M 014/2009 VOL 13. Mai 2009 VOL C Motion 0899 SP
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M 014/2009 VOL 13. Mai 2009 VOL C Motion 0899 SP
M 014/2009 VOL 13. Mai 2009 VOL C Motion 0899 SP-JUSO (Zryd, Adelboden) Weitere Unterschriften: 9 Eingereicht am: 19.01.2009 Mehr Arbeitsplätze - Wirtschaftlicher Nutzen des Sports im Kanton Bern Der Regierungsrat wird aufgefordert, die wirtschaftliche Bedeutung des Sports im Kanton Bern in einem Bericht dem Parlament vorzulegen. Weiter ist abzuklären, welche sportlichen Grossanlässe wie Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und andere im Kanton Bern attraktiv und durchführbar wären. Die nötigen Massnahmen sind allenfalls zu ergreifen. Begründung: Die Ermittlung der Wertschöpfungs- und Beschäftigungswirkung des Sports sowie dessen Beitrag zum Bruttoinlandprodukt und zur Gesamtbeschäftigung der Schweiz wurden im Jahr 2007 vom Bundesamt für Sport (Allgemeine Sport- und BewegungsförderungWirtschaft) vorgelegt.1 Die Studie zeigte auf, dass das Gesamtsystem Sport eine Bruttowertschöpfung von 8020 Mio. CHF. erwirtschaftet hat und so insgesamt 80’300 Arbeitsplätze (Vollzeitäquivalente) bereitstellen konnte. Der Umsatz betrug 15100 Mio. CHF. Alleine der Sport leistete einen Beitrag von 1.8 Prozent zum Bruttoinlandprodukt und 2.5 Prozent zur Gesamtbeschäftigung der Schweiz. Der Sporttourismus trägt den grössten Anteil der Bruttowertschöpfung des Gesamtsystems Sport bei. Ähnlich bedeutend sind die Sportanlagen. Aber auch Sportverbände- und Vereine, sowie der gesamte Sporthandel tragen zur gesamten Bruttowertschöpfung bei. Die Wertschöpfung des Sports liegt rund 50 Prozent höher als jene der Land- und Forstwirtschaft oder des gesamten Verlags- und Druckgewebes. In einer ähnlichen Grössenordnung wie bei der Sportwirtschaft liegt der BIP- Anteil bei der Nahrungsmittel-, Getränke- und Tabakindustrie. In Anbetracht dieser Fakten, sollte sich der Kanton Bern in der Querschnittsbranche „Sport“ fit machen. Das bedingt vorerst eine Analyse des Ist- Zustandes und eine Abklärung von allfälligen Möglichkeiten. Grossanlässe wie eine Euro oder eine Eishockey-WM sollten weiterhin im Auge behalten werden. Das gilt selbstverständlich auch für die Top Sportanlässe; Fis Weltcup Adelboden und Wengen, das Allianz Swiss Open und die Swatch FIVB World Tour in Gstaad. Es wird Dringlichkeit verlangt. 1 Die Studie stellt eine Momentanaufnahme für das Jahr 2005 dar. Abgelehnt: 26.01.2009 2 Antwort des Regierungsrates Die Motion verlangt in Punkt 1 einen Bericht zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Sports. In Punkt 2 verlangt sie Abklärungen über die Möglichkeit, Grossveranstaltungen im Kanton Bern durchzuführen. Der Regierungsrat kennt die in der Motion erwähnte Studie „Sport und Wirtschaft Schweiz. Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der Schweiz“ (2007): Sie ist nicht bloss eine Momentaufnahme, sondern enthält grundlegende Auswertungen und Aussagen zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sports. Die Studie beruht zwar auf Zahlen aus dem Jahr 2005, aber die grundsätzlichen Aussagen sind nach wie vor aktuell. Die Motion verlangt eine entsprechende Studie für den Kanton Bern. Dies wäre voraussichtlich mit einem Aufwand von über 100'000 Franken verbunden. Dafür sind die Mittel in Voranschlag und Finanzplan nicht enthalten. Der Regierungsrat lässt die wirtschaftliche Entwicklung