Einfluss der Prozessführung auf die Bauteileigenschaften bei der
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Einfluss der Prozessführung auf die Bauteileigenschaften bei der
Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Zeitschrift Kunststofftechnik Journal of Plastics Technology © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com archivierte, peer-rezensierte Internetzeitschrift des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kunststofftechnik (WAK) archival, peer-reviewed online Journal of the Scientific Alliance of Polymer Technology www.kunststofftech.com; www.plasticseng.com eingereicht/handed in: angenommen/accepted: 21.07.2011 05.12.2011 Prof. Dr.-Ing. Dietmar Drummer, Dipl.-Ing. Alexander Schmidt, Dipl.-Ing. Andreas Seefried, Prof. em. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gottfried W. Ehrenstein, Lehrstuhl für Kunststofftechnik, Universität Erlangen-Nürnberg, Dr.-Ing. Ines Kühnert, Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V. Einfluss der Prozessführung auf die Bauteileigenschaften bei der Druckverfestigung amorpher Thermoplaste Linsen sind aus kunststofftechnischer Sicht nicht fertigungsgerecht gestaltet, da sie oft enorme Wanddickenänderungen aufweisen. Aufgrund der stark unterschiedlichen Schwindungskoeffizienten von Schmelze und Festkörper kommt es bei der Standardverarbeitung von Kunststoffen zu Einfallstellen und Eigenspannungen. Bei der Druckverfestigung wird bei homogener Schmelzetemperatur der Glasübergang durch hohen Druck gleichzeitig im ganzen Bauteil unterschritten. Das Bauteil unterliegt ab dem Zeitpunkt der Verfestigung nur noch dem Ausdehnungskoeffizienten des Festkörpers und Effekte durch lokal unterschiedliche Schwindungskoeffizienten werden minimiert. In diesem Beitrag werden die Einflüsse durch Druck, Temperatur und Prozessführung während des Kühlens bei der Druckverfestigung von Polycarbonat betrachtet. Influence of process strategy on part quality in compression induced solidification of amorphous thermoplastics Lenses do not have an ideal design for plastic processing because of their varying wall thickness. Melt and solid state show great differences in shrinkage which lead directly to warpage and residual stresses with state of the art processing techniques. Compression induced solidification (CIS) is a process which compresses melt at a homogenous temperature until it solidifies. That brings a isochronic solidification of the whole part even at high temperatures and reduces residual stresses and warpage due to the cooling of a body with an homogenous shrinkage. In this article the influence of pressure, temperature and process strategy are to be observed in compression induced solidification of polycarbonate. © Carl Hanser Verlag Zeitschrift Kunststofftechnik / Journal of Plastics Technology 8 (2012) 2 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung Einfluss der Prozessführung auf die Bauteileigenschaften bei der Druckverfestigung amorpher Thermoplaste D. Drummer, A. Schmidt, A. Seefried, G.W. Ehrenstein, I. Kühnert 1 EINLEITUNG Im Bereich der Optik sind Glaslinsen für Präzisionsanwendungen der Stand der Technik. Für sphärische Linsen ist die Fertigung von Glaslinsen weitgehend gelöst. Allerdings werden für viele Anwendungen asphärische oder gar Linsen mit Freiformflächen benötigt. Durch Asphären können Abbildungsfehler wie sphärische Aberration und Astigmatismus vermieden werden [1]. Freiformflächen werden meist im Bereich der nichtabbildenden Optik eingesetzt, um eine gewünschte Strahlform zu generieren, wie zum Beispiel bei Frontscheinwerfern von Kraftfahrzeugen. Aufgrund der hohen Gestaltungsfreiheit, dem geringen Gewicht, sowie der relativ geringen Fertigungszeiten bei der Spritzgießverarbeitung empfehlen sich Kunststoffe für solche Anwendungen [2]. Allerdings bergen die Standard-Formgebungsverfahren für optische Kunststoffbauteile, Spritzgießen und Spritzprägen [3, 4, 5], auch Nachteile gerade im Bereich hochwertiger und dickwandiger Optiken. Bauteilgestalt und innere Eigenschaften werden vor allem durch die zeitabhängigen Verarbeitungsparameter Druck und Temperatur sowie daraus resultierender Werkzeugdeformation bestimmt [6]. Weitere Einflüsse ergeben sich aus werkstoffspezifischen Eigenschaften, wie Wärmeleitfähigkeit, Viskosität und spezifischem Volumen. Das Zusammenspiel dieser Größen führt aufgrund der sich einstellenden Temperatur- und Druckverteilung zu Dichte- und Schwindungsgradienten über die Bauteildicke [7, 8, 9]. Ein Verfahren, das die beim üblichen Spritzgießen und Spritzprägen auftretenden Probleme der zeitlich und lokal unterschiedlichen Zustandsänderungen vermeidet, ist die sogenannte Druckverfestigung. Bei konstant gehaltener Temperatur erfolgt ausschließlich durch Einwirkung von Druck eine homogene und schnelle Verfestigung der Schmelze. Der Abkühlvorgang erfolgt ausschließlich in der festen Phase. Somit ist das Verfahren wanddickenunabhängig [10, 11, 12]. Ein möglicher Einfluss auf druckverfestigte Bauteile resultiert aus den vergleichsweise hohen Drücken und der damit verbundenen Deformation der Kavität. Grundsätzlich zeichnen sich zwei verschiedene Prozessführungsvarianten ab, die zu unterschiedlichen Entformungszuständen führen können – die näherungsweise isobare und isochore Abkühlung nach der Verfestigung. Im Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 139 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung Folgenden sollen die beiden Prozessführungsvarianten und der Einfluss auf die resultierenden Bauteileigenschaften gegenübergestellt werden. 2 STAND DER TECHNIK 2.1 Verarbeitungsrelevantes Werkstoffverhalten Bei der Formteilherstellung aus Kunststoffen müssen die werkstoffinhärenten Eigenschaften der Kunststoffe im Speziellen berücksichtigt werden. Kunststoffe haben ein stark temperatur- und druckabhängiges Verhalten während der Verarbeitung. Diese beiden Einflussparameter wirken sich signifikant auf die Dichte bzw. deren inversen Wert, das spezifische Volumen, aus. Man spricht hier vom pvT-Verhalten der Kunststoffe. Dieses Verhalten wird standardmäßig in einem pvT-Messgerät erfasst. Dabei werden durch isobare Abkühlung von Verarbeitungstemperatur her kommend die Werte des spezifischen Volumens v bei stufenweise variierenden, je Messung konstanten Drücken p über der Temperatur T erfasst. Amorphe Thermoplaste, wie sie in der Optik vornehmlich zum Einsatz kommen, weisen einen Glasübergangsbereich auf, an dem die Makromoleküle soweit in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt werden, dass das Material erstarrt. 2.1.1 Schmelze-Zustand Oberhalb der Fließtemperatur Tf sind die Moleküle amorpher Thermoplaste durch ausreichende thermische Energie in der Lage, Platzwechselvorgänge, sogenannte makrobrownsche Bewegungen [12] zu vollziehen [13]. Zusätzlich steht genügend freies Volumen zur Verfügung. Sind die thermische Energie und das freie Volumen ausreichend hoch, verhält sich der Kunststoff nahezu wie eine homogene Flüssigkeit. Die Relaxationszeit der Moleküle für Umlagerungen ist sehr kurz und die Kettenbeweglichkeit groß, so dass aufgebrachte Verformungen und dadurch bewirkte Spannungen durch Umlagerung der Moleküle bzw. Fließen ausgeglichen werden können [14]. 2.1.2 Entropieelastischer Bereich Zwischen der Fließtemperatur Tf und der Glasübergangstemperatur Tg befindet sich der entropieelastische bzw. gummielastische Bereich. Der Werkstoff liegt hier in einer gummiartigen Form vor und zeigt das Bestreben, nach dem Aufbringen von Deformationen seine Ausgangsform zurückzubilden. Dies kann dadurch erklärt werden, dass die Moleküle einen chaotischen und damit energetisch möglichst günstigen Zustand einnehmen wollen. Ein Strecken der Ketten durch Deformation führt zu einer Verringerung der Entropie. Wird die äußere Belastung entfernt, so versucht das Material die Entropieänderung auszugleichen und in seinen Ausgangszustand zurückzukehren. Der entropieelastische Bereich ist von sogenannten mikrobrownschen Bewegungen geprägt. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 140 2.1.3 Einfluss der Prozessführung Glasübergang Beim Abkühlen der Schmelze nehmen das Schwingungsausdehnungsvolumen der Moleküle und das freie Volumen kontinuierlich ab, zwischenmolekulare Bindungen und innere Reibung zu, bis keine Platzwechselvorgänge mehr möglich sind [14, 15]. An diesem Punkt erstarrt der Kunststoff und die Viskosität steigt um mehrere Größenordnungen [12]. Da weder die Makromoleküle, noch ihre Bewegungen, noch das freie Volumen überall gleich sind, erstreckt sich der Vorgang des Glasübergangs je nach Kunststoff über einen Bereich von bis zu 20 °C. Bild 1 beschreibt die prinzipielle Änderung des spezifischen Volumens v amorpher Kunststoffe über der Temperatur mit gleichbleibendem Druck. Unterhalb Tg im festen Zustand sind lediglich in begrenztem Umfang Rotationen und Schwingungen mit kleinen Amplituden möglich, und das freie Volumen ist weitgehend konstant. Dies zeigt der Übergang (in Bild 1 schematisch als Knick dargestellt) im Verlauf des spezifischen Volumens. Der Glasübergang selbst ist wiederum von den Parametern Druck und Abkühlgeschwindigkeit abhängig. Mit zunehmendem Druck nimmt die Beweglichkeit der Molekülketten ab und die Glasübergangstemperatur verschiebt sich hin zu höheren Werten (nicht in Bild 1 dargestellt, siehe Bild 2). Ebenso verschiebt sich der Glasübergang durch schnellere Abkühlgeschwindigkeiten hin zu höheren Temperaturen. Zusätzlich werden aufgrund der Behinderung der vollständigen Umlagerung der Moleküle größere spezifische Volumina eingefroren. [12, 14, 15, 16, 17] © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 1: Zusammenhang zwischen Volumen und Temperatur bei amorphen Thermoplasten [nach 12, 16] v0 = Molekülvolumen bei 0 K, vS = Schwingungsausdehnungsvolumen, vf = freies Volumen, Tg(s) = Glasübergangstemperatur bei schneller Abkühlung, Tg(l) = Glasübergangstemperatur bei langsamer Abkühlung Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 141 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. 2.1.4 Einfluss der Prozessführung Fester Zustand Unterhalb von Tg ist die Änderung des spezifischen Volumens nur durch die Abnahme des Schwingungsausdehnungsvolumens bestimmt. Wird Druck auf den Festkörper ausgeübt, wird vornehmlich das besetzte Volumen verringert, das aus dem Molekülvolumen und dem hochfrequenten Anteil des Schwingungsausdehnungsvolumens zusammengesetzt ist, und in geringerem Maße das freie Volumen [12, 18]. 2.2 Einfluss des pvT-Verhaltens auf die Bauteileigenschaften beim Spritzgießen Beim Spritzgießen wird der werkstoffinhärenten thermischen Schwindung während der Abkühlung nur durch den Nachdruck über das Plastifizieraggregat entgegengewirkt. Dabei wird schmelzeflüssiges Material solange nachgedrückt, bis der Anschnitt eingefroren ist. Wanddickenänderungen sowie der Temperaturgradient über den Fließquerschnitt haben eine inhomogene Druckverteilung entlang des Fließwegs zur Folge, die sich auf die Formteileigenschaften auswirkt [3, 19]. Bild 2 zeigt schematisch den Verlauf des spezifischen Volumens während des konventionellen Spritzgießprozesses für ein Bauteil mit großen Wanddickenunterschieden in einem pvT-Diagramm. Die dunkelgraue Kurve beschreibt dabei den Verlauf im dünnwandigen Rand am Anguss, hellgrau gestrichelt das dickwandige Zentrum. An Punkt 1 wird in das im Gegensatz zur Schmelze kalte Werkzeug eingespritzt bis der Spritzdruck erreicht ist (Punkt 2) und anschließend auf Nachdruck umgeschaltet. Wegen des mit steigender Entfernung vom Angusspunkt abnehmenden Drucks wird im dickwandigen Zentrum (hellgraue Kurve) ein geringeres Nachdruckniveau erreicht. Während der Nachdruckzeit wird der Druck gehalten und Schmelze in die Kavität nachgeführt. Somit erfolgt die fortschreitende Abkühlung annähernd isobar. Sobald der Anschnitt eingefroren ist (Punkt 3), beginnt die sogenannte isochore Schwindung, das heißt, das Bauteilvolumen entspricht dem Kavitätsvolumen und der Druck wird durch thermische Schwindung abgebaut. Wird Atmosphärendruck erreicht (Punkt 4) kann das Bauteil frei schwinden [6, 20]. Aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit der Kunststoffe und der hohen Wanddicke ist die Abkühlgeschwindigkeit im Zentrum des dickwandigen Bauteils wesentlich langsamer. Dadurch ergeben sich zu gleichen Zeiten deutlich unterschiedliche Temperaturen und spezifische Volumina (Punkt 4) sowie durch die zusätzlich geringeren Drücke im Zentrum ein höheres Schwindungspotential (hellgraue Kurve). Diese Gradienten führen zu Einfallstellen und geringeren spezifischen Volumina in den dickeren Bereichen (Punkt 5) [8]. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 142 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 2: Einfluss der Prozessführung Schematische Darstellung des Spritzgießverlaufs bei Linsen im pvTDiagramm (zentral und angussnah), amorpher Thermoplast [nach 8, 12] Die an verschiedenen Positionen im Bauteil zeitlich versetzt eintretende Erstarrung führt aufgrund der etwa dreimal größeren thermischen Ausdehnung der Schmelze unvermeidlich zu Schwindungsunterschieden und Eigenspannungen [3, 8]. Linsen sind aufgrund ihrer Funktion in allen Ausführungen Bauteile mit meist kontinuierlicher Wanddickenänderung und damit an sich nicht spritzgießfertigungsgerecht auslegbare Bauteile [21, 22]. Bild 3 zeigt eine spannungsoptische Aufnahme einer Kunststofflinse. Die durch Doppelbrechung hervorgerufenen farbigen Linien, sogenannte Isochromaten, deuten auf Eigenspannungen und Orientierungen hin, die auf die heterogenen Abkühl- und Erstarrungsvorgänge sowie auf Fließvorgänge zurückzuführen sind. Einfallstellen im Bereich der dicksten Stellen der Linsen können beim klassischen Spritzgießen kaum oder nur durch einen hohen und zeitlich langen Nachdruck während der Abkühlphase des Spritzlings ausgeglichen werden. Diese Maßnahme führt allerdings zu Orientierungen im Angussbereich (Bild 3, Bereich unten) und damit verminderter optischer Qualität des Formteils. [3, 23] Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 143 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung Bild 3: Linse aus amorphem Polyamid mit Eigenspannungen, zirkular polarisiertes Licht 2.3 Spritzprägen zur Verbesserung der Bauteileigenschaften Ein alternatives Verfahren, mit dem die Nachteile der Nachdruckführung über das Spritzaggregat umgangen werden können, ist das Spritzprägen. Die Druckaufbringung wird dabei meist von einer beweglich gestalteten Schließseite des Werkzeugs realisiert, zum Beispiel über Tauchkanten- oder Prägerahmenwerkzeuge. Es gibt hierbei verschiedene Verfahren die seit den 1960er Jahren beschrieben werden. Ein Vorteil des Spritzprägens liegt darin, dass das Formteil einem flächig wirkenden Druck während der Abkühlung, auch nach dem Einfrieren des Angusses, unterliegt. Der gleichmäßig über das Bauteil aufgebrachte Druck führt zu einer verbesserten Abformgenauigkeit. Unterstützt der Prägevorgang den Füllvorgang, können fließbedingte Orientierungen reduziert werden. Vergleiche mit dem Spritzgießen zeigen, dass durch Spritzprägen Bauteile mit verringerten Doppelbrechungserscheinungen, die von Spannungen und Orientierungen in einem amorphen Bauteil hervorgerufen werden, hergestellt werden können. Um ein Rückströmen von Schmelze in den Zylinder zu vermeiden, werden beim Spritzprägen die Angusskanäle vor der Prägephase oft mechanisch verschlossen. [3, 23] 2.4 Druckverfestigung Die Ursache der meisten negativen Einflüsse auf die Bauteilqualität, zum Beispiel inhomogene Schwindung und Eigenspannungen, ist, wie in 2.2 gezeigt, auf die abkühlungsbedingte, zeitlich und lokal ungleichmäßige Erstarrung des Bauteils zurückzuführen. Wenn es möglich ist, die Erstarrung der Schmelze von der Abkühlung zu trennen, sollten diese Einflüsse verringert oder sogar vermieden werden können. Breuer und Rehage [17] haben bereits gezeigt, dass durch genügend hohen Druck eine Erstarrung der Schmelze auch oberhalb der Glasübergangstemperatur bei Umgebungsdruck bewirkt werden Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 144 Einfluss der Prozessführung kann. Von Rudolph u. a. [10, 11, 12, 24] wurden am Lehrstuhl für Kunststofftechnik (LKT) die Effekte bei der Druckbeaufschlagung von Schmelzen weiter untersucht und die Bedingungen zur Verfestigung von Schmelzen durch hohen Druck beschrieben. Diese Effekte werden unter der Bezeichnung Druckverfestigung für ein neuartiges Verfahren zur Herstellung von präzisen Bauteilen mit homogenen Eigenschaften, insbesondere für optische Bauteile wie Linsen, genutzt [25]. 