Finnland! - Schulmusik

Transcrição

Finnland! - Schulmusik
„Finnland!“
Fr 1. Juli 2016, 20.00 Uhr
Sa 2. Juli 2016, 20.00 Uhr
Stuttgart, Ev. Kirche Gaisburg
SWR Vokalensemble Stuttgart
Dirigent: Marcus Creed
Erstellt von Andreas Eckhardt
Freitag, 01. Juli 2016, Samstag, 02. Juli 2016
Stuttgart, Ev. Kirche Gaisburg, 20 Uhr
Finnland!
Jean Sibelius (1865-1957)
Rakastava op. 14 (Fassung für gemischten Chor, 1898)
Einojuhani Rautavaara (geb. 1928)
Canticum mariae virginis (1978)
Cancion de nuestro tiempo (1993)
Orpheus singt. Drei Sonette von Reiner Maria Rilke für SATB (auch divisi)
(UA)
Kaaija Saariaho (geb. 1952)
Nuits, adieux (1991/1996)
Jukka Linkola (geb. 1955)
Mieliteko (1999)
Riikka Talvitie (geb. 1970)
Kuun kirje (2003)
SWR Vokalensemble Stuttgart
Dirigent: Marcus Creed
Inhaltsverzeichnis
1. Finnland …………………………………………………………………………..... 01
2. Komponistenportraits / Werk-Infos / Materialien
2.1.
2.2.
2.3.
2.4.
2.5.
Jean Sibelius ………………………………………………………………. 02
Einojuhani Rautavaara …………………………………………………….07
Kaaija Saariaho ………………………………………….………………… 13
Jukka Linkola ………………………………………………………………. 17
Riikka Talvitie ………………………………………...……………………. 19
3. Finnische Vokalmusik für junge Chöre …………………………...…………….. 21
4. Literatur und Internetquelle …………………………………………...…………. 22
5. Abbildungsverzeichnis ……………………………………………………………. 23
1. Finnland
Von einem einheitlichen Volk oder einem einheitlichen Staat Finnland konnte lange
nicht gesprochen werden. Erst im Mittelalter taucht der Begriff Finnland auf: kulturell,
wirtschaftlich und politisch eng mit Schweden verbunden und mit Karelien im Osten
an Russland grenzend. Seit 1809 erst existiert Finnland als Staat, nachdem das
Königreich Schweden dieses Gebiet im Krieg gegen Russland verloren hatte. Es
entstand ein autonomes Großfürstentum als eine Voraussetzung der Herausbildung
einer eigenen nationalen Identität, die auch in den Künsten thematisiert wurde. Einen
Beitrag dazu leistete die Wiederentdeckung des Runengesangs und das Sammeln
und Notieren dieser Volkskunst. Die Kalevala, eine Sammlung lyrischer Gedichte mit
mythologischem Ursprung wurde im 19. Jahrhundert zum nationalen Epos, mit dem
sich finnische Künstler auseinandersetzten. Nach der „finnischen Nationalromantik“
mit Jean Sibelius im Mittelpunkt ist das 20. Jahrhundert von stilistischer Vielfalt
geprägt, allerdings ohne größere serielle Einflüsse. Dies wird auch in den weiteren
Werken des Konzertprogramms deutlich: Freitonale Musik, Minimal Music, Aleatorik,
Improvisation, Jazz usw. sorgen für abwechslungsreiche Höreindrücke.
1
2.1. Jean Sibelius (1865-1957): Rakastava („Der Liebende“) op.14, Fassung für
gemischten Chor 1898
Der finnische Komponist und Dirigent Jean Sibelius (18651957) wurde am 8. Dezember 1865 in der Provinzhauptstadt
Hämeenlinna rund hundert Kilometer nördlich von Helsinki
geboren.
Er kann als „native speaker“ der europäischen
Musikgeschichte bezeichnet werden, wobei sein Werk aber
nicht ausschließlich als das des Nationalkomponisten oder
eines „musikalischen Landschaftsmalers“ betrachtet werden
sollte. Volkstümliche Elemente sind trotzdem Bestandteil
seiner Musik, aber nicht im Sinne einer Zitat- oder CollageTechnik. Der Einfluss der Kalevala (siehe 1.) wird bei Sibelius u.a. in seiner
sinfonischen Dichtung „Kullervo“ (1890-1892), einer tragischen Heldensaga, deutlich.
Sein Onkel schenkte Sibelius eine Violine, in seiner Familie wurde regelmäßig
Hausmusik gemacht. Die Literatur zeichnet das Bild eines schlechten Schülers, der
aber wohl eine besondere Sprachbegabung hatte. Hervorzuheben ist die lange
autodidaktische Beschäftigung mit der Violine und dem Klavier, die erst ab 1880 (mit
15 Jahren) in regelmäßige Violinunterricht mündete. Eine Verletzung am Ellbogen
(1879) verhinderte wahrscheinlich eine berufliche Laufbahn als Geiger, trotzdem
führte Sibelius ein Violinstudium unter anderem nach Berlin, wo er um 1890 jungen
Künstlern wie August Strindberg und Edvard Munch begegnete.
Um 1905 hatte der Komponist direkte Kontakte zur zeitgenössischen Avantgarde mit
Vertretern wie Claude Debussy, Paul Dukas und Arnold Schönberg. Diese
Begegnungen hatten aber wenig Einfluss auf seine Art des Komponierens. Gegen
Ende der 1920er Jahre (und damit über 30 Jahre vor seinem Tod) beendete Jean
Sibelius sein publiziertes kompositorisches Schaffen, das ihn bis dahin als
Komponist von Weltruhm bekannt machte. Am 20. September 1957 starb er in
Järvenpää bei Helsinki, wo er in seinem Haus "Ainola" über 50 Jahre gelebt hatte.
Eines seiner bekanntesten Werke ist die symphonische Dichtung Finlandia op.26 (als
Reflektion der finnischen Kulturgeschichte der Mitte des 19. Jahrhunderts): sie stellte
eine Reaktion auf eine Russifizierungswelle des Großfürstentums Finnland um 1899
dar. Mit diesem Werk wurde 2011 die „Musiikiktalo“, Helsinkis neues Konzerthaus
und Teil der Sibelius-Akademie, von Jukka-Pekka Saraste eröffnet.
