Konzept zur Betreuung von Kindern ab 2 Jahren
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Konzept zur Betreuung von Kindern ab 2 Jahren
Konzept zur Betreuung von Kindern ab 2 Jahren Auch ab Zwei schon mit dabei 2. Auflage Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Die Aufnahme und Betreuung von Kindern unter drei Jahren 3 Der Tagesablauf 4. Bedürfnisse der Zweijährigen 4.1. Betreuung- und Raumsituation 4.2. Bewegung 4.3. Ruhen und Schlafen 4.4. Spielen 4.5. Pflege 4.6. Ernährung 5. 5.1. Entwicklungsthemen der Zweijährigen Aufbau sicherer Bindungen 6. Eingewöhnung 7. Kommunikation 8. Der Eintritt in die soziale Kinderwelt 9. Bildungs- und Lerndokumentation 10. Elternarbeit 11. Wir wollen noch besser werden 12. Krisenintervention / Umgang mit Verdachtsfällen 13. Nachwort 14. Impressum 15. Anhang 15.1. Handreichung zur Eingewöhnung 15.2. Fragebogen für die Eltern zur Eingewöhnungsgespräch Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 1. Einleitung Die Kindergartenlandschaft verändert sich stetig. Der gesellschaftliche Wandel wird auch in unserem Kindergarten spürbar. Sei es die Verkürzung der Elternzeiten berufstätiger Mütter und Väter, der Wegfall generationsübergreifender Betreuung, die steigende Zahl Alleinerziehender, veränderte Arbeitszeitmodelle, unterschiedliche Vorstellungen und Voraussetzungen bei der Versorgung und Erziehung der Kinder, zuverlässige und wohnortnahe Betreuungsangebote bereits für Kleinkinder uvm. Das führte dazu, dass die Öffnung der Altersgrenze nach unten zunehmend in unser Blickfeld rückte. Der Wandel von Lebenslagen und Lebensplänen junger Eltern sowie neue Bedingungen der Arbeitswelt machen eine realitätsbezogene Anpassung der Rechtslage in der Kinder- und Jugendhilfe notwendig. Nach Maßgabe des §24 Abs. 2 und 3 des SGB VIII in der Fassung des Tagesbetreuungsausbaugesetzes sind für Kinder im Alter unter drei Jahren bedarfsgerechte Angebote in Tageseinrichtungen vorzuhalten,deren Eltern erwerbsfähig sind bzw. sich in einer beruflichen Bildungsmaßnahme, in einer Schuloder Hochschulausbildung befinden, an einer Maßnahme zur Eingliederung in Arbeit teilnehmen oder deren Wohl nicht gesichert ist. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 2. Die Aufnahme und Betreuung von Kindern unter drei Jahren Zweijährige Kinder sind nicht einfach nur ein Jahr jünger und unerfahrener als Dreijährige. Sie sind entwicklungsbedingt mit bisherigen Kindergartenkindern nicht vergleichbar. Ihre Bedürfnisse und Ansprüche gestalten sich grundsätzlich anders. Sie benötigen mehr Struktur, mehr Platz, weniger Materialien und Spielsachen, jedoch viel mehr Zeit und Unterstützung durch einen Erwachsenen als feste Bezugsperson, um sich gut entwickeln zu können. Mit der Aufnahme Zweijähriger erhöht sich die Altersmischung auf fünf Jahrgänge. Für uns als pädagogische Fachkräfte ist die Befriedigung der Entwicklungs- und Bildungsbedürfnisse eines jeden Kindes und der Anspruch der Eltern aller Altersgruppen eine große Herausforderung. 3. Der Tagesablauf Die Kinder kommen zwischen 7:30 Uhr und 9:00 Uhr in den Kindergarten. Ausnahme bilden die einzugewöhnenden Kinder. Diese kommen nach individueller Absprache. 7:30 Uhr – 9:00 Uhr - Ankommen der Kinder - Freispiel 9:00 Uhr – 9:15 Uhr - Morgenkreis in der Halle mit allen Kindern 9:15 Uhr – 10:00 Uhr - Freispiel 10:00 Uhr – 10:20 Uhr - gemeinsames Frühstück im gelben Zimmer 10:20 Uhr – 11:30 Uhr - Freispiel 11:30 Uhr – 12:15 Uhr - Aufenthalt im Freien 12:15 Uhr – 12:30 Uhr - Vorbereitung zum Mittagessen 12:30 Uhr – 13:00 Uhr - gemeinsames Mittagessen mit allen Kindern 13:00 Uhr – 13:30 Uhr - Zähne putzen - Kinder werden abgeholt Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim Wenn Kinder im Tageslauf Er- bzw. Übermüdungserscheinungen zeigen, erhalten sie die Möglichkeit im, als Turnraum bezeichneten, Raum sich auszuruhen oder zu schlafen. 