Facharbeit Jennifer Just

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Facharbeit Jennifer Just
Facharbeit im Rahmen der
Ausbildung zur
Mobilitäts- und
Rehatrainerin für Pferde
Fehlstellung der
Hufe
Jennifer Just
Dossenheim, Dezember 2012
Inhaltsverzeichnis
Thema
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Definition Fehlstellung
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Beispiele Fehlstellung
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•
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Flachhuf
Vollhuf
Trachtenzwang
Steile Hufwand
Flache Hufwand
Bockhuf
Ursachen
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Auswirkungen auf den Bewegungsapparat
6
• Was merkt der Reiter?
• Erklärung
Fallbeispiel Bockhuf
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•
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angeborene Fehlstellung
erworbene Fehlstellung
Was passiert?
Folgen
Therapie
• Physiotherapie
Resümee
Literaturverzeichnis
Bildverzeichnis
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Thema:
Fehlstellung der Hufe!
Haben diese Auswirkungen auf den Bewegungsapparat,
wenn ja, wie können die aussehen, wie müssen die
therapiert werden.
Vorwort
Hufe sind nicht nur „der tote Klotz am Bein“ eines Pferdes für den sie lange gehalten wurden
und zeitweise auch leider heute noch gehalten werden. Er ist der „Fingerabdruck“ des
Pferdes. Durch diese Arbeit möchte ich aufzeigen, wie wichtig der Huf für ein Pferd ist und
was er über das Pferd und seine Motorik erzählt.
„Die Form eines Hufes ist einer der wichtigsten Indikatoren für die darüber stattfindende motorische
Prozesse. … „1
Hat ein Huf eine Fehlstellung, tritt ein Kreislauf in Gang:
Schmerzhafte Bewegungsabläufe führen zu Schonbewegungen, d.h. es erfolgt eine Verlagerung des
Körpergewichtes/Bewegungsablaufes auf weniger schmerzende Körper-/Gliedmaßenbereiche. Damit
verändert sich das Abriebverhalten des Hufhorns, bzw. die Gewichtsverteilung im Huf bei
beschlagenen Pferden.“2
Definition: Fehlstellung
„Angeborene (z.B. Coxa vara) oder erworbene (z.B. Deformitätsheilung) falsche >>Stellung<<
eines Knochens oder Skelettabschnitts."3
Am Huf eines Pferdes kann man erkennen ob die Belastung über einen längeren
Zeitraum gleichmäßig verteilt wird.
„Schont das Pferd ein Bein, wird der Huf auf der betroffenen Seite mit der Zeit durch die
geringere Belastung höher und schmäler. Die andere Seite dagegen wird durch die höhere
Belastung breiter und flacher.“4
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1
2
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4
Zanger
Zanger
Hexal
BPP, Seite102
Beispiele von Fehlstellungen
„Flachhuf:
Als Flachhuf bezeichnet man einen oft übermäßig weiten Huf, bei dem die Seitenwände in
einem sehr spitzen Winkel zum Erdboden stehen und die Sohle mit der Tragfläche in einer
Ebene liegt.“5
„Vollhuf:
Der Vollhuf ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Sohle ganz oder teilweise
erdbodenwärts hervorwölbt, besonders im Bereich der Sohlenschenkel. Bei einseitigen
Sohlenschenkel-Vollhuf tritt dieses Leiden an der stärker belasteten Hufhälfte auf.“ 6
Trachtenzwang, untergeschobene Trachten:
„Bei zu flach stehenden Pferden lastet mehr Gewicht auf dem hinteren Hufbereich. Hält
dieser Zustand länger an, können die Trachten diesem zusätzlichen Gewicht nicht
standhalten und schieben sich nach innen unter den Huf (Trachtenzwang, untergeschobene
Trachten).“7
Steile Hufwand:
„die steile Hufwand ist die stärker belastete Hufwand. Die Steilheit entsteht dadurch, dass
das Pferd auf diesem Wandbereich zuerst auffusst und sich damit in diesem Bereich stärker
den Tragrand abläuft, woraus sich der steilere Wandwinkel ergibt.“8
Flache Hufwand:
„die flachere Hufwand ist die weniger belastete Hufwand. Hier fußt das Pferd später auf. In
der Folge ist der Hornabrieb an diesem Wandbereich reduziert, was dazu führt, dass sich
diese Hufwand flacher ausbildet.“9
Bockhuf:
„Wenn ein Huf einen Winkel von 60 Grad und darüber aufweist, spricht man von einem
>>Bockhuf<<. Handelt es sich dabei um einen erblichen Zustand, tritt er entweder ein- oder
beidseitig auf. Bockhufartige Deformationen haben ihre Ursache gewöhnlich in einer
Mißbildung der tiefen Beugesehne. Gelegentlich können auch der Fesselträger und/oder die
oberflächliche Beugesehne beteiligt sein. Die betroffenen Pferde sind in der Regel hochgradig
beeinträchtigt“10
Dieses Krankheitsbild wird später als Fallbeispiel beschrieben.
