Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft
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Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft
Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft Chancen und Potenziale in Vietnam 3 Inhaltsverzeichnis Grußwort Grußwort 3 Vietnam – ein Land auf dem Weg nach oben 4 Standortinformationen zu Vietnam 6 Vietnam auf einen Blick Chancen und Herausforderungen für ausländische Investoren Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit 9 17 Vietnams Zukunft gemeinsam gestalten 19 Wirtschaftspolitik und Berufliche Bildung 22 Umwelt, Energie und Stadtentwicklung 24 Gesundheit 28 Rahmenbedingungen 29 Kooperationsangebote für Unternehmen 31 Informationsaustausch und Netzwerke 32 Partnerschaften 34 Weiterbildung und Innovationsförderung 36 Identifikation von Geschäftschancen 37 Unterstützung von Exporten 38 Finanzierung 39 Ausschreibungen 40 Der Blick nach vorn 42 Anhang und Impressum 43 Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Vietnam bildet eine tragende Säule der Beziehungen beider Länder. Trotz weltweit schwieriger Rahmenbedingungen bleibt Deutschland auch 2013 der größte Handelspart ner Vietnams innerhalb Europas. Die dynamische Entwicklung Vietnams zu einem Land, das innerhalb kurzer Zeit den Sprung in die Gruppe der Länder mit mittlerem Einkommen geschafft hat, bietet für den deutschen Mittelstand ein großes Potenzial für Direktinvestitionen. Vietnam ist aufgrund seiner jungen Bevölkerung, der Größe seines einheimischen Marktes und insbesondere seiner zunehmenden weltwirtschaftlichen Verflechtung ein Zukunftsmarkt. Zugleich ist das Land seit der Wiederaufnahme der bilateralen Entwicklungs zusammenarbeit im Jahr 1990 eines der wichtigsten Kooperationsländer Deutschlands. Und wir haben unsere Zusammenarbeit noch einmal ausgebaut: Im Oktober 2011 haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und der vietnamesi sche Ministerpräsident Nguyen Tan Dung eine strategische Partnerschaft für alle Bereiche der bilateralen Beziehungen geschlossen, unter anderem für die entwicklungspolitische Zusammenarbeit. Beide Länder wollen dabei eine ver stärkte Einbeziehung der Privatwirtschaft in die bilateralen Entwicklungspro gramme erreichen. Diese Vereinbarung gilt es nun mit Leben zu füllen. Dafür bietet die Privatwirtschaft ihre Innovationskraft, Expertise und ihr Kapital, um einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung Vietnams zu leisten. Die erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands mit Vietnam bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für ihre stärkere Verzahnung mit der Privatwirtschaft: Prominentes Beispiel ist die Berufliche Bildung. Hier wollen wir, dass mehr vietnamesische Auszubildende als bisher Fertigkeiten auf der Basis hoher Qualitätsstandards in den hiesigen Betrieben erlangen. Praxisnah ausgebildete Fachkräfte werden in allen Branchen dringend gebraucht und sind der Schlüssel für die Industrialisierung der vietnamesischen Volkswirtschaft. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Neuausrichtung der vietnamesischen Wirtschaftspolitik auf „Grünes Wachstum“. Hier will Deutschland seine Unter stützung insbesondere für Energieeffizienz und erneuerbare Energien verstär ken; dadurch entstehen auch Einstiegsmöglichkeiten für deutsche Unterneh men mit umwelttechnologischem Know-how. Die Broschüre präsentiert die zahlreichen Serviceangebote im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, die für Investitionen in Vietnam wahrgenommen werden können. Ich hoffe daher, dass sie dazu beiträgt, die unternehmerischen Brücken zwischen Vietnam und Deutschland weiter auszubauen; zum Wohle beider Länder. Jutta Frasch Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland 3 Kaum dreißig Jahre ist es her, seit Vietnam wirtschaftliche Reformen eingeleitet und sich dem Westen geöffnet hat. Seitdem hat das Land eine atemberaubende Entwicklung durchlaufen, die selbst eingefleischte Asienkenner zum Staunen bringt. Die sozialistische Tristesse ist längst Vergangenheit, das 88-MillionenVolk in Bewegung: Es blinkt und tutet allenthalben, es rattert und röhrt. Überall wird gearbeitet und geackert, gebaut und gehandelt. Wo vor kurzem noch eine unscheinbare Hütte stand, ragt heute ein mehrstöckiges Haus in die Höhe. Wo es bisher nur eine kleine Garküche gab, steht jetzt ein Restaurant. Trampelpfade weichen Straßen, Städte breiten sich in rasender Geschwindigkeit aus. Jeder, der kann, eröffnet ein kleines Unternehmen und hat Teil an dieser kollektiven Bewegung, die nur ein Ziel zu kennen scheint: Aufbruch, Umbruch, Fortschritt. Schon in wenigen Jahren, bis zum Jahr 2020, möchte Vietnam zum Kreis der Industrieländer gehören. Das ist ein ehrgeiziges Ziel. Denn trotz des hohen Pulsschlags und trotz aller Erfolge herrscht vor allem auf dem Land weiterhin Armut, muss das Wirtschaftswachstum noch durch soziale und ökologische Standards abgesichert werden, um dauerhaft Bestand zu haben. Der Weg bis zum Industrieland ist in Sicht, aber noch weit, der Entwicklungsbedarf – gerade auch in sozialer und ökologischer Hinsicht – immer noch groß. Deutschland hat Vietnam bei seiner Entwicklung zum Schwellenland seit Anfang der neunziger Jahre begleitet und wird die Zusammenarbeit weiter fortsetzen. Aber staatliche Mittel allein genügen nicht, um all das zu erreichen, was jetzt nötig ist, um umweltschonende Transportwege zu bauen, lückenlose Energiesysteme zu errichten, ein Gesundheitssystem für alle zu etablieren und vieles mehr. Staaten sind nicht allmächtig und nicht allumfassend. Fortschritt lässt sich nur erreichen, wenn staatliche und wirtschaftliche Aktivitäten sinn voll ineinander greifen. Nirgendwo auf der Welt hat es jemals eine nachhaltige Entwicklung gegeben ohne eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Ausländische Direktinvestitionen übersteigen die öffentlichen Entwicklungs leistungen weltweit um ein Vielfaches. Auch in Vietnam spielt die private Wirt schaft für die weitere Entwicklung des Landes eine entscheidende Rolle. Sie schafft Beschäftigung und Einkommen und generiert durch ihr Steuerauf kommen wichtige Spielräume für staatliches Handeln zugunsten der Bürgerin nen und Bürger. Umgekehrt bietet der Standort Vietnam auch besondere Chancen für die Wirt schaft, gerade für deutsche Unternehmen. Hier entstehen nicht nur interessante Produktionsstandorte, sondern auch Märkte. Die wachsende Mittelschicht in Vietnam hat Nachholbedarf und Kaufkraft und fragt Produkte „Made in Germa ny“ nach. Deutschland ist Handelspartner Nummer eins aus der Europäischen Union. Die deutschen Unternehmen mit ihrem spezifischen Know-how im Umwelt- und Klimabereich, im Maschinenbau, aber auch in der Fahrzeug- und Medizintechnik sind gefragte Partner im Land. 4 Vietnam – ein Land auf dem Weg nach oben Den Sprung nach Vietnam zu schaffen, zumal für mittelständische Unterneh men, ist jedoch nicht immer leicht. Es gilt, Kenntnisse über die wirtschaftlichen, rechtlichen und kulturellen Gegebenheiten zu erlangen und zielführende Kontakte zu knüpfen. Die Instrumente der deutschen Entwicklungszusammen arbeit können helfen, den Zugang zum vietnamesischen Markt zu erleichtern. So trägt die Entwicklungszusammenarbeit etwa dazu bei, stimmige und trans parente Rahmenbedingungen zu schaffen (GIZ) oder sie setzt im Namen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über die Finanzielle Zusammenarbeit (KfW Entwicklungsbank) grund legende Infrastrukturprojekte um. Dafür hat sie Bedarf an Lieferungen und Leistungen, die international ausgeschrieben werden und für die auch deutsche Firmen einen Zuschlag erhalten können. Schließlich finanziert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Investitionen von Privatunternehmen mit, wenn diese entwicklungspolitisch sinnvoll sind (DEG), oder gewährt deutschen Firmen Exportkredite (IPEX Bank) und sichert sie über Hermes-Bürgschaften ab. Auch kennt sie zu guter Letzt durch ihre jahrelange Präsenz in Vietnam die örtlichen Gepflogenheiten und verfügt über etablierte Kontakte zu Entschei dungsträgern. Umgekehrt möchte die Bundesregierung Privatunternehmen einladen, noch mehr in Vietnam zu investieren und die Chancen dieses attraktiven Standorts noch besser zu erkennen. Sie möchte die Vertreter der Wirtschaft ermuntern, dabei auch mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu kooperieren und so für alle Seiten Vorteile zu erzielen – für Vietnam und für Deutschland, für den Staat und die Privatwirtschaft. 