Konzept zur Betreuung von Kindern ab 2 Jahren

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Konzept zur Betreuung von Kindern ab 2 Jahren
Konzept zur Betreuung von Kindern
ab 2 Jahren
Auch ab Zwei schon mit dabei
2. Auflage
Kindergarten Neuberg
Am Wasserturm 1, 74229 Oedheim
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung
2.
Die Aufnahme und Betreuung von Kindern unter drei Jahren
3
Der Tagesablauf
4.
Bedürfnisse der Zweijährigen
4.1.
Betreuung- und Raumsituation
4.2.
Bewegung
4.3.
Ruhen und Schlafen
4.4.
Spielen
4.5.
Pflege
4.6.
Ernährung
5.
5.1.
Entwicklungsthemen der Zweijährigen
Aufbau sicherer Bindungen
6.
Eingewöhnung
7.
Kommunikation
8.
Der Eintritt in die soziale Kinderwelt
9.
Bildungs- und Lerndokumentation
10.
Elternarbeit
11.
Wir wollen noch besser werden
12.
Krisenintervention / Umgang mit Verdachtsfällen
13.
Nachwort
14.
Impressum
15. Anhang
15.1. Handreichung zur Eingewöhnung
15.2. Fragebogen für die Eltern zur Eingewöhnungsgespräch
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1. Einleitung
Die Kindergartenlandschaft verändert sich stetig.
Der gesellschaftliche Wandel wird auch in unserem Kindergarten spürbar.
Sei es die Verkürzung der Elternzeiten berufstätiger Mütter und Väter, der Wegfall
generationsübergreifender Betreuung, die steigende Zahl Alleinerziehender,
veränderte Arbeitszeitmodelle, unterschiedliche Vorstellungen und Voraussetzungen
bei der Versorgung und Erziehung der Kinder, zuverlässige und wohnortnahe
Betreuungsangebote bereits für Kleinkinder uvm.
Das führte dazu, dass die Öffnung der Altersgrenze nach unten zunehmend in unser
Blickfeld rückte.
Der Wandel von Lebenslagen und Lebensplänen junger Eltern sowie neue
Bedingungen der Arbeitswelt machen eine realitätsbezogene Anpassung der
Rechtslage in der Kinder- und Jugendhilfe notwendig.
Nach Maßgabe des §24 Abs. 2 und 3 des SGB VIII in der Fassung des
Tagesbetreuungsausbaugesetzes sind für Kinder im Alter unter drei Jahren
bedarfsgerechte Angebote in Tageseinrichtungen vorzuhalten,deren Eltern
erwerbsfähig sind bzw. sich in einer beruflichen Bildungsmaßnahme, in einer Schuloder Hochschulausbildung befinden, an einer Maßnahme zur Eingliederung in Arbeit
teilnehmen oder deren Wohl nicht gesichert ist.
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2. Die Aufnahme und Betreuung von Kindern unter drei Jahren
Zweijährige Kinder sind nicht einfach nur ein Jahr jünger und unerfahrener als
Dreijährige. Sie sind entwicklungsbedingt mit bisherigen Kindergartenkindern nicht
vergleichbar. Ihre Bedürfnisse und Ansprüche gestalten sich grundsätzlich anders.
Sie benötigen mehr Struktur, mehr Platz, weniger Materialien und Spielsachen,
jedoch viel mehr Zeit und Unterstützung durch einen Erwachsenen als feste
Bezugsperson, um sich gut entwickeln zu können.
Mit der Aufnahme Zweijähriger erhöht sich die Altersmischung auf fünf Jahrgänge.
Für uns als pädagogische Fachkräfte ist die Befriedigung der Entwicklungs- und
Bildungsbedürfnisse eines jeden Kindes und der Anspruch der Eltern aller
Altersgruppen eine große Herausforderung.
3. Der Tagesablauf
Die Kinder kommen zwischen 7:30 Uhr und 9:00 Uhr in den Kindergarten. Ausnahme
bilden die einzugewöhnenden Kinder. Diese kommen nach individueller Absprache.
