Homo Ludens. Philosophische und anthropo

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Homo Ludens. Philosophische und anthropo
Homo Ludens. Philosophische und anthropologische Grundlangen des Spiels und des Rausches
Martin Poltrum, Philosoph und Psychotherapeut,15.3.2013
Koordinator der Anton Proksch Akademie
ANTON PROKSCH INSTITUT
Europas größte Suchtklinik
Klinikum – Akademie – Forschung
seit 1956
300 Betten
9 Suchtkompetenzzentren
223 Mitarbeiter
Korrespondenzadresse:
Dr. Martin Poltrum, Anton Proksch Institut,
Gräfin Zichy Straße 6, 1230 Wien,
Tel.: 0043/1/88010-172, Fax 0043/88010-77
[email protected]
siehe auch: www.philosophiepraxis.com
Rausch – Wiener Zeitschrift für Suchttherapie
Hg. v. Martin Poltrum et al.; Pabst Verlag
Inhalt:
Der Ernst des Spiels
Lustspiel: Das Spiel mit der
Schönheit
Trauerspiel: „Meine Seele, ein
Saitenspiel – Hörte jemand ihr zu?“
Versöhnung: „Spiels noch einmal,
Sam“
Heimspiel: Schicksal und Freiheit
Deus ludens: Gott ein Spieler
Rien ne va plus: Spielsucht,
Störungen und Leierspiele
Spielgefährten: Mitspieler,
Gegenspieler, Spielverderber
Endspiel: „Spiel mir das Leid vom
Tod“
Rausch und Ekstase. Philosophische Grundlagen
Rausch
- aufwallendes Chaos
- ein Sich gehen lassen
- Trunkenheit, Taumel
- Umnebelung der Sinne
- Erregungszustand
- Rauschgifte
Rausch
- ein berauschender Augenblick
- rauschhafte Begeisterung
- das Rauschen der heiligen Haine
(Ozeanische Gefühl; Romain Rolland)
Rausch
negativ – Taumel, Umnebelung der Sinne
positiv – berauschendes Erlebnis
Rausch
... Gestimmtheit ...
... Inbegriff der gehobenen Stimmung ...
... betrifft den ganzen Menschen ...
... alle seine Weltbezüge ...
O. Bollnow, Das Wesen der Stimmungen, 1941
Rausch
ruschen (mhd.)
ruisen (niederl.)
to rush (engl.)
„eilen, stürmen, rasen“
Rauschen, rauschende Bewegung, Ansturm ...
erst im 16. Jh. „Umnebelung der Sinne,
Trunkenheit, Erregungszustand“
Quelle: A. Legnaro (1982), R. u. R., 156, 164; Duden – Herkunftswörterbuch
Ekstase – ἔκστασις
– ékstasis
„das Heraustreten“
das „Außer-sich-sein, Außer-sich-geraten“
„die Verzückung“
von ἐξ-ίστασθαι, ex-histasthai
„aus sich heraus treten“
Ekstase
Reizsteigerung
Reizminderung
Tanz (z.B. Trancetanz)
Trommeln, Gesänge
Hyperventilation
Sexualtechniken
(z.B. Neotantra)
Askese
Fasten
Gebet
Meditation
Der Begriff Rausch wird säkularer verwendet
wie der Begriff der Ekstase?
Liebesrausch, Sexrausch, Kaufrausch,
Machtrausch, Blutrausch, Kampfrausch,
Goldrausch, Arbeitsrausch, Inspirationsrausch,
Siegesrausch, Glücksrausch, Laufrausch ...
runner’s high – während des Marathonlaufs
„(...) Zustände ineinander verwachsen, die vielleicht Grund
hätten, sich fremd zu bleiben. Zum Beispiel: das religiöse
Rauschgefühl und die Geschlechtserregung (...).“
Nietzsche bei Heidegger, NI, 120
Film „Spiele Leben“ Schweiz / Österreich 2005 – Antonin Svoboda
System Würfel ... Glücksrausch ... durch Geldgewinn beim Spiel
Liebesrausch, Sexrausch, Kaufrausch,
Machtrausch, Blutrausch, Kampfrausch,
Goldrausch, Arbeitsrausch, Inspirationsrausch,
Siegesrausch, Glücksrausch, Laufrausch ...
