Retrospektive Zarah Leander

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Retrospektive Zarah Leander
Zarah Leander
Retrospektive Zarah Leander
PREMIERE
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Die 1930er Jahre waren geprägt von der Weltwirtschaftskrise, von Arbeitslosigkeit und großen Einschränkungen. In der Traumwelt des Kinos konnten die
Menschen einige Stunden ihrem Alltag entfliehen. Die
Frauen bestaunten die unerreichbar glamourösen Kostüme der Leinwandstars und träumten sich in ein sorgenfreies Leben. Die Mode der Zeit wurde maßgeblich
von der amerikanischen Filmindustrie geprägt, die Unsummen für die Garderobe ihrer Stars wie Greta Garbo,
Mae West, Joan Crawford und Marlene Dietrich ausgab. Mit dem Siegeszug des Tonfilms entstand das Genre Musikfilm, mit aufwändiger Ausstattung, einem Heer
von Tänzerinnen und Tänzern in fantasievollen Kostümen und einem elegant gekleideten weiblichen Star.
Die deutsche Filmindustrie setzte auf Schauspielerinnen wie Lilian Harvey, Marika Rökk oder Ilse Werner, die
singen und tanzen konnten. Doch erst mit Zarah Leander fand sich die Diva, die es mit den amerikanischen
Filmgrößen aufnehmen konnte. Zarah Leander, eine
hoch gewachsene Frau mit leuchtend roten Haaren
und glamouröser Ausstrahlung, ausgestattet mit einer
ungewöhnlichen Kontraalt-Stimme, großer Musikalität
und Bühnenpräsenz, war wie geschaffen dafür, das
Filmidol und eine Mode-Ikone der 1930er Jahre zu werden. Ihre dunkle Stimme, mit leichtem schwedischen
Akzent, das stark gerollte »R« und ihr geheimnisvoll
schräg nach oben gerichteter Blick aus schönen ausdrucksvollen Augen waren ihre Markenzeichen.
Als Ersatz für Marlene Dietrich, die 1930 nach Amerika
gegangen war, wurde Zarah Leander von der Ufa als Kinostar aufgebaut. Sehr geschickt wollte sich die Filmindustrie diese »Fremde« aus dem hohen Norden mit
ihrem mondänen Auftritt und ihrer sinnlichen Ausstrahlung zunutze machen. Sie verkörperte die moderne,
selbstbewusste Frau, sehr elegant und auch sportlich.
Durch ihre schwedische Herkunft (sie wurde 1907 in
Karlstad geboren) stand Zarah Leander für Internationalität und Weltoffenheit – etwas, das es im vom NS-Regime geprägten Deutschland nicht mehr gab. Das deutsche Publikum sah in ihr eine Mischung aus Greta
Garbo und Marlene Dietrich.
Mit einem groß angelegten Werbefeldzug wurde Zarah
Leander zur Kunstfigur gestylt. Ein perfektes Make-up
unterstrich ihre ausdrucksstarken Augen, dazu kamen
Zarah Leander bezeichnete sich stets als »unpolitische
Künstlerin«. Sie lehnte es ab, zur »deutschen Staatsschauspielerin« ernannt zu werden und blieb schwedische Staatsbürgerin. Im November 1942 verließ sie
Deutschland und kehrte zurück nach Schweden. Doch
dort war sie wegen ihrer guten Beziehungen zum NaziRegime lange geächtet. Erst in den 1950er Jahren gelang ihr ein Comeback als Sängerin und Schauspielerin.
Mit den Filmen GABRIELA (1950), CUBA CABANA
(1952) und AVE MARIA (1953) versuchte sie, an ihre
Ufa-Erfolge anzuknüpfen. Doch die Filme reproduzierten nur dieselben Geschichten im alten Stil, ohne die
neue Zeit aufzugreifen. In Deutschland hatte sie auch
nach dem Zweiten Weltkrieg noch viele Verehrer, so
dass sie bis ins hohe Alter als Sängerin in Musicals,
Bühnenshows und gelegentlich im Fernsehen auftreten
konnte. Sie starb am 23. Juni 1981 in Stockholm. Eine
Stil-Ikone war sie wohl nicht mehr.