4. Bedürfnisse von Zweijährigen Das Verhaltensrepertoire zweijähriger Kinder ist bereits sehr vielfältig. Das bedeutet, dass die Inhalte der Bildungsbereiche, selbstverständlich altersgerecht, auch auf diese Kinder übertragen werden. Aufgrund ihres Entwicklungsstandes interessieren die Spiel- und Lernangebote die Kinder nur kurzfristig. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen. Sie wollen alles selber machen. Greift man dieses Bedürfnis auf, zeigen sie meist große Aufmerksamkeit und Ausdauer. Zweijährige Kinder brauchen den Mitmacher, der sich auf sie einstellt und ihnen dadurch den entsprechenden Rückhalt bietet. Hierdurch entsteht eine intensive Betreuungs- und Wohlfühantmosphäre. Mit der Eröffnung altersgerechter Bewegungsmöglichkeiten, der Einrichtung von Ruhe- und Schlafmöglichkeiten, der Schaffung altersentsprechender Spielräume, der den Kompetenzen der Kinder angemessenen Körperpflege sowie der Ermöglichung gesunder Ernährung legt man die Grundlage zur Bedürfnisbefriedigung der Zweijährigen. In unserem Kindergarten werden diese Ansprüche folgendermaßen konzeptionell umgesetzt: Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 4.1. Betreuungs- und Raumsituation Unsere Betriebserlaubnis ermöglicht uns die Aufnahme von vier Kindern ab zwei Jahren in einer von unseren zwei Gruppen. Die vier Zweijährigen besetzen bis zum Vormonat der Vollendung des dritten Lebensjahres zwei Kindergartenplätze. Somit reduziert sich die Gruppengröße von ehemals 25 Kindern auf maximal 21 Kinder. Alle Zweijährigen werden in der altersgemischten Gruppe betreut, welche im roten Zimmer ihren Gruppenraum hat. Um dem Bedürfnis nach altersentsprechenden Spielmöglichkeiten gerecht werden zu können, haben wir in dem zum Gruppenraum zugehörigen Nebenraum eine auf zweijährige zugeschnittene Spieloase geschaffen. Hier befinden sich neben niedrigen Regalen, ein Esstisch mit entsprechenden Sitzmöglichkeiten, Spielteppiche, Sitz- und Liegepolster, ein großer Wandspiegel und Kisten mit Spielmaterial. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim Eine Erzieherin ist als feste Bezugsperson für den Kleinkindbereich verantwortlich. Sie ist, besonders in der Eingewöhnungsphase eines jeden Zweijährigen, verlässlicher Ansprechpartner. Damit die kontinuierlich Begleitung der Kinder gewährleistet ist, übernimmt die Aufgabe eine Kollegin die vollzeitbeschäftigt ist. Eine Teilzeitkraft steht unterstützend punktuell bereit. So ist eine weitere Vertrauensperson vor Ort, die bei Abwesenheit der Bezugsperson die Betreuung der Kleinen übernehmen kann. Um dem Bedürfnis der Zweijährigen nach Ruhe gerecht zu werden, haben wir im ehemaligen Turnraum einen Raum mit Ruhe- und Schlafmöglichkeiten geschaffen. Hier befinden sich entsprechende Matratzen, Decken und Kissen. 