Dänen bauen am Fehmarnbelt

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Dänen bauen am Fehmarnbelt
Ü B E R PA R T E I L I C H, U N A B H Ä N G I G
Lübe¬er Na¡ri¡ten
Ostholsteiner Nachrichten · Nord
Nr. 55 | 9. Woche | 71. Jahrgang | 1,20 €
www.LN-online.de | Sonnabend, 5. März 2016
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WM-Skandal:
Neue Spuren
führen zu
Beckenbauer
OSTHOLSTEIN
Fotos: Lutz Roeßler, dpa, AFP, Femern A/S
Frankfurt am Main. Keine vollständige Aufklärung der Affäre, dafür
neue Spuren zu Franz Beckenbauer (Foto): Der mit Spannung erwartete Freshfields-Bericht zu möglicher Korruption rund um das „Sommermärchen“ rückt die Rolle des
deutschen WM-Machers erneut in
den Fokus. Die Untersuchungen
bringen den damaligen Organisationschef der Fußball-WM 2006 in
Zusammenhang mit dubiosen Zahlungen, die am Ende beim skandalumwitterten Mohamed bin Hammam in Katar gelandet sein sollen.
Die wesentlichen Fragen aber
konnte auch der gestern vorgestellte Report der Kanzlei Freshfields
Bruckhaus Deringer nicht klären.
Wie der Deutsche
Fußball-Bund bekanntgab, hätten die Wirtschaftsexperten
keinen Beleg für
einen Stimmenkauf für den Zuschlag für die WM
2006 gefunden.
Seiten 2, 20
THEMEN
DES TAGES
Ehepaar Adebar ist schon wieder da
Immer früher kehren die Störche zurück in
den Norden – wie hier in Nusse (Kreis Herzogtum Lauenburg). Die ersten waren schon An-
Gestrandet
in der Türkei
Istanbul / Kiel. Etwa 2,7 Millionen
syrische Flüchtlinge leben derzeit
in der Türkei – eine Weiterreise ist
für sie blockiert. Aber längst nicht
alle wollen weiter nach Europa.
Die Türkei tut allerdings wenig für
die Integration der Flüchtlinge. Unterdessen entspannt sich die Lage
in Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen Bundesländern.
Vor allem der Ausbau der Erstaufnahmekapazitäten hat die Situation deutlich verbessert. Seiten 3, 7
den Dörfern aber freuen sich jedes Jahr, wenn
„ihre“ Adebare wieder da sind. Und sie tun alles, damit die Tiere sich wohl fühlen. Seite 6
LN - 5.3.2016
Letzte Zweifel ausgeräumt:
Dänen bauen den Belttunnel
Blutkrebs: Mike
braucht Spender
Wangels. Der 17-jährige Mike aus
Hansühn (Ostholstein) erhielt die
Diagnose vor acht Wochen. Blutkrebs. Krankenhaus-Aufenthalte,
Untersuchungen, Chemotherapie
prägen nun seinen Alltag. „Jetzt
heißt es, mit voller Kraft gegenan“,
sagt Mike. Seine Chance auf die
Rückkehr in ein unbeschwertes Leben ist eine Knochenmark-Spende. Eine Typisierungs-Aktion soll
die Suche nach einem genetischen
Zwilling unterstützen. Lokales
fang Februar wieder an ihrem angestammten
Nistplatz. Experten rätseln, wieso viele Störche so zeitig hier sind. Die Storchenväter in
Parlament in Kopenhagen gibt grünes Licht für Vergabe von Aufträgen – Baufirmen aus fünf
Nationen dabei – Meyer: „Werden jetzt unseren Job tun“ – Grüne bekräftigen ihre Skepsis
Von Curd Tönnemann
Kopenhagen/Kiel. Die Entscheidung ist gefallen: Die Dänen bauen
am Fehmarnbelt den längsten Absenktunnel der Welt. Dafür hat eine parlamentarische Mehrheit im
Kopenhagener Folketing der Regierung grünes Licht gegeben. Das
teilte Dänemarks Transportminister Hans Christian Schmidt (Venstre) gestern mit. „Ich finde, dass
dieses Projekt wieder in der richtigen Spur ist“, sagte Schmidt erleichtert. Zuletzt hatte das Milliardenprojekt wegen Verzögerungen
und höherer Kosten scheinbar auf
der Kippe gestanden.
