Zum Husten des Pferdes

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Zum Husten des Pferdes
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Zum Husten des Pferdes
Dr. C. A. Bingold
Pferdeklinik Großostheim
Bingold - Berens - Rödiger - Richter
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Hustenerkrankungen der Pferde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Warum Husten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Entzündliche Atemwegserkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
SAID . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
RAO
..................................................................... 5
IAD
...................................................................... 5
Infektionserkrankungen mit Husten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Influenza . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Herpes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Warum Husten zu Beginn der Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Schleimproduktion aber kein Nasenausfluß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Warum helfen bei chronischen Hustern die Medikamente nicht . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Warum Allergisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Diagnostik bei Lungenerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Adspektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Auskultation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Perkussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bronchoskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
BAL (Broncho-Alveoläre-Lavage) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sekretanlyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bakteriologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Blutgasanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Allergietest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Digitales Röntgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lungenfunktionstest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ultraschall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Eliminierung von organischem Staub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schleimlöser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bronchodilatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kortison . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Antibiotika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Inhalation, Atemmasken und Dosier Aerosole (MDI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lungenspülung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Desensibilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Autovaccine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Alternativmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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©2003 Dr. C.A. Bingold
Das Copyright liegt bei Dr. C. A. Bingold. Eine Weiterverbreitung, Verarbeitung gleich welcher Art
und der Nachdruck ist abgesehen vom persönlichen Eigengebrauch nicht gestattet. Der Autor
übernimmt ausdrücklich keine Haftung für aus diesen Seiten abgeleitete Maßnahmen, für
angegebene Dosierungen, Nebenwirkungen oder Schäden in Folge der Anwendung von Präparaten
oder Maßnahmen. Die Dosierung ist im Einzelfall zu prüfen. Die Präparate dürfen nur von Tierärzten
angewandt werden. Die Zulassung der Präparate für das Pferd ist im Einzelfall zu prüfen. Nicht für
das Pferd und für die jeweilige Indikation zugelassene Medikamente anzuwenden ist strafbar.
V300103
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Hustenerkrankungen der Pferde
Warum Husten
Der Husten ist der Wachhund der Lunge. Er paßt auf , daß nichts in die Lunge gelangt, was
nicht hineingehört. Was z. B. nicht in die Lunge gehört, ist Schleim, Staub, Pollen, Reizgase
oder Futterbestandteile beim Verschlucken,..... Der Hustenreiz basiert auf einer Reizung von
Nerven. Liegen die Nerven im wahrsten Sinne des Wortes blank, wie bei einer akuten
Schädigung der Schleimhaut, genügen schon geringe Reize, um Husten zu verursachen. Liegt
eine lang anhaltende Verschleimung vor, dann hat sich die Lunge oft schon an den
Reizzustand gewöhnt und der Husten wird flacher. Der Husten ist dann nicht mehr so
„bellend“ wie in akuten Fällen und es bedarf häufig stärkerer Reize, um ihn auszulösen. Wenn
diese Gewöhnung eintritt, läßt der Husten nach oder verschwindet, obwohl eine Erkrankung
vorliegt die im Hintergrund weiter schwehlt.
Normale Luftröhre am Eingang zur Lunge (Aufzweigung des Bronchialbaums)
Schleimansammlungen in der Luftröhre
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Definitionen
Seit einer internationalen Konferenz im Jahr 2000 in Michigan, USA hat sich die Einteilung
und Bezeichnung der Lungenerkrankungen des Pferdes geändert. Die Begriffe COPD und
SAID sind verschwunden und dafür gibt es jetzt RAO und IAD.
COPD: Chronic Obstructive Pulmonary Disease - chronisch obstruktive Erkrankung der
Lunge
SAID: Small Airway Inflammatory Disease - Entzündliche Erkrankung der kleinen
Atemwege
RAO: Recurrent Airway Obstruction - wiederkehrende Atemwegsobstruktion
IAD:
Inflammatory Airway Disease - entzündliche Atemwegserkrankung
Entzündliche Atemwegserkrankungen
Entzündliche Atemwegserkrankungen (COPD, SAID, RAO und IAD) können verschiedene
Ursachen haben und treten in unterschiedlichen Schweregraden auf. Je nach Ausmaß der
Erkrankung kommt es zu unterschiedlich starker
1 Schleimproduktion
2 Verkrampfung der Atemwege
3 Schwellung der Atemwege
COPD
(Chronic Obstructive Pulmonary Disease - chronisch obstruktive Lungenerkrankung)
Der bisher gebrauchte Begriff COPD beschreibt eine spezifische, meist mit Rauchen
assoziierte Krankheit des Menschen und deckt das Krankheitsspektrum des Pferdes nicht ab.
Der Begriff COPD sollte daher für die chronischen Lungenerkrankungen des Pferdes nicht
mehr verwendet werden.
SAID
(Small Airway Inflammatory Disease - Entzündliche Erkrankung der kleinen Atemwege)
beschreibt die der IAD verwandte Erkrankung des Menschen und wird für das Pferd nicht
mehr verwandt, da die beiden Krankheitsbilder sich nach neuen Erkenntnissen nicht decken.
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RAO
(Recurrent Airway Obstruction - Wiederkehrende Atemwegsobstruktion)
deckt sich weitgehend mit Dämpfigkeit und betrifft erwachsene Pferde mit
Atemwegsobstruktion, die durch Haltungsumstellung oder Einsatz von Bronchodilatoren
beseitigt oder erheblich gelindert werden kann.
Die RAO hat eine allergische Grundlage. Die Allergie ist aber nur eine Komponente der RAO.
Die Allergene sind meist Schimmelpilzsporen aus Heu und Stroh. Da es sich um einen
allergischen Mechanismus handelt, reicht bei einem Pferd mit RAO auch schon eine geringe
Menge des Schimmelallergens, das sich auch in gutem Heu und Stroh findet, um den
Krankheitsprozeß aufrecht zu erhalten.
Die zweite Komponente ist unspezifisch. Im Zustand der Reizung ist die Lunge nicht nur auf
das spezifische Allergen (Schimmelpilz), sondern auch auf alle anderen Reize, die auf die
Lunge wirken überempfindlich (Reizgase, jeglicher Staub, Endotoxin, sehr kalte Luft,...). Das
Endstadium der RAO mündet in das irreversible Lungenemphysem (Dämpfigkeit).