Neben seinen spätromantischen symphonischen Kompositionen gehört sein
Violinkonzert d-Moll op. 47 zu den großen Violinkonzerten des zwanzigsten
Jahrhunderts. Darüber hinaus schrieb Sibelius Schauspielmusiken, Werke für
Soloinstrumente, Kammermusik, zeittypisch Werke für Sologesang mit Orchester
und eben auch für Chor, wie die Suite „Rakastava“.
2
Theodor Adornos harsch ausfallende Kritik („Glosse über Sibelius“) wirft Sibelius
kompositorische Trivialität und eine Berühmtheit vor, die auf ausschließlichen
Gebrauch einer national gefärbten nordischen Naturstimmung in seinen Werken
zurückzuführen sei. Andererseits sind Adornos Ideen eines „Naturzusammenhangs“
oder einer „Erhabenheit der Moderne“ für die Interpretation seiner Werke geeignet.
Rakastava („Der Liebende“) op.14, Fassung für gemischten Chor 1898
Rakastava ist eine ursprünglich für Männerchor geschriebene Suite, die von Sibelius
später um ein Streichorchester erweitert wurde und auch in einer Fassung für
gemischten Chor vom Komponisten selbst vorliegt. Diese Fassung von 1898 ist im
Konzert des SWR-Vokalensembles zu hören. Der Text stammt aus der Kanteletar,
einer Sammlung finnischer Volksgesänge, die als Schwesterwerk der Kalevala (siehe
Einleitung) gilt. Übersetzt bedeutet Kanteletar „Kantele-Spielerin“, ein Hinweis auf
das finnische Volksinstrument Kantele, mit der die Lieder begleitet wurden. Anlass
der Komposition war ein studentischer Chorwettbewerb, zu dem Sibelius das Werk
„Rakastava“ einreichte. Trotz der Textquelle der Kanteletar fehlte den Juroren ein
eindeutig „finnisch-national“ gefärbter Ton, wobei die Deutung dieser Anforderung im
Unklaren verbleibt.
Das Werk ist in drei große Abschnitte gegliedert. „Der Liebende“ ist fortwährend auf
der Suche nach seiner Geliebten. Die Beschreibung der Natur als Ort früherer
Begegnungen ist in dieser Zusammenstellung dreier lyrischer Lieder ein zentrales
Stilmittel. Diese Beschreibung dient als Folie für seine wohl unglücklich verlaufende
Suche nach der Geliebten. Erst im dritten Lied findet scheinbar eine Begegnung der
beiden statt, bei der die Geliebte als Vögelchen bezeichnet wird. Trotz langem, fast
flehentlichem Werben muss er sich letztlich von ihr verabschieden.
Hörbeispiel:
www.youtube.com/watch?v=w9zpGjZfytc&nohtml5=False
Aufnahme (solistisch) mit dem English Vocal Consort of Helsinki
3
,
WO, O WO, IST MEINE GUTE
Miss on, kussa minun h väni,
miss asuvi armahani,
missä istuvi iloni,
kulla maalla marjaseni?
Ei kuulu ääntävän ahoilla,
l övän leikkiä lehoissa,
ei kuulu saloilta soitto,
kukunta ei kunnahilta.
Oisko armas astumassa
marjani matelemassa,
oma kulta kulkemassa,
valkia vaeltamassa;
Toisin torveni puhuisi,
vaaran rinnat vastoaisi,
saisi salot sanelemista,
joka kumpu kukkumista,
lehot leikkiä pitäisi,
ahot ainaista iloa.
Wo, o wo, ist meine Gute,
wo wohnt meine Geliebte,
wo sitzt sie, meine Freude,
in welchem Land, meine kleine Beere?
Nicht einen Ton hört man in den Wiesen,
kein Spielen im Hain,
kein immeln hört man hinter den Wäldern,
keinen Kuckucksruf von den Hügeln.
Würde mein Liebling aufbrechen,
meine Süße schleichen,
meine Teuerste gehen,
meine Weiße wandern,
dann würde mein Horn anders klingen,
die Hänge würden widerhallen,
die Hinterwälder etwas melden,
von jedem Hügel käme ein Kuckucksruf,
die Haine wären voll Spielender,
die Wiesen wären für immer voll reude.
ARMAHAN KULKU
DER GANG DER LIEBSTEN
Täst on kulta kulkenunna,
täst on menn t mielitiett ,
tästä armas astunuuna,
valkia vaeltanuuna,
Täss on astunut aholla,
tuoss on istunut kivellä.
Kivi on paljo kirkkahampi,
paasi toistansa parempi,
kangas kahta kaunihimpi,
lehto viittä lempiämpi,
korpi kuutta kukkahampi,
koko metsä mieluisampi,
tuon on kultani kulusta,
armahani astunnasta.
Hier ist meine Geliebte entlanggegangen,
hier ist meine Teuerste verschwunden,
hier ist meine Liebste geschritten,
meine Weiße ist losgewandert,
hier ist sie über die Lichtung geschritten,
dort hat sie auf einem Fels gesessen.
Der Fels ist nun viel heller,
scheint edler als die anderen,
die Heide doppelt so schön,
der Hain fünfmal heiterer,
die Wildnis sechsmal blumenreicher,
der ganze Wald viel angenehmer,
weil meine Teuerste hier durchging,
die Schritte meiner Liebsten hier waren.
L
L
D,
H vää iltaa lintuseni,
h vää iltaa kultaseni,
h vää iltaa n t minun oma armahani!
Tanssi, tanssi lintuseni,
tanssi, tanssi kultaseni,
tanssi, tanssi nyt minun oma armahani!
Seiso, seiso lintuseni,
Seiso, seiso kultaseni,
Seiso, seiso nyt minun oma armahani!
LC
Guten Abend, mein ögelchen,
guten Abend, meine Teuerste,
guten Abend nun, meine einzig Geliebte!
