15.02.2008 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal

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15.02.2008 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal
G 9638
Schlesische Nachrichten
Zeitung für Schlesien
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0
Nummer 4/2008
Einzelpreis 2,00 Euro
15. Februar 2008
Wir stehen immer noch
am Anfang
Anmerkungen zu einem Interview des
ehemaligen polnischen Außenministers Bronislaw Geremek
Peter Großpietsch, stellv. Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien
E
r ist bekannt, angesehen, hüben
wie drüben, und zur Zeit Abgeordneter des Europäischen Parlaments.
Am 21. Dezember 2007 gab er dem
Deutschlandfunk frühmorgens ein
Interview. Da ich glaubte, mich
wiederholt verhört zu haben, besorg-
te ich mir via Internet den gesamten
Text und traute meinen Augen nicht.
Da heißt es wörtlich: „Auf deutscher
Seite ist da der Versuch, den Blick auf
den Krieg zu ändern ... durch die Behauptung, Polen ... hätten die Deutschen aus ihrer Heimat vertrieben,
während dies auf Beschlüsse der Alliierten zurückzuführen ist.“
Nun haben also die Alliierten uns
vertrieben! Polen „mußte“ daraufhin
ein Viertel des Deutschen Reiches, entsprechend des Gebietsstandes der
Weimarer Republik, übernehmen!
Bild aus
der Heimat
Schloß Buchwald
im Riesengebirge
Foto: Archiv SN
2
Warum ist es der polnischen Seite –
trotz Grenzbestätigungs- und Zweiplus-Vier-Vertrag nicht möglich, zur historischen Wahrheit zu finden? Warum
erschwert man das Zusammenfinden
der Völker grundlos auf diese Weise?
Statt dessen werden solche Geschichtslügen in Polen der Jugend verkauft und in die nächste und übernächste Generation transferiert.
Was lernen wir aus soviel geballter
Ignoranz, aus solchen armseligen,
wahrheitswidrigen Behauptungen
nach nahezu 20 Jahren Demokratie im
Nachbarland? Ist es immer noch das
schlechte Gewissen? Dürfen Polen nur
Opfer, nie Täter (gewesen) sein?
Und was sagt die deutsche Politik
dazu?
Jahrzehntelang wurden wir auf Europa vertröstet. Als der Eiserne Vorhang
fiel, wurden wir auf den EU-Beitritt Polens und der Tschechischen Republik
vertröstet. Uns wurde suggeriert:
Dann werden alle Probleme gelöst:
Rückkehrrecht, Eigentum!
Nun ist Polen EU-Mitglied, aber was
hat sich geändert? Jetzt wird den deutschen Heimatvertriebenen gesagt:
„Ohne Hitler keine Vertreibung!“ Jeder
Spielfilm, jede angebliche Dokumentation, jedes Interview usw. verläuft
nach diesem Muster. Man hatte auf Zeit
und die damit einhergehende biologische Lösung gesetzt.
Deutsche Politiker geben permanent
der polnischen Seite Steilvorlagen,
sonst wären solche Interviewbeiträge
von Herrn Geremek nicht möglich.
Natürlich weiß er nur zu gut, dass die
Vertreibung der Deutschen lange vor
den Gesprächen der Alliierten (Potsdam) begann.
Kann es sogar sein, dass es für die
völlige Negierung des auf europäischer
Ebene geplatzten Zentrums gegen Vertreibungen auf polnischer Seite noch
andere triftige Gründe gibt? Vermutlich
sind es diese: Mit jeder, egal wo und
wie, dokumentierten Vertreibung der
Deutschen aus einem jahrhundertealten Teil des Deutschen Reiches durch
Polen wird immer und für alle Zeiten an
die Geschichte der Oder-Neiße-Grenze
erinnert werden. Dies ist zwar rechtlich
nicht mehr relevant, jedoch die moralische Komponente bleibt und wird das
Gewissen Warschaus immer belasten.
U
nd noch etwas: In dem geplanten
Zentrum gegen Vertreibungen
wird auch die Vertreibung der Armenier durch das Osmanische Reich thematisiert werden.
POLITIK
Schlesische Nachrichten 4/2008
Selbstverständlich muß dann auch
dokumentiert werden, dass Polen in
den Jahren 1921 – 1924 ca. 700.000
Deutsche aus den zufolge des Versailler Diktats zugesprochenen Gebieten (Westpreußen, Schlesien) vertrieben hat.
Dieses dunkle Kapitel polnischer
Politik soll – so die Pläne von Minis-
terpräsident Tusk – durch ein sogenanntes „Weltkriegsmuseum“ in
Danzig im Verborgenen bleiben. Ein
„Weltkriegsmuseum“ begänne ja
1933.
U
nd wie reagieren darauf deutsche
Politiker bis hin zum Bundespräsidenten ...?
Schlesische Notizen
Sie setzen auf die Schlesier. Aufsehen erregt zur Zeit die Verlegung der deutschen
Fluglinie Germanwings vom Krakauer
Flughafen nach Kattowitz. Dabei ist es kein
Geheimnis, dass dieser Umzug nach
Schlesien ökonomische Gründe hat. Das
„Schlesische Potenzial“ wird höher eingeschätzt.
Alles deutet darauf hin, dass Handlungen
dieser Art, die nacheinander von Fluggesellschaften vorgenommen werden, eine
Antwort auf die bessere Konjunktur in Kattowitz sind. Die Region Oberschlesien wird
von 11 Mio. Menschen bewohnt und sie
hat ein großes Marktpotenzial. Der sich entwickelnde Flughafen in Kattowitz befriedigt
diese Bedürfnisse ideal, was bereits auch
andere Billigflieger richtig eingeschätzt
haben. Die Daten weisen darauf hin, dass
die Bedeutung von Kattowitz als Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturzentrum und als einer der jüngsten Großstädte in dieser Region Europas wächst.
„Im Sommerplan werden Flüge auf der
Strecke Köln/Bonn – Kattowitz dienstags,
donnerstags und sonnabends stattfinden.
Während der Sommerferien (ab 14. Juli bis
11. August) wird die Frequenz auf vier Flüge wöchentlich wachsen – es wird einen
zusätzlichen Flug montags geben. Von
Stuttgart nach Kattowitz werden wir dienstags, donnerstags und sonnabends fliegen
können.“ – so die Leitung von Germanwings. Dieses Faktum bedarf sicherlich keiner weiteren Kommentierung.
●
Oberschlesien ohne deutschsprachige
Seelsorge? Die Sorge darüber beherrscht
weiterhin die Stimmung innerhalb der
Mandatsträger in Oberschlesien, vor allem
aber auch bei vielen einzelnen Oberschlesiern, für die die deutschsprachige Messe unverzichtbar ist.
Man kann Prälat Wolfgang Globisch nur von
Herzen dankbar sein, dass er – auch mit
kräftigen Worten – hierzu eindeutig Stellung
bezogen hat und es weiter tut.
Es ist gut, dass sich darüber auch in Leserbriefen im „Schlesischen Wochenblatt“
Landsleute „Luft machen“.
In einem aktuellen Leserbrief wird u. a. wie
folgt ausgeführt: „Ohne die deutschsprachige Seelsorge wird es keine deutsche
Minderheit in Oberschlesien mehr geben,
denn diese Seelsorge trägt entscheidend
zur Bildung und Stärkung der deutschen
Identität bei (…). Prälat Globisch sagte vor
kurzem: Die deutschsprachige Sonntags-
messe ist für die deutsche Minderheit das
wichtigste kulturelle Ereignis der Woche.
Er hat völlig Recht. Ich möchte hinzufügen,
es ist nicht nur das wichtigste, sondern bei
sehr vielen Minderheitsdörfern auch das
einzige kulturelle Ereignis der Woche.“ Und
weiter: „Das Bemühen darum, dass in jeder Pfarrei, die mit Mehrheit von der Deutschen Minderheit bewohnt ist, jeden
Sonn- und Feiertag und zu einer günstigen
Zeit eine deutschsprachige Messe gefeiert wird, muß daher insbesondere für die
jeweiligen Vorstände der Deutschen Minderheit Priorität haben.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
●
Minderheit braucht bessere Projekte. Zu
dieser Problematik fand unlängst ein Seminar im Gleiwitzer Haus für deutsch-polnische Zusammenarbeit statt. Vielfältige
Ideen und Pläne kamen auf den Tisch und
wurden erörtert. Die Teilnehmer dieses
Grundsatzseminars diskutierten auch
„Fördermöglichkeiten von minderheitenbezogenen Kultur- und Bildungsprojekten.“
Mit großem Bedauern mußte zur Kenntnis
genommen werden, dass die zur Verfügung
stehenden Finanzmittel des Auswärtigen
Amtes, z. B. jedes Jahr um 3 % gekürzt
wurden.
In der sich anschließenden Analyse wurde herausgestellt, dass es zunächst darauf ankomme, die Probleme sachlicher Art
zu erkennen, die die Minderheit tatsächlich hat. Als Schwachpunkte wurden genannt: Die Förderung der Jugend, die Bedeutung des deutschen Passes, die deutsche Identität, die zahlenmäßige Stärke der
Minderheit und ihre wirtschaftliche Lage.
Die Mandatsträger sollten sich also die Fragen stellen: Wie können wir die jungen Leute überhaupt erreichen? Was bedeutet der
Besitz des deutschen Passes, was bedeutet die deutsche Staatsangehörigkeit?
Wie sieht es mit der deutschen Identität
aus? Wie sieht es mit den deutschen
Sprachkenntnissen der Mitglieder der
deutschen Minderheit aus?
Auch wurde betont, dass die Traditionspflege nicht vergessen werden dürfe und
großen Wert auf Vorschläge mit Niveau gelegt werden müßte. Schließlich waren die
Seminarteilnehmer der Ansicht, dass es
hinsichtlich der Gesamtheit der Projekte
Aufgabe der Ortsgruppen ist, mehr Aktivitäten zu entwickeln und besonders kulturelle Anliegen zu fördern.
SN
POLITIK / LM SCHLESIEN
Schlesische Nachrichten 4/2008
Delegierte bestätigen bayerischen Landesvorstand
Zukunftssicherung durch Stiftung
„Schlesier in Bayern“
Auf der Delegiertentagung in Landshut
konnte Landesvorsitzender Christian
Kuznik eine positive Bilanz ziehen: Der Vorstand und die Mitglieder des Landesbeirats haben sich auf Orts-, Kreis-, Bezirks-,
Landes- und Bundesebene tatkräftig für
die Belange der Landsmannschaft und die
Heimat Schlesien eingesetzt.
Für die Schlesier bleibt Schlesien für immer die Heimat. Denn Heimat sei dort, so
Kuznik, wo man seine Wurzeln habe, denn
verwurzelt könne man nur einmal sein. Einen jungen Baum könne man zwar behutsam versetzten, aber ein Baum, dem
man seine Wurzeln abhackt, treibt keine
neuen Wurzeln mehr. Deshalb könne es
auch keine „zweite Heimat“, wohl aber
mehrere Wohnorte und Wohnungen oder
auch ein neues Zuhause geben.
Der Landesvorsitzende Kuznik legte einen detaillierten Rechenschaftsbericht
vor. Schwerpunkte seiner Ausführungen
waren das Schlesiertreffen in Hannover,
Beutekunst und Restitution, die Entschädigungen in der Heimat, das Positionspapier des BdV, die Wahlen in Polen und
die polnischen Stimmen, die Deutschen
in Schlesien, sowie ein neuerlicher kaum
zu glaubender Vorfall:
Die Seligsprechung einer schlesischen
Samariterin, Mutter Maria Merkert aus
Neisse, Gründerin der Kongregation St. Elisabeth (CSSE), wird vom polnischen
Episkopat verweigert. Johannes Paul II.
hatte die „heroische Tugendhaftigkeit“ der
Nonne verkündet, Papst Benedikt XVI. ein
der Seligen zugeschriebenes Wunder
bestätigt. Nun hat aber der Bischof von
Drohiczyn. Antoni Dydycz, in einem Hirtenbrief an Gläubige in ganz Polen den Namen der Seligen gestrichen.
Als wichtigste Aufgaben für die Zukunft
nannte Kuznik die Aktivierung der „Schlesierkinder“, das Integrieren der Alten (Besuchergruppen installieren), die Vergrößerung der Zahl der Vorstandsmitglieder in
den Gruppen, das Reformieren des Beitragswesens bei „Alten Mitgliedern“ und
Einzugsermächtigungen, das Erstellen eines kompletten Mitgliedsverzeichnisses in
jeder Gruppe und das Sammeln und Sichern des (Kultur-)Erbes.
Breiten Raum nahm die Aussprache
über die geplante Gründung der „Stiftung
Schlesier in Bayern“ ein. Der stellvertretende Landesvorsitzende Wolfgang Hartmann setzte sich vehement für das Projekt
als Garant für eine Zukunftssicherung ein.
Schließlich wurde der Empfehlungsbeschluss des Landesbeirats angenommen.
Zur Erhöhung des Stammkapitals werden
die Mitglieder und Freunde Schlesiens um
angemessene Spenden gebeten. Der vorliegende Satzungsentwurf soll modifiziert
und bei der Landesdelegiertentagung am
15. März 2008 in Herzogenaurach zur endgültigen Genehmigung vorgelegt werden.
Der Stiftungsvorstand besteht aus: Vorsitzender: Hartmann, Stellvertreter: HansJoachim Kupke (Landshut) und Ralf Töpert
(Bayreuth), Schatzmeister: Kurt Mader
(Landshut), Schriftführerin: Lilli Köglmeier
(Straubing).
Aus einer gewissen Distanz setzte sich
Kuznik kritisch mit dem Deutschlandtreffen in Hannover auseinander. In die Freude über die insgesamt gelungene Veranstaltung mischten sich jedoch auch bittere Gedanken der Erkenntnis: Entgegen allen politischen Beteuerungen und allen Lobes auf die Aufbau- und Friedensleistungen der Vertriebenen wünschten viele, es
möge das Wort „nur ein (mund-) toter Vertriebener ist ein guter Vertriebener!“ bald
in Erfüllung gehen. Dem weiterhin entgegen zu wirken bleibe Aufgabe des nächsten Deutschlandtreffens der Schlesier.
Wegen der neuen Satzung, die erst im
Frühjahr angenommen worden war, stand
die Neuwahl der Vorstandschaft auf der Tagesordnung. Die Schlesier in Bayern gaben den bewährten Kräften ihre Stimme:
Landesvorsitzender: Christian K. Kuznik, Stellvertreter: Karl Biedermann und
Wolfgang Hartmann, Geschäftsführer: Biedermann, Schatzmeisterin: Christiane We-
3
bert, Schriftführer Gerhard Kuznik und H.
Schikora, Pressereferent: Armin M.
