Schlesische Nachrichten
Transcrição
Schlesische Nachrichten
G 9638 Schlesische Nachrichten Zeitung für Schlesien Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0 Nummer 7/2008 Einzelpreis 2,00 Euro 1. April 2008 Rechtsstaatsdefizite in Polen mit Duldung der EU Gesetzgebung, Justiz und Verwaltung müssen Wertekodex in Europa entsprechen Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien W ie oberflächlich die Europäische Union die Beitrittskriterien (Kopenhagener Kriterien) bei der Aufnahme der zehn neuen EU-Länder behandelt hat, wird an dem Beispiel Polen gegenwärtig nur zu deutlich. In den Jahren vor dem Beitritt vorgelegten sogenannten Fortschrittsberichten wurde Warschau bescheinigt, das europäische Recht in den wesentlichen Bestimmungen umgesetzt zu haben. In Polen werden die Menschenrechte und Grundfreiheiten weiterhin uneingeschränkt geachtet, so hieß es in dem Entschließungsantrag des EU-Parlaments vom 16. Juli 2001. In anderen Berichten wird sogar besonders hervorgehoben, dass Polen die Voraussetzungen für die Demokratie mit fest ver- Bild aus der Heimat ankerten Institutionen als Grundlage für die Rechtsstaatlichkeit, die Einhaltung der Menschenrechte sowie die Achtung und den Schutz der Minderheiten erfüllt. Es war von vornherein klar, die positive (geschönte) Bewertung der polnischen Situation diente dem übergeordneten Ziel, die EU nach Osten zu erweitern, um damit den ehemaligen Ost-West-Gegensatz endgültig einzuebnen. Von Seiten der Vertriebenen vorgebrachte Einwände gegen die Euroreife Polens unter Hinweis auf die nach wie vor bestehenden Vertreibungsdekrete mit ihrer diskriminierenden Wirkung auf die Menschen heute, blieb unbeachtet. Es hieß, diese Unrechtsdekrete seien mit ihrer Anwendung nach Wildgrund in Oberschlesien Foto: Archiv SN dem Krieg verbraucht und heute ohne rechtliche Relevanz. Eine Argumentation, die im Falle von Gesetzen des NSRegimes in Deutschland undenkbar ist. Selbstverständlich sind die Gesetze weder in Polen noch in Deutschland verbraucht. Wir erleben sogar, wie altes Unrecht unter Berufung auf die Dekrete von 1945/46 auch heute noch angewendet wird, sowohl in Polen als auch in der Tschechei. Beispiele liegen selbstverständlich vor. Das EU-Mitglied Slowakei hat erst kürzlich durch Parlamentsbeschluss die Benes-Dekrete, die der Entrechtung der Ungarn dienten, ausdrücklich für gültig erklärt. Vor alledem verschließt die EU die Augen. Was den Umgang mit der deutschen Minderheit durch Polen betrifft, sei an das Wort des Oppelner Erzbischofs Alfons Nossol erinnert. In seiner Predigt am 6. Juni 2004 bei der Minderheitenwallfahrt am St.-Anna-Berg stellte er angesichts einiger inszenierter Aktionen gegen die Deutschen die Frage, ob sie wieder Bürger zweiter Klasse werden sollen. Ein mutiges Wort in einem Polen, dass das schlechteste Minderheitenrecht in der EU verantwortet. Immer deutlicher wird aber in der Praxis auch, welche erheblichen Defizite in Polen in Justiz, Verwaltung und Gesetzgebung vorhanden sind. Erst im Januar beklagte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in seiner Jahrespressekonferenz katastrophale Zustände in der Justiz, die von über- 2 langer Untersuchungshaft bis zu sieben Jahren, ohne dass eine Anklageschrift vorgelegt wurde, gekennzeichnet werden. Über einhundert Verurteilungen des Straßburger Gerichtshofes wegen Verletzung der Menschenrechte im Jahr 2007 haben das Gericht bewogen, Warschau zu fragen, wie viele Menschen seit Jahren noch in polnischer Untersuchungshaft einsitzen. Übergriffe der Polizei, insbesondere auch gegenüber Ausländern, scheinen verbreitet zu sein. Erinnert sei an die Festnahme dreier junger Deutscher, die im Mai 2003 wegen einer Ordnungswidrigkeit über 40 Stunden unter entwürdigenden Umständen eingesperrt wurden. Sie hatten ca. 50 Holzkreuze an Landstraßen um Breslau herum aufgestellt, um an die Toten der Vertreibung zu erinnern. Was in Deutschland als engagiertes Verhalten für die Menschenrechte gilt, wird in Polen als Provokation und Beleidigung angesehen. Die Garzeta Wroclawska berichtete am 9. Mai von der Absicht, „die gefallenen Landsleute des 2. Weltkrieges zu rächen“, was die polnischen Bewohner zu Tode erschreckt hätte. Entsprechend war die Behandlung durch die Breslauer Polizei. Die jungen Männer wurden an den Händen gefesselt über zwei Stunden mit dem Gesicht vor die Zellenwand gestellt. In der Zelle befanden sich insgesamt 20 Personen, vor allem Betrunkene und Kriminelle. Obwohl die Inhaftierung kurz nach Mitternacht erfolgte, wurden die Festgenommenen erst 25 Stunden später zur Vernehmung in das Polizeipräsidium überführt und dann gegen 20 Uhr in eine andere Zelle gebracht, wo erstmalig auch Essen und Getränke (trockenes Brot und Wasser) angeboten wurden. Die Freilassung erfolgte dann im Laufe des nächsten Tages, nachdem eine Richterin eine Geldbuße von 400 Zloty verhängte hatte. Der Fall muss als exemplarisch für viele Haftfälle in Polen angesehen werden. Auch in deutschen Zeitungen wird hin und wieder (leider zu wenig) über ähnliche Fälle berichtet. Meist liegen Verkehrsverstöße zugrunde. Wie glaubhaft die Schilderungen der drei Betroffenen sind, geht aus der Antwort des deutschen Generalkonsulats in Breslau hervor, der den Fall unter Berufung auf eine Stellungnahme des Breslauer Polizeikommandanten in den wesentlichen Vorwürfen bestätigt. Wie menschenverachtend die Sichtweise der Polizei dabei ist, wird aus sei- POLITIK Schlesische Nachrichten 7/2008 ner Aussage deutlich, dass in Übergangszellen grundsätzlich keine Speisen und Getränke gereicht werden (in diesem Fall über 32 Stunden). In seinem Schreiben vom 18.6.2003 weist der Generalkonsul abschließend darauf hin, dass aus seiner Erfahrung mit Haftfällen in Polen die Umstände der Inhaftierung grundsätzlich nicht mit denen einer solchen in Deutschland zu vergleichen sind. In seinem abschließenden Satz heißt es: Mir erscheint das Verhalten der polnischen Polizeibeamten im Vergleich zu mir ebenfalls bekannten Haftfällen nicht von schikanösen Charakter geprägt worden zu sein. Wie mögen diese Fälle dann erst abgelaufen sein? Im Übrigen ließen die Beamten wiederholt erkennen, dass die jungen Deutschen wegen ihrer Volkszugehörigkeit besonderen Schikanen ausgesetzt waren, wozu auch Ellenbogenstöße gehörten, wenn einer nicht mehr gerade an der Wand stand. Ich begrüße es durchaus, wenn deutsche Polizeibeamte im Rahmen bestehender Städtepartnerschaften Kontakte mit polnischen Beamten pflegen. Dabei sollten diese Begegnungen aber auch dazu dienen, demokratische Denkweisen zu transferieren. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass den deutschen Beamten die rechtsstaatlichen Defizite in Polen nicht bekannt sind und darum Gespräche keine Fortschritte bringen. Bekannt ist im Übrigen auch kaum das Vertreibungsgeschehen. Erschreckend für das Ausland bleibt der Antisemitismus in Polen. Obgleich unter Strafe gestellt, wird antisemitische Literatur vertrieben und wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem Leitkommentar beklagte, eingeleitete Strafverfahren von der Staatsanwaltschaft regelmäßig eingestellt, weil kein relevanter gesellschaftlicher Schaden entstanden sei. Anderseits wurde ein Strafverfahren gegen den polnischen Autor Jan Thomas Gross wegen eines Buches in Gang gesetzt, das die Mordtaten an Juden nach dem Zweiten Weltkrieg behandelte. Mit dem Artikel 132 a, der die „Verleumdung der Nation“ im polnischen Strafgesetzbuch unter Strafe stellt, steht Polen einzig in der EU und stellt Polen auf eine Stufe mit der Türkei. Das inzwischen mit Rücksicht auf das Aufsehen im Ausland eingestellte Verfahren kann nicht über das grundsätzliche Problem hinwegtäuschen. Schließlich wurden erst vor drei Jahren junge Deutsche auch von einem Berufungsgericht in Hirschberg wegen Verleumdung der Nation verurteilt, weil sie auf Plakaten die Schuld Polens an der brutalen Vertreibung der Deutschen dargestellt hatten. Es ist für die Wertegemeinschaft beschämend, geduldet zu haben, dass Polen und andere Staaten ihre menschenverachtenden Vertreibungsdekrete in die EU einbringen konnten. Nicht hinnehmbar ist vor allem auch, dass in dem Land die eigenen Verbrechen nicht aufgearbeitet werden. Zur Flucht aus der Verantwortung gehört das Leugnen und Beschönigen. Wir warten noch immer auf ein Rehabilitierungsgesetz oder ein Restitutionsgesetz, das unschuldigen Opfern endlich Recht widerfahren lässt. Polen fällt hier hinter Russland zurück, das entsprechende Regelungen hat und auch in hunderttausenden Fällen zugunsten der Opfer angewandt hat. Leider gibt es in Deutschland, wie der tschechische Politikwissenschaftler Dobzal feststellte, Politiker, Intellektuelle und Journalisten, die sich auf die Seite derer stellen, die Geschichte verfälschen und damit den Aufarbeitungsprozess in den Vertreiberstaaten behindern. Eine Kehrtwende ist leider nicht in Sicht, Polen wird deshalb ohne schlechtes Gewissen fortfahren können, Geschichtsfälschungen zu pflegen, aber auch seine beträchtlichen Rechtsstaatsdefizite zu konservieren. Schlesische Notizen Das ist kein Blondinenwitz! Die attraktive Blondine der SLD mit Sitz in Brüssel als EUAbgeordnete ihres Heimatlandes Polen hat etwas bewegt, was uns schon lange bewegt. Wir Schlesier sagen zu unserem Breslau diesen uralten deutschen Namen, auch wenn die „Poltical Correctness“ uns dafür mit Schelte überhäuft. Wir sollen den polnischen Namen verwenden, weil nun mal Breslau jetzt polnisch sei. Nur bei Warschau und Krakau macht man da eine Ausnahme. Logisch ist das nicht – aber was ist in der heutigen Politik noch logisch? Jetzt hat diese bezaubernde junge Frau Lydia Geringer d’Oedenberg (alter polnischer Adel) erkannt und publiziert, dass die polnische Version von Breslau wohl doch nicht so werbewirksam erklingt, wie man es gern hätte. Zumindest für den deutschsprachigen Raum sollte man doch wohl lieber wieder „Breslau“ verwenden. Das würde mehr Devisen bringen und die Wirtschaft ankurbeln. Schlesische Nachrichten 7/2008 Interessant und lustig ist ihre Bemerkung zur englischen Version von Breslau, die vom polnischen „Wroclaw“ abgeleitet wird. Der Englisch sprechende Weltbürger liest und spricht in seiner ihm eigenen Art dieses Wort „Roklaf“ und assoziiert es in Begriffe, die ihm bekannt sind. In England und in Amerika spricht man also heute von „Rock Love“, wenn von Breslau die Rede ist. Frei übersetzt heißt das „Insel der Liebe“ oder „Felsen der Liebe“. Das bringe aber den Unbedarften auf die Idee, dass Breslau ein Liebesnest gewesen sein muss – und nicht ein Hort von Kriegsverbrechern. Ein Knacks in der Glaubwürdigkeit der polnischen Nachkriegs-Ideologie sei zu befürchten. Dann solle man lieber wieder Breslau sagen, das ist deutsch und somit politisch angreifbar. Wie man aus gut unterrichteten Kreisen hört, soll die Holtei-Höhe demnächst „Rock-Love-Hill“ heißen, um dem europäischen Gedanken besonders für die Amerikaner Tor und Tür zu öffnen. Wie gesagt, das ist kein Blondinenwitz! ● Sie pilgern nach Maria Hilf. Die St. Laurentius-Kirche ist die älteste Kirche in Ziegenhals. Sie wurde im romanischen Stil erbaut. Nach zahlreichen Umbauarbeiten entstand ein Gebäude, das auch gotische und barocke Elemente enthält. Es stammt aus der Wende um das 13. und 14. Jahrhundert. Das heutige Aussehen erhielt dieses Gebäude nach dem Umbau in den Jahren 1729 bis 1733. Damals wurde die Kirche im barocken Stil umgebaut – mit einer typisch barocken Ordnung, dem geräumigen Mittelschiff. Den barocken Innenraum baute K. Tausch nach einem Projekt von J. I. Töpper. Die neubarocken Türme und der Hauptaltar stammen aus dem Anfang des 20. Jahrhundert. Das Hauptportal und die Fassade sind romanisch. Die ersten Informationen über die Kirche und die Pfarrgemeinde in Ziegenhals erschienen im Jahr 1285. Ziegenhals war damals eine bischöfliche Grenzsiedlung. Im Februar 1428 haben die Hussiten die Kirche vollständig geplündert und zerstört, geblieben waren nackte Mauern. Die Wiederherstellung dauerte viele Jahre. Einen Teil der heutigen Ausstattung gab es bereits in der Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Fassade ziert ein frühgotisches, spitzenförmiges Portal. Es ist eines der ältesten Schlesiens. In die Fassade sind zwei Türme integriert worden, ein Überbleibsel der mittelalterlichen Gründung. Sie wurden beim Umbau repariert. Im Jahr 1841 führte der Stadt-Zimmermann F. Berger die nächste Reparatur der vom Einsturz bedrohten Türme durch. Er bedeckte sie dann mit kegelförmigen Helmen. Die heutigen neubarocken, mit goldenen Kugeln gekrönten Türme entstanden in den Jahren 1903 bis 1907. Originell ist die Verbindung der Turmhelme mit dem Gang. Die kleine Glocke wurde in Neisse gegossen – die größere wurde während des Ersten Weltkrieges beschlagnahmt. „Die Pfarrgemeinde arbeitet mit der tschechischen Pfarrgemeinde Mikulowice zu- POLITIK sammen. Die Mitglieder unserer Pfarrgemeinden besuchen sich gegenseitig zu Ablass-Festen.