Tanze, tanze, mein ögelchen,
tanze, tanze, meine Teuerste,
tanze, tanze, meine einzig Geliebte!
Halt ein, halt ein, mein ögelchen,
halt ein, halt ein, meine Teuerste,
halt ein, halt ein, meine einzig Geliebte!
4
Anna kättä lintuseni,
anna kättä kultaseni,
anna kättä n t minun oma armahani!
Gib mir deine Hand, mein ögelchen,
gib mir deine Hand, meine Teuerste,
gib mir deine Hand, meine einzig Geliebte!
Käsi kaulaan lintuseni,
käsi kaulaan kultaseni,
halausta kultaseni,
halausta nyt minun oma armahani!
Lege deine Arme um meinen Nacken,
mein ögelchen,
deine Arme um meinen Nacken, meine Teuerste!
Umarme mich, meine Teuerste,
umarme mich jetzt, meine einzig Geliebte!
Suuta, suuta lintuseni,
suuta, suuta kultaseni,
halausta lintuseni,
halausta nyt minun oma armahani!
Küss mich, küss mich, mein ögelchen,
küss mich, küss mich, meine Teuerste,
umarme mich, ögelchen,
umarme mich jetzt, meine einzig Geliebte!
ää h västi lintuseni,
jää h västi kultaseni,
jää h västi lintuseni,
jää h västi nyt minun oma armahani!
Leb wohl, mein ögelchen,
leb wohl, meine Teuerste,
leb wohl, mein ögelchen,
lebe wohl nun, meine einzige Geliebte!
5
Material:
Jean ibelius: Rakastava Rakastava („Der Liebende“) op.14, Fassung für
gemischten Chor 1898
Die finnische Sprache unterscheidet sich sehr von der deutschen, kaum ein Wort
kann über Sprachverwandtschaften erschlossen werden. Trotzdem hat Jean Sibelius
sein Werk „Der Liebende“ so komponiert, dass einige Motive und Inhalte gut hörbar
sind.
1. Ordne die Bausteine auf der Zeitleiste in der richtigen Reihenfolge an und
beschreibe, wie diese Abschnitte auf dich wirken.
2. Im folgenden Video könnt ihr das Stück hören:
www.youtube.com/watch?v=w9zpGjZfytc&nohtml5=False
Eine Sängerin und ein Sänger versuchen, zwei der unten stehenden Abschnitte
besonders zu verdeutlichen. Welches Mittel setzen sie ein?
„…Eila, Eila…“ („Ruf eines
ogels“, vor allem in den
Frauenstimmen gut zu
hören, ab dem Beginn des
zweiten Gedichtes)
0 00
1 44
1 59
„…Täst‘ on kulta
kulkenunna…“ (vom Tenor
auf einem Ton
gesungener Abschnitt)
„…Oma armahani…“
(viermal wiederholter
Ausruf „…meine
Geliebte!...“)
3‘59
6
5‘00
„…Käsi kaulaan lintuseni,
käsi kaulaan kultaseni…“
(eine Männer- und eine
Frauenstimme singen im
Duett den zweiten Teil des
letzten Liedes)
7‘30
2.2. Einojuhani Rautavaara (geb. 1928): Cancion de nuestro tiempo (für
gemischten Chor, 1993)
Einojuhani Rautavaara (geboren am 9. Oktober 1928) ist
einer der bekanntesten finnischen Komponisten des
20./21. Jahrhunderts. Nach Studien an der SibeliusAkademie in Helsinki und in Wien erhielt er 1955 vermittelt
durch Jean Sibelius ein Stipendium der KoussewitzkyStiftung, das ihm weitere Studien in Amerika ermöglichte.
Von 1957 bis 1990 unterrichtete Rautavaara zunächst als
Dozent und später als Professor an der Sibelius-Akademie
Komposition. Eines seiner bekanntesten Werke ist seine
siebte S mphonie „Angel of Light“ (1994), in dem
Rautavaara Kindheitserinnerungen musikalisch verarbeitet.
Daneben besteht sein Werk aus Opern, Konzerten, Kammermusik und Chormusik.
Stilistisch ist Rautavaara nur schwer einzuordnen, seine Kompositionen lassen eine
Entwicklung vom Neoklassizismus über die Zwölftönigkeit bis zu „Klangmusik“ mit
romantischer Textur beobachten. Im musikpädagogischen Kontext wurden seine
Sprechstücke „Personalia“ und „Quantitativa“ (aus „Ludus verbalis“, op. 10) bekannt.
Cancion de nuestro tiempo (für gemischten Chor, 1993)
Als der Philharmonische Chor Tokyo mit dem Auftrag auf mich zukam, ein großes Chorwerk zu
schreiben und dabei die Anforderung stellte, dass es „auf die Welt von heute“ bezogen sein sollte,
stellte ich mich dieser Aufgabe mit der Wahl einiger Gedichte von Federico Garcia Lorca. Ihre
emotionale Anlage, verbunden mit der Art des Umgangs mit Themen wie Sterblichkeit und Angst,
scheinen näher an der heutigen Zeit als der Zeit ihrer Entstehung in den 1920er und 1930er Jahren.
Im ersten Satz, Fragmentos de Agonía, malt Lorca in seinem surrealistischen Stil die harte,
unmenschliche Welt, die durch eine industrialisierte Gesellschaft und Krieg hervorgerufen wurde. Im
zweiten Satz, Meditacion primera y ultima, symbolisiert die Musik das Rätsel der Zeit. Es entstehen
dichte „Textfelder“, und wenn das Gedicht ankündigt, dass „die Zeit jetzt in ihrem Turm schlummert“,
beginnen und enden die verschiedenen Chorgruppen ihre Abschnitte willkürlich, „aleatorisch“. Im
letzten Lied, Ciudad sin sueño, scheinen die empörenden Bilder des Gedichtes so stark mit den
Geschehnissen des Jahres 1993 verbunden, dass ich diesem Satz den Untertitel „Nocturno del
Sarajevo“ gab.
[Im Bosnienkrieg stellte die Belagerung der Stadt Sarajevo von 1992-1996 die längste Belagerung
einer Stadt im 20. Jahrhundert dar.- Anm. d. Verf.]
