TIT-Beil 0001
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MMR Zeitschrift für Informations-, Telekommunikationsund Medienrecht MultiMedia und Recht IT-Vertragsrecht und eCommerce Immaterialgüterrecht Wettbewerbs- und Kennzeichenrecht Telekommunikations- und Medienrecht Datenschutzrecht Verfahrensrecht THOMAS HOEREN / JOHANNES GRÄBIG (Hrsg.) Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 Herausgeber: Dietrich Beese Dorothee Belz Dr. Michael Bertrams Georg M. Bröhl Prof. Dr. Herbert Burkert Prof. Dr. Oliver Castendyk Jürgen Doetz Prof. Dr. Carl-Eugen Eberle Prof. Dr. Reto M. Hilty Prof. Dr. Thomas Hoeren Prof. Dr. Bernd Holznagel Prof. Dr. Günter Knieps Wolfgang Kopf Christopher Kuner Matthias Kurth Prof. Dr. Wernhard Möschel Dr. Bernd Pill Robert Queck Prof. Dr. Peter Raue Dr. Wolfgang von Reinersdorff Prof. Dr. Alexander Roßnagel Prof. Dr. Joachim Scherer Dr. Raimund Schütz Prof. Dr. Ulrich Sieber Dr. Axel Spies Prof. Dr. Gerald Spindler Prof. Dr. Eike Ullmann 2 I. IT-Vertragsrecht (JAN SPITTKA) 4 II. Verbraucherschutzrecht und eCommerce (EVA-MARIA HERRING) 7 III. Haftung im Internet (CHRISTINE ALTEMARK) 11 IV. Onlinewerbung und Lauterkeitsrecht (JULIA SEILER) 15 V. Domain- und Kennzeichenrecht (JOHANNES GRÄBIG) 18 VI. Urheberrecht (SEBASTIAN NEURAUTER) 22 VII. Persönlichkeits- und Immaterialgüterrecht (JULIA ARIELLA BILEK) 25 VIII. Telekommunikationsrecht (CHRISTINE NOLDEN) 28 IX. Medienrecht (CHRISTOPH ANDREAS GOLLA) 32 X. Computer- und Internetstrafrecht (VERENA STEIGERT) 35 XI. Datenschutzrecht (MARINA RINKEN) 40 XII. Verfahrensrechtliche Fragen (CHRISTOPH REMPE) 44 XIII. Internationale Aspekte (FELIX BANHOLZER) MMR-Beilage http://www.mmr.de 6/2010 Seiten 1–48 13. Jahrgang · 17. Juni 2010 Verlag C.H.Beck München 1830201006 Inhaltsverzeichnis I. Schwerpunkt 1: IT-Vertragsrecht (JAN SPITTKA) 1. Vertragsgestaltung bei IT-Projekten . . . . . . 2. Haftung bei IT-Projekten. . . . . . . . . . . . 3. Outsourcing und Cloud Computing . . . . . . . . . . 2 2 2 3 VII. Schwerpunkt 7: Persönlichkeits- und Immaterialgüterrecht (JULIA ARIELLA BILEK) . . . . . . . . 22 1. Bewertungsforen . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2. Medienberichterstattung . . . . . . . . . . . . 23 II. Schwerpunkt 2: Verbraucherschutz und eCommerce (EVA-MARIA HERRING) . . . . . . . . . . . . . . . 4 1. Verbraucher- und Unternehmerbegriff in der IT-Branche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2. Widerrufsbelehrung und -frist. . . . . . . . . . 4 3. Musterwiderrufsbelehrung . . . . . . . . . . . 5 4. Rechte und Pflichten des Verbrauchers . . . . . 5 VIII. Schwerpunkt 8: Telekommunikationsrecht (CHRISTINE NOLDEN) . . . . . . . . . . . . 1. Reform des europäischen Rechtsrahmens . . 2. Marktregulierung . . . . . . . . . . . . . . 3. Vorratsdatenspeicherung . . . . . . . . . . 4. Kundenschutz . . . . . . . . . . . . . . . 5. Frequenzen und Breitbandausbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 25 25 26 26 26 III. Schwerpunkt 3: Haftung im Internet (CHRISTINE ALTEMARK) . . . . . . . . . . . . 1. Haftung des Admin-C. . . . . . . . . . . . 2. Haftung im Zusammenhang mit FilesharingSystemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Haftung von Betreibern von Internetportalen 4. Haftung im Zusammenhang mit Werbung . 5. Sonstige Haftungsfragen . . . . . . . . . . IX. Schwerpunkt 9: Medienrecht (CHRISTOPH ANDREAS GOLLA) 1. Rundfunkgebühren . . . . . 2. Jugendschutz . . . . . . . . 3. Glücksspiel/Gewinnspiel . . 4. Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 28 28 29 29 X. Schwerpunkt 10: Computer- und Internetstrafrecht (VERENA STEIGERT) . . . . . . . . . . . . . 1. Sicherstellung und Beschlagnahme von E-Mails . 2. Online-Durchsuchung. . . . . . . . . . . . . . 3. Sonstiges Strafprozessrecht . . . . . . . . . . . 4. Materielles Strafrecht . . . . . . . . . . . . . . 32 32 32 32 33 XI. Schwerpunkt 11: Datenschutzrecht (MARINA RINKEN) . . . . . . . . . . . 1. Vorratsdatenspeicherung . . . . . . 2. Auskunftsansprüche . . . . . . . . 3. BDSG-Novellen . . . . . . . . . . . 4. Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 35 36 36 36 XII. Schwerpunkt 12: Verfahrensrechtliche Fragen (CHRISTOPH REMPE) . . . . . . . . . . . . . . . 1. Zuständigkeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Formfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Beweisfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Prozesskosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 40 40 40 41 XIII. Schwerpunkt 13: Internationale Aspekte (FELIX BANHOLZER) . . . . . . . . . . . . 1. Google Buchsuche . . . . . . . . . . . . 2. Google AdWords . . . . . . . . . . . . . 3. Vorratsdatenspeicherung . . . . . . . . . 4. Haftungsrecht . . . . . . . . . . . . . . 44 44 44 44 45 . . . . 7 7 . . . . 7 7 7 7 IV. Schwerpunkt 4: Onlinewerbung und Lauterkeitsrecht (JULIA SEILER) . . . . . . . . . . . . 1. Spam und Telefonwerbung . . . . . . . . . . 2. Mitbewerberbehinderung. . . . . . . . . . . 3. Keyword Advertising . . . . . . . . . . . . . 4. Missbräuchliche Abmahnungen . . . . . . . . 5. Notwendige (Preis-)Angaben und Abofallen. . 6. Allgemeines Wettbewerbsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 11 11 12 12 12 V. Schwerpunkt 5: Domain- und Kennzeichenrecht (JOHANNES GRÄBIG) . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1. 2. 3. 4. 5. 6. Google AdWords . . . . . . . . . Vergabepraxis der DENIC . . . . . Kennzeichenrecht. . . . . . . . . Namensrecht . . . . . . . . . . . Notar- und Rechtsanwaltsdomains Rechtsdurchsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 15 16 16 16 16 VI. Schwerpunkt 6: Urheberrecht (SEBASTIAN NEURAUTER) . . . . . . . . 1. Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG . 2. Datenbanken . . . . . . . . . . . . . 3. Software . . . . . . . . . . . . . . . 4. Musik, Töne, Bilder, Videos, Fernsehen 5. Sonstiges und Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 18 19 19 19 19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitschrift für Informations-, Telekommunikationsund Medienrecht MMR MultiMedia und Recht HERAUSGEBER Dietrich Beese, Rechtsanwalt, Hamburg – Dorothee Belz, Director Legal & Corporate Affairs, Microsoft Deutschland GmbH, Unterschleißheim – Dr. Michael Bertrams, Präsident VerfGH und OVG für das Land Nordrhein-Westfalen, Münster – Georg M. Bröhl, Leiter der UA Informationsgesellschaft, Medien, Rechtsangelegenheiten IKT, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Berlin – Prof. Dr. Herbert Burkert, Forschungsstelle für Informationsrecht, Universität St. Gallen – RA Prof. Dr. Oliver Castendyk, Universität Potsdam/ Erich Pommer Institut, Potsdam – Jürgen Doetz, Präsident Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT), Berlin/Präsident der Fernsehakademie Mitteldeutschland, Leipzig – Prof. Dr. Carl-Eugen Eberle, Justitiar ZDF, Mainz – Prof. Dr. Reto M. Hilty, Direktor am Max-Planck-Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht, München/Ordinarius an der Universität Zürich – Prof. Dr. Thomas Hoeren, Direktor der Zivilrechtlichen Abteilung des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht, Universität Münster – Prof. Dr. Bernd Holznagel, Direktor der Öffentlich-rechtlichen Abteilung des Instituts für Informations-, Telekommunikationsund Medienrecht, Universität Münster – Prof. Dr. Günter Knieps, Direktor des Instituts für Verkehrswissenschaft und Regionalpolitik, Universität Freiburg – Wolfgang Kopf, Leiter des Zentralbereichs Politische Interessenvertretung und Regulierung, Deutsche Telekom AG, Bonn – Christopher Kuner J.D., LL.M., Attorney at Law, Hunton & Williams, Brüssel – Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen, Bonn – Prof. Dr. Wernhard Möschel, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim BMWi/Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht, Universität Tübingen – Dr. Bernd Pill, Düsseldorf – Robert Queck, Maı̂tre de Conférences, Centre de Recherches Informatique et Droit (CRID), Universität Namur, Belgien – RA Prof. Dr. Peter Raue, Hogan & Hartson Raue L.L.P. Berlin – RA Dr. Wolfgang von Reinersdorff, Justitiar Deutsche Netzmarketing GmbH, Köln/Heuking Kühn Lüer Wojtek, Hamburg – Prof. Dr. Alexander Roßnagel, Universität GH Kassel/ wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Europäisches Medienrecht (EMR), Saarbrücken – RA Prof. Dr. Joachim Scherer, Baker & McKenzie, Frankfurt a.M. – RA Dr. Raimund Schütz, Loschelder Rechtsanwälte, Köln – Prof. Dr. Ulrich Sieber, Direktor und Leiter der strafrechtlichen Abteilung des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht, Freiburg / Honorarprofessor und Leiter des Rechtsinformatikzentrums an der Ludwig-Maximilians-Universität, München – RA Dr. Axel Spies, Bingham McCutchen, Washington DC – Prof. Dr. Gerald Spindler, Universität Göttingen – Prof. Dr. Eike Ullmann, Vors. Richter des I. Zivilsenats am BGH a.D., Karlsruhe BEILAGE 6/2010 THOMAS HOEREN / JOHANNES GRÄBIG (Hrsg.) Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 I m Jahr 2009 gab es wieder in allen Bereichen des Internet- und Multimediarechts spektakuläre Gerichtsentscheidungen und Gesetzesänderungen. Über 600 Urteile und ca. 500 Aufsätze stehen für eine spannende Weiterentwicklung dieses dynamischen Rechtsgebiets. Im IT-Vertragsrecht war dies etwa die BGH-Entscheidung zu § 651 BGB mit ihren möglichen Auswirkungen auf die IT-Branche. Im Verbraucherschutzrecht erhält die Musterwiderrufsbelehrung nun Gesetzesrang. Zur heftig umstrittenen Frage der Haftung des Admin-C ist inzwischen ein Verfahren beim BGH anhängig. Im Bereich des Wettbewerbsrechts ging es vor allem um Spam-E-Mails sowie Änderungen des UWG im Zusammenhang mit Telefonwerbung. In seinen drei Urteilen vom Januar 2009 nahm der BGH zur Zulässigkeit von GoogleAdWords Stellung, zu der inzwischen auch der EuGH geurteilt hat. Im Urheberrecht stand der zum 1.9.2008 eingefügte Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG im Vordergrund. Bei den Persönlichkeitsrechten ging es vor allem um Bewertungsforen wie spickmich.de sowie die Berichterstattung über Straftäter in den Medien, vor allem in Online-Archiven. Von enormer Bedeutung für das TKRecht wird die im November 2009 verabschiedete Reform des europäischen Rechtsrahmens sein. Die Auseinandersetzung um Rundfunkgebühren und Glücksspiele prägten das Medienrecht. Im Bereich des Strafrechts ging es ebenfalls um Glücksspiele. Zudem urteilten zuerst der BGH und anschließend das BVerfG zur Sicherstellung und Beschlagnahme von E-Mails. Die drei BDSG-Novellen standen neben den datenschutzrechtlichen Aspekten des urheberrechtlichen Auskunftsanspruchs im Mittelpunkt der datenschutzrechtlichen Diskussion. Eines der wichtigsten Themen im internetbezogenen Verfahrensrecht stellt weiterhin der sog. „fliegende Gerichtsstand“ dar. Auf internationaler Ebene ging es vor allem um Google-Books und die Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung. Zu diesen und vielen weiteren Themen gibt es auf den nächsten Seiten ausführliche Informationen. Zunächst werden in einem Text die wichtigsten Aspekte der einzelnen Schwerpunkte kurz dargestellt. Anschließend folgt in einer Tabelle eine ausführliche Zeitschriftenauswertung, in der alle relevanten Urteile und Aufsätze thematisch geordnet und mit ausführlichen Fundstellennachweisen versehen sind. Entsprechend der rechtsgebietsübergreifenden Zusammenhänge im Internet- und Multimediarecht wird in den einzelnen Schwerpunkten auf weitere Schwerpunkte verwiesen, in denen ein Thema aus einer anderen Sicht behandelt wird. Neu hinzugekommen sind in diesem Jahr die Schwerpunkte ITVertragsrecht, Medienrecht sowie Computer- und Internetstrafrecht. REDAKTION Anke Zimmer-Helfrich, Chefredakteurin – RAin Ruth Schrödl, Redakteurin – Marianne Gerstmeyr, Redaktionsassistentin Wilhelmstr. 9, 80801 München c Professor Dr. Thomas Hoeren ist Direktor der Zivilrechtlichen Abteilung des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) an der Universität Münster. Johannes Gräbig ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ITM. Die Autoren der einzelnen Schwerpunkte sind ebenfalls Mitarbeiter des ITM. I. Schwerpunkt 1: IT-Vertragsrecht Im Themenkomplex des IT-Vertragsrechts werden vor allem Fragen der Vertragsgestaltung, der Durchführung und des Vertriebs sowie Haftungsfragen bei Softwarelösungen und IT-Projekten behandelt. Ein weiterer Blick wird auf die gestalterischen Besonderheiten bei Outsourcing-Projekten und die neueren Entwicklungen im Bereich „Cloud Computing“ geworfen. 1. Vertragsgestaltung bei IT-Projekten Bei der Gestaltung von Softwareverträgen und komplexen ITProjekten kann eine Vielzahl von rechtlichen Problemen auftauchen. Nur durchdachtes und verantwortungsvolles Vorgehen bei der Vorbereitung, Strukturierung, Gestaltung und Nachsorge kann verhindern, dass es zu einem – zumindest teilweisen – Fehlschlag und damit verbundenen, oft langjährigen juristischen Auseinandersetzungen kommt. Die effiziente Vertragsgestaltung beginnt nach Deister (6) bereits mit der Auswahl der richtigen Verhandlungsstrategie, mit der die Planung des Projekts in Angriff genommen wird. Nur wenn Klarheit über Stärken und Schwächen der eigenen Position und der des Vertragspartners besteht, kann zielorientiert verhandelt werden, ohne das Projekt von vorne herein mit Geburtsfehlern zu versehen. Becker (3) befasst sich mit der Frage, wie unternehmensinterne Richtlinien zur Vergabe von IT-Projektaufträgen gestaltet werden sollten, um eine rationale Abwägung aller wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Chancen und Risiken zu ermöglichen. Die Risikoerfassung und -bewertung dient dabei dem frühzeitigen Ergreifen von Gegenmaßnahmen, um eine Haftung des Vorstands bzw. Geschäftsführers bei einem Fehlschlag des Projekts zu vermeiden.1 Werden mit Softwareunternehmen langfristige Rahmenverträge über mehrere, später zu konkretisierende Einzelprojekte abgeschlossen, so sollten diese laut Intveen (11) bezüglich der Rechte an den Arbeitsergebnissen, der Haftung, der Laufzeit und der Kündigungsmodalitäten bereits so detailliert abgefasst sein, dass im späteren Tagesgeschäft nur noch die Leistungs- und Vergütungsseite und einige Details geregelt werden müssen. Bischof (4), Kirn/Müller-Hengstenberg (14) und Ortner (17, 18) befassen sich in ihren Abhandlungen mit der Auftragsvergabe für IT-Projekte durch die öffentliche Hand, unter Berücksichtigung und Kritik der EVB-IT-Systeme sowie unter Anwendung spezieller, vor der Ausschreibung ausgearbeiteter Bewertungskriterien. Im Rahmen der Vertragsstrukturierung und -ausgestaltung raten Bischof/Witzel (5), sich auf Auftraggeberseite genaue Vorstellungen über die Anforderungen an die Performance, also Funktionalität, Zuverlässigkeit, Gebrauchstauglichkeit, Effizienz und Wartbarkeit der Software zu machen, damit diese so präzise wie möglich im Vertrag festgeschrieben werden können. Ansonsten besteht die Gefahr, dass auf die – zu allgemeinen – Bewertungskriterien des BGB und der Rechtsprechung zurückgegriffen werden muss, was zu unausgewogenen Ergebnissen führen kann. Die Planung und Durchführung eines IT-Projekts ist allerdings auch kein statischer, sondern ein sehr flexibler Prozess, weshalb Vereinbarungen zu treffen sind, welche es ermöglichen, das Pflichten- und Lastenheft im Rahmen eines Requirements Managements laufend fortzuschreiben, um sicherzustellen, dass die bestellte Lösung zum Zeitpunkt ihrer Implementierung immer noch up to date ist, Koch (15). Diesbezüglich sollte eine Kooperationspflicht des Auftraggebers explizit im Vertrag festgeschrieben werden. Darauf, dass es jedoch nicht zu völlig desorganisierten Ad-hoc-Änderungen der Leistungsbeschreibungen kommen darf, wodurch oftmals mehr Probleme entstehen als gelöst werden, weist Karger (13) hin und zeigt die häufigsten Fehler auf. Mit der Frage, ob es sich bei Service Level Agreements (SLAs) um Spezifizierungen der Leistungsbeschreibung des Projektergebnisses oder der Mängelhaftung handelt 2 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 und inwieweit die SLAs zur Auslegung des Vertragstyps herangezogen werden können, setzt sich Schuster (19) detailliert auseinander. Lejeune (16) prüft die Notwendigkeit im Projektvertrag sog. Force Majeure Klauseln, d.h. Regelungen zur Begrenzung oder zum Ausschluss der vertraglichen Haftung bei höherer Gewalt, und geht auf die relevanten Fallgruppen und ihre rechtliche Bewertung ein. Bei der Verwendung „englischer“ Vertragswerke erläutern Söbbing/Limbacher (22), warum es hierzu mit einer schlichten Rechtswahlklausel nicht getan ist und weshalb einzelne Passagen im Rahmen eines sog. „Legal-Transplant“ in das deutsche Recht übertragen werden müssen, um ungewollte und unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Seit dem Release der GNU General Public License Version 3, welche es zulässt, dass die Vergütung für die Überlassung einer Programmkopie oder deren Zugänglichmachung gegenüber der Öffentlichkeit frei festgelegt werden kann, steigt die Attraktivität des Rückgriffs auf freie Software. Dass die Nutzung von Open Source Code für den Betrieb von Hardware, sog. Embedded Systems, rechtlich nicht völlig unproblematisch ist, zeigt Grützmacher (8) auf, indem er die Bedeutung urheber- und patentrechtlicher Vorschriften darlegt und Tipps für die konkrete Ausgestaltung gibt. Die Entwicklung hin zur kommerziellen Nutzung freier Software führt auch dazu, dass sich immer mehr Probleme aus dem herkömmlichen IT-Recht auf Open Source Lösungen übertragen, so müssen z.B. im Rahmen von Escrow-Agreements besondere Modifikationen vorgenommen werden, Auer-Reinsdorff (1). Auch nach erfolgreichem Abschluss des Projekts bleiben rechtliche Fragen zu beantworten. Ein Problem liegt hierbei im „Third Party Maintainance“, d.h. im Support durch eine dritte, also nicht mit dem Hersteller identische Partei. Inwieweit der Hersteller von Hard- oder Software die Überlassung an den Abschluss eines Pflegevertrags koppeln bzw. die Lieferung von Standard-Patches außerhalb der Gewährleistung verweigern darf, untersuchen Grapentin/Ströbl (7). Wie die Software eines Unternehmens zu behandeln ist, wenn dieses später nach dem UmwG gespalten oder mit anderen Unternehmen verschmolzen wird, stellt Backu (2) dar. 2. Haftung bei IT-Projekten Auch wenn die meisten rechtlichen Streitigkeiten im Rahmen von IT-Projekten nicht die Gerichte beschäftigen, gab es auch im letzten Jahr wieder einige Entscheidungen, welche die Haftung bei fehlgeschlagenen IT-Projekten zum Gegenstand hatten oder zumindest Auswirkungen auf diese haben. Bei Haftungsfragen spielt die Rechtsnatur des jeweiligen Vertrags eine entscheidende Rolle. Zunächst fällte der BGH (1) ein Urteil im Zusammenhang mit der Errichtung einer Silo-Anlage, das jedoch auch für den IT-Bereich von erheblicher Bedeutung sein könnte. Das Gericht entschied, dass für Verträge über die Lieferung von herzustellenden beweglichen Sachen gem. § 651 BGB Kaufrecht und nicht Werkvertragsrecht Anwendung findet, unabhängig davon, ob Planungsleistungen mit erfasst sind, solange diese nicht den Schwerpunkt des Vertrags bilden. Da Software jedoch gem. einem früheren BGH-Urteil2 als bewegliche Sache einzuordnen ist, wären die Rechte des Kunden bei individuell herzustellender Software nun ausschließlich nach Kaufrecht zu beurteilen. Das OLG Brandenburg (4) hatte im Rahmen eines gescheiterten Softwareprojekts, welches über Leasing finanziert wurde, zuvor noch entschieden, dass Werkvertragsrecht anzuwenden ist und dass sich der Leasingnehmer nicht auf eine fehlende Abnahme des Leasinggegenstands gem. § 640 BGB im Verhältnis zum Leasinggeber berufen könne. Mit der Problematik des § 651 BGB bei der Softwareerstellung befassen sich auch Hoeren/ Spittka (10). Der BGH (3) erklärte zudem AGB-Klauseln in einem 1 Siehe BGH MDR 2005, 1061. 2 BGH MMR 2007, 243. MMR Beilage 6/2010 Bundle-Lease-Vertrag für nichtig, welche den Leasingnehmer für den Fall des Scheiterns des Projekts de facto rechtlos stellten, da ihm sämtliche Kosten des Projekts auferlegt wurden. Schließlich entschied der BGH (2), dass die Ausübung eines Gestaltungsrechts – in diesem Fall das Rücktrittsrecht –, welches nicht besteht, einen Schadensersatzanspruch nach §§ 280 Abs. 1, 241 Abs. 2 BGB auslöse. Diese Entscheidung ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass sich der Kunde in einem Dilemma befindet, wenn bei IT-Systemen Funktionsstörungen auftreten. Einerseits will und muss er seine Rechte geltend machen, andererseits läuft er Gefahr, schadensersatzpflichtig zu werden, Hecht/Becker (25). Das LG Düsseldorf (5) hatte sich mit der Rechtsnatur des Internet-Systemvertrags auseinanderzusetzen und ordnete diesen als Werkvertrag ein.3 Deister (24) zeigt auf, dass Mängel bei Software nicht unbedingt zu jahrelangen Prozessen führen müssen, sondern eine schnelle und gründliche Mängelbeseitigung, gerade bei langfristigen IT-Projekten, positive Auswirkungen auf die Kundenbeziehung haben könne. 3. Outsourcing und Cloud Computing Beim Outsourcing spielt die Vertraulichkeit der betroffenen Informationen eine deutlich größere Rolle als bei anderen IT-Pro- jekten. Bezüglich datenschutzrechtlicher Bestimmungen prüfen Fischer/Steidle (26), ob die EG-Standardvertragsklauseln für die Übermittlung in Länder ohne ausreichendes Datenschutzniveau auch bei Leistungsketten mit mehreren Parteien verwendet werden können oder ob neue Klauseln geschaffen werden müssen. Lensdorf/Mayer-Wegelin/Mantz (27) befassen sich mit der Frage, ob § 203 StGB einem Outsourcing von Informationen entgegensteht, welche Privatgeheimnisse im Sinne dieser Norm darstellen und kommen zu dem Ergebnis, dass dies unter Einhaltung bestimmter Sicherheitsvorkehrungen zulässig, die Rechtslage z. Zt. jedoch weiterhin sehr unklar sei. Scheja/Mantz (29) untersuchen die Vertraulichkeit der ITProjektverträge selbst und die Voraussetzungen, unter denen sie im Rahmen von M&A-Transaktionen (Due Diligence) und ITOutsourcing-Projekten Dritten zugänglich gemacht werden dürfen. Pohle/Ammann (28) erläutern das Geschäftsmodell des Cloud Computing, seine Chancen sowie die damit verbundenen rechtlichen Risiken, insbesondere die datenschutzrechtliche Problematik weltweit verstreuter Serverfarmen. Sie stellen zudem Grundsätze auf, wie diesem Problem entgegengewirkt werden kann. Konkrete Hinweise zur Vertragsgestaltung beim Cloud Computing geben auch Schulz/Rosenkranz (30). 3 Das Urteil wurde inzwischen vom BGH, U. v. 4.3.2010 – III ZR 79/09, MMR 2010, 398 – in diesem Heft, zumindest bzgl. der Einordnung als Werkvertrag bestätigt. JAN SPITTKA A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (1) BGH U.v. 23.7.2009 – VII ZR 151/08 Anwendung von Kaufrecht auf die Lieferung von herzustellenden beweglichen Bauteilen – Anwendbarkeit von Kaufrecht auf SoftwareErstellung und -Anpassung MMR 2010, 23 m. Anm. Hoffmann = CR 2009, 637 m. Anm. Schweinoch (2) BGH U.v. 16.1.2009 – V ZR 133/08 Vertragspflichtverletzung durch unbegründeten NJW 2009, 1262 Rücktritt (3) BGH U.v. 29.10.2008 – VIII ZR 258/07 Unwirksame AGB-Klausel zu Rücktrittsrecht in Leasingvertrag über Branchensoftware MMR 2009, 101 (4) OLG Brandenburg U.v. 4.6.2008 – 4 U 167/07 Fehlende Schulung bei Softwareleasing ITRB 2009, 5 (5) LG Düsseldorf U.v. 19.2.2009 – 21 S 53/08 Rechtsnatur eines Internet-Systemvertrags MMR 2009, 867 (6) AG Düsseldorf U.v. 10.9.2008 – 32 C 6293/08 Anfechtung eines Internet-Systemvertrags MMR 2009, 507 B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle 1. Vertragsgestaltung bei IT-Projekten (1) Auer-Reinsdorff Escrow-Lizenzen und Open Source Software – Regelungsbedarf in Escrow-Vereinbarungen ITRB 2009, 69 (2) Backu Die Behandlung von Software bei Umwandlungen nach dem UmwG – Grundlagen, Risiken und Schutzmechanismen für Rechtsträger und Vertragspartner ITRB 2009, 213 (3) Becker Unternehmensinterne Richtlinien für die Annahme von IT-Aufträgen – Ein Beitrag zum Risiko- und Vertrags- ITRB 2009, 117 management (4) Bischof Lizenzrechtliche Aspekte der EVB-IT Systeme – Überblick und Update (5) Bischof/Witzel Vertragliche Vereinbarungen zu Performancekriterien ITRB 2009, 257 (6) Deister Effizient verhandeln – Die Auswahl der richtigen Verhandlungsstrategie ITRB 2009, 21 (7) Grapentin/Ströbl Third Party Maintenance: Abschlusszwang und Kopplungsverlangen CR 2009, 137 ITRB 2009, 64 (8) Grützmacher Open Source Software und Embedded Systems – Eine Analyse vor dem Hintergrund der GNU GPL und LGPL ITRB 2009, 184 (9) Heckmann/Rau „Gebrauchtsoftware“ im unternehmerischen Geschäftsverkehr – Klauseln für den Umgang mit der aktuellen Rechtslage ITRB 2009, 208 (10) Hoeren/Spittka Aktuelle Entwicklungen des IT-Vertragsrechts: ITIL, Third Party Maintainance, Cloud Computing und Open Source Hybrids MMR 2009, 583 (11) Intveen Rahmenberatungsverträge mit Softwareunternehmen – Rechtsnatur, Vertragsgegenstand, Ausgestaltung ITRB 2009, 67 (12) Intveen Softwarelizenzmanagement im Konzern ITRB 2009, 237 (13) Karger Desorganisierte Leistungsänderungen in IT-Verträgen – Umgehung vereinbarter Verfahren, Missachtung von ITRB 2009, 18 Formerfordernissen, fehlendes rechtliches Controlling (14) Kirn/MüllerHengstenberg Die EVB-IT Systeme – ein Mustervertrag mit hohen Risiken? MMR Beilage 6/2010 CR 2009, 69 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 3 Verfasser Titel Fundstelle (15) Koch Requirements Management – Anforderungsmanagement und die Fortschreibung von Lasten- und Pflichten- ITRB 2009, 160 heften (16) Lejeune Force Majeure Klauseln in IT-Verträgen ITRB 2009, 189 (17) Ortner Die Wertungsentscheidung im IT-Vergabeverfahren: Festlegung und Gewichtung von Zuschlagskriterien ITRB 2009, 91 (18) Ortner Die Wertungsentscheidung im IT-Vergabeverfahren: Festlegung von Bewertungsmethode und Bewertungs- ITRB 2009, 114 matrix (19) Schuster Rechtsnatur der Service Level bei IT-Verträgen – Wie die Gestaltung von Service Levels die Leistung, die Gewährleistung und den Vertragstyp konkretisiert CR 2009, 205 (20) Söbbing Claim Management – Post Closing Contract Management oder: Wie geht man mit einem Vertrag nach der Unterzeichnung um? ITRB 2009, 15 (21) Söbbing F&E-Vertragsgestaltung in der Informationstechnologie ITRB 2009, 260 (22) Söbbing/ Limbacher Transformierung englischer IT-Verträge ins deutsche Recht MMR 7/2009, S. XXIX (23) Stiemerling Software Usability – Veränderte Ansprüche an Programm und Dokumentation: Berücksichtigung im IT-Vertrag und Bewertung im Rechtsstreit ITRB 2009, 154 2. Haftung bei IT-Projekten (24) Deister Der gute Fehler – Positive Auswirkungen der Fehlerbehandlung bei IT-Langzeitverträgen ITRB 2009, 255 (25) Hecht/Becker Unberechtigte Mängelrügen bei IT-Projekten – Rechte und Pflichten der Vertragspartner und Hinweise zur Vertragsgestaltung ITRB 2009, 59 3. Outsourcing und Cloud Computing (26) Fischer/Steidle Brauchen wir neue EG-Standardvertragsklauseln für das „Global Outsourcing“? CR 2009, 632 (27) Lensdorf/MayerWegelin/Mantz Outsourcing unter Wahrung von Privatgeheimnissen – Wie das mögliche Hindernis des § 203 Abs. 1 StGB überwunden werden kann CR 2009, 62 (28) Pohle/Ammann Über den Wolken... – Chancen und Risiken des Cloud Computing CR 2009, 273 (29) Scheja/Mantz Vertraulichkeit von Verträgen vs. Offenlegungsanforderungen CR 2009, 413 (30) Schulz/ Rosenkranz Cloud Computing – Bedarfsorientierte Nutzung von IT-Ressourcen ITRB 2009, 232 (31) Wendt MaRisk VA: Outsourcing-Projekte bei der Risikosteuerung berücksichtigen VW 2009, 784 II. Schwerpunkt 2: Verbraucherschutzrecht und eCommerce Der Schutz der Verbraucher in der Informationstechnologie wurde auch 2009 weiter verstärkt. Die umstrittene Frage, ob der Verbraucher nach erklärtem Widerruf generell wertersatzpflichtig ist, hat der EuGH zu Gunsten des Verbrauchers entschieden. Zudem erhält die Musterwiderrufsbelehrung mit Wirkung zum 11.6.2010 endlich Gesetzesrang. 1. Verbraucher- und Unternehmerbegriff in der ITBranche Voraussetzung für die Anwendbarkeit der Verbraucherschutzvorschriften im Fernabsatzrecht ist die Beteiligung eines Verbrauchers auf der einen und eines Unternehmers auf der anderen Seite. Umstritten ist dabei, ob für die Abgrenzung von Verbraucher- und Unternehmerhandeln allein objektiv auf den von der handelnden Person verfolgten Zweck oder auf die dem Vertragspartner erkennbaren Umstände abzustellen ist. So hatte das AG Hamburg-Wandsbek4 den von der handelnden Person verfolgten Zweck für maßgeblich gehalten. Dagegen führt das LG Hamburg (3) an, dass nur der Kunde es in der Hand habe, sich in Zweifelsfällen klar und eindeutig zu verhalten, während sich der Verkäufer im Hinblick auf Möglichkeiten des Gewährleistungsausschlusses und Belehrungspflichten auf das Auftreten seiner Geschäftspartner verlassen muss. Der BGH (1) hat die Frage offen gelassen, stellte aber in seiner Entscheidung klar, dass rechtsgeschäftliches Handeln einer natürlichen Person grundsätzlich als Verbraucherhandeln anzusehen sei und etwa verbleibende Zweifel zu Gunsten der Verbrauchereigenschaft zu entscheiden seien. 4 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 2. Widerrufsbelehrung und -frist Große Probleme hat in der Vergangenheit § 312d Abs. 3 Nr. 2 BGB a.F. bereitet. Danach erlosch das Widerrufsrecht bei Dienstleistungen, sofern der Unternehmer mit der Ausführung der Dienstleistung vor Ende der Widerrufsfrist begonnen und der Verbraucher dem ausdrücklich zugestimmt oder dies selbst veranlasst hatte. So hat das OLG Brandenburg (7) eine Widerrufsbelehrung eines Mobilfunk-Providers, wonach das Widerrufsrecht erlöschen sollte, wenn der Kunde die Nutzung des Anschlusses beginnt, für zulässig erachtet. Dagegen hat das AG Berlin-Mitte (17) die Vorschrift teleologisch dahingehend reduziert, dass bei einem teilbaren Vertrag das Widerrufsrecht nur für die in der Vergangenheit erbrachten, nicht aber für die in der Zukunft noch zu erbringenden Dienstleistungen erlischt. Ebenso hat das AG Montabaur (19) entschieden. Auch Bunz (3) sieht in der Handhabung des § 312d Abs. 3 Nr. 2 BGB a.F. die Gefahr der Aushöhlung des Verbraucherschutzrechts und hält eine Korrektur durch die Rechtsprechung für geboten. Inzwischen hat sich die Rechtslage geändert und § 312d Abs. 3 Nr. 2 BGB a.F. wurde im Zuge der Umsetzung des Telefonwerbungsbekämpfungsgesetzes durch § 312d Abs. 3 BGB ersetzt. Nunmehr erlischt das Widerrufsrecht erst, wenn der Vertrag von beiden Seiten auf ausdrücklichen Wunsch des Verbrauchers vollständig erfüllt ist, bevor der Verbraucher sein Widerrufsrecht ausgeübt hat. Mankowski/Siemonsen (7) befürworten die Neufassung des § 312d Abs. 3 BGB. Der Verbraucher könne nun die Dienstleistung sofort in Anspruch nehmen, ohne den Verlust seines Widerrufsrechts zu riskieren. Die Interessen des Unternehmers seien durch die nach § 312d Abs. 4 BGB eingeräumte Wertersatzpflicht hinreichend gewahrt, vorausgesetzt, der Verbraucher ist ordnungsgemäß belehrt worden. 4 AG Hamburg-Wandsbek MMR 2008, 844. MMR Beilage 6/2010 Für die Rechtzeitigkeit der Belehrung kommt es darauf an, dass der Verbraucher die Widerrufsbelehrung in zumutbarer Weise zur Kenntnis nehmen und eine informierte Entscheidung ohne Druck treffen kann. Diesen Anforderungen wird nach Auffassung des LG Bonn (9) eine Onlinepräsentation nicht gerecht, die dem Verbraucher erst dann eine Belehrung über das Widerrufsrecht gibt, wenn er die unterhalb des jeweiligen Produkts befindliche Schaltfläche anklickt, auf der neben dem Symbol eines Einkaufswagens „Bestellen“ steht. Auch Föhlisch/Hoffmann (5) beschäftigen sich mit der Frage, zu welchem Zeitpunkt der Unternehmer den Verbraucher in Textform belehren muss. Hier stellen sie eine Ungleichbehandlung zwischen eBay-Verkäufern und sonstigen Fernabsatzverträgen fest, die durch den Gesetzesentwurf zur Neuordnung des Widerrufs- und Rückgaberechts überwunden werden soll. Eine Belehrung in Textform „unverzüglich nach Vertragsschluss“ soll der Belehrung bei Vertragsschluss gleichgestellt werden. Zu beachten ist, dass das Widerrufsrecht in seinem Bestand nicht von der Textform der Belehrung abhängt, sondern diese lediglich für die Fristsetzung von Bedeutung ist. Dies gilt auch, sofern das Rückgaberecht nach § 356 BGB das Widerrufsrecht ersetzen soll. Wenn also nach Angebotsannahme, spätestens bei Lieferung, die notwendigen Hinweise zum Rückgaberecht in Textform erfolgen, ist dies nach Auffassung des LG Düsseldorf (13) ausreichend. Schließlich sieht der BGH (5) in der formularmäßigen Verwendung der nicht den Anforderungen des Gesetzes entsprechenden Belehrung die Gefahr der Irreführung der Verbraucher und eine unangemessene Benachteiligung i.S.d. § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB. Das OLG Hamm (6) hat die Angabe einer Telefonnummer in AGB, an die der Widerruf zu richten sei, als Verstoß gegen § 355 BGB angesehen, da der Eindruck vermittelt werde, der Widerruf könne auch telefonisch und nicht nur in Textform erklärt werden. 