7:30 Uhr – 9:00 Uhr
- Ankommen der Kinder
- Freispiel
9:00 Uhr – 9:15 Uhr
- Morgenkreis in der Halle mit allen Kindern
9:15 Uhr – 10:00 Uhr
- Freispiel
10:00 Uhr – 10:20 Uhr
- gemeinsames Frühstück im gelben Zimmer
10:20 Uhr – 11:30 Uhr
- Freispiel
11:30 Uhr – 12:15 Uhr
- Aufenthalt im Freien
12:15 Uhr – 12:30 Uhr
- Vorbereitung zum Mittagessen
12:30 Uhr – 13:00 Uhr
- gemeinsames Mittagessen mit allen Kindern
13:00 Uhr – 13:30 Uhr
- Zähne putzen
- Kinder werden abgeholt
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Wenn Kinder im Tageslauf Er- bzw. Übermüdungserscheinungen zeigen, erhalten sie
die Möglichkeit im, als Turnraum bezeichneten, Raum sich auszuruhen oder zu
schlafen.
4. Bedürfnisse von Zweijährigen
Das Verhaltensrepertoire zweijähriger Kinder ist bereits sehr vielfältig. Das bedeutet,
dass die Inhalte der Bildungsbereiche, selbstverständlich altersgerecht, auch auf
diese Kinder übertragen werden.
Aufgrund ihres Entwicklungsstandes interessieren die Spiel- und Lernangebote die
Kinder nur kurzfristig. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen. Sie wollen alles selber
machen. Greift man dieses Bedürfnis auf, zeigen sie meist große Aufmerksamkeit
und Ausdauer. Zweijährige Kinder brauchen den Mitmacher, der sich auf sie einstellt
und ihnen dadurch den entsprechenden Rückhalt bietet.
Hierdurch entsteht eine intensive Betreuungs- und Wohlfühantmosphäre. Mit der
Eröffnung altersgerechter Bewegungsmöglichkeiten, der Einrichtung von Ruhe- und
Schlafmöglichkeiten, der Schaffung altersentsprechender Spielräume, der den
Kompetenzen der Kinder angemessenen Körperpflege sowie der Ermöglichung
gesunder Ernährung legt man die Grundlage zur Bedürfnisbefriedigung der
Zweijährigen.
In unserem Kindergarten werden diese Ansprüche folgendermaßen konzeptionell
umgesetzt:
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4.1. Betreuungs- und Raumsituation
Unsere Betriebserlaubnis ermöglicht uns die Aufnahme von vier Kindern ab zwei
Jahren in einer von unseren zwei Gruppen.
Die vier Zweijährigen besetzen bis zum Vormonat der Vollendung des dritten
Lebensjahres zwei Kindergartenplätze. Somit reduziert sich die Gruppengröße von
ehemals 25 Kindern auf maximal 21 Kinder.
Alle Zweijährigen werden in der altersgemischten Gruppe betreut, welche im roten
Zimmer ihren Gruppenraum hat. Um dem Bedürfnis nach altersentsprechenden
Spielmöglichkeiten gerecht werden zu können, haben wir in dem zum Gruppenraum
zugehörigen Nebenraum eine auf zweijährige zugeschnittene Spieloase geschaffen.
Hier befinden sich neben niedrigen Regalen, ein Esstisch mit entsprechenden
Sitzmöglichkeiten, Spielteppiche, Sitz- und Liegepolster, ein großer Wandspiegel und
Kisten mit Spielmaterial.
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Eine Erzieherin ist als feste Bezugsperson für den Kleinkindbereich verantwortlich.
Sie ist, besonders in der Eingewöhnungsphase eines jeden Zweijährigen,
verlässlicher Ansprechpartner. Damit die kontinuierlich Begleitung der Kinder
gewährleistet ist, übernimmt die Aufgabe eine Kollegin die vollzeitbeschäftigt ist. Eine
Teilzeitkraft steht unterstützend punktuell bereit. So ist eine weitere
Vertrauensperson vor Ort, die bei Abwesenheit der Bezugsperson die Betreuung der
Kleinen übernehmen kann.
Um dem Bedürfnis der Zweijährigen nach Ruhe gerecht zu werden, haben wir im
ehemaligen Turnraum einen Raum mit Ruhe- und Schlafmöglichkeiten geschaffen.
