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STAATSPREIS
FÜR VORBILDLICHE
WALDBEWIRTSCHAFTUNG
2013
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VORWORT
Sehr geehrte Damen und Herren,
heuer feiern wir das Jahr der Nachhaltigkeit. Genau vor 300 Jahren hat der sächsische Oberberghauptmann
Hans Carl von Carlowitz erstmals den Begriff der Nachhaltigkeit geprägt. Die Idee, künftig nicht mehr Holz zu
nutzen als auch wieder nachwächst, war buchstäblich aus der Not heraus geboren. Holz war zur Mangelware
geworden und die drohende Holznot stellte die damalige Gesellschaft vor große Herausforderungen.
Die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder wurde letztendlich zum ehernen Gesetz der deutschen
Forstwirtschaft – auch in Bayern. Generationen von Waldbesitzern und Forstleuten ist es zu verdanken, dass
Bayern heute das Wald- und Holzland Nummer 1 in Deutschland ist. Heute geht der Begriff der Nachhaltigkeit
aber weit über die Rohstoffsicherung hinaus, denn unsere Gesellschaft und ihre Interessen sind komplexer
und anspruchsvoller geworden. Unter Nachhaltigkeit verstehen wir heute, dass wir möglichst ausgewogen die
ökologischen, ökonomischen und sozialen Erwartungen erfüllen, welche die Menschen an den Wald stellen. Ich
bin überzeugt, dass Vorbilder am besten zeigen können, dass wir hier auf einem guten Weg sind. Vierzehn solcher
Vorbilder werden dieses Jahr mit dem Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung von der Bayerischen
Staatsregierung ausgezeichnet. Der Preis wird seit 1997 bereits zum neunten Mal verliehen. Die vorbildhafte
Leistung der Preisträger soll unseren 700 000 bayerischen Waldbesitzern ein Ansporn sein.
Im Namen der Bayerischen Staatsregierung gratuliere ich allen Preisträgern ganz herzlich und danke ihnen
für das große und jahrzehntelange Engagement in ihren Wälder. Mein Dank gilt aber auch den vielen anderen
unprämierten Waldbesitzern, deren nachhaltige Waldbewirtschaftung von unschätzbarem Wert für die ganze
Gesellschaft ist. Sie alle geben der Nachhaltigkeit ein Gesicht.
München, im Dezember 2013
Helmut Brunner
Bayerischer Staatsminister
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
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STAATSPREIS FÜR VORBILDLICHE
WALDBEWIRTSCHAFTUNG 2013
STAATSPREIS 2013
FÜR VORBILDLICHE WALDBEWIRTSCHAFTUNG
Alle zwei Jahre verleiht das Bayerische Staatsministerium für Ernährung,
Der Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verleiht
Landwirtschaft und Forsten den Staatspreis für vorbildliche Wald­
den Preisträgern persönlich die Urkunde zusammen mit der Staats-
be­wirtschaftung. Es würdigt damit vorbildliche Leistungen priva-
medaille in einem Festakt. Darüber hinaus werden die Preisträger und
ter und körperschaftlicher Waldbesitzer und Forstwirtschaftlicher
ihre besonderen Leistungen in dieser Broschüre ausführlich beschrie-
Zu­sammenschlüsse.
ben und dokumentiert.
Gemeinden, Berufsverbände, Forstwirtschaftliche Vereinigungen so-
Die Preisträger, die seit 1997 alle zwei Jahre ausgezeichnet werden, re-
wie die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten schlagen be-
präsentieren ein breites Spektrum des privaten und körperschaftlichen
sonders engagierte, verantwortungsbewusste und vorausschauende
Waldbesitzes. Jagdgenossenschaften, Rechtlervereinigungen oder Stif-
Waldbesitzer aus ganz Bayern als Preisträger vor.
tungs- und Stadtwälder finden sich darunter genauso wie kleine Nebenerwerbslandwirte oder adlige Großgrundbesitzer aus allen sieben
Eine unabhängige Jury wählt maximal 14 Preisträger abhängig vom
Regierungsbezirken Bayerns.
festgelegten Thema und den folgenden Kriterien aus:
Mehr Informationen über den Staatspreis für vorbildliche Waldbe­
■■
standortgemäße Baumartenzusammensetzung
wirtschaftung und seine bisherigen Preisträger finden Sie auf der
■■
naturnahe wirtschaftliche Waldbautechnik
Homepage der Bayerischen Forstverwaltung unter überbetriebliches Engagement,
www.forst.bayern.de in der Rubrik „Für den Waldbesitzer“.
■■ zum Beispiel Mitwirkung in Forstwirtschaftlichen
Zusammenschlüssen
■■
besondere Aktivitäten im Bereich ­Holzwerbung,
­Kundenbetreuung und -pflege, Sammel­
vermarktung und Beschreitung neuer Wege
■■
innovative Betriebsführung
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staatspreis_2011_preistraeger.indd 1
17.10.2013 10:22:37
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DIE PREISTRÄGER 2013
IM ÜBERBLICK
OBERBAYERN
12 Andreas Wach,
Icking –
14Josef Holzner,
Bad Endorf
­Irschenhausen
NIEDERBAYERN
16 Stadt Eggenfelden
18Kirchenstiftungs­­
wald Kößlarn
OBERPFALZ
20 Karl Brandl,
Hohenwarth
22 Stadt Dietfurt
a. d. Altmühl
OBERFRANKEN
24Bürgerspitalstiftung
Bamberg
26 Hans Pezold,
Marktleugast
MITTELFRANKEN
28Betriebsverband
Weigenheim
30Haiko Winkler
von Mohrenfels,
Hemhofen
UNTERFRANKEN
32 Bürgerwald
34Forstbetriebsgemein­
Gerolzhofen-Dingols­
schaft Fränkische
hausen
Rhön und Grabfeld
e. V., Bad Neustadt
a. d. Saale
SCHWABEN
36 Stadt Donauwörth
38Gesellschaft Erben
Freiherr von Gise,
Immenstadt
DIE PREISTRÄGER 2013
ANDREAS WACH
WALD KANN AUCH AUF DEM KONTO WACHSEN
AUF HALBER STRECKE ZWISCHEN ICKING UND IRSCHENHAUSEN
STEHT RECHTS NEBEN DER STRASSE INMIT TEN EINER WIESE EINE
FEINGLIEDRIGE HOLZSTELE. VOR EINEM PANORAMA MEHRERER
HINTEREINANDER GESTAFFELTER WALDRÜCKEN RAGT SIE HOCH
AUF IN DEN HIMMEL. EIN KÜNSTLER SCHUF SIE GEMEINSAM MIT
HANS WACH, EINEM VIELFÄLTIG ENGAGIERTEN LANDWIRT MIT
KUNSTSINN UND EINER GROSSEN LIEBE FÜR DEN WALD. SEIN
SOHN ANDREAS IST IHM EIN WÜRDIGER NACHFOLGER AUF DEM
STAT TLICHEN HOF, DER SEIT DEM FRÜHEN 17. JAHRHUNDERT IN
FAMILIENBESITZ IST.
WALDUMBAU MIT LEIDENSCHAFT
PREISTRÄGER
ANDREAS WACH
BETRIEB
41 HEKTAR WALD, 35 HEKTAR LANDWIRTSCHAFT
BAUMARTEN
ALTBESTAND: 95 % FICHTE, 5 % BUCHE, VEREINZELT
KIEFER, BERGAHORN, ESCHE, TANNE.
JUNGDURCHFORSTUNG: 30 % BUCHE, 30 % TANNE,
30 % FICHTE, 10 % BERGAHORN, ESCHE, KIRSCHE, EICHE.
JUNGWUCHS: 40 % BUCHE, 40 % FICHTE, 10 % TANNE,
10 % EDELBÄUME.
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
MIESBACH
LANDKREIS
BAD TÖLZ – WOLFRATSHAUSEN
NATURRAUM
SCHWÄBISCH-BAYERISCHE JUNGMORÄNE UND
MOLASSEVORBERGE
Im Jahr 1990 übergab Hans Wach den Hof an seinen gerade volljährig
gewordenen Sohn Andreas. Um seiner neuen Verantwortung für die
Hans Wach reiste viel. Schon in den frühen 1970-er Jahren kam er
über 40 Hektar Waldfläche gerecht zu werden, besuchte er die Baye­
dabei in die Schweiz. Und dort fand er Wälder, wie er sie vorher noch
rische Waldbauernschule und nahm an vielen „Holzkirchner Waldbau­
nicht gesehen hatte. Mischwälder mit mehreren Baumgenerationen
tagen“ teil. Von Anfang an hat Andreas Wach den Waldbesitz der Fami-
nebeneinander auf derselben Fläche, sogenannte Plenterwälder.
lie ganz im Geiste seines Vaters bewirtschaftet. Die plenterartigen Struk-
Zuhause in seinem Wald hingegen standen vor allem Fichten und die
turen zu sichern und fortzuentwickeln erfordert stetig wiederkehrende
auch fast nur in einer Altersklasse. Das wollte er ändern und begann zu
Pflegeeingriffe. Um stabile Einzelbäume zu bekommen, muss man„alle
pflanzen: Tannen, Eichen, dazwischen Kirschen oder Ahorne. Er legte
fünf Jahre raus und ran“, bekräftigt Wach. Das ist aufwändig, doch der
einen ziemlich „freien Waldbaustil“ an den Tag, kommentiert sein Sohn
Einsatz zahlt sich aus. Die Pflegeeingriffe werfen im Regelfall Gewinn
Andreas heute die väterliche Waldstrategie. Die Setzlinge kamen in
ab. „Ich kenne keinen Wirtschaftsbereich, in dem ökonomischer Nut-
die Erde, dann wurde der Wald eingezäunt. Auch Irmgard Wach –
zen und ökologische Entwicklung so harmonisieren“, unterstreicht der
die Ehefrau – ließ sich von der Begeisterung für die Arbeit im Wald
staatliche Revierleiter, den Wach immer wieder zu Rate zieht.
anstecken. Beide kamen sie gut voran und die Nachbarn staunten
nicht schlecht. Waldumbau war seinerzeit noch kaum ein Thema in
Rentable Forstwirtschaft ist für Andreas Wach wichtig. Immerhin
Forstkreisen.
stammt ein erklecklicher Teil des Familieneinkommens aus der Waldwirtschaft. Neben der Grünlandwirtschaft, der Pferdepension und dem
Gehalt von Ehefrau Antonia, die als Juristin arbeitet.
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GESPRÄCHE FÜR TRAGFÄHIGE ENTSCHEIDUNGEN
Dauerwald erfordert Können. Das hat Andreas Wach. Deshalb besuchte er regelmäßig die Waldbauernschule in Kelheim und nimmt
bis heute an den Fortbildungen des Miesbacher Amts für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten und der Wolfratshauser Waldbesitzervereinigung teil. Vor größeren Entscheidungen holt er sich Rat bei seinem zuständigen Revierförster des Amts, dessen „feines Gespür für
die Wald­entwicklung“ er ausgesprochen schätzt. Die jagdlichen Verhältnisse passen mittlerweile und bereiten keine wesentlichen Probleme mehr. Wach ist selbst Jäger. Die alljährlichen Waldbegänge mit
Waldbesitzern und Jägern haben sich zu einem hilfreichen Instrument
entwickelt. Zäune findet man im Wald von Andreas Wach keine mehr.
VERLÄSSLICHE PARTNERSCHAFTEN SIND ALLES
Die täglichen Arbeiten in seinem Wald erledigt Wach selber. Den Holzeinschlag und die Vermarktung des Stammholzes überträgt er vertrauensvoll der sehr engagierten Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen.
Mit dem Brennholz befeuert er die hauseigene Hackschnitzelanlage.
Die Kontinuität bewährter Partnerschaften und die Wertschöpfung für
die Region ist ihm das Wichtigste.
Andreas Wach hat die Vision seines Vaters von der Zukunft des Waldes konsequent umgesetzt und weiterentwickelt. Dieses Engagement
zahlt sich heute bereits aus. Was die nächste Generation mit dem Wald
vorhat, steht noch in den Sternen. Doch es wäre schon erstaunlich,
wenn es auf diesem einladenden Hof vor den Toren Münchens nicht
weiterginge.
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
FRÜHZEITIGER WALDUMBAU VON FICHTENDOMINIERTEN
BESTÄNDEN IN PLENTERARTIGE MISCHWÄLDER.
DURCH KONSEQUENTE PFLEGE SEIT DEN 1970ER JAHREN
NIMMT DER ERWÜNSCHTE DAUERWALD VIELERORTS BEREITS
DEUTLICHE FORMEN AN. EIN GUTES BEISPIEL DAFÜR, DASS
WALDUMBAU DURCH KONSEQUENTE PFLEGE BEIDES IST:
WIRTSCHAFTLICH INTERESSANT UND NATURVERTRÄGLICH.
SCHÖN ANZUSEHEN IST ER AUSSERDEM.
KONTAKT
ANDREAS WACH, TELEFON 0163/7526852
Oben
Wo einst nur Fichten standen, wächst heute ein artenreicher Mischwald heran.
Mitte (v. l. n. r.)
Antonia und Andreas Wach mit Tochter Josephine, Revierleiter Robert Nörr
Unten
Im Haus von Andreas Wach hängt der Wald, wie sein Vater ihn malte.
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JOSEF HOLZNER
MILCH- UND WALDWIRTSCHAFT, DAS PASST
IM CHIEMGAU, AM NORDOSTUFER DES SIMSSEES, LIEGT DAS
KLEINE DORF THALKIRCHEN. GANZ IN DER NÄHE DES KURORTS
BAD ENDORF. VON HIER IST EINE INITIATIVE AUSGEGANGEN, DIE
IMMER MEHR NACHAHMER FINDET UND GUT FÜR DEN WALD IST.
JOSEF HOLZNER, VOLLBLUTLANDWIRT UND JAGDVORSTEHER
DER ÖRTLICHEN JAGDGENOSSENSCHAFT HIRNSBERG, WAR EINER DER ERSTEN IN BAYERN, DER DIE EIGENBEWIRTSCHAFTUNG
DER JAGD DURCHSETZTE.