“ sagte Pfarrer Edward Cichon. Jeden vierten Sonntag im Monat wird im Sanktuar Maria Hilf um 15.00 Uhr vom Frühling bis zum Herbst ein Gottesdienst von Priestern aus Ziegenhals gehalten. Traditionell pilgern die Wallfahrer aus Ziegenhals bereits im September zu Fuß nach Maria Hilf. ● „Wirtschaftstische“. Aus polnischer Sicht ist ein Wirtschaftstisch nicht ein Möbelstück in einer Kneipe, sondern eine wichtige Zusammenkunft von Unternehmern und Politikern. Hier werden Pläne, Visionen und auch Sorgen behandelt, die Einfluss auf Wachstum und Gedeihen der aufstrebenden Wirtschaft im jungen europäischen Polen haben. So kam es zu einer Aussprache von diversen Investoren und Managern der Industrie im Oppelner Schlesien mit dem Marschall der Woiwodschaft Oppeln, Jozef Sebesta, im Hotel PIAST in Oppeln. Die Frage nach den staatlichen Zuschüssen wurde von Herrn Sebesta bejaht, doch seien diesbezüglich die mittleren und kleineren Betriebe zu bevorzugen. Grundsätzlich werde aber eine Gleichbehandlung aller Investoren zugesichert. Er bedauerte, dass die Investitionsbereitschaft im Oppelner Schlesien stark nachgelassen habe. Gleich nach dem Beitritt Polens zur EU waren die höchsten Quoten der polenweiten Statistik gerade im Oppelner Bereich festzustellen. Der jetzt zu beobachtende Rückgang sei bedauerlich. Josef Mayerhofer von der Firma HABA-Beton in Ujest beklagte sich darüber, dass gerade Facharbeiter zur „Mangelware“ wurden. Hochqualifiziertes Personal sei vorhanden und auch wichtig, jedoch für die Produktivität eines Betonwerkes zweitrangig. Er wolle gern die Ausbildung von Arbeitern bezahlen, um Fachkräfte zu erhalten. Von den weiteren Teilnehmern wurde bemängelt, dass von staatlicher Seite nichts unternommen werde, um eine Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen. Auch das viel zu lange dauernde Planungsverfahren für den Großflughafen in Groß Stein wäre ein Hemmnis für die gesunde Entwicklung der Region. Gute Verkehrswege seien die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschaft. ● Die SKGD und die deutsche Sprache. Am 25. Februar 2008 tagte der Vorstand der „Sozial-kulturellen Gesellschaft der Deutschen“ im Oppelner Schlesien. Neben der Vorbereitung der Jahreshauptversammlung am 26. April 2008 mit geplanten Satzungsänderungen wurde das Thema „Deutschunterricht“ vorrangig behandelt. Tenor war die Wichtigkeit der Förderung des Deutschunterrichtes an den staatlichen Schulen so wie im privaten Engagement. Die Behinderungen durch staatliche Maßnahmen schilderte Andrzej Popiolek vom Oppelner Bildungsamt und legte statistische Daten zu Veranschaulichung vor. Demnach sollen 380 Lehrer in der Lage sein, 3 Deutschunterricht erteilen zu können und auch zu dürfen. Weil an der Oppelner Universität ein Lehrstuhl für Deutsch als Muttersprache gänzlich fehle, gäbe es auch somit keine vernünftige Perspektive. So gibt es über die Qualität des Deutschunterrichtes an den Schulen keine gesicherten Erkenntnisse, was auch als Manko zu bewerten sei. Diese Problematik wurde von allen Vorstandsmitgliedern erkannt. Eine Initiative zur Verbesserung der Situation wurde von allen angekündigt. Zunächst soll intensiv darauf hingewirkt werden, den Eltern für die einzuschulenden oder den Kindergarten besuchenden Kinder den Weg zu bahnen, ihre Kinder rechtzeitig für den Deutschunterricht anmelden zu können. HGM ● Was für eine Macht ist Deutschland? Adam Krzeminski stellte seine Überlegungen zur Machtstellung Deutschlands nach seiner Lektüre der Abhandlung „Power and German foreign Policy“ von Berverly Crawford von der Berkeley University San Franzisko an. Er fragt: „Ist Deutschland eine selbstbewusste Großmacht, eine mittelgroße Macht, eine Regionalmacht oder eine furchtsame Macht?“ Und er antwortet: „Wie dem auch sei, wir müssen als seine Nachbarn zu leben wissen!“ Nun ein wenig Futurologie, ein Blick in die Zukunft: Man schreibt das Jahr 2015. Die deutsche Kanzlerin, Lady Bismarck genannt, klagt wie gewöhnlich über Kopfschmerzen. Voller Bitterkeit schaut sie auf Berlin, das inzwischen grauer und griesgrämiger geworden ist als vor zehn Jahren, als sie ihr Amt übernahm. Im Osten der Stadt stehen Menschen wegen Beihilfe Schlange. Im Westen protzen umzäunte Siedlungen für reiche Pensionäre. Und vor dem Kanzleramt haben muslimische und christliche Fundamentalisten, Anarchisten und Nationalisten ihre Streikposten aufgebaut! Die Kanzlerin fragt etwas ungläubig: Um was geht es ihnen eigentlich? Wir sind doch eine mittelgroße Macht, der weltgrößte Exporteur, der größte Nettozahler in der EU und drittgrößter in der UNO. Letztendlich deshalb haben wir ja unseren ständigen Platz im UN-Sicherheitsrat erhalten! Muss man vor einem Hegemon Deutschland nun Angst haben? Frau Crawford und Herr Krzeminski weisen in ihrem Polityka-Text diese These zurück, ja ihre Ansicht ist ein krasses Gegenteil: „Es gilt, Deutschland zu unterstützen und an supranationale Strukturen zu binden. Zumal es ja selbst voll eingebunden sein will. Es ist ja Deutschland, das die Antriebskraft hinter der Erweiterung und Vertiefung der EU war. Und hinter der Einführung des EURO, der ihnen ihre D-Mark – das Symbol ihres Nachkriegserfolges – fortnahm!“ In seinen weiteren Ausführungen zeigt sich Krzeminski mit Frau Crawford einig, dass Deutschland im Augenblick Schirmherr Europas sei – zugleich aber auch ein Kopfschmerz-Diktator, der geliebt werden wolle und als Gegenleistung nicht unerhebliche Lasten zu tragen bereit sei. Krzeminski stimmt auch dem Philosophen Jürgen Habermas zu, der schrieb: >>> POLITIK 4 Schlesische Nachrichten 7/2008 >>> „Deutschland ist nicht seines Eigengewichtes sicher!“ Was könne Polen davon haben? Da die deutsch-polnische Symbiose in der Europäischen Union ganz natürlich sei, müsse ständig nach neuen Verbindungen gesucht werden – z. B. die Aktivierung des „Oderbundes“. So könnten wir nach der Ent- sperrung Berlins durch Donald Tusk nun beispielsweise in einen deutsch-polnisch-russischen Diskurs eintreten. Vorausgesetzt ist allerdings, dass wir wissen, was wir wollen. „Und möge der nächste polnische Staatspräsident kein dauerndes Schwindelgefühl haben wegen des deutschen Hegemons!“ schreibt der Publizist Krzeminski. Haski Polnisches EU-Vertrag in Polen gefährdet. Noch als Ministerpräsident hatte der abgewählte Führer der Partei „Recht und Gerechtigkeit“, Jaroslaw Kaczynski, den von ihm selbst ausgehandelten Reformvertrag von Lissabon als Sieg für Polen bezeichnet. Als Oppositionsführer baut er jetzt neue Hürden auf. Seine Partei könne dem Vertragswerk nur zustimmen, wenn die Souveränität Polens garantiert sei, so Kaczynski und forderte, dies in einer Präambel aufzunehmen. Polen dürfe nie Provinz oder Wojewodschaft der EU werden. Die neue Regierung des Donald Tusk ist auf eine Zweidrittelmehrheit im Parlament angewiesen und somit auf die Zustimmung Kaczynskis. Tusk will nach Pressemeldungen einen Ausweg suchen, der vor allem in einem Volksreferendum liegen könnte. Hier besteht allerdings die Gefahr, dass das Quorom von 50 Prozent der Wahlberechtigten nicht erreicht wird. ● Zusagen an Polen durch Präsident Bush. Das Antiraketensystem der USA in Polen tritt nunmehr wohl in eine entscheidende Phase. Bei seinem Besuch in Washington forderte der polnische Ministerpräsident Tusk als Ausgleich eine Aufrüstung der eigenen Streitkräfte durch die USA. Wie die polnische „Gazeta Wyborcza“ berichtete, habe Präsident Bush angeboten, Abschussvorrichtungen für Abwehrraketen des Typs „Patriot“ zu liefern. Dieses System soll Polen vor Russland schüzten, weil der russische Präsident Putin gedroht hatte, Polen in die Zielliste seiner Atomraketen aufzunehmen, wenn es das vornehmliche gegen den Iran gerichtete Raketenabwehrsystem auf seinem Territorium zulasse. Zusätzlich will Polen ein umfassendes Hilfsprogramm für die Modernisierung seiner Armee von einigen Milliarden Dollar. ● Rückgabe der polnischen Staatsbürgerschaft an Juden geplant. Es ist der Wunsch des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski polnischen Juden, die zu kommunistischer Zeit das Land verlassen mussten, wieder die polnische Staatsbürgerschaft zuzuerkennen. Aufgrund einer am 8. März 1968 einsetzenden Kampagne, teilweise unter der Losung „Zionisten nach Zion“ geführt, hatten mehrere zehntausend Juden Polen verlassen und unter Zwang ihre Staatsbürgerschaft abgeben müssen. Noch scheiterten entsprechende Anträge an dem Widerstand der Wojewoden (Regierungspräsidenten), in deren Zuständigkeit die Einzelfallentscheidung über die Zuerkennung der Staatsbürgerschaft liegt. Die Wojewoden befürchten, dass mit einer Regelung für Juden auch Präzedenzfälle für deutsche Spätaussiedler geschaffen würden. An die Staatsbürgerschaft ist die Rückgabe des zurückgelassenen Eigentums geknüpft. Weil das Anliegen der polnischen Juden auch für das Ansehen Polens in der Welt von Bedeutung ist, hatte Präsident Lech Kaczynski bei einem Israel-Besuch 2006 zugesagt, Juden wieder als polnische Bürger anzuerkennen. Wie verlautete, hat der neue Innenminister Schetyna deshalb versprochen, der Praxis der ihm unterstellten Wojewoden ein Ende zu setzen und Anträge der zwischen 1968 und 1972 nach Israel ausgewanderten Juden positiv bescheiden zu lassen. Allerdings ließen sich die meisten Betroffenen nicht in Israel, sondern in Westeuropa oder den Vereinigten Staaten nieder. Es bleibt anzumerken, dass Regelungen für polnische Juden nicht für Juden gelten können, die in den Vertreibungsgebieten des Deutschen Reiches lebten, da sie die deutsche Staatsangehörigkeit hatten und demzufolge kein Anrecht auf eine polnische Staatsbürgerschaft haben. Der Vorgang lässt eine Entwicklung erkennen, die in Polen vielleicht zu weiteren Klärungen offener Fragen führen kann. Davon gehen auch polnische Journalisten aus. Jedenfalls überraschte die Frage an die Preußische Treuhand, wie lange sie der Regierung Tusk noch Zeit lasse. Gemeint war die Regelung offener Eigentumsfragen. Selbstverständlich wären angemessenen staatliche Abmachungen allemal besser als Gerichtsprozesse, zu denen Vertriebene aufgrund des politischen Stillstands gezwungen werden. Andere Länder haben Beispiele hierfür gegeben. ● Mercedes will sich in Polen niederlassen. Der Daimler-Vorstand prüft gegenwärtig mehrere Standorte für den Bau eines neuen Werkes. Die Firma ist einer der wenigen Autohersteller, der bisher mit keiner Fabrik in Osteuropa vertreten ist. Zunächst war in