3. Musterwiderrufsbelehrung Nach Auffassung des OLG Frankfurt/M. (20) ist eine auf Basis der alten Musterwiderrufsbelehrung erteilte Belehrung grundsätzlich wirksam und setzt die Widerrufsfrist in Gang. Einer anderen Beurteilung bedürfe es nur, wenn sich der Belehrungsmangel im Einzelfall konkret zum Nachteil des Verbrauchers auswirke. In der Mitteilung eines Internetauftritts, die Widerrufsfrist beginne „frühestens mit Erhalt dieser Belehrung“, sah das OLG Hamm (22) einen Verstoß gegen die sich aus § 312c BGB ergebenden Informationspflichten, sofern die Belehrung im Rahmen eines Internetangebots vorab erteilt wurde. Vielmehr ist eine Belehrung in Textform erforderlich, die nach § 312c Abs. 2 BGB spätestens mit Erhalt der Ware erfolgen muss. Insoweit regelt die Musterbelehrung nach der BGB-InfoV nur die Belehrung in Textform und nicht die Vorausbelehrung nach § 312c Abs. 1 BGB. Allerdings entschied das OLG Hamm (21), dass ein Verstoß gegen die eigenständige Informationspflicht des § 312c Abs. 2 Nr. 2 BGB durch Unterlassen einer Belehrung in Textform nicht bewirken kann, dass eine ursprünglich zutreffende Vorabinformation nach § 312c Abs. 1 BGB unrichtig wird. Das Gesetz zur Umsetzung der Verbraucherkreditrichtlinie, des zivilrechtlichen Teils der Zahlungsdiensterichtlinie sowie zur Neuordnung der Vorschriften über das Widerrufs- und Rückga5 BGBl. I 2009, S. 2355. 6 EuGH, U. v. 15.4.2010 – Rs. C-511/08, MMR 2010, 396 – in diesem Heft. MMR Beilage 6/2010 berecht5 tritt zwar erst am 11.6.2010 in Kraft. Schirmbacher (11) setzt sich aber umfassend mit dem Entwurf der Bundesregierung auseinander. Durch das Verschieben des Textes der Musterbelehrung in die Anlage 1 zu Art. 246 § 2 Abs. 3 Satz 1 EGBGB und der Aufnahme der Privilegierungsregelung der Verwendung der Musterbelehrung in § 360 Abs. 3 BGB erhält diese nunmehr eindeutig Gesetzesrang. Schirmbacher (11) zufolge verkompliziere die geplante Neufassung das Widerrufsrecht statt den Regelungskomplex zu vereinfachen. 4. Rechte und Pflichten des Verbrauchers Der EuGH (24) untersagt in seiner Entscheidung die generelle Auferlegung eines Wertersatzes für die Nutzung der gekauften Ware wegen Verstoßes gegen Art. 6 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 der Fernabsatz-Richtlinie (RL 97/7/EG). Der Verbraucher kann aber verpflichtet werden, Wertersatz zu leisten, wenn er die Ware auf eine Art und Weise benutzt hat, die mit den Grundsätzen des Bürgerlichen Rechts, wie denen von Treu und Glauben oder der ungerechtfertigten Bereicherung, unvereinbar ist. Damm setzt sich in seiner Anmerkung kritisch mit dem Urteil auseinander und rät, bei der Widerrufsbelehrung die Herausgabe von Nutzungen sowie Wertersatz für alle Fälle der bestimmungsgemäßen Ingebrauchnahme, die sich im Akt der Prüfung und Erprobung erschöpfen, ausdrücklich auszunehmen. Faustmann (4), der sich mit der gesetzeskonformen Gestaltung der Widerrufsbelehrung befasst, bietet konkrete Formulierungsvorschläge. Ballhausen weist in ihrer Anmerkung auf die Gefahr hin, dass der Fernabsatzverkehr zur „Leihe“ von Sachen missbraucht werden könnte. Die Rechtsprechung hatte bislang die nationalen Wertersatzregeln für mit der Fernabsatz-Richtlinie vereinbar gehalten, da es sich beim Wertersatz nicht um Kosten handele, die infolge des Widerrufs anfielen, sondern um Kompensation bzw. Rückabwicklung von Vorteilen und Schäden infolge der vorherigen Benutzung der Sache. So hat das AG Backnang (29) eine Wertersatzpflicht des Verbrauchers wegen Ingebrauchnahme eines Rasierers bejaht. Der zu leistende Wertersatz entspreche dabei dem Wert des Gegenstands, da ein gebrauchter Hygieneartikel wertlos sei. Laut dem OLG Hamm (27) ist ein Hinweis über die den Verbraucher treffende Wertersatzpflicht eine unverzichtbare Informationspflicht. Umstritten war die Frage, ob dem Verbraucher im Fall eines Widerrufs die Hinsendekosten auferlegt werden können. Der BGH (26) entschied, dass ein Anspruch des Käufers auf Erstattung dieser Kosten nicht gegeben ist, da es sich um Vertragskosten handelt, die als Schadensposition i.R.d. Rückabwicklung nicht ausgeglichen werden können. Der BGH hat allerdings dem EuGH die Frage vorgelegt, ob nationale Regelungen, nach denen die Kosten der Hinsendung der Waren dem Verbraucher auch nach erklärtem Widerruf auferlegt werden können, im Widerspruch zu der Richtlinie über den Verbraucherschutz bei Vertragsabschlüssen im Fernabsatzrecht stehen. Hilbig (6) befürwortet mit Wortlaut und Telos der Fernabsatz-Richtlinie die Erstattungsfähigkeit der vom Verbraucher gezahlten Hinsendekosten, da diese eine typische Folge von Fernabsatzgeschäften seien. Auch Nippe (9) ist der Auffassung, dass bei richtlinienkonformer Auslegung der Fernabsatz-Richtlinie der Verbraucher von derartigen Hinsendekosten freizustellen ist. Inzwischen hat der EuGH entschieden, dass einem Verbraucher im Falle des Widerrufs die Hinsendekosten nicht auferlegt werden dürfen.6 EVA-MARIA HERRING Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 5 A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle 1. Verbraucher- und Unternehmerbegriff (1) BGH U.v. 30.9.2009 – VIII ZR 7/09 Erkennbarkeit der Verbrauchereigenschaft NJW 2009, 3780 (2) LG München I U.v. 7.4.2009 – 33 O 1936/08 Unternehmereigenschaft eines Verkäufers antiker Gegenstände MMR 2009, 504 (Ls.) (3) LG Hamburg U.v. 16.12.2008 – 309 S 96/08 Verbrauchereigenschaft im Fernabsatzrecht MMR 2009, 350 2. Widerrufsbelehrung und -frist (4) GA beim EuGH Schlussantrag v. 7.5.2009 – Rs. C-227/08 Rechtsfolgen der Nichtbelehrung über das verbraucherrechtliche Widerrufsrecht MMR 2009, 502 (Ls.) (5) BGH U.v. 9.12.2009 – VIII ZR 219/08 Belehrung über das Rückgaberecht sowie die Verpflichtung zum Wertersatz für eine Verschlechterung der Ware bei einem im Internet geschlossenen Kaufvertrag MMR 2010, 166 m. Anm. Föhlisch = BB 2009, 2713 (6) OLG Hamm U.v. 2.7.2009 – 4 U 43/09 Telefonnummer in Widerrufsbelehrung auf Inter- MMR 2009, 850 netplattform (7) OLG Brandenburg U.v. 11.2.2009 – 7 U 116/08 Widerrufsrecht bei Mobilfunkverträgen (8) KG B.v. 25.3.2008 – 5 W 58/08 Belehrung über Wertersatzpflicht in Onlineshop MMR 2009, 363 (Ls.) MMR 2009, 561 (9) LG Bonn U.v. 15.7.2009 – 16 O 76/09 Widerrufsbelehrung und Versandkosten im Fernabsatz WRP 2009, 1314 (Ls.) = BeckRS 2009, 26248 (10) LG Berlin U.v. 25.5.2009 – 52 O 405/08 Vereinbarung eines Rückgaberechts bei eBay MMR 2009, 782 (11) LG Mannheim U.v. 12.5.2009 – 2 O 268/08 Abofalle und AGB von Download-Angeboten MMR 2009, 568 = CR 2009, 818 m. Anm. Mankowski (12) LG Kiel U.v. 25.3.2009 – 5 O 206/08 Benachteiligende Klauseln in Mobilfunk-AGB MMR 2009, 723 (Ls.) (13) LG Düsseldorf B.v. 20.11.2008 – 38 O 61/08 Textform und Zeitpunkt der verbraucherrechtlichen Widerrufsbelehrung MMR 2009, 435 (Ls.) (14) LG Bochum B.v. 24.10.2008 – 14 O 191/08 Unterlassene Widerrufsbelehrung in Textform MMR 2009, 217 (Ls.) (15) AG Gummersbach U.v. 30.3.2009 – 10 C 221/08 Unwirksame AGB-Klausel über Mitgliedsbeitrag MMR 2009, 490 bei Internetregistrierung (16) AG Wuppertal U.v. 1.12.2008 – 32 C 152/08 Erlöschen der verbraucherrechtlichen Widerrufs- MMR 2009, 291 = ITRB 2009, 176 m. Anm. frist Hüsch (17) AG Berlin-Mitte U.v. 23.10.2008 – 16 C 123/08 Widerruf bei teilbarem Telefonvertrag MMR 2009, 280 m. Anm. Mankowski (18) AG Bielefeld U.v. 20.8.2008 – 15 C 297/08 Verwirkung des verbraucherrechtlichen Widerrufsrechts MMR 2009, 436 (Ls.) (19) AG Montabaur U.v. 15.1.2008 – 15 C 195/07 Kein Ausschluss des Widerrufsrechts gegenüber MMR 2009, 220 (Ls.) DSL-Zugangsprovider wegen sofortiger Schaltung des Anschlusses 3. Musterwiderrufsbelehrung (20) OLG Frankfurt/M. B.v. 22.6.2009 – 9 U 111/08 Widerrufsfrist bei Verwendung der unberechtig- MMR 2009, 695 ten Musterwiderrufsbelehrung (21) OLG Hamm U.v. 26.5.2009 – 4 U 27/09 Missbräuchliche Abmahnung wegen fehlerhafter Widerrufsbelehrung BeckRS 2009, 19342 (22) OLG Hamm U.v. 14.5.2009 – 4 U 16/09 Anspruch auf Ersatz von Abmahnkosten im Zusammenhang mit einer Widerrufsbelehrung im Internet BeckRS 2009, 19336 (23) OLG Hamm U.v. 12.3.2009 – 4 U 225/08 (Un-)Wirksamkeit der Belehrung zu Widerrufs- BeckRS 2009, 11750 frist und Wertersatzverpflichtung und der Angabe zu Versandkosten 4. Rechte und Pflichten des Verbrauchers (24) EuGH U.v. 3.9.2009 – Rs. C-489/07 Wertersatz im Widerrufsrecht (25) BGH B.v. 18.3.2009 – VIII ZR 149/08 Widerrufsrecht bei Vertragsabschlüssen im Fern- MMR 2009, 434 (Ls.) absatz über die leitungsgebundene Lieferung von Strom und Gas (26) BGH B.v. 1.10.2008 – VIII ZR 268/07 Kosten der Zusendung bei Widerruf (27) OLG Hamm B.v. 26.8.2008 – 4 W 85/08 Hinweis auf Wertersatzpflicht des Verbrauchers MMR 2009, 216 (Ls.) nach Widerruf (28) OLG Düsseldorf U.v. 15.4.2008 – I-20 U 187/07 Wertersatz bei Warenrückgabe im Verbrauchsgüterkauf MMR 2009, 363 (Ls.) (29) AG Backnang U.v. 17.6.2009 – 4 C 810/08 Volle Wertersatzpflicht nach Widerruf wegen Ingebrauchnahme der Ware K&R 2009, 747 6 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR 2009, 744 m. Anm. Damm = K&R 2009, 703 m. Anm. Ballhausen MMR 2009, 107 = LMK 2009, 277236 m. Anm. Wendehorst = K&R 2009, 40 m. Anm. Buchmann MMR Beilage 6/2010 B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle (1) Artz Rückabwicklung eines Kaufvertrags nach Ausübung des verbraucherprivatrechtlichen Widerrufsrechts ZGS 2009, 453 (2) Berger Die „Abofalle“ bei Internetdienstleistungen ZGS 2009, 252 (3) Bunz Erlischt das Widerrufsrecht durch den Download von Standardsoftware nach § 312d Abs. 3 Nr. 2 BGB? ZGS 2009, 111 (4) Faustmann Erneut Änderung des gesetzlichen Belehrungsmusters erforderlich: im Fernabsatz kein Wertersatz bei Widerruf? (zugleich Anm. zu EuGH, U.v. 3.9.2009 – Rs. C-489/07) ZGS 2009, 502 (5) Föhlisch/Hoffmann Widerrufsfrist im Fernabsatz – Ungleichbehandlung von Online-Shops und eBay-Verkäufern? NJW 2009, 1175 (6) Hilbig Erstattungsfähigkeit von Hinsendekosten bei Widerruf eines Fernabsatzgeschäfts MMR 2009, 300 (7) Mankowski/ Siemonsen Das fernabsatzrechtliche Widerrufsrecht nach dem Telefonwerbungsbekämpfungsgesetz MMR 2009, 515 (8) Minnerup Regierungsentwurf zur Neuordnung des Widerrufs- und Rückgaberechts ITRB 2009, 1 (9) Nippe Liefer- und Versandkostenhandel im Internet WRP 2009, 690 (10) Schinkels Drum prüfe, wer sich ewig bindet: Die Wertersatzverpflichtung des Verbrauchers bei Widerruf im Warenfernabsatz nach EuGH, U.v. 3.9.2009 – Rs. C-489/07 ZGS 2009, 539 (11) Schirmbacher Musterhafte Widerrufsbelehrung – Neuerungen und kein Ende BB 2009, 1088 (12) Schmittmann Aktuelle Entwicklungen im Fernabsatzrecht 2008/2009 K&R 2009, 529 (13) Scholl Energielieferungsverträge und Fernabsatzrecht (zugleich Anm. zu BGH, B.v. 18.3.2009 – VIII ZR 149/08) ZGS 2009, 299 III. Schwerpunkt 3: Haftung im Internet Bei der Haftung im Internet stand die Störerhaftung im Vordergrund, welche auch bei der Haftung des Admin-C und der Haftung rund um Filesharing-Systeme zum Tragen kommt. Darüber hinaus beschäftigte die Haftung von Betreibern sämtlicher Internetportale die Rechtsprechung. Wichtige BGH-Entscheidungen ergingen zudem im Bereich der Haftung im Zusammenhang mit Werbung im Internet. 1. Haftung des Admin-C Hinsichtlich der Haftung des administrativen Ansprechpartners (Admin-C) einer Domain entschied das OLG Köln (8), dass dieser nicht für mittels der Domain begangene Markenverletzungen haftet. Ähnlich entschied auch das OLG Düsseldorf (7), welches feststellte, dass sich der Pflichtenkreis des Admin-C allein auf das Innenverhältnis zwischen Domaininhaber und DENIC bezieht und deshalb im Außenverhältnis keinerlei Prüfungspflichten bestehen. Auch das OLG München (5) lehnte eine Störerhaftung des Admin-C ab. Anders sah es das OLG Koblenz (6), welches annahm, dass sich der Pflichtenkreis des Admin-C nicht allein auf das Innenverhältnis bezieht, und eine Störerhaftung bejahte. Zur Haftung des Admin-C ist inzwischen ein Verfahren beim BGH anhängig (Az. I ZR 150/09). 2. Haftung im Zusammenhang mit FilesharingSystemen Vom LG Frankfurt/M. (18) wurde die Haftung des Betreibers eines eDonkey-Servers als Störer bejaht.7 Daneben beschäftigte sich das OLG Hamburg (12) mit dem Sharehoster Rapidshare. Danach haftet dieser ebenfalls als Störer, wenn er seine Prüfungspflichten verletzt, wobei er sich unter bestimmten Voraussetzungen nicht mehr auf Unzumutbarkeit umfangreicher Prüfungspflichten berufen kann. Auch das LG Hamburg (16) nahm eine Störerhaftung von Rapidshare an. Bedeutsam sind auch die UseNet-Entscheidungen des OLG Hamburg (13, 14). Es entschied, dass der Betreiber des UseNet nach der allgemeinen Störerhaftung auf Unterlassen haftet und hält daran fest, dass die Privilegierungen der §§ 7–10 TMG auf Grund des § 7 Abs. 2 Satz 2 TMG nicht greifen. Auch in der zweiten UseNet-Entscheidung beschäftigt sich das OLG Hamburg (13) mit der Störerhaftung und hebt hervor, dass die abgestufte Verantwortlichkeit aus den §§ 8–10 TMG auf die Störerhaftung anzuwenden ist. Die Haftung rund um das Filesharing war auch Gegenstand einiger Aufsätze. 7 A.A. z.B. OLG Düsseldorf MMR 2008, 675. MMR Beilage 6/2010 3. Haftung von Betreibern von Internetportalen Hier standen das Zu-Eigen-Machen fremder Inhalte und wiederum die Störerhaftung im Fokus. Der BGH (53) entschied, dass sich der Betreiber einer Rezeptsammlung im Internet die von seinen Nutzern hochgeladenen Inhalte zu Eigen macht und daher für diese Inhalte wie für eigene Inhalte haftet. Hiermit beschäftigte sich auch das LG Köln (62). Es nahm ein Zu-Eigen-Machen bei einem Betreiber an, der sich uneingeschränkte und unwiderrufliche Nutzungsrechte an den Beiträgen seiner Nutzer einräumen lässt. Das OLG Hamburg (65) bejahte das Zu-Eigen-Machen des Betreibers eines Bild- und Themenportals, wenn den Nutzern ein beliebig verwendbarer Deep Link zur Verfügung gestellt wird und jeder Dritte, der so zu den eingestellten Dateien gelangt, in unmittelbarem Zusammenhang mit den Dateien bei dem Anbieter kostenpflichtige Ausdrucke bestellen kann und die hochladenden Nutzer an dem dadurch erzielten Erlös nicht beteiligt werden. Um eine Störerhaftung von Portalbetreibern ging es u.a. auch in den Entscheidungen des LG Hamburg (67) und des LG Köln (66). In beiden Fällen wurde die Haftung des Betreibers bejaht. 4. Haftung im Zusammenhang mit Werbung In der „Cybersky“-Entscheidung des BGH (77) geht es um einen Unterlassungsanspruch gegen den Entwickler der Software „Cybersky TV“. Dieser hatte gezielt damit geworben, dass die Software auch für urheberrechtswidrige Zwecke verwendet werden kann. Darüber hinaus urteilten die Gerichte häufig über E-Mail-Werbung. Dem BGH (76) zu Folge kann bereits die einmalige unverlangte Zusendung einen Eingriff in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb darstellen. Zu WerbeE-Mails s.a. Schwerpunkt 4. 5. Sonstige Haftungsfragen Bei Suchmaschinen beschäftigte sich die Rechtsprechung mehrmals mit der Personensuche. So entschied das OLG Stuttgart (32), dass in der Aneinanderreihung sog. „Snippets“ keine Persönlichkeitsrechtsverletzung liegt, da diese erkennbar auf automatisierte Vorgänge zurückgehe. In seinem Urteil zu Resellerverträgen beschäftigte sich der BGH (42) mit dem Umfang des Schadensersatzanspruchs aus § 97 UrhG. Der Inhaber eines eBayMitgliedskontos haftet laut BGH (86) für Verletzungen, die ein Dritter über sein Konto vornimmt, wenn er es nicht ausreichend vor fremdem Zugriff gesichert hat. In einem weiteren Urteil setzte sich der BGH (95) mit dem Umfang des Schadensersatzes und der Beweislast bei der Vernichtung von Daten auseinander. CHRISTINE ALTEMARK Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 7 A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle 1. Haftung des Access-Providers (1) OLG Köln U.v. 5.6.2009 – 6 U 223/08 Mitbenutzung fremder Internetzugänge über WLAN MMR 2009, 695 (2) LG München U.v. 3.9.2009 – 4 HK O 16685/ 08 Keine Haftung des Access-Providers wegen fehlender Blockade von Websites CR 2009, 816 m. Anm. Schnabel (3) LG Hamburg U.v. 12.11.2008 – 308 O 548/08 Access-Provider haftet nicht für Urheberrechtsverletzung des Kunden MMR 2009, 506 (Ls.) = K&R 2009, 272 m. Anm. Moos/Gosche = ZUM 2009, 587 m. Anm. Schnabel (4) AG Rendsburg U.v. 4.6.2009 – 18 C 941/08 Schadensersatz bei vorzeitiger Abschaltung eines DSL-Anschlusses nach Kündigung durch den Kunden MMR 2009, 724 2. Haftung des Admin-C (5) OLG München U.v. 30.7.2009 – 6 U 3008/08 Störerhaftung des Admin-C MMR 2010, 261 = BeckRS 2009, 87578 (6) OLG Koblenz U.v. 23.4.2009 – 6 U 730/08 Störerhaftung des Admin-C bei Domaingrabbing MMR 2009, 549 = ITRB 2009, 201 m. Anm. Hüsch (7) OLG Düsseldorf U.v. 3.2.2009 – I-20 U 1/08 Prüfpflichten und Haftung des Admin-C MMR 2009, 336 (8) OLG Köln U.v. 15.8.2008 – 6 U 51/08 Keine Störerhaftung des Admin-C für Markenverletzung MMR 2009, 48 = ITRB 2009, 6 m. Anm. Brennecke (9) LG Stuttgart U.v. 21.1.2009 – 41 O 101/08 KfH Haftung des Admin-C bei Tippfehlerdomains MMR 2009, 271 (10) LG Berlin U.v. 13.1.2009 – 15 O 957/07 Haftung des Admin-C bei markenrechtsverletzenden Domainnamen MMR 2009, 348 (11) LG Düsseldorf U.v. 3.9.2008 – 2a O 40/08 Haftung des Admin-C für Rechtsverstöße durch MMR 2009, 21 geparkte Domains 3. Haftung im Zusammenhang mit Filesharing-Systemen (12) OLG Hamburg U.v. 30.9.2009 – 5 U 111/08 Rapidshare II (13) OLG Hamburg U.v. 28.1.2009 – 5 U 255/07 UseNet II MMR 2010, 51 m. Anm. Breyer MMR 2009, 405 (14) OLG Hamburg U.v. 14.1.2009 – 5 U 113/07 UseNet I MMR 2009, 631 (15) LG Düsseldorf U.v. 26.8.2009 – 12 O 594/07 Störerhaftung bei Tauschbörsen BeckRS 2009, 28574 (16) LG Hamburg U.v. 12.6.2009 – 310 O 93/08 Haftung eines Sharehosting-Dienstes ZUM 2009, 863 (17) LG Hamburg U.v. 8.5.2009 – 308 O 472/08 Störerhaftung des Betreibers eines eDonkeyServers MMR 2009, 652 (Ls.) = ZUM-RD 2009, 679 (18) LG Frankfurt/M. U.v. 30.9.2008 – 2-18 O 123/08 Störerhaftung des Betreibers eines eDonkeyServers MMR 2009, 70 (19) AG Frankfurt/M. U.v. 17.9.2009 – 31 C 975/08 Schadensersatz wegen unerlaubten Anbietens eines Videofilm in einer Tauschbörse BeckRS 2009, 27532 MMR 2009, 752 m. Anm. Spieker = K&R 2009, 644 m. Anm. Härting 4. Haftung im Zusammenhang mit Domains (20) BGH U.v. 30.6.2009 – VI ZR 210/08 Störerhaftung des Verpächters einer Domain – Focus Online (21) OLG Düsseldorf B.v. 22.4.2008 – I-20 U 93/07 Kennzeichenverletzende .com-Domain (22) LG Frankfurt/M. U.v. 15.4.2009 – 2-06 O 706/08 Keine Pflicht der DENIC zur Führung von Negativlisten – Lufthansa-Domains MMR 2009, 704 (23) LG Hamburg U.v. 26.3.2009 – 315 O 115/08 MMR 2009, 708 (24) LG Frankfurt/M. U.v. 26.2.2009 – 2-03 O 384/08 Haftung des Plattformbetreibers bei DomainParking MMR 2009, 364 (25) LG Frankfurt/M. U.v. 15.1.2009 – 2/3 O 411/08 Keine Störerhaftung der DENIC MMR 2009, 272 (26) LG Düsseldorf U.v. 26.11.2008 – 2a O 77/08 Haftung bei Domain-Parking MMR 2009, 435 (27) LG Düsseldorf U.v. 5.11.2008 – 14c O 146/08 Keine Haftung des Betreibers einer DomainBörse für Markenrechtsverletzungen Dritter – elena.info MMR 2009, 70 (28) LG Hamburg U.v. 18.7.2008 – 408 O 274/08 Markenrechtsverletzung bei Domain-Parking – wachs.de MMR 2009, 218 (29) LG Berlin U.v. 3.6.2008 – 103 O 15/08 Keine Haftung des Domain-Parking-Betreibers für Markenrechtsverletzung durch GoogleAdWords MMR 2009, 218 (30) VG Frankfurt/M. B.v. 18.7.2008 – 1 L 1829/08.F Aufsichtsrechtliche Maßnahmen gegen Webhosting-Unternehmen bei rechtswidrigen Domaininhalten MMR 2009, 139 MMR 2009, 69 Haftung der DENIC – primavita.de MMR 2008, 748 = ITRB 2009, 106 m. Anm. Wolff 5. Haftung im Zusammenhang mit Suchmaschinen (31) KG U.v. 26.9.2008 – 5 U 186/07 Keine kennzeichenmäßige Benutzung durch AdWord-Werbung (32) OLG Stuttgart U.v. 26.11.2008 – 4 U 109/08 Keine Haftung für Snippet in Suchmaschinener- MMR 2009, 190 = CR 2009, 187 m. Anm. gebnis Dietrich/Nink 8 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR Beilage 6/2010 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (33) OLG Nürnberg B.v. 22.6.2008 – 3 W 1128/08 Sperrungsflicht des Suchmaschinenbetreibers MMR 2009, 131 (34) LG Köln U.v. 17.6.2009 – 28 O 662/08 Haftung des Personensuchmaschinenbetreibers K&R 2009, 820 wegen Foto-Veröffentlichung (35) LG Hamburg U.v. 9.1.2009 – 324 O 867/06 Suchmaschinenhaftung für „Snippets“ MMR 2009, 290 (36) LG Hamburg U.v. 26.9.2008 – 308 O 42/06 Google-Bildersuche MMR 2009, 55 Störerhaftung für „weitgehend passende Keywords“ ITRB 2009, 29 (37) LG Braunschweig U.v. 23.4.2008 – 9 O 371/08 6. Haftung des Betreibers einer Internetauktionsplattform (38) OLG Hamburg U.v. 30.7.2009 – 3 U 214/07 Haftung eines Internetauktionshauses bei Fremdversteigerungen BeckRS 2009, 86621 (39) OLG Düsseldorf U.v. 24.2.2009 – I-20 U 204/02 Störerhaftung wegen Rolex-Plagiat MMR 2009, 402 (40) OLG Köln U.v. 26.9.2008 – 6 U 111/08 Haftung eines Auktionshauses für Kunstwerke für Urheberrechtsverletzungen MMR 2009, 197 = FD-GewRS 2009, 273327 m. Anm. Maaßen (41) OLG Hamburg U.v. 24.7.2008 – 3 U 216/06 Haftung eines Online-Auktionshauses für Markenverletzungen MMR 2009, 129 m. Anm. Witzmann = FD-GewRS 2008, 268318 m. Anm. Schoene Resellervertrag MMR 2009, 762 (43) OLG Brandenburg U.v. 17.6.2009 – Kart W 11/09 Account-Sperrung wegen Eigengebots MMR 2009, 767 = ITRB 2009, 271 m. Anm. Kunczik (44) OLG Brandenburg U.v. 15.5.2009 – 6 U 37/08 Schadensersatzanspruch bei unberechtigter Verwendung von Fotos in Internetauktion MMR 2009, 721 (45) OLG Brandenburg U.v. 17.2.2009 – 6 U 10/07 Schließung eines eBay-Accounts wegen unrichti- MMR 2009, 558 ger Hinweise (46) OLG Frankfurt/M. U.v. 4.12.2008 – 6 U 187/07 Wettbewerbswidrige Preisverschleierung in Onlineangebot CR 2009, 253 = FD-GewRS 2009, 277086 m. Anm. Dörre = ITRB 2009, 105 m. Anm. Stadler (47) OLG Hamm U.v. 31.10.2008 – 9 U 48/08 Schadensmindernde Wirkung eines InternetRestwertangebots MMR 2009, 566 (48) LG Düsseldorf U.v. 18.3.2009 – 12 O 5/09 Haftung des Online-Buchhändlers – Dean Reed MMR 2009, 505 (Ls.) (49) LG Coburg U.v. 12.12.2008 – 32 S 69/08 Haftung für Transportrisiko bei abweichender Versendung CR 2009, 193 (50) LG Berlin U.v. 14.11.2008 – 15 O 120/08 Keine Haftung des Onlinebuchhändlers für Urheberrechtsverstoß des Autors MMR 2009, 580 (51) LG München I U.v. 17.6.2008 – 34 O 1300/08 Verklicken bei Reisebuchung im Internetportal MMR 2009, 291 (Ls.) (52) LG Düsseldorf U.v. 19.3.2008 – 12 O 416/06 Verwendung kopierter Fotos für eBay-Auktion MMR 2009, 71 Verwendung fremder Fotos für Rezeptsammlung im Internet MMR 12/2009, S. VI 7. Haftung von Onlinehändlern (42) BGH U.v. 26.3.2009 – I ZR 44/06 8. Haftung des Betreibers eines Internetportals (53) BGH U.v. 12.9.2009 – I ZR 166/07 (54) OLG Frankfurt/M. U.v. 23.10.2008 – 6 U 139/08 Störerhaftung für Impressums-Verstoß MMR 2009, 194 = ITRB 2009, 28 m. Anm. Stadler (55) OLG Hamm U.v. 24.6.2008 – 4 U 25/08 Fahrlässige Urheberrechtsverletzung durch Video auf Website MMR 2009, 435 (56) LG Berlin U.v. 13.1.2009 – 27 O 927/08 Haftung des Betreibers eines Onlineportals für Suchergebnisse bei Google ZUM-RD 2009, 460 (57) LG Berlin B.v. 16.12.2008 – 16 S 9/08 Nutzung fremder Fotos durch Hochzeitsforum MMR 2009, 364 (58) LG Hamburg U.v. 17.10.2008 – 324 O 250/08 Überprüfungspflichten bei Online-Magazin MMR 2009, 580 (59) LG Hamburg B.v. 8.9.2008 – 310 O 332/08 Urheberrechtliche Haftung des Betreibers einer Karikaturen-Website MMR 2009, 143 (60) LG Berlin U.v. 8.7.2008 – 27 O 536/08 Haftung des Websitebetreibers für integrierte Suchmaschinentreffer CR 2009, 124 (61) LG Koblenz U.v. 17.4.2008 – 1 O 484/07 Unzulässiges Schuldnerverzeichnis im Web MMR 2009, 144 (62) LG Köln B.v. 9.4.2008 – 28 O 690/07 Zu-Eigen-Machen fremder Inhalte MMR 2009, 71 9. Haftung des Betreibers von Video- und Bildportalen (63) KG B.v. 10.7.2009 – 9 W 119/08 (64) OLG Frankfurt/M. U.v. 23.12.2008 – 11 U 21/08 Störerhaftung für den Austausch von Fotodateien MMR 2010, 203 = AfP 2009, 600 Haftung von Bildarchiven ITRB 2009, 129 m. Anm. Intveen MMR 2009, 721 (Ls.) (65) OLG Hamburg U.v. 10.12.2008 – 5 U 224/06 Eigene Inhalte im Sinne des TMG – Pixum (66) LG Köln U.v. 10.6.2009 – 28 O 173/09 Persönlichkeitsrechtsverletzung in Videoportal MMR 2009, 778 (67) LG Hamburg U.v. 5.12.2008 – 324 O 197/08 Haftung des Betreibers eines Videoportals für offenkundige Verletzung MMR 2009, 870 (68) LG Potsdam U.v. 21.11.2008 – 1 O 175/08 Störerhaftung ZUM-RD 2009, 223 (69) OLG Zweibrücken U.v. 14.5.2009 – 4 U 139/08 Urheberrechtsverletzung durch Foren- bzw. Plattformbetreiber MMR 2009, 541 (70) OLG Hamburg Haftung des Forenbetreibers für Urheberrechts- MMR 2009, 479 verletzung 10. Haftung des Betreibers von Internetforen MMR Beilage 6/2010 U.v. 4.2.2009 – 5 U 167/07 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 9 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (71) OLG Hamburg U.v. 4.2.2009 – 5 U 180/07 Haftung eines Betreibers eines DiskussionsfoNJOZ 2009, 2835 rums für urheberrechtswidrige Veröffentlichung einer Fotografie – Long Island Ice Tea (72) LG Köln U.v. 30.7.2008 – 28 O 189/08 Haftung des Betreibers eines Forums für falsche MMR 2009, 218 (Ls.) Tatsachenbehauptungen (73) AG Leipzig B.v. 18.3.2009 – 102 C 10291/ 08 Störerhaftung eines Forum-Betreibers wegen Urheberrechtsverletzung MMR 2009, 507 (74) AG Ludwigshafen U.v. 23.10.2008 – 2g C 291/08 Schadensersatz und Schmerzensgeld bei Foren- MMR 2009, 219 (Ls.) beiträgen (75) AG München Umfang der Prüfungspflichten eines Forenbetreibers U.v. 6.6.2008 – 142 C 6791/08 MMR 2008, 782 (Ls.) = ZUM-RD 2009, 16 11. Haftung im Zusammenhang mit Werbung im Internet (76) BGH B.v. 20.5.2009 – I ZR 218/07 Unverlangte Zusendung einer Werbe-E-Mail MMR 2010, 33 = BB 2009, 2224 m. Anm. Terhaag = WRP 2009, 1330 m. Anm. Sack (77) BGH U.v. 15.1.2009 – I ZR 57/07 Störerhaftung bei Werbung für urheberrechtsverletzende Software – Cybersky MMR 2009, 625 = FD-GewRS 2009, 286248 m. Anm. Maaßen (78) BGH U.v. 2.10.2008 – I ZR 6/06 Schadensersatz für unlizenzierte Nutzung von Ausschnitten einer Tonaufnahme MMR 2009, 215 (79) OLG Hamm U.v. 14.5.2009 – 4 U 192/08 Wiederholungsgefahr bei unverlangter E-MailWerbung MMR 2009, 769 (80) OLG Dresden U.v. 10.3.2009 – 14 U 1192/08 Störerhaftung des Auftraggebers einer Werbeaktion MMR 2009, 773 (81) OLG München U.v. 11.9.2008 – 29 U 3629/08 Haftung für Affiliate-Werbung auf jugendgefährdenden Websites MMR 2009, 126 (82) LG Berlin B.v. 18.8.2009 – 15 S 8/09 Unzulässige E-Mail-Werbung – Tell-a-Friend ITRB 2009, 265 (83) LG Lübeck B.v. 10.7.2009 – 14 T 62/09 Eintrag in Spam-Filter MMR 2009, 868 (84) LG München I B.v. 31.3.2009 – 21 O 5012/09 Störerhaftung bei Werbebanner neben urheber- MMR 2009, 435 rechtswidrigem Video-Stream (85) LG München I U.v. 18.9.2008 – 7 O 8506/07 Schadensersatz wegen Nutzung von Bildern für MMR 2009, 137 m. Anm. Kaufmann Online-Werbezwecke 12. Haftung von Privatpersonen (86) BGH U.v. 11.3.2009 – I ZR 114/06 Haftung wegen einer Pflichtverletzung bei der Verwahrung der Zugangsdaten für ein Mitgliedskonto bei eBay – Halzband MMR 2009, 391 = CR 2009, 450 m. Anm. Rössel (87) KG B.v. 29.1.2009 – 10 W 73/08 Übernahme einer ehrverletzenden Pressemeldung in private Website MMR 2009, 482 (88) LG Düsseldorf U.v. 27.5.2009 – 12 O 134/09 Haftung des Internetanschlussinhabers als Täter MMR 2009, 780 m. Anm. Solmecke/Müller für Rechtsverletzungen Dritter (89) LG Hannover U.v. 13.5.2009 – 6 O 102/08 Meinungsäußerung in eBay-Bewertungsportal MMR 2009, 870 (90) LG Berlin B.v. 11.9.2008 – 27 O 829/08 Übernahme einer ehrverletzenden Pressemeldung in private Webseite MMR 2009, 62 (91) LG Leipzig B.v. 8.2.2008 – 5 O 383/08 Störerhaftung des Internetanschlussinhabers MMR 2009, 219 13. Sonstige Haftungsfragen (92) BGH U.v. 7.10.2009 – I ZR 109/06 Haftung für Kennzeichenrechtsverletzung durch MMR 2009, 827 = CR 2009, 794 m. Anm. Rössel sog. Affiliates – Partnerprogramm = GRUR 2009, 1167 m. Anm. Matthes/Liedtke = GRUR-Prax 2009, 10 m. Anm. Kefferpütz = K&R 2009, 797 m. Anm. Herrmann (93) BGH U.v. 17.7.2009 – V ZR 254/08 Haftung des Netzinhabers, Ausgleichsanspruch nach § 76 Abs. 2 Satz 2 TKG (94) BGH U.v. 20.5.2009 – I ZR 239/06 Haftung für öffentliches Zugänglichmachen ge- MMR 2009, 756 m. Anm. Kaufmann schützter Vollversion – CAD-Software (95) BGH U.v. 9.12.2008 – VI ZR 173/07 Schadensersatz für Datenvernichtung MMR 2009, 250 = CR 2009, 286 m. Anm. Hilber/ Busche = ITRB 2009, 98 m. Anm. Rössel = JZ 2009, 744 m. Anm. Schiemann = LMK 2009, 280093 m. Anm. Marly = ZfSch 2009, 322 m. Anm. Diehl (96) KG U.v. 15.10.2009 – 8 U 26/09 Zur Haftung des Geldkuriers beim „Phishing“ MMR 2010, 128 = ZIP 2009, 2331 (97) OLG München U.v. 23.10.2008 – 29 U 5696/07 Haftung für Link auf illegale Kopier-Software (98) OLG Hamburg U.v. 9.4.2008 – 5 U 151/07 Stadtplankarten-Ausschnitte MMR 2009, 133 (99) OLG Düsseldorf U.v. 13.2.2008 – I-15 U 180/05 Meinungsäußerung im Internetforum MMR 2009, 69 (100) LG Hamburg U.v. 31.7.2009 – 325 O 85/09 Störerhaftung des Host-Providers bei Veröffentli- MMR 2010, 60 chung eines ungeschwärzten Urteils (101) LG Aachen U.v. 8.5.2009 – 6 S 226/08 Keine Haftung wegen Firmenfortführung durch K&R 2009, 816 Nutzung des Namens einer Internetplattform MMR 2009, 831 m. Anm. Boms MMR 2009, 118 = FD-GewRS 2008, 272241 m. Anm. Maaßen Zu internationalen Aspekten der Haftung s. die Tabelle in Schwerpunkt 13. 10 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR Beilage 6/2010 B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle (1) Auer-Reinsdorff Affiliate-Marketing und Suchstichwörter ITRB 2009, 277 (2) Breyer Verkehrssicherungspflichten von Internetdiensten im Lichte der Grundrechte MMR 2009, 14 (3) Engels/Jürgens/ Kleinschmidt Multimedia und elektronische Presse AfP 2009, 473 (4) Hoffmann Die Entwicklung des Internet-Rechts bis Mitte 2009 NJW 2009, 2649 (5) Hossenfelder Onlinebanking und Haftung CR 2009, 790 (6) Kindt Grundrechtsschutz für Raubkopierer und Musikpiraten? MMR 2009, 147 (7) Klatt Die Kerngleichheit als Grenze der Prüfungspflichten und der Haftung des Hostproviders ZUM 2009, 265 (8) Kondziela Staatsanwälte als Erfüllungsgehilfen der Musik- und Pornoindustrie? – Akteneinsicht in Filesharing-Verfahren MMR 2009, 295 (9) Leitgeb Virales Marketing – Rechtliches Umfeld für Werbefilme auf Internetportalen wie YouTube ZUM 2009, 39 (10) Lensing-Kramer/ Ruess Markenrechtliche Verantwortlichkeit von Internet-Auktionsportalen im Rechtsvergleich. Deutschland als Vor- GRUR 2009, 722 bild für Europa? (11) Mühlberger Die Haftung des Internetanschlussinhabers bei Filesharing-Konstellationen nach den Grundsätzen der Störer- GRUR 2009, 1022 haftung (12) Rau/Behrens Catch me if you can... Anonymisierungsdienste und die Haftung für mittelbare Rechtsverletzungen K&R 2009, 766 (13) Verweyen Grenzen der Störerhaftung in Peer to Peer-Netzwerken MMR 2009, 590 Zu internationalen Aspekten der Haftung s. die Tabelle in Schwerpunkt 13. IV. Schwerpunkt 4: Onlinewerbung und Lauterkeitsrecht Das Jahr 2009 war in Bezug auf das Wettbewerbsrecht und den Bereich der Onlinewerbung zum einen durch die Novellierung des UWG zum 30.12.20088 geprägt, zum anderen durch die erneuten Änderungen des UWG zur Umsetzung des Gesetzes zur Bekämpfung unerlaubter Telefonwerbung und zur Verbesserung des Verbraucherschutzes bei besonderen Vertriebsformen9 zum 4.8.2009. Wie bereits im Jahr 2008, beschäftigten Fragen der Telefonwerbung und des Spammings auch 2009 wieder ausführlich die Gerichte. Weitere „Dauerbrenner“ waren daneben die Themen Keyword Advertising, Abofallen sowie Mitbewerberbehinderung im Multimediabereich. 