5 Standortinformationen Vietnam auf einen Blick Geographische Informationen und Bevölkerung Landesname: Parteiensystem: Verwaltungsstruktur: Hauptstadt: 63 Provinzen, davon 5 unabhängige Städte Hanoi, ca. 6,5 Mio. Einwohner Ho-Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon), ca. 7,5 Mio. Einwohner, im Großraum 10 Mio. Landesfläche: 331.000 km2 Bevölkerung: ca. 88 Mio., Rang 13 weltweit im Jahr 2020: 100 Mio. (geschätzt) Offiziell „Sozialistische Marktwirtschaft“, de facto post-sozialistisches System einer Marktwirtschaft mit staatlichen Monopolbetrieben in ausgewählten strategischen Sektoren Bruttoinlandsprodukt (BIP): 2.500.000 Mrd. VND (knapp 100 Mrd. EUR) Wirtschaftswachstum: Ca. 6 % (Seit 10 Jahren immer über 5 % p.a.; durchschnittlich 7,2 % p. a. seit 2001) BIP pro Kopf: BIP-Entstehung: ca. 1,1 % 29 Mio. VND p.a. (ca. 1.150 EUR) Verarbeitende Industrie und Bau: 40,3 % Dienstleistungen: 37,7 % Land- und Forstwirtschaft, Fischerei: 22,0 % Alter der Bevölkerung: 60 % unter 30 Jahren Währung: Bevölkerungsdichte: 263 Einwohner/km2 Arbeitsbevölkerung: 50,5 Mio. 2000: 18,7 Mio.; 2010: 26,2 Mio. Berufstätige Frauen: 77 % der weiblichen Arbeitsbevölkerung (Rang 3 weltweit) Stadtbevölkerung: Sprache: Vietnamesisch Mindestlohn: Schrift: Lateinisch Durchschnittslöhne (Arbeiter): Alphabetisierungsrate: über 90 % Übliche Wochenarbeitszeit: Lebenserwartung: Wirtschaftssystem: Einparteiensystem, Kommunistische Partei Vietnams Größte Stadt: Bevölkerungswachstum: 6 Sozialistische Republik Vietnam Wirtschaftsdaten Vietnamesischer Dong (VND); 1 EUR ca. 25.000 VND 1,78 bis 2 Mio. VND (66 – 78 EUR) pro Monat Ca. 10.000 bis 15.000 VND pro h (0,39 – 0,60 EUR pro h) 6 Tage je 8 h 75 Jahre Ethnische Gruppen: Vietnamesen (85 – 90 %), Chinesen, Khmer, Cham und andere (insgesamt über 50 verschiedene ethnische Gruppen) Religion: Buddhismus, Christen, Cao Dai und andere lokale Religionen Zeitzone: MEZ +6 Zahlen für 2011/2012 Quellen: General Statistics Office, TNS, Weltbank, gtai 7 Hanoi Chancen und Herausforderungen für ausländische Investoren Egal ob Produktion, Einkauf oder Vertrieb: Vietnam zählt weltweit zu den attraktivsten Standorten für Ausländische Direktinvestitionen (FDI) und Handel. So liegt das Land beispielsweise beim FDI Confi dence Index® 2012 der Consultingfirma A. T. Kearney auf Rang 14 für Direktinvestitionen weltweit. Auch in einer aktuellen Umfrage unter multinationalen Firmen gehört das Land zu den attraktivs ten Investitionsstandorten; im World Investment Report 2012 der UNCTAD kommt Vietnam wie im Vorjahr auf Rang elf. Ho-Chi-MinhStadt Allerdings sind deutsche Investoren noch recht zurückhaltend. Das vietnamesische Statistikamt zählt bislang 163 Investitionsprojekte mit einem registrierten Kapital von ungefähr 850 Millionen US-Dollar aus Deutschland. Die Bundesrepublik ist damit auf Rang 24 der Herkunftsländer für Direktinvestitionen. Unter den Top Ten der Investoren sind acht asiatische Länder, die USA (Rang sieben) und die British Virgin Islands. Von den europäi schen Ländern liegen die Niederlande, Frankreich, Großbritannien, aber auch Luxemburg und die Schweiz vor Deutschland. Vor allem Japan hat Vietnam in den vergangenen Jahren gezielt als Produktionsstandort genutzt, insbesondere um Alternativen zu China zu schaffen. Ein Großteil der Investitionsprojekte im Land ist in der Metropolregion in und um Ho-Chi-Minh-Stadt mit den umliegenden Provinzen Dong Nai, Binh Duong und Vung Tau-Ba Ria angesiedelt. Diese decken etwa 50 Prozent des re gistrierten Kapitalzuflusses für Direktinvestitionen ab. In diesem Ballungsraum gibt es in einigen Branchen einen erheblichen Wettbewerb um Arbeitskräfte, und die Grundstückspreise in Industriegebieten sind dort nicht mehr günstig. Das ist der wichtigste Grund für die wachsende Attraktivität Nordvietnams für ausländische Investoren, vor allem der Großraum Hanoi zieht viele internati onale Unternehmen an. Auch Zentralvietnam und das Mekong Delta werden inzwischen von internationalen Investoren in die engere Wahl gezogen. 8 9 Allgemeines Investitionsklima und Rahmenbedingungen Als Grundvoraussetzung für Direktinvestitionen gilt eine gute Sicherheitslage und politische Stabilität. Vietnam ist ein sehr friedliches und politisch stabiles Land. Investoren sind nicht durch ethnische oder religiöse Konflikte bedroht und die Terrorismusgefahr wird als minimal eingestuft. Die Verbrechensraten in den Städten gehören zu den niedrigsten der Welt. Die hohe Lebensqualität macht Ho Chi Minh Stadt und Hanoi zu beliebten Standorten für ausländische Geschäftsleute; die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, aber auch mit internationalen Schulen und Krankenhäusern ist gut bis sehr gut. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen werden insgesamt als investitions freundlich bewertet. Durch den WTO-Beitritt im Jahr 2007 wurden bzw. werden die meisten Sektoren für hundertprozentige Auslandsinvestitionen geöffnet. Allerdings gibt es noch immer zahlreiche staatseigene Betriebe, die einzelne Sektoren dominieren. Die Privatisierung der Staatsbetriebe geht nur schleppend voran. Auch gibt es in einigen Bereichen noch Probleme bei der Umsetzung der zugesagten Liberalisierungen; ein Beispiel dafür ist der Einzelhandel. Die schwerfällige Bürokratie ist eine Herausforderung für Investoren. Hier braucht es Geduld, weil unklare Regulierungen häufig zu Verzögerungen bei den zuständigen Behörden führen. Besonders bei der Vergabe und Durch setzung von Landnutzungsrechten außerhalb von Industriezonen bedarf es Ausdauer und eines guten Anwalts. Korruption ist noch immer ein weit verbreitetes Phänomen. Auch wenn sich die Situation in den vergangenen Jahren verbessert hat und internationale Manager die dadurch entstehenden Kosten als relativ gering einschätzen, belegt Vietnam im Corruption Perception Index von Transparency International noch immer einen traurigen 112. Rang (China: Rang 75). Der Prozess der politischen Willensbildung ist gerade für ausländische Unter nehmen nur wenig transparent. Dadurch können sie mit unvorhersehbaren politischen Entscheidungen konfrontiert werden. Verbesserungsbedarf besteht auch bei der Rechtsprechung, vor allem hinsichtlich der Unabhängigkeit der Gerichte und der Ausbildung der Richter. Auch fehlt es an klaren Rechtsgrund lagen für den Schutz geistigen Eigentums, die Durchsetzung von Rechtsan sprüchen ist schwierig. 10 Der vietnamesischen Regierung ist es im Verlauf des Jahres 2012 gelungen, die Inflation in den Griff zu bekommen, den Wechselkurs zu halten, und den Bestand an Devisenreserven auszubauen. Die Außenhandelsbilanz ist nahezu ausgeglichen. Das intransparente Bankensystem mit noch immer vielen staatseigenen Banken birgt gewisse Risiken für das Finanzsystem aufgrund eines hohen Anteils uneinbringlicher Kredite. Ein positiver Faktor für deutsche Unternehmen in Vietnam ist das sehr gute bilaterale Verhältnis der beiden Länder: Deutschland ist Vietnams wichtigster Handelspartner in der EU (Importe aus D: ca. 1,8 Milliarden Euro, Exporte nach D: ca. 4 Milliarden Euro). Wichtigste Importgüter aus Deutschland sind Maschi nen, chemische Erzeugnisse sowie Elektro-, Mess- und Regeltechnik. Wichtigste Ausfuhrgüter in die Bundesrepublik sind Elektronikerzeugnisse, Textilien und Nahrungsmittel. Auch die diplomatischen und persönlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern sind traditionell gut. Etwa 100.000 Vietnamesen, die inzwischen wieder in ihrer Heimat leben, haben eine Ausbildung in Deutschland erhalten oder hier gearbeitet – deshalb sprechen viele Vietnamesen Deutsch. Eine ganze Reihe von ihnen haben Führungspositionen in Wirtschaft und Politik inne und verfü gen über exzellente Netzwerke. Derzeit leben ungefähr 83.000 Vietnamesen in Deutschland, von denen rund viertausend hier studieren. Eine Deutsch-Vietna mesische Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt ist im Aufbau; auch die deutsche Schule dort wächst ständig weiter. Beim Besuch der Bundeskanzlerin im Oktober 2011 wurde eine strategische Partnerschaft zwischen den beiden Ländern vereinbart. Seit vielen Jahren ist das Partnerland Vietnam einer der größten Empfänger deutscher Entwicklungs zusammenarbeit (ca. 150 Millionen Euro jährlich) – der Fokus der Kooperation liegt auf nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung, Gesundheit und Umwelt. 11 Vietnam als Absatzmarkt Depot Tan Binh (S11) Km10+625 Mit einer Bevölkerung von knapp 90 Millionen Einwohnern – 2020 werden es wohl 100 Millionen sein – ist Vietnam ein beachtlicher Absatzmarkt. In Ver bindung mit dem rapiden wirtschaftlichen Wachstum (durchschnittlich über sieben Prozent in den vergangenen zehn Jahren) steigt das verfügbare Einkom men der Bevölkerung, wenn auch von einem recht geringen Niveau aus. Vor al lem in den größeren Städten wächst eine konsumfreudige Mittelschicht heran. Auch wenn das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen bei nur knapp über eintausend Euro im Jahr liegt, gibt es vor allem in den Städten inzwischen eine wohlhabende und konsumorientierte Mittelschicht; gut ausgebildete Angestellte wie Buchhalter, Programmierer, Ingenieure oder Manager verdie nen zwischen 400 und 2.000 Euro im Monat. Ein Indikator für die wachsende Elevated Section Mittelschicht ist z. B. die Anzahl der Geldkarten, die von 0,5 Millionen (2003) auf 17 Millionen (2009) anstieg. Gleichzeitig besteht ein erheblicher Konsumnach Underground Section holbedarf, so besitzt zwar inzwischen statistisch gesehen jeder Haushalt ein Mo torrad, aber nur 1,3 Prozent haben ein Auto. Lediglich 17 Prozent der Haushalte verfügen über einen Computer bzw. 18 Prozent über eine Waschmaschine. Der Einzelhandelsmarkt wird auf ca. 62 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die aktuellen makroökonomischen Schwierigkeiten haben allerdings dem Höhen flug ein (vorläufiges) Ende gesetzt – so ist Vietnam beim Ranking des Global Retail Development Index ® von A.T. Kearney aus den Top 30 Ländern heraus gefallen, nachdem es 2008 noch auf Rang 1 gelegen hatte. Die Marktforscher von A.C. Nielsen sehen für die Zukunft aber wieder einen positiven Trend in der Konsumstimmung. Gerade in der Ober- und Mittelschicht besteht ein ausgeprägtes Markenbe wusstsein, westliche Marken genießen ein hohes Ansehen. Produkte „Made in Germany“ sind sehr beliebt und stehen nicht nur für Qualität, sondern gelten bei Konsumenten wie Unternehmen als Statussymbol. 