Wirkung, weil die Leute,
die es scheiße finden, auch
erklären müssen, sagen, warum
sie es scheiße finden.
Aber woher nimmst du als
Künstlerin die Gewissheit, dass
das richtig ist, was du machst?
Es geht mir nicht um richtig oder
falsch. Ich glaube, ich bin viel zu
verspielt, um ernsthaft diese Frage
zu stellen. Wenn ich das Gefühl
habe, es ist richtig, dann halte ich
mich selber nicht davon ab. Da
sind wir wieder am Anfang, bei dieser Punkgeste. Wenn du jahrelang
voller Überzeugung den Fuckfinger
hochgehalten hast, dann machst
einfach, was du für richtig hältst.
Man ist ja nicht staatstragend.
Eben. Man hat als Künstlerin die
Freiheit, anders damit umzugehen.
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halbzeitwissen
FÜR STADTKULTUR
ZIN
Hans Knappe
SCHREIBEN
Kampala writes Bremen
Im Januar startete der Blog ›kampalawritesbremen‹, in dem
sechs junge Gegenwartsautor*innen über die Schreibbedingungen in Kampala (Uganda) und Bremen berichten und sich über
ihr Literaturverständnis austauschen. Mit dabei sind unter anderem Nora Bossong und Deborah Asiimwe. Das Projekt wurde
mit dem Stipendium der Bremer Netzresidenz ausgezeichnet,
am 20. März um 20 Uhr werden die Beteiligten die Ergebnisse
in einer zweisprachigen Lesung in der Schwankhalle präsentieren. Via Videoliveschaltung werden die Bremer Autor*innen
mit jenen in Kampala ins Gespräch treten, wo zeitgleich eine
Lesung stattfindet.
VERTELL DOCH MAL
Schreibwettbewerb auf Plattdeutsch
Radio Bremen, NDR und das Hamburger Ohnsorg-Theater rufen
zum plattdeutschen Schreibwettbewerb auf: Noch bis zum
28. Februar können bislang unveröffentlichte Kurzgeschichten
(bis zu zwei Seiten lang) beim Sender eingereicht werden, im
Gegenzug winken eine Buchveröffentlichung der 25 schönsten
Geschichten noch in diesem Jahr und insgesamt 5.000 Euro
Preisgeld. Thema: Op de Straat. Da finden sich ja bekanntlich
die besten Geschichten.
HÖREN UND SEHEN
Nettie Green
Das Lied und der Film mit dem Titel ›Denkmal für Nettie Green‹
setzen sich mit dem Schicksal der deutschen Jüdin Netti Grün
auseinander. Grün wurde mit ihrem Ehemann Julius und ihrer
Tochter Inge 1941 aus Bremen in das Ghetto Minsk deportiert
und dort ermordet. Paul Lindsay übernahm die Patenschaft für
den Stolperstein zur Erinnerung an Netti Grün und komponierte
unter dem Eindruck der Zeremonie bei der Verlegung des
Stolpersteins in Bremen ein Musikstück.
Alasdair Jardine entwickelte daraus und dazu einen Film.
Mehr dazu auf stolpersteine-bremen.de
Hans Knappe vom Bremer Karneval
ist kurz vor Weihnachten überraschend
gestorben. Hans war unser zuverlässiger Fels im Organisationsteam des
Bremer Karneval. Er war kantig und
hilfsbereit, immer bis tief in die Nacht,
war der rauchende und knurrende
Motor der Karnevalsmaschine. Er
machte vieles möglich, aber sagte als
typischer Kaufmann erst einmal: Kein
Geld da. Er war liebenswert und stur,
war eine Marke für sich mit Ecken und
Charakter. Hat viele der ungeliebten
Aufgaben des Karnevals selbstverständlich übernommen. Das merken
wir jetzt, wo wir für ihn einspringen
müssen. Das diesjährige Karnevalsmotto ist seine Idee gewesen. Wir trauern
um ihn, aber werden den Karneval
für ihn feiern und sind sicher dass er,
von wo auch immer, dabei sein wird.
Showcase Festival
40 Kurzkonzerte / 3 Bühnen
Kulturzentrum Schlachthof
MesseHalle 7
DO 23 French Night
de Pourquery – Supersonic /
April Thomas
Vincent Peirani & Emile Parisien /
Donkey Monkey / und weitere Bands …
Fr 24 German Jazz Expo
Kadel Trio / Natalia Mateo /
April Julia
Björn Lücker Aquarian Jazz Ensemble /
und weitere Bands …
Overseas Night
Kellylee Evans / Australian Art
Orchestra / Ed Motta /
und weitere Bands …
Sa 25 European Jazz Meeting
Helbock RANDOM /CONTROL /
April David
Omer Klein Trio / Peedu Kass Momentum
und weitere Bands …
tickets & Infos « www.jazzahead.de
Medienpartner:
Foto: MARLIS SCHULDT
Sponsoren:
Veranstalter:
MESSE BREMEN / WFB GmbH
Änderungen vorbehalten
design: www.oblik.de
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halbzeitwissen
zMA
GA
ZIN
FÜR STADTKULTUR
KARBONADE
ODER BLUTWURST
VON FRANK SALEWSKI
Seit kurzem wusste sie es. Nur, was sollte sie jetzt tun, die
Beichte ihrer Mutter als schwachsinniges Gestammel einer
Sterbenden abtun? Die Bilder. Eine von der Natur gewollte,
zufällige Ähnlichkeit.
›Britta, gibst du mir bitte mal die Abdeckfolie rüber?‹
War dieser Ort der richtige, darüber nachzudenken? Überall
Blut, die zerlegten Teile des Schweins zur Verwertung auf dem
Tisch verteilt.
Ökologische Schlachterei Meier, keine Beruhigungsmittel,
keine Massenabfertigung, wir verwenden nur Tiere aus biologischer Haltung.
Sterben mussten die Tiere aber trotzdem und hatte sie
Frank
Salewski
nicht das Gefühl, als starrte sie die Schädelhälfte, die direkt
Frank Salewski (*1967) vor ihr lag, aus den leeren Augenhöhlen vorwurfsvoll an?
arbeitete als Elektriker,
›Britta, die Folie!‹
›Ja, ja, klar, hier, die Folie.‹
drückte dann wieder
Anna lächelte sie an, sie schien sich hier wirklich wohl zu
die Schulbank, um
fühlen.
Anna. Tiere zerlegen und über Männer reden war das,
nach Abitur, Geschichtswas
sie
konnte. Vermutlich hätten zahlreiche von ihnen ihr
und Politikstudium
noch weitere Fähigkeiten zugesprochen. Gedanken, die ihr
als Lehrer zu arbeiten.
jetzt nicht passten, die sie mit einem kurzen Kopfschütteln
Außerdem ist er seit
abtat. Welche Fähigkeiten hatte ihre Großmutter gehabt?