Das allergische Asthma des Menschen mit starken akuten Anfällen ist beim Pferd sehr selten.
IAD
(Inflammatory Airway Disease - Entzündliche Atemwegserkrankung)
IAD umfaßt alle hustenden Pferde, deren Krankheit nicht auf RAO oder einer Infektion
beruht und bei denen die unteren Atemwege betroffen sind. Dies sind die meisten der im Stall
hustenden Pferde.
Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich hierbei um einen ähnlichen Krankheitsprozeß wie bei
der RAO, nur daß die Allergie fehlt. Es gibt also nur die unspezifische Reizung, was am
ehesten noch mit dem Raucherhusten zu vergleichen ist. Das Ausmaß der Erkrankung ist nicht
so schwer, es handelt sich meist um jüngere Pferde, was aber daran liegt, daß im Verlauf der
nicht ausheilenden Erkrankung eine Allergisierung stattfindet und somit das Geschehen mit der
RAO endet.
Wir sind also wieder da angelangt, wo wir schon einmal waren: Einerseits die Dämpfigkeit
(RAO) und andererseits der Rest des nicht infektiösen Husten (IAD).
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Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei RAO und IAD
RAO Recurrent Airway Obstruction
IAD Inflammatory Airway Disease
(wiederkehrende Atemwegserkrankung)
(entzündliche Atemwegserkrankung)
Nur relativ wenige Pferde
Ätere Pferde
85% der Pferde mit Husten haben IAD
Jüngere Pferde im Training, auch Fohlen
und ältere Pferde
Stallexposition verschlimmert Krankheitsbild
geringgradig bis deutlich aber nicht bis hin
zu erhöhter Atemarbeit (Dampfrinne)
Klinische Symptome (Atemnot,....)
verschwinden wenige Tage nach Umstellung
auf strikte Weidehaltung und kehren binnen
weniger Stunden bis Tage bei erneuter
Umstellung zurück
Allergische Auslösemechanismen
Mäßige bis starke Atemwegsobstruktion
Angestrengte Atmung
Dauer Abhängig von der Haltung
Wiederkehrende Erkrankungsschübe
Deutliche Leistungsbehinderung
Abnorme Atemgeräusche
Multifaktorielle Auslösemechanismen
Geringradige Atemwegsobstruktion
Normale Atmung
Dauer ca 7 Wochen (4-22 Wochen)
Nicht generell wiederkehrend
Keine bis geringe Leistungsbehinderung
wenig oder keine Atemgeräusche
Chronischer Husten
Chronische Entzündung
Bronchitis/Bronchiolitis
Bakterien spielen untergeordnete Rolle
Schleimig-eitriger Ausfluß
Chronischer Husten (nur bei 38%)
Chronische Entzündung
Bronchitis/Bronchiolitis
Bakterien spielen untergeordnete Rolle
Schleimig- eitriger Ausfluß
Infektionserkrankungen mit Husten
An dieser Stelle wird nur auf die beiden wichtigen viralen Husteninfektionen Influenza und
Herpes eingegangen. Es gibt auch noch andere Viren, die beim Pferd Husten verursachen,
deren Bedeutung aber geringer ist.
Neben den viralen Erkrankungen gibt es noch bakterielle Infektionen, wobei hier die
Streptokokkeninfektionen, zu denen auch die Druse zählt, die wichtigste ist. Beim Fohlen
spielen auch andere Keime eine größere Rolle.
Gelegentlich kommt es zu Infektionen mit Lungenwürmern (Dictiocaulus arnfieldi). Der 2,5
bis 7 cm lange dünne Wurm lebt in der Lunge und wird in der Regel nur von Eseln
übertragen. Symptome einer Atemwegserkrankung treten nach der Infektion auf. Die
Aufnahme der abgehusteten Eier erfolgt über das Futter bzw. die Einstreu. Eine entsprechende
Wurmkur beseitigt das Problem.
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Influenza
Influenza ist eine Virusinfektion, die sich als Atemwegserkrankung darstellt (Rötung der
Nasenschleimhaut, wässriger Nasen- und Augenausfluß, trockener, harter Husten, Fieber
sowie Gefahr der bakteriellen Sekundärinfektion (der Schleim wird dann gelb oder grünlich)).
Die Übertragung erfolgt als Tröpfcheninfektion - insbesondere bei hoher Pferdedichte.
Aufgrund der hohen Kontagiosität (Ansteckungsfähigkeit) ist die Gefahr einer schnellen
Ausbreitung gegeben. Ein kräftiger Hustenstoß verteilt die Erreger im Umkreis von 50 Metern
(d. h. ein Pferd im Stall reicht, um den ganzen Stall zu infizieren).
Durch Impfungen können Infektionen verhindert werden oder zumindest werden die Risiken
der klinischen Erkrankungen ganz erheblich gemindert. Aufgrund der stetigen Veränderung
der Viren werden die Impfstoffe kontinuierlich angepasst.
Neben der Grundlage für chronische Hustenerkrankungen kann Influenza zu Herzschäden und
bei besonders schlecht geschützten Pferden auch zu Todesfällen führen.
Auf internationalen Turnieren ist der Influenzaimpfschutz schon seit langer Zeit
vorgeschrieben, was anhand des FEI-Passes kontrolliert wird. Auch auf nationaler Ebene
besteht ab 2000 eine Pflicht zur Impfung für die Startgenehmigung. Die Überprüfung wird
anhand der Impfpässe vorgenommen.
Impfschema
Erstimpfung
2. Impfung nach 4-6 Wochen
Da der Impfschutz nach einem halben Jahr langsam nachlässt und nach etwa einem dreiviertel
Jahr nur noch sehr schlecht ist, sollte regelmäßig halbjährlich nachgeimpft werden. Bei den
neuesten Impfstoffen hält der Impfschutz etwas länger, so daß die Wiederholungsimpfung
auch bis zu 9 Monate effektiv zu sein scheint.