Margot Staffa
Die Ausstellung »Gretchen mag’s mondän – Damenmode der
1930er Jahre« ist noch bis zum 29. Mai 2016 im Münchner
Stadtmuseum zu sehen.
Dante’s mysterier (Dantes Zauberei) | Schweden
1931 | R+B: Paul Merzbach | K: Åke Dahlqvist | M:
Jules Sylvain | D: Harry Jansen, Zarah Leander | 3 min
(Ausschnitt) | OF | Zarah Leanders erster Filmauftritt:
Als Hexe schwebt sie auf einem Besen reitend ins Bild
und singt »Jag vet vad ingen annan kvinna vet (Ich weiß
was keine andere Frau weiß)«. | Falska millionären
(Der falsche Millionär) | Schweden 1931 | R: Paul
Merzbach | B: Oscar Rydqvist, Paul Merzbach, nach
Zarah Leander
haben waren, konnte man in den Filmen mit Zarah Leander wenigstens davon träumen oder sich mit dem entsprechenden Geschick selbst etwas nachschneidern.
Detlef Sierck und Zarah Leander
dramatisch geschminkte Lippen, kunstvolle Frisuren
und grandiose Roben. Man schrieb ihr vor, welche Kleider und Schuhe, welche Hüte und Frisuren, sogar welchen Schmuck sie bei öffentlichen Auftritten zu tragen
hatte, um dem gewünschten Bild einer Leinwandgöttin
zu entsprechen. Ihre Größe von 1,72 Metern, Schuhgröße 41 und ihre üppige Figur entsprachen nicht unbedingt dem Schönheitsideal der 1930er Jahre, doch
in gut geschnittenen Kostümen sah sie tatsächlich hinreißend aus. Der kongeniale Kameramann Franz Weihmayer, mit dem sie alle ihre zehn Ufa-Filme drehte, verstand es hervorragend, ihr flächiges Gesicht zum
Leuchten zu bringen und ihre weniger vorteilhaften Seiten optisch zu kaschieren. Ufa-Werbechef Carl Opitz
kontrollierte sorgfältig jedes Foto und jedes Plakat.
In ihren Filmen spielte Zarah Leander fast immer einen
großen Revuestar, eine Opernsängerin, eine Schauspielerin oder eine verruchte Chansonsängerin, was ihr die
Möglichkeit gab, das zu tun, was sie am besten konnte:
singend ihr Talent als Musikerin und Entertainerin unter
Beweis zu stellen. Sie selbst fand die meisten ihrer
Filme schwach und hielt sich nie für eine große Schauspielerin: »Ich sehe meine Filme vor allem als einen
Vorwand für meine Lieder, ich hoffe, dass es die Musik
und die Lieder waren, die das Publikum in meine Filme
lockten.«
Anfangs wurde »die Schwedin« von Propagandaminister Joseph Goebbels abgelehnt, doch auch er änderte
angesichts ihres großen Erfolges seine Meinung. Die
Filmindustrie war für die Nationalsozialisten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und brachte Devisen. Außerdem
war man bemüht, eine »deutsche« Filmdiva aufzubauen – die modischen Vorbilder der Hollywoodstars
sollten für die deutschen Frauen keine Bedeutung
mehr haben. So war sie nicht nur die verführerische,
glamouröse Geliebte, deren Filme oft an exotischen
Schauplätzen spielten, sondern verkörperte auch die
sich aufopfernde Frau und entsprach somit dem weiblichen Klischee, das die Nationalsozialisten propagierten.
