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Unkonventionelles Erdöl aus Tiefsee, Polarregionen, Teersanden und dichten Gesteinen: Alternativen zum konventionellen Erdöl oder Zeichen der Verzweiflung? Dipl.-Geologe Alexandre de Robaulx de Beaurieux [email protected] Basel, 14. September 2013 Zusammenfassung Nachdem das Maximum an Neufunden für konventionelles Erdöl in den 60er-Jahren überschritten wurde, haben dessen globale Förderraten seit 2005 ein abfallendes Plateau erreicht, der Peak Oil liegt hinter uns. Gleichzeitig steigt die Weltbevölkerung und somit ihr Bedarf an Erdöl. Die Hoffnungen der Ölindustrie - und der vom stetigen Erdölfluss abhängigen Gesellschaften - liegen nun in unkonventionellen Ölquellen aus Tiefsee, Polarregionen, Teersanden und dichten Gesteinen. Doch stellen diese auch wahrhaftige Alternativen für die Deckung unseres täglichen Bedarfs an weltweit knapp 90 Millionen Fass Erdöl dar? Oder ist die Ausbeutung dieser ehemals als unrentabel eingestuften Erdölquellen ein Zeichen absoluter Verzweiflung im abklingenden Rausch nach billiger, hochkonzentrierter Energie? Im Rahmen dieses Vortrags werden jene "extremen" Ölquellen vorgestellt, ihr Förderpotential beleuchtet, auf die gesellschaftlichen wie geopolitischen Konsequenzen eingegangen und Wege aus der Erdölabhängigkeit vorgestellt. „Jede Wahrheit durchläuft drei Stufen: Erst erscheint sie lächerlich, dann wird sie bekämpft, schliesslich ist sie selbstverständlich.‛ - Arthur Schopenhauer (1788-1860) I: PEAK OIL ‚Die Rohölproduktion erreicht ein undulöses Plateau um 68-69 Millionen Fass/Tag im Jahr 2020, wird aber nie wieder ihren allzeitigen Peak von 70 Millionen Fass/Tag aus dem Jahr 2006 erreichen.‛ IEA (2010) ‚Revisionen in den Produktionsdaten seit der Publikation des WEO-2010 ergeben eine weltweite Rohölproduktion im Jahr 2008 von im Schnitt 70,4 Millionen Fass/Tag, etwas höher als die 70,2 Millionen Fass/Tag im Jahr 2006.‛ IEA (2011) M. King Hubbert Quelle: Hubbert (1965) Peak der Neufunde Quelle: Campbell (2011) Peak der Produktion Quelle: Zittel (2012) OPEC „Die OPEC-Länder kündigten in den 80erJahren massive Reservezuwächse an, obwohl sich in den Ölfeldern selbst nichts verändert hatte. Sie konkurrierten untereinander über ihre respektiven Produktionsquotas, welche zum Teil davon abhängig sind, welche ‚Reserven‘ angegeben wurden.‚ (Ziegler, Campbell & Zagar, 2009) Quelle: Campbell (2013a) IEA-Projektionen im Vergleich Quelle: SIPER (2013) IEA: Flüssige Energieträger nach Typ Quelle: modifiziert nach IEA (2011) Anton Zischka „Geht es den Ölleuten ja noch immer wie den Chirurgen: sie können vielerlei Überlegungen anstellen, aber ob der Befund richtig ist, erweist beim Chirurgen erst das Messer und beim Ölmann erst das Bohren.‚ - Anton Zischka in "Ölkrieg" (1942) „Ein Missionar des Mittelalters erzählt, er habe den Ort gefunden, an dem sich Himmel und Erde treffen.‚ – Flammarion (1888) Quelle: Flammarion (1888) Ressourcen-Matryoshkas und eingenistete Reserven Quelle: Beaurieux (2013) Ölpreis „Der Ölpreis sagt einem nicht wenig, sondern gar nichts über die künftige Verknappung aus.‚ - Jörg Schindler (2012) Quelle: Campbell (2013a) II: WACHSTUM Quelle: SIPER (2011) Grenzen des Wachstums I Quelle: Meadows et al. (1972) Grenzen des Wachstums II Quelle: Meadows et al. (1972) Grenzen des Wachstums III Quelle: Meadows et al. (1972) Bevölkerungswachstum Gezieltes Ausschalten natürlicher, negativer Rückkopplungseffekte [Seuchen, Dürren, Hungersnöte] durch Erdölprodukte [Medikamente Herbizide/Pestizide/Fungizide, Konservierungsmittel] In jeder verzehrten Kalorie stecken 10 versteckte Erdölkalorien ‚Im Jahr 2050 wird die Welt nicht mehr als die Hälfte ihrer aktuellen Bevölkerung mit vergleichbarem Lebensstandard aushalten können, welcher derart stark erdölabhängig geworden ist - zu beobachten an durch Automobilverkehr verstopften Strassen und von Kondensstreifen durchzogenen Himmeln.