PREISTRÄGER
JOSEF HOLZNER
BETRIEB
18 HEKTAR LANDWIRTSCHAFT, 13,5 HEKTAR FORSTWIRTSCHAFT, 1 HEKTAR STREUWIESEN
BAUMARTEN
ALTBESTAND: 75 % FICHTE, 10 % TANNE, 5 % BUCHE,
6 % BERG-AHORN UND ESCHE, 4 % ERLE, BIRKE
UND SONSTIGE BAUMARTEN
VERJÜNGUNG: 50 % FICHTE, 20 % WEISSTANNE,
10 % ROTBUCHE, 15 % BERGAHORN, 5 % STIELEICHE,
ERLE UND SONSTIGE BAUMARTEN
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
ROSENHEIM
LANDKREIS
ROSENHEIM
NATURRAUM
WESTLICHER CHIEMGAU
WALD VOR WILD
MIT GESCHICK IN SCHWIERIGEM GELÄNDE
Standhaft trat Josef Holzner für seine Überzeugung ein. Leicht war das
Ausgerüstet mit Motorsägen, Schlepper, Rückewagen und Seilwinde
am Anfang nicht. Aber die von seinem Vater ererbte Liebe zum Wald
pflegt er gemeinsam mit seinem Sohn seinen Waldbesitz. Keine ein-
gab ihm die nötige Kraft, sich durchzusetzen: Im Bereich seiner Jagd-
fache Sache: In den anmoorigen Beständen im Simsseemoos leiden
genossenschaft werden die Reviere nicht mehr verpachtet. Stattdes-
die Eschen zunehmend am Eschentriebsterben und lassen mehr Licht
sen werden jährliche Begehungsscheine an Jäger vergeben, die ihrer
auf den Boden fallen. Dadurch droht Verkrautung, die die Naturver-
Aufgabe im Sinne des Waldbesitzes nachgehen. Sechs Reviere sind es
jüngung gefährdet. Eine Herausforderung sind auch die schlecht er-
in seinem Gebiet und der Wettbewerb der Jäger untereinander för-
schließbaren Steilhänge am Ratzingerberg und an der Simsseeleite.
dert das Engagement.
Sie sind teilweise rutschgefährdet, da sich der Schotter aus den Alpen
über den abschüssigen, lehmig-tonigen Untergrund schiebt. Unzäh-
Auf diese Weise erreichte Holzner als erster im Landkreis Rosenheim
auf großer Fläche eine günstige Verjüngungssituation. „Ein waldangepasster Wildbestand ist reines Geld“, rechnet Holzner vor. Das braucht
er auch, denn der Wald trägt mit rund 20 Prozent zum Familienein­
kommen bei. Außerdem hat er einen beträchtlichen Eigenbedarf an
Holz, zuletzt etwa für den Neubau des modernen Laufstalls für sein
Milchvieh. Und natürlich deckt er auch seinen Brennholzbedarf aus
dem eigenen Wald. Aber bei all dem denkt Josef Holzner nicht nur
an sich. Seit 1993 unterstützt er als aktives Mitglied der überörtlichen
„Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften“ Waldbesitzerinnen
und Waldbesitzer im westlichen Chiemgau in ihrem Bemühen, gleichfalls von einer „geschenkten“ Naturverjüngung im Wald zu profitieren.
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lige größere und kleinere Gräben haben sich teils tief in die Hänge geschnitten. Die Walderschließung und -bewirtschaftung erfordert auf
diesen labilen Hängen Fingerspitzengefühl. Inzwischen hat Holzner
seine Bestände geschickt mit Rückewegen- und -gassen erschlossen.
Dies ermöglicht ihm, die Naturverjüngung kleinflächig mit gezielten
Eingriffen zu steuern.
Nachdem bereits sein Vater Gründungsmitglied der örtlichen Waldbesitzervereinigung (WBV) war, sorgte Josef Holzner mehrere Jahre
lang als WBV-Holzvermittler für die Zusammenstellung und Bündelung
der angebotenen, mengenmäßig zum Teil sehr kleinen Sortimente an
Scheit-, Stamm- und Industrieholz.
Noch gibt es im Wald von Josef Holzner Stellen mit zu vielen Fichten,
die zum Waldumbau anstehen. Aber es ist unübersehbar: In intensivem Austausch mit dem staatlichen Revierleiter wandelt Holzner seine
Bestände in klimatolerante und stabile Mischwälder, in denen neben
einem angemessenen Laubholzanteil besonders auch die Tanne wieder eine Zukunft hat.
TRADITION VERPFLICHTET
Seit dem 30-jährigen Krieg ist Holzners Hof nachgewiesen. Trotz
einiger Namenswechsel ist er immer in Familienhand geblieben
und heute für die regionalen Verhältnisse ein mittelgroßer Betrieb.
Während die durchschnittliche Privatwaldfläche in der Region rund
vier Hektar beträgt, umfasst der Besitz Holzners über 13 Hektar. Seit
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
ALS ENGAGIERTER JAGDVORSTEHER DER JAGDGENOSSEN­
SCHAFT HIRNSBERG, AKTIVES MITGLIED DER ARBEITS­
GEMEINSCHAFT DER JAGDGENOSSENSCHAFTEN SOWIE HOLZVERMITTLER DER ÖRTLICHEN WBV TRUG JOSEF HOLZNER
ENTSCHEIDEND DAZU BEI, DASS SICH ÜBER SEINE EIGENEN
WALDFLÄCHEN HINAUS IN DER GESAMTEN REGION ZU­
NEHMEND KLIMATOLERANTE MISCHBESTÄNDE ENTWICKELN.
KONTAKT
JOSEF HOLZNER, TELEFON 08053/1408
Generationen haben seine Vorfahren und er immer wieder Wald
dazugekauft. So entwickelt Josef Holzner konsequent weiter, was
Links
die Vorfahren begonnen haben. Sein jüngster Sohn Martin wird die
Die Steilhänge am „Ratzingerberg“ fordern großes Geschick bei der
Tradition fortsetzen, das steht fest. Auch für ihn ist der Wald in jeder
Waldbewirtschaftung.
Beziehung ein zu wertvolles Gut, als dass man es vernachlässigen
könnte.
Mitte
Solch ein Baum macht einem Waldbesitzer Freude.
Rechts (v. l. n. r.)
Jäger Hans Soyer, Sepp Holzner, Annelies Holzner, Elisabeth Soyer von der WBV
Rosenheim, Martin Holzner, Revierförster Ullrich Guggenberger
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STADT EGGENFELDEN
EIN BÜRGERWALD SETZT MASSSTÄBE
VERMUTLICH AUS DANKBARKEIT FÜR DIE TEILNAHME AN
DER SCHLACHT BEI MÜHLDORF IM JAHR 1322 ÜBERLIESS DER
WIT TELSBACHER HERZOG HEINRICH XIV. DEN EGGENFELDERN
DEN „HERZOGEN WALD“ ZUR NUTZNIESSUNG FÜR ARM UND
REICH. DIE SCHENKUNG AUS DEM JAHR 1335 IST ALLERDINGS
MIT DER AUFLAGE VERBUNDEN, HOLZ AUS DEM WALD FÜR DEN
STRASSENBAU BEREITZUSTELLEN. DAS LIEGT LANGE ZURÜCK,
ABER EGGENFELDEN WEISS SEHR GUT, WAS ES AN SEINER
SCHENKUNG HAT.
PREISTRÄGER
STADT EGGENFELDEN
BETRIEB
69 HEKTAR
BAUMARTEN
ALTBESTÄNDE: 71 % FICHTE, 5 % TANNE, 3 % KIEFER,
2 % LÄRCHE, 7 % EICHE, 4 % BUCHE, 4 % EDELLAUBHOLZ,
4 % SONSTIGES LAUBHOLZ
JUNGWUCHS: 40 % TANNE, 20 % FICHTE, 25 % EDELLAUBHOLZ, 10 % EICHE, 5 % SONSTIGES LAUBHOLZ
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
PFARRKIRCHEN
LANDKREIS
ROTTAL-INN
NATURRAUM
NIEDERBAYERISCHES TERTIÄRES HÜGELLAND
ZUR FREUDE FÜR KINDER UND ERWACHSENE
Die Bewirtschaftung ihres Waldes hat die Stadt vertraglich dem Amt
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfarrkirchen übertragen.
Was einmal der „Herzogen Wald“ war, ist heute der Eggenfeldener „Bür-
Der zuständige Revierleiter bringt gemeinsam mit zwei erfahrenen
gerwald“. Und den Bürgerinnen und Bürgern soll er auch dienen. Zur
Nebenerwerbslandwirten die drei Säulen Holzertrag, Erholungswert
Erholung, zur Freizeitgestaltung, zum Sport. „Da ist so ein schöner Lauf
und Naturschutz unter einen Hut. Bürgermeister Werner Schiessl ist
drinnen im Wald. Das ist schon angenehm, den Wald so direkt vor
mit der Betreuung durch das Amt überaus zufrieden: „Wir schätzen die
der Tür zu haben“, findet Stadträtin Renate Hebertinger. Heute sieht
Arbeit der Fachleute sehr. Wir zahlen gutes Geld für gute Arbeit, was
man Menschen im Wald joggen. Andere reiten auf eigens dafür ausge­
uns günstiger kommt, als die Aufgabe an einen privaten Dienstleister
wiesenen Wegen oder genießen beim Radfahren die Waldluft.
zu vergeben.“
Um die Kinder kümmert sich die Stadt besonders. Im Lehrplan der
dritten Grundschulklassen sind die „Robin-Hood-Spiele“ ein fester
und beliebter Bestandteil. Dann verwandelt sich der Bürgerwald zum
„Sherwood Forest“. Während die Kinder bei den Spielen die Legende
aufleben lassen, lösen sie eine Fülle kleiner Aufgaben. Dadurch werden
sie mit dem Wald, den Pflanzen und den Gewohnheiten der Tiere
vertraut.
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FÜR EINE ENTFESSELTE NATURPRODUKTIVITÄT
Die Erholungsfunktion des Waldes steht in Eggenfelden an erster Stelle.
Das heißt aber nicht, dass die anderen Waldfunktionen vernachlässigt
werden. Ein gezielter Naturverjüngungsbetrieb hat in den vergangenen Jahrzehnten viel erreicht. Vivian und Wiebke, Kyrill und Emma hießen die Stürme, die zwischen 1990 und 2008 vor allem den Fichtenbeständen stark zusetzten. Die Massenvermehrung des Borkenkäfers
in den Sturmhölzern trug das Ihre zum Rückgang der Fichte bei. Auf
den Schadflächen wurden konsequent Mischbaumarten wie Buchen
und Tannen, Stieleichen und Hainbuchen eingebracht. Zum Glück gibt
es im Stadtwald eine Jagdpächterin, die für einen gedeihlichen Ausgleich zwischen Wald und Wild sorgt. Die Zeiten, in denen es noch
Zäune brauchte, um die Mischbauarten zu schützen, sind vorbei. Seit
1992 wird die Naturverjüngung nur noch punktuell mit Buche ergänzt.
Das freut den Revierleiter.
Aus Naturschutzgründen und zur Steigerung des Erholungswerts bleiben einzelne starke Bäume möglichst lange stehen. Altholzinseln bleiben erhalten, Höhlenbäume werden geschützt. Totholz darf im Wald
verrotten und damit Vögeln, Ameisen, Hornissen, Fledermäusen und
Amphibien über eine lange Periode gute Lebensräume bieten.
JE WENIGER WALD, DESTO WERTVOLLER IST ER
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
DER STADT EGGENFELDEN IST ES GELUNGEN, DIE VIEL­
FÄLTIGEN ANSPRÜCHE AN EINEN WALD ZU VEREINEN.
­N ATURSCHUTZ UND ERHOLUNGSFUNKTION STEHEN
GLEICHRANGIG NEBEN DER VERSORGUNG DER HEIMISCHEN
WIRTSCHAFT MIT HOLZ. DER ÜBERWIEGEND MIT NATUR­
VERJÜNGUNG BETRIEBENE WALDUMBAU FÜHRT ZU EINEM
STABILEN GEMISCHTEN WALDBESTAND.
KONTAKT
WERNER SCHIESSL, TELEFON 08721/708-32
Die fruchtbaren Lösslehmböden rund um Eggenfelden begünstigen
eine intensive landwirtschaftliche Nutzung. Es gibt nur einen Landkreis in Deutschland, in dem prozentual mehr Menschen in der Land-
Links (v. l. n. r.)
Wolfgang Madl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfarr­
wirtschaft beschäftigt sind als hier. Dafür liegt der Waldflächenanteil
kirchen (AELF), Stadtrat Thomas Kinzkofer, Stadträtin Renate Hebertinger, Bürger-
mit 25 Prozent deutlich unter dem bayerischen Landesdurchschnitt.
meister Werner Schießl, Revierleiter Michael Reichenwallner und Bereichsleiter
Der Wald ist daher doppelt wertvoll. Und er ist entsprechend produk-
­Josef Kiefl vom AELF Pfarrkirchen
tiv. Der Bürgerwald Eggenfeldens ist ein ausgezeichnetes Beispiel für
die Summe der Waldfunktionen, die ein stadtnaher Wald auf sich vereint, wenn man ihn richtig bewirtschaftet.
Mitte
Die Verantwortlichen für den Stadtwald verstehen sich auf Lichtregie.
Rechts
Eine Holzskulptur schmückt die Stadthalle. Sie wurde während des
alljährlichen Eggenfelder Kunstworkshops geschaffen.
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KIRCHENSTIFTUNGSWALD KÖSSLARN
WENN EINER FÜR DEN ANDEREN EINSTEHT
AUF HALBEM WEG ZWISCHEN MÜHLDORF UND PASSAU LIEGT,
GESCHÜTZT IN EINER SENKE, KÖSSLARN. EIN SCHMUCKER ORT,
IN DESSEN MIT TE DIE SPÄTGOTISCHE WALLFAHRTSKIRCHE
„HEILIGE DREIFALTIGKEIT“ THRONT. IHREM UNTERHALT DIENEN
DIE ERTRÄGE AUS DEM KIRCHENWALD. DER HAT TE IN DEN
VERGANGENEN JAHRZEHNTEN VIEL ZU LEIDEN. DOCH DIE
WALD­V ERANT WORTLICHEN IN KÖSSLARN GABEN NICHT AUF.