Rumänien nach einem passenden Gelände Ausschau gehalten worden. Wegen des Wirbels um den Handy-Hersteller Nokia befürchtet Daimler jetzt aber einen erheblichen Imageschaden, wenn er ebenfalls in dieses Land gehen würde. Die Firma nimmt daher die fast doppelt so hohen Löhne in Polen in Kauf, die aber trotzdem nur bei einem Drittel gegenüber Deutschland liegen. Produziert werden soll die nächsten Generation der A- und B-Klasse, die bisher allein in Rastatt vom Band lief. Orte wie Gleiwitz und Breslau sind für das neue Werk im Gespräch. Deutsche Minderheit – deutsche Politiker Schon mehrmals berichteten mir meine Freunde aus der Heimat, dass die deutschen Politiker bei ihren Besuchen in Polen, die Deutsche Minderheit, auch Deutsche Freundschaftskreise genannt, meiden. Auch den Gesprächen mit deren Vorsitzenden gehen sie nach Möglichkeit aus dem Wege. Diese Besuche sind oft nur von kurzer Dauer, um die fehlende Zeit dafür verantwortlich zu machen. Un das, obwohl die bundesrepublikanischen Politiker die Arbeit der Minderheit unterstützen und die Anerkennung ihrer Arbeit bedeuten würden. Wie anders verfahren doch die polnischen Politiker, wenn sie das Ausland mit einer polnischen Minderheit besuchen. Sie suchen die Gespräche mit der Minderheit und ermuntern ihre Führer. Oft legen sie auch Kränze an den Gräbern der Landsleute, bzw. an den Gräbern der polnischen Kriegstoten nieder. Bei uns herrscht hingegen „Funkstille“. Polen schult auch verstärkt Lehrpersonal, für den polnischen Unterricht in den Gebieten, damit die Muttersprache nicht der Vergessenheit preisgegeben wird. Für eine Wohnung in den Gebieten wird vom Staat gesorgt, die Regierung finanziert die Zeitungen, die für die Minderheit bestimmt sind, oder sogar kleine Druckereien, in denen das polnische Schrifttum gedruckt wird. Die Bezüge der Lehrerinnen bzw. der Lehrer sind bedeutend höher als in der Heimat. Daher melden sich für den Auslandsdienst viele, vorwiegend junge Kräfte für diesen Einsatz, um selbst noch Kenntnisse zu sammeln, um bei der polnischen Minderheit das nationale Bewusstsein zu stärken und um dieses an künftige Generationen weiter zu geben. Als die Deutsche Minderheit ihre Arbeit aufgenommen hat, hat es lange Zeit gedauert bis sie an die Öffentlichkeit treten konnte. Oft „überschlugen“ sich dann verschiedene Institutionen mit Gaben, meist in „harter Münze“, an diese Minderheit. Mit diesen nicht geplanten „Hilfen“ hat man keine gesunde Grundlage geschaffen. Es wäre nützlicher gewesen, viele ihrer Vorsitzenden oder auch gute Mitarbeiter zu uns einzuladen, um sie auf die kommende Aufgaben im Geiste der Demokratie und der Eigenverwaltung bzw. Eigenverantwortung zu schulen. Menschen, die über vier Jahrzehnte unter einer kommunistischer Regierung gelebt haben, kann man nicht in wenigen Wochen ohne Anleitung in einer solchen Situation sich selbst überlassen. KOMMEN POLITIK / LM SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 7/2008 BUNDESMITARBEITERKONGRESS Wichert-Haus in Görlitz Stiftung Wichernhaus, Johannes-Wüsten-Straße 23, 02826 Görlitz Sonntag, den 25. Mai 2008 Beginn: 10.00 Uhr Einlass: 9.30 Uhr Leitung: Peter Großpietsch Stand: 1. 3. 2008 PROGRAMM Ökumenische Andacht Begrüßung und Eröffnung Begrüßung durch den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien Grußworte Die Patenschaft Niedersachsen – Landsmannschaft Schlesien Rudolf Götz MdL Der Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen Prof. Dr. Michael Pietsch Die deutschsprachige katholische Seelsorge in Oberschlesien als Teil der Sicherung des kulturellen Erbes Prälat Wolfgang Globisch/Oppeln Aussprache Mittagspause Die kulturelle Identität der Deutschen in Schlesien Martin Lippa, DFK-Bezirk Schlesien Aussprache Schlusswort Änderungen vorbehalten! Teilnehmer des Bundesmitarbeiterkongresses müssen grundsätzlich Mitglied der Landsmannschaft Schlesien sein. Für die Teilnahme ist eine schriftliche Anmeldung über die Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien erforderlich. Einlass nur mit Einlasskarten, die von der Bundesgeschäftsstelle namentlich herausgegeben werden. Vor allem musste man die Jugend für diese Arbeit hinzuziehen müssen; da die meisten die polnische Schule besucht und eine andere Geschichte gelernt haben. Hier sind große Sünden begangen worden, diese zu „heilen“ ist sehr schwer. Wenn die Deutsche Minderheit heute noch zusätzlich das geringe Interesse der deutschen Politiker registrieren muss, so ist das ein sehr bedauerlicher Zustand, der nach Kräften beseitigt werden muss. Auch in Polen sind die Arbeitslosenzahlen sehr hoch, vorwiegend bei der Jugend. Wer kann also den vielen Jugendlichen ankreiden, dass sie die Heimat heute noch verlassen, um im Westen zu arbeiten? Die Voraussetzung dafür, dass der Beitritt des Ostens in die Europäische Union bessere Bedingungen bringt, muss von den Politikern geschaffen werden. Das ist aber nur möglich, wenn man miteinander spricht und den Kontakt sucht und sich für die Menschen einsetzt. Auch auf meinen Reisen nach Oberschlesien wurde mir ähnliches berichtet. F. Mierzwa TA R 5 E I N LA D U N G Bundesmitarbeiterkongress der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien e.V. Sonntag, den 25. Mai 2008 Beginn: 10.00 Uhr – Ende: 16.00 Uhr Wichern-Haus in Görlitz (Johann-Wüsten-Straße 23, 02826 Görlitz) Alle Mitarbeiter der Orts-, Kreis- und Landesgruppen der Landsmannschaft Schlesien, der Gruppen der Schlesischen Jugend, der schlesischen Frauengruppen, der nieder- und oberschlesischen Heimatgruppen, der schlesischen Traditionsverbände und anderen schlesischen Einrichtungen sind zur Teilnahme recht herzlich eingeladen. Einlasskarten erforderlich! Bitte merken Sie diesen Termin vor und planen Sie Ihre Teilnahme ein! Weitere Informationen erteilt: Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien e.V., Dollendorfer Strasse 412, 53639 Königswinter, Tel.: 0 22 44 – 92 59 – 0, Fax: 0 22 44 – 92 59 – 290. Auf Wiedersehen in Görlitz! Schlesien Glückauf! Damian Spielvogel Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien Stellungnahme der Landsmannschaft Schlesien zur Kommunalreform in Sachsen Die Kommunalreform in Sachsen hat bei vielen Schlesiern tiefe Betroffenheit ausgelöst. Ein breiter Sturm des Protestes richtete sich gegen die sächsische Landesregierung und gegen die Parteien, die eine Löschung des Namens Niederschlesien mittrugen. Der Vorgang zeigte auch, dass die organisierten Schlesier kampagnefähig sind. Leider haben alle Bemühungen nichts genutzt, denn der sächsische Landtag hat gegen die Schlesier entschieden. Obgleich die sächsische Verfassung bestimmt, dass im schlesischen Teil des Landes die Farben und das Wappen Niederschlesiens gleichberechtigt neben den Landesfarben und dem Landeswappen geführt werden dürfen. Der Zusammenschluss der Kreise „Niederschlesischer Oberlausitzkreis“ des sächsischen Kreises „Löbau-Zittau“ und der kreisfreien schlesischen Stadt Görlitz zu einer neuen kommunalen Einheit „Kreis Görlitz“ gestaltet sich hinsichtlich der Namensgebung schwierig, weil der sächsische Teil sich nicht als schlesisch empfindet und dies auch nicht ist. Die Landsmannschaft Schlesien hatte deshalb in Anlehnung an die Polizeidirektion und die Sparkasse den Namen „Kreis Oberlausitz – Niederschlesien“ vorgeschlagen. Auch hätte ein anderer Zuschnitt des Kreises unter Einbezie- hung weiterer schlesischer Teile und Ausschluss des sächsischen Teils das Problem lösen können. Allerdings sind uns entsprechende Daten, die eine tragfähige kommunale Einheit nach diesem Modell begründen konnten, nicht bekannt geworden. Nachdem die Entscheidung nunmehr gefallen ist, sollten wir das Beste aus dieser Situation machen. Es muss unser Ziel sein, Schlesien weiter im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass auf den Ortsschildern aller schlesischen Gemeinden der Zusatz „Niederschlesien“ aufgenommen wird, so wie dies in anderen deutschen Landschaften analog zu sehen ist. Die Landsmannschaft Schlesien hat sich, obwohl dazu gedrängt, nicht zu einer Verfassungsbeschwerde entschlossen, da klar ist, dass die sächsische Verfassung dafür keine Grundlage bietet. Eine rechtlich haltlose Beschwerde hätte auch dem Renommee unseres Verbandes geschadet. Diese Rechtsauffassung ist inzwischen durch den Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen durch die Abweisung einer Klage eines Beschwerdeführers bestätigt worden. Das Thema Sichtbarmachung Niederschlesiens wird die Landsmannschaft weiter mit Nachdruck verfolgen. SN 6 ZEITGESCHEHEN / LESERBRIEFE Nachrichten aus Görlitz Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz ✍ Alte Bäume sollen nun neuen weichen. Auf der Bahnhofstraße in Görlitz werden insgesamt 16 von noch verbliebenen 17 Altbäumen entfernt. Die Bäume seien nicht mehr gesund, teilt die Stadtverwaltung mit. Die „Wanderbaustelle“ wird den Verkehr für etwa zwei bis drei Tage beeinträchtigen. Gepflanzt werden im April 16 junge Ulmen der Sorte „Dodoens“, eine Baumart, die sich seit über zehn Jahren auf der Brückenstraße bewährt hat. Generationswechsel bei Straßenbäumen sind irgendwann auch anderswo erforderlich, aufgrund des Alters, der Umweltbelastung und von Eingriffen im Wurzelbereich durch Straßenbau und Leitungsverlegungen: auf der Elisabethstraße, Kastanienallee, Clara-ZetkinStraße, Gebirgsdorfer Straße und auf der Dr. Kahlbaum-Allee. ✍ Neue Ideen für den Demianiplatz. Der Technische Ausschuss des Görlitzer Stadtrates hat jetzt einstimmig eine neue Aufgabenstellung für den unteren Demianiaplatz und den Platz des 17. Juni beschlossen. Nach dieser Vorgabe haben jetzt die Stadtplaner den Auftrag erhalten, bis Mitte des Jahres konkrete Varianten zu erarbeiten, von denen der Stadtrat die Ausführung dann beschließen wird. Ankommen werden hier vor allen die Touristen. Während der Regionalbusverkehr künftig seine Verknüpfungsstelle am Bahnhof erhalten soll, werden die Reisebusse über die Teichstraße den Platz von Süden her anfahren. Im unteren Bereich werden vier Haltestellen vorgesehen, die zeitgleich nutzbar sind. An dieser Stelle ist auch für die Wartenden bei der Rückfahrt ein Schleppdach geplant und – sofern keine andere Variante gefunden wird – der Bau einer Toilettenanlage. Die bisherige Parkbucht für zwölf Stellplätze direkt vor dem Kaisertrutz wird zur Fußgängerzone verdichtet. Während sich die Touristen auf Stadterkundung begeben, fahren die Reisebusse über den Grünen Graben und die Pontestraße weiter zu einem neuen Parkplatz Kelleborn, der im Zusammenhang mit dem Umbau des alten Waggonbaugeländes entstehen soll. ✍ Konzept zur Synagoge wird diskutiert. Mit einem neuen Konzept zur künftigen Nutzung der ehemaligen Synagoge in Görlitz wird sich der Kulturausschuss des Stadtrates in nicht öffentlicher Sitzung befassen. Dabei wird sich Jonathan Stefanou mit seinen Ideen und Konzepten vorstellen. Der seit zwei Jahren in Görlitz lebende Immobilienhändler hatte sein Anliegen bereits im Oktober auf einer Vorstandssitzung des Förderkreises Görlitzer Synagoge erläutert. Stefanou ist neben dem israelischen Geschäftsmann Avi Goldreich der zweite Interessent für das leerstehende Jugendstilgebäude auf der Otto-Müller-Straße. ✍ Liederträume. Mit einem Konzert im Spiegelsaal beginnt auf dem Barockschloss Rammenau jetzt die Musiksaison. Das Motto lautet „Schlossträume“ und verspricht eine szenisch-musikalische Reise in die Traumwelt von Oper, Operette und Musical. Es singen Katrin Pehla-Döring (Sopran) und Waltraud Berger (Mezzosopran). ✍ Görlitzer Graffiti in den USA. Vier Görlitzer Graffiti-Sprayer gestalteten die Holzkisten mit zwei Siemens Turbinen. Inzwischen sind die Anlagen im us-amerikanischen Colorado angekommen und