„Eine gute Nachricht für Dänemark und Schleswig-Holstein“,
reagierte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer
(SPD). „Wir werden jetzt auf unserer Seite unseren Job tun.“ Auch
die FDP begrüßte „dieses klare Signal aus Kopenhagen sehr – allen
grünen und teilweise roten Unkenrufen zum Trotz“. CDU-Fraktionschef Daniel Günther forderte Minis-
Das Milliardenprojekt in Zahlen
17,6
Kilometer lang soll der
Belttunnel zwischen dem
ostholsteinischen Puttgarden und Rødbyhavn (Lolland) werden. Das Bauwerk
kostet 7,1 Milliarden Euro. Dänemark finanziert das Projekt mit Unterstützung
der EU. Deutschland kommt für seine
Hinterlandanbindung von Straße und
Schiene auf. Inklusive einer neuen Fehmarnsundquerung liegen die Kosten
bei rund zwei Milliarden Euro. Die Eröffnung des Tunnels ist für 2028 geplant.
terpräsident Torsten Albig (SPD)
auf, mit einem formellen Kabinettsbeschluss zur Unterstützung der
Fehmarnbelt-Querung nachzuziehen. Und alle Querungs-Gegner
sollten der Kopenhagener Entscheidung „nicht länger mit Fundamental-Opposition begegnen“.
Mit dem gestrigen Beschluss haben die dänischen Planer von Femern A/S freie Bahn: Sie können
mit den bevorzugten Bieterkonsortien in finale Verhandlungen tre-
ten. Am Ende steht die Unterschrift
unter die Verträge. Sie muss bis
Mai geleistet sein. Sonst sind die
Unternehmen, die aus Dänemark,
Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Belgien stammen,
nicht mehr an ihre Kalkulation gebunden. Die Verträge ständen hinsichtlich der Aufnahme der Arbeiten unter dem Vorbehalt der deutschen Baugenehmigung, teilte Femern A/S mit.
Durch Verzögerungen in der Planung wird mit einem Baubeginn
nicht vor 2019 gerechnet.
Halten
Soll kommen: der
Belt-Tunnel.
die Dänen diesen Termin nicht ein,
werden die Bauunternehmen mit
40 Millionen Euro entschädigt.
„Wir müssen uns jetzt voll darauf
konzentrieren, Kontakt zu den
deutschen Behörden zu halten“,
sagte Schmidt. Auf deutscher Seite
liegt nicht einmal der Planfeststellungsbeschluss vor – das ist die Baureife. Es gilt, 3100 Einwendungen
gegen den Tunnel zu beantworten.
Meyer: „Das muss sauber abgearbeitet werden.“ Der Minister rechnet mit dem Planfeststellungsbeschluss nicht vor Ende 2017. Sollten Projektgegner vor Gericht ziehen, ist mit einer Verzögerung von
ein bis zwei Jahren zu rechnen. Der
Nabu will sich „mit allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln“ wehren, kündigte ein Sprecher bereits an. Die Grünen bekräftigten ihre Skepsis. „Solange nicht
geklärt ist, wer das finanzielle Risiko trägt, ist die heutige Erklärung
nicht mehr wert als das Papier, auf
dem sie geschrieben steht. Das ist
bekanntlich geduldig“, sagte Andreas Tietze. Seiten 2 und 10
2017 wird die Grömitzer
Seebrücke aufgehübscht
Die Grömitzer Seebrücke soll saniert werden. Bis Spätsommer will
der Tourismus-Service ein Konzept erstellen. Die mehr als 30 Jahre alte Konstruktion soll neue Bohlen bekommen. Auch ist eine Modernisierung der Beleuchtung angedacht. Weitere Vorschläge der
Bürger sind erbeten. Seite 13
SPORT
VfB unter Flutlicht torlos
gegen den Lüneburger SK
Es war wahrlich kein
Fußball-Leckerbissen
in der Regionalliga
Nord: Der VfB Lübeck
und der Lüneburger SK
trennten sich gestern Abend auf
der Lohmühle vor 1113 Zuschauern mit 0:0. Seite 19
KULTUR
Sarah Connor –
Comeback auf Deutsch
Sarah Connor (35,
Foto) hat sich neu
erfunden und ist
zurück auf der
Bühne – mit deutschen Texten. In
Hamburg gab sie
ein umjubeltes
Konzert. Seite III
BÖRSE
Zum Wochenende stieg der Dax
um weitere 0,74 Prozent auf
9824,17 Punkte. Seite 8
WITZ DES TAGES
Was ist der Unterschied zwischen
einem Bankräuber und einem Fußballprofi? Der Bankräuber sagt:
„Geld her, oder ich schieße!“ Der
Fußballstar hingegen: „Geld her,
oder ich schieße nicht!“
WETTER
Der Frühling
versteckt
sich weiter hinter
Wolken und Regenschauern, maximal 5 Grad
lassen auch
keine große
Hoffnung aufkeimen. Seite VIII
Anzeige
Letzte Zuflucht Kanada?