12 Vietnams heimische Industrie wächst, und das schnell. Vietnam nimmt immer mehr die Rolle ein, die China als Werkbank der Welt in den vergangenen zehn Jahren spielte, wenn auch in einer anderen Größenordnung. China, Japan und die USA sind die wichtigsten Abnehmer von Vietnams Exporten. Ne ben arbeitsintensiven Produkten wie Textilien und Lederwaren werden seit einigen Jahren auch immer hochwertigere Produkte mit zunehmender Fertigungstiefe in Vietnam hergestellt. Der Bedarf für hoch wertige Maschinen und andere Ausrüstungsgüter steigt. Dabei sind deutsche Marken bekannt und sehr beliebt – stehen allerdings im Wettbewerb mit den teils erheblich billigeren Konkurrenten aus Asien. Das Land treibt den Ausbau der Infrastruktur mit großer Geschwindigkeit voran: So sind für die kommenden zehn Jahre Infrastrukturvorhaben von über 200 Milliarden Euro geplant. Neben kräftigen Investitionen in die Verkehrs infrastruktur sollen künftig auch Mittel in die Stromversorgung, Informationsund Kommunikationstechnik, Stadtentwicklung sowie in die Bereiche Wasser, Abwasser, Gesundheit und Bildung fließen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie realistisch diese Ziele sind, da die Finanzierung der Projekte in vielen Fällen noch nicht geklärt ist. Neben der Aufnahme von Krediten kann das Land bei der Finanzierung auch auf die Unterstützung durch die Entwicklungszusammen arbeit bauen, so wurden in den vergangenen Jahren sieben bis acht Milliarden US-Dollar an Mitteln aus der Entwicklungsfinanzierung anderer Staaten (unter anderem Deutschlands) und internationaler Entwicklungsbanken und -orga nisationen zugesagt. In Ho-Chi-Minh-Stadt wird mit deutscher Unterstützung eine U-Bahn gebaut. Trotz erheblicher Investitionen ist die Infrastruktur in vielen Bereichen noch immer mangelhaft. Die Verkehrsinfrastruktur wird derzeit stark ausgebaut, kann aber mit dem rapiden Wachstum des Güter- und Individualverkehrs kaum mithalten. Der Ausbau des öffentlichen Fern- und Nahverkehrs geht nur schleppend voran. Die Flugverbindungen des Landes hingegen gelten als sehr gut und preiswert. Auch in den Ausbau von Häfen wird viel investiert. Bei der Stromproduktion werden ebenfalls erhebliche Anstrengungen unternommen, zwischen 2010 und 2020 ist eine Verdreifachung der Kapazitäten geplant. Doch bis jetzt kommt es immer wieder zu Engpässen, die vor allem Wohngebiete und gelegentlich auch Industriegebiete betreffen. 13 Produktionsstandort Vietnam Die Hauptmotivation für viele internationale Investoren, sich mit dem Produk tionsstandort Vietnam zu beschäftigen, sind die niedrigen Lohnkosten. Viele Unternehmen suchen nach Alternativen zu China, wo die Lohnkosten in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind. Die Arbeitskosten in Vietnam sind trotz steigender Tendenz immer noch niedrig. Der Durchschnittsstundenlohn für Arbeiter liegt bei ca. 0,39 bis 0,60 Euro (im Vergleich: China ca. 1,80 – 2,00 Euro pro Stunde); KPMG schätzt die Lohnentwicklung bis 2015 auf 1,10 Euro pro Stunde (China: 3,30 Euro pro Stunde). Der gesetzliche Mindestlohn liegt bei ca. 66 – 78 Euro im Monat. Üblich sind sechs Arbeitstage mit 48 Stunden pro Woche. Fast noch wichtiger als die moderaten Lohnkosten: Vietnamesische Mitarbeiter gelten als handwerklich geschickt, man sagt ihnen eine schnelle Auffassungs gabe und eine hohe Arbeitsmoral nach. Dies schätzen vor allem Hersteller an spruchsvoller Produkte. Das Land hat eine hohe Alphabetisierungsrate und eine gute Grundbildung. Die Erwerbsbevölkerung ist sehr jung und jedes Jahr strömt ca. eine Million Schulabgänger auf den Arbeitsmarkt. Bildung und Ausbildung besitzen in vietnamesischen Familien einen sehr hohen Stellenwert; Disziplin und schulische bzw. berufliche Leistung werden von internationalen Experten als hervorragend gelobt. Aktuell studieren an den rund 400 Universitäten des Landes über zwei Millionen Studenten; im Ausland studieren mehr als 100.000 Vietnamesen. Allerdings gibt es auch hier eine Schattenseite: Zwar gilt die Grundbildung und Alphabetisierung in Vietnam als sehr gut, jedoch herrscht ein Mangel an Fach kräften. Dies liegt vor allem daran, dass nur etwa 15 Prozent der Arbeitskräfte über einen Ausbildungsabschluss verfügen. Die Berufsschulen sind im regio nalen Vergleich zwar nicht schlecht, aber die Ausbildung ist zu theorielastig. Ähnliches trifft auf die Universitäten zu. Deshalb sind besonders kompetente Techniker schwer zu finden. Auch fehlt es an gut ausgebildeten lokalen Mana gern mit Berufserfahrung. Doch die Situation bessert sich von Jahr zu Jahr, da viele Vietnamesen im Ausland studieren und immer mehr internationale Hoch schulen in Vietnam Managementkurse anbieten. Die Deutsch-Vietnamesische Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt setzt ihren Schwerpunkt in den Ingenieur wissenschaften. Erhebliche kulturelle Unterschiede zu Deutschland erfordern, wie in ande ren Ländern Asiens auch, Einfühlungsvermögen und Kenntnis der dortigen Gepflogenheiten. Dies betrifft vor allem das Verhandeln mit vietnamesischen Geschäftspartnern und die Personalführung vor Ort – eine gute Vorbereitung ist zu empfehlen. Obwohl viele Vietnamesen Deutsch sprechen und eine große Zahl vor allem der jüngeren Generation Englisch lernt, ist die Kommunikation nicht immer einfach und oft wird ein Dolmetscher benötigt, um Missverständ nisse zu beseitigen. 14 Durch den Umbruch von einem sozialistischen in ein marktwirtschaftliches System müssen viele Institutionen ihre Rolle neu definieren; dazu gehö ren auch die Gewerkschaften, die sich gerade vom Managementinstrument des Staates für die Arbei terschaft zu einer tatsächlichen Arbeitervertretung wandeln. Doch auch bei den Unternehmen sind die Organisationsstrukturen noch im Aufbau begriffen. Das Sozialversicherungssys tem ist jung, eine Renten- und Gesundheitsversicherung wird gerade aufgebaut. Auch wenn Agrarprodukte, Textilien, Fließbandmontage und der Bausektor den größten Teil der Produktion ausmachen, wird Vietnam immer attraktiver als Technologiestandort: So investiert Intel eine Milliarde US-Dollar in eine Chip fabrik; Samsung, Canon, Nokia, Wintek und Foxconn, Hersteller von I-Phones und I-Pods, errichten große Produktionsstandorte in Vietnam. Einer der promi nentesten Investoren ist die Firma Bosch mit über 100 Millionen Euro, die nicht nur eine Produktion aufgebaut hat, sondern zudem in Forschung und Entwick lung investiert. Auch internationale Dienstleistungen und Softwareentwicklung sind stark im Wachsen begriffen. In den vergangenen Jahren konnte außerdem verstärkt beobachtet werden, dass internationale Firmen vietnamesische Unternehmen für ihren Einkauf nutzen. Neben weniger anspruchsvollen Gütern wie Gartenmöbeln, einfachen Textil produkten oder Accessoires werden nun auch immer mehr hochwertige Güter vor Ort von lokalen Unternehmen beschafft oder im Auftrag produziert. Vietnam befindet sich in einer strategisch günstigen Lage, weil es Zugang zu etwa drei Milliarden Menschen bietet. Das Land liegt in direkter Nachbarschaft zu China und inmitten der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregion der Welt. Durch Freihandelsabkommen der Association of South-East Asian Nations (ASEAN) mit China und Indien sowie die ASEAN Freihandelszone (AFTA) wird in ein paar Jahren von Vietnam aus eine Freihandelszone mit etwa drei Milli arden Einwohnern innerhalb weniger Flugstunden offen stehen. Damit eignet sich das Land als Sprungbrett für ganz Asien – als Produktionsstandort sowie für den Aufbau von Zulieferbetrieben zu anderen Produktionsstandorten. Vietnam bietet trotz mancher Hürden und Herausforderungen viele Chancen für deutsche Unternehmen, sei es als Produktions- oder als Vertriebsstandort. Und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit trägt auf vielfältige Weise dazu bei, die Rahmenbedingungen dafür weiter zu verbessern. 