GOT T SEI DANK.
PREISTRÄGER
KIRCHENSTIFTUNGSWALD KÖSSLARN
BETRIEB
95 HEKTAR
BAUMARTEN
45 % FICHTE, 15 % TANNE, 9 % KIEFER, 1 % DOUGLASIE,
15 % EICHE, 5 % BUCHE, 5 % EDELLAUBHÖLZER,
5 % SONSTIGE LAUBHÖLZER
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
PASSAU-ROTTHALMÜNSTER
LANDKREIS
PASSAU
NATURRAUM
NIEDERBAYERISCHES TERTIÄRES HÜGELLAND
EINSATZ FÜR EINE BESONDERE KIRCHE
TROTZ KATASTROPHEN UNVERZAGT VORWÄRTSGEWANDT
1364 fand der Graf von Ortenburg vor seinem scheuenden Pferd nahe
Wiederholte Schneebrüche, Borkenkäfer und die Stürme „Wiebke“,
dem Kößlhof ein geschnitztes Marienbild. Zu dessen Schutz ließ er
„Lothar“ und „Kyrill“ setzten dem Kirchenwald in den vergangenen
eine Bretterhütte errichten. Noch im selben Jahr trug man den tod-
Jahrzehnten stark zu. Besonders die Fichte wurde in den nadelholz­
kranken Kößlbauer zur Madonna und er wurde gesund. Das Wunder
reichen Beständen massiv geschädigt. Erhebliche Kahlflächen blieben
löste eine Wallfahrtsbewegung von bis dahin unbekanntem Ausmaß
zurück. Doch jede Medaille hat zwei Seiten: Die Katastrophenflächen
aus. Der kleine Weiler mauserte sich rasch zu einem Dorf und erhielt
boten die Chance, Mischbaumarten einzubringen und natürliche
das Marktrecht.
Waldgemeinschaften wiederzubegründen. Die Kößlarner pflanzten
vor allem Eichen und Buchen, aber auch Bergahorne, Kirschen, Ulmen
1462 stiftete der Landesherr, Herzog Ludwig der Reiche von Landshut,
und Roterlen. Leider blieb dem ganzen Aufwand der Erfolg weitgehend
für die inzwischen entstandene Kirche einen kleinen Teil seines um-
versagt. Wegen der hohen Wilddichte in der Region konnten selbst
fangreichen Waldbesitzes. In den Jahren 1907 und 1928 wurden wei-
Wildschutzzäune einen massiven Verbiss der jungen Bäumchen nicht
tere Flächen hinzugekauft. Heute umfasst der Kirchenwald 95 Hektar.
verhindern. Auch ein Jagdpachtvertrag nach dem „Rosenheimer
Die Erträge, so will es die Stiftungssatzung, dienen ausschließlich dem
Modell“ mit vereinbartem Wildschadensersatz brachte nicht den
Erhalt des Kirchengebäudes. Mit dem Wald muss also gut gewirtschaf-
erhofften Durchbruch. Die Enttäuschung war groß.
tet werden. Und das war in der jüngeren Vergangenheit nicht einfach.
Dennoch resignierte die Kirchenverwaltung nicht. Sie gab die Jagd
2005 an einen neuen Jagdpächter, der bereit war, die Abschusszahlen deutlich zu erhöhen. Mit sehr positiven Folgen für die Waldverjüngung. „Früher suchten wir unverbissene Pflanzen, heute verbissene“,
freut sich Waldpfleger Willi Lindner gemeinsam mit dem Stiftungs­
vorstand, Pfarrer Gottfried Werndle.
18
Für die weitere Entwicklung der neuen Waldgeneration hin zu dauerwaldartigen Strukturen gibt es zwei Grundsätze: Konsequente Pflege
des vorhandenen Jungwuchses und regelmäßige Durchforstungen der
älteren Bestände nach dem Motto „früh, mäßig, oft“. Dank der guten
Böden liegt der Zuwachs bei über 10 Festmeter pro Jahr und Hektar.
Mittlerweile wirft der Wald wieder Geld für die Kirchenkasse ab. Das ist
auch der Verdienst von Gerhard Benra, dem Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Vilshofen-Griesbach (WBV). Er findet die passenden Unternehmer für die größeren Waldarbeiten und regionale Käufer für die geernteten Stämme.
Bei regelmäßigen Führungen stellt die Kirchenstiftung ihre Waldentwicklungsarbeit anderen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern aus
der Region vor. „Alles ein Geschenk der Natur“, kommentiert Lindner
die üppige Verjüngung. „Nachhaltige Waldbewirtschaftung ist Teil des
göttlichen Schöpfungsauftrags“, ergänzt Pfarrer Werndle.
FREUNDSCHAFT MACHT VIEL MÖGLICH
Inmitten des Kirchenwaldes steht das „Waldschlösschen“, ein einfacher Bauwagen. Immer wenn die Kößlarner Waldaktivisten etwas zu
beraten haben, sitzen sie hier zusammen. „Das macht Spaß mit dieser
Mannschaft“, freut sich WBV-Mann Benra. Ihre Freundschaft gilt ihnen
etwas. So motivieren sie sich gegenseitig. Zusammen haben sie den
Stiftungswald durch eine schwere Zeit gebracht und ihr unbeirrbares
Engagement trägt reiche Früchte.
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
NACH KATASTROPHENSCHÄDEN ERFOLGTE ÜBER DIE LETZTEN
JAHRZEHNTE EIN ENTSCHIEDENER UMBAU VOM NADELWALD
HIN ZU EINEM ZUKUNFTSSICHEREN MISCHWALD MIT HOHEM
TANNEN- UND LAUBHOLZANTEIL. KONSEQUENTE JAGD UND
AKTIVE AUFKLÄRUNGSARBEIT HABEN WESENTLICHEN ANTEIL
AM ERFOLG DER WALDENTWICKLUNGSARBEIT.
KONTAKT
WILLI LINDNER, TELEFON 08536/876
Oben
Blick auf Kößlarn mit der Kirche, für deren Erhalt die Kirchenstiftung
einstmals ins Leben gerufen wurde.
Mitte (v. l. n. r.)
Gerhard Benra, Geschäftsführer der Waldbesitzer­vereinigung Vilshofen-Griesbach
w. V., Waldbetreuer Elmar Thumbach, Willi Lindner, Vorstand der Kirchenver­waltung
und 2. Bürgermeister von Kößlarn, Förstersohn Martin Obermeier mit Jagdhund
Charly, Andreas Obermeier, Beratungsförster am Amt für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten Passau-Rotthalmünster, Pfarrer Gottfried Werndle
Unten
Seit wenigen Jahren erst wird der Kößlarner Kirchenwald konsequent bejagt.
Die Ergebnisse sprechen für sich.
19
KARL BRANDL
WALDGESTALTER AUS LEIDENSCHAFT
HIER GIBT ES VIEL WALD. DAS PRÄGT DIE „WALDLER“, WIE SICH DIE
MENSCHEN IN DER REGION NENNEN UND SEHEN. SO AUCH KARL
BRANDL. ALS UNTERNEHMER ENGAGIERTE ER SICH ZEIT SEINES
LEBENS IN VIELEN BEREICHEN. DOCH WAS IHM AM MEISTEN
HEIMAT GAB UND IMMER NOCH GIBT, DAS IST SEIN WALD: ER
SCHENKT IHM ZEIT, IMMER. ER SCHENKT IHM ZUVERSICHT, WENN
ES SEIN MUSS. DAFÜR IST ER DANKBAR. DESHALB MÖCHTE ER,
WAS ER ERERBT HAT, IN BESTER VERFASSUNG WEITERGEBEN. DAS
WIRD IHM WOHL GELINGEN.
ENTSCHIEDENHEIT ZAHLT SICH AUS
PREISTRÄGER
KARL BRANDL
BETRIEB
160 HEKTAR WALD, 10 HEKTAR LANDWIRTSCHAFT
(VERPACHTET), ELEKTRO- UND BAUGESCHÄFT
(AN DEN SOHN ÜBERGEBEN)
BAUMARTEN
45 % FICHTE, 30 % TANNE, 15 % BUCHE, 10 % EDELLAUBHOLZ UND SONSTIGES LAUBHOLZ
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
CHAM
LANDKREIS
CHAM
NATURRAUM
INNERER BAYERISCHER WALD
Grund für ihn, die Hände in den Schoß zu legen. Seine Waldentwicklungsstrategie sieht vielmehr vor, zügig weitere Flächen in Angriff zu
Kürzlich hat Karl Brandl sein Elektro- und Baugeschäft in Hohenwarth
nehmen. Für künftig noch mehr Plenterwald. Ein „Musterwald“ war be-
bei Bad Kötzting seinem Sohn Karl-Heinrich übergeben. Gelegent-
reits das erklärte Ziel der Großeltern. Seines ist es allemal. Bei der Um-
lich trifft man den Senior noch im Unternehmen an. Weit öfter jedoch
setzung spielt die Natur bereitwillig mit. Nach Einschätzung des Re-
begegnet man ihm im Wald. „Zu sehen, wie Strukturen, die vor vie-
vierleiters sind „die Mischbaumarten Fichte, Tanne und Buche in der
len Jahren angelegt wurden, heute Gestalt annehmen, beglückt mich
Region überall vorhanden“. Aber Edellaubhölzer wie Bergahorn, Spitz-
sehr“, gesteht er.
ahorn, Bergulme und Winterlinde findet man außer in Brandls Wald fast
nirgendwo. Er pflanzt sie zur Naturverjüngung hinzu, weil ihm ein ar-
Karl Brandl ist ein Mann mit Entschlussfreude. Er ist darin seinem Groß-
tenreicher Wald einfach gut gefällt.
vater ähnlich, der seinerzeit Reichtagsabgeordneter für die Bayerische
Volkspartei in Berlin war. Im Jahr 2000 ließ sich Brandl zum Beispiel von
NATURNAHE WIRTSCHAFT FÜR STABILE BESTÄNDE
Diplomanden der Fachhochschule Weihenstephan einen Walderschließungsplan erstellen. Vom Ergebnis überzeugt, krempelte er sofort sein
Wo immer es sich anbietet, tut er auch etwas für den Naturschutz.
gesamtes Wegenetz um: „Was sein muss, muss sein!“ Der zuständige
Totholz ist daher keine Seltenheit und zur entsprechenden Jahreszeit
Revierleiter unterstützte ihn nach Kräften mit fachlichem Rat bei Pla-
brummen die Bienen. Neuen Ideen gegenüber ist Brandl aufgeschlos-
nung und Umsetzung, mit Fördergeld und auch moralisch. Manch ei-
sen. Als das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Cham
ner verdächtigte ihn damals, in seinem Wald blind zu wüten. „Traditi-
beispielsweise eine„Kalkaktion“ zur Entsäuerung der Böden anbot, war
onsbewusst ist, wer zu Veränderungen bereit ist“, kommentiert Brandl
er sofort dabei. Solche Initiativen – zusätzlich zur regelmäßigen Durch-
heute gelassen.
forstung und gezielten Pflege – zahlen sich aus. Brandls Waldflächen
sind weder für Schädlingsbefall noch für Windwurf besonders anfällig.
Der 160 Hektar große Wald erstreckt sich in einem Stück über einen ausladenden Bergrücken am Nordhang des Kaitersbergs. Vielerorts weist er
Die Holzernte erfolgt vorzugsweise über einzelstammweise Nutzung.
plenterartige Strukturen auf. 20 Hektar stehen geradezu vorbildlich da
Die Vermarktung vertraut Brandl der Waldbesitzervereinigung Lamer
und weitere 25 Hektar befinden sich in einem dynamischen Entwick-
Winkel an. Den Ertrag investiert er wieder in seinen Wald. Und er kauft
lungsstadium. Das ist beachtlich. Doch ist das bislang Erreichte kein
Flächen dazu: „Die Fläche weiter zu arrondieren, das reizt mich schon.“
20
JAGD OHNE ABSCHUSSPLAN, ES GEHT
Zum Wald gehört für Brandl auch das Wild. Um seinen Beitrag zu leisten, dass beides gut zusammengeht, kandidierte der leidenschaftliche
Jäger als Vorstand der Hegegemeinschaft Hohenwarth. Eine erste Aktion war die Beteiligung am Pilotprojekt„Jagd ohne Abschlussplan“ von
2001 bis 2009. „Das hat bestens funktioniert, die Motivation war groß“,
sagt Brandl. In seiner Eigenjagd findet er immer den richtigen Mittelweg. Inseln mit üppiger Tannen-Naturverjüngung und auch anderen
Hölzern, von denen manch ein Waldbesitzer nur träumt, bestätigen das.
Als Unternehmer setzte sich Brandl für die Wirtschaft der Region ein.
Da hat er einiges geleistet. Sein Herz jedoch schlägt für den Wald. Das
war schon immer so. Die Erfüllung, die ihm der Wald über Jahre hinweg geschenkt hat, hat ihm Brandl in anderer Form wiedergegeben.
In Form von wunderschön gestalteten Naturräumen. Seine Kinder und
Kindeskinder werden es ihm danken.
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
DER BETRIEB WIRD NACH DEM LEITBILD TRADITIONELLER,
BESONDERS NATURNAHER UND SCHONENDER FORSTWIRTSCHAFT GEFÜHRT. VORHANDENE PLENTERBESTÄNDE WERDEN
ERHALTEN UND GEZIELT GEFÖRDERT. IN GEEIGNETEN BESTÄNDEN WERDEN ZUDEM DAUERWALDSTRUKTUREN GESCHAFFEN. DURCH KONSEQUENTE BEJAGUNG ERHÖHEN SICH IN DER
VERJÜNGUNG DIE TANNEN- UND LAUBHOLZANTEILE STETIG.