Wiesbaden. Die Lebenserwartung
in Deutschland steigt weiter. Das
gilt sowohl für Babys als auch für ältere Menschen. Nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden haben neugeborene Mädchen statistisch gesehen 83 Jahre
und einen Monat vor sich, männliche Säuglinge 78 Jahre und zwei
Monate. Damit erhöhte sich die Lebenserwartung in den vergangenen zehn Jahren bei Jungen um
zweieinviertel Jahre, bei Mädchen
um eineinhalb Jahre. Seite 9
it einem „Staatsdinner“ im
Weißen Haus wird US-Präsident Barack Obama kommende Woche Kanadas Premierminister
Justin Trudeau (Foto) beehren. Nun ist
das Nachbarland ja eigentlich nur Zuschauer, wenn Amerika ein neues
Staatsoberhaupt wählt, aber angesichts der steigenden Furcht vor
einem Präsidentschaftskandidaten Donald Trump vereinnahmen
die US-Amerikaner kurzerhand
auch den Premier von nebenan.
Die „Washington Post“ bezeichnet den Kanadier als „An-
M
ti-Trump“, seine „progressive, jeden
einbeziehende Botschaft“ sei völlig anders als die von Donald Trump,
schrieb die „Washington Post“. Während Kanada in den vergangenen Monaten 25 000 Flüchtlinge aus Syrien
aufnahm, Trudeau höchstpersönlich
Flüchtlinge auf Flughäfen begrüßte und erklärte, dass die Kanadier „ihre Herzen öffnen und
Menschen
begrüßen,
die
schwierigen Lebensumständen
entfliehen“, ist Trump strikt gegen die Aufnahme von Syrern.
Er will sie sogar im Falle
Immer mehr Ski-Urlauber entdecken Osttirol
Wenn andernorts die weiße Pracht schon wieder auf dem Rückzug ist, lädt das Hochpustertal in Osttirol noch zum Wintersport ein. Ein Reisebericht. Magazin Seite V
eines Wahlsiegs wieder nach Hause
schicken. Trudeau zeigt die Gefahren
des Klimawandels auf, Trump sagt, es
gebe größere Probleme.
Inzwischen scheinen viele US-Amerikaner Kanada sogar als Zufluchtsort
für den Fall eines Trump-Sieges in Erwägung zu ziehen. Nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse des Super-Dienstags stiegen bei Google Anfragen aus den USA „How to move to
Canada?“ (Wie kann man nach Kanada umziehen?) schlagartig um 350 Prozent, gegen Mitternacht gar um mehr
als 1000 Prozent.
Gerd Braune
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2 Sonnabend,
5. März 2016
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MEINUNG
LEITARTIKEL
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KARIKATUR
Statt Antworten mehr Fragezeichen
as soll jetzt also der große Befreiungsschlag gewesen sein? Der Beweis, dass
beim Deutschen Fußball-Bund von nun
an transparent gearbeitet wird. War das die rückhaltlose Aufklärung, die vorher vom DFB versprochen worden war?
Leider nein. Trotz viermonatiger Untersuchungen durch das Beratungsunternehmen
Freshfields ist bei der Vorstellung des Abschlussberichts nur unterstrichen worden, was jeder
aufgrund der Enthüllungen eh schon wusste. Ja,
es gab rund um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 seltsame Geldströme. Ja,
nicht nur die Rolle von Franz Beckenbauer ist dabei durchaus fragwürdig. Ja, der im November
von seinem Amt zurückgetretene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wusste schon länger
von den Merkwürdigkeiten, schwieg aber.
Damit wurde eine Chance verpasst. Denn die
zentrale Frage ist nicht aufgeklärt worden. Die
Aussage „Wir haben keinen Beweis für einen
Stimmenkauf gefunden, können diesen aber
auch nicht ausschließen“ ist keine Antwort darauf, wie das spätere Sommermärchen nach
D
Finde Franz!
Karikatur: Mariolars
LN-5.3.2016
KOMMENTAR
Dänen bauen am Fehmarnbelt
Ein Meilenstein?
Von Curd Tönnemann
ür die Befürworter des
Milliardenprojekts am
Fehmarnbelt war die
gestrige Entscheidung in Kopenhagen zweifellos ein Meilenstein. Ein Tag, um die
Sektkorken knallen zu lassen. Die Dänen wollen sich offenbar durch nichts in der
Welt davon abhalten lassen,
einen Tunnel zu bauen.
Bedenken bleiben. Was
passiert während der Bauphase, welchen Einschränkungen unterliegt Fehmarn?
Wird der Tunnel überhaupt
gebraucht? Die Entscheidung von gestern tötet die
Diskussion nicht. Die Naturschützer stellen bald eine Stu-
F
Die Rolle des DFB bei
der Vergabe der WM
2006 bleibt unklar.
Von Sebastian Harfst
Deutschland gekommen ist. Jetzt sind die Fragezeichen sogar noch größer. Ist das Vertuschungssystem beim DFB so tief verankert gewesen,
dass nicht einmal ein Stab aus Ermittlungsexperten durch die Verflechtungen steigt? Oder war
damals nur eine Horde Einzelkämpfer am
Werk, die im Hinterzimmer dubiose Deals mit
dem Ziel WM 2006 ausbaldowert haben? Nicht
einmal die Gute-Nacht-Geschichte, dass alles
am Ende gar nicht so schlimm war, hat der DFB
gestern erzählen können.