15 Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit 16 17 Vietnams Zukunft gemeinsam gestalten Vietnam ist seit der Wiederaufnahme der bilateralen Entwicklungszusammen arbeit im Jahr 1990 eines der wichtigsten Kooperationsländer Deutschlands. Im Oktober 2011 haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und der vietnamesische Ministerpräsident Nguyen Tan Dung durch die Erklärung von Hanoi eine stra tegische Partnerschaft zwischen Deutschland und Vietnam ins Leben gerufen. Ziel ist es, Vietnam dabei zu unterstützen, seine ehrgeizigen Entwicklungsziele zu erreichen. Dabei steht der Aufschwung Vietnams zu einem Industrieland bis zum Jahr 2020 an erster Stelle. Neue Ziele definieren Mittlerweile hat Vietnam den Eintritt in die Gruppe der Länder mit mittlerem Durchschnittseinkommen geschafft und zählt somit nicht mehr zu den klassi schen Entwicklungsländern. Daher steht die Entwicklungszusammenarbeit bei der Länder vor einem Umbruch: Es gilt nun, die Ziele der gemeinsamen Arbeit entsprechend anzupassen. Derzeit verdankt Vietnam seinen industriellen Auf schwung noch der Tatsache, dass es überwiegend einfache Produkte zu niedri gen Stückkosten herstellt und große Mengen an Agrargütern exportiert. Diese Strategie stößt an ihre Grenzen. Der Schlüssel zu einer besseren Weltmarktposi tion liegt in verbesserter Qualität und höherer Komplexität der Produkte. Dafür bedarf es unter anderem gut ausgebildeter und qualifizierter Arbeitnehmerin nen und Arbeitnehmer. Genau hier setzt die deutsch-vietnamesische Entwick lungszusammenarbeit an: Sie berät die vietnamesische Regierung beim Aufbau eines Berufsbildungssystems, das dem Bedarf der Wirtschaft entspricht. Durch Partnerschaften mit deutschen und vietnamesischen Unternehmen soll die Ausbildung praxisorientierter gestaltet werden. Wirtschaft und Umwelt in Einklang bringen Zum anderen steht Vietnam vor der Herausforderung, Wirtschaftswachstum und Umweltschutz in Einklang zu bringen. Das stetige Wachstum wird dafür sorgen, dass der Druck auf die natürlichen Ressourcen künftig noch zunimmt. Erschwerend kommt hinzu, dass Vietnam besonders stark vom Klimawandel betroffen ist. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit wird Vietnam darin unterstützen, das wirtschaftliche Wachstum nachhaltig zu gestalten und die notwendigen Anpassungen an den Klimawandel vorzunehmen. Dazu hat die vietnamesische Regierung im Oktober 2012 eine Strategie des Grünen Wachs tums verabschiedet, die einen zentralen Orientierungsrahmen für zukünftige deutsch-vietnamesische Entwicklungsprogramme bilden wird. Von besonderer Bedeutung werden die Bereiche Berufliche Bildung, Energie und Umwelt sein. 18 19 Aktiv vor Ort: Die Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit Technische Zusammenarbeit: Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Als Bundesunternehmen setzt die GIZ die entwicklungspolitischen Vorhaben der deutschen Bundesregierung im Rahmen der technischen Entwicklungszu sammenarbeit um. Die GIZ ist seit 1993 in Vietnam aktiv und arbeitet zur Zeit in 20 laufenden und geplanten Vorhaben. Auftraggeber sind das Bundesminis terium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), aber auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) oder das Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi). Zudem gibt es kofinanzier te Projekte, bei denen Organisationen wie AusAID oder die Europäische Union sich an BMZ-Vorhaben beteiligen. Finanzielle Zusammenarbeit: Geschäftsfeld Entwicklungsbank der KfW Die Entwicklungsbank ist Teil der KfW Bankengruppe und seit 1991 im Auftrag der Bundesregierung in Vietnam tätig. Seither hat sie Projekte mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro finanziert. In derzeit 36 Projekten unterstützt sie die Bundesregierung dabei, ihre entwicklungspolitischen Ziele zu verwirklichen. Seit 2001 ist die KfW auch mit einem Büro in Hanoi vertreten. Weitere Auftraggeber neben dem BMZ sind in Vietnam das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und das Bundesministe rium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Unternehmerische Zusammenarbeit: DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH Die unternehmerische Zusammenarbeit erfolgt durch die KfW-Tochter DEGDeutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH. Die DEG finanziert und berät bei Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungs- und Reformländern und fördert so den Ausbau privatwirtschaftlicher Strukturen. Neben der Investitionsfinanzierung bietet die DEG eine Reihe von Förderpro grammen des BMZ an, wie develoPPP.de und Machbarkeitsstudien. In Vietnam hat die DEG derzeit 10 Unternehmen aus den Bereichen verarbeitende Indust rie, Infrastruktur, Landwirtschaft und dem Bankensektor Investitionsfinanzie rungen in Form von langfristigen Darlehen und Eigenkapitalbeteiligungen zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der Förderprogramme laufen sechs Vorhaben in den Bereichen Energie, Ressourceneffizienz und Technologietransfer. Chancen für Unternehmen: 20 Ob Vertrieb, Beschaffung oder Investition – für deutsche Firmen gibt es laut der Delegation der deutschen Wirtschaft in Vietnam ein großes Potenzial. Die Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit können mit ihrer langjährigen Erfahrung vor Ort, ihrem spezifischen Know-how und ih ren zahlreichen Kontakten zu Land und Leuten den Markteinstieg deutscher Unternehmen unterstützen. Alle Akteure der deutschen Entwicklungszu sammenarbeit – die Deutsche Botschaft, sowie GIZ und KfW Bankengruppe – stehen mit ihren jeweiligen Leistungen und Instrumenten für die Förderung der deutsch-vietnamesischen Wirtschaftsbeziehungen zur Verfügung. 21 Wirtschaftspolitik und Berufliche Bildung Zukünftige Werkzeughersteller lernen von deutschen Unternehmen Im Rahmen eines Pilotprojektes am Viet Duc Industrial College (VDIC) wurde gemeinsam mit dem deutschen Unternehmen WIHA Werkzeuge GmbH die Ausbildung im Bereich Werkzeugherstellung verbessert. WIHA stellte Fachkräfte, Werkzeuge und Maschinen für die Ausbildung bereit. Zunächst verbesserten Lehrkräfte des VDIC ihre Fertigkeiten durch Praktika bei WIHA. Gemeinsam mit Lehrern des VDIC und mit Unterstützung der GIZ entwickelte WIHA dann eine betriebliche Metallausbildung zur Herstellung von Präzisionswerkzeugen. Das Pilotprojekt trug auch dazu bei, die Bereitschaft und Fähigkeit von vietnamesischen Unternehmen zu fördern, qualifizierte betriebliche Praktika anzubieten. Berufliche Bildung: Enge Kooperation mit der Wirtschaft Chancen für Unternehmen: In allen Industriebereichen wächst die Nachfrage nach besser ausgebil deten Arbeitskräften weiter. Um am Bedarf der Unternehmen orientierte Berufsausbildung nach internatio nalem Standard zu gestalten, ist es notwendig, dass Unternehmen ihre Anforderungen artikulieren und Praxispartner in der Ausbildung sind. Hier liegen Möglichkeiten, die Part nerschaften für die Berufsausbildung auszuweiten und die Qualität der Produktion in Vietnam zu erhöhen. Im Auftrag des BMZ arbeitet die GIZ gemeinsam mit dem Arbeitsministeri um an der Reform der beruflichen Bildung hin zu einem nachfrageorientier ten Ausbildungssystem. Dazu unterstützt das Vorhaben die Erarbeitung und Umsetzung einer neuen Berufsbildungsstrategie sowie der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes. Es werden berufliche Standards und ein unabhängiges Prüfungswesen sowie praxisorientierte neue Konzepte der Lehreraus- und -fortbildung eingeführt. Des Weiteren werden angepasste Finanzierungsmodel le beruflicher Bildung entwickelt. In fünf ausgewählten Berufsbildungseinrich tungen werden Modelle der Verbesserung der Facharbeiterausbildung in den Berufsfeldern Elektrotechnik/Elektronik, Metalltechnik (einschließlich CNC) und Mechatronik pilotiert. Das College LILAMA 2 in der Nähe von Ho-ChiMinh-Stadt wird zu einer Ausbildungseinrichtung auf internationalem Niveau in den Berufsfeldern Metall und Elektronik aufgebaut. Diese Unterstützung von Berufsschulen ist eng verzahnt mit Projekten der KfW Entwicklungsbank zur Planung, Lieferung und Inbetriebnahme der technischen Ausstattung von Ausbildungseinrichtungen. Weitere wichtige Partner sind die Auslandshandels kammer sowie deutsche und vietnamesische Unternehmen. Marktfähige Wirtschaftsstrukturen aufbauen Unterstützung von Berufsbildungsinstituten Um Vietnam dabei zu unterstützen, ein am Arbeitsmarkt orientiertes Aus- und Fortbildungssystem zu etablieren, finanziert die KfW Entwicklungsbank die Ausstattung von e lf strategisch wichtigen Berufsschulen und Lehrerbildungsstätten. Die GIZ hat dazu gemeinsam mit vietnamesischen Partnern die entsprechenden Ausbildungsmodule und Lehr- und Lernmittel entwickelt, mehr als 650 Lehrkräfte praxisnah fortgebildet und das Management dieser Berufsschulen unterstützt. Am Ende des Vorhabens erreichen die angepassten Ausbildungsgänge jährlich mindestens 5000 Schüler. 