Wie kein anderer deutscher Filmstar der 1930er und
1940er Jahre wirkte Zarah Leander als eine Stil-Ikone,
an der man sich sehnsuchtsvoll orientieren konnte. Die
besten Kostümbildner der Ufa wie Annemarie Heise,
Manon Hahn und Herbert Ploberger schufen für sie
Kleider mit tiefem Dekolleté und enger Taille, aus
schimmerndem Satin und Lamé. Zarah Leander wurde
oft nachgesagt, dass sie in ihren Filmen eigentlich nie
verschiedene Rollen gespielt, sondern verschiedene
Garderoben getragen habe. Da schon ab Mitte der
1930er Jahre kostbare Stoffe und elegante Garderobe
nur noch für Damen der »besseren Gesellschaft« zu
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Zarah Leander
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dem Stück »Le jeu de l’humour et du hasard« von Henri
Verdun | K: Heinrich Balasch, Martin Bodin | M: Jules
Sylvain | D: Fridolf Rhudin, Zarah Leander, Ingert
Bjuggren, Håkan Westergren, Erik Berglund | 90 min |
OmU | Verwechslungskomödie, in der Zarah Leander in
der weiblichen Hauptrolle neben dem Komiker und
Sänger Fridolf Rhudin auftritt. Die Filmkritik lobte ihre
Darstellung und Leinwandpräsenz und spekulierte,
dass sie fähig sei, in einer bedeutenderen Rolle nachhaltigeren Eindruck zu hinterlassen. Zarah Leander
singt »Ögon som ljuga och le (Augen, die lügen und
lächeln)«.
Scholle« modelliert und für diese Arbeit diverse männliche Modelle Akt stehen lässt. Das Stück, auf dem der
Film basiert, wurde von Karl-Gerhard geschrieben, der
im Film auch Toras Scheidungsanwalt spielt. Entstanden ist dabei eine elegante Komödie mit spritzigen Dialogen, exquisiter Ausstattung und großzügigen Kostümen. Zarah Leander singt »Verklighet och drömmer
(Liebe ist ein Glück, das darf man nicht versäumen)«
und »Henne du älskar (Sag’ kein Wort mir mehr von der
Liebe).«
▶ Freitag, 8. April 2016, 18.30 Uhr
Premiere | Österreich 1937 | R: Géza von Bolvary | B:
Max Wallner, F. D. Andam | K: Franz Planer | M: Dénes
Buday, Szabolcs Fényes | D: Zarah Leander, Karl Martell, Attila Hörbiger, Johanna Terwin, Theo Lingen |
77 min | »Da ist sie nun, die Landsmännin der Garbo,
von der man schon so viel gehört hat: Zarah Leander,
die Schwedin mit ihrem von Tizian-rotem Haar umrahmten Gesicht. Geschmeidig sind ihre Bewegungen,
und sie versteht gut zu schreiten. Deshalb muss sie
sehr viel und sehr nachhaltig wandeln über Treppen,
durch Gänge und auf spiegelglatten Parketten. Mit der
Haltung der Dame, gemessen, fast kühl, zuweilen den
Äktenskapsleken (Skandal) | Schweden 1935 | R+B:
Ragnar Hyltén-Cavallius, nach dem Stück von Karl-Gerhard | K: Åke Dahlqvist | M: Jules Sylvain | D: Zarah Leander, Gösta Cederlund, Harry Roeck Hansen, Ragnar
Widestedt, Einar Axelsson, Karl-Gerhard | 83 min |
OmeU | Tora Didikeen (Zarah Leander), eine berühmte
Bildhauerin, ist mit Gunnar Grahn verheiratet. Er ist
ebenfalls Bildhauer und eifersüchtig auf den Erfolg seiner Frau. Die Lage spitzt sich zu, als sie für einen Wettbewerb eine Skulptur mit dem Titel »Genius der
▶ Freitag, 15. April 2016, 18.30 Uhr
▶ Samstag, 16. April 2016, 18.30 Uhr
Zu neuen Ufern | Deutschland 1937 | R: Detlef Sierck
| B: Detlef Sierck, Kurt Heuser, nach dem Roman von
Lovis Hans Lorenz | K: Franz Weihmayr | M: Ralph Benatzky | D: Zarah Leander, Willy Birgel, Viktor Staal, Erich
Ziegel, Carola Höhn | 102 min | »In ZU NEUEN UFERN
geht es um die Selbstbefreiung einer Sängerin, die
einem Karriereoffizier (Willy Birgel, noch kein deutscher
Herrenreiter, sondern in abgründiger Rolle schmachtend und feige) verfällt. Aus der Strafkolonie in Australien befreit sie ein deutscher Siedler (Viktor Staal).
