Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft

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Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft
Entwicklungspartnerschaften
mit der Wirtschaft
Chancen und Potenziale in Vietnam
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Inhaltsverzeichnis
Grußwort
Grußwort
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Vietnam – ein Land auf dem Weg nach oben
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Standortinformationen zu Vietnam
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Vietnam auf einen Blick
Chancen und Herausforderungen für ausländische Investoren
Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit
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Vietnams Zukunft gemeinsam gestalten
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Wirtschaftspolitik und Berufliche Bildung
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Umwelt, Energie und Stadtentwicklung
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Gesundheit
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Rahmenbedingungen
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Kooperationsangebote für Unternehmen
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Informationsaustausch und Netzwerke
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Partnerschaften
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Weiterbildung und Innovationsförderung
36
Identifikation von Geschäftschancen
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Unterstützung von Exporten
38
Finanzierung
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Ausschreibungen
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Der Blick nach vorn
42
Anhang und Impressum
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Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Vietnam bildet
eine tragende Säule der Beziehungen beider Länder. Trotz weltweit schwieriger
Rahmenbedingungen bleibt Deutschland auch 2013 der größte Handelspart­
ner Vietnams innerhalb Europas. Die dynamische Entwicklung Vietnams zu
einem Land, das innerhalb kurzer Zeit den Sprung in die Gruppe der Länder mit
mittlerem Einkommen geschafft hat, bietet für den deutschen Mittelstand ein
großes Potenzial für Direktinvestitionen. Vietnam ist aufgrund seiner jungen
Bevölkerung, der Größe seines einheimischen Marktes und insbesondere seiner
zunehmenden weltwirtschaftlichen Verflechtung ein Zukunftsmarkt.
Zugleich ist das Land seit der Wiederaufnahme der bilateralen Entwicklungs­
zusammenarbeit im Jahr 1990 eines der wichtigsten Kooperationsländer
Deutschlands. Und wir haben unsere Zusammenarbeit noch einmal ausgebaut:
Im Oktober 2011 haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und der vietnamesi­
sche Ministerpräsident Nguyen Tan Dung eine strategische Partnerschaft für
alle Bereiche der bilateralen Beziehungen geschlossen, unter anderem für die
entwicklungspolitische Zusammenarbeit. Beide Länder wollen dabei eine ver­
stärkte Einbeziehung der Privatwirtschaft in die bilateralen Entwicklungspro­
gramme erreichen. Diese Vereinbarung gilt es nun mit Leben zu füllen. Dafür
bietet die Privatwirtschaft ihre Innovationskraft, Expertise und ihr Kapital, um
einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung Vietnams zu leisten.
Die erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands mit Vietnam
bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für ihre stärkere Verzahnung mit der
Privatwirtschaft: Prominentes Beispiel ist die Berufliche Bildung. Hier wollen
wir, dass mehr vietnamesische Auszubildende als bisher Fertigkeiten auf der
Basis hoher Qualitätsstandards in den hiesigen Betrieben erlangen. Praxisnah
ausgebildete Fachkräfte werden in allen Branchen dringend gebraucht und sind
der Schlüssel für die Industrialisierung der vietnamesischen Volkswirtschaft.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Neuausrichtung der vietnamesischen
Wirtschaftspolitik auf „Grünes Wachstum“. Hier will Deutschland seine Unter­
stützung insbesondere für Energieeffizienz und erneuerbare Energien verstär­
ken; dadurch entstehen auch Einstiegsmöglichkeiten für deutsche Unterneh­
men mit umwelttechnologischem Know-how.
Die Broschüre präsentiert die zahlreichen Serviceangebote im Rahmen der
deutschen Entwicklungszusammenarbeit, die für Investitionen in Vietnam
wahrgenommen werden können. Ich hoffe daher, dass sie dazu beiträgt, die
unternehmerischen Brücken zwischen Vietnam und Deutschland weiter
­auszubauen; zum Wohle beider Länder.
Jutta Frasch
Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland
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Kaum dreißig Jahre ist es her, seit Vietnam wirtschaftliche Reformen eingeleitet
und sich dem Westen geöffnet hat. Seitdem hat das Land eine atemberaubende
Entwicklung durchlaufen, die selbst eingefleischte Asienkenner zum Staunen
bringt. Die sozialistische Tristesse ist längst Vergangenheit, das 88-MillionenVolk in Bewegung: Es blinkt und tutet allenthalben, es rattert und röhrt. Überall
wird gearbeitet und geackert, gebaut und gehandelt. Wo vor kurzem noch eine
unscheinbare Hütte stand, ragt heute ein mehrstöckiges Haus in die Höhe. Wo
es bisher nur eine kleine Garküche gab, steht jetzt ein Restaurant. Trampelpfade
weichen Straßen, Städte breiten sich in rasender Geschwindigkeit aus. Jeder,
der kann, eröffnet ein kleines Unternehmen und hat Teil an dieser kollektiven
Bewegung, die nur ein Ziel zu kennen scheint: Aufbruch, Umbruch, Fortschritt.
Schon in wenigen Jahren, bis zum Jahr 2020, möchte Vietnam zum Kreis der
Industrieländer gehören. Das ist ein ehrgeiziges Ziel. Denn trotz des hohen
Pulsschlags und trotz aller Erfolge herrscht vor allem auf dem Land weiterhin
Armut, muss das Wirtschaftswachstum noch durch soziale und ökologische
Standards abgesichert werden, um dauerhaft Bestand zu haben. Der Weg bis
zum Industrieland ist in Sicht, aber noch weit, der Entwicklungsbedarf – gerade
auch in sozialer und ökologischer Hinsicht – immer noch groß.
Deutschland hat Vietnam bei seiner Entwicklung zum Schwellenland seit
Anfang der neunziger Jahre begleitet und wird die Zusammenarbeit weiter
fortsetzen. Aber staatliche Mittel allein genügen nicht, um all das zu erreichen,
was jetzt nötig ist, um umweltschonende Transportwege zu bauen, lückenlose
Energiesysteme zu errichten, ein Gesundheitssystem für alle zu etablieren und
vieles mehr. Staaten sind nicht allmächtig und nicht allumfassend. Fortschritt
lässt sich nur erreichen, wenn staatliche und wirtschaftliche Aktivitäten sinn­
voll ineinander greifen. Nirgendwo auf der Welt hat es jemals eine nachhaltige
Entwicklung gegeben ohne eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.
Ausländische Direktinvestitionen übersteigen die öffentlichen Entwicklungs­
leistungen weltweit um ein Vielfaches. Auch in Vietnam spielt die private Wirt­
schaft für die weitere Entwicklung des Landes eine entscheidende Rolle.
Sie schafft Beschäftigung und Einkommen und generiert durch ihr Steuerauf­
kommen wichtige Spielräume für staatliches Handeln zugunsten der Bürgerin­
nen und Bürger.
Umgekehrt bietet der Standort Vietnam auch besondere Chancen für die Wirt­
schaft, gerade für deutsche Unternehmen. Hier entstehen nicht nur interessante
Produktionsstandorte, sondern auch Märkte. Die wachsende Mittelschicht in
Vietnam hat Nachholbedarf und Kaufkraft und fragt Produkte „Made in Germa­
ny“ nach. Deutschland ist Handelspartner Nummer eins aus der Europäischen
Union. Die deutschen Unternehmen mit ihrem spezifischen Know-how im
Umwelt- und Klimabereich, im Maschinenbau, aber auch in der Fahrzeug- und
Medizintechnik sind gefragte Partner im Land.
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Vietnam – ein Land
auf dem Weg nach oben
Den Sprung nach Vietnam zu schaffen, zumal für mittelständische Unterneh­
men, ist jedoch nicht immer leicht. Es gilt, Kenntnisse über die wirtschaftlichen,
rechtlichen und kulturellen Gegebenheiten zu erlangen und zielführende
Kontakte zu knüpfen. Die Instrumente der deutschen Entwicklungszusammen­
arbeit können helfen, den Zugang zum vietnamesischen Markt zu erleichtern.
So trägt die Entwicklungszusammenarbeit etwa dazu bei, stimmige und trans­
parente Rahmenbedingungen zu schaffen (GIZ) oder sie setzt im Namen des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(BMZ) über die Finanzielle Zusammenarbeit (KfW Entwicklungsbank) grund­
legende Infrastrukturprojekte um. Dafür hat sie Bedarf an Lieferungen und
Leistungen, die international ausgeschrieben werden und für die auch deutsche
Firmen einen Zuschlag erhalten können. Schließlich finanziert die deutsche
Entwicklungszusammenarbeit Investitionen von Privatunternehmen mit,
wenn diese entwicklungspolitisch sinnvoll sind (DEG), oder gewährt deutschen
Firmen Exportkredite (IPEX Bank) und sichert sie über Hermes-Bürgschaften
ab. Auch kennt sie zu guter Letzt durch ihre jahrelange Präsenz in Vietnam die
örtlichen Gepflogenheiten und verfügt über etablierte Kontakte zu Entschei­
dungsträgern.
Umgekehrt möchte die Bundesregierung Privatunternehmen einladen, noch
mehr in Vietnam zu investieren und die Chancen dieses attraktiven Standorts
noch besser zu erkennen. Sie möchte die Vertreter der Wirtschaft ermuntern,
dabei auch mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu kooperieren
und so für alle Seiten Vorteile zu erzielen – für Vietnam und für Deutschland,
für den Staat und die Privatwirtschaft.
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Standortinformationen
Vietnam auf einen Blick
Geographische Informationen
und Bevölkerung
Landesname:
Parteiensystem:
Verwaltungsstruktur:
Hauptstadt:
63 Provinzen, davon 5 unabhängige Städte
Hanoi, ca. 6,5 Mio. Einwohner
Ho-Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon),
ca. 7,5 Mio. Einwohner, im Großraum 10 Mio.
Landesfläche:
331.000 km2
Bevölkerung:
ca. 88 Mio., Rang 13 weltweit
im Jahr 2020: 100 Mio. (geschätzt)
Offiziell „Sozialistische Marktwirtschaft“,
de facto post-sozialistisches System einer Marktwirtschaft
mit staatlichen Monopolbetrieben in ausgewählten
strategischen Sektoren
Bruttoinlandsprodukt (BIP):
2.500.000 Mrd. VND (knapp 100 Mrd. EUR)
Wirtschaftswachstum:
Ca. 6 % (Seit 10 Jahren immer über 5 % p.a.;
durchschnittlich 7,2 % p. a. seit 2001)
BIP pro Kopf:
BIP-Entstehung:
ca. 1,1 %
29 Mio. VND p.a. (ca. 1.150 EUR)
Verarbeitende Industrie und Bau: 40,3 %
Dienstleistungen: 37,7 %
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei: 22,0 %
Alter der Bevölkerung:
60 % unter 30 Jahren
Währung:
Bevölkerungsdichte:
263 Einwohner/km2
Arbeitsbevölkerung:
50,5 Mio.