Brandt, Kulturreferent: Hans-Dieter Koschny, Partnerschaftsreferent: Joachim
Lukas, Kassenprüfer: Renate Schnetz und
Siegfried Werner (Stellvertreter: Wolfgang
Seidl und Walter Heesen).
LV Kuznik dankte Hubertus Franzky, dem
bisherigen Partnerschaftsreferenten, für die
geleistete Arbeit zum Wohle der Landsleute
in der Heimat. Franzky hatte aus gesundheitlichen Gründen auf eine Wiederwahl
verzichtet.
MdL Ingeborg Pongratz richtete ein
Grußwort an die Versammlung. Der Generationswechsel von der Erlebnis- zur Bekennergeneration mache es zwingend notwenig, so Frau Pongratz, für die Schlesier
in Bayern endlich eine längst fällige, gesicherte Institution mit dem Ziel einer
schlesischen Begegnungs- und Fortbildungsstätte mit angeschlossener musealer Einrichtung zu schaffen.
Im Anschluss an die Landesdelegiertentagung fand im Prunksaal des Rathauses in Landshut eine Festveranstaltung
zum 150. Todestag von Joseph Freiherr
von Eichendorff statt. Bezirksvorsitzender
Kurt-Peter Nawroth konnte unter den zahlreichen Besuchern auch Oberbürgermeister Hans Rampf begrüßen.
Die Landesdelegiertentagungen 2008
finden in Herzogenaurach und in Memmingen statt.
Landespressereferent
Armin M. Brandt
Polnisches
Polen zieht Veto noch nicht zurück. Obwohl Polen wegen der Aufhebung des russischen Importverbots für polnische
Fleischprodukte angekündigt hatte, das
neue Partnerschafts- und Kooperationsabkommen Russlands mit der EU nicht
mehr zu blockieren, schob Warschau die
Entscheidung hierüber auf. Hintergrund ist
ein diplomatischer Konflikt Grossbritanniens mit Russland aufgrund der Schließung der Aussenstelle des „British Council“ in Sankt Petersburg. Polen will damit
die britische Regierung bei der Auseinandersetzung mit Moskau unterstützen.
Das Problem solle zunächst im Kreis der
EU-Länder beraten werden.
●
Entspannung in der Frage der Stationierung amerikanischer Raketenabwehr in Polen. Bei seinem Besuch in Moskau konnte der polnische Aussenminister
Sikorski von seinem russischen Kollegen
Lawrow einige verständnisvolle Worte entgegennehmen. Während Sikorski erklärte, die Frage der Raketen würde von seinem Land nur mit den USA verhandelt, ließ
es Lawrow mit der Bemerkung: „Wir möchten, dass unsere Besorgnisse gehört und
verstanden werden“ bewenden. Damit gab
Russland seine harte Haltung auf, nämlich die Drohung, Ziele in Europa ins Visier zu nehmen. Ob diese Kehrtwende allein auf den bevorstehenden Besuch des
polnischen Ministerpräsidenten Tusk zurückzuführen ist, wird sich nach dem Treffen zeigen. Bemerkenswert ist allerdings
auch die Tatsache, dass Polen durch ein
Abkommen mit den Amerikanern Sicherheit gewinnen will. Washington schließt indessen „ein zusätzliches bilaterales Element in den Sicherheitsbeziehungen“ zu
Polen nicht aus.
●
Antisemitismus in Polen wird von vielen geleugnet. Seit das Buch „Angst“
des polnischen Autors Jan Tomasz
Gross auf dem Markt ist, setzte in Polen
eine heftige Debatte über die Behandlung der Juden nach dem Krieg ein. Während insbesondere die katholische Kirche, so der Krakauer Kardinal Stanislaw
Dziwisz und der Lubliner Erzbischof Jozef Zycinski, vehement protestieren,
wird sichtbar, dass es auch um die Reinwaschung der polnischen Kirche geht.
Speziell die Haltung des späteren Primas
von Polen, Kardinal Wyszyinski, der während des Progroms von Kielce 1947, Erzbischof dieser Diözese war, steht dabei
im Mittelpunkt. Einer der Führer des Warschauer Getto-Aufstands, Marek Edelmann, unterstützt allerdings den Autor
Gross mit dem Hinweis auf eigene
Wahrnehmungen einen Tag nach dem
Progrom auf dem Bahnhof von Kielce.
Nach seinen Eindrücken galten Juden zu
>>>
POLITIK / LESERBRIEFE
4
Schlesische Nachrichten 4/2008
>>>
jener Zeit nicht mehr als Menschen, deren Leben etwas bedeutet. Unterstützung
erhielt Gross auch von der Regisseurin
Agnieczko Arnold, die zwar an viele stille Helden erinnerte, die Juden während
des Krieges retteten, jedoch Gross darin recht gab, dass Staat und Kirche so
gut wie nichts gegen den Nachkriegsantisemitismus getan hätten. Während
Verfahren wegen des Verkaufs antise-
mitischer Schriften von der polnischen
Staatsanwaltschaft in der Regel wegen
geringen gesellschaftlichen Schadens
eingestellt werden, wurde gegen Gross
und den Verlag „Zuak“ von der Krakauer Strafverfolgungsbehörde ein Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung der
polnischen Nation eingeleitet. Parallelen
zur Türkei sind unübersehbar.
SN
Fromme: Film über die „Wilhelm Gustloff“ macht
Geschichte für nachfolgende Generationen lebendig
Zu der Premiere (Sondervorstellung für den
Bundestag) des ZDF-Zweiteilers über
den Untergang der „Wilhelm Gustloff“, erklärt der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, JochenKonrad Fromme MdB:
Nach dem die ARD mit dem Zweiteiler
„Die Flucht“ von Anfang vergangenen Jahres hat sich nun das ZDF mit seinem Zweiteiler über den Untergang der „Wilhelm
Gustloff“ im Spielfilmformat mit einer sehenswerten Produktion an die Aufarbeitung eines der großen Themen der deutschen Geschichte gewagt.
Der Untergang der „Wilhelm Gustloff“ am
30. Januar 1945 steht wie ein Symbol für
das schwere Schicksal der deutschen
Flüchtlinge und Vertriebenen am Ende des
Zweiten Weltkrieges und zugleich für die
größte Schiffskatastrophe der Geschichte.
Die ZDF-Produktion zeichnet sich
durch eine große Liebe zum Detail und eine
enge Orientierung an den historischen Fakten aus. Die fiktionale und dramatische
Darstellung um die Brüder Kehding arbeitet
glaubhaft die historischen Fakten auf.
Der ZDF-Zweiteiler ist erneut ein guter
Film zur rechten Zeit. Er belegt das große Bedürfnis in Deutschland, sich der eigenen Geschichte zu vergewissern. Viel
zu lange wurde die Geschichte von Flucht
und Vertreibung aus der Wahrnehmung der
Deutschen verbannt und einer wirklichen
Aufarbeitung vor breitem Publikum entzogen.
Leserbriefe
Zu „Das Selbstverständnis einer Europäischen Union der Vertriebenen“,
(SN 23/2007, S. 5)
Dann könnte auch eine gewisse Pflicht zu
Man vermisst Leserbriefe zu den von UlRückkehr und Wiederaufbau Sinn machen.
rich Neumann aus der Friedenslehre (IreDie Kategorien „Würde, Ehre, Ruhm“
nik) entwickelten Verhaltensempfehlungen
mögen in Friedensprozessen eine oftmals
für die Vertriebenen. Es ist dem Autor
unterschätzte Rolle spielen (Gedankengrundsätzlich hoch anzurechnen, dass er
gang 2). Es gibt z. B. das Phänomen, dass
die Irenik überhaupt ins Spiel bringt, wo
eine Täter-Opfer-Beziehung nicht durch
hierzulande ganz andere Lehren grassieZahlungen des Opfers geheilt werden
ren.
kann. Wiedergutmachung als nüchterne
Aber seiner Feststellung zum RückRechtsetzung sollte aber an keine Gekehrwillen der deutschen Heimatvertriefühlsakrobatik gebunden sein.
benen im Vergleich zu den Istriern fehlt eine
Dr. Wilfried Anders, Manebach
erklärende Bewertung der grundlegend
unterschiedlichen Situationen, wie sie zum
Selbstverständnis einer Europäischen
Leserbrief zum „Treffen Merkel-Tusk“
Union der Vertriebenen gehören muss.
In Zusammenhang mit dem Treffen von
Als „allgemein anerkanntes Ziel“ wird
Kanzlerin Merkel mit dem polnischen Midie „Versöhnung“ als gleichbedeutend mit
nisterpräsidenten Tusk war in der SächVertrauen, Zuwendung und Frieden auf der
sischen Zeitung vom 12. Dezember 2007
Basis kausaler Wahrheit genannt (Geu.a. zu lesen: „Wie sein Vorgänger fordankengang 1). Aber Versöhnung bedeudert auch Donald Tusk die Bundesretet hier eigentlich „Sühne leisten“, also
gierung auf, die Pläne für ein DokuWiedergutmachung für Verbrechen gegen
mentationszentrum zum Thema Vertreidie Menschlichkeit, welche durch keinerbung aufzugeben.“ Nur einen Tag spälei Vorgeschichte zu rechtfertigen sind.
ter, am 13. Dezember 2007, berichtete
„Den vorherigen richtigen friedlichen
die Sächsische Zeitung in ihrer Beilage
Zustand wiederherzustellen“ (Gedanken„Lausitzer Leben“ über die „26.000 Sachgang 3) würde im Falle der Oder-Neißesen, die am Morgen des 22. Juni 1945
Gebiete u. a. die Rückgabe der preußiin einem Willkürakt der polnischen
schen Staatsangehörigkeit bedeuten,
Behörden aus den östlich der Neiße gewozu Polen allerdings gar nicht befugt ist.
Wer Flucht und Vertreibung in
Deutschland thematisierte, galt über viele Jahre als Revanchist und Ewiggestriger. Das ist heute, Gott sei Dank, vorbei.
Für die Entstehung dieses Zweiteilers
ist besonders auch dem Vorsitzenden der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker
Kauder, zu danken, der das Filmprojekt
gegenüber Joseph Vilsmaier angeregt und
über die Jahre begleitet hat, wie der Regisseur im Rahmen der Premierenfeier betonte.
Ein Film, der im Spielfilmformat, auf der
Basis der historischen Fakten, Geschichte aufarbeitet, ist ein wichtiges Element,
den jüngeren und künftigen Generationen
die gesamtdeutsche Geschichte lebendig
zu präsentieren, worunter Flucht und Vertreibung ein besonders wichtiges und dramatisches Kapitel darstellen.
Der Flucht der Deutschen am Ende des
Zweiten Weltkrieges folgte nach Kriegsende über mehrere Jahre die millionenfache Vertreibung aus der Heimat. Vor allem die Vertreibungsgeschichte bietet ein
bisher unerschöpftes noch großes Potential für weitere große Filme und die Filmemacher sollten den Mut haben, sich
auch diesem Themenbereich zu nähern.
Der Zweiteiler „Die Gustloff“ läuft am
2. und 3. März 2008 um jeweils 20.15 Uhr
im ZDF.
legenen Orten der damaligen Amtshauptmannschaft Zittau vertrieben wurden“ – „obwohl zu diesem Zeitpunkt
noch gar keine offiziellen Verhandlungen
der Alliierten über einen künftigen
Grenzverlauf stattgefunden hatten.“
Auch aus diesem Beispiel für die völkerrechtswidrige Vertreibung der Deutschen durch Polen wird deutlich, weshalb sich die politischen Vertreter Polens
gegen ein Dokumentationszentrum zu
dem Thema Vertreibung wehren. Sie
fürchten, dass Polens Täterschaft im
Rahmen der größten mitteleuropäischen Vertreibung möglicherweise
ebenfalls dokumentiert wird. Zumindest
kann es nicht Aufgabe eines solchen Informationszentrums sein, Polen zuliebe
die Wahrheit auszuklammern.
Gerhard Schmidt-Stein, Wuppertal
Zu „Alte Dokumente erzählen“ (SN
24/2007 / 1/2008, S. 22)
In der berühmten Kirche Wang wurden
meine Eltern getraut, weswegen Beiträge
über sie immer wieder mein Interesse finden. In Ergänzung zu dem Artikel möchte ich anmerken, dass – zumindest am
28. 9. 1929 – diese Kirche in ihrem Stempel den Namen „Bergkirche unseres Erlösers zu Wang“ führte, was den Eindruck
erweckt, als sei Wang ein Ort im Riesengebirge, zumal als Ort der Trauung handschriftlich „Wang i./Rsgb.“ eingetragen ist.
Dr. Wilfried Anders, Manebach
POLITIK
Schlesische Nachrichten 4/2008
Vorne Landesbeauftragter Friedrich, Ministerpräsident
Koch, Sozialministerin Lautenschläger, hinter MP BdVLandesvorsitzender Herold und Landtagsabgeordnete Osterburg im Kreis der Vertreter
der hessischen Vertriebenenverbände
Große Zufriedenheit der Heimatvertriebenen und
Spätaussiedler beim Neujahrsgespräch mit Ministerpräsident Koch
Seit dem Jahr 2000 empfängt der Ministerpräsident die Vertreter des Bundes der
Vertriebenen und der Landsmannschaften
zu einem Neujahrsempfang. In diesem
Jahr waren auch die Hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger, Kultusministerin Karin Wolff, Staatssekretär Dirk
Metz und Landesbeauftragter Rudolf
Friedrich Gesprächspartner in der Hessischen Staatskanzlei.
Ministerpräsident Roland Koch begrüßte die Vertreter der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler und dankte ihnen
für die Aktivitäten im Bereich der ostdeutschen Kultur und der Spätaussiedlerintegration. Dass die Anliegen der Verbände ernst genommen werden, zeige die
Anwesenheit mehrerer Vertreter der Landesregierung. (...)
Der Ministerpräsident zog eine Bilanz
der letzten Jahre in diesem Politikbereich
und stellte fest, dass sowohl die Verbände als auch die Landesregierung Vorbildliches geleistet haben, auf das man stolz
sein könne. „Besonders froh bin ich darüber, dass die gesellschaftliche Verankerung der Vertriebenen und Spätaussiedler gestiegen ist“, so der Ministerpräsident.
Hessen hatte als erstes Bundesland
eine Patenschaft über die Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ übernommen. Dass andere Bundesländer Hessen
gefolgt seien, könne er nur begrüßen. Zur
Kritik aus dem Ausland könne er nur anmerken, dass wir trotz enger Freundschaft
mit den Nachbarn unsere eigene nationale
Verantwortung wahrnehmen müssen.