Vorwort von Einojuhani Rautavaara (Notenausgabe des Verlages Fennica
Gehrmann, 2003)
7
Hörbeispiele:
1. Fragmentos de Agonía
www.youtube.com/watch?v=_n7ULOk-vXM
2. Meditacion primera y ultima
www.youtube.com/watch?v=_n7ULOk-vXM
ab 4:07
3. Ciudad sin sueño (Nocturno del Sarajevo)
www.youtube.com/watch?v=9MR760_Eze0
Aufnahme mit dem Finnish Radio Chamber Choir
Anmerkung zum Text: Rautavaara übernimmt die Vorlage von Federico Garcia Lorca
(1898-1936, spanischer Lyriker und Dramatiker, wurde im spanischen Bürgerkrieg
von Faschisten ermordet) nicht wörtlich, es gibt Auslassungen und Kürzungen.
Trotzdem stehen in eckigen Klammern für das Verständnis der Gedichte wichtige
Abschnitte, die nicht vertont werden.
8
Fragmentos de agonía (aus „ da a Walt
Whitman“)
[Pore el East River y el Bronx
Los muchachos cantaban enseñado sus
cinturas,]
con la rueda, el aceite, el cureo y el martillo.
Noventa mil mineros sacaban la plata de las
rocas
y los niños dibujaban escaleras y perspectivas.
Am East River und in der Bronx
Sangen dir Jungen und zeigten ihre Lenden
Zwischen Öl und Rad, zwischen Leder und
Hammer.
Neunzigtausen Bergleute schlugen Silber aus
dem Fels
Und Kinder zeichneten Leitern und Perspektiven.
Pero ninguno swe dormía,
ninguno quería ser el río,
ninguno amaba las hojas grandes,
ninguno la lengue azul de la playa.
Doch keiner konnte schlafen,
keiner wollte der Fluß sein,
keiner liebte die großen Blätter
oder die blaue Zunge des Strandes.
[Por es Eats River y el Queensborough]
los muchachos luchaban con la industria,
y los judíos vendían al fauna del río
la rosa de la circuncisión
y el cielo desembocaba por los puentes y los
tejados
manadas de biscontes empujadas por el viento.
[Am East River und in Queensborough]
Lagen die Jungen im Kampf mit der Industrie,
und die Juden verkauften dem Faun vom Fluß
die Beschneidungsrose,
und Herden von Bisons, den Wind im Nacken,
strömten vom Himmel auf Brücken und Dächer
herab.
Pero ninguno se detenía,
ningunio quería ser nube,
ninguno buscaba los helechos
ni la rueda amarilla del tamboril.
Doch keiner hielt inne,
keiner wollte Wolke sein,
keiner suchte nach Farnen
oder nach dem gelben Rad des Tamburins.
Cuando la luna salga
las poelas rodarán parat urbar al cielo;
un límite de agujas cercará la memoria
y los ataúdes [se Ilevarán a los que no trabajan.]
Wenn der Mond aufgeht,
werden die Seilrollen rattern und den Himmel
verstören,
ein Nadelkreis wird sich um das Gedächtnis
schließen,
und die Särge entführen dann jeden, der ohne
Arbeit ist.
[…]
[…]
Agonía, agonía, sueño, fermento y sueño.
Este es el mundo, amigo, agonía, agonía.
Los muertos se descomponen bajo el reloj de las
ciudades,
la guerra pasa Ilorando con un millón de ratas
grises,
los ricos dan a sus queridas
pequeños moribundos iluminados,
y la vida no es noble, ni buena, ni sagrada.
Todesangst, Todesangst, Traum und Gärung
und Traum,
so ist die Welt mein Freund, Todesangst,
Todesangst.
Unter dem Uhrwerk der Städte zerfallen die
Toten,
der Krieg zieht weinend vorbei, gefolgt von
Millionen Ratten,
die Reichen schenken ihren Liebsten
kleine Todgeweihte mit Beleuchtung,
und das Leben ist weder heilig noch edel, noch
gut.
[…]
[…]
9
editación primera y última (aus „ uites“)
El tiempo
tiene color de noche.
De una noche quieta.
Sobre lunas enormes
la eternidad
está fija en las doce.
Y el tiempo se ha dormido
para siempre en su torre.
Nos engañan
todos los relojes.
El Tiempo
tiene ya horizontes.
Ciudad sin sueño („ octurno del
Zeit
ist in den Farben der Nächte.
Eine stille Nacht.
Über enormen Monden
ist die Ewigkeit
auf zwölf gesetzt.
Die Zeit ging schlafen
für immer in ihrem Turm.
Alle Uhren
täuschen uns.
Die Zeit
hat letztlich Horizonte.
rooklyn
ridge“)
No duerme nadie por el cielo. Nadie, nadie.
No duerme nadie.
Las criaturas de la luna huelen y rondan sus cabañas.
Vendrán las iguanas vivas a morder a los hombres que
no sueñan
y el que huye con el corazón roto encontrará por las
esquinas
al increíble cocodrilo quieto bajo la tierna protesta de los
astros.
Niemand schläft im Himmel. Niemand,
niemand.
Niemand schläft.
Die Mondgeschöpfe schnüffeln und
schleichen durch die Hütten.
Lebende Leguane werden kommen und
die Menschen beißen, die nicht schlafen,
und wer auf der Flucht ist mit
gebrochenem Herzen,
wird finden an den Straßenecken
das unglaubliche Krokodil,
still unter zartem Protest der Sterne.
[No duerme nadie por el mundo. Nadie, nadie.
No duerme nadie.]
Hay un muerto en el cementerio más lejano
que se queja tres años
porque tiene un paisaje seco en la rodilla;
y el niño que enterraron esta mañana lloraba tanto
que hubo necesidad de llamar a los perros para que
callase.
[Niemand schläft auf der Welt. Niemand,
niemand. Niemand schläft.]
Auf dem fernsten Friedhof liegt ein Toter
Der sich drei Jahre lang beklagt,
weil er im Knie eine trockene Landschaft
hat;
und das Kind, das heute morgen
begraben wurde, weinte so sehrman mußte die Hunde rufen, daß es still
war.