2000: 18,7 Mio.; 2010: 26,2 Mio.
Berufstätige Frauen:
77 % der weiblichen Arbeitsbevölkerung (Rang 3 weltweit)
Stadtbevölkerung:
Sprache:
Vietnamesisch
Mindestlohn:
Schrift:
Lateinisch
Durchschnittslöhne (Arbeiter):
Alphabetisierungsrate:
über 90 %
Übliche Wochenarbeitszeit:
Lebenserwartung:
Wirtschaftssystem:
Einparteiensystem, Kommunistische Partei Vietnams
Größte Stadt:
Bevölkerungswachstum:
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Sozialistische Republik Vietnam
Wirtschaftsdaten
Vietnamesischer Dong (VND); 1 EUR ca. 25.000 VND
1,78 bis 2 Mio. VND (66 – 78 EUR) pro Monat
Ca. 10.000 bis 15.000 VND pro h (0,39 – 0,60 EUR pro h)
6 Tage je 8 h
75 Jahre
Ethnische Gruppen:
Vietnamesen (85 – 90 %), Chinesen, Khmer, Cham und andere
(insgesamt über 50 verschiedene ethnische Gruppen)
Religion:
Buddhismus, Christen, Cao Dai und andere lokale Religionen
Zeitzone:
MEZ +6
Zahlen für 2011/2012
Quellen: General Statistics Office,
TNS, Weltbank, gtai
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Hanoi
Chancen und
Herausforderungen für
ausländische Investoren
Egal ob Produktion, Einkauf oder Vertrieb: Vietnam zählt weltweit zu
den attraktivsten Standorten für Ausländische Direktinvestitionen
(FDI) und Handel. So liegt das Land beispielsweise beim FDI Confi­
dence Index® 2012 der Consultingfirma A. T. Kearney auf Rang 14
für Direktinvestitionen weltweit. Auch in einer aktuellen Umfrage
unter multinationalen Firmen gehört das Land zu den attraktivs­
ten Investitionsstandorten; im World Investment Report 2012 der
UNCTAD kommt Vietnam wie im Vorjahr auf Rang elf.
Ho-Chi-MinhStadt
Allerdings sind deutsche Investoren noch recht zurückhaltend. Das
vietname­sische Statistikamt zählt bislang 163 Investitionsprojekte mit
einem registrierten Kapital von ungefähr 850 Millionen US-Dollar aus
Deutschland. Die Bundes­republik ist damit auf Rang 24 der Herkunftsländer
für Direktinvestitionen. Unter den Top Ten der Investoren sind acht asiatische
Länder, die USA (Rang sieben) und die British Virgin Islands. Von den europäi­
schen Ländern liegen die Niederlande, Frankreich, Großbritannien, aber auch
Luxemburg und die Schweiz vor Deutschland. Vor allem Japan hat Vietnam in
den vergangenen Jahren gezielt als Produktionsstandort genutzt, insbesondere
um Alternativen zu China zu schaffen.
Ein Großteil der Investitionsprojekte im Land ist in der Metropolregion in
und um Ho-Chi-Minh-Stadt mit den umliegenden Provinzen Dong Nai, Binh
Duong und Vung Tau-Ba Ria angesiedelt. Diese decken etwa 50 Prozent des re­
gistrierten Kapitalzuflusses für Direktinvestitionen ab. In diesem Ballungsraum
gibt es in einigen Branchen einen erheblichen Wettbewerb um Arbeitskräfte,
und die Grundstückspreise in Industriegebieten sind dort nicht mehr günstig.
Das ist der wichtigste Grund für die wachsende Attraktivität Nordvietnams für
ausländische Investoren, vor allem der Großraum Hanoi zieht viele internati­
onale Unternehmen an. Auch Zentralvietnam und das Mekong Delta werden
inzwischen von internationalen Investoren in die engere Wahl gezogen.
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Allgemeines Investitionsklima
und Rahmenbedingungen
Als Grundvoraussetzung für Direktinvestitionen gilt eine gute Sicherheitslage
und politische Stabilität. Vietnam ist ein sehr friedliches und politisch stabiles
Land. Investoren sind nicht durch ethnische oder religiöse Konflikte bedroht
und die Terrorismusgefahr wird als minimal eingestuft. Die Verbrechensraten
in den Städten gehören zu den niedrigsten der Welt. Die hohe Lebensqualität
macht Ho Chi Minh Stadt und Hanoi zu beliebten Standorten für ausländische
Geschäftsleute; die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, aber auch mit
internationalen Schulen und Krankenhäusern ist gut bis sehr gut.
Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen werden insgesamt als investitions­
freundlich bewertet. Durch den WTO-Beitritt im Jahr 2007 wurden bzw. werden
die meisten Sektoren für hundertprozentige Auslandsinvestitionen geöffnet.
Allerdings gibt es noch immer zahlreiche staatseigene Betriebe, die einzelne
Sektoren dominieren. Die Privatisierung der Staatsbetriebe geht nur schleppend
voran. Auch gibt es in einigen Bereichen noch Probleme bei der Umsetzung der
zugesagten Liberalisierungen; ein Beispiel dafür ist der Einzelhandel.
Die schwerfällige Bürokratie ist eine Herausforderung für Investoren. Hier
braucht es Geduld, weil unklare Regulierungen häufig zu Verzögerungen bei
den zuständigen Behörden führen. Besonders bei der Vergabe und Durch­
setzung von Landnutzungsrechten außerhalb von Industriezonen bedarf es
Ausdauer und eines guten Anwalts.
Korruption ist noch immer ein weit verbreitetes Phänomen. Auch wenn sich die
Situation in den vergangenen Jahren verbessert hat und internationale Manager
die dadurch entstehenden Kosten als relativ gering einschätzen, belegt Vietnam
im Corruption Perception Index von Transparency International noch immer
einen traurigen 112. Rang (China: Rang 75).
Der Prozess der politischen Willensbildung ist gerade für ausländische Unter­
nehmen nur wenig transparent. Dadurch können sie mit unvorhersehbaren
politischen Entscheidungen konfrontiert werden. Verbesserungsbedarf besteht
auch bei der Rechtsprechung, vor allem hinsichtlich der Unabhängigkeit der
Gerichte und der Ausbildung der Richter. Auch fehlt es an klaren Rechtsgrund­
lagen für den Schutz geistigen Eigentums, die Durchsetzung von Rechtsan­
sprüchen ist schwierig.
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Der vietnamesischen Regierung ist es im Verlauf
des Jahres 2012 gelungen, die Inflation in den Griff
zu bekommen, den Wechselkurs zu halten, und
den Bestand an Devisenreserven auszubauen. Die
Außenhandelsbilanz ist nahezu ausgeglichen. Das
intransparente Bankensystem mit noch immer
vielen staatseigenen Banken birgt gewisse Risiken
für das Finanzsystem aufgrund eines hohen Anteils uneinbringlicher Kredite.
Ein positiver Faktor für deutsche Unternehmen in Vietnam ist das sehr gute
bilaterale Verhältnis der beiden Länder: Deutschland ist Vietnams wichtigster
Handelspartner in der EU (Importe aus D: ca. 1,8 Milliarden Euro, Exporte nach
D: ca. 4 Milliarden Euro). Wichtigste Importgüter aus Deutschland sind Maschi­
nen, chemische Erzeugnisse sowie Elektro-, Mess- und Regeltechnik. Wichtigste
Ausfuhrgüter in die Bundesrepublik sind Elektronikerzeugnisse, Textilien und
Nahrungsmittel.
Auch die diplomatischen und persönlichen Beziehungen zwischen beiden
Ländern sind traditionell gut. Etwa 100.000 Vietnamesen, die inzwischen wieder
in ihrer Heimat leben, haben eine Ausbildung in Deutschland erhalten oder hier
gearbeitet – deshalb sprechen viele Vietnamesen Deutsch. Eine ganze Reihe von
ihnen haben Führungspositionen in Wirtschaft und Politik inne und verfü­
gen über exzellente Netzwerke. Derzeit leben ungefähr 83.000 Vietnamesen in
Deutschland, von denen rund viertausend hier studieren. Eine Deutsch-Vietna­
mesische Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt ist im Aufbau; auch die deutsche
Schule dort wächst ständig weiter.
Beim Besuch der Bundeskanzlerin im Oktober 2011 wurde eine strategische
Partnerschaft zwischen den beiden Ländern vereinbart. Seit vielen Jahren ist das
Partnerland Vietnam einer der größten Empfänger deutscher Entwicklungs­
zusammenarbeit (ca. 150 Millionen Euro jährlich) – der Fokus der Kooperation
liegt auf nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung, Gesundheit und Umwelt.
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Vietnam als Absatzmarkt
Depot
Tan Binh
(S11)
Km10+625
Mit einer Bevölkerung von knapp 90 Millionen Einwohnern – 2020 werden es
wohl 100 Millionen sein – ist Vietnam ein beachtlicher Absatzmarkt. In Ver­
bindung mit dem rapiden wirtschaftlichen Wachstum (durchschnittlich über
­sieben Prozent in den vergangenen zehn Jahren) steigt das verfügbare Einkom­
men der Bevölkerung, wenn auch von einem recht geringen Niveau aus. Vor al­
lem in den größeren Städten wächst eine konsumfreudige Mittelschicht heran.
Auch wenn das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen bei nur knapp über
eintausend Euro im Jahr liegt, gibt es vor allem in den Städten inzwischen
eine wohlhabende und konsumorientierte Mittelschicht; gut ausgebildete
Angestellte wie Buchhalter, Programmierer, Ingenieure oder Manager verdie­
nen zwischen 400 und 2.000 Euro im Monat. Ein Indikator für die wachsende
Elevated Section
Mittelschicht ist z. B. die Anzahl der Geldkarten, die von 0,5 Millionen (2003) auf
17 Millionen (2009) anstieg. Gleichzeitig besteht ein erheblicher Konsumnach­ Underground Section
holbedarf, so besitzt zwar inzwischen statistisch gesehen jeder Haushalt ein Mo­
torrad, aber nur 1,3 Prozent haben ein Auto. Lediglich 17 Prozent der Haushalte
verfügen über einen Computer bzw. 18 Prozent über eine Waschmaschine.