‛ Campbell (2013b) Wachstum des Energiebedarfs „Der Weltenergieverbrauch wird zwischen 2010 und 2040 um 56% wachsen. Der totale Energieverbrauch wächst von 524 Trillionen BTU (British termal units) im Jahr 2010 auf 630 Trillionen Btu im Jahr 2020 und auf 820 Trillionen Btu im Jahr 2040 ... Fossile Treibstoffe sorgen weiterhin nahezu für 80% des Weltenergieverbrauchs bis ins Jahr 2040 … Im Referenzszenario des IEO2013 steigt der weltweite Verbrauch an Erdöl und anderen flüssigen Treibstoffen von 87 Million Fass pro Tag im Jahr 2010 auf 97 Million Fass pro Tag im Jahr 2020 und 115 Million Fass pro Tag im Jahr 2040 ... Der Transport- und Industriesektor machen 92% des globalen Treibstoffbedarfs im Jahr 2040 aus.‛ EIA (2013) Endenergieverbrauch für Deutschland nach Energieträgern Quelle: Schwarz (2013) Wachstum der Schulden Quelle: Federal Reserve Bank of Chicago (1968) III: UNKONVENTIONELLE ÖLQUELLEN Quelle: modifiziert nach IEA (2011) Erdölpralinen unberührt (Kir Royal, Weiss, Vollmilch, Zartbitter) Quelle: privat Erdölpralinen minus Sweet Spots (übrig: Weiss, Vollmilch, Zartbitter) Quelle: privat Erdölpralinen minus Light Sweet Crude (übrig: Vollmilch, Zartbitter) Quelle: privat Erdölpralinen schwer ausgebeutet (übrig: Zartbitter) Quelle: privat Was bedeutet „unkonventionell‚? Prinzipiell gibt es keine strikte Trennung zwischen konventionellem und unkonventionellem Erdöl IEA definiert konventionelles Öl als Ultraschweröl, Natürliches Bitumen (Ölsande), Kerogenöl, Gas-to-liquids (GTL),Coal-toliquids (CTL) und Additive (IEA, 2011) Schwer zu raffinieren und/oder zu fördern aus tiefen, küstenfernen und relativ unerreichbaren Lagerstätten (Klare, 2013) Unkonventionelle Öle tendieren dazu, schwer, komplex, kohlenstofflastig und tief in der Erde gefangen und sehr eng mit Sand, Teer oder Gestein verbunden zu sein (Gordon (2012) Unkonventionelles Öl kann nicht mit traditionellen Techniken produziert, transportiert and raffiniert werden (Campbell, 2013a) Was ist ein „Bonanza‚? „Bonanza: Etwas, das sehr gute Ergebnisse für jemanden produziert.‚ - Mirriam-Webster (2013) Quelle: Wikimedia Commons (1968) Energy Return on Investment Quelle: Murphy & Hall (2010) „Astrologie‚ der Ressourcenabschätzungen Quelle: Beaurieux (2013) Tiefseeöl Quelle: Flickr (2010b) Tiefseeöl Tiefer als 500m, aber nicht klar definiert Teilweise tiefer als 15 km (Gordon, 2012) Abbaubedingungen mit Robotern erinnern an Weltallmissionen Aufgrund der extrem hohen Kosten lohnt nur die Ausbeutung grosser Felder Aufgrund der begrenzten Schiffe bzw. Plattformen, weisen die Förderprofile eher ein Plateau als einen Peak auf Sekundäre Fördermethoden wie WasserInjektion sind in der Tiefsee ebenfalls sehr aufwändig und kostspielig, daher unökonomisch Förderprofil Tiefseeöle Quelle: Campbell (2013a) Tiefseeöl: wo zu finden? In divergierenden, plattentektonischen Settings im Südatlantik und Golf von Mexiko, wo in der Kreidezeit tropische Seen in einem Riftsystem (vergleichbar dem heutigen Ostafrika) lagen, in das später das Meer wiederholt einbrach, verdunstete und somit ideale Salzabdeckungen schaffte, welche daraufhin im Tertiär von Schlamm- bzw. Turbiditströmen begraben wurden. Durch Meeresströmungen wurden von ihnen Feinsedimente ausgewaschen. Diese bilden ideale