Großmeister des Rausches
Großmeister der psychedelischen Ekstase
A. Hofmann – R.G. Wasson – A. Huxley – T. Leary
Harvard Professor Timothy Leary: Re-Spiritualisierung des
materialistischen Amerikas durch LSD! „Turn on, Tune in, Drop out!
Merry Pranksters (u.a. Ken Kesey), 1964 v. San Francisco
nach New York, „Acid-Tests“, LSD war noch legal
„meine arbeit will eine
daseinsbewältigungsform lehren. der
lebensvollzug wird zum fest. das
unternehmen des o. m. theaters ist ausdruck
einer (…) unbedingten lebensbejahung.“
H. Nitsch, Das OMT, Manifeste, Ausätze, Vorträge,
Salzburg/Wien: Residenz Verlag 1990, 5
Hermann Nitsch zu Gast im Anton Proksch Institut
„intensiv gelebtes leben füllt das bewusstsein mit
dem ekstatischen rauschhaften zustand glücklichen
hierseins aus. (...) seinstrunkenheit, seinsmystik (...).“
H. Nitsch, Das Orgien Mysterien Theater, Salzburg/Wien 1990, 163
Der Rausch bei Nietzsche
„Das Wesentliche am Rausch ist das Gefühl der
Kraftsteigerung und Fülle.“
Nietzsche, Götzendämmerung,
„Der Lustzustand, den man Rausch nennt, ist
exakt ein hohes Machtgefühl.“
Nietzsche bei Bollnow, 64
Nietzsche: Ohne Rausch keine Kunst
„Die Künstler sollen nichts so sehen, wie es ist,
sondern voller, sondern einfacher, sondern
stärker: dazu muß ihnen eine Art Jugend und
Frühling, eine Art habitueller Rausch im Leben
eigen sein.“
Nietzsche, Nachlass, bei Heidegger, NI, 136
„Zur Psychologie des Künstlers. – Damit es
Kunst gibt, damit es irgend ein ästhetisches
Tun und Schauen gibt, dazu ist eine
physiologische Vorbedingung unumgänglich:
der Rausch. Der Rausch muß erst die
Erregbarkeit der ganzen Maschine gesteigert
haben: eher kommt es zu keiner Kunst. Alle
noch so verschieden bedingten Arten des
Rausches haben dazu die Kraft:
vor allem der Rausch der Geschlechtserregung,
diese älteste und ursprünglichste Form des
Rausches. Insgleichen der Rausch, der im
Gefolge aller großen Begierden, aller starken
Affekte kommt; der Rausch des Festes, des
Wettkampfes, des Bravourstückes, des Sieges,
aller extremen Bewegung; der Rausch der
Grausamkeit; der Rausch in der Zerstörung; der
Rausch unter gewissen meteorologischen
Einflüssen;
zum Beispiel der Frühlingsrausch; oder unter
dem Einfluß der Narkotika; endlich der Rausch
des Willens, der Rausch eines überhäuften und
geschwellten Willens.“
F. Nietzsche, Götzendämmerung, 1889
„Unter dem Zauber des Dionysischen (...). (...)
Der Mensch ist (...) Kunstwerk geworden.“
F. Nietzsche, Die Geburt der Tragödie, 1872
Der Rausch bei Nietzsche
Kraftsteigerung, Fülle, Machtgefühl,
im Rausch wird der Mensch zum Künstler
Der Rausch bei Platon
„Nun aber werden die größten aller Güter
uns durch den Rausch zuteil (...).“
- der mantische Rausch
- der mystische Rausch
- der poetische Rausch
- der erotische Rausch
Platon, Dialog Phaidros, 243 e – 256 d
„Hier tritt nun ganz die Rede ein von der vierten
Art des Rausches. Wenn nämlich ein Mensch
beim Anblick der irdischen Schönheit sich der
wahren erinnert.“ (...)
Platon (Phaidros)
Der Rausch bei Platon
In der erotischen Berauschung wird die Welt
zur besten aller möglichen Welten.
Was leistet der Rausch?
