Bass Professor 2009-2

Transcrição

Bass Professor 2009-2
T E S T:
IBANEZ
Scheibe, die auf der Halsschraube befestigt ist,
AT K 3 1 0
einem Schraubendreher oder ähnlichem Einstell-
folgt von der Korpusseite. In einer relativ großen
befinden sich kleine Löcher. So kann man mit
arbeiten vornehmen. Eine Weiterentwicklung des
1995 tauchte das Modell ATK 300 erstmals im Ibanez-Katalog auf. Schnell
klassischen Humbuckers stellt der Tonabnehmer
entwickelte sich der Bass, der nicht nur optisch an einen Music Man
dar. Wir haben es hier mit einem Dreispuler zu
Sting ray erinnert, zu einem modernen Klassiker. Zwischen 2004 und 2006
war er nicht im Programm, danach wurde er wegen der großen Nachfrage
tun, dessen Verschaltung mittels eines Dreifachwahlschalters gewählt werden kann. In Position 1
ist die halsseitige Spule aktiv, allerdings verschal-
wieder aufgelegt, jedoch dieses Mal in Indonesien produziert. Wir nehmen
tet mit der mittig liegenden Dummyspule, was
die Vorstellung des Modellupdates ATK 310 zum Anlass, diesen Bass in
einen brummfreien Singlecoilsound ermöglicht
viersaitiger Ausführung mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Dazu kommt noch eine Bedämpfung der Höhen
durch einen Kondensator. Diese Stellung wird
Dieses Update unterscheidet sich durch ein Palisandergriffbrett und in der
„Traditional“ genannt. In Position 2 entfällt diese
Farbgebung vom Original.
Dämpfung, es ist aber immer noch der Singlecoil
von vorhin aktiv. In Position 3 sind nun die beiden
äußeren Spulen parallel geschaltet, so sollte man
Technische Merkmale
also dem Stingray-Sound am nächsten kommen.
■ Eschebody
Es finden sich außer einem Lautstärkeregler noch
■ Hals geschraubt, drei Streifen Ahorn
die drei Potis des Equalizer im Bedienfeld. Das
■ Palisandergriffbrett
E-Fach wurde mehr oder weniger sauber mit
■ ATK Triple Coil-Pickup
Grafitlack ausgepinselt, der Deckel mit Alufolie
■ Elixir-Saiten
beklebt. Die Verschlussschrauben greifen direkt
ins Holz. Anders beim separaten Batteriefach.
Konstruktion/
Verarbeitung
Hier laufen die Schrauben in Gewindehülsen, was
ATK steht schlicht für „Attack“. Auf der Basis
dings bringen sehr passgenaue Komponenten
des Music Man Stingray-Basses haben die Inge-
manchmal auch Nachteile mit sich. So auch dieser
nieure von Hoshino Gakki, dem Mutterkonzern
Deckel, den man ohne Zuhilfenahme von Finger-
der Marke Ibanez, einen Bass entwickelt, der in
nagel, Plektrum oder Messer gar nicht aus seiner
einigen wesentlichen Merkmalen seinem Vor-
versenkten Position entfernen kann.
in der Praxis für schnellen Zugriff gut ist. Aller-
bild gleicht. Anderswo wurden aber neue Wege
Die Brücke verfügt über eine enorm große
beschritten und der Klassiker modernisiert. Sieht
Grundplatte, die gleichzeitig als Pickuprah-
man von einem Instrument aus einem „Starter-
men fungiert. Die dadurch wesentlich erhöhte
Pack“ ab, ist mir noch kein einziger Ibanez Bass
Kontaktfläche zum Body unterstützt eine gute
untergekommen, der nicht vorbildlich verarbei-
Schwingungsübertragung. Eine Seitenführung ist
tet gewesen wäre. So finde ich auch bei diesem
durch zwei gestanzte Rillen gegeben, in denen
Modell nur bei sehr genauem und pingeligen
die äußeren Höhenverstellschrauben der Reiter
Hinsehen ein paar Kleinigkeiten, die man hätte
laufen. Zwei Möglichkeiten gibt es für die Saiten-
besser machen können. Doch dazu später mehr.
