masterarbeit - Geomatics
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masterarbeit - Geomatics
MASTERARBEIT ZUM EINSATZ VON LOW-COST GPS-EMPFÄNGERN FÜR KONTINUIERLICHES MONITORING EINES RUTSCHHANGES vorgelegt zur Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Ingenieurs der Studienrichtung Geomatics Science Herwig Lanzendörfer Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme der Technischen Universität Graz Betreuer: Univ.-Ass. DI Dr. techn. Andreas Wieser Begutachter: O.Univ.-Prof. DI Dr. techn. Fritz Karl Brunner Graz, Mai 2007 Danksagung Danksagung Der größte Dank gebührt meiner Familie, die mir dieses Studium ermöglicht hat, mir immer zur Seite gestanden ist und mich stets mit Rat und Tat unterstützt hat. Sie ermöglichte mir eine wunderschöne Ausbildungszeit, die ich nie vergessen werde. Ein besonderes Dankeschön gebührt auch meinem Betreuer, Herrn Dr. Andreas Wieser, der immer ein offenes Ohr für meine Probleme und Fragen hatte und mich mit professionellem Rat und manch aufmunternden Worten unterstütze. Danke an das Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme der Technischen Universität Graz unter Leitung von Herrn O. Univ.-Prof. DI Dr. techn. Fritz K. Brunner für die Bereitstellung der erforderlichen Hardware und Software, die Finanzierung der Messkampagnen, sowie das angenehme Arbeitsklima am Institut. Spezieller Dank geht an die Herren Ing. Lummerstorfer und Ing. Presl für den Umbau der GPS-Empfänger und Datenlogger, den Bau von Stromversorgungen und Kabeln sowie weitere technische Unterstützung. Danke an das Institut für Navigation und Satellitengeodäsie der Technischen Universität Graz für die Bereitstellung von weiteren GPS-Empfängern. Schlussendlich möchte ich mich auch noch bei allen bedanken, die mich während meines Studiums und den Arbeiten an meiner Masterarbeit begleitet und unterstützt haben. Dazu gehört allen voran meine Freundin Barbara, die mir auf unserem bereits langen gemeinsamen Lebensweg durch ihre liebenswerte Art und ihre unglaubliche Energie oft aus schweren Zeiten geholfen hat. Danke an meine Freunde und Studienkollegen Peter Raffold, Daniel Gander, Philipp Berglez und Clemens Strauss, die mich unterstützt haben und mit denen ich unvergessliche Momente erleben durfte, sowie an alle anderen Freunde, die sich während dieser Zeit auch für verschiedenste außeruniversitäre Aktivitäten zur Verfügung stellten. I Kurzfassung und Abstract Kurzfassung Ziel dieser Masterarbeit ist es, anhand von Testmessungen zu untersuchen, ob sich kommerziell erhältliche Low-Cost GPS-Empfänger für ein kontinuierliches RutschhangMonitoring eignen. Solche Low-Cost GPS-Empfänger werden vorwiegend für Anwendungen im Navigations- und Freizeitbereich entwickelt (z.B. Navigationssysteme für Autos), wobei hauptsächlich die Pseudostreckenmessung zur Positionsbestimmung herangezogen wird. Für diese Masterarbeit wurden Low-Cost Empfänger ausgewählt (u-blox AEK-4T), welche die L1 Trägerphasendaten ausgeben. In ersten Testmessungen zeigten diese Empfänger vergleichbare Ergebnisse wie geodätische Einfrequenzempfänger. Im praktischen Teil der Arbeit wurden zwei AEK-4T Empfänger mit der Hilfe von Signalsplittern in ein bestehendes GPS-Überwachungssystem (am Rutschhang Gradenbach) integriert. Die Integrierung ermöglichte bei der Auswertung im Postprocessing einen direkten Vergleich zwischen den zeitgleich eingesetzten geodätischen Empfängern und den AEK-4T Empfängern. Die Auswertung der kontinuierlichen Daten von zwei Experimenten wurde mit Hilfe einer Matlab basierenden Kalman Filter Software durchgeführt. Abgesehen von einer periodisch auftretenden systematischen Phasendrift der AEK-4T Empfänger konnte gezeigt werden, dass die Qualität der L1 Trägerphasendaten der AEK-4T Empfänger absolut vergleichbar mit der von geodätischen Einfrequenzempfängern ist. Es ergaben sich Standardabweichungen für die im 3-Sekunden-Takt geschätzten Koordinatenzeitreihen einer 3-tägigen Messung (Netzauswertung mit Basislinien bis zu 3.5km bei einem Höhenunterschied von bis zu 500m) - unter Vernachlässigung externer Effekte - in der Größenordnung von 2mm (Nord), 2mm (Ost) und 3mm (Höhe). Werden auch die externen Effekte einbezogen, ergaben sich Standardabweichungen von 5mm (Nord), 5mm (Ost) und 9mm (Höhe). Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die AEK-4T Empfänger für ein Monitoring des Rutschhanges am Gradenbach ebenso geeignet sind wie geodätische Einfrequenzempfänger. II Kurzfassung und Abstract Abstract The aim of this master thesis is to investigate whether low-cost GPS-receivers are applicable to landslide monitoring. Generally, low-cost GPS-receivers are developed for consumer applications and for navigation based on pseudorange observations. However, some of these receivers output also the L1 carrier-phase measurement. For this thesis, u-blox AEK-4T receivers were chosen, which showed promising performance in first carrier-phase positioning. For the practical part of this diploma thesis two AEK-4T receivers were integrated into an existing continuous GPS based monitoring system of a landslide (Gradenbach). This integration offered the possibility of directly comparing the phasedata quality of the geodetic receivers and the AEK-4T receivers. Collected measurement data material from two experiments was analyzed in post-processing mode, using a Matlab based Kalman filter software. Except for a periodically occurring, systematic phase drift, the quality of the AEK-4T phase measurement turned out to correspond to that of geodetic L1 receivers output simultaneously. The standard deviations of a three days’ session (network solution with baselines up to 3.5km and height differences up to 500m) for the coordinate time-series are in the range of 2mm (North), 2mm (East) and 3mm (Up) without the influence of external effects. Regarding the influence of external effects leads to standard deviations of 5mm (North), 5mm (East) and 9mm (Up). The results of this diploma thesis show that the AEK-4T receivers are applicable to monitoring the slow deformations in the chosen project area. III Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabenstellung .......................................................................................................1 1.1 Einleitung......................................................................................................................1 1.2 Zielsetzung ...................................................................................................................4 2 Experimentelle Umsetzung........................................................................................6 2.1 Überwachungsnetz Gradenbach ..................................................................................6 2.2 Das geodätische System..............................................................................................9 2.2.1 Geodätische Zweifrequenz GPS-Empfänger ........................................................................... 11 2.2.2 Choke-Ring-Antennen .............................................................................................................. 12 2.2.3 Funkmodem.............................................................................................................................. 13 2.3 Die Low-Cost Komponenten.......................................................................................15 2.3.1 U-blox AEK-4T Low-Cost GPS-Empfänger.............................................................................. 16 2.3.2 Datenlogger mit RS232-Schnittstelle ....................................................................................... 19 2.3.3 Stromversorgung für Datenlogger und Low-Cost GPS-Empfänger ......................................... 20 2.4 Integration der Low-Cost Komponenten.....................................................................20 3 Durchführung der Testmessungen.........................................................................23 3.1 Vorbereitung und Tests ..............................................................................................23 3.2 Testmessungen im „Überwachungsnetz Gradenbach“ ..............................................26 3.2.1 Session A - August 2006.......................................................................................................... 26 3.2.2 Session N - November 2006 .................................................................................................... 27 4 Auswertung und Analyse ........................................................................................29 4.1 Software .....................................................................................................................29 4.2 Startkoordinaten der Auswertung ...............................................................................31 4.3 Random Walk der Position .........................................................................................33 4.4 Berechnung der Varianzmodellparameter..................................................................34 4.4.1 Modellparameter der geodätischen GPS-Empfänger .............................................................. 38 4.4.2 Modellparameter für AEK-4T Empfänger ................................................................................. 40 IV Inhaltsverzeichnis 4.5 Session A - Auswertung .............................................................................................41 4.6 Session N - Auswertung .............................................................................................49 4.7 Systematischer Fehler der Low-Cost GPS-Empfänger ..............................................56 5 Ergebnisse ................................................................................................................63 5.1 Session N ...................................................................................................................63 5.1.1 Variante A2............................................................................................................................... 63 5.1.2 Variante A1............................................................................................................................... 66 5.1.3 Variante M ................................................................................................................................ 68 5.1.4 Vergleich der AEK-4T Empfänger mit Ashtech Empfängern ................................................... 71 5.2 Session A ...................................................................................................................77 6 Zusammenfassung und Ausblick ...........................................................................83 Literaturverzeichnis .............................................................................................................85 Anhang ..................................................................................................................................88 V Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis C/A Coarse/Acquisition CODE Center for Orbit Determination in Europe CODMS Continuous Deformation Monitoring System C/N0 Carrier-to-Noise Power Density Ratio (Sinal-Rauschverhältnis) DC Gleichstrom DD Doppeldifferenz DINSAR Differential Interferometric Synthetic Aperture Radar GNSS Global Navigation Satellite System GPS Global Positioning System HS High-Sensitivity IGMS Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme (TU Graz) IGS International GNSS Service ISDR International Strategy of Disaster Reduction LC Low-Cost LED Leuchtdiode NANU Notice Advisory to NAVSTAR Users PC Personal Computer RMS Root Mean Square (Quadratischer Mittelwert) SPP Single Point Positioning STD Standardabweichung VI Aufgabenstellung 1 Aufgabenstellung 1.1 Einleitung Weltweit befinden sich viele Verkehrswege und Siedlungen an steilen Bergflanken, die durch Massenverschiebungen ständig in Bewegung sind. Durch langsame und tief reichende Hangrutschungen werden immer wieder Häuser, Verkehrsanlagen, Druckstollen und Wildbachverbauungen beschädigt oder vollkommen zerstört. Aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen sind die Bestrebungen groß, die Ursachen und besonders die Bewegungsmechanismen von Hangrutschungen zu erforschen. Um die damit verbundenen Bewegungsprozesse, die abhängig vom Mechanismus und der Jahreszeit periodisch oder ruckartig verlaufen, besser verstehen zu können, ist eine kontinuierliche Überwachung erforderlich (Brunner et al., 2003; Gassner und Brunner, 2003). Detaillierte Beschreibungen konkreter Projekte und Systeme zur Überwachung von aktiven Rutschhängen sind beispielsweise in Sassa et al. (2005) und Kühne et al. (2001) zu finden. Die Geodäsie verfügt über unterschiedliche Methoden, die Oberflächenbewegung von Rutschhängen flächenhaft oder durch die Messung diskreter Punkte zu überwachen. Eine flächenhafte Bestimmung der Bewegungen ermöglicht die Photogrammetrie durch den Vergleich zweier Orthophotos desselben Gebietes aus unterschiedlichen Epochen. Die Präzision der Ergebnisse ist dabei stark abhängig von der Qualität der Luftbilder und eine kontinuierliche Überwachung des Gebietes ist nicht möglich. Eine viel versprechende hochgenaue Technik für eine flächenhafte Überwachung stellt DINSAR dar. Die Messungen können aufgrund der Satellitenorbits jedoch ebenfalls nicht kontinuierlich erfolgen. Weitere Einschränkungen bestehen durch Wälder, atmosphärische Ausbreitungseffekte und die Orientierung des Hanges in Bezug zum Satellitenorbit. Die Bestimmung diskreter Oberflächenpunkte kann durch Messungen mit Totalstationen erfolgen. Für kontinuierliche Messungen wird eine motorisierte Totalstation fix installiert und die Überwachungspunkte werden mit Reflektoren ausgestattet. Die Sichtverbindung zu den einzelnen Punkten muss dabei gegeben sein (Beeinträchtigungen durch Nebel, Regen, Schnee, etc.). Beim Laserscanning können die gewünschten Regionen kontinuierlich durch die Messung von so genannten Punktwolken überwacht werden. Durch Nebel, Regen und Vegetation entstandene Störungen müssen entsprechend gefiltert werden. Referenzen zu weiteren Systemen mit geotechnischen Sensoren in Dunnicliff (1993) und Fecker (1997) enthalten. 1 Aufgabenstellung Die Vorteile der Messung von diskreten Oberflächenpunkten mittels GPS gegenüber anderen Messmethoden liegen im hohen Genauigkeitspotential und der Wetterunabhängigkeit des Systems. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine Sichtverbindung zwischen den Stationen bestehen muss. Die Messung von Deformationen kann kontinuierlich und vollautomatisch erfolgen (Brunner et al., 2000b; Gassner und Brunner, 2003). Da die Überwachung eines Rutschhanges hohe Anforderungen an die Genauigkeit der zu bestimmenden Position (im Allgemeinen <1cm) stellt, werden üblicherweise geodätische Zweifrequenz GPS-Empfänger verwendet (Brunner et al., 2000a). Solche Empfänger können die Trägerphasen L1 und L2 der GPS Satelliten erfassen. Die beiden Trägerphasen werden bei der Auswertung dazu verwendet, ionosphärische Effekte zu minimieren oder durch die gesteigerte Redundanz eine höhere Zuverlässigkeit der Position zu erreichen. Vor allem aus den aufwändig entwickelten Methoden für das zusätzliche Tracking der L2 Trägerfrequenz resultiert der um ein vielfaches höhere Kaufpreis von einigen 10.000 Euro gegenüber dem eines geodätischen Einfrequenzempfängers von einigen 1.000 bis 10.000 Euro (Schwieger und Gläser, 2005). So genannte Low-Cost (LC) GPS-Empfänger werden vorwiegend für Massenmarktanwendungen im Navigations- und Freizeitbereich entwickelt (z.B. Navigationssysteme für Autos) und sind derzeit um 100 bis 500 Euro kommerziell erhältlich. Viele dieser LC Empfänger verfügen zusätzlich über eine High Sensitivity (HS) Funktionalität (Wieser und Hartinger, 2006; Schwieger und Gläser, 2005). HS Funktionalität bedeutet, dass diese Empfänger sogar im Inneren von Gebäuden, im Wald und in stark verbauten Gebieten Messdaten liefern. Zur Positionsbestimmung wird bei LC GPS-Empfängern in erster Linie die Pseudostreckenmessung verwendet, welche eine ausreichende Genauigkeit der Position für Navigationsanwendungen liefert. Diese liegt laut Kaplan und Hegarty (2006) bei 13 m horizontal (95%) und 22 m vertikal (95%). Einige LC Empfänger geben bei Verwendung entsprechender Firmware die Trägerphasenmessungen aus, welche dann für eine Positionsbestimmung verwendet werden können. Nur solche Empfänger sind für eine kontinuierliche Rutschhangüberwachung sinnvoll. In dieser Arbeit werden Low-Cost GPS-Empfänger, welche auch die Trägerphase L1 ausgeben können, kurz mit dem Synonym LC GPSEmpfänger bezeichnet. Einen weiteren großen Einfluss auf die erreichbare Genauigkeit einer GPS Positionslösung haben neben den verwendeten Empfängern die verwendeten Antennen. Meist werden LC GPS-Empfänger in Kombination mit LC GPS-Antennen kommerziell angeboten. In dieser Masterarbeit werden die LC GPS-Empfänger jedoch ausschließlich mit geodätischen ChokeRing Antennen (Wert etwa 4.000 bis 5.000 Euro) getestet, da nur die Tauglichkeit der LC GPS-Empfänger für den Einsatz in einem kontinuierlichen Überwachungssystem untersucht 2 Aufgabenstellung werden soll. Weitere Details zu den eingesetzten Choke-Ring-Antennen befinden sich in Abschnitt 2.2.2. Als konkretes Beispiel für die möglichen Ersparnisse, die durch den Einsatz von Low-Cost GPS-Empfängern für ein kontinuierliches Monitoring eines Rutschhanges entstehen, können die Kosten einer bereits bestehenden kontinuierlichen GPS-Überwachungsstation im Projektgebiet am Gradenbach 1 (siehe Abb. 1-1) mit den geschätzten Kosten einer möglichen Low-Cost Station verglichen werden. Weitere Details zum laufenden Projekt und den Stationen sowie den Low-Cost Komponenten befinden sich in Abschnitt 2.1. Abb. 1-1: Kontinuierliche Überwachungsstation (REF2) im Projektgebiet Gradenbach. Eine autonome und kontinuierliche Überwachungsstation, wie sie im bestehenden Projektgebiet verwendet wird, ist in Abb. 2-4 schematisch dargestellt. Die Station ist mit einer geodätischen Choke-Ring-Antenne (4.000 - 5.000 Euro), einem geodätischen Zweifrequenz GPS-Empfänger (10.000 - 15.000 Euro), einem Funkmodem und einer Funkantenne für die Datenübertragung (1.000 - 1.500 Euro), einer Stromversorgung mit Solarpaneelen und Akkus (1.600 - 2.000 Euro) sowie einer Blitzschutzbox und weiteren Elektronikbauteilen (1.500 Euro) ausgerüstet. Die Kosten für eine Station belaufen sich somit zwischen 18.100 25.000 Euro. Durch den Einsatz eines Low-Cost GPS-Empfängers (100-500 Euro) anstatt des geodätischen Zweifrequenzempfängers könnten die Kosten für eine Station auf 8200 - 1 Projekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ISDR-21). Projektbeschreibung unter: http://www.oeaw.ac.at/deutsch/forschung/programme/disaster.html (2007) 3 Aufgabenstellung 10500 Euro gesenkt werden. Dadurch könnten mehr als die Hälfte der Kosten pro Station eingespart werden. Die Einsetzbarkeit von LC GPS-Empfängern für eine kontinuierliche Überwachung von Rutschhängen würde verschiedene Vorteile mit sich bringen. Man könnte beispielsweise mit denselben finanziellen Mitteln die Dichte der Überwachungspunkte an Rutschhängen um ein Vielfaches erhöhen, wodurch die komplexen Bewegungen des Hanges detaillierter dargestellt werden könnten. Der Verlust einer Station durch eine Gerölllawine, Muren oder Ähnlichem würde nur einen geringen finanziellen Verlust bedeuten. Durch die geringeren Kosten könnten auch gefährdete Hänge überwacht werden, wo das derzeit aus finanziellen Gründen nicht durchführbar ist. Es gibt noch kaum Erfahrung, ob die Präzision derartiger LC Empfänger mit geodätischen L1-Empfängern vergleichbar ist, wenn sie unter Einwirkung externer Einflüsse in einem autonomen kontinuierlichen System für Langzeitbeobachtungen eingesetzt werden. Um LC GPS-Empfänger für die Überwachung von Hangrutschungen einsetzen zu können, sind detaillierte Untersuchungen nötig. Daher wurde vom Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme (TU Graz) als erster Schritt das Thema dieser Masterarbeit ausgeschrieben (siehe Anhang). 1.2 Zielsetzung Ziel dieser Masterarbeit ist es, LC GPS-Empfänger bezüglich der Einsetzbarkeit für eine kontinuierliche Rutschhangüberwachung zu untersuchen. Um die externen Einflüsse, denen die LC GPS-Empfänger aufgrund der speziellen Umgebungsbedingungen im alpinen Gelände ausgesetzt sind (z.B. starke Temperaturschwankungen, Gewitter, Mehrwegeffekte und Beugung durch Bergrücken, etc.), zu erforschen, werden diese in ein bestehendes Überwachungsnetz integriert und die Daten nach einem kontinuierlichen Langzeitbetrieb im Postprocessing analysiert. Ein Fernziel über das Thema dieser Masterarbeit hinaus wäre es, ein System zu entwickeln, welches nicht nur aus LC GPS-Empfängern besteht, sondern auch kostengünstige LC GPSAntennen für den Einsatz im kontinuierlichen Monitoring verwendet. Da in dieser Masterarbeit in einem ersten Schritt die LC GPS-Empfänger untersucht werden sollen, werden geodätische Choke-Ring-Antennen anstatt LC GPS-Antennen für die Untersuchungen verwendet. Zusätzlich ist es erforderlich, ein eigenes System für die Stromversorgung und die zentrale oder dezentrale Datenspeicherung zu entwickeln. 4 Aufgabenstellung Um eine Aussage über die Qualität von LC L1 Trägerphasendaten treffen zu können, sollen die Ergebnisse schließlich direkt mit den L1 Trägerphasendaten von geodätischen Empfängern verglichen werden. Konkret werden zwei u-blox AEK-4T LC GPS-Empfänger in das bestehende Überwachungssystem am Rutschhang Gradenbach im Nationalpark Hohe Tauern integriert, welches im Rahmen eines Forschungsprogramms vom Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme der TU Graz entwickelt wurde (siehe Abschnitt 2.1). Erste Tests mit den AEK-4T Empfängern wurden vorab bereits vom Institut (IGMS) durchgeführt, wobei durch die Analyse der Daten im Postprocessing gezeigt werden konnte, dass die Qualität der L1 Phasendaten über kurze Sessionen durchaus vergleichbar ist mit der von geodätischen L1 GPS-Empfängern. Die Daten weiterer Voruntersuchungen und Testmessungen über mehrere Tage im bestehenden Projektgebiet am Gradenbach sollen im Rahmen dieser Masterarbeit im Postprocessing analysiert werden und Aufschluss über die mögliche Einsetzbarkeit dieser Empfänger für ein kontinuierliches Monitoring geben. Das Angabeblatt zu dieser Masterarbeit befindet sich im Anhang. 5 Experimentelle Umsetzung 2 Experimentelle Umsetzung 2.1 Überwachungsnetz Gradenbach Das Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme (IGMS) der Technischen Universität Graz beteiligt sich seit dem Jahre 1999 an einem Projekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit dem Titel „Gefahrenbewertung von tief reichenden Massenbewegungen“ 1 . Das Projektgebiet ist der Talzuschub Gradenbach in Kärnten. Die tief greifende Hangbewegung liegt am Ausgang des Gradentales in das Mölltal (Südostflanke des Eggerwiesenkopfes), südlich von Heiligenblut (siehe Abb. 2-1). Abb. 2-1: Lage des Projektgebietes Gradenbach südlich von Heiligenblut im Nationalpark Hohe Tauern (Kärnten); ÖK50 2 Die aktive Deformation umfasst den gesamten Hang auf einer Breite zwischen 600 und 1000m und erstreckt sich über etwa 1000 Höhenmeter. Ziel des Projektes ist die detaillierte Erforschung von Hangrutschungsbewegungen auf das Vorkommen von tiefen Massenbewegungen (Brunner et al. 2003). 1 Information unter: http://www.oeaw.ac.at 2 Quelle der Abbildung: AMAP (2006), http://www.bev.gv.at/ 6 Experimentelle Umsetzung Speziell für die Überwachung von langsamen Hangbewegungen wurde am Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme der TU Graz ein GPS basiertes kontinuierliches Überwachungssystem entwickelt (Continuously Operating Deformation Monitoring System, CODMS), Hartinger (2001). Das grundlegende Prinzip für hochgenaue GPS-Messungen liegt in der Differenzbildung von GPS-Signalen zwischen zwei Stationen und zwei Satelliten (Doppeldifferenzen, DD). Sind in einem kleinräumigen Netz die Koordinaten zumindest einer Station (Referenzstation) bekannt, so können die Koordinaten weiterer Stationen (Monitorstationen) mit hoher Genauigkeit relativ zur Referenzstation berechnet werden. Angewandt auf eine Deformationsüberwachung können absolute Bewegungen der Monitoringstationen bestimmt werden, wenn sich die Referenzstationen in unbewegtem Gebiet befinden (Gassner und Brunner, 2003). Das GPS-Deformationsüberwachungssystem verfügt in der derzeitigen Ausbaustufe über insgesamt 6 Stationen. Es handelt sich um 2 Referenzstationen (REF1, REF2), welche sich auf festem Untergrund abseits der aktiven Hangrutschung befinden, und 4 Monitoringstationen (MA, MB, MC, MD) in der aktiven Zone des Rutschhanges. Durch zwei Referenzstationen wird die Verwendung eines höhenabhängigen Troposphärenmodells für die Auswertung im Postprocessing ermöglicht, Schön et al. (2005). In Abb. 2-2 sieht man die Verteilung der Netzpunkte (mit Ausnahme des Punktes REF2). REF1 befindet sich am Sattel zwischen Fleckenkopf und Eggerwiesenkopf, die Stationen MA, MB und MC liegen unweit einer Forststraße. Zum Punkt MD gelangt man zu Fuß nach etwa 15 Minuten Zustiegszeit durch den Wald. Abb. 2-2: Das Messgebiet am Gradenbach. 1 1 Quelle der Abbildung: Brunner et al. (2003). 7 Experimentelle Umsetzung Das experimentelle CODMS ist am Gradenbach jährlich etwa von März bis November in Betrieb. Die Stationen MA und MD sind, so wie die beiden Referenzstationen REF1 und REF2, während dieser Zeit durchgehend besetzt. Aus Kostengründen und wegen der erwarteten geringen Bewegungen während der Wintermonate wird das System vor dem Wintereinbruch abgebaut und im Winter nicht betrieben. Zwei bis drei mal pro Jahr werden die Netzpunkte MB und MC im Zuge von eigenen Messkampagnen (IGMS) für mindestens 48 Stunden ebenfalls besetzt. Die Messdaten aller 6 Stationen werden für diese Messkampagnen dann gesondert als statisches GPS-Netz mit der GPS-Software BERNESE 1 ausgewertet. Abb. 2-3 zeigt den Verlauf der Höhenabweichungen der Monitoringstationen in Bezug auf die Werte zu Beginn der Messungen mit dem CODMS im Jahr 1999. Die stärkste Höhenabweichung weisen die Punkte MC und MD im Sommer 2001 mit etwa 30cm in nur 120 Tagen auf. Dies entspricht einer vertikalen Bewegung von etwa 1cm in 4 Tagen. Sichtbar ist auch, dass sich die Rutschung im Sommer 2001 abrupt verlangsamt und seither eine nahezu kontinuierliche Geschwindigkeit aufweist. Das Maximum zwischen 2002 und 2006 überschreitet bei keinem Überwachungspunkt den jährlichen Wert von 9cm in der vertikalen Bewegung. Abb. 2-3: Höhenbewegung der Monitoringpunkte am Gradenbach zwischen 1999 und 2006 2 . (Die Punkte repräsentieren das jeweilige Ergebnis aus den IGMS-Messkampagnen. Die Linien dienen der Veranschaulichung und stellen nicht die kontinuierliche Messung dar.) 1 Weitere Informationen: http://www.bernese.unibe.ch/ 2 Quelle der Abbildung: Brunner et al. (2003), Ergebnisse 2003-2006 durch R. Klostius und D. Gander (IGMS) ergänzt. 8 Experimentelle Umsetzung 2.2 Das geodätische System Die vier Stationen der kontinuierlich betriebenen Stationen der Referenzpunkte (REF1, REF2) und Monitoringpunkte (MB, MD) des CODMS am Überwachungsnetz Gradenbach sind je mit einem geodätischen Zweifrequenz GPS-Empfänger, einer Choke Ring Antenne mit Radome, einem Datenfunkmodem, einer Yagi-Funkantenne, Gelakkus, Solarpaneelen, einem Solarregler für die optimale Ladung der Akkus und einer eigens konstruierten Blitzschutzbox bestückt. Vorkehrungen gegen Blitzschlag sind durch Überspannungsableiter getroffen. Für einen autonomen Betrieb des Systems werden die GPS-Daten per Funk an einen Zentralrechner im Tal übertragen, dort aufbereitet und gespeichert. Brunner et al. (2003), Gassner und Brunner (2003). Die Ladung der Akkus durch die Solarpaneele ist bei normalen Wetterschwankungen stets ausreichend für den kontinuierlichen Betrieb der Station. Die Dauer des Betriebes einer Station ist auf etwa 3 bis 5 Tage limitiert, wenn keine Zuladung durch die Solarpaneele aufgrund einer Schlechtwetterperiode oder Schneebedeckung der Solarpaneele vorliegt (Persönliche Mitteilung von Ing. Lummerstorfer, IGMS). Abb. 2-4 zeigt den schematischen Aufbau einer solchen Station des CODMS, wie sie am Rutschhang Gradenbach in Verwendung ist. Die Choke Ring Antenne, welche sich auf einem abgespannten Holzstativ zentriert und horizontiert über dem vermarkten Bodenpunkt befindet, ist durch ein Antennenkabel mit dem geodätischen Zweifrequenz GPS-Empfänger verbunden. Unmittelbar an der Innenwand der Blitzschutzbox befindet sich ein Überspannungsableiter, der die Ausrüstung vor Beschädigung durch Blitzschlag schützen soll. Die durch den geodätischen Zweifrequenz GPS-Empfänger erfassten Satellitensignale werden nicht intern aufgezeichnet, sondern an ein Datenfunkmodem ausgegeben, welches an eine Yagi-Funkantenne im Freien angeschlossen ist. Die Stromversorgung für die einzelnen Komponenten wird durch Gelakkus mit 12 Volt Spannung hergestellt. Diese werden mit Hilfe von Solarpaneelen und einem Solarregler geladen (siehe Abb. 2-4). Das Datenfunkmodem und die Choke Ring Antenne werden nicht direkt vom Akku gespeist, sondern über den GPS-Empfänger mit Strom versorgt. 9 Experimentelle Umsetzung Abb. 2-4: Schematische Darstellung einer Station des bestehenden CODMS im Projektgebiet. Die via Funk gesendeten Satellitendaten der 4 Stationen werden in der Basisstation ebenfalls von 4 Yagi-Funkantennen empfangen und an die dortigen Funkmodems weitergeleitet, welche mit einem Computer verbunden sind. Dieser verarbeitet und speichert die empfangenen Daten. Mehr Information zur Hardware und Funktionsweise siehe Brunner et al. (2000a). Abb. 2-5 zeigt die Station REF1 mit Blick Richtung Westen. Rechts neben dem abgespannten Stativ, auf dem sich die Choke-Ring Antenne mit Radome befindet, ist die Blitzschutzbox zu erkennen. Rechts davon befindet sich die Yagi-Funktantenne und im Vordergrund die beiden Solarpaneele. 10 Experimentelle Umsetzung Abb. 2-5: Station REF1 im November 2006. 2.2.1 Geodätische Zweifrequenz GPS-Empfänger Geodätische Zweifrequenz GPS-Empfänger verfügen über einen sehr frequenzstabilen Quarzoszillator (Van Sickle, 1996), können die Trägerwellen L1 und L2 erfassen und verwenden spezielle Tracking Methoden zur Verminderung von Multipatheffekten. Bei den verwendeten Empfängern handelt es sich um die Modelle Ashtech Z-Surveyor (siehe Abb. 2-6a) und Ashtech Z-FX (siehe Abb. 2-6b). a) b) Abb. 2-6: Geodätische Zweifrequenzempfänger: a) Ashtech Z-Surveyor, b) Ashtech Z-FX 11 Experimentelle Umsetzung Für den Einsatz am Gradenbach werden folgende Empfängereinstellungen verwendet: das Aufzeichnungsintervall beträgt 3 Sekunden. Die minimale Satellitenanzahl für die Datenregistrierung ist 1, die Elevationsmaske wird auf 5° festgelegt und die Empfängeruhr wird an die GPS-Zeit angeglichen. Der geodätische Empfänger erfasst die beiden Trägerwellen, die P-Codes, C/N0 und Dopplerbeobachtungen beider Trägerwellen und den auf der Trägerwelle L1 aufmodulierten C/A Code (L1, L2, P1, P2, S1, S2, D1, D2, C1) 1 . 2.2.2 Choke-Ring-Antennen Die verwendeten Ashtech 2 Choke-Ring-Antennen unterdrücken durch ihre Bauweise mit einer Grundplatte und 5 konzentrischen Kreisen (vgl. Abb. 2-7a) aus Aluminium jene Mehrwegeffekte, die durch eine Reflexion der Satellitensignale am Boden oder an reflektierenden Objekten von unten auf die Antennegrundplatte auftreffen. Diese Choke-RingAntennen haben eine hohe Phasenzentrumsstabilität und sind L1/L2 Frequenz tauglich. Die aufgesetzten Kunststoff-Radome dienen als Wetterschutz (vgl. Abb. 2-7b). b) a) Abb. 2-7: a) Ashtech Choke-Ring-Antenne 3 ohne und b) mit aufgesetztem Radome. 