- Selbstvergessenheit
- Dereflexion (der Lastcharakter des Daseins
schwindet)
- Potenzsteigerungserfahrung (Nietzsche)
- Erhöhung der Selbstwirksamkeit
- Verlebendigung und Lebenssteigerung
- die größten aller Güter durch den Rausch
erschlossen (Platon)
Was leistet der Rausch?
- Erotisierung der Wirklichkeit
- Zeiterleben ... hohe, erfüllte, heilige Zeit
(das Jetzt beginnt zu stehen) – Erleben der
Zeitlosigkeit ... ISTIGKEITSERFAHRUNG
- Unio mystica (Erlebnis des Einsseins mit
der Welt)
- De-Automatisierung der Wahrnehmung
- Affektive Katharsis
Was leistet der Rausch?
MANGEL-ERFAHRUNG
RAUSCHLEISTUNG
Niedergedrücktheit
Hebung der Stimmung
Selbstunsicherheit
Steigerung der Selbstwirksamkeit
Gefühl der Leblosigkeit
Verlebendigung
In-sich-eingesperrt-Sein
ἔκστασις, ékstasis – Heraustreten
Neurotisches Gedankenkreisen
Dereflexion
Schwäche, Antriebs- und Kraftlos. Fülle und Potenzsteigerung
Belastet-sein und Sorgen-voll
Selbstvergessenheit
Einsamkeit und Isolation
Unio Mystica – Einheit der Welt
Was leistet der Rausch?
MANGEL-ERFAHRUNG
RAUSCHLEISTUNG
Zwangsgedanken, fixe Ideen,
stereotype Weltsicht
De-Automatisierung der
Wahrnehmung
fehlendes Ur-vertrauen
Affektkontrollierte
ISTIGKEIT – Erfahrung des Seins
ohne Kategorien ... reine Strömen
des Seins (Meister Eckhard,
Aldous Huxley)
Affektive Katharsis
Leere, langweilige Welt
Erotisierung der Wirklichkeit
...
...
...
...
metaphysische Obdachlosigkeit
„Wo das Leben selbst eine Entziehungskur ist, gedeiht
der Boden für die Sucht. Wo die Lebenssehnsucht nicht
gesättigt wird, füllt die Drogensucht den leeren Raum.“
Peter Weibel, Lebenssehnsucht und Sucht, 2002
nüchterne Trunkenheit und drogenfreie Ekstase
Anthropologische Grundlangen des Spiels
Die Kinderspiele, Pieter Bruegel der Ältere, um 1560, KHM Wien
Glücks-spiel
Hieronymus Bosch, Der Taschenspieler, 1450 – 1516
Das Foto wurde 1919 mit dem Titel „Von der Spielwut in Berlin“
veröffentlicht. Es zeigt eine der ersten Spielautomatenhallen.
Archiv: Süddeutscher Verlag
Das Leben selbst ist ein Spiel
„Gerade das ist es ja, das Leben, wenn es schön
und glücklich ist, ein Spiel. Natürlich kann man
auch alles andere aus ihm machen, eine Pflicht
oder einen Krieg oder ein Gefängnis, aber es
wird dadurch nicht schöner.“
Leo, der Diener der Morgenlandfahrer, in:
Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel, 1943
Ernst und Spiel
„Das Menschenleben ist aus Ernst und Spiel
zusammengesetzt, und der Weiseste und Glücklichste
verdient nur derjenige genannt zu werden, der sich
zwischen beiden im Gleichgewicht zu bewegen
versteht.“
(Goethe in: Homo Ludens, Der spielende Mensch I – Internationale Beiträge des Institutes für
Spielforschung und Spielpädagogik an der Hochschule ‚Mozarteum‘ Salzburg, Günther G.
Bauer (Hg.), Musikverlag Emil Katzbichler: München/Salzburg 1991, Vorwort S. 9)
„Also ist der bloße Ernst in dem Sinne
untugendlich, als er das Spielen gänzlich
verachtet, das doch so notwendig ist für das
humane Leben wie das Ausruhen.
