15 Einbeinstative im Test
Transcrição
15 Einbeinstative im Test
Fotostöcke mit Potenzial Test und Text: Nico Barbat 15 Einbeinstative im Test Dreibeinstative sind stabil und robust, ihre einbeinigen Kollegen sind dagegen baubedingt eine wackelige Angelegenheit. Damit spricht alles gegen den Einsatz von Einbeinstativen im fotografischen Alltag. Oder doch nicht? 15 Einbeinstative von 35 bis 350 Euro wollen im Test das Gegenteil beweisen. Charakteristisch für Einbeinstative ist ihre Flexibilität. Fotografen, die in engen Räumen oder auf Veranstaltungen mit hohem Menschenaufkommen arbeiten müssen, loben die variable Nutzung. Zudem sind Monopods durch ihr geringes Gewicht ein angenehmer Reisebegleiter. So überschaubar der Monopod-Markt ist, so enorm ist die Qualitäts- und Preisspanne zwischen den Modellen. Cullmann Das Magnesit 550 und Magnesit 580 C unterscheiden sich im Wesentlichen durch das Material und den Preis sowie die Tragfähigkeit. Auf eine Arbeitshöhe von 168 cm (580 C) bzw. 152 cm (550) lassen sich die ansprechend gestalteten und mit wechselbarer Platte bestückten Einbeiner mit Klemmen ausziehen. Diese sind aus Magnesium geformt, leicht gefedert und durch die großzügige Modellierung angenehm zu bedienen. Das Hauptsegment des Alu550er wie des Carbon-580ers wird von der Polsterung komplett verdeckt – das macht das kurzzeitige Tragen auf der Schulter komfortabel. Abgestellt werden die beiden 042 Stative auf einem Gummifuß. Das Mittelklassemodell ist deutlich stabiler als das Einstiegsmodell. Dörr Das einzige Stativ im Testfeld mit Basalt als Beinmaterial ist das MP-B. Es wiegt nur knapp 400 g, ist aber auch nicht ganz so tragfest wie die Konkurrenz. Dafür senkt es seine Traglast auf 44,5 cm ab, was nur vom Gitzo unterboten wird, und überbrückt mit den mit Drehern fixierten Segmenten respektable 110,5 cm. Vor allem das sehr dünne letzte Segment trägt dazu bei, dass das MP-B etwas wackelig auftritt. Ebenso zu klein fallen der Kunststofffuß und die nicht wechselbare Platte aus. Eine Klasse darunter platziert Dörr das Profi Mono 4, das sich optisch durch seine silbernen Beine und grauen Feststellklemmen von den anderen Prüflingen unterscheidet. Die Klemmen sind noch in Ordnung, die Polsterung verdreht sich aber leicht, und die Verschraubung ist kritikwürdig, zumal eine Schraube übersteht. Zudem ist die Platte nicht abschraubbar und nur ein 3/8"-Anschluss integriert. Das kann Dörr besser, wie das MP-B beweist. Giottos Das MML3270B ist das mittlere von drei Einbeinstativen aus der MML-Serie von Giottos. Es verschafft dem Fotografen eine Arbeitshöhe von 54 bis 167 cm für seine bis zu 12 kg schwere Ausrüstung. Den Drillingen ist das raue Design, ordentliche Klemmen und die feste Platte gemein. Die Schraube lässt sich zweiteilen und nimmt so Equipment mit 1/4"- und 3/8"-Gewinde auf. Der Schaumstoffgriff ist knapp bemessen, die Steifigkeit lässt Raum für Verbesserung. Insgesamt ist die MML-Serie aber wertig verarbeitet und zudem günstig. hama Auffälliges Kennzeichen des Star 78 Mono ist der integrierte Stativkopf, der zugleich der größte Schwachpunkt des champagnerfarbenen hama-Stativs ist. Der neig- und kippbare 3D-PanoramaKopf ist schlecht verarbeitet und labil, der Schwenkarm für ein Einbeinstativ un- DigitalPHOTO 11/2009 042_L_Einbeinstative 42 15.09.2009 18:11:11 TEST nötig. Auch die Klemmen an den eckigen Rohren wirken anfällig. Dieses Stativ ist schlichtweg nicht mehr zeitgemäß. Viel bessere Arbeit liefert hama beim Omega Carbon Mono ab. Das wertige Material, der ansprechende Gummifuß mit herausschraubbarer Metallspitze und die abschraubbare Platte mit zentraler 1/4"und 3/8"-Schraube sind solide Qualität. Verbesserungswürdig sind die erreichbare Arbeitshöhe mit einem Spielraum von nur 104 cm und die Schnellklemmen. Diese sind zwar groß geformt und verrichten ihren Dienst