Der Einzelhandelsmarkt wird auf ca. 62 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die
aktuellen makroökonomischen Schwierigkeiten haben allerdings dem Höhen­
flug ein (vorläufiges) Ende gesetzt – so ist Vietnam beim Ranking des Global
Retail Development Index ® von A.T. Kearney aus den Top 30 Ländern heraus­
gefallen, nachdem es 2008 noch auf Rang 1 gelegen hatte. Die Marktforscher
von A.C. Nielsen sehen für die Zukunft aber wieder einen positiven Trend in der
Konsumstimmung.
Gerade in der Ober- und Mittelschicht besteht ein ausgeprägtes Markenbe­
wusstsein, westliche Marken genießen ein hohes Ansehen. Produkte „Made in
Germany“ sind sehr beliebt und stehen nicht nur für Qualität, sondern gelten
bei Konsumenten wie Unternehmen als Statussymbol.
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Vietnams heimische Industrie wächst, und das
schnell. Vietnam nimmt immer mehr die Rolle ein,
die China als Werkbank der Welt in den vergangenen
zehn Jahren spielte, wenn auch in einer anderen
Größenordnung. China, Japan und die USA sind die
wichtigsten Abnehmer von Vietnams Exporten. Ne­
ben arbeitsintensiven Produkten wie Textilien und
Lederwaren werden seit einigen Jahren auch immer hochwertigere Produkte
mit zunehmender Fertigungs­tiefe in Vietnam hergestellt. Der Bedarf für hoch­
wertige Maschinen und andere Ausrüstungsgüter steigt. Dabei sind deutsche
Marken bekannt und sehr beliebt – stehen allerdings im Wettbewerb mit den
teils erheblich billigeren Konkurrenten aus Asien.
Das Land treibt den Ausbau der Infrastruktur mit großer Geschwindigkeit
voran: So sind für die kommenden zehn Jahre Infrastrukturvorhaben von über
200 Milliarden Euro geplant. Neben kräftigen Investitionen in die Verkehrs­
infrastruktur sollen künftig auch Mittel in die Stromversorgung, Informationsund Kommunikationstechnik, Stadtentwicklung sowie in die Bereiche Wasser,
Abwasser, Gesundheit und Bildung fließen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie
realistisch diese Ziele sind, da die Finanzierung der Projekte in vielen Fällen
noch nicht geklärt ist. Neben der Aufnahme von Krediten kann das Land bei der
Finanzierung auch auf die Unterstützung durch die Entwicklungszusammen­
arbeit bauen, so wurden in den vergangenen Jahren sieben bis acht Milliarden
US-Dollar an Mitteln aus der Entwicklungsfinanzierung anderer Staaten (unter
anderem Deutschlands) und internationaler Entwicklungsbanken und -orga­
nisationen zugesagt. In ­Ho-Chi-Minh-Stadt wird mit deutscher Unterstützung
eine U-Bahn gebaut.
Trotz erheblicher Investitionen ist die Infrastruktur in vielen Bereichen noch
immer mangelhaft. Die Verkehrsinfrastruktur wird derzeit stark ausgebaut,
kann aber mit dem rapiden Wachstum des Güter- und Indivi­dualverkehrs
kaum mithalten. Der Ausbau des öffentlichen Fern- und Nahverkehrs geht nur
schleppend voran. Die Flugverbindungen des Landes hingegen gelten als sehr
gut und preiswert. Auch in den Ausbau von Häfen wird viel investiert. Bei der
Stromproduktion werden ebenfalls erhebliche Anstrengungen unternommen,
zwischen 2010 und 2020 ist eine Verdrei­fachung der Kapazitäten geplant. Doch
bis jetzt kommt es immer wieder zu Engpässen, die vor allem Wohngebiete und
gelegentlich auch Industriegebiete betreffen.
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Produktionsstandort Vietnam
Die Hauptmotivation für viele internationale Investoren, sich mit dem Produk­
tionsstandort Vietnam zu beschäftigen, sind die niedrigen Lohnkosten. Viele
Unternehmen suchen nach Alternativen zu China, wo die Lohnkosten in den
vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind. Die Arbeitskosten in Vietnam sind
trotz steigender Tendenz immer noch niedrig. Der Durchschnittsstundenlohn
für Arbeiter liegt bei ca. 0,39 bis 0,60 Euro (im Vergleich: China ca. 1,80 – 2,00
Euro pro Stunde); KPMG schätzt die Lohnentwicklung bis 2015 auf 1,10 Euro
pro Stunde (China: 3,30 Euro pro Stunde). Der gesetzliche Mindestlohn liegt bei
ca. 66 – 78 Euro im Monat. Üblich sind sechs Arbeitstage mit 48 Stunden pro
Woche.
Fast noch wichtiger als die moderaten Lohnkosten: Vietnamesische Mitarbeiter
gelten als handwerklich geschickt, man sagt ihnen eine schnelle Auffassungs­
gabe und eine hohe Arbeitsmoral nach. Dies schätzen vor allem Hersteller an­
spruchsvoller Produkte. Das Land hat eine hohe Alphabetisierungsrate und eine
gute Grundbildung. Die Erwerbsbevölkerung ist sehr jung und jedes Jahr strömt
ca. eine Million Schulabgänger auf den Arbeitsmarkt. Bildung und Ausbildung
besitzen in vietnamesischen Familien einen sehr hohen Stellenwert; Disziplin
und schulische bzw. berufliche Leistung werden von internationalen Experten
als hervorragend gelobt. Aktuell studieren an den rund 400 Universitäten des
Landes über zwei Millionen Studenten; im Ausland studieren mehr als 100.000
Vietnamesen.
Allerdings gibt es auch hier eine Schattenseite: Zwar gilt die Grundbildung und
Alphabetisierung in Vietnam als sehr gut, jedoch herrscht ein Mangel an Fach­
kräften. Dies liegt vor allem daran, dass nur etwa 15 Prozent der Arbeitskräfte
über einen Ausbildungsabschluss verfügen. Die Berufsschulen sind im regio­
nalen Vergleich zwar nicht schlecht, aber die Ausbildung ist zu theorielastig.
Ähnliches trifft auf die Universitäten zu. Deshalb sind besonders kompetente
Techniker schwer zu finden. Auch fehlt es an gut ausgebildeten lokalen Mana­
gern mit Berufserfahrung. Doch die Situation bessert sich von Jahr zu Jahr, da
viele Vietnamesen im Ausland studieren und immer mehr internationale Hoch­
schulen in Vietnam Managementkurse anbieten. Die Deutsch-Vietnamesische
Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt setzt ihren Schwerpunkt in den Ingenieur­
wissenschaften.
Erhebliche kulturelle Unterschiede zu Deutschland erfordern, wie in ande­
ren Ländern Asiens auch, Einfühlungsvermögen und Kenntnis der dortigen
Gepflogenheiten. Dies betrifft vor allem das Verhandeln mit vietnamesischen
Geschäftspartnern und die Personalführung vor Ort – eine gute Vorbereitung
ist zu empfehlen. Obwohl viele Vietnamesen Deutsch sprechen und eine große
Zahl vor allem der jüngeren Generation Englisch lernt, ist die Kommunikation
nicht immer einfach und oft wird ein Dolmetscher benötigt, um Missverständ­
nisse zu beseitigen.
14
Durch den Umbruch von einem sozialistischen
in ein marktwirtschaftliches System müssen viele
Institutionen ihre Rolle neu definieren; dazu gehö­
ren auch die Gewerkschaften, die sich gerade vom
Managementinstrument des Staates für die Arbei­
terschaft zu einer tatsächlichen Arbeitervertretung
wandeln. Doch auch bei den Unternehmen sind die
Organisationsstrukturen noch im Aufbau begriffen. Das Sozialversicherungssys­
tem ist jung, eine Renten- und Gesundheitsversicherung wird gerade aufgebaut.
Auch wenn Agrarprodukte, Textilien, Fließbandmontage und der Bausektor den
größten Teil der Produktion ausmachen, wird Vietnam immer attraktiver als
Technologiestandort: So investiert Intel eine Milliarde US-Dollar in eine Chip­
fabrik; Samsung, Canon, Nokia, Wintek und Foxconn, Hersteller von ­I-Phones
und I-Pods, errichten große Produktionsstandorte in Vietnam. Einer der promi­
nentesten Investoren ist die Firma Bosch mit über 100 Millionen Euro, die nicht
nur eine Produktion aufgebaut hat, sondern zudem in Forschung und Entwick­
lung investiert. Auch internationale Dienstleistungen und Softwareentwicklung
sind stark im Wachsen begriffen.
In den vergangenen Jahren konnte außerdem verstärkt beobachtet werden, dass
internationale Firmen vietnamesische Unternehmen für ihren Einkauf nutzen.
Neben weniger anspruchsvollen Gütern wie Gartenmöbeln, einfachen Textil­
produkten oder Accessoires werden nun auch immer mehr hochwertige Güter
vor Ort von lokalen Unternehmen beschafft oder im Auftrag produziert.
Vietnam befindet sich in einer strategisch günstigen Lage, weil es Zugang zu
etwa drei Milliarden Menschen bietet. Das Land liegt in direkter Nachbarschaft
zu China und inmitten der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregion der
Welt. Durch Freihandels­abkommen der Association of South-East Asian Nations
(ASEAN) mit China und Indien sowie die ASEAN Freihandelszone (AFTA) wird
in ein paar Jahren von Vietnam aus eine Freihandelszone mit etwa drei Milli­
arden Einwohnern innerhalb weniger Flugstunden offen stehen. Damit eignet
sich das Land als Sprungbrett für ganz Asien – als Produktionsstandort sowie
für den Aufbau von Zulieferbetrieben zu anderen Produktionsstandorten.
Vietnam bietet trotz mancher Hürden und Herausforderungen viele Chancen
für deutsche Unternehmen, sei es als Produktions- oder als Vertriebsstandort.
Und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit trägt auf vielfältige Weise dazu
bei, die Rahmenbedingungen dafür weiter zu verbessern.
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Wirtschaft und
Entwicklungszusammenarbeit
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Vietnams Zukunft
gemeinsam gestalten
Vietnam ist seit der Wiederaufnahme der bilateralen Entwicklungszusammen­
arbeit im Jahr 1990 eines der wichtigsten Kooperationsländer Deutschlands. Im
Oktober 2011 haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und der vietnamesische
Ministerpräsident Nguyen Tan Dung durch die Erklärung von Hanoi eine stra­
tegische Partnerschaft zwischen Deutschland und Vietnam ins Leben gerufen.
Ziel ist es, Vietnam dabei zu unterstützen, seine ehrgeizigen Entwicklungsziele
zu erreichen. Dabei steht der Aufschwung Vietnams zu einem Industrieland bis
zum Jahr 2020 an erster Stelle.