1. Spam und Telefonwerbung Im Bereich der unverlangten Zusendung von Werbe-E-Mails legte der BGH (1) erstmals fest, dass schon die einmalige unverlangte Zusendung einer Werbe-E-Mail einen Eingriff in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb darstellen könne. Leider entschied das Gericht in diesem Zusammenhang nicht darüber, wie dieses Verhalten wettbewerbsrechtlich zu beurteilen ist. Es fehlte im vorliegenden Fall nach seiner Ansicht an der erforderlichen Mitbewerbereigenschaft. Kritisch, aber im Ergebnis zustimmend hierzu äußerte sich Sack (10), der jedoch noch weitere individualschützende Rechtsmittel gegen unverlangte E-Mail-Werbung über den Weg des Deliktsrechts diskutierte. Ebenfalls ein relevantes Thema war die Frage, wann die für eine lautere Telefonwerbung erforderliche Einwilligung vorliegt. Grundsätzlich wurde durch die Anfang August 2009 erfolgte 4. UWG-Änderung i.R.d. Umsetzung des Gesetzes gegen unlautere Telefonwerbung die Stellung der Verbraucher gestärkt: Nach § 7 Abs. 2 Nr. 2 UWG bedarf es nun einer vorherigen ausdrücklichen Einwilligung in den werblichen Anruf. Ausführlicher mit dieser gesetzlichen Neuerung beschäftigt sich u.a. Lettl (5). Zu tk-rechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 8. 8 BGBl. I 2008, S. 2949. 9 BGBl. I 2009, S. 2413. 10 BGH MMR 2009, 326 m. Anm. Hoeren. MMR Beilage 6/2010 2. Mitbewerberbehinderung Oftmals mussten sich die Gerichte im Jahr 2009 mit Fällen auseinandersetzen, in denen es um Mitbewerberbehinderung i.S.d. § 4 Nr. 10 UWG ging. Dabei war zum einen die Technik des sog. Screen-Scraping ein neues Thema: Hierbei werden durch ein Programm oder über eine Website eines Drittanbieters gezielt Daten von vielen Websites anderer Anbieter extrahiert, um dem Nutzer eine Übersicht des Angebots zu präsentieren und z.B. Preisvergleiche ermöglichen zu können. Besonders bekannt ist dieses Verfahren bereits im Bereich der Flugreisenbuchung. Sowohl das OLG Frankfurt/M. (13) als auch das OLG Hamburg (12) hielten ein solches Vorgehen für rechtlich zulässig; dem schließt sich Deutsch (11) an. Zu urheberrechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 6. Weiterhin war auch die Behinderung eines Mitbewerbers durch weisungswidrige Ausführung einer Kundenorder ein oft vor den Gerichten anzutreffendes Thema. Relevant wurde diese Verhaltensweise vor allem im Bereich der Telefondienste. So beschäftigte sich der BGH (8) mit der Frage, ob es eine unlautere Behinderung darstellt, wenn ein Anbieter von Telefondienstleistungen bewusst entgegen einer Weisung des Kunden dessen Anschluss so einstellt, dass keine Dienstleistungen anderer Anbieter, sondern nur die eigenen in Anspruch genommen werden können. Er bejahte hier die unlautere gezielte Behinderung. Ebenso entschied das KG (10), wenn in einer ähnlichen Konstellation der Anbieter auf Grund einer mangelhaften firmeninternen Infrastruktur nicht schnell genug auf den Widerruf des Kunden reagierte, gleichzeitig aber dessen Auftrag noch ausführte und dadurch Mitbewerber behinderte. 3. Keyword Advertising Der BGH befasste sich in den drei Fällen „Bananabay“,10 „pcb“ (20) und „Beta Layout“ (19) mit der marken- sowie wettbewerbsrechtlichen Zulässigkeit der Verwendung fremder Markennamen und Geschäftsbezeichnungen für die eigene Werbung. Dabei kam er in der Entscheidung „Beta Layout“ zu dem Schluss, dass die Verwendung eines fremden Unternehmenskennzeichens als Schlüsselwort bei einer entsprechenden, nicht auf das Kennzeichen Bezug nehmenden Gestaltung der Werbung und einer Kenntlichmachung als „Anzeige“ weder unter Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 11 dem Gesichtspunkt der Rufanlehnung noch dem der Mitbewerberbehinderung durch Rufausbeutung oder Kundenfang unlauter sei. In der Entscheidung „pcb“ wurden lauterkeitsrechtliche Ansprüche dagegen nur sehr kurz vom BGH diskutiert. Die Sache „Bananabay“ legte er dem EuGH wegen einer notwendigen Auslegung der Markenrichtlinie (RL 89/104/EWG) zur Vorabentscheidung vor. Eine Vorlage auch der „Beta Layout“-Entscheidung hielt er für nicht geboten, auch wenn dies nach Ansicht Ohlys (15) durchaus möglich gewesen wäre. Grundsätzlich lässt sich beim Thema Schlüsselwortwerbung in Rechtsprechung und Literatur die Tendenz erkennen, lauterkeitsrechtliche Ansprüche zu verneinen, zumindest solange die geschaltete Werbung eindeutig als solche gekennzeichnet ist. Zu kennzeichenrechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 5, und zu internationalen Aspekten s. Schwerpunkt 13. 4. Missbräuchliche Abmahnungen Das Thema des Abmahnungsmissbrauchs nahm 2009 nicht nur in der Diskussion unter juristischen Laien großen Raum ein. Auch wenn bei der Frage, ob eine Abmahnung rechtmissbräuchlich, da aus sachfremden Motiven erfolgt, grundsätzlich eine Wertung im Einzelfall vorzunehmen ist, ließ sich doch im letzten Jahr die Tendenz erkennen, dass die Gerichte die Rechtsmissbräuchlichkeit immer dann bejahten, wenn die Anzahl der Abmahnungen außer Verhältnis zum Umfang der Geschäftstätigkeit des Abmahnenden stand und neben den reinen Abmahnkosten ein immer gleichbleibender pauschalierter Schadensersatzbetrag gefordert wurde oder andere auffällige Umstände wie kollusives Zusammenwirken von Abmahnendem und Anwalt hinzutraten. So hatte beispielsweise in einem Fall des OLG Hamm (26) der Abmahnende seinen eigenen Neffen als Rechtsanwalt mit der Geltendmachung der Ansprüche beauftragt. Eine Zusammenfassung dieser Grundsätze findet sich im Aufsatz von Solmecke/Dierking (18). 5. Notwendige (Preis-)Angaben und Abofallen Das Hauptthema im Bereich der notwendigen (Preis-)Angaben waren die sog. „Abofallen“. Hierbei wird dem Nutzer im Internet suggeriert, er nehme eine unentgeltliche Leistung in Anspruch, obwohl er tatsächlich einen kostenpflichtigen Abo-Vertrag abschließt. Dabei kristallisierte sich in diversen Urteilen heraus, dass der Verbraucher nicht immer dann bereits mit einer Kostenpflichtigkeit des Angebots zu rechnen hat, wenn er aufgefordert wird, seinen korrekten Namen und seine Adressdaten anzugeben. In den vorliegenden Urteilen des OLG Frankfurt/M. (42, 43) hatte der Anbieter die Notwendigkeit jener Angaben nämlich zunächst sehr geschickt mit einer Möglichkeit zur Gewinnspielteilnahme begründet. Auch reicht ein über den anstehenden Vertragsschluss aufklärender Sternchenhinweis nicht aus, um den Wettbewerbsverstoß abzuwenden, wenn dieser Hinweis entweder an einer Stelle platziert ist, an der der Nutzer keine weiterführenden Informationen zu einem Vertragsschluss erwartet, oder bei einer Blickfangwerbung an einer Stelle sitzt, die nicht am Blickfang teilnimmt, wie in einem Fall des OLG Koblenz (39). Einen guten Überblick über die Vorgehensweise der Anbieter bei solchen Abofallen und die rechtliche Bewertung geben Buchmann/Majer/Hertfelder/Vögelein (21). Zu strafrechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 10. 6. Allgemeines Wettbewerbsrecht Erneut tauchte im Jahr 2009 im Bereich des Affiliate-Marketing die Frage auf, ob ein Werbender wettbewerbsrechtlich belangt werden kann, wenn seine Werbung auf einer Website geschaltet wird, die u.a. jugendgefährdende Inhalte enthält. Das OLG München (63) entschied hier, dass der Werbende, sollte er nach einer Information über die Rechtsverstöße des Affiliates die Werbung nicht entfernen, eine lauterkeitsrechtliche Verkehrspflicht verletze und dadurch selbst zum Täter eines Wettbewerbsverstoßes werde. JULIA SEILER A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle 1. Spam und Telefonwerbung (1) BGH B.v. 20.5.2009 – I ZR 218/07 Eingriff in den Gewerbebetrieb bereits durch MMR 2010, 33 einmalige unverlangte Zusendung einer E-Mail – E-Mail-Werbung II (2) OLG Köln U.v. 5.6.2009 – 6 U 1/09 Anrufe bei Telefonkunden nach Anbieterwechsel MMR 2009, 860 (3) OLG Hamburg U.v. 4.3.2009 – 5 U 260/08 Einwilligung in Telefonwerbung im Rahmen eines Gewinnspiels MMR 2009, 557 (4) OLG Hamm U.v. 17.2.2009 – 4 U 190/08 Mutmaßliches Interesse Gewerbetreibender MMR 2009, 559 (5) OLG Köln U.v. 12.12.2008 – 6 U 41/08 Telefonische demoskopische Kundenbefragung MMR 2009, 267 unzulässig (6) LG Ulm U.v. 30.4.2009 – 10 O 39/09 Kein Einverständnis für Faxwerbung durch Num- WRP 2009, 1018 mernbekanntgabe auf der Homepage (7) LG Essen U.v. 20.4.2009 – 4 O 368/08 Newsletter-Zusendung bei Verwendung eines Single-Opt-in-Verfahrens MMR 2009, 504 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 353 Zu tk-rechtlichen Aspekten der Telefonwerbung s.a. Schwerpunkt 8. 2. Mitbewerberbehinderung (8) BGH U.v. 5.2.2009 – I ZR 119/06 Mitbewerberbehinderung durch bewusste auf- MMR 2010, 248 m. Anm. Schulze zur Wiesche = tragswidrige Durchführung einer Kundenorder – GRUR 2009, 876 Änderung der Voreinstellung II (9) BGH U.v. 11.9.2008 – I ZR 74/06 Wettbewerbswidriger Schleichbezug – bundes- MMR 2009, 108 = GRUR 2009, 173 m. Anm. ligakarten.de Heermann = K&R 2009, 110 m. Anm. Soldner/ Janka = CR 2009, 175 m. Anm. Bandehzadeh/ Plog = NJW 2009, 1504 m. Anm. Frobenius (10) KG B.v. 26.6.2009 – 5 W 59/09 Systematische Nichtberücksichtigung verbraucherrechtlicher Widerrufe MMR 2009, 694 (11) OLG Köln U.v. 5.6.2009 – 6 U 223/08 Kommerzielles WLAN-Sharing MMR 2009, 695 m. Anm. Mantz = CR 2009, 576 m. Anm. Poleacov (12) OLG Hamburg U.v. 16.4.2009 – 5 U 101/08 Kein Rechtsverstoß durch Screen-Scraping MMR 2009, 770 12 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR Beilage 6/2010 Gericht Datum/Aktenzeichen (13) OLG Frankfurt/M. U.v. 5.3.2009 – 6 U 221/08 (14) OLG Düsseldorf Thema Fundstelle Vermittlung von Flugtickets durch ScreenScraping MMR 2009, 400 U.v. 25.11.2008 – I-20 U 202/07 Änderung der Voreinstellung MMR 2009, 565 (15) OLG Frankfurt/M. U.v. 23.10.2008 – 6 U 176/07 Wettbewerbswidrige Änderung der Voreinstellung MMR 2009, 566 (16) OLG Frankfurt/M. U.v. 11.9.2008 – 6 U 197/07 Gezielte Behinderung durch Wahl einer ähnlichen Telefonnummer MMR 2009, 869 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 65 (17) OLG Hamm U.v. 10.6.2008 – 4 U 37/08 „Hausverbot“ im Internet MMR 2009, 269 (18) LG Essen U.v. 26.3.2009 – 4 O 69/09 Internetvertrieb von Bundesligakarten MMR 2009, 504 (Ls.) = K&R 2009, 418 m. Anm. Soldner/Friedrichson Zu urheberrechtlichen Aspekten des Screen-Scraping s.a. Schwerpunkt 6. 3. Keyword Advertising und Metatags (19) BGH U.v. 22.1.2009 – I ZR 30/07 Kein unlauteres Verhalten durch Verwendung fremder Unternehmenskennzeichen als AdWords – Beta Layout MMR 2009, 329 m. Anm. Hoeren = CR 2009, 328 m. Anm. Backu = ZUM 2009, 562 m. Anm. Kummermehr (20) BGH U.v. 22.1.2009 – I ZR 139/07 Kein unlauteres Verhalten durch Verwendung einer geschützten Bezeichnung als Keyword – pcb MMR 2009, 331 m. Anm. Hoeren = CR 2009, 323 m. Anm. Backu (21) OLG Frankfurt/M. B.v. 3.3.2009 – 6 W 29/09 Verwendung eines Kennzeichens im Blog MMR 2009, 401 (22) KG U.v. 26.9.2008 – 5 U 186/07 Kein Wettbewerbsverstoß durch AdWordWerbung – europamöbel MMR 2009, 69 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 65 (23) KG U.v. 9.9.2008 – 5 U 163/07 Kein Wettbewerbsverstoß durch KeywordAdvertising bei Kenntlichmachung als Anzeige MMR 2009, 47 (24) LG Braunschweig U.v. 26.3.2008 – 9 O 250/08 (022) Nutzung von Firmennamen durch Rechtsanwälte MMR 2009, 291 (Ls.) Zu AdWords s.a. Schwerpunkt 5 und Schwerpunkt 13. 4. Missbräuchliche Abmahnungen (25) OLG Hamm U.v. 28.4.2009 – 4 U 216/08 Indizien für rechtsmissbräuchliche Abmahnung im Onlinehandel MMR 2009, 865 (26) OLG Hamm U.v. 24.3.2009 – 4 U 211/08 Rechtsmissbräuchliche Abmahnung eines eBay- MMR 2009, 474 Shops (27) KG B.v. 25.1.2008 – 5 W 371/07 Missbräuchliche Gerichtsstandswahl MMR 2009, 69 (Ls.) = K&R 2008, 252 (28) LG Bielefeld U.v. 5.11.2008 – 18 O 34/08 Indizien für Rechtsmissbrauch einer Abmahnaktion MMR 2009, 364 (Ls.) (29) LG Würzburg U.v. 28.10.2008 – 14 O 1631/08 Abmahnungen der webdiscount4you Ltd. rechtsmissbräuchlich (30) LG Bückeburg U.v. 22.4.2008 – 2 O 62/08 Missbräuchliche Abmahnung eines eBay-Händ- MMR 2009, 144 (Ls.) = ITRB 2008, 202 lers m. Anm. Intveen (31) AG Schleiden U.v. 1.12.2008 – 9 C 158/08 Rechtsmissbräuchliche Abmahnung MMR 2009, 219 MMR 2009, 200 m. Anm. Faustmann Zu Abmahnungen s.a. Schwerpunkt 12. 5. Notwendige (Preis-)Angaben und Abofallen (32) BGH U.v. 22.4.2009 – I ZR 14/07 Wettbewerbsverstoß bei Zuwiderhandlung gegen PAngV – 0,00 Grundgebühr MMR 2009, 836 (33) BGH U.v. 11.3.2009 – I ZR 194/06 Offline-Verweis auf Website mit Teilnahmebedingungen – Geld-zurück-Garantie II MMR 2009, 840 (34) BGH U.v. 26.2.2009 – I ZR 163/06 Verpflichtung zur Grundpreisangabe im Internet MMR 2009, 690 = K&R 2009, 651 m. Anm. – Dr. Clauder’s Hufpflege Buchmann (35) BGH U.v. 5.11.2008 – I ZR 55/06 Umfang der Preisangaben bei Verkauf von Mobiltelefon mit Prepaid-Card – XtraPac MMR 2009, 766 (36) BGH U.v. 17.7.2008 – I ZR 139/05 Preisangaben bei Werbung für Telefontarif – Telefonieren für 0 Cent! MMR 2009, 113 (37) OLG Hamburg U.v. 8.4.2009 – 5 U 13/08 Keine grundsätzliche Irreführung durch Angabe MMR 2010, 185 = WRP 2009, 1305 „Gratis SMS“ bei anschließender automatischer Überführung in Vertrag (38) OLG Hamm U.v. 2.4.2009 – 4 U 213/08 Kein Bagatellverstoß bei Verletzung der Impres- MMR 2009, 552 sumspflicht durch Onlinehändler (39) OLG Koblenz U.v. 18.3.2009 – 4 U 1173/08 Werbung mit getarntem Probeabo wettbewerbswidrig (40) KG U.v. 27.2.2009 – 5 U 162/07 Buchungsgebühr bei Online-Ticketverkauf MMR 2009, 773 (41) KG U.v. 20.1.2009 – 5 U 48/08 Nachteilige irreführende Angabe MMR 2009, 259 MMR 2009, 475 (42) OLG Frankfurt/M. U.v. 4.12.2008 – 6 U 187/07 Notwendige Preisangaben bei Download-Ange- CR 2009, 253 boten zur Vermeidung einer Abofalle (43) OLG Frankfurt/M. U.v. 4.12.2008 – 6 U 186/07 Kostenfalle im Internet MMR 2009, 341 (44) OLG Düsseldorf Erheblichkeit einer unterlassenen Vornamensnennung im Impressum MMR 2009, 266 MMR Beilage 6/2010 U.v. 4.11.2008 – I-20 U 125/08 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 13 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (45) OLG Karlsruhe U.v. 21.5.2008 – 4 U 90/07 Preisangabenpflicht bei Internetwerbung MMR 2009, 363 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 147 (46) OLG Hamburg B.v. 20.5.2008 – 3 U 225/07 Erkenn- und Wahrnehmbarkeit von Preisangaben im Internet CR 2009, 683 (47) OLG Frankfurt/M. U.v. 6.3.2008 – 6 U 85/07 Liefer- und Versandkostenangabe MMR 2009, 69 (Ls.) = K&R 2008, 462 (48) LG Hamburg U.v. 18.6.2009 – 315 O 17/09 Preisangaben in Online-Buchungssystem MMR 2009, 722 (Ls.) = VuR 2009, 354 (49) LG Hamburg U.v. 10.6.2008 – 312 O 196/08 Nicht verbrauchte Prepaid-Guthaben MMR 2009, 142 (Ls.) Zu strafrechtlichen Aspekten bei Abofallen s.a. Schwerpunkt 10. 6. Allgemeines Wettbewerbsrecht (50) BGH U.v. 2.7.2009 – I ZR 147/06 Unlautere Werbung mit Gewinnspielteilnahme für Vermittler – Winteraktion MMR 2009, 798 (Ls.) = EWiR 2010, 33 m. Anm. Just (51) BGH U.v. 11.3.2009 – I ZR 114/06 Haftung des Inhabers eines eBay-Kontos bei MMR 2009, 391 = CR 2009, 450 m. Anm. Rössel rechtsverletzender Benutzung durch einen Drit- = EWiR 2009, 453 m. Anm. Beyerlein ten – Halzband (52) BGH U.v. 4.12.2008 – I ZR 3/06 Handeln im geschäftlichen Verkehr beim Anbie- MMR 2009, 538 ten von Waren auf Internet-Plattform – Ohrclips (53) BGH U.v. 11.9.2008 – I ZR 58/06 Beachtlichkeit eines schriftlich eingeblendeten Hinweises im Fernsehen – Fußpilz MMR 2009, 469 (54) OLG Stuttgart U.v. 20.8.2009 – 2 U 21/09 Irreführung durch Bezeichnung als „Tier-Apotheke“ MMR 2010, 105 (Ls.) = WRP 2009, 1580 (55) OLG Hamm U.v. 4.6.2009 – 4 U 19/09 Lieferung innerhalb 24 Stunden MMR 2009, 861 (56) OLG Düsseldorf U.v. 19.5.2009 – I-20 U 77/08 180 Freiminuten als Startgeschenk MMR 2009, 864 (57) OLG Stuttgart U.v. 19.3.2009 – 2 U 47/08 Videoplattform für Amateursportveranstaltungen – hartplatzhelden.de MMR 2009, 395 m. Anm. Maume (58) OLG Hamm U.v. 17.3.2009 – 4 U 167/08 „Lieferzeit auf Nachfrage“ in Onlineshop-Werbung MMR 2009, 555 (59) OLG Düsseldorf U.v. 10.3.2009 – I-20 U 226/08 Werbung mit Ortsbezug MMR 2009, 477 (60) OLG München U.v. 5.2.2009 – 29 U 3255/08 Werbeangabe „Kein Telekom-Anschluss notwendig“ MMR 2009, 562 (61) OLG Frankfurt/M. U.v. 23.10.2008 – 6 U 139/08 Verkehrspflicht zur Eindämmung von Impressumspflichtverstößen MMR 2009, 194 (62) OLG München U.v. 16.10.2008 – 29 U 1669/08 Sportwetten im Übergangszeitraum MMR 2009, 195 (63) OLG München U.v. 11.9.2008 – 29 U 3629/08 Affiliate-Werbung auf jugendgefährdenden Internetseiten MMR 2009, 126 (64) OLG Düsseldorf U.v. 9.9.2008 – I-20 U 123/08 Irreführung durch falschen Copyright-Hinweis MMR 2009, 869 (Ls.) = NJW 2009, 789 (65) KG B.v. 15.8.2008 – 5 W 248/08 Erstbegehungsgefahr bei unzulässigen Klauseln MMR 2009, 344 in Auktionsangebot (66) OLG Hamburg U.v. 24.7.2008 – 3 U 216/06 Haftung eines Online-Auktionshauses für Markenverletzungen MMR 2009, 129 (Ls.) m. Anm. Witzmann = MarkenR 2008, 532 m. Anm. Fiebig (67) LG Köln U.v. 16.6.2009 – 33 O 374/08 Keine unlautere Nachahmung einer Webseite trotz unübersehbarer Übereinstimmungen MMR 2009, 640 (68) LG Mannheim U.v. 12.5.2009 – 2 O 268/08 AGB von Download-Angeboten MMR 2009, 568 = CR 2009, 818 m. Anm. Mankowski (69) LG Köln U.v. 25.9.2008 – 84 O 15/08 Irreführende Werbung mit Datenübertragungs- MMR 2009, 217 (Ls.) = CR 2009, 19 geschwindigkeiten B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle 1. Spam und Telefonwerbung (1) Bernreuther Neues zur Telefonwerbung WRP 2009, 390 (2) Ernst Die Einwilligung in belästigende telekommunikative Werbung nach neuer Rechtslage in UWG und BDSG WRP 2009, 1455 (3) Hecker Neue Regeln gegen unerlaubte Telefonwerbung K&R 2009, 601 (4) Köhler Neue Regelungen zum Verbraucherschutz bei Telefonwerbung und Fernabsatzverträgen NJW 2009, 2567 (5) Lettl Werbung mit einem Telefonanruf gegenüber einem Verbraucher nach § 7 Abs. 2 Nr. 2 Alt. 1 UWG n.F. WRP 2009, 1315 (6) von Nussbaum/ Krienke Telefonwerbung gegenüber Verbrauchern nach dem Payback-Urteil MMR 2009, 372 (7) Pauli Die Einwilligung in Telefonwerbung per AGB bei der Gewinnspielteilnahme WRP 2009, 1192 (8) Pauli Direktmarketing und die Gewinnung von Kundendaten: Ist die Veranstaltung eines Gewinnspiels ein geeig- WRP 2009, 245 neter Weg? (9) Plath/Frey Telefonwerbung nach dem Cold-Calling-Gesetz ITRB 2009, 227 (10) Sack Individualschutz gegen unlauteren Wettbewerb WRP 2009, 1330 Zu tk-rechtlichen Aspekten der Telefonwerbung s.a. Schwerpunkt 8. 14 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR Beilage 6/2010 Verfasser Titel Fundstelle 2. Mitbewerberbehinderung (11) Deutsch Die Zulässigkeit des so genannten „Screen-Scraping“ im Bereich der Online-Flugvermittler GRUR 2009, 1027 (12) Dienstbühl Die Ausweitung der Beauftragtenhaftung am Beispiel des Telekommunikationsresales CR 2009, 568 (13) Körber/Heinlein Das Ticket-Urteil des BGH und seine Auswirkungen auf den Handel mit Eintrittskarten WRP 2009, 266 (14) Vander Gezielte Behinderung bei teilidentischer Rufnummer K&R 2009, 167 Zu urheberrechtlichen Aspekten des Screen-Scraping s.a. Schwerpunkt 6. 3. Keyword Advertising und Metatags (15) Ohly Keyword-Advertising auf dem Weg von Karlsruhe nach Luxemburg GRUR 2009, 709 (16) Ott Die Entwicklung des Suchmaschinen- und Hyperlinkrechts im Jahr 2008 WRP 2009, 351 Zu AdWords s.a. Schwerpunkt 5 und Schwerpunkt 13. 4. Missbräuchliche Abmahnungen (17) Reinholz Richtig abmahnen ITRB 2009, 180 (18) Solmecke/ Dierking Die Rechtsmissbräuchlichkeit von Abmahnungen MMR 2009, 727 Zu Abmahnungen s.a. Schwerpunkt 12. 5. Notwendige (Preis-)Angaben und Abofallen (19) Armgardt Verbraucherschutz und Wettbewerbsrecht: Unwirksame AGB-Klauseln im Licht der neueren Rechtsprechung WRP 2009, 122 zum UWG und zur UGP-Richtlinie (20) Blasek Versteckte Preisangaben im Internet GRUR-RR 2009, 241 (21) Buchmann/Majer/ „Vertragsfallen“ im Internet – Rechtliche Würdigung und Gegenstrategien Hertfelder/Vögelein NJW 2009, 3189 (22) Meyer-van Raay/ Deitermann Gefangen in der (Internet-)Kostenfalle? VuR 2009, 335 (23) Schützle Fernabsatzrechtliche Informationspflichtverstöße immer „spürbar“ CR 2009, 443 (24) Sobola Preisangaben bei Geschäften im Internet ITRB 2009, 165 Zu strafrechtlichen Aspekten bei Abofallen s.a. Schwerpunkt 10. 6. Allgemeines Wettbewerbsrecht (25) Ehmann Monopole für Sportverbände durch ergänzenden Leistungsschutz? GRUR Int 2009, 659 (26) Fesenmair Mit den Hartplatzhelden zu einem wettbewerbsrechtlichen Leistungsschutz für die Veranstalter von Sportevents? NJOZ 2009, 3673 (27) Janal Lauterkeitsrechtliche Betrachtungen zum Affiliate-Marketing CR 2009, 317 (28) Koch/Krämer Die Verwertung von Amateurfußballspielen im Internet SpuRt 2009, 224 (29) Lettl Das neue UWG GRUR-RR 2009, 41 (30) Ohly Leistungsschutz durch die Hintertür CaS 2009, 148 (31) Paal Mediale Verwertung von Sportveranstaltungen und Leistungsschutz CR 2009, 438 (32) Schirmbacher UWG 2008 – Auswirkungen auf den E-Commerce K&R 2009, 433 V. Schwerpunkt 5: Domain- und Kennzeichenrecht Im Domain- und Kennzeichenrecht war das Hauptthema wie bereits in den letzten Jahren die Zulässigkeit von Google AdWords. Neben einer Änderung der Vergabepraxis der DENIC hat es auch wieder einige höchstrichterliche Entscheidungen, insbesondere zur Priorität bei Gleichnamigen, gegeben. Ein weiterer Schwerpunkt lag im Berichtszeitraum 2009 auf Notar- und Rechtsanwaltsdomains. 1. Google AdWords Der BGH hat sich Anfang 2009 mit der Zulässigkeit von Google AdWords befasst. Da die Regelungen zur Marke auf der Markenrichtlinie (RL 89/104/EWG) beruhen, musste der BGH (4) dem EuGH die Frage vorlegen, ob in der Verwendung einer fremden Marke als Keyword eine markenmäßige Benutzung zu sehen ist. Inzwischen hat der EuGH11 entschieden, dass Google selbst keine Markenverletzung begeht. Die Verwendung des Kennzeichens durch den Werbenden stellt hingegen eine markenmäßige Benutzung dar. Die nationalen Gerichte müssen allerdings immer im 11 EuGH, U. v. 23.3.2010 – Rs. C 236/08 bis C 238/08, MMR 2010, 315. 12 OLG Frankfurt/M. MMR 2008, 609 m. Anm. Welzel. MMR Beilage 6/2010 Einzelfall beurteilen, ob auch die Herkunftsfunktion beeinträchtigt wird und der Markeninhaber deshalb gegen den Werbenden vorgehen kann. Ob die Verwendung eines fremden Unternehmenskennzeichens als Keyword eine kennzeichenmäßige Benutzung darstellt, hat der BGH (3) offengelassen, weil wegen der deutlichen Trennung von Trefferliste und Anzeige jedenfalls keine Verwechslungsgefahr vorlag. Da der Schutz der Unternehmensbezeichnung nicht auf harmonisiertem Recht beruht, kam eine Vorlagefrage nicht in Betracht. Bei Verwendung von Gattungsbegriffen liegt nach Ansicht des BGH (2) keine kennzeichenmäßige Benutzung vor. Entsprechend der praktischen Bedeutung wurde die Thematik auch in der Literatur ausgiebig behandelt. Ohly (4) gibt z.B. einen Ausblick auf die Entscheidung des EuGH und befasst sich zudem mit wettbewerbsrechtlichen Aspekten. Engels (1) zeigt noch offene Problemkreise auf. Zur wettbewerbsrechtlichen Situation s. Schwerpunkt 4, und zu internationalen Aspekten s. Schwerpunkt 13. 2. Vergabepraxis der DENIC In der Vergabepraxis der DENIC ist es zu einer spektakulären Änderung gekommen. Auslöser war die Entscheidung des OLG Frankfurt/M.,12 wonach der VW-Konzern einen kartellrechtlichen Anspruch auf Registrierung der Domain vw.de hat. Als Reaktion darauf hat die DENIC viele Einschränkungen bei der Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 15 Registrierung abgeschafft. So dürfen seit dem 23.10.2009 auch ein- und zweistellige Domains, reine Zifferndomains sowie Domains, die Kfz-Kennzeichen oder anderen Top-Level-Domains entsprechen, registriert werden. Die beiden Entscheidungen des LG Frankfurt/M. (40, 43) zur Registrierung von Kfz-Domains sind deshalb als überholt anzusehen. 3. Kennzeichenrecht Neben einem Schutz vor Domains geht es immer wieder auch um den Schutz von Domains. Die bloße Domain an sich ist kein schutzfähiges Kennzeichenrecht. Allerdings kann die Domain Gegenstand eigener Kennzeichenrechte sein. Der BGH (11) hat geurteilt, dass ein Schutz als Werktitel erst mit Aufnahme der Benutzung eines unterscheidungskräftigen Titels in Betracht kommt. Für eine Vorverlagerung des Schutzes durch eine Titelschutzanzeige reicht die bloße Ankündigung auf der Website jedenfalls nicht aus. Eichelberger (9) befasst sich in seiner Urteilsbesprechung ausführlich mit der Frage, wann eine Domain Werktitelschutz genießen kann. Nach Ansicht des LG Hamburg (21) kann der Schutz als Unternehmenskennzeichen bereits mit der zeichenmäßigen Benutzung eines als Herkunftshinweis verwendeten unterscheidungskräftigen Zeichens als Bestandteil einer E-Mail-Adresse sowie der späteren Benutzung des Zeichens als Domain entstehen. Eine Verkehrsgeltung ist bei unterscheidungskräftigen Zeichen gerade nicht erforderlich. Ein weiterer Aspekt des Schutzes von Domains ist der Umgang mit Dispute-Einträgen. Diese werden von der DENIC eingerichtet, wenn glaubhaft gemacht wurde, dass durch die Domain Kennzeichenrechte Dritter verletzt werden. Folge ist u.a., dass die Domain nicht mehr weiterübertragen werden kann. Das LG Köln (18) folgte inhaltlich einem Urteil des OLG Köln13 und entschied, dass dem Domaininhaber bei unberechtigten Dispute-Einträgen ein Löschungsanspruch zusteht. 4. Namensrecht In Fortsetzung seines „grundke“-Urteils14 zu Treuhanddomains hat der BGH (23) entschieden, dass sich ein Domaininhaber ohne eigene Kennzeichenrechte auch dann auf das aus dem Vornamen resultierende Namensrecht seines Auftraggebers berufen kann, wenn der Vorname die erforderliche erhebliche Kennzeichnungskraft aufweist. Voraussetzung ist aber, dass für alle Gleichnamigen eine einfache und zuverlässige Möglichkeit besteht, zu überprüfen, ob die Registrierung im Auftrag eines Namensträgers erfolgt ist. Dies ist insbesondere der Fall, wenn unter der Domain der Internetauftritt des Namensträgers erfolgt. Namensträger können ihr Recht nicht durchsetzen, wenn es sich bei dem Namen um einen Gattungsbegriff handelt. In diesen Fällen kommt es zu keiner Zuordnungsverwirrung, sodass es beim Prioritätsgrundsatz bleibt. Die Gemeinde Welle hatte deshalb vor dem LG Köln (18) keinen Erfolg. Aus den gleichen Gründen hatte auch Herr Wachs vor dem LG Hamburg (26) das Nachsehen. 5. Notar- und Rechtsanwaltsdomains Im Berichtszeitraum waren vermehrt Notar- und Rechtsanwaltsdomains Gegenstand gerichtlicher Entscheidungen. Der BGH (28) sah in der Domain notar-in-rostock.de keinen Verstoß gegen § 29 BNotO. Zwar dürfen nach den Richtlinienempfehlungen der Bundesnotarkammer (BNotK)15 grundsätzlich keine Domains mit Bezeichnungen von Gemeinden oder sonstigen geografischen oder politischen Einheiten kombiniert werden. Die Notarkammer Mecklenburg-Vorpommern hatte diese Empfehlungen allerdings noch nicht in eigenes Satzungsrecht umgesetzt. Das OLG Hamm (29) hat entschieden, dass die Benutzung einer Domain anwaltskanzlei-ortsname.de keine nach §§ 3, 5 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 UWG unzulässige Spitzenstellungsbehauptung darstellt. Damit distanzierte es sich von seiner „Tauchschule-Dortmund“-Entscheidung.16 Die Verwendung des Begriffs „Prädikatsanwälte“ für ein Internetportal ist nach Ansicht des LG Regensburg (30) unlauter i.S.v. §§ 3, 5 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 UWG, wenn dort auch Anwälte aufgeführt werden, die „lediglich“ ein befriedigendes Staatsexamen haben. Durch die Benutzung des Wortes eBay als Bestandteil von Domains, wie z.B. ebayrecht.de oder rechtsberatung-ebay.de, werden nach einem Urteil des LG Hamburg (31) die Unterscheidungskraft und die Wertschätzung der Marke und des Unternehmenskennzeichens eBay ohne rechtfertigenden Grund in unlauterer Weise i.S.v. §§ 14 Abs. 2 Nr. 3, 15 Abs. 3 MarkenG ausgenutzt. 6. Rechtsdurchsetzung Bei markenrechtlichen Ansprüchen kommt nach dem BGH (32) ein Löschungsanspruch grundsätzlich nicht in Betracht, da es kaum denkbar ist, dass eine Domain unabhängig von dem Inhalt der Website Kennzeichenrechte verletzt. Im Falle des unlauteren Domain-Grabbings nach § 4 Nr. 10 UWG kann nach einem Urteil des LG Hamburg (36) allerdings die Löschung und Dekonnektierung der Domain verlangt werden. Zum Umfang des Verbotstenors bei Tippfehlerdomains hat das OLG Hamburg (33) entschieden, dass dabei nicht auf die im Wettbewerbsrecht entwickelte Kerntheorie zurückgegriffen werden kann, da ansonsten gerichtliche Verbote in Kennzeichenrechtsstreitigkeiten konturlos würden und keine Rechtssicherheit bieten könnten. Ein derartiges Verbot erstreckt sich deshalb nicht ohne weiteres auf Tippfehler-Domains mit anderen Fehlern bzw. Buchstabenreihenfolgen. Im Rahmen der Zwangsvollstreckung hat das AG Frankfurt/M. (37) zum ersten Mal geurteilt, dass die DENIC nicht Drittschuldnerin i.S.d. § 829 ZPO ist. JOHANNES GRÄBIG 13 OLG Köln MMR 2006, 469 m. Anm. Utz. 14 BGH MMR 2007, 594 m. Anm. Hoeren. 15 Veröffentlicht in DNotZ 2003, 393, abrufbar unter: http://www.bnotk.de/_ downloads/Richtlinien/Empfehlungen_BNotK.pdf (Stand: 3/2010). 16 OLG Hamm MMR 2003, 471 m. Anm. Karl. A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (1) GA beim EuGH Schlussanträge v. 22.9.2009 – Rs. C-236/08 bis C-238/08 Google AdWords MMR 2009, 797 (Ls.) (2) BGH U.v. 22.1.2009 – I ZR 139/07 Generischer Teil einer Marke als Keyword – PCB-Pool MMR 2009, 331 m. Anm. Hoeren = CR 2009, 323 m. Anm. Backu (3) BGH U.v. 22.1.2009 – I ZR 30/07 Fremdes Unternehmenskennzeichen als Keyword – Beta-Layout MMR 2009, 329 m. Anm. Hoeren = CR 2009, 328 m. Anm. Backu = ZUM 2009, 562 m. Anm. Kummermehr 1. Google AdWords 16 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR Beilage 6/2010 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (4) BGH B.v. 22.1.2009 – I ZR 125/07 Keyword wortidentisch mit Marke – Bananabay MMR 2009, 326 m. Anm. Hoeren = CR 2009, 330 m. Anm. Backu (5) OLG Braunschweig U.v. 16.12.2008 – 2 U 138/08 Markenrechtsverstoß durch „weitgehend passende Keywords“ CR 2009, 334 (6) KG U.v. 26.9.2008 – 5 U 186/07 Keine kennzeichenmäßige Benutzung durch AdWord-Werbung – europamöbel MMR 2009, 69 (Ls.) (7) KG U.v. 9.9.2008 – 5 U 163/07 Keine Kennzeichenverletzung durch AdWordWerbung MMR 2009, 47 = ITRB 2009, 28 m. Anm. Wolff (8) LG Düsseldorf U.v. 14.1.2009 – 2a O 25/08 Markenverletzung durch Google-AdWord MMR 2009, 290 (Ls.) (9) LG Hamburg U.v. 6.3.2008 – 315 O 906/07 Kein Anspruch auf Teilnahme an GoogleAdWords-Programm MMR 2009, 143 (Ls.) Zu AdWords s.a. Schwerpunkt 4 und Schwerpunkt 13. 