Hier befinden sich entsprechende Matratzen, Decken und Kissen.
4.2. Bewegung
Durch Bewegung setzen sich Kinder mit sich selbst, ihrer sozialen und materiellen
Umgebung auseinander. Die motorische Auseinandersetzung mit der Umwelt leistet
einen großen Beitrag in der Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Kindes. Damit
sich das Kind gesund entwickeln kann, benötigt es zwingend Bewegungsanreize. In
unserer Halle finden täglich entsprechende Angebote statt, an denen auch die
Kleinsten teilnehmen können. Die Bewegungsbaustellen werden auf die Zweijährigen
abgestimmt und durch eine Erzieherin beaufsichtigt und begleitet. Der tägliche
Aufenthalt im Freien ermöglicht den Kindern das Spielen in unserem Garten oder auf
dem nahe gelegenen Spielplatz. Im Garten können sich die Kinder frei bewegen und
sich den Herausforderungen von Spielgeräten, verschiedenen Klettermöglichkeiten
und unterschiedlichem Geländeverlauf stellen.
Die Gruppenräume sind so gestaltet, dass die Kinder ihrem Bewegungsdrang
nachgehen können. Entsprechende Materialien wie bspw. Rollbretter, Wippen,
Bobbycars, große Bausteine u.a. geben zusätzliche Bewegungsanreize. Kinder
spielen am liebsten auf dem Boden. Auch der traditionelle Morgenkreis findet auf
dem Boden sitzend statt.
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3.3. Ruhen und Schlafen
Besonders für die Kinder unter drei Jahren ist der Besuch des Kindergartens sehr
anstrengend. Die vielen neuen Eindrücke müssen erst einmal verarbeitet werden.
Daher war es uns sehr wichtig Ruhemöglichkeiten und einen Schlafraum zu schaffen
in die sie sich zurückziehen können um neue Energie sammeln zu können. Jeder
Gruppenraum ist mit einer Ruheinsel ausgestattet.
Decken und Kissen sorgen für Gemütlichkeit. Die Kinder können hier kuscheln,
Bücher anschauen und sich ausruhen.
Im Schlafraum befinden sich Matratzen die sich hervorragend für eine Ruhe- und
Schlafpause eignen. Decken und Kissen runden die gemütliche Atmosphäre ab.
3.4. Spielen
Spielen ist die Arbeit der Kinder. Hierbei erfahren sie die Welt unter Einsatz aller
Sinne. Kinder benötigen Zeit und Raum für ein ungestörtes Spiel. Äußere Störungen
verhindern eine intensive Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Umgebung.
Unsere Aufgabe als Erzieherinnen ist es einen sicheren Rahmen für Kinder zu
schaffen. Äußere Reize minimieren wir, so dass eine Atmosphäre der Ruhe und
Geborgenheit entstehen kann. Wir Erwachsene schauen abwartend dem Tun der
Zweijährigen zu und teilen die Blicke jedes Kindes wenn es die Aufmerksamkeit
sucht. Die Kinder erhalten von uns die Möglichkeit Konflikte und Frustrationen
weitestgehend selbständig zu lösen. Hierdurch erfahren sie Achtung und
Wertschätzung. Aus unseren Beobachtungen erfahren wir die entsprechenden
Lebensthemen der Kinder und sind in der Lage die Umgebung entsprechend
anzupassen.
Wir verstehen unsere Rolle als Erzieherin als die der Beziehungspartnerin.
Kinder benötigen sichere Bindungen und Hürden an denen sie wachsen können.
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4.5. Pflege
Je jünger ein Kind ist, desto notwendiger ist ein intensiver Bezug zu ihm. Aus diesem
Grund haben wir den Zweijährigen eine feste Bezugsperson in einem geschützten
Rahmen ermöglicht. Eine zweite, den Kindern gut bekannte Person steht jederzeit
zur Unterstützung bereit. So ist gesichert, dass jedes Kind die notwendige
Aufmerksamkeit und Zuwendung erhält.