Neue Ziele definieren
Mittlerweile hat Vietnam den Eintritt in die Gruppe der Länder mit mittlerem
Durchschnittseinkommen geschafft und zählt somit nicht mehr zu den klassi­
schen Entwicklungsländern. Daher steht die Entwicklungszusammenarbeit bei­
der Länder vor einem Umbruch: Es gilt nun, die Ziele der gemeinsamen Arbeit
entsprechend anzupassen. Derzeit verdankt Vietnam seinen industriellen Auf­
schwung noch der Tatsache, dass es überwiegend einfache Produkte zu niedri­
gen Stückkosten herstellt und große Mengen an Agrargütern exportiert. Diese
Strategie stößt an ihre Grenzen. Der Schlüssel zu einer besseren Weltmarktposi­
tion liegt in verbesserter Qualität und höherer Komplexität der Produkte. Dafür
bedarf es unter anderem gut ausgebildeter und qualifizierter Arbeitnehmerin­
nen und Arbeitnehmer. Genau hier setzt die deutsch-vietnamesische Entwick­
lungszusammenarbeit an: Sie berät die vietnamesische Regierung beim Aufbau
eines Berufsbildungssystems, das dem Bedarf der Wirtschaft entspricht. Durch
Partnerschaften mit deutschen und vietnamesischen Unternehmen soll die
Ausbildung praxisorientierter gestaltet werden.
Wirtschaft und Umwelt in Einklang bringen
Zum anderen steht Vietnam vor der Herausforderung, Wirtschaftswachstum
und Umweltschutz in Einklang zu bringen. Das stetige Wachstum wird dafür
sorgen, dass der Druck auf die natürlichen Ressourcen künftig noch zunimmt.
Erschwerend kommt hinzu, dass Vietnam besonders stark vom Klimawandel
betroffen ist. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit wird Vietnam darin
unterstützen, das wirtschaftliche Wachstum nachhaltig zu gestalten und die
notwendigen Anpassungen an den Klimawandel vorzunehmen. Dazu hat die
vietnamesische Regierung im Oktober 2012 eine Strategie des Grünen Wachs­
tums verabschiedet, die einen zentralen Orientierungsrahmen für zukünftige
deutsch-vietnamesische Entwicklungsprogramme bilden wird. Von besonderer
Bedeutung werden die Bereiche Berufliche Bildung, Energie und Umwelt sein.
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Aktiv vor Ort:
Die Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
Technische Zusammenarbeit:
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Als Bundesunternehmen setzt die GIZ die entwicklungspolitischen Vorhaben
der deutschen Bundesregierung im Rahmen der technischen Entwicklungszu­
sammenarbeit um. Die GIZ ist seit 1993 in Vietnam aktiv und arbeitet zur Zeit
in 20 laufenden und geplanten Vorhaben. Auftraggeber sind das Bundesminis­
terium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), aber auch
das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
oder das Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi). Zudem gibt es kofinanzier­
te Projekte, bei denen Organisationen wie AusAID oder die Europäische Union
sich an BMZ-Vorhaben beteiligen.
Finanzielle Zusammenarbeit:
Geschäftsfeld Entwicklungsbank der KfW
Die Entwicklungsbank ist Teil der KfW Bankengruppe und seit 1991 im Auftrag
der Bundesregierung in Vietnam tätig. Seither hat sie Projekte mit einem
Volumen von mehr als einer Milliarde Euro finanziert. In derzeit 36 Projekten
unterstützt sie die Bundesregierung dabei, ihre entwicklungspolitischen Ziele
zu verwirklichen. Seit 2001 ist die KfW auch mit einem Büro in Hanoi vertreten.
Weitere Auftraggeber neben dem BMZ sind in Vietnam das Bundesministerium
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und das Bundesministe­
rium für Wirtschaft und Technologie (BMWi).
Unternehmerische Zusammenarbeit:
DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH
Die unternehmerische Zusammenarbeit erfolgt durch die KfW-Tochter DEGDeutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH. Die DEG finanziert
und berät bei Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungs- und
Reformländern und fördert so den Ausbau privatwirtschaftlicher Strukturen.
Neben der Investitionsfinanzierung bietet die DEG eine Reihe von Förderpro­
grammen des BMZ an, wie develoPPP.de und Machbarkeitsstudien. In Vietnam
hat die DEG derzeit 10 Unternehmen aus den Bereichen verarbeitende Indust­
rie, Infrastruktur, Landwirtschaft und dem Bankensektor Investitionsfinanzie­
rungen in Form von langfristigen Darlehen und Eigenkapitalbeteiligungen zur
Verfügung gestellt. Im Rahmen der Förderprogramme laufen sechs Vorhaben in
den Bereichen Energie, Ressourceneffizienz und Technologietransfer.
Chancen für Unternehmen:
20
Ob Vertrieb, Beschaffung oder Investition – für deutsche Firmen gibt es laut
der Delegation der deutschen Wirtschaft in Vietnam ein großes Potenzial. Die
Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit können mit
ihrer langjährigen Erfahrung vor Ort, ihrem spezifischen Know-how und ih­
ren zahlreichen Kontakten zu Land und Leuten den Markteinstieg deutscher
Unternehmen unterstützen. Alle Akteure der deutschen Entwicklungszu­
sammenarbeit – die Deutsche Botschaft, sowie GIZ und KfW Bankengruppe –
stehen mit ihren jeweiligen Leistungen und Instrumenten für die Förderung
der deutsch-vietnamesischen Wirtschaftsbeziehungen zur Verfügung.
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Wirtschaftspolitik und
Berufliche Bildung
Zukünftige Werkzeughersteller
­lernen von deutschen Unternehmen
Im Rahmen eines Pilotprojektes am
Viet Duc Industrial College (VDIC)
wurde gemeinsam mit dem deutschen
Unternehmen WIHA Werkzeuge
GmbH die Ausbildung im Bereich
Werkzeugherstellung verbessert.
WIHA stellte Fachkräfte, Werkzeuge
und Maschinen für die Ausbildung bereit. Zunächst verbesserten Lehrkräfte
des VDIC ihre Fertigkeiten durch
Praktika bei WIHA. Gemeinsam mit
Lehrern des VDIC und mit Unterstützung der GIZ entwickelte WIHA dann
eine betriebliche Metallausbildung zur
Herstellung von Präzisionswerkzeugen. Das Pilotprojekt trug auch dazu
bei, die Bereitschaft und Fähigkeit von
vietnamesischen Unternehmen zu fördern, qualifizierte betriebliche Praktika
anzubieten.
Berufliche Bildung:
Enge Kooperation mit der Wirtschaft
Chancen für Unternehmen:
In allen Industriebereichen wächst
die Nachfrage nach besser ausgebil­
deten ­Arbeitskräften weiter. Um am
Bedarf der Unternehmen orientierte
Berufsausbildung nach internatio­
nalem Standard zu gestalten, ist es
notwendig, dass Unternehmen ihre
Anforderungen artikulieren und
Praxispartner in der Aus­bildung sind.
Hier liegen Möglichkeiten, die Part­
nerschaften für die Berufsausbildung
auszuweiten und die Qualität der
Produktion in Vietnam zu erhöhen.
Im Auftrag des BMZ arbeitet die GIZ gemeinsam mit dem Arbeitsministeri­
um an der Reform der beruflichen Bildung hin zu einem nachfrageorientier­
ten Ausbildungssystem. Dazu unterstützt das Vorhaben die Erarbeitung und
Umsetzung einer neuen Berufsbildungsstrategie sowie der Novellierung des
Berufsbildungsgesetzes. Es werden berufliche Standards und ein unabhängiges
Prüfungswesen sowie praxisorientierte neue Konzepte der Lehreraus- und
-fortbildung eingeführt. Des Weiteren werden angepasste Finanzierungsmodel­
le beruflicher Bildung entwickelt. In fünf ausgewählten Berufsbildungseinrich­
tungen werden Modelle der Verbesserung der Facharbeiterausbildung in den
Berufsfeldern Elektrotechnik/Elektronik, Metalltechnik (einschließlich CNC)
und Mechatronik pilotiert. Das College LILAMA 2 in der Nähe von Ho-ChiMinh-Stadt wird zu einer Ausbildungseinrichtung auf internationalem Niveau
in den Berufsfeldern Metall und Elektronik aufgebaut. Diese Unterstützung
von Berufsschulen ist eng verzahnt mit Projekten der KfW Entwicklungsbank
zur Planung, Lieferung und Inbetriebnahme der technischen Ausstattung von
Ausbildungseinrichtungen. Weitere wichtige Partner sind die Auslandshandels­
kammer sowie deutsche und vietnamesische Unternehmen.
Marktfähige Wirtschaftsstrukturen aufbauen
Unterstützung von
­Berufsbildungsinstituten
Um Vietnam dabei zu unterstützen,
ein am Arbeitsmarkt ­orientiertes
Aus- und Fortbildungssystem zu
etablieren, finanziert die KfW Entwicklungsbank die Ausstattung von e­ lf
strategisch wichtigen Berufsschulen
und Lehrerbildungsstätten. Die GIZ
hat dazu gemeinsam mit vietnamesischen Partnern die entsprechenden
Aus­bildungsmodule und Lehr- und
Lernmittel entwickelt, mehr als 650
­Lehrkräfte praxisnah fortgebildet und
das Management dieser Berufsschulen
unterstützt. Am Ende des Vorhabens
erreichen die angepassten Ausbildungsgänge jährlich mindestens
5000 Schüler.
22
Das Programm „Makroökonomische Reformen“ hat das Ziel, den wirtschafts­
politischen Ordnungsrahmen des Landes zu verbessern und besteht aus drei
Komponenten: Das Ziel der Komponente „Wirtschafts- und Sozialpolitik“
besteht darin, marktwirtschaftliche Konzepte auszuarbeiten, die als Grundlage
für eine kurz- und mittelfristige Politikberatung und für die sozio-ökonomische
Entwicklungsplanung dienen. Der Projektteil „Öffentliches Finanzwesen“
­fördert den Aufbau einer effektiven und transparenten Haushalts- und Finanz­
politik, die sich an internationalen Standards orientiert. Bei der „Finanzsystem­
entwicklung“ schließlich werden die auf dem Kapitalmarkt und im Banken­
sektor tätigen staatlichen Organisationen darauf vorbereitet, diese Bereiche
auszubauen, zu stabilisieren und stärker in den Weltmarkt zu integrieren.