2. Kennzeichenrecht (10) BGH U.v. 7.10.2009 – I ZR 109/06 Markenmäßige Benutzung durch Anzeige in Trefferliste einer Suchmaschine – Partnerprogramm MMR 2009, 827 = CR 2009, 794 m. Anm. Rössel = GRUR 2009, 1167 m. Anm. Matthes/Liedtke = ITRB 2010, 2 m. Anm. Auer-Reinsdorff, 2009, 277 (11) BGH U.v. 14.5.2009 – I ZR 231/06 Werktitelschutz für Domainnamen – airdsl MMR 2009, 758 = CR 2009, 801 m. Anm. Hackbarth = K&R 2009, 717 m. Anm. Eichelberger, S. 778 (12) BGH U.v. 2.4.2009 – I ZR 209/06 Marke und Domain regional tätiger Unternehmen – POST/RegioPost GRUR 2009, 678 (13) BGH U.v. 2.4.2009 – I ZR 110/06 Turbo-post.de MMR 2009, 503 (Ls.) (14) BGH U.v. 5.2.2009 – I ZR 167/06 Keine Markennutzung durch Domainregistrierung MMR 2009, 362 (Ls.) = GRUR 2009, 484 (15) OLG Nürnberg V.v. 14.5.2009 – 3 U 418/09 Markenverletzung durch Domainhandel MMR 2009, 768 (16) OLG Frankfurt/M. B.v. 3.3.2009 – 6 W 29/09 Verwendung eines Kennzeichens im Domainnamen/Blog MMR 2009, 401 (17) LG Hamburg U.v. 16.7.2009 – 327 O 117/09 Kein Unterlassungsanspruch gegen Vertipperdomain – wwwmoebel.de K&R 2009, 745 (18) LG Köln U.v. 8.5.2009 – 81 O 220/08 Rechtsverletzung durch Dispute-Eintrag – welle.de MMR 2009, 504 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 260 = ITRB 2009, 196 m. Anm. Engels (19) LG NürnbergFürth U.v. 28.1.2009 – 3 O 5509/08 Markenverletzung durch Domainhandel MMR 2009, 435 (Ls.) (20) LG Hamburg U.v. 2.10.2008 – 312 O 464/08 studiVZ gegen börseVZ MMR 2009, 135 (21) LG Hamburg U.v. 18.9.2008 – 315 O 988/07 Markenrechtlicher Schutz durch Verwendung einer E-Mail-Adresse und Domain CR 2009, 403 (22) LG Köln U.v. 2.5.2008 – 84 O 33/08 Nachahmerportal zu studiVZ/schuelerVZ MMR 2009, 201 (23) BGH U.v. 23.10.2008 – I ZR 11/06 Priorität unter Gleich(vor)namigen – raule.de MMR 2009, 394 = K&R 2009, 399 m. Anm. Recke (24) OLG Rostock U.v. 3.12.2008 – 2 U 50/08 Namensrecht einer Bürgerinitiative – braunkohle-nein.de MMR 2009, 417 (25) OLG Hamburg U.v. 24.4.2007 – 3 U 50/07 Namensrechtsverletzung durch .eu-Domain – telekom-bundesliga.eu CR 2009, 512 = ITRB 2009, 171 m. Anm. Brennecke (26) LG Hamburg U.v. 18.7.2008 – 408 O 274/08 Kein markenrechtlicher Freigabeanspruch auf Domain – wachs.de MMR 2009, 218 (Ls.) = K&R 2009, 61 (27) LG München I U.v. 1.4.2008 – 33 O 15411/07 Gebäudename vs. Domainname – Schloss Eggersberg ITRB 2009, 80 m. Anm. Eltest 3. Namensrecht 4. Notar- und Rechtsanwaltsdomains (28) BGH B.v. 11.5.2009 – NotZ 17/08 Notar-Domain mit Stadt-Bezeichnung erlaubt MMR 2010, 34 = NJW-RR 2009, 1419 (29) OLG Hamm U.v. 19.6.2008 – 4 U 63/08 Zur Spitzenstellungsbehauptung bei Domainnamen – anwaltskanzlei-[ortsname].de MMR 2009, 50 m. Anm. Kuhr (30) LG Regensburg U.v. 14.1.2009 – 2HK O 2062/ 08 (1) Internetportal für „Prädikatsanwälte“ MMR 2009, 723 (Ls.) = K&R 2009, 509 (31) LG Hamburg U.v. 17.6.2008 – 312 O 937/07 eBay-Anwalt MMR 2009, 143 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 106 5. Rechtsdurchsetzung (32) BGH U.v. 19.2.2009 – I ZR 135/06 Domainregistrierung als unlautere Mitbewerber- MMR 2009, 534 = ITRB 2009, 171 m. Anm. behinderung – ahd.de Rössel = K&R 2009, 473 m. Anm. Rössel (33) OLG Hamburg B.v. 8.1.2009 – 5 W 1/09 Zum Umfang eines Verbotstenors zu VertipperDomains – Günatiger (34) LG Köln U.v. 16.6.2009 – 33 O 45/08 Gerichtliches Verfahren vor oder nach UDRP-Ver- MMR 2010, 187 (Ls.) = K&R 2009, 817 fahren im Domainstreit zulässig (35) LG Essen B.v. 2.4.2009 – 15 S 330/08 Rechtsschutzinteresse bei Domainnamengleich- MMR 2009, 723 (Ls.) heit (36) LG Hamburg U.v. 12.8.2008 – 312 O 64/08 Kennzeichnungskraft eines Unternehmenskenn- MMR 2009, 70 (Ls.) zeichens für Motorräder und Domain-Grabbing MMR Beilage 6/2010 GRUR-RR 2009, 323 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 17 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (37) AG Frankfurt/M. U.v. 26.1.2009 – 32 C 1317/08- DENIC ist nicht Drittschuldnerin bei Zwangsvoll- MMR 2009, 709 m. Anm. Welzel 22 streckung in Domains – greencard-select.de 6. Sonstiges (38) EuGH B.v. 17.2.2009 – Rs. C-483/07 P Reservierung der Domain „galileo.eu“ durch EU-Kommission zulässig MMR 2009, 388 (39) Tschechisches Schiedsgericht E.v. 26.1.2009 – 05231 K&R 2009, 214 (40) LG Frankfurt/M. U.v. 20.5.2009 – 2-06 O 671/08 Keine Registrierungspflicht der DENIC bei KfzDomains MMR 2009, 703 (41) LG Frankfurt/M. U.v. 15.4.2009 – 2-06 O 706/08 Keine Pflicht der DENIC zur Führung von Negativlisten – Lufthansa-Domains MMR 2009, 704 (42) LG Stuttgart U.v. 27.1.2009 – 41 O 101/08 KfH Tippfehlerdomains MMR 2009, 271 = JurPC Web-Dok. 30/2009 m. Anm. Jaeschke, Web-Dok. 33/2009 (43) LG Frankfurt/M. U.v. 7.1.2009 – 2-06 O 362/08 Kein Anspruch auf Registrierung von Domains die Kfz-Kennzeichen entsprechen – rz.de MMR 2009, 274 m. Anm. Welzel = K&R 2009, 278 m. Anm. Störing/Funke (44) LG NürnbergFürth U.v. 16.10.2008 – 6 O 9057/07 Ansprüche bei Domain-Pacht MMR 2009, 217 (Ls.) = NJW-RR 2009, 622 (45) LG München I U.v. 12.2.2008 – 33 O 5434/07 Vertraglicher Anspruch eines deutschen Herstel- GRUR Int. 2009, 527 lers gegen lettischen Händler auf Übertragung einer lettischen Domain Domain-Entzug wegen fehlender Nutzungshandlung – boltze.eu B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle (1) Engels Keyword Advertising – Zwischen beschreibender, unsichtbarer und missbräuchlicher Verwendung. Anmerkung zu BGH, U. v. 22.1.2009 – I ZR 139/07 – pcb MarkenR 2009, 289 (2) Klett AdWord-Werbung unter Verwendung fremder Kennzeichen – markenrechtsverletzend? K&R 2009, 317 (3) Knaak Keyword Advertising. Das aktuelle Key-Thema des Europäischen Markenrechts GRUR Int. 2009, 551 (4) Ohly Keyword-Advertising auf dem Weg von Karlsruhe nach Luxemburg GRUR 2009, 709 (5) Schubert/Ott AdWords – Schutz für die Werbefunktion einer Marke? Zugleich eine kritische Analyse der drei BGH-Entscheidungen vom 22.1.2009 MarkenR 2009, 338 (6) Sosnitza Adwords = Metatags? Zur marken- und wettbewerbsrechtlichen Zulässigkeit des Keyword-Advertising über MarkenR 2009, 35 Suchmaschinen (7) Steinberg Segeln im Kielwasser des Konkurrenten – Ist die Schaltung von AdWord-Anzeigen bei Google unter Angabe MarkenR 2009, 185 von „Keywords“ zulässig, die für Mitbewerber kennzeichenrechtlich geschützt sind? Anmerkungen zu den drei BGH-Entscheidungen vom 22.1.2009 in den Verfahren I ZR 139/07 („pcb“), I ZR 30/07 („Beta Layout“) und I ZR 125/07 („Bananabay“) 1. Google AdWords Zu AdWords s.a. Schwerpunkt 4 und Schwerpunkt 13. 2. Sonstiges (8) Berlit Die Verwechslungsgefahr bei Serienmarken am Beispiel der aktuellen Entscheidung des LG Hamburg „BÖRSEVZ“ (9) Eichelberger Werktitelschutz für Domainnamen K&R 2009, 778 (10) Müller „.eu“-Domains: Widerruf auf Grund zweijähriger Nichtbenutzung ab Domainregistrierung. Zugleich eine Anmerkung zu den Entscheidungen des Tschechischen Schiedsgerichts Nr. 05208 – HAUG und Nr. 05231 – BOLTZE GRUR Int. 2009, 653 (11) Reinholz/Schätzle Domainrecht – eine Bilanz der Rechtsprechung aus den Jahren 2008/2009 (12) Weisert WRP 2009, 133 K&R 2009, 606 Die Domain als namensgleiches Recht? Die Büchse der Pandora öffnet sich. Zugleich Anmerkung zum Urteil WRP 2009, 128 BGH, I ZR 159/05, v. 24.4.2008 – afilias.de VI. Schwerpunkt 6: Urheberrecht Die Schwerpunkte der im Jahr 2009 publizierten urheberrechtlichen Entscheidungen waren der Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG, Datenbankrechte, der Handel mit Gebrauchtsoftware sowie Fragen des Streamings und der Aufzeichnung von Fernsehprogrammen. Daneben gab es auch bedeutende Entscheidungen zu allgemeinen lizenzrechtlichen Fragen. 1. Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG Der zum 1.9.2008 erweiterte Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG, der nun auch gegen Dritte (z.B. Internetprovider) gerichtet werden kann, war im Jahr 2009 Gegenstand zahlreicher landes- und oberlandesgerichtlicher Entscheidungen. Die Gerichte beschäftigten sich eingehend mit den auslegungsbedürftigen Begrifflichkeiten „gewerbliches Ausmaß“ und „Offensichtlich18 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 keit“ der Urheberrechtsverletzungen. Ein gewerbliches Ausmaß soll beispielsweise bei der Bereitstellung von neuen Filmen – OLG Frankfurt/M. (2), LG Köln (9) – und Alben oder Songs in der aktuellen Verkaufsphase – OLG Köln (3), LG Köln (12) – und beim Angebot umfangreicher Dateien – OLG Karlsruhe (1) – gegeben sein. Ein einmaliger Download oder Upload genügt regelmäßig nicht – OLG Oldenburg (6), OLG Zweibrücken (7), LG Kiel (8), LG Frankenthal (11) –, es sei denn, es handelt sich um besonders wertvolle Inhalte, LG Kiel (8), z.B. um Software im Wert von a 400,–, OLG Zweibrücken (4). Nicht einig waren sich die Gerichte darüber, ob eine doppelte Erwerbsmäßigkeit sowohl der Verletzung als auch der Dienstleistung erforderlich ist (OLG Zweibrücken (7)) oder nicht (LG Bielefeld (10, 13)). Mit Spannung ist ein BGH-Spruch zum neuen § 101 UrhG zu erwarten. MMR Beilage 6/2010 Zu den verfahrensrechtlichen Aspekten des § 101 UrhG s. Schwerpunkt 12, zu den datenschutzrechtlichen Aspekten Schwerpunkt 11, vgl. auch Schwerpunkt 10 zu strafrechtlichen Gesichtspunkten. 2. Datenbanken Der BGH (16) setzte sich in der Entscheidung „Elektronischer Zolltarif“ mit mehreren wesentlichen Fragen des Schutzes von Datenbanken auseinander. Demnach stellt die vollständige Kopie zum Zwecke des Datenabgleichs zur Aktualisierung eines eigenen Produkts einen Eingriff in das Vervielfältigungsrecht des Datenbankherstellers dar. Hingegen soll nach dem OLG Hamburg (17) das Datenbankrecht nicht durch softwaregesteuerte Suchanfragen einer externen Suchmaschine an eine Datenbank verletzt sein, selbst wenn diese in sehr kurzen Zeitabständen und zentral für mehrere gleichartige Datenbanken (konkret: Online-Automobilbörsen) durchgeführt werden, sodass die Nutzer die Websites der Datenbank-Betreiber gar nicht mehr aufsuchen müssen. Zum gleichen Ergebnis kam das OLG Frankfurt/M. (18) in seinem Urteil zum sog. Screen-Scraping, einem Verfahren, in dem Daten (dort: Online-Flugdaten) von einer fremden Website automatisch gesammelt und über die eigene Website zugänglich gemacht werden; dazu Deutsch (8) sowie zu den lauterkeitsrechtlichen Aspekten vgl. Schwerpunkt 4. Nach dem OLG Köln (19) soll die Entnahme von ca. 10 % der Daten aus einer Datenbank die für einen Eingriff erforderliche Wesentlichkeitsschwelle ebenfalls nicht überschreiten; dazu Herrmann/ Dehißelles (9). Auch der EuGH (15) konkretisierte die Anforderungen an einen Eingriff in Datenbanken. 3. Software Nach dem BGH (20) muss, wer eine fremde Software im Internet öffentlich zugänglich machen will, vorher sorgfältig prüfen, ob der Urheber eine entsprechende Erlaubnis erteilt hat. Das OLG Düsseldorf (21) und das OLG Frankfurt/M. (22) stärkten in zwei Urteilen zum Handel mit Gebrauchtsoftware die unter den Gerichten vorherrschende (aber längst nicht selbstverständliche) Ansicht, der urheberrechtliche Erschöpfungsgrundsatz könne nur auf körperliche Werkstücke Anwendung finden und daher eine Weitergabe von Software auf anderen als den ursprünglichen Datenträgern nicht legitimieren. Das LG Düsseldorf (24) hatte in der Vorinstanz die gegenteilige Ansicht vertreten. 4. Musik, Töne, Bilder, Videos, Fernsehen Sehr zu Gunsten der Tonträgerhersteller entschied der BGH (28) im Fall „Metall auf Metall“: bereits die Entnahme kleinster Tonfetzen sei urheberrechtlich relevant; dazu Röhl (25). Zur Schadensberechnung bei der Verwendung von Tonausschnitten s. BGH (29). Die Verwendung als Handy-Klingelton ist nach dem BGH (27) regelmäßig eine Entstellung oder vergleichbare Beeinträchtigung des betreffenden Musikwerks und daher einwilligungspflichtig. Die Verwendung fremder Fotos bei Onlineauktionen im Internet wurde vom OLG Brandenburg (31, 33) und vom OLG Köln (34) als Urheberrechtsverletzung bewertet. Das LG Hamburg (37) hält gar die Google-Bildersuche für rechtswidrig; dazu Heymann/Nolte (18), Niemann (22) und Ott (24). Die urheberrechtlichen Grenzen für das Betreiben von InternetVideorecordern hat der BGH (25) im Urteil „Shift.TV“ nur abstrakt beschrieben und an die Vorinstanz zurückverwiesen. Jeweils abhängig von den konkreten technischen Gegebenheiten könne die Zuleitung zu den Speichervorrichtungen eine Sendung sein, die Speicherung eine Vervielfältigung und die Bereithaltung zum Abruf eine öffentliche Zugänglichmachung. Aus der Literatur s. dazu Hilber/Litzka (19) und Niemann (23). Zur zeitgleichen Rundfunkverbreitung über das Internet s. den Zattoo-Fall des LG Hamburg (36), sowie allgemein zum Sendebegriff, zum Streaming und Webcasting Büscher/Müller (15), Fischer (16), Gounalakis (17), Klatt (20), Weber (27) und Wolff (28). 5. Sonstiges und Allgemeines Der BGH fällte zwei wichtige Urteile zur Berechnung des Schadensersatzes in Absatzketten (38, 39); zum Schadensersatz s. auch Kochendörfer (38) und v. Ungern-Sternberg (49). Für die lizenzrechtliche Dogmatik wichtig sind die BGH-Entscheidungen über das Bestehenbleiben von abgeleiteten Nutzungsrechten bei Wegfall des Stammrechts (40) – dazu Scholz (43) – und über die doppelte Nutzungsrechtseinräumung (41). Für die internationale Lizenzierung von Musikwerken sind die Urteile des LG München I (46) zur CELAS und des LG Mannheim (49) zur CISAC interessant. Zur Musiklizenzierung s. auch Jani (35), Müller (40), beide insb. zur CELAS, und Vianello (50). SEBASTIAN NEURAUTER A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle 1. Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG (1) OLG Karlsruhe B.v. 1.9.2009 – 6 W 47/09 Gewerbliches Ausmaß ZUM 2009, 957 (2) OLG Frankfurt/M. B.v. 12.5.2009 – 11 W 21/09 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 542 (3) OLG Köln B.v. 9.2.2009 – 6 W 182/08 Gewerbliches Ausmaß – Die schöne Müllerin MMR 2009, 334 (4) OLG Zweibrücken B.v. 2.2.2009 – 3 W 195/08 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 702 (5) OLG Hamburg U.v. 3.12.2008 – 5 U 143/03 Umfang des Auskunftsanspruchs – WagenfeldLeuchte II MMR 2009, 721 (Ls.) = ZUM 2009, 482 (6) OLG Oldenburg B.v. 1.12.2008 – 1 W 76/08 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 188 (7) OLG Zweibrücken B.v. 27.10.2008 – 3 W 184/08 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 43 (8) LG Kiel B.v. 6.5.2009 – 2 O 112/09 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 643 (9) LG Köln B.v. 30.4.2009 – 9 OH 388/09 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 645 (10) LG Bielefeld B.v. 20.3.2009 – 4 OH 49/09 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 870 (Ls.) (11) LG Frankenthal B.v. 6.3.2009 – 6 O 60/09 Offensichtlichkeit und Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 487 (12) LG Köln B.v. 17.12.2008 – 38 OH 8/08 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 48 (13) LG Bielefeld B.v. 11.9.2008 – 4 O 328/08 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 70 (Ls.) (14) LG Darmstadt B.v. 9.10.2008 – 9 Qs 490/08 Gewerbliches Ausmaß MMR 2009, 52 m. Anm. Bär Zum Auskunftsanspruch s.a. Schwerpunkt 10, Schwerpunkt 11 und Schwerpunkt 12. MMR Beilage 6/2010 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 19 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (15) EuGH U.v. 5.3.2009 – Rs. C-545/07 Datenentnahme aus Datenbank – Apis-Hristovich EOOD/Lakorda AD GRUR 2009, 572 m. Anm. Eickemeier (16) BGH U.v. 30.4.2009 – I ZR 191/05 Verletzung des Datenbankrechts durch Datenab- MMR 2009, 615 m. Anm. Rössel = K&R 2009, gleich – Elektronischer Zolltarif 579 m. Anm. Stadler (17) OLG Hamburg U.v. 16.4.2009 – 5 U 101/08 Datenbankrecht von „autoscout24.de“ MMR 2009, 770 (18) OLG Frankfurt/M. U.v. 5.3.2009 – 6 U 221/08 Vermittlung von Flugtickets durch Screen-Scraping MMR 2009, 400 (19) OLG Köln Urheberrechtsschutz einer Internet-Bewertungs- MMR 2009, 191 datenbank 2. Datenbanken U.v. 14.11.2008 – 6 U 57/08 Zum Screen-Scraping s.a. Schwerpunkt 4. 3. Software (20) BGH U.v. 20.5.2009 – I ZR 239/06 Einstellen fremder Software in das Internet – CAD-Software MMR 2009, 756 m. Anm. Kaufmann (21) OLG Düsseldorf U.v. 29.6.2009 – I-20 U 247/08 Verkauf gebrauchter Software MMR 2009, 629 Handel mit Gebrauchtsoftware MMR 2009, 544 m. Anm. Bräutigam = CR 2009, 423 m. Anm. Hilber/Rabus = K&R 2009, 486 m. Anm. Söbbing (22) OLG Frankfurt/M. B.v. 12.5.2009 – 11 W 15/09 (23) OLG Düsseldorf U.v. 25.11.2008 – 20 U 72/06 Rechte des Miturhebers von Spielesoftware MMR 2009, 215 (Ls.) = ZUM-RD 2009, 182 (24) LG Düsseldorf U.v. 26.11.2008 – 12 O 431/08 Weiterverkauf gebrauchter Anwalt-Software MMR 2009, 216 (Ls.) = CR 2009, 221 m. Anm. Witt 4. Musik, Töne, Bilder, Videos, Fernsehen (25) BGH U.v. 22.4.2009 – I ZR 216/06 Online-Videorecorder – Shift.TV MMR 2009, 620 m. Anm. Brisch/Laue = CR 2009, 598 m. Anm. Lüghausen = NJW 2009, 3511 m. Anm. Rössel = GRUR 2009, 845 m. Anm. Becker = K&R 2009, 573 m. Anm. Damm (26) BGH U.v. 15.1.2009 – I ZR 57/07 P2P-Streaming-Software Cybersky MMR 2009, 625 (27) BGH U.v. 18.12.2008 – I ZR 23/06 Handy-Klingeltöne MMR 2009, 246 = CR 2009, 233 m. Anm. Prill = K&R 2009, 182 m. Anm. Ventroni = ZUM 2009, 288 m. Anm. Müller = GRUR 2009, 395 m. Anm. Schulze (28) BGH U.v. 20.11.2008 – I ZR 112/06 Schutz des Tonträgerherstellers – Metall auf Metall MMR 2009, 253 m. Anm. Hoeren = JZ 2009, 471 m. Anm. Schack = K&R 2009, 177 m. Anm. Röhl = ZUM 2009, 219 m. Anm. Stieper = GRUR 2009, 403 m. Anm. Lindhorst (29) BGH U.v. 2.10.2008 – I ZR 6/06 Schadensberechnung bei Verwendung von Ton- MMR 2009, 215 (Ls.) = ZUM 2009, 225 ausschnitten – Whistling for a train (30) OLG Hamburg U.v. 24.6.2009 – 5 U 165/08 Entschlüsselung des Premiere-Fernsehprogramms MMR 2009, 851 (31) OLG Brandenburg U.v. 15.5.2009 – 6 U 37/08 Verwendung fremder Fotos in Onlineauktion MMR 2009, 721 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 413 (32) OLG Hamburg Internet-Musikdienst – StayTuned III MMR 2009, 560 U.v. 11.2.2009 – 5 U 154/07 (33) OLG Brandenburg U.v. 3.2.2009 – 6 U 58/08 Verwendung eines Produktfotos bei eBay-Auktion MMR 2009, 258 (34) OLG Köln U.v. 26.9.2008 – 6 U 111/08 Abbildung von Kunstwerken in einem Auktions- MMR 2009, 197 portal (35) OLG Hamm U.v. 24.6.2008 – 4 U 25/08 Fahrlässige Urheberrechtsverletzung durch Video auf Website MMR 2009, 435 (Ls.) = ZUM 2009, 159 (36) LG Hamburg U.v. 8.4.2009 – 308 O 660/08 Weitersendung von Fernsehen über das Internetprotokoll – Zattoo ZUM 2009, 582 (37) LG Hamburg U.v. 26.9.2008 – 308 O 42/06 Google-Bildersuche MMR 2009, 55 m. Anm. Hoeren = CR 2009, 47 m. Anm. Kleinemenke 5. Sonstiges und Allgemeines (38) BGH U.v. 14.5.2009 – I ZR 98/06 Schadensersatz: Berechnung des Verletzergewinns; Lieferkette – Tripp-Trapp-Stuhl NJW 2009, 3722 = CR 2009, 705 m. Anm. Klawitter (39) BGH U.v. 26.3.2009 – I ZR 44/06 Berechnung von Schadensersatz in der Absatzkette – Resellervertrag MMR 2009, 762 (40) BGH U.v. 26.3.2009 – I ZR 153/06 Kein Erlöschen eines abgeleiteten Nutzungsrechts bei Erlöschen des Stammrechts – Reifen Progressiv MMR 2009, 838 = K&R 2009, 712 m. Anm. Reinhard = ZUM 2009, 852 m. Anm. Reber (41) BGH U.v. 4.12.2008 – I ZR 49/06 Doppelte Nutzungsrechtseinräumung – Mambo GRUR 2009, 939 No. 5 (42) BGH U.v. 20.11.2008 – I ZR 62/06 Vergütung für Betreiben von Kopiergeräten nach altem Recht – Kopierläden II MMR 2009, 290 (Ls.) = ZUM 2009, 405 (43) BGH U.v. 2.10.2008 – I ZR 18/06 Keine Gerätevergütung für PC MMR 2009, 182 m. Anm. Arlt = ZUM 2009, 152 m. Anm. Wandtke/Dietz (44) OLG Köln B.v. 28.8.2008 – 6 W 110/08 Urheberrechtsfähigkeit von nichtamtlichen Leit- MMR 2009, 198 = ZUM 2009, 243 m. Anm. sätzen Nennen (45) OLG Hamburg U.v. 9.4.2008 – 5 U 151/07 Stadtplankarten-Ausschnitte 20 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR 2009, 133 MMR Beilage 6/2010 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (46) LG München I U.v. 25.6.2009 – 7 O 4139/08 Mechanische Vervielfältigungsrechte im Online- MMR 2009, 578 (Ls.) = K&R 2009, 658 m. Anm. Bereich – CELAS v. Albrecht (47) LG Frankfurt/M. U.v. 13.5.2009 – 2-06 O 172/09 Digitalisierte Werke an Leseplätzen in Bibliothe- MMR 2009, 578 (Ls.) = ZUM 2009, 662 m. Anm. ken Schöwerling = K&R 2009, 512 m. Anm. Jani = CR 2009, 536 m. Anm. Heckmann (48) LG München I U.v. 14.1.2009 – 21 S 4032/08 Urheberrechtsvermutung bei Stadtplänen im Internet MMR 2009, 274 (49) LG Mannheim U.v. 7.11.2008 – 7 O 224/08 Kart Territorial begrenzte Urheberrechtslizenzen – CISAC MMR 2009, 506 (Ls.) = ZUM 2009, 253 B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle 1. Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG (1) Bierekoven Das gewerbliche Ausmaß in § 101 UrhG ITRB 2009, 158 (2) Hoffmann Das Auskunftsverfahren nach § 101 Abs. 9 UrhG n.F. – Überblick über die Rechtsprechung im ersten Jahr nach Inkrafttreten der gesetzlichen Neuregelung MMR 2009, 655 (3) Kuper § 101 UrhG: Glücksfall oder Reinfall für Rechteinhaber? ITRB 2009, 12 (4) Maaßen Urheberrechtlicher Auskunftsanspruch und Vorratsdatenspeicherung MMR 2009, 511 (5) Mantz Die Rechtsprechung zum neuen Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG K&R 2009, 21 (6) Musiol Erste Erfahrungen mit der Anwendung des § 101 IX UrhG – wann erreicht die Verletzung ein „gewerbliches GRUR-RR 2009, 1 Ausmaß“? (7) Solmecke/Kost Aktuelle Entwicklungen zum Thema Filesharing K&R 2009, 772 Zum Auskunftsanspruch s.a. Schwerpunkt 10, Schwerpunkt 11 und Schwerpunkt 12. 2. Datenbanken (8) Deutsch Die Zulässigkeit des so genannten „Screen-Scraping“ im Bereich der Online-Flugvermittler GRUR 2009, 1027 (9) Herrmann/ Dehißelles Das Schutzrecht sui generis an Datenbanken K&R 2009, 23 Zum Screen-Scraping s.a. Schwerpunkt 4. 3. Software (10) Eilmansberger Immaterialgüterrechtliche und kartellrechtliche Aspekte des Handels mit gebrauchter Software GRUR 2009, 1123 (11) Haberstumpf Der Handel mit gebrauchter Software und die Grundlagen des Urheberrechts CR 2009, 345 (12) Schneider Rechnerspezifische Erschöpfung bei Software im Bundle ohne Datenträgerübergabe CR 2009, 553 (13) Sosnitza Gemeinschaftsrechtliche Vorgaben und urheberrechtlicher Gestaltungsspielraum für den Handel mit gebrauchter Software ZUM 2009, 521 (14) Zimmeck Grundlagen der Nutzungsrechtsübertragung an urheberrechtlich geschützten Computerprogrammen durch ZGE 2009, 324 den Lizenznehmer 4. Musik, Töne, Bilder, Videos, Fernsehen (15) Büscher/Müller Urheberrechtliche Fragestellungen des Audio-Video-Streamings GRUR 2009, 558 (16) Fischer Der Begriff des Sendens aus urheberrechtlicher und aus rundfunkrechtlicher Sicht ZUM 2009, 465 (17) Gounalakis Der Begriff des Sendens aus urheberrechtlicher Sicht ZUM 2009, 447 (18) Heymann/Nolte Blockiert das Urheberrecht sinnvolle Informationsdienste? – Zur rechtlichen Beurteilung der Bildersuche K&R 2009, 759 (19) Hilber/Litzka Wer ist urheberrechtlicher Nutzer von Software bei Outsourcing-Vorhaben? – Bestimmung des Begriffs des urheberrechtlichen Nutzers unter Berücksichtigung des Urteils des Bundesgerichtshofs zum internetbasierten persönlichen Videorecorder ZUM 2009, 730 (20) Klatt Die urheberrechtliche Einordnung personalisierter Internet-Radios CR 2009, 517 (21) Mitsdörffer/ Gutfleisch „Geo-Sperren“ – wenn Videoportale ausländische Nutzer aussperren – Eine urheberrechtliche Betrachtung MMR 2009, 731 (22) Niemann Schrankenlose Bildersuche? – Zur entsprechenden Anwendung von § 49 UrhG auf Bildersuchmaschinen CR 2009, 97 (23) Niemann Shift der urheberrechtlichen Verwertungsrechte in der arbeitsteiligen digitalen Welt CR 2009, 661 (24) Ott Bildersuchmaschinen und Urheberrecht – Sind Thumbnails unerlässlich, sozial nützlich, aber rechtswidrig? ZUM 2009, 345 (25) Röhl Die urheberrechtliche Zulässigkeit des Tonträger-Sampling K&R 2009, 172 (26) Stang Freie Verwendung von Abbildungen gemeinfreier Werke? Zur urheberrechtlichen Bewertung von Angeboten gemeinfreier Bilder bei Wikipedia und Wikimedia Commons ZGE 2009, 167 (27) Weber Die Reichweite des urheberrechtlichen Sendebegriffs aus Sicht der Europäischen Rundfunkunion EBU ZUM 2009, 460 (28) Wolff Rechtsfragen im Umgang mit Webradioangeboten ITRB 2009, 177 5. Sonstiges und Allgemeines (29) Bisges Grenzen des Zitatrechts im Internet GRUR 2009, 730 (30) Bohne/Elmers Die Digitalisierung von Wissen in der Informationsgesellschaft und ihre rechtliche Regulierung WRP 2009, 586 (31) Czernik § 137 l UrhG – Eine ungewöhnliche Übergangsregelung (32) Hegemann/Heine Für ein Leistungsschutzrecht der Presseverleger MMR Beilage 6/2010 GRUR 2009, 913 AfP 2009, 201 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 21 Verfasser Titel Fundstelle (33) Hilty Renaissance der Zwangslizenzen im Urheberrecht? – Gedanken zu Ungereimtheiten auf der urheberrechtlichen Werkschöpfungskette GRUR 2009, 633 (34) Hirschfelder Open Access – Zweitveröffentlichungsrecht und Anbietungspflicht als europarechtlich unzulässige Schrankenregelungen? MMR 2009, 444 (35) Jani Alles eins? – Das Verhältnis des Rechts der öffentlichen Zugänglichmachung zum Vervielfältigungsrecht ZUM 2009, 722 (36) Katko/Maier Computerspiele – die Filmwerke des 21. Jahrhunderts? MMR 2009, 306 (37) Kindt Grundrechtsschutz für Raubkopierer und Musikpiraten? MMR 2009, 147 (38) Kochendörfer Verletzerzuschlag auf Grundlage der Enforcement-Richtlinie? ZUM 2009, 389 (39) Ladeur Kunstfreiheit, digitale Kunst und Urheberrecht KUR 2009, 181 (40) Müller Rechtewahrnehmung durch Verwertungsgesellschaften bei der Nutzung von Musikwerken im Internet ZUM 2009, 121 (41) Peifer Wissenschaftsmarkt und Urheberrecht: Schranken, Vertragsrecht, Wettbewerbsrecht GRUR 2009, 22 (42) Risthaus Spiele und Spielregeln im Urheberrecht – Rien ne va plus? WRP 2009, 698 (43) Scholz Zum Fortbestand abgeleiteter Nutzungsrechte nach Wegfall der Hauptlizenz – Zugleich Anmerkung zu BGH GRUR 2009, 1107 „Reifen Progressiv“ (44) Seipenbusch Piraten jenseits der Pirate Bay – Immaterialgüterrechte im Informationszeitalter MMR 2009, 293 (45) Spies Frankreich: Eins, zwei, drei, das Internet ist weg – oder doch nicht? MMR 2009, 437 (46) Steinhauer Pflichtablieferung von Netzpublikationen K&R 2009, 161 (47) Steinhauer Probleme kooperativer Digitalisierung für elektronische Leseplätze in Bibliotheken K&R 2009, 688 (48) v. Ungern-Sternberg Schlichte einseitige Einwilligung und treuwidrig widersprüchliches Verhalten des Urheberberechtigten bei Internetnutzungen GRUR 2009, 369 (49) v. Ungern-Sternberg Einwirkung der Durchsetzungsrichtlinie auf das deutsche Schadensersatzrecht GRUR 2009, 460 (50) Vianello Lizenzierung von Musik in nutzergenerierten Videos – Der steinige Weg zur Verwendung im Internet MMR 2009, 90 (51) Wille Einräumung von Rechten an unbekannten Nutzungsarten als überraschende Klausel i.S. des § 305c I BGB GRUR 2009, 470 VII. Schwerpunkt 7: Persönlichkeits- und Immaterialgüterrecht Endlich hat sich der BGH in der sog. „Spickmich“-Entscheidung zu der Zulässigkeit von Bewertungen in Meinungsforen geäußert. Dies hat die Literatur zum Anlass für zahlreiche Diskussionen genommen. Ein weiterer Schwerpunkt lag im Berichtszeitraum 2009 in vermeintlichen Persönlichkeitsrechtsverletzungen durch individualisierte Medienberichterstattungen. 1. Bewertungsforen Rechtsprechung und Literatur befassten sich 2009 mit Meinungsäußerungen in Bewertungsforen wie spickmich.de und meinprof.de. Der BGH (1) hat in dem „Spickmich“-Urteil die Erhebung, Speicherung und Übermittlung der Daten für zulässig erachtet. Auch ohne die Einwilligung der betroffenen Lehrerin sei dies nach § 29 BDSG dann zulässig, wenn kein schutzwürdiges Interesse an dem Ausschluss der Datenerhebung und -speicherung gegeben sei. Damit hat der BGH entgegen der Ansicht des Berufungsgerichts den Anwendungsbereich des § 29 BDSG und nicht den des § 28 BDSG für eröffnet gesehen, da die Beklagten keinen eigenen Geschäftszweck voraussetzen, sondern vielmehr die Daten geschäftsmäßig zur Übermittlung an Dritte erheben und speichern. Der Begriff des schutzwürdigen Interesses verlangt eine Abwägung des Interesses des Betroffenen an dem Schutz seiner Daten und des Stellenwerts, den die Offenlegung und Verwendung der Daten für ihn habe, mit den Interessen der Nutzer, für deren Zweck die Speicherung erfolge, unter Berücksichtigung der objektiven Wertordnung der Grundrechte. Dabei stellen die Bewertungen, bestehend aus vorgegebenen Kriterien wie „cool und witzig“, „beliebt“, „motiviert“, „menschlich“, „faire Noten“ und „guter Unterricht“, auf spickmich.de Meinungsäußerungen über die berufliche Tätigkeit der Lehrerin dar. Daraus könne sich laut BGH kein entgegenstehendes Interesse der Lehrerin ergeben, da berufsbezogene Bewertungen, die als Äußerungen im Rahmen der Sozialsphäre zu qualifizieren seien, nicht zu dem gleichen Schutz führen wie Meinungsäußerungen im 22 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 Rahmen der Privatsphäre. Die Äußerungen haben weiterhin auch keinen schmähenden oder beleidigenden Charakter. Auch die Anonymität der Bewertungen führe nicht zu einer Unzulässigkeit, da eine Zuordnung nicht erforderlich sei. Die anonyme Nutzung sei dem Internet vielmehr immanent. In Bezug auf die Übermittlung der Daten urteilte der BGH, dass auf Grund der geringen Aussagekraft und Eingriffsqualität der Bewertungen sowie der Zugangsbeschränkung zum Bewertungsportal die Datenübermittlung zulässig sei. Besondere Umstände, die bei einer Gesamtabwägung zwischen Persönlichkeitsschutz der bewerteten Person nach Art. 2 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG und Kommunikationsfreiheit nach Art. 5 Abs. 1 GG für die Lehrerin sprächen, wurden auch nicht vorgetragen. Ladeur (Anm. zu (1)) hält die Entscheidung des BGH nicht für überzeugend. Er zeigt auf, dass der BGH nach seiner Ansicht das Medienprivileg gem. § 41 BDSG hätte anwenden müssen. Weiterhin werde das Urteil nicht den Besonderheiten der Medienöffentlichkeit gerecht, was sich auch an der Unterscheidung zwischen Privatsphäre und beruflicher Tätigkeit zeige. Darüber hinaus sei ein öffentliches Interesse an der Verbreitung der Bewertungen nicht ersichtlich. Auch Kulow (6) sieht in dem Urteil des BGH den besonderen Status von Schulen und Lehrern als nicht ausreichend berücksichtigt. Es sei nicht nachvollziehbar, die Kommunikationsfreiheit über das Persönlichkeitsrecht der Lehrer zu stellen. Er fordert zumindest eine ausdrückliche Einverständniserklärung des Lehrers. Karger (5) kritisiert, dass Personen in Bewertungsforen auf eine einzige Zahl reduziert würden und weist auf die zunehmende Verbreitung von Bewertungsforen hin, sodass es auch denkbar sei, dass Richter selbst auf diese Weise bewertet werden könnten. Haensle/Reichold (Anm. zu (1)) setzen sich in ihrer Anmerkung ebenfalls kritisch mit der Entscheidung des BGH auseinander, folgen diesem jedoch im Ergebnis. Auch Spickhoff (8) schließt sich der Argumentation des BGH an, hätte es jedoch gerne gesehen, wenn dieser eine automatische Löschung von Bewertungen nach Ablauf einer gewissen Zeit in Erwägung gezogen hätte. Auch Benotungen auf der MMR Beilage 6/2010 Bewertungsplattform „meinprof.de“ wurden vom LG Regensburg (3) als zulässige Meinungsäußerungen gewertet. 