No es sueño la vida. ¡Alerta! ¡Alerta! ¡Alerta!
Nos caemos por las escaleras para comer la tierra
húmeda
o subimos al filo de la nieve con el coro de las dalias
muertas.
Pero no hay olvido, ni sueño:
Das Leben ist kein Traum. Alarm! Alarm!
Alarm!
Wir fallen die Treppen herunter und
fressen feuchte Erde.
Oder wir steigen auf zur Schneide des
Schnees mit dem toten Dahlienchor.
10
carne viva. Los besos atan las bocas
en una maraña de venas recientes
y al que le duele su dolor le dolerá sin descanso
y al que teme la muerte la llevará sobre sus hombros.
Doch es gibt weder Schlaf noch
Vergessen:
Fleisch und Blut. Die Küsse verstricken
die Münder
Und ein Wirrwarr frischer Adern,
und wen sein Schmerz schmerzt, den wird
es endlos schmerzen,
und wer Angst vor dem Tod hat, der wird
ihn schultern müssen.
Un día
los caballos vivirán en las tabernas
y las hormigas furiosas
atacarán los cielos amarillos
que se refugian en los ojos de las vacas.
Otro día
veremos la resurrección de las mariposas disecadas
y aún andando por un paisaje de esponjas grises y
barcos mudos
veremos brillar nuestro anillo y manar rosas de nuestra
lengua.
Eines Tages
Werden Pferde in den Kneipen leben
Und rasenden Ameisen
Werden die gelben Himmel angreifen, die
in den Augen der Kühe Zuflucht suchen.
Andern Tages
Werden wir die Auferstehung der
sezierten Schmetterlinge sehen,
und selbst wenn wir durch eine
Landschaft aus grauem Schwamm und
stummen Schiffen wandern,
werden wir unseren Ring dort glitzern und
auf unserer Zunge Rosen sprießen sehen.
¡Alerta! ¡Alerta! ¡Alerta!
A los que guardan todavía huellas de zarpa y aguacero,
a aquel muchacho que llora porque no sabe la
invención del puente
o a aquel muerto que ya no tiene más que la cabeza y
un zapato,
hay que llevarlos al muro donde iguanas y sierpes
esperan,
donde espera la dentadura del oso,
donde espera la mano momificada del niño
y la piel del camello se eriza con un violento escalofrío
azul.
Alarm! Alarm! Alarm!
Die, die noch immer gezeichnet sind von
Pranke und Gegenguß,
und den Jungen, der weint, weil er nicht
weiß, daß die Brücke erfunden ist,
oder den Toten, der nichts mehr hat
als den Kopf und einen Schuh,
man muss sie aller zur Mauer schaffen,
wo Schlangen und Leguane warten,
wo das Gebiss des Bären wartet,
wo die Mumienhand des Kindes wartet
und das Kamelfell zu Berge steht, blau
schaudernd und voller Gewalt.
No duerme nadie por el cielo. Nadie, nadie.
No duerme nadie.
Pero si alguien cierra los ojos,
¡azotadlo, hijos míos, azotadlo!
Haya un panorama de ojos abiertos
y amargas llagas encendidas.
Niemand schläft auf der Welt. Niemand,
niemand.
Niemand schläft.
Doch wenn jemand die Augen schließt,
dann peitscht ihn, meine Söhne, peitscht
ihn!
Ich will ein Panorama offener Augen
Und bitter entzündeter Wunden.
No duerme nadie por el mundo. Nadie, nadie.
[Ya lo he dicho.]
Niemand schläft auf der Welt. Niemand,
niemand.
[Wie gesagt.]
11
No duerme nadie.
Pero si alguien tiene por la noche exceso de musgo en
las sienes,
abrid los escotillones para que vea bajo la luna
las copas falsas, el veneno y la calavera de los teatros.
12
Keiner schläft.
Doch wenn jemand nachts
Moosüberschuß an den Schläfen hat,
klappt die Versenkungen auf, damit er im
Mondlicht
die falschen Becher sieht und das Gift und
den Totenschädel des Theaters.
2.3. Kaaija Saariaho (geb. 1952): Nuits, adieux (1991/1996) für gemischten Chor
und vier Solisten
Kaija Saariaho (geboren am 14. Oktober 1952)
ist eine finnische Komponistin mit internationaler
Reputation, die vor allem durch ihre
elektroakustischen
Kompositionen
bekannt
wurde.
Zunächst studierte sie in Helsinki Kunst, Design
und Musikwissenschaft, da sie als Frau für sich
keine berufliche Perspektive als Komponistin
sah. Trotzdem folgte ein Kompositionsstudium an der Sibelius-Akademie bei P.
Heininen bis 1981. Nach weiteren Studien in Freiburg bei Klaus Huber und Brian
Ferneyhough zog sie nach Paris, wo sie bis heute lebt und arbeitet.
Saariaho komponierte bereits in den 90er Jahren mit dem Computer und konnte im
IRCAM
(Institut
de
Recherche
et
Coordination
Acoustique/Musique,
Forschungsinstitut für Akustik/Musik, mit gegründet von Pierre Boulez) in Paris ihre
Arbeitstechniken weiterentwickeln. Dadurch entstanden u.a. musikpyschologisch
beforschte Klangexperimente zur Wahrnehmung von Klangfarben. Die Nutzung des
Computers lässt bei ihr aber noch keine Rückschlüsse auf den Stil ihrer
Kompositionen zu, er wird in erster Linie zur Analyse von Klangstrukturen und zur
Formung des Materials verwendet.
Die Zusammenarbeit mit bildenden und darstellenden Künstlern sowie
Schriftstellerinnen bildet ein wesentliches Merkmal ihres Werkes. Kandinskys
Farbenlehre wurde zur Inspiration, mit Übergängen zwischen Vokalen und
Konsonanten experimentieren.
Ihr vielfältiges Schaffen reicht von ühnenwerken (z. . „Amour de loin“ 2000) über
Orchester- und Chorwerke (z. . „ erblendungen“ 1982-84) bis hin zu
elektroakustischer Musik (z. . „Stilleben“ 1987-88 für Tonband, ein radiophones
Werk).