2.4.1 Prozessdarstellung Druckverfestigung Der grundlegende Prozessablauf der Druckverfestigung ist in Bild 4 schematisch anhand eines pvT-Diagramms gezeigt. Die vorher beschriebene druckabhängige Verschiebung der Glasübergangstemperatur hin zu höheren Temperaturen wird dazu genutzt, den Glasübergang der Schmelze ausschließlich durch Druck und nicht durch Abkühlung zu unterschreiten. Ausgehend von einer modellhaft homogenen Massetemperatur wird der Druck soweit erhöht, bis sich die Schmelze verfestigt. Eine homogene Massetemperatur ist nötig, damit einerseits die Druckeinwirkung und -verteilung auf die Schmelze gleichmäßig erfolgen kann und andererseits ein zeitgleiches Unterschreiten des Glasübergangs gewährleistet ist, da der erforderliche Druck stark von der Temperatur abhängig ist. Das auf diese Weise erstarrte Bauteil unterliegt nun über dem gesamten Querschnitt einer geringeren und einheitlicheren Schwindung als beim Standardspritzgießen, nämlich der thermischen Kontraktion des Festkörpers. Parallel dazu kann durch Variation der Druckführung bzw. -höhe die Kompression des Materials variiert werden und damit eine gewünschte Maßhaltigkeit erreicht werden. Durch diesen gleichzeitigen Phasenübergang können unterschiedliche Dichten im Bauteil, Einfallstellen und Eigenspannungen aufgrund heterogener Phasenübergänge verringert bzw. gänzlich vermieden werden. [12, 24] © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 145 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Einfluss der Prozessführung Einfrierlinie (Tg) fest (<Tg) Abkühlung (Schwindung, Expansion) flüssig (>Tg) Kompression p0 p1 p2 Druck p p0 < p1 < p 2 < p 3 < p4 spez. Volumen v Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. p3 p4 Temperatur T Bild 4: Schematischer Prozessablauf der Druckverfestigung in einem pvTDiagramm [nach 12] Während der Kompression kommt es zu einer Erwärmung der Schmelze. Diese Wärme wird je nach Kompressionsgeschwindigkeit und Bauteilgröße unterschiedlich schnell in das umgebende Werkzeug abgeführt. Rudolph et al. [26] haben für verschiedene Werkstoffe eine Kennzahl eingeführt, die das Verhältnis von Tg-Verschiebung und Kompressionserwärmung unter adiabaten Bedingungen beschreibt. Ist diese Kennzahl größer Eins, ist eine Druckverfestigung des Kunststoffes möglich. Je größer diese Kennzahl ist, desto weniger Druck wird zur Unterschreitung des Glasübergangs benötigt. Für Polycarbonate beträgt die Kennzahl etwa 4,7, wobei typische amorphe Thermoplaste mit Anwendungen in optischen Bauteilen zwischen 2 und 5,5 liegen. Somit sind Polycarbonate für dieses Verfahren gut geeignet. [12, 26] 2.4.2 Entformungszustand Aufgrund der unterschiedlichen Werkzeugtemperaturen und Drücke während des Prozesses stellen sich im Werkzeug verschiedene Durchmesser zum jeweiligen Prozesspunkt ein. Durch thermische Ausdehnung und Deformation aufgrund des Schmelzedruckes kommt es zu einer Aufweitung der Kavität. Aus der veränderten Kavität und dem einwirkenden Prozessdruck ergibt sich ein Einflussfeld auf die endgültige Bauteilgeometrie. Sie bestimmt sich durch die abzuformende Geometrie der Kavität und der von der Verdichtung der Schmelze resultierende Restschwindung. Je nach Temperatur, eingestelltem Druck und Restschwindung des Formteils ergeben sich somit verschiedene Entformungszustände nach dem Abkühlen. Diese sind in Bild 5 schematisch dargestellt. Eine Entformung unter Restdruck bzw. eine Expansion des Bauteils Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 146 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung auf eine größere Kontur als die der Kavität nach der Entformung ist für hochpräzise Bauteile nicht ideal, da mit Deformationen und mechanischer Belastung des Bauteils gerechnet werden muss. a) Werkzeugkavität +T b) Aufheizen +p c) Einspritzen/ Druckaufbau -p, -T d) Abkühlen: Druckabbau / Schwindung -T -T e) Abkühlen bei Umgebungsdruck 1 freie Schwindung Kavität, aktuelle Maße 2 Volumenkonstanz 3 Entformung unter Restdruck Kavität, Maße aus vorherigem Schritt Kunststoff Bild 5: Schematische Darstellung des Verhaltens einer Kavität unter Druck und Temperatur und die resultierenden Entformungszustände [nach 12] 2.4.3 Prozessführung Bei einem Kompressionsprozess können verschiedene Prozessformen realisiert werden. Die isobare Prozessführung ist beim Spritzprägen Stand der Technik. Das heißt, es wird nach dem Spritzgießen ein Druck auf die Schmelze aufgebracht, der während der Kühlphase aufrechterhalten wird. Ein Druck- Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 147 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung verlust durch auftretende thermische Schwindung soll somit geometrieabhängig durch einen Prägevorgang möglichst umfassend ausgeglichen werden. Je nach Höhe des Prägedrucks kann diese ggf. „überkompensiert“ werden, so dass durch das elastische Verformen der Kavität bei der Entformung mit erhöhten Entformungskräften zu rechnen ist. Letzteres kann zu einer Entformung unter Restdruck führen. Dieser Restdruck, der von der Kavität auf das Bauteil ausgeübt wird, kann in einer plastischen Deformation des Bauteils beim Entformen resultieren, die sich negativ auf innere wie auch geometrische Eigenschaften auswirkt. [3, 12] Eine alternative Prozessführung entsteht beim Spritzgießen nach dem Einfrieren des Anschnitts in Form einer isochoren Phase während der Abkühlung (v = const.). Dieser Zustand dauert so lange an, bis die Schwindung des Kunststoffs das Bauteil soweit verkleinert und damit Druck abgebaut hat, bis Umgebungsdruck vorliegt. Ab diesem Zeitpunkt kann das Bauteil frei schwinden. Übertragen auf die Prozessführung bei der Druckverfestigung kann ebenfalls nach Erreichen des Zieldrucks dieser aufrecht oder aber das Kavitätsvolumen konstant gehalten werden. Das Ziel der isochoren Prozessführung ist, dem Bauteil eine größere Kavität zur Schwindung zur Verfügung zu stellen. Damit soll eine freie Schwindung, zumindest jedoch eine geringere Klemmwirkung der Kavität auf das Bauteil und somit bessere innere Eigenschaften als mit isobarer Prozessführung erreicht werden. [12] 3 MOTIVATION Die Druckverfestigung bietet ein neuartiges Verfahren zur Fertigung von Bauteilen mit unterschiedlichen Wanddicken. Wie unter 2.2 beschrieben, wirkt sich gerade bei dickwandigen bzw. Bauteilen mit Wanddickenunterschieden die abkühlungsbedingte Erstarrung aufgrund zeitlich inhomogener Glasübergänge negativ auf die Bauteileigenschaften aus. Aufgrund der Trennung der Erstarrung von der Abkühlung können durch Druckverfestigung Schwindungsunterschiede kompensiert und Eigenspannungen reduziert werden. Jedoch rückt durch vergleichsweise hohe Drücke bei gleichzeitig hohen Werkzeugtemperaturen das Zusammenspiel von Werkzeugdeformation und resultierenden Bauteileigenschaften weiter in den Vordergrund. Eine Überkompression wird zu einer Entformung unter Restdruck und anschließender Expansion des Bauteils führen, die sich negativ auf die Bauteilqualität auswirken [3, 12]. Um den Einfluss des Entformungszustandes auf die Bauteileigenschaften zu charakterisieren, sollen die Auswirkungen von Massetemperatur und Druck im Zusammenhang mit der Prozessführung während der Abkühlung – isobar und isochor – betrachtet werden. Bild 6 beschreibt hierzu schematisch den Zusammenhang der Eingangsgrößen Druck und Druckführung (p (TM, t)) mit der Erstarrungsform der Schmelze und den möglichen Auswirkungen auf die Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 148 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung resultierenden Bauteileigenschaften bei der Druckverfestigung. Ein nicht ausreichender Kompressionsdruck wird zur inhomogenen, abkühlungsbedingten Erstarrung führen, während ein zu hoher Druck zu Überkompression und damit auch zu negativen Einflüssen auf die Bauteileigenschaften führen könnte. Bild 6: Modellhafte Einflüsse von Druckhöhe und Druckführung auf die resultierenden Bauteileigenschaften 4 EXPERIMENTELLES In den nachfolgenden Untersuchungen sollen die Einflüsse der Prozessparameter Druck und Massetemperatur sowie der Prozessführung auf die resultierenden Eigenspannungen, die Maße und die Dichte herausgearbeitet werden. Dazu wird eine Materialcharakterisierung zur Ermittlung der Grenzen des Glasübergangsbereichs und zur Festlegung der Parameter durchgeführt. Anschließend werden Probekörper bei Massetemperaturen von 170 °C und 190 °C innerhalb und außerhalb dieser Grenzen hergestellt und die resultierenden Eigenschaften charakterisiert. Zum Vergleich mit der konventionellen Spritzgussverarbeitung werden zusätzlich Referenzproben mit an den Spritzguss angelehnten Prozessparametern gefertigt. Die Charakterisierung der Bauteile erfolgt anhand ihres spannungsoptischen Verhaltens und der Geometrie sowie mittels Spannungsrissprüfung. Für weitere Vergleiche werden zusätzlich Dichte und thermischer Längenausdehnungskoeffizient bestimmt. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 149 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung 4.1 Werkstoff Für die Untersuchungen wird ein Polycarbonat der Fa. Bayer MaterialScience AG vom Typ Makrolon LQ 2647 verwendet. Eine Übersicht über generelle Eigenschaften ist in Tabelle 1 aufgeführt. Anwendungsgebiet optische Bauteile, Linsen Glasübergangstemperatur [°C]1) 143 Dichte [g/cm³]2) 1,2017 MVR (300 °C, 1,2 kg) [g/min]3) 12,5 Tabelle 1: Materialeigenschaft des untersuchten Materials 1) : eigene Messung; DSC, 2. Aufheizen, 20 K/min, Granulat : eigene Messung; Gaspyknometer, 23 °C, Granulat 3) : Herstellerangabe [27] 2) 4.2 Materialcharakterisierung Für die Bestimmung des druck- und temperaturabhängigen Glasübergangsbereichs des verwendeten Werkstoffes werden Kompressionsmessungen in einem Versuchswerkzeug durchgeführt. Das Vorgehen ist hier analog zu den von Rudolph [12, 20, 24, 28] beschriebenen Untersuchungen. Für Polycarbonat werden bei 150, 170, 190, 210 und 230 °C Kompressionsmessungen bis 3500 bar Werkzeuginnendruck durchgeführt und die generierten v-p-Verläufe ausgewertet. Wie bei Breuer und Rehage [17] beschrieben, können aus diesen Verläufen die Kompressionsmoduln berechnet werden, aus denen wiederum der Beginn und das Ende der glasigen Erstarrung durch Druck entnommen werden können. Die auf diese Weise mit einer Kompressionsgeschwindigkeit von 10.000 bar/min ermittelten Grenzen der Verfestigung durch Druck werden für die nachfolgenden Versuche herangezogen. 4.2.1 Werkzeug Die folgenden Untersuchungen wurden auf einem eigens für diesen Prozess konzipierten Versuchswerkzeug durchgeführt. Dieses ist an den Aufbau eines pvT-Messgeräts angelehnt und besteht aus einer zylindrischen Kavität, die von zwei Stempeln abgedichtet ist, wobei nur der obere in der Kavität beweglich ausgeführt ist, Bild 7. Für die Druckaufbringung, die Messung des Kompressionswegs und die Sicherstellung wiederholbarer Versuchseinstellungen wird dieses Versuchswerkzeug in eine Universalprüfmaschine Zwick Roell 1484 Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 150 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung eingebaut. Somit ist ein Erstellen von Programmen für den jeweiligen Versuchsablauf möglich. Die Temperaturregelung des Versuchswerkzeugs erfolgt durch Heizpatronen und Temperatursensoren, die um die Kavität und unter den Stempeln verbaut sind, sowie durch ein Kühlgebläse, das Aluminiumringe mit Kühlrippen anströmt. Diese Kühlstrukturen sind um die beheizbaren Baugruppen angeordnet. Die angewendete und maximale Heizund Kühlrate beträgt 40 K/min. Bild 7: Schematischer Aufbau des Versuchswerkzeugs [nach 12] 4.2.2 Probekörperabmessungen Der Durchmesser der zylindrischen Kavität beträgt 15,00 mm, gemessen mit einer Innenmikrometerschraube (Messbereich 14-17 mm, Auflösung 0,005 mm) bei Raumtemperatur. Die Probenhöhe ist vom Werkzeugprinzip her variabel und wird über die Füllmenge des Granulats eingestellt. Bei den durchgeführten Versuchen wird für eine Vergleichbarkeit der Bauteile die Probenhöhe auf 12 mm festgelegt. Dafür wird über das Kavitätsvolumen und die Dichte des verwendeten Materials das Einfüllgewicht des Granulats bestimmt. Die Berechnung ergibt für die verwendete PC Type 2,5447 g. 4.3 Herstellung der Bauteile 4.3.1 Grundsätzlicher Prozessablauf Das Material wird unter Vakuum bei 70 °C für 24 h vorgetrocknet. Die durch Karl-Fischer-Titration ermittelte Restfeuchte nach dem Trocknen lag unter 0,05 Gew.-%. Für jeden Versuch wird Granulat mit einer Präzisionswaage, Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 151 Einfluss der Prozessführung ME254S, Sartorius AG Göttingen, auf etwa 2,55 g abgewogen und in die Kavität gefüllt. Anschließend wird das Werkzeug auf 260 °C aufgeheizt und über die Traverse der Universalprüfmaschine mit dem Oberstempel verschlossen. Die Temperatur wird für 6 min bei einem Druck von 300 bar gehalten, damit das Granulat vollständig aufschmelzen kann. Anschließend wird das Werkzeug über das Gebläse auf Versuchstemperatur abgekühlt und die Versuchstemperatur für 7 min gehalten, damit sich in der Schmelze eine homogene Temperatur einstellen kann. Die Dauer bis zur Einstellung der Werkzeugtemperatur im Zentrum der Probe wurde in Vorversuchen mit einem Thermoelement ermittelt. Nach Ablauf der Haltezeit wird über die Steuerung der Universalprüfmaschine das Versuchsprogramm gestartet. Dieses startet bei Umgebungsdruck und komprimiert auf einen Haltedruck von 200 bar bis der Versuchsdruck mit einer Kompressionsgeschwindigkeit von 10.000 bar/min angefahren wird, damit keine Luftblasen in das Bauteil kommen. Bei Erreichen des Versuchsdrucks wird an der Temperaturregelung die Abkühlung des Werkzeugs eingeschalten, Bild 8. © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 8: Schematischer Prozessablauf der Versuche 4.3.2 Versuchseinstellungen Der Versuchsplan zur Herstellung von Probekörpern wurde auf der Basis des erarbeiteten adiabaten pvT-Diagramms (Kapitel 4.2) erstellt. Um den Einfluss unterschiedlicher Druckhöhen sowie Massetemperaturen herauszuarbeiten, wurden bei jeweils zwei Massetemperaturen fünf verschiedene Kompressionsdrücke angefahren, Tabelle 2. Je ein Druck liegt oberhalb des Glasübergangsbereichs, drei Drücke innerhalb und wiederum ein Druck unterhalb. Die Prozessführung nach dem Erreichen des Solldrucks erfolgte isobar und isochor. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 152 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung Bei isobarer Prozessführung wird der Versuchsdruck während der Abkühlung über die Maschinensteuerung aufrecht erhalten. Für eine isochore Prozessführung wird die Stempelposition nach Aufbringen des Versuchsdrucks konstant gehalten. Je Einstellung wurden drei Proben gefertigt. Drücke bei 170 °C Versuchstemperatur 400 bar Drücke bei 190 °C Versuchstemperatur 900 bar Prozessführung isochor/isobar Beginn des Glasübergangsbereichs 700 bar 800 bar 900 bar 1200 bar 1300 bar 1500 bar isochor/isobar isochor/isobar isochor/isobar Ende des Glasübergangsbereichs 1800 bar 2400 bar isochor/isobar Tabelle 2: Versuchseinstellungen Um die Ergebnisse mit den Standardverfahren vergleichen zu können, wurde in Anlehnung an das Spritzgießen zudem eine Referenzprobe hergestellt. Diese wurde bei einer homogenen Massetemperatur von 260 °C mit einem Druck von 400 bar beaufschlagt und abgekühlt. Während der Abkühlung wurde der Druck isobar gehalten, da eine isochore Prozessführung bei diesem Druck nicht ausreicht, um das Bauteil ohne Lunker herzustellen. 4.4 Bauteilcharakterisierung 4.4.1 Spannungsoptik Die Spannungsoptik dient der Visualisierung der Doppelbrechung eines transparenten Materials. Diese wird in Werkstoffen entweder durch äußerlich aufgebrachte Spannungen, fertigungsbedingte Eigenspannungen oder Orientierungen hervorgerufen. Eine transparente, doppelbrechende Probe, zwischen Polarisator und Analysator in den Strahlengang der Lampe gebracht, bewirkt ein Bild, in dem die vorhandenen Spannungen oder Orientierungen durch einen Wechsel zwischen charakteristischen Farben, bei Weißlicht gemäß der MichelLévy-Farbtafel, sichtbar werden. Linien gleicher Farbe werden Isochromaten genannt. Die Verteilung und die Anzahl der Isochromaten gibt einen qualitativen Aufschluss über die im Bauteil vorhanden Spannungen. Zusätzlich können Lambda-Viertel-Plättchen verwendet werden, die das Licht zirkular polarisieren und störende Isoklinen filtern [29]. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 153 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung Alle Probekörper wurden in einem spannungsoptischen Großflächenprüfer der Fa. Dr. Heinrich Schneider Messtechnik jeweils unter zirkular polarisiertem Weiß- und monochromatischem Licht mit einer Digitalkamera (Canon EOS 5D Mark II) aufgenommen. Die Bilder wurden anschließend anhand der Anzahl der Isochromaten ausgewertet. Über die Dicke bzw. Höhe des Bauteils und die materialspezifische spannungsoptische Konstante, kann aus der Michel-LévyFarbtafel die vorliegende Isochromatenordnung bestimmt und damit auf die Hauptspannungsdifferenz zurückgerechnet werden. Die Probenhöhe wurde mit einer Bügelmessschraube bestimmt. Für Polycarbonat liegt die spannungsoptische Konstante im Bereich von 7,5-10 N/mm*Ordnung [29]. Dazu werden die Wiederholungen der für den Ordnungsübergang charakteristischen Farben abgezählt und anhand der Hauptgleichung der Spannungsoptik (1) (1) mit S = spannungsoptische Konstante d = Bauteilhöhe n = Isochromatenordnung, in die maximale Hauptspannungsdifferenz umgerechnet [29]. Für S wird der Wert von 8 N/mm*Ordnung gewählt. Aufgrund der sehr langen Halte- und damit Relaxationszeiten bei Schmelzetemperatur wird angenommen, dass die orientierungsbedingte Doppelbrechung bei der Druckverfestigung keine Rolle spielt [12]. 4.4.2 Spannungsrissprüfung Neben der Spannungsoptik kann auch die Bewertung der Rissbildung bei Lagerung in einem spannungsrissauslösenden Medium zur Charakterisierung der in einem Probekörper vorliegenden Spannungen dienen. Bei Polycarbonat können Medien wie z.B. Propylencarbonat oder ein Gemisch aus Ethylacetat und Propanol bei vorliegenden Zugspannungen zur Bildung von Spannungsrissen führen [30]. Durch Abkühlung induzierte schwindungsbedingte Eigenspannungen in den zylindrischen Probekörpern lassen vornehmlich Druckspannungen an der Bauteiloberfläche und Zugspannungen im Inneren vermuten. In Vorversuchen mit einem Gemisch aus Ethylacetat und Propanol im Verhältnis 1:1 konnte keine Rissbildung bei der Medienlagerung vollständiger Probekörper festgestellt werden. Zum Vergleich der im Inneren der Probekörper vorhandenen Zugspannungen wurden zylindrische Bohrungen mittig in die Bauteile eingebracht, Bild 9. Hierzu wurden die Proben mit möglichst geringer Klemmkraft auf einer Drehmaschine eingespannt. Mit einem 2,8 mm HSS-Spiralbohrer Typ N nach DIN 338 und einer Drehzahl von 1250 min-1 wurde die Bohrung schrittweise unter Wasser- Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 154 Einfluss der Prozessführung kühlung hergestellt, um eine thermische Beeinflussung der Proben möglichst zu vermeiden. Bild 9: Lage und Geometrie der zur Spannungsrissprüfung in die Probekörper eingebrachten Bohrung Nach Einbringen der Bohrungen wurden die Proben erneut spannungsoptisch begutachtet und anschließend in eine Reihe spannungsrissauslösender Medien eingelagert. Die Einlagerungszeit in jedem einzelnen Medium betrug 15 Minuten. Nach jeweiliger Reinigung der eingelagerten Proben mit Leitungswasser erfolgte eine optische Überprüfung auf Rissbildung im Makroskop. Die Einlagerung wurde wie in Tabelle 3 aufgeführt in Medien steigender spannungsrissauslösender Wirkung fortgesetzt, bis eine Rissbildung feststellbar war. Zum Vergleich der Spannungszustände in unterschiedlichen Proben wurde ausgewertet bei welchem Medium eine Spannungsrissbildung auftrat. Medium Isopropanol Ethylacetat:Propanol – 1:20 Ethylacetat:Propanol – 1:10 Ethylacetat:Propanol – 1:5 Ethylacetat:Propanol – 1:3 Ethylacetat:Propanol – 1:2 Ethylacetat:Propanol – 1:1 Propylencarbonat steigende spannungsrissauslösnede Wirkung © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Tabelle 3: Spannungsrissauslösende Medien Die Prüfungen wurden für diejenigen Versuchseinstellungen durchgeführt, bei denen spezielle spannungsoptische Erscheinungen auftraten, die eine Auswertung der spannungsoptischen Aufnahmen erschwerten. Als Referenzen für die Spannungsrissprüfungen wurde je eine Probe gewählt bei der besonders Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 155 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung hohe (260 °C, 400 bar, isobar) und besonders niedrige Spannungen (190°C, 800 bar, isochor, 8h getempert bei 140 °C) zu erwarten sind. Eine Übersicht der mittels Spannungsrissprüfung untersuchten Proben zeigt Tabelle 4. Probe 170 °C, 900 bar, isobar 170 °C, 1800 bar, isobar 170 °C, 1800 bar, isochor 190 °C, 900 bar, isochor 190 °C, 1500 bar, isobar 190 °C, 2400 bar, isobar 190 °C, 2400 bar, isochor 260 °C, 400 bar, isobar getempert 8h, 140 °C Tabelle 4: Mittels Spannungsrissprüfung untersuchte Proben 4.4.3 Bestimmung der Dichte Wie aus pvT-Diagrammen zu entnehmen ist, bewirkt ein höherer Kompressionsdruck eine stärkere Verdichtung des Materials. Um die resultierende Bauteildichte der hergestellten Proben zu ermitteln, wurden Messungen mit dem sogenannten Auftriebsverfahren gemäß DIN EN ISO 1183 Teil 1 [31] durchgeführt. Dazu wurden die Proben jeweils an Luft und in Wasser auf einer Laborwaage, Sartorius basic RR 100, Sartorius AG, Göttingen, gewogen. Über das Gewicht an Luft und den Auftrieb im Wasser kann die Dichte berechnet werden. Zum Vergleich mit den Ausgangswerten wurde die Dichte des Granulats mit einem Gaspyknometer, Accu Pyc 1330, Micromeritics GmbH, Aachen, gemäß DIN EN ISO 1183 Teil 3 [32] ermittelt. 4.4.4 Bestimmung des Durchmessers Zur Ermittlung des Einflusses der Prozessparameter und der Prozessführung auf die geometrischen Bauteileigenschaften wurden nach dem Entformen und dem Abkühlen der Proben auf Raumtemperatur (Wartezeit mindestens 10 min) am Umfang der Proben mit einer Bügelmessschraube mit Messbereich 25 mm und Auflösung von 0,01 mm an je drei Stellen der Durchmesser gemessen und anschließend der Mittelwert bestimmt. Die Fehlergrenzen von Bügelmessschrauben für einen Messbereich bis 25 mm betragen nach DIN 863-1 4 µm [33]. 4.4.5 Ermittlung des Längenausdehungskoeffizienten mittels TMA Die Entformung der Bauteile erfolgte im Gegensatz zur Messung der Durchmesser bei 50 °C. Ein direkter Vergleich der Durchmesser zum Entformungszeitpunkt bzw. bei Entformungstemperatur ist nur sinnvoll, wenn Werkzeugdurchmesser und Bauteildurchmesser bei der gleichen Temperatur Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 156 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung vorliegen. Zur Berechnung der Durchmesser bei Entformungstemperatur wurden mittels thermomechanischer Analyse (TMA) die Längenausdehnungskoeffizienten gemäß ISO 11359 Teile 2 [34] auf einer TMA 2940 der Firma TAInstruments bestimmt. Dazu wurden aus den hergestellten Proben mehrere Stücke mit einer wassergekühlten Präparationssäge für die Mikroskopie so herausgearbeitet, dass in Durchmesserrichtung zwei planparallele Flächen entstehen. Die Proben wurden aus der Bauteilmitte mit einer Probenhöhe von etwa 5 mm herausgearbeitet und in einem Vakuumofen 24 h bei 70 °C getrocknet, um eine Verfälschung der Ergebnisse durch aufgenommenes Wasser bei der Präparation auszuschließen. 