Sozial- und Krankenversicherungen:
Armut bekämpfen, Produktivität fördern
Soziale Sicherungssysteme sind Voraussetzung dafür, dass Wirtschaftswachs­
tum tatsächlich zur Armutsminderung beiträgt: Nur wenn Menschen mit ge­
ringem Einkommen gegen Risiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Armut
im Alter abgesichert sind, kann Armut dauerhaft beseitigt werden. Darüber
hinaus steigern Sozial- und Krankenversicherung die betriebliche Produktivität
und stützen das wirtschaftliche Wachstum. Das GIZ-Projekt „Unterstützung der
sozialen Sicherung“ berät die vietnamesische Regierung, im Auftrag der Bun­
desregierung, beim Aufbau eines umfassenden Systems der sozialen Sicherung
und fördert damit den sozialen Frieden im Land sowie stabilere Beziehungen
zwischen Unternehmen und Arbeitern.
23
Umwelt, Energie und
Stadtentwicklung
Waldwirtschaft:
Schutz und Nutzung in Einklang bringen
Das Programm „Förderung nachhaltiger Waldbewirtschaftung, Handel und
Vermarktung wichtiger Waldprodukte“ zielt darauf ab, nachhaltige Waldbewirt­
schaftung mit der Verarbeitung und Vermarktung von Holzprodukten eng zu
verknüpfen. Dabei setzt die Politikberatung die Rahmenbedingungen für eine
sozial verträgliche, umweltschonende und wirtschaftlich nachhaltige Wald­
bewirtschaftung. Fachkenntnisse und Managementwissen werden mithilfe ge­
zielter Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen an Mitarbeiter aus den Bereichen
Staatsforstbetriebe, Ausbildung, Wissenschaft und Forschung vermittelt.
Chancen für Unternehmen:
Im Forstbereich, aber auch im Agrar- und Fischereisektor stehen vietname­
sische Unternehmen zunehmend vor Qualitätsproblemen, die jetzt schon
ihre Exportfähigkeit gefährden. Es ist dringend notwendig, nachhaltige
Produktions­verfahren und Lieferantenketten aufzubauen und zu zertifizie­
ren. Im Rahmen von neuen Projektpartnerschaften können deutsche Unter­
nehmen hier in Zukunft verstärkt ihre Erfahrungen einbringen.
Grüne Sparbücher
In der zentralvietnamesischen Provinz
Quang Ngai haben zahlreiche Bauern
Landnutzungsrechte für 50 Jahre und
insgesamt 600 Hektar Naturwald
erhalten. Die Bauern dürfen alle Holzund Nebenprodukte verwenden, auch
Honig, Harze oder Zimtschalen gehören ihnen. Im Gegenzug verpflichten
sie sich zur Aufforstung und nachhaltigen Bewirtschaftung der ihnen
anvertrauten Flächen. Als Belohnung
für ihre Mühe erhalten sie ein „grünes
Sparbuch“, das ihnen pro Hektar erfolgreich aufgeforsteter Fläche bis zu
250 US-Dollar Sparguthaben garantiert und mit Zins und Zinseszins über
sechs bis neun Jahre ausgezahlt wird.
Dadurch entsteht ein Bewusstsein
für den ökonomischen Nutzen des
Waldes. Bis 2015 soll sich Vietnams
Waldfläche auf 42 Prozent verdoppelt
haben. Schon jetzt gehen Experten
davon aus, dass die Bewaldung wieder
auf rund 38 Prozent angewachsen ist –
unter anderem mit Vorhaben wie den
„grünen Sparbüchern“.
24
Biodiversität:
Vielfalt erhalten, nachhaltige Finanzierung
entwickeln
Vietnam verfügt über eine besondere Tier- und Pflanzenvielfalt mit einem
außergewöhnlich hohen Anteil an nur hier vorkommenden Arten. Die deutsche
Entwicklungszusammenarbeit unterstützt den Schutz der Biodiversität und die
nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen durch zwei Projekte: Das Projekt
„Erhalt der Biodiversität in forstlichen Ökosystemen“ berät die Naturschutz­
abteilung des Forst- und Landwirtschaftsministeriums dabei, die Rahmenbe­
dingungen für das Management von Schutzgebieten zu verbessern. Das Projekt
„Integrierter Naturschutz und nachhaltige Naturressourcenbewirtschaftung in
der Phong Nha-Ke Bang Region“ unterstützt den Schutz eines Nationalparks
in Zentralvietnam unter anderem durch das Aufstellen von kommunalen Ent­
wicklungsplänen in den Randgebieten des Parks, die Schaffung neuer Einkom­
mensformen und die Förderung von nachhaltigem Tourismus.
Mekong-Delta:
Den Menschen bei der Anpassung
an den Klimawandel helfen
Der Lebensraum Mekong-Delta ist durch die rasch wachsende Bevölkerung
Vietnams, die intensive landwirtschaftliche Nutzung und die Auswirkungen des
Klimawandels stark gefährdet. Im Auftrag der Bundesregierung entwickeln GIZ
und KfW dort gemeinsam mit lokalen und internationalen Partnern Modelle
für praxisnahe Lösungen zum Schutz der Umwelt und zur Anpassung an den
Klimawandel. Dazu gehört besonders der Schutz der Mangrovenwälder, verbun­
den mit nachhaltigen Einkommensmöglichkeiten für die dortige Bevölkerung.
25
Höhere Einspeisepreise für
Strom aus Windenergie
Im Auftrag der Bundesregierung
erarbeitete ein GIZ-Projekt zur Unterstützung der Windenergieförderung
gemeinsam mit dem vietnamesischen
Ministerium für Industrie und Handel
einen Gesetzestext für die Einführung
einer Einspeisevergütung für Strom
aus Windenergieanlagen. Das Gesetz
ist seit August 2011 in Kraft. Es beinhaltet neben einem Einspeisetarif für
Windenergie (abhängig vom Wechselkurs circa 8 US Cent/kWh) auch die
garantierte Abnahme des Stroms und
weitere indirekte Anreize wie Steuer­
erleichterungen und günstige Kredite
für Investoren.
Erneuerbare Energien:
Strom durch Wind und Biomasse
Stadtentwicklung:
Abfallprobleme lösen, Infrastruktur aufbauen
Die erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung Vietnams ist verbunden mit einem
ständig wachsenden Energiebedarf. Zur Zeit ist geplant, diese Nachfrage vor
allem mit Kohle- und Gaskraftwerken sowie mittel- bis langfristig auch durch
Atomenergie zu decken. Erneuerbare Energien aber können den Energiebedarf
auf nachhaltige Weise decken helfen. Seit 2009 unterstützt die deutsche Ent­
wicklungszusammenarbeit im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitia­
tive (IKI) des BMU die vietnamesische Regierung beim Ausbau der Windenergie.
Eine Fortsetzung der Aktivitäten, insbesondere zur Förderung von Biomasseund Biogasanlagen, ist geplant.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit arbeitet im Bereich der nachhalti­
gen Stadtentwicklung in zwei Vorhaben: Im Programm “Abwasserentsorgung
und Abfallwirtschaft“ unterstützen GIZ und KfW Entwicklungsbank, im Auftrag
der Bundesregierung, gemeinsam den Aufbau einer leistungsfähigen AbwasserInfrastruktur in neun Provinzstädten. Die Einführung von kostendeckenden
Abwassertarifen ermöglicht dabei eine leistungsbezogene Finanzierung der
Abwasserversorgung und bessere finanzielle Ausstattung der Abwasserbetriebe.
Das zweite Vorhaben, „Umweltfreundliche Stadtentwicklung“, unterstützt die
Stadtverwaltung Da Nang bei der Umsetzung ihrer Umweltagenda und der
Entwicklung zur „Ökostadt Da Nang“ mit hoher Lebensqualität und nachhalti­
ger Infrastruktur.
Chancen für Unternehmen:
Im Bereich Erneuerbare Energien wird erwartet, dass deutsche Unternehmen
nach der Einführung eines Einspeisetarifes für Windenergie gute Chancen
in diesem Bereich haben. In den kommenden Jahren werden voraussicht­
lich ähnliche Einspeisetarife für weitere Energieträger eingeführt. Vor allem
bei Biomasse- und Biogaskraftwerken zur Verwertung von Abfällen aus der
Landwirtschaft und Agroindustrie könnte die Nachfrage in Zukunft wachsen.
Die Energieerzeugung aus Abfällen bietet Chancen für deutsche Unternehmen
und kann gleichzeitig zum Umweltschutz in Vietnam beitragen.
Chancen für Unternehmen:
In den Bereichen Abwasser- und Abfallentsorgung besteht dringender Hand­
lungsbedarf im Land. Hier bieten die laufenden Vorhaben gute Anknüpfungs­
punkte, die Zusammenarbeit mit vietnamesischen Unternehmen auszubau­
en. Generell gewinnt der Aufbau einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur
in den vietnamesischen Städten immer mehr an Bedeutung. Im Rahmen des
überregionalen Projektes „Nachhaltige Stadtentwicklung in Asien und Latein­
amerika“ wird in Zukunft die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung in
Ho-Chi-Minh-Stadt verstärkt. Das Projekt wird konkrete Empfehlungen für
Ho-Chi-Minh-Stadt ausarbeiten und den entsprechenden Investitionsbedarf
ermitteln.
Modernisierung der Stromnetze
Um den wachsenden Energiehunger
des Landes zu stillen, unterstützt auch
die KfW Vietnam intensiv dabei, sein
Potenzial an erneuerbaren Energien
weiter auszuschöpfen und seine Bilanz
in Sachen Energieeffizienz zu steigern.
Eines der Vorhaben hat zum Ziel, vor
allem auf dem Land Energie besser
als bisher zu nutzen. Aus der Initiative für Klima und Umweltschutz des
BMZ (IKLU-Fazilität) gewährt sie dem
staatlichen Energieversorger Vietnam
Electricity (EVN) ein zinsverbilligtes
Darlehen von 120 Millionen Euro. Damit sollen im ganzen Land Nieder- und
Mittelspannungsnetze modernisiert
werden, um die Übertragungseffizienz
deutlich zu steigern. Weitere Vorhaben
im Energiesektor sind in Planung oder
stehen kurz vor ihrem Beginn. Dazu
gehört zum Beispiel ein hocheffizientes gasbefeuertes Kombikraftwerk.