haben dort so großen Anklang gefunden, dass sie künftig in den Hauptturbinen-Hallen als Wandschmuck zu sehen sein werden. Die bemalte Oberfläche wird noch versiegelt und das Ganze dann gerahmt. Schlesische Nachrichten 7/2008 ✍ 101 149 Besucher im Tierpark. Eine erfolgreiche Bilanz für 2007 hat jetzt der Naturschutz-Tierpark Görlitz gezogen. Der Tierpark wurde 50 Jahre alt, es war abzusehen, dass es ein gutes Jubiläumsjahr werden würde, meinte dazu Christiane Urban vom Tierpark. Insgesamt registrierte man 101 149 Besucher. Das entspricht einer Steigerung gegenüber 2006 um rund 19 Prozent. Hinter diesen Zahlen verbergen sich im Detail 20 Prozent mehr Jahreskarten, 35 Prozent mehr polnische Besucher, ein Zuwachs von 50 Prozent bei den Kindergeburtstagen und ein großer Zuwachs der Lagerfeuer- und Grillplatznutzungen. Das Ergebnis zeige, dass der vor fünf Jahren begonnene positive Trend anhalte. Die zahlreichen Aktivitäten zum 50. Geburtstag, die schönen Zuchterfolge und das neue Kamelhaus hätten viel mehr Besucher angelockt. Konkret nannte Christiane Urban die Storchinale, das Tibetdorf und den Roten Panda-Nachwuchs. Leserbriefe Protestbrief wegen Diskriminierung der Minderheit der Niederschlesier im Heimatgebiet an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Ich fordere als deutscher Bürger, als Berliner, und als gebürtiger Niederschlesier aus Görlitz/OL., jetzt Ostsachsen, die Einstellung der Diskriminierung durch die Landespolitik gegen die Minderheit der Niederschlesier im deutschen, schlesischen Restgebiet und die Anerkennung des Minderheitsstatus für die Niederschlesier in der BRD westwärts der Neiße im verfassungsbeschriebenen, niederschlesischen Gebiet (Art.2, 4 und Art. 5 d. Sächs. Verfassung vom 27. Mai 1992 und gemäß Präambel). (…) Diese Minderheit wird diskriminiert. Es werden Sachsentage in die niederschlesischen Städte – mit „guter“ Absicht und Finanzzuschuß eingeführt, statt diese in den historisch sächsischen Städten zu veranstalten. Dagegen müssen Schlesiertage – da kein Finanzzuschuß – draußen vor bleiben. Dies sind Verstöße gegen den Sinn der Präambel der Sächsischen Verfassung. Es wurde – wie am 16. 10. 2007 per Staatsvertrag zwischen Sachsen und Brandenburg in Hoyerswerda unterzeichnet – den Sorben als Minderheit die finanzielle Zuwendung (bei 60.000 Personen eine erhebliche Summe) erhöht, den Niederschlesiern jedoch nichts zugewendet. Es wird kein Heimatkundeunterricht für die im niederschlesischen Gebiet lebenden Kinder und Jugendlichen gewährt (genau wie in der DDR-Zeit) und der Geschichtsunterricht ist in puncto Neiße-Region und Niederschlesien verstümmelt. Es wird großer Widerstandskämpfer gegen das Naziregime aus der niederschlesischen Region nicht oder nur oberflächlich gedacht, z.B. Johannes Wüsten (Görlitz) oder Yorck Graf von Wartenburg. Weitere Gründe in Kurzform: – Nichtbeteiligung der niederschlesischen Gemeinden am Gewinn der jüngst zwischen Republik Polen und Freistaat Sachsen abgeschlossenen Kupferschürfrechte bis unter der Neiße hindurch in die BRD – zögerliche Rekultivierung der durch die DDR-Administratoren infolge Ausbeutung zerstörten niederschlesischen Landschaft und Kulturlandschaft, wie durch entschädigungslose Beseitigung von ca. 25 niederschlesischen Dörfern, – Aufhebung und Nichtpflege, ja, Wegnahme der einheimischen Textilindustrie nach 1991 (beschrieben in „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann). – keine Bewahrung der Identität der niederschlesischen Bewohner und keine finanzielle Pflege von Überlieferung, Schlesische Nachrichten 7/2008 Brauchtum usw. (Dem „GerhartHautpmann-Theater“ in Görlitz wurde der Name genommen und demsächsischen Stadttheater in Zittau gegeben.) – Im Zuge der Kreisgebietsreform soll der amtliche Namen „Niederschlesischer Oberlausitzkreis“ ersatzlos beseitigt werden, so dass eine schleichende Anonymität entsteht und die Verwurzelung der Bevölkerung ausgehöhlt und aufgehoben wird, mit allen Folgen, wie Abwanderung, Lustlosigkeit, Desinteresse, Identitätsverlust. – Die niederschlesische Minderheit im Gebiet wird unterdrückt. Das beweist der subtile Befreiungsschlag der Bevölkerung im ehemaligen niederschlesischen Gebiete von Lauta – Ruhland – Tettau – Lindenau mittels Volksabstimmung im Jahre 1992, als sie sich für das Land Brandenburg, also nicht für den Freistaat Sachsen, entschied. In der DDR galt ein Verbot, sich als Niederschlesier zu outen (so Prof. Dr. Joachim Bahlcke in „Schlesien und die Schlesier“, 4. Auflage Jg. 2005, S.182). Dies war ein Straftatbestand (!) und hat die Einheimischen verängstigt, was bis dato nicht beseitigt ist (Beleg: Frau Marianne Paul, 02906 Niesky, wurde vor dem Görlitzer Rathaus anlässlich eines Besuches des Bundeskanzlers Schröder die niederschlesische Fahne von Offiziellen aus der Hand gerissen.) (...) Wolfgang Liebehenschel, Berlin ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN 7 Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf führt Studie zu Kriegsfolgen durch Noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht Dr. Christoph Muhtz von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf sucht zur Zeit intensiv nach Teilnehmern für eine Studie. Untersucht werden die seelischen und körperlichen Folgen von in der Kindheit erlebter Flucht und Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg aus Ostpreussen, Pommern, Schlesien etc. Die Menschen sollten zwischen 1933 und 1940 in den genannten Gebieten geboren worden sein und ein möglicherweise traumatisches Fluchterlebnis gehabt haben. Insgesamt werden über 1000 Personen, primär aus dem norddeutschen Raum, gesucht. An die Teilnehmenden wird ein Paket von Fragebögen, die sich mit dem seelischen und körperlichen Befinden, der Flucht etc. beschäftigen, mit einem Rückschlag verschickt. Die Bögen sind recht umfangreich, man kann sich dafür aber auch gerne Zeit lassen und sie Stück für Stück abarbeiten. Ein kleinerer Teil der Personen, die die Bögen zurückgesandt haben, werden zu einer genaueren Untersuchung ins UKE mit Blutentnahme, einem Stresshormontest u. a. eingeladen. Von Interesse ist auch, ob die Kinder dieser als Kinder Vertriebenen wiederum durch die Fluchterlebnisse der Eltern geprägt wurden. Angesichts des knappen Budgets für solche wissenschaftlichen Projekte und der großen Zahl an benötigten Teilnehmern freut sich Dr. Muhtz über jede Unterstützung. Interessenten melden sich bitte unter der Tel. 040-42803-4791 oder schreiben an [email protected] Velbert: Prominenz bei den Velberter Schlesiern Damian Spielvogel erneut im Amt bestätigt Leserbrief an den Münchner Merkur zum Thema „Deutsche Ortsnamen“ In Ihrer Ausgabe vom Dienstag, 11. März 2008 fand ich in Ihrem Artikel „Slowakei, CIA – Geheimflüge“ die „Ortsbezeichnung“ Bratislava, in einem anderen Artikel die Ortsbezeichnung Rom. Warum verwenden Sie eine ausländische Ortsbezeichnungen (Bratislava für Preßburg) obwohl es eine deutsche gibt? Analog hätten Sie für Rom (auch auf Seite 4) den Namen „Roma“ verwenden müssen? Hängt das damit zusammen, dass deutsche Ortsbezeichnungen in den Medien bei den Orten nicht verwendet werden, die bis 1945 von Deutschen bewohnt waren, oder einmal zum deutschsprachigen Raum gehörten, um den Eindruck zu erwecken, als ob dort niemals Deutsche gewohnt hätten, bzw. niemals deutsch gesprochen wurde!? R. Maywald, München „Schlesische Nachrichten“ Seite für Seite ein Stück Heimat Die Begrüßung der Ehrengäste wird wahrscheinlich länger dauern als mein Jahresbericht, scherzte zum Beginn der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Vorsitzende der Landsmannschaft Schlesien in Velbert, Damian Spielvogel. Denn in der Tat war die Liste der Ehrengäste wie das Velberter „Who’s Who“. Die Bürgermeister Bernd Tondorf und Wolfgang Werner, das Mitglied des Landtages Marc Ratajczak, der Alt-Bürgermeister Heinz Schemken, der Ratsherr Peter Schmidt, das Landesvorstandsmitglied der Landsmannschaft in Nordrhein-Westfalen Monika Schultze waren bei der letzten Jahreshauptversammlung der Landsmannschaft zugegen, bei der der bisherige Vorsitzende, Damian Spielvogel, in seinem Amt einstimmig bestätigt wurde. Mit diesem eindeutigen Vertrauensvotum wurde Spielvogels bisweilen geleistete Arbeit gewürdigt. Ebenfalls wurden in ihren Ämtern Ursula Olschak als stellvertretende Vorsitzende, Josef Zimmermann als Kassierer und Joachim Karwoczik als Kulturwart bestätigt. Der neue Vorstand der Landsmannschaft Schlesien in Velbert. Stehend: Damian Spielvogel, der alte und neue Vorsitzender der Landsmannschaft. Gerhard Kowaczek wurde zum Geschäftsführer bestellt. Karl Wehner, Wilhelm Wiecha, Günther Machner, Gerhard Grzeschik und Peter Wawrzik sind die neuen Beisitzer. Weitere Mitglieder des Vorstandes sind Josef Kubitza, Rosemarie und Heinz Rother. Die von Karl-Heinz Schulz sehr gekonnt geleitete Jahreshauptversammlung am 9. März 2008 verlief sehr harmonisch. Alle Ehrengäste, die einzeln Grußworte an die Versammelten richteten, würdigten die gute und vielfältige Arbeit der Landsmannschaft Schlesien. Das von den Schlesiern gepflegte Brauchtum stellt unbestritten eine Bereicherung für die Stadt Velbert dar, zumal die schlesische Kultur ein fester Bestandteil der gesamten deutschen Kulturlandschaft ist, so die Meinung der politischen Prominenz. Damian Spielvogel, Vorsitzender 8 LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE Ein Kurzbericht der Schülerin Jana Kirschbaum Seminartag zur Geschichte und Kultur Schlesiens Am 22. Februar 2008 besuchten Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Siegburg Alleestraße aus dem Grundkurs Sozialwissenschaften (Jahrgangstufe 13) von Herrn Menge die Ausstellung „Anfang und Ende Preußens in Schlesien“ des Oberschlesischen Landesmuseums RatingenHösel. Auch einige Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse von Herrn Burda waren dabei, um sich in Verbindung mit dem Schüleraustausch mit Polen (Lyzeum in Bunzlau – Niederschlesien), über Schlesien und dessen Vergangenheit eingehender zu informieren. In Hösel wurden wir herzlich vom Museumsdirektor Dr. Stephan Kaiser und dem Landeskulturreferenten der Landsmannschaft Schlesien in NRW, Johannes Golawski, begrüßt und in die Thematik des Seminars eingeführt. Anschließend erhielten wir in zwei Gruppen, gemeinsam mit den dazu angereisten Landsleuten aus Schlesien eine zweistündige Führung durch die Wechselausstellung „Anfang und Ende Preußens in Schlesien“ und die Dauerausstellung „Geschichte Schlesiens“. Mittags fuhren wir nach Königswinter– Heisterbacherott weiter, um das „Haus Schlesien“ zu besuchen. Nach dem Mittagessen, das allen sehr gut schmeckte, ging es weiter mit der Einführung in die Zeitzeugenbefragung über die Vergangenheit und Gegenwart Schlesiens. An diesem Seminarteil nahmen auch Schlesier aus Bonn und Siegburg teil. Danach wurden Arbeitsgruppen von Schülern und Schlesiern zu folgenden Themen gebildet: 1.„Gründung von Schlesischen Stiftungen und Heimatstuben nach 1949“ (Leitung: St. D. a. D. Peter Börner) 2.„Zweifache Integration in Schlesien nach 1945 und in Deutschland nach der Aussiedlung“. (Leitung: Mag. Johannes Golawski) 3. „Sprachliche und gesellschaftliche Integration von Jugendlichen nach der Aussiedlung aus Oberschlesien“ (Leitung: Dipl. Ing. Damian Spielvogel) 4. „Sprachliche und gesellschaftliche Integration im Jahr 1943 nach meiner Übersiedlung von Dortmund nach Oberschleien“ (Leitung: Apostolischer Protonotar, Prälat Paul Pyrchalla, Hindenburg OS) 5. „Aufgaben der DFKs in Oberschlesien“ (Leitung: Mag. Marcin Lippa, Gleiwitz OS) 6.