1994 verheiratet und
›Britta, du musst jetzt rüber, die Blutwurst vorbereiten, hey,
hat eine Tochter. Jahre- und vergiss nicht wieder die Würzmischung, bevor du den
lang verbrachte er
Quirl anstellst!‹
seine Freizeit mit dem
Quirl, Würzmischung, sie würde daran denken. Anna war
Restaurieren alter
hier genau richtig, ihr machte die Arbeit Spaß. Den Gestank
Autos. Nach einer Ein- nach Tod merkte sie nicht, das Leiden der Tiere interessierte
sie nicht. Und sie, wie oft hatte sie darüber nachgedacht? Eingebung verkaufte er
mal
am Tag, einmal die Woche? Zunächst, und dann? Gewohndas letzte Objekt wie
heit
war eine der Stärken der Menschen. Sie ließ sie über so
auch sein Alltagsauto
vieles
hinwegsehen. Sie diesen Job machen. Welche Gewohnund fährt seitdem nur
heiten hatte ihre Mutter gehabt? Wieso wollte sie eigentlich
noch Rad. Die gewonimmer, dass sie Klara zu ihr sagte? Völlig ungewohnt für Fraunene Zeit nutzt er, um
en ihrer Generation, sich von den Kindern mit dem Vornamen
sich seinen Traum vom
ansprechen zu lassen. Ihrer Großmutter war es immer ein
Schreiben zu erfüllen.
Dorn im Auge gewesen.
›Tochter, so etwas tut man nicht.‹
Wie hart hatte sie immer mit Klara gesprochen und mit wieviel Wärme behandelte Großmutter sie, ihr einziges Enkelkind.
›Britta, die Würzmischung.‹
›Ja, ich weiß, wollte sie gerade holen.‹
Ob der Chef ihr glaubte? Gerade hatte sie den Impuls, den
Deckel zu schließen, doch er hatte es zu ihr gesagt, bevor ihre
Hände den Gedanken umsetzen konnten. Jetzt lächelte er
wohlwollend. Auf jeden Fall war er nicht böse. Seit dem Tod
seiner Frau im letzten Jahr war er nie mehr ärgerlich mit ihr
gewesen. Anna hatte sie deswegen schon aufgezogen:
›Der Chef hat ja wohl ein Auge auf dich geworfen.‹
Fo to : KAI-ERIK VON AHN
Vermutlich hatte Anna Recht. Er blickte sie immer einen
Moment zu lange an. Er war 57 und sie 45. Warum sollte sie
nicht darauf eingehen? Sie wäre versorgt und er war kein
schlechter Kerl. Aber stank er nicht nach Tod? Wie vielen Tieren hatte er heute wieder das Leben genommen? Konnte man
sich den Gestank am Abend wirklich abwaschen?
Jetzt lief der Quirl.
Am Abend würde der Chef dann wieder fragen, ob Anna
und sie lieber Karbonade oder Blutwurst mitnehmen wollten.
Sie nahm immer Karbonade. Ihre Großmutter liebte den
Geschmack und so war es eine der Gewohnheiten ihrer Mutter geworden, sie einmal die Woche, wenn die Schlachterei
geschlossen hatte, für Großmutter zu braten. Nie blieb ihre
Mutter länger als eine Stunde. Zäh, schweigsam war diese
Zeit verronnen.
Sie selbst konnte mit ihrer Großmutter über alles reden.
Sie war nicht wie andere Großmütter, die nur der Vergangenheit hinterherhingen. Genug Grund für die Mutter, eifersüchtig zu sein und sich auf dem Sterbebett zu rächen? Blieb das
Bild. Pause.
Wie sie es immer noch anwiderte, in diesem Gestank zu
essen, in der ersten Woche hatte sie keinen Bissen herunterbekommen.
Wie war sie nur hier gelandet? Fleischerei-Fachverkäuferin
zur Vollanstellung gesucht.
Ein Jahr arbeitslos, keine Chance auf eine Stelle als Industriekauffrau, ohne die Region zu verlassen, eine Stelle keine
zwei Minuten von ihrer Wohnung entfernt. Es war so einfach
gewesen. War das auch der Beweggrund ihrer Großmutter,
der Weg des geringsten Widerstandes? Die fehlende Praxis
hatte nichts ausgemacht. Der Chef hatte ihr versichert, in
einem Monat würde sie alle notwendigen Tricks beherrschen.
Das war vor drei Jahren gewesen und sie beherrschte alles,
wenn sie nicht die Würzmischung vergaß. Dieses Mal würde
die Wurst, die die Maschine gerade in die künstlichen Därme
presste, nicht fad und geschmacklos sein.
›Kommst Du heute nach der Arbeit mit zu Heinzi?‹
›Tut mir leid, Anna, heute ist Mittwoch.‹
›Ach, die liebe Oma, hätte ich fast vergessen.‹
Liebe Oma, das Totenbett ihrer Mutter. Die Assoziationskette, die diese Worte bei ihr auslösten, begann an diesem
Ort. Sie hatte schon beim Eintreten das Gefühl gehabt, dass
es mit ihrer Mutter zu Ende gehen würde. Zweimal war dieses
Gefühl schon falsch gewesen und ihre Mutter hatte auf die
zerstörerischen Auswirkungen des Krebses nicht mit ihrem
letzten Atemzug reagiert. Aber an diesem Tag wusste sie es;
es würde ihr letzter Besuch in dem extra für Sterbende vorbereiteten Raum sein.
›Deine Oma war in Bergen-Belsen.‹
Jens Laloire
LUFTBALLONHINAUSKATAPULTIERDORFMEISTER
WRITER’S
CORNER
Sie hatte es ihr ins Gesicht gehaucht, die Stimme nicht zu
mehr fähig. Für sie kam es einem Orkan gleich, der alles in
ihr durcheinanderwirbelte. Zunächst der Versuch, alles zu
retten, wieder ins rechte Licht zu rücken. Sie hoffte so,
dass es funktionieren würde.
›Aber Großmutter ist doch keine Jüdin?‹
Ihre Mutter hatte nur mit einem Kopfschütteln geantwortet.
›War sie politisch verfolgt?‹
Ihr letzter Versuch.
›Eine Aufseherin.‹
›Wieso?‹
›Sie war bei der SS.‹
›Aber wieso sagst Du mir das, jetzt?‹
›Du musst es wissen.‹
Kurz danach war sie gestorben. Sie hatte ihr nicht mehr
sagen können, dass sie sie liebte, dazu waren zu viel Wut
und Zweifel in ihr. Lediglich ihre Hand hatte sie gehalten,
als ein letztes Zucken durch den Körper ihrer Mutter ging.