4.5 Analyse der Entformungszustände Der Innendurchmesser des Werkzeuges bei Raumtemperatur wurde mit Hilfe einer Innenmikrometerschraube (Messbereich 14-17 mm, Auflösung 0,005 mm) gemessen und beträgt 15,00 mm. Zum Vergleich von resultierenden Bauteildurchmessern und der Verformung der Werkzeugkavität aufgrund von Temperatur wurde der Innendurchmesser des Werkzeugs mit einem optischen Koordinatenmessgerät (DeMeet 400, SGM Schut Geometrische Messtechnik GmbH, Trossingen) bei Raumtemperatur, 50 °C, 100 °C und 150 °C vermessen. Für das Messgerät kann eine räumliche Genauigkeit von 0,12 µm für die Messlänge von 15 mm berechnet werden [35]. Die Bestimmung des Absolutwertes des Werkzeuginnendurchmessers im optischen Koordinatenmessgerät wird durch Radien an den Kavitätsrändern erschwert, so dass eine definierte Bezugskante fehlt. Daher wurde als Innendurchmesser bei Raumtemperatur der mittels Innenmikrometerschraube ermittelte Wert von 15,00 mm herangezogen. Die temperaturbedingte Durchmesseränderung wurde anhand der optisch gemessenen Daten ausgewertet. Bei 150 °C wurde bereits ein starkes Flimmern zwischen Kamera und Messobjekt festgestellt, so dass keine höheren Temperaturen mehr eingestellt wurden. Deshalb wurden zusätzlich analytische Berechnungen der Temperaturverformung anhand des Ausdehnungskoeffizienten des verwendeten Warmarbeitsstahls 1.2343 (11,4·10-6 m/mK für 20-100 °C und 12,4·10-6 m/mK für 100190 °C [36]) sowie eine FEM-Simulation der Kavität unter Temperatur durchgeführt. Die Simulation wurde anhand eines CAD-Modells der WerkzeugDruckzelle mit dem Programm SolidWorks Simulation erstellt. Die bei Raumtemperatur ermittelten Bauteildurchmesser wurden anhand der in der TMA ermittelten Längenausdehnungskoeffizienten auf Entformungstemperatur hochgerechnet. Somit können Werkzeug- und Bauteildurchmesser verglichen werden. Durch den Vergleich der gemessenen, berechneten und simulierten Werkzeugdehnungen konnte eine gute Übereinstimmung festgestellt werden, so dass im Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 157 Einfluss der Prozessführung Folgenden für die Dehnungen der Kavität die Ergebnisse der Simulation herangezogen werden, Tabelle 5. Temperatur Messung [mm] Berechnung [mm] FEM-Simulation [mm] [°C] Werkzeuginnendurchmesser 15,009 ± 0,002 1) 23 15,00 2) 15,00 15,00 Wärmedehnung 50 0,006 ± 0,003 1) 0,005 0,006 100 0,017 ± 0,004 1) 0,013 0,013 150 0,026 ± 0,004 1) 0,022 0,021 170 - 0,027 0,025 190 - 0,031 0,028 Tabelle 5: Werkzeuginnendurchmesser und Vergleich Messung, Berechnung und Simulation der Wärmedehnung 1) 2) : optisches Koordinatenmessgerät : Innenmikrometerschraube © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 158 Einfluss der Prozessführung 5 ERGEBNISSE UND DISKUSSION 5.1 Ermittlung des adiabaten pvT-Diagramms und der Versuchspunkte Bild 10 zeigt das Ergebnis der Materialcharakterisierung in Form eines adiabaten pvT-Diagramms. Die Isobaren beschreiben hier im Gegensatz zu einem Standard-pvT-Diagramm nicht den Verlauf der isobaren Abkühlung sondern verbinden die bei gleichem Druck erreichten spezifischen Volumina. Somit ist dieses Diagramm abhängig vom Prozessweg, das heißt, bei welcher Temperatur die Kompression der Schmelze stattfindet. Dabei werden im Vergleich zur isobaren Messung größere spezifische Volumina erreicht. Nur bei hohen Schmelzetemperaturen stellen sich aufgrund der höheren Kettenbeweglichkeit die gleichen Werte wie bei isobaren pvT-Messungen ein [12, 28]. Zusätzlich sind in diesem adiabaten pvT-Diagramm die Grenzen des Glasübergangsbereichs eingezeichnet (Beginn des Glasübergangs pg,A, Ende des Glasübergangs pg,E) anhand derer die im Versuchsplan verwendeten Prozessdrücke (P1 bis P10) festgelegt wurden. © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 10: Adiabates pvT-Diagramm von Makrolon LQ 2647 pg,A = Beginn des Glasübergangs, pg,E = Ende des Glasübergangs, P1 - P10 = Prozessdrücke Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 159 Einfluss der Prozessführung 5.2 Einfluss der Prozessführung auf Eigenspannungen Die Referenzprobe, die für einen Vergleich mit dem Standardverfahren Spritzgießen hergestellt wurde, weist in der spannungsoptischen Aufnahme viele Isochromaten und damit große Hauptspannungsdifferenzen auf, die aus einem kleinen Bereich im Zentrum heraus konzentrisch immer stärker zunehmen, so dass im Weißlicht die Übergänge zwischen den einzelnen Ordnungen kaum noch zu unterscheiden sind, Bild 11. Zur Verdeutlichung ist ein Ausschnitt vergrößert. Dieses Bild zeigt die Schwierigkeit, durch Standardverfahren hohe Eigenspannungen und Inhomogenitäten in dickwandigen Bauteilen zu vermeiden. Bild 11: Spannungsoptische Aufnahme der in Anlehnung an den Spritzguss hergestellten Referenzprobe (260 °C, 400 bar, isobar) in zirkular polarisiertem Weißlicht mit Vergrößerung des Randbereichs In Bild 12 sind die spannungsoptischen Aufnahmen der Bauteile, die mit unterschiedlichen Drücken und Prozessführungen bei 170 °C hergestellt wurden, gegenüber gestellt. An den Bildern der isochor hergestellten Proben ist klar zu erkennen, dass unterhalb des Glasübergangsdrucks mehr Isochromaten im Bauteil vorliegen, als bei den Druckstufen, die innerhalb des Glasübergangsbereichs liegen (Bild 12, links). Der Versuchsdruck oberhalb des Glasübergangsbereichs, 1800 bar, führt zu einem Bauteil, das große schwarze Bereiche aufweist. Allerdings bietet dieses ein chaotisches Bild, da überlagerte Isochromaten auftreten, die in den schwarzen Flächen zu erkennen sind und eine Auswertung erschweren. © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 160 Einfluss der Prozessführung © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 12: Spannungsoptische Aufnahmen der isochor und isobar hergestellten Proben bei 170 °C Versuchstemperatur Zur Verdeutlichung dieses Effektes zeigt Bild 13 eine vergrößerte Darstellung. Es sind zur Bauteilmitte hin Isochromaten mit geringer Farbintensität erkennbar die von höheren Ordnungen direkt in das Schwarz nullter Ordnung übergehen. Dieser digitale Übergang ist mit vorliegenden Spannungszuständen nicht erklärbar, die Ursache dieses Effektes konnte nicht geklärt werden. Eine mögliche Erklärung für das Auftreten dieser überlagerten Isochromaten können Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 161 Einfluss der Prozessführung Spiegelungen an den Bauteilrändern darstellen. Da die Proben nicht flächig sind, d.h. ihre Dicke nicht klein im Verhältnis zur betrachteten Fläche ist, können Anteile des polarisierten Weißlichts reflektiert werden und die Probe schief durchstrahlen. Zur Bewertung der maximal in den Proben vorliegenden Isochromatenordnung und der daraus berechneten maximalen Hauptspannungsdifferenz wurden die überlagerten Isochromaten nicht herangezogen. Bild 13: Spannungsoptische Aufnahme einer bei 170 °C und 1800 bar bei isochorer Prozessführung hergestellten Probe in zirkular polarisiertem Weißlicht mit Vergrößerung des Randbereichs Die Aufnahmen der isobar hergestellten Proben (Bild 12, rechts) zeigen grundsätzlich einen vergleichbaren Verlauf der Isochromaten zu den isochor hergestellten Proben. Im Unterschied zu diesen treten aber bereits unterhalb des Glasübergangsbereichs weniger Isochromaten auf. Überlagerte Isochromaten, ähnlich wie bei druckverfestigten Proben (z.B. 1800 bar isochor), sind hier schon bei einem niedrigeren Druck von 800 bar zu erkennen. Die Auswertung der Aufnahmen anhand der spannungsoptischen Konstante und der Bauteilhöhe zum Vergleich der Isochromatenordnungen und der maximalen Hauptspannungsdifferenzen ist in Bild 14 dargestellt. Dabei erfolgt die Auftragung der Isochromatenordnung und der maximalen Hauptspannungsdifferenz im gleichen Maßstab. © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 162 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 14: Einfluss der Prozessführung Isochromatenordnung und maximale Hauptspannungsdifferenz der Proben bei 170 °C Versuchstemperatur Die isochor und isobar hergestellten Proben in Bild 14 zeigen deutlich niedrigere Isochromatenordnungen und damit auch niedrigere Hauptspannungsdifferenzen im Vergleich zur in Anlehnung an den Spritzguss hergestellten Referenzprobe, die als gestrichelte Linie dargestellt ist. Tendenziell ist eine Abnahme der Isochromatenordnung mit steigendem Druck festzustellen. Insbesondere oberhalb des Glasübergangs treten geringere maximale Hauptspannungsdifferenzen auf. Zudem zeigt sich ein Trend, dass die isobare Prozessführung zu homogeneren inneren Eigenschaften führt als die isochore. Die Versuche bei der höheren Massetemperatur von 190 °C zeigen entsprechende Verläufe der Isochromatenordnungen bzw. Hauptspannungsdifferenzen, Bild 15. Insgesamt ergibt sich bei 190 °C ein minimal höheres Niveau an Isochromaten bzw. Hauptspannungsdifferenzen. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 163 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 15: Einfluss der Prozessführung Isochromatenordnungen und maximale Hauptspannungsdifferenzen bei 190 °C Versuchstemperatur Die Auswertung der spannungsoptischen Aufnahmen wird durch die bereits beschriebenen überlagerten Isochromaten erschwert. Da die Ursache für das Auftreten überlagerter Isochromaten in den Bauteilen nicht geklärt werden konnte, wurden zusätzlich Spannungsrissprüfungen an ausgewählten Proben durchgeführt. Als Referenzen für die Spannungsrissprüfungen wurde je eine Probe gewählt bei der besonders hohe (260 °C, 400 bar, isobar) und besonders niedrige Spannungen (190°C, 800 bar, isochor, 8h getempert bei 140 °C) zu erwarten sind. Der Einfluss der eingebrachten Bohrungen auf die Proben in der Spannungsoptik ist in Bild 16 exemplarisch dargestellt. Vor dem Bohren weist die getemperte Probe deutlich weniger Isochromaten als die in Anlehnung an den Spritzguss hergestellte Referenzprobe (260 °C, 400 bar, isobar) auf. Durch das Einbringen der Bohrungen wird der Spannungszustand in der Bauteilmitte deutlich verändert, was infolge des Materialabtrags zu erwarten war. Es ist keine signifikante Änderung der Isochromaten am Bauteilrand festzustellen, wie sie z.B. eine plastische Deformation durch zu festes Einklemmen in der Drehmaschine hervorrufen könnte. Die Referenzprobe zeigt an der Bohrung deutlich höhere Isochromatenordnung als die getemperte Probe. Analoge Auswirkungen des Bohrens zeigten sich bei den übrigen untersuchten Proben. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 164 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 16: Einfluss der Prozessführung Spannungsoptische Aufnahmen von Proben vor (links) und nach (rechts) dem Einbringen der Bohrung im zirkular polarisierten Licht oben: Referenzprobe, 260 °C, 400 bar, isobar unten: 190 °C, 900 bar, isochor, getempert 8h, 140 °C Wie Tabelle 6 zeigt, führt die Spannungsrissprüfung zu indifferenten Ergebnissen. Vor der Medienlagerung waren in keiner der untersuchten Proben Risse vorhanden. Bei der Mehrzahl der Proben, unter anderem bei der getemperten Probe, treten Spannungsrisse bereits in Propanol auf. Die Risse entstehen vornehmlich in der Probenmitte und verlaufen in radialer Richtung, Bild 17. Bei der Referenzprobe (260 °C, 400 bar, isobar), die mit Abstand die höchste Isochromatenordnung vor wie auch nach dem Bohren hat, treten Risse erst in einem stärkeren spannungsrissauslösenden Medium auf. Eine Korrelation der Isochromatenordnungen mit der Spannungsrissbildung ist demnach nicht möglich. Im Gegensatz zur spannungsoptischen Analyse lässt die Spannungsrissprüfung keinerlei Trends erkennen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass mechanische und thermische Beeinflussungen der Proben beim Bohren den Spannungszustand im Bohrungsbereich verändern und die herstellungsbedingten Spannungen überlagern. Zudem weisen die beiden Verfahren grundsätzlich unterschiedliche Spannungszustände nach. Während Spannungsrisse im Bereich von Zugspannungen entstehen, visualisieren Isochromaten die Hauptspannnungsdifferenzen senkrecht zur Durchstrahlungsrichtung. In Bauteilbereichen mit Isochromaten nullter Ordnung können somit beispielsweise hohe äquibiaxiale Zugspannungen vorliegen. Dass dies im vorliegenden Fall für die Unterschiede zwischen Spannungsoptik und Spannungsrissprüfung verantwortlich ist erscheint auf- Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 165 Einfluss der Prozessführung grund der Spannungsrissbildung in der Referenzprobe (260 °C, 400 bar, isobar) und der getemperten Probe jedoch als unwahrscheinlich. Prüfmedium n0 [-] keines Propanol 170 °C, 900 bar, isobar 4 0 X 170 °C, 1800 bar, isobar 2 0 X 170 °C, 1800 bar, isochor 3 0 0 190 °C, 900 bar, isochor 8 0 X 190 °C, 1500 bar, isobar 4 0 X 190 °C, 2400 bar, isobar 3 0 0 190 °C, 2400 bar, isochor 2-3 0 X 260 °C, 400 bar, isobar 24 0 0 getempert 8h, 140 °C 1 0 X Probe Ethylacetat:Propanol 1:20 X X X Tabelle 6: Spannungsrissbildung in gebohrten Proben in Abhängigkeit des Einlagerungsmediums n0: max. Isochromatenordnung vor dem Bohren 0: keine Risse nach Medienlagerung X: Spannungsrissbildung nach Medienlagerung © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 17: Spannungsrisse in einer bei 190 °C und 900 bar bei isochorer Prozessführung hergestellten Probe nach 15 min Lagerung in Propanol Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 166 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung 5.3 Dichte der Bauteile Mittels Auftriebsverfahren wurden die Dichten der verschieden hergestellten Probekörper bestimmt. Der Ausgangswert, die Dichte des Granulats, wurde mit einem Gaspyknometer ermittelt. Laut Datenblatt beträgt die Dichte dieser Type 1,20 g/cm³, gemessen wurde ein Wert von 1,2017 g/cm³. Bei den Proben der Versuchstemperatur von 170 °C liegen die gemessenen Dichten unterhalb der Dichte des Granulats, einzig die Bauteile, die mit einem Druck von 1800 bar hergestellt wurden, weisen Dichten im Bereich des Granulats bzw. sogar darüber auf (Bild 18). Bild 18: Dichte der Bauteile, 170 °C Versuchstemperatur Bei 170 °C findet die Kompression im entropieelastischen Bereich des verwendeten Polycarbonats statt. Die Zustände amorpher Thermoplaste können in den energieelastischen Bereich unterhalb Tg, entropie- oder gummielastischen Bereich zwischen Tg und Fließtemperatur Tf und Schmelzebereich oberhalb Tf eingeteilt werden. Wegen der im entropieelastischen Bereich bereits eingeschränkten Kettenbeweglichkeit werden durch schnelle Kompression geringere Dichten erreicht als bei höheren Temperaturen [12]. Bei der höheren Versuchstemperatur von 190 °C werden insgesamt höhere Dichten durch die Kompression erreicht, Bild 19. Das Ende des entropieelastischen Bereichs zum Fließ- oder reinen Schmelzebereich hin fällt mit dieser Versuchstemperatur zusammen, wodurch die Kettenbeweglichkeit Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 167 Einfluss der Prozessführung höher als bei 170 °C ist und somit auch höhere Dichten erreicht werden können. Bild 19: Dichte der Bauteile, 190 °C Versuchstemperatur Wie bei Rudolph [12], Schwarzl [15] und Struik [37] beschrieben, streben Kunststoffe zu einer energetisch idealen Dichte. Diese wird jedoch aufgrund der eingeschränkten Kettenbeweglichkeit im glasigen Bereich nie erreicht. Dieser Effekt, der bei erhöhten Temperaturen beschleunigt wird, ist als physikalische Alterung bekannt bzw. äußert sich als Nachschwindung der Bauteile über einen langen Zeitraum. Eine große Abweichung von dem idealen Zustand führt zu einer verstärkten Annäherung. Bei Standardverfahren ist mit einer Dichteverteilung über den Bauteilquerschnitt zu rechnen, die bereits durch die Abkühlerstarrung bedingt ist. © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 168 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung 5.4 Wärmeausdehnungskoeffizienten in Abhängigkeit des Drucks Bild 20: Längenausdehnungskoeffizienten der Proben bei 170 °C Versuchstemperatur Bild 20 zeigt die mittels TMA ermittelten Längenausdehnungskoeffizienten bei 170 °C Versuchstemperatur. Eine schwache jedoch nicht signifikante Tendenz zu einer Abnahme der Längenausdehnung bei 1800 bar und damit auch bei einer höheren Dichte kann dem Diagramm entnommen werden. Die Werte wurden zur Berechnung der Bauteildurchmesser bei erhöhten Temperaturen herangezogen. 5.5 Probendurchmesser bei RT und Entformungstemperatur Der Vergleich der gemessenen Bauteildurchmesser nach Abkühlung auf Raumtemperatur zeigt, dass sich der Bauteildurchmesser mit steigendem Druck immer näher an den gemessenen Werkzeuginnendurchmesser bei 23 °C annähert und diesen bei genügend hohem Druck schließlich übersteigt (Bild 21, Bild 22). Die Bauteilmaße lassen sich demnach durch den Prozess der Druckverfestigung über die Druckhöhe und die Art der Prozessführung gezielt einstellen. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 169 Einfluss der Prozessführung Bild 21: Bauteildurchmesser bei Raumtemperatur, 170 °C Versuchstemperatur Bild 22: Bauteildurchmesser bei Raumtemperatur, 190 °C Versuchstemperatur © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 170 Einfluss der Prozessführung In den Diagrammen sind neben dem Werkzeugdurchmesser bei Raumtemperatur jeweils die simulativ ermittelten Durchmesser bei Versuchs- (170 °C bzw. 190 °C) und Entformungstemperatur (50 °C) eingetragen. Das Übermaß der Bauteildurchmesser bei hohen Drücken zu den Werkzeugdurchmessern lässt auf eine Entformung unter Restdruck schließen. Im Abgleich zu den spannungsoptischen Aufnahmen kann somit gefolgert werden, dass auch eine Entformung unter Restdruck zu keiner signifikanten Steigerung des Eigenspannungszustandes führt. Alleine anhand der Ergebnisse der Durchmesserbestimmung bei Raumtemperatur kann allerdings nicht auf den Entformungszustand aller Proben geschlossen werden. Zum besseren Verständnis des Entformungszustands wurden deshalb die Durchmesser der Bauteile bei Entformungstemperatur (50 °C) ermittelt. Die Werte der Wärmeausdehnungskoeffizienten wurden hierfür mittels TMA bestimmt. Die Wärmeausdehnungen von Stahl und Polycarbonat unterscheiden sich im relevanten Temperaturbereich um etwa das Fünffache. Dadurch verformt sich das Werkzeug unter Temperatur in deutlich geringerem Maß als die Bauteile. Die Gegenüberstellung der Maße von Werkzeug und Kunststoffbauteil bei der Entformungstemperatur von 50 °C zeigt, dass die Durchmesser der isobar hergestellten Proben ab 800 bar Versuchsdruck nahe am Werkzeugdurchmesser, bei 50 °C bzw. bei 900 bar, isobar bereits knapp oberhalb liegen, Bild 23. © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Bild 23: Vergleich der berechneten Durchmesser bei 50 °C Entformungstemperatur, 170 °C Versuchstemperatur Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 171 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung In Korrelation mit der Auswertung der Spannungsoptik bestärkt dies, dass sich eine Entformung von Bauteilen mit Übermaß nicht negativ auf den Spannungszustand auswirkt. Die Aufweitung der Kavität ist abhängig von Temperatur und Druck, die Prozessführung (isobar/isochor) spielt dabei keine Rolle. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass die Drucknachführung der isobaren Versuche das Bauteil während der gesamten Abkühlung der Schrumpfung der Kavität und damit einer höheren Druckeinwirkung aussetzt als bei isochorer Prozessführung. Hier bleibt das eingestellte Kavitätsvolumen – bis auf die Rückstellung der Verformung – gleich und es steht somit mehr Raum zur Verfügung, der für die Schwindung und den Ausgleich des aufgebrachten Drucks durch die Rückstellung der Kavität genutzt werden kann. 6 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass durch die Anwendung der Druckverfestigung verschiedene Effekte auftreten können. Eine Erhöhung des Verfestigungsdrucks führt, insbesondere im Vergleich zur Referenzprobe, die den Spritzgießprozess darstellen soll, zu einer Verringerung der Doppelbrechung, was auf eine Abnahme der Eigenspannungen in den Bauteilen hinweist. Tendenziell führt eine isobare Prozessführung im Vergleich zur isochoren zu verminderten Isochromatenordnungen. Bei hohen Drücken traten allerdings spannungsoptische Erscheinungen auf deren Ursache nicht geklärt werden konnte. Geometriebedingt sind die untersuchten Probekörper nicht ideal geeignet für spannungsoptische Analysen. Aus ergänzend durchgeführte Spannungsrissprüfungen an Probekörpern mit Bohrloch konnten keine signifikanten Aussagen abgeleitet werden. Eine negative Auswirkung einer Entformung unter Restdruck auf druckverfestigte Bauteile wurde basierend auf der spannungsoptischen Analyse nicht festgestellt. Neben Eigenspannungen sind weitere Auswirkungen auf optische Eigenschaften aus lokalen Dichteunterschieden bedingt, die beim Standardspritzgießen nicht zu vermeiden sind. Aufgrund des Prozessablaufs bei der Druckverfestigung, nämlich der Kompression einer homogen temperierten Schmelze, ist eine gleichmäßige Dichteverteilung zu erwarten. Es konnte aufgezeigt werden, dass sowohl die Dichte, als auch die Abmaße der hergestellten Proben gezielt durch die Versuchstemperatur, die Prozessführung als auch durch den Verfestigungsdruck eingestellt werden können. Die erarbeiteten Erkenntnisse sollen auf ein im Bau befindliches Werkzeug zur Abbildung und Überprüfung der generellen Umsetzbarkeit der Druckverfestigung für Modellprobekörper sowie optische Linsen in einem Spritzgießprozess übertragen und die erzielbaren Zykluszeiten ermittelt werden. Die mit diesem Werkzeug möglichen Bauteile werden zur Bestimmung der Maßhaltigkeit druckverfestigter Bauteile mit Wanddickenunterschieden heranZeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 172 Einfluss der Prozessführung gezogen sowie zur lokal aufgelösten Analyse der Dichte über den Bauteilquerschnitt. 7 DANKSAGUNG Der Dank gilt der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die finanzielle Unterstützung des Projektes DFG-KU2421/1-2 sowie der Bayer MaterialScience AG für die Bereitstellung des Materials. Weiterhin danken die Autoren Frau Dr.-Ing. Natalie Rudolph, die über die Arbeiten ihrer Dissertation am Lehrstuhl für Kunststofftechnik hinaus, stets für Diskussionen und manchen hilfreichen Rat zur Verfügung stand. © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 173 © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Einfluss der Prozessführung LITERATUR [1] Thöniß, T. Abbildungsfehler und Abbildungsleistung optischer Systeme Seminarvortrag, Technische Optik in der Praxis, PhotonikNet, Göttingen, Mai 2004 [2] [3] Michaeli, W.; Heßner, S. Nichts außer Acht gelassen Bölinger, S. Spritzgießen und Spritzprägen von Kunststoffoptiken Plastverarbeiter, Juni 2007, S. 32-34 Institut für Kunststoffverarbeitung, RWTH Aachen, Dissertation, 2001 [4] Bürkle, E.; Wohlrab, W. Spritzprägen: Präzisionstechnik für Spritzgußteile ohne Eigenspannungen. Kunststoffe Plast Europe, Jg. 89 (1999), S. 64-69 [5] Bäumer, S. (Hrsg.) Handbook of Plastic Optics WILEY-VCH, Weinheim, 2005 [6] [7] Radusch, H. -J; Kies, T.; Altenbach, H.; Naumenko, K. 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Stichworte: Druckverfestigung, unterschiede Einfluss der Prozessführung optische Bauteile, Eigenspannungen, Wanddicken- Keywords: Compression induced solidification, optical parts, residual stress, varying wall thickness Autor/author: Prof. Dr.-Ing. Dietmar Drummer (Autor) Dipl.-Ing. Alexander Schmidt (Autor) Dipl.-Ing. Andreas Seefried (Autor) Prof. em. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gottfried W. Ehrenstein (Autor) Dr.-Ing. Ines Kühnert * (Autor) Lehrstuhl für Kunststofftechnik Universität Erlangen-Nürnberg Am Weichselgarten 9 91058 Erlangen *) Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V. Herausgeber/Editor: Europa/Europe Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gottfried W. Ehrenstein, verantwortlich Lehrstuhl für Kunststofftechnik Universität Erlangen-Nürnberg Am Weichselgarten 9 91058 Erlangen Deutschland Phone: +49/(0)9131/85 - 29703 Fax.: +49/(0)9131/85 - 29709 E-Mail-Adresse: [email protected] Verlag/Publisher: Carl-Hanser-Verlag Jürgen Harth Ltg. Online-Services & E-Commerce, Fachbuchanzeigen und Elektronische Lizenzen Kolbergerstrasse 22 81679 Muenchen Tel.: 089/99 830 - 300 Fax: 089/99 830 - 156 E-mail-Adresse: [email protected] Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 E-Mail-Adresse: [email protected] Webseite: www.lkt.uni-erlangen.de Tel.: +49(0)9131/297-05 Fax: +49(0) 9131/297-09 Amerika/The Americas Prof. Prof. h.c. Dr. Tim A. Osswald, responsible Polymer Engineering Center, Director University of Wisconsin-Madison 1513 University Avenue Madison, WI 53706 USA Phone: +1/608 263 9538 Fax.: +1/608 265 2316 E-Mail-Adresse: [email protected] Beirat/Editorial Board: Professoren des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kunststofftechnik/ Professors of the Scientific Alliance of Polymer Technology 178 Einfluss der Prozessführung 1 Thöniß 2 Michaeli, W.;Heßner, S 3 BÖL 4 BÜR,WOHL 5 Bäumer 6 RADUSCH 7 MICH, Prozesskette 8 CHANG 9 EHR, TRA 10 EHR, RUD1 11 RUD Pol Eng Science 12 Diss RUD 13 Weymann 14 Engelsing: freies Vol 15 Schwarzl 16 Batzer 17 Breuer 18 Menges pvT 19 Thienel 20 RUD2 21 Forster ungetrübte Sicht 22 Liu 23 BÜR2 24 RUD KU 2011 25 Patent DVF 26 RUD3 27 LQ2647 28 RUD4 29 Wolf 30 Bayer_ESC 31 1183-1 32 1183-3 33 863-1 34 11359-2 35 DeMeet 36 Doerrenberg 37 Struik © 2012 Carl Hanser Verlag, München www.kunststofftech.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Drummer et al. Zeitschrift Kunststofftechnik 8 (2012) 2 179