Seit 40 Jahrenunschuldigin Haft Seit 40 Jahrenunschuldigin Haft
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Seit 40 Jahrenunschuldigin Haft Seit 40 Jahrenunschuldigin Haft
! r e i t l e P e e r t F f a H n i g i nschuld u n e r h a J Seit 40 Der indianische Bürgerrechtler Leonard Peltier (71) sitzt seit fast 40 Jahren unschuldig im Gefängnis. Er muss dafür büßen, dass zwei weiße FBI-Agenten 1975 bei einer Schießerei auf Indianerland in Süd-Dakota im Norden der USA ums Leben kamen. Peltier wurde beschuldigt, der Täter zu sein, und zum Sündenbock gemacht. Beweise gegen ihn wurden nachweislich gefälscht, Zeugen manipuliert und das Urteil schließlich gefällt: Zweimal lebenslänglich wegen Beihilfe zum Mord. Einen fairen Prozess hat es nie gegeben, kritisiert Amnesty International (USA). Bitte setzen Sie sich gemeinsam mit unserer Menschenrechtsorganisation, der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), dafür ein, dass der in Haft schwer erkrankte Bürgerrechtler freigelassen wird und seine letzten Lebensjahre im Kreis seiner Familie verbringen kann! Peltier glaubte an Gerechtigkeit Für Menschenrechte. Weltweit. Gesellschaft für bedrohte Völker • Postfach 2024 • D-37010 Göttingen • Tel. 0551 499 06-0 Fax 0551 580 28 • E-Mail: [email protected] • Internet: www.gfbv.de Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den UN und mitwirkendem Status beim Europarat Herbst 2015 Peltier war jung, engagiert und glaubte an Gerechtigkeit, als er sich der Bürgerrechtsbewegung American Indian Movement (AIM) anschloss. Sie kämpfte seit den 1960er Jahren gegen Missstände, unter denen die Indianer in den USA zu leiden hatten. In ihren Reservaten herrschte großes Elend, die Beamten der staatlichen Behörde für indianische Angelegenheiten (BIA) waren korrupt und die bis heute völkerrechtlich bindenden Verträge, mit denen im 19. Jahrhundert die Indianerkriege beendet wurden, wurden ständig verletzt. Darauf machte die AIM auch mit Mitteln des zivilen Ungehorsams aufmerksam. Der von ihr organisierte „Trail of Broken Treaties“ beispielsweise, eine Wagenkolonne quer durch die USA mit anschließender Besetzung der BIA-Zentrale in Washington, DC 1972 machte weltweit Schlagzeilen. Genauso wie 1973 die monatelange Besetzung von Wounded Knee im Reservat Pine Ridge (SüdDakota). Solch spektakuläre Aktionen waren den Behörden zuviel. Sie stuften AIM – übrigens genauso wie die BlackPower-Bewegung von Martin Luther King - als staatsfeindlich ein. Der FBI infiltrierte die Bürgerrechtsorganisation. Es sollten interne Konflikte provoziert werden, um die AIM zu spalten und zu schwächen. Dazu gehörte es auch, ihre Führung auszuschalten durch Einschüchterung, Verleumdung, körperliche Gewalt, Falschaussagen vor Gericht oder – wie bei Peltier – lebenslange Inhaftierung. 1975: Schießerei in Pine Ridge Nach dem Aufstand von Wounded Knee herrschte Ausnahmezustand im Pine-Ridge-Reservat der Lakota in SüdDakota. Stammesratspräsident Dick Wilson ließ die Rohstoffe auf Reservatsland ausbeuten und regierte mit harter Hand. Traditionelle Lakota, die das Land ihrer Vorfahren nicht antasten lassen wollten, wurden von bewaffneten Milizionären terrorisiert. Diese GOONs (Guardians of Oglala Nation) wurden mit Hilfe des FBI ausgebildet. Mindestens 60 Lakota kamen damals bei Hinterhalten an Straßensperren und bei Schießereien ums Leben. Die meisten dieser Morde wurden nie aufgeklärt. Besetzung von Wounded Knee, Flickr CC BY2.0 Peltiers Ausweisung aus Kanada, Foto: Shella Steele-flickr-CC BY-NC-SA 2.0 Am Morgen des 26. Juni 1975 fuhren die beiden FBIBeamten Jack Coler und Ronald Williams auf das Gelände von Harry und Celia Jumping Bull, die als Unterstützer von AIM bekannt waren und zu den Kritikern des Stammesratspräsidenten gehörten. Dort lebte Peltier mit Freunden zum Schutz der Familie vor