Stadtbahn Ho-Chi-Minh-Stadt
Depot
Tan Binh
(S11)
Km10+625
Elevated Section
Underground Section
26
Ho-Chi-Minh-Stadt ist eine pulsierende Wirtschaftsmetropole. Die rasch
wachsende Millionenstadt erzielt nahezu 20 Prozent des vietnamesischen
Bruttoinlandsprodukts. Allerdings hat
die Infrastruktur mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten: So fehlt
bisher ein öffentlicher Personennahverkehr, stattdessen explodiert der
motorisierte Individualverkehr mit
Mopeds und Autos. Abhilfe soll eine
neue U-Bahn schaffen, die am Ende
insgesamt sechs Linien durch die
Stadt umfasst. Die KfW beteiligt sich
im Auftrag des Bundeswirtschafts­
ministeriums an der Finanzierung
von Linie zwei, denn dieBen
Bahn
soll der
Thanh
(S1)
Stadt gleich in doppelter Hinsicht
ein
Km0+925
Transit with Im
Lines
bisschen mehr „Luft“ verschaffen.
1,3a,4
Auftrag des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung wird die GIZ den Aufbau
einer Struktur zur Aus- und Fortbildung von Betriebs- und Wartungspersonal für den schienengebundenen
öffentlichen Nahverkehr unterstützen.
27
Gesundheit
Rahmenbedingungen
Die medizinische Versorgung verbessern
Das Umfeld muss stimmen
Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs hat Vietnam beeindruckende Fort­
schritte im Gesundheitssektor erzielt. Gleichzeitig bestehen jedoch erhebliche
Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen des Landes. Daneben stellt
der demographische Wandel und die Veränderung von Lebensgewohnheiten
das Gesundheitssystem vor weitere Herausforderungen.
Erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung findet nicht im luftleeren Raum statt – das
Umfeld muss stimmen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit arbeitet an
vielen Stellen daran, die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wirtschafts­
entwicklung in Vietnam zu verbessern. Dazu gehört besonders der Aufbau von
rechtsstaatlichen Strukturen: Sie sind die Voraussetzung für ein attraktives
Geschäfts- und Investitionsklima. Nur transparente, berechenbare rechtliche
Rahmenbedingungen schaffen auf Dauer die Grundlage für erfolgreiches Wirt­
schaften.
Im Auftrag der Bundesregierung unterstützen GIZ und KfW seit 2009 gemein­
sam die vietnamesische Regierung dabei, die Qualität der Gesundheitsdienst­
leistungen in 26 Krankenhäusern zu verbessern. Das Programm „Stärkung
dezentraler Gesundheitssysteme“ soll vor allem armen Menschen auf dem Land
eine bessere medizinische Versorgung ermöglichen.
Zu den Leistungen gehört sowohl die Beratung im Bereich Management und
Planung, als auch zu klinischen Themen wie Krebsvorsorge und Versorgung
von Neugeborenen. ­Außerdem werden neue medizinische Geräte bereitgestellt
und der Aufbau ­einer geregelten Abfallentsorgung unterstützt. Neben der Arbeit
in den Krankenhäusern ist die Beratung der zuständigen Verwaltungsbehörden
auf Provinz- und Nationalebene ein wichtiger Teil des Programmes.
Rechtsstaatsdialog
Seit 2009 arbeiten Vietnam und
Deutschland bei der Rechts- und
Justizentwicklung zusammen. Unter
Federführung des Bundesministeriums
der Justiz arbeiten das Auswärtige
Amt und das Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung mit der vietnamesischen
Regierung an der Weiterentwicklung
des vietnamesischen Rechtssystems.
Mit Trainings und Workshops zu
verschiedenen Rechtsfragen für das
vietnamesische Regierungsbüro leistet
die GIZ einen Beitrag zum Aufbau
einer demokratischen, an rechtsstaatlichen Grundsätzen orientierten
Regierungsführung.
Fortbildung für Manager
im Gesundheitswesen
Zu den Aktivitäten im Gesundheitsprogramm gehört die Beratung in
modernen Managementmethoden und
bedarfsorientierter, kosteneffizienter
Planung für die Gesundheitsverwaltungen, Krankenhäuser und andere
Gesundheitseinrichtungen in ausgewählten Provinzen. Um diese Methoden
auch in der Aus- und Weiterbildung zu
verankern, kooperiert die GIZ mit der
Hanoi School of Public Health (HSPH).
Dabei wurde ein von der GIZ auf den
Philippinen entwickeltes Trainingsprogramm an die Verhältnisse in Vietnam
angepasst und bildet nun die Grundlage für die Fortbildung von „Health
Managern“. Der vietnamesische Partner,
HSPH, ist jetzt in der Lage, diese Trainings eigenständig durchzuführen.
28
Sechs-Banken-Initiative
Die KfW ist Mitglied einer Initiative
zur Harmonisierung verschiedener Geberaktivitäten. Dort arbeitet
sie gemeinsam mit verschiedenen
Entwicklungsbanken – der Weltbank,
der Asian Development Bank, der
japanischen JICA, der Agence Française
de Développement und der koreanischen KEXIM Bank – an einheitlichen
Verfahren und einer besseren Geberkoordination. Im Rahmen dieser „SechsBanken-Initiative“ wird zusammen
mit der vietnamesischen Regierung
nach Wegen gesucht, um die Rahmenbedingungen für große öffentliche
Infrastrukturprojekte in Vietnam zu
verbessern und um bei Projekt- und
Programmfinanzierungen koordiniert
und strukturiert zum Nutzen Vietnams
vorzugehen.
29
Kooperationsangebote
für Unternehmen
Schon in den vergangenen Jahren haben die deutschen Entwicklungsorganisa­
tionen in Vietnam erfolgreich mit Unternehmen zusammen gearbeitet. Diese
Zusammenarbeit soll in Zukunft ausgeweitet werden. Ein breites Angebot an
Kooperationsformen ermöglicht es, gezielt auf die Bedürfnisse von Unter­
nehmen einzugehen.
30
31
Informationsaustausch
und Netzwerke
Für die strategische Vorbereitung und praktische Umsetzung des Marktein­
stiegs steht Ihnen die Auslandshandels­kammer Vietnam (AHK) an den Stand­
orten Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi zur Verfügung. Durch einen verstärkten
Austausch wird deren Arbeit in Zukunft durch das Wissen und die Erfahrungen
aus Entwicklungsprojekten angereichert. Dadurch wird der direkte Kontakt
zwischen Wirtschaftswelt und Entwicklungszusammenarbeit verbessert.
Dialogveranstaltungen mit Wirtschaft und Behörden zum Aufbau nachhalti­
ger Wirtschaftsstrukturen und zur sozialen Verantwortung von Unternehmen
(CSR) werden intensiviert. Koordiniert werden diese Aktivitäten vor Ort durch
die Deutsche Botschaft in Hanoi, an der Referenten für Entwicklungszusam­
menarbeit und Wirtschaft tätig sind.
AHK und GIZ - Im Team
für Erneuerbare Energien
Gemeinsam mit der AHK unterstützt
die GIZ die deutsche Exportinitiative
Erneuerbare Energien des BMWi.
Zu den Aktivitäten gehören:
• Marktanalysen erstellen, z.B. zum
Potential der Energieerzeugung
durch Biomasseverwertung in
­Vietnam.
• Informationsworkshops organisieren, z.B. zu Entwicklungen im
Bereich Biomasse und Biogas.
• Studienreisen für vietnamesische
Unternehmer nach Deutschland zu
Fachkonferenzen und zum Besuch
deutscher Betriebe und Forschungseinrichtungen organisieren.
Eine erfolgreiche Verbändekooperation
wurde zwischen dem vietnamesischen
Verband der Möbelindustrie (Handi­
crafts and Wood Industry Association
HAWA) und dem Verband Deutscher
Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA)
aufgebaut. Regel­mäßige Besuche von
Verbands- und Firmenvertretern fördern den persönlichen Austausch und
erleichtern die Anbahnung von neuen
Geschäften. Deutsche Verbandsunternehmen unterstützen Schulungsmaßnahmen für vietnamesische Betriebe zur
Verbesserung der Qualität und Effizienz
in der Möbelindustrie. Delegationsreisen
von vietnamesischen Unternehmern
zur internationalen HolztechnologieMesse (LIGNA) in Deutschland geben
vietnamesischen Unternehmern Einblick
in den aktuellen Stand der Technik. Ein
regelmäßiger Newsletter informiert
die VDMA-Mitgliedsfirmen über den
vietnamesischen Holzsektor, weist auf
Veranstaltungen hin und berichtet aus
dem Geschäftsalltag in Vietnam.
Netzwerk und Plattform für
Bauern und Fischer
Netzwerke aufbauen
Die Vernetzung von deutschen und vietnamesischen Wirtschaftsorganisationen
fördert das gegenseitige Verständnis und den Aufbau von stabilen Geschäfts­
beziehungen. Dadurch lassen sich Geschäftschancen schneller erkennen und
nutzen.
Eine wichtige Unterstützung beim Aufbau dieser Netzwerke leisten die nach
Vietnam entsandten Entwicklungshelfer verschiedener Durchführungsorga­
nisationen und die Fach- und Führungskräfte, die vom Centrum für Interna­
tionale Migration (CIM) nach Vietnam vermittelt werden. Vielversprechende
Kontakte entstehen auch durch das CIM-Rückkehrerprogramm. Das Programm
unterstützt vietnamesische Fachkräfte, die in Deutschland ausgebildet wurden
und in ihrem Heimatland arbeiten möchten. In Vietnam sind zurzeit 21 CIMFachkräfte in Verbänden, Forschungsinstituten und Ministerien eingesetzt.
32
Deutsch-Vietnamesisches
Netzwerk im Holzsektor
Land- und Forstwirtschaft sowie die
Fischerei zählen zu den wichtigsten
Wirtschaftszweigen in Vietnam. Um
die Waren auf dem nationalen oder
internationalen Markt verkaufen
zu können, müssen vorgegebene
Standards eingehalten werden. Dafür
braucht es auf Seiten der Bauern und
Fischer ausreichend Kenntnisse zum
Beispiel über angemessene Lagerung,
Verpackung und Kühlung. Metro Cash
& Carry, eine Tochter der Metro AG,
ist seit etwa zehn Jahren in Vietnam
aktiv und hat ein Netzwerk und Aus­
bildungsprogramm zur Qualifizierung von Kleinbauern, Fischern und
Fischzüchtern aufgelegt. Dabei wurde
Metro von der DEG und der GIZ im
Rahmen von develoPPP.de unterstützt
und erhielt für ein Expansionsprogramm zusätzlich zwei Kredite von der
KfW-IPEX Bank. Damit hat die MetroGruppe internationale Standards bei
der Lebensmittelhygiene, Qualität und
Logistik in Vietnam gesetzt.
33
Partnerschaften
Das Programm develoPPP.de
Das Programm develoPPP.de fördert
Entwicklungspartnerschaften. Verantwortung, Kosten und Risiken werden
in diesen Projekten mit den Partnern
geteilt.