Einfühlsame Körperpflege ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Diese wird nur
von den Bezugspersonen durchgeführt. Die Körperpflege gibt uns die Möglichkeit
gezielter mit dem Kind in Beziehung zu treten, mit ihm zu sprechen, auf seine
Reaktionen zu achten und darauf einzugehen. Der Respekt vor der Persönlichkeit
des Kindes steht besonders hier im Mittelpunkt. Die Grenzen der Pflege durch uns
Erzieherinnen setzt das Kind. So steht für uns immer die Bereitschaft des Kindes im
Vordergrund sich von der Bezugsperson bspw. wickeln zu lassen. Verweigert ein
Kind vehement dieses, halten wir es für wesentlich, dass ein Elternteil diesen Teil der
Pflege übernimmt.
Die Pflege der Zweijährigen findet im Waschraum unseres Kindergartens statt. Hier
haben wir einen Wickeltisch mit Auflage, einen Windeleimer, Wickelutensilien und
Waschmöglichkeiten.
4.6. Ernährung
Die gesunde Ernährung der Kinder liegt uns am Herzen. Besonderes Augenmerk
legen wir auf eine gemütliche Atmosphäre. In dieser können die Kinder in Ruhe ihr
Essen genießen. Alle Kinder bringen ein gesundes Frühstück von zu Hause mit. Die
Zweijährigen essen gemeinsam mit ihrer Bezugserzieherin in ihrem Raum.
Von Seiten des Kindergartens wird Kräutertee angeboten. Eltern organisierten die
Möglichkeit Sprudel mit zu reichen.
Die Erzieherin unterstützt die Kleinen beim Essen und Trinken und fördert ihre
Selbständigkeit.
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Das Mittagessen wird gemeinsam mit den anderen Kindern gegen 12:30 Uhr in der
Kinderküche und im blauen Zimmer eingenommen.
Wir reichen warmes Essen welches von der Seniorenwohnanlage „Schönberg“ in
Oedheim zubereitet und heiß geliefert wird.
Die Zweijährigen sitzen gemeinsam an einem Tisch mit ihrer Bezugserzieherin. Auch
hier legen wir großen Wert auf Selbständigkeit. Im Anschluss an die warme Mahlzeit
reichen wir den Kindern noch einen Nachtisch in form von frisch aufgeschnittenem
Obst. Die hierfür benötigten Früchte bringen die Kinder von zu Hause mit.
5. Entwicklungsthemen der Zweijährigen
Die Befriedigung der Grundbedürfnisse ist das Eine. Ebenso wichtig sind auch die
Entwicklungsaufgaben die sich die Kinder im Alltag stellen.
Damit wir die Bildungs- und Lernprozesse der Zweijährigen verstehen und adäquat
unterstützen können ist es für uns selbstverständlich, dass wir die
Entwicklungsphasen die die Kinder altersgemäß durchleben kennen. Ebenso verhält
es sich mit den damit verbundenen Anforderungen.
Es finden verschiedenen Lernprozesse statt, die entsprechende
Entwicklungsaufgaben und -themen mit sich bringen. Die Handlungen der Kinder
werden von diesen Entwicklungsthemen bestimmt.
So bauen Zweijährige sichere und tragfähige Beziehungen zu Erwachsenen auf,
erlangen Autonomie und Kontrolle und lernen verstärkt sprechen.
Symbole erlangen zunehmend an Bedeutung. Erste Spielpartnerschaften mit
anderen Kindern werden gebildet. Die Kinder finden sich zunehmend in der sozialen
Kinderwelt zurecht.
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5.1. Aufbau sicherer Bindungen
Unter Bindung versteht man nach John Bowlby ein „gefühlsmäßiges Band“, dass
zwischen dem Kind und seinen Eltern bzw. engen Bezugspersonen im Laufe der
ersten Lebensmonate entsteht. Das Kind entwickelt eine spezielle Beziehung zu den,
es betreuenden, Personen. Sichert diese Bindung in den Anfangsmonaten das pure
Überleben, wird es mit zunehmendem Alter die sichere Basis zur Erkundung der
Umwelt. Diese Bindung gibt Schutz und Beruhigung im Umgang mit unbekannten
Situationen. Diese Fähigkeit zum Bindungsaufbau ist genetisch vorprogrammiert. In
der Konsequenz daraus verinnerlicht das Kind emotionale Handlungsweisen. Die
Autonomie des Kindes wird durch Zuverlässigkeit, Feinfühligkeit und Kontinuität der
Bezugspersonen gefördert. Hierdurch entstehen, so die Bindungstheorien „sicher“
und „unsicher gebundene“ Kinder.