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LdH
LdH
Zanger
Zanger
Zanger
BTA
Ursachen
Die Ursachen für Huffehlstellungen sind die Stellungen der Gliedmaßen sowie der
Gliedmaßenführungen. Diese ist wiederum von der Konstitution und Balance der gesamten
Bewegungsmotorik abhängig. Es gibt auch angeborene Fehlstellungen die durch
Schmerzen und Schonhaltung noch vermehrt zur Fehlstellung führen.
„Zwar ist die Ausbildung einer bestimmten Hufform kein eindeutiges Anzeichen, welches zwangsläufig
auf eine spezifische Erkrankung oder Mobilitätseinschränkung schließen lässt, allerdings gibt die
Hufform nicht zu vernachlässigende Hinweise für einen Diagnoseansatz.“ 11
„Hierbei sollte man sich gleich einprägen: Der Normalfall der Hufform entspricht nicht dem
regelmäßig geformten Huf! Der Normalfall besteht darin, dass die Hufform von dieser idealisierten
Vorstellung abweicht und zwar entsprechend der dem Pferd eigenen Gliedmaßenstellung und
Gliedmaßenführung.“12
Unter anderem sind Stellungsfehler auch haltungsbedingt. Viele Pferde stehen auf zu
weichen Untergrund und haben zu wenig Bewegung. Dazu kommt meist ein falscher
Beschlag und/oder eine ungenügende Hufbearbeitung.
„Wenn eine permanente Krafteinwirkung zu ungleicher Gewichtsverteilung auf beiden Hälften des
Hufes führt, sind Veränderungen der Hufform im Zuge der ständigen Nachbildung neuen Hufhorns die
Folge.“13
Der Huf lässt erste Rückschlüsse auf die Bewegungsabläufe und Huftellungen sowie auf
Erkrankungen schließen.
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11 Zanger
12 Zanger
13 BTA , S 21
Auswirkungen auf den Bewegungsapparat
„Die Form eines Hufes ist einer der wichtigsten Indikatoren für die darüber stattfindende
motorische Prozesse.“14
Was merkt der Reiter ?
Durch die Fehlbelastung können Gangbildveränderungen auftreten:
• stolpern
• kurze Tritte
• Taktunreinheit
• Lahmheit
• Verspannung im Genick, Hals und Rückenbereich, lassen sich nicht stellen
• Schulterfreiheit eingeschränkt
• fehlende Losgelassenheit und Schwung
Wenn die Füße schmerzen fehlt es dem Pferd an Losgelassenheit und Schwung. Laufen Sie
selbst mal mit dünnen Sohlen oder gar barfuß über eine Schotterpiste….Was tut Ihnen
danach alles weh?
Erklärung:
Beim falschen Auffußen kommt es zu einer Dysbalance in der betroffenen Extremität. Damit
ändern sich die Druckverhältnisse in den Gelenken. Es kommt es zur Überlastung und in
der Folge zu Schäden am Bewegungsapparat, die sich bis in den Hals und Rückenbereich
auswirken kann.
Das stoßdämpfende System der Zehe und Fessel kann nicht optimal arbeiten, wenn die
Zehenachse nicht parallel zur vorderen (dorsalen) Hufwand verläuft. Sehnen und Bänder
können aufgrund der fehlenden Stoßdämpfung beim falschen Auffußen überbelastet werden.
Dadurch kommt es z.B. zu verkürzter Schrittlänge.
Beispiel:
Bei einer zu langen Zehe und einer zu niedrigen Trachte wird die Fußung zu flach,das
Abrollen verzögert, und es kommt zu einer vermehrten Zugbelastung auf die tiefe
Beugesehne und ähnlichen Strukturen. Die Folge ist eine verlängerte Schrittlänge.
Durch die schlechtere Stoßdämpfung, sowie falsches Auffußen hat das Pferd Schmerzen,
und es kann zu Entzündungen der Gelenke und Sehnen kommen.
