Eigentlich mag Matthes Musik - Institut für Journalismus und Public

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Eigentlich mag Matthes Musik - Institut für Journalismus und Public
Wilde 13
Der Newsletter des Absolventenvereins Wilde 13 Freunde des Instituts für Journalismus und Public Relations e.V.
Hörfunk: Eigentlich mag Matthes Musik
S. 1
Interview:
Michael Peters räumt ab
S. 3
Verlosung:
Wilde 13 verlost zwei Bücher
S. 4
Preis: Young Professionals aus Gelsenkirchen
S. 5
Lokalzeitung: Eine Frage des Herzbluts
S. 6
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Eigentlich mag Matthes Musik
Als Musikjournalist im Radio darf Matthes
Köppinghoff nicht nur seine Idole interviewen,
sondern muss gelegentlich auch auf Konzerte
geliebter und weniger geliebter Bands gehen.
Er behält den Spaß am Job. Beim NDR fühlt er
sich pudelwohl.
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Ausgabe 1/2013
Wilde 13
Bei N-JOY, dem Jugendsender des NDR, arbeitet Matthes in der Musikredaktion, ist als Reporter unterwegs,
schreibt Texte und knippst gelegentlich Fotos für den Onlineauftritt. Und da er jeden Tag quasi rund um die Uhr
Radio hört, hat sich auch sein Musikkonsum etwas verändert. „Ich mag jede Musik, wenn sie gut gemacht ist.
Dann ist es egal, ob es Rock, Funk, Hip-Hop oder Elektro
ist. Hauptsache, sie ist gut und ehrlich“, sagt der JPR-Absolvent. Zuhause legt er dann lieber eine gute alte VinylPlatte auf.
Ein Faible hat Matthes besonders für britische Acts. Als
er Noel Gallagher, ehemaliger Mastermind von
Oasis, interviewte, ging für ihn auch ein
kleiner Traum in Erfüllung: „Da
habe ich ausnahmsweise mal
ein gemeinsames Foto gemacht und mir eine Platte
signieren lassen. Beides
habe ich zum allerersten Mal gemacht“, gesteht er. Für ein Bier
mit dem streitbaren
Briten reichte die
Zeit jedoch nicht.
Dennoch genießt
Matthes solche
Momente. „Ich
habe irgendwann Graham
Coxon
von
Blur getroffen, ich habe
Pulp und
Suede fotografieren
dürfen.
Scooter habe ich auch getroffen. Da bleibt nicht mehr viel
übrig.“
Matthes warnt zugleich davor, ohne professionelle Distanz in ein Interview zu gehen. Denn Fantum könne ein
Gespräch ziemlich leicht zerstören. „Es ist gut, wenn man
einen Künstler interviewt, zu dem man keine große Beziehung hat, und dann hinterher denkt: ‚Das war ein schönes Gespräch, das hat Spaß gemacht‘.“
Spaß macht ihm auch die Arbeit an dem neuen Sender
NDR Blue – eine neue Welle, die im Digitalradio und Internet empfangbar ist. Dort gibt es nahezu ausschließlich
musikjournalistische Inhalte aus N-JOY, NDR2 und NDRinfo. Außerdem werden je eine Morgen- und eine Abendstrecke produziert. „Diese beiden Strecken mache zu weiten Teilen ich. Da kriegst du ein Sammelsurium aus Soul,
Elektro, Funk und knallharten Rock um die Ohren und das
hört sich trotzdem im gesamten Paket sehr harmonisch
an.“
Ein Programm also, das ein wenig abweicht vom Mainstream. N-JOY legt, wie viele andere Sender auch, sehr viel
Wert auf zielgruppenspezifische Musik, dennoch kommt
es auch bei N-JOY vor, dass sich Hörer über Lieder oder
deren Texte beschweren: zum Beispiel zu Whistle von Flo
Rida. Ein Lied mit ziemlich zweideutigen Textpassagen.
Die Redaktion bespricht eine solche Kritik dann gemeinsam mit dem Musikchef. „Wir machen das so, dass der
Chef den Hörern dann persönlich zurückschreibt oder sie
direkt anruft.“ Schließlich könne man aus einem Song wie
S&M von Rihanna nicht einfach M&M machen.