Sozialministerin Silke Lautenschläger
berichtete, dass die Haushaltsansätze für
2008 gehalten werden konnten und in einigen Fällen sogar erhöht wurden. So würden die Mittel für die Integrationslotsen bei
diesem erfolgreichen Projekt sehr gezielt
eingesetzt. Unter den Ehrenamtlichen
seien auch Deutsche aus Russland, die als
Integrationslotsen eingesetzt werden.
Gleichzeitig seien die Mittel der ostdeutschen Kulturförderung durch die Patenschaft zur Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ um 100.000 € im Ansatz und
200.000 € aus Verpflichtungsermächtigungen erhöht worden. Der Hessische Integrationspreis werde seit 2004 ausgelobt
und es seien jedes Jahr gute Projekte vorgestellt worden. Zu den Preisträgern gehörten bereits zweimal Organisationen der
Spätaussiedler und in einem Fall ein Kreisverband des Bundes der Vertriebenen für
seine Integrationsarbeit.
Kultusministerin Karin Wolff stellte
fest, dass das Thema Flucht und Vertreibung mit großer Wirkungskraft in die Öffentlichkeit gekommen ist und nannte als
Beispiel den Fernsehfilm „Die Flucht“. Ihr
Haus habe im letzten Jahr ein Filmprojekt
über Schlesien aus Lottomitteln gefördert,
das direkt für den Schulunterricht produziert werde. Das Institut für Qualitätsentwicklung habe in ersten Untersuchungen
festgestellt, dass Flucht und Vertreibung
auch bei der Akkreditierung eine Rolle
spiele. Insofern finde sie es gut, dass der
Kulturausschuss sich mit der Lehrerfortbildung und der Anbieterstruktur befasst
habe.
Die Lehrerhandreichung sei breit verteilt worden und es seien 4.500 Exemplare
nachgedruckt worden. Bezüglich der Zulassung von Schulbüchern werde sie sich
in bestimmten Fällen in das Genehmigungsverfahren einbringen. Einem Gespräch mit den Mitgliedern des Kulturausschusses stehe nichts im Wege, wenn
auch Vertreter der Schulbuchverlage daran teilnehmen würden.
Der Landesvorsitzende des Bundes der
Vertriebenen, Alfred Herold, dankte für das
5
Gespräch und lobte die Atmosphäre als
freundschaftlich. Er danke dem Ministerpräsidenten und seiner Landesregierung
für die beispielhafte ideelle und materielle Unterstützung. Der Landesvorsitzende
erinnerte an die vielen Begegnungen mit
dem Ministerpräsidenten im letzten Jahr
und die Übernahme der Patenschaft des
Landes Hessen über die Stiftung „Zentrum
gegen Vertreibungen“ als besonderer
Höhepunkt. „Für die Erlebnisgeneration ist
es ein tröstliches Gefühl, wenn nach über
sechs Jahrzehnten diese Gedenkstätte
Wirklichkeit wird“, so Herold.
Die Vertreter der Verbände reflektierten
über ihre Aktivitäten und berichteten
über eine erfolgreiche Sozial- und Kulturarbeit sowie die Integrationsarbeit mit
Spätaussiedlern. Die Fragenkomplexe
wurden von Sozialministerin Lautenschläger und Kultusministerin Wolff umfassend beantwortet. Insbesondere die Zusage, eine Arbeitsgruppe zu berufen, um
eine weitere Lehrerhandreichung zu entwickeln, in der auch die Ostsiedlung der
Deutschen aus Russland enthalten ist,
wurde mit Dankbarkeit aufgenommen.
Der Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Rudolf Friedrich, nannte das Jahr 2007 ein respektables und gutes Jahr. Die Kulturförderung
wurde von 258 200 € im Jahr 1999 auf
710.200 € im Jahr 2008 erhöht. Die Förderung der Integration wurde in diesem
Zeitraum um 350 Prozent gesteigert.
„Diese Zahlen sprechen für sich“, merkte Friedrich an.
Der Ministerpräsident habe an fünf großen Veranstaltungen der Vertriebenen und
Spätaussiedler teilgenommen und als Redner die Herzen der Menschen berührt.
Wahlen in Hessen
und in Niedersachsen
Der CDU fehlten Stimmen
In den Bundesländern Hessen und Niedersachsen, die geographisch eine gemeinsame Grenze haben, wurde der Landtag gewählt. Die bisherigen Mehrheiten der
CDU in beiden Parlamenten galt es zu verteidigen. Die Ministerpräsidenten Koch und
Wulf waren angetreten, die Regierungsfähigkeit zu sichern. In Hessen hatte der
„Landesvater“ eine profitable Absolute
Mehrheit vor fünf Jahren erzielen können.
In Niedersachsen reichte es damals immerhin zu einer stabilen Koalition mit der
FDP.
Die politische Landschaft hatte sich zwischenzeitlich verändert. Aus zwei kommunistisch orientierten Parteien entpuppte sich
eine neue Kraft mit dem Namen „Die Linke“. Ihre Erfolge schöpfte sie in erster Linie aus ihren logischen Argumentationen
zum Bundeswehreinsatz im Ausland, zum
Missstand der Hartz IV-Regelung, zur Notwendigkeit einer Mindestlohnregelung und
vor allen Dingen zur Abhängigkeit zu unseren Alliierten Freunden. Das waren alles
Themen, die von den Menschen akzeptiert
>>>
6
>>>
wurden. Ihre Aussagen deckten sich mit
denen der unabhängigen Bürger.
Da in Niedersachsen die Harmlosigkeit
des sozialdemokratischen Kandidaten die
Souveränität des regierenden Ministerpräsidenten auch nicht einmal gefährden
konnte, hatte der Chef der CDU in Hessen
einen ungleich schwereren Stand. Die
SPD hatte eine gut aussehende und nicht
auf den Mund gefallene Kandidatin ins Rennen geschickt mit dem Thema „Mindestlohn“. Da konnte der Herr Koch auch noch
so viel reden über die Gefahren der JugendKriminalität, besonders bei ausländischen
Kriminellen – er war nicht überzeugend.
Warum begann er erst jetzt mit dieser Kampagne gegen diese seit langem bekannte
Pestbeule. Sogar im eigenen Land wurden
Versäumnisse nachgewiesen, die er eindeutig zu vertreten hatte. Da nutzte auch
die Einmischung eines ehemaligen SPD-Ministers nichts. Die Frau Ypsilanti hatte am
Ende eine ihrer eleganten Haarspitzen vorn.
Festzustellen ist eines: In beiden Ländern
hat die große Volkspartei sehr viele Federn
lassen müssen. Wenn alle anderen Parteien im bisherigen Level ihres Stimmergebnisses geblieben waren, so sackte die CDU
in Hessen wie auch in Niedersachsen erheblich ab. Diese fehlenden Stimmen darf
man nun nicht in dem Erfolg der Partei „Die
Linke“ suchen, die in beiden Ländern mehr
als 5 % erzielte. Es wäre unlogisch, zu glauben, dass CDU-Wähler nach ganz links abgedriftet waren. Dazu wäre eher das Klientel
der SPD und der GRÜNEN in der Lage und
auch ideologisch kompetent.
Warum also diese Pleite der Partei, die
den Schlesiern ein Deutschlandtreffen im
angestammten Patenland ermöglichte und
auch unterstützte?
Wir erinnern uns. Als der Ministerpräsident von Niedersachsen, Herr Christian
Wulf, bei der Hauptkundgebung in Hannover die Schlesier in den Verdacht der Zugehörigkeit zum verfassungsfeindlichen
Rechtsextremismus stellte, erhielt er ein gewaltiges Pfeifkonzert. Diese Pfiffe waren keinesfalls ein Zeichen der Zustimmung, sondern das Signal, diese Beleidigung nicht auf
sich sitzen lassen zu wollen. Viele Protestbriefe wurden geschrieben und nach Hannover in die Staatskanzlei geschickt. Selten erhielten die Absender eine Antwort.
Man verhielt sich seitens der Landesregierung bedeckt.
Mit diesem Hintergrund ist die Betrachtung dieser CDU-Wahlschlappe in eine andere Dimension geraten. Es ist denkbar,
dass sich die Schlesier in Hessen und in
Niedersachsen nun ebenfalls bedeckt hielten. Sie boykottierten diese Landtagswahl.
Die Zahl der abgegebenen Stimmen ist ein
eindeutiges Indiz dafür.
Vielleicht sollten wir Schlesier uns hoffen
lassen. Möglicherweise könnte das ein Fanal sein, das die müden und politisch korrekten Politiker wach rüttelt. Seit der Zeit, als
es noch den „BHE – gesamtdeutsche Partei“ gab, haben wir nicht mehr an unsere eigene Kraft glauben können. Wir könnten bestimmt eine Wende gebrauchen. Viel Zeit haHeinz G. Meinhard
ben wir nicht mehr.
ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN
Schlesische Nachrichten 4/2008
Nachrichten aus Görlitz
Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz
✍ Stadtbibliothek wurde festlich eingeweiht. Am 22. Januar 2008 wurde der
Neubau der Stadtbibliothek eingeweiht,
am 23. Januar begann der Ausleihbetrieb.
Am 22. Januar unterstützten Kinder den
Umzug der Kinderbibliothek von der Jakobstraße zur Jochmannstraße. Dazu
hatte das Bibliotheks-Team alle Kinder, die
regelmäßig kommen, persönlich eingeladen. Sie kamen verkleidet als Kinderbuchhelden wie Pippi Langstrumpf. Die
Bauerei in der Stadtbibliothek ist jedoch
noch nicht abgeschlossen. Denn nun wird
der über hundert Jahre alte Altbau umgebaut und saniert. Bereits Ende dieses
Jahres soll auch das abgeschlossen sein.
Dann wird die Stadtbibliothek ein modernes Informations- und Kommunikationszentrum sein.
✍ Neuer Kindergarten in der Südstadt.
Der neue Kindergarten in der Biesnitzer
Straße ist fertig. Jetzt gehen hier die ersten 40 Kinder ein und aus. Bald sollen
die Kinder vom Hort in der Schützenstraße dazu kommen. Insgesamt bietet der
Neubau Platz für 106 Kinder. Gebaut hat
ihn die Stadt für 1,8 Millionen Euro, wobei eine Million von der EU kommt. Mieter ist die katholische Kirche.
✍ Die Turmuhr der Kreuzkirche tickt
wieder richtig. Dank unkomplizierter
Unterstützung eines Uhrmachers aus
Oberbayern zeigen die Zeiger der Uhr wieder die aktuelle Zeit an. Seit diesem Sommer standen sie still. Das 22 Jahre alte Uhrwerk hatte seinen Dienst versagt. SeniorExperte Hans-Jörg Wörle aus Oberbayern half der Kirchengemeinde, das Wahrzeichen in der Görlitzer Südstadt zu reparieren. Es war der 2500. Einsatz eines
Senioren-Experten in Deutschland seit
1990. Durch einen Artikel in der Sächsischen Zeitung war Andreas Kielmann, engagiertes Gemeindemitglied, auf den
Bonner Senior Experten Service (SES) gestoßen. Schnell und unkompliziert reagierte
der SES auf seine Anfrage. Er schickte den
einzigen „Großuhrmachermeister“ nach
Görlitz, der in der SES-Datenbank registriert ist: Hans-Jörg Wörle aus Lenggries
machte Mitte Oktober mit einer Notreparatur das Werk wieder fit. Im Frühling will
er wieder kommen, das Werk ausbauen,
zerlegen, reinigen und die defekten Teile
wieder montieren. Helfen werden ihm dabei Auszubildende des Görlitzer Turbinenwerkes der Siemens AG. Sie haben
schon Erfahrung beim Reparieren alter
Stromturbinen und können unter der Anleitung Wörles bei der Wiederherstellung
der Turmuhr mitarbeiten.
✍ Riesengebirge lockt zum Pistenspaß.
Gute Wintersportbedingungen herrschen
zur Zeit im Riesengebirge. Noch gibt es
an den Liften nur geringe Wartezeiten, was
sich spätestens mit Ferienbeginn im Februar ändern dürfte. Das Skigebiet um
Spindlermühle verfügt über fünf Sesselund elf Schlepplifte.
✍ Im Riesengebirge sollen wieder Tannen wachsen. Im Riesengebirgsnationalpark hat jetzt eine aufwendige Wiederaufforstungsaktion begonnen. Ziel ist es,
eine einst für das Riesengebirge typische
Tannenart vor dem Aussterben zu bewahren, deren Bestand nur noch 850 ausgewachsene Exemplare umfasst. Seit
dem 19. Jahrhundert wurde die Tanne in
den Wäldern systematisch reduziert und
zugunsten der dreimal schneller wachsenden Fichte im großen Umfang abgeholzt. Die Verwaltung des Riesengebirgsnationalparks will den Bestand jetzt wieder stabilisieren. Die nötigen Setzlinge werden in einer Baumschule herangezogen.
Als die widerstandsfähigsten hätten sich
Setzlinge erwiesen, deren Samen den Tannenbeständen nahe der Schneekoppe, wie
auch den Wäldern um Haynau, entnommen wurden.
✍ Vor 550 Jahren Einweihung der Peterskirche. Am 14. Dezember 1457 wurde die Peterskirche in ihrer erweiterten Gestalt als fünfschiffiger Dom eingeweiht. Die
exakte Zeitangabe der Gründung der Kirche überhaupt ist nicht belegbar, wird aber
als Vermutung auf 1225 festgelegt. Vor allem das Prachtportal an der Westseite
(Brauttor) deutet auf das 13. Jahrhundert
hin. Im 15. Jahrhundert gab es einen Erweiterungsbau, der bis dahin dreischiffigen Kirche. Ursprüngliche Seitenwände
wurden abgerissen und durch Säulenreihen, nunmehr im Innern, ersetzt. Nach einer Zeit unter Dachschindeln folgte 1509
ein kupfernes Dach. 1691 wurde der Sakralbau Opfer eines verheerenden Stadtbrandes, wurde aber erneut aufgebaut und
erhielt die berühmte Caspari-Orgel. Die
markanten Türme allerdings sind eine Zugabe des frühen 20. Jahrhunderts.
Schlesische Schlösserfahrt
Mit einer Busreise zu den „Schlössern
Niederschlesiens“ lädt die Kreisgruppe
Bonn e.V. der Landsmannschaft Schlesien
vom 23. April bis 3. Mai 2008 ein. Dabei
stehen die Schlösser Muskau, Stonsdorf,
Krieblowitz (Blüchersruh), Lommnitz,
Brieg, Fürstenstein, Frankenstein und
Oels auf dem Programm. Weitere Besichtigungen sind in Wahlstatt, Jauer, Haynau, Breslau und Görlitz vorgesehen. Der
Gesamtpreis der Reise beträgt ca. 700 €
und enthält u.a. 10 Übernachtungen, davon 6 in den Schlössern Stonsdorf und
Krieblowitz, eine Weinprobe und einen Heimatnachmittag. Weitere Informationen
erteilt Herr Ferber abends: Tel: 0179 /
4665358.