6
14 Zanger
Fallbeispiel Bockhuf
„krankhafte Hufform beim Pferd, gekennzeichnet durch stumpfe Form, kurze Zehen, lange
Trachten (Huf) und ausgehöhlte Sohle, meist Folge chronischer Sehnen- und Gelenkleiden,
auch unsachgemäßer Hufpflege, mitunter angeboren.“15
Bild 1
Bild 2
Bild 3
Wie man im Bild 1 sehen kann, wird dieses Pferd mit dem kompletten Huf aufsetzten und
nicht richtig abrollen können. Wiederum ist das Abfussen durch den steileren Winkel
erleichtert. Das Vorführen ist aber verkürzt durch die kürzeren Sehnen und Bänder sowie der
kürzeren Muskulatur. Dadurch kommt es noch mehr zur Zehenfußung und somit zu einem
stärkerm Abrieb der Zehe. Das Pferd ist dadurch sehr beeinträchtigt, denn der vordere Teil
des Hufes sollte das Gewicht tragen und der hintere Teil sollte die Bewegung nach vorne
schieben.
Man muss unterscheiden zwischen angeborenem und erworbenem Bockhuf.
Die angeborene Fehlstellung kann komplett behoben werden, durch regelmäßige und
behutsame Hufbearbeitung, um die Sehne nicht zu überlasten. Bewegung auf hartem,
planen Untergrund ist unerlässlich, denn die Sehne ist in der Lage sich bis zum 4.Lebensjahr
noch zu verlängern. Des öfteren wird dies auch operativ gerichtet.
Wichtig ist zu wissen ob es nicht genetisch bedingt ist.
Die erworbene Fehlstellung kann nur sehr bedingt behoben werden. Im Wesentlichen ist es
wichtig, dass ein Fortschreiten verhindert wird. Denn ist es leider möglich, dass sich die
Fehlstellung manifestiert.
Hin und wieder kann eine Verlängerung der Sehne durch eine Operation erreicht werden.
Dabei wird das Unterstützungsband der Beugesehen eingeschnitten. Dies ist aber nur in
wenigen Fällen möglich.
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15 universal_lexikon.deacademie.com/215477/Bockhuf
Gründe für einen Bockhuf gibt es einige:
•
•
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•
•
Schonhaltung oder Entlastung über längere Zeit durch Schmerzen oder eine Op am
Huf
Bewegungsmangel
Boxenhaltung
Vernachlässigung der Hufbearbeitung
falscher Beschlag
Was passiert?
Durch den Schmerz oder die längere Entlastung fußt das Pferd nicht mehr vollständig auf.
Es kommt zu einem zu kurzen Tritt. Durch den fehlenden Abrieb an den Trachten wachsen
diese in die Länge. Der vermehrte Abrieb der Zehe lässt sie immer steiler werden. Mit der
Zeit verkürzt sich die Sehne, die Beugung im Zehengelenk wird behindert und bringt das
Hufbein in eine steilere Stellung. Das Abrollen wird immer schwieriger werden. Als Folge wird
die Leistung und die Bewegung stark eingeschränkt.
Durch den massiven Zug und die Belastung auf die Sehnen und Bänder, infolge dessen
auch auf die Muskulatur, werden diese immer weiter angespannt und verkürzt. Die
Muskulatur verkürzt sich aber auch schon durch andauernde Entlastung, denn ein Muskel
der nicht arbeitet wird weniger durchblutet und deshalb mit weniger Nährstoffen versorgt. Der
Körper baut diesen Muskel langsam ab. Wiederum werden Sehnen und Bänder vermehrt auf
Zug gesetzt.
Folgen:
Es kann zu Hornspalten kommen, die durch zu hohe Spannung auf die Hufwand entstehen.
Quetschungen und Entzündungen der Sohlenlederhaut, sowie eine Deformation des
Hufbeins können entstehen.
Therapie
Um an die optimale Hufform für das Pferd zu gelangen, ist langsames Herantasten von
Nöten. Es ist über alle Therapie wichtig, das Pferd zu beobachten. Es darf nicht die Lust am
Laufen durch den Schmerz zu verlieren. Es können auch Schmerzen durch die plötzliche
Umstellung (Winkelveränderung) entstehen.
Die Therapie sollte sich über einen längeren Zeitraum hinziehen um Entzündungen,
Reizungen sowie eine Überlastung der Beugesehne oder der komplexen Hufrolle entgegen
zu wirken.
Wenn der Zeitraum zu kurz gewählt wird könnte sogar eine Belastungsrehe entstehen.
Außerdem ist es auch unumgänglich einen guten Hufschmied und/oder Barhufpfleger zu
beauftragen.