Noch schlimmer ist, dass diejenigen, die für
Aufklärung hätten sorgen können, mehr als ein
Jahrzehnt über die Vorgänge schwiegen. Und
auch in den vergangenen Monaten haben sie
wenig dafür getan, Licht ins Dunkel zu bringen.
Die offensichtliche Strategie der Beckenbauers
und Niersbachs: Wenn sie schon nicht mehr für
das Sommermärchen gefeiert werden, soll ihre
eigene Legende so sauber wie möglich bleiben.
Sie stehen für die alte Funktionärswelt, die noch
nicht in der Moderne angekommen ist. Haben
die DFB-Interimsverwalter das geschafft? Fraglich: Die Freshfields-Ermittler wurden beauftragt, da war Niersbach noch in Amt und Würden als DFB-Präsident. In den Fifa- und Uefa-Exekutivkomitees sitzt er noch immer . . .
Und so bleibt das Gefühl eines Zwischenberichts. Die gestrige Pressekonferenz stellt sich in
eine Reihe mit solch peinlichen Auftritten wie
der „Das entzieht sich meiner Kenntnis“-Rede
Niersbachs vom 22. Oktober 2015 – sechs Tage,
nachdem der erste „Spiegel“-Bericht das Sommermärchen-Beben auslöste.
Das Gewaber rund um die Frage, wie die WM
2006 nun wirklich nach Deutschland kam, geht
weiter. Der Weg zu mehr Transparenz ist vielleicht eingeschlagen, am Ziel ist der deutsche
Fußball aber noch lange nicht. Bericht Seite 20
ANSICHTSSACHE
die vor. Man darf drauf wetten, dass sie behauptet, die
Verkehrsprognosen für den
Belt seien zu optimistisch.
Die deutsche Seite könnte
noch zum Bremsklotz für den
Tunnel werden. Der Kopenhagener Transportminister
Schmidt übte deshalb nochmal Druck aus – diplomatisch
verkleidet. Übersetzt hieß es:
Wenn Schleswig-Holstein
mit seiner Planung nicht in
die Pötte kommt, können wir
unsere „schönen Preise“
nicht halten. Dann wird der
Tunnel teurer. Und aus dem
Meilenstein von gestern würde ein Mosaiksteinchen werden. Bericht Seiten 1 und 10
<
Die CDU vor den Wahlen
Keine Panik
Von Jörg Kallmeyer
or der AfD-Zentrale in
Berlin wird ein Berg
Schutt abgeladen, Bayerns Ministerpräsident besucht Europas größten Grenzsicherer in Ungarn, die Kanzlerin setzt bei einem EU-Gipfel alles auf eine Karte – selten zuvor hat es in Deutschland rund um Landtagswahlen ein so aufgewühltes politisches Umfeld gegeben.
Gleich dreimal wird in einer
Woche auch über die Flüchtlingspolitik
abgestimmt,
nach den jüngsten Umfragen
werden die Rechtspopulisten
der AfD große Stimmenzuwächse verbuchen. Die Nervosität der Volksparteien ist
V
groß. Anders als noch vor einigen Wochen aber scheint in
der CDU-Spitze keine Panik
mehr zu herrschen.
Die SPD konnte lange gut
damit leben, dass sich alles
um ein mögliches Desaster
der Union drehte. Inzwischen aber rücken immer
mehr die Sozialdemokraten
in den Blick. Sie könnten der
großer Verlierer der Wahlen
werden – in Sachsen-Anhalt
dürfte sie nach den Umfragen klar hinter der AfD ins
Ziel kommen. Eine politische
Demütigung, für die sich Parteichef Sigmar Gabriel eine
gute Erklärung bereitlegen
muss. Bericht Seite 4
Lübe¬er Nachrichten
ÜBERPARTEILICH UND UNABHÄNGIG · PFLICHTBLATT DER HANSEATISCHEN WERTPAPIERBÖRSE HAMBURG
Geschäftsführer: Stefanie Hauer, Adrian Schimpf
Redaktion
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Die Tiefe des Raumes: In 13,4 Milliarden Lichtjahren Entfernung entdeckte das Weltraumteleskop „Hubble“ die Galaxie GN-z11.
Foto: dpa
Blick in die Kinderstube des Kosmos
Das Weltraumteleskop „Hubble“ hat die bislang fernste Galaxie gesichtet, und damit zugleich einen Blick in die „Kinderstube“ des
Universums geworfen. Das Licht der fernen
Sterneninsel scheint aus einer Rekordentfernung von 13,4 Milliarden Lichtjahren zu uns,
wie das wissenschaftliche Weltraumteleskopinstitut STScI in Baltimore (US-Staat Maryland) gestern mitteilte. Damit ist die Galaxie
mit der Katalognummer GN-z11 noch 200 Mil-
lionen Lichtjahre weiter von uns entfernt als
der bisherige Rekordhalter.
Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in
einem Jahr zurücklegt. Das Licht von GN-z11
war also 13,4 Milliarden Jahre zu uns unterwegs. Sehr viel weiter können wir nicht gucken: Das Universum ist erst 13,8 Milliarden
Jahre alt. „Wir sehen GN-z11 zu einer Zeit, als
das Universum erst drei Prozent seines heutigen Alters hatte“, sagte Untersuchungsleiter
Pascal Oesch. Zuvor hatten Astronomen die
Entfernung der Galaxie geschätzt, erst jetzt
gelang mit „Hubble“ eine genaue Messung.
Die junge Galaxie ist Beobachtungen zufolge 25 Mal kleiner als unsere Heimatgalaxie,
die Milchstraße, und leuchtet überraschend
hell. Sie besitzt zwar nur ein Prozent der Sterne unserer Galaxie, wächst aber schnell: Ihre
Sternproduktion ist 20 Mal so hoch wie die der
Milchstraße.
LESERBRIEFE
Fleischkonsum ruiniert
weltweit die Natur
Zur Debatte um den Konsum von
Schweinefleisch in Kantinen: Mit unserem exzessiven Fleischkonsum
ruinieren wir weltweit die Natur.
Darüber hinaus sind wir für den
Hunger in Entwicklungsländern
verantwortlich, weil dort wertvolle
Agrarflächen für die Produktion
von Futtermitteln missbraucht werden, die für die Ernährung der Bevölkerung benötigt werden.
80 Prozent der weltweiten Sojaproduktion werden als Futtermittel
verwendet, damit wir zu Billigstpreisen möglichst jeden Tag
Fleisch essen können. Es würde
der Partei mit dem C im Namen
gut zu Gesicht stehen, sich vehement dafür einzusetzen, dass dieser unchristliche Wahnsinn beendet wird. Stattdessen wird hier
Lobby-Arbeit für die Massentierhaltung unserer Landwirtschaft gemacht, wo ein Umsteuern zu einer
gesunden, nachhaltigen und ökolo-
<
gischen Fleischproduktion längst
überfällig ist. Aus Kostengründen
wird gerade in den Kantinen
Fleisch aus billiger Massenproduktion verwendet. Vor diesem Hintergrund ist die Begründung, Schweinefleisch im Interesse einer gesunden und ausgewogenen Ernährung auf dem Speiseplan zu fordern, ein Hohn.
Lasst das doch den Markt entscheiden, was auf dem Speiseplan
verlangt wird! Die Politiker sollten
sich raushalten und sich um die
wirklich wichtigen Dinge kümmern. Dafür sind sie nämlich gewählt! Lothar Mende, Lübeck
nende Asylunterkünfte genommen. Damit muss Schluss sein.
Ein NPD-Verbot führt nicht
gleich dazu, dass die Ideologie aus
den Köpfen von Rechtsextremen
oder Sympathisanten verschwindet. Es bedeutet aber, dass mit
dem Verbot ein Zeichen gegen
Rechtsextremismus und Rassismus gesetzt wird. Mit dem Verschwinden der NPD wird es organisatorisch und auch propagandistisch schwerer, dass Übergriffe auf
unschuldige Menschen in unserem Land weiter stattfinden. Um
Ängste und Schrecken bei uns abzubauen, muss den Nazis endlich
ein Riegel vorgeschoben werden.
Ein Verbot der NPD
setzt ein Zeichen
Rudolf Frey, Bad Schwartau
Zu „Neuer Anlauf für ein Verbot der
NPD, LN vom 1.3.16: Die Brutalität
der rechten Szene hat im letzten
Jahr bis heute erheblich zugenommen. Steigende Flüchtlingszahlen
wurden zum Anlass für rassistische Hetze, für Überfälle und bren-
Mehrwertsteuer nutzen
für E-Auto-Förderung
Zum Vorschlag, Diesel höher zu besteuern, um E-Autos zu fördern: Es
wundert nicht, dass auch einer
SPD-Politikerin zur Förderung der
Elektromobilität nichts anderes
einfällt, als den Bürgerinnen und
Bürgern (Autofahrer/innen) mal
wieder in die Tasche zu greifen.
Wie wäre es denn mal mit Kreativität, Frau Hendricks?
Ein Diesel-Pkw kostet in der Anschaffung mehr als ein Benziner –
dementsprechend fällt auch die
MwSt höher aus – na, wäre das ein
Ansatz? Nehmen Sie doch die
Mehrwertsteuer für die Förderung
(Im Januar 2016 betrug die Mehrwertsteuer-Einnahme 17,8 Milliarden Euro). Serge Marx, Fitzen
Diese Zuschriften geben ausschließlich die
Meinungen der Einsender wieder. Kürzungen
vorbehalten.