6. Eingewöhnung
Kommen Kinder neu in den Kindergarten finden sie eine nicht vertraute Umgebung
mit ihnen fremden Personen vor. Sich in neuen, unbekannten Situationen
zurechtzufinden ist für alle Menschen, egal wie alt sie sind, anstrengend. Kleine
Kinder verfügen jedoch über weit weniger Möglichkeiten als Erwachsene, sich die
Situation zu erleichtern. Um sich orientieren zu können, brauchen sie die
Unterstützung durch vertraute Menschen.
Um die Kinder besser kennen zu lernen, führen wir zu Beginn intensive
Elterngespräche. Es ist uns wichtig zu erfahren, welchen Rhythmus die Kinder leben,
welche Gewohnheiten, Vorlieben, Eigenheiten sie haben, Familiensituation,
Krankheiten etc. Hierzu bitte wir die Eltern auch einen Fragebogen auszufüllen. In
diesem können die Eltern auch ihre Wünsche, Fragen und Befürchtungen
formulieren. Auf diese Weise können wir Erzieherinnen noch individueller auf die
Kinder und deren Eltern eingehen.
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Punkte die uns für eine harmonische Eingewöhnung jedes Kindes wichtig sind:

Das Kind besucht in der ersten Woche, wenn es die Familiensituation zulässt,
nur kurz den Kindergarten (ca. 1,5 h).

Eltern begleiten ihr Kind im Kindergarten.

Die Erzieherin nähert sich dem Kind langsam und bleibt in Blickkontakt.

Eltern haben einen sehr großen Einfluss auf ihr Kind. Sie müssen es zulassen,
dass ihr Kind eine Beziehung zur Erzieherin aufbaut.

Nach ca. drei bis vier Tagen erfolgt der erste Trennungsversuch. Die Reaktion
des Kindes gibt Aufschluss über die notwendige Dauer der
Eingewöhnungszeit.

Diese ist abgeschlossen, wenn die Erzieherin das Kind trösten kann. Das
muss nicht heißen, dass das Kind nicht mehr weint bei der Verabschiedung.
Nach der Eingewöhnungszeit wird es sich schnell beruhigen lassen, wenn die
Eltern gegangen sind.

Eltern verabschieden sich immer vom Kind!

Eltern verabschieden sich kurz und ziehen die Verabschiedung nicht in die
Länge. Das belastet das Kind. Rituale helfen!
Kinder haben selten Angst vor fremden Kindern. Die Kindergruppe und Spielzeug
wirken als Gegengewicht zu den Angst auslösenden Momenten, indem sie das Kind
dazu bewegen, sich vom Elternteil zu lösen und neu zu orientieren.
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7. Kommunikation
Eine wichtige Entwicklungsphase für die Zweijährigen ist der Spracherwerb. Kinder
in diesem Alter erkunden ihre Umwelt und beteiligen sich an dieser. Sie sind
wissbegierig, neugierig und sehr kommunikationsfreudig. Sie entdecken, dass alle
Dinge und jeder Mensch einen Namen hat.
Die Kleinen erfahren, dass Sprache ein Instrument ist, mit dem man sich Wünsche,
Bedürfnisse, Unmut und Meinungen mitteilen kann. Kinder erleben das Sprechen der
sie umgebenden Personen und erfahren, dass man zur Informationsaufnahme
zuhören muss. Mit diesem Verständnis beginnt der Spracherwerb. Zunehmend
gewinnt das Kind an Sprachverständnis. In dieser Phase benötigt das Kind
Menschen, die alles was erlebt und wahrgenommen wird, in Worte kleiden.
Es versteht sich, dass zu Beginn des Spracherwerbs der passive Wortschatz stetig
wächst. Verbale Anweisungen werden verstanden und ausgeführt.
Aus dem Bedürfnis des Kindes verstanden zu werden, entwickelt sich der aktive
Wortschatz.