halterung. Entweder man fädelt diese von hinten
Das Korpusholz Esche ist im Bassbau kein un-
durch den Body oder man hängt sie von oben
bekanntes Material, auch mein alter Stingray
im Grundblech ein. Ein kleiner Hohlraum darun-
besteht aus diesem Holz. Anders als dieser hat
ter sorgt für ausreichend Platz. Wie alle Ibanez-
der ATK einen dreistreifigen Hals. So wird die
Bässe ist auch der ATK mit den sehr guten Elixir-
Steifigkeit erhöht, da sich die Lagen gegenseitig
Saiten bestückt, als Zubehör bekommt man vom
sperren. Aufgeleimt wurde ein Palisandergriff-
deutschen Vertrieb ein Gigbag und einen Gurt
brett, welches mit 22 Jumbobünden versehen
dazu. Sehr schön!
wurde. Am Übergang zum Headstock ist das
Material verdickt, um die Bruchgefahr zu mini-
Fazit
mieren. Die Kopfplatte ist leicht abgewinkelt,
Als ich den empfohlenen Verkaufspreis dieses
aber nicht angesetzt. Hier bin ich erstaunt, hätte
Modells hörte, war ich zum wiederholten Male
ich doch in dieser Preisklasse eine Material spa-
beeindruckt von der enorm hohen Qualität, die
rendere Methode vermutet. Auf dieser sind vier
Ibanez für solch einen Preis anbietet. Das Zube-
großflügelige Mechaniken montiert, die keinen
hör trägt ebenfalls zum sehr positiven Eindruck
Namenszug tragen, aber den Schaller BM ähneln.
bei.
Fünf Schrauben halten den Hals fest in der exakt
gefrästen Tasche. Der Zugang zum Trussrod er-
60 B A S S P R O F E S S O R
Handling/
Bespielbarkeit/
Service
Fazit
it!“ Der Equalizer arbeitet sehr effektiv. Dreht
Ein massiver Bass, der die Marschrichtung vor-
man beispielsweise die Höhen leicht dazu, kann
gibt. Wer sich mit den Gegebenheiten anfreun-
man Fleas Slaplinien bei den Chili Peppers ziem-
Mit seinen 4,8 kg zieht der ATK schon ganz or-
det, findet im ATK ein Instrument mit guter Be-
lich authentisch nachspielen. Feinere Slapsounds
dentlich an der Schulter. Allerdings hat die mas-
spielbarkeit und praxistauglichen Details.
im Stil von Marcus Miller sind dagegen nicht zu
sige Bauweise in Sachen Handling einen klaren
erzielen. Somit ist dieses Instrument keine Meis-
Vorteil: Der Bass hängt einfach felsenfest. Kopf-
Klang
terleistung in Sachen Flexibilität, wohl aber ein
lastigkeit ist kein Thema und auch Bassisten,
Da dieser Bass im Gegensatz zum ATK 300 über
wirklich überzeugender, mächtiger Bass für
die beim Spiel einen starken Bewegungsdrang
ein Palisandergriffbrett verfügt, ist natürlich ein
Freunde der härteren Gangart.
haben, finden in dem ATK einen zuverlässigen
direkter Vergleich angesagt. Und der 310 wirkt in
Partner, der immer an der richtigen Stelle ist. Dass
der Tat einen Hauch weniger offensiv und eine
Fazit
der Bass eher etwas für die weniger zarten Ge-
Idee verhaltener als der 300. Es geht aber wirklich
Druckvoll und souverän tönt der ATK. PU-Wahl-
müter ist, macht auch der massive Hals klar. Mit
nur um Nuancen.
schalter und Elektronik machen diverse Variationen des mächtigen Grundthemas möglich.
einem Stringspacing von 11,5 mm am Sattel und
Als erstes nehme ich mir die Schaltposition vor,
19 mm am Steg hat man genügend Platz um fett
in der die beiden Spulen parallel geschaltet sind.