zuverlässig, könnten angesichts der Preisklasse des Omegas aber ein Quäntchen wertiger verarbeitet sein. Gitzo In der Königsklasse spielt Gitzo mit dem GM5561T, das drei Eckpfeiler im Testfeld setzt: Das Carbon-Stativ mit Drehverschluss ist am höchsten belastbar und geht mit der niedrigsten Einstiegshöhe in das Rennen um den Testsieg. Schließlich ist das Traveler-Einbein mit rund 350 Euro das mit Abstand teuerste Modell im Test. Es wurde für Sport- und Naturfotografen entwickelt, die ein kompaktes Stativ benötigen, das auch Kameras mit schweren Teleobjektiven stemmt. Das gelingt Gitzo mühelos. Das Premiumstativ der Italiener ist vorbildlich stabil und steif und setzt Maßstäbe bei der Verarbeitung. Eine Besonderheit am Rande ist der Clip an der Handgelenkschlaufe, mit dem das leichte Stativ an den Gürtel geklammert werden kann. National Geographic In einem rauen Subpolargebiet wie der Tundra ist der Einsatz des Tundra NGTM1 kaum angebracht. Zu schwächlich wirkt die gesamte Konstruktion, zu dünn das oval geformte Bein. Der kleine, labile Kugelkopf mit Schnellkupplung ist maximal für eine leichte Kompaktkamera ausgelegt; eine größere DSLR kommt für das NGTM1 aber ohnehin nicht in Frage. Manfrotto Manfrotto deckt mit den vier getesteten Einbeinstativen alle Preisklassen ab. Die kantig geformten Beine des M-Y 776YB überwinden eine Höhenspanne von 104,5 cm und werden von etwas zu klein dimensionierten und qualitativ verbesserungswürdigen Klemmen justiert. Auch die Kopfplatte ist zu klein bemessen und nicht abnehmbar. Insgesamt sind die Verarbeitungsqualität und die Steifheit optimierbar, andererseits ist das 776YB das leichteste Stativ im Test und rückt schon aus diesem Grund in das Betrachtungsfeld. Das schlicht gestaltete Compact 680B wurde wie alle Modelle der M-Y-Serie in China gefertigt, während alle höherpreisigen Stative von Manfrotto in der italienischen Manufaktur entstehen. Es ist mit 830 Gramm recht schwer und klobig. Das bedingt aber seine hervorragende Stabilität, das durch eine gute Verarbeitung und hohe Traglast flankiert wird. Innovativ ist das Neotec Pro 685B, das mit dem Schnellauszugsgriff aus Kunststoff am oberen Ende die Blicke auf sich zieht. Er dient zum Ein- und Ausfahren des Einbeins: Gedrückt, lassen sich die Segmente auseinanderziehen oder zusammengeschieben. Das ausklappbare Gummipedal am beweg- EINSTIEGSKLASSE PREISTIPP 11|2009 Hersteller Cullmann Magnesit 550 Cullmann Dörr Giottos hama Manfrotto Manfrotto NG Slik Modell Magnesit 550 Profi Mono 4 MML3270B Star 78 Mono Compact 680B M-Y 776YB Tundra NGTM1 Monopod 350AF Kontakt www.cullmannfoto.de www.doerrfoto.de www.daymen.de www.hama.de www.bogenimaging.de www.bogenimaging.de www.bogenimaging.de www.hapateam.de Preis (UVP) 49,99 € 59,90 € 59,90 € 45,99 € 70,00 € 39,00 € 58,00 € 34,90 € Beinsegmente 5 Segmente 4 Segmente 4 Segmente 4 Segmente 4 Segmente 4 Segmente 5 Segmente 4 Segmente Material Aluminium Aluminium Aluminium Aluminium Aluminium Aluminium Aluminium Aluminium Gewicht (Stativ) 630 g 750 g 700 g 665 g 830 g 330 g 390 g 350 g Belastbarkeit (max.) 8,5 kg 4 kg 12,0 kg 3,0 kg 10,0 kg 4,5 kg 1,0 kg 4,5 kg Höhe (minimal) 46 cm 56,5 cm 54 cm 61 cm 51 cm 48 cm 48 cm 51 cm Höhe (maximal) 152 cm 164 cm 167 cm 176 cm 154 cm 152,5 cm 156 cm 160 cm Anschuss gewinde 1/4" & 3/8" 3/8" 1/4" & 3/8" 1/4" 1/4" & 3/8" 1/4" 3/8" 3/8" Technische Details Bewertung Handhabung Verarbeitung Stabilität Gesamtwertung 11/2009 DigitalPHOTO 043_L_Einbeinstative 43 043 15.09.2009 18:11:16 TEST lichen Fuß erlaubt das komfortable Öffnen des Beins ohne zweite Hand. Gegen Wasser und Schmutz ist das 685B gut geschützt. Die Konstruktion hat kleine Nachteile: Zum einen liegt der Arbeitsspielraum bei nur 95,5 cm, zum anderen bringt das Stativ schwere 1080 Gramm auf die Waage. Das letzte Manfrotto im Quartett ist das Premium-Modell 695CX aus Carbon