1 RINEX-Kürzel für Beobachtungstypen. Beschreibung des Datenformates unter: http://www.ngs.noaa.gov (2007) und http://www.aiub.unibe.ch/download/rinex/rinex211.txt (2007) 2 Datenblatt unter: http://pro.magellangps.com/assets/datasheets/ChokeRing_EN_l.pdf (2007) 3 Quelle der Abbildung: http://pro.magellangps.com (2007) 12 Experimentelle Umsetzung Die Antennen befinden sich auf Holzstativen, die zusätzlich abgespannt und fixiert sind, um ungewollte Bewegungen (Nachgeben der Schrauben, Wind) weitgehend auszuschließen (siehe Abb. 2-8). Abb. 2-8: Stativabspannung an den GPS-Stationen (während des Aufbaus; Antenne noch nicht aufgesetzt). 2.2.3 Funkmodem Die Funkmodems des Herstellers WZ-Mikroelektronik GmbH mit der Bezeichnung WFC (vgl. Abb. 2-9) arbeiten im 433MHz-Band, welches ein freies Datenfunkband ist und verfügen über eine serielle Schnittstelle. Für die Funkübertragung zur Basisstation werden YagiFunkantennen verwendet, da diese eine höhere Reichweite erzielen als herkömmliche Antennen. 13 Experimentelle Umsetzung Abb. 2-9: Funkmodem WZ-Mikroelektronik WFC. Um den GPS-Empfänger, die Akkus sowie das Funkmodem vor Nässe, Schnee und Gewittern zu schützen, wurde eine Blitzschutzbox (vgl. Abb. 2-10) konstruiert (IGMSEigenbau). Die 12V-Akkus der Stromversorgung werden über Solarpaneele geladen, die direkt neben der Box im Freien aufgestellt sind. Solarregler sorgen stets für eine optimale Ladung der Akkus. Abb. 2-10: Geöffnete Blitzschutzbox mit Zweifrequenz GPS-Empfänger (1), Datenfunkmodem (2), 12V Akkus (3), Lastabwurf (4) und Solarregler (5). 14 Experimentelle Umsetzung 2.3 Die Low-Cost Komponenten Die in Abschnitt 2.2 angeführten Komponenten sind seit 1999 im Einsatz und wurden nicht für diese Masterarbeit entwickelt oder eingebaut. In diesem Abschnitt werden Modifikationen beschrieben, die es ermöglichen, LC GPS-Empfänger in das bestehende System zu integrieren. Sämtliche im Folgenden angeführten Adapter und elektronischen Eigenbaukomponenten wurden von Herrn Ing. R. Lummerstorfer vom Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme der TU Graz angefertigt. Für die Testmessungen mit den LC GPS-Empfängern wurden vom Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme der TU Graz zwei u-blox AEK-4T LC GPS-Empfänger (siehe Abschnitt 2.3.1) gekauft. Die AEK-4T GPS-Empfänger verfügen über keinen internen Speicher, da sie im Normalbetrieb via USB-Kabel mit einem PC oder Laptop verbunden sind, auf dem die Daten gespeichert werden. Die Verwendung eines Laptops ist im Projektgebiet nur schwer realisierbar, da die Referenz- und Überwachungspunkte des CODMS am Rutschhang über keinen Netzstrom verfügen, die Akkuleistung von Laptops im Normalfall nicht für einen kontinuierlichen Betrieb über mehrere Tage ausreicht und Probleme bzw. Schäden am Laptop durch die alpinen Wetterbedingungen (Nässe, Kälte, etc.) nicht auszuschließen sind. Für kontinuierliche Messungen im alpinen Gelände über einen längeren Zeitraum sind diese Empfänger daher nicht ohne Adaption geeignet. Der AEK-4T Empfänger wird von der Firma u-blox als Evaluation Kit angeboten. Er ist nicht als eigenständig einsetzbarer Empfänger konzipiert, sondern als GPS Board oder Chip als OEM Komponente gedacht. Für die Speicherung der Trägerphasendaten bei den Testmessungen am Gradenbach werden anstatt eines PCs oder Laptops daher Datenlogger (siehe Abschnitt 2.3.2) verwendet. Die an den Stationen eingesetzten Funkmodems und Funkantennen für die Datenübertragung konnten nicht verwendet werden, da die Modems nur über einen Anschluss verfügen und nicht gleichzeitig die Daten von zwei GPS-Empfängern senden können. Weder der AEK-4T Empfänger noch der Datenlogger verfügt über eine interne Stromversorgung, da diese normalerweise ebenfalls über USB-Kabel von einem PC oder Laptop hergestellt wird. Deshalb wurde nach Absprache mit den Herstellern eine geeignete Stromversorgung gebaut (IGMS-Eigenbau), die den Betrieb beider Geräte mit einer herkömmlichen 12V Batterie oder einem Akku ermöglicht (siehe Abschnitt 2.3.3). Abb. 2-11 zeigt den schematischen Aufbau des LC Sub-Systems. Die Integration in das bestehende System wird später gezeigt, siehe Abschnitt 2.4. Von der GPS-Antenne gelangen die Satellitensignale zum AEK-4T Empfänger. Dieser sendet die erfassten Messdaten 15 Experimentelle Umsetzung via RS232-Schnittstelle über ein Nullmodemkabel zum Datenlogger, der ohne Interpretation oder Manipulation die Daten aufzeichnet. Sowohl der AEK-4T Empfänger als auch der Datenlogger sind über den USB-Anschluss mit einem 12V-5V DC/DC-Wandler verbunden. Dieser ermöglicht den Anschluss an eine 12V Spannungsversorgung, wie sie an jeder CODMS Station im Projektgebiet vorhanden ist, wodurch die Stromversorgung für den AEK4T Empfänger und den Datenlogger auch ohne PC oder Laptop ermöglicht wird. Abb. 2-11: Schematische Darstellung des Systems mit Low-Cost Komponenten (grün dargestellt) für einen kontinuierlichen Betrieb. 2.3.1 U-blox AEK-4T Low-Cost GPS-Empfänger Das Kernstück der LC Komponenten sind zwei Stück Antaris 4 AEK-4T GPS-Empfänger des Herstellers u-blox (vgl. Abb. 2-12). Ein solcher Empfänger ist mit Low-Cost Patch-Antenne, USB-Stromversorgungskabel, einem Serial Port Adapter in Form einer RS232 Platine und der Software u-center als Evaluationkit um weniger als 400 Euro erhältlich. Die mitgelieferte Low-Cost Patch-Antenne kommt für die Testmessungen nicht zum Einsatz. 16 Experimentelle Umsetzung Die gesamte Signalverarbeitung vom Antennensignal bis zur Ausgabe via USB oder serielle Schnittstelle findet im GPS-Empfänger statt. Er verfügt über 16 Kanäle und kann die Beobachtungsgrößen L1, C1, D1 und S1 ausgeben (siehe Fußnote S.12). Das Produkt von u-blox ist ein „High Sensitivity“ Empfänger - laut Datenblatt 1 können auch Signale mit einer Leistung von -158 dBm noch verfolgt werden. Abb. 2-12: u-blox Antaris 4 AEK-4T LC GPS-Empfänger 2 Standardmäßig dient der USB-Anschluss als Kommunikationsschnittstelle zwischen GPSEmpfänger und PC. Der mitgelieferte Serial Port Adapter (RS232 Platine, siehe Abb. 2-13a) wird normalerweise nur als zusätzliche Schnittstelle für spezielle Operationen wie beispielsweise Firmwareupdates in den AEK-4T Empfänger eingebaut. Bei den Testmessungen am Gradenbach fungiert die Platine als Datenschnittstelle zum Datenlogger (siehe Abschnitt 2.3.2) und musste daher extra in den Empfänger eingesetzt werden. Für den Einbau wurde der obere und hintere Teil des Gehäuses des AEK-4T Empfängers abgeschraubt (vgl. Abb. 2-13b). Der hintere Gehäusedeckel kann nach dem Einbau der Platine nicht mehr angebracht werden, daher wurde der Empfänger zum Schutz mit einer Plastikhülle versehen. Der AEK-4T Empfänger mit der eingebauten Platine (IGMS-Umbau) ist in Abb. 2-13c zu sehen. 1 http://www.u-blox.com/products/aek_4p.html (2007) 2 Quelle der Abbildung: http://www.u-blox.com (2007) 17 Experimentelle Umsetzung a) b) c) Abb. 2-13: a) RS232 Platine, b) u-blox Antaris 4 AEK 4-T ohne Gehäusedeckel, c) mit aufgesteckter Platine und Abdeckung (Folie und Isolierband). Die im Lieferumfang enthaltene Software u-center ermöglicht die Auswahl verschiedener vordefinierter Einstellungsparameter der Empfänger. Für erste Tests (zum Kennenlernen der Hardware) wurde das Programm auch zur Verspeicherung der Daten verwendet. Die GPSDaten werden vom Empfänger im ubx-Datenformat des Herstellers ausgegeben, wobei für die Testmessungen die Ausgabe von Koordinaten etc. unterdrückt wurde und nur die Daten des ubx-raw Formats ausgegeben werden, um Speicherplatz auf der SD-Karte des Datenloggers zu sparen. Die ubx-raw Daten enthalten die Satellitensignale L1, C1, S1, und D1. Das Aufzeichnungsintervall wurde für die Testmessungen am Gradenbach auf 1 Sekunde (1Hz) festgelegt. 18 Experimentelle Umsetzung 2.3.2 Datenlogger mit RS232-Schnittstelle Wie bereits angeführt, werden Datenlogger benötigt, um die Daten der AEK-4T Empfänger während der Testmessungen am Gradenbach verspeichern zu können. Für diese Masterarbeit wurden 2 Datenlogger mit der Bezeichnung „USB-Stick mit RS232-Schnittstelle“ 1 (vgl. Abb. 2-14a) vom Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme der TU Graz gekauft. Im Normalbetrieb kann man das Gerät als herkömmlichen USB-Speicherstick verwenden. Er fungiert wie eine Festplatte, auf die sowohl Daten geschrieben als auch heruntergeladen werden können, wenn er an den USB-Port eines PCs angeschlossen wird. Die Datenloggerfunktion ist optional und wird durch den Einbau zusätzlicher Bauteile (Microtaster, Widerstand 750 Ohm, LED rot, 3mm, 2mA und ein Jumper) ermöglicht (IGMS-Umbau). Wie in Abb. 2-14b sichtbar, wurde der Logger für die Testmessungen zum Schutz in ein Kunststoffgehäuse eingebaut. Das Kunststoffgehäuse wurde mit einem Schlitz versehen, um den Wechsel der Datenkarte (SD oder MMC Speicherkarte) zu ermöglichen. a) b) Abb. 2-14: a) USB-Stick mit RS232-Schnittstelle und eingelegter 256MB SD-Karte 2 , b) für den Betrieb als Datenlogger umgebaut und mit einem Gehäuse versehen. Die Kapazität des Datenloggers ist abhängig von der Größe der verwendeten SD oder MMC Speicherkarte. Für die Messungen wurden SD Karten mit 512MB Speicherkapazität verwendet, wobei vorab die zu erwartende Datenmenge für die Anwendung bei den mehrtägigen Testmessungen abgeschätzt wurde (siehe Abschnitt 3.1). 1 Hersteller: Firma Engelmann & Schrader GmbH 2 Quelle: http://www.engelmann-schrader.de (2007) 19 Experimentelle Umsetzung 2.3.3 Stromversorgung für Datenlogger und Low-Cost GPS-Empfänger Wie bereits angeführt, ermöglicht ein 12V-5V DC/DC-Wandler mit umgebauten USB-Kabeln (vgl. Abb. 2-15), der an eine herkömmliche 12V Batterie (oder Akku) angeschlossen wird, die Stromversorgung des AEK-4T Empfängers und des Datenloggers für die mehrtägigen Testmessungen am Gradenbach. Dieser DC/DC-Wandler wurde in ein Plastikgehäuse eingebaut (IGMS-Eigenbau) und wird für die Testmessungen an die ohnehin vorhandenen 12V Akkus der Station angeschlossen. Abb. 2-15: 12V-5V DC/DC Wandler zur Stromversorgung von AEK-4T Empfänger und Datenlogger (IGMS-Eigenbau). 2.4 Integration der Low-Cost Komponenten Für den Vergleich zwischen den L1 Trägerphasendaten der geodätischen GPS-Empfänger und den AEK-4T Empfängern müssen zu denselben Epochen dieselben Satellitensignale an beiden Empfängern anliegen. Ein Signalsplitter kann die Satellitensignale einer GPSAntenne an mehrere GPS-Empfänger weiterleiten und wurde daher für die Integration der Low-Cost Komponenten in die bestehenden CODMS Stationen am Gradenbach verwendet. Der in Abb. 2-17 dargestellte Signalsplitter kann das Signal einer Antenne an bis zu vier Empfänger weiterleiten. Die Integration der Low-Cost Komponenten (siehe Abb. 2-11) in das bestehende Messsystem ist in Abb. 2-16 schematisch für eine CODMS Station gezeigt. Für eine bessere Unterscheidung werden die geodätischen Systemkomponenten in blauer Farbe und die LC Komponenten in grüner Farbe dargestellt. Der Signalsplitter, welcher die synchrone Aufzeichnung von Satellitensignalen für beide GPS-Empfänger ermöglicht, ist in roter Farbe eingezeichnet. 20 Experimentelle Umsetzung Abb. 2-16: Komponenten einer CODMS Station mit integriertem Low-Cost Empfänger. Abb. 2-17: 4-fach Signalsplitter. Abb. 2-18 zeigt die geöffnete Blitzschutzbox mit den implementierten Low-Cost Komponenten. Das Funkmodem befindet sich unter dem Ashtech GPS-Empfänger und ist daher nicht sichtbar. Für die Implementierung der LC Komponenten musste die Stromzufuhr der CODMS Station für kurze Zeit (etwa 10min) unterbrochen werden, um die Choke-Ring-Antenne und die 21 Experimentelle Umsetzung beiden Empfänger an den Antennensplitter anzuschließen und den DC/DC-Wandler (für die Stromversorgung des AEK-4T Empfänger und den Datenlogger) mit den Akkus in der Blitzschutzbox verbinden zu können. Die kurze Lücke in den kontinuierlichen Daten wurde in Kauf genommen, da durch den Einbau der LC Komponenten die Möglichkeit geboten wurde, die L1 Trägerphasendaten der geodätischen Ashtech Empfänger mit denen der AEK-4T Empfänger bei der Auswertung im Postprocessing zu vergleichen. Abb. 2-18: Geöffnete Blitzschutzbox zeigt das System mit implementierten Low-Cost Komponenten: Signalsplitter (1), DC/DC-Wandler (2), AEK-4T Empfänger (3) Ashtech Z-Surveyor (4), Datenlogger (5). 22 Durchführung der Testmessungen 3 Durchführung der Testmessungen 3.1 Vorbereitung und Tests Noch vor Fertigstellung des Low-Cost Systemdesigns (siehe Abschnitt 2.3) wurden die einzelnen Low-Cost Komponenten getestet. Dies war notwendig, um die Hardware kennen zu lernen und mögliche Probleme bereits vorab zu erkennen, zu untersuchen und abzufangen. Die AEK-4T Empfänger wurden mit Hilfe des Softwarepaketes u-center der Firma ublox so eingestellt, dass die L1-Phasendaten ausgegeben werden. Die GPS-Daten im firmeneigenen Binärdatenformat (ubx-Format) wurden anfänglich am Computer gespeichert und mit Hilfe der Software „ubx2rnx.exe“ (IGMS) in das GPS-Standardformat RINEX 1 konvertiert, um eine visuelle Kontrolle auf Plausibilität der L1-Trägerphasendaten vornehmen zu können. Es wurde darauf geachtet, ob alle Beobachtungsgrößen im RINEX File vorhanden sind und ob Ausfälle über mehrere Epochen vorkommen. Die Konversion ins RINEX Datenformat ist auch für das spätere Postprocessing der Daten mit der Software KF_run erforderlich. Am Dach des Geodäsiegebäudes der TU Graz (Steyrergasse 30, Graz) wurden erste Messungen mit den Low-Cost Komponenten (siehe Abschnitt 2.3), wie sie nachher am Rutschhang verwendet werden sollten, ausgeführt (vgl. Abb. 3-1). Da zu dieser Zeit sämtliche institutseigenen (IGMS) Empfänger an den Stationen des CODMS am Gradenbach in Verwendung waren, wurden dankenswerter Weise vom Institut für Navigation und Satellitengeodäsie der TU Graz zwei Ashtech Z-Xtreme Empfänger für Vergleichszwecke zur Verfügung gestellt. 1 Beschreibung des Datenformates unter: http://www.aiub.unibe.ch/download/rinex/rinex211.txt (2007) 23 Durchführung der Testmessungen a) b) Abb. 3-1: Testmessungen am 2. August 2006 am Messdach der Geodäsie (Steyrergasse 30, Graz); a) Komponenten in Plastikbox und Messpfeiler mit Choke Ring Antenne, b) AEK-4T und Ashtech Z-Xtreme Empfänger, Datenlogger, Antennensplitter und Stromversorgung in Box. Bei den Testmessungen am Dach wurde eine kurze Basislinie zwischen den Messpfeilern PF5 und PF6 für einige Stunden besetzt. Aus diesen Daten wurden anschließend die Varianzmodellparameter für diese Empfänger- Antennenkombination berechnet (siehe Tab. 4-3 und Tab. 4-4). Weitere Details dazu befinden sich in Abschnitt 4.4. Das System wurde auch über mehrere Tage (bis zu 3 Tage) am Messdach getestet, wobei keine Probleme bei der Datenspeicherung, Stromversorgung und den Trägerphasenmessungen festgestellt werden konnten. In der Vorbereitungs- und Testphase wurde versucht, Probleme und Vorteile, die durch die festgelegte Dauer von mindestens 4 bis 7 Tage (siehe Angabe im Anhang) der Testmessungen mit den AEK4-T Empfängern im Überwachungsgebiet am Gradenbach entstehen können, zu untersuchen. Eine Unterbrechung der kontinuierlichen Aufzeichnung durch den Download der AEK-4T Daten vom Datenlogger sollte vermieden werden. Prinzipiell ist daher im Zuge dieser Arbeit die Dauer der Testmessungen durch die Speicherkapazität des Datenloggers beschränkt. Bei den Tests am Dach des Geodäsiegebäudes wurde die zu erwartende Datenmenge für längere kontinuierliche Messungen aus einer 10 Minuten Session mit einem AEK-4T Empfänger grob abgeschätzt. Dabei wurden nur die Daten des ubx-raw Formates (die Signale C1, L1, D1, S1) von durchschnittlich 8 Satelliten aufgezeichnet. Während einer 7 Tage andauernden kontinuierlichen Messung fallen etwa 448 MB GPSDaten im ubx-Format an (Tab. 3-1), wenn die Datenmenge der 10 Minuten Session extrapoliert wird. Die durchschnittliche Anzahl von etwa 8 Satelliten erwies sich durch eine stichprobenartige Analyse bereits bestehender RINEX Datenfiles auch für die Stationen des CODMS am Gradenbach als realistisch. 