abzurocken. Speziell beim Slappen und Plekspiel
Und was soll ich sagen: Das Kürzel „ATK“ für
Kommentar
gefällt mir der Saitenabstand richtig gut. Ersteres
„Attack“ ist trefflich gewählt. Der Sound kommt
Die Ibanez-Modellpalette bietet für jeden Ge-
geht aufgrund des Schlagbrettes und des dadurch
mit ordentlicher Wucht aus dem Lautsprecher.
schmack etwas. Mit dem ATK werden die Freunde
verkleinerten Abstandes zur Decke richtig gut von
Dabei ist eine gewaltige Präsenz der tiefen Mitten
der robusteren Klänge feinstens versorgt. Nicht
der Hand. Bei den Pops berührt der Finger immer
zu hören. Die Höhen werden dagegen etwas wei-
umsonst basiert das Signature-Modell des Slip-
das Material. Ich finde es wichtig, dass man auch
cher gezeichnet. Wer es in diesem Bereich härter
knot-Bassisten Paul Grey auf diesem Bass. Die
während des Spiels durch schnelle Bewegun-
und deutlicher mag, hat das mit einem Griff zum
Performance des ATK 310 überzeugt auf ganzer
gen die Regler bedienen kann. Die Anordnung
entsprechenden Regler schnell erledigt.
Linie. Der Preis geht dafür mehr als in Ordnung.
hier ist dafür perfekt. Der Volumenknopf liegt
In der mittleren Schaltposition wirkt der Klang
weit genug von den anderen weg, so dass man
offener und freier. Die Höhen können sich hier
nicht ungewollt Einstellungen verändert. Der PU-
besser entfalten, weshalb die Bezeichnung
Wahlschalter liegt etwas rechts außen, auch der
„Bright“ durchaus Sinn macht. Legt man den
wird nicht eben mal so verstellt. Seltsamerweise
Schalter ganz nach vorne, werden die Höhen wie-
Hersteller/Made in
Ibanez/Indonesien
ist bei den Reglern unterschiedliche Gängigkeit
der eine Spur zurückgenommen, was den Sound
Modell
ATK 310
festzustellen. Der Bassregler läuft deutlich schwe-
wieder samtiger werden lässt. Dabei ist aber die
Mensur
34" (86,4 cm)
rer als der Rest. Na ja, irgendwas ist ja immer.
Kompression aus Stellung 1 nicht zu hören. Es
Halsbreite
Sattel
43 mm
12. Bund 57 mm
Stringspacing
Sattel
Steg
Halsdicke
1. Bund 22 mm
12. Bund 24 mm
Anzahl der Bünde
22
Regler
Volume, Bass, Mitten,
Höhen, PU-Wahlschalter
Wer mit dem vorgegebenen, vorhin erwähn-
sind also nur durch Veränderung der Schaltstel-
ten, Saitenabstand nicht klar kommt, sollte sich
lung des Tonabnehmers drei Klangvariationen ab-
ein anderes Instrument suchen, denn die Bridge
zurufen, die prima funktionieren. Durch die Kon-
ist „nur“ zweidimensional verstellbar. In dieser
struktion die Grundauslegung druckvoll und sehr
Preisklasse fürwahr keine Seltenheit. Werksein-
kräftig, was vielen Bassisten im Rockbereich bes-
stellung und Abrichtung werden von Vertriebs-
ser gefallen dürfte als in der Pop- oder Soulab-
seite immer nochmals gecheckt und nötigenfalls
teilung.
Ove Bosch
Maße/Daten
11,5 mm
19 mm
nachgearbeitet. Hier gibt es nichts zu bemängeln,
Spielt man Linien von Rage against the Ma-
Batterie
9V
selbst bei weit teureren Instrumenten findet man
chine oder Audioslave mal probeweise durch,
Zubehör
Gigbag, Gurt, Werkzeug
im Laden häufig nicht eine solch gute Justage.
gehen sofort die Lampen an: „Hell yeah, that’s
Preis
ca. EUR 558,–
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