Sierck lässt keinen Zweifel, dass die emotionale Energie in dem unerfüllten Sehnen liegt. Mit dem Song ›Ich
steh’ im Regen und warte auf Dich‹ ist nicht der deutsche Anwärter gemeint, sondern der unglückliche Offizier, der sich erschießen wird. Für die Abschiedsszene
teilt Sierck das Bild. Links ist Leander hinter einem Ga-
tell, Julia Serda, Paul Bildt | 98 min | »Schweden, der
Norden, die Wissenschaft, die Mutterliebe, der blonde
Knabe in den Fängen des düsteren Vaters …. andererseits imponiert die List, mit der Sierck diese Geschichte
gegen den Strich bürstet und einem die ganze Heimatsehnsucht doch wieder vermiest, wie vorher schon das
Eheglück, das hier die Freuden eines Schraubstocks
hat. Aber auch aus der Story zwischen Marian und
Leander macht er etwas sehr Ambivalentes, so dass
man zwischendurch immer wieder die Wut auf diese
singende Spinatwachtel kriegt, die dauernd nach dem
Schnee jammert, der in den Tropen nicht zu haben ist.
Und wie Sierck auch das Spinatwachtelige an Zarah –
ja, und verdammt, das hat sie! – wieder gegen den
Strich bürstet, so dass aus ihr etwas wird, das auf ganz
ähnliche Weise rührt wie Garbo.« (Helma SandersBrahms)
▶ Samstag, 30. April 2016, 18.30 Uhr
Heimat | Deutschland 1938 | R: Carl Froelich | B: Harald Braun, nach dem Stück von Hermann Sudermann |
K: Franz Weihmayr | M: Theo Mackeben | D: Zarah Leander, Heinrich George, Ruth Hellberg, Lina Carstens,
Paul Hörbiger, Georg Alexander | 99 min | »Tatsächlich
hält sich HEIMAT auf Abstand zur Heimat-Sentimentalität, zum Folkloristischen und Vaterländisch-Nostalgischen. Heimat ist hier negativ besetzt: Sie wird mit den
Sozialbeziehungen in einem Provinznest gleichgesetzt.