KONTAKT
KARL BRANDL, TELEFON 09946/263
Oben
Stattlicher Laub-Nadelholz-Mischwald in mehreren Generationen.
Mitte (v. l. n. r.)
Wolfgang Koller, 1. Vorsitzender der Waldbesitzerver­einigung Lamer Winkel,
Karl Brandl mit seinen Enkeln Johann und Maximilian, Revierleiter Renso Eck,
und Bereichsleiter Walter Schubach vom Amt für Ernährung, Landwirt­
schaft und Forsten Cham, Sohn Karl-Heinrich Brandl, Josef Schmid, Geschäfts­führer
der Waldbesitzervereinigung Lamer Winkel, Tochter Angelika und Schwieger­
tochter Andrea
Unten
Die Tradition der „Leichenbrettl“ ist im Bayerischen Wald bis heute lebendig.
21
DIETFURT
WELTLÄUFIGKEIT BEFLÜGELT
IN DIETFURT IM ALTMÜHLTAL GIBT ES SACHEN, DIE ES SONST
NIRGENDS GIBT. EINEN CHINESENFASCHING ZUM BEISPIEL. UND
IM WALD FREMDLÄNDISCHE BÄUME, DIE VON NEUBÜRGERN
AUS 35 VERSCHIEDENEN HERKUNFTSNATIONEN GEPFLANZT
WURDEN. IN DER STADT IST MAN GESPANNT, WIE SICH DIESES
„FREMDLÄNDER-ARBORETUM“ UNTER DEN HIESIGEN BODENUND KLIMAVERHÄLTNISSEN ENT WICKELN WIRD. FÜR DIE BE­
TEILIGTEN IST DAS JEDENFALLS EINE SCHÖNE GEMEINSAME ER­
FAHRUNG NACHHALTIGER VÖLKERVERSTÄNDIGUNG.
PREISTRÄGER
STADT DIETFURT AN DER ALTMÜHL
BETRIEB
327 HEKTAR
BAUMARTEN
1987: 31 % FICHTE, 59 % KIEFER, 10 % BUCHE
2008: 28 % FICHTE, 40 % KIEFER, 1 % DOUGLASIE,
23 % BUCHE, 4 % EICHE, 3 % EDELLAUBHOLZ,
1 % SONSTIGES LAUBHOLZ
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
NEUMARKT I. D. OPF.
LANDKREIS
NEUMARKT I. D. OPF.
NATURRAUM
SÜDLICHE FRANKENALB UND SÜDLICHER OBERPFÄLZER
JURA
„BAYRISCH-CHINA“
Seit Jahrzehnten bewirtschaftet die Stadt den Wald Hand in Hand mit
der Bayerischen Forstverwaltung. Der Flächenzuwachs Anfang der
Dietfurt liegt an der Altmühl inmitten des Städtedreiecks Nürnberg,
1970er Jahre setzte die Kommune unter Zugzwang, da die Aufteilung
Ingolstadt und Regensburg und nennt sich selbst gerne die Sieben­
ehemaliger Allmende teilweise zu arg kleinen, schwer zu bewirtschaf-
täler-Stadt. Das Altmühltal im Südwesten und Osten, die Weiße und
tenden Waldstücken geführt hatte.
die Breitenbrunner Laber, die ehemals hier fließende Donau, das Mühlbacher Trockental und ein weiterer kleiner Taleinschnitt treffen in der
Die Walderschließung ist in vollem Gange. Auch der Waldumbau hin zu
Dietfurter Senke zusammen. Die Stadt hat sich aber auch als „Bayrisch
Buchen-Mischbeständen, die dem trockenen Klima in der Region bes-
China“ einen Namen gemacht. Hier gibt es am „unsinnigen Donners-
ser angepasst sind. Dank neuer Rückewege und -gassen können nun
tag“ keinen Trachtenumzug, sondern einen „Chinesenfasching“, des-
auch gezielte Einzelbaumeinschläge durchgeführt werden. In Steil-
sen Ruf sich bis nach China herumgesprochen hat. Zurück geht das
hanglagen kommt sogar die Seilkrantechnik zum Einsatz. Die Naturver-
alles auf einen früheren Eichstätter Fürstbischof. Als er auf fragwürdiger Rechtsgrundlage Steuern eintreiben wollte, fand er die Stadt „eingeigelt wie die Chinesen“ vor und resignierte.
ALLE ZIEHEN AN EINEM STRANG
Während des Ersten Weltkriegs kaufte Dietfurt 1915 den mitten im
Talbecken gelegenen Wolfsberg. Dieser Waldbestand sollte den Bauund Brennholzbedarf der Stadt decken. Zu den ursprünglich rund 100
Hektar kam 1972 im Zuge der Eingemeindungen weiterer Streubesitz hinzu. Die Stadt ist heute mit 327 Hektar einer der größten Waldbesitzer in der Region. Ein Großteil der Fläche steht unter Natur- oder
Landschaftsschutz. Das verpflichtet. Da sind sich Stadtrat und Bürgermeister einig.
22
jüngung auch von seltenen Baumarten wie Vogelkirsche, Bergulme, Elsund Mehlbeere wird zielstrebig gefördert. Im Eigenjagdrevier braucht
es dafür keine Zäune mehr. Douglasien-, Eiben-, Walnuss- und Schwarzkieferpflanzungen mehren die Vielfalt. Specht- und Biotopbäume werden ebenso geschützt wie sonnige Felsen für wärmeliebende Tiere.
Mit den angrenzenden Privatwaldbesitzern pflegt die Stadt einen regen Austausch. Die Bewirtschaftung des Stadtwalds wirkt so weit über
dessen Grenzen hinaus. Im Jahr 2008 stellte ein amtliches Gutachten
anerkennend fest: „Die Wirtschaftsweise der vergangenen Jahre kann
als vorbildlich gesehen werden.“
STADT UND WALD IM EINKLANG
Naturnahe Forstwirtschaft erfordert Einsatz, Phantasie und Können.
Aber die Natur hilft auch. „Wir nehmen an, was die Natur anbietet, und
steuern das im Grunde nur mit Licht“, erklärt der staatliche Revierförster.
Und der Bürgermeister trägt den Aufwand für Naturschutz und Waldumbau engagiert mit. „Wenn es auf null rausgeht, können wir zufrieden sein“, untertreibt er das Betriebsergebnis.
Wirklich nachhaltig wird die Waldbewirtschaftung aber erst, wenn auch
die Menschen mit dabei sind. Deshalb hat die Stadt im Internationalen
Jahr der Wälder 2011 die erwähnte Pflanzaktion„Wald der Nationen“ gestartet und im Folgejahr einen Lehrpfad „Vita Holz“ erstellt. 2013 folgte
ein Park mit den„Bäumen des Jahres“. Das geerntete Holz fließt vorwie-
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
WEGEN DER VIELFÄLTIGEN BEDEUTUNG FÜR MENSCH UND
NATURHAUSHALT ARBEITET DIE STADT DIETFURT MIT
NACHDRUCK DARAN, IHREN WALD AN DEN KLIMAWANDEL
ANZUPASSEN UND WALDVERTRÄGLICHE WILDBESTÄNDE ZU
ERREICHEN. DA DIE MENSCHEN IN DER KOMMUNE EINBEZOGEN WERDEN, WIRKT DAS BEISPIEL DER NACHHALTIGKEIT
ÜBER DEN WALD HINAUS.
KONTAKT
FRANZ STEPHAN, TELEFON 08464/640064
gend in regionale Wirtschaftskreisläufe. Geeignete Sortimente gehen
an örtliche Sägewerke. Brennholz wird direkt am Waldweg an die Bürgerinnen und Bürger verkauft und die Kinder sitzen dank des eigenen
Links (v. l. n. r.)
Oliver Kuhn, Revierleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Hackschnitzel-Heizwerks in einer warmen Schule. Stadt und Wald, das
Neumarkt i. d. Opf. (AELF), Georg Jäger, Pächter des Eigenjagdrevieres Wolfsberg,
gehört hier im besten Sinne des Wortes zusammen.
Michael Roßkopf, Bereichsleiter Forsten am AELF, Andreas Schmid, Bauhofmit­
arbeiter, Franz Stephan, Erster Bürgermeister von Dietfurt a. d. Altmühl, Otto Grill,
Land- und forstwirtschaftlicher Unternehmer, Georg Rösch, Bauhofmitarbeiter
Mitte
Blick vom „Wolfsberg“ auf Dietfurt.
Rechts
Unter den Altbäumen wächst die nächste Waldgeneration schon heran.
23
BÜRGERSPITALSTIFTUNG BAMBERG
IMMER EINEN SCHRITT VORAUS
FREIFRAU ELISABETH VON PÜNZENDORF MACHTE DEN ANFANG.
SIE ÜBERLIESS IM JAHRE 1279 IHRE GÜTER MIT ZUSTIMMUNG
IHRER ERBEN DEM DAMALIGEN KATHARINENSPITAL IN BAMBERG, DER HEUTIGEN BÜRGERSPITALSTIFTUNG, DIE SICH DER
ALTENPFLEGE WIDMET. MANCHMAL HEILIGT DER GUTE ZWECK
WIRKLICH DIE MIT TEL. SEIT DAMALS WURDE DAS VERMÖGEN IN
EHREN GEHALTEN, NACHHALTIG GEPFLEGT UND MASSVOLL GEMEHRT.
PREISTRÄGER
BÜRGERSPITALSTIFTUNG BAMBERG
BETRIEB
980 HEKTAR WALD
BAUMARTEN
31 % KIEFER, 15 % FICHTE, 6 % LÄRCHE,
2 % SONSTIGES NADELHOLZ, 25 % BUCHE, 18 % EICHE,
3 % SONSTIGES LAUBHOLZ
AMTSBEREICHE
ÄMTER FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND
FORSTEN BAMBERG UND SCHWEINFURT
LANDKREISE
BAMBERG UND HASSBERGE
NATURRAUM
NÖRDLICHER STEIGERWALD, REGNITZSENKE
INNOVATIVE FORSTWIRTSCHAFT
MEHR WERT DURCH KÖNNEN, WISSEN UND ENTSCHLOSSENHEIT
Heute verfügt die Stiftung über Liegenschaften in Bamberg, über eine
Kämmerer Bertram Felix ist an einer langfristigen „Waldvermögensbil-
kleine Teichwirtschaft und 980 Hektar Wald. 660 Hektar im Landkreis
dung“ gelegen. Durch eine gute Struktur- und Vorratspflege und eine
Bamberg, der Rest westlich davon im Landkreis Hassberge. Mit be-
deutliche Erhöhung der Wertleistung in den Beständen. Aus diesem
merkenswerter Konsequenz hatte man in Bamberg über Jahrhun-
Grund liegt die Nutzung knapp unter dem Zuwachs. Die verbesserte
derte hinweg den Blick nach vorne gerichtet. Dank der Weitsicht der
Holzqualität steigert die Erträge. Daher kann der Forstbetrieb Wald-
früheren Generationen besteht der Wald nahezu ausnahmslos aus
flächen zur Arrondierung zukaufen, ohne dass der Stiftungszweck zu
Laub-Nadel-Mischbeständen.
kurz kommt.
Im Jahr 1985 übernahm Klaus Schulz die Leitung der städtischen Forst-
„Für eine konsequente Einzelbaumbewirtschaftung müssen die Mit-
verwaltung. Gleichzeitig beschloss der Stadtrat eine Abkehr von der be-
arbeiter ihr Handwerk wirklich verstehen“, fordert Klaus Schulz. Seine
stehenden Altersklassenwirtschaft hin zu einem naturgemäßen Dauer-
Leute wissen, was sie tun. Notwendige Gerätschaften sind vorhanden.
wald. Neben der Verbesserung der Bestandsstabilität halfen die neuen
Alles geht hier Hand in Hand. Was auch immer ansteht, der Forstbe-
Waldbauvorgaben insbesondere auch, die Bewirtschaftungskosten
trieb macht es selber. Von den Arbeiten im Wald bis zum Verkauf des
zu senken. Der Waldbeauftragte und gleichzeitig Kämmerer der Stadt
Holzes, das bevorzugt an die kleinen Sägewerke der Region geht. Das
Bamberg, Bertram Felix, lobt Schulz unter anderem auch deshalb als
Brennholz wird überwiegend örtlichen Selbstwerbern überlassen. Aber
„einen der renommiertesten Förster in der Gegend“. Heute verjüngt sich
auch modernste Technik kommt zum Einsatz: Holz übers Internet or-
der Spitalwald flächendeckend natürlich. Die Naturverjüngung wird
dern, mit dem GPS-Gerät die markierten Stämme im Wald finden, auf-
behutsam durch gruppenweise Pflanzung weiterer erwünschter Bau-
laden und ins Sägewerk fahren.
marten ergänzt. Die Feinerschließung mit Rückegassen wurde modernisiert. Die verbliebenen reinen Nadelholzbestände wurden in den letzten 28 Jahren konsequent durchforstet und mit Laubholz und Tanne
unterbaut. Punktuell wurden Edellaubhölzer und Douglasien ergänzt.
24
In zwei der drei Eigenjagdreviere wird die Jagd in eigener Regie ausgeübt. Auf den verpachteten Teilflächen nimmt die städtische Forstverwaltung die Jagdpächter in die Pflicht. Wenn es ihnen nicht gelingt,
waldverträgliche Wilddichten herzustellen, müssen sie für notwendige
Waldschutzkosten aufkommen, die beispielsweise durch Wildschutzzäune entstehen, oder sie müssen eingetretene Wildschäden ersetzen. „Da sind wir konsequent“, lässt Schulz keinen Zweifel aufkommen.
BÜRGER, WALD UND WELT
An die Waldbewirtschaftung in Naturschutzgebieten wird ein besonders hoher Maßstab angelegt. Entsprechend werden die ökologisch wertvollsten Waldbestände gar nicht genutzt. Horst- und Höhlenbäume bleiben genauso wie Totholz unangetastet. Seltene Pflanzen und Tiere wie beispielsweise verschiedene Orchideenarten oder
wie die Wildkatze, der Schwarzstorch und der Uhu haben hier ihre
Heimat. Die regional bedeutsamsten Amphibienvorkommen gibt es
in den Teichflächen der Bürgerspitalstiftung. Die Hochschule Weihenstephan organisiert regelmäßig Ausbildungsveranstaltungen. Es gibt
Fortbildungen für private Waldbesitzer. Schulen und Kindergärten haben ihre festen Termine im Wald. All dies trägt die vorbildliche Waldbewirtschaftung hinaus in die Welt.