24 Durchführung der Testmessungen Tab. 3-1: Abschätzung der ubx-Dateigrößen mit einer durchschnittlichen Anzahl von 8 Satelliten pro Epoche (ubx-raw, 1 Epoche/s). Beobachtungszeit ubx-Filegröße 10 min 460 KB 24 h 64 MB 7 Tage 448 MB Die verwendete Standard SD-Karte mit 512 MB Speicherkapazität des Datenloggers ist daher für die Verspeicherung von Daten einer kontinuierlichen Messung von 7 Tagen ausreichend. Die tatsächlichen Messungen haben später die in Tab. 3-1 angegebenen Größenordnungen bestätigt. Durch die kontinuierliche Messung über mindestens 4 Tage wird gewährleistet, dass ein wiederkehrendes Fehlermuster durch externe Einflüsse, wie Abschattung oder Signaldiffraktion erkannt werden kann, da sich die GPS-Satellitenkonstellation nach fast exakt 24 Stunden wiederholt (vgl. Kaplan und Hegarty, 2006). Das bedeutet, dass sich eine Variation der Koordinaten aufgrund der bereits genannten externen Fehlereinflüsse nach 24 Stunden in ähnlicher Art wiederholt. Um die Chance zu erhöhen, dass auch Einflüsse auf die L1Phasendaten der AEK-4T Empfänger aufgrund der oft stark wechselnden alpinen Wetterbedingungen (große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, Gewitter, Regen Luftfeuchtigkeit, etc.) auftreten, sollte die Messdauer der Testmessung möglichst lange gewählt werden. Für die Untersuchung im Rahmen dieser Masterarbeit wurden die Daten einer Messkampagne über 6 Tage und einer weiteren über knapp 3 Tage analysiert. Die Durchführung von zwei Kampagnen war ursprünglich nicht geplant, aber von Vorteil, da bei der Analyse der ersten Messkampagne Probleme der Systemkonfiguration aufgedeckt wurden, welche dann bei der zweiten berücksichtigt werden konnten. Bei beiden Messkampagnen wurde je eine Station im stabilen Gelände REF2 (Abb. 3-2a) und eine Station im Rutschgebiet, MD (Abb. 3-2b) zusätzlich mit den LC Komponenten ausgestattet. 25 Durchführung der Testmessungen a) b) Abb. 3-2: a) Referenzstation REF2, b) Überwachungspunkt MD. Die zusätzliche Ausstattung der Station REF1 mit den LC Komponenten kam nicht in Frage, da REF1 nur über einen einstündigen Fußmarsch erreichbar ist. Kontrollen oder Problembehebungen an der Station während der Messungen wären dadurch unnötig erschwert worden. REF2 und MD zeichnen sich nicht nur durch die leichte Erreichbarkeit der Stationen aus (REF2 per Auto, MD 15 Minuten zu Fuß), sondern auch durch die Basislinienlänge von 3.5km und den großen Höhenunterschied von 0.5km zwischen den beiden Punkten. Dies ist im Falle der beabsichtigten Untersuchungen von Vorteil, da durch den großen Höhenunterschied zusätzlich troposphärische Effekte in der Analyse besonders ausgeprägt sein sollten, vgl. Schön et al. (2005). 3.2 Testmessungen im „Überwachungsnetz Gradenbach“ 3.2.1 Session A - August 2006 Bei der Testmessung im August 2006 wurden 144 Stunden Daten der Ashtech GPSEmpfänger und AEK-4T Empfänger aufgezeichnet (vgl. Tab. 3-2). Während der ersten drei Tage wurde die Messung der u-blox AEK-4T Empfänger etwa alle 24 Stunden für kurze Zeit unterbrochen, um die aufgezeichneten Daten von den Datenloggern auf ein Notebook übertragen zu können. Dies diente zur Überprüfung der einwandfreien Funktion des AEK-4T Empfängers und Datenloggers. Die dadurch entstehenden kurzen Datenlücken in den Daten 26 Durchführung der Testmessungen der AEK-4T Empfänger belaufen sich auf maximal fünf Minuten. Ab dem dritten Tag wurde auf diese Downloads verzichtet, daher sind die Daten ab diesem Zeitpunkt lückenlos. Die Daten der geodätischen Ashtech Empfänger wurden mit den dafür vorgesehenen Funkmodems und Richtfunkantennen von den Stationen in die Basisstation gesendet und dort am PC verspeichert (vgl. Tab. 3-3). 3.2.2 Session N - November 2006 Bei der IGMS-Messkampagne im November 2006 wurden insgesamt 65,5 Stunden Daten der Ashtech Empfänger und der AEK-4T Empfänger aufgezeichnet, die für weitere Untersuchungen verwendet werden können (vgl. Tab. 3-2). Dabei wurden im Gegensatz zur Session A die Daten der Ashtech Empfänger nicht via Funk in die Basisstation geschickt, sondern intern auf einer PCMCIA Katenkarte verspeichert. Lediglich der Punkt REF1 wurde nicht mit einer Datenkarte ausgestattet. Die Daten des Referenzpunktes wurden wieder via Funk zur Basisstation übertragen und dort am PC verspeichert. In Tab. 3-3 sind die einzelnen Stationen, Empfänger und die verwendete Datenaufzeichnung nochmals aufgelistet. Die Punkte MA und MC wurden bei dieser Messung im Zuge des laufenden ISDR Projektes ebenfalls aufgebaut (siehe Abschnitt 2.1). Tab. 3-2: Eckdaten zu den Sessionen im August und November 2006. Session Start Ende Dauer Beschreibung A 10. August 2006 17. August 2006 144h Testmessung im Zuge der Masterarbeit N 7. November 2006 10. November 2006 65.5h IGMS-Messkampagne mit MA, MC 27 Durchführung der Testmessungen Tab. 3-3: Besetzte Stationen und Aufzeichnungsart für beide Sessionen. Session Station Empfänger Datenrate Datenaufzeichnung A REF2 Ashtech Z-FX 3 sec PC Zentralstation (Funk) u-blox AEK-4T 1 sec Logger Ashtech Z-FX 3 sec PC Zentralstation (Funk) u-blox AEK-4T 1 sec Logger REF1, MA Ashtech Z-Surveyor 3 sec PC Zentralstation (Funk) REF2 Ashtech Z-FX 3 sec Intern u-blox AEK-4T 1 sec Logger Ashtech Z-FX 3 sec Intern u-blox AEK-4T 1 sec Logger REF1, MA Ashtech Z-Surveyor 3 sec PC Zentralstation (Funk) MB, MC Ashtech Z-Xtreme 3 sec Intern MD N MD 28 Auswertung und Analyse 4 Auswertung und Analyse 4.1 Software Für die Auswertung der Daten stand das institutseigene Programmpaket „KF_run“ zur Verfügung. Dieses Kalman Filter basierende MATLAB Programm wurde von Dr. Andreas Wieser (IGMS) entwickelt und ermöglicht die Auswertung von GPS und Inertialsensordaten im Postprocessing. In dieser Masterarbeit ist die Möglichkeit, Inertialsensordaten mit GPS Daten gemeinsam auszuwerten, nicht von Relevanz, da nur GPS Daten vorliegen. Das Kalman-Filter wird dafür eingesetzt, Zustände oder Parameter eines dynamischen Systems aufgrund teils redundanter Messungen, die von Rauschen überlagert sind, zu schätzen. Auf Basis der Systemeingangsdaten wird der wahrscheinlichste Ausgangswert prädiziert und dieser dann mit dem tatsächlich gemessenen Ausgangswert verglichen. Die Differenz der Werte wird gewichtet und kann dazu verwendet werden, den aktuellen Zustand zu verbessern. Weitere Details sind in der Literatur angegeben, siehe z.B. Gelb (1996), Brown und Hwang (1997). KF_run ermöglicht die Positionsbestimmung aus den GPS-Trägerphasenmessungen mit dem Prinzip der relativen Positionierung, wobei durch die Anwendung des Doppeldifferenzverfahrens der Einfluss des Empfängeruhrenfehlers auf die Positionslösung eliminiert wird (Hofmann-Wellenhof et al., 2001). Die Modellierung weiterer Fehlereinflüsse, wie etwa troposphärische Signalverzögerungen und Mehrwegeffekte, ist von zentraler Bedeutung für eine hohe Genauigkeit (Brunner et al., 2000a). Im Programmpaket KF_run sind verschiedene Modelle zur Minimierung dieser externen Einflüsse auf die GPS-Messungen implementiert und können je nach Bedarf für die Auswertung eingesetzt werden. Für die Modellierung der Varianzen der Beobachtungen stehen 4 verschiedene Varianzmodelle zur Auswahl, die auch mithelfen können, Diffraktionseffekte, wie sie etwa an Bergrücken am Horizont entstehen, zu minimieren (Klostius et al., 2006). Die Parameter für diese Modelle müssen vorab für jede einzelne Empfänger - Antennenkombination bestimmt werden (siehe Abschnitt 4.4). Speziell für lokale GPS Überwachungsnetzwerke mit großen Höhenunterschieden zwischen den einzelnen Stationen können troposphärische Korrekturen stationsweise oder mit Hilfe eines höhenabhängigen Troposphärenmodells berücksichtigt werden. Im Gegensatz zur ausschließlichen Verwendung eines einfachen apriori Standard-Troposphärenmodells führt dies zu deutlich präziseren Ergebnissen in der Höhenkoordinate, Schön et al. (2005). Sowohl das a-priori Modell (Saastamoinen mit 29 Auswertung und Analyse Standard-Atmosphärenmodell) als auch das höhenabhängige Modell ist im Programm implementiert. KF_run berechnet epochenweise Positionslösungen, was die Möglichkeit liefert, Effekte in den Koordinatenzeitreihen genau zu erkennen und zu untersuchen. Für die Auswertung der Testmessungen wurden die RINEX Daten der einzelnen GPSEmpfänger, präzise Orbitdaten und ein einfaches Ionosphärenmodell (Klobuchar-Modell, mit Parametern des CODE 1 ) für jeden Messtag verwendet. Durch die umfangreichen Programmoptionen von KF_run und die Programmierung in MATLAB hat man die Möglichkeit, Problemen bei der Auswertung oder Eigenheiten der GPS-Empfänger und Daten sehr detailliert nachzugehen. Die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten der Software erfordern eine längere Einarbeitungszeit, helfen jedoch dann entscheidend bei der Untersuchung und Visualisierung von wichtigen Details. Durch die zahlreichen Tests und Versuche im Vorfeld der eigentlichen Testmessung für die Masterarbeit bot sich die Möglichkeit, die Software bereits genauer kennen zu lernen. Im Zuge der Bearbeitung dieser Masterarbeit wurden einzelne Programmteile vom Diplomanden und vom Betreuer modifiziert bzw. erweitert. So wurde insbesondere ein Modul zur Aufspaltung der umfangreichen Ergebnisdateien und Logfiles in wählbare kürzere Zeitabschnitte implementiert, um mehrere Tage kontinuierlicher Daten trotz limitierten Arbeitsspeichers einfach analysieren zu können. Sämtliche Berechnungen wurden auf einem vom Institut bereitgestellten PC durchgeführt. In Tab. 4-1 sind die Softwarepakete für die Konfiguration der Hardware und die Konvertierung sowie Auswertung der Daten aufgelistet. 1 Center for Orbit Determination in Europe, ftp://ftp.unibe.ch/aiub/CODE/ 30 Auswertung und Analyse Tab. 4-1: Liste der verwendeten Software für die Durchführung und Auswertung der Messungen. Software für GPS Empfänger Name Version Anmerkung u-blox u-center 4.01 Software zur Konfiguration der u-blox Empfänger. Ashtech Commander 3.02 Software zur Konfiguration der geodätischen Ashtech GPSEmpfänger. Der Datendownload erfolgt mit einem Unterprogramm über die serielle Schnittstelle. Version Anmerkung Software zur Auswertung Name Matlab 7.0 KF_run Programmierbares, dialogorientiertes Mathematikpaket zur Berechnung und Visualisierung der Ergebnisse. Kalman basierte Matlab Software zur Auswertung von GPS und Inertialdaten im Postprocessing (Dr. Andreas Wieser, IGMS). Tools und Hilfsprogramme Name Teqc 1 Version Anmerkung Release Tool zur Konvertierung, Bearbeitung und Überprüfung von 14.02.2002 GPS-Daten. ubx2rnx Extraktion von u-center Files aus UBX-RXM-RAW Daten in ein RINEX File (IGMS). ubx2matlab Umwandlung der mit u-center aufgezeichneten Daten in Textdateien, die mit Matlab direkt geladen werden können (IGMS). 4.2 Startkoordinaten der Auswertung Die Punktkoordinaten der Überwachungsstationen im Projektgebiet werden im Zuge der in Abschnitt 2.1 beschriebenen, 2- bis 3-mal pro Jahr durchgeführten IGMS-Messkampagnen durch eine statische Auswertung mit der Software BERNESE mit Subzentimetergenauigkeit bestimmt. Diese Messeinsätze und Auswertungen werden von einem Projektmitarbeiter des ISDR Projektes durchgeführt (D. Gander, IGMS). Da die Rutschung äußerst langsam ist, können die Punkte während der etwa 48 Stunden dauernden Messkampagne als statisch angenommen werden. 1 Download und Support: http://facility.unavco.org/software/teqc/teqc.html (2007) 31 Auswertung und Analyse Die durchschnittliche jährliche vertikale Geschwindigkeit überschreitet seit dem Jahr 2002 bei keiner Überwachungsstation des CODMS den Wert von 9 cm (vgl. Abb. 2-3). Die durchschnittlichen jährlichen Lageänderungen seit dem Jahr 2002 belaufen sich auf maximal 5 cm. Der Hang behält auch im Jahr 2006 seine bereits seit 2002 anhaltende langsamere Bewegung bei. Die Punktkoordinaten für den Überwachungspunkt MD können daher für die Session A aus den Koordinaten der IGMS-Messkampagne im Juni 2006 und der IGMSMesskampagne im November linear interpoliert werden. Bildet man die Koordinatendifferenzen des Punktes MD zwischen den beiden Epochen, zeigt sich eine Bewegung in den etwa 6 Monaten von 1mm in X , 5mm in Y und -27mm in Z . Die mittlere tägliche Bewegung der Überwachungsstation wird mit Formel (4–1) bestimmt, die Startkoordinaten für den Überwachungspunkt MD werden für die Session A durch Formel (4–2) berechnet. Die Subzentimetergenauigkeit der Startkoordinaten für die einzelnen Stationen der Session A erlaubt, die Ambiguitäten sofort zu fixieren. v= X (t NOV ) − X (t JUN ) t NOV − t JUN (4–1) X (t ) = X (t JUN ) + v ⋅ (t − t JUN ) (4–2) v Geschwindigkeit [m/Tag] X (t NOV ) Stationskoordinaten des Überwachungspunktes aus statischer Auswertung der IGMS-Messkampagne „November 2006“ [m] X (t JUN ) Stationskoordinaten des Überwachungspunktes aus statischer Auswertung der IGMS-Messkampagne „Juni 2006“ [m] t Epoche in Tagen seit 11.08.2006 um 00:00 Uhr X (t ) Interpolierte Stationskoordinaten [m] für die Epoche t mit t JUN < t < t NOV In Tab. 4-2 sind die Koordinaten und Antennenhöhen, wie sie schließlich bei der Auswertung der beiden Sessionen verwendet wurden, zusammengefasst. Die Koordinaten für die Session N entsprechen den berechneten BERNESE Lösungen aus der IGMS- Messkampagne im November 2006. Die Punkte REF 1 und MB werden neben REF2 und MD ebenfalls angeführt, da sie bei der Auswertung der beiden Sessionen für die Erweiterung 32 Auswertung und Analyse der ursprünglichen Punktkonfiguration eingesetzt wurden (näheres siehe Abschnitt 4.5 und 4.6 ). Tab. 4-2: Stationskoordinaten im WGS-84 für die Auswertung der beiden Sessionen. Session Stationsname X [m] Y [m] Z [m] Antennenhöhe [m] A REF1 4250144.174 968914.376 4643532.062 1.456 REF2 4251287.038 972183.572 4640581.093 1.555 MD 4249850.495 969991.914 4642962.292 1.430 REF2 4251287.038 972183.572 4640581.093 1.558 MB 4250114.597 969868.230 4642513.489 1.407 MD 4249850.496 969991.918 4642962.275 1.430 N Die Referenzpunkte wurden bei der Auswertung festgehalten (Koordinaten laut Tab. 4-2 fix), die Standardabweichung der Koordinaten des Punktes MD wurde auf anfänglich 5mm in Lage und Höhe festgelegt. 4.3 Random Walk der Position Für die Überwachungspunkte in der aktiven Rutschzone können aus den bereits vorhandenen Koordinaten zweier Epochen die Bewegungen während dieser Zeit berechnet werden. Für die Auswertung werden die Nord-, Ost- und Höhenkoordinaten der zu bestimmenden Überwachungspunkte als unabhängige Zufallsbewegungen (Random Walk) modelliert. Die bisher maximale jährliche Bewegung eines Überwachungspunktes von 0.5m, entspricht einer durchschnittlichen Bewegung von 1.5 ⋅ 10 −8 m pro Sekunde. Um eine Bewegung dieser Größenordnung im Kalman Filter zuzulassen, sollte die spektrale Rauschdichte unter der Annahme einer nicht beschleunigten Bewegung durch Formel (4–3) auf 2.7 ⋅ 10 −17 m 2 Hz gesetzt werden (Schön et al. 2005): 33 Auswertung und Analyse 2 ⎛ 1 ⋅ 0 .5 m ⎞ −17 2 q=⎜ 3 ⎟ = 2.7 ⋅ 10 m Hz ⎝ 365 ⋅ 86400 s ⎠ (4–3) Der Wert von q steuert die Filterung der Koordinatenzeitreihen, also das Ausmaß der Reduktion von zufälligen Messabweichungen und zeitlich variablen äußeren Effekten (Troposphäre, Ionosphäre, etc.), auf die Positionslösung. Weitere Details zur Theorie des Random Walk sind in der Literatur zu finden. Zum Beispiel in Brown und Hwang (1997), Gelb (1996). Der abgeschätzte Wert aus der maximal detektierten Bewegung seit 1999 ist jedoch so klein, dass zufällige Messabweichungen und atmosphärische Effekte in den Ergebnissen weitgehend unterdrückt werden. Für die Auswertung und Analyse der Testmessungen mit den AEK-4T LC GPS-Empfängern ist es jedoch erwünscht, Fehlermuster aufgrund der L1 Phasendatenmessung, Messrauschen, Mehrwegeffekte, atmosphärische Effekte und allfällige andere empfängerspezifische oder externe Effekte in den Zeitreihen der Koordinaten zu sehen und untersuchen zu können. Daher wurde der Wert für q auf 1 ⋅ 10 −6 m 2 Hz festgelegt. 