laufend beobachten und die Zahlen alle zwei Jahre in einem Lagebericht auswerten. Die Entwicklung ab 2006 kann deshalb aufgrund des Berichts zur Wirtschaftslage (www.be.ch/wirtschaftsdaten) ohne allzu grossen Aufwand abgeschätzt werden. Weitere Informationen lassen sich bestehenden Studien entnehmen. So macht der Schlussbericht zu den Aufwänden des Kantons Bern im Rahmen der Durchführung der EURO 2008 unter dem Titel „Ökonomische Nachhaltigkeit“ (Abschnitt 6.4, Seite 14/30) Aussagen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Grossanlasses: Gesamtschweizerisch wurde ein Gesamtumsatz von ca. 1,5 Milliarden und eine Bruttowertschöpfung von 870 Millionen Franken erzielt. Die EURO 2008 leistete demnach einen Beitrag zum BIP der Schweiz von 0,18 Prozent. Obschon die erwähnte Studie keine detaillierten Aussagen zu den einzelnen Host Cities macht, kann festgehalten werden, dass der kurzfristige wirtschaftliche Nutzen des Grossanlasses EURO 08 messbar und ausgewiesen ist. Eine umfassendere Analyse müsste auch den mittel- und langfristigen Nutzen sowie die Kosten darstellen. Der Regierungsrat erachtet es für den Kanton Bern als sinnvoll, auf der Basis bestehender Studien Auswertungen zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Sports im Kanton Bern vorzunehmen. Im Sinne eines vertretbaren Kosten-Nutzen-Verhältnisses sollte aber auf die Erarbeitung einer eigenständigen Studie verzichtet und die Ergebnisse im Rahmen bestehender Berichte, beispielsweise mit dem Bericht zur Wirtschaftslage 2011 des beco Berner Wirtschaft, veröffentlicht werden. Der Regierungsrat ist deshalb bereit, Punkt 1 der Motion im erwähnten Sinne als Postulat entgegenzunehmen. Der Kanton Bern setzt sich bereits heute auf verschiedenen Ebenen für den Sport ein: • • • Vollzug von Jugend und Sport (J+S) nach den Vorgaben des Bundes, Umsetzung des kantonalen Sportleitbildes aus dem Jahre 2004 (z.B. Bewegungsprojekte „TALENT EYE“, „HIPFIT“ sowie „go for 5“), Koordination und Unterstützung von lokalen Bewegungs- und Sportnetzen. Das Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär BSM (Polizei- und Militärdirektion) setzt dafür 750 Stellenprozente ein und richtet Beiträge von insgesamt 6,5 Millionen Franken aus. Davon sind 6,1 Millionen Franken Bundesbeiträge. Ausrichtung von Beiträgen für den Bau und Unterhalt von Sportanlagen, für die Anschaffung und Reparatur von Sportmaterial, für Sportanlässe und für das Kurswesen der Sportverbände. Die jährlichen Beiträge aus dem Sportfonds (Polizeiund Militärdirektion) für den Bau von Sportanlagen belaufen sich auf 6 bis 8 Millionen Franken, womit Gesamtinvestitionen von ca. 30 Millionen Franken ausgelöst werden. Die Gemeinden des Kantons Bern planen in den Jahren 2008 bis 2012 Investitionen in Sportbauten in der Höhe von ca. 350 Millionen Franken. Unterstützung von Unternehmen aus dem Sportbereich. So hat der Kanton Bern mit dem Verkauf von Land dazu beigetragen, dass die Intersport-Gruppe ihren Firmensitz 3 im Kanton Bern beibehalten und ausgebaut hat. Die Gruppe beschäftigt in Bern über 100 Personen und ist mit 4'700 Fachgeschäften in 29 Ländern der weltweit führende Sportartikelhändler. Veranstaltungen wie die EURO 2008 oder die Eishockey Weltmeisterschaft 2009 werden als Plattform genutzt, um Werbung für den Standortkanton zu machen, sei es gegenüber der Wirtschaft oder als Reiseziel für den Tourismus. Das BSM