In wöchentlich oder in kürzeren Abständen, sollten die Trachten in geringen Mengen gekürzt
werden um die Sehnen und Bänder an die neue Druck- und Zugsituation zu gewöhnen.
Wichtig dabei ist, dass die Trachten nur soweit gekürzt werden, dass sie nicht den Kontakt
zum Boden verlieren. Damit ergibt sich eine physiologische Abnutzung der Trachtenregion
(nur bei Barhuf).
Unter anderem sollte der Hufschmied der Zehe Richtung vorgeben um ein leichteres
Abrollen zu begünstigen.
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Nach abgeschlossener Therapie, sollte das Pferd durch gezielte Übungen wieder aufgebaut
werden, denn durch die lange Therapiezeit wird auch die Muskulatur in Mitleidenschaft
gezogen.
Dies sollte aber nur nach Absprache mit einem/r erfahrenen Physiotherapeut/in geschehen,
um weitere Verletzungen oder Überdehnungen auszuschließen.
Physiotherapie
Es gibt einige Ansätze wie man die Therapie unterstützen und abrunden kann:
Massage mit passiver Streckung:
Die Massage kann man mit Vibration unterstützen um die Muskulatur zu lockern,
Verklebungen zu lösen und die Bildung neuer Verklebungen zu verzögern. Zudem erhöht
sich dadurch die Durchblutung in diesem Bereich.
Die passive Streckung sollte langsam und vorsichtig vorgenommen werden, nachdem das
Gewebe durch die Massage vorbereitet und warm ist. Sie sollte nicht über den Wohlfühlpunkt
des Pferdes hinaus gehen, d.h. keine neue Schmerzreize setzten und nicht gegen das Pferd
arbeiten.
Softlaserbehandlung:
Diese erhöht den Lymphfluss und die Durchblutung, fördert die Bildung von aktiven
Bindegewebszellen (Fibroblasten) sowie die Kollagensynthese (Bildung von Gerüsteiweiß
und der Stützsubstanz) und hemmt die Narbenbildung.
Feuchte Wärme:
Vor der Arbeit sollte man feuchte Wärme anwenden um die Durchblutung zu erhöhen.
Zudem wird die Dehnbarkeit der Sehnen, Bänder und der Muskulatur gefördert.
Bewegung:
Man sollte darauf achten dass viel Schritt auf hartem Untergrund zur täglichen Arbeit gehört
und das Bein weit nach vorne heraus schwingen kann. Dazu kann man mit Cavalettis
arbeiten um die Dehnung der Sehnen und Bändern zu fördern.
Resümee
Mir ist wichtig fest zu halten, dass die Korrektur einer Fehlstellung des/der Hufe/s nur
einem erfahrenen Hufschmied oder Barhufpfleger überlassen werden sollte.
Dieser kann entscheiden wie, wo und wie viel Material von Huf entfernt, oder ob
sogar ein Tierarzt hinzugezogen werden muss.
Physiotherapeuten oder/und Osteopathen können vorbeugend, begleitend und nach
abgeschlossener Therapie, aufbauend mitwirken.
Ich möchte unter anderem durch diese Arbeit aufgezeigen, dass viele Probleme der
Pferde auf Fehlstellungen der Hufe zurückzuführen sind. Es ist wie bei uns
Menschen: Wenn der Schuh nicht richtig passt, wir ihn nicht ausziehen können,
leiden wir ebenso an schmerzenden Füßen, in Folge dessen an Knie-, Hüft- und
Rückenschmerzen. Daraus würden sich unweigerlich auch Bewegungsprobleme und
Gangbildveränderungen ergeben.
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Literaturverzeichnis
Zanger:
Hufbeschlagsschmied/NL, zanger-pferd.de, Skript 20.11.2012
Hexal:
Hexal Taschenlexikon Medizin, Urban & Schwarzenberg 1993
BPP:
Biomechanik und Physiottherapie für Pferde, Helle Katrine Kleven, Fnbuch
LdH:
Lehrbuch des Hufbeschlags, Begründet von Hermann Ruthe, Herausgeber Lutz-Ferdinand
Litzke, Burkhard Rau, 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
BTA:
Bild-Text-Atlas zur Anatomie und Klinik des Pferdes, Band 1, Bewegungsapparat und
Lahmheit, Ronald J. Riegel, Susan E. Hakola, Schlütersche
Bildverzeichnis
Bild 1
Dr. Michael Zanger
Bild 2
www.ute-pferdeecke.de/hufe/hufkurs-neu.htm
www.reitforum.de/die-richtige-bockhufbearbeitung583778-6.html
Bild 3