Das Kind benötigt Personen, die seine „Sprache“ verstehen und angemessen darauf
reagieren. Hierbei ist es wichtig, diese „Sprache“ den anderen Kindern zu erklären
und unterstützend einzugreifen, wenn die Kinder alleine nicht mehr weiter kommen.
Erwachsene sind für die Zweijährigen Vorbilder.
Aus diesem Grund ist es uns wichtig mit den Kindern langsam, deutlich und gut
artikuliert zu sprechen. Der Blickkontakt mit dem Kind ist hierbei selbstverständlich.
Das Veranschaulichen des Gesprochenen durch Gesten und Bilder unterstütz das
Kind in seinem Sprachverständnis.
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8. Der Eintritt in die soziale Kinderwelt
Sich in der sozialen Welt der Gleichaltrigen zurechtzufinden und (Spiel-)
Beziehungen zu anderen Kindern aufzubauen, ist eine weitere Entwicklungsaufgabe,
die die Zweijährigen bewältigen müssen.1 Das sich aufeinander Einlassen und
miteinander Spielen ist noch im Beginn begriffen. Es herrscht das Spielen
nebeneinander her vor. Feste Beziehungen wie man sie unter Geschwistern findet
ermöglichen erste kooperative Spielabläufe.
Erst allmählich lernen die Kinder zwischen dem was ihnen und dem was anderen
gehört zu unterscheiden. Das Teilen, Abgeben und Schenken werden erst im Laufe
der weiteren Entwicklung erlernt. Hierbei sind regelmäßige Kontakte mit den älteren
Kindern sehr nützlich. Von und mit ihnen können die Zweijährigen lernen und ihre
Grenzen austesten.
Die Herstellung dieser Kontakte ist uns sehr wichtig. Wir ermöglichen den Kindern
sich selber auszusuchen in welcher Form es Kontakt zu den Kindern aufnehmen
möchte. Altersgemischte Spielpartner, die in unserer Gruppe zu finden sind,
erweitern das Kontaktspektrum. Die Kleinen haben die Möglichkeit durch
Beobachtung das Verhalten der Größeren zu übernehmen. Die über Dreijährigen
haben hierbei eine Vorbildfunktion inne.
Wir Erzieherinnen besonders aber die Bezugsperson hat hier eine beobachtende
Aufgabe inne. Es ist sehr wichtig sich an dieser Stelle zurück zu nehmen und den
Kindern beim Lernen sozialer Strukturen zu vertrauen. Kinder brauchen Freiräume
und dürfen besonders in diesem Prozess nicht eingeengt werden. Konsequentes
Verhalten der Erzieherinnen und die Gleichberechtigung aller Kinder, ist für das
Zurechtfinden im Gruppengeschehen unerlässlich.
Angemessene Anerkennung wirkt sich förderlich auf das Zusammenspiel zwischen
Kindern und Erzieherinnen aus.
1
Vgl. Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend (2006): Die Kleinen kommen Zweijährige im Kindergarten
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9. Bildungs- und Lerndokumentation
Im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen
Kindergärten ist die Beobachtung und Dokumentation ein Teil der für alle
Einrichtungen verbindlichen Aufgaben.
 Beobachten ist ein Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit
 Beobachtungen ermöglichen einen Überblick über die Entwicklung, die
Handlungsthemen und dem Können des einzelnen Kindes
 Beobachtungen ermöglichen die individuellen Bedürfnisse und
Handlungsmotive jedes Kindes zu erkennen und zu verstehen
 Durch das Beobachten erkennen wir Pädagoginnen die individuellen
Eigenschaften und Stärken jedes Kindes und entwickeln daraus
Handlungsprofile um das Kind aufbauend auf seinem Wissen, seinen
Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern.
 Beobachtungen bilden die Grundlage für Entwicklungsgespräche mit Eltern
Die Beobachtungen werden bei uns durch das Erstellen von Lerngeschichten nach
dem Konzept von Margaret Carr dokumentiert. Diese sind den Kindern und deren
Eltern jederzeit zugänglich. Eltern sind immer dazu eingeladen Kommentare wie
auch kleine Geschichten mit, um und für ihre Kinder zu schreiben. Durch die vielen
individuellen Blicke vervollkommnet sich das Bild über das Kind. Diese
Entwicklungsquerschnitte sind im Kindergartenbuch des jeweiligen Kindes zu finden.