Reservoirbedingungen, in welche das Öl enlang von Störungen in den Salzschichten nach oben migrieren konnte. In konvergierenden, plattentektonischen Settings ohne frühe Riftbildung werden seltene Muttergesteine im Delta selbst benötigt, was sie viel ungünstiger für Tiefseeölreservoire macht. Angola, Nigeria, Brasilien & Golf von Mexiko Tiefseeöle könnten 90 Gigabarrel liefern, wovon 12,3 Gb aber schon produziert wurden, womit die aktuelle Produktion von 6 Millionen Fass/Tag auf ein Plateau von 8 Millionen Fass/Tag zwischen 2015-2020 gesteigert werden könnte, um danach steil abzufallen (Ziegler, Campbell & Zagar, 2009). Polaröl Quelle: Wikimedia Commons (2008) Polaröl Steigendes Interesse durch progressiven Rückzug des Eises durch Klimaerwärmung im aktuellen Interglazial Durch geographische Position a priori ungünstig, da Muttergesteine aus den Tropen durch Plattentektonik über hunderte von Millionen von Jahren erst transportiert werden mussten, was die allgem. Reservoireigenschaften negativ behaftet – folglich dort keine geologisch ‚jungen‛ Öle zu finden Vertikale Krustenbewegung durch Eisauflast und isostatische Ausgleichsbewegung nach Abschmelzen haben Reservoirabdeckungen frakturiert und zudem das potentielle Öl-Muttergestein in das Gasfenster abgesenkt Förderprofil Polaröle Quelle: Campbell (2013a) Polaröl: wo zu finden? Russland, USA, Kanada, Norwegen und Grönland (Dänemark) Prudhoe Bay in Alaska aus triassischem Muttergestein hatte 220 Millionen Jahre Zeit, an seine heutige Position zu driften Laut dem United States Geological Survey könnten nördlich des Polarkreises 13 % des bisher unentdeckten Öls liegen (Gordon, 2012), laut Ziegler, Campbell & Zagar (2009) ca. 50 Gigabarrel, wobei die aktuelle Tagesproduktion von 1,2 Millionen Fass/Tag sich bis 2030 verdoppeln und peaken könnte Antarktis ist geographisch, klimatisch wie geologisch noch weniger versprechend (die meisten Plattenbewegungen der tropischen Muttergesteine gingen nach Norden) & ist zudem für Exploration geschlossen Teersande Quelle: Flickr (2012) Teersande Bitumen-Sand-Gemisch, bei der ein Ölreservoir keine Abdeckung mehr besass oder das Becken undeformierte Flanken aufweist, wodurch die Kohlenwasserstoffe nahe oder an die Erdoberfläche migrieren konnten, wo die flüchtigen Bestandteile verdampften und das Residuat aus langkettigen Kohlenwasserstoffen bakteriell degradiert wurde Teersande machten mit ca. 2 Millionen Barrel pro Tag mehr als die Hälfte Kanadas Ölproduktion im Jahr 2011 aus, wovon allein aus Alberta 75% stammt (Campbell, 2013a; EIA 2013) Die Bitumenproduktion in Venezuela beträgt knapp 1 Million Fass/Tag (Campbell, 2013a) Wie wir das Bitumen gefördert? Offener Tagebau oder In-Situ-Förderung in grösseren Tiefen [80% Kanadas Teersande sind zu tief, um im Tagebau abgetragen zu werden (Gordon, 2012)] Tagebau ist sehr landschaftszerstörend, während In-Situ-Methode mehr Erdgasverbrauch aufweist und die Produktions-Pads extensiv die Landschaft zerstückeln. Das durch Tagebau abgebaute, nicht-fliessende Bitumen in den Teersanden muß zunächst technologisch unter Verbrennung großer Mengen an Erdgas und enormer Wasservolumina aus der Sand-Matrix ausgewaschen werden Beim In-Situ-Verfahren der Dampfunterstützten Schwerkraftdrainage werden 2 horizontal abgelenkte Bohrungen übereinander in die Zielformation eingebracht und in die obere Bohrung heisser Dampf eingepresst, wodurch das Schweröl in die untere Bohrung mirgiert und abgepumpt wird Bei der Zyklische Dampfstimulation wird durch nur eine Bohrung zunächst Dampf in die Formation eingepresst und dann das verflüssigte Bitumen durch