Die hier geltenden Spielregeln sind patriarchalische
Unterdrückungsmechanismen. Alles andere als selbstverständlich ist die Tatsache, dass Froelichs Film Ambivalenzen aufweist, die als Projektionsfläche für verborgene Sehnsüchte in einer sich zum Krieg rüstenden
Diktatur interpretiert werden können.« (Christoph Henzel) »Mit einer Fußnote in der Geschichte des Films
wäre ich mehr als zufrieden, sofern diese Fußnote HEIMAT betrifft. Nie zuvor war ich der Schauspielkunst so
nahe gekommen wie in einigen dichten Szenen mit
Heinrich George.« (Zarah Leander)
▶ Sonntag, 1. Mai 2016, 18.30 Uhr
zeschleier zu sehen, rechts steht Birgel. Das Requisit
ist sprechender als jeder Dialogsatz. Sierck nutzt alle
Möglichkeiten, die konventionelle Verteilung von Hell
und Dunkel in die Zwischenräume zu verweisen.«
(Karsten Witte)
▶ Freitag, 29. April 2016, 18.30 Uhr
La Habanera | Deutschland 1937 | R: Detlef Sierck | B:
Gerhard Menzel | K: Franz Weihmayr | M: Lothar
Brühne | D: Zarah Leander, Ferdinand Marian, Karl Mar-
Der Blaufuchs | Deutschland 1938 | R: Viktor Tourjansky | B: Karl Georg Külb, nach dem Bühnenstück von
Ferenc Herczeg | K: Franz Weihmayr | M: Lothar Brühne
| D: Zarah Leander, Willy Birgel, Paul Hörbiger, Jane Tilden, Karl Schönböck, Rudolf Platte | 100 min | »Eine
schöne Frau quittiert eine Ehe (die keine ist) mit einem
Ehebruch (der deshalb auch keiner sein soll) aus Kummer über die Passivität ihres Hausfreundes (der sich
nicht traut, einer zu sein). An diesem Film wird einem
erst besonders klar, was für ein bedeutendes Funda-
Zarah Leander
Fluss der Melodie mit langen Schritten begleitend, trägt
sie ihre Lieder vor. ›Merci, mon ami, es war wunderschön‹ hat Hanns Schachner gedichtet; ihre dunkle
Stimme mit dem weichen schwedischen Akzent lässt
die Worte weniger belanglos erscheinen. KriminalRevue-Film nennt sich das Ganze. Natürlich wird der
harte Gegensatz zwischen der flimmernden Scheinwelt
der Revue und einer dunklen Mordhandlung gehörig
ausgenutzt.« (Werner Fiedler)
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ment für eine große schauspielerische Leistung die
Sudermann-Gestalt in HEIMAT gewesen ist gegen
diese psychologisch flüchtige, unscharf gezeichnete
Figur. Kein Wunder, dass selbst eine so erfahrene Darstellerin wie Frau Leander in ihren schauspielerischen
Mitteln auch etwas unsicher wirkt. Doch wird sie sogar
mit einem Chanson wie ›Liebe kann nicht Sünde sein /
doch wenn sie es wär’ / dann wär’s mir egal / lieber will
ich sündigen mal / als ohne Liebe sein!‹ mit einer gewissen Überlegenheit fertig.« (Werner Fiedler)
Zarah Leander
▶ Freitag, 20. Mai 2016, 18.30 Uhr
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Es war eine rauschende Ballnacht | Deutschland
1939 | R: Carl Froelich | B: Géza von Cziffra, nach seinem Roman | K: Franz Weihmayr | M: Theo Mackeben |
D: Zarah Leander, Hans Stüwe, Aribert Wäscher, Marika
Rökk, Fritz Rasp, Paul Dahlke | 93 min | »ES WAR EINE
RAUSCHENDE BALLNACHT, ein Film, in dem unter anderem Tschaikowskij eine frei erfundene Liebesgeschichte angedichtet wird, ist einer jener leichten, mehr
oder minder überzuckerten, Frou-Frou-durchraschelten
den sorgen für die Emotionalität der Geschichte, und
ihre Rivalität sorgt für die unvergessliche Spannung.«
(Marcin Kukuczka)
▶ Samstag, 21. Mai 2016, 18.30 Uhr