Michael Ferber
TERMINE
Gemeinde der Evangelischen Schlesier im Raum
Hamburg – 7. März 2008, 16 Uhr: Gemeindenachmittag im Gemeindehaus der St. Petri-Kirche in Altona, Schillerstr. 22 – 24
Schlesische Nachrichten 4/2008
LANDSMANNSCHFT SCHLESIEN
Diesen Leserbrief der Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Bayreuth, hat der Nordbayerische Kurier leicht gekürzt veröffentlicht. Auf Seite 8 lesen Sie zwei weitere Briefe, mit denen sich die Kreisgruppe erfolgreich für Schlesien engagiert hat.
Brief der LM Schlesien-Bayreuth an den Nordbayerischen Kurier zur „Ausstellung polnischer Rathäuser“
Noch Ende des vergangenen Jahres
rauschten durch die deutsche Presselandschaft empörte Berichte über die
Weigerung der Rückgabe widerrechtlich zurückbehaltener deutscher Kulturgüter
durch Polen und Russland. Auffallend war,
dass ein ausländischer Professor ernsthaft
behauptete, Polen hätte diese, vom Nazireich ins vermeintlich sichere Ostdeutschland ausgelagerten deutschen Literaturzeugnisse, vor der Vernichtung gerettet.
Nun bei der Eröffnung der Ausstellung
„Rathäuser in Polen“ lobten OB Dr. Hohl
und die polnische Generalkonsulin Elzbieta Sobotka den CSU-Bundestagsabgeordneten Koschyk für seine Initiative, diese Ausstellung nach Bayreuth geholt zu haben. Frau Sobotka meinte in hervorragend
deutscher Sprache; Rathäuser seien Zentralpunkte der Kultur, der Freiheit, des Stolzes und der Gerechtigkeit einer Stadt gewesen. Aber mit keinem Wort oder auch
nur der Spur einer Andeutung entsprachen
die Vorträge der Erwartung und einer gewissen Verantwortung, dass dies überwiegend von deutschen Bürgern in Schlesien, Pommern und Ostpreußen errichtete oder hinterlassene Baudenkmäler sind.
Rathäuser können nicht wie schriftliche
Kulturgüter bewegt werden, aber sie sind
doch Zeichen aus der Vergangenheit, die
in die Gegenwart wirken. Die repräsentativen Fotos sind gelungen, doch ist es
schwer, die oft nur in polnischer Schreibweise benannten Städte zuzuordnen. Die
vom Auswärtigen Amt schon seit 4.2.1994
erlassene Anordnung, für die heute in Polen liegenden Orte die traditionellen deutschen Namen zu verwenden, hätte dem
deutschen Betrachter die Orientierung erleichtert. Wenn krampfhafte Wortverbindungen wie
der „Swidnicka Keller“
(= Schweidnitzer Keller, ältester deutscher Ratskeller, urkundlich anno 1303 erstmals erwähnt) dargeboten werden oder das
„Rathaus in Wroclaw“, fragte sich mancher
Besucher, ob dies Verständnis oder „urpolnische“ Geschichtsvorstellung vermitteln soll. Wobei beispielhaft anzumerken ist,
dass sich der heutige polnische Name Wroclaw für Breslau von seinem Gründer, dem
Böhmenherzog Wratislaw herleitet.
Zweck dieser Ausstellung soll es wohl
nach den einführenden Reden sein, Wissen über 82 polnische Rathäusern zu vermitteln, insbesondere an Schüler. Doch bestätigt die aktuelle staatliche Zugehörigkeit
polnische Kultur? Wird die Markgräfin Wilhelmine zur bayerischen Prinzessin, weil
Bayreuth einige Jahrzehnte später durch
Napoleons Gnaden unter bayerische Knute kam?
Ob es dieser Ausstellung gelingt, Anstoß
zum Dialog zu geben über historische und
politische Grenzen oder Zusammenhänge
hinaus, ist fraglich. Manche ältere Besucher waren enttäuscht und verletzt im Vertrauen auf unserer politischen Vertreter, die
die Chance nicht ergriffen, wenigstens die
verbindende wie trennende deutsch-polnische Geschichte zu erwähnen. Um diesen Personenkreis eine kleine Stimme zu
verleihen, ist dieser Leserbrief erforderlich.
Für die Antwort auf die nächst drängende Frage, ob die ostdeutschen Vertriebenen eine zweite Vertreibung nun aus
ihrer Geschichte und Kultur ertragen müssen, sind „unsere“ Politiker zuständig, aber
man sollte Ihnen die Verantwortung nicht
allein überlassen.
Gez. Hartmut Zurek, Vorsitzender,
Landsmannschaft
Schlesien-Freunde Schlesiens
Weihnachtsfeier der
Schlesischen Jugend
Auf Schloss Burg wurde 2007 zum 24. Mal
die Ostdeutsche Weihnacht gefeiert und
daran erinnert, wie vor der Vertreibung in
Schlesien, Ostpreußen und Pommern
Christi Geburt gedacht wurde. Die Schlesische Jugend Nordrhein-Westfalen war
nach dem Gerhart-Hauptmann-Haus
Düsseldorf in diesem Jahr zum ersten Mal
der Ausrichter.
Die schlesische Schauspielerin Dorothea Walda führte durch das Programm,
in dem der „Fröhliche Kreis“ aus Bergisch
Gladbach mit seinen Trachten und Tänzen mit seinen Liedern und Tänzen eine
wichtige Rolle spielte. Martin Fischer, der
1. Vorsitzende der LM Schlesien in Haan,
wies u. a. auf die drei ostdeutschen Glocken, zwei davon aus Breslau, im Batterieturm des Schlosses hin.
SN
Öffnungszeiten der Heimatstube des Kreises Habelschwerdt im Kalenderjahr 2008
Auch 2008 ist diese Heimatstube zu bestimmten Zeiten geöffnet, nämlich jeweils
an folgenden Sonnabenden, 12. April, 10.
Mai, 7. Juni, 12. Juli, 9. August, 13. September und am 11. Oktober – und zwar von
10.30 bis 12.30 Uhr. Zum Habelschwerdter Treffen am 28. Juni ist die Heimatstube von 11.00 bis 14 Uhr, am Sonntag,
29.Juni,von 10.30 bis 12.30 Uhr geöffnet.
Die Heimatstube befindet sich in Altena, der Patenstadt Habelschwerdts – im
Medienzentrum des Märkischen Kreises,
Freiheitstr. 31, 58762 Altena. Bitte neben
der Eingangstür das Schildchen „Heimatstube“ drücken! Parkgelegenheit ist am
Lenneufer, ca. 100 m westlich der Heimatstube. Größere Gruppen (z. B. aus Ortsgemeinschaften) können auch zu anderen
Zeiten die Heimatstube besuchen, wenn sie
rechtzeitig den Besuchstermin bei Werner
Taubitz, Brucknerweg 4, 58802 Balve, Tel.
02375/9184827 anmelden.
7
Rektor Ralf Erler 90 Jahre
Einer der aktivsten rheinland-pfälzischen
Schlesier feierte zum Jahresende seinen
90. Geburtstag: Rolf Erler aus Reichenbach/Eulengebirge. Nach zweijährigem
Militärdienst studierte er an der Hochschule für Lehrerbildung in Hirschberg, wo
der bekannte Professor Wilhelm Menzel,
der „Menzel-Willem“ zu seinen Dozenten
gehörte. Das Studium konnte Erler in Jena
nur kurz fortsetzen, da er 1940 in den Krieg
ziehen musste, den er bis zum bitteren
Ende – zuletzt als Artillerieoffizier und mit
dem EK I ausgezeichnet, an der Neißefront bei Görlitz mitmachte. Nach dem Zusammenbruch trat er in den Schuldienst
ein und stieg dank seiner Leistungen bis
zum Rektor in Mainz auf. Gleich nach
Gründung der Landsmannschaft und des
BdV gehörte der Jubilar neben Hubertus
Schmoll zu den Führungspersönlichkeiten, die über Mainz hinaus die Vertriebenenarbeit prägten. Jahrzehntelang leitete er erfolgreich die dortige Ortsgruppe,
deren Ehrenvorsitzender er ist. Ausgezeichnet wurde Erler (65193 Wiesbaden,
Pfitznerstraße 15 a) mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Landsmannschaft.
Helmut Neubach
Bereits zum elften Mal wurde der „Silberne
Rübezahlorden“ der KG Silesia zu Wesel,
der Karnevalsgesellschaft der Landsmannschaft Schlesien in Wesel, in diesem
Jahr feierlich während einer Karnevalssitzung verliehenen. Der diesjährige Ordensträger, Josef Bulenda, aus Oberschlesien stammend, ist ein Mäzen der
landsmannschaftlichen Arbeit am Niederrhein. Erwähnt werden soll, dass der erste Silberne Rübezahl 1998 an Dr. Herbert
Hupka verliehen wurde. Dieser Orden
unterscheidet sich von allen anderen Orden dadurch, dass er auch an Personen
verliehen werden kann, die nicht unbedingt
als Karnevalsnarren bezeichnet werden
müssen. Das was aber alle Ordenträger
gemeinsam haben müssen, sind die Eigenschaften des Herrn der Berge „Rübezahl“: Unbestechlichkeit, Witz, Durchsetzungsvermögen und eine positive Einstellung zur menschlichen Umgebung.
Die Verleihung nahm der Präsident der
KG Silesia zu Wesel, Hartmut Stelzer, vor,
und zwar in Begleitung des Weseler Prinzenpaares mit Gefolge.
TERMINE
Nächstes Bundesheimattreffen der Brieger
am 17./18. Mai 2008 in Goslar
8
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Brief an die polnische Generalkonsulin Sobotka
Die Monatszeitschrift „Bayreuth akuell“
kündigt die Ausstellung „Mittelalterliche polnische Rathäuser“ an. Gezeigt werden
überwiegend Rathäuser, die im Mittelalter
von deutschen Bewohnern Schlesiens,
Pommerns oder Ostpreussens errichtet
wurden. Zu sehen sind unter anderem das
Rathaus in Brieg, von Jacob Pahr in den
Jahren 1570 – 1588 erbaut oder das Rathaus in Breslau, welches 1242 im gotischen
Stil begonnen wurde, mit dem ältesten
deutschen Ratskeller (1303 erstmals beurkundet). Das Rathaus von Bunzlau wurde 1535 errichtet. Oppeln bekam im Jahr
1327 Neumarkter Stadtrecht (bei der
Volksabstimmung 1921 entschieden sich
95 % seiner Bevölkerung für Deutschland).
Seit dem Jahr 1254 besaß Beuthen O/S
deutsches Stadtrecht (und beim Plebiszit
im Jahr 1921 stimmten 29.890 Menschen
für Deutschland, 10101 für Polen).
Könnnen Sie vielleicht nachempfinden,
dass viele Deutsche, die 1945 und später
ihre Heimat verlassen mussten, den obengenannten Titel der Ausstellung als nicht korrekt empfinden und ärgerlich reagiert haben?!
Fördert die Ausstellung Verständnis, wenn
alle Städte nur in polnischer Schreibweise
benannt werden oder soll dies polnischen
Stolz verdeutlichen?
Dient es der Sympathie für Polen,
wenn geschichtliche Wahrheit überdeckt
oder verschwiegen wird, z. B. wenn keine
Jahreszahlen zur Errichtung und seine Baumeister genannt werden und der Name der
Städte nur polnisch geschrieben wird?
Der deutsche Name neben dem polnischen hätte bei der Orientierung geholfen.
Versöhnung bedeutet Vertrauen, Zuwendung und Frieden herstellen.
Kann dies gelingen, wenn Wahrheit
„schief“ dargestellt wird? (...)
Bekannte Polen wie Jan Joseph Lipski
oder auch der ehemalige polnische
Aussenminister Adam Rotfeld meinten,
dass nur ein ehrlicher Umgang und das Ansprechen aller Probleme zu einer guten
Nachbarschaft führen kann.
Dies wünschen viele Heimatvertriebene, trotz des immer noch schmerzenden
Verlustes ihrer Heimat.
Wir hoffen, dass wir hiermit zu einem Dialog beitragen helfen. Für den Vorstand:
Hartmut Zurek, LM Schlesien Bayreuth
Vorschläge zu einem „Denkmal für die friedliche Revolution“
Brief der Kreisgruppe Bayreuth an Abgeordnete
Der Deutsche Bundestag hat Anfang November 2007 beschlossen bis zum zwanzigsten Jahrestag des „Mauerfalls“ ein Denkmal zur „friedlichen Revolution in Deutschland“ errichten zu lassen. Auch Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert hat aufgefordert, Einfälle, Hinweise und Überlegungen für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu sammeln.
„Es wäre unhistorisch und unwahrhaftig, wenn im Zentrum der deutschen Hauptstadt zwar fast auf Schritt und Tritt an die
Ungeheuerlichkeiten der deutschen Vergangenheit erinnert würde, nicht aber an die
friedliche Überwindung einer dieser Schreckensherrschaften aus eigener Kraft.“
So war in einer großen deutschen Tageszeitung am 10. 11. 2007 zu lesen.
Auffallend ist, wie schnell ein Beschluss
für ein solches Einheitsdenkmal gefasst wurde und andererseits wie zäh und deprimierend sich die Einrichtung eines Mahnmals als
sogenanntes „sichtbares Zeichen“ gegen die
Vertreibung hinzieht. – Für manche ein „Trauerspiel“ deutscher Politik.
Der ehemalige Bürgerrechtler Wolfgang
Thierse hob den Mut der Menschen hervor,
die vor achtzehn Jahren in der DDR auf die
Straße gingen. Wer oder was veranlasste
aber die Menschen des Jahres 1989 das Fanal der Freiheit weiterzutragen?
Wäre es ohne den Mut der (echten) Ostdeutschen von jenseits der Oder-NeißeGrenzlinie zur Deutschen Einheit gekommen?
Nicht große Politik, wie die Ostverträge
von 1970 oder die KSZE-Ergebnisse von
1972 bewegte, sondern der massenweise
Exodus der kleinen Leute aus der Ihnen zur
Fremde gemachten Heimat im polnischen
Machtbereich in den Jahren 1987 – 1989
veranlasste einen Bewusstseinswandel.
In den siebziger Jahren mussten zehntausende Deutscher in der damaligen
Volksrepublik Polen mehrmals die Ablehnung ihrer Ausreiseanträge hinnehmen.