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
DIE LAUB-NADEL-MISCHBESTÄNDE, DIE AUS EINEM SEIT JAHRZEHNTEN SORGSAMEN WALDBAU HERVORGEGANGEN SIND,
WURDEN AUF VORBILDLICHE WEISE ZU EINER ÖKOLOGISCH,
WIRTSCHAFTLICH UND SOZIAL NACHHALTIGEN DAUERWALDWIRTSCHAFT WEITERENTWICKELT. DER IM WALDGESETZ
VERANKERTE GRUNDSATZ „WALD VOR WILD“ WIRD DABEI
KONSEQUENT BEACHTET UND UMGESETZT.
KONTAKT
KLAUS SCHULZ, TELEFON 0951/62291
Oben (v. l. n. r.)
Revierleiter Dieter Bierlein, Forstwirt Ludwig Barthelmes, Holzvermarkter Johannes
Hölzel von der der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken, Betriebsleiter
Klaus Schulz, die Forstwirte Leonhard Hümmer und Bertram Liebert, Kämmerer
Bertram Felix, Forstwirt Karl Schreiner, Revierleiter Uwe Reissenweber vom Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg, Auszubildender Jonas Linzmayer
Mitte
220 jähriger Buchen-Eichen-Altbestand, ein wertvoller Lebensraum.
Unten
Lärchen-Schnittholz zum Bau von Drückjagdständen.
25
HANS PEZOLD
WIE DIE JUNGFRAU ZUM KINDE
HANS PEZOLD HAT TE EIGENTLICH ANDERE PLÄNE. NACH EINER
BANKLEHRE STUDIERTE ER IN ZWICKAU BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE. ALS SEIN VATER 1997 ÜBERRASCHEND STARB, EREILTE
IHN DER RUF IN DIE HEIMAT. TROTZ DER VORZÜGE DES STADT­
LEBENS BRAUCHTE ES NICHT ALLZU VIELE ÜBERREDUNGSKÜNSTE. ER KEHRTE AUFS LAND ZURÜCK UND KÜMMERT SICH
SEITHER UM DIE ELTERLICHE LANDWIRTSCHAFT. ER HAT DIESEN
SCHRIT T NOCH KEINEN AUGENBLICK BEREUT. UND DABEI SPIELT
SEIN WALDBESITZ EINE NICHT ZU UNTERSCHÄTZENDE ROLLE.
PREISTRÄGER
HANS PEZOLD
BETRIEB
120 HEKTAR LANDWIRTSCHAFT, 2 HEKTAR TEICHWIRTSCHAFT, 44 HEKTAR WALD
BAUMARTEN
70 % FICHTE, 15 % KIEFER UND LÄRCHE, 5 % BUCHE UND
EICHE, 5 % BERGAHORN, 5 % BIRKE UND VOGELBEERE
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
KULMBACH
LANDKREIS
KULMBACH
NATURRAUM
MÜNCHBERGER GNEISMASSE
VERANTWORTUNG AUS TRADITION
PIONIERGEIST IN DEN GENEN
Nahe Marktleugast im Frankenwald liegt das Dorf Steinbach. Mit ihm
Hans Pezold ist immer offen für Neues. Darin ist er ganz der Sohn sei-
ist der erstmals im Jahr 1681 nachgewiesene Name Pezold fest ver-
nes Vaters, der sich seinerzeit nicht damit hatte abfinden wollen, dass
bunden. Zum Beispiel als fürstbischöfliche Jägermeister, als Förster,
sich sein Restholz in Konkurrenz zum Öl praktisch nicht mehr verwer-
als Gutsverwalter und als Grundbesitzer. Hans Pezold gehört innerhalb
ten ließ. Als noch kein Mensch an so etwas dachte, produzierte er Hack-
der weit verzweigten Familie der zehnten Generation derjenigen Linie
schnitzel für den Garten- und Landschaftsbau und, um in der Kulm-
an, die heute das ehemalige „Gut Steinbach“ bewirtschaftet. Und einer
bacher Spinnerei die tschechische Braunkohle zu ersetzen. Selbst eine
seiner beiden Söhne wird ihm wohl nachfolgen.
Reise nach Schweden war ihm nicht zu weit, um Anregungen für die
Verbesserung der Waldhygiene zu sammeln. Er brachte in seine von
Hans Pezold ist ein Mann mit ausgeprägtem Realitätssinn. Dank seines Betriebswirtschaftsstudiums versteht er etwas von Ökonomie und
hat einen guten Blick für die Entwicklungen auf den Märkten. Er hält
sich über das Internet auf dem Laufenden. Viel dazulernen musste
er, als er nach dem Tod des Vaters plötzlich für 120 Hektar Landwirtschaft, zwei Hektar Fischteiche und 44 Hektar Wald in der Verantwortung stand. Das gelang ihm sehr schnell und offenbar auch sehr erfolgreich. Für seine Braugerste beispielsweise, die er einer Kulmbacher
Brauerei liefert, hat er bereits zahlreiche Auszeichnungen bekommen.
Aber Pezold fühlt sich auch für die dörfliche Gemeinschaft verantwortlich, als Vorsitzender der Feuerwehr oder als Initiator eines Forstwirtschaftswegs, der vielen zugutekommt. Nachbarschaftliche Hilfe ist ihm
eine Selbstverständlichkeit.
26
Fichten dominierten und lange streugenutzten Altersklassenwälder
erste Laubhölzer wie Eiche, Buche und Ahorn ein.
Diesen vom Vater begonnenen Waldumbau setzt Hans Pezold nun
in intensiver Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) fort. Dabei hat er, wie es seine Mutter ausdrückt, „ein besseres Händchen für den Wald als der Vater.“ Er durchforstet die Jungbestände, die seinerzeit sein Vater begründet hat. Das
erhöht die Stabilität und verbessert die Qualität der zumeist gemischten Bestände. Inzwischen ist sein waldbauliches Ziel klar erkennbar: Ein
gemischter und im Alter gestufter Wald. Er macht das alles in Eigen­
regie. Nur für Rückearbeiten nimmt er Hilfe aus der Dorfgemeinschaft
an. Vom zuständigen Förster am AELF Kulmbach lässt er sich gerne beraten, fachlich und hinsichtlich der Fördermöglichkeiten.
Gemeinsam mit seiner Frau und unterstützt von einem Freund bejagt
er das eigene Revier. Und sie erlegen deutlich mehr Wild als die umliegenden Reviere. Da muss er bei den Jagdnachbarn noch Überzeugungsarbeit leisten.
DAS WALDSTERBEN HAT EIN ENDE
Der Frankenwald war einmal Tannenland, bis Luftverunreinigungen
und „saurer Regen“ dieser sensiblen Baumart in der zweiten Hälfte des
vergangenen Jahrhunderts fast den Garaus gemacht hätten. Die Ein-
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
HANS PEZOLD FÜHRT EINEN TRADITIONELLEN BETRIEB
MIT LANDWIRTSCHAFT UND 44 HEKTAR WALD NACH DEM
PLÖTZLICHEN TOD SEINES VATERS MIT NEUEN IDEEN
ERFOLGREICH FORT. VORAUSSCHAUENDES, UMSICHTIGES
HANDELN UND SEIN BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHES GESCHICK
ZEICHNEN IHN BEI DER PFLEGE DES WALDES UND DER
EINBRINGUNG ZUKUNFTSFÄHIGER MISCHBAUMARTEN AUS.
KONTAKT
HANS PEZOLD, TELEFON 09255/323
führung des Katalysators in den Autos und die Verbesserung der lufthygienischen Situation nach der Wende halfen der Tanne. Sie hat sich
zwischenzeitlich deutlich erholt und Pezold widmet ihr seine beson-
Links
Auf Zäune kann Hans Petzold auf seinen Wiederaufforstungsflächen
dere Aufmerksamkeit. „Aber, eigentlich leben wir ja vom Boden“, gibt
noch nicht ganz verzichten.
er zu bedenken. Auch den will er verbessern. Die Laubstreu setzt sich
Mitte (v. l. n. r.)
schneller um als die abgefallenen Nadeln. Das reichert die Böden bes-
Hans Pezold, Anja Pezold mit Sohn Josef, Jägerfreund Heinrich Rauh, Mutter Anne-
ser an und fördert die Nährstoffversorgung der Bäume.
Hans Petzold, ein rundum erfolgreicher Landwirt aus Freude an der Sache. Ein besseres Vorbild kann sich die Umgebung gar nicht wünschen.
lies Pezold, Sohn Johann Pezold und Michael Schneider, Bereichsleiter Forsten am
AELF Kulmbach
Rechts
Umgeben von hochgewachsenen Fichten steht ein stattlicher
Tannensamenbaum.
27
BETRIEBSVERBAND WEIGENHEIM
EINE URALTE TRADITION
WEIGENHEIM LIEGT AUF DER FRÄNKISCHEN PLAT TE AM WESTLICHEN RAND DES SÜDLICHEN STEIGERWALDS. WÄHREND DAS
AUFGRUND SEINER LÖSSBÖDEN FRUCHTBARE ACKERLAND UND
DIE WEINBERGE EINZELN BEWIRTSCHAFTET WERDEN, WIRD
DER WALD SEIT MENSCHENGEDENKEN GEMEINSCHAFTLICH
GE­N UTZT. DIE WEIGENHEIMER NUTZUNGSRECHTLER SIND EIN
MUSTERBEISPIEL, WIE GUT DIESE ART DER WALDBEWIRTSCHAFTUNG FUNKTIONIEREN KANN.
GEMEINSINN ZÄHLT
PREISTRÄGER
BETRIEBSVERBAND WEIGENHEIM
­( RECHTLERGEMEINSCHAFT)
BETRIEB
309 HEKTAR WALDFLÄCHE (122 HEKTAR HOCHWALD UND
187 HEKTAR GEMEINSCHAFTLICH BEWIRTSCHAFTETER
MITTELWALD)
BAUMARTEN
HOCHWALD: 65 % EICHE, 15 % EDELLAUBHOLZ,
10 % SONST. LAUBHOLZ, 10 % NADELHOLZ
MITTELWALD: 65 % EICHE, 20 % SONST. LAUBHOLZ,
15 % EDELLAUBHOLZ
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
UFFENHEIM
LANDKREIS
NEUSTADT AN DER AISCH – BAD WINDSHEIM
NATURRAUM
SÜDLICHER STEIGERWALD
Eine Besonderheit ist jedoch der Eichenmittelwald der Rechtlergemeinschaft. Gleichzeitig ist er ein herausragendes Beispiel für eine jahrhun-
Gemeindeeigentum mit Nutzungsrechten zu belasten ist nach heuti-
dertealte nachhaltige Waldbewirtschaftung. Seit jeher haben ihn die
ger Gesetzeslage gar nicht mehr möglich. Die historischen Nutzungs-
Rechtler vor allem für die Energieholzgewinnung genutzt. Auch in Zei-
rechte haben aber Bestand. In Weigenheim sind es 63 Rechtler, die die
ten, in denen die Mittelwälder andernorts wegen des geringen Brenn-
so genannte Allmende als gemeinschaftliches Eigentum bewirtschaf-
holzwertes in Hochwälder überführt wurden. Einmal im Jahr werden
ten. Dabei handelt es sich ausschließlich um ortsansässige Landwirte.
die Parzellen verlost, auf welchen jeder Rechtler sein Holz einschla-
Ihre Richtschnur ist die Bayerische Gemeindeordnung.
gen darf. Ausgemessen werden sie dann in traditioneller Weise mit der
„Gertstange“. Jährlich werden gut sechseinhalb Hektar „auf den Stock“
GEPFLEGTER HOCHWALD UND AKTIVE MITTELWALDBEWIRT-
gesetzt. Auf diese Weise dauert es 28 Jahre bis man einmal rum ist, das
SCHAFTUNG
heißt bis dieselbe Fläche erneut eingeschlagen wird. Die Arbeiten erfolgen im Winter. Bis zum 1. März muss das Holz aus dem Wald sein.
Die Rechtler nutzen gemeinsam 122 Hektar Hochwald und 187 Hek-
„Im Sommer ist die Holzabfuhr verboten“, stellt der Rechtlervorstand
tar Mittelwald. Über den Hochwald muss man nicht viele Worte verlie­
Karl May unmissverständlich klar. Der Landwirt und Nebenerwerbs­
ren. Er ist in einem sehr guten Pflegezustand und bestens erschlossen.
winzer engagiert sich seit Jahrzehnten für die Betriebsgemeinschaft.
Bestockt ist er mit einem dem Standort angepassten laubholzreichen
Und Richard Ittner, der Naturschutzbeauftragte im Vorstand, wacht dar-
Mischwald, an dem die Eiche einen Flächenanteil von rund zwei Drit-
über, dass die Tiere und Pflanzen dieses artenreichen Biotops geschont
tel hat. Eine weitere Steigerung des Laubholzanteils aus Gründen des
werden. Neben zahlreichen seltenen Orchideen, Insekten- und Vogel-
Klimawandels ist erklärtes Ziel der Rechtler.
arten kommen dort auch das „Gschlamperte Mädle“ und der „Saubere
Bub“ vor. So heißen in Weigenheim die Pracht- und die Kartäusernelken. Über die gesamte Mittelwaldfläche verteilen sich pro Hektar rund
60 ältere Bäume, die zu Stammholz heranwachsen. Immer wieder lassen die Rechtler auch so genannte „Laßreitel“ stehen, Jungbäume, die
später in die Oberschicht des Mittelwaldes wachsen sollen. Der hohe
Anteil an seltenen Baumarten wie Elsbeere, Speierling, Wildbirne oder
Wildapfel wird durch Anpflanzungen gezielt vermehrt. Die Eigenjagd
garantiert waldverträgliche Wildbestände.