Thomas von Aquino, bei: H. Rahner, S. 8
„Das Spielen hat einen eigenen Wesensbezug zum
Ernsten.“ (…) „Der Spielende weiß selber, dass das Spiel
nur Spiel ist und in einer Welt steht, die durch den Ernst
der Zwecke bestimmt wird. Aber (…). Nur dann erfüllt ja
Spielen den Zweck, den es hat, wenn der Spielende im
Spielen aufgeht. Nicht der aus dem Spiel herausweisende
Bezug auf den Ernst, sondern nur der Ernst beim Spiel
lässt das Spiel ganz Spiel sein. Wer das Spiel nicht ernst
nimmt, ist ein Spielverderber. Die Seinsweise des Spieles
lässt nicht zu, dass sich der Spieler zu dem Spiel wie zu
einem Gegenstande verhält. Der Spielende weiß wohl, was
Spiel ist, und dass, was er tut ‚nur ein Spiel’ ist, aber er
weiß nicht, was er da ‚weiß’.“
Hans Georg Gadamer, Wahrheit und Methode, 1965, S. 96 f.
Ernst und Spiel im historischen Vergleich
Johan Huizinga: Homo Ludens. Vom
Ursprung der Kultur im Spiel (1939)
Rückzug des Spielcharakters aus der Kultur
„Die Kultur als ganze wird ernster – Gesetz und Krieg,
Wirtschaft, Technik und Kenntnisse scheinen ihren
Kontakt mit dem Spiel zu verlieren.“
Huizinga bei Pfaller, 98.
Religion, Mysterium, Ritual, Kunst,
Krieg (Wettkampfcharakter des archaischen
Kriegs), Philosophie, Wissenschaft, Recht …
… Kultur … entspringt aus dem Spiel …
Spiel und Affekt
Das Spiel erzeugt intensive Affekte
„Die psychische Intensität, die durch das Spiel –
bei Spielern wie Zuschauern – hervorgerufen
wird, ist größer als die im übrigen Leben
auftretenden Affektgrößen.“
R. Pfaller, Die Illusionen der anderen. Über das Lustprinzip in der Kultur (2002), S. 93
La Corrida de Toro – Madrid
Corrida de Toro en Sevilla: „suerte suprema“ – „suerte de recibir“
Katharsis – κάθαρσις kátharsis „Reinigung“
literaturtheoretisch (Opitz, Lessing)
psychologisch – kathartische Methode
(Breuer, Freud, Moreno)
Cinematherapie im Anton Proksch Institut
Das Spiel erzeugt intensive Affekte
Wir weinen im Kino
Fußballer jubeln, springen und küssen sich beim Tor
Schachspieler raufen sich die Haare
Beschimpfungen und Streit beim Kartenspiel
SPIEL DER ERWACHSENEN
Die Kinderspiele, Pieter Bruegel der Ältere, um 1560, KHM Wien
„Der Heranwachsende hört also auf zu spielen, er
verzichtet scheinbar auf den Lustgewinn, den er
aus dem Spiel bezog.“ (S. Freud 1908, S. 172)
Dichtung, Humor, Tagtraum, Phantasie
„ ... die Dichtung wie der Tagtraum Fortsetzung
und Ersatz des einstigen kindlichen Spielens ist.“
S. Freud, Der Dichter und das Phantasieren, 1908, S. 178
Homo Ludens: Der Mensch ist
wesentlich ein Spieler
Homo Sapiens, Homo Faber, Homo Amans
„der Mensch ist (...) nur da ganz
Mensch, wo er spielt.“
Friedrich Schiller: Über die ästhetische
Erziehung des Menschen (1795)
Aufklärung (18 Jh.)