Andere hofften, mit einem Touristenvisum
in die Freiheit zu gelangen. Die Öffentlichkeit im Westen nahm kaum wahr, welchen
jahrzehntelangen Druck, Schikane und Bedrohung für Leib und Leben die Deutschen
im polnischen Machtbereich erdulden mussten. Trotzdem begannen die Deutschen in
Oberschlesien Anfang der 80er Jahre wider
alle Hoffnung den Weg der Freiheit.
Zunächst trafen sie sich in kleinen Gruppen, lasen Gedichte und sangen Lieder in
deutscher Sprache. Das fand Nachahmer.
Der polnischen Geheimpolizei blieb das nicht
verborgen. Sie beobachtete diese Gruppen
und schlug manche Imitatoren krankenhausreif. Doch inzwischen hatten sich Tausende dieser Bewegung im Stillen angeschlossen. Die Repressalien wurden rigoroser. So dass viele keine Chance für ihre
deutsche Identität sahen, wenn sie in der
Heimat blieben. Im November 1987 lehnte
das polnische Innenministerium die Zulassung der Deutschen Sprache im Schulunterricht für Oberschlesien ab. In anderen
Teilen Polens war dies jedoch genehmigt.
Offizielle Ausreiseanträge in den Westen
wurden sehr oft verweigert oder erst nach
zigfachen Wiederholungen und jahrelanger
Zermürbung genehmigt.
Laut Statistik des Bundesausgleichsamtes Bad Homburg kamen 1987 48.419
Aussiedler aus Polen, 1988 waren es
Schlesische Nachrichten 4/2008
140.226 und 1989 250.340 Personen und
1990 nochmals 133.872. In der Zeit von 1950
bis 1989 kamen 1.372182 Aussiedler davon
allein 557.977 Personen aus Oberschlesien.
Das Deutsche Fernsehen brachte monatlich, später wöchentlich, Zahlen und Aussiedlerberichte. Diese wurden auch von den
Mitteldeutschen in der DDR gesehen und
löste Nachdenken und Mut zur Nachahmung
aus. Im Sommer 1989 konnten wir diese
Auswirkung zum ersten Mal in den Fernsehberichten aus Ungarn über die DDRÜbersiedler miterleben.
1988 wurde Aussenminister Genscher
von uns auf die diskriminierende Lage der
Deutschen in Oberschlesien aufmerksam
gemacht. Dort hatte ein gewisser Johann
Kroll und seine Mitstreiter Unterschriften für
die Zulassung eines Vereins der Deutschen
(bis zum Kanzler-Kohl-Besuch 250.000 !!!)
gesammelt. Nach jahrelangen gerichtlichen
Auseinandersetzungen kam die Genehmigung, gerade als wir im April 1990 als erste Busgesellschaft aus dem Westen in Gogolin O/S waren. Die Freude der Deutschen
war groß, aber auch der Schrecken am
nächsten Tag. Am Bahnhof war in polnischer
Sprache hingesprayt: „Schlagt sie alle tot,
die deutscher Wurzeln“. Damals konnten wir
miterleben welch unbeschreibliche Hoffnung
die Deutschen auf Rückkehr zum „Reich“
(= Deutschland) hatten und später – wie verzweifelt diese waren, als deutsche Politik sie
zu wenig unterstützte. Es fehlte am Einfühlungsvermögen, dafür wurde um so mehr
Verständnis von deutscher Regierungsseite für Polen verkündet.
Heute sollen noch rund 300.000 Deutsche in Oberschlesien leben, wovon etwa
80. – 100.000 im Westen arbeiten, was zu
Lasten der Familien geht. Bei der letzten
Volkszählung haben sich über 150.000 als
Deutsche und über 170.000 als Oberschlesier bekannt.
Wir meinen, dass der Prozess der Deutschen Einheit ihren Ursprung bei jenen wenigen mutigen Männern um Johann Kroll,
Erich Schmidt und ihren Mitstreitern hat.
Aber weder am jeweiligen Tag der Deutschen
Einheit noch bei anderen Gelegenheiten
wurde dieser Männer und Frauen gedacht.
Es wäre daher unhistorisch und unwahrhaftig, wenn dieses Fanal der Deutschen Einheit nicht bei dem Projekt des
Deutschen Bundestages „Einheits- und Freiheitsdenkmal“ seine Würdigung fände. Wir
würden uns freuen, wenn auch Sie dieses
Bestreben tatkräftig unterstützen. Ihre kurze Bestätigung wäre ein Zeichen gegen das
Verschweigen.
Für die Delegierten der Landsmannschaft Schlesien im Regierungsbezirk
Oberfranken: Hartmut Zurek
Geantwortet haben bisher Thomas Silberhorn
CSU, Hartmut Koschyk CSU mit Weiterleitung an
Minister Bernd Neumann (MdB, CDU) und Antwort von ihm am 27. 12. 2007, Horst Friedrich
FDP, Anette Kramme, SPD und per e-mail Elisabeth Schwarzenberg, Die Grünen (nur Weihnachtsgruß). Keine Antwort bis jetzt von CSU-MdBs
von und zu Gutenberg und Dr. h.c. Michelbach,
sowie SPD-MdBs Petra Ernstberger und Dr. C.
C. Dressel, sowie von Staatssekretär Dr. J. Wuermeling und W. Thierse sowie Th. de Maiziere
Schlesische Nachrichten 4/2008
LYRIK
9
DER
Wir freuen uns, dass Dr. Werner Gille uns sein Gedicht „Der Flüchtlingstransport“ zur Erstveröffentlichung überlassen hat.
FLÜCHTLINGSTRANSPORT
In der Stadt regierten Partei und Militär
Bauten Panzersperren, Artilleriestellungen aus
Legten Sprengladungen in die Brücken
Frauen, Kinder, Greise durften die Stadt verlassen
Männer nur auf Krücken
Wir fürchteten uns vor der Sowjetmacht
Für uns bedeutete sie ewige Nacht
Als der Donner der Geschütze zu hören war
Nahm meine Mutter mich an der Hand
Steckte den Hausschlüssel ein
Legte noch einmal die Hand auf die Wohnungstür
Dann liefen wir dick vermummt querfeldein
Auf der Straße gerieten wir bei Schneesturm und Eiseskälte
In einen Flüchtlingstreck hinein
Vor uns ein Bauernwagen, hinter uns ein Pferdegespann
Blieben erschöpft wir stehen
Kamen die Pferde dicht an uns heran
Wir gingen langsam, Schritt um Schritt
Stolperten, rangen um Atem
Hatten einen Rodelschlitten, ein Fahrrad mit
Voll mit Koffern, mit Taschen bepackt
Schoben und zogen auf vereisten Straßen
Unsere letzten Sachen.
Waren überall Fremde, wohin wir kamen
Standen nach Tagen und Nächten vor einem Transportzug mit
Güterwagen
Am Bahndamm lag zurückgelassenes Gepäck
Und Menschen, die der Krieg zerfetzt
Ein Offizier sagte knapp: Ihr kommt auf der Straße in die Kämpfe
hinein
Die Front ist nur noch 30 Kilometer weit weg
Also steigt ein
Eine Mutter mit Kind paßt noch hinein
Das Gepäck bleibt draußen
Aus Platzgründen muß das so sein
Unsere Sachen blieben an den Gleisen stehen
Meinen Schulranzen durfte ich mitnehmen
Schulzeugnisse waren darin
Waschzeug, ein Pullover, ein Hemd, zwei Paar Strümpfe, Unterwäsche
Mein liebstes Buch: „Der deutsche Wald und seine Tiere“
Ich habe es später getauscht, gegen ein Brot und Äpfel, viere
Mutter hielt eine Handtasche und ihren Rucksack fest
Das war alles, was uns geblieben, das war der Rest
Wir zwängten uns in einen Waggon hinein
Fanden Platz an der Seitenwand
Eiskalte Luft durch die Ritzen drang
Und den eine Handbreit offenen Spalt an der Tür
Wir hatten keine Gedanken dafür
Wir dachten an meinen Vater
An unser Heim und ob dort wohl schon wären gezogen die Russen
ein
Vierzig Flüchtlinge waren um uns herum
Keiner redete, apathisch waren sie, müde, stumm
Plötzlich, ohne Signal, begannen die Räder zu rollen
Dunkelheit. Kein Kerzenlicht. Kälte
Wir schliefen im Sitzen ein, lehnten uns gegeneinander
Waren nur noch zwei Heimatlose inmitten anderer
Am Himmel Mondlicht und Sterngefunkel
Um uns herum alles dunkel
Am Tage kein Vogel sang, wo wir hinsahen Schnee
Tagesration Drei Scheiben Brot, drei Schluck Tee
Der Zug hielt. Der Lokführer gab mir ein Zeichen
Mit ein paar Tropfen Wasser aus dem Kessel der Lokomotive
Konnte ich mir nach Tagen Gesicht und Hände waschen
Ich fühlte mich wie neu geschaffen
Grau war der Himmel, vereist das Land
In der Nähe der Gleise ein endloser Treck Flüchtlinge stand
Sie wollten in die Waggons hinein
Der Zugbegleiter nahm eine Maschinenpistole zur Hand
Schrie: Nein
Wir fuhren weiter. Im Westen verblaßte die Sonne
Im Zug herrschte Schweigen. Es gab keine Hohen, keine Niedrigen mehr
Hier waren nur hilflose Menschen, was gestern war
Schien ein Jahrhundert her
Jeder war mit sich und seinen Gedanken beschäftigt, saß da,
Wartete ab, was geschah
Der Zug hielt. Ein Mann sprang aus dem Waggon. Er mußte wohl
mal ..
Der Zug fuhr an, der Mann rief, rannte dem Zug hinterher
Stürzte im Schnee
Seine Frau schrie, flehte, tobte
Wir hielten sie fest
Im Flüchtlingstransport gilt Kriegsgesetz
Nachts hielt der Zug wieder an
Keiner wußte warum. Die Lokomotive wurde abgekoppelt
Verschwand
Keiner uns sagte, was bevorstand, wo wir uns befanden
Schnell stellte sich heraus
Welchen Charakters die Einzelnen waren
Manche weinten, manche flehten, manche beteten, manche
schimpften
Manche blieben stumm, manche rannten um die Waggons herum
Wer weggehen wollte, konnte gehen, wer blieb blieb
Auch so etwas gibt es mitten im Krieg
Eine Hochschwangere schluchzte
Ein alter Mann redete begütigend auf sie ein
Wenn dein Kind kommt, sind wir wieder daheim
Wir hofften, dass Hilfe kam
Wenn feindliche Tiefflieger und Bomberpiloten uns sahen
Konnten wir nur noch sagen: Amen
56 Stunden hatte der Zug auf den Gleisen gestanden
Wieder war es Nacht
Wir lebten, waren nicht im Grab
Flüchtlinge
Nicht kriegswichtiges Transportmaterial
Eher störend, eine Last, weder geliebt noch gehaßt
Für Truppentransporte waren die Gleise frei
Wir wurden ausrangiert, umgeleitet, abgestellt
Im Wald, mitten im Feld, am Rand einer Stadt
Manchmal kamen ein paar Helfer
Brachten Suppen und Brot
Es linderte eine Weile die Not
An einem Waldrand hielt der Zug wieder an
Soldaten kamen an die Waggons heran
Fragten, woher wir kämen, wie lange wir schon unterwegs
Gaben uns Brote, ließen uns hoffen
Gingen in ihre Schützengräben zurück, legten sich in Erdlöcher
hinein
Stunden noch, Tage, dann würden sie Frontstellung sein
Warten auf Gottes Gnade, auf Tod oder der Gefangenschaft Not
Der Flüchtlingstransportzug fuhr an
Die Soldaten winkten, wir winkten zurück
Hielten sie die Rote Armee auf
War das unser Glück
10
LYRIK / LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Ein Trupp russischer Kriegsgefangener
Taumelte dicht an den Gleisen vorbei
In verschlissenen Uniformen, abgemagert
In den Augen Hunger, Erschöpfung, Sorgen
Waren das Stalins blutrünstige Horden?
Morgen werden sie unsere Herren sein
Irgendeiner sagte das
Ich erschrak, fing an zu weinen
Eine Frau sah den Mann angstvoll an
Weißt du, was mit uns passiert
Wenn der Iwan uns kassiert
Alle hatten Angst vor den Russen
Wenn wir von Soldaten hörten
Was die Sowjets unter Krieg führen verstehen
Dachten wir, unsere Herzen bleiben stehen
Schlesische Nachrichten 4/2008
Sonderstempel
und Briefmarken zu den Themenbereichen
Vertreibung, Schlesien, berühmte Schlesier und
Ostdeutschland
Heute: Postkarte von 1900
In der nächsten Ausgabe: Postkarte von 1900
Aus der Sammlung Michael Ferber
In Cottbus der Zug im Bahnhof hielt
Nach einer Zeitung ich lief, las
Unsere Heimatstadt vernichtet, alles Leben erloschen
Sechs Wochen Straßenkämpfe, dann kam das Ende
Der Wehrmachtsbericht sprach von siegreichem Widerstand
Der erst nach dem Verschuß der letzten Patrone schwand
Ein Schlag, ein Würgegriff, ein neuer
Leben glüht aus im Eisesfeuer
Den völlig Armen dieser Welt
Sind wir nun zugesellt
Vom Krieg geschlagen
Verloren was Eltern, Vorfahren geschaffen, erwarben
Heimatlos
O welches Los
Goebbels im Radio wir hörten:
Die Siegesdenkmäler in der Welt wir errichten
Unsere Feinde wir vernichten
Der Führer ist unser Garant
Bei der letzten, der entscheidenden Schlacht
Der Sieg bleibt in unserer Hand
Jeder kämpfe an seinem Platz
Wo er kämpft schlägt Deutschlands Herz.
Tote Pferde, umgestürzte Fahrzeuge lagen im Schnee
Unser Zug rollte daran vorbei
Uns tat alles weh
Es gab nicht viel Worte über die Leiden
Wir hatten die Augen weit offen
Nichts von dem Grauen der Flucht blieb verschlossen
Im Frieden lebten wir in Oasen des Glücks
Hießen willkommen jeden Tag mit freudigem Blick
Jetzt beschämt, geschlagen, verloren, in alle Winde zerstreut
Voll mit Gram, mit Zorn, mit Trauer, mit Entsetzen
Noch tiefer kann nur Schande verletzen
Wer schuldig, wer unschuldig
Wer fragt schon danach
Jetzt wird summarisch verfahren
Die Deutschen vertrieben in Scharen
Ich hab das gehört im Rollen der Räder
Meine Mutter hielt sich fest an mir
Auch fremde Leiber mich pressten
Es tat nicht weh
Einen Hauch Wärme gab es mir
Im Waggon war es kalt
Nicht nur nachts um vier
Mit geschlossenen Augen
Auf den Waggonbrettern ich lag
Wachgerüttelt von Weinen und Schnarchen, vom Rollen der Räder
Von eisiger Zugluft, Kindergeschrei
Ich war dabei
Ich weiß, was im Osten Deutschlands
Wirklich geschah
Kurz bevor der Krieg zu Ende war
Werner Gille
Deutsche Reichspost. Postkarte
Besichtigungsfahrt
durch Sachsen-Anhalt
Vorn 7. bis 12. Juli 2008 führt die Heimatgruppe Habelschwerdt die 9. Besichtigungstour in Mitteldeutschland
durch. Das Quartier ist im Kloster Helfta, das in der Nähe
von Lutherstadt Eisleben liegt. Vorgesehen sind Besichtigungen in der Lutherstadt Eisleben, des EuropaRosariums in Sangershausen, das Gradierwerk in Bad
Kösen, das Sonnen-Observatorium in Goseck, Naumburg an der Saale und die Burg Querfurt – alles sehenswerte Besichtigungsziele! Die Grafschafter Busfirma Alfons Krahl hat sich wieder bereiterklärt, die Hin- und Rückfahrt, sowie die Fahrten zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten zu übernehmen.
Interessenten melden sich bitte umgehend bei Werner Taubitz, Brucknerweg 4, 58802 Balve, Tel.
02375/9184827. Sie erfahren dann die Einzelheiten der
Mitteldeutschland-Reise.
Schlesische Nachrichten 4/2008
LANDSLEUTE
Erfolgreicher Jahreswechsel
der Schlesier in Hamburg
Von li.: Birgit Schnieber-Jastram, OIe von Beust, Willibald J. C. Piesch in Alt-Bielitzer Tracht
aus Ostschlesien mit Steiger-Tschako für den verstorbenen Johannes Kauczor, Alfred Hoika
mit OS-Banner und Helga Brenker in Pommerscher Frauentracht (Kloster Bellbuck)
In traditionsreichen Weihnachtsfeiern der
LM Schlesien, des OS-Heimatvereins
und der LG Hamburg, einer gut besuchten „OS-Brauchtumsstunde“ mit dem
„Ostpreußen- und Pommernchor“, war der
Neujahrsempfang im Rathaus medienmäßig das „non plus ultra“ unserer
Landsmannschaft. Nicht nur zeigte der
NDR Hamburg unsere Abordnung in
Trachten und mit dem OS- und Ostpreußen-Banner, sondern ließ auch Ratspräsident W. J. C. Piesch recht ausführlich
bei den Glückwünschen zum Neujahr an
die Bürgermeister Ole von Beust und Birgit Schnieber-Jastram (CDU), mit Biedermeierstrauß und 24 Glücksschweinchen
als symbolische Zahl für den 24. Feber,
der Bürgerschaftswahl 2008, zu Wort kommen: „Herr Bürgermeister, wir hörten, Sie
wollen eine Koalition mit den Grünen eingehen?“ Und man spürte förmlich ein „unausgesprochenes Signal“, welches dann
in einer CDU-Veranstaltung am 5. Januar 2008 in Wiesbaden bestätigt wurde! Im
Ausklang dieses Empfanges sang man unser „Glück auf!“ und gedachte so unseres am 26. Dezember 2007 verstorbenen
Johannes Kauczor aus Gleiwitz, der uns
wie alljährlich in Steigeruniform begleitet
hätte. ( ... )
Landespressereferat der LM
der Oberschlesier Hamburg
Auch Oberschlesier ruhen in fremder Erde
Vor einigen Jahren plante ich, meinen Urlaub in Dänemark zu verbringen. Mein
Freund, den ich noch aus der Heimat kenne, bat mich telefonisch, den Deutschen
Soldatenfriedhof Esbjerg aufzusuchen
und dort das Grab seines Schwagers zu
fotografieren. Nach einigen Tagen des Urlaubs habe ich den Deutschen Soldatenfriedhof aufgesucht. Diese Anlage
war sehr gut
gepflegt und
es herrschte
dort eine völlige Ruhe.
Wenn ich einen solchen
Friedhof besucht,
so
überkommen
mich
verschiedene
Gedanken,
zumal
ich
selber auch
Foto: Florian Mierzwa
Soldat war.
Ich fing an, nach dem Grab zu suchen
und fand das gesuchte Grabkreuz. Auf diesem waren zwei Namen. Ich nehme an,
dass es aus Platzersparnis für zwei Gräber angelegt wurden. Nach genauer Betrachtung des Grabsteines fiel mir das
Sterbedatum auf. Der Krieg ist am 8. Mai
1945 beendet worden. Das Sterbedatum
auf dem Kreuz war aber der 25. Juli 1945,
das Geburtsdatum der 25. November
1918. Meine Annahme war, dass der
Schwager meines Freundes verwundet
war, ebenso der zweite Soldat, sie lagen
in einem Lazarett und sind an den Folgen
der Verwundung gestorben.
Als ich meinem Freund die Bilder geschickt habe, fragte ich ihn wegen des
Sterbedatums. Dieser erklärte mir, dass
sein Schwager den Krieg überlebt hat, wurde aber wie viele andere deutsche Soldaten zu einem Minenräumkommando eingeteilt und durch eine Mine ums Leben gekommen ist. Ich weiß nicht ob es nach der
Haager Landkriegsordnung zulässig ist,
Kriegsgefangene für solche „Aufgaben“ zu
11
Reisebericht
des DFK Hindenburg
Seniorenfahrten gehören beim Kreisvorstand des DFK Hindenburg zur Tradition.
Auch diesmal war Adelheid Sklepinski, die
Vorsitzende des Kreisvorstandes, Organisatorin und Reiseleiterin der Fahrten. 102
DFK-Mitglieder nahmen an den beiden
Busreisen teil. Ziel war es, die Teilnehmer
mit der deutschen Kolonisation im 12., 13.
und 14. Jahrhundert zu unterrichten und
die deutsche Sprache zu pflegen. In deutscher Sprache wurde die Geschichte
Schlesiens und besonders die Role der Piastenherzöge Heinrich des Bärtigen und
Heinrich des Frommen sowie der Heiligen
Hedwig als Gemahlin Heinrichs des Bärtigen präsentiert. Die Deutschen wurden
nach Schlesien gelockt und waren keine
Eroberer. Es wurden sehr viele Orte und
Dörfer nicht nur in Schlesien sondern auch
östlicher nach Deutschem Recht gegründet. Ujest, Leschnitz, Buchenhöh,
Krappitz, Dobrau, Zülz, Neustadt, Wildgrund und Oberglogau standen auf dem
Reiseplan. Außer mittelalterlichen Dorfgründungen besichtigten die DFK-Mitglieder auch das imposante Frühbarockschloss der Grafen von Gaschin, den Erbauern der Kalvaria auf dem Annaberg und
die prächtige Schlossruine in Dobrau, die
sich im Aufbau befindet. Das Mittagessen
und eine Stunde Freizeit genossen die Senioren in Wildgrund. Der anschließende
Gesang deutete auf die Zufriedenheit der
Teilnehmer über die Fahrt in guter Atmosphäre hin.
Werner Czakai (Reiseleitung)
verwenden? So wie dieser Soldat noch
sein Leben geopfert hat, so ist es mit Sicherheit noch vielen anderen passiert.
Dass diese Angabe auf Wahrheit beruht,
bestätigt die mir vorliegende Fotokopie des
Bescheides des Internationalen Roten
Kreuzes in Genf.
Auf diesem Soldatenfriedhof ruhen 272
Soldaten, Opfer des Zweiten Weltkrieges.
Einige Grabsteine haben weibliche Vornamen, ich nehme an, dass es sich hier
um Wehrmachtshelferinnen oder Krankenschwestern handelt.
Bei weiterer Betrachtung der Grabinschriften fiel mir eine größere Anzahl von
typisch oberschlesischen Namen auf,
aber auch Namen, die in Niederschlesien
vorkommen.
So haben viele Schlesier auf verschiedenen Kriegsschauplätzen das Leben verloren. Dieses wenigstens am Volkstrauertag zu erwähnen wäre angebracht, zumal seit dieser Zeit über 200 Kriege in aller Welt mit vielen Millionen Toten statt gefunden haben.
Auch in dieser Zeit opfern junge Soldaten im Kampf ihr Leben, nicht auszuschließen ist, dass auch deutsche Soldaten das gleiche Schicksal ereilen kann.
Florian Mierzwa
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KULTUR
Neue Wissenschaftler am Oberschlesischen
Landesmuseum in Ratingen (Hösel)
Das neue Jahr ist noch jung, doch das Mitarbeiterteam des Oberschlesischen Landesmuseums blickt mit vielen interessanten Vorhaben – und jetzt auch mit personeller Verstärkung – voller Elan nach vorn.
Dazu der Leiter Dr. Stephan Kaiser:
„Gleich drei neue wissenschaftliche Kräfte ergänzen das Team. Die Unterschiede
in Herkunft und Ausbildung erlauben uns,
die breite Aktionspalette im In- und Ausland erheblich zu erweitern und optimal abzudecken“.
Die „Neuen“ im Museumsteam
Dr. Jolanta Rusinowska-Trojca ist eine
Fachkraft, die ihr Studium sowohl in Polen an der Schlesischen Technischen Universität in Gleiwitz als auch in Deutschland
an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn absolvierte. Die Architektin und Kunsthistorikerin wurde 1970 im
oberschlesischen Hindenburg geboren. Sie
ist bestens vertraut mit Fragen zu schlesischer Städtegeschichte und -planung, die
auch im Mittelpunkt ihrer Promotion in
Kunstgeschichte standen. Zuletzt war sie
als wissenschaftliche Mitarbeiterin am
deutsch-polnischen Institut für Neue Industriekultur INIK in Forst (Lausitz) mit der
Erfassung und Revitalisierung postindustrieller Kulturlandschaft in der Euroregion
Spree-Neiße-Bober in Deutschland und in
Polen befasst. Am Oberschlesischen Landesmuseum wird sich ihr Wirkungsfeld nun
besonders auf die Zielregion der Woiwodschaft Schlesien richten, um dort die Kontakte mit polnischen Partnern für künftige
Kooperationsvorhaben zu betreuen.
Holger Seifert wurde 1979 in Dresden
geboren. Dort hat er auch sein Studium der
Neueren und Neuesten Geschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Informatik mit dem Magisterabschluss absolviert. Berufserfahrungen sammelte Seifert
bereits als Praktikant am Erich Kästner-Museum in Dresden, in der EDV-Abteilung des
Deutschen Historischen Museums, Berlin
und zuletzt als Wissenschaftlicher Volontär im Arithmeum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seine besonderen Kenntnisse der Informationstechnologie führten ihn schon bis in die VerDas Wissenschaftliche Team des Oberschlesischen Landesmuseums
Von links nach rechts: Holger Seifert M.A., Milena Iskrzycka, Dr. Jolanta Rusinowska-Trojca, Dr. Susanne Peters-Schildgen, Dipl. theolog. Gregor Ploch, Stiftungsdirektor und Museumsleiter
Dr. Stephan Kaiser
einigten Arabischen Emirate (Emirat Abu
Dhabi), wo er als Dozent junge Menschen
auf diesem Gebiet unterrichtete. Jetzt profitiert das Oberschlesische Landesmuseum
von Seiferts technischem Know-how. Dabei wird er auch seine Herkunftsregion
Sachsen als Achse zwischen West und Ost
nicht aus dem Blick verlieren: Seine Forschungen im Rahmen seiner Magisterarbeit über die deutsch-polnischen Verhältnisses am Beispiel der geteilten Stadt Görlitz 1945-1989 kommen ihm dabei sicherlich zugute.
Der Dritte im Bunde ist Gregor Ploch,
geboren 1977 im oberschlesischen
Rybnik. Er ist der erste Wissenschaftliche
Volontär im Höseler Museum. Ploch hat sein
Studium der katholischen Theologie in
Münster, Salzburg und in Wien absolviert.
Zuletzt war er in Wien als Doktorand für den
Forschungsbereich Geschichte Schlesiens in der Neuzeit unter Berücksichtigung
der konfessionellen Verhältnisse tätig und
schließt derzeit seine Promotion im Fach
Kirchengeschichte ab. Plochs Forschungsschwerpunkte liegen in der Geschichte Schlesiens im 19./20. Jahrhundert
mit dem Schwerpunkt Oberschlesien. Sein
besonderes Interesse gilt dem heutigen polnisch-tschechischen Grenzgebiet – einer
Region, die auch zum Interessengebiet des
Oberschlesischen Landesmuseums gehört.
Er wird deshalb besonders die deutsch-polnisch-tschechischen Beziehungen im
Blick haben. Sein ehrenamtliches Engagement als Vorsitzender der Gemeinschaft für deutsch-polnische Verständigung
ist dafür eine gute Voraussetzung. Diese
Initiative für Jugendliche und junge Erwachsene aus Deutschland und Polen widmet sich dem kulturellen Austausch. Im
Mittelpunkt stehen dabei die Geschichte,
Literatur und religiöse Kultur Schlesiens als
wichtige Brückenlandschaft zwischen beiden Nationen.
Schlesische Nachrichten 4/2008
Erweiterte Perspektiven
Mit dieser breiten personellen Konstellation können nun viele weitere interessante und abwechslungsreiche Projekte in Angriff genommen werden. Im Mittelpunkt des
Jahres 2008 steht ein doppeltes Jubiläum:
Am 11. März 1983 wurde das Oberschlesische Landesmuseum in Anwesenheit des
damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau eröffnet. Mit der Einweihung
des großen Museumsbaues begann dann
vor 10 Jahren eine neue Ära. Beide Jubiläen greift die große Ausstellung „Ein zehnfach interessantes Land“ auf, die vom 22.
Juli bis zum 5. Oktober 2008 gezeigt wird.
Um diese zentralen Ereignisse ranken sich
zusätzliche interessante Ausstellungsvorhaben, so zur Oder als Lebensader Schlesiens, zum Thema Fußball in Oberschlesien und zu zeitgenössischer Textilkunst aus
der Zielregion. Ausdruck der langjährigen
und bewährten Zusammenarbeit zwischen
dem Oberschlesischen Landesmuseum
und dem Kreis Mettmann ist die große
Kreiskunstausstellung. Auch die Präsentation des Jahres 2008 (19.10. –
23.11.2008) verspricht einen interessanten
Querschnitt aus dem breiten Spektrum
künstlerischer Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten von Künstlerinnen
und Künstlern des Kreises. Johann Wolfgang von Goethe schrieb Anfang August
1790 aus Schlesien nach Weimar: „Seit Anfang des Monats bin ich nun in diesem
zehnfach interessanten Lande“, das „ein
sonderbar schönes, sinnliches und begreifliches Ganzes macht. Ich werde viel
zu erzählen haben“. Dieser Vielfalt widmet
sich das Oberschlesische Landesmuseum
besonders im Jubiläumsjahr 2008 und darüber hinaus mit einem ansprechenden und
abwechslungsreichen Ausstellungs- und
Veranstaltungsprogramm, mit dem ein
möglichst breites Publikum angesprochen werden soll.