Die Grundimmunisierung erfolgt ab einem Alter von 5 Monaten
Relevanz: Dringend zu empfehlen
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Herpes
Das Herpesvirus tritt in verschiedenen Formen auf: Für die Präventive von Bedeutung ist das
EHV-1- und das EHV-4-Virus:
EHV-1 ist verantwortlich für:
1. Atemwegserkrankungen: Fieber, klarer Nasenausfluß sowie Gefahr der Lungenentzündung
mit sekundären bakteriellen Infektionen (gelber bis grünlicher Ausfluss).
2. Aborte (Fehlgeburt)/ lebensschwache Fohlen
3. Nervenerkrankungen (Enzephalomyelitis): klinische Erscheinungen sind recht
unterschiedlich von milder Bewegungsstörung (Ataxie) bis zur Lähmung mit Todesfolge.
EHV-4 ist verantwortlich für:
Atemwegserkrankungen, jedoch im allgemeinen milder als EHV-1 und auf den oberen
Respirationstrakt beschränkt.
Sowohl EHV-1 als auch EHV-4 verstecken sich nach der Erstinfektion lebenslang im Körper
und können bei einer Schwächung des Immunsystems oder während anderer Krankheiten
wieder zum Vorschein kommen. Man muß davon ausgehen, daß in jedem Bestand
Herpeserreger lauern.
Die Übertragung erfolgt als Tröpfcheninfektion bzw. bei Aborten auch über Fruchtwasser und
Nachgeburt. Als Virusreservoire werden nicht sichtbar infizierte Pferde verantwortlich
gemacht.
Durch die Impfung werden die Viren besonders während Streßsituationen in Schach gehalten
und können dadurch nicht so leicht zur Erkrankung führen. Die Risiken einer klinischen
Erkrankung werden zumindest sehr stark gemindert.
Impfschema:
Erstimpfung
2. Impfung je nach Impfstoff nach 1- 2 Monaten
Wiederholungsimpfungen alle 6 Monate
Eine Erstimpfung erfolgt im Alter von 5-6 Monaten. Bei starkem Infektionsdruck kann ab dem
dritten Monat geimpft werden.
Zur Verhütung eines Abortes werden trächtige Stuten im 5., 7. und 9. Monat geimpft.
Relevanz: Zum Schutz der eigenen aber auch der anderen Pferde des Bestandes sehr
empfehlenswert.
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Häufig gestellte Fragen zum Husten:
Warum Husten zu Beginn der Bewegung
Viele Pferde husten beim ersten Antraben ein oder zweimal ab. Bei diesen Pferden findet sich
meist eine geringe Schleimansammlung in der Luftröhre, die durch die verstärkte
Luftbewegung beim intensiveren Atmen durch das Antraben in Bewegung gerät und damit
einen Hustenreiz auslöst. Ist diese Schleimansammlung abgehustet (wird abgeschluckt) tritt
kein erneutes Husten mehr auf.
Schleimproduktion aber kein Nasenausfluß
Solange die Schleimproduktion eine gewisses Ausmaß nicht überschreitet, sieht man keinen
Nasenausfluß, da der am Kehlkopf ankommende Schleim abgeschluckt wird. Erst wenn
erhebliche Mengen Schleim produziert werden, läuft auch die Nase. Dies ist vergleichbar mit
der Situation bei den intensiveren Rauchern. Auch diese husten, sind verschleimt und zeigen
keinen Nasenausfluß.
Warum helfen bei chronischen Hustern die Medikamente
nicht
Solange die Ursache nicht abgestellt wird, können Medikamente nur das Schlimmste
verhindern oder die Krankheitssymptome lindern. Die Ursache ist der auf die sowieso schon
empfindlichere Lunge der RAO oder IAD erkrankten Pferde einwirkende Reiz vor allem durch
organische Stäube. Da auch Allergene bei der RAO eine Rolle spielen, reichen bei diesen
Pferden schon geringste Mengen oder wenige Atemzüge, um sich den Reiz für die Fortsetzung
der Erkrankung zu holen bzw. den Kreislauf zu unterhalten. Deswegen hilft auch das
Anfeuchten des Heues nur bedingt. Wird der externe Antrieb für den Kreislauf der Erkrankung
nicht unterbrochen, läßt sich auch der Kreislauf nicht unterbrechen.
Warum Allergisierung
Nach einer Infektion dauert es 6 bis 8 Wochen, bis das geschädigte Schleimhautepithel wieder
seine volle Integrität und Widerstandsfähigkeit erreicht hat. In dieser Zeit können Allergene
leichter mit Immunzellen in Kontakt kommen und eine Allergie auslösen. Auch der
Reinigungsmechanismus der Lunge ist erst nach dieser Zeit wieder voll funktionsfähig, sofern
ihm die Möglichkeit der vollständigen Heilung gegeben wird (keine erhöhten externen Reize).
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Diagnostik bei Lungenerkrankungen
Neben den Lahmheiten sind Lungenprobleme für unsere Pferde immer noch die größte
gesundheitliche Bedrohung. Leider entwickeln sich die schon als üblich zu bezeichnenden
geringgradigen Atemwegsprobleme der Stallpferde vom lästigen sporadischen Husten über
leistungsbehindernde Zustände hin zur irreversiblen Dämpfigkeit.
In Hinblick auf Diagnostik und Therapie ist die Zeit nicht stehen geblieben. Was in der
Humanmedizin möglich ist, ist prinzipiell auch in der Pferdemedizin machbar. Die
Krankheitsbilder des Pferdes sind denen des Menschen sehr ähnlich, aber nicht gleich zu
setzen. Das Pferd dient in manchen Bereichen inzwischen als Modell für Lungenerkrankungen
des Menschen. Die chronischen Lungenerkrankungen der Pferde (RAO und IAD) sind dabei
jedoch nicht dem Asthma gleichzusetzen, sondern eher den Berufserkrankungen von
Arbeitern, die organischem Staub ausgesetzt sind (Baumwollfabriken, Tabakverarbeitung,...).
Wenn man das Wissen für die Therapie nutzen will, muß man eine entsprechende Diagnostik
vorausschicken. Die moderne Diagnostik ist aber zum Teil aufwändig und dadurch teuer.
Im folgenden eine Auflistung der Untersuchungsmethoden bei Lungenerkrankungen der
Pferde.