4.4 Berechnung der Varianzmodellparameter Durch Mehrweg- und Diffraktionseffekte kommt es zu einer Verschlechterung der Trägerphasendaten und in weiterer Folge zu einer unpräzisen GPS-Positionslösung (Hartinger und Brunner, 1999). Um die Auswirkung dieser Effekte auf die Positionslösung zu minimieren, können für die Auswertung der Phasendaten in KF_run vier verschiedene Varianzmodelle verwendet werden. Es handelt sich dabei um das Modell mit Annahme gleicher Varianzen, ein elevationsabhängiges Varianzmodell und das SIGMA − ε Modell (Hartinger und Brunner, 1999) und das SIGMA − Δ Modell (Brunner et al., 1999). Die Annahme gleicher Varianzen ist die einfachste mögliche Annahme über die Varianzen σ i2 der (undifferenzierten) GPS Trägerphasenbeobachtungen. σ i2 := σ 2 (4–4) 34 Auswertung und Analyse Bei diesem Modell werden die Fehler der Beobachtungen als normalverteilt mit Erwartungswert 0 und identischer Varianz angenommen (Wang, 1999). Dieses Modell sollte jedoch möglichst nicht verwendet werden, da es die tatsächliche Situation nur in Sonderfällen widerspiegelt (keine Beobachtungen zu tief stehenden Satelliten, keine Beeinträchtigung durch Mehrweg- oder Beugungseffekte) und jedes andere untersuchte Varianzmodell zu besseren Ergebnissen führt (Wieser, 2002). Das elevationsabhängige Modell bestimmt die Varianzen unter Abhängigkeit der jeweiligen Satellitenelevation, was zu einer Abgewichtung der Beobachtungen zu Satteliten mit niedriger Elevation führt, Rothacher et al. (1997), Wieser (2002). Die Varianz σ i2 einer undifferenzierten Phasenbeobachtung wird durch σ i2 := s 02 sin 2 Ei s 02 … Modellparameter [m2] Ei … Elevationswinkel des Satelliten (4–5) beschrieben, wobei der Modellparameter s 02 empirisch bestimmt werden muss und die Varianz einer doppeldifferenzierten Beobachtung durch Varianzfortpflanzung abgeleitet wird, Wieser (2002). Der Rauschanteil von GPS Phasendaten kann aus den vom GPS-Empfänger gemessenen Signal-Rauschdichteverhältnissen (Carrier-to-noise power density ratios, C/N0) berechnet werden. Das SIGMA − ε Modell (Hartinger und Brunner, 1999) verwendet die C/N0 Beobachtungen und den Modellparameter C dazu, diesen Rauschanteil zu modellieren: σ i2 := C ⋅ 10 C … C N0 … −C N0 10 (4–6) Modellparameter [m2Hz] C N 0 Messwert der betreffenden Beobachtung [dBHz] Das Modell wurde ursprünglich durch Hartinger und Brunner (1999) eingeführt. Die Berechnung für doppeldifferenzierte GPS Trägerphasenbeobachtungen erfolgt, wie für die anderen hier angeführten Modelle, durch Varianzfortpflanzung. Das SIGMA − Δ Modell (Brunner et al., 1999) ist zwar in KF_run implementiert, wurde für diese Arbeit aber nicht verwendet. 35 Auswertung und Analyse Für die Auswertungen der Session A und Session N dieser Masterarbeit wurde das SIGMA − ε Modell verwendet, da es sich in mehreren Untersuchungsreihen für Trägerphasenauswertungen als sehr geeignet herausgestellt hat (Hartinger und Brunner, 1999; Klostius et al., 2006; Wieser, 2007). Für spezielle Untersuchungen kam auch das elevationsabhängige Modell zum Einsatz. Der Vollständigkeit halber wurden auch die Parameter für das Modell unter Annahme gleicher Varianzen bestimmt und in dieser Arbeit angeführt. Im Zuge der vorbereitenden Testmessungen wurden zwei geodätische Ashtech Z-Xtreme Empfänger (INAS) und die beiden AEK-4T GPS-Empfänger am Dach der Geodäsie (Steyrergasse 30, Graz) auf zwei nahe beieinander liegenden Messpfeilern (Basislinienlänge <20m) aufgebaut und über 2 Stunden Daten aufgezeichnet. Die Z-Xtreme Empfänger zeichneten mit einer Wiederholrate von 3 Sekunden und die AEK-4T Empfänger mit 1 Sekunde auf (kleinste mögliche Wiederholrate dieser Empfänger). Diese Daten wurden für die Berechnung der Varianzmodellparameter für diese Empfänger-Antennenkombinationen verwendet. Die Parameterwerte für die Varianzmodelle bei doppeldifferenzierten Beobachtungen (siehe Tab. 4-3 für Ashtech Z-Xtreme und Tab. 4-4 für AEK-4T) wurden mit der Matlab Routine CompSigEpsConstDD.m (Dr. Wieser, IGMS) berechnet. Tab. 4-3: Parameterwerte der einzelnen Varianzmodelle für Ashtech Z-Xtreme Empfänger (C/A Code, Trägerphase L1) aus den Testmessungen am Dach des Geodäsiegebäudes. C1 L1 σ [m] 0.82 0.0030 s0 [m] 0.26 0.0011 C [ m 2 Hz ] 37000 0.61 Tab. 4-4: Parameterwerte der einzelnen Varianzmodelle für die AEK-4T Empfänger (C/A Code, Trägerphase L1) aus den Testmessungen am Dach des Geodäsiegebäudes. C1 σ [m] L1 1.0 0.0053 s0 [m] 0.32 0.0017 C [ m 2 Hz ] 15000 0.46 Die Modellparameter σ i2 , s 02 und C sind allgemein abhängig von der Empfänger- Antennenkombination. Bei der Verwendung für doppeldifferenzierte Beobachtungen kommt 36 Auswertung und Analyse eine zusätzliche Abhängigkeit von der Basislinienlänge und dem Höhenunterschied zwischen den Stationen hinzu. Der Wert für den Modellparameter C der AEK-4T Empfänger (vgl. Tab. 4-4) ist kleiner als der Wert von C für die Ashtech Z-Xtreme Empfänger (vgl. Tab. 4-3). Dies bedeutet nicht unbedingt, dass die AEK-4T Empfänger präziser sind, sondern kann auch auf unterschiedliche C/N0-Messwerte zurückzuführen sein. Bei der Testmessung am Dach wurde zwar die gleiche Antennenbauart (Ashtech ChokeRing-Antenne) verwendet wie im Projektgebiet am Gradenbach, allerdings wurden die Parameter aus der Dachmessung aus den Daten von Ashtech Z-Xtreme Empfängern bestimmt. Im Projektgebiet werden an beiden Stationen Ashtech Z-FX Empfänger verwendet. Weiters beträgt die Basislinienlänge bei den Testmessungen am Dach des Geodäsiegebäudes weniger als 20m und die beiden Punkte liegen auf gleicher Höhe. Im Projektgebiet am Gradenbach beträgt die Basislinienlänge zwischen den Punkten REF2 und MD 3.5km bei einem Höhenunterschied von etwa 500m. Daher wurden die Daten aus einem kurzen Zeitfenster der Session A für eine Bestimmung der Varianzmodellparameter für die Auswertungen der Sessionen am Gradenbach herangezogen, um den Einfluss der EmpfängerAntennenkombination, der Basislinienlänge und dem Höhenunterschied auf die Modellparameter zu berücksichtigen. Die Berechnung dieser Werte und die Ergebnisse werden in der Folge ausführlicher diskutiert (siehe Abschnitt 4.4.1 und Abschnitt 4.4.2). Die Modellparameterwerte aus der Dachmessung dienen der Veranschaulichung, wie stark die Werte von der Umgebung abhängen und können für spätere Untersuchungen nützlich sein. Die Parameterwerte für die geodätischen Empfänger resultieren aus der doppeldifferenzierten Basislinienauswertung von REF2 und MD mit den Daten der Ashtech Z-FX Empfänger. Analog dazu wurde die Berechnung der Werte für die LC-Empfänger aus den Daten der AEK-4T Empfänger an dieser Basislinie vorgenommen. Eine Übersicht über die Einstellungsparameter in KF_run für diese Auswertung ist in Tab. 4-5 gegeben. Diese Einstellungsparameter gelten ausschließlich für die Bestimmung der Varianzmodellparameter. Die Einstellungsparameter für die Berechnung der Koordinatenzeitreihen von Session A und Session N sind in den Abschnitten 4.5 und 4.6 angeführt. Für die Bestimmung der Varianzmodellparameter wurde die spektrale Rauschdichte der Position auf den Wert 0 gesetzt, um sämtliche Effekte der Phasendaten nicht in die Koordinatenzeitreihe, sondern in die Residuen der Doppeldifferenzen einfließen zu lassen, aus denen schlussendlich die Parameterwerte bestimmt werden. Für die Berechnung wurde das elevationsabhängige Varianzmodell verwendet. Die angeführten Parameterwerte wurden nach Absprache mit dem Betreuer aus bereits durchgeführten Experimenten (IGMS) übernommen. 37 Auswertung und Analyse Tab. 4-5: Auszug aus KF_run Einstellungen für die Bestimmung der Varianzmodellparameter. Beschreibung Einstellungen Ashtech - Ashtech u-blox - u-blox Internes Berechnungsintervall 3s 1s GPS Beobachtungen im Preprocessing und/oder im Kalman Filter L1, C1, S1 L1, C1, S1 Pseudostreckenbeobachtungen doppeldifferenziert doppeldifferenziert Trägerphasenbeobachtungen doppeldifferenziert doppeldifferenziert 1 Deaktivierte Satelliten lt. NANU Spektrale Rauschdichte der Position REF2: q = 0 MD: q = 0 REF2: q = 0 MD: q = 0 Behandlung von entdeckten Ausreißern in den Beobachtungen Varianzinflation Varianzinflation Varianzmodell für GPS Beobachtungen Elevationsabhängig Elevationsabhängig s 0 L1 = 0.0014m s 0 L1 = 0.0014m s 0C1 = 1.0m s 0C1 = 1.0m A-priori Troposphärenmodell Saastamoinen und nominelles Atmosphärenmodell Saastamoinen und nominelles Atmosphärenmodell A-priori Ionosphärenmodell Klobuchar mit α und β Klobuchar mit α und β aus CODEIonosphärenfile aus CODEIonosphärenfile Siehe Tab. 4-2 STD:= 5mm Siehe Tab. 4-2 STD:= 5mm A-priori Koordinaten lt. NANU 4.4.1 Modellparameter der geodätischen GPS-Empfänger Die folgenden Abbildungen verwenden so genannte Quantil-Quantil Plots (QQ-Plot), um zu veranschaulichen, wie ähnlich eine empirische Verteilung einer theoretischen Verteilung ist, siehe beispielsweise Nair und Freeny (1994). Die Verwendung von QQ-Plots zur Beurteilung der Eignung der Varianzmodelle wurde aus Wieser et al. 2005 übernommen. In Abb. 4-1 werden die normalisierten Residuen der Doppeldifferenzauswertung (empirische Verteilung) 1 KF_run eigenes Satellitendeaktivierungsfile basierend auf http://www.navcen.uscg.gov/gps/. Enthält eine Tabelle mit PRN Nummern und Deaktivierungszeiten. Kann auch für Untersuchungszwecke genutzt werden, um einzelne Satelliten für gewünschte Epochen zu deaktivieren. 38 Auswertung und Analyse ri' = rDD ,i … σ DD ,i … rDD ,i σ DD ,i (4–7) Residuen der i-ten Doppeldifferenz (Koordinaten aus BERNESE Lösung fix) STD der i-ten Doppeldifferenz, berechnet mittels Varianzmodell gegenüber der Verteilungsfunktion der Normalverteilung N(0,1) (theoretische Verteilung) dargestellt. Je mehr die Kurve der normalisierten Residuen der als Linie sichtbaren Verteilungsfunktion folgt, desto besser kann das verwendete Varianzmodell die Abweichungen der Phasenmessung modellieren. Anmerkung: Die Skalierung der Ordinate ist so gewählt, dass die Verteilungsfunktion der theoretischen Verteilung N(0,1) geradlinig erscheint (nur ein Ausschnitt der Funktion ist darstellbar). Die Residuen entsprechen den oben erwähnten Abweichungen. In Abb. 4-1a und Abb. 4-1b kann die Gerade der Verteilungsfunktion von N(0,1) kaum erkannt werden, da die Varianzmodelle ID … Annahme gleicher Varianzen ELV … elevationsabhängiges Modell EPS … SIGMA − ε Modell für den C/A Code (Abb. 4-1a) und die Trägerphase L1 (Abb. 4-1b) der geodätischen Ashtech GPS-Empfänger sehr gute Ergebnisse liefern. Die größte Prozentanzahl an Ausreißern (im Sinne Residuum ri > 3σ i ) weist das ID Modell mit 1,2% für den C/A Code und 1,8% für die Trägephase L1 auf, siehe Legende in Abb. 4-1a und b. Dieses Modell eignet sich am wenigsten für die L1 Trägerphasenauswertungen, Wieser (2007). Die Kurven des ELV und EPS Modells sind visuell nicht unterscheidbar, was auf eine hohe Datenqualität, wenig Abschattung und kaum Mehrweg- und Beugungseffekte zurückzuführen ist. 39 Auswertung und Analyse b) a) Abb. 4-1: QQ-Plot der normalisierten Residuen für die geodätischen Ashtech Empfänger zur grafischen Darstellung der Varianzmodelle a) C/A Code, b) Trägerphase L1 Tab. 4-6 zeigt die Werte, wie sie für die Ashtech GPS-Empfänger für die Auswertungen der Session A und Session N verwendet wurden. Tab. 4-6: Parameterwerte der einzelnen Varianzmodelle für die geodätischen Ashtech Empfänger Z-Surveyor und Z-FX (C/A Code und Trägerphasen L1). Parameter C1 L1 σ [m] 0.91 0.0036 s0 [m] 0.30 0.0011 C [ m 2 Hz ] 19000 0.27 4.4.2 Modellparameter für AEK-4T Empfänger Die Berechnung der AEK-4T Modellparameter erfolgt nach demselben Schema wie für die Ashtech Empfänger. Die QQ-Plots für den C/A Code und die Trägerphase L1 der AEK-4T GPS-Empfänger (vgl. Abb. 4-1a,b) zeigen, dass sich die einzelnen Varianzmodelle auch für die Modellierung von Fehlern in den Daten der AEK-4T Empfänger sehr gut eignen. Deutlich zu erkennen ist, dass sich die Verwendung des SIGMA − ε Modells am Besten an die Verteilungsfunktion von N(0,1) anpasst. Daher wurde dieses Modell für die Auswertungen der Session A und Session N verwendet. 40 Auswertung und Analyse a) b) Abb. 4-2: QQ-Plot der normalisierten Residuen für die AEK-4T Empfänger zur grafischen Darstellung der Varianzmodelle a) C/A Code, b) Trägerphase L1 In Tab. 4-7 sind die verwendeten Parameterwerte für die weiteren Auswertungen zusammengefasst. Tab. 4-7: Parameterwerte der einzelnen Varianzmodelle für die u-blox AEK-4T LC GPSEmpfänger (C/A Code und Trägerphase L1). Parameter C1 L1 σ [m] 1.20 0.0060 s0 [m] 0.37 0.0016 C [ m 2 Hz ] 19607 0.35 4.5 Session A - Auswertung Als übergeordnetes Ziel gilt es, eine Basislinien- oder Netzauswertung zu berechnen, bei der in jedem Falle die L1 Trägerphasendaten des AEK-4T GPS-Empfängers an der zu bestimmenden Station MD (Roverstation) verwendet werden. Der Punkt REF2 fungiert als Referenzpunkt und wird als fix angenommen. Bei der detaillierten Analyse erster Auswertungsergebnisse der Session A für die Ashtech AEK-4T Kombination an der Basislinie REF2-MD konnte ein häufig auftretendes Fehlermus41 Auswertung und Analyse ter in den via Funk gesendeten und am PC der Basisstation aufgezeichneten Daten der Ashtech Z-FX Empfänger festgestellt werden. Die Datenfiles der Ashtech Empfänger weisen viele Lücken auf. Im Vergleich dazu konnte bei den am Datenlogger aufgezeichneten Daten der AEK-4T Empfänger keine derartigen Datenlücken festgestellt werden. Abb. 4-3a zeigt anhand eines kurzen Zeitfensters exemplarisch die auftretenden Datenlücken in den RINEX Datenfiles. Grüne Datenpunkte in Abb. 4-3a bedeuten, dass vom Ashtech Empfänger der Station REF2 Signale (C1, L1, S1) des jeweiligen Satelliten (PRN Achse) dieser Epoche (Zeit -Achse) in der Basisstation empfangen und am PC verspeichert wurden. Man kann erkennen, dass einzelne Epochen vollständig fehlen und bei einigen Epochen einzelne Satelliten ausfallen, die in der darauf folgenden Epoche wieder vorhanden sind. Das Sichtbarkeitsdiagramm der Satelliten in Abb. 4-3b zeigt die Konstellation der 8 Satelliten mit Elevationen von 15° bis 75° während der dargestellten Epochen. Die grau schattierten Bereiche stellen die Abschattungsmaske für den Referenzpunkt REF2 dar, die durch Bergrücken, Wälder und einzelne Bäume entsteht. Die Abschattungsmaske wurde vorab mit einem Theodolit aufgenommen und für die Verarbeitung in der Auswertesoftware aufbereitet. Kein Satellit ist von Abschattungen aufgrund der Stationsumgebung betroffen und alle Satelliten weisen einen C/N0 Wert von über 40dB-Hz auf. Die Datenlücken bei den Ashtech Empfängern entsprechen nicht Epochen auffällig niedriger C/N0 Werte und die lückenhaften Epochen treten nicht nur dann auf, wenn Satelliten abgeschattet sind. Somit kann die Satellitenkonstellation als Ursache für die lückenhaften Daten ausgeschlossen werden. Da die intern aufgezeichneten AEK-4T Daten der Station lückenlos sind, verstärkt sich die Vermutung, dass es sich um Funkausfälle bei der Datenübertragung der Ashtech Empfänger handelt. 42 Auswertung und Analyse a) b) Abb. 4-3: a) Darstellung der verfügbaren Messdaten auf REF2 pro Satellit und Epoche (grüner Punkt: Messdaten auf PC aufgezeichnet), b) Sichtbarkeitsdiagramm für REF2. Entsprechende Untersuchungen für die Daten der Ashtech Empfänger wurden auch für die Punkte REF1 und MD durchgeführt und führten zu ähnlichen Ergebnissen. Ein möglicher 43 Auswertung und Analyse Zusammenhang zwischen den stark wechselnden Wetterbedingungen während dieser Testmessung (abwechselnd, nebelig, wolkig und stark regnerisch) und den Datenlücken ist nicht auszuschließen. Diese persönliche Vermutung ergibt sich durch den Eindruck während der Messung vor Ort. Die Ursachen für diese Signalausfälle werden derzeit am Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme der TU Graz im Zuge der fortlaufenden Arbeiten am Projekt untersucht 1 . Die lückenhaften GPS-Datenfiles der Ashtech Empfänger führten zunächst dazu, dass die Ambiguitäten aufgrund fehlender Daten nach wenigen Epochen jeweils wieder neu angesetzt werden mussten. Die KF_run-Implementierung sah nämlich vor, dass Ambiguitäten gelöscht werden, wenn sie in einer Messepoche nicht benötigt werden (keine entsprechenden Daten vorhanden). Scheint die Beobachtung des Satelliten nach einigen Epochen wieder auf, mussten die Ambiguitäten daher neu als Float Werte angesetzt werden. Um die unvollständigen Datensätze dennoch für eine sinnvolle Auswertung mit KF_run verwenden zu können, ohne die Koordinaten der Punkte als Beobachtungen einzuführen (aus Interpolation der Resultate aus den IGMS-Messkampagnen, mit entsprechender Standardabweichung) wurde die Handhabung der Ambiguitäten von Dr. Wieser erweitert. Durch einen neuen Programmparameter kann die Zeitspanne (in Sekunden) festgelegt werden, über die eine Ambiguität in der Software erhalten bleibt, selbst wenn keine entsprechende Beobachtung vorhanden ist. Dieser Wert wurde in der Folge für die Auswertung der Session A auf 15 Sekunden festgesetzt, was bei einer Aufzeichnungsrate von 1/3 Hz einem Beobachtungsausfall von 5 Epochen entspricht. Dieser Wert resultiert aus Untersuchungen der Daten mit Hilfe des Programms TEQC: etwa 90% der Datenlücken dauern nicht länger als 4 Epochen bzw. 12 Sekunden. Für die endgültige Auswertung der AEK-4T L1 Trägerphasendaten von der Station MD wurde zusätzlich die Station REF1 am Sattel zwischen Fleckenkopf und Eggerwiesenkopf (vgl.Abb. 4-4 ) als weiterer Referenzpunkt eingesetzt, da durch diese Netzauswertung neben dem Problem der lückenhaften Daten auch noch der problematische Einfluss einer täglich wiederkehrenden, ungünstigen Satellitenkonfiguration an der Basislinie REF2-MD kompensiert werden konnte. Durch die Hanglage und die daraus resultierenden Abschattungen kommt es periodisch zu einer Satellitenanzahl von weniger als 4 Satelliten an der Basislinie REF2-MD. Diese periodisch wiederkehrende niedrige Satellitenanzahl und die daraus 1 Die Daten der Session N mit interner Aufzeichnung bzw. auf Datenlogger sind frei von derartigen Lücken, siehe Abschnitt 3.2.2. 