Oberschlesisches Landesmuseum, Bahnhofstr. 62, 40883 Ratingen (Hösel), e-mail:
[email protected] / Internet: www.oslm.de, geöffnet: Dienstag – Sonntag, 11 – 17 Uhr
Natürlich Oder Ein Grenzfluss wird neu entdeckt
Oberschlesisches Landesmuseum in
Ratingen (Hösel): 10. Februar – 20. April
2008
Die Oder gilt als die Lebensader Schlesiens. Sie entspringt im mährischen Odergebirge bei Kozlau im heutigen Tschechien
und durchfließt das Land von Südosten
nach Nordwesten. Nach 912 km mündet
der stark mäandrierende Tieflandstrom bei
Stettin in die Ostsee. Ihr Einzugsgebiet
umfasst 119.000 qkm.
Bereits im Altertum wurde die Oder zum
Zwecke der Fischerei oder des Fährbetriebes befahren. Erste Versuche der Verbesserung der Oderschifffahrt lassen sich
für das 16. Jahrhundert unter König Ferdinand I. nachweisen. 1669 wurde der Friedrich-Wilhelm-Kanal eröffnet, der die
Oder mit der Spree und damit Schlesien
mit Berlin verband. Aber erst Friedrich der
Große führte umfangreichere Ausbaumaßnahmen an der Oder durch. Er ließ den
Flusslauf begradigen. 1874 begann der geregelte Ausbau der Oder zum Großschifffahrtsweg. Diese vielen Gesichter der Oder
hat der international erfahrene Expeditionsfotograf Willy Sinn aus den unterschiedlichsten Perspektiven festgehalten. Seit den 1990er Jahren nimmt der aus
Würzburg stammende Fotograf an ExtremExpeditionen auf allen Kontinenten teil. Mit
der Kamera hält er die Menschen und die
HISTORISCHES
Schlesische Nachrichten 4/2008
Augusta-Hospital
Historischer Text von 1929
Breslau: Augusta-Hospital des
Vaterländischen Frauenzweiges
Das Mutterhaus vom Roten Kreuz, „Augusta-Hospital“ Breslau, wurde am 13. Mai
1875 vom Vaterländischen Frauenverein
vom Roten Kreuzes Breslau-Stadt gegründet. Die ersten Schwestern fanden in
einer Mietswohnung Aufnahme, deren
Räume aber bald zu eng wurden. Bald
wurde ein freundliches Haus, inmitten von
Gärten, an der Promenade gemietet, das
bis zur Errichtung des Augusta-Hospitals
1885/86 das Mutterhaus der Schwestern
blieb.
Die Schwestern wurden zunächst in anderen Krankenanstalten ausgebildet, so in
der Krankenanstalt Bethanien, dem Kloster der Elisabethinerinnen und besonders
im Städtischen Allerheiligenhospital, in
dem noch heute auf der chirurgischen Abteilung und Ohrenstation Augustaschwestern arbeiten.
Gütige Spender ermöglichten dann die
weitere Entwicklung des Mutterhauses und
besonders die eigene Krankenpflege-
Natur in ihrer Vielfalt fest. Seit 2003 macht
er seine Fotografien der Öffentlichkeit zugänglich.
schule im eigenen Hospital, das nach seiner hohen Protektorin, der hochseligen
Kaiserin Augusta, „Augusta-Hospital“ genannt wurde. Die Schwestern hießen hinfort „Augustaschwestern vom Roten
Kreuz“.
Haben die Schwestern in den ersten
Jahren meistens Privatpflege geleistet, so
beschränkte sich die Tätigkeit bald immer
mehr auf Krankenhäuser und Kliniken. Ein
rühriger Vorstand und Frau Oberin Johanna Urbschat, die 33 Jahre der Anstalt
vorstand, sorgten und schafften für die
Fortentwicklung der Schwesternschaft und
des Hospitals, und aus dem kleinen „Augusta-Asyl“ hatte sich nach der Übersiedlung in das eigene neue Hospital bald
eine Musteranstalt entwickelt, deren
Geist auf tief religiöser Grundlage beruht.
Die Schwesternschaft wuchs, die
Außenstationen vermehrten sich. Es kam
immer mehr Nachfrage um Schwestern,
und die Arbeitsgebiete erstreckten sich
nicht nur auf Nieder- und Oberschlesien,
sondern weit über die Heimatprovinz hinaus.
Bei Einführung der staatlichen Prüfung
für Krankenpflegerinnen wurde das Augusta-Hospital staatlich anerkannte Krankenpflegeschule.
Als Mutterhaus vom Roten Kreuz gehört die Schwesternschaft dem Verbande Deutscher Mutterhäuser vom Roten
Kreuz an (früher Verband deutscher Krankenpflegeanstalten vom R. K.) und seine
Schwestern tragen für die Preußen bestimmte Tracht und das seit kurzem als
allgemeines Verbandsabzeichen für alle
Schwestern vom Deutschen Roten Kreuz
anerkannte und gesetzlich geschützte
Haubenband mit dem Roten Kreuz auf weißem Feld.
Nach Jahren stetiger Fortentwicklung
und reichster Inanspruchnahme kam die
Kriegszeit, die alle Anforderungen, Aufgaben und Pflichten mehr als verdoppelte. Die Mobilmachungsorder, die auch un-
13
seren Mutterhäusern galt, nahmen alle mit
dem tiefen Ernst der patriotischen Begeisterung auf. Die Augustaschwestern,
aktive wie Hilfsschwestern, haben, getreu
der Tradition ihres Mutterhauses, im Heeressanitätsdienst die hohen vaterländischen Aufgaben in aufopferungsvoller Hingabe erfüllt, die auf allen Kriegsschauplätzen oder daheim verlangt wurden. Ihre
Leistungen bleiben ein helles Blatt in der
Geschichte unseres Mutterhauses.
Der Krieg mit seinem traurigen Ende,
die schwere Nachkriegszeit, gingen an
Mutterhaus und Schwesternschaft nicht
spurlos vorüber. Aber der in Anstalt und
Mutterhaus einfach und liebevoll gepflegte Geist hat den Stürmen widerstanden; wo fremder Einfluss eine Lücke
riss, wurde sie bald durch neue strebende Kräfte geschlossen.
Der Vaterländische Frauenverein vom
Roten Kreuz Breslau-Stadt, bisher Gründer und Träger von Mutterhaus und Hospital, musste sich allerdings durch die Not
der Zeit, durch die trübe wirtschaftliche
Lage gezwungen, entschließen, seine
Anstalt auf tragfähigeren Boden zu stellen und übergab am 1. Oktober 1920
schweren Herzens sein Augusta-Hospital
und seine Schwesternschaft an den Provinzverband der Vaterländischen Frauenvereine vom Roten Kreuz der Provinz
Niederschlesien. Ein beiderseitiges treues Zusammengehörigkeitsgefühl ist aber
geblieben und überdauert auch die Zeit.
Nach 33 jähriger Amtszeit als Oberin trat
Frau Oberin Johanna Urbschat in den Ruhestand. Sie war den Schwestern allezeit
eine wirkliche liebevolle Mutter, wie es Mutterart ist, für sich bescheiden, in tiefgläubigem Sinn für die ihr anvertrauten
Schwestern gesorgt hat. Sie alle danken
es ihr mit treuer Anhänglichkeit.
Der Provinzverband, nunmehr Träger
der Anstalt, erkannte es als seine vornehmste Pflicht und Aufgabe, die Existenzmöglichkeiten für Mutterhaus und
Hospital zu festigen und zu sichern. Er tut
dies nicht nur in persönlicher Fürsorge für
die Schwesternschaft, sondern auch, in
dem er die Einrichtungen des Mutterhauses und Hospitals verbessert und Neueinrichtungen trifft, soweit Kräfte und Mittel
es ihm erlauben. Er hat dafür in seiner
Schwesternschaft die treuesten und fröhlichsten Mitarbeiterinnen.
So wurde im Herbst 1926 eine Villa im
Vorort Carlowitz-Breslau angekauft und als
Altersheim behaglich-freundlich eingerichtet. Frau Oberin Urbschat und einige
alte Schwestern verleben ihren Feierabend
dort. Ein fröhlich-harmonischer Geist
waltet im Mutterhaus und Hospital und diese Harmonie wird unterstützt durch die einsichtsvolle, ebenfalls vom Geist des Roten Kreuzes durchdrungene Ärzteschaft
des Hospitals, die nicht nur ernste Anforderungen in der Arbeit stellt und in den
Schwestern die treu bewährten Mitarbeiterinnen achtet, sondern auch frohe Feste
im Mutterhause mitfeiert.
Ein schöner Fest- und Feiertag ist stets
das Jahresfest des Mutterhauses im Mai.
>>>
14
HISTORISCHES
Schlesische Nachrichten 4/2008
>>>
Als ein besonders festlicher Tag ist die Erinnerung an das 50 jährige Jubiläum, das
1925 gefeiert wurde, und mit goldenen Lettern in die Geschichte festgehalten wurde.
Am Jahresfest ist es üblich, in einem
Festgottesdienst etwaige Jubiläumsschwestern besonders auszuzeichnen
und zu ehren. Nach 25 Dienstjahren erhalten die Schwestern die Initialen des
Mutterhauses zum Silberkreuz und alle
Schülerinnen, welche die satzungsgemäße Ausbildungs- und Probezeit abgelegt
haben, werden feierlich eingeführt. Dem
Mutterhause gehören zur Zeit 210
Schwestern, Hilfsschwestern und Schülerinnen an, die außer im Mutterhaus auf
49 Außenstationen tätig sind. Im Ruhestand leben 1 Oberin und 8 Schwestern.
Auf die berufliche Erziehung und Ausbildung der Schwestern wird ganz besonderer Wert gelegt, für ihre Fortbildung
wird bestens gesorgt.
Die Satzungen und Bedingungen des
Mutterhauses, 1926 umgearbeitet, gewährleisten eine gute Versorgung für
Gegenwart und Zukunft, Alter und Invalidität, so weit dafür überhaupt Sicherheit
gewährleistet werden kann. Das Mutterhaus ist mit seinen pflichtversicherten
Schwestern Mitglied des Schwesternversicherungsvereins vom Roten Kreuz.
Im Aufbau, in der Entwicklung, im Leben und Streben des Mutterhauses, der
Anstalt überhaupt, ruht eine hohe Summe von hingebungsvoller Arbeit, von
warmer Begeisterung und hochgemuter
Polen und die Vertreibung
Die letzte polnische Regierung in Warschau
war gegen das „Zentrum gegen Vertreibung“, diese selbe Regierung war gegen
die Ausstellung „Erzwungene Wege“ und
setzte die Inhaber der polnischen Leihgaben unter Druck, diese Leihgaben zurück
zu holen nach Polen. Hier muss man sich
die Frage stellen, hat Polen Angst, dass eines Tages die Wahrheit über die Vertreibung
an die Öffentlichkeit gelangt?
Als am 22. Juni 1941 der Krieg gegen
die damalige Sowjetunion begann, von diesem Tage an beharrte Stalin auf die so genanten Curson-Line. Auf der Konferenz von
Teheran wurden noch keine Beschlüsse gefasst, aber was sagte Herr Churchill auf dieser Konferenz, die Heimstatt des polnischen
Staates und der polnischen Bevölkerung
müssen zwischen der Curson-Linie und der
Oder liegen unter Einbeziehung Ostpreußen und der Provinz Oppeln in den Bestand Polens. Die endgültige Grenzziehung
erfordert jedoch eine sorgfaltige Prüfung
und eine mögliche Aussiedlung der Bevölkerung an einigen Stellen.
Schon im Juli 1943, bei einem Besuch
des damaligen Ministerpräsidenten der polnischen Exilregierung Stanislaw Mikolajczik in Moskau, stellte dieser an Stalin die
Frage, welche polnische Westgrenze die
Sowjetregierung anerkennen werde und
Stalin antwortete: „Wir werden die NeißeLinie anerkennen“. Stalin wusste zu diesem
Zeitpunkt noch nicht, dass es drei verschiedene Neißen gibt. Einmal die Glatzer
Neiße, die Wilde Neiße und die Lausitzer
Neiße. Der polnische Ministerpräsident war
jedenfalls über diese Zusage hoch erfreut.
Auf der Konferenz von Jalta berichtete Stalin, Roosevelt und Churchill über dieses Gespräch mit dem polnischen Ministerpräsidenten und hier sprach Stalin dies erste mal
von der westlichen Neiße also der Lausitzer Neiße. Churchill zweifelte daran, ob es
klug sei die polnische Westgrenze an die
Neiße zu verlegen. Er stimmte zwar zu, dass
die Westgrenze ins deutsche Reich rein verlegt werden müsse. Weiter sagte Churchill,
es wäre ein Jammer, wenn man die polnische Gans derartig mit deutschem Futter
mästen würde, dass sie an Verdauungsstörungen einginge. Churchill dachte zu diesem Zeitpunkt auch daran, dass nach diesem Vorschlag etwa neun Millionen Deutsche umgesiedelt werden müssen. Auch
Roosevelt war gegen eine Verschiebung der
Westgrenze Polens bis zur West-Neiße.
Schon im Anschluss- Kommunique von Teheran heißt es, die drei Regierungschefs erkennen an, dass Polen im Norden und im
Westen einen bedeutenden Gebietszuwachs erhalten soll. Die endgültige Festlegung der Westgrenze zu Polen wird bis
zur Friedenskonferenz aufgeschoben.
Noch vor der Potsdamer-Konferenz haben
die Sowjets ohne Zustimmung Amerikas
und Englands das gesamte deutsche Gebiet östlich der Neiße der polnischen Verwaltung übergeben. Die West-Alliierten stellten dabei die Frage, wie sollen wir die Reparationsfrage regeln, wenn ein Teil
Deutschlands schon verschwunden ist. Stalin daraufhin, die westliche Grenzfrage ist
noch offen und die Sowjetunion fühlt sich
nicht gebunden. Stalin rechtfertigt sich weiter, man habe das Gebiet den Polen zur Verwaltung übergeben, weil alle Deutschen geflohen seien. An die Deutschen, die im Mai
1945 in die Heimat zurück kehrten, dachte er nicht und auch nicht daran, dass Tausende an Oder und Neiße festsaßen, weil
Polen die Grenze abgeriegelt hatte.
Churchill verwies darauf, dass, ausgehend
von den Grenzen von 1937, Deutschland
fast um ein Viertel seines nutzbaren Bodens
beraubt wurde.