Das Lied der Wüste | Deutschland 1939 | R: Paul Martin | B: Walther von Hollander, Paul Martin, nach dem
Roman von Hans Testrup | K: Franz Weihmayr | M: Nico
Dostal | D: Zarah Leander, Friedrich Domin, Herbert
Wilk, Gustav Knuth, Ernst Karchow | 82 min | »Der Film
führt vor, wie eine britische Finanzgruppe (die entsprechenden deutschen Gruppen nannten sie die ›Plutokraten‹) ein Kupfervorkommen in Nordafrika um des eigenen schnöden Gewinns willen ausbeuten will. Der
Konflikt entsteht dadurch, dass ein edler Ingenieur aus
Schweden (!) die einheimische Bevölkerung, die Beduinen, in den Genuss dieses in der Erde der Vorväter ruhenden Bodenschatzes zu bringen versucht. Mit Sand
zwischen den Zähnen tauche ich völlig unmotiviert als
›die gefeierte Sängerin Grace Collins‹ in der Handlung
auf. DAS LIED DER WÜSTE wurde ein vollständiger
Reinfall. Die Kritiker konnten nicht begreifen, was ich in
der Wüste und der Film in den Kinos zu suchen hatte.«
(Zarah Leander)
▶ Sonntag, 22. Mai 2016, 18.30 Uhr
Tanz- und Musikfilme, in denen Abendkleider und Uniformen dominieren, Herzen gebrochen, verschenkt und
gestohlen werden – und die Geigen schluchzen dazu.«
(Francis Courtade / Pierre Cadars) »Marika Rökk als Natassja Petrowna und Zarah Leander als Katharina verkörpern die Frauen in Tschaikowskijs Leben – und niemanden interessiert es, ob dies nun erfunden oder
wahr ist und auf authentischen Fakten beruht. Die bei-
Das Herz der Königin | Deutschland 1940 | R: Carl
Froelich | B: Harald Braun, Jacob Geis | K: Franz Weihmayr | M: Theo Mackeben | D: Zarah Leander, Willy Birgel, Maria Koppenhöfer, Lotte Koch, Axel von Ambesser,
Will Quadflieg | 109 min | »Nach dem Misserfolg des
Filmes DAS LIED DER WÜSTE gaben sich die Ufa-Dramaturgen besondere Mühe, einen schwergewichtigen,
dramatischen, durchschlagenden Stoff für mich zu finden. Es handelte sich um Maria Stuart und ihr tragisches Schicksal. Um eine singende Maria Stuart, ganz
im Gegensatz zu Schiller. Auch sonst hatte man verschiedene historische Tatsachen etwas anders aufgefasst als Schiller, und vielleicht lag es daran, dass das
Publikum später mit dem HERZ DER KÖNIGIN nicht viel
anfangen konnte.« (Zarah Leander) »Wie alle Nazifilme
über historische Themen, profitierte auch dieser von
einem großzügigen Budget und einer sorgfätigen Regie.
Aber hinter einer harmlosen Fassade verbergen sich
antibritische Absichten, ganz im Sinne der Nazi-Ideologie und tagespolitischen Erfordernisse.« (Francis Courtade / Pierre Cadars)
▶ Freitag, 27. Mai 2016, 18.30 Uhr
Der Weg ins Freie | Deutschland 1941 | R: Rolf Hansen | B: Rolf Hansen, Jacob Geis, nach dem Roman von
▶ Samstag, 28. Mai 2016, 18.30 Uhr
▶ Freitag, 3. Juni 2016, 18.30 Uhr
Die große Liebe | Deutschland 1942 | R: Rolf Hansen |
B: Peter Groll, Rolf Hansen, nach dem Roman von Hans
Flemming | K: Franz Weihmayr | M: Michael Jary | D:
Damals | Deutschland 1943 | R: Rolf Hansen | B: Peter
Groll, Rolf Hansen | K: Franz Weihmayr | M: Lothar
Brühne, Ralph Benatzky | D: Zarah Leander, Hans
Zarah Leander
Zarah Leander, Viktor Staal, Paul Hörbiger, Grethe Weiser, Wolfgang Preiss | 98 min | »Dieser ist der meistgesehene deutsche Film, den bis 1943 rund 27 Millionen
Zuschauerinnen und Zuschauer besucht hatten. Der
Publikumserfolg ist auch dem Star Zarah Leander zuzuschreiben. Hier ist sie strahlend, passioniert und
sphinxhaft, zur Ersatz-Marlene-Dietrich hergerichtet.