„Aufgaben der DFKs in Niederschlesien“ (Leitung: Martin Reichert, Waldenburg Prälat Pyrchalla, sowie die Herren Lippa und Reichert, die für dieses Seminar aus Schlesien angereist waren) Jeder in der Arbeitgruppe hatte die Möglichkeit, den Menschen, die aus Schlesien stammen oder noch dort leben, Fragen zu der Situation in Ober- und Niederschlesien zu stellen. Nach einer Stunde wurden die Ergebnisse zusammengetragen und im Plenum referiert. Um ca. 17.00 Uhr wurde der Seminartag beendet, unsere Gruppe verabschiedete sich von den Schlesiern und den Zeitzeugen und fuhr mit dem Bus zurück zur Schule. Im Unterricht folgte dann eine weitere Aufarbeitung der Seminarergebnisse. Pastor Müller (Wolsdorf) und Prälat Pyrchalla beim Festhochamt am Altar. Schlesische Nachrichten 7/2008 Schülergruppe aus Siegburg, Gymnasium, Alleestraße im Oberschlesischen Landesmuseum in Hösel. Ich persönlich denke, dass alle Beteiligten, Schüler wie Lehrer, Interessantes und uns bisher Unbekanntes über die Vergangenheit und Gegenwart Schlesiens erfahren haben. Man sagt uns immer, wir sollen an die Zukunft denken, aber es ist ebenfalls wichtig, an die Vergangenheit zu erinnern (zumal zwei meiner Mitschüler Großeltern schlesischer Abstammung haben), denn die Vergangenheit ist die Grundlage für unser heutiges Leben, Denken, Handeln und kulturelles Miteinander. Unser besonderer Dank gilt Johannes Golawski, der durch mühevolle Arbeit dieses Seminar möglich machte. Jana Kirschbaum P.S. Am Samstag, 23. 2. 2008, wurde das Seminar für die schlesischen Landsleute in Oberhausen fortgeführt. Am Sonntag, den 24. 2. 2008 ist die Kulturtagung mit einem Festhochamt in der St. Dreifaltigkeitskirche in Siegburg – Wolsdorf, zelebriert vom Prälaten Paul Pyrchalla aus Hindenburg und mit einem Abschlussmeeting der Schlesier beendet worden. Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen zum 90. Todestag des „Roten Barons“ Lichtbildervortrag mit begleitender, ergänzender Ausstellung von Dipl. Ing. Wolfgang Hartmann Ort: Schloß Zeilitzheim, 97509 Zeilitzheim, Zeit: Freitag, 25. April 2008, 19.30 Uhr. Eintritt: 8,– EUR, Abendessen im Anschluss (2 Gänge) 10,– EUR „Aus Großmutter Richthofens schlesischem Kochbuch“. In einem Vortrag mit vielen teils seltenen Lichtbildern anlässlich seines 90. Todestages, wird das Leben des berühmtesten schlesischen Jagdfliegers aller Zeiten – Rittmeister Manfred von Richthofen – ausführlich dargestellt. Dabei wird der nicht immer einfache Werdegang vom lebensfrohen Kadetten über den Kavallerieoffizier zum Flugbeobachter und schließlich zum Jagdflieger und Staffelchef im Ersten Weltkrieg aufgezeigt. Der Mensch Manfred von Richthofen mit seinem edlen Charakter und seiner vorbildlichen Haltung gegenüber Vorgesetzten und Untergebenen wird dabei besonders betont und an Beispielen unterstrichen. Fachmännisch wird auch die Technik und Konstruktion der verschiedenen damaligen Flugzeuge, Motoren und Ausrüstungen und die Strategie des Luftkampfes eingegangen. Auch die Geschichte des „Traditionsgeschwaders Richthofen“ und dem Fliegermarsch „Jagdgeschwader Richthofen“ bis in unsere heutige Zeit, wird genügend Platz eingeräumt. Eine Pflichtveranstaltung für jeden Flieger, Luftfahrtbegeisterten und für alle Schlesier und Freunde Schlesiens. Wolfgang Hartmann Schlesische Nachrichten 7/2008 LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE Schlesische Landfrauen auf der Grünen Woche Anlässlich des Besuches von Vorstandsmitgliedern des Bauernverbandes der Vertriebenen (BVdV) in Oberschlesien im September vorigen Jahres hatte die Vorsitzende des Schlesischen Landfrauenverbandes, Ursula Trinczek, den Wunsch geäußert, mit einem Bus schlesischer Landfrauen die Grüne Woche (IGW) 2008 in Berlin zu besuchen. Leider fehlten ihnen die Kontakte, um dies in die Tat umzusetzen. Geschäftsführer Dr. Blomeyer erklärte sich bereit, bei der Organisation behilflich zu sein. Den schlesischen Landfrauen ging es bei dem Besuch der Grünen Woche jedoch nicht nur um die Messeneuigkeiten auf der Welt größten Verbraucher- und Landwirtschaftsausstellung. Es sollte auch ein besserer Kontakt zum deutschen Landfrauen Verein geknüpft werden. Unmittelbar nach der Rückkehr aus Schlesien führte Dr. Blomeyer daher Gespräche mit der Berliner Messeleitung und der Geschäftsführung des Deutschen Landfrauen Vereins. Dank des großzügigen Angebotes des zuständigen Agrarreferenten der Messeleitung, Lars Jaeger, wurde freier Eintritt gewährt und ein ausgiebiges Frühstück zugesagt. Im Anschluss daran sollte das Landfrauenforum auf der Grünen Woche besucht und ein Gespräch mit der Präsidentin des Deutschen Landfrauen Vereins mit den Vorständen der sieben oberschlesischen Liebe Landsmannschaftlerinnen und Landsmannschaftler, eine Hauptaufgabe der Schlesischen Nachrichten ist es, über die Aktivitäten der Orts-, Kreis- und Landesgruppen der Landsmannschaft Schlesien zu berichten. Dies können wir jedoch nur, wenn uns entsprechende Texte und Fotos von den Gruppen zur Verfügung gestellt werden. Darum bitten wir Sie herzlich, uns Ihre Berichte zuzusenden. Damit sind Sie nicht nur im offiziellen überregionalen Organ der Landsmannschaft Schlesien vertreten, sondern tragen auch zur Verbesserung des Informationsflusses zwischen den Gruppen bei. Wir freuen uns, wenn Sie uns nach Möglichkeit Ihre Texte und Bilder per E-Mail oder auf Datenträgern (z. B. Diskette) zur Verfügung stellen. Die Redaktion der Schlesischen Nachrichten bedankt sich schon im voraus herzlich für Ihre Mitarbeit! Ihre Michaela S. Ast Kreisverbände geführt werden. Eine preiswerte Übernachtungsmöglichkeit am heutigen Ostbahnhof, dem früheren Schlesischen Bahnhof, konnte ebenfalls vermittelt werden. Die schlesischen Landfrauen starteten am 22. Januar schon kurz nach Mitternacht in Oppeln, um rechtzeitig gegen neun Uhr in Berlin zu sein. Die Fahrt über die Autobahn verlief problemlos und auch der Zoll sorgte für freie Fahrt, der Bus kam pünktlich in Berlin an, wo Dr. Blomeyer und BdV-Schatzmeister Schroeder die Gruppe begrüßten. Es waren jedoch nicht nur Landfrauen dem Bus entstiegen, sondern auch Ehemänner, die die Grüne Woche besuchen wollten. Ein kräftiges Frühstück im Messe-Restaurant und ein Überblick über die Aktivitäten der diesjährigen Grünen Woche durch einen Vertreter der Messeleitung waren die rechte Einstimmung auf den nach dem Landfrauenforum geplanten Rundgang über die Ausstellung. Gegen elf Uhr erreichte die Gruppe das Internationale Congress Zentrum (ICC), in dem das Landfrauenforum stattfand. Von der dlv-Präsidentin Brigitte Scherb herzlich begrüßt und von freundlichem Beifall begleitet konnte Ursula Trinczek ein kleines Gastgeschenk überreichen und die Landfrauen der Bundesrepublik zu einem Besuch in Oberschlesien einladen. Das Landfrauenforum befasste sich mit der agrarischen Rohstoffgewinnung im Spannungsfeld der Nahrungsmittelproduktion und der Erzeugung von Bioenergie. Nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte, sondern auch die sich daraus ergebenden ethischen Fragen wurden ausführlich behandelt. Diese Diskussion wird in Schlesien und Polen erst in einigen Jah- 9 ren geführt werden, da keine der Landfrauen sich betrieblich mit Biogasanlagen beschäftigt. Das anschließende Gespräch mit der dlv-Präsidentin Brigitte Scherb war getragen von gegenseitigem Wohlwollen. Es zeigte sich, dass es in der Vergangenheit durchaus Kontakte und Reisen von Landfrauengruppen aus der Bundesrepublik nach Schlesien gegeben hat, die jedoch auf Einzelinitiativen der Landfrauenvereine beruhten. Die Patenschaft zwischen schlesischen Landfrauen und dem Landfrauenverband Rheinland-Pfalz hat sich – wegen der großen räumlichen Entfernungen, auf gelegentliche Begegnungen beschränkt. Der Deutsche Landfrauen Verein sagte zu, seine Mitgliederverbände auf die Möglichkeit der Gruppenreisen nach Schlesien aufmerksam zu machen und ihnen Prospektmaterial und Adressen zuzusenden. Der dlv wird sich bemühen, die Landfrauenverbände in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, die entlang der polnischen Grenze liegen, zu stetigen Kontakten zum schlesischen Landfrauenverband zu ermuntern. Nach diesen Gesprächen gab es ausreichend Gelegenheit, die Grüne Woche und ihre Vielfalt zu bewundern. Am nächsten Morgen stand eine dreieinhalbstündige Stadtrundfahrt auf dem Programm, die Dr. Blomeyer leitete. Die wechselvolle Geschichte Berlins in Ost und West beeindruckte die gesamte Reisegruppe. Gegen Mittag endete die Stadtführung am Alexanderplatz, um noch Gelegenheit zu geben, den größten Geschäftskomplex der Bundesrepublik, das im Dezember eingeweihte „Alexa“ und weitere Geschäfte und Kaufhäuser zu besuchen. Danach wurde die Heimreise nach Oberschlesien angetreten. Dr. Arnold Blomeyer Mein Testament und Schlesien Liebe heimattreue Schlesier, immer wieder kommt es vor, dass schlesische Landsleute ihre Erbschaft nicht geregelt haben und später der Fiskus als Erbe auftritt. Bitte denken Sie daran, dass unsere Landsmannschaft dringend auf die notwendige Unterstützung unserer schlesischen Landsleute angewiesen ist und dass Sie sie für den Fall einer letztwilligen Verfügung bedenken können. Deshalb teilen wir Ihnen mit, wie ein Testament zugunsten der Landsmannschaft Schlesien lauten könnte. Dabei sollten Sie beachten, dass dieses Testament in allen seinen Teilen handschriftlich gefertigt werden muss. Daneben kommt auch noch eine notarielle Beurkundung in Betracht. Der Text für das Testament könnte lauten: ,,Testament Hiermit setze ich die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. –, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, zu meiner Erbin ein. Ort, Datum, Unterschrift“ Selbstverständlich können Sie auch in einem Testament verfügen, dass die Landsmannschaft bezüglich einzelner Vermögensgegenstände bedacht werden soll. Soweit andere Erben vorhanden sind, würde dies der Landsmannschaft dann einen entsprechenden Herausgabeanspruch begründen. Sie können das Testament bei sich verwahren – und es jederzeit ändern. Sie können auch ein bereits bestehendes Testament jederzeit ändern, soweit Sie keinen Erbvertrag abgeschlossen haben. Das geschriebene Testament können Sie bei sich verwahren oder es beim Amtsgericht hinterlegen. In diesem Fall hätten Sie die Gewähr, dass Ihr Testament von Amts wegen berücksichtigt wird und nicht verloren gehen kann. Selbst dann, wenn Sie das Testament beim Amtsgericht hinterlegt haben, können Sie jederzeit neu testieren. Wir danken Ihnen im Voraus! Ihre Landsmannschaft Schlesien, Ihre Landsmannschaft für Schlesien! 