22 Das Programm „Makroökonomische Reformen“ hat das Ziel, den wirtschafts politischen Ordnungsrahmen des Landes zu verbessern und besteht aus drei Komponenten: Das Ziel der Komponente „Wirtschafts- und Sozialpolitik“ besteht darin, marktwirtschaftliche Konzepte auszuarbeiten, die als Grundlage für eine kurz- und mittelfristige Politikberatung und für die sozio-ökonomische Entwicklungsplanung dienen. Der Projektteil „Öffentliches Finanzwesen“ fördert den Aufbau einer effektiven und transparenten Haushalts- und Finanz politik, die sich an internationalen Standards orientiert. Bei der „Finanzsystem entwicklung“ schließlich werden die auf dem Kapitalmarkt und im Banken sektor tätigen staatlichen Organisationen darauf vorbereitet, diese Bereiche auszubauen, zu stabilisieren und stärker in den Weltmarkt zu integrieren. Sozial- und Krankenversicherungen: Armut bekämpfen, Produktivität fördern Soziale Sicherungssysteme sind Voraussetzung dafür, dass Wirtschaftswachs tum tatsächlich zur Armutsminderung beiträgt: Nur wenn Menschen mit ge ringem Einkommen gegen Risiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Armut im Alter abgesichert sind, kann Armut dauerhaft beseitigt werden. Darüber hinaus steigern Sozial- und Krankenversicherung die betriebliche Produktivität und stützen das wirtschaftliche Wachstum. Das GIZ-Projekt „Unterstützung der sozialen Sicherung“ berät die vietnamesische Regierung, im Auftrag der Bun desregierung, beim Aufbau eines umfassenden Systems der sozialen Sicherung und fördert damit den sozialen Frieden im Land sowie stabilere Beziehungen zwischen Unternehmen und Arbeitern. 23 Umwelt, Energie und Stadtentwicklung Waldwirtschaft: Schutz und Nutzung in Einklang bringen Das Programm „Förderung nachhaltiger Waldbewirtschaftung, Handel und Vermarktung wichtiger Waldprodukte“ zielt darauf ab, nachhaltige Waldbewirt schaftung mit der Verarbeitung und Vermarktung von Holzprodukten eng zu verknüpfen. Dabei setzt die Politikberatung die Rahmenbedingungen für eine sozial verträgliche, umweltschonende und wirtschaftlich nachhaltige Wald bewirtschaftung. Fachkenntnisse und Managementwissen werden mithilfe ge zielter Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen an Mitarbeiter aus den Bereichen Staatsforstbetriebe, Ausbildung, Wissenschaft und Forschung vermittelt. Chancen für Unternehmen: Im Forstbereich, aber auch im Agrar- und Fischereisektor stehen vietname sische Unternehmen zunehmend vor Qualitätsproblemen, die jetzt schon ihre Exportfähigkeit gefährden. Es ist dringend notwendig, nachhaltige Produktionsverfahren und Lieferantenketten aufzubauen und zu zertifizie ren. Im Rahmen von neuen Projektpartnerschaften können deutsche Unter nehmen hier in Zukunft verstärkt ihre Erfahrungen einbringen. Grüne Sparbücher In der zentralvietnamesischen Provinz Quang Ngai haben zahlreiche Bauern Landnutzungsrechte für 50 Jahre und insgesamt 600 Hektar Naturwald erhalten. Die Bauern dürfen alle Holzund Nebenprodukte verwenden, auch Honig, Harze oder Zimtschalen gehören ihnen. Im Gegenzug verpflichten sie sich zur Aufforstung und nachhaltigen Bewirtschaftung der ihnen anvertrauten Flächen. Als Belohnung für ihre Mühe erhalten sie ein „grünes Sparbuch“, das ihnen pro Hektar erfolgreich aufgeforsteter Fläche bis zu 250 US-Dollar Sparguthaben garantiert und mit Zins und Zinseszins über sechs bis neun Jahre ausgezahlt wird. Dadurch entsteht ein Bewusstsein für den ökonomischen Nutzen des Waldes. Bis 2015 soll sich Vietnams Waldfläche auf 42 Prozent verdoppelt haben. Schon jetzt gehen Experten davon aus, dass die Bewaldung wieder auf rund 38 Prozent angewachsen ist – unter anderem mit Vorhaben wie den „grünen Sparbüchern“. 24 Biodiversität: Vielfalt erhalten, nachhaltige Finanzierung entwickeln Vietnam verfügt über eine besondere Tier- und Pflanzenvielfalt mit einem außergewöhnlich hohen Anteil an nur hier vorkommenden Arten. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt den Schutz der Biodiversität und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen durch zwei Projekte: Das Projekt „Erhalt der Biodiversität in forstlichen Ökosystemen“ berät die Naturschutz abteilung des Forst- und Landwirtschaftsministeriums dabei, die Rahmenbe dingungen für das Management von Schutzgebieten zu verbessern. Das Projekt „Integrierter Naturschutz und nachhaltige Naturressourcenbewirtschaftung in der Phong Nha-Ke Bang Region“ unterstützt den Schutz eines Nationalparks in Zentralvietnam unter anderem durch das Aufstellen von kommunalen Ent wicklungsplänen in den Randgebieten des Parks, die Schaffung neuer Einkom mensformen und die Förderung von nachhaltigem Tourismus. Mekong-Delta: Den Menschen bei der Anpassung an den Klimawandel helfen Der Lebensraum Mekong-Delta ist durch die rasch wachsende Bevölkerung Vietnams, die intensive landwirtschaftliche Nutzung und die Auswirkungen des Klimawandels stark gefährdet. Im Auftrag der Bundesregierung entwickeln GIZ und KfW dort gemeinsam mit lokalen und internationalen Partnern Modelle für praxisnahe Lösungen zum Schutz der Umwelt und zur Anpassung an den Klimawandel. Dazu gehört besonders der Schutz der Mangrovenwälder, verbun den mit nachhaltigen Einkommensmöglichkeiten für die dortige Bevölkerung. 25 Höhere Einspeisepreise für Strom aus Windenergie Im Auftrag der Bundesregierung erarbeitete ein GIZ-Projekt zur Unterstützung der Windenergieförderung gemeinsam mit dem vietnamesischen Ministerium für Industrie und Handel einen Gesetzestext für die Einführung einer Einspeisevergütung für Strom aus Windenergieanlagen. Das Gesetz ist seit August 2011 in Kraft. Es beinhaltet neben einem Einspeisetarif für Windenergie (abhängig vom Wechselkurs circa 8 US Cent/kWh) auch die garantierte Abnahme des Stroms und weitere indirekte Anreize wie Steuer erleichterungen und günstige Kredite für Investoren. Erneuerbare Energien: Strom durch Wind und Biomasse Stadtentwicklung: Abfallprobleme lösen, Infrastruktur aufbauen Die erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung Vietnams ist verbunden mit einem ständig wachsenden Energiebedarf. Zur Zeit ist geplant, diese Nachfrage vor allem mit Kohle- und Gaskraftwerken sowie mittel- bis langfristig auch durch Atomenergie zu decken. Erneuerbare Energien aber können den Energiebedarf auf nachhaltige Weise decken helfen. Seit 2009 unterstützt die deutsche Ent wicklungszusammenarbeit im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitia tive (IKI) des BMU die vietnamesische Regierung beim Ausbau der Windenergie. Eine Fortsetzung der Aktivitäten, insbesondere zur Förderung von Biomasseund Biogasanlagen, ist geplant. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit arbeitet im Bereich der nachhalti gen Stadtentwicklung in zwei Vorhaben: Im Programm “Abwasserentsorgung und Abfallwirtschaft“ unterstützen GIZ und KfW Entwicklungsbank, im Auftrag der Bundesregierung, gemeinsam den Aufbau einer leistungsfähigen AbwasserInfrastruktur in neun Provinzstädten. Die Einführung von kostendeckenden Abwassertarifen ermöglicht dabei eine leistungsbezogene Finanzierung der Abwasserversorgung und bessere finanzielle Ausstattung der Abwasserbetriebe. Das zweite Vorhaben, „Umweltfreundliche Stadtentwicklung“, unterstützt die Stadtverwaltung Da Nang bei der Umsetzung ihrer Umweltagenda und der Entwicklung zur „Ökostadt Da Nang“ mit hoher Lebensqualität und nachhalti ger Infrastruktur. Chancen für Unternehmen: Im Bereich Erneuerbare Energien wird erwartet, dass deutsche Unternehmen nach der Einführung eines Einspeisetarifes für Windenergie gute Chancen in diesem Bereich haben. In den kommenden Jahren werden voraussicht lich ähnliche Einspeisetarife für weitere Energieträger eingeführt. Vor allem bei Biomasse- und Biogaskraftwerken zur Verwertung von Abfällen aus der Landwirtschaft und Agroindustrie könnte die Nachfrage in Zukunft wachsen. Die Energieerzeugung aus Abfällen bietet Chancen für deutsche Unternehmen und kann gleichzeitig zum Umweltschutz in Vietnam beitragen. Chancen für Unternehmen: In den Bereichen Abwasser- und Abfallentsorgung besteht dringender Hand lungsbedarf im Land. Hier bieten die laufenden Vorhaben gute Anknüpfungs punkte, die Zusammenarbeit mit vietnamesischen Unternehmen auszubau en. Generell gewinnt der Aufbau einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur in den vietnamesischen Städten immer mehr an Bedeutung. Im Rahmen des überregionalen Projektes „Nachhaltige Stadtentwicklung in Asien und Latein amerika“ wird in Zukunft die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung in Ho-Chi-Minh-Stadt verstärkt. Das Projekt wird konkrete Empfehlungen für Ho-Chi-Minh-Stadt ausarbeiten und den entsprechenden Investitionsbedarf ermitteln. Modernisierung der Stromnetze Um den wachsenden Energiehunger des Landes zu stillen, unterstützt auch die KfW Vietnam intensiv dabei, sein Potenzial an erneuerbaren Energien weiter auszuschöpfen und seine Bilanz in Sachen Energieeffizienz zu steigern. Eines der Vorhaben hat zum Ziel, vor allem auf dem Land Energie besser als bisher zu nutzen. Aus der Initiative für Klima und Umweltschutz des BMZ (IKLU-Fazilität) gewährt sie dem staatlichen Energieversorger Vietnam Electricity (EVN) ein zinsverbilligtes Darlehen von 120 Millionen Euro. Damit sollen im ganzen Land Nieder- und Mittelspannungsnetze modernisiert werden, um die Übertragungseffizienz deutlich zu steigern. Weitere Vorhaben im Energiesektor sind in Planung oder stehen kurz vor ihrem Beginn. Dazu gehört zum Beispiel ein hocheffizientes gasbefeuertes Kombikraftwerk. Stadtbahn Ho-Chi-Minh-Stadt Depot Tan Binh (S11) Km10+625 Elevated Section Underground Section 26 Ho-Chi-Minh-Stadt ist eine pulsierende Wirtschaftsmetropole. Die rasch wachsende Millionenstadt erzielt nahezu 20 Prozent des vietnamesischen Bruttoinlandsprodukts. Allerdings hat die Infrastruktur mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten: So fehlt bisher ein öffentlicher Personennahverkehr, stattdessen explodiert der motorisierte Individualverkehr mit Mopeds und Autos. Abhilfe soll eine neue U-Bahn schaffen, die am Ende insgesamt sechs Linien durch die Stadt umfasst. Die KfW beteiligt sich im Auftrag des Bundeswirtschafts ministeriums an der Finanzierung von Linie zwei, denn dieBen Bahn soll der Thanh (S1) Stadt gleich in doppelter Hinsicht ein Km0+925 Transit with Im Lines bisschen mehr „Luft“ verschaffen. 