Sie opfert sich aus Leidenschaft. Im dunklen Tremolo
bietet sie Hingabe und Ergebenheit. DIE GROSSE LIEBE
folgt dem Revueprinzip des Krieges, der außerhalb des
Kinos geführt wird: die permanente Unterbrechung, der
ständige Aufschub, Bombenalarm, Entwarnung, Aufatmen, Warten auf die nächste Angriffswelle. Der Mann
steht im Krieg. Jede Minute kann die Pflicht ihn abberufen. Da muss die Liebe groß, da darf sie nicht kleinmütig sein. Die Sängerin versteht und fügt sich. Vor verwundeten Soldaten singt sie in einem geplünderten
Schloss: ›Davon geht die Welt nicht unter, sie wird ja
noch gebraucht!‹« (Karsten Witte)
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DIE GROSSE LIEBE
Harald Braun | K: Franz Weihmayr | M: Theo Mackeben
| D: Zarah Leander, Hans Stüwe, Siegfried Breuer, Eva
Immermann, Agnes Windeck | 110 min | »Neben der
Verherrlichung des gesunden Landlebens, das allen
eine vorbildliche Eheführung nach nationalsozialistischen Vorstellungen ermöglicht, dämonisiert der Film
das Großstadttreiben. Wien symbolisiert das Sündenbabel einer Epoche, in der Juden die Börsen beherrschen und mit Polen Geschäfte machen. Dass die
schöne, erfolgshungrige Sängerin in diesem Milieu
ohne den Schutz ihres redlichen, einfach denkenden
Mannes zugrunde gehen muss, deutet der Film schon
in den ersten Szenen an. Wie es scheint, ging diese
Tendenz des Films allerdings in der dramatischen Ausgestaltung privater Schicksale, im Prunk der Kostüme
und im Bilderbogen der ständig wechselnden Schauplätze unter. Das Publikum kam gewiss hauptsächlich
aus dem einen Grund ins Kino, seinen Liebling Zarah
Leander zu sehen.« (Dorothea Hollstein)
Zarah Leander
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Stüwe, Rossano Brazzi, Jutta von Alpen, Hilde Körber,
Hans Brausewetter | 98 min | »Sie ist Ärztin und bleibt
es auch nach unverdientem Berufsverbot. Sie ist Gattin
und Mutter und bleibt es durch alle Schicksalsschläge.
Sie singt im zweifelhaften Tingeltangel und bleibt unantastbar und stolz. Diese faszinierende Frau, an der sich
das Schicksal so schwer vergriff, ist Zarah Leander.
Und vielleicht ist das von allen ihren großen Rollen die
menschlichste. Sie erfüllt in stolzer Haltung, mit starker
Erlebnis- und Wandlungsfähigkeit die ergreifenden
Momente ihres ständigen Verfolgtseins. Filmisch bemerkenswert ist der fieberhafte Rhythmus, der die Ereignisse von einem Schauplatz zum anderen trägt,
ohne den Faden der Folgerichtigkeit zu verlieren. Und
nicht minder das sinnvolle Verweilen bei flüchtigen Einzelheiten, denen sinnbildhafte Kraft innewohnt.« (Rainer Prevot)
gen Reporter (O.W. Fischer), dem sie Schutz vor der Polizei gewährt. Was die Filmbilder hierüber verschweigen, wird wiederum – als wenn wir es so genau wissen
wollten! – im Chanson ausgesagt: ›Und wenn’s auch
▶ Samstag, 4. Juni 2016, 18.30 Uhr
Gabriela | BRD 1950 | R: Géza von Cziffra | B: Géza von
Cziffra, Kurt Schwabach | K: Willy Winterstein | M: Michael Jary | D: Zarah Leander, Carl Raddatz, Vera Molnar, Grethe Weiser, Gunnar Möller, Siegfried Breuer |
95 min | »Am Schluss sitzt der engste Kreis im Hinterraum der Bar und feiert Weihnachten. Zarah Leander
singt: ›Wenn der Herrgott will, leuchten alle Sterne /
Leuchten durch die Nacht aus weiter Ferne / Wie ein
Diadem am Himmelszelt / Und schaun auf unsere
kleine Welt!‹ In der ›kleinen Welt‹ da draußen war es
nicht möglich, Gabrielas Familienverhältnisse zu regeln.