10 LM SCHLESIEN / MUNDART Geflügelnachwuchs Irma sorgt für Nachwuchs bei ihrem Federvieh „Kennt’s nich a bissel wärmer sein? Asu is doas nischt ferr meine ausgekruchenen Schiepel. Ich hoab merr’s schunn geducht, doasse raus missen aus der zugigen Knechtekoammer und die Schiepelkiste in die Kiche gehullt. Die Britthenne wird sich schunn droann gewehn’, doas se doa nich alleene is mit ihren Kleen’n. ‘Sis ja schunn moanches Joahr gegangen, doas se die erste Wuche in der aalen Kiste ihren Ausloof hoatten. Immer moal abissel unter der Henne vorkumm und picken und schoarren und loofen. Und oalle freu’n sich, wenn amoal eens uff die Henne ruffkricht und von oben runter piepst. Nu hoab ich euch genug erzählt. Jitz hull ich euch unter der Henne raus und setz euch ins Kerbel. Und du, Aale, floatter nich aso, wenn ich dich uffer Oarm nehem’. Sehter, asu kumm werr schunn nieber iberer Hof ins Woarme. – Wer kummt uns denn doa entgegen? Gaansch, Du hoast ja nich uffgepoasst, doas deine Gänse uffm Neste bleiben. Na doa looft oach amoal awing und vertret’t euch die Beene. Wenn ich wieder raus kumm, doa mach ich euch an’n Besuch. Ich weeß schunn, doas wird euch nich poassen, woas ich dann mache. – So Henne, doa versteck oach deine Schiepel wieder inner Fädern. Koannst merr ooch zukucken, woas jitze kummt. Hörstes plätschern? Doas is woarmes Woasser, wos ich in doas Woaschhschoff fille. Ich will nämlich die Gänseeier schwemmen. Glucke oach derweil den Schiepeln abissel woas vor. Und jitze tu ich derr apoar Kerner ins Trägel, doas derrs nich langweilig wird, bis ich wiederkumm’. – Na, ihr Gänse, groade hoabter euch wieder eingetättert uff euern Nestern, doa muss ich dir hier vurne unterer Bauch foassen. Ich brauch apoar Fädern in meim Kurbe, doas deine Eier scheen worm liegen, wenn ich se iberer Hof troage. Schnägel’ oach awing, doas koannste ruhig. Ich poass schunn uff, doass keen Ei kaputt gieht. – Nu werd’ ich’s ja sehn, ob der Gaansch gutt betreten hoat. Ich hoab’n mit mein beeden Gänsen schunn frih bezeiten inner Mihlenteich gebrucht, ehe die Kutscherweiber mit ihren Gänsen doa woarn. Die sein wie sie selber: drängeln sich oann fremde Männer roan. Nu kuck oach, wie die Eier woackeln. Die Gänsel doa drinne wulln bald raus. In eener Wuche werden se wull auskrichen. Bloß doas hier, doa riehrt sich nischt. Ob ich’s amoal awing schittel’? Ich bin ooch ganz vorsichtig. Ma heerts kluckern. Doa hoat der Gaansch sein’n Teel nich dazu getoan. Doas brauch ich nich wieder unterlegen. Du, Henne, du bist uff eenmoal so zoppelig. Du weest doch wull nich, doas moanche sulche Eier kochen und die Schiepel da- Schlesische Nachrichten 7/2008 Sonderstempel und Briefmarken zu den Themenbereichen Vertreibung, Schlesien, berühmte Schlesier und Ostdeutschland Heute: Karte der Breslauer Staats- und Universitätsbibliothek 1922 In der nächsten Ausgabe: Poststempel aus Grünberg 1923 Aus der Sammlung Michael Ferber mit fittern? Nee, ich seh’s du bist so uffgeregt, weil die Koatze in die Kiche kummt. Du denkst vielleicht, doas is a Iltis oder a Marder. Joa die, die sein hinter euch Fädervieh her. Doa poass och gutt uff, wennde erst mit dein Kindern uffer Hof kummst. Wenn ich bei der Gänsen woar, kriech amoal uff die Hiehnerbiehne, ob nich welche voa dein Schwestern a Britt hoabn. Sis heechste Zeit noch amoal uff Hiehndel und ooch uff Entel zu setzen. Und Putel missen ooch noch dazu kumm. Aber die ale Pute, die will ja immer nich uff die Eier. Na, wenn se goar nich zur Ruhe kummt, doa kriegt se Brothappen mit Schnoaps eier Schnoabel. Doa oat ja noch immer gehulfen. Wenn ich nich wieder in die Kiche kumme, doa bin ich amoal kucken gegangn, ob die Brennnesseln schunn treiben. In eener Wuche brauch ich frisches Grien verr die Gänsel. Miterlebt hoat doas oales amoal in Paulau Horst Mikasch Horst Kiolbassa, der neue 2. Vorsitzende, stellt sich vor Meine ganze Familie aus Loben in Oberschlesien befand sich auf der Flucht. So wurde ich am 7. Februar 1945 in Groß Rosen, Niederschlesien, geboren. Ich bin somit der letzte „deutschstämmige“ Groß Rosener und in „jüngsten Tagen“ aus Schlesien geflüchtet. Alle deutschen Groß Rosener flüchteten am 10. Februar 1945 um ca. 14.30 per Güterzug über die Tschechei nach Ebermannstadt (Ankunft am 9. März 1945). Am 13. Februar 1945 marschierten sowjetische Truppen (70. motor. Brigade unter Oberst Iwan Iwanow) in Groß Rosen ein. Ich habe großes Glück gehabt, dass ich noch lebe!!!!! Aufgewachsen bin ich in Ebermannstadt und von Beruf Diplom-Ingenieur (Papierfachwesen), tätig als Werksleiter, Direktor und Geschäftsführer. Seit Mitte 2002, nach vielen beruflichen Auf- enthalten in Deutschland (München, Aschaffenburg, Rosenheim, Mannheim, Sigmaringen, Altenkirchen) und im Ausland (Indien, Bangladesh, Pakistan und Polen) zog es mich wieder zurück in die „Heimat“ nach Ebermannstadt. Von 1966 bis 2001 war ich nur noch sporadisch zu besonderen Ereignissen und Feiern nach Ebermannstadt gekommen. Bin stolz darauf, „Oberschlesier“ zu sein, obwohl ich in Niederschlesien geboren wurde. Den Schlesiern fühlte ich mich früher schon verbunden, z. B. der Schlesischen Jugend unter Armin Beloch, bei Fritz Krause, sen. und Fritz Kube. Über 40 Jahre bin ich Mitglied des Elferrates der Stadt Ebermannstadt und seit Anfang 2005 Präsident des Elferrates der Stadt Ebermannstadt. Seit dem 27. Februar versuche ich nun als 2. Vorstand die Schlesische Landsmannschaft in Ebermannstadt tatkräftig zu unterstützen. Anneliese Woschke Schlesische Nachrichten 7/2008 LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE Ludwig Manfred Lommel im Schlesischen Kulturkreis München Anläßlich des 45. Todestages von Ludwig ter und Organisator, bis er in Breslau den Manfred Lommel, widmete Wolfgang ersten großen Erfolg hatte. Das Verdienst Hartmann einem der größten Humoristen, der Entdeckung des Humoristen Lommel Rundfunkpioniere und Alleinunterhalter kommt dem Intendanten des Senders Deutschlands aus Schlesien, eine VeranBreslau, Friedrich Bischoff, zu. Er erteilte staltung des Schlesischen Kulturkreises Lommel – wie er wegen seiner langen VorMünchen. namen nur genannt wurde – den Auftrag Die Besucher für ein heiteres, im gut gefüllten funkgemäßes Saal des Hörspiel. Das Münchner Rhaewar die Geburtstenhauses erstunde von warteten mit „Runxendorf mit Spannung den seiner Welle 05“. angekündigten Zu diesem Besuch von Frau Phantasieort Karla LommelRunxendorf, – Kerschensteiner, einem typischen die uns interesDorf, das überall sante und bisher in Schlesien hätunbekannte Gete existieren schichten über können – erfand ihr Zusammener auch die darin leben und Wirlebenden Figuken mit ihrem ren Paul und Lommel erzähPauline Neugelen wollte. Leider bauer, Kantor hat sie aus perStockschnupfen, sönlichen GrünBaron Rülps von den kurzfristig Knullrich, das abgesagt, aber Ludwig Manfred Lommel und Karla Lommel auf dem Faktotum Heruns dankens- Ku’damm in Berlin mann und noch werter Weise viele andere. Er eine Tonbandaufnahme eines ihrer Interinterpretierte alle Stimmen selbst und gab views vom Bayerischen Rundfunk, das sie jedem eine charakteristische Eigenart. In anlässlich des 100. Geburtstages von Ludseinen Hörspielen hat er mit seiner wandwig Manfred Lommel im Jahre 1991 gelungsfähigen Stimme bis zu zwölf Persogeben hatte, zur Verfügung gestellt, so nen vorgetäuscht. Sein Paul Neugebaudass wir die angekündigten Neuigkeiten er wurde zum schlesischen Eulenspiegel. neben einigen historischen Aufnahmen aus Lommel wirkte in den dreißiger Jahren den dreißiger Jahren wenigstens aus der auch in Theaterstücken, in Filmen und in Konserve hören konnten. Ansonsten allen deutschen Großstadtvarietes mit. Ab musste Wolfgang Hartmann frei nach Lom1938 war er als Theaterleiter am Berliner mel „seinen Dreck allene“ machen. Grossen Lustspielhaus in der FriedrichMit vielen Lichtbildern z. T. aus dem Pristraße tätig. Krieg und Vertreibung aus der vatalbum von Frau Lommel erzählte Wolfangestammten Heimat machten auch vor gang Hartmann von und über Ludwig Mander Familie Lommel nicht halt, wie die interfred Lommel, den Paul Neugebauer aus essanten Aufzeichnungen von Karla LomRunxendorf an der Runxe mit seinem Senmel aus dieser Zeit eindrucksvoll verder Runxendorf auf der Welle 05. mittelten. Nach 1945 unternahm er GastAm 10. Januar 1891 wurde Ludwig spielreisen, trat an mehreren deutschen Manfred Lommel als Sohn eines TuchfaBühnen auf, arbeitete für den NWDR. Eine brikanten in Jauer in Schlesien geboren. zeitlang war er in Bremen ansässig. Die Nach der mehr oder weniger erfolgreichen letzten Jahre wohnte er in Berlin. Für seiSchulzeit, enttäuschte er seinen Vater, der ne „Lommel Hilfe“, mit der er auf seine Art ihn in den Kaufmannsberuf zwingen wollseinen heimatvertriebenen Landsleuten zu te, indem er sich, zuerst heimlich, der helfen versuchte, wurde er 1956 durch die Schauspielerei zuwandte. Speziell komiVerleihung des Bundesverdienstkreuzes sche Rollen hatten es ihm angetan. erster Klasse geehrt. Bis zu seinem Tode Die Möglichkeit, sich in diesem Beruf reiste er durch die Lande und hielt die Erzu betätigen, ergab sich nach dem Ende innerung an seine unvergessene Heimat des Ersten Weltkrieges, an dem er als OfSchlesien wach. Am 19. September 1962 fizier teilnahm. Zunächst fuhr er per Fahrist er auf einer Tournee in Bad Nauheim rad über die Dörfer, um heitere Vortragseinem Herzinfarkt erlegen. Hier fand er abende zu arrangieren, fungierte als Kasauch seine letzte Ruhestätte. sierer, Platzanweiser, BeleuchtungsmeisWolfgang Hartmann 11 Bundesheimattreffen im Jahr 2008 „Bundestreffen Kreis und Stadt Neustadt“ vom 10. bis 12. Mai 2008 in der Patenstadt Northeim unter dem Thema: „50 Jahre Heimatstube“ Nächstes Bundesheimattreffen der Brieger am 17./18. Mai 2008 in Goslar Patenschaft Stadt Solingen – Kreis Goldberg (Schlesien) 27. Goldberger Heimattreffen in Solingen am 24. und 25. Mai 2008 in Gaststätte Meis, Börsenstrasse 109, Solingen-Widdert Bundesheimattreffen der Stadt und des Kreises Ohlau am 10. und 11. Mai 2008 in Iserlohn Vor jetzt 52 Jahren hat die Stadt Iserlohn die Patenschaft für die Stadt und den Kreis Ohlau übernommen. So findet auch in diesem Jahr wieder das Kreisheimattreffen am 10. und 11. Mai 2008 in Iserlohn auf der Alexander-Höhe statt. 7. und 8. Juni 2008: 30. Bundesheimattreffen der Bundesheimatgruppe Stadt und Kreis Strehlen in der Patenstadt Herne Neuwahlen bei den Schlesiern in Ebermannstadt Vor dem sehr gut besuchten, traditionellen „Häckerle-Essen“ am 27. Februar fanden auch Vorstandswahlen statt. Ab sofort wird die 1. Vorsitzende Anneliese Woschke von Horst Kiolbassa als 2. Vorstand tatkräftig unterstützt. Des weiteren wurde ein kompletter Vorstand gewählt bzw. bestätigt, der motiviert in ein neues Vereinsjahr startet. Diese Vorstandsmitglieder danken für das entgegengebrachte Vertrauen: 1. Vorsitzende Anneliese Woschke, 2. Vorsitzender Horst Kiolbassa, Schriftführerin Sabine Weilbacher, Schatzmeister Walter Heesen, Beisitzer Christa Nitsche, Dieter Stief, Bärbel Stief, Kassenprüfer Hartmut Krätzig, Roland Stief. Bei den „ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern“ Horst Pommerening, Anneliese Fuchs, Rosel Lorenz und Walburga Dulski, bedankte sich die Vorsitzende Anneliese Woschke mit Präsenten für die bisher im Verband geleistete Hilfe. Anneliese Woschke Zu „Zum 135. Geburtstag Paul Kellers“ (SN 6/2008, Seite 12/13) Ergänzend zu den Literaturangaben fügen wir noch folgenden Literaturhinweis auf ein neu erschienenes Buch hinzu: Tschechne, Wolfgang: „Im Vorgarten des Paradieses – Leben und Werk des Schriftstellers Paul Keller“. Bergstadtverlag 2007. 12 HISTORISCHES Schlesische Nachrichten 7/2008 Ehrung der Deutschen am Annaberg 85 Jahre nach den heroischen Kämpfen um das weit ins Land hineinragende Bergmassiv besuchten im April vor zwei Jahren mehrere Mitglieder der Familie Brachmanski den heiligen Annaberg, das religiöse Wahrzeichen Oberschlesiens, um hier an historischer Stätte ihre Vorfahren zu ehren. Es war im Sommer 1921, als der Annaberg plötzlich im Fokus des Weltinteresses stand. Wie ein Fanal erklang es durch sämtliche deutsche Bundesländer: Oberschlesien droht akute Gefahr. Polen raubt erneut Deutsches Land!! In großformatigen Artikeln informierte die Presse über die brisante Situation nach dem Wahlergebnis vom 20. 3. 