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Krocker Frame Works
Im Heft Nr. 6/98 war in der Zeitschrift “akustische Gitarre” ein Artikel über
eine sehr seltsame Gitarre abgedruckt:
Geklappt
“Eine elektroakustische Gitarre, volltauglich für den Bühneneinsatz und mit
wenigen Handgriffen zerlegbar.” So beschreibt der Burghauser Gitarrenbauer
seine ”Frame Guitar” (frame = Rahmen, Gerüst). Ähnliche Versuche, Gitarren
transportabler oder leichter zu machen, hat es ja insbesondere bei E-Gitarren
schon gegeben.
Ob der Klang dieser
Gitarren jedoch immer
dem verwöhnten Ohr
eines Gitarristen
genügt, der auf
Konzertgitarren spielt,
ist eine andere Frage.
Frank Krocker ist Konzertgitarrenbauer, und dementsprechend hoch sind seine
Ansprüche. Inzwischen bestellen bekannte Gitarristen aller Stilrichtungen wie
Andrew York vom ”L.A. Cuitar Quartet”, Pat Metheny oder Brasiliens Popstar
Gilberto Gil seine ”Frame Guitar” und das könnte die Erwartungen bereits in
die Höhe schnellen lassen. Angeboten werden verschiedene Modelle, von
denen die zwei Nylonsaiten-Versionen - einmal mit Seitenteilen in
Gitarrenform, einmal mit runden Seitenteilen - hier getestet werden sollen
Die Konstruktion
An der Gitarre überrascht zuerst einmal ihre unglaubliche Kompaktheit: ein
Stück Hals, an dem zwei gebogene oder runde rohrförmige Seitenteile
angebracht werden, mehr nicht. Auf kleinstem Platz verstaubar in einem
kleinen Gigbag und 1.700 Gramm leicht. Der Hals ist 83 cm lang und am
unteren Ende 38 mm stark gearbeitet, um im dortigen Hohlraum die
technischen Elemente unterbringen zu können. Ansonsten ist der Hals wie der
einer normalen Konzertgitarre geformt und aus den denselben hochwertigen
Materialien gefertigt: Honduras-Mahagoni und, fürs Griffbrett, Ebenholz. Die
getesteten Gitarren haben eine 65er Mensur und sind im 10. Bund 25 mm stark.
Ein abgeschrägtes Hals-Shaping simuliert einen Cutaway, der sich im Rohr des
Seitenteils fortsetzt.
Der Saitenhalter ist am unteren Ende
untergebracht, um noch mehr Platz zu
sparen. An vier Stellen im Korpus,
wenn man das noch so nennen kann,
sind Stahlstifte untergebracht, die zwei
gebogene Mepla-Rohre aufnehmen
können. Mepla ist eine extrem leichte
Kunststoff-Aluminium-Verbindung.
Die Rohre haben eine Verkleidung aus Zellkautschukschläuchen und an ihren
Enden jeweils Aluminium-Aufnahmehülsen für die Stifte. An der zum Spieler
zugewandten Seite des Korpus ist ein bequem mit dem Daumen zu erreichender
Volumenregler untergebracht. Auf Höhe des Sattels befindet sich die
Anschlußbuchse. Sogar an Gurtpins, die sich an beiden Enden des Korpus
befinden, wurde gedacht. Ein Koaxial- Piezo-Pickup mit integrierter
Vorverstärkung befindet sich unter dem Steg in einem Stegblock, der fest mit
dem Korpus verbunden ist. Dadurch ist der Steg selbst frei für ein MIDITonabnahmesystem, das jedoch optional ist. Es ist wirklich erstaunlich, was
hier alles auf kleinstem Raum, handlich zu bedienen, untergebracht wurde.
Der Klang
Ein bekannter Nachteil elektroakustischer Gitarren ist die Tonabnahme am
Steg. Rutschgeräusche werden übertragen und die Saiten sind in ihren
Klangfarben beschränkt. Krocker hat dieses Problem elegant gelöst. Durch die
Entkopplung der Tonabnahme vom Steg nimmt der Pickup die Schwingungen
der Saite nur indirekt auf.
Sabine testet sofort die Frame Works
Durch die Verbindung des
Stegblocks mit dem Korpus werden
aber auch die Schwingungen des
gesamten Instruments übertragen.
Der Hohlraum im Korpus verhindert
dabei ein zu langes Sustain, indem
er die Schwingung der in Bewegung
gebrachten Masse insgesamt
dämpft.
Das Ergebnis ist ein Ton, der bei moderater Lautstärkenregelung erstaunlich
nah an den gewohnten Konzertgitarrenklang herankommt. Beim unverstärkten
Einsatz ermöglicht der Hohlraum im Korpus wiederum einen gut hörbaren
Klang, der dennoch leise genug ist, um etwa mitten in der Nacht damit spielen
zu können.