Gegen die Wut hatte sie nichts tun können und die Zweifel
blieben. Der letzte Samstag war der Tag gewesen; sie hatte
Urlaub, war in die angrenzende Kreisstadt in die Stadtbibliothek gefahren. Die Bibliothekarin gab ihr nur auf die
Stichworte ›Aufseherinnen in Bergen-Belsen‹ drei Fotobände, in denen sie etwas über das Lager Bergen-Belsen erfahren konnte. Im dritten, ›Topographie des …‹, sie wusste den
Titel nicht mehr genau, hatte sie unter vielen schrecklichen
Bildern eins gefunden, das Aufseherinnen der SS in BergenBelsen zeigte. Eine von ihnen sah aus wie ihre Mutter, als
sie noch viel jünger und nicht vom Krebs gezeichnet war.
Ähnlichkeiten auch mit ihr waren nicht zu leugnen. Wie hatte ihre Großmutter als junge Frau ausgesehen? Die Ähnlichkeit der Frauen der Familie war schon immer von allen
bewundert worden. Sie konnte sie fragen. Sie überlegte, ob
es für sie wichtig war. Hatten nicht schon direkt nach dem
Krieg alle versucht, diese Dinge zu vergessen? Wie hatte ihr
Geschichtslehrer Adenauer immer wieder zitiert:
›Wir sollten mit der Naziriecherei Schluss machen ...‹
Und war es nicht nur Eifersucht ihrer Mutter, zeigte das
Bild wirklich ihre Großmutter? Musste sie deswegen alles in
Frage stellen, sie beunruhigen? Und wenn sie es war, so
schlimm wird es nicht gewesen sein. Sie hatte nur ihren Job
gemacht.
›Karbonade oder Blutwurst?‹
Er stand direkt vor ihr, fast hätte sie sich vor Ekel abgewandt, es war Feierabend und der Geruch von Blut und
Schweiß hatten sich vermengt. Aber sie lächelte nur.
›Karbonade.‹
Es war wie jeden Mittwoch, die würde sie jetzt Großmutter braten.
VER
ZETT
ELT
Dass ein zentraler Bestandteil des Lebens das Zerplatzen von Hoffnungsblasen ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit lernen. Wie alle anderen Dorfkinder entsandte auch ich jedes Jahr von
Neuem auf unserem Sommerfest Adresskärtchen mit roten, grünen,
blauen oder gelben Luftballons gen Himmel, in der Hoffnung, eines
Morgens würde zumindest eines der Kärtchen in unserem Briefkasten liegen, mit einem Poststempel aus Kanada oder Australien
darauf. Denn dann hätte ich mit dem Kärtchen in der Hand zur
Schule eilen und ins Lehrerzimmer stürmen können, um meinem
Direktor den Stempel unter die Nase zu halten. Dieser hätte daraufhin anerkennend genickt, mir auf die Schulter geklopft und ein
paar Wochen später an einem Novemberabend am Ende des Laternenumzugs vor unserer Grundschule verkündet, dass es mein
Luftballon gewesen sei, der sich am weitesten hinausgewagt habe.
Einen famosen Preis hätte es dafür gegeben, jedoch vor allem
Ruhm und irgendeinen klangvollen Titel wie Luftballonhinauskatapultierdorfmeister.
All diese Hoffnungen durchströmten mich jedes Jahr von Neuem,
wenn ich auf unserem Sommerfest auf der Wiese vor der Schule
stand und die Ballonschnur losließ; und jedes Jahr von Neuem
musste ich zuschauen, wie meine Ballons nicht in die ferne Welt
hinausstrebten, sondern bloß ein paar Hundert Meter durch die
Lüfte trudelten, bis sie sich mit der Schnur, an der das Kärtchen
hing, in einer Baumkrone verhedderten oder auf einer Weide neben
einem Kuhfladen ihre Reise für beendet erklärten.
So ist das Leben, sprach eine innere Stimme bereits damals zu mir
und stieß mich hohnlachend ins tiefste Trauertal. Keineswegs samten waren diese Erfahrungen für mein Seelchen und dennoch lehrten mich jene Abstürze meiner Ballons eine Weisheit, die mich für
die harte Realität der späteren Jahre präparierte. Das Leben, begriff
ich damals, ist das, was geschieht, während deine Blicke sich in der
Ferne verlieren, und wenn du nicht aufpasst, dann endet alles auf
einem trostlosen Flecken neben einem Flatschen, dessen Dampf
keineswegs nach Rosmarin duftet.
FREI
ZEIT
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20
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0 5 F E B D O // L A G E R H A U S
HIGHLIGHT DES MONATS
FEBRUAR
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11 F E B M I // L A G E R H A U S
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Jon Gomm
Che Sudaka
T O U R I N G C A N M A K E YO U C R A Z Y
S O L I DA R I S C H L E B E N !
Der Titel seines Albums ›Secrets Nobody Keeps‹ ist emblematisch für jene
Generation Musiker, die abseits der alteingesessenen Musikindustrie
allein über soziale Medien zu Weltruhm gelangen. Die Platte wurde innerhalb von nur vier Wochen von Fans seines You-Tube-Hits ›Passionflower‹
vorfinanziert (100 Prozent crowdfunded). ›Die letzten 18 Monate waren ein
regelrechter Hirnf**k. Ich hatte mich gerade daran gewöhnt, in kleinen
DIY-Clubs zu spielen und plötzlich bin ich im Fernsehen und spiele ausverkaufte Konzerte auf der ganzen Welt‹, so der bescheidene Akustik-Gitarrist.
Dass er ob des ganzen Rummels und des endlosen Tourneelebens nur
beinahe durchgedreht ist, beweist er bei seinem Auftritt in Bremen.
Hoy, das sechste Studioalbum von Che Sudaka, ist 2014 erschienen
(Cavernicola Records) und seine zwölf Tracks haben es in sich wie eh und
je: Wo die argentinischen Brüder Leo und Kachafaz mit ihren kolumbianischen Mitstreitern Cheko und Jota auftauchen, wird eine Mischung aus
Cumbia, Ska und Punk zur Party-Garantie, wobei die zugehörigen sozialkritischen Texte kulturelle, ideologische und physische Grenzen schleifen.
Denn Che Sudaka stehen auch für eine solidarische Lebenseinstellung
und eine kulturelle Gegenbewegung in einer global vernetzten Familie. Die
ehemals illegalen Immigranten von den Straßen Barcelonas haben mittlerweile rund anderthalbtausend Konzerte weltweit gespielt und wurden auf
Festivals in vierzig Länder eingeladen, zuletzt sogar auf das Glastonbury
Festival in England.