DeveloPPP.de wird von den drei
Organisationen DEG, GIZ und Sequa
durchgeführt. Interessierte Unter­
nehmen können mehrmals im Jahr
an Ideenwettbewerben für Partnerschaften teilnehmen.
Überzeugende Projektvorschläge
­können mit bis zu 200.000 Euro
­kofinanziert werden.
Einige der Auswahl-Kriterien:
Der Umsatz des teilnehmenden
Unternehmens liegt bei mindestens
einer Million Euro, das Unternehmen
beschäftigt mehr als zehn Mitarbeiter
und ist seit mindestens drei Jahren
erfolgreich am Markt.
Mit der Durchführung des Vorschlags
wurde noch nicht begonnen.
Strategische Allianzen
Strategische Allianzen
Projekt-Partnerschaften mit der Wirtschaft, so genannte Entwicklungspart­
nerschaften, sind Projekte, die von Unternehmen und entwicklungspolitischen
Organisationen gemeinsam geplant, finanziert und umgesetzt werden und auf
eine nachhaltige Entwicklung vor Ort abzielen. In Vietnam hat die GIZ seit 1999
etwa 130 Entwicklungspartnerschaften umgesetzt, davon rund 40 Projekte mit
deutschen Unternehmen, die im Rahmen des Programmes develoPPP.de vom
BMZ gefördert werden. Für die Kooperation mit lokalen Unternehmen gibt es
das gesonderte Programm „Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft“ hier wurden rund 90 Projekte mit vietnamesischen Unternehmen durchgeführt.
Die DEG hat in der gleichen Zeit 33 Projekte mit insgesamt 6,5 Millionen Euro
unterstützt. Davon entfielen 23 auf Entwicklungspartnerschaften mit deutschen
Firmen im Rahmen von develoPPP.de, der Rest auf internationale Unterneh­
men. Diese Kooperationen werden in Zukunft ausgebaut und verstärkt auf die
Bedürfnisse von mittelständischen Unternehmen ausgerichtet.
Strategische Allianzen sind größer angelegte Partnerschaften, die eine hohe
Breitenwirksamkeit und beispielgebenden „Leuchtturmcharakter“ besitzen.
Dazu gehört unter anderem die Initiative „German Healthcare Partnership
(GHP)“, die von mehr als 20 Unternehmen aus der deutschen Gesundheits­
branche und vom BMZ getragen wird. Diese Partnerschaft bietet Institutionen
in Entwicklungs- und Schwellenländern Beratungen zu Themen wie Gesund­
heitsinfrastruktur, Fachkräfteausbildung oder Krankenversicherungssysteme
an und entwickelt darüber hinaus gemeinsame Lösungen, die auf den lokalen
Bedarf und die vorhandene Infrastruktur zugeschnitten sind. GIZ und KfW sind
Mitglieder in der GHP und gestalten deren Arbeit mit. In Vietnam untersucht
die GHP zurzeit diverse Vorhaben und wird ein Krankenhaus auswählen, das
umfassend modernisiert und als Beispiel für weitere Projekte dienen soll.
Ein weiteres Beispiel ist die German Water Partnership, ein Netzwerk, das
Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung
miteinander verbindet. Ziel ist es, deutsche Organisationen verstärkt in den
Aufbau einer zukunftsfähigen Wasserversorgung unter anderem in Vietnam
einzubinden.
Strategische Allianzen sind besonders
wegweisende Entwicklungspartnerschaften, die mehrere Partner und
Länder gemeinsam eingehen.
Sie sind in der Regel überregional
angelegt, können thematisch ganze Sektoren umfassen und streben
strukturelle Verbesserungen in den
Partnerländern an.
Sie bringen weltweit unterschiedliche Akteure aus Industrie und
Handel, Regierungs- und Nicht­
regierungsorganisationen sowie anderen nationalen und internationalen
Organisationen zusammen.
Einige der Förder-Kriterien:
Das Projekt ist überregional ausgerichtet und wird in mindestens zwei Ländern durchgeführt. (Brasilien, Indien,
China: Zwei Regionen.)
Mindestens zwei private Partner sind
an der Umsetzung des Projekts maßgeblich beteiligt.
Das Gesamtvolumen des Projekts
beträgt mindestens 750.000 Euro.
Weitere Informationen unter:
www.developpp.de
Weitere Informationen unter:
www.developpp.de
Fachwissen für den Kakaoanbau
Strategische Allianz
für Mikroversicherungen
Im Rahmen des Programms „Entwicklungspartnerschaften mit der
Wirtschaft“ kooperiert die GIZ mit der
Agrarfakultät der Nong Lam Universität in Ho Chi Minh Stadt. Ein Entwicklungshelfer berät hier die Mitarbeiter
der Universität, ein vietnamesisches
Unternehmen und eine Gruppe von
Farmern zu Anbau- und Verarbeitungsmethoden. In Kooperation mit der
deutschen Firma Alfred Ritter GmbH
& Co. KG und einem vietnamesischen
Kakaoexporteur schult er Kakaofarmer
im Kakao-Anbau. Dazu gehört auch die
Vermittlung von Techniken wie dem
Beschneiden der Bäume, der Fermentierung und der Trocknung der Bohnen.
Durch die Einführung eines internen
Kontrollsystems im vietnamesischen
Unternehmen wird die Qualität der
Produktion überwacht. Die beteiligten Bauern profitieren durch höhere
Einkommen und die Abnahmegarantie
der deutschen Firma.
34
Mikroversicherungen können einen
Beitrag dazu leisten, die Lebensgrundlage von Menschen mit geringem
Einkommen zu sichern. Das Projekt
„Zugang zu Mikroversicherungen in
Entwicklungs- und Schwellenländern“
wird von der GIZ im Rahmen einer
strategischen Allianz gemeinsam mit
dem Versicherungskonzern Allianz SE
und anderen internationalen Partnern durchgeführt. Erste Erfahrungen
bestehen bereits aus Indien und
Indonesien. Pilotprojekte in Vietnam
sind geplant. Das Projekt RIICE (Remote sensing-based Information and
Insurance for Crops in Emerging economies) ist eine Strategische Allianz
zwischen Allianz Re, GIZ, International
Rice Research Institute (IRRI), sarmap
und der Schweizer DEZA als Haupt­
finanzierer. Es soll speziell Reisbauern
absichern und wird zurzeit auf nationaler Ebene bei Versicherungsunternehmen und in Ministerien vorgestellt.
35
Weiterbildung und
Innovationsförderung
Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft bringt nicht nur finanzielle Mittel,
sondern auch Kenntnisse über neue Technologien und innovative Manage­
mentansätze in Entwicklungs- und Schwellenländer. Um von diesen Prozessen
tatsächlich zu profitieren, müssen die Kapazitäten der lokalen Unternehmen
und Partnerinstitutionen gestärkt werden. Noch intensiver als bislang sollen in
Zukunft die Ausbildung von Fachkräften, die Arbeit von Forschungseinrichtun­
gen und die Entwicklung innovativer Arbeitsprozesse und Managementansätze
gefördert werden.
Moderne Managementmethoden vermitteln
Reform- und Veränderungsprozesse können nur mit Fachexpertise, Manage­
mentwissen und sozialen Kompetenzen erfolgreich durchgeführt werden. Im
Auftrag der Bundesregierung unterstützt die GIZ die Entwicklung von Kompe­
tenzen bei ihren Partnern im Bereich des Human Capacity Development (HCD)
auch auf Managementebene mit Trainingsprogrammen und Workshops.
Manager-Training
„Fit for Partnership“
Jedes Jahr nehmen rund 45 vietnamesische Führungskräfte an einem praxis­
orientierten Training in Deutschland
teil. Sie kommen aus Unternehmen
mit Außenwirtschaftspotential, die
Kontakte nach Deutschland knüpfen
wollen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bilden den Schwerpunkt
des vom BMWi geförderten Projektes.
Unter dem Motto „Fit for Partnership“
absolvieren die Teilnehmer einen Monat lang ein Training in Deutschland.
Während ihres Aufenthaltes erwerben
sie Verhandlungs- und andere Managementkompetenzen, erhalten Einblicke
in die deutsche Unternehmenspraxis
und knüpfen Kontakte zu deutschen
Firmen. Im Durchschnitt haben die
Teilnehmer Kontakt zu etwa 60 deutschen, vorwiegend mittelständischen
Unternehmen.
36
Identifikation von
Geschäftschancen
Der Sprung ins Ausland will gut geplant sein. Gemeinsam mit der AHK kann
die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Unternehmen dabei unterstützen,
Geschäftschancen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu identifizieren
und durch den Aufbau einer Produktion vor Ort direkt wahrzunehmen. Sie
hilft dabei, soziale und ökologische Standards einzuführen und zu etablieren.
So verfügt die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), über
jahrzehntelange Erfahrung in Asien. Sie kennt die Eigenheiten des Wirtschafts­
standorts Vietnam sowie seiner Nachbarländer und kann interessierte Unter­
nehmen mit ihrem Fachwissen und ihrer Kenntnis von Land und Leuten bei
Investitionsentscheidungen beraten und unterstützen. Bei Bedarf kann die DEG
auch Studien mitfinanzieren, um Investitionen vorzubereiten und Markt- und
Gewinnchancen einzuschätzen. Schließlich bietet die DEG langfristige Finan­
zierungen für Investitionen deutscher Tochterunternehmen vor Ort an.
Ökologische Lederproduktion
Immer mehr Firmen setzen auch in
Asien auf einen schonenden Einsatz
von Ressourcen. Wie zum Beispiel die
Gerberei „Saigon TanTec Ltd“, die von
einem Deutschen geführt wird und
die ihre Produktionsstätte in Vietnam
mit einer DEG-Finanzierung aufgebaut
hat. TanTec stellt hochwertiges Leder
für die Schuh- und Automobilindustrie
her. Normalerweise brauchen Gerbereien viel Wasser und Energie bei
der Herstellung ihrer Leder­produkte.
Die innovativen Technologien, die
TanTec einsetzt, haben den Verbrauch
von beidem deutlich reduziert – beim
Wasser zum Beispiel auf die Hälfte. Im
Jahr 2010 erhielt TanTec für seine vorbildliche Produktions- und Abwasseranlage den „Energy Efficiency Award“
der Deutschen Energie-Agentur.
37
Unterstützung von Exporten
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt die Wettbewerbs­
fähigkeit und die Exportfähigkeit der lokalen Unternehmen in ihren Partner­
ländern, zum Beispiel durch die Einführung freiwilliger Qualitäts- und Nach­
haltigkeitsstandards. Das hilft nicht nur den Unternehmen und Arbeitern vor
Ort, auch der deutschen Wirtschaft nützen verlässlichere und hochwertigere
Zulieferungen.
