Aufs richtige Pferd gesetzt

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Aufs richtige Pferd gesetzt
ZUCHT
a Hintergrund
Aufs richtige Pferd gesetzt
Elitezucht I Was haben Borsalino, Siegerhengst auf der Westfalen-Körung, Rostropowitsch, seit 2012 mit dem NRW im Namen und Aachen, Finalist des niederländischen
Pavo-Cups, gemeinsam? Sie alle wurden im Stall Schmid in Goldach geboren.
Foto: Fischer
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a staunt man nicht nur in Bayern:
Der Dressur-Siegerhengst, Borsalino, der westfälischen Körung 2014
stammt aus dem oberbayerischen Goldach
bei Hallbergmoos, aus dem Stall von Katja
und Hans Schmid. Und der Boston-Sohn
ist nicht das erste Zuchtprodukt, das in
der Fachwelt für Aufsehen sorgte: Auch der
Vize-Bundeschampion der fünfjährigen
Dressurpferde 2007 und jetziges GrandPrix-Erfolgspferd von Christoph Koschel,
Rostropowitsch NRW, wurde im Gestüt
Schmid entdeckt.
Katja und Hans Schmid stehen für: Pferdezucht, -sport und -ausbildung. Die Hengstfohlen werden in der Regel verkauft. Bei Borsalino
allerdings wurde eine Besitzergemeinschaft
gegründet (Schmid & Schreder). Die Stutfohlen werden am Hof selber aufgezogen. Dafür
stehen rund um den Betrieb über 5 ha Koppeln
zur Verfügung. Für die Ausbildung gibt es eine
20x40m-Reithalle und einen ebenso großen
Im Grand-Prix-Sport erfolgreich ist der
Wildcandela-Sohn Rostropowitsch (v. Rockwell)
unter Christoph Koschel, hier auf der Pferd
International 2012 in München, wo er unter
anderem Vierter im Grand Prix Special wurde.
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Sandplatz. Auf dem Schmid-Hof sind ca. 35
Boxen, wovon ein Teil an Pensionspferde
vermietet werden.
Pferd oder Motorrad?
Begonnen hat alles vor über 40 Jahren: Hans
Schmid, von Beruf eigentlich Maurer und
Landwirt im Nebenerwerb, hatte damals auf
dem Hof der Familie Werchau in der Postschwaige zu tun. Während der Arbeit kam er
erstmals mit Pferden in Kontakt. Und was er
da sah, faszinierte ihn. Und so stellte er sich
bald die Frage: Sollte es wirklich beim Kauf
des geplanten Motorrads bleiben oder sollte er
nicht vielleicht doch besser aufs Pferd setzen?
Seine neue Liebe siegte und so kam es, dass
er sich 1972 anstelle einer 30-PS-Maschine
für nur ein PS, die Stute Wildfang, entschied,
die er auf Anraten von Uli Werchau, damals
Vielseitigkeitsreiter, bei Ignaz Berger in Amberg erwarb. „Werchau gab mir den Tipp,
dass man eine Stute mit Papieren bräuchte.
Und beim Berger würde gerade eine stehen“,
erzählt Hans Schmid, 61. Mit Wildfang sollte
er richtig liegen.
Rückblickend haben zwei Stuten den
Schmidschen Zuchtbetrieb begründet: Hier
entwickelte sich zum einen der Zweig Wildfang
Februar 2015 I BAYERNS PFERDE
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Foto: Fischer
Geballte Kompetenz: Katja und Hans Schmid mit
ihrer „wilden“ Stutenfamilie (v. l.): Wildfiness,
Wildfiona, Wildshakira, Wildcandela und Wildfee.
ZUCHT
a Hintergrund
Westfälische Hengste,
bayerische Stuten
Foto: Beelitz
Foto: Fischer
Katja Schmid reitet die jungen Pferde selbst
an. Hier die dreijährige Wild-Dakota, die
bereits in Reitpferdeprüfungen platziert ist.
Borsalino, Dressursieger der westfälischen
Körung 2014, soll künftig Züchtern über den
Klosterhof Medingen zur Verfügung stehen.
und zum anderen der Stamm der Arora (v. Lucky
Bua/Lucky Boy XX/Alme/Gotthard/Ramzes).