dieselbe wieder abgepumpt Eigenschaften von Teersanden API [American Petroleum Institute]-Dichte von kleiner 10o API – Bitumen aus Teersanden geht also im Wasser unter, da definitionsgemäss Wasser eine Dichte von 10o API besitzt API-Dichte von Alberta-Bitumen gewöhnlich um die 8o API Bitumen aus Teersanden kann mit leichteren Kohlenwasserstoffen höherer API-Werte [also geringerer Dichten] – üblicherweise Kondensaten - gemischt bzw. ‚upgegradet‛ werden, um ‚diluted bitumen – dilbit/synbit‛ zu erhalten und es fliess- und somit transportfähig zu machen Teersande beinhalten gewöhnlich zwischen 10-18% Bitumen Ihr Schwefelanteil kann dagegen bis zu 7% betragen, zudem sind Teersande oft Nickel- und Vanadium-haltig, was zu erheblichen ökologischen Problemen führt Niedrige EROI-Ratios lassen manche Firmen gar an die Installation von dedizierten Kernkraftwerken (alternativ zum Erdgas) zur Energieversorgung der Produktionsstätten denken! Die Bitumen-Ressourcen Kanadas (2500 Gb) und Venezulas (1200 Gb) sind beide enorm, davon 15% möglicherweise technisch abbaubar unter heutiger Technologie Förderprofil Schweröle Quelle: Campbell (2013a) Teersande: wo zu finden? Bitumen aus Teersanden finden sich in Kanada (Athabasca-, Clearwater -und Peace River Regionen in Alberta) und Venezuelas Orinoco-Becken (Petro-Zueta, Cerro Negro, Sincor und Hamaca), aber auch in Kasachstan(Kaspisches Becken), Russland (Timan-Pechora- und Volga-Ural-Becken), Republik Kongo, Madagaskar, Nigeria, USA (Alaska, Utah, Alabama, California, Texas, Wyoming, Colorado und Oklahoma) Öl aus dichtem Gestein Quelle: Flickr (2006) Erdöl aus dichten Gesteinen Tight Oil oder Light Tight Oil genannt Erdöl aus dichten Gesteinen und Tonsteinen geringer Porosität und Permeabilität Schieferöl ist geologisch nicht korrekt Extrem hoher Wasserkonsum bei der Produktion durch Fracking horizontal abgelenkter Bohrungen „Hier siehst Du, dass Du so schnell rennen musst wie Du kannst, nur um an derselben Stelle zu bleiben.‚ - Rote Königin in „Alice hinter den Spiegeln‚ Quelle: Carroll (1899) Red Queen-Effekt ‚In den Bakken- und Haynesville-Plays kann die Produktion um 80 % innerhalb der ersten 24 Monate fallen. Nach 4 Jahren ist das Premiumbohrloch zu einem Stripper-Well-Status degradiert … Werfe 200 Rigs auf einen jungfräulichgen Ton, und steile Wachstumskurven sind vorprogrammiert. Aber höre auf, neue Löcher zu bohren – auch nur für ein paar Monate – und das Wachstum endet abrupt. Höre auf zu bohren für ein Jahr, und die Produktion wird um 30-40% fallen.‛ Udall (2013) Es muss also immer mehr gebohrt werden, um das Förderniveau aufrecht zu erhalten! >> Typisches Tightoil-Förderprofil in der Bakken-Formation North Dakotas Quelle: modifiziert nach North Dakota Department of Mineral Resources (2012) Tightoil: wo zu finden? USA/Kanada: Bakken Shale in North Dakota, Montana, Saskatchewan und Manitoba), Eagle Ford, Barnett Shale und Permian-Becken in Texas und New Mexico; CardiumFormation in Alberta; in den Monterey und AntelopeFormationenin California; Mowry-Niobrara-Formation in Wyoming und Colorado; Penn Shale-Formation in Oklahoma; Exshaw Shale-Formation in Montana sowie der UticaFormation in Colorado, Wyoming und New Mexico China, Australien, Mittlerer Osten (Palästina), Zentralasien (Amu Darya-Becken und Afghan-Tajik-Becken), Russland, Osteuropa, Argentinien und Uruguay „In the USA werden die unbewiesenen, technologisch förderbaren Ressourcen von Tight Oil auf 58 Gigabarrel geschätzt ... 75 Gigabarrel von technologisch förderbaren Ressourcen könnten in Sibirien (Bazhenov-Tonformation) liegen.