Um einen Entwicklungsvergleich erstellen zu können werden in unserer Einrichtung
die allgemeine Entwicklung über die Beobachtungsbögen der „Grenzsteine“
dokumentiert.
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Jedes Kind macht während seiner Zeit im Kindergarten vielfältige Erfahrungen und
Entwicklungsschritte, die wir schriftlich in einem eigens dafür angelegten Ordner
fixieren. Das Entwicklungsbuch ist eine persönliche Dokumentation über jedes Kind.
Die Entwicklungsdokumentation wird zusammen mit dem Kind und deren Eltern
gestaltet und geführt. Es ist im Kindergarten frei zugänglich und kann vom Kind und
seinen Eltern eingesehen werden.
Am Ende der Kindergartenzeit erhält das Kind sein „Portfolio“ als Erinnerung an
seine „Bildung und Entwicklung“ im Kindergarten mit nach Hause.
Was in das Kindergartenbuch kommt:
 Eine Familienseite (Von Eltern mit dem Kind gestaltet)
Auf der Familieseite kann das Kind seine Familie auch im Kindergarten
anhand der Fotos „sehen“ und vorstellen
 Die individuelle Geburtsgeschichte des Kindes (von Eltern gestaltet)
Diese Geschichte soll über die Geburt des Kindes, die Freude der Eltern
darüber, seine persönlichen Besonderheiten und vieles mehr erzählen.
Die Geschichte wird am Geburtstag des Kindes vorgelesen, so dass das
Kind und seine Gäste Interessantes, Schönes, Erlebnisreiches oder
auch Witziges voneinander erfahren können.
 Ein Steckbrief über das Kind (im Kindergarten gestaltet)
Zusammen mit dem Kind werden körperliche Merkmale (Größe, Haarund Augenfarbe) besprochen, gestaltet und schriftlich festgehalten
 Lerngeschichten
über den Alltag, Besonderheiten und vieles mehr. All das, was das
Kinderleben ausmacht und bereichert.
 Fotos
von Geburtstagen, Festen, besonderen Spielaktivitäten des Kindes,
verschiedene Altersphasen, witzige Szenen, besonderen Bauwerken….
 Individuell
gestaltete Bilder und Werke des Kindes
 Arbeiten von Projekten, Altersgruppen, Sonstiges
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10. Elternarbeit
Ein kontinuierlicher Austausch ermöglicht und pflegt eine enge
Erziehungspartnerschaft. Wir stärken Erziehungskompetenzen der Eltern und forder
Erziehungsverantwortung ein. Für Mitgestaltung und Mitsprache sind wir im Rahmen
unseres pädagogischen Konzeptes offen.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern in unserem Kindergarten ist ein wichtiger
Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit und uns sehr wichtig.
Das Treffen sowie das Einhalten von klaren Absprachen bildet die Grundlage dafür,
dass sich jedes Kind wohl fühlen kann.
Tür- und Angelgespräche haben besonders in der Betreuung der Zweijährigen ihren
festen Platz. Hier werden tägliche Anliegen besprochen, sowie über die Gestaltung
des Kindergartentages informiert. Nach ca. 6 bis 8 Wochen nach Aufnahme eines
Kindes laden wir zu einem Eingewöhnungsgespräch ein. Der Ablauf der
Eingewöhnung des Kindes sowie weitere Schritte sind Thema dieses Gespräches.
Im jeweiligen Geburtsmonat findet ein Entwicklungsgespräch statt. Die Entwicklung
des Kindes im vergangenen Jahr steht hierbei im Mitteilpunkt.
Elternabende, die alle zwei Monate erscheinende Kindergartenzeitung, die Infowand
und die Alltagsdokumentation sind weitere Möglichkeiten für Eltern sich über die
Arbeit im Kindergarten zu informieren.
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11. Wir wollen noch besser werden
Die Zufriedenheit der Kinder, Eltern und anderer Kooperationspartner ist uns sehr
wichtig.
Niemand ist perfekt. Wir sind uns bewusst, dass wir uns stetig verbessern können.