mit exzellent verarbeiteten Beinklemmen aus Magnesium. Das edle und sehr steife Stativ wird nach unten hin sehr schlank und von einem Kunststofffuß abgeschlossen und wird so anfälliger gegen ungewollte Wackler. Eine partiell gummierte Kopfplatte sorgt dafür, dass die aufgeschraubte Kamera nicht verrutscht oder beschädigt wird. Ansonsten bietet das 695CX alles, was der ambitionierte Fotograf von einem Einbeinstativ erwarten darf – allerdings zu einem relativ hohen Preis. Klemmverschlüsse sind bei Einbeinern weit verbreitet. Drehverschlüsse sind deutlich seltener. Slik Immer dabei: Die Handschlaufe ist gerade bei Einbeinstativen ein wichtiges Zubehörteil. Das Leichtgewicht Monopod 350 von Slik wird aktuell einzeln für nur rund 35 Euro und als AF-Version in Kombination mit dem Stativkopf AF1100E für etwa 110 Euro (Straßenpreis) angeboten. Das zweiseitig gekerbte Einbein ist superleicht, neigt aber zu Instabilität. Dazu trägt der minimalistische Hartgummifuß bei, der ebenso zu klein geraten ist wie der obere runde Stativabschluss mit 3/8"-Gewinde und die sehr kleinen Klemmen. Das ist schade, denn auf den ersten Blick macht das 350er einen sehr guten Eindruck. Für Fotografen mit Superzoom oder leichter SLR ist das aktuelle Kombiangebot dennoch eine gute Wahl. hohe Stabilität. Im Gesamtbild wirkt das N84 aber etwas klobig, vor allem die Drehklemmen könnten für eine bessere Handhabung eine Nuance kleiner ausfallen. Fazit Die jüngste Stativfamilie ist die Geo-Serie von Velbon, die hier durch das Geo Pod N84 vertreten ist. Dieses größte Modell der Serie wird durch verschiedene kürzere Varianten ergänzt. Knapp 60 cm Packmaß sind immens, nicht weniger eindrucksvoll ist aber die überwundene Spanne von 130 Einbeinstative sind kein Ersatz für Dreibeinstative, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Das Angebot ist überschaubar. Wer ein sehr leichtes und preiswertes Modell benötigt, kann zum Slik Monopod 350(AF) oder Manfrotto M-Y 776YB greifen. Das Cullmann Magnesit 550 sowie die CarbonVariante Magnesit 580 C sind eine gute Wahl für Fotografen, die eine ausgewogene Mischung aus moderatem Preis und solider Qualität wünschen. Am schnellsten einsatzbereit ist das Manfrotto Neotec Pro 685B – wenn es häufig auf Sekunden ankommt, sind die Mehrkosten gerechtfertigt. Auch die Modelle auf dann 189 cm – Rekord im Testfeld. Bemerkenswert ist auch die deutlich hörbare Luftfederung, die Schäden an den Segmenten verhindert. Keinen Anlass zur Beschwerde bieten der gummierte, feste Fuß, die sehr gute Verarbeitung und die der Geo-Pod-Serie von Velbon sind einen genaueren Blick wert, wenn die etwas plumpe Form nicht stört. Profi s sollten das Gitzo GM5561T oder alternativ das Manfrotto 695CX in Erwägung ziehen – beide sind teuer, aber jeden Cent wert. Velbon MITTELKLASSE OBERKLASSE PROFITIPP 11|2009 Hersteller Cullmann Dörr hama Manfrotto Velbon Gitzo Gitzo GM5561T Manfrotto Modell MAGNESIT 580 C MP-B Basalt Omega Carbon Mono Neotec Pro 685B Geo Pod N84 GM5561T 695CX Kontakt www.cullmannfoto.de www.doerrfoto.de www.hama.de www.bogenimaging.de www.jobo.de www.bogenimaging.de www.bogenimaging.de Preis (UVP) 129,00 € 129,00 € 149,00 € 199,00 € 161,90 € 347,00 € 247,00 Beinsegmente 4 Segmente 5 Segmente 4 Segmente 3 Segmente 4 Segmente 6 Segmente 5 Segmente Material Carbon Basalt Carbon Aluminium Carbon Carbon Carbon Gewicht (Stativ) 610 g 416 g 450 g 1080 g 768 g 750 g 600 g Belastbarkeit (max.) 12,5 kg 4 kg 10 kg 8 kg 12,5 kg 25 kg 5 kg Höhe (minimal) 54 cm 44,5 cm 48 cm 74,5 cm 59,5 cm 41,5 cm 47,5 cm Höhe (maximal) 168 cm 155 cm 152 cm 170 cm 189 cm 155,5 cm 160,5 cm Anschuss gewinde 1/4" & 3/8" 1/4" & 3/8" 1/4" & 3/8" 1/4" & 3/8" 3/8" 1/4" & 3/8" 1/4" & 3/8" Technische Details Bewertung Handhabung Verarbeitung Stabilität Gesamtwertung 044 DigitalPHOTO 11/2009 044_L_Einbeinstative 44 15.09.2009 18:11:21