MARTHA GRAF
➟ Saal, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 13 ,–
JÖRG WINDSZUS
➟ Saal, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 16,–
Funny van Dannen
E I N E R VO N D E N G U T E N
So, wir machen das mal voll offiziell: Funny van Dannen (bgl. FranzJosef Hagmanns-Dajka) wird 1958 in Tüddern, einem Dorf in unmittelbarer Nähe von Sittard (NL), geboren und wächst dort mit Zöllnern,
Schmugglern, Katholizismus, Fußball und Karneval auf. Er spielt in
einer Tanzkapelle und tritt schon damals solo mit eigenen Liedern im
Limburger Dialekt, seiner Muttersprache, auf. 1978 geht er nach
Berlin und macht eine Ausbildung zum Werbegrafiker, ohne Absicht,
diesen Beruf jemals auszuüben. Er will Kunstmaler werden und stellt
seit 1980 seine Bilder aus. In den Jahren 1984/85 betreibt er zusammen mit seiner Frau das Discount/Kaufhaus für Kunst. Er spielt und
singt in diversen erfolglosen Bands (Dilettant Deluxe, Die träumenden
Knaben, Hallo Trio), deren Musik eher seltsam als punkig oder jazzig
zu nennen ist.
Ab 1987 tritt er mit selbstverfassten Geschichten und Gedichten
auf, in der Folgezeit auch wieder mit deutschen Liedern zur Gitarre.
1988 ist er an der Gründung der Frauenband ›Die Lassie Singers‹
beteiligt, deren erste Single ›Falsche Gedanken‹ aus seiner Feder
stammt.
Seit 1991 erscheinen etliche Bücher, zuletzt 2007 ›Zurück im
Paradies‹ 1995 kommt seine erste, live in Hamburg aufgenommene
13 F E B // 2 0 M Ä R Z F R // S C H L A C H T H O F
19 F E B D O // L A G E R H A U S
27 F E B F R // S C H L A C H T H O F
CD in die Läden und Lieder wie ›Gutes Tun‹, ›Nana Mouskouri‹ und
›Als Willi Brandt Bundeskanzler war‹ machen ihn einem breiteren
Publikum bekannt. Er tourt seitdem regelmäßig durch den deutschsprachigen Raum.
Obwohl sich Funny van Dannen den gängigen Vermarktungsmechanismen bis heute weitestgehend verweigert und sich selbst
als ›widerwilliger Prominenter‹ bezeichnet, schafften es seine letzten
Buch- und CD-Veröffentlichungen regelmäßig in die Hitlisten.
Mit seinen Lese- und Konzertreisen füllt der ›grandiose Sänger
und Vortragende, ein wahrer Dichter‹ (3sat Kulturzeit) mittlerweile
die Hallen quer durch die Republik und hat längst den Geheimtippstatus hinter sich gelassen.
Seit 1999 arbeitet er als Co-Autor mit den Toten Hosen zusammen, deren Label JKP seit August 2007 auch seine CDs veröffentlicht. Mittlerweile ist er einer der wichtigsten Singer/Songwriter des
Landes. Er hat jüngst sein neues Album veröffentlicht , was auf den
Namen hört ›Geile Welt! Ist trotzdem super!‹
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Kesselhalle, 20 Uhr //
Tickets: VVK: € 20,– (zzgl. VVK-Geb) AK € 20,–
Geschichten im Turm
¡Outernational!
116 S T U F E N Ü B E R D E R W E L T
FUTURE ROCK
Was gibt es Schöneres, nachdem man erst mal die 116 Stufen des Turmes
erklommen hat, als an einem milden Winterabend im Uhrenraum des
Schlachthofs zu sitzen, den Blick über das vielleicht verschneite Bremen
schweifen zu lassen und ein Glas Wein in der Hand zu halten und der
Geschichtenhändlerin und ihrem Gast zu lauschen. Im Februar beehrt uns
Susanne Kraemer aus Leipzig. Sie präsentiert diesmal Weisheitsmärchen:
ein Abend voller Geschichten, die selten erzählt werden. Im März, am
Weltgeschichtentag, ist dann Martin Ellrodt aus Nürnberg zu Gast. Er
feuert mit Julia Klein ein Geschichtenfeuerwerk zum Thema Wünsche ab.
Kommet und lauschet!
Die fünfköpfige kulturrevolutionäre Truppe aus New York City, deren Wurzeln nach eigenen Angaben im Dunstkreis von Rage Against The Machine,
The Clash und einer Teenagerfreundschaft in den eigenen Reihen liegen,
präsentierten 2012 ihr erstes von mittlerweile drei Alben – ›Todos Somos
ilegales – We Are All Illegals‹ – auf beiden Seiten der US-amerikanischmexikanischen Grenze. Als sie 2013 erstmals durch Europa tourten, taten
sie das bereits gemeinsam mit Manu Chao in Frankreich und den Toten
Hosen in Deutschland. ¡Outernational! gibt es mal fett verstärkt, mal akustisch mit mehrstimmigem Gesang. Future Rock, Folk und Weltmusik funkeln aus diesem Diamanten – auf der einen Seite roh, auf der anderen
glatt. Frisch, eingängig, einladend und zum Abrocken geeignet.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Uhrenraum, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 9,– / ermäßigt € 6,– €
Reservierungen Schlachthof-Büro Montag bis Freitag 10–19 Uhr
0421/3777510
MARTHA GRAF
➟ Saal, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 10,–
FREI
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Reklame
2 2 F E B S O // S C H L A C H T H O F
The Touré-Raichel Collective
Z W I S C H E N D E N W E LT E N
In seiner Heimat Israel gilt Idan Raichel als Popstar. Seine von Naturbildern
geprägten Songs reflektieren alle Facetten des menschlichen Lebens zwischen
Abschied, Rückkehr und Neubeginn, Liebe, Träumen, Verlust, Trost und Tod. Er
versteht es gekonnt, äthiopischen Folk, israelisches Songwriting, arabische
Poesie, jemenitische Gesänge, biblische Psalmen und Reggae-Riddims zu einem
großen Ganzen zu verbinden. Raichel überquert mit seinem Projekt zugleich
musikalische und ethnische Barrikaden, so auch in seiner zweiten Zusammenarbeit
mit Griot Vieux Farka Touré aus Mali. Entstanden aus einer Zufallsbegegnung
in Berlin, ist aus dem Touré-Raichel Collective eines der spannendsten CrossoverProjekte der letzten Jahre geworden. Unter dem Motto ›Desert Blues meets Middle
East‹ schlagen die beiden eine musikalische Brücke zwischen der Pentatonik
Westafrikas und der verspielten Melodiefülle des Nahen Ostens – mal treibend
perkussiv und dann wieder meditativ und fast hypnotisch.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Roots Nights, präsentiert von Funkhaus Europa
Tickets: VVK: € 19,– (zzgl. VVK-Geb) AK € 24,–
2 5 F E B M I // L A G E R H A U S
Desiree Klaeukens
M A N C H M A L KO M I S C H E G E S C H I C H T E N
Das Leben schreibt manchmal komische Geschichten. So auch bei Desiree Klaeukens: Der Ex-Nationalgalerie-Frontmann Niels Frevert stößt eines Tages durch Zufall
auf die Myspace-Seite der gebürtigen Duisburgerin, die sich aber da schon nach
Berlin verändert hat. Nur kurze Zeit später findet sich Desiree als Support Act auf
seiner Tour wieder. Noch Jahre später betreut Frevert die Künstlerin und stellt den
naheliegenden Kontakt zu Tapete Records her. Das Projekt Debütalbum verzögert
sich jedoch durch abgebrochene Aufnahmen und wiederkehrende Zweifel. ›Irgendwann rief mich dann Niels an und meinte: Was ist denn jetzt mit deiner Platte? Sollen
wir das jetzt nicht mal machen?‹ Die erschien dann unter dem Namen ›Wenn
die Nacht den Tag verdeckt‹ Anfang 2014 und sorgte für Begeisterungsstürme.