Leserbriefe bitte an:
Lübecker Nachrichten,
23543 Lübeck, Fax: 0451/144 10 22;
E-Mail: [email protected].
Wichtig: Alle Zuschriften
müssen einen vollständigen
Absender tragen.
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< WIRTSCHAFT
10
Sonnabend,
5. März 2016
IN KÜRZE
Viele Bürger
mit Glyphosat
belastet
<
Llyod-Werft: Niemand muss
um seinen Job fürchten
Bremerhaven. Die neue LloydWerft-Gruppe mit den Standorten
Wismar, Stralsund, Warnemünde
und Bremerhaven sieht für die 1700
Beschäftigten gute Job-Perspektiven. „Keiner muss Angst haben um
seinen Job, im Gegenteil“, so WerftVorstand Rüdiger Pallentin. Der
Genting-Konzern hatte 2015 die
Lloyd-Werft und jetzt die NordicYards-Werften übernommen.
Wenig klimaschonende
Limousinen bei Ministerien
Berlin. Die Bundesregierung hat
trotz aller Bekenntnisse nur relativ
wenige klimaschonende Limousinen im eigenen Fuhrpark. Mehr als
zehn Prozent NiedrigemissionsFahrzeuge in der Flotte haben aktuell fünf der 14 Ministerien, teilte
das Innenressort mit. In der Flotte
des Kanzleramts stoßen fünf Prozent der Wagen weniger als 50
Gramm CO2 pro Kilometer aus.
Facebook verspricht
höhere Steuerzahlungen
London. Facebook wird voraussichtlich künftig mehr Steuern in
Großbritannien zahlen. Ab April
würden die Werbeeinnahmen
nicht mehr in Irland, sondern in
Großbritannien verbucht, der Gewinn werde daher im Vereinigten
Königreich versteuert, teilte Facebook gestern mit. Genaue Zahlen
werden erst im kommenden Jahr
bekannt sein.
Bombardier: Protest
gegen Stellenabbau
Schönefeld. Der geplante Stellenabbau beim Zugbauer Bombardier
Transportation stößt auf Widerstand. Betriebsräte und die Gewerkschaft IG Metall kündigten
für den 17. März einen gemeinsamen Aktionstag an. Das Unternehmen hat angekündigt, 1430 seiner
10 500 Arbeitsplätze in Deutschland zu streichen.
Trinkwasser verunreinigt:
Anklage gegen K+S-Chefs
Kassel. Weil der Kali-Produzent
K+S über Jahre Trinkwasser mit
Salzabwasser verunreinigt haben
soll, sind K+S-Chef Norbert Steiner und der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Bethke angeklagt worden.
Die Staatsanwaltschaft im thüringischen Meiningen wirft ihnen Gewässerverunreinigung und unerlaubten Umgang mit Abfällen vor.
Die Tunnelelemente werden in eine am Meeresboden ausgehobene Mulde gelegt. Dann wird die Röhre mit Sand und Steinen bedeckt.
Foto: Femern A/S
Belttunnel-Befürworter bejubeln
das klare Signal aus Dänemark
Vier deutsche Bauunternehmen mit am Start – Stahl-Verbrauch entspricht 50 Eiffeltürmen
Von Curd Tönnemann
Kopenhagen/Kiel. Es war der Tag
der Tunnel-Bejubler. Von überall
her meldeten sie sich zu Wort, um
dieser Entscheidung aus Kopenhagen Anerkennung zu zollen: Die
Dänen bauen am Belt. Der Jubel
mag auch so groß ausgefallen sein,
da das Projekt zuletzt beinahe von
Tag zu Tag mehr auf der Kippe zu
stehen schien. Erst liefen die Baukosten davon, dann wurden sie wieder eingefangen. Die Planung verzögerte sich, EU-Gelder gerieten in
Gefahr. Seit gestern: vergessen.
„Das schafft Ruhe um das Gesamtprojekt“, sagte Thomas Hansson, Vorsitzender von String, einer
deutsch-dänischen-schwedischen
Regionalkooperation, zum dänischen Bekenntnis. „Dänemarks Politiker haben bewiesen, dass der
Bau des Fehmarnbelttunnels trotz
der Zeitverzögerung auf deutscher
Seite weiterhin höchste Priorität in
Dänemark genießt“, erklärte Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwerin und Chairman des Fehmarnbelt Business
Councils (FFBC). „Auf
sucht wird, demokratidieses Signal aus Kosche Entscheidungen
penhagen hat die Wirtzu großen Infrastrukturschaft im Hansebelt geprojekten im Nachhiwartet“, jubelte die
nein zu torpedieren“.
IHK Lübeck. Das däniWenn die Landesregiesche Bekenntnis sei
rung so weitermache
sehr positiv, sagte die
wie bisher, „droht uns
Kieler Europaministeauf internationalem Parrin Anke Spoorendonk
kett eine peinliche Bla(SSW). „Ich freue mich, D) D) Dänemark
mage“, sagte der Libedass eine breite politirale. Mit den bisheriglaubt
weiter
an
sche Mehrheit in Kogen politischen Querpenhagen die Ampel das Projekt. Und
schüssen aus dem Kiedauerhaft auf grün ge- wir tun es auch.“
ler
Regierungslager
stellt hat“, erklärte Mi- Torsten Albig (SPD)
müsse Schluss sein, fornisterpräsident Torsten
derte der CDU-FraktiAlbig (SPD). „In Dänemark glaubt onsvorsitzende Daniel Günther.
man weiterhin an das Projekt. Und Um das Vertrauen der Investoren
wir tun es auch.“
wiederherzustellen, sei nun ein klaDie Landtagsopposition verpass- res Signal aus Schleswig-Holstein
te es nicht, die Landesregierung so- erforderlich. „Die Vorarbeiten sind
gleich in die Pflicht zu nehmen. abgeschlossen. Jetzt steht die UmTorsten Albig und Verkehrsminis- setzung an“, sagte Günther zum
ter Reinhard Meyer (SPD) schaff- Beltprojekt. Kritik kam erneut vom
ten es einfach nicht, ihre eigenen Naturschutzbund (Nabu). Der
Leute zu überzeugen, mahnte Grad der Selbsttäuschung bei allen
Christopher Vogt (FDP). Es sei Projektbeteiligten sei erschreschon bemerkenswert, wie in ckend, kritisierte Malte Siegert.
Deutschland „immer stärker verDie Planer lüfteten gestern das
Geheimnis um die bevorzugten Bieterkonsortien für die Hauptbauverträge. Danach sind Unternehmen
aus Deutschland, Dänemark,
Frankreich, den Niederlanden und
Belgien am Tunnelbau beteiligt.
Aus Deutschland dabei sind
Wayss & Freitag, Max Bögl (Tunnel, Tunnelfabrik, Tunnelportale)
sowie Hochtief und Züblin (Aushub des Tunnelgrabens). Die Verträge mit den Konsortien sollen bis
Mitte Mai geschlossen sein.
Der Belttunnel wird mit 17,6 Kilometern der weltweit längste Absenktunnel für einen kombinierten
Schienen- und Straßenverkehr. Er
besteht aus 79 Einzelelementen
von je 217 Metern Länge und zehn
Spezialelementen mit einem Untergeschoss (für Betrieb und Wartung). Jedes einzelne Tunnelelement wiegt 73 000 Tonnen, das entspricht 14 000 Elefanten. Die Menge an Stahl, die für den Tunnel benötigt wird, entspricht etwa 50 Eiffeltürmen. Am Belttunnel sollen bis
zu 3000 Menschen Beschäftigung
finden. Die Bauzeit ist mit achteinhalb Jahren veranschlagt.
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Schleswig-Holstein
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Neuharlingersiel. Niedersachsens
Fischer haben ein erfolgreiches
Jahr 2015 hinter sich und können
künftig von neuen Förderprogrammen profitieren. Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne)
stellte gestern 21,5 Millionen Euro
aus dem Europäischen Meeresund Fischereifonds in Aussicht. Damit sollten bis zum Jahr 2023 die Infrastruktur der Fischereihäfen und
Anlagen zur Fischverarbeitung
und -vermarktung unterstützt werden, sagte Meyer.
Die meisten Fischereibetriebe in
Niedersachsen kamen 2015 wirtschaftlich gut zurecht. Niedrige
Treibstoffpreise, ordentliche Fangmengen und gute Marktpreise gaben den Unternehmen Zeit zum
Durchatmen. Insgesamt gingen
deutlich mehr Fänge in die Netze
als im Vorjahr. Die Kutter landeten
9484 Tonnen (2014: 7069 Tonnen)
Fisch, Krabben und Muscheln in
den Häfen an. Das machte sich
auch bei den Erlösen bemerkbar.
Mit 23,3 Millionen Euro fiel der Gesamterlös höher aus als im Vorjahr
(20,6 Millionen Euro).
Dabei hatte das erste Halbjahr
2015 für die Krabbenfischer nicht
so gut begonnen. Die Fangmengen
waren gering, und die Lager des
Handels waren noch gut gefüllt. Dadurch stiegen die Preise zunächst
nicht. Erst im zweiten Halbjahr gingen Fangmengen und Preise nach
oben, so dass die meisten Betriebe
ein auskömmliches Jahr hatten.
Zum Jahresende wurden noch sehr
gute Preise von mehr als sechs
Euro pro Kilo erzielt. Der Durchschnittspreis lag bei 3,81 Euro pro
Kilogramm.