dem Terror der GOONs in einem Zeltlager außer Sichtweite des Hauses. Das Ehepaar Jumping Bull war zu einer Stierauktion gefahren. Die Agenten sollen einem Wagen gefolgt sein, in dem angeblich ein polizeilich gesuchter Indianer saß. Es kam zu einem Schusswechsel. Am Ende lagen ein junger Lakota und die beiden FBI-Beamten tot am Boden. Schuldspruch ohne Beweise Drei AIM-Mitglieder wurden wegen Polizistenmordes vor Gericht gestellt. Zwei von ihnen wurden am 16. Juni 1976 bei einem Prozess in Cedar Rapids freigesprochen. Leonard Peltier wurde später als sie festgenommen und am 2. Juni 1977 bei einem Prozess in Fargo (NordDakota) zu zwei lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt. Hätte er mit den anderen in Cedar Rapids vor Gericht gestanden, wäre er vermutlich auch freigesprochen worden. Denn es gibt keine Beweise für seine Schuld. Doch bei seinem Prozess wurden entlastende Tatbestände unterdrückt, Zeugenaussagen gefälscht. So wurde verschwiegen, dass Peltiers Gewehr gar nicht die Tatwaffe war. Das hatten ballistische Untersuchungen des FBI ergeben. Die Hauptbelastungszeugin Myrtle Poor Bear widerrief ihre frühere Aussage. Das FBI habe sie unter Druck gesetzt, sich als Freundin Peltiers und Augenzeugin auszugeben. Doch vor der Jury durfte sie ihren Widerruf nicht wiederholen. Das Gericht ließ ihre Aussage nicht zu. Weil es nicht genug Beweise gab, wurde der Tatvorwurf nach dem Prozess von „Mord“ in „Beihilfe zum Mord“ geändert. Das Strafmaß blieb jedoch gleich. Damit setzt sich die amerikanische Justiz dem Verdacht aus, dass es nicht um Sühne für ein Verbrechen geht, sondern um eine exemplarische Strafe für den Widerstand des AIM und den ungeklärten Tod zweier FBI-Agenten. Im Gefängnis schwer erkrankt Die FBI-Manipulationen im Gerichtsverfahren hätten Grund genug geboten, Peltier freizulassen. Doch er wurde inhaftiert. 40 Jahre im Gefängnis haben ihn zu einem schwerkranken Mann gemacht. Er erlitt häufige Schikanen, kam immer wieder in Isolationshaft, wurde von anderen Häftlingen zusammengeschlagen. Einem Mordkomplott entkam er durch Flucht aus dem Ge-fängnis – und erhielt dafür weitere sieben Jahre Haft. Nur Familienangehörige und Anwälte dürfen zu ihm. Journalisten sind unerwünscht. Peltier bekommt selten Besuch. Er ist fern seiner Heimat im Coleman-Staats-gefängnis in Florida eingesperrt, auch am 12. September, seinem 71. Geburtstag. Weitere Informationen und Briefvorschlag an Präsident Obama: www.gfbv.de Leonard Peltier hinter Gittern, Foto: ILPDC Zeigen Sie Erbarmen, Mr. President! Alle Wege für eine Wiederaufnahme des Verfahrens von Peltier sind nach US-amerikanischem Recht erschöpft. Eine Aufhebung des Urteils wurde von Berufungsrichter Gerald Heany 1986 abgelehnt. Auch zu einer nach der langen Haftzeit üblichen Entlassung auf Bewährung kam es nicht. Es bleibt nur noch die Begnadigung. Dafür setzte sich inzwischen sogar Richter Heany ein ebenso wie der ehemalige Justizminister Ramsey Clark. Doch auch mehr als 500 Menschenrechtsorganisationen und prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kunst bemühten sich vergeblich. Wir geben nicht auf! Wir lassen Peltier nicht allein! Die Ideale eines jungen indianischen Bürgerrechtlers in den USA, der an Gerechtigkeit für alle Menschen glaubte unabhängig von ihrer Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht und Religion -, müssen auch für ihn Wirklichkeit werden! Die westliche Welt hat das südafrikanische ApartheidRegime scharf dafür verurteilt, dass es Nelson Mandela 27 Jahre in Haft gehalten hat. Die USA, die laut Verfassung Demokratie und Menschenrechten verpflichtet sind, halten den Bürgerrechtler Leonard Peltier bereits seit 40 Jahren gefangen - für eine nicht begangene Tat! Bitte helfen Sie Peltier! Schreiben Sie an Präsident Barack Obama und bitten Sie ihn, Peltier zu