4.2. Bewegung Durch Bewegung setzen sich Kinder mit sich selbst, ihrer sozialen und materiellen Umgebung auseinander. Die motorische Auseinandersetzung mit der Umwelt leistet einen großen Beitrag in der Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Kindes. Damit sich das Kind gesund entwickeln kann, benötigt es zwingend Bewegungsanreize. In unserer Halle finden täglich entsprechende Angebote statt, an denen auch die Kleinsten teilnehmen können. Die Bewegungsbaustellen werden auf die Zweijährigen abgestimmt und durch eine Erzieherin beaufsichtigt und begleitet. Der tägliche Aufenthalt im Freien ermöglicht den Kindern das Spielen in unserem Garten oder auf dem nahe gelegenen Spielplatz. Im Garten können sich die Kinder frei bewegen und sich den Herausforderungen von Spielgeräten, verschiedenen Klettermöglichkeiten und unterschiedlichem Geländeverlauf stellen. Die Gruppenräume sind so gestaltet, dass die Kinder ihrem Bewegungsdrang nachgehen können. Entsprechende Materialien wie bspw. Rollbretter, Wippen, Bobbycars, große Bausteine u.a. geben zusätzliche Bewegungsanreize. Kinder spielen am liebsten auf dem Boden. Auch der traditionelle Morgenkreis findet auf dem Boden sitzend statt. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 3.3. Ruhen und Schlafen Besonders für die Kinder unter drei Jahren ist der Besuch des Kindergartens sehr anstrengend. Die vielen neuen Eindrücke müssen erst einmal verarbeitet werden. Daher war es uns sehr wichtig Ruhemöglichkeiten und einen Schlafraum zu schaffen in die sie sich zurückziehen können um neue Energie sammeln zu können. Jeder Gruppenraum ist mit einer Ruheinsel ausgestattet. Decken und Kissen sorgen für Gemütlichkeit. Die Kinder können hier kuscheln, Bücher anschauen und sich ausruhen. Im Schlafraum befinden sich Matratzen die sich hervorragend für eine Ruhe- und Schlafpause eignen. Decken und Kissen runden die gemütliche Atmosphäre ab. 3.4. Spielen Spielen ist die Arbeit der Kinder. Hierbei erfahren sie die Welt unter Einsatz aller Sinne. Kinder benötigen Zeit und Raum für ein ungestörtes Spiel. Äußere Störungen verhindern eine intensive Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Umgebung. Unsere Aufgabe als Erzieherinnen ist es einen sicheren Rahmen für Kinder zu schaffen. Äußere Reize minimieren wir, so dass eine Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit entstehen kann. Wir Erwachsene schauen abwartend dem Tun der Zweijährigen zu und teilen die Blicke jedes Kindes wenn es die Aufmerksamkeit sucht. Die Kinder erhalten von uns die Möglichkeit Konflikte und Frustrationen weitestgehend selbständig zu lösen. Hierdurch erfahren sie Achtung und Wertschätzung. Aus unseren Beobachtungen erfahren wir die entsprechenden Lebensthemen der Kinder und sind in der Lage die Umgebung entsprechend anzupassen. Wir verstehen unsere Rolle als Erzieherin als die der Beziehungspartnerin. Kinder benötigen sichere Bindungen und Hürden an denen sie wachsen können. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 4.5. Pflege Je jünger ein Kind ist, desto notwendiger ist ein intensiver Bezug zu ihm. Aus diesem Grund haben wir den Zweijährigen eine feste Bezugsperson in einem geschützten Rahmen ermöglicht. Eine zweite, den Kindern gut bekannte Person steht jederzeit zur Unterstützung bereit. So ist gesichert, dass jedes Kind die notwendige Aufmerksamkeit und Zuwendung erhält. Einfühlsame Körperpflege ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Diese wird nur von den Bezugspersonen durchgeführt. Die Körperpflege gibt uns die Möglichkeit gezielter mit dem Kind in Beziehung zu treten, mit ihm zu sprechen, auf seine Reaktionen zu achten und darauf einzugehen. Der Respekt vor der Persönlichkeit des Kindes steht besonders hier im Mittelpunkt. Die Grenzen der Pflege durch uns Erzieherinnen setzt das Kind. So steht für uns immer die Bereitschaft des Kindes im Vordergrund sich von der Bezugsperson bspw. wickeln zu lassen. Verweigert ein Kind vehement dieses, halten wir es für wesentlich, dass ein Elternteil diesen Teil der Pflege übernimmt. Die Pflege der Zweijährigen findet im Waschraum unseres Kindergartens statt. Hier haben wir einen Wickeltisch mit Auflage, einen Windeleimer, Wickelutensilien und Waschmöglichkeiten. 