Umgekehrt können interessierte deutsche Unternehmen finanzielle Unterstüt­
zung für ihre Exporte nach Vietnam durch eine Zusammenarbeit mit der IPEXBank erhalten, einer hundertprozentigen Tochter der KfW Bankengruppe. So
besteht zum Beispiel die Möglichkeit, Kredite an ausländische Käufer deutscher
Exportgüter zu vergeben. Das nützt dem Standort Vietnam; davon profitieren
aber auch deutsche Unternehmen. Die Finanzierung kann größere und kleinere
Exporte umfassen; gerade letztere sind für deutsche mittelständische Unter­
nehmen bedeutsam. Voraussetzung ist eine Exportkreditgarantie des Bundes
(Hermesbürgschaft), deren Abwicklung ebenfalls von der IPEX-Bank mit betreut
wird.
Modernes Kraftwerk
An der Südspitze Vietnams, in
Ca Mau, arbeitet seit ein paar Jahren
ein hochmodernes Gas- und Dampfkraftwerk, das eine Leistungskraft von
720 Megawatt hat. Betreiber ist das
staatliche vietnamesische Energieunternehmen P
­ etroVietnam, zweitgrößter Stromproduzent und eines der
bedeutendsten Unternehmen im Land.
Das Kraftwerk, das dabei helfen soll,
den wachsenden Strombedarf Vietnams zu decken, ist mit Kreditmitteln
von insgesamt 216 Millionen Dollar
von der IPEX-Bank und zwei anderen
Banken gebaut worden. Der Kredit
diente unter anderem dazu, eine
Schlüsselkomponente des Kraftwerks
zu finanzieren, die aus Deutschland
stammt: Die Firma Siemens hat mehrere effiziente Gasturbinen geliefert,
die den Strom zuverlässig und wirtschaftlich produzieren.
38
Finanzierung
Vietnam hat trotz aller Fortschritte auf vielen Gebieten weiterhin
großen Investitionsbedarf. Das gilt für die Energieversorgung, die
noch nicht Schritt halten kann mit der wirtschaftlichen Dyna­
mik. Es gilt aber auch für große Infrastrukturprojekte wie dem
öffentlichen Personennahverkehr oder dem Umweltschutz. Über die Finanzielle
Zusammenarbeit (FZ) unterstützt Deutschland die weitere Entwicklung des
Landes durch eine breite Palette unterschiedlicher Finanzierungsformen. Sie
reichen von reinen Bundesmitteln (Zuschüsse oder Kredite zu sehr günstigen
Konditionen), einer Mischung aus Bundesmitteln mit Krediten (Mischfinanzie­
rungen und Entwicklungskredite) bis zu Krediten zu marktnahen Konditionen
aus reinen Marktmitteln (Förderkredite). Die genauen Konditionen richten sich
nach dem Sektor, der Ausgestaltung und Rentabilität des jeweiligen Vorhabens
sowie der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Land.
Während die FZ mit der vietnamesischen Regierung oder staatlichen Stellen
zusammenarbeitet und die Wirtschaft nur indirekt über Ausschreibungen
anspricht, ergänzen DEG und IPEX-Bank diese Förderung durch Leistungen
für die Privatwirtschaft. Die DEG finanziert Investitionen privater – deutscher
und vietnamesischer – Unternehmen, sofern sie bestimmten wirtschaftlichen
und ökologischen Kriterien entsprechen und einen entwicklungspolitischen
Nutzen für Vietnam mit sich bringen. Die IPEX-Bank ist innerhalb der KfW
Bankengruppe zuständig für die Projekt- und Exportfinanzierung deutscher
und europäischer Unternehmen.
Die drei KfW-Geschäftsfelder Entwicklungsbank, DEG und IPEX-Bank arbeiten
Hand in Hand und ergänzen sich. So unterschiedlich ihre Zuständigkeiten aber
sein mögen, in einem funktionieren sie alle drei gleich: Die Finanzierungen
werden maßgeschneidert und auf jedes Vorhaben neu zugeschnitten. Dadurch
bieten sie ihren Kooperationspartnern in Vietnam, aber auch in Deutschland,
größtmögliche Flexibilität.
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Ausschreibungen
Für ihre Projekte vor Ort schreibt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit
regelmäßig Aufträge für Beratung, Bauarbeiten, Lieferungen und Leistungen
aus. Das gilt auch für Vietnam. Die KfW ist in der Regel nicht der Auftraggeber
ausgeschriebener Maßnahmen, sondern das sind die Projektträger und -partner
im Kooperationsland. Der jeweilige Vertrag wird abgeschlossen zwischen dem
Projektträger und dem erfolgreichen Bieter. Die KfW achtet allerdings darauf,
dass die Ausschreibungen transparent, fair, chancengleich und wirtschaftlich
erfolgen.
Die Internetseite von Germany Trade and Invest (www.gtai.de) bietet eine breit
gefächerte Auswahl internationaler Ausschreibungshinweise. Dazu zählen
sämtliche internationale Ausschreibungen der KfW-Entwicklungsbank sowie
aktuelle Ausschreibungen im Rahmen von Entwicklungsprojekten, die durch
Weltbank oder andere internationale Finanzierungsinstitutionen (EU-Kom­
mission, Asiatische Entwicklungsbank, EIB etc.) gefördert werden. Dort sind alle
Ausschreibungen für Vietnam aufgeführt.
Viele deutsche Unternehmen haben solche Ausschreibungenin Vietnam schon
gewonnen. Sie erhalten dafür allerdings keine Vorzugsbehandlung, sondern
müssen sich mit ihren Angeboten gegenüber der (internationalen) Konkurrenz
durchsetzen.
Aufgrund ihres spezifischen Know-hows zum Beispiel im Energiesektor und
im Umwelt- und Klimaschutz – Bereiche, die bedeutsam sind für die Zukunft
Vietnams – haben deutsche Unternehmen aber gute Chancen, den Zuschlag für
ein Projekt in Vietnam zu erhalten.
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Der Blick nach vorn
Insgesamt bestehen für deutsche Firmen auf vielen Gebieten gute Chancen der
Zusammenarbeit mit Vietnam, nicht zuletzt auch als Partner der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit. Alle Akteure der deutschen EZ – die Deutsche
Botschaft sowie GIZ und KfW Bankengruppe – sehen vielfältige Möglichkeiten
für deutsche Unternehmen in Vietnam und stehen mit ihren jeweiligen Leis­
tungen und Instrumenten, und nicht zuletzt mit ihrer langjährigen Erfahrung
vor Ort, auch beratend zur Verfügung.
Dieses aufstrebende Land in Südostasien ist für deutsche Firmen, auch mittel­
ständische, ein interessanter Markt, den sie im Blick haben sollten. Denn hier
mischen sich Ehrgeiz, Tatkraft, Fleiß und Optimismus über die eigene Z
­ ukunft
auf einzigartige Weise, so dass jeder deutsche Unternehmer mindestens einen
Gedanken an Investitionen in Vietnam „verschwendet“ haben sollte.
Impressum
Kontakte
Botschaft der Bundesrepublik
Deutschland in Hanoi
29 Tran Phu Straße
Hanoi, Vietnam
Tel.: +84 438 453 836/7
+84 438 430 245/6
Fax: +84 438 453 838
[email protected]
German Business Association
Somerset Chancellor Court 5. Stock
21-23 Nguyen Thi Minh Khai Straße
Bezirk 1
Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam
Tel.: +84 838 239 772
Fax: +84 838 238 909
[email protected]
Generalkonsulat der
Bundesrepublik Deutschland
in Ho-Chi-Minh-Stadt
126 Nguyen Dinh Chieu Straße, D.3
Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam
Tel.: +84 838 291 967
Fax: +84 838 231 919
Germany Trade and Invest
Vietcombank Tower, Raum 1303
198 Tran Quang Khai Straße
Hanoi, Vietnam
Tel.: +84 439 393 299
Fax: +84 439 393 189
[email protected]
GIZ Büro Hanoi
Hanoi Towers, 6. Stock,
49 Hai Ba Trung Straße
Hanoi, Vietnam
Tel.: +84 439 344 951
Fax: +84 439 344 950
[email protected]
BMZ-Servicestelle
Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
Dahlmannstraße 4
53113 Bonn
Servicetelefon:
+49 22 899 535-31 31
[email protected]
KfW Büro Hanoi
Hanoi Towers, 6. Stock
49 Hai Ba Trung Straße
Hanoi, Vietnam
Tel.: +84 439 345 355
Fax: +84 439 345 356
[email protected]
AHK
Büro Ho-Chi-Minh-Stadt
21-23 Nguyen Thi Minh Khai Straße
Bezirk 1
Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam
Tel.: +84 838 239 775
Fax: +84 838 239 773
[email protected]
Büro Hanoi
1303 Vietcombank Tower
198 Tran Quang Khai Straße
Hanoi, Vietnam
Tel.: +84 438 251 420
Fax: +84 438 251 422
[email protected]
Herausgeber:
Botschaft der Bundesrepublik
Deutschland in Hanoi
29 Tran Phu Straße
Hanoi, Vietnam
GIZ Büro Hanoi
Hanoi Towers, 6. Stock
49 Hai Ba Trung Straße
Hanoi, Vietnam
KfW Büro Hanoi
Hanoi Towers 6. Stock
49 Hai Ba Trung Straße,
Hanoi, Vietnam
Stand
März 2013
Druck
Incamedia,
Hanoi, Vietnam
Gestaltung
Heidi Woerner,
[email protected]
Bildnachweis
DEG:
Africa Interactive/Christian Berg:
Seite 37
esoftflow: Seite 42
GIZ:
Seite 35; Abwasser Programm: Seite 39;
Ausbau erneuerbarer Energien: Seiten
2, 11, 16, 20, 24, 32, 39; Dang Phuong
Lan: Seite 28; HCD P
­ rogramm: Seite 29;
Thomas Kelly: Seite 8; R. Maro: Seite 23;
Nguyen Ngoc Quang: Seite 15;
Ostermeier: Seiten 13, 30, 42; Joachim
Roettgers: Seiten 34, 36; Fabian Schindler:
Seite 4; Stefan Urban: Seiten 6, 11, 15, 18;
GIZ/GFA/Heiko Wörner: Seite 33
Jörg Carstensen/dpa: Seite 3
KfW:
KfW-Büro Hanoi: Seite 29;
photothek.net: Seiten 11, 13, 15, 22, 26,
33, 38, 41;
Plan: Seite 27;
Rüdiger Nehmzow: Seite 24
Susanne Schröder: Titelseite
Heidi Woerner: Seite 35
Text
Friederike Bauer
Axel Mierke
Katharina Voss
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