‚ (EIA (2013) US-Tight Oil-Projektion der EIA Quelle: modifiziert nach EIA (2012) US-Tight Oil-Projektion der IEA Quelle: modifiziert nach IEA (2011) Von konventionell zu unkonventionell Ende der Ära des „billigen‚ Öls IEA postuliert eine Abnahme der weltweiten Ölproduktion von aktuell 80% konventionell auf 60% konventionell im Jahr 2040 Was früher als unkonventionell galt [Tiefseeöl, Schweröl] gilt nun als konventionell ‚Der Übergang zu unkonventionellem Öl kann als technologische und ökonomische Neudefinition der Ressourcen-Basis von flüssigen Kohlenwasserstoffen betrachtet werden.‛ Gordon (2012) Eher Transformation als Revolution Unkonventionelle Öle sollen die „Lücke‚ schliessen Förderprofil von unkonventionellem Öl & Gas Quelle: Campbell (2013a) Übersicht der Erdölproduktion Aktuelle Erdölproduktion pro Jahr beläuft sich auf 30 Gigabarrel bei 7 Milliarden Menschen, wird bis 2050 aber auf 13 Gigabarrel abgefallen sein, mit verheerenden Konsequenzen für die Weltbevölkerung bei aktuellem Lebensstil (Ziegler, Campbell & Zagar, 2009) Erdöl ist der einzige nicht-erneuerbare Energierohstoff, bei dem in den kommenden Jahrzehnten eine steigende Nachfrage nicht mehr gedeckt werden kann (DERA, 2012) In einem Tropfen Öl, welcher 1 Gramm wiegt und 10.000 Kalorien beinhaltet, steckt das Äquivalent von einem Tag harter, körperlicher Arbeit (Campbell, 2013a) Erdöl muss als wertvoller Rohstoff, und nicht mehr als billigen Brennstoff behandelt werden Quelle: Campbell (2013a) Unkonventionelle Öle also Alternativen zur weiteren Deckung des täglichen Konsums? Kurzfristig mögen unkonventionelle Öle – insbesondere Tiefseeöle - den Peak der „All Liquids‚ etwas nach hinten verschieben und den globalen Förderabfall aus den konventionellen Lagerstätten etwas abfangen Aber sie stellen weder ein langfrisitges Substitut noch einen mittelfristigen „Brückenbrennstoff‚ dar, da der Öffentlichkeit die tiefe Symbolik im Überschreiten des Peak Oils nicht bewusst ist bzw. dies gezielt verschleiert wird, und keine Verhaltensänderung stattfindet, sondern man weiterhin dem TWAWKI-Zeitgeist [The-World-As-We-KnewIt] verfallen ist Erdöl müsste sehr viel teurer sein, wenn der Peak Oil und dessen Konsequenzen miteinberechnet wären Die Tatsache, dass wir es nötig haben, unkonventionelle Öle anzuzapfen, sollte uns über die Dringlichkeit der Lage nachdenklich machen „Die Gesamtfördermenge von konventionellem und nicht-konventionellem Erdöl sinkt. Der Peak Oil tritt ein und der Rückgang der Fördermengen konventionellen Erdöls kann zumindest in absehbarer Zeit nicht vollständig durch nichtkonventionelles Öl aufgefangen werden.‚ Bundeswehr (2010) IV. Öl & Krieg „Viele Leute denken, es sei Geld, welches die Welt am Laufen hält, während es in Realität die zugrundeliegende Zufuhr an billiger, und hauptsächlich öl-basierter Energie ist, welche die Zahnräder der Industrie antreibt, die Flugzeuge und Bomber betankt, und generell als Blutkreislauf der Welt fungiert.‚ Campbell (2013a) „Das perfekte Symbol unserer Gesellschaft ist die Bombe – im Moment ihres Gebrauchs ist sie schon zerstört, verlangt Nachschub und schafft neue Feinde.‚ Kozy (2012) Kollapsszenario der Bundeswehr Kurzfristig reagiert die Weltwirtschaft proportional zum Rückgang des Ölangebots [steigende Ölpreise & Transportkosten, Staatshaushalte im negativen Bereich durch höhere Sozialausgaben und geringere Steuereinnahmen] Mittelfristig bricht das globale Wirtschaftssystem und jede marktwirtschaftlich organisierte Volkswirtschaft zusammen [Banken verlieren ihre Geschäftsgrundlage, Vertrauensverlust in Währungen, Kollaps von Wertschöpfungsketten, Kollaps ungebundener Währungssysteme, Massenarbeitslosigkeit, Staatsbankrotte, Zusammenbruch kritischer Infrastrukturen, Hungersnöte] Quelle: Bundeswehr (2010) Kollapsszenario von Dmitry Orlov Finanzieller Kollaps: der Glaube an "business as usual" geht verloren [Vertrauensverlust im Finanzwesen, Bankeninsolvenzen, Verlust von Ersparnissen und des Zugangs zu Kapital] Kommerzieller Kollaps: der Glaube an "der Markt wird dafür Sorge tragen" geht verloren [Geld wird devaluiert und/oder wird knapp, Rohstoffe werden gehortet, Wertschöpfungsketten brechen zusammen, allgemeine Knappheit an Gütern wird zur Norm] Politischer Kollaps: der Glaube an "der Staat wird sich um mich kümmern" geht verloren [das politische Establishment verliert an Legitimität und Relevanz, da es die allgemeine Verknappung nicht aufhalten kann] Sozialer Kollaps: der Glaube an "die Gemeinschaft wird sich um mich kümmern" geht verloren [karitativen und andere Gruppen gehen die Mittel aus] Kultureller Kollaps: der Glaube an das Gute im Menschen geht verloren [Leute verlieren ihre Freundlichkeit, Grosszügigkeit, Dankbarkeit, ihr Wohlwollen, ihre Ehrlichkeit, Gastfreundschaft, ihr Mitgefühl, ihre Hilfsbereitschaft und Familien brechen auseinander] Quelle: Orlov (2008) Cormac McCarthy: The Road Quelle: Flickr (2008) Ölkriege als Zeichen der Verzweiflung ‚Die nächsten paar Jahre markieren eine Transition, eine Zeit grosser, internationaler Spannung, mit dem Ausbruch von noch mehr Ressourcenkriegen, da Konsumenten untereinander um den Zugang der verbleibenden Lagerstätten konkurrieren.‚ Campbell (2013a) Dagegen findet kein Krieg für unkonventionelle Erdöllagerstätten statt! General Wesley Clark „Ungefähr 10 Tage nach 9/11 ging ich durch das Pentagon ... als mich ein General zu sich rief. ‚Wir trafen die Entscheidung, gegen den Irak in den Krieg zu ziehen.‘ Dies war am oder um den 20. September ... Er sagte: ‚Ich denke, sie wissen nicht, was sie sonst tun sollen.‘ So sagte ich: ‚Fanden sie Informationen, die Saddam mit al Qaeda verbinden?‘ Er sagte: ‚Nein, nein ... nichts dergleichen ... ich schätze es ist so, dass wir nicht wissen, wie wir mit Terroristen umgehen sollen, aber wir haben ein gutes Militär und wir können Regierungen zu Fall bringen.‘ ... So kam ich ein paar Wochen danach, um ihn wiederzusehen, und seitdem bombten wir Afghanistan. Ich sagte: ‚Gehen wir immer noch in den Irak?‘ Und er sagte: ‚Oh, es ist viel schlimmer als das ... [er nahm ein Blatt Papier] ... Das bekam ich gerade von oben [aus dem Büro des Verteidigungsministers] ... Dies ist ein Memorandum, welches beschreibt, wie wir 7 Länder ausschalten werden in 5 Jahren, beginnend mit Irak, dann Syrien, Libanon, Libyen, Somalien, Sudan und zuletzt Iran.‘‚ Clark (2007) Project for the New American Century „Aktuell steht den Vereinigten Staaten kein globaler Rival gegenüber. Amerikas grosse Strategie sollte darauf abzielen, diese vorteilhafte Position so lange zu erhalten und auszubauen, wie nur möglich ... Die Vereinigten Staaten erfreuen sich in jeglicher Hinsicht am Ausblick, diese Transformation anzuführen … Weiterhin wird dieser Transformationsprozess, selbst wenn er revolutionären Wechsel mit sich bringt, lange Zeit dauern, mit Ausnahme eines katastrophalen und katalysierenden Ereignisses – wie einem neuen Pearl Harbor.