Nuits Adieux (1991/1996) für gemischten Chor und vier Solisten
Das Werk „Nuits Adieux“ wurde ursprünglich 1991 für okalquartett und Elektronik
geschrieben. In ihrem Werk auf Texte von Jaques Roubaud und Honoré de Balzac
spielt Saariaho mit den Möglichkeiten der experimentellen Sprachbehandlung und
lässt die Choristen Textteile singen, flüstern, zischen usw. In der Fassung von 1996,
die auch im Konzert zu hören ist, wurde die Elektronik durch einen gemischten Chor
ersetzt, der die Elektronik gleichsam imitiert. Verschiedene technische Effekte
(Imitation, Echo, Delay, Reverb usw.) wurden in den Part des Chores übertragen.
Das Werk besteht aus zehn korrespondierenden Teilen (Nuit I, Adieux I, Nuit II usw.),
jede Stimmgruppe ist dreifach besetzt (Bsp.: Solo-Sopran, Sopran I, Sopran II).
13
Nuits, adieux
Nächte, Abschiede
Dans l air
s arrache
de la terre
au noir la lumière
et la crache
dans l air
la nuit rêche
jusqu aux bords
des arbres
dans la terre
...
Nuit
tu
es venue
les
lumières
ont poussé
sur
les herbes, les pentes
vidées
de
lumière, les
lumières
sont
devenues
sombres
...
dans l herbe
s attachent
de la terre
au noir les graines les vagues
de la lumière
et les crachent
dans l herbe la nuit réelle jusqu au bord
des arbres
sous la terre
...
In die Luft
steigt das Licht auf
von der Erde
ins Dunkel
und spuckt es
In die Luft.
Herbe Nacht
auf der Erde
bis in die Wipfel
der Bäume.
…
Nacht,
du
bist gekommen,
das
Licht
zog weiter
über
die Wiesen, die Hügel
von denen
das Licht,
wich,
das Licht,
ist
dunkel
geworden
…
Im Gras
Krallen sich die Samen,
wogen des Lichts
an die Erde
im Dunkeln und
spucken sie
ins Gras, dunkle Nacht
bis in die Wurzeln
der Bäume
unter der Erde.
…
Nuit, c est cela
chevelure
de noir révérend la lumière n est
que pour le définir
ainsi
la nuit première précéda la jour
Das ist die Nacht:
Ein dunkler, ehrwürdiger Haarschopf.
Das Licht ist nur dazu da,
sie zu begrenzen.
So wich
Die erste Nacht dem Tage.
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Jaques Roubaud: Échangès de la lumière
(Nächte, „Austausch des Lichtes“)
Adieu, granit, tu deviendras fleur;
adieur, fleur, tu deviendras colombe; adieu
colombe, tu seras femme;
adieu, femme, tu seras souffrance; adieu,
homme, tu seras croyance;
adieu, vous qui serez tout amour
et priére.
Leb wohl, Granit, du wirst eine Blume sein
Leb wohl, Blume; du wirst eine Taube sein;
Leb wohl, Taube, du wirst eine Frau sein;
Leb wohl, Frau, du wirst Schmerz sein;
Leb wohl, Mann, du wirst Glaube sein;
Lebt wohl, die ihr ganz Liebe sein werdet und
Gebet.
Honoré de Balzac:
Sèraphîta (Abschiede)
Hörbeispiel:
www.youtube.com/watch?v=QF8cn8Wm6oo
Aufnahme mit dem Estonian Philharmonic Chamber Orchestra
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Material:
„ he best introduction would be to read the texts have chosen für the piece.“
(Kaaija Saariaho auf saariaho.org)
Das Werk „Nuits, adieux“ wurde zunächst für
okalquartett und Elektronik
geschrieben. Eine fünf Jahre später entstandene Fassung überträgt verschiedene
technische Effekte auf den Part eines gemischten Chores.
Im Vorwort zu ihrer Komposition beschreibt die Komponistin detailliert, wie
verschiedene Textteile gesungen oder gesprochen werden sollen:
flüsternd
Sprechstimme mit viel Luft
Singstimme mit so viel Luft wie möglich
Einatmen ohne Stimme
Ausatmen ohne Stimme
Experimentiert mit aufgenommenen Textteilen (ganze Sätze, einzelne Worte,
einzelne Silben usw.) aus Saariahos Komposition: Nehmt sie digital auf und
berücksichtigt dabei einzelne Vortragsbezeichnungen der Komponistin. Bearbeitet
sie mit digitalen Effekten nach. Vergleicht die Versionen mit und ohne Bearbeitung.
Softwaretipp:
Das
Audiobearbeitungsprogramm
„Audacit “
( reeware:
www.audacityteam.org) bietet verschiedene Möglichkeiten, eine Aufnahme mit
Effekten zu bearbeiten. (Bsp.: Echo, Arbeit mit einem Equalizer, Reverb, Timestretch
usw.)
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2.4. Jukka Linkola (geb. 1955): Mieliteko (1999)
Jukka Tapio Linkola (geboren am 21. Juli 1955) ist ein
finnischer (Jazz-)Pianist, Komponist und Dirigent. Er
studierte von 1972 bis 1980 an der Sibelius-Akademie in
Helsinki (Finnlands einziger Musikhochschule) Klavier und
Komposition. In den 1970er Jahren war Linkola als
Jazzpianist und -komponist, als auch als Bandleader
verschiedener Big Bands tätig. Später wurde er Korrepetitor
und Dirigent am Stadttheater Helsinki. Ab dieser Zeit, die
durch die vielfältige Beschäftigung mit der Opernrepertoire
geprägt war, entstanden auch vermehrt Werke für Singstimmen, Vokalensembles
und Chöre. Seit 1992 arbeitet Jukka Linkola als freischaffender Komponist,
Instrumentalist und „künstlerischer Honorarprofessor“ in Helsinki. Sein
kompositorisches Schaffen ist stilistisch zwischen Jazz, Romantik und
Neoklassizismus angesiedelt. Er schreibt – mit Vorliebe für große Besetzungen Werke für Jazzensembles (vor allem für Bläser, z. . „Konzert für Trompete und
Orchester“ 1988 oder „Suite für lechbläserquintett,“ 1985), Bühnenwerke (z.B.
allett „Ronja Räubertochter“ 1989, Oper „Robin Hood“ 2011), Chorwerke (z.B.