1,3a,4 Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wird die GIZ den Aufbau einer Struktur zur Aus- und Fortbildung von Betriebs- und Wartungspersonal für den schienengebundenen öffentlichen Nahverkehr unterstützen. 27 Gesundheit Rahmenbedingungen Die medizinische Versorgung verbessern Das Umfeld muss stimmen Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs hat Vietnam beeindruckende Fort schritte im Gesundheitssektor erzielt. Gleichzeitig bestehen jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen des Landes. Daneben stellt der demographische Wandel und die Veränderung von Lebensgewohnheiten das Gesundheitssystem vor weitere Herausforderungen. Erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung findet nicht im luftleeren Raum statt – das Umfeld muss stimmen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit arbeitet an vielen Stellen daran, die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wirtschafts entwicklung in Vietnam zu verbessern. Dazu gehört besonders der Aufbau von rechtsstaatlichen Strukturen: Sie sind die Voraussetzung für ein attraktives Geschäfts- und Investitionsklima. Nur transparente, berechenbare rechtliche Rahmenbedingungen schaffen auf Dauer die Grundlage für erfolgreiches Wirt schaften. Im Auftrag der Bundesregierung unterstützen GIZ und KfW seit 2009 gemein sam die vietnamesische Regierung dabei, die Qualität der Gesundheitsdienst leistungen in 26 Krankenhäusern zu verbessern. Das Programm „Stärkung dezentraler Gesundheitssysteme“ soll vor allem armen Menschen auf dem Land eine bessere medizinische Versorgung ermöglichen. Zu den Leistungen gehört sowohl die Beratung im Bereich Management und Planung, als auch zu klinischen Themen wie Krebsvorsorge und Versorgung von Neugeborenen. Außerdem werden neue medizinische Geräte bereitgestellt und der Aufbau einer geregelten Abfallentsorgung unterstützt. Neben der Arbeit in den Krankenhäusern ist die Beratung der zuständigen Verwaltungsbehörden auf Provinz- und Nationalebene ein wichtiger Teil des Programmes. Rechtsstaatsdialog Seit 2009 arbeiten Vietnam und Deutschland bei der Rechts- und Justizentwicklung zusammen. Unter Federführung des Bundesministeriums der Justiz arbeiten das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit der vietnamesischen Regierung an der Weiterentwicklung des vietnamesischen Rechtssystems. Mit Trainings und Workshops zu verschiedenen Rechtsfragen für das vietnamesische Regierungsbüro leistet die GIZ einen Beitrag zum Aufbau einer demokratischen, an rechtsstaatlichen Grundsätzen orientierten Regierungsführung. Fortbildung für Manager im Gesundheitswesen Zu den Aktivitäten im Gesundheitsprogramm gehört die Beratung in modernen Managementmethoden und bedarfsorientierter, kosteneffizienter Planung für die Gesundheitsverwaltungen, Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen in ausgewählten Provinzen. Um diese Methoden auch in der Aus- und Weiterbildung zu verankern, kooperiert die GIZ mit der Hanoi School of Public Health (HSPH). Dabei wurde ein von der GIZ auf den Philippinen entwickeltes Trainingsprogramm an die Verhältnisse in Vietnam angepasst und bildet nun die Grundlage für die Fortbildung von „Health Managern“. Der vietnamesische Partner, HSPH, ist jetzt in der Lage, diese Trainings eigenständig durchzuführen. 28 Sechs-Banken-Initiative Die KfW ist Mitglied einer Initiative zur Harmonisierung verschiedener Geberaktivitäten. Dort arbeitet sie gemeinsam mit verschiedenen Entwicklungsbanken – der Weltbank, der Asian Development Bank, der japanischen JICA, der Agence Française de Développement und der koreanischen KEXIM Bank – an einheitlichen Verfahren und einer besseren Geberkoordination. Im Rahmen dieser „SechsBanken-Initiative“ wird zusammen mit der vietnamesischen Regierung nach Wegen gesucht, um die Rahmenbedingungen für große öffentliche Infrastrukturprojekte in Vietnam zu verbessern und um bei Projekt- und Programmfinanzierungen koordiniert und strukturiert zum Nutzen Vietnams vorzugehen. 29 Kooperationsangebote für Unternehmen Schon in den vergangenen Jahren haben die deutschen Entwicklungsorganisa tionen in Vietnam erfolgreich mit Unternehmen zusammen gearbeitet. Diese Zusammenarbeit soll in Zukunft ausgeweitet werden. Ein breites Angebot an Kooperationsformen ermöglicht es, gezielt auf die Bedürfnisse von Unter nehmen einzugehen. 30 31 Informationsaustausch und Netzwerke Für die strategische Vorbereitung und praktische Umsetzung des Marktein stiegs steht Ihnen die Auslandshandelskammer Vietnam (AHK) an den Stand orten Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi zur Verfügung. Durch einen verstärkten Austausch wird deren Arbeit in Zukunft durch das Wissen und die Erfahrungen aus Entwicklungsprojekten angereichert. Dadurch wird der direkte Kontakt zwischen Wirtschaftswelt und Entwicklungszusammenarbeit verbessert. Dialogveranstaltungen mit Wirtschaft und Behörden zum Aufbau nachhalti ger Wirtschaftsstrukturen und zur sozialen Verantwortung von Unternehmen (CSR) werden intensiviert. Koordiniert werden diese Aktivitäten vor Ort durch die Deutsche Botschaft in Hanoi, an der Referenten für Entwicklungszusam menarbeit und Wirtschaft tätig sind. AHK und GIZ - Im Team für Erneuerbare Energien Gemeinsam mit der AHK unterstützt die GIZ die deutsche Exportinitiative Erneuerbare Energien des BMWi. Zu den Aktivitäten gehören: • Marktanalysen erstellen, z.B. zum Potential der Energieerzeugung durch Biomasseverwertung in Vietnam. • Informationsworkshops organisieren, z.B. zu Entwicklungen im Bereich Biomasse und Biogas. • Studienreisen für vietnamesische Unternehmer nach Deutschland zu Fachkonferenzen und zum Besuch deutscher Betriebe und Forschungseinrichtungen organisieren. Eine erfolgreiche Verbändekooperation wurde zwischen dem vietnamesischen Verband der Möbelindustrie (Handi crafts and Wood Industry Association HAWA) und dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) aufgebaut. Regelmäßige Besuche von Verbands- und Firmenvertretern fördern den persönlichen Austausch und erleichtern die Anbahnung von neuen Geschäften. Deutsche Verbandsunternehmen unterstützen Schulungsmaßnahmen für vietnamesische Betriebe zur Verbesserung der Qualität und Effizienz in der Möbelindustrie. Delegationsreisen von vietnamesischen Unternehmern zur internationalen HolztechnologieMesse (LIGNA) in Deutschland geben vietnamesischen Unternehmern Einblick in den aktuellen Stand der Technik. Ein regelmäßiger Newsletter informiert die VDMA-Mitgliedsfirmen über den vietnamesischen Holzsektor, weist auf Veranstaltungen hin und berichtet aus dem Geschäftsalltag in Vietnam. Netzwerk und Plattform für Bauern und Fischer Netzwerke aufbauen Die Vernetzung von deutschen und vietnamesischen Wirtschaftsorganisationen fördert das gegenseitige Verständnis und den Aufbau von stabilen Geschäfts beziehungen. Dadurch lassen sich Geschäftschancen schneller erkennen und nutzen. Eine wichtige Unterstützung beim Aufbau dieser Netzwerke leisten die nach Vietnam entsandten Entwicklungshelfer verschiedener Durchführungsorga nisationen und die Fach- und Führungskräfte, die vom Centrum für Interna tionale Migration (CIM) nach Vietnam vermittelt werden. Vielversprechende Kontakte entstehen auch durch das CIM-Rückkehrerprogramm. Das Programm unterstützt vietnamesische Fachkräfte, die in Deutschland ausgebildet wurden und in ihrem Heimatland arbeiten möchten. In Vietnam sind zurzeit 21 CIMFachkräfte in Verbänden, Forschungsinstituten und Ministerien eingesetzt. 32 Deutsch-Vietnamesisches Netzwerk im Holzsektor Land- und Forstwirtschaft sowie die Fischerei zählen zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Vietnam. Um die Waren auf dem nationalen oder internationalen Markt verkaufen zu können, müssen vorgegebene Standards eingehalten werden. Dafür braucht es auf Seiten der Bauern und Fischer ausreichend Kenntnisse zum Beispiel über angemessene Lagerung, Verpackung und Kühlung. Metro Cash & Carry, eine Tochter der Metro AG, ist seit etwa zehn Jahren in Vietnam aktiv und hat ein Netzwerk und Aus bildungsprogramm zur Qualifizierung von Kleinbauern, Fischern und Fischzüchtern aufgelegt. Dabei wurde Metro von der DEG und der GIZ im Rahmen von develoPPP.de unterstützt und erhielt für ein Expansionsprogramm zusätzlich zwei Kredite von der KfW-IPEX Bank. Damit hat die MetroGruppe internationale Standards bei der Lebensmittelhygiene, Qualität und Logistik in Vietnam gesetzt. 