‚ PNAC (2000) Quelle: Flickr (2010) 9/11 in New York WTC1, WTC2 & WTC7 3 Stahlgebäude, architektonisch auf multiple Flugzeugeinstürze ausgelegt, fallen am gleichen Tag auseinander bzw. in sich zusammen Aber nur 2 Flugzeuge [AA11 & UA175] WTC7 (Salomon Building) wurde von keinem Flugzeug getroffen, kollabierte aber über 2 Sekunden lang in freiem Fall in seinen eigenen Fussabdruck (NIST, 2008) Es gibt 3 Möglichkeiten Surprise (alle waren überrascht, keiner sah es kommen) LIHOP (Let-it-happen-on-purpose) MIHOP (Make-it-happen-on-purpose) NIST „Die meisten der untersuchten Bereiche [von Stahlproben aus WTC 1&2] ... wiesen ‚negative‘ Ergebnisse auf, was darauf hindeutet, dass die Temperaturen der Elemente 250°C nicht übersteigten, obwohl photographische Beweise andeuten, dass mehrere Stellen heftige Feuerbeanspruchungen aufwiesen, bis zu 15 Minuten in direkter Flamme vor dem Einsturz ... Keine schlüssigen Beweise wurden dafür gefunden, dass Pre-Kollaps-Feuer heftig genug waren, um einen signifikanten Effekt auf die Mikrostruktur [des Stahls] zu haben, welche zu einer Schwächung der Stahlstruktur geführt hätten ... Die Mikrostrukturen zeigen keinen Beweis für Beanspruchungen grösser 600°C über jegliche, signifikate Zeitdauer." NIST (2005) Selbstreinigender Backofen „Der Schmelzpunkt von Stahl liegt bei rund 1500°C. Stahl kann an Stärke auch bei geringeren Temperaturen verlieren, aber NISTWissenschaftler berichteten, dass bei nur einem kleinen Teil des Stahls gerade einmal moderate Temperaturen – geringer als jene in einem selbstreinigenden Backofen im eigenen Zuhause – zu verzeichnen waren … An diesem 12. Jahrestag von 9/11 sollte sich jeder die Frage stellen, ob er/sie wirklich glaubt, dass Temperaturen – nur halb so hoch derer, welche im eigenen, selbstreinigenden Backofen erreicht werden – bewirkten, dass 3 massive Stahlkonstruktionen in Staub zerfielen.‚ Roberts (2013) Peak Oil & 9/11 (MIHOP) Beides Phänomene, welche im sogenannten „Mainstream‚ als „Verschwörungstheorien‚ abgefertigt werden, wobei sowohl eine juristische Verschwörung als auch eine wissenschaftliche Theorie klar definiert sind Beide belegen ein großes Maß an kognitiver Dissonanz in der Öffentlichkeit gegenüber physikalisch unbestreitbaren Tatsachen Beide manifestieren sich in Ressourcenkriegen im Mittleren Osten zur Kontrolle der verbleibenden, konventionellen Erdöllagerstätten – und eben nicht zur Kontrolle unkonventioneller Ölquellen! V. Wege aus der Abhängigkeit „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung‚ – die eigene Erdölabhängigkeit muss man sich selbst zunächst eingestehen Weg vom Erdöl als Suchtpolitik, wodurch die konventionelle Beschaffungskriminalität durch Erdölkriege ebenfalls eingedämmt wird Unkonventionelle Ölplays stellen eine Form alternativer Beschaffungskriminalität an der Natur und am Fortbestehen unserer Kulturen dar Genauer betrachtet ist die Ölindustrie aber nur der „Dealer‚, die Anhängigen und Verantwortlichen sind a priori wir selbst Unkonventionelle Ölplays lenken uns davon ab, dass heute und morgen wegen konventionellen Ölreserven gekämpft und getötet wird – sie rauben uns die nötige Zeit zur Entgiftungskur Unkonventionelles Erdöl ist extremes Erdöl in geologischer, thermodynamischer, technologischer und ökonomischer Hinsicht Folglich geht der Weg aus der Abhängigkeit nicht von reinen Drogen zu „gepantschten & gestreckten‚ Ersatzdrogen, sondern weg vom „Stoff‚ durch Änderung unserer Lebensweisen Problem Europa im Erdölrausch Asien im Erdölrausch Afrika im Erdölrausch Südamerika im Erdölrausch Nordamerika im Erdölrausch Quelle: SIPER (2013) Quelle: privat Reaktion Plan A: Kognitive Dissonanz, BusinessAs-Usual, Überschuldung, Bevölkerungsexplosion, Umweltzerstörung, Verschwendung von Energieträgern für Ressourcenkriege um Energieträger zu „sichern‚ Teufelskreis „Noch einen Drink an der Titanikbar.