Nur in sehr wenigen Fällen komme es vor, dass Lieder
gekürzt oder gar geändert werden. „Manche Songs haben unmögliche Rap-Parts. Da greift die Faustregel, dass
Hip-Hop im Radio eher nicht funktioniert“, sagt Matthes.
Entweder hat dann die Plattenfirma bereits eine Ausgabe
ohne Rap-Part oder die NDR-Produzenten machen selbst
einen sauberen Schnitt.
Für Matthes Köppinghoff gibt es keinen sauberen Schnitt.
Er lebt seinen Job auch im Privaten, entweder auf Konzerten, mit CDs oder sogar mit einer eigenen Radiosendung.
Bei dem Internetsender ByteFM (Preisträger des Grimme
Online Awards 2009) moderiert Matthias seine eigene
Sendung „Champagne Supernova“. Was er dort macht,
möchte er aber nicht als „Austoben-neben-dem-Berufsalltag“ verstehen. „Ich bin mit der Sendung tatsächlich
eher eingeschränkt, es geht nur um englische Musik.
Das ist ein ehrenamtliches Hobby.“ Ein Hobby, das ihm
zugleich hilft, in der Übung zu bleiben: „Damit ich beim
Sprechen nicht einroste.“ Schließlich ist er sonst nicht so
häufig on air zu hören.
Mehr Information
n
Die Sendung Champagne Supernova
läuft bei ByteFM jeden zweiten Freitag zwischen 17 und 18 Uhr.
n Der neue Sender NDR Blue ist von überall auch im Stream zugänglich.
n Nch dem bachelor legt der 30-Jährige
noch einen Master in Musikjournalismus
für Rundfunk und Multimedia in Karlsruhe
nach. Für seine Abschlussarbeit reiste er damals einige Wochen mit einem Mini durch
Europa, auf der Suche nach Britpop. Dabei
entstand auch das Bild auf Seite 1.
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Michael Peters räumt ab
Ende November in Wiesbaden: Der Internationale Deutsche PR Preis wird verliehen. Ein Gewinner ist JPR-Absolvent
Michael Peters. Er gewinnt mit derAgentur komm.passion in der Kategorie Interne Kommunikation.
Ein Gespräch über Kampagnen-Ideen, Wertschätzung und Eierkopf-Themen.
Du hast kürzlich mit der Agentur
komm.passion den Preis für die Interne Kommunikation bei der Deutschen Post DHL gewonnen. Wie kam
es dazu?
Wir waren mit unserer Kampagne
„Challenge First Choice“ schon in
Berlin bei den PR Report Awards nominiert gewesen, gingen aber leider
leer aus. Umso schöner, dass es in
Wiesbaden geklappt hat, denn das
Projekt war wirklich bemerkenswert.
In aller Kürze: First Choice ist ein internes Konzernprogramm bei unserem
Kunden DPDHL, mit dem das Unternehmen systematisch seine Prozesse
optimiert. Man kann sich vorstellen,
dass es bei den unzähligen TransporLohn für die Arbeit:
ten und Logistik-Dienstleistungen,
Michael Peters (r.) bei
die DPDHL jeden Tag möglich macht,
der Preisverleihung.
immer wieder Ideen gibt, Prozesse zu
verbessern. Also beispielsweise durch
intelligentere Zustellungssysteme oder spritsparendere Auslieferungsrouten Geld zu
sparen oder die Umwelt zu schonen. First Choice beinhaltet also einen Werkzeugkasten, mit dem Führungskräfte in ihren Bereichen Potenziale für Verbesserung finden
und ausschöpfen können. Wir von komm.passion haben bis 2011 dieses interne Programm betreut.
Was hat die Idee zu etwas Besonderem
gemacht?
Prozessverbesserungs-Programme wie
First Choice basieren auf kompliziertesten mathematischen und stochastischen Rechenmodellen. Das Prinzip dahinter heißt „Six Sigma“ und ist wirklich
unendlich komplex und theoretisch.