Die Ehe blieb zerrüttet. Die Tochter wird nicht bei der
Mutter bleiben. So bleiben nur die Kollegen aus dem
Show-Geschäft, das unstete Leben auf den Brettern.
Zarah Leander drehte noch CUBA CUBANA und AVE
MARIA, aber die kontinuierliche Filmkarriere der Schauspielerin war 1953 beendet. Zarah Leander hat in fast
allen ihren Filmen berufstätige Frauen, meist Sängerinnen, gespielt. Ungebundene ältere Entertainerinnen
waren in einer Zeit, in der das Wort ›Leitbild‹ aufkam,
nicht mehr gefragt.« (Ulrich Kurowski)
▶ Sonntag, 5. Juni 2016, 18.30 Uhr
Cuba Cabana | BRD 1952 | R+B: Fritz Peter Buch,
nach dem Roman von Tibor Yost | K: Richard Angst | M:
Franz Grothe | D: Zarah Leander, O. W. Fischer, Paul
Hartmann, Hans Richter, Eduard Linkers, Karl Meixner,
Nikolaj Kolin, Werner Lieven | 94 min | »Da ist also die
Leander wieder. In ihrem neuen Film tritt sie als Besitzerin eines Nachtlokals auf. Stark verblüht, aber wie sie
singend behauptet, in der Liebe sehr erfahren. Trotzdem oder eben deshalb überlässt sie sich einem jun-
Sünde war, heut’ nacht war’s wunderbar; ich hab’ mich
nicht gewehrt, ich hab’ dir nichts verwehrt, und hab’ dir
ganz gehört – heut’ nacht …‹ Originalaufnahmen aus
Spanien, ein konturloser Ölkonflikt, Kriminaleinlagen,
das Happyend unklar motivierter Selbstlosigkeit auf seiten der verzichtenden Frau – das ist sorgfältig auf eine
Handlung verteilt, deren Unterhaltungswert in umgekehrtem Verhältnis zur Qualität der Kameraarbeit
steht.« (Klaus Brüne)
▶ Freitag, 17. Juni 2016, 18.30 Uhr
Ave Maria | BRD 1953 | R: Alfred Braun | B: Wolf Neumeister, Hans Wendel, Harald Braun | K: Werner Krien |
M: Franz Grothe | D: Zarah Leander, Hans Stüwe,
Marianne Hold, Hilde Körber, Carl Wery, Ingrid Pan |
92 min | »Brünstig verklärt bringt die Leander als liebende Mutter das Klosterkirchen-Ave-Maria kontra-alt
dar und mit neckisch aufhellenden Stimmnuancen und
vieldeutig ausholenden Gesten ihre Nachtklubsongs.
Ihr Spiel als gestürzte Größe, zielbewusste Animierdame und goldenes Mutterherz ist von tränenerstickter,
zuweilen wütender Dramatik.« (Filmblätter) »Dieser
Film bringt in einigen Szenen die dramatische Intensität
der Leander voll zur Geltung, zum Beispiel, wenn sie
vor einem Gesangsauftritt mit der Zigarettenverkäuferin
in einen Disput gerät. Einem Regisseur von Welt wäre
es sicher gelungen, hier anzusetzen und den Vulkan
Leander, die mich in dieser Szene an die wunderbare
italienische Schauspielerin Anna Magnani erinnert
(auch die Leander bewunderte sie sehr), zu neuen
Ufern zu führen.« (Paul Seiler)
▶ Samstag, 18. Juni 2016, 18.30 Uhr