28
IN JEDER HINSICHT NACHHALTIG
Die Mittelwaldbewirtschaftung im Betriebsverband Weigenheim vereint die drei Säulen der Nachhaltigkeit auf ideale Weise: die ökonomische Nachhaltigkeit durch kontinuierliche Nutzungsmöglichkeiten von
Brenn- und Bauholz, die ökologische Nachhaltigkeit durch einen großen Artenreichtum und die soziale Nachhaltigkeit in Form eines intensiven dörflichen Miteinanders. Bürgermeister Reinhard Kloha sieht in
der Tradition der gemeinsamen Rechteausübung auch einen nicht zu
unterschätzenden kulturellen Wert. Der Wald gibt der Landschaft auf
der Fränkischen Platte ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Für
Bürgermeister Kloha ein Standortvorteil im Tourismus. „Die Gäste kommen ja nicht nur wegen des Frankenweins in unsere Gegend“, gibt er
zu bedenken. Dem Chef des Uffenheimer Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten macht die Zusammenarbeit mit den Weigenheimer Rechtlern große Freude: „Dieser Mittelwaldbetrieb ist etwas
ganz Besonderes.“ Das sieht auch Prof. Reinhard Mosandl vom Waldbaulehrstuhl der Technischen Universität München so. Immer wieder
einmal verlegt er seine Forschungs- und Lehraktivitäten in diesen Wald.
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
AKTIVER MITTELWALDBETRIEB, DER SEIT GENERATIONEN
ÖKONOMISCHE, ÖKOLOGISCHE, SOZIALE UND KULTURELLE
NACHHALTIGKEIT VEREINT. SEIT ÜBER 15 JAHREN IST ER LEHRUND FORSCHUNGSSTÄTTE DES WALDBAULEHRSTUHLS DER
TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN. VERANTWORTUNGSBEWUSSTE JAGDPÄCHTER SICHERN ANGEPASSTE WILD­
BESTÄNDE.
KONTAKT
KARL MAY, TELEFON 09842/951213
Oben
Blick in die aktive Mittelwaldwirtschaft: Der Stockhieb hat gerade stattgefunden.
Mitte (v. l. n. r.)
vorne: 2. Vorstand Thomas Weidt, 1. Vorstand Karl May, Bürgermeister Reinhard
Kloha, die Vorstandsmitglieder Friedrich May, Kurt Schmidt, Richard Stäck, Richard
Ittner und Ottmar Kellermann
Treppe von oben nach unten: Revierleiter Roland Belian, Abteilungsleiter Ludwig
Saule und Behördenleiter Dr. Ludwig Albrecht vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Uffenheim
Unten
Mittelwälder sind Heimat seltener Insekten: Die ‚Spanische Flagge’
ist ein besonders prächtiges Beispiel für den Einfallsreichtum der Natur.
29
HAIKO WINKLER VON MOHRENFELS
ÖKOPIONIER MIT WEITBLICK
DAS LANDGUT SCHLOSS HEMHOFEN STEHT FÜR EIN WAHRHAFT
NATURNAHES WIRTSCHAFTEN. HAIKO WINKLER VON MOHRENFELS ZEIGT MIT SEINEM LAND- UND FORST WIRTSCHAFTLICHEN
BIO-BETRIEB, DASS SICH DAS AUCH LOHNEN KANN. MIT IMMER
NEUEN IDEEN UND DEM MUT AUCH MAL ZU SCHEITERN TREIBT
DER INNOVATIVE UNTERNEHMER SEIT ÜBER ZWEI JAHRZEHNTEN
DEN WALDUMBAU VORAN. UNTER TEILS SCHWIERIGEN BEDINGUNGEN, ABER MIT BEACHTLICHEN ERGEBNISSEN.
PREISTRÄGER
HAIKO WINKLER VON MOHRENFELS
BETRIEB
80 HEKTAR FORSTWIRTSCHAFT, 15 HEKTAR LANDWIRTSCHAFT, 17,3 HEKTAR TEICHWIRTSCHAFT (30 WEIHER)
BAUMARTEN
60 % KIEFER, 20 % STIELEICHE, 10 % ROTERLE, 5 % ESCHE,
5 % FLATTERULME, 10 % SONSTIGE (HAINBUCHE, BERGAHORN, WEISSTANNE, DOUGLASIE, LÄRCHE, STROBE,
WINTERLINDE, SCHWARZNUSS, WALNUSS, BIRKE, ASPE)
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
FÜRTH
LANDKREIS
ERLANGEN-HÖCHSTADT
NATURRAUM
AISCHGRUND
LANGER ATEM FÜR EINE GUTEE IDEE
besserung des Waldzustands während der letzten beiden Jahrzehnte
hat auch die Qualität des Grundwassers nachhaltig verbessert. Das ist
Zwischen den Ausläufern des Steigerwaldes und der Fränkischen
nicht zuletzt für die Teichwirtschaft gut.
Schweiz liegt am Rande des Aischgrunds das „Reichs-Freye-Ritterguth
Hemhofen“. Es befindet sich seit 1722 im Besitz der ehemaligen Nürn-
Die restlichen 20 Hektar im „Bucher Wäldchen“ sind von einem Eichen-
berger Patrizierfamilie von Mohrenfels. Tradition hin oder her, Haiko
wald mit hohen Anteilen an Erlen, Eschen und Ulmen bewachsen. Sie
Winkler von Mohrenfels ist fest in der Gegenwart verwurzelt. Im Jahr
sind Heimat etlicher seltener Tierarten und wurden deshalb als Flora-
1983 stellte er als einer der ersten in der Region seine Land-, Teich- und
Fauna-Habitat-Gebiet nach den Europäischen Naturschutzrichtlinien
Forstwirtschaft komplett auf ökologische Wirtschaftsweise um. Wie der
ausgewiesen. Die Waldarbeit wird durch die vorkommenden Boden-
Biobetrieb heute dasteht, das ist sein Werk.
verhältnisse erschwert. „Die Böden sind meist so feucht, dass man sofort bis zur Achse einsinkt“, erklärt der staatliche Beratungsförster. Das
Auf 15 Hektar Fläche baut er fünfzig verschiedene Salat- und Gemüsesorten an. Dazu Brot- und Futtergetreide für seine rund 250 Mastschweine. Hinzu kommen rund 30 Weiher, in denen Aischgründer Karpfen, Schleien, Hechte und Zander heranwachsen. Das gesamte An­
gebot verkauft er im Ballungsraum zwischen Nürnberg, Erlangen und
Bamberg im Direktvertrieb. Die beliebte „Öko-Kiste“, die es mittlerweile
auch in anderen Landesteilen gibt, ist seine Erfindung. Was das Landgut
nicht selbst erzeugt, wird dazugekauft. Vollsortiment muss schon sein.
EXPERIMENTIERFELD WALD
Die 80 Hektar Wald teilen sich in zwei Reviere auf und liegen in einem
Natura-2000-Gebiet. Dabei könnten die beiden Reviere unterschiedlicher nicht sein: Der 60 Hektar große „Markwald“ ist ein Kiefernwald mit
beigemischten Erlen und Eichen. Die rege Naturverjüngung, die durch
Pflanzungen ergänzt wird, erhöht den Laubholzanteil stetig. Zu den
jagdlichen Rahmenbedingungen für das Gelingen der Naturverjüngung trägt Rudolf Bögerl, der Pächter der Eigenjagd, viel bei. Die Ver30
relativ warme Klima in der Gegend begünstigt auch Waldschädlinge,
die besonders den Eichen zusetzen. Allen Widrigkeiten zum Trotz bewirtschaftet Winkler von Mohrenfels umsichtig auch dieses beinahe
dschungelartig anmutende Wäldchen. Vielerorts wachsen Raritäten
heran. Über die Schwarznuss etwa freut er sich besonders.
KOMPETENTE LEUTE SIND DAS A UND O
Mit Tobias Kübler hat der Gutsbesitzer den rechten Mann gefunden.
Der Ökolandwirtschaftsmeister kümmert sich nicht nur um die Landund Teichwirtschaft, sondern auch um den Forst. Kleinere Arbeiten
erledigt er tagtäglich selbst. Für größere Holzeinschläge beauftragt er
Unternehmer und Selbstwerber aus der Region. Das eingeschlagene
Holz vermarktet die Waldbesitzervereinigung Erlangen-Höchstadt. Auf
Bestellung liefert der Forstbetrieb auch Mondphasenholz. Vor allem an
den örtlichen Schreiner, der immer wieder Nachfrage hat.
Beraten lässt sich Betriebsleiter Kübler regelmäßig vom zuständigen
Revierförster am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth.
Beide haben erst kürzlich einen Diplomanden gewonnen, der Energiekonzept für den Gutsbetrieb ausgearbeitet hat. Eigentümer Winkler
weiß nun, dass er sein Landgut komplett energieautark betreiben kann.
Das gefällt dem überzeugten Ökologen natürlich sehr. Er prüft schon
die Zahlen und denkt über die nächsten Weichenstellungen nach.
Das Landgut Schloss Hemhofen ist heute ein weithin bekannter Ort
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
NATURSCHUTZ HAT FÜR HAIKO WINKLER VON MOHRENFELS
EINEN HOHEN STELLENWERT, OHNE DASS DIE WIRTSCHAFTLICHKEIT DARUNTER LEIDEN MUSS. EXPERIMENTIERFREUDIG
ZEIGT ER, WIE SICH WALDUMBAU AUCH UNTER SCHWIERIGSTEN BEDINGUNGEN LOHNT. DIE EIGENJAGDFLÄCHEN WERDEN
KONSEQUENT BEJAGT, SODASS DIE NATURVERJÜNGUNG
DORT BESTENS AUFWÄCHST.
KONTAKT
TOBIAS KÜBLER, TELEFON 0152/26823966
für alternatives Wirtschaften. Das kann man eindrucksvoll alljährlich
im Herbst beim Hoffest erleben. Inzwischen ist Tochter Hannah in die
Links (v. l. n. r.)
Fußstapfen ihres Vaters getreten. Die promovierte Marketingexpertin
Revierleiter Stefan Stirnweiß, Jagdpächter Rudolf Bögerl, Haiko Winkler von
will den Betrieb zu einem Erlebnisort ausbauen. Dabei wird der Wald
Mohrenfels, Betriebsleiter Tobias Kübler, Bereichsleiter Forsten Dr. Peter Pröbstle
eine gewichtige Rolle spielen, das steht fest.
und Wachtelhündin Lola
Mitte
Karpfenweiher prägen das Landschaftsbild des Aischgrundes.
Rechts
Seltene Baumarten wie die Schwarznuss machen Winkler von Mohrenfels
besondere Freude.
31
DER GEMEINSAME BÜRGERWALD
GEROLZHOFEN-DINGOLSHAUSEN
WERTVOLLES GUT FÜR
­N ATUR UND
­G EMEINWOHL
URSPRÜNGLICH WAREN ES VIER GEMEINDEN, DIE SICH DEN
„NUTZ“ TEILTEN. SO HEISST DER GEMEINSAME BÜRGERWALD
NOCH HEUTE. NACH EINER BEWEGTEN GESCHICHTE SIND HEUTE
ZWEI GEMEINDEN GEBLIEBEN: GEROLZHOFEN UND DINGOLSHAUSEN. EINE SOLCHE KONSTRUKTION GIBT ES NUR EINMAL
IN BAYERN. KAUM WENIGER AUSSERGEWÖHNLICH IST, WAS DIE
BÜRGER DARAUS MACHEN.
EINE LANGE GESCHICHTE
PREISTRÄGER
GEMEINSAMER BÜRGERWALD GEROLZHOFENDINGOLSHAUSEN
BETRIEB
798 HEKTAR, DAVON RUND 500 HEKTAR BODENSCHUTZWALD UND RUND 100 HEKTAR ERHOLUNGSWALD II
BAUMARTEN
45 % BUCHE, 14 % EICHE, 9 % EDELLAUBHOLZ,
9 % SONSTIGES LAUBHOLZ, 11 % FICHTE, 6 % KIEFER,
5 % LÄRCHE, 1 % DOUGLASIE UND TANNE
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
SCHWEINFURT
LANDKREIS
SCHWEINFURT
NATURRAUM
STEIGERWALD
wird über die Forstbetriebsgemeinschaft Main-Steigerwald vermarktet. Das Laubstammholz wird hauptsächlich an regionale Sägewerke
Seinen Ursprung verdankt der gemeinsame Bürgerwald über 1200
verkauft, die auch mal Sonderwünsche wie beispielsweise nach Mond-
Jahre alten Nutzungsrechten örtlicher Anwesen, die noch heute im
phasenholz erfüllt bekommen. Wirtschaftlich trägt sich der Wald heute.
Grundbuch verbrieft sind. Um ihren schwer verschuldeten Heimat­
orten zu helfen, begannen die Rechtler ab 1815 auf ihre Rechte zu
Den Jagdbetrieb organisiert Revierleiter Conrad selbst. Er hat die Situa-
verzichten. Die Bewirtschaftung und der Ertrag gingen schrittweise
tion im Griff. Die Naturverjüngung läuft im Wesentlichen ohne Schutz-
auf die Gemeinden über. Im Jahr 1856 wurde dann ein 5-köpfiger in-
maßnahmen. Nur um die Tannen muss er sich stellenweise noch ei-
terkommunaler Waldpflegeausschuss gebildet, der den „Nutz“ seither
gens kümmern. An den Hängen des Steigerwalds sind 63 Prozent der
autonom verwaltet.
Waldflächen als Bodenschutzwald ausgewiesen. Auch das spricht für
eine Dauerwaldwirtschaft mit permanenter Verjüngung und gegen
1862 gab sich der Ausschuss mit der „Instruction“ eine Geschäftsordnung, die heute noch die Grundlage der Waldpflege bildet. Der Ausschuss trägt die Verantwortung für das Personal, die strategische Ausrichtung und den Etat. Der Bürgerwald umfasst 798 Hektar, die „außermärkisch“ – also außerhalb der Gemeindegrenzen – am Anstieg des
Steigerwaldes liegen. Von den insgesamt 479 Rechtsanteilen gehören
der Stadt Gerolzhofen heute 401 Anteile. Die Nachbargemeinde Dingolshausen hat 78 Anteile.