1921. Trotzig lehnte Polen den eindeutigen Entscheid der Wähler ab, die mit über 60 % für den Verbleib Ostoberschlesiens beim Reich votierten. Albrecht Korfanty, einstiger Reichstagsabgeordneter, ein übler Renegat, der sich den Polen anbiederte und durch eine besonders aggressive Hetzpolemik hervortrat, versprach jedem Wähler, der für die polnische Perspektive Oberschlesiens stimmte, als Belohnung eine Milchkuh. Aber auch diese durchsichtige Wahlbeeinflussung, die von den Alliierten, dabei ganz besonders von Frankreich geduldet wurde, blieb erfolglos. So blieb als letzte Alternative – wollte man die polnischen Interessen nicht gänzlich aufgeben – militärisch zu intervenieren. Frankreich, als quasi – Schutzmacht Polens, ließ diplomatisch erkennen, keinesfalls in die geplanten Verwicklungen einzugreifen. Damit war Korfanty und seinen Insurgenten freie Hand gegeben. Umgehend nutzten sie die Gunst der Stunde und besetzten am 3. Mai 1921, Ostoberschlesien. Mord, Totschlag, Plünderung bis hin zu Vergewaltigungen standen auf der Tagesordnung. Wer sich als Deutscher Schlesier gegen diese Schikanen zur Wehr setzte, dem drohte immenses Ungemach, wobei die Familien nicht verschont blieben. Die Zeitungen jener Monate sind voll mit Greuelberichten, die jeder heute noch in den Archiven nachlesen kann. Diesem Terror der Zivilbevölkerung setzten sich mehr und mehr deutschstämmige Schlesier entgegen. Aus dem fernen Bayern, der Heimat von Papst Benedikt VXI. rückte das Korps Oberland an, um den bedrohten Landsleuten zu helfen. Heldenmutige deutsche Freikorpskämpfer unter bewährter Führung einstiger kaiserlicher Offiziere marschierten in Oberschlesien ein, um der polnischen Barbarei ein Ende zu bereiten. Was niemand für möglich gehalten hätte (die Befreiung Oberschlesiens), sollte dennoch Realität werden. Ähnlich wie im Jahr 1813 als sich das deutsche Volk gegen den Ursurpator Napolen I. vereinte, erhob sich die Bevölkerung entschlossen gegen ihre polnischen Peiniger. Die nur schlecht ausgerüsteten Freikorpskämpfer ersetzten den Mangel an Waffen und Ausrüstungsgegenständen durch Mut und Heldentum und lehrten so den polnischen Aggressor das Fürchten. Trotz zähen Widerstandes seitens der polnischen Insurgenten, die von Frankreich massive Unterstützung in Form von militärischen Ausrüstungsgegenständen erhielten, gelang es ihnen nicht, den unaufhaltsamen Vormarsch der siegreichen deutschen Truppen zu stoppen. Besonders erbittert tobten jedoch die Kämpfe um den heiligen Annaberg, der gerade für die polnischen Aggressoren eine eminente Bedeutung als Kultstätte besaß. Keine der beiden Kriegsparteien wollte zurückweichen, sowohl für Polen als auch für Deutsche galt der Besitz des Annaberges als Fanal des Sieges. Allen Beteiligten war die Situation klar, eroberten die deutschen Patrioten den Annaberg, so drohte ein Volksaufstand in Oberschlesien, der die polnische Intervention hinwegfegen würde. Vergeblich versuchten die polnischen Insurgenten ihre Stellung zu halten, trotz rabiaten Widerstandes erlagen sie dem deutschen Angriff. Am 21. 5. 1921 wehte wieder die vertraute schwarz-weiß-rote Flagge vom Kirchturm des Klosters. Im Fazit räumte Polen einen Teil der Region, in die französische Truppen als Puffer einmarschierten. Die siegreichen deutschen Verbände mussten trotz aller Einsprüche das Land verlassen, Ostoberschlesien blieb bis 1939 annektiert. Das Menetekel vom Annaberg bleibt für die Polen bis heute ein traumatisches Ereignis. Heute muss der Besucher allerdings schon gezielt nach dem Denkmal für die Aufständischen am Annaberg fragen. Publikationen oder Abbildungen sucht man im Gegensatz zu den zahlreichen kirchlichen Devotionalien vergeblich. An Stelle des von deutscher Seite errichteten Ehrenhains hat die polnische Staatsführung einen durchbrochenen Kubus mit ewiger Flamme als Denkmal der polnischen Siege (die es nicht gab) erbauen lassen. Auf den Touristen wirkt die gesamte Anlage bedrückend, zumal sich der Bauzustand derselben als sehr marode darstellt. Wackelige Stufen, abbröckelnder Putz sowie fehlende Steinverkleidung können quasi als Synonym für die polnische Wirtschaft gelten. Ebenso wie der jetzige desolate ökono- mische Zustand Polens, zeigt sich auch das polnische Denkmal auf dem Annaberg. Aus Mangel an Gas brennt die „ewige“ Flamme nur an Staatsfeiertagen. Im Gegensatz dazu hat sich das von Deutschen angelegte Amphitheater, wo einst imposante Gedenkfeiern zu Ehren der deutschen Helden stattfanden, bis heute unversehrt erhalten. Perfide mutet es jedoch an, wenn man sieht, wie Polen dieses in den Gesamtdenkmalkomplex integriert hat. Leider war es nicht möglich, unsere alte Kaiserfahne respektive die historische Fahne Oberschlesiens zu präsentieren, da noch immer Ressentiments gegen die Deutschen existieren. Den Euro nimmt man gern im jetzigen Polen sowie zuvor die D-Mark, den Gebern hingegen schenkt man kaum Beachtung. Undank eben, wie vielerorts in Europa zu beobachten. Mit einer Gedenkminute gedachten Enkel und Urenkel ihrer Ahnen Wenzel und Viktor Brachmanski, der heldenhaft am Annaberg für die deutsche Sache stritt. Hans-Peter Brachmanski Wenzel Brachmanski und der Schlesische Adlerorden, den er für seinen Einsatz verliehen bekam. Teil 2 Schlesische Nachrichten 7/2008 HISTORISCHES Die Urbans bauten in ganz Schlesien: Das Baugeschäft für Hoch- und Tiefbau von Jutta Graeve wäre jetzt 170 Jahre alt Es ist erstaunlich, wie Georg Urban diesen vielseitigen und weit verstreuten Betrieb, der bis zu 800 Werksangehörige beschäftigt, mit einer nach heutigen Begriffen ungewöhnlich geringen Anzahl engerer Mitarbeiter leitet und fest in der Hand hält. Er verbringt buchstäblich den größten Teil seines Lebens auf den uns heute so primitiv scheinenden Verkehrsmitteln der damaligen Zeit, im Pferdewagen und zur Erholung im Sattel. Diese eiserne Arbeitskraft und Freude, einfache und bescheidene Lebensführung, tiefe soziale Führsorge und Gerechtigkeit für jeden Angehörigen seines Betriebes, lassen ihn als wirklichen Patriarchen erscheinen, der viel von den anderen, am meisten aber von sich selbst verlangt. So ist das innere Verhältnis in der Firma, trotz ihrer Größe, ein im besten Sinne familiäres Verhältnis. Daheim werden mit den verbliebenen kargen Möglichkeiten begonnene Arbeiten langsam weiter oder zu Ende geführt. Immer größere Mengen der umfangreichen Materiallager, des großen Maschinen- und Geräteparks, besonders an Tiefbau und Feldbahngeräten, Lokomotiven, Wagen und Gleise, werden an die Heeresverwaltung abgegeben. Das Kriegsende, Revolutionswirren, Lohn- und Wirtschaftskämpfe, die immer stürmischer fortschreitende Inflation scheinen alles Bestehende vernichten zu wollen. Die Früchte und Erfolge einer jahrzehntelangen Lebensarbeit sind dahin. Der wertvollste Aktivposten ist der zähe, nicht zu brechende Arbeitswille Georg Urbans, der von neuem anfängt, auf dem Trümmerhaufen des einstigen stolzen Besitzes wieder aufzubauen. Im Jahr 1921 tritt der jüngere Sohn Georg Urbans, Gerhard Urban, in die Firma Der erste Weltkrieg 14/18 zerstört ein, um den Bestand der Firma in der Fafast den Betrieb milie fortzuführen. Er besucht die BaugeIn diese Epoche rastlosen Schaffens werkschule in Breslau und die Technische bricht wie ein alles vernichtendes Unwetter Hochschule in Dresden. Es wird eine Fader Krieg von 1914. Mit ihm beginnt wiemilienkommanditgesellschaft gegründet, der ein neuer Abschnitt in der wechselin die er neben Georg Urban als persönvollen Firmengeschichte. Der Kriegsauslich haftender Gesellschafter eintritt. Ab bruch ruft den größten Teil der Werksan1. Januar 1937 übernimmt Gerhard Urban gehörigen zur Fahne. Der Betrieb muss im die Firma Georg Urban als alleiniger Inkleinen Umfang weiter geführt werden, haber. Mit Abschluss der Inflation beginnt sich nachdem ihm das wertvollste an Menschüchtern wieder das Wirtschaftsleben schenmaterial, Maschinen und Transzu rühren. Vor dem Kriege begonnene portmitteln genommen wird. Allein 24 PferStraßenbauten werden weiter geführt. Die de, alles Füchse und der besondere Stolz Firma ist trotz vielseitiger Schwierigkeiten von Georg Urban, werden bei der Mobilallmählich wieder stark beschäftigt. machung vom Heer beansprucht. Unter Hoch- und Tiefbau beleben sich stark zur den Mitarbeitern, die eingezogen werden, Scheinblüte am Ende der Zwanziger Jahbefinden sich auch seine beiden Söhne. re. Die Wiederbeschaffung des im Krieg an den Staat abSitz der Firma in Goldberg gegebenen großen Bau-, besonders Tiefbaugeräteparkes, steht im Vordergrund. Wieder sind es bedeutende Arbeiten aus allen Zweigen des städtischen und ländlichen Hochbaus, des Siedlungsbaues und des Industriebaues, die zur Ausführung kommen. Beispiele hierfür sind: Die Obertorsiedlung in Goldberg, Schulbauten in zahlreichen Dörfern, viele Industriebauten Sägewerk in ganz Niederschlesien und am Lindenplatz, Straßenbauten in den Kreisen Goldberg Goldberg und Schönau. Im Jahr 1922 wird in Erweiterung des Sägewerkes eine modern eingerichtete Bautischlerei errichtet, die, wie das Sägewerk, nur für den eigenen Bedarf arbeitet. Im Frühjahr wird nach hartem Kampf mit den Behörden eine eigene Be- 13 triebskrankenkasse für den Betrieb geschaffen, der wieder die alte Mitarbeiterzahl hat. Georg Urban wird mit 74 Jahren zum Ehrenbürger der Stadt Goldberg ernannt. Er stirbt zwei Jahre später am 16. April 1930. Georg Franz Urban Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler Reichskanzler und eine der ersten Maßnahmen der neuen Regierung ist der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit mit Hilfe eines großzügigen Bauprogramms. Der Autobahnbau bringt der Firma Vollbeschäftigung, die Zahl der Betriebsangehörigen steigt auf 1000 Mitarbeiter, viele davon arbeiten schon in der zweiten oder dritten Generation in der Firma. Der Zweite Weltkrieg bringt das Ende. Über das Ende der Firma Georg Urban berichtet der Sohn Gerhard Urbans, Professor Dr. Georg Urban, der heute in Stuttgart lebt: Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde mein Vater Gerhard Urban wie im Ersten Weltkrieg als Artillerieoffizier eingezogen, aber nach einigen Wochen bereits „uk“-gestellt für die Weiterführung seines Unternehmens. Dieses wurde in die „Organisation Todt“ eingegliedert und mit Kriegsbauten an der Ostfront beauftragt. Hierzu wurde das Personal auf viele tausend Mitarbeiter aufgestockt, vornehmlich mit Fremdarbeitern. Ich entsinne mich auf die Anstrengungen meines Vaters, diesen Menschen eine ausreichende Versorgung und eine anständige Behandlung zukommen zu lassen. Ein interessanter Auftrag etwa war die Ölschiefergewinnung zur Benzinbedarfsdeckung am finnischen Meerbusen in Kohtla-Järve. Das Missverhältnis von Tiefbauarbeiten und verwertbaren Ergebnis war hier besonders krass. Die Projektführung von Goldberg aus musste über Tausende von Kilometern quer durch das Kriegsgebiet erfolgen. Generell fehlt es heute an einer wissenschaftlich-historischen Erarbeitung der deutschen Kriegswirtschaft, die an überdehnten Fronten unter jedwedem Ressourcenmangel über alle Kriegsjahre hinweg einmalige Leistungen erbringen musste. Die Bautätigkeit in Schlesien kam auf diese Weise allmählich zum Erliegen. Im Februar 1945 geriet mein Vater als Zivilist in russische Kriegsgefangenschaft. Ein Jahr später bei seiner Rückkehr als fast Verhungerter, war nicht nur die Heimat verloren, sondern es waren auch zumindest drei Güterzüge voll schwerem Baugeräts als „herrenloses Gut“ von der Bahnverwaltung entschädigungslos verschleudert worden. Der weitere Weg der Familie entfernte sich nach Generationen erstmals von der Bautätigkeit, aber auch spätere Erfolge basieren auf Unternehmertum und auf Heimattreue. KULTUR 14 Eröffnung der Ausstellung „Zeit-Reisen“ mit historischen Schlesien-Ansichten aus der Graphiksammlung Haselbach Landesbeauftragter Friedrich weist auf die Ausstellung im Universitätsmuseum Bildende Kunst in Marburg hin Der Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Rudolf Friedrich, hat heute auf die Ausstellung „Zeit-Reisen“ mit historischen Schlesien-Ansichten aus der Graphiksammlung Haselbach hingewiesen, die am 9. März 2008 im Universitätsmuseum Bildende Kunst in Marburg eröffnet wird. Friedrich betonte die Einzigartigkeit dieser Ausstellung, die aus einer Sammlung des Namslauer Brauereibesitzers Albrecht Haselbach (1892 – 1979) von über 4.000 Kupferstichen, Radierungen, Li- TERMINE thographien, Zeichnungen und Aquarellen entstanden ist. Diese Sammlungsbestände, die sich zu rund drei Viertel im Eigentum des Landes Hessen befinden, wurden jetzt erstmals im Rahmen einer deutsch-polnischen Kooperation mit dem HerderInstitut in Marburg und dem Architekturmuseum in Breslau in Zusammenarbeit mit dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg und dem Schlesischen Museum zu Görlitz vollständig dokumentiert und digital zusammengeführt. Das Hessische Sozialministe- Schlesische Nachrichten 7/2008 rium hat das Projekt wesentlich finanziell mitgefördert. Die Ausstellung führt in eine faszinierende Welt bizarrer Gebirgslandschaften, stolzer Städte und früher Industriehochburgen. Vor den Augen des Betrachters entfaltet sich ein bunter Bilderborgen, der den Reiz des schon von Goethe als „zehnfach interessantes Land“ gerühmten Schlesiens für heutige Generationen wieder zum Leben erwacht. „Die Ausstellung war schon in Görlitz, Regensburg, Kattowitz und Breslau zu sehen und ich hoffe, dass viele Besucher aus ganz Hessen nach Marburg kommen“, so Friedrich. Sie ist vom 9. März bis 27. April 2008 (Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11-13 Uhr und 14-17 Uhr) im Universitätsmuseum Bildende Kunst in Marburg, Biegenstraße 11, zu sehen. HSM, Landesbeauftragter der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Große Böhmerwald-Schau in München Ausstellung im Sudetendeutschen Haus Gemeinde der Evangelischen Schlesier im Raum Hamburg 4. April 2008, 16 Uhr: Gemeindenachmittag im Gemeindehaus der St. Petri-Kirche in Altona, Schillerstr. 