Forderung nach Pflichterfüllung, Vernunft und Rationalität
Wilde und Barbaren
Dialektik der Triebe
Wilder (Neigung) = „sinnlicher Trieb“
Barbar (Pflicht) = „Formtrieb“
Neigung + Pflicht = im „Spieltrieb“ versöhnt
„ ... der Mensch soll mit der Schönheit nur spielen,
und er soll nur mit der Schönheit spielen. Denn, um
es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch
spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts
Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er
spielt.“
F. Schiller, Über die ästhetische Erziehung des Menschen, 15. Brief
Glücksspielsucht: Glück – Spiel – Sucht
Viktor Emil von Gebsattel
„jede Richtung des menschlichen Interesses
süchtig zu entarten vermag.“
Zur Psychopathologie der Sucht, 1954
„Was die Spielleidenschaf zur Sucht macht, ist die
Einstellung auf die Sensation des Gewinnens oder
Verlierens, hinter die das Interesse an faktischem
Gewinnen und Verlieren weitgehend zurücktritt. Eine
eigenartige Gleichgültigkeit gegen die Tatsache des
Gewinnens, aber auch des Verlierens, bis zur
Stumpfheit gegen entscheidende Einbußen des
Vermögens charakterisiert die Spielfreude als Sucht.“
V. E. v. Gebsattel, Zur Psychopathologie der Sucht, 1954
Dialektik zwischen:
anhaltender Glückslosigkeit und Glückspielsucht
Magisches Denken
Magiesierung, Religion und Glück
Unbewusste Religiosität und Aberglaube
Porträt von 1872
„Der Spieler“
1866 erschienen
F. M. Dostojewski 1821 – 1881
Kurhaus Bad Homburg mit Spielbank, 1865
Spielsaal in Wiesbaden
„Ich habe in Wiesbaden ein Spielsystem erfunden,
habe es angewandt und sofort 10.000 Franken
gewonnen. Am Morgen habe ich dieses System in
der Aufregung abgewandelt und darauf sofort
verloren. Am Abend bin ich wieder mit aller
Strenge zu dem alten System zurückgekehrt und
habe ohne jede Mühe wiederum ganz schnell 3000
Franken gewonnen.”
Dostojewski an seinen Bruder, 20. September 1863
„(…) ich sage, ich kenne das Geheimnis, wie
man gewinnt und nicht verliert. Dieses
Geheimnis kenne ich tatsächlich; es ist ganz
naiv und einfach und besteht darin, sich in jeder
Minute zu beherrschen und nicht in
Leidenschaft zu geraten.“
F. Dostojewski, 1863 Brief an einen Bekannten
Analyse von
Filmszenen
Gewerbliches Gewinnspiel und Wohlfahrt
Soziale Folgekosten des gewerblichen
Automatenspiels (Deutschland)
Anteil problematischer und pathologischer
Spieler an Spielerpopulation: 11%
(vgl. Becker 2009, Berechnung anhand des unterschiedlichen
Spielverhaltens von Süchtigen und Freizeitspielern)
Gewerbliches Spiel und Wohlfahrt
Ist das gewerbliche Spiel wohlfahrtsschädigend?
Soziale Folgekosten des gewerblichen
Automatenspiels (Deutschland)
Ertrag von Spielautomaten 3.050 Mio. € (2007)
56 % der Einnahmen stammen von Spielsüchtigen
(1.342 € von Freizeitspielern)
Ingo Fiedler, Univ. Hamburg, Institut für Recht der Wirtschaft,
Vortrag: 2. Deutsche Suchtkongress, 23. Sept., Tübingen 2010
Private Kosten
- Monetäre Verluste der Spieler
- Einkommensverlust (Verlust Arbeitsplatz)
- Reduzierte Lebensqualität (Psychisches
Leid, Depression, …)
…
Externe Kosten
- Behandlungskosten der Glücksspielsucht
- Schuldensanierung durch Dritte
- Kosten aus Beschaffungsdelinquenz
…
Sind gewerbliche Spielautomaten
wohlfahrtsschädlich?
Spielfreude + 1.342 Mio. Euro Industrieeinnahmen > oder <
Reduzierte Lebensqualität von Süchtigen und Angehörigen
+ Einkommensverluste bei Arbeitsplatzverlust
+ Schuldensanierung durch Dritte
+ Kosten aus Beschaffungsdelinquenz
+ Produktivitätsverluste von Süchtigen
+ Zerrüttung von Familienverhältnisse
…
„Kosten“ und „Nutzen“ der Sucht
Alkoholindustrie, Tabakindustrie, Erträge
aus illegalen Drogenhandel (doppeldeutiger
Umgang mit illegalen Drogen in der
Popkultur), Erträge durch gewerbliches
Automatenspiel), …
Danke für Ihre Aufmerksamkeit