Und so ist uns konstruktive Kritik immer willkommen. Sie bildet ein Standbein unserer
stetigen Weiterentwicklung.
Alle Mitarbeiter sind für Beschwerden stets offen. Diese können mündlich der
jeweiligen Erzieherin gegenüber, der Einrichtungsleitung, dem Elternbeirat oder
gegenüber dem Träger geäußert werden. Auch eine schriftliche Einreichung einer
Beschwerde ist möglich.
Nach Eingang einer Beschwerde wird der Sachverhalt in der nächste Teamsitzung
(einmal wöchentlich stattfindend), je nach Inhalt der Beschwerde mit oder ohne
Eltern, lösungsorientiert besprochen. In dringenden Fällen geschieht das auch sofort
und im Einzelgespräch.
Auch Kinder äußern ihre Meinung. Regelmäßig stattfindende Kinderkonferenzen
bieten ihnen die notwendige Plattform Wünsche und Kritik angemessen zu
platzieren. Die Zwei bis Sechsjährigen haben klare Vorstellungen von dem was ihnen
gefällt und was nicht, was sie wollen und brauchen. Dieses nehmen wir gerne auf.
Diese Äußerungen bilden mit die Grundlage unseres pädagogischen Handelns.
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12. Krisenintervention / Umgang mit Verdachtsfällen
Nach Schätzung des Kinderschutzbundes werden zwischen 300.000 und 400.000
Kinder in Deutschland misshandelt und/oder sexuell missbraucht.
Wenn wir aufgrund von eigenen Beobachtungen, Hinweise durch Kinder, Eltern
Kolleginnen und Kollegen sowie durch Dritte zu dem Verdacht auf eine eventuell
vorliegende Kindeswohlgefährdung erlangen, halten wir für sehr wichtig erst einmal
im Team über die vorgenannten Auffälligkeiten / Hinweise zu sprechen und
abzuklären, ob andere Kolleginnen ähnliche Beobachtungen gemacht haben.
Ist dies nicht der Fall, wird das Kind weiter systematisch beobachtet.
Die lückenlose Dokumentation der Verdachtsmomente ist selbstverständlich.
Bestätigt sich der Verdacht, werden die Eltern zu einem Elterngespräch eingeladen.
In diesem berichtet die Erzieherin von ihren Beobachtungen und den eventuellen
Aussagen des Kindes. Des weiteren erkundigt sich die Erzieherin, ob die Eltern
ähnliche Beobachtungen gemacht bzw. Äußerungen des Kindes vernommen haben
und klärt ab, welche Maßnahmen die Eltern diesbezüglich bereits eingeleitet haben.
Lässt sich der Verdacht einer Kindeswohlgefährdung nicht ausräumen, wir zur
Abschätzung des Gefährdungsrisikos die insofern erfahrene Fachkraft
hinzugezogen. Diese gibt Empfehlungen zum weiteren Verfahrensablauf.
Sollten weitere Handlungsschritte erforderlich werden, ist das Jugendamt möglichst
frühzeitig in die Vorgehensweise mit einzubeziehen. Dieses leitet dann geeignete
Maßnahmen zum Schutz des Kindeswohles ein.
13. Nachwort
Dieses Konzept, welches von allen Mitarbeiterinnen unseres Kindergarten
durchdacht und entwickelt wurde, versteht sich als Erweiterung zum bereits
bestehenden Qualitätshandbuches unseres Kindergartens.
Wir wünschen uns hiermit unsere pädagogische Arbeit transparent gestaltet zu
haben und hoffen Ihnen als Leser einen Einblick in den Alltag unserer Einrichtung
geben zu können.
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14. Impressum
Träger:
Gemeinde Oedheim
Ratsstraße 1
74229 Oedheim
Herausgeber:
Kindergarten Neuberg
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Verfasser:
Wenke Hildebrandt
Renate Rohatschek
Bettina Rosenberg
Veronika Müller
Natalie Piela
Verantwortlich:
Wenke Hildebrandt
Die Mitarbeiterinnen des Kindergartens haben alle Sorgfalt walten lassen, um
vollständige und akkurate Informationen zu publizieren.
________________________________________
Wenke Hildebrandt (Kindergartenleiterin)
Oedheim, 15.September 2014
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Anhang
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