4.6. Ernährung Die gesunde Ernährung der Kinder liegt uns am Herzen. Besonderes Augenmerk legen wir auf eine gemütliche Atmosphäre. In dieser können die Kinder in Ruhe ihr Essen genießen. Alle Kinder bringen ein gesundes Frühstück von zu Hause mit. Die Zweijährigen essen gemeinsam mit ihrer Bezugserzieherin in ihrem Raum. Von Seiten des Kindergartens wird Kräutertee angeboten. Eltern organisierten die Möglichkeit Sprudel mit zu reichen. Die Erzieherin unterstützt die Kleinen beim Essen und Trinken und fördert ihre Selbständigkeit. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim Das Mittagessen wird gemeinsam mit den anderen Kindern gegen 12:30 Uhr in der Kinderküche und im blauen Zimmer eingenommen. Wir reichen warmes Essen welches von der Seniorenwohnanlage „Schönberg“ in Oedheim zubereitet und heiß geliefert wird. Die Zweijährigen sitzen gemeinsam an einem Tisch mit ihrer Bezugserzieherin. Auch hier legen wir großen Wert auf Selbständigkeit. Im Anschluss an die warme Mahlzeit reichen wir den Kindern noch einen Nachtisch in form von frisch aufgeschnittenem Obst. Die hierfür benötigten Früchte bringen die Kinder von zu Hause mit. 5. Entwicklungsthemen der Zweijährigen Die Befriedigung der Grundbedürfnisse ist das Eine. Ebenso wichtig sind auch die Entwicklungsaufgaben die sich die Kinder im Alltag stellen. Damit wir die Bildungs- und Lernprozesse der Zweijährigen verstehen und adäquat unterstützen können ist es für uns selbstverständlich, dass wir die Entwicklungsphasen die die Kinder altersgemäß durchleben kennen. Ebenso verhält es sich mit den damit verbundenen Anforderungen. Es finden verschiedenen Lernprozesse statt, die entsprechende Entwicklungsaufgaben und -themen mit sich bringen. Die Handlungen der Kinder werden von diesen Entwicklungsthemen bestimmt. So bauen Zweijährige sichere und tragfähige Beziehungen zu Erwachsenen auf, erlangen Autonomie und Kontrolle und lernen verstärkt sprechen. Symbole erlangen zunehmend an Bedeutung. Erste Spielpartnerschaften mit anderen Kindern werden gebildet. Die Kinder finden sich zunehmend in der sozialen Kinderwelt zurecht. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 5.1. Aufbau sicherer Bindungen Unter Bindung versteht man nach John Bowlby ein „gefühlsmäßiges Band“, dass zwischen dem Kind und seinen Eltern bzw. engen Bezugspersonen im Laufe der ersten Lebensmonate entsteht. Das Kind entwickelt eine spezielle Beziehung zu den, es betreuenden, Personen. Sichert diese Bindung in den Anfangsmonaten das pure Überleben, wird es mit zunehmendem Alter die sichere Basis zur Erkundung der Umwelt. Diese Bindung gibt Schutz und Beruhigung im Umgang mit unbekannten Situationen. Diese Fähigkeit zum Bindungsaufbau ist genetisch vorprogrammiert. In der Konsequenz daraus verinnerlicht das Kind emotionale Handlungsweisen. Die Autonomie des Kindes wird durch Zuverlässigkeit, Feinfühligkeit und Kontinuität der Bezugspersonen gefördert. Hierdurch entstehen, so die Bindungstheorien „sicher“ und „unsicher gebundene“ Kinder. 