begnadigen! Denn dass ist die einzige Chance des Bürgerrechtlers, seinen Lebensabend in Freiheit zu verbringen. Peltiers Vision für die Lakota-Jugend: Eine Zukunft verwurzelt in der eigenen Tradition. Foto: Wendell & Delores Yellow Bull Prominente Stimmen für Leonard Peltier oben von links: Simon Wiesenthal, Dalai Lama, Ramsey Clark, Coretta Scott King, Rigoberta Menchu Tum, Nelson Mandela unten von links: Desmond Tutu, Harry Belafonte, Robert Redford, Barbra Streisand Fotos: flickr Mehr als 500 Prominente aus Politik und Kultur haben sich für eine Begnadigung von Leonard Peltier eingesetzt, unter ihnen Nobelpreisträger, Abgeordnete mehrerer europäischer Parlamente, Richter, Anwälte, Menschenrechtler und Schauspieler. Simon Wiesenthal, Holocaust-Überlebender und Gründer des Dokumentationszentrums des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes, bat im Dezember 2000 Präsident Clinton um eine Begnadigung, da alle vorgelegten Beweise seiner Meinung nach zeigen würden, dass „dieser Mann zu Unrecht verurteilt wurde“. Schon 1995 gab auch der Dalai Lama seiner großen Sorge um das Wohlergehen Peltiers Ausdruck. Der indianische Bürgerrechtler war damals bereits von Diabetes gezeichnet. Der Dalai Lama schrieb: „Ich unterstütze die Begnadigung von Leonard Peltier […] und appelliere an die verantwortlichen Behörden der Vereinigten Staaten, dieser Petition aus humanitären Gründen stattzugeben.“ Richter Gerald Heany, der als Berufungsrichter 1985/86 den Wiederaufnahmeantrag der Peltier-Anwälte abgelehnt hatte, bestätigte im April 1991, dass das FBI unzulässige Mittel verwendet habe, um den Fall zu untersuchen und Peltier vor Gericht zu bringen: „Wir als Nation müssen die Native Americans mit größerer Fairness behandeln. Eine positive Tat seitens des Präsidenten wäre ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“ Ramsey Clark, in den 1960er Jahren Justizminister unter Präsident Johnson, sagte es im Juni 1997 so: „Ich denke, ich kann zweifelsfrei erklären, dass Leonard Peltier keinerlei Verbrechen begangen hat. […] Es gibt keine Beweise […] mit Ausnahme von erfundenen Indizienbeweisen. [...] Solange Leo- nard Peltiers Rechte nicht respektiert werden, kann es keinen Frieden in unseren Herzen und in unseren Gedanken geben [….].“ Amnesty International stufte Leonard Peltier als politischen Gefangenen ein und fordert seine Freilassung. Prominente Menschenrechtler wie Coretta Scott King, die Witwe des berühmten Bürgerrechtlers Martin Luther King, die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu Tum, Nelson Mandela und Erzbischof Desmond Tutu oder prominente Künstler und Autoren wie Harry Belafonte, Robbie Robertson, Bonny Raitt, Robert Redford, Barbra Streisand, Peter Matthiessen und Kurt Vonnegut appellierten im Dezember 2000 an Präsident Clinton: „Die erdrückenden Beweise für Fehlverhalten des FBI, so auch die Nötigung und Einschüchterung von Zeugen, die Verwendung falscher Aussagen und die Verheimlichung von ballistischen Untersuchungen, sprechen für Mr. Peltiers Unschuld und stellen den Prozess, in dem Mr. Peltier verurteilt wurde, ernsthaft in Frage. Mr. Peltier zu begnadigen wäre ein deutliches Signal an alle Menschenrechtsverteidiger weltweit, dass die US-Regierung sich in der Pflicht sieht, eines der schmerzlichsten Kapitel ihrer Geschichte mit den ersten Bewohnern des Landes zu heilen.“ Auch Abgeordnete des US-Kongresses (1980, 1993, 1996, 2000), des Europäischen Parlaments (1994 und 1999), Abgeordnete aus den Niederlanden (1995), des Deutschen Bundestages (1996), Belgiens (1997, 2000), des britischen House of Commons (1999) sowie des Parlaments Italiens (1998, 2014) unterstützten Appelle für eine Begnadigung Peltiers. Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE68 2512 0510 0000 708090 BIC: BFSWDE33HAN Stichwort: Leonard Peltier