Melancholie ja, Selbstmitleid nein: Auf ihrem Debüt singt Desiree Klaeukens
berückend intime Lieder, die berühren.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ etage 3, 20 Uhr //
LE NOZZE
DI FIGARO
Tickets: VVK: € 8,– / AK € 10 ,–
Mephisto.Sein.Goethe
E I N T H E AT E R A B E N D M I T S I E B E N R E G I S S E U R E N
Ein Goethe-Abend, der sich auf die Suche nach Goethes Geist macht? Wer war der
Mensch hinter dem Nationaldichter, dem Genie, der in vielen Disziplinen gedacht,
geforscht und gehandelt hat? Was erzählt es über uns Deutsche, dass ausgerechnet
er unser Nationaldichter ist? Dies ist ein Versuch, einen Blick auf das Gesamtkunstwerk ›Goethe‹ zu werfen. Nicht aus analytischem oder enzyklopädischem, sondern
aus spielerischem Antrieb heraus. Durch die Augen Mephistos eben. Die Hauptfrage
ist: Was passiert, wenn eine Figur aus ihrem Werk ausbricht und in den Kosmos
seines Autors stürzt? Es startet beim ›Prolog im Himmel‹. Mephisto hat die Schnauze
voll davon, von Goethe benutzt zu werden und bricht aus ›Faust‹ aus. Er stürzt in
Goethes Kosmos, verliert und verirrt sich darin. Zum Schluss landet er wieder beim
›Prolog im Himmel‹. Eine Reise durch ein Universum, das sich Goethe nennt.
Eine Besonderheit ist, dass dies ein Monologabend ist, der in sieben Episoden,
von sieben Regisseuren, aus sieben verschiedenen Städten und Institutionen inszeniert wird. Der Zuschauer wird sieben verschiedene Figuren erleben, die doch nur
eine sind: Mephisto eben.
GUDRUN GOLDMANN
➟ Theaterwerkstatt, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 12,– / ermäßigt € 6 ,–
Christoph Heinrich in LE NOZZE DI FIGARO
von Wolfgang Amadeus Mozart
ab 31. Januar 2015
Foto: Pio Rahner
13/ 14 + 27/ 2 8 F E B F R/ SA // S C H L A C H T H O F
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ZEIT
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0 8 M Ä R Z S O // S C H L A C H T H O F
HIGHLIGHT DES MONATS
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American Songbirds
Festival
Pippo Pollina
Frazey Ford
V E R S C H E N K T E E M OT I O N E N
WOMEN IN (E)MOTION
Wenn der italienische Liedermacher Pippo Pollina durch die Straßen seiner
Wahlheimat Zürich zieht, hält er stets Augen und Ohren offen: ›Ich versuche
in meinem Alltag, ein aufmerksamer Beobachter zu sein und sammle
Geschichten, die ihre Form dann in meinen Liedern finden. Aufmerksamkeit
meiner Umwelt gegenüber ist mir sehr wichtig – nur so kann ich erkennen,
dass oftmals die kleinen Geschichten die großen Geschichten sind.‹ Für ihn
hat Musik eine besondere Bedeutung: ›Emotionen zu schenken und die Menschen zum Denken zu bringen – meine Aufgabe ist es nicht, die Leute davon
zu überzeugen, wie die Welt sein soll.‹ Jetzt präsentiert er sein Best Of-Programm. Es ist der Rückblick von einer langen Reise, die den sizilianischen
Musiker aus seiner Heimat Palermo in die großen Städte Mittel- und Nordeuropas gebracht hat.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 24,– (zzgl. VVK-Geb) AK € 28,–
Der Musikexpress ist die Fachzeitung, die jeden Monat als erstes erscheint.
In der aktuellen Ausgabe wird das neue Album von Frazey Ford mehr als
angepriesen. Vollkommen zu Recht wird da eine wunderbare Version des
klassischen Memphis-Soul, garniert mit Folk, beschrieben. Auf ihrem ersten
Soloalbum lieferte Ford, die bis 2008 im Folktrio The Be Good Tanyas spielte, eine solide, aber etwas beliebige Arbeit ab: Obadiah lag 2010 zwischen
Folk und Soft Jazz. Mit ›Indian Ocean‹ ist alles anders. Wachgeküsst vom
Memphis-Soul und unterstützt von Al Greens Band The Hi Rhythm Section,
die in den 70er-Jahren verantwortlich für den ikonografischen Sound seiner
Produktionen zeichnete, entstanden zehn Songs, die man als kleine Sensation bezeichnen darf. Ganz wunderbar.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 15,– (zzgl. VvGeb.) //
21 M Ä R Z S A // S C H L A C H T H O F
40 Jahre
Sparkasse
in concert
Am 7. März in der gleichen Reihe das Konzert mit Kouki/Rachael Dadd
24 M Ä R Z D I // S C H L A C H T H O F
17 M Ä R Z D I // S C H L A C H T H O F
VERZAUBERND
Im letzten Jahr gab es das erste durch Crowdfunding finanzierte
American Songbirds Festival im Schlachthof. Alle Anwesenden
waren begeistert. Konzept: Vier Ladies aus dem Land der Stars
and Stripes spielen nach- und miteinander. Kein Kontinent hat
die Tradition der Singer/Songwriterinnen so geprägt wie Nordamerika, es gibt aber natürlich auch Entwicklungen in anderen
Regionen. Deshalb wird die Idee des Festivals dahingehend
ergänzt, dass drei der Songbirds aus Amerika kommen und ein
Gast von einem anderen Kontinent. 2015 ersetzt die Engländerin
Daisy Chapman die Pianistin Stefanie Nilles. Weiter dabei sind
Kyrie Kristmanson aus Ottawa, Ashia & The Bison Rouge aus
Portland und Rachelle Garniez aus New York.