KLARE ZIELE SICHERN DEN NACHHALTIGEN ERFOLG
Die Betriebsausführung liegt seit 18 Jahren in den Händen des kommunalen Revierleiters Volker Conrad. Er wird fachlich vom örtlich zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt unterstützt. Mit den Waldarbeiten betraut er eigene Forstwirte,
Maschinenring-Mitarbeiter und regionale Forstunternehmen. Jedes
Jahr gehen rund 1700 Ster Brennholz an die Bürgerinnen und Bürger
als ehemalige Rechtler, zu einem Vorzugspreis. Weiteres Energieholz
32
den Altersklassenwald. Ein nachhaltig bewirtschafteter Wald hat zudem einen deutlich höheren CO2-Speichereffekt.
Seit 1983 sank der Nadelholzanteil im Bürgerwald von 39 auf 22 Prozent. Dies erhöht die Widerstandsfähigkeit der Bestände gegen Borkenkäfer, Trockenheit und Windwurf. Der Bürgerwald liegt in der Natura-2000-Gebietskulisse. Erhebliche Flächen stehen im Vertragsnaturschutzprogramm. Besondere Pflege genießen Gruppen hochwertiger
älterer Douglasien, Lärchen und Alttannen. Ebenso die Biotopbäume,
Feuchtbiotope und der Totholzvorrat. Durch ein „Trittsteinkonzept“
wird die regionale Vernetzung von Lebensräumen vorangetrieben.
Die Mopsfledermaus, der Ästige Stachelbart und Käfer wie der Eremit
sind nicht die einzigen Seltenheiten, die von diesem ökologischen Engagement profitieren.
EIN ECHTER BÜRGERWALD
Anlässlich einer Ausstellung über den Bürgerwald im Alten Rathaus
von Gerolzhofen wurde 2010 eine umfangreiche Broschüre zur Geschichte und Gegenwart des „Nutzes“ erstellt. Werner Ach, dem Vorsitzenden des Waldpflegeausschusses, ist auch sehr am Erholungswert
und am nachhaltigen Gemeinwohleffekt des Bürgerwaldes gelegen.
Der „Nutz“ ist Ausbildungsbetrieb. Immer wieder sind Hochschulpraktikantinnen und -praktikanten im Wald tätig. Aufgrund des langen gemeinsamen Schicksals ist die Bürgerschaft nicht nur wirtschaftlich mit
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
EINE TRADITIONSREICHE, SEIT 1825 DURCH EIN FORSTEINRICHTUNGSWERK UNTERSTÜTZTE FORSTWIRTSCHAFT WIRD
KONSEQUENT IN EINE DAUERWALDWIRTSCHAFT UMGEBAUT. DIE EINBRINGUNG VON MISCHBAUMARTEN HAT DIE
ANFÄLLIGKEIT DER BESTÄNDE GEGEN SCHADEREIGNISSE
WIE BORKENKÄFERBEFALL ODER WINDWURF DEUTLICH RE­
DUZIERT. IM BEREICH DER ÖKOLOGIE STICHT BESONDERS DAS
BEMÜHEN UM DIE VERNETZUNG VON WALDLEBENS­R ÄUMEN
HERAUS. DIE POSITIVEN GEMEINWOHLEFFEKTE BEI DER
WALDBEWIRTSCHAFTUNG WERDEN NACHHALTIG GEFÖRDERT.
KONTAKT
WERNER ACH, TELEFON 09382/8702
ihrem Wald innig verbunden. Waldfeste oder das Ritual des alle drei
Jahre stattfindenden „Waldgrenzbegangs“ halten die Tradition lebendig und sichern dem „Nutz“ eine gemeinschaftlich getragene Zukunft.
Links
Das Holz aus dem Bürgerwald wird überwiegend in der Region verarbeitet.
Die Weinberghütte ist ein schönes Beispiel für modernen Holzbau.
Mitte (v. l. n. r.)
Praktikant Daniel Walter, Franz Eder vom Schweinfurter Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Ausschussmitglieder Hubert Zink und Ludwig Sendner,
Ausschussvorsitzender Werner Ach, Ausschussmitglied Norbert Götz, Revierleiter
Volker Conrad sowie Quanto und Basco
Rechts
Die alte Buche weiß ihre Wege zu finden, sich fest im Boden zu verankern.
33
FORSTBETRIEBSGEMEINSCHAFT FRÄNKISCHE
RHÖN UND GRABFELD E. V.
PROFIS WEIT ÜBER DEN
­H OLZVERKAUF HINAUS
FORSTBETRIEBSGEMEINSCHAFTEN SIND NICHT MEHR DAS, WAS
SIE EINMAL WAREN. ZUMINDEST GILT DAS FÜR DIE FORSTBETRIEBSGEMEINSCHAFT FRÄNKISCHE RHÖN UND GRABFELD E.V.
(FBG). DER HOLZVERKAUF ALS DAS URSPRÜNGLICHE METIER
DER ZUSAMMENSCHLÜSSE SPIELT ZWAR NACH WIE VOR EINE
GROSSE ROLLE. DOCH ÜBERNIMMT DIE FBG IMMER HÄUFIGER
AUCH BERATENDE UND GESTALTENDE AUFGABEN. MIT GROSSEM
ENGAGEMENT UND GUTEM ERFOLG.
PREISTRÄGER
FORSTBETRIEBSGEMEINSCHAFT FRÄNKISCHE RHÖN
UND GRABFELD E. V.
BETRIEB
18.692 HEKTAR MITGLIEDSFLÄCHE; DAVON 13.081 HEKTAR
KOMMUNALWALD UND 5.611 HEKTAR PRIVATWALD
BAUMARTEN
53 % EICHE UND BUCHE, 33 % KIEFER, 14 % FICHTE
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
BAD NEUSTADT A. D. SAALE
LANDKREISE
RHÖN-GRABFELD UND BAD KISSINGEN
NATURRAUM
RHÖN UND FRÄNKISCHE PLATTE
INDIVIDUELLE WALDPFLEGEVERTRÄGE SIND DIE ZUKUNFT
Bis heute hat sie mit ihren Mitgliedern 56 individuell maßgeschneiderte Waldpflegeverträge abgeschlossen, die im Dreijahresrhythmus
Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Fränkische Rhön und Grabfeld e. V.
aktualisiert und fortgeschrieben werden. Der Aufgabenkatalog reicht
ist mit über 770 Mitgliedern der zweitgrößte Forstzusammenschluss
dabei von einzelnen Dienstleistungen bis hin zur Komplettbetreuung.
in Unterfranken. Zwei Drittel der Mitgliedsfläche von knapp 18 700
„Die Waldpflegeverträge sind definitiv eine Waldbewirtschaftungsform
Hektar ist Kommunalwald, das verbleibende Drittel setzt sich auch
mit Zukunft“, lobt der Chef des örtlichen AELF.
privaten Waldeigentümern und rund 60 altrechtlichen Waldkörperschaften zusammen. Drei Viertel der Mitgliedsfläche liegen im Land-
SOLIDARITÄT ZÄHLT
kreis Rhön-Grabfeld, der Rest im Landkreis Bad Kissingen. Die FBG beschäftigt aktuell sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hauptsäch-
„Die Mitgliederstruktur von Kommunen, altrechtlichen Waldkörper-
lich auf Teilzeitbasis.
schaften bis hin zu kleineren Privatwaldbesitzern und die Vielzahl der
bisher abgeschlossenen Waldpflegeverträge ermöglichen der FBG, mit
Die Anforderungen an eine vorbildliche Waldwirtschaft sind im Vereins-
eigenem Personal zu arbeiten“, erklärt Geschäftsführer Jörg Mäckler.
gebiet der FBG besonders vielfältig: Einem Mosaik an Böden und Wäl-
Und das ist dringend nötig. Für die altrechtlichen Waldkörperschaften
dern steht eine sehr zersplitterte Besitzerschaft gegenüber. Die tradi-
etwa fiel mit der Forstreform im Jahr 2005 die staatliche Beförsterung
tionelle „reale Erbteilung“ hat jede Menge kleinster Flächen hinterlas-
weg. Das hinterließ Beratungslücken. Diese Lücken hat die FBG ge-
sen, die einzeln praktisch nicht zu bewirtschaften sind. Da ist es gut,
schlossen. Sie stellte für diesen Zweck extra eine Försterin ein.„Viele wa-
wenn jemand besitzübergreifende Zusammenarbeit organisiert. Des-
ren dafür und mit Revierleiterin Ute Kerschbaum landete der Vorstand
halb hat die FBG von der Holzvermarktung ausgehend ihr Angebots-
einen Volltreffer. Fachlich versiert und ausgesprochen kommunikativ“,
spektrum für ihre Mitglieder erweitert. Unterstützt vom Forstlichen Be-
begeistert sich der FGB-Berater des AELF. Über die Waldbewirtschaf-
rater des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt
tung hinaus unterstützt die FBG die altrechtlichen Waldkörperschaften
a. d. Saale (AELF) ist sie in die Beratung und treuhänderische Waldbe-
in juristischen Spezialfragen. Schließlich versteht sich die FBG als Inter-
wirtschaftung eingestiegen.
essensvertretung dieser Waldkörperschaften auf der politischen Bühne.
34
EIN GUTES ARBEITSKLIMA MACHT VIELES MÖGLICH
Die FBG macht aber auch mit neuen Geschäftsideen von sich reden.
Treibende Kraft ist dabei der 1. Vorsitzende Udo Baumann, im Hauptberuf Bürgermeister von Bischofsheim a.d.Rhön. Zusammen mit der
Gemeinde Sandberg hat er die Biomasse Kreuzberg GbR gegründet.
Die Einrichtung eines Naturfriedhofs steht kurz vor der Entscheidung.
Und die nächste Idee wartet schon.
Die Mitglieder halten ihrer Forstbetriebsgemeinschaft immer wieder
ein hervorragendes Arbeitsklima zugute, das die Zusammenarbeit sehr
fördert. Das trifft auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu. „Es
war nie eine Frage, ob ich nach der Geburt meiner Tochter in Elternzeit
gehen kann“, sagt FBG-Försterin Ute Kerschbaum. „Unser Team steht
da voll hinter mir und springt für mich ein.“
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
DIE FBG SETZT SICH MIT EINEM BREITEN DIENSTLEISTUNGSSPEKTRUM WEIT ÜBER DAS ÜBLICHE MASS FÜR IHRE MITGLIEDER EIN. DIE INDIVIDUELL ZUGESCHNITTENEN WALDPFLEGEVERTRÄGE UND DAS ENTSCHIEDENE ENGAGEMENT FÜR DIE
ALTRECHTLICHEN WALDKORPORATIONEN SIND ZUKUNFTSWEISEND FÜR EINE NACHHALTIGE WALDBEWIRTSCHAFTUNG
IM UNTERFRÄNKISCHEN REALTEILUNGSGEBIET.
KONTAKT
UDO BAUMANN, TELEFON 09772/9101-22
Oben (v. l. n. r.)
Försterin Ute Kerschbaum mit Tochter Mona, Geschäftsführer Jörg Mäckler,
Forstlicher Berater Erwin Kruczek, 1. Vorsitzender Bürgermeister Udo Baumann,
Behördenleiter Klaus Klingert vom AELF Bad Neustadt a. d. Saale
Mitte
Dem Mischwald gehört die Zukunft.
Unten
Einnahmen und Ausgaben: viele Waldkorporationen erledigen
ihre Buchführung bis heute handschriftlich.
35
STADT DONAUWÖRTH
HOFFNUNGSTRÄGER EICHE
HIER WERDEN HUBSCHRAUBER GEBAUT, DIE WELT WEIT GESCHÄTZT SIND. GUT FÜR DIE STADTKASSE. DASS DIE STADT
JÄHR­L ICH EINEN FÜNFSTELLIGEN BETRAG IN IHREN WALD INVESTIERT, IST DENNOCH ALLES ANDERE ALS SELBST VERSTÄNDLICH. ABER SIE HEGT AUCH EINEN BESONDEREN SCHATZ: URALTE
EICHEN, DEREN VORFAHREN BIS IN DIE ZEIT DES EICHENURWALDS ZURÜCKREICHEN. UND SIE BEHERBERGEN NOCH HEUTE
MIT DEM GEBÄNDERTEN RINDENSCHWARZKÄFER EINE ECHTE
„URWALDRELIKTART“.
KEIN GESCHÄFT WIE JEDES ANDERE
PREISTRÄGER
STADT DONAUWÖRTH
BETRIEB
1050 HEKTAR (STADTWALD 921 HEKTAR, SPITALWALD
129 HEKTAR)
BAUMARTEN
28 % BUCHE, 20 % EICHE, 19 % EDELLAUBHOLZ,
13 % SONSTIGES LAUBHOLZ, 18 % FICHTE, 2 % LÄRCHE
UND DOUGLASIE
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
NÖRDLINGEN (AELF)
LANDKREIS
DONAU-RIES
NATURRAUM
SCHWÄBISCHE RIESALB
Eine jahrhundertelange Mittelwaldwirtschaft und großflächige Sturmschäden prägen die heutige Waldbewirtschaftung. Der Stadtwald wird
Donauwörth trägt die Verantwortung für 921 Hektar Stadtwald und
noch längere Zeit ein Aufbaubetrieb bleiben. Erst wenn die Pflegeein-
129 Hektar Spitalwald. Ersterer geht auf eine Schenkung Kaiser Karls
griffe in den großflächigen Windwurfaufforstungen nicht mehr defizi-
IV. im Jahre 1348 für den Bau und Unterhalt von Festungsanlagen zu-
tär und der Altersklassenaufbau ausgeglichen sind, wird der Stadtwald
rück. Den Spitalwald betreut die Stadt im Auftrag einer Stiftung, die
mit dem Spitalwald gleichziehen und wieder Überschüsse abwerfen
mit den Erträgen aus Immobilien, landwirtschaftlichen Flächen und
dem Wald ein Alten- und Pflegeheim betreibt.