6. Eingewöhnung Kommen Kinder neu in den Kindergarten finden sie eine nicht vertraute Umgebung mit ihnen fremden Personen vor. Sich in neuen, unbekannten Situationen zurechtzufinden ist für alle Menschen, egal wie alt sie sind, anstrengend. Kleine Kinder verfügen jedoch über weit weniger Möglichkeiten als Erwachsene, sich die Situation zu erleichtern. Um sich orientieren zu können, brauchen sie die Unterstützung durch vertraute Menschen. Um die Kinder besser kennen zu lernen, führen wir zu Beginn intensive Elterngespräche. Es ist uns wichtig zu erfahren, welchen Rhythmus die Kinder leben, welche Gewohnheiten, Vorlieben, Eigenheiten sie haben, Familiensituation, Krankheiten etc. Hierzu bitte wir die Eltern auch einen Fragebogen auszufüllen. In diesem können die Eltern auch ihre Wünsche, Fragen und Befürchtungen formulieren. Auf diese Weise können wir Erzieherinnen noch individueller auf die Kinder und deren Eltern eingehen. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim Punkte die uns für eine harmonische Eingewöhnung jedes Kindes wichtig sind: Das Kind besucht in der ersten Woche, wenn es die Familiensituation zulässt, nur kurz den Kindergarten (ca. 1,5 h). Eltern begleiten ihr Kind im Kindergarten. Die Erzieherin nähert sich dem Kind langsam und bleibt in Blickkontakt. Eltern haben einen sehr großen Einfluss auf ihr Kind. Sie müssen es zulassen, dass ihr Kind eine Beziehung zur Erzieherin aufbaut. Nach ca. drei bis vier Tagen erfolgt der erste Trennungsversuch. Die Reaktion des Kindes gibt Aufschluss über die notwendige Dauer der Eingewöhnungszeit. Diese ist abgeschlossen, wenn die Erzieherin das Kind trösten kann. Das muss nicht heißen, dass das Kind nicht mehr weint bei der Verabschiedung. Nach der Eingewöhnungszeit wird es sich schnell beruhigen lassen, wenn die Eltern gegangen sind. Eltern verabschieden sich immer vom Kind! Eltern verabschieden sich kurz und ziehen die Verabschiedung nicht in die Länge. Das belastet das Kind. Rituale helfen! Kinder haben selten Angst vor fremden Kindern. Die Kindergruppe und Spielzeug wirken als Gegengewicht zu den Angst auslösenden Momenten, indem sie das Kind dazu bewegen, sich vom Elternteil zu lösen und neu zu orientieren. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 7. Kommunikation Eine wichtige Entwicklungsphase für die Zweijährigen ist der Spracherwerb. Kinder in diesem Alter erkunden ihre Umwelt und beteiligen sich an dieser. Sie sind wissbegierig, neugierig und sehr kommunikationsfreudig. Sie entdecken, dass alle Dinge und jeder Mensch einen Namen hat. Die Kleinen erfahren, dass Sprache ein Instrument ist, mit dem man sich Wünsche, Bedürfnisse, Unmut und Meinungen mitteilen kann. Kinder erleben das Sprechen der sie umgebenden Personen und erfahren, dass man zur Informationsaufnahme zuhören muss. Mit diesem Verständnis beginnt der Spracherwerb. Zunehmend gewinnt das Kind an Sprachverständnis. In dieser Phase benötigt das Kind Menschen, die alles was erlebt und wahrgenommen wird, in Worte kleiden. Es versteht sich, dass zu Beginn des Spracherwerbs der passive Wortschatz stetig wächst. Verbale Anweisungen werden verstanden und ausgeführt. Aus dem Bedürfnis des Kindes verstanden zu werden, entwickelt sich der aktive Wortschatz. Das Kind benötigt Personen, die seine „Sprache“ verstehen und angemessen darauf reagieren. Hierbei ist es wichtig, diese „Sprache“ den anderen Kindern zu erklären und unterstützend einzugreifen, wenn die Kinder alleine nicht mehr weiter kommen. Erwachsene sind für die Zweijährigen Vorbilder. Aus diesem Grund ist es uns wichtig mit den Kindern langsam, deutlich und gut artikuliert zu sprechen. Der Blickkontakt mit dem Kind ist hierbei selbstverständlich. Das Veranschaulichen des Gesprochenen durch Gesten und Bilder unterstütz das Kind in seinem Sprachverständnis. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 8. Der Eintritt in die soziale Kinderwelt Sich in der sozialen Welt der Gleichaltrigen zurechtzufinden und (Spiel-) Beziehungen zu anderen Kindern aufzubauen, ist eine weitere Entwicklungsaufgabe, die die Zweijährigen bewältigen müssen.1 Das sich aufeinander Einlassen und miteinander Spielen ist noch im Beginn begriffen. Es herrscht das Spielen nebeneinander her vor. Feste Beziehungen wie man sie unter Geschwistern findet ermöglichen erste kooperative Spielabläufe. Erst allmählich lernen die Kinder zwischen dem was ihnen und dem was anderen gehört zu unterscheiden. Das Teilen, Abgeben und Schenken werden erst im Laufe der weiteren Entwicklung erlernt. Hierbei sind regelmäßige Kontakte mit den älteren Kindern sehr nützlich. Von und mit ihnen können die Zweijährigen lernen und ihre Grenzen austesten. Die Herstellung dieser Kontakte ist uns sehr wichtig. Wir ermöglichen den Kindern sich selber auszusuchen in welcher Form es Kontakt zu den Kindern aufnehmen möchte. Altersgemischte Spielpartner, die in unserer Gruppe zu finden sind, erweitern das Kontaktspektrum. Die Kleinen haben die Möglichkeit durch Beobachtung das Verhalten der Größeren zu übernehmen. Die über Dreijährigen haben hierbei eine Vorbildfunktion inne. Wir Erzieherinnen besonders aber die Bezugsperson hat hier eine beobachtende Aufgabe inne. Es ist sehr wichtig sich an dieser Stelle zurück zu nehmen und den Kindern beim Lernen sozialer Strukturen zu vertrauen. Kinder brauchen Freiräume und dürfen besonders in diesem Prozess nicht eingeengt werden. Konsequentes Verhalten der Erzieherinnen und die Gleichberechtigung aller Kinder, ist für das Zurechtfinden im Gruppengeschehen unerlässlich. Angemessene Anerkennung wirkt sich förderlich auf das Zusammenspiel zwischen Kindern und Erzieherinnen aus. 1 Vgl. Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend (2006): Die Kleinen kommen Zweijährige im Kindergarten Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 9. Bildungs- und Lerndokumentation Im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten ist die Beobachtung und Dokumentation ein Teil der für alle Einrichtungen verbindlichen Aufgaben. Beobachten ist ein Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit Beobachtungen ermöglichen einen Überblick über die Entwicklung, die Handlungsthemen und dem Können des einzelnen Kindes Beobachtungen ermöglichen die individuellen Bedürfnisse und Handlungsmotive jedes Kindes zu erkennen und zu verstehen Durch das Beobachten erkennen wir Pädagoginnen die individuellen Eigenschaften und Stärken jedes Kindes und entwickeln daraus Handlungsprofile um das Kind aufbauend auf seinem Wissen, seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern. Beobachtungen bilden die Grundlage für Entwicklungsgespräche mit Eltern Die Beobachtungen werden bei uns durch das Erstellen von Lerngeschichten nach dem Konzept von Margaret Carr dokumentiert. Diese sind den Kindern und deren Eltern jederzeit zugänglich. Eltern sind immer dazu eingeladen Kommentare wie auch kleine Geschichten mit, um und für ihre Kinder zu schreiben. Durch die vielen individuellen Blicke vervollkommnet sich das Bild über das Kind. Diese Entwicklungsquerschnitte sind im Kindergartenbuch des jeweiligen Kindes zu finden. Um einen Entwicklungsvergleich erstellen zu können werden in unserer Einrichtung die allgemeine Entwicklung über die Beobachtungsbögen der „Grenzsteine“ dokumentiert. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim Jedes Kind macht während seiner Zeit im Kindergarten vielfältige Erfahrungen und Entwicklungsschritte, die wir schriftlich in einem eigens dafür angelegten Ordner fixieren. Das Entwicklungsbuch ist eine persönliche Dokumentation über jedes Kind. Die Entwicklungsdokumentation wird zusammen mit dem Kind und deren Eltern gestaltet und geführt. Es ist im Kindergarten frei zugänglich und kann vom Kind und seinen Eltern eingesehen werden. Am Ende der Kindergartenzeit erhält das Kind sein „Portfolio“ als Erinnerung an seine „Bildung und Entwicklung“ im Kindergarten mit nach Hause. Was in das Kindergartenbuch kommt: Eine Familienseite (Von Eltern mit dem Kind gestaltet) Auf der Familieseite kann das Kind seine Familie auch im Kindergarten anhand der Fotos „sehen“ und vorstellen Die individuelle Geburtsgeschichte des Kindes (von Eltern gestaltet) Diese Geschichte soll über die Geburt des Kindes, die Freude der Eltern darüber, seine persönlichen Besonderheiten und vieles mehr erzählen. Die Geschichte wird am Geburtstag des Kindes vorgelesen, so dass das Kind und seine Gäste Interessantes, Schönes, Erlebnisreiches oder auch Witziges voneinander erfahren können. Ein Steckbrief über das Kind (im Kindergarten gestaltet) Zusammen mit dem Kind werden körperliche Merkmale (Größe, Haarund Augenfarbe) besprochen, gestaltet und schriftlich festgehalten Lerngeschichten über den Alltag, Besonderheiten und vieles mehr. All das, was das Kinderleben ausmacht und bereichert. Fotos von Geburtstagen, Festen, besonderen Spielaktivitäten des Kindes, verschiedene Altersphasen, witzige Szenen, besonderen Bauwerken…. Individuell gestaltete Bilder und Werke des Kindes Arbeiten von Projekten, Altersgruppen, Sonstiges Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 10. Elternarbeit Ein kontinuierlicher Austausch ermöglicht und pflegt eine enge Erziehungspartnerschaft. Wir stärken Erziehungskompetenzen der Eltern und forder Erziehungsverantwortung ein. Für Mitgestaltung und Mitsprache sind wir im Rahmen unseres pädagogischen Konzeptes offen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern in unserem Kindergarten ist ein wichtiger Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit und uns sehr wichtig. Das Treffen sowie das Einhalten von klaren Absprachen bildet die Grundlage dafür, dass sich jedes Kind wohl fühlen kann. Tür- und Angelgespräche haben besonders in der Betreuung der Zweijährigen ihren festen Platz. Hier werden tägliche Anliegen besprochen, sowie über die Gestaltung des Kindergartentages informiert. Nach ca. 6 bis 8 Wochen nach Aufnahme eines Kindes laden wir zu einem Eingewöhnungsgespräch ein. Der Ablauf der Eingewöhnung des Kindes sowie weitere Schritte sind Thema dieses Gespräches. Im jeweiligen Geburtsmonat findet ein Entwicklungsgespräch statt. Die Entwicklung des Kindes im vergangenen Jahr steht hierbei im Mitteilpunkt. Elternabende, die alle zwei Monate erscheinende Kindergartenzeitung, die Infowand und die Alltagsdokumentation sind weitere Möglichkeiten für Eltern sich über die Arbeit im Kindergarten zu informieren. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 11. Wir wollen noch besser werden Die Zufriedenheit der Kinder, Eltern und anderer Kooperationspartner ist uns sehr wichtig. Niemand ist perfekt. Wir sind uns bewusst, dass wir uns stetig verbessern können. Und so ist uns konstruktive Kritik immer willkommen. Sie bildet ein Standbein unserer stetigen Weiterentwicklung. Alle Mitarbeiter sind für Beschwerden stets offen. Diese können mündlich der jeweiligen Erzieherin gegenüber, der Einrichtungsleitung, dem Elternbeirat oder gegenüber dem Träger geäußert werden. Auch eine schriftliche Einreichung einer Beschwerde ist möglich. Nach Eingang einer Beschwerde wird der Sachverhalt in der nächste Teamsitzung (einmal wöchentlich stattfindend), je nach Inhalt der Beschwerde mit oder ohne Eltern, lösungsorientiert besprochen. In dringenden Fällen geschieht das auch sofort und im Einzelgespräch. Auch Kinder äußern ihre Meinung. Regelmäßig stattfindende Kinderkonferenzen bieten ihnen die notwendige Plattform Wünsche und Kritik angemessen zu platzieren. Die Zwei bis Sechsjährigen haben klare Vorstellungen von dem was ihnen gefällt und was nicht, was sie wollen und brauchen. Dieses nehmen wir gerne auf. Diese Äußerungen bilden mit die Grundlage unseres pädagogischen Handelns. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 12. Krisenintervention / Umgang mit Verdachtsfällen Nach Schätzung des Kinderschutzbundes werden zwischen 300.000 und 400.000 Kinder in Deutschland misshandelt und/oder sexuell missbraucht. Wenn wir aufgrund von eigenen Beobachtungen, Hinweise durch Kinder, Eltern Kolleginnen und Kollegen sowie durch Dritte zu dem Verdacht auf eine eventuell vorliegende Kindeswohlgefährdung erlangen, halten wir für sehr wichtig erst einmal im Team über die vorgenannten Auffälligkeiten / Hinweise zu sprechen und abzuklären, ob andere Kolleginnen ähnliche Beobachtungen gemacht haben. Ist dies nicht der Fall, wird das Kind weiter systematisch beobachtet. Die lückenlose Dokumentation der Verdachtsmomente ist selbstverständlich. Bestätigt sich der Verdacht, werden die Eltern zu einem Elterngespräch eingeladen. In diesem berichtet die Erzieherin von ihren Beobachtungen und den eventuellen Aussagen des Kindes. Des weiteren erkundigt sich die Erzieherin, ob die Eltern ähnliche Beobachtungen gemacht bzw. Äußerungen des Kindes vernommen haben und klärt ab, welche Maßnahmen die Eltern diesbezüglich bereits eingeleitet haben. Lässt sich der Verdacht einer Kindeswohlgefährdung nicht ausräumen, wir zur Abschätzung des Gefährdungsrisikos die insofern erfahrene Fachkraft hinzugezogen. Diese gibt Empfehlungen zum weiteren Verfahrensablauf. Sollten weitere Handlungsschritte erforderlich werden, ist das Jugendamt möglichst frühzeitig in die Vorgehensweise mit einzubeziehen. Dieses leitet dann geeignete Maßnahmen zum Schutz des Kindeswohles ein. 13. Nachwort Dieses Konzept, welches von allen Mitarbeiterinnen unseres Kindergarten durchdacht und entwickelt wurde, versteht sich als Erweiterung zum bereits bestehenden Qualitätshandbuches unseres Kindergartens. Wir wünschen uns hiermit unsere pädagogische Arbeit transparent gestaltet zu haben und hoffen Ihnen als Leser einen Einblick in den Alltag unserer Einrichtung geben zu können. Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim 14. Impressum Träger: Gemeinde Oedheim Ratsstraße 1 74229 Oedheim Herausgeber: Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1 74229 Oedheim Verfasser: Wenke Hildebrandt Renate Rohatschek Bettina Rosenberg Veronika Müller Natalie Piela Verantwortlich: Wenke Hildebrandt Die Mitarbeiterinnen des Kindergartens haben alle Sorgfalt walten lassen, um vollständige und akkurate Informationen zu publizieren. ________________________________________ Wenke Hildebrandt (Kindergartenleiterin) Oedheim, 15.September 2014 Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim Anhang Kindergarten Neuberg Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim