Fairness im Fussball - Martin-Luther-Universität Halle

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Fairness im Fussball - Martin-Luther-Universität Halle
Fairness im Fußball: Zusammenhänge mit Gerechtigkeitsmotiv und
Ungerechtigkeitserfahrungen
Mario Herrmann, Claudia Dalbert and Oliver Stoll
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Herrmann, M., Dalbert, C. & Stoll, O. (2008). Fairness im Fußball: Zusammenhänge mit
Gerechtigkeitsmotiv und Ungerechtigkeitserfahrungen. Zeitschrift für Sportpsychologie, 15,
1-13
This article does not exactly replicate the final version published in the journal Zeitschrift für
Sportpsychologie. It is not a copy of the original published article and is not suitable for
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Prof. Dr. Claudia Dalbert, Institut für Pädagogik, Martin-Luther-Universität HalleWittenberg, Franckesche Stiftungen, 06099 Halle/Saale; Telefon: +49-345-5523811; Fax:
+49-345-5527135; e-mail: [email protected]
Fairness im Fußball
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Zusammenfassung
In einer Fragebogenstudie an 117 Fußballspielern aus 14 Fußballvereinen wurden individuelle
Unterschiede in der Fairness im Fußball untersucht und die Hypothese getestet, dass Fairness
im Fußball sowohl auf intuitiver als auch auf kontrollierter Ebene durch das Streben nach
Gerechtigkeit (Gerechtigkeitsmotiv) erklärt werden kann. Hierbei wurde zwischen der
Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen (zu formeller Unfairness) sowie zu informeller
Fairness unterschieden. Beide Dispositionen konnten durch das Gerechtigkeitsmotiv sowie
durch Gerechtigkeitserfahrungen mit Schiedsrichtern erklärt werden und das
Gerechtigkeitsmotiv hing positiv mit Gerechtigkeitskognitionen bezüglich Schiedsrichter,
Trainern und Mannschaftskameraden zusammen. Regelverstöße wurden jedoch ausschließlich
durch Gerechtigkeitserfahrungen mit Schiedsrichtern aufgeklärt. Leistungsmotiv und
Tabellenposition sowie Gerechtigkeitserfahrungen mit Trainer und Mannschaftskameraden
konnten wenig zur Erklärung beitragen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der
Gerechtigkeitsmotivtheorie und Überlegungen zu Bedeutung des Exklusionsempfindens
diskutiert.
Schlüsselwörter: Fußball, Fairness, Gerechtigkeitsmotiv
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Abstract
To understand individual differences of fairness in soccer games, we conducted a
questionnaire study with 117 soccer players from 14 teams and tested the hypothesis that
fairness in soccer games can be explained by striving for justice (justice motive) on an
intuitive and also on a controlled level. We differentiated between the willingness for
informal fairness and for tactical fouls (for formal unfairness). Both dispositions could be
explained by the justice motive and justice experiences with referees and the justice motive
was positively associated with justice judgments regarding referees, trainers, and team-mates.
Breach of rules could only be explained by referees' fairness, however. Achievement motive,
chart position or justice experiences with trainer and team-mates only marginally explained
fairness. This pattern of results is discussed within the framework of justice motive theory and
social exclusion.
Key words: soccer, fairness, justice motive
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Mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen wie Fair geht vor richtet der FußballWeltverband (FIFA) regelmäßig seinen Appell zu mehr Fairness an Sportler, Betreuer,
Funktionäre und Zuschauer. Trotz derartiger Kampagnen scheinen Anspruch und
Wirklichkeit nach wie vor weit auseinanderzuklaffen. Wegen schwerer
Hooliganausschreitungen nach einem Pokalspiel im Februar 2007 in Sachsen sah sich der
sächsische Fußballverband sogar gezwungen, mehr als 60 Spiele im Amateurbereich als
symbolischen Akt abzusagen. Die von den Ausschreitungen betroffenen Vereine wurden
überdies mit empfindlichen Geldstrafen versehen.
Doch nicht nur Gewaltakte jenseits des Rasens werfen einen großen Schatten auf den
Volkssport, auch der Umgang unter den aktiven Spielern wird zusehends rauer. So scheinen
Schwalben, Notbremsen und bösartige Fouls längst nicht mehr nur ein Problem des
Profifußballs zu sein, denn auch in den Kreisligen und Kreisklassen, wo eigentlich die Freude
im Vordergrund stehen und der Fußball als Ausgleich für den Arbeitsalltag dienen sollte,
werden regelmäßig die Spielregeln gebrochen, Schiedsrichter beleidigt und sogar gegnerische
Spieler und Funktionäre verprügelt. Eine vom Fußballverband Sachsen-Anhalt für diese
Studie zusammengefasste Statistik über die Anzahl von Sportgerichtsverhandlungen des
Landesverbandes gegen Spieler, Trainer und Betreuer macht einen deutlichen Anstieg von
grob unsportlichem Verhalten und Regelverstößen im Verlauf der Spielzeiten 2000/2001 bis
2004/2005 deutlich (Herrmann, 2006).
Das Thema Fair Play war bislang hauptsächlich Gegenstand philosophischer,
pädagogischer und soziologischer Untersuchungen (z.B. Kähler, 1985; Lämmer & Schwarz,
1995; Pilz, 2005). Die Psychologie kann jedoch einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von
Persönlichkeits- und Situationsfaktoren leisten, die Fairness im Sport begünstigen oder
behindern. So zeigten etwa Gabler und Mohr (1996), dass bei Jugendlichen Fairness im Sport
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mit steigendem Alter und mit zunehmender Wettkampforientierung der Spieler an Bedeutung
verliert.
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, unter einer gerechtigkeitspsychologischen
Perspektive interindividuelle Unterschiede der Spieler bezüglich ihrer Fairness zu erklären.
Nach einer Analyse von Fairness im Fußball werden im Folgenden die
gerechtigkeitspsychologischen Überlegungen vorgestellt. Anschließend wird auf alternative
Erklärungsansätze eingegangen, gegen die die gerechtigkeitspsychologischen Hypothesen
getestet wurden.
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Sportler unterscheiden sich in ihrer Einstellung zum Fair Play und damit auch in ihrem
Verhalten auf dem Sportplatz. So besitzt Fairness für viele Spieler einen hohen Stellenwert.
Sportlicher Erfolg wird versucht, mit fairen Mitteln zu erzielen, und entsprechend selten
lassen sich diese Spieler zu Unsportlichkeiten hinreißen. Andere wiederum nutzen jede
Möglichkeit, um mit unfairen Tricks, versteckten Fouls und überhartem Körpereinsatz zum
Erfolg zu kommen. Dementsprechend oft müssen sich solche Spieler vor dem Schiedsgericht
der jeweiligen Fußballverbände erklären und nicht selten eine Spielsperre verbüßen.
Insgesamt gesehen scheint sich das Fairnessverständnis der Sportler in den letzten
Jahrzehnten verändert zu haben hin zu einer Moral, die Fouls bis zu einem gewissen Grad
toleriert (Pilz & Wewer, 1987). Neben dem offiziellen Regelwerk existiert ein informelles
Normensystem, welches Regelverletzungen zum Erreichen des sportlichen Erfolges toleriert
(Frogner & Pilz, 1982; Gabler, 1987). Fair Play wird immer mehr eingeschränkt auf die
Absicht, fair zu foulen und dabei den Gegner nicht zu verletzen (Pilz, 1989). Vor allem
taktische Regelverstöße wie Notbremsen, Schwalben und Zeitspiel werden von den Akteuren
zwar als regelwidrig, aber Norm entsprechend eingestuft (Gabler, 2002).
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Eine Differenzierung des Fair Play in formelle Fairness und informelle Fairness (Lenk,
1964) hat sich daher als nützlich erwiesen. Während mit formeller Fairness die bloße
Regelkonformität, also das strikte Einhalten der Spielregeln, gemeint ist, setzt informelle
Fairness die Achtung gegenüber dem Gegner und dem Schiedsrichter voraus und beschreibt
die Moralität des Spiels. So kann gleichzeitig unterschieden werden zwischen den so
genannten „Muss-Normen“, welche für einen geordneten Ablauf des Wettkampfes
unabdingbar sind und deren Übertretung durch Sanktionen geahndet wird, und den „SollNormen“, deren Einhaltung und Beachtung zwar wünschenswert ist, deren Übertretung aber
nicht oder nur geringfügig sanktioniert wird.
Ein Spieler, der sich an die festgeschriebenen Spielregeln hält, zeigt formelles Fair
Play. Hierzu zählt auch der Verzicht auf taktische Regelverstöße, der in der vorliegenden
Studie als Operationalisierung formeller Fairness Berücksichtigung fand. Zu den taktischen
Regelverstößen gehören unter anderem Zeitspiel, Notbremsen, Schwalben oder das Ziehen
am Trikot des Gegners. Eine zweite in dieser Untersuchung berücksichtigte Fassette von Fair
Play ist die informelle Fairness, welche die Achtung des Gegners voraussetzt und sich
beispielsweise in Form fairer Gesten äußert. Dazu gehört dem Gegner zum Sieg zu
gratulieren, einem gefoulten Spieler wieder auf die Beine zu helfen oder den Ball ins Aus zu
schießen, um einem verletzten Gegenspieler die Möglichkeit zu geben, medizinisch versorgt
zu werden. Eine Differenzierung zwischen der Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen als
Form der formellen (Un-)Fairness auf der einen und der Bereitschaft zu informeller Fairness
auf der anderen Seite wurde im Rahmen dieser Studie als sinnvoll erachtet, da vermutlich
beide Fassetten durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst werden.
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Die Gerechtigkeitsmotivtheorie
Menschen sind nicht nur von Selbstinteresse bestimmt (z.B. Miller, 1999; Montada,
1998; Tyler, 1989), vielmehr hat die Gerechte-Welt-Forschung gezeigt, dass Menschen das
Bedürfnis haben, auf Gerechtigkeit zu vertrauen, weil dieser Glaube an eine gerechte Welt
viele adaptive Funktionen erfüllt. So begünstigt er beispielsweise Investitionen in die Zukunft
(z.B. Hafer, 2000). Menschen sind daher bestrebt ihren Gerechte-Welt-Glauben (GWG) zu
verteidigen, indem sie Gerechtigkeit (wieder) herstellen, sei es in der Realität oder, wenn
ihnen dies nicht möglich erscheint, durch kognitive Umdeutung der Situation (z.B. Lerner &
Miller, 1978). Dieses Gerechtigkeitsmotiv variiert zwischen den Menschen und erklärt das
Streben nach Gerechtigkeit als Ziel an sich. In Übereinstimmung mit Motivtheorien (z.B.
McClelland, Koestner & Weinberger, 1989; Spangler, 1992) und der aktuellen Diskussion zu
Zwei-Prozesstheorien (z.B. Epstein, 1990; Strack & Deutsch, 2004) nimmt die
Gerechtigkeitsmotivtheorie an, dass zwei Dimensionen des Gerechtigkeitsmotivs
unterschieden werden sollen (Dalbert, 2001).
•
Das explizite oder selbst-attribuierte Gerechtigkeitsmotiv besteht aus bewussten
Selbstbeschreibungen wichtiger Werte und ist daher Teil des motivationalen
Selbstkonzepts. Es kann mit Fragebogen erhoben werden, die nach Selbstbeschreibung
im Umgang mit Ungerechtigkeit insbesondere aus der Perspektive eines Beobachters
oder Nutznießers fragen, also zum Beispiel danach wie wichtig einem persönlich
Gerechtigkeit ist oder wie sehr man unter beobachteter Ungerechtigkeit leidet (z.B.
Fetchenhauer & Huang, 2004; Gollwitzer, Schmitt, Schalke, Maes & Baer, 2005).
Dieses explizite Gerechtigkeitsmotiv operiert auf einer bewussten Ebene der
Datenverarbeitung und sollte daher kontrollierte gerechtigkeitsthematische Reaktionen
besser erklären können als intuitive Reaktionen.
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Das implizite Gerechtigkeitsmotiv beschreibt das Streben nach Gerechtigkeit auf einer
unbewussten Ebene. Es basiert auf unbewussten Prozessen der Datenverarbeitung und
sollte daher intuitive besser als kontrollierte gerechtigkeitsthematische Reaktionen
erklären. Das implizite Gerechtigkeitsmotiv kann mittels automatischer Verarbeitung
gerechtigkeitsthematischer Reize wie in projektiven Verfahren oder
Signalentdeckungsverfahren gemessen werden.
Die Gerechte-Welt-Forschung hat vielfältig belegt, dass der GWG intuitive
gerechtigkeitsthematische Reaktionen wie die kognitive Reinterpretation von
Ungerechtigkeit beeinflusst (zum Überblick, Hafer & Bègue, 2005), aber auch mit
einem Abfall des Selbstwerts angesichts eigener Unfairness einher geht (Dalbert,
2001). Dieses Ergebnisbild ist in Übereinstimmung mit der Annahme, dass der GWG
ein implizites Gerechtigkeitsmotiv indiziert. Des Weiteren unterscheiden Strack und
Deutsch (2004) in ihrer Zwei-Prozess-Theorie des Sozialverhaltens zwischen einem
sich langsam entwickelnden impulsiven System assoziativer Repräsentationen und
einem reflexiven System mit flexibel generierten logischen Aussagen. Auch wenn der
Glaube an eine gerechte Welt sehr abstrakt ist, ist er seiner Natur nach assoziativ und
sollte von daher Reaktionen auf unbewusster Ebene beeinflussen. Schließlich scheint
die Benutzung von Fragebogen zur Erhebung des GWG der Hypothese zu
widersprechen, dass der GWG ein implizites Gerechtigkeitsmotiv indiziert, da die
Fragebogenmethode üblicherweise mit expliziten Motiven in Verbindung gebracht
wird. Allerdings sind sich die Menschen bei der Bearbeitung von Gerechte-WeltFragebogen nicht bewusst, dass sie auch sich selbst beschreiben, sondern denken
vielmehr, dass sie die Gerechtigkeit in der Welt bewerten. Wenn diese Bewertungen
valide Selbstbeschreibungsinformationen enthalten, dann sind diese unbewusst
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gegeben, was typisch für eine implizite Motivmessung ist. Schließlich konnten Dalbert
und Umlauft (2007) zeigen, dass Gerechte-Welt-Skalen zusammen mit einem
projektiven Gerechtigkeitsmotivmaß von einem gemeinsamen Faktor gespeist wurden,
der unabhängig von einem selbst-attribuierten Gerechtigkeitsmotivfaktor war.
Die Bereitschaft zu Fairness im Fußball beschreibt die Bereitschaft zu einem
spezifischen gerechtigkeitsthematischen Verhalten und sollte von daher zumindest auch durch
das Gerechtigkeitsmotiv erklärt werden. Dabei sollten intuitive und kontrollierte Prozesse
gemeinsam zur Reaktionserklärung beitragen können. Soweit es sich bei Fairness im Fußball
partiell um kontrollierte Reaktionen handelt, sollten sie durch das explizite
Gerechtigkeitsmotiv erklärt werden. Soweit es sich bei Fairness im Fußball auch um intuitive
Reaktionen handelt, sollten sie auch durch das implizite Gerechtigkeitsmotiv erklärt werden.
Eigene Gerechtigkeitserfahrungen haben Auswirkungen auf die Bereitschaft zu
eigener Fairness. Solche Gerechtigkeitserfahrungen vermitteln das Gefühl, ein wertvolles
Mitglied einer Gemeinschaft zu sein (Tyler, 1989) und dieses Inklusionsempfinden verstärkt
die Bedeutung des impliziten Gerechtigkeitsmotivs (Correia, Vala & Aguiar, 2007; Dalbert &
Stoeber, 2006). Gerechtigkeitskognitionen sind immer subjektiv (Mikula, 2005) und werden
von eigenen Erfahrungen, Werten und der Persönlichkeit beeinflusst. So sind sie immer auch
Ergebnis eines Assimilationsprozesse. Da Assimilationsprozesse intuitive
Verarbeitungsprozesse darstellen, zeigte sich erwartungskonform ein Zusammenhang
zwischen implizitem Gerechtigkeitsmotiv und Gerechtigkeitskognitionen: Je ausgeprägter das
implizite Gerechtigkeitsmotiv ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eigene
Erfahrungen und Beobachtungen eher als gerecht interpretiert werden (z.B. Dalbert &
Stoeber, 2006; Hafer & Correy, 1999). In der vorliegenden Studie wurde deshalb
angenommen, dass das implizite Gerechtigkeitsmotivs auch die Gerechtigkeitskognitionen
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bezüglich des sportlichen Umfelds wie Schiedsrichter, Trainer oder Mannschaftskameraden
erklären kann und dass solche Gerechtigkeitskognitionen zusätzlich zum Gerechtigkeitsmotiv
Fairness im Fußball erklären können.
Weitere Erklärungsansätze
Leistungsmotiv. Bei der Suche nach Prädiktoren für Unfairness könnte das sportliche
Leistungsmotiv der Spieler eine wichtige Rolle spielen. Das Leistungsmotiv eines Sportlers
lässt sich als ein Bestreben auffassen, im Wettkampf sein Bestes zu geben und die Leistung an
das eigene Anspruchsniveau anzupassen. Ein hohes Anspruchsniveau kann unter Umständen
mit der Bereitschaft zu Fairness kollidieren und eine positive Einstellung vor allem gegenüber
taktischen Regelverstößen fördern. In der vorliegenden Untersuchung wurde deshalb der
Frage nachgegangen, ob ein hohes Leistungsmotiv der Spieler mit deren Fairness und hier vor
allem der Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen in Zusammenhang steht. Dies schien uns
vor allem deshalb bedeutsam, da im schulischen Kontext ein positiver Zusammenhang
zwischen Gerechtigkeitsmotiv und Leistungsmotiv belegt werden konnte (z.B. Dalbert &
Maes, 2002). Sollte im Fußball ein vergleichbarer Zusammenhang gelten, könnten
Beziehungen zwischen Gerechtigkeitsmotiv und Fairness auf gemeinsame Zusammenhänge
mit dem Leistungsmotiv zurückgehen.
Tabellenposition. Wir gehen weiter davon aus, dass die Tabellenposition des Vereins
einen Einfluss auf das Fair Play hat. Spieler, deren Mannschaft unmittelbar im Aufstiegs- oder
Abstiegskampf steckt, stehen vermutlich unter höherem Leistungsdruck als Spieler, deren
Teams einen Platz im Mittelfeld der Tabelle einnehmen. So zeigte eine aktuelle Studie von
Hoffmann (2007), dass jugendliche Fußballspieler insbesondere bei Abstiegsbedrohung ihres
Teams eine Foulabsicht bekundeten. Auch die Ergebnisse aus den Fair Play Wertungen, die in
fast jeder Spielklasse im Männerbereich durchgeführt werden, zeigen, dass Mannschaften, die
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um den Aufstieg in die nächst höhere Spielklasse spielen oder gegen den Abstieg kämpfen, in
derartigen Fair Play Rankings meist schlecht abschneiden. Obgleich dieser Zusammenhang
bislang noch keiner wissenschaftlichen Analyse unterzogen wurde, soll in dieser Studie
untersucht werden, ob Aufstiegs- und Abstiegskampf zu geringerer Fairness führt und vor
allem die Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen begünstigt.
Trainereinstellung. Wesentlich umfangreicher ist die Befundlage zum Einfluss des
Trainers sowie der Vereinsfunktionäre auf die Fair Play-Einstellung der aktiven Spieler. So
konnte in diversen Studien gezeigt werden, dass Trainer einen großen Einfluss auf die
Erziehung zu einem fairen Sportsgeist ihrer Akteure haben, solange sie ein glaubwürdiges und
positives Beispiel vorleben (Kavanagh & Fall, 1995). Je größer demnach das Interesse des
Trainers an Fairness ist, desto eher sind seine Spieler bereit, fair zu spielen und vor allem
taktische Fouls zu vermeiden (Pilz, 2005). Aus psychologischer Sicht lässt sich ein solcher
Zusammenhang durch Lernprozesse wie das soziale Lernen oder instrumentelle
Konditionieren erklären. Sowohl Einstellungen als auch Verhaltensbereitschaften (z.B.
Senkung einer Hemmschwelle) werden durch soziales Lernen beeinflusst (Bandura, 1979).
Beobachtet ein Spieler wiederholt unfaires Verhalten seines Trainers, kann ihm dies eine
positive Einstellung gegenüber Unfairness vermitteln und die Hemmschwelle für unfaire
Handlungen senken. Auch instrumentelles Konditionieren kann einen Einfluss des Trainers
auf die Fairnessbereitschaft seiner Spieler erklären. Erfüllt ein Spieler zum Beispiel die
taktischen Anweisungen seines Coachs nicht, etwa einen schnellen Konter des Gegners durch
ein taktisches Foul frühzeitig zu unterbinden, drohen ihm Sanktionen in Form einer
Auswechslung oder der Nicht-Berücksichtigung bei der Aufstellung im nächsten Spiel.
Belohnung für taktische Regelverstöße oder Bestrafung bei deren Unterlassung können somit
die Fairnessbereitschaft der Spieler beeinflussen. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass
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die Fairnessbereitschaft der Spieler auch durch die Fairnesseinstellung des Trainers erklärt
werden kann.
Ziel der Untersuchung
Die vorliegende Studie untersuchte Fairness im Fußball aus einer
gerechtigkeitspsychologischen Perspektive. Die theoretischen Überlegungen sind in
Abbildung 1 grafisch zusammengefasst. Im Einzelnen sollten die folgenden Annahmen
getestet werden: (a) Je ausgeprägter das explizite und das implizite Gerechtigkeitsmotiv sind,
desto stärker sollte die Fairness der Fußballspieler ausgeprägt sein. (b) Je ausgeprägter das
implizite Gerechtigkeitsmotiv ist, desto eher sollten Trainer, Mannschaftskameraden und
Schiedsrichter als gerecht beurteilt werden. (c) Je ausgeprägter das Gerechtigkeitsmotiv ist
und je mehr Gerechtigkeit bei Trainer, Mannschaftskameraden und Schiedsrichtern erfahren
wird, desto stärker sollte die Fairness der Fußballspieler ausgeprägt sein. (d) Diese Annahmen
sollten bei Kontrolle des Leistungsmotivs, der aktuellen Tabellenposition sowie der
Fairnesseinstellung des Trainers gelten, für die insbesondere ein Zusammenhang mit der
Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen erwartet wurde.
[Hier Abbildung 1 einfügen]
Methode
Stichprobe
Insgesamt nahmen 117 Spieler aus 14 Fußballvereinen aus dem Raum
Halle/Saalkreis/Merseburg an der Untersuchung teil, wobei Torhüter auf Grund ihrer
besonderen Spielposition und ihren begrenzten Möglichkeiten, in das Spiel einzugreifen, von
vornherein von der Befragung ausgeschlossen wurden. Von den 117 Fragebögen blieben
sechs bei der Auswertung unberücksichtigt, da sie unvollständig ausgefüllt worden waren. So
ergab sich ein endgültiger Stichprobenumfang von 111 Versuchspersonen.
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Das Alter der Spieler variierte zwischen 18 und 41 Jahren, wobei das
Durchschnittsalter 23.8 Jahre (SD = 5.4) betrug. Von den 111 Teilnehmern spielten zum
Befragungszeitpunkt 36 in der Verbandsliga (fünfthöchste Spielklasse in Deutschland), 22 in
der Landesliga (sechsthöchste Spielklasse), 31 in der Landesklasse (siebthöchste Spielklasse)
und 22 in der Kreisliga (achthöchste Spielklasse). Sechsundvierzig Spieler befanden sich zum
Zeitpunkt der Datenerhebung mit ihren Teams im Aufstiegskampf und 39 im Abstiegskampf
(siehe unten).
Untersuchungsplan
Aus dem Anschriftenverzeichnis des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt sowie des
Fußball-Kreisfachverbandes Merseburg/Querfurt wurden randomisiert 15 Vereine der
Verbandsliga, der Landesliga, der Landesklasse und der Kreisliga ausgewählt. Vierzehn
Teams erklärten ihre Bereitschaft zur Teilnahme an der Studie. Die Kontaktherstellung zur
Mannschaft sowie die Terminvereinbarung für die Datenerhebung erfolgten über die
jeweiligen Abteilungsleiter.
Die Datenerhebung erfolgte, unterbrochen durch eine Winterpause der Vereine, im
Zeitraum von November 2005 bis März 2006. Auf eine Befragung an Punktspieltagen wurde
generell verzichtet, um den unerwünschten Einfluss des emotionalen Zustandes nach Sieg
oder Niederlage zu vermeiden. Stattdessen erfolgte die Befragung im Anschluss an eine
Trainingseinheit. Hierbei wurde den Spielern ausreichend Zeit für die Regeneration nach dem
Training gewährt. Das Ausfüllen der Fragebögen erfolgte im Clubraum des Vereins, in zwei
Fällen auch in der Umkleidekabine der Mannschaft. Die Spieler füllten die Bögen in der
Gruppe und unter ständiger Anwesenheit der Versuchsleiter aus. Die hierfür benötigte Zeit
variierte zwischen 25 und 50 Minuten.
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Erhebungsinstrumente
Fairness. Fairness im Fußball wurde dreifach gemessen. Die Fairnessbereitschaft
wurde mittels Fragebogen erhoben. Dieser wurde aus einem Itempool entwickelt, der aus
gemeinsamen Überlegungen mit den Spielern eines Vereins entstand und sowohl die
Handlungsbereitschaft der Akteure (z.B. „Wenn ich unter Druck stehe, würde ich mich im
gegnerischen Strafraum absichtlich fallen lassen, um einen Elfmeter zu bekommen“) als auch
Handlungsberichte (z.B. „In der letzten Saison habe ich in entscheidenden Situationen ein
Foul begangen“) umfasste. Die Messung der Handlungsbereitschaft erfolgte auf einem
sechsstufigen Antwortformat von 1 („stimmt überhaupt nicht“) bis 6 („stimmt voll und
ganz“). Die Beantwortung der Items zum Handlungsbericht erfolgte auf einem fünfstufigen
Antwortformat von 1 („nie“) bis 5 („immer“). Auf Grund des unterschiedlichen
Antwortformates wurden sämtliche Items z-transformiert (M = 0; SD = 1). Die Skala
Bereitschaft zu taktischen Regelverstöße erfasste sowohl die Einstellung gegenüber taktischen
Regelverstößen als auch selbst-berichtete taktische Fouls (19 Items; α = .94; Itemwortlaut im
Anhang). Die Skala Bereitschaft zu informeller Fairness erfasste sowohl die Einstellung, im
Fußballpunktspiel faire Gesten zu zeigen, als auch selbst-berichtete informelle Fairness dem
Gegner gegenüber (5 Items; α = .76; Itemwortlaut im Anhang). Skalenwerte wurden durch
Mittelung über die Items gebildet, wobei ein hoher Wert jeweils eine starke
Konstruktausprägung indiziert. Eine Faktorenanalyse der 24 Items belegte, dass entgegen der
ursprünglichen Konstruktionsabsicht eine zusätzliche Trennung zwischen (selbst-berichtetem)
Fairnessverhalten und Fairnesseinstellungen nicht sinnvoll war.
Neben diesen beiden Skalen, die die Bereitschaft zu Fair Play in Form von
Selbstberichten messen, wurde ein dritter Indikator für faires Verhalten erhoben, der im
Gegensatz zu den obigen Bereitschaftsskalen tatsächliches Verhalten erfassen sollte. Hierfür
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wurden die tatsächlichen Regelverstöße, die innerhalb der vorangegangen Saison durch
Schiedsrichter geahndet wurden, erhoben. Die Probanden sollten angeben, wie viele gelbe,
gelb-rote und rote Karten sie innerhalb der vergangenen Saison erhalten hatten. Auf Grund der
unterschiedlichen Wertung von gelben, gelb-roten und roten Karten (z.B. in Form von
Spielsperren) wurde die Anzahl geahndeter Regelverstöße gewichtet (gelbe Karte = 1 Punkt, gelbrote Karte = 2 Punkte, rote Karte = 4 Punkte) und pro Spieler aufsummiert. Der hieraus gebildete
Gesamtwert wurde durch die Anzahl von Spieleinsätzen während der letzten Saison dividiert und
damit relativiert. Die Variable Regelverstöße variierte zwischen 0 und 1, wobei eine hohe
Ausprägung sehr viele Regelverstöße und damit unfaires Verhalten anzeigt.
Explizites Gerechtigkeitsmotiv. Es wurden zwei Verfahren zur Messung des expliziten
Gerechtigkeitsmotivs eingesetzt: (1) Schmitt, Gollwitzer, Maes und Arbachs (2005)
Gerechtigkeitssensitivitätsskala – Nutznießerperspektive, deren 7 Items Belastungserleben
angesichts eigener Privilegierung beschreiben (z.B. “Es macht mir zu schaffen, wenn ich
etwas bekomme, was eigentlich anderen zusteht”; α = .88) sowie (2) Dalbert, Montada und
Schmitts (1987) Gerechtigkeitszentralitätsskala in ihrer erweiterten Fassung (Dalbert &
Umlauft, 2003) mit 13 Items, die die Belastung durch Ungerechtigkeit und die Befriedigung
über Gerechtigkeit beschreiben (z.B. “Ich denke, dass mir Gerechtigkeit wichtiger ist als den
meisten anderen Menschen”; α = .88). Diese und alle folgenden Items wurden auf
sechsstufigen Antwortskalen von 1 („stimmt überhaupt nicht“) bis 6 („stimmt voll und ganz“)
beurteilt. Skalenwerte wurden hier und im Folgenden durch Mittelung über die Items gebildet,
wobei ein hoher Wert jeweils eine starke Konstruktausprägung indiziert.
Implizites Gerechtigkeitsmotiv. Zur Messung des impliziten Gerechtigkeitsmotivs
wurden die Allgemeine Gerechte-Welt-Skala von Dalbert et al. (1987; 6 Items, α = .69; z.B.
“Ich glaube, dass die Leute im großen und ganzen das bekommen, was ihnen gerechterweise
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zusteht”) sowie die Persönliche Gerechte-Welt-Skala von Dalbert (1999; 7 Items, α = .82;
z.B. “ Mein Leben verläuft im großen und ganzen gerecht”) eingesetzt.
Gerechtigkeitskognitionen. Um zu erfassen, inwieweit die Spieler ihr sportliches
Umfeld (Trainer, Mannschaft und Schiedsrichter) als gerecht beurteilten, wurden vorhandene
Klimaskalen wie Gerechtes Schulklima (Dalbert & Stöber, 2002) und Gerechtes
Familienklima (Dalbert, 2002) adaptiert und an den Sportkontext angepasst. Hierdurch
entstanden die Skalen Ungerechtigkeitserfahrungen mit dem Trainer (8 Items, α = .81; z.B.
„Auch wenn ich im Training gute Leistungen bringe, bevorzugt mein Trainer oft andere
Spieler“), Ungerechtigkeitserfahrungen mit der Mannschaft (7 Items, α = .84; z.B. „Meine
Mitspieler beurteilen meine Leistung häufig ungerecht“) und Ungerechtigkeitserfahrungen
mit Schiedsrichtern (6 Items, α = .83; z.B. „Ungerechtigkeiten sind bei den meisten
Schiedsrichtern eher die Ausnahme als die Regel“, umgekehrt gepolt).
Trainereinstellung. Die Befürwortung von Regelverstößen durch den Trainer wurde
mit 9 Items gemessen (α = .87; z.B. „Mein Trainer erwartet von mir, in entscheidenden
Spielsituationen ein verstecktes Foul zu begehen“).
Tabellenposition. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung wurde der aktuelle Tabellenplatz
des jeweils untersuchten Teams notiert und hieraus zwei dummycodierte Variablen erstellt:
aktueller Aufstiegskampf (0 = kein Aufstiegskampf, 1 = Aufstiegskampf) sowie aktueller
Abstiegskampf (0 = kein Abstiegskampf, 1 = Abstiegskampf). Aufstiegskampf wurde immer
dann angenommen, wenn das Team zum Befragungszeitpunkt in der Tabelle zwischen dem
ersten und vierten Tabellenplatz rangierte. Eine Platzierung im Mittelfeld wurde für
Mannschaften festgelegt, die zwischen Platz fünf und elf lagen. Abstiegskampf wurde
angenommen, wenn der Verein in der Tabelle schlechter als Platz elf lag. Für eine solche
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einheitliche Einteilung sprach die Tatsache, dass alle in dieser Studie involvierten Ligen,
unabhängig vom Leistungsniveau, zum Befragungszeitpunkt jeweils 16 Teams umfassten.
Leistungsmotiv. Zur Messung des sportlichen Leistungsmotivs wurde die Subskala
Leistungsstreben aus dem Leistungs-Motivations-Test (LMT; Hermans, Petermann &
Zielinski, 1978) an den Sportkontext angepasst. Eine derartige Adaptation erschien anstelle
der Verwendung gängiger sportlicher Leistungsmotivationstests (z.B. AMS-Sport; Elbe,
Wenhold & Müller, 2005) aus zweierlei Gründen sinnvoll. Zum einen sprachen ökonomische
Gründe für die Verwendung des LMT (der AMS-Sport umfasst 30 Items, die Adaptation des
LMT nur 6). Zum anderen konnten auf diese Weise anstelle globaler Items zum sportlichen
Leistungsmotiv fußballspezifische Items konstruiert werden. Die Beantwortung der 6 Items (α
= .77; z.B. „Im Punktspiel sind die Anforderungen, die ich an mich selber stelle …“) erfolgte
mit einem variablen Antwortformat, wobei den Spielern jeweils vier Antwortmöglichkeiten
zur Verfügung standen. Die Skalenwerte konnten zwischen 1 und 4 variieren.
Datenanalyse
Um die angenommenen Zusammenhänge zu überprüfen, wurden alle Variablen
entsprechend der Hypothesen drei Ebenen zugeordnet. Die Variablen zur Messung des
Situationsmerkmal Tabellenposition und der drei Personmerkmale Leistungsmotiv, implizites
und explizites Gerechtigkeitsmotiv wurden der ersten Ebene zugeordnet und als exogene
Variablen betrachtet. Variablen, die Personwahrnehmungen beschreiben, bildeten die zweite
Ebene. Hierzu gehörten die Gerechtigkeitskognitionen, die Ungerechtigkeitserfahrungen mit
dem sportlichen Umfeld (Trainer, Mannschaft und Schiedsrichter) beschreiben, sowie die
Trainereinstellung zur Fairness. Die Variablen der zweiten Ebene konnten nur durch solche
der ersten Ebene vorhergesagt werden. Die dritte Ebene wurde von den drei Fairnessfassetten
Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen, Bereitschaft zu informeller Fairness und
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Regelverstöße gebildet, die sowohl durch Variablen der ersten als auch der zweiten Ebene
erklärt werden konnten.
In einem ersten Schritt wurden für alle Variablen bivariate Korrelationen berechnet. Zur
weiteren Inspektion der Zusammenhänge wurden multiple Regressionen von den drei
Fairnessvariablen auf die Gerechtigkeitskognitionen, Trainereinstellung, Personmerkmale
(Gerechtigkeitsmotive, Leistungsmotiv) und Tabellenposition sowie von den drei
Gerechtigkeitskognitionen sowie Trainereinstellung auf Personmerkmale und
Tabellenposition durchgeführt. Alle jeweils vorgeordneten Variablen wurden im Block in die
Regression aufgenommen.
Ergebnisse
In Tabelle 1 sind die Mittelwerte, Standardabweichungen und Interkorrelationen der
Untersuchungsvariablen aufgeführt. Aufstiegskampf variierte mit dem Leistungsstreben sowie
der Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen. Abstiegskampf hingegen korrelierte mit dieser
Bereitschaft enger und darüber hinaus auch mit der Befürwortung von Regelverstößen durch
den Trainer. Erwartungskonform korrelierten die beiden Maße des expliziten
Gerechtigkeitsmotivs eng miteinander, aber Gerechtigkeitssensitivität korrelierte konsistenter
und enger mit den gerechtigkeitsthematischen Variablen als Gerechtigkeitszentralität.
Ebenfalls erwartungskonform korrelierten die beiden Maße des impliziten
Gerechtigkeitsmotivs eng miteinander und in Übereinstimmung mit früheren Befunden
korrelierte der persönliche GWG konsistenter und enger mit gerechtigkeitsthematischen
Variablen als der allgemeine GWG (z.B. Dalbert, 1999; Dalbert, 2001; Sutton & Douglas,
2005). Da das Interesse nicht der inkrementellen Validität einzelner Verfahren galt und um
Zufallsunterschieden vorzubeugen, wurden in den weiteren Analysen nur Abstiegskampf,
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Gerechtigkeitssensitivität und persönlicher GWG berücksichtigt, nicht aber Aufstiegskampf,
Gerechtigkeitszentralität und allgemeiner GWG.
Die Ergebnisse der multiplen Regressionen sind in Tabelle 2 festgehalten. Alle drei
Fairnessvariablen wurden durch die Ungerechtigkeit der Schiedsrichter erklärt. Je mehr
Ungerechtigkeit bei den Schiedsrichtern wahrgenommen wurde, desto mehr Regelverstöße
waren in der letzten Saison zu verzeichnen, desto geringer die Bereitschaft zu informeller
Fairness und desto stärker die Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen. Die Bereitschaften
zu Fairness wurde darüber hinaus durch das explizite Gerechtigkeitsmotiv erklärt. Je
ausgeprägter die Gerechtigkeitssensitivität war, desto stärker war die Bereitschaft zu
informeller Fairness und desto geringer die Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen. Die
Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen wurde zusätzlich durch das Leistungsmotiv sowie
die Befürwortung von Regelverstößen durch den Trainer erklärt. Je stärker eine Befürwortung
von Regelverstößen durch den Trainer wahrgenommen wurde und je stärker das
Leistungsstreben ausgeprägt war, desto stärker war die Bereitschaft zu taktischen
Regelverstößen. Auch wenn die Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen als einzige
Fairnessdimension mit dem persönlichen GWG korrelierte, konnte sich in der multiplen
Regression kein direkter Effekt behaupten.
Alle drei gerechtigkeitsthematischen Kognitionen wurden durch den persönlichen
GWG erklärt. Je stärker die Spieler an eine persönliche gerechte Welt glaubten, desto weniger
Ungerechtigkeit nahmen sie bei Trainer, Mannschaftskameraden und Schiedsrichtern wahr.
Die Bedeutung des impliziten Gerechtigkeitsmotivs zeigte sich insbesondere in diesen
Assimilationsprozessen. Ein indirekter, über die Gerechtigkeitskognitionen vermittelter Effekt
des impliziten Gerechtigkeitsmotivs auf Fairness im Fußball ließ sich nur für die Bereitschaft
zu taktischen Regelverstößen belegen. Die Ungerechtigkeit des Schiedsrichters variierte
Fairness im Fußball
20
darüber hinaus auch in Abhängigkeit von Leistungsstreben und explizitem
Gerechtigkeitsmotiv: Je ausgeprägter das Leistungsstreben und je schwächer die
Gerechtigkeitssensitivität waren, als desto ungerechter wurden die Schiedsrichter erlebt. Die
Befürwortung von Regelverstößen durch den Trainer wurde schließlich durch den
Abstiegskampf sowie das explizite Gerechtigkeitsmotiv erklärt. Spieler im Abstiegskampf
nahmen ihre Trainer eher als Befürworter von taktischen Regelverstößen wahr, Spieler mit
einem ausgeprägten expliziten Gerechtigkeitsmotiv vermuteten hingegen weniger
Befürwortung von Regelverstößen bei ihrem Trainer. Die Ergebnisse sind in Abbildung 1
zusammenfassend dargestellt.
[HIER ABBILDUNG 2 EINFÜGEN]
Diskussion
Die Befunde der vorliegenden Untersuchungen zeigen auf, dass es sinnvoll und valide
möglich ist, zwischen zwei Formen der Fairness im Fußball zu unterscheiden. Die
Bereitschaft zu informeller Fairness und die Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen, also
zu formeller (Un-)Fairness, korrelierten zwar signifikant, aber in nur geringer Höhe
miteinander. Sowohl die Bereitschaft zur informellen Fairness als auch die Bereitschaft zu
taktischen Regelverstößen variierten direkt in Abhängigkeit vom expliziten
Gerechtigkeitsmotiv sowie den Ungerechtigkeitserfahrungen mit Schiedsrichtern; die
Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen variierte darüber hinaus auch vermittelt über die
Schiedsrichtergerechtigkeit in Abhängigkeit vom impliziten Gerechtigkeitsmotiv. Insgesamt
können die Bereitschaften zu formellen sowie zu informellen Fairness daher als eine
gerechtigkeitsmotivierte Reaktion interpretiert werden. Die Bereitschaft zu taktischen
Regelverstößen konnte darüber hinaus auch durch das Leistungsstreben und die Befürwortung
solcher Regelverstöße durch den Trainer erklärt werden. Dies weist darauf hin, dass diese
Fairness im Fußball
21
Form der (Un-)Fairness nicht nur gerechtigkeitsthematisch bestimmt ist, sondern es sich hier
eben auch um ein Instrument zur Befriedigung des Leistungsmotivs zu handeln scheint, über
dessen Einsatz in Übereinstimmung mit der wahrgenommen Trainerhaltung entschieden wird.
Weiterhin belegen die Ergebnisse dieser Studie klar die Bedeutung von
Gerechtigkeitskognitionen zur Erklärung von Fairness im Fußball. Insbesondere der
wahrgenommenen Gerechtigkeit des Schiedsrichters scheint hier eine besondere Funktion
zuzukommen. Ungerechte Schiedsrichter gingen mit geringeren Werten in allen drei hier
betrachteten Fairnessmaßen einher. Dies kann als Hinweis auf die Bedeutung des
Inklusionsempfindens interpretiert werden. Ungerechtigkeiten der Schiedsrichter vermitteln
den Spielern vermutlich das Gefühl, dass die Schiedsrichter und der Spieler nicht einer
Gemeinschaft angehören, sondern die Schiedsrichter, wie im übrigen auch die Spieler der
gegnerischen Mannschaft, Mitglieder einer Outgroup sind, und die Verpflichtung zu eigener
Fairness gegenüber Outgroup-Mitgliedern ist deutlich reduziert. Für diese Interpretation
spricht auch der Umstand, dass die auf Mannschaftskameraden und Trainer bezogenen
Gerechtigkeitskognitionen keine Bedeutung bei der Aufklärung der Fairness hatten. Es ist zu
vermuten, dass Mannschaftskameraden und Trainer in jedem Fall als Ingroup-Mitglieder
betrachtet werden. Würde sich die Bedeutung von Ungerechtigkeitserfahrungen in erster Linie
aus sozialen Lernprozessen speisen, dann müssten gerade die Ungerechtigkeitserfahrungen
mit Trainer und Mannschaftskameraden bedeutsam sein.
Die vorliegende Fragebogenstudie kann natürlich nicht klären, ob es sich bei der
wahrgenommenen Ungerechtigkeit der Schiedsrichter tatsächlich um Fehlentscheidungen auf
deren Seite handelt. Hierzu sind weiterführende Beobachtungsstudien nötig. Hingegen
belegen die Befunde klar, dass es sich bei dieser wie bei den anderen betrachteten
Gerechtigkeitskognitionen um subjektive Bewertungen handelt, die nicht frei von intuitiven
Fairness im Fußball
22
Assimilationsprozessen sind. Konsistent ging ein ausgeprägtes implizites Gerechtigkeitsmotiv
mit schwächeren Ungerechtigkeitskognitionen einher. Auch spricht der Umstand, dass die
wahrgenommene Ungerechtigkeit der Schiedsrichter als einzige Gerechtigkeitskognition in
Abhängigkeit sowohl des impliziten als auch des expliziten Gerechtigkeitsmotiv variierte, für
die stark subjektive Prägung gerade dieser Kognition. Die motivationale Aufladung von
Gerechtigkeitskognitionen wird schließlich auch durch den positiven Zusammenhang
zwischen Leistungsmotiv und Schiedsrichterungerechtigkeit unterstrichen. Je stärker
leistungsmotiviert ein Spieler ist, desto eher nimmt er vermutlich Schiedsrichterentscheide als
Hindernisse in seinem Leistungsstreben und damit als ungerecht wahr.
Dass Spieler im Abstiegskampf ihre Trainer als eher Regelverstöße befürwortend
wahrnehmen, mag auf den ersten Blick als Hinweis auf einen gewissen Realitätsgehalt dieser
gerechtigkeitsthematischen Kognition verstanden werden. Dies muss aber nicht der Fall sein.
Vielleicht befürworten weniger die Trainer im Abstiegskampf Regelverstöße, vielleicht
interpretieren die Spieler dies nur in den Trainer, um ein weiteres Mittel an der Hand zu
haben, den Abstieg zu vermeiden.
Sowohl das explizite als auch das implizite Gerechtigkeitsmotiv scheinen Bedeutung
zur Erklärung der Fairness im Fußball zu haben. Theoriekonform wurde das implizite
Gerechtigkeitsmotiv auf intuitiver Ebene bedeutsam, indem das implizite Gerechtigkeitsmotiv
mit positiven Gerechtigkeitskognitionen -- insbesondere der Wahrnehmung der Schiedsrichter
als gerecht -- einherging. Das explizite Gerechtigkeitsmotiv war sowohl direkt als auch
indirekt zur Erklärung von Fairness im Fußball bedeutsam. Ein ausgeprägtes explizites
Gerechtigkeitsmotiv ging mit einer stärkeren Bereitschaft zu informeller Fairness und einer
geringeren Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen einher, letzteres wurde noch durch einen
indirekten, über die Wahrnehmung der Trainerbefürwortung für taktische Regelverstöße
Fairness im Fußball
23
vermittelten Effekt ergänzt. Ein explizites Gerechtigkeitsmotiv in Form der bewussten
Sensitivität gegenüber eigener Privilegierung ging mit Kognitionen und
Handlungsbereitschaften einher, die eine solche Überprivilegierung durch unfair erreichte
Spielvorteile zu vermeiden sucht. Die tatsächlich in einer gesamten Saison aufgetretenen
Regelverstöße wurden im Gegensatz zu den Handlungsbereitschaften jedoch weder direkt
noch indirekt durch das explizite oder impliziteGerechtigkeitsmotiv erklärt, sondern einzig
durch die Bewertung des Schiedsrichterverhaltens als gerecht, wenngleich diese Bewertung
selbst wieder durch beide Dimensionen des Gerechtigkeitsmotivs erklärt wurde. Dies
unterstreicht die Bedeutung intuitiver gerechtigkeitsthematischer Prozesse zum Verständnis
von Fairness im Fußball. Schließlich ist bemerkenswert, dass sich insgesamt
Gerechtigkeitsmotiv und Gerechtigkeitskognitionen als bedeutsamer zur Erklärung von
Fairness im Fußball erwiesen haben als das Leistungsmotiv oder die Tabellenposition.
Bezüglich der Bedeutung des Leistungsmotivs lässt sich kritisch einwenden, dass hier
nur ein Maß Verwendung fand und dass möglicherweise mit anderen Messverfahren eine
stärkere Bedeutung des Leistungsmotivs zu Tage treten könnte. Für die Tabellenposition gilt
dieser Einwand allerdings nicht, da es sich hier um ein objektives Maß handelt. Aber natürlich
bedürfen diese wie alle anderen Befunde der Replikation, um Sicherheit über ihre Bedeutung
zu gewinnen. Kritisch anzumerken ist vor allem, dass zentrale Konstrukte der Untersuchung,
nämlich die Ungerechtigkeitserfahrungen mit Trainern, Mannschaftskameraden und
Schiedsrichtern sowie die Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen sowie zu informeller
Fairness mit ad hoc konstruierten Skalen erhoben wurden. Dies ist dem Umstand geschuldet,
dass diese Konstrukte zuvor noch nicht untersucht wurden. Hier sind weitere Untersuchungen
zur Validität dieser Maße wünschenswert. Eine Stärke dieser Untersuchung ist jedoch
sicherlich, dass das implizite und das explizite Gerechtigkeitsmotiv mit zwei
Fairness im Fußball
24
unterschiedlichen Skalen gemessen wurde, um so konstruktspezifische von
methodenspezifischer Varianz besser trennen zu können. Auch wurde bei der Fairness im
Fußball zwischen drei Fassetten unterschieden. Die Bedeutung der
Ungerechtigkeitserfahrungen mit Schiedsrichtern wird dadurch unterstrichen, dass sich hier
für alle drei Fassetten analoge Befunde fanden.
Ausblick
Insgesamt stehen die Ergebnisse der Untersuchung mit der Gerechtigkeitsmotivtheorie
in Einklang und machen deutlich, dass die Berücksichtigung des individuellen
Gerechtigkeitsstrebens einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Bereitschaft zum
Fairnessverhalten liefert. Das Gerechtigkeitsmotiv erwies sich als bedeutsamer als
Tabellenposition und Leistungsmotiv. Fairness im Fußball ist Ausdruck eines solchen
Gerechtigkeitsmotivs. Je ausgeprägter das implizite Gerechtigkeitsmotiv, desto eher werden
die Schiedsrichter als gerecht betrachtet, was wiederum die Verpflichtung zu eigener Fairness
zu verstärken scheint. Neben diesen intuitiven Prozessen scheinen auch eher kontrollierte
Prozesse an der Erklärung von Fairness im Fußball beteiligt zu sein. Die Sensitivität
gegenüber eigener Privilegierung begünstigt ebenfalls die Bewertung des
Schiedsrichterverhaltens als gerecht und scheint mit einer verminderten Bereitschaft
einherzugehen, taktische Regelverstöße als Mittel zum Erfolg und damit zur eigenen
Privilegierung einzusetzen. Des Weiteren scheint ein solches explizites Gerechtigkeitsmotiv
die Bereitschaft zu informeller Fairness zu begünstigen. Im Gegensatz zu den
Fairnessbereitschaften, die auch direkt durch das explizite Streben nach Gerechtigkeit erklärt
wurden, war zur Erklärung der tatsächlichen Fairness in Form von (wenig) Regelverstößen
nur die intuitiven gerechtigkeitsmotivierten Prozesse bedeutsam. In zukünftigen Diskussionen
und Untersuchungen zu Fairness im Fußball sollte daher diese motivationale Dynamik
Fairness im Fußball
intuitiver und kontrollierter gerechtigkeitsmotivierter Prozesse verstärkt Berücksichtigung
finden.
25
Fairness im Fußball
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Fairness im Fußball
31
Anhang
Itemwortlaut der Skalen zu Fairnesseinstellungen im Fußball
Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen (zu formeller Unfairness)
1. Ich begehe im Spiel versteckte Fouls, das gehört für mich einfach zum Fußball.
2. In der letzten Saison habe ich meinem Gegenspieler am Trikot gezogen, wenn es der
Schiedsrichter nicht sehen konnte.
3. In der letzten Saison habe ich versteckte Fouls begangen.
4. Im Eifer des Gefechtes zerre ich meinem Gegenspieler am Trikot, wenn es der
Schiedsrichter nicht sehen kann.
5. In der letzten Saison habe ich in entscheidenden Situationen ein Foul begangen.
6. Für mich gehört Schummeln einfach zum Spiel.
7. In der letzten Saison habe ich geschummelt, um mir einen Vorteil zu verschaffen.
8. In der letzten Saison bin ich fair geblieben, auch wenn ich ein Spiel unbedingt gewinnen
wollte.
9. Mir passiert es, dass ich meinen Gegenspieler absichtlich trete, wenn es der
Schiedsrichter nicht sehen kann.
10. Wenn ich unter Druck stehe, würde ich mich im gegnerischen Strafraum fallen lassen,
um einen Elfmeter zu bekommen.
11. In der letzten Saison habe ich meine Gegenspieler provoziert.
12. In der letzten Saison habe ich mich auch in spielentscheidenden Situationen an die
Regeln gehalten.
13. Im Eifer des Gefechts revanchiere ich mich im richtigen Moment für ein Foulspiel des
Gegners.
14. Ich provoziere im Spiel, das gehört für mich einfach zum Fußball.
15. In der letzten Saison habe ich mich für ein Foulspiel des Gegners revanchiert.
16. In der letzten Saison habe ich mich im Strafraum absichtlich fallen lassen, um einen
Elfmeter zu bekommen.
17. In der letzten Saison habe ich unerlaubt die Hand zur Hilfe genommen.
18. Wenn ich im gegnerischen Strafraum einen hohen Ball nicht mehr mit dem Kopf
bekommen kann, würde ich die Hand zur Hilfe nehmen, in der Hoffnung, dass es der
Schiedsrichter nicht sieht.
19. In entscheidenden Situationen bin ich bereit, ein Foul zu begehen.
Bereitschaft zu informeller Fairness
1. In der letzten Saison habe ich bei einer Niederlage dem Gegner zum Sieg gratuliert.
2. In der letzten Saison habe ich mich für ein Foulspiel beim Gegner entschuldigt.
Fairness im Fußball
3. Bei einer Niederlage gratuliere ich dem Gegner zum Sieg.
4. Ich helfe einem gefoulten Spieler wieder auf die Beine.
5. Wenn mir ein Foul passiert, entschuldige ich mich anschließend dafür.
32
Fairness im Fußball
33
Tabelle 1
Korrelationen, Mittelwerte und Standardabweichungen der Variablen
1
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
Aufstiegskampf
Abstiegskampf
Leistungsstreben
Gerechtigkeitszentralität
Gerechtigkeitssensitivität
Allgemeiner GWG
Persönlicher GWG
UG Trainer
UG Mannschaft
UG Schiedsrichter
Befürwortung RV Trainer
B taktische Regelverstöße
B informelle Fairness
RV
M
SD
-.62 **
-.21 *
-.01
.02
-.08
.03
.06
.01
.02
-.17
-.21 *
-.04
-.08
.41
2
.13
-.07
-.03
.02
-.03
.05
.03
.03
.35 **
.31 **
-.04
.15
.35
3
.18
.08
.20 *
.04
-.09
-.01
.21 *
.11
.26 **
.11
.22 *
3.08
0.54
4
.55 **
.28 **
.29 **
-.09
.04
-.09
-.14
-.21 *
.36 **
-.07
3.86
0.81
5
.30 *
.32 *
-.11
-.06
-.36 **
-.27 **
-.36 **
.35 **
-.10
3.41
1.04
6
.56 **
-.12
-.09
-.17
-.24 *
-.05
.08
.06
3.19
0.84
7
-.27 **
-.25 **
-.30 **
-.23 *
-.21 *
.14
-.11
4.08
0.83
8
.63 *
.08
.35 **
.07
-.06
.06
2.19
0.79
9
.22 *
.25 **
-.02
.04
.10
2.11
0.91
Anmerkung. "GWG" = Gerechte-Welt-Glaube; UG = Ungerechtigkeit; RV = Regelverstöße; B = Bereitschaft.
* p < .05; ** p < .01.
10
11
.26 **
.37 **
-.27 **
.24 *
2.85
0.91
.55 **
-.22 *
.23 *
2.30
0.88
12
-.24 *
.36 **
.00
.69
13
-.23 *
.00
.73
14
.21
.17
Fairness im Fußball
34
Tabelle 2
Regressionen von Fairness auf Abstiegskampf, Persönlichkeit und Gerechtigkeitskognitionen sowie von Gerechtigkeitskognitionen auf Abstiegskampf und
Persönlichkeit
Regelverstöße B informelle Fairness
B
B
β
β
Abstiegskampf
Leistungsstreben
Gerechtigkeitssensitivität
Persönlicher GWG
UG Trainer
UG Mannschaft
UG Schiedsrichter
Befürwortung RV Trainer
Konstante
R2
.03
.05
-.00
-.01
-.01
.01
.03
.03
-.07
.08
.16
-.01
-.04
-.03
.04
.15 a
.13
.12
.01
.21
.16
-.00
-.07
.15
-.17
-.12
-.56
.
.00
.15
.22 *
-.00
-.07
.18
-.22 *
-.15
.20 **
B taktische Regelverstöße
B
β
.19
.23
-.13
-.04
.01
-.14
.13
.33
-1.04
.13
.18 *
-.19 *
-.04
.01
-.19
.18 *
.42 **
UG Trainer
B
β
.09
-.13
-.01
-.25
.06
-.09
-.01
-.26 **
3.60
.46 **
UG Mannschaft
B
β
.05
-.02
.02
-.28
UG Schiedsrichter
B
β
.03
-.01
.02
-.26 *
3.23
.08 b
-.02
.24 **
-.31 **
-.21 *
3.45
.07
Anmerkung. "GWG" = Gerechte-Welt-Glaube; UG = Ungerechtigkeit; RV = Regelverstöße; B = Bereitschaft.
a In einer schrittweisen Regression wird UG Schiedsrichter als einziger Prädiktor signifikant, β = .24, p = .01, R2 = .06.
* p < .05; ** p < .01; b p = .056.
-.03
.41
-.27
-.23
Befürwortung RV Trainer
B
β
.60
.16
-.19
-.16
.33 **
.09
-.22 *
-.15
2.91
.22 **
.22 **
Fairness im Fußball
35
Abbildungen
Abbildung 1. Theoretisches Modell zum Zusammenhang von Gerechtigkeitsmotiv,
Gerechtigkeitserfahrungen und Fairness im Fußball
Abbildung 2. Erklärung von Fairness im Fußball durch Gerechtigkeitserfahrungen und
Gerechtigkeitsmotiv (signifikante standardisierte Regressionskoeffizienten)
Fairness im Fußball
Tabellenposition
• Aufstiegskampf
• Abstiegskampf
Gerechtigkeitsmotiv
• explizit
• implizit
Leistungsmotiv
36
Fairnesseinstellung
des Trainers
Gerechtigkeitserfahrungen
• Trainer
• Mannschaft
• Schiedsrichter
Fairness
• taktische
Regelverstöße
• informelle
Fairness
• Regelverstöße
Fairness im Fußball
37
.22
Abstiegskampf
.33
Befürwortung von
Regelverstößen d. Trainer
-.22
Gerechtigkeitssensitivität
.42
Bereitschaft zu
informeller Fairness
-.19
-.22
.18
Leistungsstreben
Bereitschaft zu
taktischen Regelverstößen
.24
.18
-.31
-.21
persönlicher
Gerechte-Welt-Glaube
-.26
Ungerechtigkeitserfahrungen
mit Schiedsrichtern
Ungerechtigkeitserfahrungen
mit dem Trainer
-.26
Ungerechtigkeitserfahrungen
mit der Mannschaft
Regelverstöße
.15