Adspektion
Hierunter versteht man die Betrachtung des Patienten. Wie sieht die Atemcharakteristik aus?
Liegt eine entspannte Atmung vor oder muß sich das Pferd bereits anstrengen, um die Luft aus
der Lunge wieder herauszubekommen? Besteht der Zustand schon so lange, daß sich eine
Dampfrinne gebildet hat?
Kosten und Aufwand: gering
Nutzen: Basisdiagnostik
Auskultation
Das Abhören der Lunge mit einem hochwertigen Stethoskop zur Beurteilung von
Atemgeräuschen ist immer noch die Basis der Untersuchung. Durch eine Atemstimulation
kann der Luftstrom erhöht und die sonst oft nicht hörbaren Atemgeräusche beurteilbar
gemacht werden. Dazu werden dem Pferd entweder die Nüstern zugehalten, bis es in Atemnot
gerät, oder ein Medikament gespritzt (Lobelin), das diese Atemnot chemisch simuliert. Welche
Methode auch immer - man muß den Pferden klar machen, daß sie "tief durchatmen" sollen.
Kosten und Aufwand: gering
Nutzen: Basisdiagnostik
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Perkussion
Durch Abklopfen der Lunge können Felder, die nicht mehr beatmet werden, lokalisiert
werden. Weit häufiger spürt man Bereiche auf, die wegen einer Einengung der Atemwege
durch einen Atemwegskrampf oder wegen einer Verlegung durch Schleim nicht mehr entleert
werden können und einen trommelartigen lauten Schall abgeben. Außerdem wird die Größe
und Kontraktionsfähigkeit der Lunge beurteilt. Im Verlauf der Erkrankung verliert die Lunge
ihre Elastizität, womit das perkutierbare Lungenfeld größer wird.
Kosten und Aufwand: gering
Nutzen: Basisdiagnostik
Bronchoskopie
Die Bronchoskopie, besonders die Videobronchoskopie, ermöglicht eine direkte Beobachtung
des Zustandes der Atemwege. Beurteilt werden können Verschleimungsgrad und Qualität des
Schleimes sowie der Reizzustand der Luftröhre und der großen Bronchien. Außerdem kann
man zu einem gewissen Grad den Aufblähungszustand der Lunge feststellen. Während der
Bronchoskopie können unter Sichtkontrolle Schleimproben zur Analyse entnommen werden.
Über die Sekretanalyse kann man gut zwischen RAO und IAD einerseits und andererseits den
verschiedenen Schweregraden unterscheiden.
Kosten und Aufwand: mittel
Nutzen: hoch
Blick durch das Endoskop in die Lunge
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Schleim in der Luftröhre
Schleimprobenentnahme mit Katheter
BAL (Broncho-Alveoläre-Lavage)
Die Weiterentwicklung der Schleimentnahme aus der Luftröhre mit dem Bronchoskop ist die
BAL. Sie ist die akkurateste Methode, um festzustellen, was auf zellulärer Ebene in der Lunge
abläuft. Ziel ist es, Zellen aus den tieferen Abschnitten der Lunge herauszuspülen und diese zu
analysieren. Dem Pferd wird dabei unter lokaler Betäubung mit Hilfe eines speziellen
Schlauches (Bivona, USA) eine Spülflüssigkeit in einen abgesiegelten Lungenabschnitt
verbracht und wieder herausgezogen. Das Ganze klingt etwas gefährlich und unangenehm,
was es in der Realität aber nicht ist. Die Prozedur ist zwar aufwändiger als eine
Bronchoskopie, aber für das Pferd mit dieser vergleichbar. Die Art und Anzahl der
herausgespülten Zellen gibt Aufschluß über den spezifischen Entzündungsmechanismus in der
Lunge und erlaubt so sehr gezielt Medikamente zur Therapie einzusetzen. Außerdem kann
man von der Spüllösung eine bakterielle Kultur anlegen, um eventuell vorhandene Keime
aufzuspüren. Gegenüber der Schleimprobenentnahme mittels Bronchoskop ist die BAL
empfindlicher und genauer. Bei Pferden, die noch keine deutliche Schleimproduktion zeigen
aber eine unzureichende Lungenfunktion haben, die sich in einer Leistungsschwäche äußert,
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kann mit der BAL die Ursache diagnostiziert werden. Da die Zellen aus der Lunge und nicht
aus der Luftröhre entnommen werden, ist die Diagnostik auch sicherer.
Kosten und Aufwand: mittel
Nutzen: hoch
BAL Schlauch zur Entnahme der Spülprobe
BAL Schlauch durch den Kehlkopf
Sekretanlyse
Schleimproben können auf den spezifischen Zellgehalt und Produkte, die im Verlauf der
Erkrankung gebildet werden, nach Anfärbung im Labor unter dem Mikroskop beurteilt
werden. Im Hinblick auf die Krankheitsprozesse, die sich gerade in der Lunge abspielen, ist
diese Untersuchung höchst aussagekräftig.
Kosten und Aufwand: mittel
Nutzen: hoch
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Mikroskopisches Bild von Zellen aus BAL Flüssigkeit (die großen dunklen Strukturen in der
Mitte sind eingeatmete Bestandteile und stammen aus dem Heu(!), die runden Gebilde sind
Entzündungszellen)
Bakteriologie
Eine bakteriologische Untersuchung aus Schleimproben ist sehr leicht möglich. Eine gewisse
Keimbesiedlung der Atemwege mit nicht krank machenden Keimen ist sozusagen "normal".
Diese Keime brauchen, da sie nicht an der Erkrankung beteiligt sind, auch in den meisten
Fällen nicht behandelt zu werden. Wichtig bei der Probenentnahme ist, daß das
Untersuchungsmaterial aus den tieferen Atemwegen stammt (Bronchoskopie oder BAL). Aus
den Nüstern oder Nasengängen stammendes Material ist durch äußere Keime verschmutzt und
wenig aussagefähig.
Kosten und Aufwand: gering
Nutzen: häufig nur gering
Blutgasanalyse
Mit Hilfe der Blutgasanalyse kann aus einer arteriellen Blutprobe die Sauerstoffsättigung des
Blutes und die Fähigkeit "Abgase" abzuatmen, bestimmt werden. Damit läßt sich, vor allem
wenn man eine Belastungsprobe durchführt, die Gasaustauschfähigkeit bzw. die
Funktionstüchtigkeit der Lunge ermitteln. Dieser Test läßt sich nur durchführen, wenn in der
Praxis das entsprechende Laborgerät vorhanden ist oder ein Krankenhaus die Probe kurz nach
der Entnahme untersuchen kann, da die Analyse sehr kurz nach der Entnahme durchgeführt
werden muß.
Kosten und Aufwand: mittel
Nutzen: mittel
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Allergietest
Die meisten tiermedizinischen Labors bieten inzwischen die Möglichkeit an, Allergietests auf
der Basis von eingeschickten Blutproben durchzuführen. Der in der Humanmedizin häufig
angewandte Hauttest ist generell auch beim Pferd möglich aber nicht praktikabel. Beide
Untersuchungsmethoden bringen aber bei der RAO des Pferdes letztlich recht wenig, da die
unspezifische Komponente der Erkrankung sehr groß ist und eine Desensibilisierung gegen ein
spezifisches Allergen meist bei dieser Erkrankung nicht funktioniert.
Kosten und Aufwand: mittel
Nutzen: gering
Digitales Röntgen
Da das digitale computergestützte Röntgen wesentlich empfindlicher ist als das herkömmliche
Film/Foliensystem, wird es auch beim Pferd möglich, bei geringer Strahlenbelastung
brauchbare Röntgenbilder der Lunge zu erstellen. Chronische irreversible Schäden lassen sich
dadurch von umkehrbaren Krankheitprozessen eher abgrenzen.
Kosten und Aufwand: mittel
Nutzen: mittel
Lungenfunktionstest
Mit Hilfe von Lungenfunktionstests kann der Grad der Beeinträchtigung der Lungenfunktion
ermittelt werden. Diese Tests fallen in der Pferdemedizin noch immer in den
wissenschaftlichen Bereich, da der instrumentelle Aufwand sehr hoch ist. Nur Universitäten,
die in diesem Bereich forschen, führen solche Untersuchungen durch. Eine vereinfachter
Lungenfunktionstest für die Praxis hat sich auch wegen der geringen praxisrelevanten
Aussagefähigkeit nicht durchsetzen können.
Kosten und Aufwand: hoch
Nutzen: hoch
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Röntgenbild einer normalen Lunge, Arterie und Vene als Doppelstrang deutlich sichtbar
Röntgenbild einer Lunge mit Verschattungsherden, wie sie bei einem Tumor auftreten
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Ultraschall
Die Ultraschalluntersuchung ist vor allem beim Verdacht einer Abszeßbildung (meist beim
Fohlen) oder einer Rippenfellentzündung (Shipping Fever nach extrem langen Transporten)
von Bedeutung. Für die Diagnostik der üblichen Lungenerkrankungen ist sie meist nicht
sonderlich hilfreich. Diese Ultraschalluntersuchung ist nur mit speziellen tiefer in den Körper
eindringenden Ultraschallsonden möglich. Ultraschallköpfe zur Gliedmaßendiagnostik eignen
sich dazu nicht.
Kosten und Aufwand: mittel
Nutzen: bei der normalen chronischen Hustenproblematik gering
Hochgradige Flüssigkeitsansammlung mit Fibrinfaden bei Rippenfellentzündung
Zum Abschluß noch eine Anmerkung
Die einfachste Diagnostik ist eigentlich das Pferd aus seiner mit organischem Staub
überladenen Umgebung herauszunehmen und in eine Offenbox mit Späne oder
Hanfstroheinstreu und Heusilagefütterung umzustellen. Bei den meisten chronischen Hustern
ist selbst ohne weitere Therapie nach wenigen Tagen eine wesentliche Besserung zu bemerken.
Der Tierarzt hat dann nichts mehr zu behandeln und die Ursache der Husterei ist geklärt womit sich auch der Abschnitt "Therapie" der chronischen Lungenerkrankung erübrigen
würde (ich schreib´ ihn aber trotzdem).
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Therapie
Im Folgenden geht es um die Therapie bei chronisch hustenden Pferden bzw. Pferden bei
denen eine RAO oder IAD diagnostiziert wurde. Es geht nicht um Pferde mit einem akuten
Husten z. B. im Zusammenhang mit einer viralen Erkrankung.
Eliminierung von organischem Staub
Die wichtigste Therapie - und ohne diese funktioniert auch jegliche andere oder weitere
Therapie nicht - ist die staubarme oder möglichst staubfreie Haltung. Wenn die Ursache der
Erkrankung nicht beseitigt wird, ist an eine Heilung nicht zu denken. Ursache ist bei der
klassischen RAO aber auch der IAD die Exposition gegenüber organischem Staub. Die
weitaus höchste Konzentration findet sich im Heu - wohlgemerkt auch in qualitativ gutem
Heu. An zweiter Stelle kommt das Stroh und dann erst der übliche Reithallenstaub. Selbst in
einer Offenbox mit qualitativ gutem Heu und Stroh übersteigt die Konzentration der
Schadsubstanz Endotoxin im Staub die Grenze, der Baumwollfabrikarbeiter am Arbeitsplatz
ausgesetzt sein dürfen. Die Arbeiter entwickeln bei höherer Exposition die gleiche Krankheit
wie die Stallpferde. Der Fabrikarbeiter ist aber nur einige Stunden am Tag diesem Staub
ausgesetzt, die meisten Pferde sind es mehr als 23 Stunden. Dies zeigt sehr deutlich, wie
wichtig die Staubreduzierung für erkrankte Pferde ist, denn diese reagieren auf den
organischen Staub ja noch um ein vielfaches empfindlicher. Neben Endotoxin und anderen
unspezifischen Reizstoffen spielen aber wie im vorherigen Artikel ausgeführt Immunreaktionen
auf Pilzsporen eine wichtige Rolle und die sind im Heu ebenfalls in wesentlich größerer Menge
zu finden als im Stroh.
Voraussetzung für eine Heilung ist also die
Entfernung von Heu und Stroh oder
zumindest die gründliche Entstaubung bzw.
Entfernung der reizenden Substanzen. Das
Tränken des Heus bringt nur eine gewisse
Reduzierung, die bei manchen Pferden
ausreicht, aber für viele Pferde ist diese
Methode nicht adäquat. Neben dem Tränken
des Heus (mit der Gießkanne naß machen
reicht nicht) kann man auch eine Heu und
Strohentstaubungsmaschiene (Fa. Lanker,
Schweiz) einsetzen. Der Vorteil liegt im
geringeren Arbeitsaufwand und der
angenehmeren Handhabung. Gerade im
Winter bereitet das Tränken von Heu nicht
unbedingt Freude. Ein weiterer Vorteil liegt
darin, daß neben dem Heu auch das Stroh
entstaubt
werden kann. Für sehr
empfindliche Pferde reicht weder die
Wässerung noch die Entstaubung mit der
Maschine. In diesen Fällen muß die Einstreu
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durch entstaubte Hobelspäne, Hanfstroh oder Papierschnitzel ersetzt werden. Bei der
Fütterung stellt man auf Silage, Heucobs und sauberes unaufgeschütteltes Futterstroh um.
Daß auf frische Luft geachtet werden muß, sollte eigentlich gar nicht erwähnt werden müssen,
aber immer noch werden in vielen Ställen vor allem nachts, wenn kein Mensch den Gestank
ertragen muß, sämtliche Luken verriegelt, damit der Stall schön warm bleibt und die
Schadgaskonzentration entsprechend ansteigen kann. Ammoniak ist ein Reizgas und somit
schädlich. Kalte Temperaturen schaden dem Pferd hingegen nicht, erst bei Temperaturen unter
minus 10 Grad beginnt der Grundumsatz anzusteigen (das heißt erst ab unter minus 10 Grad
beginnt das Pferd zu "heizen"). Pferde die geschoren sind brauchen natürlich eine Decke.
Optimal sind Ställe mit Klappen nach außen (dürfen natürlich nicht geschlossen sein) oder
Haltungsbedingungen bei denen das Pferd an der frischen Luft ist.
Medikamente
Die medikamentelle Therapie der chronischen Lungenerkrankungen des Pferdes setzt an den
drei Grundpfeilern der Erkrankung an: Verschleimung, Atemwegsverkrampfung, Entzündung
und Immunreaktion in den Atemwegen. Eine erfolgreiche Therapie zielt entsprechend der
Diagnostik auf alle drei Komponenten. Je nach individuellem Krankheitsbild werden
unterschiedliche Medikamente und häufig auch Medikamentenkombinationen eingesetzt.
Schleimlöser
Da bei der RAO und IAD immer vermehrt Schleim gebildet wird, und dieser Schleim neben
der Atembehinderung auch wiederum einen Reiz für das Fortbestehen der Krankheit darstellt,
wird man versuchen den Schleim zu lösen, damit er leichter abfließen kann, die
Schleimproduktion zu bremsen und den Abtransport zu beschleunigen.
Zugelassene Substanzen, die diese Funktion teilweise erfüllen, sind Bromhexin (Bisolvon),
Dembrexin (Sputolysin). und Acetylcystein (Equimucin). Als reiner Schleimlöser ist
Acetylcystein beim Pferd sehr wirkungsvoll, sofern es ausreichend hoch dosiert wird.
Acetylcystein kann auch über längere Zeiträume ohne Nebenwirkungen über das Futter
verabreicht werden. Durch Vernebelung von sterilem Wasser oder physiologischer
Kochsalzlösung kann ebenfalls ein guter schleimlösender Effekt erreicht werden.
Bronchodilatoren
Der potenteste Entkrampfer der Atemwege ist Atropin. Wegen seiner starken
Nebenwirkungen kann es aber nicht angewandt werden. Verwandte des Atropin werden in der
Humanmedizin erfolgreich eingesetzt, müssen aber vernebelt direkt in die Lunge gebracht
werden. Ipatroiumbromid Sprays aus der Humanmedizin können beim Pferd über eine
spezielle Atemmaske (evtl. modifizierte Kegelatemmaske mit Spacer) angewandt werden. In
den USA gibt es ein speziell für das Pferd entwickeltes System, das in Deutschland aber nicht
zugelassen ist.
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Die zweite Gruppe der entkrampfenden Medikamente sind die sogenannten ß2-Mimetika, die
ihre Wirkung über eine direkte Stimulation der ß2-Rezeptoren an den Atemwegen erreichen.
Diese Medikamente haben zusätzlich eine positive Wirkung indem sie die Schleimproduktion
verringern, den Schleimabtransport beschleunigen und die Produktion von
Entzündungsbotenstoffen bremsen. Zu dieser Gruppe gehört Clenbuterol (Ventipulmin), das
über das Futter verabreicht werden kann. Wer Nebenwirkungen vermeiden will, muß auch hier
vernebeln. Ventipulmin läßt sich schlecht vernebeln, die Vielzahl der humanmedizinischen
Sprays helfen aber auch beim Pferd (z.B. Salmeterol).
Zur dritten Substanzgruppe (Methylxantine) gehört Theophyllin (Euphyllin), das früher häufig
beim Pferd eingesetzt wurde, aber vom Markt verschwunden ist, da sich eine Zulassung für die
Pharmaindustrie nicht rechnet. Obwohl es bei der RAO sehr gut hilft, ist es beim Pferd schwer
ohne Nebenwirkungen dosierbar. Theophyllin führt vor allem zu Nervosität und leichter
Erregbarkeit. Der Vorteil liegt darin, daß man es verfüttern kann.
Kortison
Da entzündliche und immunologische Prozesse für die chronisch bronchokonstriktorischen
Zustände bei der RAO verantwortlich sind und das Immunsystem in einer schädlichen Art und
Weise mitspielt, ist der Einsatz von Kortison eine logische Konsequenz. Für die Therapie der
IAD sind Kortisonpräparate meist noch nicht nötig. Kortison wird vor allem dann notwendig,
wenn die anderen Maßnahmen nicht helfen oder nicht ausreichen. Es macht aber wenig Sinn
die Pferde mit Kortison vollzupumpen, wenn die Ursache nicht behoben wird. Kortison ist in
Verruf geraten, da es bei unsachgemäßer Anwendung erhebliche Nebenwirkungen
(Hufrehe,...) haben kann. Bei richtiger und zeitlich begrenzter Dosierung im Sinne einer
ausschleichenden Intervalltherapie, wie sie auch in der Humanmedizin angewandt wird,
braucht man sich bei Großpferden vor Nebenwirkungen nicht zu fürchten. Vorsicht ist
angebracht bei Ponys sowie Pferden, die zu Hufrehe neigen. Langzeitpräparate sind gefährlich,
da sie wesentlich eher Nebenwirkungen verursachen und wenn einmal verabreicht, auch nicht
mehr kontrolliert werden können. Kurzzeitpräparate können jederzeit abgesetzt werden.
