Skelett-Szintigraphie: Was ist das?

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Skelett-Szintigraphie: Was ist das?
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ur Untersuchung muss das
Pferd in eine dafür ausgestattete Klinik eingestellt
werden und aus Strahlenschutzgründen für mindestens
2 Tage bleiben. Dort wird dem
Pferd durch eine intravenöse
Injektion ein radioaktives Kontrastmittel in die Blutbahn gespritzt, welches sich - gebunden an eine Trägersubstanznach ca. zwei Stunden am gesamten Skelettsystem angelagert hat. Die nun vom Knochen
ausgehende Strahlung wird
durch eine Gammakamera aufgenommen und über ein Computersystem in ein Bild umgewandelt, welches dann den
Stoffwechsel- bzw. Entzündungszustand des Bewegungsapparates widerspiegelt.
Die Pferde werden für diese
Untersuchung leicht sediert
und in einen eigens dafür ausgerichteten Szintigraphieraum
gebracht, in dem die Gammakamera und die Computersysteme untergebracht sind. Die
Gammakamera wird an das stehende Pferd herangefahren
und je nach Fragestellung werden verschiedene Bilder erstellt.
Wann muss ein Pferd szintigraphiert werden?
Wird bei einem Pferd eine
Lahmheit diagnostiziert gibt es
unterschiedliche Möglichkeiten dieser Lahmheit auf den
Grund zu gehen. In der Regel
erfolgt durch den Haustierarzt
eine gründliche klinische Untersuchung mit diagnostischen
Anästhesien, d.h. Betäubung
von Nerven bzw. Gelenken,
um herauszufinden, woher
die Lahmheit verursachenden
Schmerzen kommen. Auch
Aus der Tierarztpraxis
SERIE: Aus der Tierarztpraxis
Skelett-Szintigraphie
Immer häufiger fällt in der Pferdewelt das Wort „Szintigraphie“, oder „Mein Pferd muss
szintigraphiert werden“: Was
aber ist damit gemeint? Neben
den bisher in der Pferdemedizin
verbreiteten bildgebenden Verfahren zur Lahmheitsuntersu-
chung, wie die Ultraschall- und
Röntgenuntersuchung, hat sich
die Skelett-Szintigraphie in den
vergangenen Jahren als ein weiteres Verfahren etabliert. Für
den folgenden Beitrag sprach
Julia Kemmler mit Dr. med.vet.
Werner Jahn.
Dr. med. vet. Werner Jahn ist Fachtierarzt für Pferde mit eigener Tierklinik in Bargteheide, in der insgesamt sieben Tierärzte tätig sind.
Die Boxenkapazität umfasst 33 Boxen für kranke Pferde.
Skelett-Szintigraphie:
Was ist das?
die Röntgenuntersuchung von
Knochen und die Ultraschalluntersuchung von Sehnen sind
gängige Verfahren, um Lahmheitsursachen zu finden. In vielen Fällen reicht eine Kombination dieser oben beschriebenen
Untersuchungsmöglichkeiten
aus, um eine Diagnose zu erstellen.
Immer häufiger jedoch werden
Pferde mit langwierigen Lahmheiten unbekannten Ursprunges zur Szintigraphie vorgestellt, sowie Pferde mit
Rittigkeitsproblemen ausgelöst
durch Halswirbelsäulen- bzw.
Rückenerkrankungen.
Auch
bestimmte Erkrankungen der
Vorder- und Hintergliedmaße,
die röntgenologisch schwer zugänglich sind, können mit Hilfe
der Szintigraphie dargestellt
werden. In solchen Fällen ist
die Szintigraphie eine sinnvolle
ergänzende Untersuchung, die
Aufschluss über Lahmheitsursachen oder Rittigkeitsprobleme geben kann.
Aber auch akut auftretende
Lahmheiten, verursacht durch
feine Haarrisse im Knochen,
sogenannte Fissuren, Durchblutungsstörungen oder röntgenologisch nicht darstellbare
Gelenkserkrankungen bieten
eine Anwendungsmöglichkeit
für die Skelettszintigraphie.
Wie wird ein Pferd szintigraphiert?
Noch ist es in vielen Kliniken
üblich, Pferde für diese Art der
Untersuchung in Vollnarkose
zu legen. In unserer Klinik wurde 1996 für die Gammakamera
ein Gestell gebaut, welches die
Untersuchung am stehenden
Pferd ermöglicht. So mussten
nur drei von mittlerweile 1900
untersuchten Pferden auf
Grund mangelnder Kooperation bei der Untersuchung in
Vollnarkose gelegt werden.
Mittlerweile gibt es ca. acht
weitere Pferdekliniken, wo die
Szintigraphie routinemäßig am
stehenden Pferd durchgeführt
wird.