33 Partnerschaften Das Programm develoPPP.de Das Programm develoPPP.de fördert Entwicklungspartnerschaften. Verantwortung, Kosten und Risiken werden in diesen Projekten mit den Partnern geteilt. DeveloPPP.de wird von den drei Organisationen DEG, GIZ und Sequa durchgeführt. Interessierte Unter nehmen können mehrmals im Jahr an Ideenwettbewerben für Partnerschaften teilnehmen. Überzeugende Projektvorschläge können mit bis zu 200.000 Euro kofinanziert werden. Einige der Auswahl-Kriterien: Der Umsatz des teilnehmenden Unternehmens liegt bei mindestens einer Million Euro, das Unternehmen beschäftigt mehr als zehn Mitarbeiter und ist seit mindestens drei Jahren erfolgreich am Markt. Mit der Durchführung des Vorschlags wurde noch nicht begonnen. Strategische Allianzen Strategische Allianzen Projekt-Partnerschaften mit der Wirtschaft, so genannte Entwicklungspart nerschaften, sind Projekte, die von Unternehmen und entwicklungspolitischen Organisationen gemeinsam geplant, finanziert und umgesetzt werden und auf eine nachhaltige Entwicklung vor Ort abzielen. In Vietnam hat die GIZ seit 1999 etwa 130 Entwicklungspartnerschaften umgesetzt, davon rund 40 Projekte mit deutschen Unternehmen, die im Rahmen des Programmes develoPPP.de vom BMZ gefördert werden. Für die Kooperation mit lokalen Unternehmen gibt es das gesonderte Programm „Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft“ hier wurden rund 90 Projekte mit vietnamesischen Unternehmen durchgeführt. Die DEG hat in der gleichen Zeit 33 Projekte mit insgesamt 6,5 Millionen Euro unterstützt. Davon entfielen 23 auf Entwicklungspartnerschaften mit deutschen Firmen im Rahmen von develoPPP.de, der Rest auf internationale Unterneh men. Diese Kooperationen werden in Zukunft ausgebaut und verstärkt auf die Bedürfnisse von mittelständischen Unternehmen ausgerichtet. Strategische Allianzen sind größer angelegte Partnerschaften, die eine hohe Breitenwirksamkeit und beispielgebenden „Leuchtturmcharakter“ besitzen. Dazu gehört unter anderem die Initiative „German Healthcare Partnership (GHP)“, die von mehr als 20 Unternehmen aus der deutschen Gesundheits branche und vom BMZ getragen wird. Diese Partnerschaft bietet Institutionen in Entwicklungs- und Schwellenländern Beratungen zu Themen wie Gesund heitsinfrastruktur, Fachkräfteausbildung oder Krankenversicherungssysteme an und entwickelt darüber hinaus gemeinsame Lösungen, die auf den lokalen Bedarf und die vorhandene Infrastruktur zugeschnitten sind. GIZ und KfW sind Mitglieder in der GHP und gestalten deren Arbeit mit. In Vietnam untersucht die GHP zurzeit diverse Vorhaben und wird ein Krankenhaus auswählen, das umfassend modernisiert und als Beispiel für weitere Projekte dienen soll. Ein weiteres Beispiel ist die German Water Partnership, ein Netzwerk, das Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung miteinander verbindet. Ziel ist es, deutsche Organisationen verstärkt in den Aufbau einer zukunftsfähigen Wasserversorgung unter anderem in Vietnam einzubinden. Strategische Allianzen sind besonders wegweisende Entwicklungspartnerschaften, die mehrere Partner und Länder gemeinsam eingehen. Sie sind in der Regel überregional angelegt, können thematisch ganze Sektoren umfassen und streben strukturelle Verbesserungen in den Partnerländern an. Sie bringen weltweit unterschiedliche Akteure aus Industrie und Handel, Regierungs- und Nicht regierungsorganisationen sowie anderen nationalen und internationalen Organisationen zusammen. Einige der Förder-Kriterien: Das Projekt ist überregional ausgerichtet und wird in mindestens zwei Ländern durchgeführt. (Brasilien, Indien, China: Zwei Regionen.) Mindestens zwei private Partner sind an der Umsetzung des Projekts maßgeblich beteiligt. Das Gesamtvolumen des Projekts beträgt mindestens 750.000 Euro. Weitere Informationen unter: www.developpp.de Weitere Informationen unter: www.developpp.de Fachwissen für den Kakaoanbau Strategische Allianz für Mikroversicherungen Im Rahmen des Programms „Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft“ kooperiert die GIZ mit der Agrarfakultät der Nong Lam Universität in Ho Chi Minh Stadt. Ein Entwicklungshelfer berät hier die Mitarbeiter der Universität, ein vietnamesisches Unternehmen und eine Gruppe von Farmern zu Anbau- und Verarbeitungsmethoden. In Kooperation mit der deutschen Firma Alfred Ritter GmbH & Co. KG und einem vietnamesischen Kakaoexporteur schult er Kakaofarmer im Kakao-Anbau. Dazu gehört auch die Vermittlung von Techniken wie dem Beschneiden der Bäume, der Fermentierung und der Trocknung der Bohnen. Durch die Einführung eines internen Kontrollsystems im vietnamesischen Unternehmen wird die Qualität der Produktion überwacht. Die beteiligten Bauern profitieren durch höhere Einkommen und die Abnahmegarantie der deutschen Firma. 34 Mikroversicherungen können einen Beitrag dazu leisten, die Lebensgrundlage von Menschen mit geringem Einkommen zu sichern. Das Projekt „Zugang zu Mikroversicherungen in Entwicklungs- und Schwellenländern“ wird von der GIZ im Rahmen einer strategischen Allianz gemeinsam mit dem Versicherungskonzern Allianz SE und anderen internationalen Partnern durchgeführt. Erste Erfahrungen bestehen bereits aus Indien und Indonesien. Pilotprojekte in Vietnam sind geplant. Das Projekt RIICE (Remote sensing-based Information and Insurance for Crops in Emerging economies) ist eine Strategische Allianz zwischen Allianz Re, GIZ, International Rice Research Institute (IRRI), sarmap und der Schweizer DEZA als Haupt finanzierer. Es soll speziell Reisbauern absichern und wird zurzeit auf nationaler Ebene bei Versicherungsunternehmen und in Ministerien vorgestellt. 35 Weiterbildung und Innovationsförderung Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft bringt nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch Kenntnisse über neue Technologien und innovative Manage mentansätze in Entwicklungs- und Schwellenländer. Um von diesen Prozessen tatsächlich zu profitieren, müssen die Kapazitäten der lokalen Unternehmen und Partnerinstitutionen gestärkt werden. Noch intensiver als bislang sollen in Zukunft die Ausbildung von Fachkräften, die Arbeit von Forschungseinrichtun gen und die Entwicklung innovativer Arbeitsprozesse und Managementansätze gefördert werden. Moderne Managementmethoden vermitteln Reform- und Veränderungsprozesse können nur mit Fachexpertise, Manage mentwissen und sozialen Kompetenzen erfolgreich durchgeführt werden. Im Auftrag der Bundesregierung unterstützt die GIZ die Entwicklung von Kompe tenzen bei ihren Partnern im Bereich des Human Capacity Development (HCD) auch auf Managementebene mit Trainingsprogrammen und Workshops. Manager-Training „Fit for Partnership“ Jedes Jahr nehmen rund 45 vietnamesische Führungskräfte an einem praxis orientierten Training in Deutschland teil. Sie kommen aus Unternehmen mit Außenwirtschaftspotential, die Kontakte nach Deutschland knüpfen wollen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bilden den Schwerpunkt des vom BMWi geförderten Projektes. Unter dem Motto „Fit for Partnership“ absolvieren die Teilnehmer einen Monat lang ein Training in Deutschland. Während ihres Aufenthaltes erwerben sie Verhandlungs- und andere Managementkompetenzen, erhalten Einblicke in die deutsche Unternehmenspraxis und knüpfen Kontakte zu deutschen Firmen. Im Durchschnitt haben die Teilnehmer Kontakt zu etwa 60 deutschen, vorwiegend mittelständischen Unternehmen. 36 Identifikation von Geschäftschancen Der Sprung ins Ausland will gut geplant sein. Gemeinsam mit der AHK kann die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Unternehmen dabei unterstützen, Geschäftschancen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu identifizieren und durch den Aufbau einer Produktion vor Ort direkt wahrzunehmen. Sie hilft dabei, soziale und ökologische Standards einzuführen und zu etablieren. So verfügt die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), über jahrzehntelange Erfahrung in Asien. Sie kennt die Eigenheiten des Wirtschafts standorts Vietnam sowie seiner Nachbarländer und kann interessierte Unter nehmen mit ihrem Fachwissen und ihrer Kenntnis von Land und Leuten bei Investitionsentscheidungen beraten und unterstützen. Bei Bedarf kann die DEG auch Studien mitfinanzieren, um Investitionen vorzubereiten und Markt- und Gewinnchancen einzuschätzen. Schließlich bietet die DEG langfristige Finan zierungen für Investitionen deutscher Tochterunternehmen vor Ort an. Ökologische Lederproduktion Immer mehr Firmen setzen auch in Asien auf einen schonenden Einsatz von Ressourcen. Wie zum Beispiel die Gerberei „Saigon TanTec Ltd“, die von einem Deutschen geführt wird und die ihre Produktionsstätte in Vietnam mit einer DEG-Finanzierung aufgebaut hat. TanTec stellt hochwertiges Leder für die Schuh- und Automobilindustrie her. Normalerweise brauchen Gerbereien viel Wasser und Energie bei der Herstellung ihrer Lederprodukte. Die innovativen Technologien, die TanTec einsetzt, haben den Verbrauch von beidem deutlich reduziert – beim Wasser zum Beispiel auf die Hälfte. Im Jahr 2010 erhielt TanTec für seine vorbildliche Produktions- und Abwasseranlage den „Energy Efficiency Award“ der Deutschen Energie-Agentur. 