Viele Heimatvertriebene sind noch heute der Meinung, die wilde Vertreibung wurde auf der Potsdamer-Konferenz vom 17.
Juli bis 2. August 1945 beschlossen und
dies ist falsch. Im Berliner-Protokoll steht
geschrieben: „Die drei Regierungschefs bestätigen erneut ihre Ansicht, dass eine endgültige Festlegung der polnischen Westgrenze aufgeschoben wird.“
Hier liegt der Hase begraben; so lange
die Westgrenze nicht festgeschrieben
durch die Siegermächte ist, so lange hätte es keine Vertreibung aus den Gebieten
jenseits von Oder und Neiße geben dürfen.
Liebe zum Roten Kreuz. Aufrichtig herzlich sei allen Augustaschwestern dafür gedankt. Viele, die einst in enger Beziehung
zum Hause standen, ruhen schon von ihrem Schaffen und Wirken aus. Die Erinnerung an sie alle bleibt unter uns lebendig und im Geiste bleiben wir ihnen dankbar verbunden. Die Grundidee des Roten
Kreuzes birgt einen tiefversöhnlichen
Sinn. Wohl uns, wenn es uns gelingt, ihn
durch unsere Arbeit zur Auswirkung zu
bringen.
aus: Verband Deutscher Mutterhäuser vom
Roten Kreuz (Hg.): Bilder und Beiträge aus
der Geschichte des Verbandes Deutscher
Mutterhäuser vom Roten Kruez. Rhemia
Verlag. Th. T. Braun. Düsseldorf 1929.
An der wilden Vertreibung tragen auch
die West-Alliierten eine große Mitschuld,
es war auf der 21. Sitzung des AlliiertenSekretariats beim Kontrollrat am 16. November 1945, als sie der Aussiedlung der
Deutschen aus Schlesien zustimmten. Was
wurde festgelegt: Überführung in humaner Weise, Beförderung mit der Eisenbahn
oder Dampfer auf 3 Routen: Stettin – Lübeck über See, Stettin – Bad Segeberg per
Bahn, Kohlfurt – Mariental und Alversdorf
per Bahn. Es wurde festgelegt: 3.000 pro
Tag in 2 Zügen, eine weitere Route war
Kohlfurt – Friedland. Der Beginn für die ersten beiden Routen wurde auf den 20. Februar 1946 festgelegt. In Kohlfurt wurde
eine britische Repatriierungsstelle eingerichtet. Die Züge sollten von polnischen
Wachen begleitet werden. Auch die Mitnahme von Gepäck, Bettzeug und
Küchengerät einschließlich Bargeld bis
500,– RM war geregelt. Verpflegung für drei
Tage, ärztliche Fürsorge und verschiedenes andere war in dieser Vereinbarung festgelegt. Doch der Pole richtete sich nicht
danach.
Mit der schrittweisen Übernahme
deutscher Städte und Dörfer begann die
wilde Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Auch von ärztlicher Fürsorge war
nichts zu spüren, ich selbst hatte durch
einen Schlag mit dem Gewehrkolben an
den Kopf eine Platzwunde. Diese konnte
erst im Transport notdürftig, soweit es
möglich war, verbunden werden und
ärztliche Hilfe bekam ich erst auf dem Weg
von Demmin nach Neuenhagen durch eine
sowjetische Ärztin.
Manfred Form
LITERATUR:
„Das Flüchtlingslager Mariental (1945 –
1947)“ und die „Vertriebenentransporte aus
Schlesien (1946 –1947)“ herausgegeben
von der Gemeinde Mariental und des Landkreises Helmstedt.
Über den Zustand der Vertriebenentransporte aus den polnischen Gebieten konnte ich mich an Hand von Unterlagen in den
verschiedenen Archiven überzeugen. Seit
zwei Jahren beschäftige ich mich mit dem
Thema „Umsiedler in der damaligen sowjetischen Besatzungszone“.
Schlesische Nachrichten 4/2008
DE LIBRIS / MUNDART / TERMINE
Bugeismachen und Toafelnfoahrn
Merr hoatten scheene Noachmittage gehoabt. Glei noachm Essen naus uffer Mielenteich und Schlittschuh loofen. Aber jitze fing doas Eis oan zu tauen. Doa koam
dan Grußen eier Kupp, doas werr kennten Bugeis machen. Der Michalski Richard
wusste, wu’s Eis oam besten bricht. Doas
woar oan der uffnen Stelle oam Einloof eier
Mihlenschacht. Als er geprieft hoatte ob’s
Eis noch trägt, rief er uns zu: „Stelt euch
hier amoal nebeneinander uff, die Kleenen
und die Mädel zwischener Grußen, und foasst euch oalle oan. Und jitze looft amoal
vom Luche weg und troampelt tichtig uff.“.
Ehe wir noch richtig eim Gleichschritt woar’n, kriggten wir Befehl, umzudrehn. Das
ging a poarmoal so. Uff eemaol goabs an
Krach. Das Eis hoatte an Sprung gekriegt.
Der Richard hieß uns oanhalten und kuckte, wo der Sprung lief. Dann soagte er:
„Eenmoal kenn’ wer noch.“ Weil’s schunn
abissel gefährlich woar, muchten wir nich
mehr so feste ufftreten. Das gefiel dem Richard nich, und er schimpfte: „So wird
doas nisch! Doa missen werr’s anders machen. Mikasch-Paue loff amoal nieber uff
euern Hof und hull uns amoal ene Axt und
eene Stange, die ihr under die Wäscheleine stellt.“ Als ich die Sachen uff’s Eis gebruocht hoatte, goab er die Stange dem
Thiele Fredel und fing selber oan dem
Sprunge noach eenmoal hin und her ins Eis
zu hacken. Dann sullten die Grußen noch
amoal Bugeismachen. Und richtig, wir
kunnten merken, wie’s Eis anfing, sich zu
biegen. Doa liefen wir schnell uff’er Teichrand zu.
Bluß der Fredel noahm die andre Richtung. Er stellte sich uff doas Sticke, woas
als Toafel oabrechen sullte. Der Richard
hoalf mit der Axt abissel noach, und der
Fredel toat mit seim ganzen Gewicht tichtig wuchten. Weil aber noch immer nischt
abbroach, mußte ich wieder uff’er Hof l oofen und und an dicken Knippel hulln, den
werr zum Woagenspoannen brauchten.
Bis ich wieder uff’m Eise woar, hoatte der
Richard een Luch ins Eis gehauen. Dao
kaom doas Spoannhulz rein und zwee
Gruuße mussten im Takt mit Fredels Wuchten hebeln. Der Sprung goab wieder Teene von sich, aber er ging nich uff. Apoaar
Waoghoalsige wullten dem Fredel helfen.
Der Richard aber ließ sie nich nieber. Er
wullte lieber noch een Luch hacken.
Als durte der Hebel oangesetzt wurde,
broach die Scholle aob. Der Fredel ließ
schnell die Wäschestütze ins Woasser und
balancierte sich aus. Inzwischen toat die
Streemung ihre Wirkung und noahm die
Scholle mit uff’er Einloof vom Mihlenschacht zu. Der Fredel stocherte amoal uff
der eenen und dann uff der anderen Seite und steuerte die Toafel oan’er Toamm.
Apoar von uns liefen uff’m Toamme zu
sei’m Oanlegeploatze und schrien und
klatschten. Die meisten fingen a Stickel hin
wieder oan, Bugeis zu machen. Der Richard hoalf mit der Axt noach. Andere hebelten schunn aon ee’m neuen Luche.
Wieder andere hoatten sich Stangen gehullt und bruohte sich in Stellung, wo vielleicht wieder eene Toafel oabbrechen
kunnte.
Kleine Geschichte Schlesiens
in 8. Auflage erschienen
Mittlerweile in der 8. Auflage erschienen
ist Helmut Neubachs „Kleine Geschichte
Schlesiens“. Sie beinhaltet nicht nur einen
historischen Überblick über die Besiedlungsgeschichte und politische Zugehörigkeitsgeschichte Schlesiens, sondern auch einen
Überblick über die Geschichte der Schlesier in und
außerhalb Schlesiens nach
1945. Ergänzt wird das Heft
durch Listen der Kultur- und
Forschungsinstitute
in
Deutschland, kirchlicher Gemeinschaften, der Begegnungsstätten im heutigen
Polen und der schlesischen
Nobelpreisträger sowie ein
umfassendes Schrifttumsverzeichnis und Personenregister.
Helmut Neubach wurde 1933 in Grottkau/OS geboren. Er studierte Geschichte
und Slawistik in Bonn, Marburg, Berlin und
Mainz und war u. a. 1982/83 Stipendiat der
Deutschen
Forschungsgemeinschaft
(DFG) für die Edition des Tagebuchs des
Grafen Franz v. Ballestrem. Außerdem war
er Mitglied u. a. der Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen (1962,
1990 – 2005 im Vorstand), der Historischen
Kommission für Schlesien
(1969) und des J. G. HerderForschungsrates (1974). Am
27. Januar 2008 wurde Helmut Neubach 75 Jahre alt.
Zitat: „Der Autor hat die riesige Fülle des Stoffes auf 25
Druckseiten darzustellen gewusst, sprachlich so geformt,
dass man der Darstellung
mit der Freude am lebendigen
Fortgang des Berichteten
folgt, überschaubar gegliedert, genau und doch nicht
trocken gelehrt, das ist schon
bemerkenswert, das ist nicht alltäglich…
Was mich an der Darstellung besonders
freut: Sie ist nicht irgendwie ideologisch
verfärbt, sie steht im Dienste der Wahrheit
– sei sie gelegen oder ungelegen.“
Studienprofessor Dr. Alois M. Kosler, SN
15
Es dauerte ooch goar nich lange, daoa
woar’n die Toafelfoahrer zu dritt uff der uffnen Stelle. Aber es woar enge, und man
kunnte seh’n, wie se sich miehen mussten,
doas Gleichgewicht zu halten. Uff eemoal koam Geschreie uff. Der Boartsche Rudolf woar von seiner Toafel oabgerutscht.
Bis under die Oarme eim Woasser,
platschte er mit Oarm’n nd Bee’n uffer Toamm zu. Eener hielt ihm seine Stange entgegen und zog ihn oan Land. Doas Woasser
lief oan ihm runder und er schlotterte. Der
Richard wuste, woas neetig woar. Er rief:
Hullt amoal die Boartschen, sie sull mit eener Decke kumm. Und du, Mikasch-Pauer, loof amaol schnell nieber uffer Hof und
mach die Kuhstoaltiere uff. Durt bring ich’er
Rudolf hin, doass er’s derweile woarm hoat.
Horst Mikasch
TERMINE
LM Schlesien / BdV Herne
17. Februar 2008, 15.30 Uhr: Mitgliederversammlung des BdV Herne, Haus Voss, Mülhauser Str. 1, Herne-Constantin
2. März 2008, 15.30 Uhr: Schlesischer „Summersunntig“ und Mitglieder-Versammlung der
LM Schlesien mit dem Tanzenden Kreis Hohenlimburg (Trachtengruppe) und dem KreativKreis Herne, außerdem Frühjahrs-Bingo, Haus
Voss, Mülhauser Str. 1, Herne-Constantin. Infos beim Vorsitzenden Hans-Peter Mann, Tel.
02323/24901
24. Februar 2008, 11 Uhr: Katholische Messe für Heimatvertriebene und Aussiedler, Kirche St. Antonius, Fürstenplatz, Gemeinde:
Helmholtzstr. 42, Düsseldorf
2. März 2008, 11 Uhr: Sommersingen im Clemens-Sels-Museum am Obertor in Neuss, Trachten-Tanz-Keis Djonathan
8. März 2008, 15 Uhr: 350-Jahr-Feier Kurfürst
Johann Wilhelm II. „Jan Wellem“ (1658 – 1716),
Gerhart-Hauptmann-Haus, Eichendorff-Saal,
BdV Kreisverband Düsseldorf.
www.bdv-duesseldorf.de
Schlesischer Kulturkreis München
27. Februar 2008: Skiwinter im Riesengebirge – mit vielen z. T. seltenen Bildern
Jeweils 14 Uhr. Ort: Rhaetenhaus München, Luisenstr. 27. Eintritt frei! Freiwillige Spende erbeten! Zur Finanzierung des Saales wird um
einen gewissen Verzehr gebeten!
Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa e. V.
Berlin
22. Februar 2008, 19 Uhr: Landeskundliche
Wanderungen im Reichenauer Zipfel und Isergebirge (um 1940) und Riesengebirge. Mit Original-Lichtbildern (um 1940) und aktuellen Dias.
Referent: Dr. rer. nat. Dietrich Hanspach, Ortrand. Bürgertreff im S-Bahnhof Berlin-Lichterfelde West, Hans-Sachs-Str. 4 e. Eintritt frei!
www.ostmitteleuropa.de
TERMINE HAUS SCHLESIEN
24. 2. 2008 – Vortrag zu Herbert Volwahsen. Dorothee Volwahsen stellt das Werk
und die Biographie des Künstlers vor. Beginn des Vortrags ist um 15 Uhr.
10. 2. – 13. 4. 2008 – Aquarelle und Acrylbilder von Ursula Kalkbrenner. Die Malerin zeigt die schlesische Landschaft und das
Rheinland.
Museum für schlesische Landeskunde im
HAUS SCHLESIEN, Dollendorfer Str. 412,
53639 Königswinter-Heisterbacherrott
VERMISCHTES / TERMINE / ANZEIGEN
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Bilder zurückzugeben
Schlesische Nachrichten 4/2008
Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638
Diese zwei Bilder zeigen eine junge Dame, die ich 1945 in Habelschwerdt kennengelernt habe. Ihr Name ist Hilda Hornig, Strehlen, Nimptscher Str., Bruchhausel. Ich möchte über die Landsmannschaft der Dame oder Ihren Angehörigen die Bilder zurückgeben. Herzlichen Dank für Ihre Zuschriften an die Landsmannschaft.
Erich Busch, Lorch/Rhein
Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer
TERMINE
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der Landsmannschaft Schlesien
im Haus Schlesien
Postfach 15 01 32, 53040 Bonn,
Tel.: 02 28/23 21 54 (AB/24 Std.)
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag:
15.00 bis 17.00 Uhr
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achten! Auskünfte/
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Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e. V.,
vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.
Die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. – Bundesleitung – im Internet:
www.schlesien-Lm.de
Texte und Redaktion: Dr. Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich
das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290,
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Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei
Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.
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Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis:
Einzelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufenden Jahres für
das kommende Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen. Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher können nur zurückgeschickt
werden und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet werden, wenn ausreichend Rückporto beiliegt. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder.
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Übersetzer für die polnische Sprache
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Tel.: 02 28 – 97 37 958
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Urkundenbeschaffung, Ahnen- und Familienforschung
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