„Primitive Music“ 1998) und auch Kindermusicals (z.B. Max und Moritz 1987).
Mieliteko (1999)
„Mieliteko“ ist ein fünfsätziges Werk, das durchgängig achtstimmig (SSAATTBB)
gesetzt ist und dem Vokalensemble „Tallalle“ gewidmet wurde. Textgrundlage sind
verschiedene traditionelle finnische Gedichte und Lieder, die von Jukka Linkola in
seinem besonderen „Personalstil“ vertont werden. Er verwendet zeitgenössische
Techniken, die zusammen mit Elementen des Jazz (5/4-Takte, Synkopen, blue
notes) eine besondere Verbindung eingehen.
Satzfolge:
1. Mieliteko (Begehren)
2. Punapaula, (Rotes Band)
3. Lintu (Der Vogel)
4. Jäniksen joulu (Ein Kaninchen zu Weihnachten)
5. Iltalaulu (Abendlied)
Coda ad libitum
Hörbeispiel:
https://www.youtube.com/watch?v=dTtR0hPR59I
Aufnahme mit dem Kammerchor „CONSONO“
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Material:
Interview mit Jukka Linkola (per Mail geführt im Mai 2016)
Dear Jukka, you are a jazz-pianist , –composer and bandleader, but an accompanist
and (opera-)conductor as well. How does this fit?
Hello, my main work has been for 15 years as composer. Today I have the state
"Artistic Professorship" as a composer. Mainly it meens today music for symphony
orchestras (14 concertos 11 operas etc). In early days I really worked a lot with jazz
and I was working as the main conductor in the biggest theatre in Finland, Helsinki
City Theatre. There my main work was the boss of the music department.
I never got any problems in stylistic littlethinking. Only heart gives the beat to my
musical future, not theory so much.
In your work we can find titles as “Ronja Räubertochter”, “Robin Hood” or “Max und
Moritz”. What do you think is special about composing for young people?
It is the one of my main idioms. I have three grandchildren...it will be continuing.
Young generation, it is the future!
“Mieliteko” is a collection of five pieces called Mieliteko, Punapaula, Lintu, Jäniksen
Joulu and Iltalaulu. Can you tell us about the impuls to compose this pieces?
Absolutely some Finnishs folk songs, and the huge melodic mood in folk music
generally. Also the stories are interesting: nature, social problems, sadness,
tragedies, lonelyness. Very common stories allover today!
What are this finnish traditional pieces about? What’s “typical finnish” in them?
Maybe the melancholy and the rhythm are the most original basis. In Kalevala most
original poems were sang in 5/4, which makes the rhythm floating nicely.
The Kalevala language is unbelieveble rich, and it‘s not understood by young people
well today. I have studied it very much. Kalevala is a huge Epos!
But we can hear blue notes, jazz-rhythms, clusters…
Yes, of course I love to use my backround very openmindly! In those days I was
really thinking listening more jazzharmony. (It happens still, sometimes, I love jazz! It
is bulit in to my computer.
Thanks,
Jukka
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2.5. Riikka Talvitie (geb. 1970): Kuun kirje (2003)
Riikka Talvitie (geboren am 13. September 1970)
ist eine finnische Oboistin, Komponistin und
Musikpädagogin. Nach ihrem Abschluss an der
Sibelius-Akademie 1997 und einem einjährigen
Studienaufenthalt am IRCAM (Institut de
Recherche et Coordination Acoustique/Musique,
Forschungsinstitut
für
Akustik/Musik,
mit
gegründet von Pierre Boulez) arbeitet sie heute
hauptsächlich als „freelancer“. Ihr Interesse an spartenübergreifendenden
künstlerischen Produktionen wird durch die Zusammenarbeit mit finnischen
Schriftstellern und bildenden Künstlern deutlich. Kammermusik und Vokalmusik
(Sologesang und mehrstimmige Vokalmusik) bilden die Schwerpunkte im Schaffen
der Komponistin. In ihrem Werk schimmert oft ein hintergründiger Humor durch, was
sich schon an Titeln wie „Kivi, sakset, paper („Schere, Stein, Papier“, 2002) für
Kammerensemble oder „Luonnonoikku“ („Laune“, 2002) für ioline und Elektronik
ablesen lässt.
Das achstimmige Werk ‚Kuun kirje‘ verarbeitet ein Gedicht von Eeva-Liisa Manner
(1921-1995, Dichterin und Übersetzerin, ein der Gründerinnen des finnischen
Modernismus). Die Uraufführung des Werke „Kuun kirje“ fand 2003 aus Anlass des
zehnjährigen ubiläums des okalensembles „Lumen valo“ statt.
Riikka Talvitie verbindet leichte, belebte Abschnitte mit statischen, langsam
ansteigenden Sequenzen in unterschiedlichen „ esetzungsstärken.
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Kuun kirje
Luulin että kuistille oli heitetty kirje,
mutta se oli vain kuun kajoa.
Minä poimin valoa lattialta.
Miten kevyt se oli, kuun kirje,
ja kaikki taipui, kuin rauta, tuolla puolen.
Eeva-Liisa Manner
The letter of moon
I thought that a letter was thrown on the verandah
but it was only moonshine.
I picked light from the floor.
How light it was, the letter of moon,
and everything was bending, like iron, beyond.
translated by composer
Mondbrief
Ich dachte, auf die Veranda
wäre ein Brief geworfen worden,
aber es war nur der Schein des Mondes.
Ich hob Licht vom Boden auf.
Wie leicht er war, der Brief des Mondes,
und alles gab nach, wie Eisen, jenseits.