Und damit unattraktiv. Wir haben also
schnell festgestellt, dass First Choice ein
kleines Imageproblem hatte – es wirkt
ein bisschen wie ein „Eierkopf-Thema“
für Menschen mit großen Brillen und
wenig Freilauf. So zumindest das Klischee. Wir haben dann dem Thema
durch ansprechende Bildmotive und
sehr klare redaktionelle Texte Spannung
verliehen. Letztlich konnten Mitarbeiter
im Intranet Business-Probleme versteigern, die für das ganze Unternehmen
sichtbar im Intranet gelöst wurden –
mit den Methoden von First Choice.
Die Arbeit in einer Agentur soll ja manchmal sehr fordernd sein. Ist die Auszeichnung
für Dich der Lohn für harte Alltagsarbeit?
Ich denke, das kann man schon so sagen. Agenturen ticken nun mal ein bisschen anders, als es Kommunikationsabteilungen von Unternehmen tun. Deadlines sind in der
Regel knapper, Tage dementsprechend länger. Da man im Namen von Kunden arbei-
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Wilde 13
tet, die man in ihren Unternehmen unterstützt, kriegen
die berühmten Lorbeeren für die eigene Arbeit in der
Regel andere. Da ist es natürlich schön, wenn eigene
Kampagnen, in denen immer viel Arbeit und Leidenschaft stecken, ausgezeichnet werden. Das setzt allerdings voraus, dass man seine Projekte oder Konzepte
überhaupt einreichen darf. Manches muss gänzlich geheim bleiben.
Gibt es eine Kommunikationsidee, die Du selbst so außergewöhnlich findest, dass Du sie auszeichnen würdest?
In Deutschland fällt mir da gerade nichts ein. Natürlich
war die Stratos-Nummer von Red Bull ein Kracher. Auch
wenn hier eher die Käuflichkeit von Nachrichten-Redaktionen vorgeführt wurde.
Es gibt momentan eine Kampagne in Amerika, die mich
sehr begeistert. Es handelt sich um die SuperBowlKampagne der amerikanischen Biermarke BudLight,
die American Football stark sponsort. Die ganze Saison
lang hat BudLight mittels sozialer Netzwerke die verrücktesten und speziellsten Fan-Rituale erhoben und
zeichnet die besten jetzt aus. Die Gewinner fahren zum
SuperBowl. Claim der Kampagne: „It’s only weird, if it
doesn’t work“. Meiner Meinung nach das Beste an integrierter Kommunikation einschließlich Werbung zurzeit. Deutschland ist ja immer noch ein bisschen hinterher, was Mut und Kreativität in Kampagnen angeht.
Das gilt übrigens für interne Kommunikation noch viel
stärker als ohnehin schon. Da wird viel immer gleicher
Konzern-Einheitsbrei gemacht - was schade ist. So etwas wie First Choice zeigt ja, dass selbst komplexe Prozesse richtig Spaß machen können.
Jetzt mitmachen:
Die Wilde 13 verlost zwei Bücher
Im Interviewband „Wege in den Traumberuf Journalismus“ erzählen deutsche Top-Journalisten wie
Frank Schirrmacher, Peter Kloeppel, Matthias Müller von Blumencron oder Anne Will, wie sie in den
Journalismus kamen. Sie blicken auf ihren Werdegang zurück und geben wertvolle Tipps, die dabei
helfen das Ziel zu erreichen. Insgesamt kommen elf
Journalisten zu Wort. Sie decken viele Themengebiete ab: von Sport- über Kriegsberichterstattung
bis hin zur Verarbeitung politscher Nachrichten in
Zeitschriften, Fernsehen und Internet.
Burgard, Jan Philipp; Schröder, Moritz-Marco:
Wege in den Traumberuf Journalismus - Deutschlands Top-Journalisten verraten ihre Erfolgsgeheimnisse. Münster, Solibro-Verlag, 2012.
Wer eines dieser Bücher gewinnen will, muss
folgende Frage beantworten: Seit wann existiert das Institut für Journalismus und Public
Relations an der Westfälischen Hochschule?
Wer die Antwort weiß, schickt sie per Email unter Angabe des Stichworts „Wilde13“ an Oliver
Körting.
Email: [email protected]
Einsendeschluss ist der 28.02.2013.
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Wilde 13
Guter PR-Nachwuchs kommt aus Gelsenkirchen
Unter dem Titel #30u30 suchten Branchenkenner die besten Young Professionals unter 30 Jahren.
Gleich drei Teilnehmer des Camps haben ihre Wurzeln an der Westfälischen Hochschule.
Mitte Januar feierte die Initiative #30u30 in Hamburg
Premiere. Hier trafen sich die talentiertesten PR-Nachwuchskräfte zum Austauschen, Teamworken und Kennenlernen. Zu der Gruppe zählten auch drei Absolventen aus Gelsenkirchen: Laura Fischer, Patricia Schiel und
Michael Peters wurden von Vertretern der Branche ausgewählt und nominiert.
Es war toll, so viele motivierte und interessante Persönlichkeiten kennen zu lernen“, sagt Laura Fischer, die
inzwischen als Community Managerin in der Internen
Kommunikation bei der Otto Group tätig ist. „Dabei
waren junge Talente aus Agenturen, Unternehmen und
Hochschulen“ – wie Patricia Schiel. Sie hat vor wenigen
Monaten ihre Bachelorarbeit in Gelsenkirchen geschrieben. Bei der Initiative
#30u30 konnte sie trotzdem gleich
richtig einsteigen.
Zu Beginn durfte jeder
Teilnehmer eine Pecha
Kucha-Präsentation zu
einem selbstgewählten Thema halten.
Laura Fischer entschied sich für einen
Vortrag über Corporate Blogs: „Social
Media ist meine große
Leidenschaft.“ Danach
ging es in Gruppenar-
beit an ein vorgegebenes Thema. Mit einem Use Case
ausgestattet arbeiteten die Teams für eineinhalb Stunden an Ideen. Dann mussten das gesamte Konzept und
die Präsentation stehen. „In unserem fiktiven Fall ging
es um die Markteinführung eines neuen Trendgetränks“,
erzählt Laura.
Am Abend waren dann alle mit der Vorstellung ihrer Ideen dran: „Die Gruppen hatten sehr vielfältige
und innovative Ideen und teilweise sehr interessante Präsentationsformen“, stellt Patricia fest. Gewonnen hat dann die Gruppe um Laura Fischer und Patricia Schiel. „Nach Berlin werden aber nur drei Sieger
geschickt, nämlich die drei, die wiederum bei den
Präsentationen morgens die meisten Punkte abge-
räumt haben“, sagt Patricia. Denn in der Bundeshauptstadt wartet die nächste Ehrung. Und auch hier waren
die beiden Damen aus dem Hause JPR ganz vorne mit
dabei.
Laura Fischer und Patricia Schiel werden also im Mai zur
Verleihung der PR-Report Awards fahren. Dort repräsentieren sie nicht nur die jungen Köpfe aus der PR, sondern
erhalten den Preis als Young Professionals des Jahres.
Schon jetzt war das #30u30-Camp ein große Bereicherung für sie: „Der Tag verging wie im Flug“, sagt Laura.
„Es war schön, so viele JPRler wiederzutreffen“, Für jeden, der dabei war, sei die Nominierung zu der Initiative eine große Ehre und das Camp ein unvergessliches
Erlebnis.
Mehr Information
n Bei einer Pecha Kucha-Präsentation gibt
es strenge Regeln: Man muss genau 20 Folien zeigen, die jeweils nach 20 Sekunden
wechseln. Die Präsentation dauert damit
genau 6:40 Minuten.
n
Die 30unter30 Initiative kommt ursprünglich aus den USA. Zum Beispiel kürt
das Magazin Forbes regelmäßig die 30 innovativsten Jungunternehmer. Aber auch
im Journalismus gibt es diese Liste bereits
- ebenfalls mit JPR-Beteiligung.
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Foto: PR Report/Kati Jurischka
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„Zeitungmachen ist eine Frage
des Herzbluts und nicht des Alters“
Jens Ostrowski ist Lokalchef bei der Sächsischen Zeitung in Riesa. Er führt die jüngste Redaktion der
Zeitung. Im Interview spricht er über seine Visionen für eine moderne Lokalzeitung, die Rolle als
junger Chef und erklärt, wieso ausgerechnet Riesa der tollste Ort ist, um Journalismus zu machen.
Seit Frühjahr 2011 bist Du Lokalchef der Sächsischen Zeitung in Riesa. Damals kamst Du nur ein
Jahr nach dem Volontariat dorthin. Wie hast Du
die Chefetage von Dir überzeugt?
Ich habe zu der Zeit als Blattmacher bei der Oberhessischen Presse in Marburg gearbeitet – und hatte dort auch viele Freiheiten. Und doch war der Reiz
enorm groß, mich auf diese Stelle zu bewerben.
Der Gedanke daran, ein Blatt in vorderster Front
weiterzuentwickeln und voranbringen zu können,
war letztlich entscheidend. Dass der Wechsel zur
Sächsischen Zeitung dann so reibungslos geklappt
hat, davon war ich selbst überrascht. Es ist schließlich nicht selbstverständlich, ein paar Monate nach
dem Volontariat Redaktionsleiter bei einer großen
Regionalzeitung zu werden. Im Vorstellungsgespräch selbst habe ich ganz einfach meine Vorstellung von moderner Lokalberichterstattung dargelegt. Einige Wochen später dann lud man mich ein
zweites Mal nach Dresden ein – und hat mir gleich
den Vertrag vorgelegt.
Du hast vorher viele historisch geprägte Themen
bearbeitet, Themen aus der NS-Zeit oder die Tita-
nic-Recherche. Inwiefern haben Dir diese zum Teil
sehr umfangreichen Nachforschungen geholfen?
Wer jemals für Regionalzeitungen frei gearbeitet
hat, weiß, dass dort keine üppigen Honorare zu bekommen sind. Deshalb habe ich nach einer Sparte
gesucht, die sich gleichzeitig an mehrere Redaktionen verkaufen lässt. Da kam mir mein persönliches Interesse an Geschichte zugute. Aber sie muss
in der Zeitung spannend erzählt sein – und dafür
braucht man starke Themen und dazu möglichst
noch Zeitzeugen. Die lose Aneinanderreihung der
Geschehnisse im Kessel von Stalingrad bekommt
man in jedem Geschichtsbuch zu lesen. Das Gesicht
eines Soldaten, der Weihnachten im Schützengraben neben seinem toten besten Freund verbringen
musste, erscheint auf Seite 3 der Regionalzeitung.
Es gab Geschichten, die gleichzeitig in zwölf Blättern abgedruckt worden sind. Da lohnt sich dann
auch der Aufwand. Am Ende habe ich so meine gesamte Studienzeit finanziert.
Das Riesaer Team ist die jüngste Redaktion innerhalb der Sächsischen Zeitung. Glaubst Du, es
macht einen Unterschied, ob die Kollegen deutlich
Redaktionsleiter:
Jens Ostrowski
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älter sind als der Chef?
Ich denke, es kommt nicht aufs Alter an. Wenn der Redaktionsleiter seine Kollegen fachlich überzeugen und dazu
noch mitreißen kann, wird er automatisch akzeptiert.
Außerdem habe ich in den letzten zehn Jahren gemerkt,
dass es keine Frage des Alters ist, ob eine Redaktion eine
gute Zeitung macht oder eben nicht. Mir sind Kollegen
mit 40 Jahren Berufserfahrung über den Weg gelaufen,
die ihr Blatt richtig rocken, die überraschende Themen
setzen und auf ausgefallene Optiken stehen. Dann sind
mir junge Kollegen begegnet, die Zeitung so verstehen,
wie sie vor dreißig Jahren gemacht wurde. Das Klischee
von dynamischen Jungen und eingestaubten Alten ist
also völliger Quatsch. Zeitungmachen ist eine Frage des
Herzbluts und nicht des Alters.
Wie war es für Dich, sich in die Rolle des Redaktionsleiters einzufinden?
An die Umstellung muss man sich gewöhnen. Plötzlich
geht es nicht mehr nur darum, Themen zu finden, Termine wahrzunehmen und etwas für die eigene Seite zu
schreiben. Plötzlich geht es um das große Ganze. Um
Etatfragen, um Personalplanung, um sämtliche administrative Aufgaben, die mit Journalismus rein gar nichts
zu tun haben. Dazu kommt der redaktionelle Alltag, aus
dem man sich in einer fünfköpfigen Redaktion nicht
komplett herausnehmen kann. Freiräume sind aber
wichtig, wenn man die Zeitung weiterentwickeln möchte. Die Konzeptplanung von Serien, neuen Rubriken,
Formen der Leser-Blatt-Bindung brauchen Zeit, die man
sich nehmen muss.
Wie hast Du Dich auf die Führungsposition vorbereitet?
Mithilfe eines Konzepts, das ich nur für mich persönlich
aufgeschrieben habe. Was sind meine Vorstellungen von
einer guten Lokalzeitung? Was kann man sofort, was erst
nach einer gewissen Zeit und was kann man gar nicht
umsetzen? Man darf nicht den Fehler machen, alles auf
einmal zu wollen. So kann man weder die Leser noch die
Kollegen für sich gewinnen.
„Man läuft den Menschen, über
die man schreibt, immer
wieder über den Weg.“
Als junge Redaktion steht ihr vor der Herausforderung
für eine alternde Leserschaft zu schreiben. Wie versucht
ihr, auch die jüngeren Leser ins Boot zu holen?
Dass der Altersdurchschnitt unserer Abonnenten steigt,
alarmiert uns. Wir werden aber nicht den Fehler machen und eine Seniorenzeitung produzieren. Wir setzen
auf eine Themenmischung, die für alle Generationen etwas bereithält. Wir machen eine Zeitung für die ganze
Familie, weil wir nur so bei potenziellen – auch jungen
– Neuabonnenten punkten können. Man braucht dazu
eine durchgehend sauber gestaltete Zeitung mit einzelnen optischen Höhepunkten. Alles in allem ist das der
tägliche Versuch, Henri Nannens berühmten Küchenruf
zu provozieren: „Hast Du schon gelesen, was in der Zeitung steht?” So landet die Azubi-Serie in den Händen
des Enkels. So gelangt der Kita-Test zur jungen Familienmutter. Und so erfährt auch der Nichtleser, dass der
Bürgermeister beim Diebstahl von gemeindeeigenen
Pflastersteinen erwischt wurde. Wann immer ein Nichtleser unsere Zeitung in die Hände bekommt, muss er
Themen finden, die ihn brennend interessieren. Je öfter
das geschieht, desto größer die Chance, dass er künftig
für unsere Inhalte zahlt.
beschreiben, seitdem Du dort bist?
Wir haben im Team eine ganze Menge verändert, uns
thematisch breiter und teilweise neu aufgestellt, neue
Serien und lockere Rubriken eingeführt. Dazu haben wir
den Lokalteil um eine ganze Seite erweitert. Vor allem
aber haben wir unser lokales Erscheinungsbild verändert. Dafür arbeiten wir täglich hart am Layout, versuchen immer das Optimum rauszuholen. Denn wem nützt
die beste Geschichte, wenn sie nicht gelesen wird, weil
sie optisch nicht anspricht? Ich behaupte, die Optik ist
ebenso wichtig wie der Inhalt. Alles in allem haben wir
aber noch immer Luft nach oben.
Was ist für Dich das Besondere am Lokaljournalismus?
Man läuft den Menschen, über die man schreibt, immer
wieder über den Weg. Morgens beim Bäcker, nachmittags auf der Straße, abends im Kino. Saubere und faire Berichterstattung ist deshalb im Lokalen besonders
wichtig. Hofberichterstattung aber geht gar nicht.
Hast Du eine Lieblingslokalreportage, die Du als Beispiel anführen könntest?