Der insgesamt plastische und
obertonreiche Sound ermöglicht das
Arbeiten mit Klangfarben, und man
hört überdies sehr genau die
Unterschiede zwischen Apoyando und
Tirando.
Die etwas höheren Bundstäbchen lassen eine sehr gute Kontrolle des Tons zu.
Schließt man beide Modelle an einen größeren Amp an – in diesem Fall an
einen 120-Watt-Baßverstärker - so wird der Klang noch natürlicher und ist sehr
präsent, mit druckvollen Bässen und transparenten Höhen. Durch die schon
erwähnte Entkopplung der Sound-Abnahme vom Steg sind Saitengeräusche
und Anschlagsklacken kaum zu hören. Und ”kaum” heißt: auch nicht mehr als
bei einer normalen Konzertgitarre. Wenn man jetzt den Lautstärkeregler voll
aufdreht, um zu sehen, wann es endlich ein Feedback gibt, so kann man lange
warten. Durch die schon erwähnte Dämpfung ist die Resonanz nicht so stark; es
gibt somit fast überhaupt keine Rückkopplungen.
Handhabung und Spielbarkeit
Ungewohnt ist es schon: eine Gitarre mit
dem Kopf am falschen Ende, mit viel
Luft dazwischen und nur einem Rohr,
das man gegen die Brust drücken kann.
Krocker hat jedoch die Form einer
Gitarre so nachgebildet, daß einem
vielleicht das Holzgefühl etwas abgeht,
man sich jedoch ansonsten schnell an die
”Frame Guitar” gewöhnt. Das Ganze ist
zwar zuerst “wacklig”, aber das hat man
schnell im Griff. Überzeugen konnte
mich das Konzergitarrenfeeling: die
Handhabung des Griffbretts ist genauso,
wie man es gewöhnt ist.
Der Volumenregler ist sehr ergonomisch untergebracht und blitzschnell
während des Spielens erreichbar. Das Holz glänzt in einem matten ”Tung Oil
Finish”, dem Öl eines chinesischen Nußbaums – es bereitet Vergnügen, den
Hals anzufassen. Das Holz wird laut Hersteller zuerst poliert und dann mit 15
Schichten dieses Öls versehen. Die Verkleidung der Seitenteile aus
Zellkautschuk ist rutschfest und angenehm an der Haut. Die Saitenlage war für
mich bei den beiden getesteten Modellen zu niedrig. Das läßt sich jedoch
genauso wie die Halsstärke individuell einstellen bzw. herstellen. Auch die
Gitarristen, die perkussive Sounds bearbeiten, kommen voll auf ihre Kosten. Da
von jedem Teil des Instruments Schwingungen aufgenommen werden, klingt
jedes Teil anders, so daß eine Vielzahl von Perkussionseffekten möglich ist.
Der Zusammenbau funktioniert problemlos
leicht: Das Seitenteil wird einfach auf die Stifte
gesetzt, um es dann einrasten zu lassen. Die
Seitenteile lassen sich bei der GitarrenformVersion auch umdrehen. So hat man das dickere
Teil auf dem Oberschenkel, und man spart
wieder die Fußstütze Clever!
Fazit
Frank Krocker stellt mit der ”Frame Guitar” ein phantastisch klingendes und
bis ins kleinste Detail durchdachtes Instrument vor. Es ist nicht nur voll
tauglich für den Bühneneinsatz, wie der Hersteller beschei- den beschreibt,
sondern auch eine wirklich gute und neue Alternative für alle, die akustische
Gitarren verstärkt spielen. Außerdem kann man die ”Frame Guitar” als ideales
Reise - und Übungsinstrument benutzen. Handlichkeit, ein schönes,
ausgefallenes Design und perfekte Verarbeitung sind weitere Punkte, die aus
dem Gitarrenrahmen schon fast ein Liebhaberstück machen.
Das ist doch mal handlich!!
Soweit der Artikel. Im Februar 99
bestellt, im Juli angekommen bei
Soundcheck. Ich habe ein NylonString-Modell. Die Gitarre ist
wirklich leicht und bequem zu
spielen. Sie wurde in einem
Gigbag aus Nylon angeliefert. Die
Rahmenteile sind in der Vortasche
untergebracht.
Die Frameworks hat mich schon weit auf Reisen begleitet, sie war mit auf
Formentera, auf Kreta, in Brasilien. In Verbindung mit einer Korg-Pandora
und einem Winzig-Verstärker kann man nett auf dem Hotelzimmer üben, ohne
dass jemand anders gestört wird.