Kyrie Kristmanson (Ottawa) //
Gitarre, Vocals, Trompete
Unter anderem verzauberte Kyrie Kristmanson beim renommierten London Jazz Festival und als Support für Emily Loizeau und
Sophie Hunger. Ihre bisherigen CD-Aufnahmen lassen spärliche
Akustikgitarrenparts, Grillenzirpen und filigrane perkussive
Elemente hören.
Ashia & The Bison Rouge (Portland) // Cello, Vocals
Begleitet von Olga Kwiatek // Violine
Kabaresker Eigensinn, divaeske Frechheiten, slawische Sehnsuchtsmomente und verspielter Chanson, das ist das feingesponnene Netz, in dem sich jeder verfängt, dem Ashia & The
Bison Rouge passieren! In den USA gehört Ashia längst, wie
Joanna Newsom, Regina Spector oder Amanda Palmer, zu der
inzwischen viel beachteten Liga junger KünstlerInnen, die auch
durch die Verbindung von klassischen Einflüssen mit Pop von
sich reden machen.
Rachelle Garniez (New York) //
Akkordeon, Piano, Vocals, Claviola
Begleitet von Tim Luntzel // Bass
›Diva der etwas anderen Art‹ und ›bescheinigter Freigeist‹ – so
wurde die in New York geborene Multiinstrumentalistin Rachelle
Garniez bezeichnet. ›Romantisch, rhapsodisch und beiläufig urkomisch‹ sind ihre einzigartigen lyrischen und melodischen Erzähllieder. Sie ist einem größeren Publikum durch ihre Konzerte mit
Hazmat Modine bekannt.
Daisy Chapman (Bristol) // Piano, Vocals
Begleitet von Sue Lord // Violine
Daisy Chapman gehört mittlerweile zur ersten Liga der
Singer/Songwriterinnen. Mit der Wucht ihrer Stimme, der Perfektion ihrer kammermusikalischen Arrangements und der Genialität ihrer Songtexte erzählt sie persönliche Geschichten.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Kesselhalle, 20 Uhr //
Roots Nights, präsentiert von Funkhaus Europa //
Tickets: VVK: € 18,– (zzgl. VVK-Geb) AK € 22 ,–
Die Blockflöte des Todes
Donots
ICH HABE HEUTE ANANAS GEGESSEN
P LÖ T Z L I C H A U C H D E U T S C H …
Es gibt schon skurrile bis bescheuerte Bandnamen. Die Blockflöte des
Todes gehört auf jeden Fall dazu. Dieses Pseudonym hat sich Matthias
Schrei aus, nennen wir die Stadt mal Karl-Marx-Stadt, zugelegt. Schon in
der DDR galt er als Sonderling und wurde deshalb auch nicht für die Jungen Pioniere rekrutiert. Mit vier Freunden übte er sich im Musikmachen,
Resultat war eine Band namens Modern Stalking. Seit 2007 ist er nun Die
Blockflöte des Todes und widmet sich einem humorvollen Herangehen ans
Singer/Songwritertum. Sein aktuelles Album hört auf den Namen
›Ich habe heute Ananas gegessen‹. Vollgepackt mit kleinen Ohrwürmern ist
dieses Päckchen Obst eine Wunderwaffe gegen den grauen Alltag – denn
die letzte Hoffnung ist flöten.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Magazinkeller, 20 Uhr //
Die Älteren unter uns werden jetzt lamentieren: Die Donots gibt es schon
ewig und richtig Neues außer Punkrock machen sie ja auch nicht! Doch
jetzt ist plötzlich alles anders: ›Deutsche Texte, für alle direkt verständliche
Worte. Nichts zu verlieren. Go-for-it-Attitüde‹ – so die gewohnt stürmische
Ansage der Donots. Weiter heißt es fast rechtfertigend: ›Deutsch ist nicht
unbedingt die ideale Popsprache. Es wird ganz schnell ganz unangenehm.
Zu verkopft, zu kitschig, zu steif – die Fallstricke der deutschen Sprache
sind im Zusammenhang mit Punkrock mannigfaltig.‹ Sänger Knollmann
habe sich deshalb einer Schocktherapie unterzogen, um Kitsch und
Klischees zu vermeiden: ›Ich hab mir freiwillig im Radio so Sachen wie Pur
und Rosenstolz angehört. Einfach, damit der Shit-Detector geeicht ist‹.
Ok, kann man machen.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Kesselhalle, 20 Uhr //
Tickets: VVK: € 11,– (zzgl. VVK-Geb.) AK € 14,–
Veranstalter: Cult Pro Tickets: VVK: € 25,– (zzgl. VvGeb.)
FREI
ZEIT
THE
MA
20
21
Reklame
27 M Ä R Z F R // S C H L A C H T H O F
2 8 M Ä R Z S A // S C H L A C H T H O F
Feine Sahne Fischfilet
Marc-Uwe Kling Band
BLEIBEN UND NICHT GEHEN
DIE POMMESGABELN DES TEUFELS
Die Band mit dem wahrscheinlich besten Namen ist zurück. Etwa ein Jahr
ist es her, dass Feine Sahne Fischfilet auf der Audiolith-Geburtstagstour im
Schlachthof Unruhe gestiftet haben. Jetzt kommen die sechs Jungs aus
Mecklenburg-Vorpommern wieder nach Bremen, um da anzufangen wo sie
das letzte Mal aufgehört haben: Den Laden richtig auseinanderzunehmen.
Mit dem neuen Album ›Bleiben oder Gehen‹ im Gepäck, sowie Wodka Revolte und Waving the Guns im Schlepptau wird die Kesselhalle zum Beben
gebracht und ordentlich Punk in die Menge gescheppert. Gerne politisch,
aber auch mal einfach das Leben feiern. Verfassungsschutz und Nazis müssen draußen bleiben. Stellt sich für Feine Sahne Fischfilet nur noch die Frage: Bleiben oder Gehen? Bleiben bitte! So lange es geht. ARNE HELMS
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Veranstalter: Cult Pro
Marc-Uwe Kling kennt man vor allem durch die Känguru-Offenbarungen, mit
denen er Kultstatus erlangt hat. Worum geht’s? Marc-Uwe Kling lebt mit
einem Känguru zusammen: einem kommunistischen Känguru, einem süchtigen Känguru – süchtig nach Schnapspralinen. Einem etwas rückständigen
Känguru also, das zu allem Überfluss auch noch Nirvana hört. Aber Herr
Kling kann auch Musik. Weil man zu dritt besser Skat spielen kann als allein,
geht Kling mit seinen Buddies Michael Krebs und Julius Fischer auf Tour. Weil
Poker besser ist als Skat, haben sie noch eine Band dabei: die Pommesgabeln des Teufels. Diese Tour wird noch vor dem sechsten Teil der Wanderhuren-Trilogie das historischste Ereignis des Jahrtausends. Die größten Hits von
Kling, Krebs und Fischer machen den Abend so richtig schön pralinenrund.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 21,– (zzgl. VVK-Geb) erm. € 12,50
Reklame
Kinners
SCHL ACHTHOF | MAGAZINBODEN |
11 UHR EINTRITT: € 5,–
15 F E B S O //
Foto: Manfred Zentsch
Tickets: VVK: € 11,– (zzgl. VVK-Geb.)