44 Auswertung und Analyse resultierenden Probleme werden bei der Auswertung der Session N in Abschnitt 4.6 detailliert besprochen. Abb. 4-4: Geländemodell 1 des Projektgebietes. REF1 als zusätzlicher Referenzpunkt. In Abb. 4-5a ist die Satellitenverfügbarkeit für die Basislinie REF1 - MD und in Abb. 4-5b für die Basislinie REF2-MD für die gesamte Dauer der Testmessung im August dargestellt. Die rot gekennzeichneten Bereiche markieren eine stark variierende Anzahl der verfügbaren Satelliten aufgrund der lückenhaften Datenübertragung. Deutlich zu erkennen ist, dass die beiden Basislinien unterschiedlich stark und zu unterschiedlichen Zeiten von den vermutlichen Funkausfällen betroffen sind. Abb. 4-5c zeigt, dass nur aufgrund der Darstellung aller 6 Messtage in einer Abbildung der Eindruck entsteht, es seien in den rot markierten Bereichen durchgehend keine Satelliten verfügbar. Auch während dieser Perioden liegt die Anzahl der Satelliten durchschnittlich bei 6 bis 7, fällt jedoch vereinzelt kurzzeitig auf 0. 1 Erstellung durch das Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme. 45 Auswertung und Analyse a) b) c) Abb. 4-5: a) Satellitenverfügbarkeit an der Basislinie REF1 - MD, b) für die Basislinie REF2-MD, c) Vergrößerung für einen kurzen Zeitausschnitt. Bei der Auswertung der Session A konnte nach Einführung des Punktes REF1 eine erfolgreiche Auswertung mit fixierten Ambiguitäten durchgeführt werden (siehe Abb. 4-6). Es sind täglich wiederkehrende auffällige Muster in den Koordinatenzeitreihen zu erkennen. In der Ostkomponente ist ein systematisch auftretender Effekt erkennbar, welcher in Abschnitt 4.7 detailliert beschrieben wird. 46 Auswertung und Analyse Abb. 4-6: Koordinatenzeitreihe (Nord, Ost und Höhe) für den Punkt MD der Netzauswertung REF2-REF1-MD. REF2 und REF1: Ashtech Empfänger, MD: u-blox Empfänger mit L1 Trägerphasendaten. Eine Übersicht über die wichtigsten Einstellungsparameter in KF_run für diese Auswertung ist in Tab. 4-8 gegeben. 47 Auswertung und Analyse Tab. 4-8: Übersicht über die Parameter der Ashtech - AEK-4T Netzauswertung der Testmessung im August 2006 Beschreibung Einstellungen Ashtech - u-blox Referenzpunkte / Empfänger (für die Berechnung als fix angenommen) REF1 / Ashtech Z-FX REF2 / Ashtech Z-FX Überwachungspunkt / Empfänger MD / u-blox AEK-4T Internes Berechnungsintervall 3s Zeitspanne, über die eine Ambiguität auch ohne Beobachtung erhalten bleibt 15 s GPS Beobachtungen im Preprocessing und/oder im Kalman Filter L1, C1, S1 Pseudostreckenbeobachtungen nicht für Positionsbestimmung verwendet Trägerphasenbeobachtungen Doppeldifferenziert Deaktivierte Satelliten Lt. NANU Spektrale Rauschdichte der Position MD: q = 1 ⋅ 10 −6 [m2Hz] Behandlung von entdeckten Ausreißern in den Beobachtungen Ausreißer werden eliminiert (Beobachtungen werden für die Lösung nicht verwendet) Varianzmodell für GPS Beobachtungen SIGMA − ε Troposphärenmodell Saastamoinen Modell und Standardatmosphäre als a-priori Modell Troposphären-Korrekturmodell Höhenabhängiges Modell Referenzhöhe: REF1 Polynomgrad: 1 Random Walk: q= 3 ⋅ 10 −9 [m2Hz] Stationen der Gruppe: REF1, REF2, MD A-priori Ionosphärenmodell Klobuchar mit α und β aus CODE-Ionosphärenfile A-priori Koordinaten Siehe Tab. 4-2 STD:= 5mm 48 Auswertung und Analyse 4.6 Session N - Auswertung Aufgrund der in Abschnitt 3.2.1 beschriebenen Datenlücken der Session A wurden bei der IGMS-Messkampagne im November 2006 (von IGMS durchgeführt) die Punkte REF2 und MD nochmals zusätzlich mit den AEK-4T Empfängern ausgestattet 1 . Bei dieser neuerlichen Messung (Session N) wurden die Daten der Ashtech Empfänger auf den Stationen REF2, MA, MB, MC und MD intern auf PCMCIA Datenkarten verspeichert. Die Messdaten dieser Stationen sind daher für diese Session lückenlos. Lediglich die Daten des Referenzpunktes REF1 wurden auch während dieser Zeit via Funk in die Basisstation gesendet, wobei es wiederum zu Datenlücken gekommen ist. Die intern aufgezeichneten Datensätze der Ashtech Empfänger führten zu keiner Beeinträchtigung der Auswerteresultate durch Datenlücken (welche nicht von den Empfängern verursacht wurden). Für einen Vergleich der erreichbaren Qualität der Positionslösungen mit den Resultaten der LC Empfänger waren diese Daten daher besser geeignet, als die Daten aus der Session A. Es wurde sowohl eine Auswertung mit den L1 Trägerphasendaten der geodätischen Ashtech Empfänger als auch eine Auswertung mit geodätischen L1 Trägerphasendaten an den Referenzpunkten und AEK-4T L1 Trägerphasendaten am Überwachungspunkt MD vorgenommen (kombinierte Auswertung). Zusätzlich wurde auch noch eine Auswertung mit den L1/L2 Trägerphasendaten der Ashtech Empfänger durchgeführt, um untersuchen zu können, ob die Verwendung beider Trägerphasen eine entscheidende Verbesserung der Ergebnisse bewirkt. Bei den ersten Testauswertungen der Basislinie REF2-MD wurden bei allen oben angeführten Kombinationen für die Auswertung nicht zu erwartende große Variationen in den Koordinatenzeitreihen festgestellt. In Abb. 4-7 ist exemplarisch die Koordinatenzeitreihe des Überwachungspunktes MD einer Basislinienauswertung REF2-MD mit geodätischen L1 Trägerphasendaten dargestellt. Die Drift der einzelnen Koordinatenkomponenten liegt im Bereich mehrerer Dezimeter. 1 Aus organisatorischen Gründen wurden die Komponenten des LC-Systems nach der Session A wieder aus dem CODMS entfernt. 49 Auswertung und Analyse Abb. 4-7: Koordinatenvariationen von MD in Nord, Ost und Höhe (N E U) für die Basislinienauswertung REF2-MD (L1 Trägerphasen, Ashtech Empfänger). Die Auswertung der Session A hatte bereits gezeigt, dass die verfügbare Satellitenanzahl an der Basislinie REF2-MD, einem regelmäßigen Schema folgend, Perioden mit einer sehr niedrigen Anzahl aufweist. Bei der Analyse der Session N konnte festgestellt werden, dass in regelmäßigen Abständen die Anzahl der auf REF2 und MD gleichzeitig sichtbaren Satelliten unter 5 fällt und täglich über mehrere Stunden sogar weniger als 4 beträgt (siehe Abb. 4-8). Laut NANU (siehe Fußnote S.38) wurden zu diesen Zeiten jedoch keine Satellitendeaktivierungen durchgeführt. Daher muss die Ursache in Abschattungen auf den Stationen REF2 und MD liegen. Für die Epochen des rot markierten Bereiches in Abb. 4-8 (08.Nov.2006, 08:30 - 09:30 Uhr) wurden Sichtbarkeitsdiagramme für die L1 Beobachtungen der Satelliten erstellt (Abb. 4-9). 50 Auswertung und Analyse Abb. 4-8: Satellitenverfügbarkeit über die gesamte Dauer der Testmessung im November an der Basislinie REF2-MD. Mit Hilfe des Sichtbarkeitsdiagramms der Station MD (Abb. 4-9a) für die in Abb. 4-8 rot markierten Epochen kann man erkennen, dass vor allem aufgrund der Stationsumgebung für diesen Zeitraum an der Station nur sehr wenige Satelliten verfügbar sind. Die grauen Bereiche stellen wieder eine Abschattungsmaske dar, die vorab mittels Theodolit bestimmt wurde. Die schwarze Markierung, neben der sich auch die PRN-Nummer des Satelliten befindet, zeigt die erste L1-Beobachtung des Satelliten für die definierte Zeitspanne. Verfolgt man nun die Satellitenbahnen der Station MD (Abb. 4-9a) und vergleicht diese mit den Satellitenbahnen der Station REF2 (Abb. 4-9b) zu diesen Epochen wird ersichtlich, dass die Satelliten PRN26 und PRN29 aufgrund der Stationsumgebung bei Punkt REF2 verschwinden. Somit sind für einige Zeit nur noch 2 gleichzeitig verfügbare Satelliten an der Basislinie REF2-MD vorhanden. 51 Auswertung und Analyse a) b) Abb. 4-9: a) Satellitensichtbarkeitsdiagramm für MD, b) Satellitensichtbarkeitsdiagramm für REF2 für den 08. Nov. 2006 von 08:30 - 09:30 Uhr (rot markierter Bereich in Abb. 4-8). Für eine Doppeldifferenzbildung werden mindestens zwei gleichzeitig sichtbare Satelliten an den beiden Stationen benötigt. Üblicherweise dient ein Satellit als Referenzsatellit, die anderen als Roversatelliten, zu denen die Doppeldifferenzen berechnet werden können. Bei nur 2-4 gleichzeitig sichtbaren Satelliten können daher nur 1-3 Doppeldifferenzen gebildet werden. Ohne eine zuverlässige Prädiktion der Koordinaten ist eine Qualitätskontrolle nicht möglich. Gemeinsam mit der Notwendigkeit, Ambiguitäten für neu hinzugekommene 52 Auswertung und Analyse Satelliten neu anzusetzen führt dieser Mangel an Qualitätskontrollen-Möglichkeit wegen der längeren Perioden unzureichender Anzahl an verfügbaren Doppeldifferenzbeobachtungen zu den gezeigten Variationen der Koordinatenzeitreihe von Abb. 4-7. Obwohl hauptsächlich die starke Abschattung auf MD (also dem momentan beobachteten Überwachungspunkt) die geringe Satellitenverfügbarkeit verursacht, bestand ein Potential, die Situation durch eine Netzlösung zu verbessern, bei der weitere Stationen eingebunden sind - womit z.B. während des in Abb. 4-8 gezeigten Zeitraums auch die Beobachtungen der Satelliten PRN30 und PRN4 auf MD nutzbar werden könnten. Der einfachste Fall einer solchen Netzlösung ergibt sich durch die Einbeziehung eines weiteren Netzpunktes, wobei hier beschlossen wurde, ihn als zusätzlichen Referenzpunkt einzuführen. REF1 wird aufgrund einer ausgedehnten Datenlücke von 6 Stunden nicht in Betracht gezogen. Stattdessen wurde der Punkt MB als weiterer Referenzpunkt eingeführt (siehe Abb. 4-10). Die Station MB ist eigentlich ein Monitoringpunkt, konnte aber aufgrund der zu erwartenden minimalen Bewegungen (im Submillimeterbereich) während der 65,5 Stunden verfügbarer Daten trotzdem als zusätzlicher Referenzpunkt eingesetzt werden. Die Startkoordinaten wurden aus der statischen BERNESE Auswertung (IGMS) übernommen (siehe Tab. 4-2). Abb. 4-10: Geländemodell des Projektgebietes. MB als zusätzlicher Referenzpunkt. 53 Auswertung und Analyse Die Einführung dieses weiteren Referenzpunktes und somit die Ausweitung zur Netzauswertung konnte die Ergebnisse jedoch nicht signifikant verbessern. Der Grund des Problems liegt bei der Station MD, bei der periodisch auftretend nur sehr wenige Beobachtungen verfügbar sind. Auch durch den zusätzlichen Referenzpunkt MB ergibt sich während der periodisch auftretenden geringen Anzahl an Beobachtungen kein ausreichender Zuwachs an Beobachtungen, die zu einem zufrieden stellenden Ergebnis führen. Um dennoch eine Auswertung für alle erforderlichen Kombinationen berechnen zu können, müsste die Software so modifiziert werden, dass nur während kurzer Perioden mit weniger als 5 Satelliten die vorhandenen Beobachtungen genutzt werden, und dass bei längeren Perioden die wenigen Beobachtungen nicht verwendet und insbesondere Ambiguitäten nicht fixiert werden. Eine weitere mögliche Abhilfe für dieses Problem könnte durch einen kleineren Wert für q (Random Walk) oder durch die Einführung der Koordinaten (aus BERNESE Lösung) als Beobachtungen realisiert werden. Um eine entsprechende Modifikation der Software zu umgehen, wurden die Beobachtungen der Zeiten mit problematischer Konfiguration für die Berechnung deaktiviert. Die regelmäßig wiederkehrende, geringe Satellitenanzahl kann zeitlich bestimmt werden. Während dieser Epochen (entspricht den rot schattierten Bereichen in Abb. 4-11a,b) werden im Satellitendeaktivierungsfile, welches normalerweise nur für einzelne Satelliten Deaktivierungen aufgrund technischer Probleme beinhaltet, sämtliche verfügbare GPS Satelliten deaktiviert. a) b) Abb. 4-11: Satellitenverfügbarkeit für die Frequenzen L1 und L2 an den Basislinien a) REF2-MD, b) MB - MD aus einer Ashtech - Ashtech Kombination der Testmessung im November. 54 Auswertung und Analyse Die Software KF_run greift für diesen definierten Zeitraum nicht auf die Beobachtungen der eingetragenen Satelliten zu und berechnet die Koordinaten des Monitoringpunktes während der betreffenden Epochen nur aus der Prädiktion. Im hier gewählten Modell (Random Walk der Position) werden für diesen Zeitraum die Koordinatenwerte konstant an den zuletzt berechneten belassen. Erst nach Ende der Deaktivierung wird wieder eine Berechnung der Punktkoordinaten durchgeführt. Nach dieser Adaption der Auswertesoftware lieferte die Auswertung für alle Empfängerkombinationen Ergebnisse mit Variationen von wenigen Zentimetern. Die Ergebnisse werden in Abschnitt 4.7 und 5 weiter untersucht. Abb. 4-12 zeigt exemplarisch das Ergebnis für MD einer Ashtech-AEK-4T Netzauswertung REF2-MB-MD. Abb. 4-12: Koordinatenzeitreihe (Nord, Ost und Höhe) für den Punkt MD der Netzauswertung REF2-MB-MD. REF2 und MB: Ashtech Empfänger, MD: u-blox Empfänger mit L1 Trägerphasendaten. Eine Übersicht über die wichtigsten Einstellungsparameter in KF_run für diese Auswertung ist in Tab. 4-9 gegeben. 55 Auswertung und Analyse Tab. 4-9: Übersicht über die Parameter der Session N Netzauswertungen Beschreibung Einstellungen Referenzpunkte / Empfänger (für die Berechnung als fix angenommen) REF2 / Ashtech Z-FX MB / Ashtech Z-Surveyor Überwachungspunkt / Empfänger MD / wahlweise u-blox AEK-4T oder Ashtech Z-FX Internes Berechnungsintervall 3s Maximale GPS Datenlücke [s], über die eine Ambiguität als konstant angenommen wird nicht verwendet GPS Beobachtungen im Preprocessing und/oder im Kalman Filter L1, C1, S1 Pseudostreckenbeobachtungen nicht für Positionsbestimmung verwendet Trägerphasenbeobachtungen doppeldifferenziert Deaktivierte Satelliten lt. NANU Spektrale Rauschdichte der Position MD: q = 1 ⋅ 10 −6 [m2Hz] Behandlung von entdeckten Ausreißern in den Beobachtungen Ausreißer werden eliminiert (Beobachtungen werden für die Lösung nicht verwendet) Troposphärenmodell Saastamoinen Modell und Standardatmosphäre als a-priori Modell Troposphären-Korrekturmodell Höhenabhängiges Modell Referenzhöhe: REF2 Polynomgrad: 1 Random Walk: q= 3 ⋅ 10 −9 [m2Hz] Stationen der Gruppe: REF2,MB, MD A-priori Ionosphärenmodell Klobuchar mit α und β aus CODE-Ionosphärenfile A-priori Koordinaten 4.7 Siehe Tab. 4-2 STD:= 5mm Systematischer Fehler der Low-Cost GPS-Empfänger Durch die erfolgreichen Auswertungen der Ashtech und AEK-4T GPS-Daten war es jetzt möglich, die Ergebnisse der Ashtech Empfänger mit denen der AEK-4T Empfänger zu vergleichen. Die AEK-4T L1 Phasendaten der Station MD wurden dazu mit den Daten der geodätischen Ashtech Empfänger an den als fix angenommenen Referenzstationen (REF2 und REF1 für Session A, REF2 und MB für Session N) gemeinsam ausgewertet. Das 56 Auswertung und Analyse Ergebnis dieser Auswertung wurde mit der entsprechenden Lösung einer reinen Ahtech Kombination verglichen. Es ist bemerkenswert, dass sich die Qualität der Trägerphasendaten der AEK-4T Empfänger im Großen und Ganzen mit jener der geodätischen L1 Trägerphasendaten des Ashtech Z-FX und Z-Surveryor Empfängers vergleichen lässt (vgl. Abb. 4-12 und Abb. 5-2). Der einzige sofort sichtbare Unterschied besteht darin, dass die Koordinatenlösungen einer AshtechAEK-4T Variante ein regelmäßig wiederkehrendes Fehlermuster aufweisen. Dieses Fehlermuster wirkt sich sichtbar in der Ost-Komponente der Koordinatenzeitreihe aus. Bei einer reinen Ashtech Kombination tritt dieses Muster nicht auf - unabhängig davon, ob nur die L1 Trägerphasendaten oder L1/L2 Trägerphasendaten für die Berechnung verwendet werden. Wenn jedoch ein AEK-4T Empfänger in die Berechnungen mit einbezogen wird, sind diese Muster immer in regelmäßigen Abständen in der Koordinatenzeitreihe sichtbar. Nach jeweils etwa 4000 Sekunden wiederholt sich das Muster mit gleicher Amplitude und Dauer. Abb. 4-13 zeigt das beschriebene Muster in der Ostkoordinatenzeitreihe einer kombinierten Ashtech-AEK-4T Auswertung für einen kurzen Ausschnitt der Session N bei einer Auswertung unter Verwendung der in Tab. 4-9 angeführten Einstellungen. Abb. 4-13: Wiederkehrendes Fehlermuster der Ostkoordinate am Punkt MD (AEK-4T Daten) für ein 5 Stunden Zeitfenster der Session N der Netzauswertung REF2-MB-MD. 57 Auswertung und Analyse In Abb. 4-14 ist ein derartiger Effekt vergrößert dargestellt. Jede einzelne dieser rampenartigen Variationen hat eine Spannweite von etwa 5 cm und erstreckt sich über eine Dauer von 75 Sekunden. Die Enden der Sprünge sind aufgrund des Kalman Filters gerundet, da der „random walk“ von 1 ⋅ 10 −6 m 2 Hz nur eine Koordinatenbewegung von etwa 50 mm innerhalb der etwa 75 Sekunden der AEK-4T Variation zulässt. Vor und nach dem Effekt sind keine besonderen Auffälligkeiten zu verzeichnen. Da sich auch bei der Auswertung von Session A (ca. 3 Monate früher) und beim anderen AEK-4T Empfänger auf REF2 in relativ regelmäßigen Abständen eine Wiederholung dieser Abnormität ereignet, kann von einem systematischen Auftreten ausgegangen werden. Die Variationen für REF2 wurden ebenfalls untersucht, werden hier aber nicht explizit angeführt. Abb. 4-14: Ostkoordinatenvariation am Punkt MD bei der Auswertung der Session N (Ausschnitt aus Abb. 4-13). Mit Hilfe des Betreuers wurde nach potentiellen Quellen für diesen Effekt gesucht. Im Folgenden werden die Beobachtungen und Schlussfolgerungen für die Basislinie REF2-MD zusammengefasst: • Der Effekt tritt nur auf, wenn die Daten des AEK-4T Empfängers auf MD in der Basislinienlösung verwendet werden. Eine reine Ashtech Basislinienauswertung weist keine derartigen Sprünge auf, obwohl auf MD beide Empfänger mittels Signalsplitter mit derselben Antenne verbunden sind. 58 Auswertung und Analyse • Der Effekt entsteht sowohl beim Empfänger am Punkt MD als auch bei dem zweiten AEK-4T Empfänger, welcher zugleich am Referenzpunkt REF2 eingesetzt war, wie eine Auswertung der Basislinie REF2 (AEK-4T) - MD(Ashtech) zeigt. • Der Effekt tritt sowohl in der Session A als auch in der Session N auf. • Der Effekt wiederholt sich etwa alle 4000 Sekunden und verhält sich bei beiden Sessionen gleich. Ist ein AEK-4T Empfänger in die Auswertung involviert, bleibt dieser Effekt nie aus und erscheint stets annähernd im angeführten Zeitintervall. • Aufgrund der Periode und der Tatsache, dass der Effekt bei den Ashtech Empfängern nicht auftritt, können externe Einflüsse wie etwa Mehrwegeffekte, Zusammenhänge mit der Troposphäre, Ionosphäre, satellitenspezifische Probleme oder schlechte Satellitengeometrie praktisch ausgeschlossen werden. • Es gibt keine Korrelation zwischen dem Auftreten des Effektes und der Anzahl der verfügbaren Satelliten. • Die Ashtech und AEK-4T Empfänger wurden von der gleichen externen Stromquelle versorgt und weisen keine Datenlücken oder andere augenscheinliche Anzeichen für Probleme mit der Stromversorgung auf. • Die C1 Pseudostrecken-Beobachtungen sind nicht betroffen (oder der Effekt ist dort durch das höhere Rauschen nicht erkennbar) und die AEK-4T Rohdaten (Flags in der Binärdatei) weisen keine Anzeichen von „tracking“ Problemen auf. Doppler Daten wurden nicht explizit untersucht. • Es wird vermutet, dass die Ursache in der Firmware des u-blox Empfängers zu suchen ist. Um diesen Effekt weiter zu untersuchen, wurden anstatt der Zeitreihen der geschätzten Koordinaten Residuen aus einer Auswertung mit festgehaltenen Koordinaten (BERNESE Lösung) analysiert. Abb. 4-15a zeigt die Doppeldifferenz-Residuen der L1 Phasendaten für denselben Zeitraum, für den Abb. 4-14 die Variation der geschätzten Ost-Koordinate von MD zeigt. Da die Koordinaten für die Residuenanalyse festgehalten wurden, zeigt Abb. 4-15a, dass die Trägerphasenbeobachtungen zu allen während der 75 Sekunden Periode getrackten Satelliten Driften aufweist. Der Satellit mit PRN13 ist der Referenzsatellit für die Doppeldifferenzberechnungen. Die Ursache für die Drift ist nicht allein im Referenzsatelliten zu suchen, da in diesem Fall die Drift alle Doppeldifferenzbeobachtungen gleich betreffen müsste. Hier jedoch ist die Drift für die Satelliten unterschiedlich. 59 Auswertung und Analyse Ein Zusammenhang zwischen der unterschiedlichen Drift und der Elevation oder Elevationsänderung der Satelliten ist nicht zu erkennen (siehe Abb. 4-15b). Abb. 4-15c zeigt das Satellitensichtbarkeitsdiagramm für die Station REF2 und Abb. 4-15d für MD. a) b) c) d) Abb. 4-15: a) Trägerwellen Doppeldifferenzresiduen der Ashtech - AEK-4T Kombination, b) Elevationen der Satelliten für die Station MD, c) Satellitensichtbarkeitsdiagramm der Station REF2, d) der Station MD zur Zeit einer Koordinatenvariation in der Ostkomponente. Stellt man den geschätzten Empfängeruhrenfehler dem wiederkehrenden Fehlermuster in der Ostkoordinate gegenüber, kann eine Korrelation zwischen den beiden Untersuchungen festgestellt werden. Der Empfängeruhrenfehler wurde hier aus einer gesonderten Auswertung einer undifferenzierten Pseudostreckenmessung bestimmt - undifferenziert deshalb, 60 Auswertung und Analyse weil bei der Bildung von Doppeldifferenzen der Uhrenfehler eliminiert und in KF_run daher auch nicht geschätzt wird. LC Empfänger - wie die hier verwendeten u-blox AEK-4T Empfänger - weisen häufig eine signifikante Frequenzabweichung des Oszillators auf, wodurch eine annähernd konstante Empfängeruhrendrift entsteht. Die Empfängeruhr muss daher immer wieder nachgeregelt werden, um sie möglichst nahe an der GPS Zeit zu halten. Damit entsteht ein sägezahnartiger Verlauf des Empfängeruhrenfehlers. Das zeitliche Intervall der Sprünge in der Sägezahnfunktion stimmt mit dem des wiederkehrenden auftretenden Effekts in der Ostkomponente überein. In Abb. 4-16 werden die Koordinatenzeitreihe für die Ostkomponente (in rot) und der sich zeitlich verändernde Empfängeruhrenfehler (blau) in einer Grafik zugleich dargestellt. Anfänglich wurde vermutet, dass der Effekt immer dann auftritt, wenn die Empfängeruhr gerade nachgeregelt wird, da der zeitliche Abstand zur GPS Zeit während dieser Perioden am größten ist. Es ist jedoch in Abb. 4-16 deutlich zu erkennen, dass der Trägerphaseneffekt (rote Linie) jeweils mit dem Nulldurchgang des Empfängeruhrenfehlers zusammenfällt und nicht, wie vorab angenommen, mit den Zeitpunkten der Nachregelung. Etwa 37 Sekunden vor und wieder 37 Sekunden nach dem Nulldurchgang der Empfängeruhrzeit durch die GPS Zeit beginnt die Variation in der Ostkoordinate. Der Empfängeruhrenfehler beträgt dabei jeweils etwa 0.15ms. Abb. 4-16: Geschätzter Empfängeruhrenfehler (blau) in [ms] und Zeitreihe der Ostkoordinaten einer R2 (Ashtech) MD (u-blox) Basislinie. Die DD L1 Trägerphasenauswertung koinzidiert mit den Epochen mit geschätztem Uhrenfehler 0. 61 Auswertung und Analyse Aufgrund der durchgeführten Untersuchungen kann ausgeschlossen werden, dass dieser Effekt durch die Verwendung der Auswertesoftware oder den Aufzeichnungsprozess im Projektgebiet entstanden ist. Die wahre Ursache kann nur durch den Hersteller selbst eruiert werden, da nur dieser mit den empfängerinternen Verarbeitungsprozessen bei der Phasenbeobachtung vertraut ist. Der Effekt wurde im Rahmen dieser Masterarbeit nicht mehr weiter untersucht 1 . Für den Einsatz in der Überwachung eines langsamen Prozesses (wie am Rutschhang Gradenbach) kann der AEK-4T Empfänger trotz des Effekts brauchbar sein, weil sich die Abschnitte mit betroffenen Phasendaten anhand des geschätzten Uhrfehlers prädizieren lassen und die Daten während dieser kurzen Zeiten vom Auswerteprozess ausgeschlossen werden können. Bei der Verwendung mehrerer u-blox Empfänger in einer Netzauswertung wäre der Effekt nicht synchronisiert. Die entstehenden „Datenlücken“ würden zu unterschiedlichen Zeiten auftreten. In dieser Masterarbeit wurden die Epochen, welche von diesem Effekt der AEK-4T Empfänger betroffen sind, aus den Ergebnisfiles eliminiert und haben somit keinen Einfluss auf die weitere Analyse der Ergebnisse. 1 Die Firma u-blox wurde vom Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme über den Effekt informiert. 62 Ergebnisse 5 Ergebnisse In diesem Kapitel werden die ausgewerteten Daten der beiden Messkampagnen analysiert. Dabei werden die Ergebnisse aus Session N (siehe Abschnitt 5.1) vor denen der 6-TageMessung von Session A (siehe Abschnitt 5.2) angeführt. Der Grund dafür ist, dass bei Session N die Ergebnisse nicht von den in Abschnitt 4.5 beschriebenen Datenlücken betroffen sind und sich für den Vergleich der Empfänger daher besser eignen. Für Session N wurden drei unterschiedliche Varianten berechnet. Bei Variante A2 (Ashtech, Zweifrequenz; siehe Abschnitt 5.1.1) wurden nur Daten der Ashtech Empfänger verwendet, jedoch beide Trägerwellen (L1/L2). Mit Hilfe dieser Variante soll untersucht werden, ob eine Auswertung unter Verwendung beider Trägerwellen zu besseren Resultaten führt als beispielsweise bei Variante A1 (Ashtech, Einfrequenz; siehe Abschnitt 5.1.2), bei welcher lediglich die L1 Trägerwellenbeobachtungen der Ashtech Empfänger verwendet werden. Um Vergleiche zu den AEK-4T Trägerphasendaten anstellen zu können, wurde die Variante M (mixed; siehe Abschnitt 5.1.3) ausgewertet. Dabei werden L1 Trägerphasendaten der Ashtech Empfänger auf den Referenzpunkten und die L1 Trägerphasendaten des AEK-4T Empfängers am Überwachungspunkt MD verwendet. 5.1 Session N 5.1.1 Variante A2 Diese Variante wurde ausschließlich mit geodätischen Empfängern berechnet. Sowohl die Trägerphase L1 als auch L2 wurden dabei verwendet (vgl. Tab. 5-1). Wie bereits in Abschnitt 4.6 detailliert beschrieben, wurde während Zeiten mit einer Satellitenverfügbarkeit von weniger als 4 Satelliten an der Station MD eine Deaktivierung aller Satellitensignale durchgeführt, um zu verhindern, dass einzelne unkontrollierte Beobachtungen die Kalman Filter Lösung beeinträchtigen. 63 Ergebnisse Tab. 5-1: Verwendete Empfänger und Frequenzen für Variante A2. Station Koordinaten Empfänger Verwendete Frequenzen REF2 fix Ashtech Z-FX L1, L2 MB fix Ashtech Z-Xtreme L1, L2 Ashtech Z-FX L1, L2 MD random walk (q = 1 ⋅ 10 −6 [m2Hz]) Abb. 5-1a zeigt den Trajektorienplot der Nord-, Ost- und Höhenkomponente im lokalen Horizontsystem über die gesamte Dauer der Messkampagne. Die drei kurzen Zeitspannen, bei denen die Trajektorie eine horizontale Linie bildet, resultieren aus der oben erwähnten Deaktivierung der Satelliten. Abb. 5-1b zeigt die dazugehörige Satellitenverfügbarkeit an der Basislinie REF2-MD. Man erkennt deutlich das täglich wiederkehrende Muster der Satellitenverfügbarkeit. Die grau gekennzeichneten Zeitabschnitte in Abb. 5-1b entsprechen den Beobachtungen der Zeiten mit problematischer Konfiguration, welche für die Berechnung deaktiviert wurden. Details dazu sind in Abschnitt 4.6 zu finden. 64 Ergebnisse a) b) Abb. 5-1: a) Koordinatenzeitreihe für Nord, Ost und Höhe (NEU) von MD der Variante A2 mit Ashtech Empfängern aus der Netzauswertung REF2-MB-MD, b) Satellitenverfügbarkeit über die gesamte Zeit an der Basislinie REF2-MD. Die deaktivierten Epochen sind grau gekennzeichnet. 65 Ergebnisse Da die Berechnung nur dann instabil wird, wenn die Satellitenanzahl über längere Zeit nur 4 oder weniger Satelliten beträgt, wurden nur solche Perioden > 30min deaktiviert. Kurzzeitige geringe Satellitenanzahlen wurden in der Auswertung nicht besonders behandelt. Vergleicht man die Trajektorie der Koordinaten Abb. 5-1a mit dem Satellitenplot Abb. 5-1b, erkennt man, dass stärkere kurzperiodische Schwankungen in der Nord- Ost- und Höhenkomponente auftreten, wenn eine niedrige Satellitenverfügbarkeit (nur 4 Satelliten gleichzeitig sichtbar) vorherrscht. Visuell ist zu erkennen, dass die maximalen Variationen der Koordinaten den Bereich von ±5cm nicht überschreiten. 5.1.2 Variante A1 Bei dieser Variante werden wiederum ausschließlich die Daten der Ashtech Empfänger verwendet (vgl. Tab. 5-2). Der einzige Unterschied zu Variante A2 (Abschnitt 5.1.1) ist, dass nun nur mehr die Phasendaten der Trägerwelle L1 verarbeitet werden. Damit soll es möglich sein, Unterschiede zwischen den Phasendaten der Ashtech Empfänger und der AEK-4T Empfänger vergleichen zu können. Tab. 5-2: Verwendete Frequenzen und Empfänger für Variante A1. Station Koordinaten Empfänger Verwendete Frequenzen REF2 Fix Ashtech Z-FX L1 MB Fix Ashtech Z-Xtreme L1 Ashtech Z-FX L1 MD random walk (q = 1 ⋅ 10 −6 [m2Hz]) Abb. 5-2 zeigt die Koordinatenvariationen der Nord-, Ost- und Höhenkomponente. Vergleicht man diese Grafik mit Abb. 5-1a, kann man rein visuell kaum Unterschiede erkennen. 66 Ergebnisse Abb. 5-2: Koordinatenzeitreihe für Nord, Ost und Höhe (NEU) von MD der Variante A1 mit Ashtech Empfängern aus der Netzauswertung REF2-MB-MD. In Abb. 5-3 werden die Nord-, Ost- und Höhenvariationen für die einzelnen Kalendertage in unterschiedlichen Farben und mit Offsets versehen in jeweils einer Abbildung dargestellt. In den Zeitreihen sind täglich wiederkehrende, ähnliche Muster deutlich zu erkennen. Diese Muster entstehen vermutlich durch Mehrwegeffekte, Signaldiffraktion, Abschattungen und ungünstigen Satellitenkonstellationen. Die Koordinatenwerte der Zeiten der Satellitendeaktivierungen wurden für diese Darstellung aus den Koordinatenzeitreihen eliminiert. 67 Ergebnisse Abb. 5-3: Nord-, Ost- und Höhenkomponente aus Variante A1 (Session N); getrennte Darstellung für jeden Kalendertag durch Einführung von Offsets: 07.11.2006 (blau, Offset: +6cm), 08.11.2006 (rot, Offset: +2cm), 09.11.2006 (grün, Offset: -2cm) und 10.11.2006 (magenta, Offset: -6cm). 5.1.3 Variante M Bei dieser Variante werden die L1 Phasendaten des AEK-4T Empfängers am Überwachungspunkt MD in einer Netzlösung gemeinsam mit den L1 Phasendaten der Ashtech Empfänger an den Punkten REF2 und MB ausgewertet (vgl. Tab. 5-3). 68 Ergebnisse Tab. 5-3: Verwendete Frequenzen und Empfänger für Variante M. Station Koordinaten Empfänger Verwendete Frequenzen REF2 fix Ashtech Z-FX L1 MB fix Ashtech Z-Xtreme L1 u-blox AEK-4T L1 MD random walk (q = 1 ⋅ 10 −6 [m2Hz]) Während Nord- und Höhenkomponente von Variante M (siehe Abb. 5-4) ähnliche Muster aufweisen, wie bei der vorherigen Variante A1 (siehe Abb. 5-2), sind in der Ostkomponente der Koordinatenzeitreihe von Abb. 5-4 regelmäßig auftretende kurze Koordinatenvariationen im Bereich von etwa 25mm sichtbar. Diese Variationen entsprechen dem in Abschnitt 4.7 detailliert beschriebenen systematischen Fehler des u-blox AEK-4T Empfängers und werden hier nicht weiter analysiert. Die Nord- und Höhenkomponente unterscheidet sich visuell kaum von denen der Variante A2 und Variante A1. Abb. 5-4: Koordinatenzeitreihe für Nord-, Ost- und Höhe der Variante M. In Abb. 5-5 werden die Nord-, Ost- und Höhenvariationen für die einzelnen Kalendertage der Variante M farblich unterschiedlich und mit Offsets versehen in einer Abbildung dargestellt. 69 Ergebnisse Die Koordinatenwerte während der Zeiten der Satellitendeaktivierungen und während der regelmäßig auftretenden Variationen in der Ostkomponente, aufgrund des in Abschnitt 4.7 diskutierten Effekts, wurden für diese Darstellung – und auch für die nachfolgende Analyse in Abschnitt 5.1.4 – aus den Koordinatenzeitreihen eliminiert (siehe Abb. 5-6b). Wie bei Variante A1 (siehe Abb. 5-3) kann man täglich wiederkehrende Variationen in den Koordinatenzeitreihen der einzelnen Tage erkennen, die vermutlich durch Mehrwegeffekte, Signaldiffraktion, Abschattungen und ungünstige Satellitenkonstellationen entstehen. Abb. 5-5: Nord-, Ost- und Höhenkomponente aus Variante M (Session N); getrennte Darstellung für jeden Kalendertag durch Einführung von Offsets: 07.11.2006 (blau, Offset: +6cm), 08.11.2006 (rot, Offset: +2cm), 09.11.2006 (grün, Offset: -2cm) und 10.11.2006 (magenta, Offset: -6cm). 70 Ergebnisse 5.1.4 Vergleich der AEK-4T Empfänger mit Ashtech Empfängern Das Hauptziel dieser Masterarbeit ist es, die Verwendbarkeit der AEK-4T Empfänger für Monitoringaufgaben unter Verwendung der Trägerphasenmessungen zu untersuchen. Für diesen Zweck wurde eine Analyse für den Punkt MD durchgeführt. Die Koordinatenzeitreihen wurden einmal aus dem Netz REF2-MB-MD mit geodätischen Empfängern bestimmt (Variante A1, Abschnitt 5.1.2) und ein weiteres mal aus demselben Netz, wobei jedoch auf MD die Messdaten des AEK-4T Empfängers verwendet wurden (Variante M, Abschnitt 5.1.3). Visuell lassen sich in den Koordinatenresultaten kaum Unterschiede erkennen (siehe Abb. 5-6). In Abb. 5-7 wird durch eine Differenzbildung zwischen der Variante A1 und Variante M die Größenordnung der Abweichungen zwischen den Varianten sichtbar. Im Allgemeinen bewegt sich diese - bis auf einige Ausreißer - für die Nord-, Ost- und Höhenkomponente im Bereich von ±5mm, was hauptsächlich dem Empfängerrauschen entspricht. Die Ashtech und AEK-4T Empfänger sind ähnlich von externen Effekten betroffen (Mehrwegeffekte, Ionosphäre, etc.), die das Tracking beeinflussen können. Es wird hier eine quantitative Analyse durchgeführt. Durch die Berechnung von Standardabweichungen (STD) für die einzelnen Koordinatenkomponenten der beiden Auswertungen können die L1 Trägerphasendaten des AEK-4T Empfängers auf MD mit denen des Ashtech Empfängers auf MD verglichen werden. 71 Ergebnisse a) b) Abb. 5-6: a) Koordinatenzeitreihe für Nord-, Ost- und Höhe der Variante A1, b) der Variante M. 72 Ergebnisse Abb. 5-7: Koordinatendifferenzen zwischen Variante A1 und Variante M der Nord-, Ost- und Höhenkomponenten. Für jede Koordinatenkomponente und beide Versionen wurde die empirische Standardabweichung (STD) aus nicht überlappenden Blöcken von je 60 Sekunden (d.h. 20 Epochen) berechnet. Das Intervall für die Berechnung wurde auf nur 60 Sekunden festgelegt, um langperiodische, externe Einflüsse aus dieser Analyse auszuklammern (z.B. Troposphäre, Mehrwegeffekte). Abb. 5-8a zeigt die berechneten STD-Werte für die einzelnen Koordinatenkomponenten für die Variante A1 und Abb. 5-8b für Variante M. Die drei sichtbaren, kurzen Bereiche, in denen keine Datenpunkte aufscheinen, sind den Zeiten der Satellitendeaktivierung zuzuordnen. 73 Ergebnisse Variante A1 a) Variante M b) Abb. 5-8: a) STD über 60-Sekunden-Intervalle aus Variante A1, b) STD über 60-SekundenIntervalle aus Variante M. Abb. 5-9 zeigt die kumulative Verteilungsfunktion für die in Abb. 5-8a der Variante A1 und Abb. 5-8b der Variante M dargestellten STD der 60-Sekunden Intervalle. Anhand dieser Abbildung kann man sehen, welche STD für die einzelnen Koordinatenkomponenten typisch ist und wie stark sich die beiden Varianten voneinander unterscheiden. Die Variante M unter Verwendung der AEK-4T L1 Phasendaten am Punkt MD ist geringfügig präziser als die Variante A1 unter Verwendung der Ashtech L1 Phasendaten am Punkt MD. 74 Ergebnisse Abb. 5-9: Kumulative Verteilungsfunktion (CDF) der STD aus „60-Sekunden“ Werten. Um einen repräsentativen Wert für die STD in der Koordinatendomäne über die gesamte Messdauer zu berechnen, wurden die einzelnen STD der 60 Sekunden Intervalle zu einem Gesamtwert kombiniert (durch Berechnung einer so genannten „pooled variance“). Diese Werte sind in Tab. 5-4 für beide Varianten angegeben. Es fällt auf, dass die STD der Variante M um ca. 5-8% besser sind als die der Variante A1. Tab. 5-4: Empirische STD (in mm) der 3-Sekundenwerte von Nord, Ost und Höhe ohne Einfluss externer langperiodischer Effekte (aus pooled variance von 60-Sekunden Block- Standardabweichungen). Komponente Variante A1 Variante M Nord 2.3 2.2 Ost 1.8 1.7 Höhe 3.6 3.3 75 Ergebnisse Um auch systematische, externe Einflüsse (z.B. Troposphäre, Mehrwegeffekte) in die Analyse einzubeziehen, wurde die STD der 3-Sekunden Werte auch aus Blöcken von je 60 Minuten berechnet. Diese STD sind in Abb. 5-10a für die Variante A1 und Abb. 5-10b für die Variante M als Zeitreihe dargestellt. Variante A1 a) Variante M b) Abb. 5-10: a) STD über 60-Minuten-Intervalle aus Variante A1 b) STD über 60-Minuten-Intervalle aus Variante M. Die entsprechenden Gesamtwerte (aus pooled variances) finden sich in Tab. 5-5. Auch hier zeigt sich ein geringfügig besseres Ergebnis der Version M (mit u-blox Empfänger) gegenüber der Ashtech L1 Variante von ca. 5-10%. Das bessere Ergebnis resultiert daraus, dass für die Berechnung der Variante M (mit u-blox Empfängern) um etwa 3% mehr Beobachtungen verfügbar waren als für Variante A1. Bei der Untersuchung der Phasendaten selbst konnte mit Hilfe einer Residuenanalyse der Session N festgestellt werden, dass Variante M um etwa 0.5% weniger Ausreißer aufweist als Variante A1. 76 Ergebnisse Tab. 5-5: Empirische STD (in mm) der 3-Sekundenwerte von Nord, Ost und Höhe inklusive Einflüsse länger periodischer externer Effekte (aus pooled variance von 60-Sekunden BlockStandardabweichungen). Komponente Variante A1 Variante M Nord 5.7 5.3 Ost 4.7 4.5 Höhe 9.9 9.0 Die statistische Analyse deutet darauf hin, dass die Qualität der L1 Trägerphasendaten der AEK-4T Empfänger vergleichbar ist mit der der L1 Trägerphasendaten der geodätischen Ashtech Empfänger 1 . Die Koordinatenlösungen sind sogar um ca. 5-8% präziser. Einschränkend wird daran erinnert, dass die AEK-4T L1 Phasendaten bei der hier verwendeten Firmware aufgrund des auftretenden Effekts der AEK-4T Empfänger (siehe Abschnitt 4.7) nicht genutzt werden können. 5.2 Session A Für Session A wurde aus dem Netz REF2-REF1-MD exemplarisch nur die Variante M unter Verwendung der AEK-4T Phasendaten an der Station MD (vgl. Tab. 5-6) berechnet. Tab. 5-6: Verwendete Empfänger und Frequenzen für Variante M. Station Koordinaten Empfänger Verwendete Frequenzen REF2 Fix Ashtech Z-FX L1 REF1 Fix Ashtech Z-Surveyor L1 u-blox AEK-4T L1 MD 1 Random walk (q = 1 ⋅ 10 −6 [m2Hz]) Die L2 Trägerphasendaten der Ashtech Empfänger wurden für die zugrunde liegende Auswertung nicht genutzt. 77 Ergebnisse Abb. 5-11a zeigt die Zeitreihen der Koordinaten über die gesamte Messdauer von 144 Stunden (6 Tage). Für diese Abbildung wurden die Ordinaten mit einer anderen Skalierung versehen (±10cm) als in den vorherigen Abschnitten. Die Variationen der Höhenkomponente sind letztlich für einige Bereiche etwas größer als in den vorhergehenden Beispielen, was möglicherweise auf die stark wechselhaften Wetterbedingungen während der 6 Tage andauernden Messung (abwechselnd starker Regen, Nebel, große Temperaturschwankungen) zurückzuführen ist. Wieder deutlich zu sehen sind die Phasendrifts in der Ostkomponente der Zeitreihe. Für die weiteren statistischen Berechnungen und Analysen wurden wieder die Epochen der AEK-4T Phasendrifts aus den Koordinatenzeitreihen entfernt, bevor sie geplottet und analysiert wurden (siehe Abb. 5-11b). 78 Ergebnisse a) b) Abb. 5-11: a) Koordinatenzeitreihe für Nord-, Ost- und Höhe der Variante M, b) Koordinatenzeitreihe für Nord-, Ost- und Höhe der Variante M ohne systematischen AEK-4T Effekt. 79 Ergebnisse Wie bereits für Variante A1 (siehe Abb. 5-3) und Variante M (siehe Abb. 5-5) der Session N dargestellt, werden auch die Nord-, Ost- und Höhenvariationen für die einzelnen Kalendertage der Variante A1 von Session A farblich unterschiedlich und mit Offsets versehen in einer Abbildung dargestellt (siehe Abb. 5-12). Man kann erkennen, dass wie schon bei den Abbildungen für Variante A1 und Variante M aus der Session N auch hier täglich ähnliche Muster in den Zeitreihen auftreten. Diese Muster entstehen vermutlich durch Mehrwegeffekte, Signaldiffraktion, Abschattungen und ungünstigen Satellitenkonstellationen. Abb. 5-12: Nord-, Ost- und Höhenkomponente aus Variante M (Session A); getrennte Darstellung für jeden Kalendertag durch Einführung von Offsets: 11.08.2006 (blau, Offset: +10cm), 12.08.2006 (rot, Offset: +6cm), 13.08.2006 (grün, Offset: +2cm), 14.08.2006 (magenta, Offset: 2cm), 15.08.2006 (schwarz, Offset: -6cm) und 16.08.2006 (cyan, Offset: -10cm). Abb. 5-13a zeigt die STD der 60 Sekunden Blöcke über die 144 Stunden der Session A für die Variante M als Zeitreihe (vgl. Abschnitt 5.1.4). In Abb. 5-13b werden die STD für 60 Minuten Blöcke als Zeitreihe dargestellt. 80 Ergebnisse a) b) Abb. 5-13: a) STD über 60-Sekunden-Intervalle aus Variante M, b) STD über 60-MinutenIntervalle aus Variante M. 81 Ergebnisse Aus diesen Zeitreihen wurden wie oben (siehe Abschnitt 5.1.4) Gesamt- Standardabweichungen berechnet, die einmal (Tab. 5-7) repräsentativ sind für die Präzision über kurze Zeit (ohne langperiodische, externe Einflüsse) und einmal (Tab. 5-8) für die Präzision über längere Zeitintervalle. Tab. 5-7: Empirische STD (in mm) der 3-Sekunden-Werte von Nord, Ost und Höhe ohne Einfluss langperiodischer, externer Effekte (aus pooled variance von 60-Sekunden Block Standardabweichungen). Komponente s [mm] Nord 2.3 Ost 2.0 Höhe 3.6 Tab. 5-8: Empirische STD (in mm) der 3-Sekunden-Werte von Nord, Ost und Höhe inklusive Einflüsse langperiodischer, externer Effekte (aus pooled variance von 60-Sekunden Block Standardabweichungen). Komponente s [mm] Nord 8.3 Ost 9.6 Höhe 14.6 Die STD, praktisch ohne Einfluss externer Effekte der Variante M von Session A (Tab. 5-7), sind nur geringfügig schlechter (ca. 10%) als die Werte für die Variante M der Session N (Tab. 5-4). Die STD mit den Einflüssen langperiodischer, externer Effekte weichen stärker voneinander ab (Tab. 5-5 für Variante M Session N und Tab. 5-8 für Variante M von Session A). Ein Grund dafür sind die lückenhaften Datensätze, da weniger Daten vorhanden sind und die Ambiguitäten häufiger neu angesetzt werden müssen. Weiters könnten zum Teil die schlechten Wetterbedingungen bei der Session A (abwechselnd starker Regen, Schneefall und Nebel) zu den bis ca. 50% schlechteren STD (speziell in der Höhenkomponente) führen. 82 Zusammenfassung und Ausblick 6 Zusammenfassung und Ausblick Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde anhand von Testmessungen untersucht, ob sich kommerziell erhältliche Low-Cost GPS-Empfänger für ein kontinuierliches RutschhangMonitoring eignen. Solche Low-Cost GPS-Empfänger werden vorwiegend für Anwendungen im Navigations- und Freizeitbereich entwickelt (z.B. Navigationssysteme für Autos), wobei hauptsächlich die Pseudostreckenmessung (C/A Code auf der Trägerfrequenz L1) zur Positionsbestimmung herangezogen wird. Einige dieser Low-Cost GPS-Empfänger können auch die L1 Trägerphasendaten ausgeben. Die Untersuchungen wurden mit zwei identischen Low-Cost GPS-Empfängern der Firma u-blox mit der Bezeichnung Antaris AEK-4T durchgeführt, welche durch Verwendung der entsprechenden Firmware die Trägerphasenmessungen als Rohdaten ausgeben können. Erste Zero-Baseline-Tests am Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme (IGMS) der TU Graz zeigten, dass die Präzision dieser Rohdaten während kurzer Sessionen mit der von geodätischen L1-Empfängern vergleichbar ist. Um feststellen zu können, ob die Empfänger auch auf echten Basislinien, d.h. unter Einwirkung externer Einflüsse wie Mehrwegausbreitung, ionosphärischer Effekte, troposphärischer Effekte usw. ähnliche Resultate liefern wie geodätische Empfänger, wurden sie in das bestehende Überwachungssystem (CODMS) auf einem Rutschhang (Gradenbach) integriert. Für die Integration waren einige Adaptionen an den Empfängern notwendig, insbesondere um die Stromversorgung und die Datenaufzeichnung im Projektgebiet zu ermöglichen. Messdaten mit den AEK-4T Empfängern wurden während 2 Sessionen im Projektgebiet aufgezeichnet (6 Tage im August 2006 und weitere 3 Tage im November 2006) und anschließend im Postprocessing analysiert. Bei den verwendeten Low-Cost Empfängern kommt es etwa einmal pro Stunde zu einer systematischen Phasendrift, die ca. 75 Sekunden lang andauert und die Trägerphasen Messdaten während dieser Zeit für präzise Positionierung praktisch unbrauchbar macht. Das Auftreten dieser Drift ist jedoch prädizierbar. Die betreffenden Messdaten können bei einer Applikation wie der vorliegenden ohne Probleme eliminiert werden. Für ein kontinuierliches System wie das im Projektgebiet am Gradenbach stellt dies kein Problem dar, da es sich um eine Langzeitbeobachtung mit langsamen Bewegungen handelt und die kurzen Perioden ohne Positionslösungen leicht überbrückt werden können. Abgesehen von diesen kurzzeitigen Phasendrifts sind die L1 Phasendaten der AEK-4T Empfänger qualitativ vergleichbar mit denen der geodätischen Empfänger (Ashtech). Aus 83 Zusammenfassung und Ausblick den beiden Sessionen wurden Standardabweichungen für 3-Sekunden-Koordinatenwerte bestimmt. Mit Low-Cost Empfängern wurden für kurze Zeitintervalle (pooled variance für 3Sekunden Werte aus 60-Sekunden Fenstern) Standardabweichungen von 2.2mm in Nord, 1.7mm in Ost und 3.3mm in der Höhe erhalten. Diese Werte sind um ca. 5-8% kleiner als jene aus der vergleichbaren Lösung ohne Low-Cost Empfänger. Diese Werte spiegeln allerdings die Präzision ohne langfristige externe Effekte, wie Mehrwegeffekte, Troposphäre, etc. wieder. Werden diese Effekte mit einbezogen, so erhält man Standardabweichungen für 3Sekunden-Koordinatenwerte einer Auswertung mit Low-Cost L1 Trägerphasendaten von 5.3mm in Nord, 4.5mm in Ost und 9.0mm in der Höhe. Diese Werte sind um ca. 5-10% kleiner als jene aus der vergleichbaren Lösung ohne Low-Cost Empfänger. Diese Masterarbeit beschreibt einen ersten Test von Low-Cost Empfängern in einem kontinuierlichen Überwachungssystem durch die Implementierung in ein bestehendes geodätisches System. Es konnten über die Untersuchung der Empfänger hinaus auch interessante Details über die Problematik unvorhersehbarer Fehlereinflüsse aufgrund des Systemdesigns und der alpinen Lage aufgezeigt werden. Da nur zwei Experimente durchgeführt wurden, können die Ergebnisse nur als Indikation angesehen werden, dass die u-blox AEK-4T Empfänger für ein kontinuierliches Monitoring ebenso gut geeignet sind wie geodätische Einfrequenzempfänger. Damit ergibt sich pro Überwachungsstation bereits ein Einsparungspotential von bis zu ca. 14.000 Euro. Die Ergebnisse zeigen auch, dass weitere Untersuchungen sinnvoll sind, beispielsweise für den Einsatz von mehreren Low-Cost Empfängern und für die Verwendung von Low-Cost Antennen. Gelingt es, mit dieser Hardwarekonfiguration vergleichbare Ergebnisse wie unter Verwendung der teueren geodätischen Empfänger, kombiniert mit Choke Ring Antennen zu erzielen, so könnten mit denselben finanziellen Mitteln mehr Überwachungspunkte kontinuierlich beobachtet werden. Die Einsetzbarkeit von Low-Cost Empfängern würde es damit ermöglichen, die Bewegungen eines Hanges detaillierter darzustellen. Darüber hinaus wäre es möglich, GPS-Stationen an besonders kritischen Positionen einzurichten (z.B. an der Abrisskante oder am Rand des Kraters eines Vulkans), weil der Verlust einer Low-Cost Station nur einen geringen finanziellen Schaden bedeutet. Für wissenschaftliche Zwecke wäre damit ein Beitrag möglich, Deformationsprozesse besser verstehen zu können. 84 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis Brown RG, Hwang PYC (1997) Introduction To Random Signals And Applied Kalman Filtering With Matlab. 3rd ed, John Wiley & Sons Brunner FK, Hartinger H, Troyer L (1999) GPS signal diffraction modelling: the stochastic SIGMA-Δ Model. Journal of Geodesy 73: 259–267, Springer Verlag, Wien Brunner FK, Hartinger H, Richter B (2000a) Continuous Monitoring of Landslides using GPS: A Progress Report. In: Bauer SJ, Weber F (Hrsg.) Proc "Geophysical Aspects of Mass Movements". 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