unterstützt Organisationskomitees von internationalen und nationalen Grossanlässen mit koordinierten Einsätzen des Zivilschutzes. Die Einsatzkosten werden von Bund und Kanton gemeinsam getragen. Im Jahr 2008 wurden für die Ski World Cups Adelboden und Lauberhorn sowie die EURO 2008 insgesamt 630'000 Franken aufgewendet. Davon waren 365'800 Franken Kantonsbeiträge. Der Aufbau von Veranstaltungen, die künftig regelmässig im Kanton Bern stattfinden, oder die Bewerbung für die Durchführung grosser Veranstaltungen können gestützt auf das Tourismusentwicklungsgesetz2 gefördert werden. Ergänzend können Mittel des Lotterieund des Sportfonds eingesetzt werden, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind. Sportliche Grossveranstaltungen haben positive volkswirtschaftliche Effekte auf zwei Ebenen: Sie sind in erster Linie ein wichtiges Instrument zur Profilierung und zur Imagewerbung. Zudem können sie zusätzliche Nachfragen auslösen, die direkt zur Wertschöpfung im Kanton Bern führen. Dies ist vor allem bei Veranstaltungen der Fall, die regelmässig im Kanton stattfinden. Der Regierungsrat misst deshalb der Förderung von Veranstaltungen gestützt auf das Tourismusentwicklungsgesetz grosse Bedeutung zu. Der Kanton Bern hat beispielsweise mit einer Starthilfeberatung dazu beigetragen, dass sich der Jungfrau-Marathon zu einem wichtigen Anlass im Sportkalender entwickeln konnte. Auch die Bewerbung um internationale Anlässe kann der Kanton Bern in einer frühen Phase unterstützen, damit die Chancen des Kantons steigen, für solche Veranstaltungen den Zuschlag zu erhalten. Dazu arbeitet der Kanton eng mit den Orten zusammen, die für die Durchführung solcher Veranstaltungen in Frage kommen. Eine starke Verankerung im Ort ist die Grundlage für jede erfolgreiche Bewerbung. Ohne eine solche Verankerung kann die Veranstaltung nicht durchgeführt werden. Die Zusammenarbeit des Kantons mit der Stadt Bern für die EURO 2008 und für die Eishockey-Weltmeisterschaft sind positive Beispiele dafür. Die Förderung bedeutender Veranstaltungen im Kanton Bern gehört also zu den Aufgaben, die der Kanton Bern mit dem Tourismusentwicklungsgesetz bereits heute wahrnimmt. Es kann nicht ein für allemal festgelegt werden, welche Veranstaltungen, namentlich Grossanlässe wie Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften, für eine Durchführung im Kanton Bern in Frage kommen. Dies ist von zahlreichen Faktoren abhängig wie dem letzten Durchführungsort oder der Möglichkeit eines Sportverbands, einen Grossanlass zu organisieren. Deshalb ist eine ständige Beobachtung der Situation erforderlich. Diese Aufgabe kommt in erster Linie den Sportverbänden und den touristischen Destinationen zu und wird heute bereits wahrgenommen. Das Bundesamt für Sport (BASPO) erarbeitet bis 2010 im Auftrag des Bundesrats eine Strategie, wie die Zusammenarbeit zwischen Organisatoren, Sportverbänden und der öffentlichen Hand bei bedeutenden Sportanlässe in Zukunft besser organisiert werden kann. Diese Strategie wird auch die Grundlage für die künftige Zusammenarbeit im Kanton Bern sein. Nicht vergessen werden darf, dass Sport neben der wirtschaftlichen (finanziellen) Bedeutung auch Teil der Gesundheitsförderung ist, aber auch Identitätsstiftung und Integration in unsere Gesellschaft fördert. Antrag: Annahme als Postulat An den Grossen Rat 2 Tourismusentwicklungsgesetz vom 20. Juni 2005 (TEG; BSG 935.211)