‚ Reaktion Plan B: Eingestehen der Grenzen des Wachstums, Problembewusstsein, langfristiges Denken, Öffentlichkeitsarbeit (ASPO, SIPER) „Den 100 Jahre langsam wachsenden Obstbaum noch heute Nachmittag pflanzen.‚ Erdölpralinen „verschwunden‚ Reaktion unter Plan A: Chaos, Panik! Quelle: privat Früchte sind reif Reaktion unter Plan B: Erntedankfest! Quelle: privat Lösung Effizienz – Resilienz - Suffizienz Edelmetalle Quelle: modifiziert nach Deutsche Bank (2013) Bitcoins 1 Bitcoin ist aktuell ca. 130 CHF wert Begrenzte Gesamtmenge auf 21 Millionen, davon zur Zeit ca. die Hälfte im Umlauf Alle 10 Minuten kommen aktuell 12,5 neue Bitcoins dazu – diese Rate wird sich alle 4 Jahre um die Hälfte bis ins Jahr 2140 weiter halbieren Konstante Inflation mit automatischer Deflation Diverse bzw. bessere Eigenschaften von idealem Geld im Vergleich zu „Fiat‚-Geld (Wertspeicher, Rechnungseinheit, Tauschmittel) 1 Bitcoin ist zerteilbar in 100 Millionen Teile Weltweite, pseudoanonyme Transaktionen innerhalb Minuten – durch das gesamte Netzwerk authentifiziert Ölfreier Transport Per Pedes/per Hufe Per gut geschmiertem Velo [vielleicht auch mit Anhänger] Mit der Tram/dem Zug Bzw. ölreduzierter Transport durch Bus & Car-Sharing Pinzipielles Hinterfragen des Mobilitätsbedürfnisses bzw. der Spassmobilität sowie zersiedelter Landschaften Quelle: privat Was die Grossmutter noch kannte Heimische Produkte wiederentdecken bzw. im eigenen Gemüsegarten anbauen Lernen, diverse Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse selbst zuzubereiten Lebensmittelspeicher anlegen Fleisch/Fisch als etwas besonderes betrachten Low-Tech mit minimaler Komplexität favorisieren Die eigene Stadt zu einer „Transition Town‚ verwandeln Überlebenstipps der Roma 1. Im Kampf ist die beste Strategie die Flucht 2. Keine Waffen tragen oder benutzen 3. Mobilität wahren und schätzen 4. Ballast abwerfen 5. Absichten kreativ verschleiern 6. Die Familie bietet Schutz 7. Was man selber kann, kann einem keiner nehmen 8. Gelegenheiten nutzen, wenn sie sich bieten 9. Eigene Identität bewahren 10. Einen freien Geist behalten Quelle: Bardi (2013) Fazit TWAWKI [The-World-As-We-Knew-It] ist vorbei. Die Zukunft liegt nicht im veralteten Zeitgeist ewigen Wachstums durch billiges, konventionelles Öl. Ebensowenig in teurem, unkonventionellem Öl, aber in unkonventionellen Ideen hin zu einer Transition in eine kleinere, energieeffizientere, widerstandsfähigere und vor allem bescheidenere Welt mit weniger Konsum, Umweltverschmutzung und Abfall. Wir können jetzt den Weg freiwillig führen, oder später durch Naturgewalten dazu gezwungen werden - die Wahl liegt bei uns. Unkonventionelles Öl sollte dort bleiben, wo Mutter Natur es vor Millionen von Jahren ausserhalb der Reichweite von Kindern, die mit Feuer spielen, verschlossen hat: TIEFER ALS 6 FUSS UNTER DER ERDE. Danke für Ihre Aufmerksamkeit! WEITERFÜHRENDE LINKS : SIPER.CH ASPO-DEUTSCHLAND.ORG 911UNTERSUCHEN.CH CONSENSUS911.ORG TRANSITIONNETWORK.ORG RESILIENCE.ORG ZEROHEDGE.COM GLOBALRESEARCH.CA PROGRESSIVERADIONEWSHOUR.PODBEAN.COM Referenzen Bardi, U., 2013. Survival tips from the Gypsies. Cassandra's legacy, published 25-04-2013, http://cassandralegacy.blogspot.com/2013/04/survival-tips-from-gypsies.html (accessed 12-09-2013). Beaurieux, A., 2013. Estimates of shale gas resources, size and location of deposits compared to conventional deposits in the EU. Shale Gas in Europe, Second Edition, Claeys & Casteels Publishers BV, Deventer, NL, pp. 169-240. Bundeswehr, 2010. Peak Oil - Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen. 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