Relativ niedrige Treibstoffpreise
wirkten sich 2015 in der gesamten
Branche positiv aus. „Niedersachsen ist Fischereiland Nummer 1 in
Deutschland, sowohl bei der Küs-
tenfischerei als auch bei Aquakulturen“, sagte Minister Meyer. Das
Land unterstütze den wichtigen
Wirtschaftszweig. „Mit der EU-Förderung haben wir einen großen
Fisch an Land gezogen“, sagte
Meyer.
Ein Projektgebiet soll alle niedersächsischen Fischereihäfen an der
Küste von Ditzum an der Ems bis
Cuxhaven an der Elbe umfassen.
Von der Förderung könnten Kommunen, der Tourismus und die Fischereiwirtschaft profitieren.
Ein Fischer pult einen Hering aus seinem Fangnetz. Die Betriebe hoffen
Foto: dpa
in diesem Jahr auf Förderung von der Europäischen Union.
Berlin. Fast jeder Deutsche hat einer Studie zufolge Rückstände des
Unkrautvernichters
Glyphosat
im Urin. Das geht aus einer gestern
veröffentlichten Erhebung hervor,
hinter der die Bürgerinitiative
Landwende steht und die in der
Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin präsentiert wurde.
Basis sind Urin-Proben von 2000
Testpersonen. Insgesamt ließ sich
bei 99,6 Prozent davon Glyphosat
nachweisen.
Das Pflanzengift Glyphosat steht
im Verdacht, krebserregend zu
sein. Menschen kommen mit dem
Herbizid über Lebensmittel, Trinkwasser oder etwa die Arbeit in der
Landwirtschaft in Kontakt. Das
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht jedoch keine Gefahr für die Gesundheit.
Der Studie zufolge waren die
Rückstände im Urin bei 75 Prozent
der Probanden mit mindestens
0,5 Mikrogramm pro Liter fünfmal
so hoch wie der Grenzwert für Trinkwasser. Das BfR betonte gestern,
Glyphosatnachweise im Urin seien
in geringen Konzentrationen zu erwarten. „Sie zeigen, dass Glyphosat, vorwiegend mit dem Urin, rasch
wieder ausgeschieden wird.“ Zudem seien nicht einmal die festgestellten Maximalwerte gesundheitlich bedenklich. Die Belastung, die
sich daraus berechnen lasse, liege
„weit unterhalb der Grenzwerte“.
Untersucht wurden die Proben
von dem Labor Biocheck-Holzhausen. Demnach haben Männer deutlich mehr Rückstände im Urin als
Frauen. Kinder und Jugendliche
scheinen zudem stärker belastet zu
sein als andere Altersgruppen. Vegetarier und Veganer haben demnach indes weniger Rückstände im
Urin. In wenigen Tagen könnte auf
europäischer Ebene über eine erneute Glyphosat-Zulassung entschieden werden.
VW legt
Ende April
Zahlen vor
Wolfsburg. Europas größter Autobauer Volkswagen empfängt seine
Aktionäre erstmals nach dem Ausbruch des Diesel-Skandals am
22. Juni zur Hauptversammlung.
Das teilte der Konzern gestern mit.
Wie in den Vorjahren lädt VW zu
dem Treffen der Anteilseigner
nach Hannover. Das Unternehmen
hatte seine Hauptversammlung Anfang Februar ebenso verschoben
wie die Vorlage der Jahresergebnisse. Auslöser waren die offenen
Fragen in der Abgas-Affäre. So ist
zum Beispiel unklar, ob und wie
der VW-Konzern die betroffenen
Dieselwagen in den USA zurückrufen kann. Möglicherweise drohen
dort auch Rückkäufe.
Nun steht auch der neue Termin
für die Bilanzvorlage: 28. April. Ursprünglich hätten die Zahlen kommende Woche erläutert und das Aktionärstreffen Ende April stattfinden sollen. Für die Jahresbilanz gilt
eine Zeitgrenze bis spätestens Ende April. Für die Hauptversammlung ist der Spielraum größer.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird bei VW
intern damit gerechnet, dass die
Hauptversammlung auch noch am
23. Juni weiterläuft. Das müsste
laut Aktiengesetz und einer Entscheidung des Landgerichts Düsseldorf in der Einladung entsprechend notiert werden. Ansonsten
droht nach Mitternacht ein Scheitern der Veranstaltung. Üblicherweise genügt VW ein Tag für seine
Aktionärsversammlungen.
Deutschlands größter Konzern
hat Stammaktien, an denen Stimmrechte hängen. Davon entfallen
gut 50 Prozent auf die Muttergesellschaft Porsche SE. Niedersachsen
hält mit 20 Prozent der Stämme eine Blockadeposition in der Aktionärskonstellation. Das Scheichtum
Katar besitzt 17 Prozent.