2. Medienberichterstattung Im Jahr 2009 entschied das BVerfG (4), dass auch eine individualisierende Medienberichterstattung bei Sexualstraftaten verfassungsgemäß sei. Ein ehemaliger Bundesligaspieler richtete sich gegen die namentliche und bildliche Berichterstattung über ihn in einem Internetportal anlässlich einer von ihm begangenen Vergewaltigung. Zwar greife die Berichterstattung in dessen allgemeines Persönlichkeitsrecht ein. Jedoch seien bei Sexualstraftaten die gewalttätigen Übergriffe in die sexuelle Selbstbestimmung und die körperliche Unversehrtheit des Opfers tatbestimmend. Daraus ergebe sich, dass die Begehung einer Sexualstraftat nicht zur absolut geschützten Intimsphäre des Täters gehöre, sondern vielmehr sein allgemeines Persönlichkeitsrecht hinter dem Interesse der Öffentlichkeit an einer umfassenden Berichterstattung zurückzustehen habe. Jahn (13) stellt fest, dass auch eine unangenehme Berichterstattung ihre Berechtigung habe und Prominente sich nur gerne im Glanze der Berichterstattung sonnen, wenn diese ihrem Interesse entspricht. Das OLG Hamburg (8, 10) befasste sich in zwei parallelen Verfahren mit dem Problem, inwieweit eine Berichterstattung über einen unmittelbar vor der Entlassung stehenden Straftäter in einem Online-Archiv gespeichert und verbreitet werden dürfe. Dabei sah das Gericht in der beanstandeten Meldung unter Nennung des vollen Namens, während sich der Straftäter noch in Haft befand, eine Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts. Ein verurteilter Straftäter brauche eine derartige Veröffentlichung nicht mehr zu dulden, wenn die das öffentliche Interesse veranlassende Tat mit der Strafverfolgung und strafgerichtlichen Verurteilung die Reaktion der Gemeinschaft erfahren habe und die Öffentlichkeit hierüber hinreichend informiert worden sei. Im Hinblick auf die Resozialisierung könne nicht entscheidend sein, dass Meldungen im Internet dauerhaft abrufbar gehalten würden und anhand ihres Datums als ältere Meldungen erkennbar seien. Vielmehr sei ausschlaggebend, ob die seinen Namen oder sein Bild enthaltende Meldung gegenwärtig verbreitet werde. Die einmal rechtmäßig in das Internet eingestellte Äußerung befreie den Verbreiter damit nicht von seiner Pflicht zu überprüfen, ob die Zugänglichmachung dieser Informationen auch noch weiterhin rechtmäßig sei. Hoecht (11) lehnt eine online archivierte identifizierende Berichterstattung über einen Straftäter nicht allgemein ab. Allerdings merkt sie an, dass diese Berichte nur über eine gezielte Suche auffindbar sein dürften und argumentiert hierbei mit dem Resozialisierungsgedanken. Eine erneute Berichterstattung sei jedoch unzulässig. Inzwischen hat der BGH17 entschieden, dass Deutschlandradio in dem für Altmeldungen vorgesehen Teil der Internet-Homepage („Online-Archiv“) Mitschriften nicht mehr aktueller Rundfunkbeiträge weiterhin zum Abruf bereithalten dürfe, auch wenn diese eine identifizierende Berichterstattung über einen verurteilten Straftäter enthalten. Das Persönlichkeitsrecht einschließlich des Resozialisierungsinteresses des Straftäters sei nicht in erheblicher Weise durch die Meldung beeinträchtigt. JULIA ARIELLA BILEK 17 BGH, U. v. 15.12.2009 – VI ZR 227/08, MMR 2010, 438 – in diesem Heft. A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (1) BGH U.v. 23.6.2009 – VI ZR 196/08 Zulässigkeit von Lehrerbewertungen im Internet MMR 2009, 608 = K&R 2009, 565 m. Anm. – Spickmich Roggenkamp = JZ 2009, 961 m. Anm. Ladeur = DVBl. 2009, 1329 m. Anm. Haensle/Reichold = ZUM 2009, 753 m. Anm. Graef (2) LG Köln U.v. 10.6.2009 – 28 S 4/09 Persönlichkeitsrechtsverletzung im Internet: An- MMR 2010, 244 (Ls.) = ITRB 2009, 250 spruch auf Rücknahme/Löschung einer Anbieterbewertung auf eBay (3) LG Regensburg U.v. 2.2.2009 – 1 O 1642/08 Bewertungen im Internet – meinprof.de 1. Bewertungsforen MMR 2009, 363 (Ls.) = AfP 2009, 175 2. Medienberichterstattung (4) BVerfG B.v. 10.6.2009 – 1 BvR 1107/09 Individualisierende Medienberichterstattung auch bei Sexualstraftaten MMR 2009, 683 (5) BGH U.v. 2.12.2008 – VI ZR 219/06 Üble Nachrede in der Presseberichterstattung: Anforderungen an die Auslegung komplexer Äußerungen MMR 2009, 252 (6) OLG Köln U.v. 28.7.2009 – 15 U 37/09 Anspruch auf Unterlassung und Entschädigung wegen Veröffentlichung/ Verbreitung eines Falschzitats AfP 2009, 603 (7) OLG Rostock B.v. 25.3.2009 – 2 W 10/09 Berichterstattung über Strafprozesse unter Namensnennung des Angeklagten MDR 2009, 986 (8) OLG Hamburg U.v. 10.3.2009 – 7 U 64/08 Persönlichkeitsrechtsverletzung durch Artikel in Onlinearchiv ZUM 2009, 857 (9) OLG Hamburg U.v. 21.10.2008 – 7 U 51/08 Unterlassungsklage wegen persönlichkeitsrechtsverletzender Presseberichterstattung: Betroffenheit eines Dachverbandes deutscher Athleten durch die Berichterstattung über Verbandsmitglieder MMR 2009, 504 (Ls.) (10) OLG Hamburg U.v. 29.7.2008 – 7 U 19/08 Persönlichkeitsschutz in den Medien: VerbreiZUM 2009, 232 tung einer archivierten Berichterstattung über einen vor der Haftentlassung stehenden Straftäter über das Internet (11) LG NürnbergFürth B.v. 6.2.2009 – 11 O 762/09 Allgemeines Persönlichkeitsrecht: Verbreitung eines Interviews mit einem schwedischen Fernsehsender in Deutschland MMR Beilage 6/2010 AfP 2009, 177 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 23 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (12) AG Ingolstadt U.v. 3.2.2009 – 10 C 2700/08 Berichterstattung mit Fotos aus Diskotheken im MMR 2009, 436 (Ls.) = ITRB 2009, 269 Internet (13) OVG Hamburg U.v. 4.6.2009 – 4 Bf 213/07 Rechtswidrigkeit der öffentlichen Fahndung nach Personen mit deren Fotos NVwZ-RR 2009, 878 3. Veröffentlichung persönlicher Informationen über das Internet durch Dritte (14) OLG Hamburg U.v. 4.2.2009 – 5 U 180/07 Rechtsverletzendes Foto in Fußball-InternetForum NJOZ 2009, 2835 (15) OLG Karlsruhe U.v. 30.1.2009 – 14 U 131/08 Sportverband darf Spielersperre auf seiner Homepage veröffentlichen MMR 2009, 404 (16) OLG Koblenz U.v. 28.8.2008 – 2 U 1557/07 Persönlichkeitsrechtsverletzung bei Hinweis auf nichtadelige Namensträger im Internet MMR 2009, 434 (17) LG Köln U.v. 24.6.2009 – 28 O 116/09 Zum Unterlassungsanspruch bzgl. der Veröffent- MMR 2009, 652 lichung rechtskräftig titulierter Forderungen in einem Onlineportal (18) LG Hamburg U.v. 29.5.2009 – 324 O 1002/08 Veröffentlichung einer amtlichen Mitteilung eines Leistungssportlers auf Website CaS 2009, 269 m. Anm. Korff (19) LG Köln U.v. 28.5.2008 – 28 O 157/08 Unzulässigkeit der Veröffentlichung privater E-Mails im Internet RDV 2009, 32 (20) LG Koblenz U.v. 17.4.2008 – 1 O 484/07 Unzulässiges Schuldnerverzeichnis im Internet MMR 2009, 144 (Ls.) = NJOZ 2009, 4452 (21) AG München U.v. 19.8.2009- 161 C 3130/09 Zur Zulässigkeit der Veröffentlichung von Luftbildaufnahmen (22) AG Hannover U.v. 30.12.2008 – 439 C 9025/ 08 MMR 2010, 263 (Ls.) = DuD 2009, 700 Einbinden eines fremden Fotos in eBay-Auktion MMR 2009, 291 4. Sonstige Persönlichkeitsrechtsverletzungen im Internet (23) BGH U.v. 3.2.2009 – VI ZR 36/07 Allgemeines Unternehmerpersönlichkeitsrecht: Meinungsfreiheit bei kritischen Äußerungen über ein Unternehmen AfP 2009, 137 = EwiR 2009, 413 m. Anm. Jahn (24) KG B.v. 29.9.2009 – 9 W 135/09 Verletzung des Unternehmenspersönlichkeitsrechts AfP 2009, 608 (25) KG B.v. 20.2.2009 – 9 W 39/09 Persönlichkeitsrechtsverletzung durch Veröffent- MMR 2009, 478 lichung eines Sitzungsprotokolls eines öffentlichen Gerichtsverfahrens (26) KG B.v. 29.1.2009 – 10 W 73/08 Übernahme einer ehrverletzenden Pressemeldung in private Website (27) OLG Köln U.v. 6.1.2009 – 15 U 174/08 Meinungsäußerung im Internet – antisemitisch- MMR 2009, 265 antizionistische Statements MMR 2009, 482 (28) OLG Frankfurt/M. U.v. 23.12.2008 – 11 U 21/08 Bildagentur haftet für Bildverbreitung ohne Ein- K&R 2009, 191 willigung des Abgebildeten (29) OLG Köln U.v. 23.12.2008 – 15 U 93/08 Verletzung des Persönlichkeitsrechts durch eine Plakatkampagne (30) OLG Stuttgart U.v. 26.11.2008 – 4 U 109/08 Suchergebnis als Persönlichkeitsrechtsverletzung MMR 2009, 190 = CR 2009, 187 m. Anm. Dietrich/Nink (31) OLG Nürnberg B.v. 22.6.2008 – 3 W 1128/08 Pflicht des Suchmaschinenbetreibers zur Sperrung bei Persönlichkeitsrechtsverletzungen (32) OLG Düsseldorf U.v. 13.2.2008 – I-15 U 180/05 Meinungsäußerung im Internetforum MMR 2009, 69 (Ls.) (33) LAG Köln B.v. 10.7.2009 – 7 Ta 126/09 Der Illustration dienendes Mitarbeiterfoto auf der Homepage des Arbeitgebers RDV 2009, 283 (34) LG Köln U.v. 10.6.2009 – 28 O 173/09 Persönlichkeitsrechtsverletzung in Videoportal MMR 2009, 778 (35) LG München I U.v. 28.4.2009 – 3 O 3253/09 Persönlichkeitsrechtsverletzung im Internet: ITRB 2009, 249 Unterlassungsanspruch gegen E-Mail-Äußerung innerhalb geschützter Sphären (36) LG Darmstadt B.v. 20.4.2009 – 9 Qs 99/09 Akteneinsicht im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens ZUM-RD 2009, 466 (37) LG Hamburg U.v. 13.2.2009 – 324 O 601/08 Ehrenrührige Tatsachenbehauptung auf Anwalts-Website MMR 2009, 505 (Ls.) (38) LG Hamburg U.v. 9.1.2009 – 324 O 867/06 Suchmaschinenhaftung: Persönlichkeitsverletzung durch Snippets MMR 2009, 290 (39) LG Hamburg U.v. 17.10.2008 – 324 O 250/08 Unterlassungsanspruch gegen Betreiber einer MMR 2009, 580 (Ls.) = ZUM-RD 2009, 217 Internetseite: Verantwortlichkeit für Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen (40) LG Berlin B.v. 11.9.2008 – 27 O 829/08 Übernahme einer ehrverletzenden Pressemeldung in private Website MMR 2009, 62 (41) LG Köln U.v. 3.9.2008 – 28 O 366/08 Grenzen der Äußerungsfreiheit im Internet MMR 2009, 217 (42) AG München U.v. 9.7.2009 – 161 C 6412/09 Persönlichkeitsverletzung durch Werbe-E-Mails MMR 2010, 105 (Ls.) (43) AG Wolgast U.v. 5.12.2008 – 1 C 501/07 Löschungsanspruch gegen Hotelbewertung im Internet K&R 2009, 283 m. Anm. Krieg 24 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 AfP 2009, 156 MMR 2009, 131 MMR Beilage 6/2010 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle 5. Immaterialgüterrecht (44) BGH U.v. 4.12.2008 – I ZR 3/06 Handeln im geschäftlichen Verkehr beim Anbie- MMR 2009, 538 ten von Waren auf Internet-Plattform – Ohrclips (45) BPatG B.v. 23.9.2008 – 33 W (pat) 113/ „1 2 3 dabei“ 06 MMR 2009, 433 (Ls.) = CR 2009, 525 (46) BPatG B.v. 13.8.2008 – 29 W (pat) 168/ Farbmarke Gelb – Yello 04 MMR 2009, 40 B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle 1. Bewertungsforen (1) Beck Internetbeleidigung de lege lata und de lege ferenda MMR 2009, 736 (2) Gomille Prangerwirkung und Manipulationsgefahr bei Bewertungsforen im Internet ZUM 2009, 815 (3) Härting Prangerwirkung und Zeitfaktor CR 2009, 21 (4) Kaiser Bewertungsportale im Internet NVwZ 2009, 1474 (5) Karger Forum: Freie Bahn für Bewertungsportale im Internet? NJW 28/2009, S. XVI (6) Kulow Die Spickmich-Entscheidung des BGH: roma locuta – causa infinita K&R 2009, 678 (7) Peifer/Kamp Datenschutz und Persönlichkeitsrecht – Anwendung der Grundsätze über Produktkritik auf das Bewertungs- ZUM 2009, 185 portal spickmich.de? (8) Spickhoff Zum Schutz personengebundener Daten in Bewertungsforen im Internet LMK 2009, 287789 (9) Engels/Jürgens/ Kleinschmidt Multimedia und elektronische Presse AfP 2009, 473 (10) Ernst Schärfere Verbrauchergesetze als Schutz vor „Online-Abzocke“? VuR 2009, 321 (11) Hoecht Zur Zulässigkeit der Abrufbarkeit identifizierender Presseberichte über Straftäter aus Onlinearchiven AfP 2009, 342 (12) Hoffmann-Riem Die Caroline II-Entscheidung des BVerfG. Ein Zwischenschritt bei der Konkretisierung des Kooperationsverhältnisses zwischen den verschiedenen betroffenen Gerichten NJW 2009, 20 (13) Jahn Unangenehme Wahrheiten für Prominente NJW 2009, 3344 (14) Lelley Spuren auf der Datenautobahn PERSONAL 2009, 52 2. Sonstiges (15) Müller Persönlichkeitsrecht als Schutz vor unerwünschter Berichterstattung? ZRP 2009, 189 (16) Schild/Tinnefeld Entwicklungen im Arbeitnehmerdatenschutz DuD 2009, 469 (17) Seidel/Nink Personensuchmaschinen CR 2009, 666 (18) Tinnefeld Freiheit der digitalen Gesellschaft? Zu den Bedingungen von Selbstbestimmung und Kommunikation RDV 2009, 47 (19) Vieweg/Röhl Onlineveröffentlichung von Verbandssanktionen aus rechtlicher Sicht SpuRt 2009, 192 (20) Widmann/ Wengert BGH stärkt Kritiker von Unternehmen den Rücken ZSteu 2009, 150 VIII. Schwerpunkt 8: Telekommunikationsrecht Im Jahr 2009 wurde die in den vergangenen Jahren diskutierte Reform des europäischen Rechtsrahmens für Telekommunikation verabschiedet. Die deutschen Gerichte hatten weiterhin Einzelfragen der Regulierungspraxis zu entscheiden, wobei insbesondere die Entscheidungsspielräume der BNetzA im Rahmen der Marktregulierung und Fragen der Entgeltregulierung häufig Gegenstand von Entscheidungen und Aufsätzen waren. cherstellung der Integrität von Netzen und Diensten. Zudem wurden Regelungen zur Transparenz gegenüber Verbrauchern gestärkt und die nationalen Regulierungsbehörden erhalten die Möglichkeit, Mindestanforderungen an die Dienstequalität festzulegen. Weitere Änderungen betreffen die Verbesserung der Effizienz der Frequenzverwaltung. U.a. wurde den Mitgliedstaaten die Möglichkeit eingeräumt, das Horten von Funkfrequenzen zu verhindern und die Nutzung von Funkfrequenzen zu erleichtern. Ausführlich mit den Änderungen des EU-Rechtsrahmens setzt sich Busch (1) auseinander. 1. Reform des europäischen Rechtsrahmens Mit der Verabschiedung der Richtlinien 2009/136/EG und 2009/ 140/EG im November 2009 wurden die bisherigen fünf Richtlinien des TK-Richtlinienpakets reformiert. Darüber hinaus wurde die Einrichtung eines neuen Gremiums Europäischer Regulierungsstellen für Telekommunikation (GEREK) beschlossen, das eine einheitliche Regulierungspraxis gewährleisten soll. Während die wesentliche Grundstruktur des Systems der Marktregulierung beibehalten wird, gibt es bei den Eingriffsmöglichkeiten der nationalen Regulierungsbehörden Änderungen. So wird als zusätzliches Regulierungsinstrument die Möglichkeit der Anordnung einer funktionellen Trennung von Netzbetrieb und Dienstleistungsbetrieb eingeführt. Für den Bereich des Internet bedeutsam ist eine neu aufgenommene Verpflichtung zur SiMMR Beilage 6/2010 2. Marktregulierung Die Entscheidungsspielräume der BNetzA im Rahmen der Marktregulierung waren 2009 Gegenstand von zahlreichen nationalen Gerichtsentscheidungen und Aufsätzen. Das BVerwG (11) nahm einen weiten, nur eingeschränkt gerichtlich überprüfbaren Beurteilungsspielraum der BNetzA im Rahmen von Marktdefinition und Marktanalyse an und begründete dies mit einem planerischen Moment der Marktregulierung. In der Literatur beschäftigten sich u.a. Attendorn (3), Franzius (9) und Gärditz (10) mit Entscheidungsspielräumen der BNetzA und gerichtlicher Kontrolldichte von Regulierungsentscheidungen. Während Attendorn zunächst den vom BVerwG aufgebrachten Begriff des Regulierungsermessens skizziert und die Tendenzen Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 25 in der deutschen Rechtsprechung mit der Entwicklung in England und Frankreich vergleicht, ordnet Gärditz den Begriff des Regulierungsermessens in das deutsche System verwaltungsrechtlicher Letztentscheidungen ein. Beide betrachten die Entwicklung in der Rechtsprechung zu einer Ausweitung der Befugnisse der BNetzA und die Reduzierung der gerichtlichen Kontrolldichte kritisch. Ein weiteres wichtiges Urteil des BVerwG (10) betraf die Regulierung des IP-Bitstrom-Marktes, dem eine große Bedeutung für die weitere Entwicklung des Breitbandmarkts zugemessen wird. Das BVerwG erklärte die Marktdefinition und Marktanalyse für rechtmäßig, insbesondere sei die Abgrenzung eines fiktiven Markts zulässig. Zu Recht aus der Marktfestlegung ausgeschieden wurden nach Ansicht des Gerichts die Resale-Produkte der DTAG. Bezüglich der Entgeltregulierung nahm das BVerwG eine gemeinschaftsrechtskonforme Auslegung des entscheidungserheblichen § 30 TKG vor und erklärte die auferlegte Verpflichtung zur Entgeltgenehmigung wegen Abwägungsausfalls für rechtswidrig. § 30 TKG sei gemeinschaftsrechtskonform so auszulegen, dass die BNetzA einen Entscheidungsspielraum habe, von dem sie in diesem Fall keinen hinreichenden Gebrauch gemacht habe. Zum Thema Entgeltregulierung sind vor allem Gerichtsentscheidungen zu Kostenmaßstäben bei der Entgeltregulierung zu erwähnen. Das VG Köln (16) wandte in seiner Entscheidung zu TAL-Entgelten den vom EuGH aus dem Grundsatz der Kostenorientierung entwickelten Maßstab der tatsächlichen Kosten an, die sich aus den historischen sowie zusätzlich aus den voraussichtlichen Kosten zusammensetzen. Kühling (16) stellt die Konsequenzen der Rechtsprechung zu den TAL-Entgelten für die zukünftige Entgeltregulierung dar und betrachtet vor allem die Entwicklung im Hinblick auf den Ausbau von NGA. In einer weiteren Entscheidung zur Entgeltregulierung schloss das VG Köln (17) die Anwendung des Maßstabs des § 35 Abs. 1 Nr. 1 TKG bei der Entgeltregulierung von Monopolmärkten aus. Die Entgelte auf regulierten Alternativmärkten könnten nicht als Vergleichsmaßstab herangezogen werden, da diese nicht als „dem Wettbewerb geöffnet“ anzusehen seien, sondern die Entgelte auf diesen Märkten nur das Ergebnis der jeweiligen Regulierungspraxis wiedergäben. Mit diesem Urteil setzte sich Berger (4) auseinander. Diensten spielten jedoch vor allem die konkreten Umsetzungspflichten eine Rolle. Insbesondere die Frage der Kostenerstattung für Investitionen in notwendige technische Einrichtungen wurde diskutiert. Diesbezüglich hat das BVerfG inzwischen entschieden, dass die mit der Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung verbundenen finanziellen Belastungen die TK-Unternehmen nicht in ihrem Grundrecht auf Berufsfreiheit gem. Art. 12 GG verletzen.18 Mit der Rechtsprechung zur Vorratsdatenspeicherung setzten sich Schütze/Eckhardt (31) ausführlich auseinander. Für Einzelheiten zu den datenschutzrechtlichen Fragen der Vorratsdatenspeicherung s. Schwerpunkt 11, zur internationalen Dimension s. Schwerpunkt 13. 4. Kundenschutz Im Fokus standen im Jahr 2009 u.a. die neuen Regeln gegen unerlaubte Telefonwerbung (zu lauterkeitsrechtlichen Aspekten s. Seiler, Schwerpunkt 4). Ditscheid/Ufer (33) stellen diese im Zusammenhang mit den Änderungen im TKG im Jahr 2009 dar, ebenso gibt Hecker (34) einen ausführlichen Überblick. Die Rechtsprechung hatte u.a. die Frage der Zulässigkeit der ausschließlichen Online-Verfügbarkeit von Rechnungen bei OnlineMobilfunktarifen (BGH (23), OLG Brandenburg (25)) zu entscheiden sowie über die Untersagung automatischer Werbeanrufe, OVG NRW (27). 5. Frequenzen und Breitbandausbau Auch im Jahr 2009 war der Ausbau der Breitbandversorgung ein wichtiges Thema. Die EU-Kommission erließ neue Leitlinien für Beihilfen zum Breitbandausbau und die BNetzA veröffentlichte eine Regulierungsstrategie zum Breitbandausbau. Im Bereich der Frequenzverwaltung wurde vor allem die Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen diskutiert. Hiermit beschäftigen sich Biagosch (36), Koenig/Hasenkamp (41) und Höffler (38). Aus der Rechtsprechung sind die Urteile des VG Köln (32) und des OVG NRW (30) zum Vergabeverfahren nach § 55 TKG zu erwähnen, in dem u.a. zu klären war, wie sich die Anordnung eines Vergabeverfahrens auf den individuellen Frequenzzuteilungsanspruch auswirkt. Hiermit setzt sich Jenny (40) auseinander. Inzwischen hat das BVerwG (28) die Frage entschieden und geurteilt, dass der individuelle Zuteilungsanspruch durch die in § 55 Abs. 9 Satz 1 TKG vorgesehene Vergabeanordnung in einen Anspruch auf chancengleiche Teilnahme am Vergabeverfahren umgestaltet wird. CHRISTINE NOLDEN 3. Vorratsdatenspeicherung Die Vorratsdatenspeicherung wurde überwiegend unter datenschutzrechtlichen Aspekten diskutiert, für die Anbieter von TK- 18 BVerfG MMR 2010, 356. A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (1) EuGH U.v. 2.4.2009 – Rs. C-431/07 Französische UMTS-Gebühren MMR 2009, 361 (Ls.) (2) EuGH U.v. 13.11.2008 – Rs. C-227/07 Verhandlungspflicht im polnischen TKG MMR 2009, 95 (3) EuGH U.v. 17.7.2008 – Rs. C-152/07 bis C-154/07 Anschlusskostenbeiträge MMR 2009, 97 (4) BVerfG B.v. 13.5.2009 – 1 BvL 7/08 TK-Überwachung an Auslandsköpfen MMR 2009, 606 (5) BVerwG U.v. 1.9.2009 – 6 C 4.09 Selbstständige Anfechtbarkeit von Anordnungen MMR 2010, 56 = DVBl. 2009, 1520 der BNetzA (6) BGH U.v. 17.7.2009 – V ZR 254/08 Gesamtschuldnerausgleich zwischen Netzeigen- MMR 2009, 831 tümer und Netzbetreiber (7) BVerwG U.v. 24.6.2009 – 6 C 19.08 Entgeltgenehmigung für nicht freiwillig angebo- MMR 2010, 207 = N&R 2009, 264 m. Anm. Ufer tene Leistungen (8) BVerwG U.v. 25.3.2009 – 6 C 3.08 Vorläufige Entgeltgenehmigung (9) BVerwG U.v. 25.2.2009 – 6 C 27.08 Dispositionsbefugnis über Entgeltgenehmigung CR 2009, 365 (10) BVerwG U.v. 28.1.2009 – 6 C 39.07 IP-Bitstrom 1. Marktregulierung 26 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR 2009, 531 MMR 2009, 786 m. Anm. Berger-Kögler MMR Beilage 6/2010 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (11) BVerwG U.v. 29.10.2008 – 6 C 38.07 Beurteilungsspielraum der BNetzA MMR 2009, 460 (12) BVerwG U.v. 2.4.2008 – 6 C 15.07 Mobilfunkterminierung MMR 2009, 68 (Ls.) (13) OVG NRW B.v. 2.1.2009 – 13 A 1194/08 Widerruf fünfstelliger Auskunftsnummer MMR 2009, 220 (Ls.) (14) OVG NRW B.v. 25.6.2008 – 13 B 668/08 Tastendruckmodell MMR 2009, 286 (15) VG Köln B.v. 26.6.2009 – 1 L 821/09 Übergang von Wegerechten einer nach TKG 1996 erteilten Lizenz CR 2009, 714 (16) VG Köln U.v. 27.11.2008 – 1 K 1749/99 TAL-Entgelte 1999-2001 MMR 2009, 211 = K&R 2009, 138 m. Anm. Ufer (17) VG Köln U.v. 6.11.2008 – 1 K 3194/06 Vergleichsmarktbetrachtung bei Monopolmärkten MMR 2009, 288 (18) VG Köln U.v. 17.4.2008 – 1 K 1312/05 Entgeltregulierung auf Basis vorläufiger Marktanalyse CR 2009, 308 Vorratsdatenspeicherungs-RL MMR 2009, 244 2. Vorratsdatenspeicherung (19) EuGH U.v. 10.2.2009 – Rs. C-301/06 (20) BVerfG B.v. 28.10.2008 – 1 BvR 256/08 Vorratsdatenspeicherung MMR 2009, 29 m. Anm. Bär (21) VG Köln B.v. 8.9.2009 – 21 L 1107/09 Vollzugsinteresse an Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung CR 2009, 786 = ITRB 2009, 266 (22) VG Berlin B.v. 17.10.2008 – 27 A 232.08 Vorhaltung technischer Anlagen zur Vorratsdatenspeicherung MMR 2008, 845 = K&R 2009, 64 m. Anm. Gietl Zur Vorratsdatenspeicherung s.a. Schwerpunkt 11 und Schwerpunkt 13. 3. Kundenschutz (23) BGH U.v. 16.7.2009 – III ZR 299/08 Mobilfunk-Tarif mit Online-Rechnung MMR 2010, 49 (24) BGH U.v. 12.2.2009 – III ZR 179/08 Kündigungsfrist für Festnetzanschlüsse MMR 2009, 467 (25) OLG Brandenburg U.v. 5.11.2008 – 7 U 29/08 Ausschließliche Online-Verfügbarkeit von Rech- MMR 2009, 343 nungen (26) AG Papenburg U.v. 30.10.2008 – 4 C 247/08 Technischer Prüfbericht nach Beanstandung einer Telefonrechnung MMR 2009, 144 (Ls.) (27) OVG NRW B.v. 26.9.2008 – 13 B 1396/08 Untersagung automatisierter Werbeanrufe MMR 2009, 284 MMR 2010, 56 Zu Telefonwerbung s.a. Schwerpunkt 4. 4. Frequenzen und Breitbandausbau (28) BVerwG U.v. 1.9.2009 – 6 C 4.09 Vergabe von Funkfrequenzen (2,6 GHz-Band) (29) OVG NRW B.v. 26.5.2009 – 13 A 424/08 Frequenzverlagerung E-GSM-Bänder (30) OVG NRW B.v. 30.10.2008 – 13 A 2394/07 Anspruch gegenüber BNetzA auf Frequenzzuteilung DVBl. 2009, 51 (31) OVG NRW B.v. 30.10.2008 – 13 A 2395/07 Verlängerung von WLL-Frequenzzuteilungen MMR 2009, 425 (32) VG Köln U.v. 3.12.2008 – 21 K 3363/07 MMR 2009, 580 (Ls.) Unselbstständige Verfahrenshandlungen im Rahmen von Frequenzzuteilungen MMR 2009, 793 B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle 1. Reform des europäischen Rechtsrahmens (1) Busch Aktueller Stand der Reform des EG-Rechtsrahmens für die elektronische Kommunikation N&R 2009, 159 2. Marktregulierung und Anbieterpflichten (2) Attendorn Die Zieladäquanz der Regulierung: EG-rechtliche Impulse für eine wettbewerbsfördernde TK-Regulierung NVwZ 2009, 19 (3) Attendorn Das „Regulierungsermessen“. Ein deutscher „Sonderweg“ bei der gerichtlichen Kontrolle tk-rechtlicher Regulierungsentscheidungen? MMR 2009, 238 (4) Berger Sind Terminierungsmärkte unvergleichlich? CR 2009, 361 (5) Berger/Sassenberg Der Lizenzübergang nach TKG 1996 CR 2009, 707 (6) Bier Aktuelle materiellrechtliche und verfahrensrechtliche Entscheidungen des BVerwG zum Telekommunikationsrecht N&R 2009, 25 (7) Dienstbühl Die Ausweitung der Beauftragtenhaftung am Beispiel des Telekommunikationsresales CR 2009, 568 (8) Ellinghaus Die Regulierungsverfügung in der verwaltungsgerichtlichen Praxis CR 2009, 87 (9) Franzius Wer hat das letzte Wort im Telekommunikationsrecht? DVBl. 2009, 409 (10) Gärditz Regulierungsrechtliche Auskunftsanordnungen als Instrument der Wissensgenerierung DVBl. 2009, 69 (11) Gärditz „Regulierungsermessen“ und verwaltungsgerichtliche Kontrolle NVwZ 2009, 1005 (12) Jarass Die verfassungsrechtliche Stellung der Post- und TK-Unternehmen MMR 2009, 223 (13) Klotz EuGH und VG Köln: Vorgaben für den TAL-Preis – Auswirkungen auf das aktuelle Verfahren MMR 3/2009, S. XIII (14) Klotz/Brandenberg Entwicklungen des Gemeinschaftsrechts in den Netzwirtschaften im Jahr 2008 N&R 2009, 8 (15) Koenig Herstellung von Wettbewerb als Verwaltungsaufgabe DVBl. 2009, 1082 (16) Kühling Die Regulierung der Entgelte für die Kupfer-TAL im Zeitalter der NGA-Migration K&R 2009, 243 MMR Beilage 6/2010 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 27 Verfasser Titel Fundstelle (17) Kurth „Euro-Regulierer“ durch die Hintertür? Notifizierungspflichten der nationalen Regulierungsbehörden gegen- MMR 2009, 818 über der EU-Kommission (18) Ladeur Das Europäische Telekommunikationsrecht im Jahre 2008 (19) Mayer Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung bei unentgeltlichen E-Mail-Diensten? K&R 2009, 313 (20) Nacimiento Telekommunikationsrecht: Rechtssprechungsbericht 2008 K&R 2009, 73 (21) Nolte/König Das Telekommunikationsrecht im Jahr 2008 N&R 2009, 86 (22) Oster Marktdefinition und Marktanalyse im System des Rechtsschutzes MMR 2009, 454 (23) Polenz Speicherpflichten für Unternehmer nach § 113a TKG CR 2009, 225 K&R 2009, 299 (24) Rehm/Sassenberg Ansprüche der Verbindungsnetzbetreiber bei nichtigen Mehrwertdienstentgelten CR 2009, 290 (25) Säcker Die wettbewerbsorientierte Anreizregulierung von Netzwirtschaften N&R 2009, 78 (26) Salevic Bindungswirkung von Kommissionsempfehlungen für die Entgeltregulierung der BNetzA CR 2009, 427 (27) Scherer/Heinickel Die Entwicklung des Telekommunikationsrechts in den Jahren 2007–2009 NVwZ 2009, 1405 (28) Spies Netzneutralität – FCC hat neue Pläne MMR 11/2009, S. X (29) Spies USA: Kein allgemeines Kartellrecht bei DSL-„Preisschere“ (Price Squeezing) MMR 4/2009, S. XVI (30) Spies USA: FCC-Verfahren über Freiheit des Internet (Netzneutralität) verlässt den Bahnhof MMR 12/2009, S. V 3. Vorratsdatenspeicherung (31) Schütze/Eckhardt Die Vielseitigkeit der Rechtsprechung zur Vorratsdatenspeicherungspflicht CR 2009, 775 Zur Vorratsdatenspeicherung s.a. Schwerpunkt 11 und Schwerpunkt 13. 4. Kundenschutz (32) Bäcker Die Betroffenenauskunft im Telekommunikationsrecht MMR 2009, 803 (33) Ditscheid/Ufer Die Novellierung des TKG 2009 – ein erster Überblick MMR 2009, 367 (34) Hecker Neue Regeln gegen unerlaubte Telefonwerbung K&R 2009, 601 (35) Mankowski Wegfall der Vergütungspflicht – die begrenzte Reichweite des § 45i Abs. 4 TKG MMR 2009, 808 Zu Telefonwerbung s.a. Schwerpunkt 4. 5. Frequenzen und Breitbandausbau (36) Biagosch Frequenzversteigerung & Co. – Groß-Chance und Riesen-Risiko (37) Deckers/Schramm EU-Kommission: Neue Leitlinien für Beihilfen zum Breitbandausbau (38) Höffler Versteigerung von Marktzutrittschancen in Netzindustrien am Beispiel der 800-MHz-Mobilfunkauktion (39) Holznagel/Deckers Breites Band im weiten Land MMR 2009, 653 MMR 11/2009, S. XII N&R 2009, 230 DVBl. 2009, 482 (40) Jenny Rechtsschutz gegen die Anordnung eines Vergabeverfahrens nach § 55 Abs. 9 TKG CR 2009, 502 (41) Koenig/Hasenkamp Die verfahrensrechtlichen Anforderungen an die Vergabe der Frequenzen aus der Digitalen Dividende K&R 2009, 696 (42) Lüddemann Das neue Entgelt für die „letzte Meile“ – Weiche für die weitere Breitbandentwicklung MMR 2009, 145 (43) Spies USA: FCC-Breitband-Strategiepapier zur Füllung weißer Flecken MMR 7/2009, S. XXII (44) Spies USA: Breitband-Planung für mehr Wettbewerb MMR 10/2009, S. VI IX. Schwerpunkt 9: Medienrecht Im Jahr 2009 standen rundfunkrechtlich das Inkrafttreten des 12. RÄStV und die Planung zum 13. RÄStV im Vordergrund. Die Einführung der Gewinnspielsatzung sowie Jugendschutz und der immer wiederkehrende Streit um Rundfunkgebühren waren andere bestimmende Bereiche. Sonstige Themen waren der Drei-Stufen-Test sowie die Umsetzung der Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (RL 2007/65/EG, AVMD-Richtline) und die Regelungen zur Plattformregulierung. 1. Rundfunkgebühren Die Rundfunkgebührenpflicht gerade im Zusammenhang mit beruflich genutzten PCs führte zu mehreren Entscheidungen der Gerichte. So haben der Bayerische VGH (15), das OVG NRW (14) und das OVG Rheinland-Pfalz (17) einen beruflich genutzten internetfähigen PC als Rundfunkempfangsgerät angesehen, soweit keine anderen Empfangsgeräte vorliegen. Auch werde ein solches Gerät zum Empfang bereitgehalten, da ohne besonderen Aufwand Rundfunk empfangen werden könnte. Nach Ansicht des VG Wiesbaden (24) werde ein internettauglicher PC im beruflichen Bereich in der Regel nicht zum Rundfunkempfang eingesetzt und sei daher nicht gebührenpflichtig. Eine Berufung gegen dieses Urteil wurde vom Hessischen VGH (13) wegen nicht ausreichend darge28 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 legter Gründe abgelehnt. Bosman (33) beschäftigt sich mit Rundfunkgebühren im Business-TV und Degenhardt (34) überprüft eine mögliche Neuordnung der Rundfunkgebühr. 2. Jugendschutz Im Bereich Jugendschutz und Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) ging es vornehmlich um Entscheidungen der KJM. So kam das VG Berlin (31) zu dem Urteil, dass der KJM kein gerichtlich nur eingeschränkt überprüfbarer Beurteilungsspielraum zukommt. Das Niedersächsische OVG (30) bestätigt das von der KJM durchgeführte Umlaufverfahren und des Weiteren die Zusammensetzung des KJM-Prüfungsausschusses als verfassungsgemäß. In der Literatur setzten sich Hopf/Braml (40) mit der eingeschränkten gerichtlichen Überprüfbarkeit des Beurteilungsspielraums der KJM auseinander. Der Bayerische VGH (29) stellt in einem Beschluss fest, dass, wenn eine jugendschutzrechtlich verbotene Posendarstellung stattfindet, es nicht auf das Alter der Person zum Zeitpunkt der Verbreitung des Bildes ankommt, sondern auf das Alter bei Fertigung der Aufnahmen. Mit einem möglichen Novellierungsbedarf im Jugendmedienschutz in Bezug auf Onlinespiele beschäftigt sich Braml (38). MMR Beilage 6/2010 3. Glücksspiel/Gewinnspiel Der EuGH (33) urteilte, dass der Dienstleistungsfreiheit der EG nicht Regelungen entgegenstehen, die es einem Wirtschaftsteilnehmer wie Bwin in einem Mitgliedstaat ermöglichen, rechtmäßig Glücksspiele zu erbringen, im Hoheitsgebiet eines anderen diese jedoch nicht über das Internet anbieten zu dürfen. Auch ein im Internet gewerbsmäßig veranstaltetes Gewinnspiel bedarf nach einem Urteil des VG Berlin (36) einer gewerberechtlichen Erlaubnis. Des Weiteren befasste sich Bolay (36) mit der Differenzierung von Teleshopping und redaktionellem Programm im Zusammenhang mit Televoting- und Gewinnspiel-Call-in-Shows. Hambach/Münstermann (37) thematisieren die Problematik der 50Cent-Gewinnspiele und den Anwendungsbereich des RStV in Bezug auf Gewinnspiele im Internet. Zu Glücksspielen aus strafrechtlicher Sicht vgl. Schwerpunkt 10. 4. Sonstiges Der EuGH (1) stellte im Zusammenhang mit der Universaldienstrichtlinie (RL 2002/22/EG) fest, dass diese nationalen Regelungen nicht entgegensteht, die den Kabelnetzbetreiber verpflichten, die bereits terrestrisch ausgestrahlten Fernsehkanäle und -dienste in sein analoges Kabelnetz einzuspeisen und dadurch mehr als die Hälfte der in diesem Netz verfügbaren Kanäle zu belegen. Auch die deshalb bestehende Kanalknappheit und Festlegung einer Rangfolge ist mit der Richtlinie vereinbar, sofern dies keine unzumutbaren wirtschaftlichen Folgen nach sich zieht. In der Literatur wurde vermehrt der Drei-Stufen-Test diskutiert. Während Dörr (7) einzelne Fragen im Zusammenhang mit dem Test klärt, geht Klickermann (16) direkt auf die Telemedienangebote der ARD und des ZDF ein. Ladeur (19) beschäftigt sich mit der Verfassungswidrigkeit des Drei-Stufen-Tests und Wimmer (31, 32) geht aus beihilferechtlicher Sicht auf die Aktivitäten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ein. Die Umsetzung der AVMD-Richtline und die in dieser enthaltenen Regelungen zum Thema Werbung und Product Placement fanden in mehreren Beiträgen Beachtung. Mit dieser Thematik setzte sich auch ein Symposium des Instituts für Urheber- und Medienrecht in München auseinander. In diesem Zusammenhang sind mehrere Artikel erschienen. So beschäftigt sich Grewenig (9) mit der Umsetzung aus Sicht der privaten Veranstalter. Hesse (13) hingegen legt den Fokus auf die Umsetzung in Bezug auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Potthast (23) betrachtet die Umsetzung aus Sicht der Länder, Kreile (18) aus Sicht der Produzenten. Weiteres Thema war die Regulierung von Plattformen sowie die dazu erlassene Plattformsatzung. Hierzu sprechen Becker (2), Christmann (6), Grewenig (8) und Hamann (12) die Umsetzung der Regulierung innerhalb des RStV aus Sicht verschiedener Beteiligter an. CHRISTOPH ANDREAS GOLLA A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle 1. Rundfunkrecht (1) EuGH U.v. 22.12.2008 – Rs. C-336/07 Vollbelegung eines analogen Kabelnetzes (2) EuG U.v. 22.10.2008 – T-309/04, T-317/04, T-329/04, T-336/04 Öffentlich-rechtlicher Rundfunk als DienstleisZUM 2009, 208 m. Anm. Döpkens tung von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse MMR 2009, 433 (Ls.) = ZUM 2009, 547 (3) BGH U.v. 11.9.2008 – I ZR 58/06 Schriftlicher Hinweis in Fernsehwerbung nicht unbeachtlich – Fußpilz (4) OVG RheinlandPfalz U.v. 17.12.2008 – 2 A 10327/08 Schleichwerbung im Rundfunk ZUM 2009, 507 (5) OVG Thüringen U.v. 19.11.2008 – 1 KO 1056/06 Zur mittelbaren Beteiligung eines Presseunternehmens an einem Hörfunkveranstalter ZUM-RD 2009, 476 (6) OVG RheinlandPfalz B.v. 3.11.2008 – 2 B 10957/08 Kennzeichnung einer Dauerwerbesendung MMR 2009, 72 (7) OVG BerlinBrandenburg B.v. 9.9.2008 – 11 S 51.08 Kennzeichnung einer Dauerwerbesendung ZUM-RD 2009, 559 (8) VG Hannover B.v. 3.6.2009 – 7 B 2222/09 Kein Anspruch Dritter gegen Landesmedienanstalt auf Einschreiten ZUM-RD 2009, 631 (9) VG München U.v. 5.3.2009 – M 17 K 07.5805 Schleichwerbung in Kaufproduktionen ZUM 2009, 690 (10) VG Berlin U.v. 11.12.2008 – VG 27 A 132.08 Zurechnung der Werbeabsicht im Falle von Schleichwerbung ZUM-RD 2009, 292 (11) VG Hannover B.v. 10.12.2008 – 7 B 3949/08 Zulassung zu Fensterprogrammen im privaten Fernsehen ZUM-RD 2009, 229 MMR 2009, 469 2. Rundfunkgebühren (12) BVerwG B.v. 15.4.2009 – 6 B 85.08 Revisibilität der Normen des Rundfunkgebühren- MMR 2009, 685 staatsvertrags (13) Hessischer VGH U.v. 22.9.2009 – 10 A 2535/ 08.Z Keine Rundfunkgebühren für beruflich genutzten PC MMR 2010, 58 = K&R 2009, 824 (14) OVG NRW U.v. 26.5.2009 – 8 A 732/09 Rundfunkgebührenpflicht für PC mit Internetzugang MMR 2009, 646 (15) BayVGH U.v. 19.5.2009 – 7 B 08.2922 Rundfunkgebührenpflicht für Kanzlei-PC ZUM 2009, 876 (16) OVG NRW B.v. 20.4.2009 – 8 E 1042/07 Rundfunkgebührenpflicht bei Au-Pairs MMR 2009, 800 (17) OVG RheinlandPfalz U.v. 12.3.2009 – 7 A 10959/08 Rundfunkgebühren für PC mit Internetzugang ZUM 2009, 500 Rundfunkgebührenpflicht bei dem Verkauf von Rundfunkempfangsgeräten in einem Tankstellenshop ZUM-RD 2009, 290 (18) Niedersächsisches B.v. 9.5.2008 – 4 LA 611/07 OVG MMR Beilage 6/2010 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 29 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (19) Niedersächsisches B.v. 21.4.2008 – 4 ME 122/08 OVG Abmeldung von Rundfunkempfangsgeräten ZUM 2009, 337 (20) OVG RheinlandPfalz U.v. 17.8.2007 – 7 A 10471/07 Rundfunkgebühren für Kabinenlautsprecher in einem Sonnenstudio MMR 2008, 133 = AfP 2009, 429 (21) VG Saarlouis U.v. 11.2.2009 – 6 K 100/08 Bereithalten eines Radios zum Empfang trotz fehlendem Antennenanschluss und Diebstahlsicherung MMR 2009, 508 (22) VG Würzburg U.v. 27.1.2009 – W 1 K 08.1886 Rundfunkgebühr für internetfähige PCs MMR 2009, 508 (23) VG Berlin U.v. 17.12.2008 – VG 27 A 245.08 Rundfunkgebühr für PCs ZUM 2009, 435 (24) VG Wiesbaden U.v. 19.11.2008 – 5 K 243/08 Rundfunkgebührenpflicht für gewerblich genutzten PC MMR 2009, 292 (25) VG Braunschweig U.v. 21.10.2008 – 4 A 109/07 Rundfunkgebührenpflicht für Multifunktionsgeräte ZUM 2009, 179 (26) VG Münster Rundfunkgebührenpflicht für internetfähige PCs MMR 2009, 64 m. Anm. Nolden/Schramm U.v. 26.9.2008 – 7 K 1473/07 3. Jugendschutz (27) BVerfG B.v. 24.9.2009 – 1 BvR 1231/04, Nichtannahmebeschluss: Erfolglose Verfassungs- MMR 2010, 48 = K&R 2009, 792 1 BvR 710/05, 1 BvR 1184/08 beschwerden gegen Verbot der Verbreitung einfach pornografischer Darbietungen im Internet an Minderjährige – Kein Verstoß gegen Verhältnismäßigkeits- bzw. Bestimmtheitsgrundsatz (28) OLG München U.v. 11.9.2008 – 29 U 3629/08 Affiliate-Werbung auf jugendgefährdenden Internetseiten MMR 2009, 126 (29) BayVGH B.v. 2.2.2009 – 7 CS 08.2310 Jugendschutz auch bei Scheinminderjährigen MMR 2009, 351 (30) Niedersächsisches B.v. 20.10.2008 – 10 LA 101/07 Bestätigung des Prüfverfahrens und der Spruch- MMR 2009, 203 m. Anm. Hopf/Braml OVG praxis der KJM zur Menschenwürde im Verhältnis zur Berichterstattungsfreiheit (31) VG Berlin U.v. 28.1.2009 – VG 27 A 61.07 Gerichtliche Überprüfbarkeit von Entscheidungen der KJM – Sex and the City MMR 2009, 496 (32) VG Augsburg B.v. 31.7.2008 – Au 7 S 08.659 Beurteilungsspielraum der KJM bezüglich des Jugendschutzes MMR 2008, 772 m. Anm. Hopf/Braml = AfP 2009, 535 (33) EuGH U.v. 8.9.2009 – Rs. C-42/07 Beschränkung der Dienstleistungsfreiheit durch Internetglücksspiel-Monopol MMR 2009, 823 (34) OLG Bremen B.v. 5.3.2009 – 2 U 4/08 Glücksspiele im Internet; Aussetzung bis zur EuGH-Entscheidung MMR 2009, 701 (35) LG Hamburg B.v. 9.7.2009 – 308 O 332/09 Anbieten kostenloser Zusatzfunktionen in Onlinespiel MMR 2009, 722 (Ls.) = CR 2009, 756 (36) VG Berlin B.v. 17.8.2009 – VG 4 L 274.09 Gewerbeerlaubnis für Internet-Gewinnspiel (37) VG Düsseldorf B.v. 15.7.2009 – 27 L 415/09 4. Glücksspiel MMR 2009, 794 m. Anm. Liesching Linkbanner auf 50 Cent-Gewinnspiel als Glücks- MMR 2009, 717 m. Anm. Liesching spielwerbung Zu Glücksspielen s.a. Schwerpunkt 10. 