37 Unterstützung von Exporten Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt die Wettbewerbs fähigkeit und die Exportfähigkeit der lokalen Unternehmen in ihren Partner ländern, zum Beispiel durch die Einführung freiwilliger Qualitäts- und Nach haltigkeitsstandards. Das hilft nicht nur den Unternehmen und Arbeitern vor Ort, auch der deutschen Wirtschaft nützen verlässlichere und hochwertigere Zulieferungen. Umgekehrt können interessierte deutsche Unternehmen finanzielle Unterstüt zung für ihre Exporte nach Vietnam durch eine Zusammenarbeit mit der IPEXBank erhalten, einer hundertprozentigen Tochter der KfW Bankengruppe. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, Kredite an ausländische Käufer deutscher Exportgüter zu vergeben. Das nützt dem Standort Vietnam; davon profitieren aber auch deutsche Unternehmen. Die Finanzierung kann größere und kleinere Exporte umfassen; gerade letztere sind für deutsche mittelständische Unter nehmen bedeutsam. Voraussetzung ist eine Exportkreditgarantie des Bundes (Hermesbürgschaft), deren Abwicklung ebenfalls von der IPEX-Bank mit betreut wird. Modernes Kraftwerk An der Südspitze Vietnams, in Ca Mau, arbeitet seit ein paar Jahren ein hochmodernes Gas- und Dampfkraftwerk, das eine Leistungskraft von 720 Megawatt hat. Betreiber ist das staatliche vietnamesische Energieunternehmen P etroVietnam, zweitgrößter Stromproduzent und eines der bedeutendsten Unternehmen im Land. Das Kraftwerk, das dabei helfen soll, den wachsenden Strombedarf Vietnams zu decken, ist mit Kreditmitteln von insgesamt 216 Millionen Dollar von der IPEX-Bank und zwei anderen Banken gebaut worden. Der Kredit diente unter anderem dazu, eine Schlüsselkomponente des Kraftwerks zu finanzieren, die aus Deutschland stammt: Die Firma Siemens hat mehrere effiziente Gasturbinen geliefert, die den Strom zuverlässig und wirtschaftlich produzieren. 38 Finanzierung Vietnam hat trotz aller Fortschritte auf vielen Gebieten weiterhin großen Investitionsbedarf. Das gilt für die Energieversorgung, die noch nicht Schritt halten kann mit der wirtschaftlichen Dyna mik. Es gilt aber auch für große Infrastrukturprojekte wie dem öffentlichen Personennahverkehr oder dem Umweltschutz. Über die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) unterstützt Deutschland die weitere Entwicklung des Landes durch eine breite Palette unterschiedlicher Finanzierungsformen. Sie reichen von reinen Bundesmitteln (Zuschüsse oder Kredite zu sehr günstigen Konditionen), einer Mischung aus Bundesmitteln mit Krediten (Mischfinanzie rungen und Entwicklungskredite) bis zu Krediten zu marktnahen Konditionen aus reinen Marktmitteln (Förderkredite). Die genauen Konditionen richten sich nach dem Sektor, der Ausgestaltung und Rentabilität des jeweiligen Vorhabens sowie der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Land. Während die FZ mit der vietnamesischen Regierung oder staatlichen Stellen zusammenarbeitet und die Wirtschaft nur indirekt über Ausschreibungen anspricht, ergänzen DEG und IPEX-Bank diese Förderung durch Leistungen für die Privatwirtschaft. Die DEG finanziert Investitionen privater – deutscher und vietnamesischer – Unternehmen, sofern sie bestimmten wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien entsprechen und einen entwicklungspolitischen Nutzen für Vietnam mit sich bringen. Die IPEX-Bank ist innerhalb der KfW Bankengruppe zuständig für die Projekt- und Exportfinanzierung deutscher und europäischer Unternehmen. Die drei KfW-Geschäftsfelder Entwicklungsbank, DEG und IPEX-Bank arbeiten Hand in Hand und ergänzen sich. So unterschiedlich ihre Zuständigkeiten aber sein mögen, in einem funktionieren sie alle drei gleich: Die Finanzierungen werden maßgeschneidert und auf jedes Vorhaben neu zugeschnitten. Dadurch bieten sie ihren Kooperationspartnern in Vietnam, aber auch in Deutschland, größtmögliche Flexibilität. 39 Ausschreibungen Für ihre Projekte vor Ort schreibt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit regelmäßig Aufträge für Beratung, Bauarbeiten, Lieferungen und Leistungen aus. Das gilt auch für Vietnam. Die KfW ist in der Regel nicht der Auftraggeber ausgeschriebener Maßnahmen, sondern das sind die Projektträger und -partner im Kooperationsland. Der jeweilige Vertrag wird abgeschlossen zwischen dem Projektträger und dem erfolgreichen Bieter. Die KfW achtet allerdings darauf, dass die Ausschreibungen transparent, fair, chancengleich und wirtschaftlich erfolgen. Die Internetseite von Germany Trade and Invest (www.gtai.de) bietet eine breit gefächerte Auswahl internationaler Ausschreibungshinweise. Dazu zählen sämtliche internationale Ausschreibungen der KfW-Entwicklungsbank sowie aktuelle Ausschreibungen im Rahmen von Entwicklungsprojekten, die durch Weltbank oder andere internationale Finanzierungsinstitutionen (EU-Kom mission, Asiatische Entwicklungsbank, EIB etc.) gefördert werden. Dort sind alle Ausschreibungen für Vietnam aufgeführt. Viele deutsche Unternehmen haben solche Ausschreibungenin Vietnam schon gewonnen. Sie erhalten dafür allerdings keine Vorzugsbehandlung, sondern müssen sich mit ihren Angeboten gegenüber der (internationalen) Konkurrenz durchsetzen. Aufgrund ihres spezifischen Know-hows zum Beispiel im Energiesektor und im Umwelt- und Klimaschutz – Bereiche, die bedeutsam sind für die Zukunft Vietnams – haben deutsche Unternehmen aber gute Chancen, den Zuschlag für ein Projekt in Vietnam zu erhalten. 40 41 Der Blick nach vorn Insgesamt bestehen für deutsche Firmen auf vielen Gebieten gute Chancen der Zusammenarbeit mit Vietnam, nicht zuletzt auch als Partner der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Alle Akteure der deutschen EZ – die Deutsche Botschaft sowie GIZ und KfW Bankengruppe – sehen vielfältige Möglichkeiten für deutsche Unternehmen in Vietnam und stehen mit ihren jeweiligen Leis tungen und Instrumenten, und nicht zuletzt mit ihrer langjährigen Erfahrung vor Ort, auch beratend zur Verfügung. Dieses aufstrebende Land in Südostasien ist für deutsche Firmen, auch mittel ständische, ein interessanter Markt, den sie im Blick haben sollten. Denn hier mischen sich Ehrgeiz, Tatkraft, Fleiß und Optimismus über die eigene Z ukunft auf einzigartige Weise, so dass jeder deutsche Unternehmer mindestens einen Gedanken an Investitionen in Vietnam „verschwendet“ haben sollte. Impressum Kontakte Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Hanoi 29 Tran Phu Straße Hanoi, Vietnam Tel.: +84 438 453 836/7 +84 438 430 245/6 Fax: +84 438 453 838 [email protected] German Business Association Somerset Chancellor Court 5. Stock 21-23 Nguyen Thi Minh Khai Straße Bezirk 1 Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam Tel.: +84 838 239 772 Fax: +84 838 238 909 [email protected] Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Ho-Chi-Minh-Stadt 126 Nguyen Dinh Chieu Straße, D.3 Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam Tel.: +84 838 291 967 Fax: +84 838 231 919 Germany Trade and Invest Vietcombank Tower, Raum 1303 198 Tran Quang Khai Straße Hanoi, Vietnam Tel.: +84 439 393 299 Fax: +84 439 393 189 [email protected] GIZ Büro Hanoi Hanoi Towers, 6. Stock, 49 Hai Ba Trung Straße Hanoi, Vietnam Tel.: +84 439 344 951 Fax: +84 439 344 950 [email protected] BMZ-Servicestelle Zusammenarbeit mit der Wirtschaft Dahlmannstraße 4 53113 Bonn Servicetelefon: +49 22 899 535-31 31 [email protected] KfW Büro Hanoi Hanoi Towers, 6. Stock 49 Hai Ba Trung Straße Hanoi, Vietnam Tel.: +84 439 345 355 Fax: +84 439 345 356 [email protected] AHK Büro Ho-Chi-Minh-Stadt 21-23 Nguyen Thi Minh Khai Straße Bezirk 1 Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam Tel.: +84 838 239 775 Fax: +84 838 239 773 [email protected] Büro Hanoi 1303 Vietcombank Tower 198 Tran Quang Khai Straße Hanoi, Vietnam Tel.: +84 438 251 420 Fax: +84 438 251 422 [email protected] Herausgeber: Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Hanoi 29 Tran Phu Straße Hanoi, Vietnam GIZ Büro Hanoi Hanoi Towers, 6. Stock 49 Hai Ba Trung Straße Hanoi, Vietnam KfW Büro Hanoi Hanoi Towers 6. Stock 49 Hai Ba Trung Straße, Hanoi, Vietnam Stand März 2013 Druck Incamedia, Hanoi, Vietnam Gestaltung Heidi Woerner, [email protected] Bildnachweis DEG: Africa Interactive/Christian Berg: Seite 37 esoftflow: Seite 42 GIZ: Seite 35; Abwasser Programm: Seite 39; Ausbau erneuerbarer Energien: Seiten 2, 11, 16, 20, 24, 32, 39; Dang Phuong Lan: Seite 28; HCD P rogramm: Seite 29; Thomas Kelly: Seite 8; R. Maro: Seite 23; Nguyen Ngoc Quang: Seite 15; Ostermeier: Seiten 13, 30, 42; Joachim Roettgers: Seiten 34, 36; Fabian Schindler: Seite 4; Stefan Urban: Seiten 6, 11, 15, 18; GIZ/GFA/Heiko Wörner: Seite 33 Jörg Carstensen/dpa: Seite 3 KfW: KfW-Büro Hanoi: Seite 29; photothek.net: Seiten 11, 13, 15, 22, 26, 33, 38, 41; Plan: Seite 27; Rüdiger Nehmzow: Seite 24 Susanne Schröder: Titelseite Heidi Woerner: Seite 35 Text Friederike Bauer Axel Mierke Katharina Voss 42 43