Tranquilla Trampeltreu –
die beharrliche Schildkröte
Musikalische Fabel von Michael Ende
Seine großmähnige Majestät König
Leo der 28. gibt seine Hochzeit bekannt und lädt alle Tiere dazu ein.
Während der königliche Koch das
Hochzeitsmahl zubereitet, erzählt er
die abenteuerliche Geschichte der
Schildkröte Tranquilla Trampeltreu,
die sich auf den für sie unendlich
weiten Weg zum Hochzeitsfest in der
Löwenhöhle gemacht hat.
Inmitten seiner Töpfe, Löffel und
Pfannen erweckt der Koch die Küchenutensilien zum Leben und nimmt seine Gäste mit auf eine fantasievolle
Reise, die sie vergessen lässt, dass sie
22 F E B SO
Sei kein Frosch, Lukas
➟ Puppentheater Regenbogen
01 MÄRZ SO
Prinz Eselsohr
➟ Ambrella Theater
08 MÄRZ SO
Kurt und Wilma
➟ Clowntheater
15 MÄRZ SO
sich eigentlich in einer Küche
➟ Cargo Theater
Der Wolf und die 7 Geißlein
➟ Figurentheater Pappen Elli
15 F E B SO
22 MÄRZ SO
Frau Meier, die Amsel
Hokus Pokus Omnibus
➟ Theater Pina Luftikus
➟ Friedrich der Zauberer
GUDRUN GOLDMANN
22
FEBRUAR / MÄRZ 2015
FR
EIZ
EIT
DU BIST FREI. DU TRÄGST VERANTWORTUNG. DU LIEBST DAS ATER.*
lagerhaus
FEBRUAR
Do 05
Fr 06
Sa 07
So 08
Mi 11
A co l l ec ti v e
20
Do 12
Fr 13
Sa 14
So 15
Do 19
Fr 20
Sa 21
K l a nga b e n d
28
So 22
Mi 25
Do 26
Fr 27
Sa 28
Jon Gomm | Konzert | Saal 20 Uhr
Einheizen | 30 Sambagruppen von nah und fern | Kafé, Saal 19.30 Uhr
Die Efkaka-Improshow | Improtheater | etage 3, 20 Uhr
Verdrängung hat viele Gesichter | Film / Diskussion | Saal 18 Uhr
Tanztraining mit Abou Lagraa | im Rahmen von Tanz Bremen |
tanzwerk-Studio 12.30–14 Uhr
Che Sudaka | Konzert | Saal 20 Uhr
Slam Bremen | Stargast Felix Römer, anschließend Open Slam | Saal 19.30 Uhr
Transfigure | Konzert | etage 3, 20 Uhr
SPH Bandcontest | Konzert | Saal 18 Uhr
Abenteuer Tanz & Stimme | Vierteilige Workshopreihe | tanzwerk-Studio 10.30–18 Uhr
Django 3000 | Konzert | Saal 19.30 Uhr
AMS!-Improabend | mit Die Daddelnden und Schmü:tzt | etage 3, 20.30 Uhr
Kulturschock | DJs Holly & Grimbo | Saal 23 Uhr
Contact Improvisation | Workshop mit Markus Hoft | tanzwerk-Studio 17–19 Uhr
Salzwasser | Shakespeare Company zu Gast | Saal 17.30 Uhr
¡Outernational! | Konzert | Saal 20 Uhr
Acollective | Konzert | Saal 19.30 Uhr
Eintauchen | Vierteilige Tanztheater-Workshopreihe für Senioren 60+ |
tanzwerk-Studio 15-19 Uhr
V. B. Schulze’s Bernsteinzimmer | Träume werden wahr. Zurück an die Ostfront |
Performance | etage 3, 21 Uhr
Eintauchen | Vierteilige Tanztheater-Workshopreihe für Senioren 60+ |
tanzwerk-Studio 11-16 Uhr
Solidaritätschor Bremen | Konzert | Saal 14.30 Uhr
Desiree Klaeukens | Konzert | etage 3, 20 Uhr
Lighthouse live – Touch the Spirit | Gottesdienst / Konzert | Saal 18.30 Uhr
SPH Bandcontest: Deadend Breakthrough / Case / Brand / Disorder |
Konzert | Saal 18 Uhr
Klangabend | Musikschulkonzert | Saal 18 Uhr
Floating di Morel | Konzert | etage 3, 21 Uhr
MÄRZ
So 01
Di 03
Mi 04
Do 05
Fr 06
Sa 07
DER SCHÖNE FREITAG
Di 10
Do 12
Fr 13
Sa 14
05.12.14,
06.02.15,
06.03.15,
03.04.15,
01.05.15
immer
2100h
05.12.14,
06.02.15,
06.03.15,
03.04.15,
01.05.15
immer
2100h
www.theaterschlachthof.de
www.theaterschlachthof.de
10
*Wenn du mehr als eine Aussage mit JA beantworten kannst KOMM!
CO S M E T I C S
Fr 20
Sa 21
Mi 25
Fr 27
Sa 28
Deine Freunde | Konzert | Saal 15.30 Uhr
Philosophische Texte und Live-Musik | mit Björn Haferkamp | Saal 19.30 Uhr
Red City Radio | Konzert | Saal 19.30 Uhr
Skalinka | Record Release-Konzert | Saal 20 Uhr
U 20 Slam | Slam Poetry | Saal 19 Uhr
Akua Naru | Konzert | Saal 19.30
Die Efkaka-Improshow | Improtheater | etage 3, 20 Uhr
Cosmetics | Konzert | etage 3, 20 Uhr
Slam Bremen | Poetry Slam | Saal 19.30 Uhr
T!
Kayef | Konzert | Saal
LD OUUhr
SO19.30
SPH Bandcontest | Konzert | Saal 18 Uhr
V. B. Schulze's Bernsteinzimmer | Pirsch und Blatt. Wilkommensfanfaren
zum Beginn der JungjägerInnenkurse | etage 3, 21 Uhr
Kulturschock | DJs Holly & Grimbo | Saal 23 Uhr
Kippe Rockt! | Alltag/Paul/Ophélia/Sunset Replay | Saal 18.30 Uhr
Kai Twilfer: Schantall tut live! | Comedy | Saal 19 Uhr
Lighthouse – der alternative Gottesdienst | Gottesdienst / Konzert | Saal 18.30 Uhr
SPH Bandcontest | Konzert | Saal 18 Uhr
Brachenkiste: Angriff der Agrardrohne | Dadaistisches Puppentheater | etage 3, 21 Uhr
M o n t a g s offene Tanzgelegenheit | ab 20 Uhr Standard & Latein | ab 21.30 Uhr Tango mit dem DJane-Trio Natascha, Nina & Tango Anima | Alle Werderspiele im Kafé auf Großbildleinwand!