Katja Schmid, die bereits als Kind eigene
Pferde hatte, lernte ihren Mann 1992 auf der
Anlage der Familie Dr. Oeppert kennen. Die
selbstbewusste Katja riet ihm damals für seine
Stute nicht Grannus sondern Landadel zu verwenden. Auf die Frage, auf was sie bei einem
Hengst achte, antwortete sie: „Der Hengst
muss eine maskuline Erscheinung haben, rittig
sein. Springhengste sollen Bewegung haben
und Dressurhengste auch springen können.
Wichtig ist, dass er zur Stute passt, hier also
Merkmale verbessert.“
Schulbetrieb mit Warteliste
Um für den Schulbetrieb gerüstet zu sein,
absolvierte die heute 47-Jährige vor ein paar
Jahren eine Ausbildung zum Trainer B. Das
sollte sich lohnen, für diesen Betriebszweig gibt
es eine Warteliste. Schmid setzt die Stuten hier
mit Bedacht ein. „Schließlich kenne ich die
Stuten seit sie Fohlen sind – da habe ich einen
engen Bezug zu ihnen“, erklärt sie. Auch die
Einsteller nehmen bei der kompetenten Frau
regelmäßig Unterricht. „Wir leisten es uns, in
unserem Schulbetrieb auch die Hengstmütter
einzusetzen“, lacht Hans Schmid.
Die Hengstfohlen werden westfälisch, die
Stutfohlen bayerisch gebrannt. „Der Züchter
und langjährige Leiter des Gestüts Ammerland,
Stratos Protogeros, hat mir mal gesagt, wenn
ich die Fohlen westfälisch brenne, kann ich
sie besser verkaufen. Das habe ich dann gemacht“, erzählt Hans Schmid. Ein guter Tipp:
Die 710.000 Euro für Boston-Sohn Borsalino
bei der westfälischen Auktion 2014, scheinen
für sich zu sprechen. Trotz der Qualität der
Schmidschen Pferde tummeln sich heuer
auf den Koppeln nur zwei Fohlen: aus der
Wildcandela von Hengst Escolar sowie aus der
Wildfee von Ganymedes. Die WildcandelaTochter gewann im August die Fohlenschau
Erdinger Land, die Wildfee-Tochter holte
den Reservesieg. Die Schmids gewannen hier
auch mit ihrer Familiensammlung Wildfee,
Wild-Shakira und Wild-Dacota.
Derzeit tragen drei Stuten: Elitestute Wildcandela und Wildfee mit Escolar sowie Araconda (Mutter des gekörten Aachen sowie des
S-Springpferdes Cup Driver) mit Bellini Royal.
Warum sie nicht alle ihre hochwertigen
Stuten jedes Jahr decken lassen? Für Katja
Schmid eine Frage der schwierigen Vermarktung. Und so bleibt die vierjährige WildDakota (v. Destano/Fidermark), die bereits
in Reitpferde-Prüfungen platziert ist und in
den Top Ten 2014 der dreijährigen bayerischen Sportpferde auf Platz 8 kam, und seit
einiger Zeit zum Verkauf steht, wohl noch
eine Weile in Goldach.
Sie ist übrigens aus derselben Mutter wie
Borsalino, der Dressursieger der westfälischen
Körung.
W
Andrea Tölle
Sie erreichen die Autorin
unter [email protected]
Jährlich in Münster und Vechta
Um sich ein Bild von den Hengsten zu machen, fährt Hans Schmid jedes Jahr auf die
westfälische und regelmäßig auf die Oldenburger Körung in Münster und Vechta.
Im täglichen Betriebsablauf ist er für die
landwirtschaftlichen Angelegenheiten, wie
etwa Heu machen, seine Frau für den Zuchtund Ausbildungsbetrieb zuständig.
Katja Schmid reitet die Pferde an und
stellt sie in Dressur bis Kl. M auf Turnieren
vor. Nur in schwereren Parcours kann sie
die Pferde nicht mehr reiten – ihr Rücken
macht nicht mehr mit. Für die Springpferde arbeitet das Ehepaar deshalb mit Hans
Günther Goskowitz zusammen, der zum
Beispiel die achtjährige Wildcandela-Tochter
Wildcristall (v. Cristallo/Coriograph B) in
Springprüfungen bis Kl. M** platzierte. Die
Schimmelstute steht derzeit zum Verkauf.
BAYERNS PFERDE I Februar 2015
Foto: Beelitz
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Da ist der Jubel groß (v. l.): Borsalinos Mitbesitzer Martin Schreder sowie Hans und Katja
Schmid bei der Auktion Ende November 2014 in Münster.