5. Arbeitsrecht (38) BAG U.v. 23.12.2008 – 2 AZR 483/07 Zur Kündigung einer Redakteurin wegen vermeintlicher Nebenpflichtverletzungen AfP 2009, 286 (39) LAG Köln B.v. 24.6.2008 – 9 TaBV 74/07 Zur Tendenzträgereigenschaft von Anzeigenredakteuren in Presseunternehmen AfP 2009, 292 (40) EuGH B.v. 19.2.2009 – Rs. C-557/07 Verpflichtung eines Access-Providers zur Weiter- MMR 2009, 242 gabe personenbezogener Verkehrsdaten (41) EuGH U.v. 16.10.2008 – Rs. C-298/07 Elektronische Post und Impressumspflicht 6. TMG (42) OLG Brandenburg B.v. 17.9.2009 – 6 W 141/09 MMR 2009, 25 Multimedia und elektronische Presse: Informationspflichten – Fehlende Angaben in einer Internetpräsentation WRP 2009, 1420 (43) OLG Hamm U.v. 2.4.2009 – 4 U 213/08 Impressumspflicht von Onlinehändlern MMR 2009, 552 (44) OLG Hamburg U.v. 10.12.2008 – 5 U 224/06 Eigene Inhalte i.S.d. TMG MMR 2009, 721 (Ls.) = ZUM 2009, 642 (45) OLG Düsseldorf U.v. 4.11.2008 – I-20 U 125/08 Allgemeine Informationspflichten von Telemediendienstanbietern MMR 2009, 266 (46) LG Hamburg U.v. 11.7.2008 – 324 S 2/08 Eigene Information i.S.d. TMG ZUM-RD 2009, 407 7. Diverses (47) EuGH U.v. 13.12.2007 – Rs. C-337/06 Rundfunksender als öffentliche Auftraggeber (48) AG Hamburg U.v. 22.4.2008 – 4 C 134/08 Videoüberwachung in Gaststätte MMR 2009, 72 (49) VG Mainz B.v. 7.5.2009 – 4 L 521/09 Zur Anzahl und Verteilung von Wahlwerbesendungen für eine kleine Partei AfP 2009, 425 (50) VG Stuttgart B.v. 16.7.2008 – 1 K 256/08 Zuweisung von Übertragungskapazitäten ZUM-RD 2009, 178 30 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR 2009, 68 MMR Beilage 6/2010 B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle 1. Rundfunkstaatsvertrag (1) Amlung/Fisch Digitale Rundfunkangebote im Netz. Bewegtbild in der digitalen Welt (2) Becker Rechtliche Rahmenbedingungen für Plattformanbieter. Einführung zum Symposion des Instituts für Urheber- ZUM 2009, 1 und Medienrecht im Rahmen der Medientage München 2008 am 31.11.2008 ZUM 2009, 442 (3) Becker Der Begriff des Sendens aus urheberrechtlicher und aus rundfunkrechtlicher Sicht. Einführung zur Arbeitssit- ZUM 2009, 441 zung des Instituts für Urheber- und Medienrecht am 27.3.2009 (4) Becker Die Umsetzung der Werbebestimmungen der EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste in deutsches ZUM 2009, 697 Recht. Einführung zum 23. Münchner Symposion zum Film- und Medienrecht des Instituts für Urheber- und Medienrecht am 3.7.2009 (5) Bremer/Grünwald Konzentrationskontrolle in „virtuellen Meinungsmärkten“? MMR 2009, 80 (6) Christmann Rechtliche Rahmenbedingungen für Plattformbetreiber – Regulatorische Aspekte beim Plattformbetrieb ZUM 2009, 7 (7) Dörr Aktuelle Fragen des Drei-Stufen-Tests. Wer kontrolliert den publizistischen Mehrwert nach welchen Maßstäben ZUM 2009, 897 (8) Grewenig Rechtliche Rahmenbedingungen für Plattformanbieter - Perspektiven des privaten Rundfunks ZUM 2009, 15 (9) Grewenig Die Umsetzung der Werbebestimmungen der EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste in deutsches Recht aus Sicht des privaten Rundfunks ZUM 2009, 703 (10) Gröpl Die Reform der Medienkontrolle durch den zehnten Rundfunkänderungsstaatsvertrag. Anforderungen an eine vertragsgemäße Umsetzung durch die Landesmedienanstalten ZUM 2009, 21 (11) Haarhoff/Kopp Kostenpflichtige Telemedien im Drei-Stufen-Test – Nur eine differenzierende Auslegung führt zu belastbaren NJOZ 2009, 2927 Ergebnissen (12) Hamann Rechtliche Rahmenbedingungen für Plattformbetreiber – Marktübersicht ZUM 2009, 2 (13) Hesse Die Umsetzung der Werbebestimmungen der EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste in deutsches Recht aus Sicht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ZUM 2009, 718 (14) Holznagel Anreize für die vertikale Verflechtung zwischen Presse und Rundfunk oder wirksame Konzentrationsbegren- ZUM 2009, 620 zung? Zur Verfassungsgemäßheit der §§ 33a-33d LMG-E NRW (15) Klaes Verfassungsrechtlicher Rundfunkbegriff und Internet ZUM 2009, 135 (16) Klickermann Telemedienangebot von ARD und ZDF im Fokus des Dreistufentests MMR 2009, 740 (17) Koreng Staatliche Internetpräsenzen zwischen legitimer Öffentlichkeitsarbeit und dem Verbot des Staatsrundfunks. AfP 2009, 117 Podcasts, Videoblogs und der Rundfunkbegriff (18) Kreile Die Umsetzung der Werbebestimmungen der EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste in deutsches Recht aus Sicht der Produzenten (19) Ladeur Zur Verfassungswidrigkeit der Regelung des Drei-Stufen-Tests für Onlineangebote des öffentlich-rechtlichen ZUM 2009, 906 Rundfunks nach § 11f RStV (20) Michel Senden als konstitutiver Bestandteil des Rundfunkbegriffs? Der Rundfunkbegriff im Lichte neuerer europarechtlicher Entwicklungen ZUM 2009, 453 (21) Müller Partei-TV? Zur Vergewisserung der Dogmatik der Rundfunkfreiheit. Unter Berücksichtigung der neuen Rechtsprechung, insbesondere des 9. Rundfunkurteils des BVerfG v. 12.3.2008 – 2 BvF 4/03 AfP 2009, 433 (22) Peters Der „Drei Stufen Test“: Die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Onlineangebote K&R 2009, 26 (23) Potthast Die Umsetzung der EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste aus Ländersicht. Eine vorläufige Bestandsaufnahme ZUM 2009, 698 (24) Schmid/Kitz Von der Begriffs- zur Gefährdungsregulierung im Medienrecht. Möglichkeiten und Grenzen von Fiktionen in ZUM 2009, 739 einer modernen Medienordnung (25) Schütz Rundfunkbegriff: Neutralität der Inhalte oder der Übertragung? Konvergenz und Innovation MMR 2009, 228 (26) Schwartmann Ein neues Medienkonzentrationsrecht für Nordrhein-Westfalen. Erwiderung zu Holznagel ZUM 2009, 842 (27) Seibold Die Umsetzung der Werbebestimmungen der EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste in deutsches Recht. Diskussionsbericht zum gleichnamigen 23. Münchner Symposion zum Film- und Medienrecht des Instituts für Urheber- und Medienrecht am 3.7.2009 ZUM 2009, 720 (28) Thaenert Nochmals zur Reform der Medienkontrolle durch den Zehnten Rundfunkänderungsstaatsvertrag ZUM 2009, 131 (29) Thomale Die Datenverarbeitung zu journalistisch-redaktionellen Zwecken durch Telemedien. Zur Situation nach der Neuregelung im IX. Rundfunkänderungsstaatsvertrag AfP 2009, 105 (30) Weisser/Glas Die medienrechtliche Regulierung von Plattformen ZUM 2009, 914 (31) Wimmer Der Drei-Stufen-Test nach dem 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag. Was ist und wer entscheidet über den ZUM 2009, 601 Public Value öffentlich-rechtlicher Online-Angebote? (32) Wimmer Sind gebührenfinanzierte Angebote wertvoller als privat finanzierte? Überlegungen zu einer Kernfrage des Drei-Stufen-Tests ZUM 2009, 709 AfP 2009, 321 2. Rundfunkgebührenrecht (33) Bosman Rundfunkgebühren für Business-TV (34) Degenhart Rechtsfragen einer Neuordnung der Rundfunkgebühr K&R 2009, 780 ZUM 2009, 374 (35) Eicher/Schneider Die Rundfunkgebührenpflicht in Zeiten der Medienkonvergenz NVwZ 2009, 741 3. Glücksspiel/Gewinnspielsatzung (36) Bolay Televoting- und Gewinnspiel-Call-In-Show zwischen Teleshopping und redaktionellem Programm K&R 2009, 96 (37) Hambach/ Münstermann 50-Cent-Gewinnspiele: im TV erlaubt, im Internet verboten? K&R 2009, 457 MMR Beilage 6/2010 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 31 Verfasser Titel Fundstelle Zu Glücksspielen s.a. Schwerpunkt 10. 4. Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (38) Braml Onlinespiele: Novellierungsbedarf im Jugendmedienschutz? ZUM 2009, 925 (39) Hopf Das Berichterstattungsprivileg des § 5 Abs. 6 JMStV ZUM 2009, 191 (40) Hopf/Braml Eingeschränkte gerichtliche Überprüfbarkeit des Beurteilungsspielraums der Kommission für Jugendmedien- MMR 2009, 153 schutz (KJM) (41) Liesching Das Darstellungs- und Berichterstattungsrecht für Sendungen zum politischen Zeitgeschehen ZUM 2009, 367 5. Weitere Entwicklungen (42) Cole Die traditionellen Medien in der Krise: Bedeutungsverlust und rechtlicher Handlungsbedarf? Zur Rolle von Presse und Rundfunk in der Online-Welt und zu möglichen Konsequenzen für den Regulierungsrahmen AfP 2009, 541 (43) Dörr Die Mitwirkung des Verwaltungsrates bei der Bestellung des ZDF-Chefredakteurs und das Problem der Gremienzusammensetzung K&R 2009, 555 (44) Neuberger Medienrecht und Medienwandel aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht AfP 2009, 537 (45) Rech Die Zulässigkeit der Übermittlung von Einwohnermeldelisten an Gebührenbeauftragte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten DuD 2009, 231 (46) Schlüter Zur Beschränkung der Presse- und Medienfreiheit durch sitzungspolizeiliche Anordnungen nach § 176 GVG. AfP 2009, 557 Eine Abkehr von den bisherigen Grundsätzen zur (identifizierenden) Berichterstattung über strafrechtliche Hauptverhandlungen? (47) Sporn Auf dem Weg zur „Ländermedienanstalt“ (48) Zimmermann Tagungsbericht zur Tagung „Hochschulfernsehen in Deutschland - Zur Realisierbarkeit eines deutschen Uni- ZUM 2009, 383 TV“ am 26./27.2.2009 auf dem Mediencampus Villa Ida, Leipzig X. Schwerpunkt 10: Computer- und Internetstrafrecht Auch auf dem Gebiet des Medienstrafrechts brachte das Jahr 2009 zahlreiche wichtige Entscheidungen hervor. Im Mittelpunkt der Diskussion stand insbesondere das Urteil des BVerfG zur Sicherstellung und Beschlagnahme von E-Mails beim Provider. Weitere Themen stellten auch in 2009 Online-Durchsuchung und Vorratsdatenspeicherung dar. In strafprozessualer Hinsicht gab es einige interessante Entscheidungen zu § 406e StPO betreffend die Akteneinsicht in Filesharing-Fällen. Auf dem Gebiet des materiellen Strafrechts standen Fälle von Betrug im Internet sowie die Strafbarkeit wegen des Verbreitens pornografischer Inhalte über das Internet im Fokus der Rechtsprechung. Von Bedeutung war ferner die Einschränkung des Anwendungsbereichs des § 202c Abs. 1 Nr. 2 StGB bei Dual-UseSoftware durch das BVerfG. 1. Sicherstellung und Beschlagnahme von E-Mails Nach Auffassung des BVerfG (1) ist der ermittlungsbehördliche Zugriff auf beim Provider gespeicherte E-Mail-Kommunikation verfassungsgemäß. Zwar liege in der Sicherstellung und Beschlagnahme der E-Mails ein Eingriff in das Grundrecht auf Gewährleistung des Fernmeldegeheimnisses nach Art. 10 Abs. 1 GG, doch könne § 94 StPO ohne Verfassungsverstoß als Ermächtigung auch zu Eingriffen in Art. 10 Abs. 1 GG verstanden werden. Die besondere Schutzbedürftigkeit durch das Fernmeldegeheimnis begründen die Verfassungsrichter insbesondere mit dem technisch bedingten Mangel an Beherrschbarkeit der gespeicherten E-Mails durch den Nutzer. Die Grundrechte auf informationelle Selbstbestimmung, auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme sowie auf Unverletzlichkeit der Wohnung seien dagegen nicht berührt. Zuvor hatte noch der BGH (2) entschieden, dass beim Provider gespeicherte, eingegangene oder zwischengespeicherte E-Mails jedenfalls nach der Regelung des § 99 StPO über die Postbeschlagnahme sichergestellt werden können. Während der nur einige Sekunden andauernden Speicherung der E-Mails beim Provider sei kein TK-Vorgang (mehr) gegeben. In der Literatur stießen die beiden konträren Entscheidungen aus Karlsruhe auf große Resonanz. Kritisch mit der Entscheidung des BGH setzt sich Szebrowski (8) auseinander. Jahn (4), Klein (6), Störing (7) und 32 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 K&R 2009, 237 Szebrowski (9) befassen sich mit dem BVerfG-Beschluss, wobei Störing insbesondere die technische Betrachtung in den Vordergrund rückt. Gaede (2) möchte einen Zugriff auf EMail-Konten dagegen nur unter den erhöhten Anforderungen der §§ 100a, 100b StPO zulassen. Härting (3) bespricht die Entscheidung des BVerfG unter dem Gesichtspunkt der Erweiterung des Schutzbereichs des Art. 10 GG und setzt sich dabei mit den unterschiedlichen Positionen hinsichtlich der einschlägigen strafprozessualen Ermächtigungsgrundlagen (§§ 94, 99 oder § 100a StPO) auseinander. 2. Online-Durchsuchung Das Thema Online-Durchsuchung bewegte auch 2009 die strafund verfassungsrechtliche Literatur. Gusy (10) beschäftigt sich dabei mit der Frage nach dem Inhalt des Grundrechts auf Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme. Die Auswirkungen des neuen „IT-Grundrechts“ auf die RFID-Technologie beleuchten Holznagel/Schumacher (13). Härting (11) stellt die Folgen der Rechtsprechung zu Online-Durchsuchung und Vorratsdatenspeicherung auf den Schutz von IP-Adressen in den Vordergrund. Einen Schwerpunkt auf den Aufgabenbereich des BKA im Zusammenhang mit Online-Durchsuchungen legt Roggan (16). Zu datenschutzrechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 11. 3. Sonstiges Strafprozessrecht Auf dem Gebiet des Strafprozessrechts beschäftigten insbesondere Ersuchen auf Akteneinsicht in Filesharing-Fällen die Gerichte. Vor diesem Hintergrund setzt sich Kindt (18) mit der Tendenz von Gerichten und Staatsanwaltschaften auseinander, die Rechte der Internetnutzer in Filesharing-Fällen zu stärken. Zu verfahrensrechtlichen Fragen s. Schwerpunkt 12, zur datenschutzrechtlichen Perspektive s. Schwerpunkt 11 und zu urheberrechtlichen Aspekten vgl. Schwerpunkt 6. Der BGH (4) stellte klar, dass Zufallsfunde aus der Überwachung der Telekommunikation auch dann verwertbar sein können, wenn sich zwischen der Durchführung der Maßnahme und der Verwendung der gewonnenen Erkenntnisse die Anordnungsvoraussetzungen geändert haben. Mit der Abgrenzung von §§ 98a, 98b StPO und §§ 161, 161a StPO beschäftigte sich das BVerfG (3) im Rahmen einer erfolgloMMR Beilage 6/2010 sen Verfassungsbeschwerde gegen die Abfrage von Kreditkartendaten in einem Ermittlungsverfahren. Bei der Maßnahme handele es sich weder um eine Rasterfahndung noch um einen Eingriff in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Kritik an dem Beschluss übt Schäfer (34). 4. Materielles Strafrecht Im Bereich des materiellen Strafrechts waren insbesondere die §§ 184a ff. StGB Gegenstand zahlreicher Entscheidungen. Nach dem OLG Oldenburg (19) begründet die bloße Nutzung einer Tauschbörse nicht bereits den Tatbestand des § 184a Nr. 2 StGB. Allerdings kann sich nach dem LG Karlsruhe (24) ein Homepagebetreiber der Zugänglichmachung kinderpornografischer Schriften nach § 184b Abs. 1 Nr. 2 StGB strafbar machen, indem er einen gezielten Link zu einer Seite solchen Inhalts setzt. Reaktionen löste in diesem Zusammenhang auch das gesetzgeberische Vorhaben zur Sperrung von Kinderpornografie-Angeboten im Internet aus. Während Marberth-Kubicki (32) eine Ausweitung von Zugangssperren auch auf weitere Gebiete und damit den Beginn der Internetzensur befürchtet, bezweifelt Sieber (39) vor allem die praktische Wirksamkeit des Gesetzes. Im Mittelpunkt mehrerer Entscheidungen stand ferner die Frage der Strafbarkeit nach § 284 StGB durch die Veranstaltung von Glücksspielen und Sportwetten im Internet. Das BVerfG (10) stellte in diesem Zusammenhang klar, dass für die Zeit vor Erlass seines Sportwettenurteils19 auf Grund der seinerzeitigen Verfassungswidrigkeit des strafbewehrten Ausschlusses privater Wettunternehmer von der Veranstaltung von Sportwetten kein staatlicher Strafanspruch gegen private Vermittler von Oddset-Sportwetten besteht. Nach dem OLG München (21) ist § 284 StGB ferner auch für den Zeitraum bis zum Inkrafttreten des GlüStV am 1.1.2008 unanwendbar. Im Zentrum der Betrachtung stand zudem die Problematik sog. 50-Cent-Gewinnspiele. Die Glücksspieleigenschaft derartiger Gewinnspiele bejahte das LG Köln (23). Bolay (20) und Hambach/Münstermann (27) beschäftigen sich mit der Identität von glücksspielstaats- vertraglichem und strafrechtlichem Glückspielbegriff in Abgrenzung zum Begriff des Gewinnspiels nach dem RStV. Zur medienrechtlichen Beurteilung von Glücksspielen s. Schwerpunkt 9. Auch Fälle von Betrug im Internet beschäftigten 2009 wieder die Gerichte. Das LG Berlin (28) ordnete Eigenbuchungen eines Affiliate-Partners im Pay-per-sale-Verfahren, die einen Provisionsanspruch gegen den Betreiber des Netzwerks auslösen, als Betrug i.S.v. § 263 StGB ein. Schirmbacher/Ihmor (35) beleuchten die Frage, inwieweit Klick-Betrug und Eigenbuchungen bei Affiliate-Werbung den Tatbestand des § 263 StGB erfüllen können. Nach Auffassung des LG Frankfurt/M. (25) liegt in dem Platzieren eines Hinweises auf die Kostenpflichtigkeit eines Dienstleistungsangebots im Internet am unteren Seitenrand der Website keine konkludente Täuschung i.S.v. § 263 StGB. Dagegen stellt nach Auffassung des AG Karlsruhe (30) die anwaltliche Vertretung des Betreibers einer Website, die darauf angelegt ist, Internetnutzer über die Kostenpflichtigkeit des Angebots zu täuschen, eine strafbare Beihilfe zum Betrug dar. Mit Vertragsfallen im Internet beschäftigen sich auch Buchmann/ Majer/Hertfelder/Vögelein (21) sowie Ellbogen/Saerbeck (23). Zu lauterkeitsrechtlichen Aspekten von Abofallen s. Schwerpunkt 4. Von Bedeutung ist schließlich ein Nichtannahmebeschluss des BVerfG (11), in dem dieses die Tatobjekttauglichkeit von DualUse-Software im Rahmen des § 202c Abs. 1 Nr. 2 StGB verneinte. Bei Programmen, die nicht mit Absicht zur Begehung von Straftaten nach §§ 202a, 202b StGB entwickelt worden, sondern hierzu lediglich geeignet sind, liege bereits der objektive Tatbestand des § 202c Abs. 1 Nr. 2 StGB nicht vor. Zur Begründung werden der Wortlaut der Norm sowie der insoweit eindeutige Wille des Gesetzgebers angeführt. Vor dem Hintergrund dieser Entscheidung setzen sich auch Hassemer/Ingeberg (28), Holzner (30) und Schuster (36) mit dem Anwendungsbereich des im Rahmen des 41. Strafrechtsänderungsgesetzes in das StGB eingeführten sog. Hackerparagraphen auseinander. VERENA STEIGERT 19 BVerfG MMR 2006, 298. A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle 1. Beschlagnahme von E-Mails (1) BVerfG B.v. 16.6.2009 – 2 BvR 902/06 Keine Grundrechtsverletzung durch BeschlagMMR 2009, 673 m. Anm. Krüger = CR 2009, nahme von E-Mails auf Server des Mail-Providers 584 m. Anm. Brunst = K&R 2009, 559 m. Anm. Szebrowski = StV 2009, 617 m. Anm. Gercke (2) BGH B.v. 31.3.2009 – 1 StR 76/09 Sicherstellung von E-Mails beim E-Mail-Provider MMR 2009, 391 = K&R 2009, 396 m. Anm. Sankol = NStZ 2009, 397 m. Anm. Bär = StV 2009, 623 m. Anm. Gercke 2. Sonstiges Strafprozessrecht (3) BVerfG B.v. 17.2.2009 – 2 BvR 1372/07, Abfrage von Kreditkartendaten im Ermittlungs2 BvR 1745/07 verfahren MMR 2009, 389 = CR 2009, 381 m. Anm. Schnabel = DVP 2009, 523 m. Anm. Vahle (4) BGH U.v. 27.11.2008 – 3 StR 342/08 Verwertbarkeit von Zufallsfunden aus der Über- MMR 2009, 180 m. Anm. Sankol = ITRB 2009, 99 wachung der Telekommunikation m. Anm. Engels (5) OLG Celle B.v. 12.5.2009 – 2 Ws 103/09 TK-Überwachung zur Vollstreckung eines Sicherungshaftbefehls (6) OLG Celle B.v. 12.2.2009 – 1 Ws 42/09 Fernsehen im Strafvollzug MMR 2009, 290 (Ls.) = NStZ-RR 2009, 190 (7) OLG Celle U.v. 17.9.2008 – 31 Ss 21/08 Einziehung eines Computers MMR 2009, 216 (Ls.) = wistra 2009, 35 (8) LSG Hessen B.v. 26.3.2009 – L 1 KR 331/08 B ER Beweisverwertungsverbot für TKÜ-Erkenntnisse MMR 2009, 718 m. Anm. Sankol MMR 2009, 700 3. Materielles Strafrecht (9) BVerfG MMR Beilage 6/2010 B.v. 24.9.2009 – 1 BvR 1231/04, Verfassungsmäßigkeit des gesetzlichen Verbots 1 BvR 710/05, 1 BvR 1184/08 pornografischer Internetangebote außerhalb geschlossener Benutzergruppen MMR 2010, 48 = K&R 2009, 792 m. Anm. Schnabel Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 33 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema (10) BVerfG B.v. 29.6.2009 – 2 BvR 1499/05 Verletzung der Grundrechte bei Durchsuchung von Wohn- und Geschäftsräumen – Verdacht des unerlaubten Glücksspiels NVwZ-RR 2009, 785 (11) BVerfG B.v. 18.5.2009 – 2 BvR 2233/07, Verfassungsmäßigkeit des § 202c Abs. 1 Nr. 2 2 BvR 1151/08, 2 BvR 1524/08 StGB MMR 2009, 577 = CR 2009, 673 m. Anm. Hornung = ZUM 2009, 745 m. Anm. Höfinger (12) BVerfG B.v. 8.4.2009 – 2 BvR 945/08 MMR 2009, 459 (13) BVerfG B.v. 6.12.2008 – 2 BvR 2369/08, Strafbarkeit wegen Verbreitens jugendporno2 BvR 2380/08 grafischer Filme bei „scheinjugendlichen“ Darstellern (14) BGH B.v. 21.4.2009 – 1 StR 105/09 Sexueller Missbrauch und Verbreitung pornogra- MMR 2009, 533 fischer Darbietungen durch Teledienste (15) KG U.v. 15.10.2009 – 8 U 26/09 Zur Haftung des Geldkuriers beim „Phishing“ MMR 2010, 128 (16) OLG Köln B.v. 12.8.2009 – 83 Ss-Owi 63/ 09 Handy am Steuer zum Hören von MP3-Musik MMR 2009, 799 (Ls.) (17) KG B.v. 22.7.2009 – (4) 1 Ss 181/09 Anmeldung eines eBay-Accounts unter falschem MMR 2009, 869 (Ls.) = K&R 2009, 807 (130/09) Namen Strafrechtliche Verantwortlichkeit eines Forenbetreibers für Hyperlinks Fundstelle MMR 2009, 178 m. Anm. Liesching (18) OLG Frankfurt/M. U.v. 4.6.2009 – 6 U 93/07 Glücksspiele im Internet (19) OLG Oldenburg B.v. 8.5.2009 – 1 Ss 46/09 Tatverdacht der Zugänglichmachung gewaltpor- MMR 2009, 547 nografischer Schriften bei Tauschbörsen-Teilnahme MMR 2009, 577 (20) OLG Karlsruhe B.v. 21.1.2009 – 2 Ss 155/08 Keine Straftat bei Täuschung über Zahlungsab- MMR 2009, 484 sicht bei vollautomatischer Onlinebestellung von Domains (21) OLG München U.v. 16.10.2008 – 29 U 1669/08 Sportwetten im Internet bis zum Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags (22) LG Hannover U.v. 13.5.2009 – 6 O 102/08 Meinungsäußerung in eBay-Bewertungsportal MMR 2009, 870 (Ls.) = K&R 2009, 666 (23) LG Köln U.v. 7.4.2009 – 33 O 45/09 Glücksspieleigenschaft eines 50 Cent-Gewinnspiels im Internet MMR 2009, 485 m. Anm. Liesching (24) LG Karlsruhe B.v. 23.3.2009 – Qs 45/09 Hyperlink zu kinderpornografischen Bilddateien MMR 2009, 418 (25) LG Frankfurt/M. B.v. 5.3.2009 – 5/27 KLs 3330 Js Abofalle im Internet 212484/07 KLs – 12/08 MMR 2009, 421 (26) LG Hamburg U.v. 13.2.2009 – 324 O 601/08 Ehrenrührige Tatsachenbehauptung auf Anwalts-Website MMR 2009, 505 (27) LG Hamburg U.v. 9.1.2009 – 324 O 867/06 Suchmaschinenhaftung für „Snippets“ MMR 2009, 290 (28) LG Berlin U.v. 23.10.2008 – 32 O 501/08 Affiliate-Betrug durch Eigenbuchungen MMR 2009, 506 (Ls.) = CR 2009, 262 (29) LG Köln U.v. 30.7.2008 – 28 O 189/08 Keine Haftung des Betreibers eines Forums für falsche Tatsachenbehauptungen MMR 2009, 218 (30) AG Karlsruhe U.v. 12.8.2009 – 9 C 93/09 Anwaltliche Tätigkeit als Beihilfe zum Betrug – Abmahnanwalt MMR 2009, 868 (31) Niedersächsisches B.v. 28.4.2009 – 20 ZD 2/09 OVG Durchsuchung eines Dienst-PC nach Auffinden pornografischer Dateien MMR 2009, 800 (Ls.) = NVwZ-RR 2009, 636 (32) Niedersächsisches B.v. 3.4.2009 – 11 ME 399/08 OVG Untersagung des Vertriebs eines Online-Glücks- MMR 2009, 580 (Ls.) = NVwZ 2009, 1241 spiels MMR 2009, 195 Zu Glücksspielen s.a. Schwerpunkt 9, zu Abofallen s.a. Schwerpunkt 4. B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle 1. Beschlagnahme von E-Mails (1) Brodowski Strafprozessualer Zugriff auf E-Mail-Kommunikation JR 2009, 402 (2) Gaede Der grundrechtliche Schutz gespeicherter E-Mails beim Provider und ihre weltweite strafprozessuale Überwachung StV 2009, 96 (3) Härting Beschlagnahme und Archivierung von Mails CR 2009, 581 (4) Jahn Sicherstellung von E-Mails beim E-Mail-Provider JUS 2009, 1048 (5) Keller Überwachung des E-Mail-Verkehrs und „Online-Streife“ Kriminalistik 2009, 491 (6) Klein Offen und (deshalb) einfach – Zur Sicherstellung und Beschlagnahme von E-Mails beim Provider NJW 2009, 2996 (7) Störing Strafprozessualer Zugriff auf E-Mailboxen. Zum Streitstand unter besonderer technischer Betrachtung CR 2009, 475 (8) Szebrowski E-Mail-Beschlagnahme – Klärung durch den BGH? MMR 7/2009, S. V (9) Szebrowski E-Mail-Sicherstellung und Beschlagnahme auf dem Server des Providers verfassungsgemäß K&R 2009, 563 2. Online-Durchsuchung (10) Gusy Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme. Neuer Grundrechtsname oder neues Grundrechtsschutzgut? (11) Härting Schutz von IP-Adressen. Praxisfolgen der BVerfG-Rechtsprechung zu Onlinedurchsuchung und Vorratsdaten- ITRB 2009, 35 speicherung 34 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 DuD 2009, 33 MMR Beilage 6/2010 Verfasser Titel Fundstelle (12) Heckmann Grundgesetz 2.0: Staat und IT in guter Verfassung? Anmerkungen zur Verankerung der Informationstechnologie im Grundgesetz K&R 2009, 1 (13) Holznagel/ Schumacher Auswirkungen des Grundrechts auf Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme auf RFID- MMR 2009, 3 Chips (14) Minnerup Billigung des BKA-Gesetzes durch Bundesrat ITRB 2009, 25 (15) Minnerup BKA-Studie zur Onlinedurchsuchung ITRB 2009, 170 (16) Roggan Das neue BKA-Gesetz – Zur weiteren Zentralisierung der deutschen Sicherheitsarchitektur NJW 2009, 257 Zur Online-Durchsuchung s.a. Schwerpunkt 11. 3. Sonstiges Strafprozessrecht (17) Gercke Zur Zulässigkeit sog. Transborder Searches. Der strafprozessuale Zugriff auf im Ausland gespeicherte Daten StraFo 2009, 271 (18) Kindt Grundrechtsschutz für Raubkopierer und Musikpiraten? MMR 2009, 147 Zum Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG s.a. Schwerpunkt 12, Schwerpunkt 11 und Schwerpunkt 6. 4. Materielles Strafrecht (19) Beck Internetbeleidigung de lege lata und de lege ferenda – Strafrechtliche Aspekte des „spickmich“-Urteils (20) Bolay Glücksspiel, Glücksspiel oder doch Gewinnspiel? Einheitlichkeit zwischen straf- und glücksspielstaatsvertrag- MMR 2009, 669 lichem Gewinnspielbegriff MMR 2009, 736 (21) Buchmann/Majer/ „Vertragsfallen“ im Internet – Rechtliche Würdigung und Gegenstrategien Hertfelder/Vögelein NJW 2009, 3189 (22) Bull NJW 2009, 3279 Sind Video-Verkehrskontrollen „unter keinem rechtlichen Aspekt vertretbar“? (23) Ellbogen/Saerbeck Kunde wider Willen – Vertragsfallen im Internet CR 2009, 131 (24) Ernst Recht kurios im Internet – Virtuell gestohlene Phönixschuhe, Cyber-Mobbing und noch viel mehr NJW 2009, 1320 (25) Gercke Die Entwicklung des Internetstrafrechts im Jahr 2008 ZUM 2009, 526 (26) Goeckenjan Auswirkungen des 41. Strafrechtsänderungsgesetzes auf die Strafbarkeit des „Phishing“ wistra 2009, 47 (27) Hambach/ Münstermann 50-Cent-Gewinnspiele: Im TV erlaubt – im Internet verboten? K&R 2009, 457 (28) Hassemer/ Ingeberg Dual-Use-Software aus der Perspektive des Strafrechts (§ 202c StGB) ITRB 2009, 84 (29) Heidrich Rechtliche Fragen bei der Verwendung von DNS-Blacklisting zur Spam-Filterung CR 2009, 168 (30) Holzner Klarstellung strafrechtlicher Tatbestände durch den Gesetzgeber erforderlich ZRP 2009, 177 (31) Kelker Online-Demonstrationen – ein Fall „additiver Mittäterschaft“? (32) Marberth-Kubicki Der Beginn der Internetzensur – Zugangssperren durch Access-Provider GA 2009, 86 NJW 2009, 1792 (33) Minnerup Gesetzentwurf zur Sperrung von Kinderpornografie-Angeboten im Internet (Kurzinformation) ITRB 2009, 97 (34) Schäfer Rasterfahndung „light“ – Abfrage von Kreditkartendaten NJW-Spezial 2009, 280 (35) Schirmbacher/ Ihmor Affiliate-Werbung – Geschäftsmodell, Vertragsgestaltung und Haftung CR 2009, 245 (36) Schuster Der Hackerparagraph: ein kurzes Intermezzo? Bundesverfassungsgericht schränkt Anwendungsbereich des § 202c Abs. 1 Nr. 2 StGB ein DuD 2009, 742 (37) Schwalbe/ Hartmann Strafbarkeit des missbräuchlichen Erwerbs von Prepaid-Bundles MMR 2009, 163 (38) Shimada Internetkriminalität – Eine Herausforderung für die Strafrechtsdogmatik. Strafe als Mittel der Gefahrpräven- CR 2009, 689 tion? (39) Sieber Sperrverpflichtungen gegen Kinderpornografie im Internet. Bewertung und Weiterentwicklung des Gesetz- JZ 2009, 653 entwurfs BT-Drucks. 16/12850 v. 5.5.2009 Zu Abofallen s.a. Schwerpunkt 4, zu Glücksspielen s.a. Schwerpunkt 9. XI. Schwerpunkt 11: Datenschutzrecht Wie schon im Jahr 2008 standen auch 2009 die Themen Vorratsdatenspeicherung und Auskunftsansprüche im Mittelpunkt der datenschutzrechtlichen Diskussion. Zudem wurden drei BDSG-Novellen beschlossen, zu denen es viele kritische Stimmen in der Literatur gab. Von Bedeutung waren darüber hinaus datenschutzrechtliche Fragestellungen rund um die OnlineDurchsuchung, soziale Netzwerke und Google. 1. Vorratsdatenspeicherung Die Vorratsdatenspeicherung war auch im Jahre 2009 weiterhin politisch und rechtlich umstritten. Bereits am 11.3.2008 hatte das BVerfG in einem ersten Urteil20 entschieden, dass die Speicherungspflicht auf Grund gemeinschaftsrechtlicher Vorgaben 20 BVerfG MMR 2008, 303 m. Anm. Bär. MMR Beilage 6/2010 nicht ausgesetzt werden könne. Die Strafverfolgungsbehörden sollten die gespeicherten Daten jedoch nur noch eingeschränkt verwenden dürfen. Diese Linie hat das BVerfG in 2009 weiter verfolgt. Durch die Aufteilung des Verfahrens in einen strafprozessualen und einen tk-rechtlichen Teil befassten sich beide Senate wiederum mit einstweiligen Rechtsschutzanträgen. Während die einstweilige Verfügung im tk-rechtlichen Teil nochmals für sechs Monate verlängert und bestätigt wurde (2), lehnte das BVerfG im strafprozessualen Bereich eine einstweilige Verfügung ab (3). Kritik an der Vorratsdatenspeicherung aus datenschutzrechtlicher Sicht übten u. a. Hensel (4), Kindt (5) und Redeker (8). Mit den rechtlichen Anforderungen an die Aufbewahrung der Vorratsdaten und verschiedener Schutzmaßnahmen befassten sich Roßnagel/Bedner/Knopp (9), die insbesondere die Regelungen zur Löschung der Daten als unzureichend erachten. Mayer (6), Polenz (7) und Wettern (13) beleuchteten den Adressatenkreis des § 113a TKG. Während Mayer davon ausHoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 35 geht, dass bei unentgeltlichen E-Mail-Diensten wie z.B. von Hochschulen eine Speicherungspflicht nicht besteht, sieht Wettern die Rechtslage für Hochschulen als noch zu unübersichtlich an. Mit der Abgrenzung der Öffentlichkeit zur geschlossenen Benutzergruppe befasst sich auch Polenz. Nachdem der EuGH (1) die Richtlinie 2006/24/EG, auf der die deutschen Regelungen zur Vorratsdatenspeicherung basieren, für formell rechtmäßig erklärt hatte, stand weiterhin die materielle Rechtmäßigkeit der Vorratsdatenspeicherung in Frage. Diese wurde vom BVerfG mit Urteil vom 2.3.201021 in ihrer bisherigen Umsetzung für verfassungswidrig erklärt, sodass mit einem erneuten Gesetzgebungsverfahren zu rechnen ist, in dem die Vorratsdatenspeicherung unter Beachtung der Vorgaben des BVerfG umgesetzt werden wird. Für eine Vorlage zum EuGH und die Klärung der materiellen Rechtmäßigkeit der Richtlinie selbst sah das BVerfG keine Veranlassung. Zu den tk-rechtlichen Aspekten der Vorratsdatenspeicherung s. Schwerpunkt 8, zur internationalen Diskussion s. Schwerpunkt 13. 