Die Toleranz der Pferde gegenüber der Gammakamera ist ähnlich wie bei einem Röntgengerät. Die leichte Sedation
nimmt den Pferden die Angst
und erleichtert den Umgang sowie die Positionierung der Pferde vor der Kamera. Die Aufnahmedauer pro Bild beträgt ca.
60-150 sec. Während der Aufnahme erstellt der Computer
ein Bild, sodass die Qualität der
Aufnahme sofort beurteilt und
bei Bedarf auch gleich wiederholt werden kann. Die Gesamtuntersuchungsdauer
variiert
nach Fragestellung und Kooperation des Pferdes. Eine Ganzkörperszintigraphie nimmt zwi-
Anreicherung
an den Dornfortsätzen.
Fissur im Fesselbein –
röntgenologisch kaum sichtbar.
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schen 1-1,5 Stunden in
Anspruch, einzelne Gliedmaßen bzw. Wirbelsäulenuntersuchungen ca. 10-30 Minuten.
Was sagt die Szintigraphie aus?
Die Auswertung der entstandenen Bilder bedarf wie bei allen
anderen bildgebenden Verfahren einer gewissen Erfahrung.
Dort wo der Knochenstoffwechsel hoch ist, wird vermehrt radioaktive Substanz an
den Knochen angelagert und
somit eine höhere Strahlung
abgegeben. Bildlich zeigt sich
dies durch eine intensivere Färbung gegenüber der umgebenden Region. Entzündungsprozesse, Fissuren, Frakturen,
knöchernde Reaktionen, Bänderan- oder abrisse aber auch
Wachstumsprozesse haben einen erhöhten Knochenstoffwechsel, der sich auf dem entstandenen Bild als sogenannter
hot-spot darstellt.
Was kostet eine Szintigraphie?
Obwohl die Kosten für ein Voll-
narkose bei der Szintigraphie
am stehenden Pferd entfallen,
ist diese Art der Untersuchung
im Verhältnis zu anderen bildgebenden Verfahren immer
noch teuer. Die Kosten variieren je nach Fragestellung und
Aufwand und liegen zwischen
350 und 800 €.
Fazit
Die Szintigraphie bietet der
Pferdemedizin eine zusätzliche
Untersuchungsmöglichkeit für
die Lahmheitsdiagnostik, ist
aber keine „Wundermethode“,
sondern eine gute ergänzende
Maßnahme zu den üblichen
bekannten Verfahren.
In vielen Fällen kann die Szintigraphie die Ursache einer
Lahmheit aufzeigen und besonders im Bereich der Wirbelsäule, sowie Becken und Oberschenkel Probleme aufdecken,
die röntgenologisch nicht
sichtbar oder schwer zugänglich sind.
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Tag des
Iberischen Pferdes 2002
Dieses Jahr in Herxheim
Das Motto „Tag des Iberischen Pferdes“ vereint Pferde,
Musik, kulinarische Genüsse
und ein spürbares spanisches
Ambiente. Man versucht mit
großem Erfolg den Gästen die
Traditionen der Iberischen
Halbinsel nahe zubringen. In
seiner achtjährigen Geschichte ist dieser Event inzwischen
zur größten Präsentation
rund um’s Iberische Pferd geworden. Wo sonst sieht man
auf einmal über 200 Iberer
(vom Andalusier bis zum Lusitano), die sich beim FeriaReiten in wunderschönen Bildern präsentieren und die
sich in Zuchtschauen und
dem offiziellen „Campionato
de Alemania“ messen? Die Sieger dieses „Campionato“ sind
übrigens berechtigt, bei der
Spanischen Meisterschaft teilzunehmen. Man ist also nicht
nur über die deutschen Grenzen hinaus bekannt sondern
auch anerkannt.
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Nachdem die Veranstaltung
nun sieben Jahre lang in München stattfand, hat Armin
Rahn sich entschlossen, in
diesem Jahr dem Wunsch vieler Pferde-Leute aus der Mitte
und dem Norden Deutschlands nachzukommen. Heuer
wird der „8. Tag des Iberischen Pferdes“ zum ersten
Mal in Herxheim stattfinden,
um vielen Teilnehmern die
Anreise zu erleichtern.
In Zukunft wird im Zwei-Jahres-Rhythmus gewechselt, d.h.
2003 wieder in München,
2004 in Herxheim, 2005 in
München, etc.
Wir freuen uns auf die bekannten Gesichter und auf
viele neue Liebhaber des Iberischen Pferdes am 14. und
15. September 2002 auf der
Rennbahn in Herxheim (bei
Landau in der Pfalz).
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Weitere Informationen unter
www.tag-des-iberischenpferdes.de
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