Es gibt keine direkte Lieblingsreportage. Dafür gibt es zu
viele spannende Geschichten aus Riesa und Umgebung
zu erzählen. Dafür bietet die Region einfach alles, was
man braucht: Hier sitzt die NPD-Bundesführung mit ihrem rechten Verlagshaus, hier verzockt der Kämmerer
Millionen an Steuergeldern, hier brechen Häftlinge aus
dem Gefängnis aus, hier trafen 1945 Ost- und Westfront
aufeinander, hier gab es ein Kriegsgefangenenlager mit
30 000 umgekommenen Sowjetsoldaten, hier werden
Stahl, Nudeln, Seife, Autoreifen und Silizium hergestellt,
hier ist der Wahlkreis des Verteidigungsministers, hier
werden im Amtsgericht täglich interessante Fälle verhandelt und, und und. Kurzum: Riesa ist die spannendste Redaktion, die ich bislang kennengelernt habe.
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Wie würdest Du die Entwicklung der Riesaer Ausgabe
Ausgabe 1/2013
Wilde 13
Auf ein erfolgreiches Jahr
Wilde 13
Liebe Mitglieder der Wilden 13,
Impressum
Wilde 13 - Freunde des Instituts für
Journalismus und Public Relations e.V.
Neidenburger Str. 43
45897 Gelsenkirchen
V.i.S.d.P.: Oliver Körting
Mail: [email protected]
Fon:
0209 - 9596 854
wie lange darf man eigentlich ein gutes Neues Jahr wünschen, lautete die wirklich bewegende
Frage eines überregionalen Leitmediums. An die Antwort können wir uns nicht mehr erinnern,
war wohl zu relevant. Ein No-Go hätte uns auch nicht gehindert, Euch jetzt noch alles Gute zu
wünschen: Gesundheit, Zufriedenheit, interessante Aufgaben, gutes Einkommen und usw. usf.
Das Protokoll unserer Mitgliederversammlung vom November 2012 findet Ihr als Download auf
der W13-Website. Im Schnelldurchgang: 99 Mitglieder am Stichtag, etwa 2000 Euro Vereinsvermögen, erfolgreiches Engagement bei W13-Absolventenpreise und W13-Recherchestipendien.
Zu letzterem wurde aktuell ein einstimmiger Beschluss gefasst: Unser Recherchestipendium beträgt ab jetzt 200 Euro pro Arbeit.
In diesem Jahr werden wir wieder einen Anlauf machen, uns beim JPR-Cup zu präsentieren, auch
gern mit Würstchen und Labsal. - Ein interessanter Vorschlag kam von Theresa Küter-Luks: Zu
einem aktuellen Thema aus Forschung oder Praxis arbeiten JPR-Studenten und –Absolventen
einmal im Jahr in einer Art Meisterkurs oder „Masterclass“ zusammen. Der Input erfolgt über
Absolventen, die in diesem Bereich arbeiten oder forschen. Was haltet Ihr davon? Über Rückmeldungen und Themenvorschläge würden wir uns freuen!
Unsere Anerkennung als gemeinnütziger Verein ist übrigens weiterhin gesichert - dank unseres
Engagements für die „Förderung der Volks- und Berufsbildung sowie der Studentenhilfe“. Also
vergesst nicht, Euren Vereinsbeitrag steuerlich abzusetzen! Und weil wir gerade beim Geld sind:
Anfang März werden wir die Beiträge für 2013 abbuchen. Bitte noch schnell die neuen [email protected] wenn Ihr seit Februar 2012 das Konto gewechselt habt, denn
ten durchgeben ([email protected]),
Falschbuchungen kommen uns teuer zu stehen!
Last but not least: In Kürze möchten wir unsere Mitgliederdatenbank aktualisieren. Wir werden
daher alle Mitglieder der Wilden 13 persönlich per Post oder E-Mail anschreiben und einen Fragebogen schicken. Also bitte nicht wundern, sondern mitmachen!
Beste Grüße von Eurem W13-Vorstand
Christian Thieme – Julia Jax – Reinhild Rumphorst
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