FREI
ZEIT
FR
EIZ
EIT
schlachthof
FEBRUAR / MÄRZ 2015
FEBRUAR
So 01 Tranquilla Trampeltreu | für Kinder ab 4 Jahren | Magazinboden, 11 Uhr
Sa 07 30. Bremer Karneval ›Ball Circvs Maximvs‹ | mit Musik und Tanz auf allen drei Ebenen,
Kesselhalle, Magazinkeller, Kneipe, 20 Uhr
Fr 13 Deine Lakaien | Koopmann Concerts | Kesselhalle 20 Uhr
Geschichten im Turm | Weisheitsmärchen | Uhrenraum, 20 Uhr
Fr & Sa Mephisto.Sein.Goethe | präsentiert von theaterSCHLACHTHOF |
13 & 14
Sa 14
So 15
Sa 21
So 22
Mi 25
Fr 27
Fr & Sa
27 & 28
M o n st er M ag n e t
25
Ko u k i
07
Sa 28
Theaterwerkstatt, 20 Uhr
Virtual Reality: Experience GNIS.ne | Jugendtheater | Kesselhalle, 20 Uhr
Frau Meier, die Amsel | Theater Pina Luftikus, für Kinder ab 4 Jahren | Magazinboden, 11 Uhr
Good Weibs meet Gospel2Soul & Gone Fishin’ | Kesselhalle, 20 Uhr
Sei kein Frosch, Lukas | Puppentheater Regenbogen, für Kinder ab 3 Jahren |
Magazinboden, 11 Uhr
The Touré-Raichel Collective | Roots Nights, präsentiert von Funkhaus Europa | Kesselhalle, 20 Uhr
Monster Magnet/Bombus | Koopmann Concerts | Kesselhalle, 20 Uhr
Funny van Dannen | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr
Mephisto.Sein.Goethe | präsentiert von theaterSCHLACHTHOF |
Theaterwerkstatt, 20 Uhr
Archive | Koopmann Concerts | Kesselhalle, 20 Uhr
MÄRZ
So 01 Prinz Eselsohr | Ambrella Figurentheater, für Kinder ab 4 Jahren | Magazinboden, 11 Uhr
Fr 06 Whirlschool 2015 – Tanz macht Schule | Kesselhalle, 11 Uhr und 18 Uhr
Sa 07 Women in (e)motion: Kouki/Rachael Dadd | Roots Nights, präsentiert von Funkhaus Europa,
Bremer Rat für Integration, Sparkasse in concert und Nordwestradio | Kesselhalle, 20 Uhr
So 08 Kurt und Wilma | Clowntheater, für Kinder ab 4 Jahren | Magazinboden, 11 Uhr
Pippo Pollina | Roots Nights, präsentiert von Funkhaus Europa | Kesselhalle, 20 Uhr
Di 10 22. Bremer Schulrockfestival 2015 | Kesselhalle, 19 Uhr
Mi 11 Women in (e)motion: Frazey Ford | präsentiert von Sparkasse in concert, Nordwestradio und
Kulturzentrum Schlachthof | Kesselhalle, 20 Uhr
Fr 13 Unduzo | Kesselhalle, 20 Uhr
Fr & Sa Mephisto.Sein.Goethe | präsentiert von theaterSCHLACHTHOF |
13 & 14
Theaterwerkstatt, 20 Uhr
Sa 14 Stand Up Disco | Party für Schwule, Lesben und Freunde | Magazinkeller, 23 Uhr
So 15 Der Wolf und die 7 Geißlein | Figurentheater Pappen Elli, für Kinder ab 3 Jahren |
Un d u z o
13
Di 17
Do 19
Fr 20
Sa 21
So 22
Di 24
Fr 27
Fr & Sa
27 & 28
Sa 28
Magazinboden, 11 Uhr
American Songbirds Festival:
Kyrie Kristmanson/Ashia & The Bison Rouge/ Rachelle Garniez/Daisy Chapman |
Roots Nights, präsentiert von Funkhaus Europa | Kesselhalle, 20 Uhr
Frank Goosen | Lesung | Koopmann Concerts | Kesselhalle, 20 Uhr
Geschichten im Turm | Weltgeschichtentag | Uhrenraum, 20 Uhr
19. Pop- & Jazzchorfestival | nach acht/Lazy Loops/Jacobs University Choir/
angeblich erträglich/Waller Heart-Chor | Kesselhalle, 19.30 Uhr
Die Blockflöte des Todes | Magazinkeller, 20 Uhr
Hokus Pokus Omnibus | Friedrich der Zauberer, für Kinder ab 4 Jahren | Magazinboden, 11 Uhr
Donots | Cult Pro | Kesselhalle, 20 Uhr
Feine Sahne Fischfilet | Cult Pro
| Beck,
Wodka
Revolte/Waving
The Guns
Kesselhalle,
20Lexius,
Uhr Florian
Lukas
Martin
Huch, Harald-Kirsch,
Verena| Knemeyer,
Björn
Ostermann,
Manfred
Pollert, Hannes
Mephisto.Sein.Goethe | präsentiert
von Picasa,
theater
SCHLACHTHOF
| Rademacher, AndreasRiedel, Fotostudio Schelhaas, Hendrik Schneller
Theaterwerkstatt, 20 Uhr
Marc-Uwe Kling Band | Kesselhalle, 20 Uhr
Schlachthof
// I M P R E S S U M
H e r a u s ge b e r : Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstraße 51, 28215 Bremen, Büro: Mo–Fr: 10–19 Uhr, Fon: 0421/37 7750, Fax: 37775 11, [email protected],
Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstraße 12–19, 28203 Bremen, Telefon: 0421/701461, -fax: 701306, Z-Magazin im Internet: www.schlachthof-bremen.de
Re d a k t i o n : Gudrun Goldmann (V.i.S.d.P.), Sean-Patric Braun, Sophie Hellgardt, Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt Ausland: Anette Harasimowitsch, Südafrika
Z-Magazin
Graf ische Gestaltung: Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt B e i t r ä ge : Martha Graf, Arne Helms, Jens Laloire, Frank Salewski, Jörg Windszus
F ot o s : Kai-Erik von Ahn (Titel), Kai-Erik von Ahn, Charley Fazio, Youri Lenquette, Carla Meurer, Imke Müller-Hellmann, Eliana Renner, Edith-Judith RennerWasserman, Michael Schildmann, Marlis Schuldt, Melody Smith Na m e n t l i c h gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion
wieder. D ru c ke r e i : Girzig & Gottschalk, Bremen.

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