22 – 24 HAUS SCHLESIEN Buchvorstellung am 6. April 2008 um 15 Uhr im Eichendorffsaal: Gudrun Schmidt und Robert Boecker: „Sieben Tage mit dem Kardinal“ Die Veranstaltung ist kostenfrei. Dienstag – Freitag, 10-12, 13-17 Uhr, Sa., So. und Feiertage: 11-18 Uhr. HAUS SCHLESIEN – Museum für schlesische Landeskunde Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter-Heisterbacherrott Tel.: 02244/886-0, E-mail: [email protected], Internet: www.hausschlesien.de SCHLESISCHER KULTURKREIS MÜNCHEN Nächste Termine: 30. April 2008 Manfred Freiherr von Richthofen zum 90. Todestag des „Roten Barons“ mit vielen Lichtbildern 28. Mai 2008 Carl Hauptmann zum 150. Geburtstag des „Riesengebirgsdichters“ Jeweils 14 Uhr. Ort: Rhaetenhaus München, Luisenstr. 27. Eintritt frei! Freiwillige Spende erbeten! Zur Finanzierung des Saales wird um einen gewissen Verzehr gebeten! „Der Böhmerwald. Ein Leben mit Holz“ heißt die neue große Ausstellung im Kulturzentrum Sudetendeutsches Haus in München. Hier wird die intensive Holzgewinnung und wirtschaft der Region dargestellt. Auch die berühmte Glasbläserei des Böhmerwaldes – in der Ausstellung mit bunten Pokalen und Gläsern vertreten – wäre ohne das Brennmaterial nicht denkbar gewesen. Bis Mittwoch, 30. April 2008. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8 (Nähe Kulturzentrum am Gasteig), 81669 München. Geöffnet Montag bis Freitag 10.0019.00 Uhr. Gruppenbesuche nach telefonischer Anmeldung:unter (089) 4 80 00 30. LYRIK / DE LIBRIS / VERMISCHTES Schlesische Nachrichten 7/2008 Bildband von Siegbert Amler erschienen Zur Vernissage meiner Ausstellung in der Landesvertretung Niedersachsen beim Bund in Berlin, im Mai 2007, erschien mein neuer Bildband: „Siegbert Amler – Skulpturen – Plastiken – Objekte – 1995 – 2006“ Das von mir selbst gestaltete Buch zeigt mit 40 ausgezeichneten Farbabbildungen einen Querschnitt durch meine künstlerischen Arbeiten des letzten Jahrzehnts. Die Kunsthistorikerin Dr. Idis B. Hartmann schrieb eine einfühlsame Einführung. (Zitat): „Er zählt zu den herausragenden deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Fast dickköpfig hat er seinen eigenen Stil entwickelt und damit ein großartiges, qualitätvolles Oeuvre geschaffen. Amlers Werk hat viele Facetten und Ausformungen und bleibt dennoch immer eigenständig. Er kennt den schmalen Grat zwischen realistischem Vorbild und reiner Form. Dass er immer die Balance behält zwischen diesen Polen, macht die Aussagekraft, die interessante Zeitlosigkeit und die Symbolkraft seiner Werke aus.“ Siegbert Amler – Skulpturen – Plastiken – Objekte – 1995 – 2006. Glücksburg: Eigenverlag 2007. 93 S. 41 Farbabb. ISBN 978-3-00-021313-7, 22,– € Der Bildband ist nicht im Buchhandel, sondern nur bei mir erhältlich. SIEGBERT AMLER, 24960 GLÜCKSBURG/OSTSEE, SCHAUSENDER WEG 36, TEL. 04631/8169 FAX 04631/622369, www.siegbert-amler.de, E-Mail: [email protected] 15 BLICK NACH ÖSTERREICH Zeihsel: Brüssel widerspricht sich selbst bei Forderungen Utl.: Kuschelkurs für Tschechien und Slowakei gilt für Ankara nicht Dass Brüssel als Tempel der Bürokratie der Europäischen Union (EU) seine Haltung zu den EU-Kandidatenländern mit unterschiedlichen Linealen misst, zeigte sich in der jüngsten Vergangenheit an mehreren Beispielen. Während man etwa die Slowakei im Vorfeld des EU-Beitritts mahnte, die Minderheit der Sinti und Roma nach den Regeln der EU zu behandeln, störte es in Brüssel niemanden, dass in Slowenien die deutsche Minderheit ganz offen diskriminiert wird. Diese Diskriminierung war für Brüssel nie ein Gegenstand der EU-Verhandlungen mit Laibach. Erst jüngst wurde die Türkei aufgefordert, das in den 1970er Jahren konfiszierte Vermögen von Religionsgemeinschaften an die früheren Besitzer zurückzugeben, weil es ansonsten bei den EU-Beitrittsverhandlungen zu Verzögerungen und ähnlichen Problemen kommen könnte. Diese Forderung der EU an die Türkei ist an und für sich in Ordnung, schließlich stehen solche Diskriminierungen im krassen Widerspruch zu den EU-internen Spielregeln: Und die sollten eigentlich für alle gelten! So zumindest hört es sich auf dem gedruckten Papier der EU an. In Wirklichkeit werden aber die Latten verschieden hoch gelegt. So wies etwa die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich (SLÖ) Sokrates Noch immer geht irgendeiner wie Sokrates sinnend über lärmende Märkte, wo Menschen um das Vergängliche feilschen. Nach uralten Regeln vollzieht sich doch nur, vor vertauschten Kulissen, immer dasselbe Spiel. Variationen zu Themen, die niemals altern. Konrad Werner geboren 1924 in Hirschberg/Rsgb. ausgezeichnet 1980 mit einem Lyrikpreis La Torre der Comune di S.Maria di Licondia/Sizilien. 1981 erschien der Gedichtband Immer sind Stimmen Das Gedicht Sokrates ist in der Anthologie „Aufbruch – Blick 2000“ 1995 in der edition Transform, München erschienen in zahlreichen Initiativen auf das Unrecht der Benesch-Dekrete hin und machte in Resolutionen an die EUKommission, an das EU-Parlament und an den österreichischen Nationalrat darauf aufmerksam, dass etwa die deutsche Minderheit in Tschechien nach wie vor vom tschechischen Restitutionsprogramm von 1991/92 ausgeschlossen bleibt. Tschechien gab lediglich jenes Eigentum zurück, das nach der kommunistischen Machtergreifung ab Februar 1948 konfisziert worden war. Und gerade an dieser Stelle hält Prag an den seinerzeitigen Enteignungen fest, indem die Kirchen in Tschechien nach wie vor Teile ihres ehemaligen Eigentums nicht zurück erhält. Das gilt auch für das ehemalige deutsche Kirchenvermögen, das auf Grundlage der Benesch-Dekrete enteignet wurde. „Aber in diesem Fall gab es aus Brüssel keinerlei Forderungen an Prag, das enteignete Kirchenvermögen – wie etwa jetzt im Fall der Türkei! – als Grundbedingung für eine EU-Aufnahme zurückzugeben“, schloss Gerhard Zeihsel, der Bundesobmann der SLÖ. Sudetendeutscher Pressedienst (SdP) der Sudetendeutschen Landsmannschaft Österreich VERMISCHTES / TERMINE / ANZEIGEN 16 Schlesische Nachrichten 7/2008 Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638 Neue Internet-Seite Unter www.reichenbach-eulengebirge.de wurde vor kurzem eine neue Internet-Adresse freigeschaltet. Die von Peter Krusche gestaltete Seite bietet alte Postkarten und Fotos der Stadt, des Eulengebirges und des Riesengebirges mit seinen Bauden. SN Wohn-/Geschäftshaus in Hindenburg/Zabrze Baujahr 1914, zentrale, ruhige Lage, 10 Wohnungen/2 Geschäfte. Vermietet. Eigentumsverhältnisse geklärt. Sofort provisionsfrei zu verkaufen! 600.000,00 PLN (170.000,00 Euro) Tel. 0511/753369, Fax: 0511/7637270, Email:[email protected] Bewirtetes Waldhaus HUBERTUS ein gemütliches Zuhause auf ihrem Besuch in der Heimat, 5 Zimmer/DU/WC mit gehobenem Komfort, sehr ruhige und dennoch zentrale Lage zwischen Oppeln und Kreuzburg, bestens geeignet für Tagesausflüge, Infos unter www.bavetia.ch Tel. +41 44 940 89 32 Fax +41 44 940 90 10 E-Mail: [email protected] TERMINE Silesia – Schlesisches Verkaufsstübel der Landsmannschaft Schlesien im Haus Schlesien Postfach 15 01 32, 53040 Bonn, Tel.: 02 28/23 21 54 (AB/24 Std.) Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 15.00 bis 17.00 Uhr Sonnabend und Sonntag: 14.00 bis 17.00 Uhr Montag: Ruhetag Besuchergruppen werden um rechtzeitige Anmeldung gebeten. Unsere Buchempfehlungen: Herbert Hupka NEU Schlesien lebt Offene Fragen – kritische Antworten mit einem Geleitwort von Christian Wulff. 13,5 x 21 cm, 236 Seiten mit Schutzumschlag nur 19,90 Euro Idis B. Hartmann Friedrich Wilhelm Graf von Reden und der schlesische Eisenkunstguss Ausstellungskatalog 150 Seiten mit zahlreichen Abbildungen Preis: 15,00 Euro Fragen Sie nach weiteren Angeboten und anderen Artikeln (u.a. Landkarten, Stadtpläne, Aufkleber, Bücher, Bunzlauer Keramik, CD und MC u.v.m.). Wir beraten Sie gern und fachmännisch !!! 11. bis 13. April 2008: Das Erlebte erzählen – Zeitzeugen sind gefragt. Seminar im Pommern-Zentrum Ostsee-Akademie in Travemünde. Europaweg 3, 23570 Lübeck, Tel. 04502/803203, www.ostseeakademie.de Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Neumünster 13. April 2008, 15 Uhr: Jahreshauptversammlung mit Kartoffelsalat und Würstchen im Kiek in Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa e. V. Berlin 25. April 2008, 19 Uhr: Durch das grüne Oberschlesien und die Grafschaft Glatz. (Lichtbildervortrag). Referent: Sigismund Freiherr von Zedlitz, Berlin. Bürgertreff im S-Bahnhof Berlin-Lichterfelde West, Hans-SachsStr. 4 e. Eintritt frei! www.ostmitteleuropa.de Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e. V., vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290. Die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. – Bundesleitung – im Internet: www.schlesien-Lm.de Texte und Redaktion: Dr. Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290, E-Mail: [email protected] Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet. Anzeigen: Cilly Langschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-290, E-Mail: [email protected] Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis: Einzelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufenden Jahres für das kommende Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen. Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher können nur zurückgeschickt werden und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet werden, wenn ausreichend Rückporto beiliegt. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder. Bankkonto: Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036. Herstellung: Brinkmann Henrich Medien GmbH, Meinerzhagen SCHNELL * GUT GUT * PREISWERT PREISWERT SCHNELL * * Sprachvermittlungsdienst SPIELVOGEL Übersetzungs- und Dolmetscherdienst für die polnische Sprache Dipl.-Ing. Damian Spielvogel Mit staatlicher Anerkennung geprüfter Dolmetscher und Übersetzer für die polnische Sprache Geislarstraße 63-65 • 53225 Bonn Tel.: 02 28 – 97 37 958 Auskünfte zu Eigentumsfragen, Immobilienerwerb, Urkundenbeschaffung, Ahnen- und Familienforschung können nicht erteilt werden.