Übersetzung: Stefan Moster
Auszüge aus „ ondgedichten“
Im Internet sind viele Sammlungen von Gedichten zu finden, die sich thematisch mit
dem Mond beschäftigen. Als eispiel sei die Sammlung „Mondgedichte. on der
Empfindsamkeit bis zur Gegenwart“ (siehe Quelle) von Ulrich ormbaum genannt.
Diese unterschiedlichen Textgrundlagen können Grundlage experimenteller
Improvisations- und Kompositionsprozesse werden.
Ideen zu Improvisationsmodellen liefert ein Beitrag vom Schott-Verlag, der
verschiedene Zugangsweisen bündelt (siehe Quelle)
Eeva-Liisa Manners „Mondbrief“ ist als „Naturl rik im 20. ahrhundert“ gut geeignet,
Improvisationen in zeitgenössischer Tonsprache zu entwickeln, bei denen die
Rezitation des Gedichtes integraler Bestandteil ist. Riikka Talvitie arbeitet in ihrer
Komposition mit Textfragmenten, die sie in verschiedenen Stimmkombinationen
immer neu arrangiert. Dadurch entsteht ein mancherorts minimalistisch anmutender
Klangteppich. Gerade diese Technik kann bei einer Bearbeitung des Gedichtes
erprobt werden, bei der zum Beispiel Textteile in finnischer und deutscher Sprache
miteinander verwoben werden.
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Quelle:
www.vormbaum.net/index.php/latest-downloads/gedicht-des-monats/3408-mondgedichte-von-derempfindsamkeit-bis-zur-gegenwart/file
Gedichtsammlung zum Thema „Mond“
http://www.schott-musikpaedagogik.de/de_DE/material/sekundarstufe/nsp/impro/index.html
Beiträge zum instrumentalen und vokalen Musizieren in der Schule
3. Finnische Vokalmusik für junge Chöre
Die folgenden Lieder und Chorsätze eignen sich, die Welt der finnischen (Chor-)
Musik kennenzulernen. Die Titel liegen alle mit deutscher Übertragung vor und
reichen vom einstimmigen Volkslied bis zum vier- bis sechsstimmigen Chorsatz.
Tuoll‘ on mun kultani. In: recht, Klaus und Kalmer, Stefan (Hg.): unisono. Das
Liederbuch. Leipzig 2005, S. 96ff.
Einstimmiges finnisches Volkslied mir deutscher Übertragung
Ja dan duia. In: Suttner, Kurt u.a. (Hg.): Chor aktuell international. Kassel 2008, S. 67
Finnischer Kanon von Soili Perkiö
Kesäilta. Ebd., S.70ff.
„Sommerabend“, Vierstimmiger Satz mit Solo von Ahti Sonninen
Aamulla varhain. Ebd., S. 72
Vier- bis sechsstimmiger Satz von Jaakko Hulkkonen
Väinämöisen rukous. Ebd., S. 138
Vierstimmiges Chorlied von Heino Kaski (Väinämöisen ist die Hauptfigur der
„Kalevala“)
Kävelin kesäillalla. In: Brecht, Klaus u.a. (Hg.): chorissimo. Chorbuch für die Schule.
Stuttgart 2008, S. 232ff.
Dreistimmiger Satz (SAM) über ein finnisches Volkslied
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4. Literatur und Internetquellen
Hofmann, Trudelies (Hg.): Kanteletar: alte finnische Volkslyrik. München 1997
Iltti, Sanna: Saariaho, Kaija. In: Finscher, Ludwig (Hg.): Die Musik in Geschichte und
Gegenwart, 2. Auflage, Kassel u.a. (1994-), Personenteil Band 14, Sp. 733ff.
Lönnrot, Elias: Kalewala. Das finnische Epos. Übersetzt und mit einem Nachwort von
Gisbert Jänicke. Salzburg und Wien 2011
Lorca, Federico García: Dichter in New York. Poeta en Nueva York. Übertragung und
Nachwort von Martin von Koppenfels. Frankfurt am Main 2000
Mäkelä, Tomi: Art. Sibelius, Jean. In: Finscher, Ludwig (Hg.): Die Musik in
Geschichte und Gegenwart, 2. Auflage, Kassel u.a. (1994-), Personenteil Band 15,
Sp. 713ff.
Mäkelä, Tomi: Saariaho, Sibelius und andere. Neue Helden des neuen Nordens.
Hildesheim 2014
Manner, Eeva-Liisa: Die Welt ist eine Dichtung meiner Sinne: Gedichte, finnisch und
deutsch. Ausgewählt und übertragen von Ingrid Schellbach-Kopra und Stefan
Moster. Eisingen 1996
Oramo, Ilkka: Art. Finnland. In: Finscher, Ludwig (Hg.): Die Musik in Geschichte und
Gegenwart, 2. Auflage, Kassel u.a. (1994-), Sachteil Band 3, Sp. 488ff.
Schellbach-Kopra, Ingrid (Hg.): Still wie Licht in windloser Gegend: Lyrik aus
Finnland. Karlsruhe 1977
Sivuoja-Guaratnam, Anne: Rautavaara, Einojuhani. In: Finscher, Ludwig (Hg.): Die
Musik in Geschichte und Gegenwart, 2. Auflage, Kassel u.a. (1994-), Personenteil
Band 13, Sp. 1320ff.
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Internetquellen
www.sibelius.fi
Eine umfassende Darstellung von Leben und Werk des Komponisten in deutscher
Sprache
www.musicfinland.fi
Eine umfassende Webseite, die finnische KomponistInnen und deren Werke vorstellt
www.fmq.fi
Finnish Music Quartely
www.riikkatalvitie.com
Webseite der Komponistin Riikka Talvitie
www.saariaho.org
Webseite der Komponistin Kaaija Saariaho
5. Abbildungsverzeichnis
Portrait Jean Sibelius: Daniel Nüblin (www.wikipedia.de)
Portrait Einojuhani Rautavaara: Clestur (www.wikipedia.de)
Portrait Kaaija Saariaho: Prisca Ketterer (www.polarmusicprize.org)
Portrait Riikka Talvitie: Maarit Kytöharju (www.riikkatalvitie.com)
Portrait Jukka Linkola: privat
Abrufdatum jeweils 10.05.16
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