Heute verraten Hormone und Geschmack die Geheimnisse der Liebe

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Heute verraten Hormone und Geschmack die Geheimnisse der Liebe
Psychologie aktuell: Gänseblümchen war gestern - Heute verraten Hormone und Geschmack die Geheimnisse der Liebe
05-02-13
Gänseblümchen war gestern - Heute verraten Hormone und Geschmack die Geheimnisse der Liebe
Biochemische Analysen und Geschmackstests geben in einer neuen Studie des ttz
Bremerhaven Auskunft über das Verhalten von Verliebten. Das Forschungsinstitut untersucht
den Einfluss des Hormonspiegels auf die Geschmackseindrücke von Probanden und deren
Konsumverhalten.
Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich Frisch Verliebte befinden sich in einem
Ausnahmezustand. Ihre Körper setzen eine ganze Reihe molekularer Botenstoffe frei, die sie auf
Wolke sieben entführen. Das ttz Bremerhaven hat sich gefragt, wie dieses emotionale Feuerwerk den
Geschmack und das Konsumverhalten beeinflusst, und ob ein Zusammenhang mit dem
Hormonspiegel besteht. Hintergrund unserer Studie ist die Verknüpfung von
sozialwissenschaftlichen Methoden wie der Geschmackssensorik mit 'harten biochemischen
Befunden , erklärt Werner Mlodzianowski, Geschäftsführer des ttz Bremerhaven.
Die Studie hat zwei methodische Ansätze: Einerseits die Betrachtung der Geschmackseindrücke von
Probanden, zusammen mit einem Fragebogen. Andererseits hormonelle Tests, die anhand von
Speichelproben durchgeführt wurden. Mit dem Speichel der Teilnehmer bestimmte das ttz-Institut für
Biologische Informationssysteme (BIBIS) deren Hormonspiegel bzw. die Biomarker Testosteron und
Oxytocin. An der Studie nahmen insgesamt 46 Konsumenten im Alter von 20 bis 40 Jahren teil, davon
19 Männer und 27 Frauen. In einem Auswahlverfahren wurden frisch verliebte Personen rekrutiert. Als
Kontrollgruppen dienten Menschen in längeren Paarbeziehungen sowie Singles.
Langzeitpaare schmecken besser als Verliebte und Singles
Die Ergebnisse des Geschmackstests zeigen, dass die Gruppe der frisch Verliebten eine eher hohe
Salzschwelle im Vergleich zu den Singles und den Personen, die schon länger in einer Beziehung
leben, besitzen ( der verliebte Koch ). Auffällig ist, dass die Männer und Frauen, die schon länger in
einer Partnerschaft leben, die Grundgeschmacksarten süß, sauer, bitter und salzig sehr gut erkannt
haben. Offensichtlich wirken sich stabile Partnerschaften günstig auf das Riech- und Schmecksystem
des Menschen aus. Andere Studien unterstreichen die positiven Gesundheitseffekte des Lebensstils
von Verheirateten im Vergleich zu Singles.
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Immaterielle Werte bevorzugt, aber was darf s kosten?
Im Anschluss an die Geschmackstests gaben die Probanden Auskunft über ihr Konsumverhalten zum
Valentinstag. Alle Probanden entschieden sich eher für ein gemeinsames Erlebnis wie Restaurantoder Kinobesuch als für klassische Valentinstagspräsente wie Blumen oder Schokolade. Frisch
Verliebte geben durchschnittlich mehr Geld für das Valentinstagsgeschenk ihres Partners aus als
Paare in einer Langzeitbeziehung. Und sie glauben, dass ihr Partner den gleichen Betrag oder sogar
mehr in das Geschenk investieren würde.
Anspruchsvolle Frauen
Die Preisabfrage zum Valentinstaggeschenk ergab ebenfalls, dass Frauen im Durchschnitt weniger
für das Geschenk ausgeben als Männer. Sie erwarten aber umgekehrt, dass der Mann für ihr
Geschenk mehr ausgibt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass der emotionale Ausnahmezustand der
Verliebtheit nicht nur den Geschmack, sondern auch das Konsumverhalten einer Person beeinflusst.
Wie beeinflussen Hormone den Geschmack?
Interessanterweise ist bei verliebten Männern der Testosteronspiegel herunter gefahren und bei
Frauen erhöht. Anders beim Oxytocin, dem sogenannten Bindungshormon: Es steht für eher feminine
Eigenschaften, erhöht die Zuneigung und wird vermehrt bei der Entbindung oder beim Stillen gebildet.
Bei Verliebten ist der Oxytocinspiegel generell erhöht, auch bei Männern. Hierzu sagt Professor
Carsten Harms, Leiter des ttz-Instituts BIBIS: Hormone steuern sämtliche Stoffwechselwege unseres
Körpers und somit auch unser Verhalten. Daher ist eine Korrelation der Hormone, die bei einem
Ausnahmezustand wie Liebe ausgeschüttet werden, ein wichtiges Instrument zur Bewertung des
Geschmacksempfindens.
Testosteron gleicht sich bei Verliebten an
Bei den Testosteronwerten der Frauen ist auffällig, dass diejenigen, die in Beziehungen leben, einen
niedrigeren Testosteronwert im Speichel aufweisen als Singles und frisch Verliebte. Das kann ein
Indiz für eine ruhige und ausgeglichene Lebenssituation sein. Bei den verliebten Männern hingegen
fällt der Testosteronwert signifikant im Vergleich zu den Singles und den Beziehungsmännern. Das
bekräftigt die These, dass verliebte Männer durch verminderte Testosteronwerte (in Verbindung mit
einem erhöhten Oxytocinwert) ihre Bindungsfähigkeit erhöhen und auf die potentielle Partnerin
sympathischer wirken.
Der Testosteronspiegel bei Männern und Frauen ist unter Normalbedingungen sehr
unterschiedlich. Männer haben einen eher hohen Spiegel und Frauen einen eher niedrigen. Bei
verliebten Männern und Frauen ist der Testosteronspiegel allerdings in etwa gleich hoch.
Kuschelhormon Oxytocin beeinflusst das
Bindungsverhalten von Männern
Grundsätzlich haben Frauen einen höheren Oxytocinspiegel im Speichel als Männer. Er ist bei Frauen
in Beziehungen höher als bei Singles. Bei verliebten Frauen steigt der Wert dann nochmals an.
Single-Männer haben einen sehr niedrigen Oxytocinwert im Speichel. Männer in Beziehungen haben
einen in etwa gleichen Oxytocinspiegel wie die Frauen in Beziehungen. Die Wissenschaft vermutet,
dass ein hoher Oxytocinwert insbesondere bei Männern, die Bereitschaft zur Bindungsfähigkeit und
zur Sorge um den Nachwuchs erhöht.
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idw-online.de/de/news517813
Janke, W., Schmidt-Daffy, M., Debus, G. (Hrsg.): Experimentelle Emotionspsychologie
Ansätze, Probleme, Ergebnisse
Methodische
Pabst, 996 Seiten, ISBN 978-3-89967-450-7
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