FASZINIERENDE NATUR FÜR JUNG UND ALT
Für Oberbürgermeister Armin Neudert ist der Stadtwald„ein echtes Ju-
Ein Revierleiter, ein Büroangestellter, ein Forstwirtschaftsmeister, zwei
wel“. Raimund Brechenmacher, der Waldreferent des Stadtrates, sieht
Forstwirte und ein Auszubildender – das ist die Städtische Forst­ver­
die Bedeutung des Waldes für die städtische Wasserversorgung im Vordergrund. Ihm ist Nachhaltigkeit daher das wichtigste. Auch für Stadtkämmerin Gertrud Hammer ist der Wald „kein Geschäft wie jedes andere“. An die Bewirtschaftung von Kommunalwäldern legt das Waldgesetz einen besonders hohen Maßstab. Aber der gilt hier sowieso. Denn
der Stadtwald ist für die Kommune eine Herausforderung.
PROBLEMERBE MIT GROSSEM POTENTIAL
Der Wald liegt im Auswurfbereich des Nördlinger Rieskraters. Da sind
die Bodenverhältnisse schwierig. Denn aus diesen Auswurfmassen sind
dichte, teils zur Staunässe neigende Böden entstanden. Allerdings sind
sie auch sehr basenreich. „Sie haben ein Potenzial ohne Ende“, begeistert sich der städtische Revierleiter Michael Fürst.
36
waltung. Gemeinsam müssen sie drei große Herausforderungen
meistern: den Umbau nicht standortgerechter Bestände, die Ver­bes­
serung des Altersklassenaufbaus und die Pflege und Durch­forstung der
jungen Bestände. Ziel der Stadtverwaltung ist es, den Eichenanteil auf
35 bis 40 Prozent zu erhöhen. Das ist ehrgeizig. Für den Revierleiter aber
die einzige Chance, das Betriebsrisiko zu mindern. Die Buche nämlich
leidet unter den häufiger werdenden sommerlichen Trockenperioden.
Die Stürme in den Jahren 1990 und 1999 dezimierten den Fichtenanteil
von einst 70 Prozent auf nunmehr 18 Prozent. Und im letzten Sommer
kam noch einmal ein beträchtlicher Prozentsatz hinzu. Deutlicher
können die Zeichen nicht sein, dass flach wurzelnde Mono­kulturen
hier nicht funktionieren.
Aber die Medaille hat auch eine andere Seite: In den Waldungen leben 13 nachgewiesene Fledermausarten, darunter Seltenheiten wie
die Bechsteinfledermaus oder der Kleine Abendsegler. Es gibt 1200
kartierte Alt- und Biotopbäume, darunter einige äußerst imposante,
rund 300 Jahre alte Eichen. Ihr Leben begann zu Zeiten der Schlacht
am nahen Schellenberg während des Spanischen Erbfolgekriegs. Und,
Donauwörth ist Preisträgerin des European Energy Award 2010. Auch
das zeigt: Die Forstverwaltung nimmt ihre ökologische Verantwortung ernst.
Schließlich ist da noch die soziale Nachhaltigkeit. Auf fast 500 Hektar
Erholungswald finden sich ein überregionaler Wanderweg, die Loipe
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
MIT GROSSEM FINANZIELLEM UND PERSÖNLICHEM ENGAGEMENT ARBEITEN STADT UND REVIERLEITUNG ZUSAMMEN, UM
DAS ÖKOLOGISCH WERTVOLLE ERBE IN EINE GUTE ZUKUNFT
ZU FÜHREN. SIE PRAKTIZIEREN EINEN STANDORTGERECHTEN,
NATURNAHEN WALDBAU UND WIDMEN SICH DABEI BESONDERS DER BAUMART EICHE. DIE NUTZUNG DER STÄDTISCHEN
WÄLDER ALS ERHOLUNGS- UND BILDUNGSRAUM FÜR DIE
ÖRTLICHE BEVÖLKERUNG HAT EINEN HOHEN STELLENWERT
BEI ALLEN BEWIRTSCHAFTUNGSMASSNAHMEN.
KONTAKT
MICHAEL FÜRST, TELEFON 0906/789-810
„Edelweißweg“ und der städtische „Friedwald“. Die städtische Forst­
verwaltung bietet laufend waldpädagogische Aktivitäten an. Es gibt
ein „grünes Klassenzimmer“ und den beliebten Waldkindergarten
Links (v. l. n. r.)
Peter Laube, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und
„Wald­bären e. V.“. Und um all das kümmert sich hier niemand ledig-
Forsten Nördlingen (AELF), Stadtkämmerin Gertrud Hammer, Raimund Brechen-
lich aus Pflicht und Schuldigkeit, sondern alle mit Engagement und
macher, Oberbürgermeister Armin Neudert, Stadtförster Michael Fürst und
großer Motivation.
Revierleiterin Maria Fürst vom AELF
Mitte
Benedict hat immer eine Menge Spaß im „Waldbären-Kindergarten“.
Rechts
Die Stürme der vergangenen Jahrzehnte haben den Fichtenbestand
im Stadtwald stark in Mitleidenschaft gezogen. Zuletzt in diesem Sommer.
37
GESELLSCHAFT DER ERBEN FREIHERR VON GISE:
WENN SICH EIGENNUTZ MIT GEMEINSINN PAART
MAN KANN EINEN WALD IM ERBFALL EINFACH AUFTEILEN. ABER
BALD HAT DANN NIEMAND MEHR ET WAS DAVON, WEIL DIE BEWIRTSCHAFTUNGSEINHEITEN ZU KLEIN WERDEN. DOCH WAS
TUN? DIE DREI SCHWESTERN VON GISE HIELTEN DEN ERERBTEN
BESITZ ZUSAMMEN. SIE GRÜNDETEN DIE „ERBEN FREIHERR VON
GISE GBR” UND ÜBERTRUGEN DIE ARBEIT IM WALD DER FORSTBETRIEBSGEMEINSCHAFT OBERALLGÄU. MIT DIESER VEREINBARTEN SIE EINE BEWIRTSCHAFTUNGSSTRATEGIE. WERTERHALT
NÄMLICH. HEUTE SIEHT MAN, DIE ENTSCHEIDUNGEN HABEN
SICH BEWÄHRT.
PREISTRÄGER
GESELLSCHAFT DER ERBEN FREIHERR VON GISE (GBR)
BETRIEB
15 HEKTAR WALD
10 HEKTAR LANDWIRTSCHAFTLICHE FLÄCHE
(VERPACHTET)
BAUMARTEN
ALTHOLZ: 70 % FICHTE, 10 % BUCHE, 10 % BERGAHORN,
10 % ESCHE
VERJÜNGUNG: 50 % FICHTE, 15 % BUCHE, 15 % BERGAHORN, 15 % ESCHE, 5 % SONSTIGE (TANNE, LÄRCHE,
DOUGLASIE, EICHE, EIBE)
AMTSBEREICH
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
KEMPTEN
LANDKREIS
OBERALLGÄU
NATURRAUM
VORALPINES MOOR- UND HÜGELLAND, ILLERVORBERGE
DEM WALD ZU LIEBE KEINE ERBTEILUNG
PROFESSIONELLE BEWIRTSCHAFTUNG IST ALLES
Das„Dreikönigsgut“ hat eine lange wechselvolle Geschichte hinter sich.
Der ehemalige Landwirt Georg Riesenegger ist die „Waldseele” im
Es ist nach der gleichnamigen Gaststätte benannt, die Anfang des 19.
Hause Gise. Er kennt den von Gise‘schen Forst schon seit vielen Jahr-
Jahrhunderts ein Immenstädter Wirt am Alpsee im schönen Oberall-
zehnten. Heute kümmert er sich noch um das Brennholz und geht
gäu betrieben hatte. Der Waldbesitz hat eine wechselvolle Geschichte
mit Leidenschaft der Jagd nach. Dies nicht zuletzt, weil ihm ein intak-
hinter sich. Er gehörte schon dem Haus Königsegg-Rothenfels, den
ter Wald und dessen natürliche Verjüngung am Herzen liegen. Dass
Wittelsbachern und dem bayerischen Staat, ehe Ludwig Freiherr von
die Jägerkollegen das genauso sehen, macht ihn froh: „Probleme mit
Gise im Jahr 1861 die Flächen kaufte.
dem Wild haben wir keine.”
Heute gehört das Anwesen mit seinen 10 Hektar Landwirtschaft und 15
Früher planten die jeweiligen Gutsverwalter mit den Eigentümern
Hektar Wald Verena, Jutta und Ingrid von Gise. Als die drei Schwestern
Forstbetriebsarbeiten meist selbst. Als vor Jahren größere Durchfors-
1945 das Erbe antraten, entschieden sie sich zu einem ungewöhnlichen
tungen anstanden, nahm Waldwart Riesenegger Kontakt zur Forstbe-
Schritt: Sie verpachteten die Landwirtschaft und bildeten – damals
triebsgemeinschaft Oberallgäu (FBG) auf. 1997 schloss die Erbenge-
noch gemeinsam mit ihrer Mutter – für den Waldbesitz eine Erbenge-
meinschaft einen Waldpflegevertrag mit der FBG ab. Darin übertrug
meinschaft. Aus dieser wurde später die Gesellschaft des bürgerlichen
sie der Forstbetriebsgemeinschaft das komplette Waldmanagement.
Rechts (GbR) „Erben Freiherr von Gise”. „Der Wald sollte zusammenge-
„Das war einer der ersten Verträge dieser Art in der Region und ein zu-
halten werden, damit sein Wert bestmöglich erhalten bleibt”, erklärt
kunftsweisendes Signal”, kommentiert der Forstbereichsleiter des Amts
Dr. Max Hagenauer. Er ist der Ehemann einer der Schwestern und Be-
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten.
vollmächtigter der GbR.
Der Gise‘sche Wald steht überwiegend auf steilen, mehrfach von tiefen Tobeln durchzogenen Hanglagen. Er ist in weiten Teilen als Schutzwald und Bodenschutzwald ausgewiesen, was seine Bewirtschaftung
nicht eben erleichtert. Aber aufgrund der Qualität seiner Böden hat er
durchaus Potential und einen hohen Zuwachs.
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Deshalb hat die FBG die Walderschließung mit einem angepassten
Rückewegenetz vorangetrieben und – wo machbar – die Waldnachbarn einbezogen. Mit GbR-Bevollmächtigtem Hagenauer ist eine Bewirtschaftungsstrategie vereinbart, die konsequent auf einzelstammweise Nutzung und Naturverjüngung setzt. Mischbaumarten wie die
Lärche oder Douglasie, aber auch die Tanne werden teilweise künstlich eingebracht. „Gerade die Tanne gehört neben der Fichte und der
Buche unbedingt in die Region”, erklärt Tobias Schäfer, der stellvertretende Geschäftsführer der FBG. Der örtliche AELF-Förster ist mit dem
bisherigen Ergebnis sehr zufrieden. Sein fachkundiges Urteil:„Der Wald,
so wie er heute dasteht, hat beste Zukunftsaussichten.”
IN VERANTWORTUNG FÜR DIE EINZIGARTIGE KULTUR­
LANDSCHAFT
200 bis 300 Festmeter Holz werden im Jahr aus dem Gise’schen Wald an
regionale Sägewerke verkauft. Das Brennholz nutzen die Eigen­tümer
großenteils selber. Insgesamt verschafft der Wald der Familie – in der
nächsten Generation werden es vier Erbinnen und ein Erbe sein – ein
kleines, feines Zubrot zu ihrem Einkommen. Mit ihrer im besten Sinne
konservativen Einstellung übernehmen die Gises Verantwortung weit
über die Familie hinaus. Nicht zuletzt auch für den Erhalt der einzigartigen Immenstädter und Oberallgäuer Kulturlandschaft rund um den
Kleinen und Großen Alpsee.
GRÜNDE FÜR DIE AUSZEICHNUNG
DIE ERBENGEMEINSCHAFT HAT DURCH DIE GRÜNDUNG DER
GBR DIE INSTITUTIONELLEN VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE
VERANTWORTLICHE UND VORAUSSCHAUENDE WALDPFLEGE
GESCHAFFEN, DIE MIT VON DER FORSTBETRIEBSGEMEINSCHAFT OBERALLGÄU DURCHGEFÜHRT WIRD. DADURCH
ENTSTAND EIN GUT ERSCHLOSSENER, WERTVOLLER UND FÜR
BESUCHER OFFENER WALD, DER AUCH SEINE SCHUTZFUNK­
TIONEN FÜR DIE ALLGEMEINHEIT VOLL ERFÜLLT.
KONTAKT:
DR. MAX HAGENAUER, TELEFON 08323/1554
Oben
Blick über den Großen Alpsee auf Immenstadt. Der bewaldete Bergrücken
links der Stadt gehört zum Gise‘schen Waldbesitz.
Mitte (v. l. n. r.)
Christian Schneider und Dr. Ullrich Sauter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten i. Allgäu, Tobias Schäfer von der Forstbetriebsge­
meinschaft Oberallgäu, Dr. Max Hagenauer und Waldwart Georg Riesenegger
Unten
Auf einer Schadensfläche wurden Weißtannen gepflanzt:
Sie gehören zur ursprünglichen Baumartenmischung der Region.
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Herausgeber
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten
Ludwigstraße 2, 80539 München
www.stmelf.bayern.de, www.forst.bayern.de
[email protected]
Stand: Dezember 2013
Text
Recherche und Dokumentation: Institut für Wirtschaftsgestaltung
(IfW), Servicebüro
Textbearbeitung: Referat Forstliche Forschung, Waldpädagogik
Fotos
IfW Servicebüro
Thilo Mössner (Titelbild)
Dr. Ludwig Albrecht (S. 29 unten)
Redaktion
Referat Forstliche Forschung, Waldpädagogik
Layout
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Übersicht der bisherigen Preisträger finden Sie auch auf der Homepage
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der Bayerischen Forstverwaltung unter www.forst.bayern.de
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