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er Zuchtbetrieb Schmid ist in den Jahren stetig gewachsen.
Alle Stuten haben die Leitungsprüfung absolviert und gehen
oder gingen zusätzlich im Sport – außer die bedeutendste Stute am
Hof, die Elite- und Staatsprämienstute Wildcandela (v. Coriograf
B aus der Wildgräfin von Landadel). „Hans hat immer gesagt, dass
Wildcandela zu schade zum Reiten ist“, schmunzelt Katja Schmid.
Da die Mutter Wildgräfin nach dem zweiten Fohlen an einer Kolik
verstarb, entschieden sich die Eheleute, Wildcandela ausschließlich
in der Zucht einzusetzen. Dass die Linie Rittigkeit vererbt, zeigt u.
a. ihre Tochter, die Staatsprämienstute Wild-Fiona (v. Fidermark),
die 2006 Siegerstute der Dreijährigen auf der Landesschau in
München war und die Siegerin der Leistungsprüfung in Buch.
Auch die Stute Wild-Finesse, die bereits vierjährig Dressurpferdeprüfungen Kl. A mehrfach gewonnen hat, ist ausgesprochen rittig.
Erfolgreichstes Sportpferd der Wildcandela ist derzeit der
zweitälteste Nachkomme Rostropowitsch (v. Rockwell). 2002
als Fohlen von Stratos Protogeros auf dem Gestüt Schmid entdeckt, sorgte Rostropowitsch 2005 bei der Westfalen-Körung
für Begeisterung. Unter dem Sattel entwickelte er sich weiter
und wurde unter Dorothee Schneider 2007 Vizechampion beim
Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde. Zu diesem
Zeitpunkt stand Rostropowitsch schon im Besitz der Schweizer
Familie Lualdi, bei denen Jürgen Koschel den Hengst entdeckte.
Seit 2009 sitzt Christoph Koschel im Sattel. Schon siebenjährig
gewann Rostropowitsch (benannt nach dem russischen Cellisten
Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch) seine ersten Prüfungen der schweren Klasse. Neunjährig folgte der Einstieg in den
Grand-Prix-Sport. 2014 gewann Rostropowitsch, der mittlerweile
das Kürzel NRW hinter seinem Namen trägt, unter Christoph
Koschel unter anderem die goldene Schleife im Grand Prix beim
Turnier der Sieger in Münster und wurde in der Kür Zweiter hinter
Dandelion unter Uta Gräf.
Wildcandelas Tochter, die Staatsprämienstute Wildfee (v.
Fidermark), ist Mutter von Borsalino, dem Dressursieger der
westfälischen Körung 2014. Die 2001 geborene Stute wurde von
Katja Schmid auf Dressurturnieren bis Kl. M* vorgestellt, bevor sie
in die Zucht ging. Derzeit ist sie tragend von Escolar.
Aroras Tochter, die 1997 geborene Elitestute Araconda (v.
Coriograph B), brachte in der Anpaarung mit dem westfälischen
Hengst Arpeggio Aachen, den niederländischen Hengstchampion
2007 in Zwolle. Das Auktionsfohlen von München-Riem 2001
wurde ebenfalls von Stratos Protogeros gekauft und in Westfalen gekört. Seine Leistungsprüfung im Springen absolvierte
er als Zweitbester. Danach wurde die international startende
niederländische Dressurreiterin Imke Schelling-Bartels auf den
Hengst aufmerksam. Er startete unter ihr auf Anhieb eine Dressurkarriere. Bereits 2006 war er im niederländischen Pavo-Cup
(einer Prüfung ähnlich dem deutschen Bundeschampionat)
Finalist. 2007 gewann er in Zwolle bei der Stallion-Show. Ein
weiterer Sohn der Araconda, der zehnjährige Cup Driver (v.
Con Air), ist derzeit im internationalen S**-Springen mit Sulz
Denise sehr erfolgreich.
Darüber, dass der westfälische Siegerhengst in der Dressur
Borsalino (v. Boston/Fidermark/Coriograf B) im Rahmen der
zur Körung gehöhrenden Auktion auf den Klosterhof Medingen
wechselte, freuen sich Katja und Hans Schmid besonders. Denn
während Aachen und Rostropowitsch mittlerweile gelegt sind,
soll dieser Hengst in den Deckeinsatz gehen. „Dann werden
wir auch mit ihm decken und 2015 vier Stuten in der Zucht
tö
einsetzen“, sagt Hans Schmid.
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