Eine elegante Möglichkeit Nebenwirkungen zu umgehen ist der Einsatz humanmedizinischer
Kortisonsprays (Fluticason, Beclomethason). Da die Wirkung auf die Lunge beschränkt bleibt,
treten allgemeine Nebenwirkungen nicht auf. Die Rehegefahr und Nebennierensuppression
sind daher minimiert.
Aerosoltherapie ist nur dann sinnvoll, wenn die Atemwege soweit offen sind, daß Aerosol
auch die tieferen Anschnitte der Lunge in ausreichenden Konzentrationen erreicht. Das heißt,
bei schwer mit RAO erkrankten Pferden ist die Aerosoltherapie relativ ineffizient. Hier kann
nur die systemische Gabe von Kortison entsprechende Wirkspiegel in der Lunge erzeugen, um
eine ausreichende therapeutische Wirkung zu verursachen.
Kortisonpräparate erzielen ihre Wirkung über verschiedene Effekte. Sie bremsen den Einstrom
von Entzündungszellen und die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen, sie schützen die
Atemwegsrezeptoren und verhindern somit Atemwegsverkrampfungen und außerdem
reduzieren sie die Schleimproduktion. Kortisonpräparate zeigen erst nach 24- 72 Stunden eine
durchschlagende Wirkung auf die Lungenfunktion..
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Nicht steroidale Entzündungshemmer
Dies sind die "normalen" Entzündungshemmer zu denen auch Equipalazone gehört. Sie haben
wenig Einfluß auf die RAO und IAD. Wenn überhaupt dann eher einen negativen, da sie
Prostaglandin E2 hemmen, das in der Lunge atemwegsentkrampfend wirkt.
Antiallergika
Hierzu gehören Medikamente wie Cromolyn (Dinatriumcromoglycate), das nur als Spray oder
vernebelt direkt an der Lunge eine ausreichende Wirkung entfaltet. Es wird beim Pferd vor
allem zur Vorbeuge einer Reaktion der Lunge eingesetzt und wirkt im Gegensatz zum
Menschen wesentlich länger (einige Stunden beim Menschen, einige Tage beim Pferd). Es ist
daher vor allem dann von großem Nutzen, wenn die Luftqualität hinsichtlich Staubpartikeln
nicht permanent kontrolliert werden kann und man bei einem empfindlichen Pferd vorbeugend
etwas unternehmen will. Aber auch bei einer bestehenden Krankheit ist es sinnvoll.
Die klassischen Antihistaminika helfen bei der RAO nicht.
Antibiotika
Bei der RAO und IAD finden sich zwar meist Bakterien im Schleim, diese sind aber nicht
primär krank machend, sondern reine Begleiterscheinungen ohne direkten Krankheitswert.
Wenn die Schleimproduktion unter Kontrolle gebracht wird, verschwinden diese Bakterien
meist von alleine, ohne daß eine antibiotische Therapie notwendig ist. In manchen Fällen kann
eine begleitende antibiotische Therapie nach Antibiogramm aber sinnvoll sein.
Inhalation, Atemmasken und Dosier Aerosole (MDI)
Das Problem bei der Vernebelung von Medikamenten ist die Partikelgröße der
Nebeltröpfchen. Sind sie zu groß, lagern sie sich schon in den oberen Atemwegen ab, sind sie
zu klein werden sie wieder aus der Lunge herausgeatmet ohne sich dort niederzuschlagen.
Durch die Entwicklung neuer Atemmasken (Trudell, Canada) oder einer Anpassung der Kegel
Atemmaske ist es möglich das Spektrum der humanmedizinischen Medikamente auch beim
Pferd anzuwenden. Mit diesen Atemmasken kann das ganze Arsenal der humanmedizinischen
MDIs (Metered Dose Inhaler, "Asthma Sprays") beim Pferd angewendet werden. MDIs
produzieren die richtige Partikelgröße, sodaß man davon ausgehen kann, daß das Medikament
auch in die Lunge gelangt.
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Modifizierte Kegel Atemmaske mit Spacer
Ein richtig konzipierter Ultraschallvernebler produziert prinzipiell auch die richtige
Partikelgröße, aber wenn Medikamente hinzugefügt werden, ist schon nicht mehr gesichert,
daß die Partikel noch in der richtigen Größe entstehen. Das meiste landet in der Nase oder im
Magen, weil es mit dem Schleim abgeschluckt wird. Mit MDIs gelangt etwa gegenüber der
Ultraschallvernebelung die 10-fache Menge des Medikaments in der Lunge. Die Zeit für die
Anwendung ist wesentlich kürzer, da für die meisten Medikamente lediglich 10 bist 15
Spraystöße notwendig sind (Zeitaufwand 2 bis 5 Minuten). Aus jeder wichtigen
Substanzklasse stehen Präparate zur Verfügung (Kortison, Bronchodilatoren, Antiallergika).
Ein weiterer entscheidender Vorteil liegt darin, daß die Nebenwirkungen minimiert werden, da
die Medikamente weitgehend in der Lunge bleiben und eine geringere Medikamentenmenge
nötig ist. Der große Nachteil liegt im Preis der teuren humanmedizinischen Präparate.
Außerdem gibt es keine Zulassung dieser Präparate für Pferde. Der Tierarzt muß daher in
jedem Einzelfall nachweisen können, warum eine Therapie mit für das Pferd zugelassenen
Medikamenten nicht zum Ziel führt und er ausnahmsweise auf humanmedizinische Präparate
zurückgreifen muß, um eine Heilung zu erreichen. Wenn er dies nicht kann, macht er sich
strafbar. Außerdem besteht für das Pferd, bei dem solche Medikamente angewandt wurden,
automatisch ein Schlachtverbot von sechs Monaten.