2. Auskunftsansprüche In der Diskussion stand wie schon im Jahr 2008 der urheberrechtliche Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG. Einen Überblick über die Rechtsprechung zum Auskunftsanspruch geben u.a. Hoffmann (16), Mantz (19) und Otten (20). Zum Verhältnis der durch den Anspruch abgefragten Daten zur Vorratsdatenspeicherung äußert sich Maaßen (18). Geklärt wurde vom OLG Frankfurt/M. (9), dass es sich bei § 101 Abs. 9 UrhG nur um einen Erlaubnistatbestand für die gem. § 96 TKG freiwillig gespeicherten Verkehrsdaten handelt und nicht für die allein auf Grund der Speicherungspflicht im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung gespeicherten Daten. Dieses Dilemma der fehlenden Speicherpflicht bemängelt Rössel (Anm. zu (9)). Der Rechteinhaber sei auf die freiwillige Speicherung der Daten angewiesen, an denen die Access-Provider in Zeiten von Flatratetarifen aber kaum noch Interesse hätten, sodass die Auskunftspflicht leer zu laufen drohe. Das LG Hamburg (13) erlegt dem Access-Provider eine urheberrechtliche Speicherpflicht „auf Zuruf“ auf. Schulze zur Wiesche lehnt diese Entscheidung in seiner Anmerkung ab, da die Vorschrift einen Auskunftsanspruch und nicht einen Anspruch auf vorauseilende Speicherung regle. Zur urheberrechtlichen Seite s. Schwerpunkt 6, zu strafrechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 10 und zu verfahrensrechtlichen Fragen s. Schwerpunkt 12. Mit der Frage, welche Rechtsgrundlage bei einer Auskunft über den Inhaber eines Internetanschlusses mit dynamischer IP-Adresse anzuwenden sei, beschäftigte sich das OVG NRW (16). Es handle sich um Bestandsdaten, sodass die Auskunftsanordnung gem. § 113 TKG zu ergehen habe. Dies gelte auch dann, wenn die Bestandsdaten mit Hilfe von Verkehrsdaten festgestellt würden. Zudem läge kein Eingriff in Art. 10 GG vor, da es nicht unmittelbar um den Inhalt oder die Umstände des TK-Vorgangs ginge. 3. BDSG-Novellen Von September 2009 bis Juni 2010 treten drei Novellierungen des BDSG etappenweise in Kraft. Einen kritischen Überblick über die Neuregelungen geben Abel (21) und Grentzenberg/ Schreibauer/Schuppert (30, 31). Durch die Novelle I22 sollen die Informations- und Auskunftsrechte von Betroffenen beim sog. (Kredit-)Scoring und im Auskunfteiwesen gestärkt werden. Die Novelle II23 bezieht sich auf die Vorschriften zum Adresshandel und der Werbung sowie den Arbeitnehmerdatenschutz. Hoeren (33) erläutert die Vereinbarkeit der Novelle II mit der Europäischen Datenschutzrichtlinie (RL 95/46/EG) und kommt zu dem Schluss, dass die Einführung des Einwilligungsmodells unter 36 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 Aufgabe des Interessenabwägungsmodells aus europarechtlichen Erwägungen unzulässig sei. Ernst (25) erörtert die Einwilligung in belästigende telekommunikative Werbung. Auf den Adressdatenhandel gehen Patzak/Beyerlein (34) ein, die insbesondere die Einführung eines Anspruchs auf Gewinnabschöpfung begrüßen, aber auch anmerken, dass den Adressdatenhändlern durch das Einwilligungserfordernis mit Opt-in-Lösung ein erheblicher Aufwand bei der Umsetzung der Bestimmung entsteht. Auch Westerwelle/Kahl (39) sehen durch die neuen Regelungen einen beachtlichen Handlungsbedarf in der Unternehmenspraxis. Mit dem neuen Arbeitnehmerdatenschutz beschäftigt sich u.a. Erfurth (24). Die neuen Regelungen schrieben nicht nur die alte Rechtslage fest, sondern veränderten diese auch teilweise. Einige wichtige Grundsatzfragen, wie die Anforderungen an eine wirksame Arbeitnehmereinwilligung, seien dabei aber offen geblieben. Forst (27) äußert sich zur Videoüberwachung am Arbeitsplatz und dem neuen § 32 BDSG. Der Frage, ob diese Norm eine abschließende Regelung beinhalte, gehen Gola/Jaspers (28) nach. Barton (22) kritisiert die Neuregelung des § 32 BDSG. Sie beinhalte statt klarer subsumtionsfähiger Vorgaben eine generalklauselartige Formulierung, die die Problemlösung dem Richterrecht überantworte. Die BDSG-Novelle III24 soll mehr Transparenz für Verbraucher und Rechtssicherheit für Unternehmen im Bereich des Kreditwesens schaffen. 4. Sonstiges Die Auswirkungen des neuen „Computergrundrechts“25 werden auch im Jahr 2009 weiter diskutiert. Während sich Härting (42) mit den Auswirkungen des neuen Grundrechts auf den Schutz von IP-Adressen beschäftigt, beleuchten Holznagel/ Schumacher (44) die bestehenden Datenschutzregeln und stellen dabei die Auswirkungen im Hinblick auf die RFID-Technologie in den Mittelpunkt. Mit der am 1.1.2009 in Kraft getretenen Novellierung des BKA-Gesetzes,26 das in § 20k die Befugnis zur Durchführung einer Online-Durchsuchung vorsieht, beschäftigen sich Roggan (47) und Minnerup (45). Zu strafrechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 10. Weiterhin von Interesse waren datenschutzrechtliche Fragen im Hinblick auf soziale Netzwerke im Internet. Diese Netzwerke werden immer mehr zu einem festen Bestandteil des Alltags und beherbergen eine Flut von Daten über ihre Nutzer. Auf die Frage, ob das deutsche Datenschutzrecht auch dann Gültigkeit besitzt, wenn über Facebook grenzüberschreitender Datenverkehr betrieben wird, geht Jotzo (74) ein. Die Rolle der sozialen Netzwerke als Bewerberdatenbank für Arbeitgeber beleuchten Rolf/ Rötting (91). Unter Umständen dürfe der Arbeitgeber die vom Bewerber im Internet preisgegebenen Informationen gem. § 28 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 BDSG erheben. Ferner wurden datenschutzrechtliche Probleme um Google und seinen Dienst Google Street View diskutiert. Voigt (101) beschäftigt sich mit Fragen des Datenschutzes bei Google, wobei er besonderes Augenmerk auf die Behandlung von IP-Adressen legt. Jahn/Striezel (73) erörtern Google Street View und gelangen zu dem Ergebnis, dass der Dienst grundsätzlich zulässig sei. MARINA RINKEN 21 22 23 24 25 26 BVerfG MMR 2010, 356. Gesetz v. 29.7.2009, BGBl. I 2009, S. 2254; trat am 1.4.2010 in Kraft. Gesetz v. 14.8.2009, BGBl. I 2009, S. 2814; trat am 1.9.2009 in Kraft. Gesetz v. 29.7.2009, BGBl. I 2009, S. 2355; tritt am 11.6.2010 in Kraft. BVerfG MMR 2008, 315 m. Anm. Bär. Gesetz v. 25.12.2008, BGBl. I 2008, S. 3083. MMR Beilage 6/2010 A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle 1. Vorratsdatenspeicherung (1) EuGH U.v. 10.2.2009 – Rs. C-301/06 Erlass der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung MMR 2009, 244 = AfP 2009, 128 m. Anm. auf Grundlage des EG-Vertrags zulässig Schmittmann/Glockzin = EuZW 2009, 214 m. Anm. Petri = ZJS 2009, 298 m. Anm. Rossi (2) BVerfG B.v. 28.10.2008 – 1 BvR 256/08 Einschränkung des Zugriffs auf Daten der Vorratsdatenspeicherung MMR 2009, 29 m. Anm. Bär = DuD 2009, 20 m. Anm. Köcher (3) BVerfG B.v. 15.10.2008 – 2 BvR 236/08, Einschränkung des Zugriffs auf Daten der Vor2 BvR 237/08 ratsdatenspeicherung MMR 2009, 36 (4) OLG Frankfurt/M. B.v. 12.5.2009 – 11 W 21/09 Gestattungsantrag nach § 101 UrhG und Vorratsdatenspeicherung MMR 2009, 542 (5) LG Bamberg B.v. 22.7.2009 – 2 Qs 104/2009 Auskunftsverpflichtung aus Vorratsdatenspeicherung MMR 2009, 777 (6) VG Köln B.v. 8.9.2009 – 21 L 1107/09 ITRB 2009, 266 m. Anm. Rössel (7) VG Wiesbaden B.v. 27.2.2009 – 6 K 1045/08.WI Unverhältnismäßige Vorratsdatenspeicherung – MMR 2009, 428 = BB 2009, 741 m. Anm. Härting Vorlage zum EuGH zur Vorabentscheidung (8) VG Berlin B.v. 16.1.2009 – 27 A 321.08 Vollzugsinteresse an Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung Keine Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung ohne MMR 2009, 355 angemessene Entschädigung Zur Vorratsdatenspeicherung s.a. Schwerpunkt 8 und Schwerpunkt 13. 2. Auskunftsansprüche (9) OLG Frankfurt/M. B.v. 12.5.2009 – 11 W 21/09 (10) OLG Karlsruhe U.v. 4.12.2008 – 4 U 86/07 Keine Nutzung von Vorratsdaten bei § 101 Abs. 9 UrhG MMR 2009, 542 = ITRB 2009, 173 m. Anm. Rössel Dynamische IP-Adressen als Bestandsdaten MMR 2009, 412 m. Anm. Sankol (11) OLG Zweibrücken B.v. 27.10.2008 – 3 W 184/08 Keine urheberrechtliche Drittauskunft gegen Provider im einstweiligen Rechtsschutz MMR 2009, 43 (12) LG Kiel B.v. 2.9.2009 – 2 O 221/09 Keine Rasterfahndung auf Grund von § 101 UrhG MMR 2010, 118 (Ls.) = ZUM 2009, 978 (13) LG Hamburg U.v. 11.3.2009 – 308 O 75/09 Pflicht für Access-Provider zum Vorhalten von Verkehrsdaten auf Zuruf MMR 2009, 570 m. Anm. Schulze zur Wiesche (14) LG Frankenthal B.v. 6.3.2009 – 6 O 60/09 Urheberrechtlicher Auskunftsanspruch MMR 2009, 487 (15) AG Düsseldorf U.v. 7.1.2009 – 32 C 12779/08 Auskunftsanspruch bei gespeicherten Kommunikationsdaten MMR 2009, 872 (16) OVG NRW B.v. 17.2.2009 – 13 B 33/09 Auskunft über Bestandsdaten MMR 2009, 424 = ITRB 2009, 150 m. Anm. König (17) VG Köln B.v. 18.12.2008 – 21 L 1398/08 Auskunft über IP-Adressen ITRB 2009, 26 Zum Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG s.a. Schwerpunkt 12 und Schwerpunkt 6. 3. Sonstiges (18) EuGH U.v. 16.12.2008 – Rs. C-73/07 (19) EuGH U.v. 16.12.2008 – Rs. C-524/06 Anforderungen an Systeme zur Datenverarbei- MMR 2009, 171 tung personenbezogener Daten von EU-Ausländern (20) BVerwG B.v. 12.3.2008 – 2 B 131.07 (21) OLG Zweibrücken B.v. 26.9.2008 – 4 W 62/08 Auslegung von „Verarbeitung personenbezoge- MMR 2009, 175 = CR 2009, 229 m. Anm. ner Daten“ Härting Kontaktdaten eines Beamten im Internet RDV 2009, 30 = DuD 2008, 696 Datenschutz bei dynamischen IP-Adressen MMR 2009, 45 = ZUM 2009, 74 m. Anm. Höfinger (22) AG München U.v. 30.9.2008 – 133 C 5677/08 Speicherung von IP-Adressen durch Portalbetrei- MMR 2008, 860 = RDV 2009, 76 m. Anm. Klug ber (23) AG Hamburg U.v. 22.4.2008 – 4 C 134/08 Videoüberwachung in Gaststätte MMR 2009, 72 (Ls.) = CR 2009, 129 (24) OVG NRW U.v. 24.6.2009 – 17 A 805/03 Anforderungen an Systeme zur Verarbeitung personenbezogener Daten von EU-Ausländern CR 2009, 574 (25) Hessischer VGH B.v. 19.5.2009 – 6 A 2672/08.Z Kein nachwirkender Schutz des Fernmeldegeheimnisses für endgespeicherte E-Mails auf Betriebsrechnern MMR 2009, 714 = EWiR 2009, 657 m. Anm. Just/ Voß = ITRB 2009, 218 m. Anm. Rössel (26) OVG NRW U.v. 8.5.2009 – 16 A 3375/07 Videoüberwachung in einer Universitätsbibliothek MMR 2009, 724 (Ls.) = RDV 2009, 232 (27) VG Wiesbaden B.v. 27.2.2009 – 6 K 1045/08.WI Zur Zulässigkeit der Datenveröffentlichung im Internet MMR 2009, 428 = K&R 2009, 354 m. Anm. Schnabel (28) VG Frankfurt/M. U.v. 6.11.2008 – 1 K 628/08 ITRB 2009, 74 m. Anm. Rössel Kein Fernmeldegeheimnis für E-Mails am Arbeitsplatz Zum Verhältnis von E-Mails und dem Fernmeldegeheimnis s.a. Schwerpunkt 10. MMR Beilage 6/2010 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 37 B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle 1. Vorratsdatenspeicherung (1) Bedner Vorratsdatenspeicherung (2) Braun Die entschädigungslose Indienstnahme Privater am Beispiel der sog. Vorratsdatenspeicherung DuD 2009, 372 K&R 2009, 386 (3) Freiling/Heinson Probleme des Verkehrsdatenbegriffs im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung DuD 2009, 547 (4) Hensel Die Vorratsdatenspeicherung aus datenschutzrechtlicher Sicht DuD 2009, 527 (5) Kindt Die grundrechtliche Überprüfung der Vorratsdatenspeicherung: EuGH oder BVerfG – wer traut sich? MMR 2009, 661 (6) Mayer Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung bei unentgeltlichen E-Mail-Diensten? K&R 2009, 313 (7) Polenz Speicherpflichten für Unternehmer nach § 113a TKG CR 2009, 225 (8) Redeker Die Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung ITRB 2009, 112 (9) Roßnagel/Bedner/ Knopp Rechtliche Anforderungen an die Aufbewahrung von Vorratsdaten DuD 2009, 536 (10) Schütze/Eckhardt Die Vielseitigkeit der Rechtsprechung zur Vorratsdatenspeicherungspflicht CR 2009, 775 (11) Simitis Der EuGH und die Vorratsdatenspeicherung oder die verfehlte Kehrtwende bei der Kompetenzregelung NJW 2009, 1782 (12) Terhechte Rechtsangleichung zwischen Gemeinschafts- und Unionsrecht – die Richtlinie über die Vorratsdatenspeiche- EuZW 2009, 199 rung vor dem EuGH (13) Wettern Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung an den Hochschulen (14) Ziebarth Grundrechtskonforme Gestaltung der Vorratsdatenspeicherung. Überlegung zu einer europa-, verfassungs- DuD 2009, 25 und datenschutzrechtskonformen Umsetzung DuD 2009, 343 Zur Vorratsdatenspeicherung s.a. Schwerpunkt 8 und Schwerpunkt 13. 2. Auskunftsansprüche (15) Bäcker Die Betroffenenauskunft im Telekommunikationsrecht MMR 2009, 803 (16) Hoffmann Das Auskunftsverfahren nach § 101 Abs. 9 UrhG n. F. – Überblick über die Rechtsprechung im ersten Jahr nach Inkrafttreten der gesetzlichen Neuregelung MMR 2009, 655 (17) Kuper § 101 UrhG: Glücksfall oder Reinfall für Rechteinhaber? ITRB 2009, 12 (18) Maaßen Urheberrechtlicher Auskunftsanspruch und Vorratsdatenspeicherung MMR 2009, 511 (19) Mantz Die Rechtsprechung zum neuen Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG K&R 2009, 21 (20) Otten Die auskunftsrechtliche Anordnung nach § 101 IX UrhG in der gerichtlichen Praxis GRUR-RR 2009, 369 Zum Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG s.a. Schwerpunkt 12 und Schwerpunkt 6. 3. BDSG-Novellen (21) Abel Die neuen BDSG-Regelungen RDV 2009, 147 (22) Barton Risiko-/Compliance-Management und Arbeitnehmerdatenschutz – eine nach wie vor unbefriedigende Kollisionslage. Anmerkung zu § 32 BDSG RDV 2009, 200 (23) Eckhardt BDSG: Neuregelungen seit 1.9.2009 DuD 2009, 587 (24) Erfurth Der „neue“ Arbeitnehmerdatenschutz im BDSG NJOZ 2009, 2914 (25) Ernst Die Einwilligung in belästigende telekommunikative Werbung nach neuer Rechtslage in UWG und BDSG WRP 2009, 1455 (26) Faßbender Die Umsetzung der EG-Datenschutzrichtlinie als Nagelprobe für das Demokratieprinzip deutscher Prägung RDV 2009, 96 (27) Forst Videoüberwachung am Arbeitsplatz und der neue § 32 BDSG RDV 2009, 204 (28) Gola/Jaspers § 32 Abs. 1 BDSG – eine abschließende Regelung? RDV 2009, 212 (29) Gola/Klug Die BDSG-Novellen 2009 – Ein Kurzüberblick RDV Beilage 4/2009, 1 (30) Grentzenberg/ Die Datenschutznovelle (Teil I) Schreibauer/Schuppert K&R 2009, 368 (31) Grentzenberg/ Die Datenschutznovelle (Teil II) Schreibauer/Schuppert K&R 2009, 535 (32) Hanloser BDSG-Novelle II: Was garantiert die Datenschutzrichtlinie? DSB 6/2009, 14 (33) Hoeren Die Vereinbarkeit der jüngsten BDSG-Novellierungspläne mit der Europäischen Datenschutzrichtlinie RDV 2009, 89 (34) Patzak/Beyerlein Adressdatenhandel unter dem neuen BDSG MMR 2009, 525 (35) Roßnagel Die Novelle zum Datenschutzrecht – Scoring und Adresshandel NJW 2009, 2716 (36) Schild/Tinnefeld Entwicklungen im Arbeitnehmerdatenschutz DuD 2009, 469 (37) Schmidt Arbeitnehmerdatenschutz gem. § 32 BDSG – Eine Neuregelung (fast) ohne Veränderung der Rechtslage RDV 2009, 193 (38) Weichert BDSG-Novelle zum Schutz von Internet-Inhaltsdaten DuD 2009, 7 (39) Westerwelle/Kahl Die Novellierung des Bundesdatenschutzgesetzes. Die Auswirkungen der BDSG-Novellierung auf die Unter- ITRB 2009, 273 nehmenspraxis und die datenschutzrechtliche Beratung (40) Wronka BDSG-Novelle II und Direktwerbung: Ein kritisches Verhältnis RDV 2009, 247 4. Online-Durchsuchung (41) Gusy Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme. Neuer Grundrechtsname oder neues Grundrechtsschutzgut? (42) Härting Schutz von IP-Adressen. Praxisfolgen der BVerfG-Rechtsprechung zu Onlinedurchsuchung und Vorratsdaten- ITRB 2009, 35 speicherung 38 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 DuD 2009, 33 MMR Beilage 6/2010 Verfasser Titel Fundstelle (43) Heckmann Grundgesetz 2.0: Staat und IT in guter Verfassung? Anmerkungen zur Verankerung der Informationstechnologie im Grundgesetz K&R 2009, 1 (44) Holznagel/ Schumacher Auswirkungen des Grundrechts auf Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme auf RFID- MMR 2009, 3 Chips (45) Minnerup Billigung des BKA-Gesetzes durch Bundesrat ITRB 2009, 25 (46) Minnerup BKA-Studie zur Onlinedurchsuchung ITRB 2009, 170 (47) Roggan Das neue BKA-Gesetz – Zur weiteren Zentralisierung der deutschen Sicherheitsarchitektur NJW 2009, 257 Zur Online-Durchsuchung s.a. Schwerpunkt 10. 5. Sonstiges (48) Abel Mehr Datenschutz im Zivilrecht RDV 2009, 51 (49) Aßmus Jahresabschlussprüfung: Datenschutzrechtliche Aspekte bei der Weitergabe von Mitarbeiterdaten MMR 2009, 599 (50) Backu Geolokalisation und Datenschutz ITRB 2009, 88 (51) Bierekoven Internationaler Handel mit Kundendaten. Zwischen Tabu und Chance ITRB 2009, 39 (52) von Blumenthal/ Niclas Gesetzentwurf zum TMG ITRB 2009, 73 (53) von Blumenthal/ Niclas Beschwerden über Google Street View ITRB 2009, 242 (54) Degen Die qualifizierte elektronische Signatur als maßgebender Sicherheitsstandard im elektronischen Rechtsverkehr DuD 2009, 665 (55) Ditscheid/Ufer Die Novellierung des TKG 2009 – ein erster Überblick MMR 2009, 367 (56) Dix Patienten – Daten – Schutz. Zur Diffusion von Informationen über Patient/innen im Internet, und Angeboten DuD 2009, 480 wie z.B. Google-Health (57) Dix/Petri Das Fernmeldegeheimnis und die deutsche Verfassungsidentität (58) Fickert Geodaten im Spannungsfeld zwischen Datenschutz und Informationsfreiheit DuD 2009, 495 (59) Fox Social Networks DuD 2009, 53 (60) Frey/Rudolph Zugangserschwerungsgesetz: Schnellschuss mit Risiken und Nebenwirkungen CR 2009, 644 (61) Gärtner/Lapp Elektronische Datensicherung. Eine Hauptpflicht des IT-Verantwortlichen ITRB 2009, 134 (62) Gola/Klug Die Entwicklung des Datenschutzrechts in den Jahren 2008/2009 NJW 2009, 2577 (63) Gola/Reif Datenschutzrelevante Aspekte des novellierten UWG RDV 2009, 104 (64) Grapentin Datenschutz und Globalisierung – Binding Corporate Rules als Lösung? CR 2009, 693 (65) Härting „Prangerwirkung“ und „Zeitfaktor“ – 14 Thesen zu Meinungsfreiheit, Persönlichkeitsrechten und Datenschutz im Netz CR 2009, 21 (66) Härting Beschlagnahme und Archivierung von Mails – E-Mail zwischen Telekommunikation, Datensatz und elektronischer Post CR 2009, 581 (67) Hailbronner Die Speicherung personenbezogener Daten von Unionsbürgern im AZR ZAR 2009, 178 (68) Heckmann Authentifizierung zwischen Datenschutz und Technikmisstrauen – Belastungsproben für den elektronischen DuD 2009, 656 Personalausweis (69) Hilpert Zulässigkeit der Videoüberwachung nach § 6b BDSG am Beispiel des ÖPNV (70) Hoecht Zur Zulässigkeit der Abrufbarkeit identifizierender Presseberichte über Straftäter aus Onlinearchiven AfP 2009, 342 (71) Hoffmann Die Entwicklung des Internet-Rechts bis Mitte 2009 NJW 2009, 2649 (72) Holländer Datensündern auf der Spur. Bußgeldverfahren ungeliebtes Instrument der Datenschutzaufsichtsbehörden? RDV 2009, 215 (73) Jahn/Striezel Google Street View is watching you K&R 2009, 753 (74) Jotzo Gilt deutsches Datenschutzrecht auch für Google, Facebook & Co. bei grenzüberschreitendem Datenverkehr? MMR 2009, 232 (75) Kahlert EU-Bürger unter Generalverdacht: Das deutsche Ausländerzentralregister vor dem EuGH ELR 2009, 19 (76) Köppen Computerkriminalität im Jahr 2008 DuD 2009, 409 (77) Kühling/Sivridis/ Schwuchow/ Burghardt Das datenschutzrechtliche Vollzugsdefizit im Bereich der Telemedien – ein Schreckensbericht DuD 2009, 335 (78) Langer/OpitzTalidou Elektronische Aufbewahrung von Wahldokumenten bei Onlinewahlen DuD 2009, 418 (79) Lapp Brauchen wir De-Mail und Bürgerportale? DuD 2009, 651 (80) Lepperhoff/ Petersdorf Umgang mit Datenschutzerklärungen im Internet. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung DuD 2009, 15 (81) von Lewinski/ Köppen Tätigkeitsberichte der Datenschutzbehörden – Neuer Zugang zu sprudelnden Quellen (ZAfTDa.de) RDV 2009, 267 (82) Meyerdierks Sind IP-Adressen personenbezogene Daten? MMR 2009, 8 (83) Moos Die Entwicklung des Datenschutzrechts im Jahr 2008 K&R 2009, 154 (84) Ott Schutz der Nutzerdaten bei Suchmaschinen. Oder: Ich weiß, wonach du letzten Sommer gesucht hast MMR 2009, 448 (85) Ott Das Internet vergisst nicht – Rechtsschutz für Suchobjekte? MMR 2009, 158 (86) Ott Datenschutzrechtliche Zulässigkeit von Webtracking? K&R 2009, 308 MMR Beilage 6/2010 DuD 2009, 531 RDV 2009, 160 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 39 Verfasser Titel Fundstelle (87) Polenz Fehlverhaltenskontrolle am Arbeitsplatz DuD 2009, 561 (88) Pordesch/Seitz/ Steffan/Steidle Chrome mit Kratzern. Google’s Webbrowser und der Datenschutz DuD 2009, 47 (89) Redeker Datenschutz auch bei Anwälten – aber gegenüber Datenschutzkontrollinstanzen gilt das Berufsgeheimnis NJW 2009, 554 (90) Redeker Datenschutz und Internethandel. Zur Abgrenzung der datenschutzrechtlichen Regelungen in TMG und BDSG ITRB 2009, 204 (91) Rolf/Rötting Google, Facebook & Co als Bewerberdatenbank für Arbeitgeber? RDV 2009, 263 (92) Ronellenfitsch Der Vorrang des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung vor dem AEUV DuD 2009, 451 (93) Roßnagel/ Schnabel Aufzeichnung und Übertragung von Lehrveranstaltungen DuD 2009, 411 (94) Roßnagel/Hornung/Knopp/Wilke De-Mail und Bürgerportale DuD 2009, 728 (95) Schallaböck Datenschutzkontrolle durch Open-Source DuD 2009, 161 (96) Schoch Aktuelle Fragen des Informationsfreiheitsrechts NJW 2009, 2987 (97) Schulz Rechtsprobleme des Identitätsmanagements DuD 2009, 601 (98) Seidel/Nink Personensuchmaschinen – Rechtliche Fragestellungen CR 2009, 666 (99) Steidle Datenschutz bei Nutzung von Location Based Services in Unternehmen MMR 2009, 167 (100) Tinnefeld Freiheit in der digitalen Gesellschaft? Zu den Bedingungen von Selbstbestimmung und Kommunikation RDV 2009, 47 (101) Voigt Datenschutz bei Google MMR 2009, 377 (102) Weichert Datenschutz auch bei Anwälten? NJW 2009, 550 (103) Weichert Geodaten – datenschutzrechtliche Erfahrungen, Erwartungen und Empfehlungen DuD 2009, 347 (104) Werner/ Wegener Bürgerportale – Technische und rechtliche Hintergründe von DE-Mail und Co. CR 2009, 310 Zu persönlichkeitsrechtlichen Aspekten bei Online-Archiven s.a. Schwerpunkt 7; zur Beschlagnahme von E-Mails s.a. Schwerpunkt 10. XII. Schwerpunkt 12: Verfahrensrechtliche Fragen Im Verfahrensrecht wurde im Jahr 2009 bei der Zuständigkeit weiter der sog. „fliegende Gerichtsstand“ diskutiert. Daneben beschäftigten sich die Gerichte aber auch wieder mit Formfragen bei E-Mails. Besonders stark – vor allem von den Instanzgerichten – betrachtet wurden Beweisfragen, insb. in FilesharingVerfahren. Dabei steht auch die Frage nach der Kostentragung für Abmahnungen und für den Auskunftsanspruch weiter im Vordergrund. 1. Zuständigkeiten Hier lag auch im vergangenen Jahr der Fokus weiter auf der Frage nach der Gerichtsstandswahl bei Immaterialgüterrechtsverletzungen oder Wettbewerbsverstößen im Internet. Heiß diskutiert wird hier eine Einschränkung des „fliegenden Gerichtsstands“ nach § 32 ZPO. Hoeren (1) ist für eine generelle Abschaffung der Wahlmöglichkeit über § 32 ZPO, da dieser nicht für das Internet konzipiert gewesen sei. Dagegen hält Prinz (4) am „fliegenden Gerichtsstand“ fest, da dieser (schwachen) Klägern zugute komme. Eine Beschränkung über die Auslegung von § 32 ZPO diskutieren auch Laucken/Oehler (3). Eine Einschränkung des „fliegenden Gerichtsstands“ (hier über § 14 Abs. 2 UWG) soll sich nach dem KG (6) jedenfalls dann ergeben, wenn die Wahl des Klageorts rechtsmissbräuchlich erscheint. Entscheidend nach der Rechtsprechung (z.B. AG Frankfurt/M. (8)) ist der bestimmungsgemäße Ort des Abrufs von Internetangeboten. Dahingehend zeigt sich eine klare Tendenz in der neueren Rechtsprechung (so auch OLG München (3)). 2. Formfragen Häufiges Thema von Entscheidungen war wiederum die Frage nach der Möglichkeit von Rechtsmitteleinlegung via E-Mail oder Telefon. Der BGH (12) hat insoweit entschieden, dass selbst eine Einlegung des Rechtsmittels über das Telefon zu Protokoll der Geschäftsstelle unmöglich ist. Auch hält der BGH (14) daran fest, dass die Schriftform für bestimmte Schriftsätze nicht durch 40 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 E-Mail gewahrt wird. Interessant ist insoweit, dass der BFH (11) inzwischen davon abgewichen ist und eine Einreichung von Schriftsätzen auch auf elektronischem Wege zulässt. 3. Beweisfragen Wie schon 2008, so stand auch im vergangenen Jahr wieder die Frage nach der Erlangung von Beweismitteln bei Urheberrechtsverletzungen im Fokus des Interesses. Von den Instanzgerichten in diesem Zusammenhang immer wieder entschieden wurde die Frage nach der Akteneinsicht in die staatsanwaltliche Ermittlungsakte nach § 406e Abs. 5 StPO (zur Einsicht in die Ermittlungsakte für den Verteidiger s. Schwerpunkt 10, zu datenschutzrechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 11). Das LG Darmstadt (29) hat dem Anzeigeerstatter einer Urheberrechtsverletzung über Filesharing Akteneinsicht gewährt. Schutzwürdige Interessen des Beschuldigten stünden nicht entgegen. Unverhältnismäßig ist die Akteneinsicht jedoch, wenn nur eine Musikdatei bereitgehalten wird, es sich also um eine bloße Bagatelle handelt (so LG Köln (31) und LG Darmstadt (30)). Auch wenn das Strafverfahren aus anderen Gründen als erwiesener Unschuld eingestellt wurde, kann nach Ansicht des LG Saarbrücken (25) Akteneinsicht zu gewähren sein. Auch in der Literatur wurde die Einsichtnahme in Ermittlungsakten erörtert (Kondziela (22)). Nach dem OLG Karlsruhe (22) ist die unzulässige Auskunft eines Internetproviders über die Zuordnung von IP-Adressen im Strafprozess im Zivilprozess nicht verwertbar. Auch der dadurch provozierte Sachvortrag der Gegenpartei kann diesem Verwertungsverbot unterliegen. Diese Entscheidung ist besonders im Lichte des Vorratsdatenspeicherungsurteils des BVerfG27 interessant. Zu Beweisverwertungsverboten im Hinblick auf Art. 10 GG urteilte auch das BAG (18), das bei Mithörenlassen eines Telefonats ein Verwertungsverbot anordnete. Thema in der Rechtsprechung war auch die Frage nach der Darlegungslast. So urteilte der BGH (17) über die Möglichkeit eines 27 BVerfG MMR 2010, 356. MMR Beilage 6/2010 Bestreitens mit Nichtwissen. Zur Darlegungslast der Zumutbarkeit des Einsatzes von Filtersoftware, um Markenverletzungen bei Online-Auktionen zu verhindern, urteilte das OLG Hamburg (23). 4. Prozesskosten Hier standen 2009 v.a. die Kosten für den Auskunftsanspruch gem. § 101 Abs. 9 UrhG im Mittelpunkt (zu urheberrechtlichen Aspekten des Auskunftsanspruchs s. Schwerpunkt 6). Das OLG Düsseldorf (43) orientiert sich bei der Festsetzung der Gebühr nur an der Anzahl der über eine IP-Adresse bereitgestellten Musikwerke. Auf die Anzahl der IP-Adressen kommt es danach nicht an. So geht auch das OLG Frankfurt/M. (41) und ähnlich auch das OLG Karlsruhe (46) vor. Die Gebühr nach § 128c Abs. 1 KostO entsteht dabei nach Ansicht des OLG Köln (42) erst durch die abschließende Entscheidung des Landgerichts und nicht schon durch eine einstweilige Anordnung. Ebenfalls ein häufiger Gegenstand von Entscheidungen waren Abmahnkosten und Kosten des einstweiligen Verfügungsverfahrens. Hier ist insb. die Frage nach der Deckelung der Kosten gem. § 97a Abs. 2 UrhG von Interesse. Bei Verwendung nur eines Fotos bei eBay sah das OLG Brandenburg (45) diesen Fall als gegeben an. Zu dieser Deckelung bei Musikdownloads äußerte sich bejahend Hoeren (13) und für Bootlegs setzte das AG Hamburg (54) die Abmahnkosten auf a 100,– fest. CHRISTOPH REMPE A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (1) EuGH U.v. 23.4.2009 – Rs. C-533/07 Gerichtliche Zuständigkeit für Klage auf ErfülNJW 2009, 1865 = JZ 2009, 956 m. Anm. lung eines Vertrags über die Nutzung von Imma- Mankowski = EWS 2009, 462 m. Anm. Sujecki terialgüterrechten (2) BGH B.v. 17.9.2008 – III ZR 71/08 Internationale Zuständigkeit bei elektronischem MMR 2009, 42 Vertragsschluss (3) OLG München B.v. 7.5.2009 – 31 AR 232/09 Zuständiges Gericht bei Urheberrechtsverletzungen über das Internet (4) OLG Düsseldorf B.v. 8.1.2009 – I-20 W 130/08 Über ein Wahlrecht bzgl. des Gerichtsstands bei MMR 2009, 186 § 101 Abs. 9 UrhG (5) OLG Düsseldorf U.v. 30.12.2008 – I-15 U 17/08 Zur internationalen Zuständigkeit MMR 2009, 215 (Ls.) = NJW-RR 2009, 701 (6) KG B.v. 25.1.2008 – 5 W 371/07 Fliegender Gerichtsstand – Missbräuchliche Gerichtsstandswahl im Lauterkeitsrecht MMR 2009, 69 (Ls.) = GRUR-RR 2008, 212 (7) LG Hamburg U.v. 8.5.2009 – 308 O 472/08 Keine Ausübung der Gerichtsstandswahl nach § 32 ZPO durch Verfügungsverfahren MMR 2009, 652 (Ls.) = ZUM-RD 2009, 679 (8) AG Frankfurt/M. U.v. 13.2.2009 – 32 C 2323/08 – 72 Nur theoretische weltweite Abrufbarkeit eines MMR 2009, 490 m. Anm. Solmecke/Müller Internetangebots begründet nicht den Gerichtsstand nach § 32 ZPO (9) AG Mannheim B.v. 21.5.2008 – 9 C 142/08 Kein Gerichtsstand der unerlaubten Handlung für negative Feststellungsklage NJW-RR 2009, 540 (10) ÖOGH U.v. 7.2.2008 – 9 Ob A 96/07v Kündigung per SMS formunwirksam MMR 2009, 141 (11) BFH B.v. 30.3.2009 – II B 168/08 Elektronische Einreichung von Rechtsmitteln ohne elektronische Signatur zulässig NJW 2009, 1903 (12) BGH B.v. 12.3.2009 – V ZB 71/08 Telefonische Rechtsmitteleinlegung zu Protokoll MMR 2009, 362 (Ls.) = NJW-RR 2009, 852 der Geschäftsstelle nicht möglich (13) BAG B.v. 10.3.2009 – 1 ABR 93/07 Schriftlichkeitsgebot des § 99 Abs. 3 Satz 1 BetrVG und E-Mail MMR 2009, 746 = BB 2009, 2768 m. Anm. Simon = ITRB 2009, 226 m. Anm. Aghamiri (14) BGH B.v. 4.12.2008 – IX ZB 41/08 Zum Schriftformerfordernis für bestimmte Schriftsätze und E-Mail MMR 2009, 99 = ZfSch 2009, 330 m. Anm. Diehl (15) OLG Stuttgart B.v. 21.4.2009 – 8 W 155/08 Handelsregisteranmeldung durch öffentliches elektronisches Dokument MMR 2009, 434 (Ls.) (16) OLG Schleswig B.v. 28.11.2008 – 5 W 44/08 Schriftsätze per Fax und Prozessakte nach § 299 MMR 2009, 578 (Ls.) ZPO (17) BGH U.v. 17.9.2009 – Xa ZR 2/08 Bestreiten mit Nichtwissen nach § 138 ZPO – MP3-Player-Import MMR 2009, 798 = GRUR 2009, 1142 m. Anm. Gärtner (18) BAG U.v. 23.4.2009 – 6 AZR 189/08 Beweisverwertungsverbot bei Mithörenlassen des Telefonats MMR 2009, 800 (Ls.) = GWR 2009, 306 m. Anm. Raif (19) BGH U.v. 26.2.2009 – I ZR 155/07 Persönliche Anhörung in der Verhandlung und Geständnis – Steuerberater- und Wirtschaftsprüferjahrbuch GRUR-RR 2009, 398 (20) OLG Frankfurt/M. U.v. 17.6.2009 – 23 U 22/06 Beweis des ersten Anscheins bei KreditkartenTransaktion MMR 2009, 856 1. Zuständigkeit MMR 2009, 503 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 320 2. Formfragen 3. Beweisfragen (21) OLG Celle U.v. 10.6.2009 – 3 U 2/09 Beweislast bei Kreditkarten-Transaktion MMR 2009, 858 (22) OLG Karlsruhe U.v. 4.12.2008 – 4 U 86/07 Beweisverwertungsverbot von IP-Adressen bei Verstoß gegen Art. 10 GG im Zivilprozess MMR 2009, 412 m. Anm. Sankol (23) OLG Hamburg U.v. 24.7.2008 – 3 U 216/06 Zur Darlegungs- und Beweislast der Zumutbar- MMR 2009, 129 m. Anm. Witzmann keit des Einsatzes von Filtertechnik bei Internetauktion – Kinderstühle MMR Beilage 6/2010 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 41 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema (24) OLG Düsseldorf U.v. 7.7.2008 – I-20 U 160/07 Zur Beweislast für eine Zuwiderhandlung gegen MMR 2009, 200 eine Unterlassungsverfügung (25) LG Saarbrücken B.v. 2.7.2009 – 2 Qs 11/09 Akteneinsicht des Verletzten in Ermittlungsakten MMR 2009, 639 (26) LG Hamburg B.v. 21.4.2009 – 627 Qs 13/09 Berechtigtes Interesse an Akteneinsicht (27) LG Darmstadt B.v. 20.4.2009 – 9 Qs 99/09 Versagung der Akteneinsicht gem. § 406e StPO MMR 2009, 579 (Ls.) = ZUM-RD 2009, 466 (28) LG München I U.v. 14.1.2009 – 21 S 4032/08 Keine Beweiserleichterung nach § 10 UrhG bei ins Internet gestellten Werken (29) LG Darmstadt B.v. 12.12.2008 – 9 Qs 573/08 Akteneinsicht in Ermittlungsakten bei Bereithal- MMR 2009, 290 (Ls.) ten von nur einer Musikdatei unverhältnismäßig (30) LG Darmstadt B.v. 9.10.2008 – 9 Qs 490/08 Akteneinsicht nach § 406e StPO oder Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG (31) LG Köln B.v. 25.9.2008 – 109-1/08 Akteneinsicht in Ermittlungsakten können über- MMR 2009, 291 (Ls.) = ITRB 2009, 32 wiegende schutzwürdige Interessen Dritter entgegenstehen (32) LG Stralsund B.v. 11.7.2008 – 26 Qs 177/08 Akteneinsicht bei Urheberrechtsverletzung über MMR 2009, 63 Internet-Tauschbörse (33) LG Hamburg U.v. 18.3.2008 – 312 O 837/07 Beweislast für fehlenden Zugang – Zugang des Abmahnschreibens II (34) AG Frankfurt/M. U.v. 23.10.2008 – 30 C 730/08- Beweis des ersten Anscheins für Zugang einer 25 E-Mail (35) AG Luckenwalde U.v. 11.8.2008 – 12 C 117/08 (36) AG Bamberg Fundstelle MMR 2009, 870 (Ls.) MMR 2009, 274 MMR 2009, 52 m. Anm. Bär GRUR-RR 2009, 159 MMR 2009, 507 (Ls.) Beweislast und sekundäre Darlegungslast für TK-Verbindungen MMR 2009, 202 U.v. 22.7.2008 – 0104 C 878/08 Anscheinsbeweis für TK-Verbindungen durch Einzelverbindungsnachweis MMR 2009, 203 Zum Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG s.a. Schwerpunkt 11, Schwerpunkt 10 und Schwerpunkt 6. 