Ich muß an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hinweisen, daß keine ausreichende
Anzahl von Medikamenten für die effektive und vor allem zeitgerechte moderne Behandlung
der RAO und IAD (und aller anderen Krankheiten) für das Pferd zugelassen ist. Kaum eine der
oben angeführten Substanzen oder Präparate ist für das Pferd noch zugelassen. Es ist
diagnostisch und therapeutisch fast alles möglich, was in der Humanmedizin üblich ist, aber
das Pferd ist davon aus rechtlichen Gründen primär ausgeschlossen. Nach gültigem EG Recht
ist das Pferd ein Schlachttier und damit Lebensmittellieferant. Für Lebensmittel liefernde Tiere
ist alles verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist - und das ist fast nichts, da die
Pharmaindustrie kein Interesse am finanziell unbedeutenden Markt für Pferdearzneimittel hat.
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Lungenspülung
Wenn eine extrem starke Verschleimung der Atemwege vorliegt (meist nur bei der RAO),
bietet sich beim Pferd eine sogenannte "Lungenspülung" an. Dabei wird jedoch nicht die
Lunge direkt gespült, sondern es werden über einen kurzen Zeitraum extreme Mengen (30
Liter) Flüssigkeit in den Kreislauf infundiert, um so eine Überwässerung des Körpers zu
bewirken. In solch einem überwässerten Zustand versucht der Körper die Flüssigkeit über alle
ihm zur Verfügung stehenden Wege auszuscheiden. Einer der Wege ist die Lunge. Dabei wird
Flüssigkeit durch die Atemwege ausgeschwitzt, wodurch sich der Schleim von den
Atemwegen ablöst und abfließen kann. Eine Lungenspülung, die meist an drei aufeinander
folgenden Tagen durchgeführt wird, heilt die RAO nicht, sondern schafft lediglich die
Voraussetzungen, daß die Lunge zur Ruhe kommen kann. Ohne Begleit- und
Folgemaßnahmen kann auch eine Lungenspülung dauerhaft wenig erreichen.
Desensibilisierung
Die Desensibilisierung funktioniert beim Pferd nur in den seltensten Fällen, da unspezifische
Faktoren eine zu große Rolle bei der RAO spielen.
Bei sehr starker allergischer Komponente der Erkrankung kann eine Desensibilisierung aber
hilfreich sein. Wunder und eine Heilung darf man aber wegen der Krankheitsmechanismen
nicht erwarten.
Bewegung
Bewegung ist ein entscheidender Faktor für die Heilung der RAO wie der IAD. Im Gegensatz
zur akuten Atemwegsinfektion, bei der die Pferde Ruhe brauchen, sollten Pferde mit
chronischen Lungenerkrankungen soweit belastet werden, daß sie nicht in Atemnot geraten
aber dennoch so viel wie möglich arbeiten. Kommen Pferde- besonders mit RAO- in Atemnot
und müssen die Luft in einer pumpenden Atemcharakteristik aus der Lunge pressen, wird
erheblicher Schaden angerichtet, da die sehr empfindlichen Lungenbläschen dem Druck nicht
standhalten und platzen. Bei der Einschätzung der zumutbaren und günstigen Belastung ist
also größte Sorgfalt und gutes Einschätzungsvermögen angesagt, um nicht noch mehr kaputt
zu machen. Bei Pferden die schon in der Ruhe mit einer Dampfrinne dastehen, ist die
Belastungsmöglichkeit natürlich nur äußerst begrenzt. Andererseits akkumuliert um so mehr
Schleim in der Lunge, je weniger die Lunge arbeitet und ventiliert wird. Ohne
Arbeitsbelastung für die Lunge versackt der Schleim nur noch mehr. Der effektivste Weg der
Entschleimung, aber auch eine Maßnahme der Vorbeuge, ist angepaßte Arbeit ohne
Überlastung der geschädigten Lunge.
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Autovaccine
Bei der Autovaccine wird entsprechend einer Schleimprobe aus der Nase oder der Luftröhre
ein spezifischer auf die dem jeweiligen Pferd eigenen Keimflora abgestimmter Impfstoff
hergestellt. Über die körpereigene Abwehr soll das Immunsystem nun gegen die Keime
vorgehen und die Erkrankung heilen.
Diese Therapie geht leider am Problem vorbei. Keime, die im Nasentupfer gefunden werden,
sagen beim Pferd mit IAD oder RAO nichts aus, weil hier vornehmlich Keime aus der Umwelt
gefunden werden. Keime aus einer Sekretprobe in der Luftröhre helfen meist auch nicht viel
weiter, da die Basis der entzündlichen Lungenerkrankungen, wie oben ausführlich erklärt,
keine Infektion ist, sondern die gefundenen Keime in der Regel harmlose Begleitkeime sind.
Gegen die Basis der Erkrankung nämlich die entzündlichen und immunologischen
Überreaktionen hilft diese Therapie überhaupt nichts.
Alternativmedizin
Zum Abschluß sei noch erwähnt, daß auch die "Alternative Tiermedizin" ihren Platz bei der
Therapie der chronischen Lungenerkrankungen gefunden hat. Die Ansätze liegen vor allem in
der Homöopathie und der traditionellen chinesischen Akupunktur. Diesen Therapieformen
liegt der Denkansatz zugrunde, daß jede Erkrankung Ausdruck einer allgemein gestörten
Konstitution des Patienten ist und daß jeder Patient auf einen bestimmten krankmachenden
Reiz individuell reagiert. Daher wird der gesamte Organismus des Patienten auf abweichende
Symptome untersucht. Auch psychische Aspekte werden in das Krankheitsbild einbezogen.
Die Therapie wird dann auf die Summe der gefundenen auffälligen Symptome abgestimmt.
Eine niederschreibbare Standardtherapie gibt es daher nicht. Aber auch hier wird man um die
Abstellung der Ursache (Exposition gegenüber organischem Staub) nicht herumkommen,
wenn ein dauerhafter Erfolg erreicht werden soll. Und da dies der wichtigste Baustein der
Therapie der chronischen Lungenerkrankungen des Pferdes ist, hilft er auch oft schon alleine.
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