4. Prozesskosten und Streitwert (37) BGH B.v. 2.10.2008 – I ZB 96/07 Erstattung von Reisekosten des Rechtsanwalts – GRUR 2009, 191 = VuR 2009, 115 m. Anm. Auswärtiger Rechtsanwalt VII Eckhard (38) BGH B.v. 2.10.2008 – I ZB 111/07 Kosten für Berufungszurückweisungsantrag – Kostenerstattung für den Rechtsanwalt GRUR 2009, 523 (39) OLG Schleswig B.v. 9.7.2009 – 6 W 12/09 Streitwert bei Unterlassungsanspruch wegen Urheberrechtsverletzung MMR 2009, 799 (Ls.) = GRUR-RR 2010, 126 (40) OLG Karlsruhe B.v. 20.4.2009 – 14 W 53/08 Streitwert bei Unterlassungsanspruch wegen Internetveröffentlichungen MMR 2009, 503 (Ls.) = AfP 2009, 506 (41) OLG Frankfurt/M. B.v. 15.4.2009 – 11 W 27/09 Gebühr bei Verfahren nach § 101 Abs. 9 UrhG MMR 2009, 551 (42) OLG Köln B.v. 1.4.2009 – 2 Wx 14/09 Entstehen der Entscheidungsgebühr bei Anord- MMR 2009, 473 nungsverfahren nach § 101 Abs. 9 UrhG (43) OLG Düsseldorf B.v. 12.3.2009 – I-10 W 11/09 Festgebühr im Anordnungsverfahren nach § 101 Abs. 9 UrhG (44) OLG Düsseldorf B.v. 5.3.2009 – I-10 W 151/08 § 21 Abs. 1 Satz 2 GKG: Unkenntnis, die auf Be- MMR 2009, 477 kanntmachungen auf der Internetseite des LJM NW gestützt wird, nicht unverschuldet MMR 2009, 476 (45) OLG Brandenburg U.v. 3.2.2009 – 6 U 58/08 Abmahnkosten bei unerlaubter Verwendung MMR 2009, 258 eines Produktfotos bei eBay auf 100 a begrenzt – GPS Empfänger (46) OLG Karlsruhe B.v. 15.1.2009 – 6 W 4/09 Gerichtskosten bei mehreren Anträgen nach § 101 Abs. 9 UrhG – GUID-Mehrheit (47) OLG Schleswig B.v. 5.1.2009 – 1 W 57/08 Streitwert bei Klage auf Unterlassung der Zusen- MMR 2009, 215 (Ls.) dung von E-Mails richtet sich nach Umständen des Falls (48) KG B.v. 4.11.2008 – 5 W 389/07, 5 W 4/08 Streitwert der negativen Feststellungsklage – Drehbuch ZUM-RD 2009, 379 (49) OLG Rostock B.v. 13.10.2008 – 5 W 147/08 Gegenstandswert der einstweiligen Verfügung auf Unterlassung von Telefaxwerbung MMR 2009, 216 (Ls.) (50) OLG Köln B.v. 9.10.2008 – 6 W 123/08 Gegenstandswert im Verfahren nach § 101 MMR 2009, 125 Abs. 9 UrhG, Höhe der anwaltlichen Vergütung (51) LG Mannheim U.v. 24.3.2009 – 2 O 62/08 Erstattung der Kosten des Rechts- und Patentanwalts – ComConsult MMR 2009, 579 (Ls.) (52) LG Hamburg U.v. 21.11.2008 – 310 S 1/08 Anspruch auf Kostenerstattung der Gegenabmahnung MMR 2009, 871 (Ls.) (53) LG Kiel B.v. 21.10.2008 – 2 O 233/08 Streitwert einer Unterlassungsklage wegen unverlangter E-Mail-Werbung beträgt a 2.000,– MMR 2009, 506 (Ls.) (54) AG Hamburg U.v. 14.7.2009 – 36a C 149/09 Kostendeckelung auf a 100,– bei Abmahnung, § 97a UrhG MMR 2009, 872 (Ls.) (55) AG Frankfurt/M. U.v. 4.2.2009 – 29 C 549/08 – 81 Streitwert bei Abmahnung wegen Urheberrechtsverletzung über P2P MMR 2009, 724 (Ls.) 42 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR 2009, 263 MMR Beilage 6/2010 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (56) AG Mitte U.v. 21.1.2009 – 25 C 280/08 Erstattung der Rechtsanwaltskosten bei unverlangter Telefonwerbung MMR 2009, 292 (Ls.) Zum Auskunftsanspruch nach § 101 UrhG s.a. Schwerpunkt 11, Schwerpunkt 10 und Schwerpunkt 6. 5. Abmahnungen (57) OLG Hamm U.v. 24.3.2009 – 4 U 211/08 Fehlende Klagebefugnis bei rechtsmissbräuchlicher Abmahnung MMR 2009, 474 (58) OLG Hamburg B.v. 20.2.2009 – 3 W 161/08 Klageveranlassung nach § 93 ZPO und Abmahnung MMR 2009, 577 (Ls.) = K&R 2009, 406 Zu Abmahnungen s.a. Schwerpunkt 4. 6. Einstweilige Anordnungen (59) BGH B.v. 22.1.2009 – I ZB 115/07 Wirkung und Wirksamwerden einer Verbotsver- MMR 2009, 844 = GRUR 2009, 890 m. Anm. fügung – Ordnungsmittelandrohung Weber (60) OLG Zweibrücken B.v. 30.4.2009 – 4 W 23/09, 4 W 28/09, 4 W 29/09 Keine Auskunft über Verkehrsdaten durch einst- MMR 2010, 45 weilige Verfügung – Meistbegünstigung (61) OLG Stuttgart U.v. 25.2.2009 – 4 U 204/08 Keine Dringlichkeit für auf Wiederholungsgefahr MMR 2009, 434 (Ls.) = ZUM-RD 2009, 455 gestützten Unterlassungsanspruch bei zu langen Zuwartens (62) OLG Köln B.v. 9.1.2009 – 6 W 3/09 Verfügungsgrund auch im Eil-Besichtigungsver- MMR 2009, 434 (Ls.) = CR 2009, 289 fahren nach § 101a UrhG erforderlich (63) OLG Brandenburg B.v. 12.11.2008 – 6 W 183/08 Einstweilige Verfügung zur Freischaltung eines eBay-Kontos und Vorwegnahme der Hauptsache MMR 2009, 117 (64) KG B.v. 15.8.2008 – 5 W 248/08 Keine Erstbegehungsgefahr bei irrelevanter unzulässiger AGB-Klausel MMR 2009, 344 U.v. 29.5.2008 – I ZR 189/05 Umfang eines wettbewerbsrechtlichen Unterlas- MMR 2009, 115 sungsantrags – Freundschaftswerbung im Internet 7. Klage/Klageantrag (65) BGH (66) OLG Zweibrücken U.v. 26.2.2009 – 4 U 51/08 Gesetzeswiederholender Unterlassungsantrag zu unbestimmt MMR 2009, 362 (Ls.) MMR 2009, 576 (Ls.) = GRUR Int. 2010, 138 8. Sonstiges (67) EuG U.v. 13.5.2009 – Rs. T-136/08 Wiedereinsetzung in den vorigen Stand bei Fehleingabe in Computersystem (68) BVerfG B.v. 27.5.2009 – 1 BvR 512/09 Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehör MMR 2009, 605 bei Nichtberücksichtigung eines Widerrufs (69) BVerfG B.v. 15.12.2008 – 1 BvR 69/08 Verstoß gegen Verbot der objektiven Willkür bei MMR 2009, 321 Nichtberücksichtigung der Normen über den Fernabsatz (70) BGH U.v. 2.7.2009 – I ZR 146/07 Vollstreckungsgegenklage gegen Unterlassungs- GRUR 2009, 1096 titel, Rechtsschutzbedürfnis – Mescher weis (71) BGH B.v. 7.4.2009 – KZR 42/08 Zulässigkeit bei umfangreichen Prozessstoff – Zementkartell (72) BGH B.v. 18.12.2008 – I ZB 32/06 Mehrfachverstoß gegen Unterlassungstitel – CR 2009, 333 Forstsetzungszusammenhang in der Zwangsvollstreckung (73) OLG Köln B.v. 5.5.2009 – 6 W 39/09 Beschwerderecht des Anschlussinhabers über § 101 UrhG – John Bello Story 2 WRP 2009, 745 MMR 2009, 547 (74) OLG Frankfurt/M. U.v. 3.12.2008 – 19 U 120/08 Keine öffentliche Zustellung der Klageschrift bei MMR 2009, 504 (Ls.) = NJW 2009, 2543 unterlassener E-Mail-Anfrage (75) LG Düsseldorf U.v. 1.4.2009 – 12 O 277/08 Schadensermittlung gem. § 287 ZPO MMR 2009, 652 (Ls.) (76) LG Kiel B.v. 24.2.2009 – 11 O 43/06 Befangenheit eines Sachverständigen wegen Verlinkung im Internet MMR 2009, 783 = ITRB 2009, 300 m. Anm. Lehmann (77) AG Frankfurt/M. U.v. 26.1.2009 – 32 C 1317/08- Zwangsvollstreckung in Internetdomains; 22 DENIC nicht Drittschuldnerin MMR 2009, 709 m. Anm. Welzel B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle (1) Hoeren Abschaffung des fliegenden Gerichtsstands? – Pro ZRP 2009, 223 (2) Klickermann Der Gerichtsstand des zivilrechtlichen Drittauskunftsanspruchs K&R 2009, 777 (3) Laucken/Oehler Fliegender Gerichtsstand mit gestutzten Flügeln? ZUM 2009, 824 (4) Prinz Abschaffung des fliegenden Gerichtsstands? – Contra ZRP 2009, 223 (5) Ulmer „Fliegender Gerichtsstand“ für Rechtsverletzungen im Internet ITRB 2009, 252 (6) Wittwer Erfüllungsortsgerichtsstand bei Lizenzverträgen ELR 2009, 232 1. Zuständigkeiten MMR Beilage 6/2010 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 43 Verfasser Titel Fundstelle 2. Abmahnungen (7) Ewert/von Hartz Neue kostenrechtliche Herausforderungen bei der Abmahnung im Urheberrecht MMR 2009, 84 (8) Günther Zur Höhe der Geschäftsgebühr bei Abmahnungen im Wettbewerbsrecht, gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht WRP 2009, 118 (9) Rehart Fiktive Abmahnkosten in einem anderen Licht WRP 2009, 532 (10) Reinholz Richtig abmahnen – Wie lassen sich Fehler bei der Abmahnung vermeiden ITRB 2009, 180 (11) Tyra Ausgewählte Probleme aus der Abmahnpraxis bei Privatnutzungen in Musiktauschsystemen ZUM 2009, 934 Zu Abmahnungen s.a. Schwerpunkt 4. 3. Kosten (12) Hansen/WolffRoyczyk Schadenswiedergutmachung für geschädigte Unternehmen der Marken- und Produktpiraterie – das Adhäsionsverfahren GRUR 2009, 644 (13) Hoeren 100 a und Musikdownloads – die Begrenzung der Abmahngebühr nach § 97a UrhG CR 2009, 378 (14) Schlosser Schadensersatzrechtlicher Erstattungsanspruch für über die Sätze des RVG hinausgehende Anwaltskosten NJW 2009, 2413 (15) Schneider Anrechnungsproblem im Zusammenhang mit einstweiligen Verfügungsverfahren NJW 2009, 2017 (16) Bergmann Zur alternativen und kumulativen Begründung des Unterlassungsantrags im Wettbewerbsrecht GRUR 2009, 224 (17) v. Ungern-Sternberg Grundfragen des Streitgegenstands bei wettbewerbsrechtlichen Unterlassungsklagen GRUR 2009, 901 (Teil 1), 1009 (Teil 2) (18) Ahrens Die Koordination der Verfahren zur Schutzentziehung und wegen Verletzung von registrierten Rechten des Geistigen Eigentums GRUR 2009, 196 (19) Bacher Elektronisch eingereichte Schriftsätze im Zivilprozess NJW 2009, 1548 (20) Eichelberger Die Drittunterwerfung im Wettbewerbsrecht WRP 2009, 270 (21) Hopf/Braml Eingeschränkte gerichtliche Überprüfbarkeit des Beurteilungsspielraums der Kommission für Jugendmedien- MMR 2009, 153 schutz (KJM) (22) Kondziela Staatsanwälte als Erfüllungsgehilfen der Musik- und Pornoindustrie? Akteneinsicht in Filesharing-Verfahren MMR 2009, 295 (23) Remmert Das Gesetz über die Internetversteigerung in der Zwangsvollstreckung NJW 2009, 2572 (24) Retzer Widerlegung der „Dringlichkeitsvermutung“ durch Interessenabwägung? GRUR 2009, 329 4. Klageantrag 5. Sonstiges XIII. Schwerpunkt 13: Internationale Aspekte Die aktuellen Rechtsfragen in Deutschland rund um das Internet haben sich im Jahr 2009 in vergleichbarer Weise auch auf internationaler Ebene gestellt. Im Folgenden werden von ihnen einige ausgewählte Themen beleuchtet, die besondere Aufmerksamkeit erfahren haben. Hierzu gehören u.a. der US-amerikanische Vergleich zur Google Buchsuche, die Zulässigkeit der Verwendung von AdWords und die EG-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung. 1. Google Buchsuche Im Bereich des Urheberrechts wurde insbesondere der Vergleich zur Google Buchsuche zwischen Google und der US-Autorenvertretung „Author’s Guild“ sowie den US-Verlagen diskutiert. Bohne/Krüger (4) und Rath/Swane (16) stellen zu dieser Thematik die Funktionsweise der Suchfunktion, den Ablauf der Vergleichsverhandlungen und die Rechtmäßigkeit der Suche und des Vergleichs nach US-amerikanischem und deutschem Urheberrecht dar, ebenso wie Adolphsen/Mutz (1), die zu dem Ergebnis kommen, dass das internationale Urheberrecht bzgl. seiner Begründung und Durchsetzbarkeit an seine Grenzen stößt. Hüttner (10) schlägt daher vor, eine Regelung in Europa einzuführen, die dem US-amerikanischen Fair-Use-Grundsatz entspricht. Bemerkenswert am Vergleich seien laut Weiden (23) die Auswirkungen auf ausländische Urheber und die Festlegung eines Opt-out-Prinzips, das der Registrierungsfreiheit des Urheberrechts widerspräche. 2. Google AdWords Nicht nur in Deutschland stand 2009 die markenrechtliche Zulässigkeit der Verwendung von AdWords in Frage (zur kennzeichenrechtlichen Beurteilung s. Schwerpunkt 5, zu lauterkeitsrechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 4). So hat z.B. auch der 44 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 ÖOGH (21) dem EuGH die Frage vorgelegt, ob die Verwendung einer Marke als Keyword i.R.v. Suchmaschinendiensten eine dem Markeninhaber vorbehaltene Benutzung darstellt. In der Literatur wurde diese Frage ebenfalls thematisiert. So untersuchen Batalla/Sanmartin (25), Ohly (27) und Ruessmann/Melin (28) die Rechtmäßigkeit von AdWords nach europäischem Gemeinschaftsrecht, Cornthwaite (26) stellt die Perspektive aus Sicht des Vereinigten Königreichs dar, während Well-Szönyi (30) die französische Rechtsprechung analysiert. Westermeier (31) bespricht ferner die Aussagen des U.S. Court of Appeals for the Second Circuit, der in dem Einsatz von AdWords eine kommerzielle Verwendung sieht, gegen die der Rechteinhaber bei Verwechselungsgefahr mit seiner Marke rechtlich vorgehen könne. Inzwischen hat der EuGH28 entschieden, dass Google keine Markenverletzung begeht. Die Verwendung des Kennzeichens durch den Werbenden stellt hingegen eine markenmäßige Benutzung dar. Die nationalen Gerichte müssen allerdings immer im Einzelfall beurteilen, ob auch die Herkunftsfunktion beeinträchtigt wird und der Markeninhaber deshalb gegen den Werbenden vorgehen kann. 3. Vorratsdatenspeicherung Die meiste Aufmerksamkeit im internationalen Datenschutzrecht hat die Entscheidung des EuGH (24) zur formellen Rechtmäßigkeit der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung (RL 2006/ 24/EG) erhalten. Die Nichtigkeitsklage Irlands wurde mit der Begründung abgewiesen, dass Art. 95 EG eine geeignete Rechtsgrundlage für die Richtlinie sei. Den Hintergrund der Richtlinie und die wesentlichen Aussagen der Entscheidung besprechen Gundel (37) und Schmittmann/Glockzin (44). Petri (Anm. zu (24)), Braum (34), Klesczewski (39) und Rossi (43) kritisieren die 28 EuGH, U. v. 23.3.2010 – Rs. C 236/08 bis C 238/08, MMR 2010, 315. MMR Beilage 6/2010 Entscheidung dahingehend, dass die Begründung des EuGH, die Vorratsdatenspeicherung als Förderung des Binnenmarkts anzusehen, nicht überzeuge. Vielmehr sei die Verbrechensbekämpfung das Hauptziel der Richtlinie, sodass die Vorschriften über die polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit hätten beachtet werden müssen. Ferner bedauern sie, dass der EuGH keine Ausführungen zur Übereinstimmung der Richtlinie mit den europäischen Grundrechten gemacht, sondern diese Frage ausdrücklich offen gelassen hat. Die Vereinbarkeit der Richtlinie mit dem Unionsrecht untersucht Terhechte (47). Simitis (46) kritisiert darüber hinaus nicht nur Art. 95 EG als Rechtsgrundlage, sondern zweifelt schon die Kompetenz der Kommission zum Erlass dieser Regelung an. Zudem beanstandet er den Vorgang, die staatliche Aufgabe der Datenspeicherung zum Zweck der Verbrechensbekämpfung an private Unternehmen zu delegieren. Barbist (32) hält hingegen die Entscheidung, die Richtlinien auf Art. 95 EG zu gründen, für vertretbar, da diese den Mitgliedstaaten keine unmittelbaren Vorgaben über die Verwendung der Da- ten zur Verbrechensbekämpfung mache und daher nicht direkt in den Bereich der polizeilichen und justiziellen Zusammenarbeit falle. Zu tk-rechtlichen Aspekten s. Schwerpunkt 8, zur datenschutzrechtlichen Perspektive s. Schwerpunkt 11. 4. Haftungsrecht Auf dem Gebiet des Haftungsrechts wurde international vor allem der Fokus auf die Host-Provider und ihre Verantwortlichkeit für Rechtsverletzungen durch die Nutzer ihrer Dienste gelegt. So wurde z.B. die Haftung von Internet-Auktionsportalen durch das französische Tribunal de Commerce de Paris (31) und durch den britischen High Court of Justice (35) thematisiert und auch in der Literatur erschienen Aufsätze zu dieser Frage (Cheung/ Pun (51), Lensing-Kramer/Ruess (54)). Daneben ergingen in den USA Entscheidungen über die Haftung von Netzwerkbetreibern (Court of Appeal of the State of California (33)) und von Google (Court of Appeals for the 2nd Circuit (34)). FELIX BANHOLZER A. Rechtsprechung Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (1) EuGH U.v. 16.7.2009 – Rs. C-5/08 Erstellung eines aus elf Wörtern bestehenden Auszugs aus einem Zeitungsartikel GRUR 2009, 1041 (2) EuGH U.v. 20.1.2009 – Rs. C-240/07 Tonträger aus Drittstaaten (3) Australien: High Court of Australia E.v. 22.4.2009 – IceTV Pty Limi- Urheberrechtlicher Schutz von Datenbanken ted v. Nine Network Australia Pty Limited [2009] HCA 14 CRi 2009, 89 m. Anm. Davison (4) Belgien: Court of first instance of Gent E.v. 23.9.2009 – Adobe & al. v. Castania & al. CRi 2009, 185 m. Anm. Croux/Laurent (5) Österreich: ÖOGH U.v. 14.7.2009 – 4 Ob 41/09x Urheberrechtlicher Auskunftsanspruch ITRB 2009, 245 m. Anm. Rössel (6) Österreich: ÖOHG U.v. 24.2.2009 – 4 Ob 6/09z Streaming von Fernsehprogrammen ZUM-RD 2009, 691 = MR 2009, 140 m. Anm. Walter (7) Österreich: ÖOGH U.v. 24.2.2009 – 4 Ob 225/08d Keine Geräteabgabe auf PC GRUR Int. 2009, 754 = MR 2009, 316 m. Anm. Walter (8) Österreich: ÖOGH B.v. 26.8.2008 – 4 Ob 89/08d Weiterleitung von Rundfunksendungen über Mobilfunknetze MR 2009, 34 m. Anm. Walter = ZUM 2009, 892 m. Anm. Hillig (9) Schweiz: BG U.v. 9.7.2007 – 4A_78/2007 Weitersendung englischsprachiger BBC-Fernseh- GRUR Int. 2009, 77 programme (10) Schweiz: BG U.v. 26.6.2007 – 4C.73/2007/ len Presseausschnitt- und Dokumentationslieferdienst 1. Urheberrecht Erschöpfungsgrundsatz bei Gebrauchtsoftware (11) USA: District E.v. 20.5.2008 – Timothy S. Ver- Keine Urheberrechtsverletzung bei Verkauf von Court Western District nor v. Autodesk, Inc. Gebrauchtsoftware of Washington (12) OLG Köln U.v. 20.3.2009 – 6 U 167/08 MMR 2009, 214 (Ls.) = GRUR 2009, 393 ZUM 2009, 84 CRi 2009, 23 m. Anm. Heydn Urheberrechtliche Vergütungspflicht beim Inver- GRUR Int. 2009, 1048 kehrbringen von Speichermedien in Österreich durch Export aus Deutschland Zum Urheberrecht in Deutschland s.a. Schwerpunkt 6. 2. Marken-, Domain- und Kennzeichenrechte (13) Österreich: ÖOHG B.v. 25.3.2009 – 3 Ob 287/08i Pfändung einer Domain MMR 2009, 797 (Ls.) (14) Österreich: ÖOGH U.v. 24.3.2009 – 17 Ob 44/08g Nutzung einer Domain mit Namensfunktion durch Nichtberechtigten MMR 2009, 797 (Ls.) = MR 2009, 219 m. Anm. Thiele (15) Österreich: ÖOHG U.v. 24.2.2009 – 17 Ob 2/09g Kritisierende Domain, Persönlichkeitsrecht des Namensträgers MMR 2009, 720 (Ls.) (16) Österreich: ÖOGH B.v. 18.11.2008 – 17 Ob 17/ 08m Registrierung unter der TLD .eu MMR 2009, 433 (17) Österreich: ÖOGH U.v. 4.8.2008 – 17 Ob 1/08h feel.at MMR 2009, 140 (18) Österreich: ÖOGH B.v. 9.6.2008 – 17 Ob 14/08w Domainregistrierung als Namensanmaßung MMR 2009, 141 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 173 (19) Österreich: ÖOGH B.v. 20.5.2008 – 17 Ob 9/08k Registrierung einer Marke als Domain MMR 2009, 141 (Ls.) = GRUR-RR 2009, 172 (20) Österreich: ÖOGH B.v. 20.5.2008 – 4 Ob 47/08b Vertraglicher Anspruch auf Domain-Übertragung MMR 2009, 141 (21) Österreich: ÖOGH B.v. 20.5.2008 – 17 Ob 3/08b Vorlage an den EuGH zum Keyword Advertising GRUR Int. 2009, 446 Zu AdWords s.a. Schwerpunkt 4 und Schwerpunkt 5. 3. Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte (22) EuGH MMR Beilage 6/2010 U.v. 7.5.2009 – Rs. C-553/07 Datenschutzrechtliche Aufbewahrungsfristen und Auskunftsrechte für EU-Bürger EuZW 2009, 546 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 45 Gericht Datum/Aktenzeichen Thema Fundstelle (23) EuGH U.v. 19.2.2009 – Rs. C-557/07 Verpflichtung des Access-Providers zur Weitergabe personenbezogener Verkehrsdaten MMR 2009, 242 = GRUR 2009, 579 m. Anm. Nordemann/Schaefer = MR 2009, 40 m. Anm. Daum (24) EuGH U.v. 10.2.2009 – Rs. C-301/06 Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung MMR 2009, 244 = EuZW 2009, 212 m. Anm. Petri = DVBl. 2009, 371 m. Anm. Frenz (25) EuGH U.v. 16.12.2008 – Rs. C-73/07 Verarbeitung von Steuerdaten MMR 2009, 175 = CR 2009, 229 m. Anm. Härting = MR-Int 2009, 14 m. Anm. Wittmann (26) Kanada: Ontario Superior Court of Justice E.v. 20.2.2009 – Leduc v. Roman Offenlegung eines Facebook-Profils [06-CV-3054666PD3; 2009 CanLII 6838 (ON S.C.)] CRi 2009, 117 (27) Österreich: OLG Linz U.v. 16.7.2009 – 3 R 101/09g Kritische Äußerungen auf einem Online-Forum MR 2009, 306 m. Anm. Koukal IP-Adressen als personenbezogene Daten MMR 2009, 797 = CRi 2009, 113 m. Anm. Weber (28) Schweiz: BVerwG U.v. 27.5.2009 – A-3144/2008 (29) UK: High Court of E.v. 16.7.2009 – Metropolitan Beleidigung in Snippets von SuchmaschinenJustice, Queens Bench International Schools Ltd. (t/a ergebnissen Division Skillstrain and/or train2game) v. Designtechnica Corp (t/a Digital Trends), Google UK ltd. And Google, Inc. [(2009) EWHC 1765 (QB]) CRi 2009, 150 Zur Vorratsdatenspeicherung s.a. Schwerpunkt 11 und Schwerpunkt 8. 4. Haftungsrecht und Strafrecht (30) Dänemark: E.v. 26.11.2008 – Sonofon A/S v. Zugangssperre von „thepriatebay.org“ Eastern High Court of IFPI Danmark Denmark CRi 2009, 25 m. Anm. Salung Petersen (31) Frankreich: E.v. 3.6.2008 – Louis Vuitton Haftung von eBay für MarkenrechtsverletzunTribunal de Commerce Malletier v. eBay Inc., eBay Inter- gen de Paris national AG; Christian Dior Couture v. eBay Inc., eBay International AG; Parfums Christian Dior, Kenzo Parfums, Parfums Givenchy et Wuerlain SA v. eBay Inc., eBay International AG CRi 2009, 20 m. Anm. Gronen (32) Niederlande: District Court of Leeuwarden E.v. 21.10.2008 – RuneScape case Diebstahl virtueller Waren CRi 2009, 57 m. Anm. Willems (33) USA: Court of Appeal of the State of California E.v. 30.6.2009 – Julie Doe et al. v. MySpace Inc. Haftung von Netzwerk-Webseiten für nutzergenerierte Inhalte CRi 2009, 121 (34) USA: Court of Appeals for the 2nd Circuit E.v. 3.4.2009 – Rescuecom Corp. v. Google Inc. Haftung von Google für Markenrechtsverletzun- CRi 2009, 110 gen durch AdWords (35) UK: High Court of Justice E.v. 22.5.2009 – L’Oréal S.A. et al.eBay International AG et al. [2009] EWHC 1094 (Ch) Haftung von eBay für den Verkauf potenzieller Fälschungen CRi 2009, 81 Beschränkung der Dienstleistungsfreiheit durch Internetglücksspiel-Monopol MMR 2009, 823 m. Anm. Liesching = DVBl. 2009, 1371 m. Anm. Mintas = EuZW 2009, 689 m. Anm. Winkelmüller Zur Haftung s.a. Schwerpunkt 3. 5. Sonstige Entwicklungen (36) EuGH U.v. 8.9.2009 – Rs. C-42/07 (37) EuGH U.v. 16.12.2008 – Rs. C-205/07 Verbraucherschutz bei Fernabsatzverträgen NJW 2009, 1579 (38) EuGH U.v. 13.11.2008 – Rs. C-227/07 Allgemeine Verhandlungspflicht im polnischen TKG MMR 2009, 95 (39) Österreich: ÖOHG E.v. 20.5.2009 – 2 Ob 256/08y Fernabsatz im Internet – internationale Zuständigkeit in Verbrauchersachen (40) Österreich: ÖOGH E.v. 18.11.2008 – 4 Ob 186/08v Gratis-Onlinedienst MR 2009, 225 m. Anm. Hofmann MR 2009, 89 m. Anm. Korn (41) Österreich: ÖOHG E.v. 5.6.2008 – 9 Ob 22/07m Rücktrittsrecht bei Internetauktion MR 2009, 111 (42) Österreich: ÖOGH U.v. 20.5.2008 – 4 Ob 18/08p Internet-Vertragsfalle und überraschende Entgeltklausel MMR 2009, 141 (43) Österreich: ÖOGH U.v. 7.2.2008 – 9 Ob A 96/07v Kündigung per SMS (44) USA: District Court for the Middle District of Georgia E.v. 2.11.2009 – United States of Keine „Twitters“ aus dem Gerichtssaal America v. John Mark Shelnutt MMR 2009, 141 CRi 2009, 187 B. Literatur Verfasser Titel Fundstelle Das Google Book Settlement GRUR Int. 2009, 789 1. Urheberrecht (1) Adolphsen/Mutz 46 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR Beilage 6/2010 Verfasser Titel Fundstelle (2) Anderson Who Will Take the Lead in the Fight Against Online Piracy? CRi 2009, 33 (3) Band The Google Settlement: International Implications CRi 2009, 72 (4) Bohne/Krüger Das „Settlement Agreement“ zwischen Google und der Author’s Guild als Leitbild einer europäischen Rege- WRP 2009, 599 lung (5) Csillag Der Google-Urheberrechtsvergleich: Wer hat Rechte am digitalen Content? (6) Daum Providerauskunft und Urheberrecht – der Gesetzgeber ist am Zug! MR 2009, 247 (7) Geiger Die „Elektronische Pressespiegel“-Entscheidung des schweizerischen Bundesgerichts: eine willkommene Anpassung des Urheberrechts an die Bedürfnisse der Informationsgesellschaft ZUM 2009, 49 MR 2009, 23 (8) Gaertner/Frank Piraten eingebuchtet? Bewertung der Entscheidung des Tingsrätt v. 17.4.2009 – „The Pirate Bay“ K&R 2009, 452 (9) Heine/Eisenberg Verwertungsgesellschaften im Binnenmarkt. Die kollektive Wahrnehmung von Urheberrechten nach der Dienstleistungsrichtlinie GRUR Int. 2009, 277 (10) Hüttner Die „Google Buchsuche“ im deutsch/amerikanischen Vergleich WRP 2009, 422 (11) Klett/Flechsig Europäischer Leistungsschutz in den Grenzen des Binnenmarktes – zur Schutzdauer der Rechte des Tonträgerherstellers im Lichte der Richtlinie 2006/116/EG GRUR Int. 2009, 895 (12) Klopschinski Ergebnisse der bisherigen Verhandlungsrunden über ein Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) GRUR Int. 2009, 365 (13) Korn Urteilsveröffentlichung im Urheber- und Medienrecht MR 2009, 65 (14) Larusson Uncertainty in the Scope of Copyright: The Case of Illegal File Sharing in the United Kingdom E.I.P.R. 2009, 124 (15) Moon The Nature of Computer Programs: Tangible? Goods? Personal Property? Intellectual Property? E.I.P.R. 2009, 396 (16) Rath/Swane Google Buchsuche – digitale Weltbibliothek und globale Buchhandlung K&R 2009, 225 (17) Rigamonti Der Handel mit Gebrauchtsoftware nach schweizerischem Urheberrecht GRUR Int. 2009, 14 (18) Schulze Schleichende Harmonisierung des urheberrechtlichen Werkbegriffs? GRUR 2009, 1019 (19) Sloane/McMahon Reviewing U.S. Copyright Law and the Internet in 2008 CRi 2009, 6 (20) Spies Frankreich: Eins, zwei drei, das Internet ist weg – oder doch nicht? MMR 2009, 437 (21) Ullrich Clash of Copyrights – Optionale Schranke und zwingender finanzieller Ausgleich im Fall der Privatkopie nach GRUR Int. 2009, 283 Art. 5 Abs. 2 lit. b) Richtlinie 2001/29/EG und Dreistufentest (22) Wechsler Japan – Verabschiedung einer Urheberrechtsreform zum besseren Schutz von urheberrechtlich geschützten GRUR Int. 2009, 786 Werken im Internet (23) Weiden USA: Vergleichsvorschlag zum Urheberrechtsstreit mit Google GRUR 2009, 36 (24) Wiebe The Principle of Exhaustion in European Copyright Law and the Distinction Between Digital Goods and Digital Services GRUR Int. 2009, 114 2. Marken-, Domain- und Kennzeichenrechte (25) Batalla/Sanmartin Lights And Shades on the Future of Keyword Advertising CRi 2009, 165 (26) Cornthwaite AdWords or Bad Words? A UK Perspective on Keywords and Trade Mark Infringement E.I.P.R. 2009, 347 (27) Ohly Keyword-Advertising auf dem Weg von Karlsruhe nach Luxemburg GRUR 2009, 709 (28) Ruessmann/Melin Ode to the Digital Single Market: And the Google AdWords case plays a part CRi 2009, 161 (29) Schloßbauer/ Rösch nic.at – Drittschuldnerin bei Domain-Pfändungen? MR 2009, 151 (30) Well-Szönyi Adwords: Die Kontroverse um die Zulässigkeit der Verwendung fremder Marken als Schlüsselwort in der französischen Rechtsprechung GRUR Int. 2009, 557 (31) Westermeier Infringing Sale of Trademarks As Keyword Triggers for Internet Advertisements CRi 2009, 97 Zu AdWords s.a. Schwerpunkt 4 und Schwerpunkt 5. 3. Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte (32) Barbist EuGH zur Vorratsdatenspeicherung (33) Barcelo EU: Revision of the ePrivacy Directive CRi 2009, 155 (34) Braum „Parallelwertungen in der Laiensphäre“: Der EuGH und die Vorratsdatenspeicherung ZRP 2009, 174 (35) Brühann Mindeststandards oder Vollharmonisierung des Datenschutzes in der EG EuZW 2009, 639 (36) Grapentin Datenschutz und Globalisierung – Binding Corporate Rules als Lösung? CR 2009, 693 (37) Gundel Vorratsdatenspeicherung und Binnenmarktkompetenz: Die ungebrochene Anziehungskraft des Art. 95 EGV EuR 2009, 536 (38) Kahlert Steuergeheimnis auf Finnisch – Zur Abwägung von Datenschutz gegen Pressefreiheit ELR 2009, 67 (39) Klesczewski Binnenmarktförderung durch Speicherpflichten? HRRS 2009, 250 (40) Lloyd UK: Online Defamation and Data Protection Changes CRi 2009, 159 (41) Reimer Soziale Netzwerke und europäischer Datenschutz DuD 2009, 624 (42) Robinson Has European Data Protection Law Become Outdated? MMR 2009, 725 (43) Rossi Zur Frage der Gemeinschaftskompetenz zum Erlass der Vorratsdatenspeicherrichtlinie ZJS 2009, 298 (44) Schmittmann/ Glockzin EuGH bestätigt die Rechtmäßigkeit der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung AfP 2009, 128 (45) Schweizer Die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte zum Persönlichkeits- und Datenschutz DuD 2009, 462 (46) Simitis Der EuGH und die Vorratsdatenspeicherung oder die verfehlte Kehrtwende bei der Kompetenzregelung NJW 2009, 1782 MMR Beilage 6/2010 MR 2009, 3 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 47 Verfasser Titel Fundstelle (47) Terhechte Rechtsangleichung zwischen Gemeinschafts- und Unionsrecht – die Richtlinie über die Vorratsdatenspeiche- EuZW 2009, 199 rung vor dem EuGH (48) Tumbridge Defamation – the Dilemma for Bloggers and their Commenters (49) Westkamp Direct Appropriation, Unfair Competition and Quasi-Proprietary Rights: The Decline of Freedom of Speech in E.I.P.R. 2009, 73 Web 2.0 (50) Zerdick Europäisches Datenschutzrecht – neuere Rechtsprechung des EuGH E.I.P.R. 2009, 505 RDV 2009, 56 Zur Vorratsdatenspeicherung s.a. Schwerpunkt 11. 4. Haftungsrecht und Strafrecht (51) Cheung/Pun Comparative Study on the Liabilty for Trade Mark Infringement of Online Auction Providers (52) Forsey New Zealand: First Penalty Under Spamming Law E.I.P.R. 2009, 559 CRi 2009, 31 (53) Gercke The Role of Internet Service Providers in the Fight Against Child Pornography CRi 2009, 65 (54) Lensing-Kramer/ Ruess Markenrechtliche Verantwortlichkeit von Internet-Auktionsportalen im Rechtsvergleich. Deutschland als Vor- GRUR 2009, 722 bild für Europa? (55) Leong Pre-Action Discovery against a Network Service Provider and Unmasking the John Does of Alleged Online Copyright Infringements in Singapore: odex Pte Ltd v Pacific Internet Ltd E.I.P.R. 2009, 185 (56) Motsnyi Russia: ISP Liability for Copyright Infringements CRi 2009, 188 (57) Payne/Rasdale reland: ISP Liability and Music Piracy CRi 2009, 59 (58) Pritzkow Zur Haftung der Anbieter von Domain-Parking-Dienstleistungen in Deutschland und in Frankreich MR-Int 2009, 7 Zur Haftung s.a. Schwerpunkt 3. 5. Sonstige Entwicklungen (59) Bayer/Ricke Die Medienaufsicht in Ungarn MR-Int 2009, 30 (60) Beardwood/Stern Canada: CRTC Decision on „Net Neutrality“ CRi 2009, 189 (61) Beardwood/Stern Regulating Social Networking: Lessons from Canada CRi 2009, 170 (62) Bresich/Klingenbrunner Internetglücksspiel auf dem Prüfstand ZfRV 2009, 196 (63) Farrand The Case That Never Was: An Analysis of the Apple iTunes Case Presented by the Commission and Potential E.I.P.R. 2009, 508 Future Issues (64) Fröhlich-Bleuler/ Roth IT-Verträge im deutsch-schweizerischen Rechtsvergleich ITRB 2009, 108 (65) Föhlisch Endlich Vollharmonisierung im Fernabsatzrecht? Auswirkungen der geplanten Europäischen Verbraucherrechtsrichtlinie MMR 2009, 75 (66) Holznagel/ Yanrong/Ricke/ Schumacher Der lange Marsch der TK-Regulierung in China MMR 2009, 311 (67) Koukal Widerspruchsrecht – Kleine Änderung, große Wirkung MR 2009, 363 (68) Kraul Multimediaverträge nach deutschem und englischem Recht GRUR Int. 2009, 481 (69) Owens/Lu/ Stickeman Canada: Law Enforcement Infrastructure For All Forms of Telecommunication CRi 2009, 125 (70) Stomper-Rosam Rücktrittsrecht bei Internetauktionen MR 2009, 107 (71) Widmer/Salaria Social Networking and Blogging – An Employer’s Perspective CRi 2009, 176 48 Hoeren/Gräbig (Hrsg.): Entwicklung des Internet- und Multimediarechts im Jahr 2009 MMR Beilage 6/2010 Gesetze, die Sie brauchen. Bereits in 8. Auflage. Textausgabe mit ausführlichem Sachverzeichnis und einer Einführung von Prof. Dr. Jochen Schneider 9. Auflage 2010. Stand: 1. April 2010. L, 658 Seiten. 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Leupold/Glossner) • Redeker, IT-Recht • Müller/Bohne, Providerverträge • Wandtke/Bullinger, Praxiskommentar zum Urheberrecht • Damm/Rehbock, Widerruf, Unterlassung und Schadensersatz in den Medien • Piper/Ohly, UWG-Kommentar • Gola/Schomerus, Bundesdatenschutzgesetz Zeitschrift Multimedia und Recht / MMR, komplett ab 1998 Umfangreiche und aktuelle Rechtsprechung im Volltext Normen zum Multimediarecht Jetzt 4 Wochen lang gratis testen: www.beck-online.de Verlag C.H.BECK • Wilhelmstraße 9 • D-80801 München Tel.: 089 / 38 189-747 • Fax: 089 / 38 189-297 153300 Kommentierungen / Handbücher: